Raccan verbrachte den gesamten Vormittag damit, den Keller für sein Vorhaben herzurichten, denn dazu gehörte mehr als nur der bloße Vollzug; die Statuten Satakals hatten strikte Richtlinien für die Durchführung des Rituals parat, und auch wenn sich Raccan sicher war, dass es niemanden auffallen würde wenn er den Khajiit ohne großes Tamtam abstach, so brachte er es dennoch nicht fertig, einen solchen Betrug zu begehen. Schließlich wusste man nicht, welche Magie die Priester nun aus ihren symbolischen Ärmeln zogen; vielleicht ein Lügenzauber, vielleicht beobachteten sie ihn auch gerade eben. „Unwahrscheinlich, aber man weiß nie…“, und verstohlen blickte sich der Rothwardon um, ehe er fortfuhr, die vier Kerzen auf den Boden zu stellen. An die Seite legte er den verzierten Zeremoniendolch und ein Stück getrockneter Schlangenhaut, beides würde er für das Ritual benötigen, an zwei Ösen an der Decke befestigte er je ein Seilstück, an einer Öse an der Wand und der ihr Gegenüberliegenden ebenfalls. Zu guter Letzt kramte er ein Buch aus seinem Gepäck und begann darin zu blättern, denn irgendetwas falschmachen wollte er nicht; beim Lesen jedoch wurde ihm bewusst, dass er noch alles verinnerlicht hatte, sehr viele Schritte waren es sowieso nicht. Das Buch legte Raccan wieder zur Seite und untersuchte den Dolch nun genauer, er war rasiermesserscharf, und das war auch von Nöten. Erst jetzt wurde dem Rothwardon klar, dass er unbewusst versuchte zu verzögern. Genug, wies er sich im Geist zurecht, alles hat einmal ein Ende.
Mit schweren Schritten stapfte er die steinerne Treppe hinauf und stieß die Tür auf; wie erwartet war der Khajiit jetzt wieder bei Bewusstsein und zappelte nervös und schwer atmend auf dem Stuhl herum. Er warf den Kopf hin und her und versuchte sich zu befreien, als die gelben Augen jedoch Raccan erfassten, hielt Hawa'ajala inne. Sein Blick wanderte über Raccans Rüstung, zeigte Unverständnis und Skepsis. Als die Augen jedoch den Krummsäbel am Gürtel des Assassinen erblickten, weiteten sie sich und Panik schlich sich in das Gesicht des Khajiiten; er wusste definitiv, wen er vor sich hatte, und sogleich fing er wieder an mit zappeln, drehte sich von Raccan weg als sich dieser näherte bzw er versuchte es, natürlich erfolglos. Der Rothwardon packte den Kiefer von Hawa'ajala mit der rechten Hand und drehte dessen Kopf gewaltsam in seine Richtung, sodass dieser ihn anschauen musste. Einen Moment lang musterten sich die beiden emotionslos; plötzlich schnellte der Kopf der Katze nach vorn und Raccan wich reflexartig zurück; dieser Mistkerl hatte eine Kopfnuss versucht, ohne Gegenwehr würde er ihn nicht in den Keller bekommen. Noch immer hielt er den Kiefer des Khajiits fest, holte mit der linken Faust aus und schlug seiner Geisel kurz und trocken gegen die Schläfe. Hawa'ajala verdrehte die Augen und der Kopf glitt kraftlos aus Raccans Griff, jetzt musste der Rothwardon schnell handeln. Geschwind befreite er die Katze, warf sich das leblos wirkende Bündel Fell über die Schulter und schleppte den Khajiit in den Keller, wo er ihn zwischen den Kerzen in der Mitte des Raumes ablegte. Die Handgelenke der Katze fesselte er mit den Seilen, welche von der Decke hingen, sodass Hawa'ajala aufrecht vor Raccan „schwebte“, die Fußgelenke fanden Fixierung in den Seilen, die an den Wänden befestigt waren. Er konnte sich jetzt zwar noch bewegen, jedoch war dies im Grunde nur noch beschränktes Herumzappeln in der Luft. Nachdem sich Raccan nochmals über den festen Sitz der Fesseln versichert und auch die Kleidung der Katze entfernt hatte, schritt er die Treppe wieder hinauf und schloss die Tür von Innen; das Ritual konnte beginnen.
Wieder unten im Raum angekommen sah der Rothwardon, dass der Khajiit wohl wieder zu sich gekommen war, denn wie erwartet wand er sich in der unbequemen Fesselung, da er aber mit dem Rücken zu dem Assassinen „aufgespannt“ war, hatte die Katze Raccans Anwesenheit noch nicht bemerkt und atmete nur hörbar panisch ein und aus und schaute hektisch umher; Hawa'ajala hätte wohl auch geschrien, aber in weiser Voraussicht hatte der Rothwardon den Knebel da gelassen wo er war. In aller Ruhe und betont ordentlich machte der Assassine sich daran, seine Rüstung abzulegen und auf die Treppenstufen zu deponieren, ebenso seine Waffen; letztendlich stand er nur noch in seiner Leinenhose hinter dem Khajiit und betrachtete sich kurz selbst von oben bis unten. Die blauen Flecke vom Angriff der Banditen waren unübersehbar, aber das war jetzt zweitrangig, darum würde er sich später kümmern. Mit sicheren Schritt umrundete er Hawa'ajala und stellte sich vor ihn hin; dieser stellte sogleich die Befreiungsversuche ein und musterte Raccan. Die gelben Augen zuckten zu dem Schlangentattoo, und nun sah man deutlich die Panik darin aufsteigen. Die Katze versuchte etwas zu sagen, aber der Assassine interessierte sich dafür nicht; er wusste, wen er vor sich hatte. Durch nichts würde er sich davon abbringen lassen, seinen Auftrag auszuführen. Kein Geld. Keine Geschenke. Keine hohlen Versprechungen. Hier ging es um mehr als um das Leben eines Verräters; es ging um das seiner Schwester, und dies hatte in seiner Wertvorstellung sehr viel mehr Gewicht. Nein, nicht nur das; sie bedeutete ihm alles. Genau aus diesem Grund hätte er den Knebel im Mund des Khajiits lassen können, dennoch entfernte er ihn, denn die Katze konnte hier unten weder jemand schreien hören noch konnte das, was er zu sagen hatte, ihn irgendwie beeinflussen.
„Du kommst von Zalanu. Ich habe euch nichts gestohlen. Er belügt dich. Ich habe Gold, viel Gold. Gleich hier draußen vor der Hütte. In einem Baumstumpf. Du kannst alles haben. Befrei mich, ich führ dich hin. Oder willst du Edelsteine? Ich habe viele in Taneth versteckt. Viele Edelsteine. Du wirst reich sein! Nichts im Vergleich zu dem was dir Zalanu bieten kann. Feine Kleidung, die schönsten Pferde, ein großes Haus!“. Der Assassine war etwas überrascht von dem Wortschwall, der nur so aus dem Khajiit, der sich wohl mit dem Tod in Person Raccans konfrontiert sah, herausquoll, und er war noch lange nicht am Ende, denn während der Rothwardon in aller Ruhe umherging und die Kerzen anzündete, plapperte er weiter, die Lautstärke erhöhend. „Oder soll ich dein Diener sein? Oder willst du Frauen? Ich kann sie dir besorgen, viele Frauen! Oder bring mich in’s Gefängnis, dir fällt bestimmt etwas ein!“. Raccan ließ sich nichts anmerken und schwieg immer noch, bewegte sich mit ruhigen Schritten zu dem Dolch und hob ihn auf. Der Khajiit riss an den Fesseln, nun in allergrößter Todesangst, als Raccan sich umdrehte, Hawa'ajala fixierte und sich direkt vor ihm hinstellte.
„Fahr nach Oblivion, du Sklave Satakals! Du und deinesgleichen sollst verrecken! Ich werde in’s Paradies fahren und ihr im Feuer schmoren! Du Missgeburt, ich werde…AAAAAHHHHH“.
Raccan war während der Schimpftriade des Khajiits um ihn herum gegangen und hatte die Klinge des Dolches mit den Worten „Satakal, hiermit lasse ich diesen armen Geist eine Wiedergeburt erfahren, auf dass seine Seele gestärkt daraus hervor geht“ ihm auf Nackenhöhe in den Körper gerammt, ohne jedoch das Genick zu verletzen, und sie dann mit einem kräftigen Ruck nach unten bis zum Schwanz durchgezogen. Der Aufgeschlitzte krümmte seine Wirbelsäule krampfartig und unnatürlich anmutend zu einem Hohlkreuz durch und ließ einen markerschütternden Schrei hören, während das Blut erst zaghaft, dann in Strömen seine Beine hinablief und über die Seile die Wand und von dort den Boden erreichte. Diese Position hielt Hawa'ajala einen Moment lang, dann sackte er zusammen und hing kraftlos in der Seilschaft, unzusammenhängende Worte vor sich hinsprechend. „Missgeburt…Verrat…ich…nein, nicht ich…ich…“. Raccan aber kümmerte sich darum nicht, stach den Dolch wieder nur ein wenig in die Stelle über den Schwanz des Khajiits und riss ihn erst das eine Bein hinunter, dann das andere und zum Schluss den Schwanz der Länge nach, untermalt wurde dies von quälend klingenden Schmerzlauten, jedoch waren sie um einiges leiser als noch beim ersten Mal. So langsam bildete sich unter Hawa'ajala eine große, rote Pfütze, und auch der Rothwardon spürte das warme Blut zwischen seinen Zehen, aber Beachtung schenkte er diesem Umstand nicht. Zügig erhob sich Raccan wieder und schlitze nach demselben Verfahren von der Anfangswunde im Nacken aus auch die Arme der Katze auf, welche zwar zuckend reagierte, jedoch wirkte dies mehr als Reaktion des Körpers. als dass sie es wirklich registrierte, denn der Kopf des Ritualopfers hing schlaff vorneüber und die Augen flimmerten wie im Delirium. Mit der freien Hand griff der Vollstrecker den Schädel seiner Zielperson, riss ihn zurück und machte je auf einer Seite einen geschwungenen Schnitt von der Schläfe bis zum Genick. Raccan ließ los, und der Kopf schwang wieder nach vorn mit einem leisen, jämmerlich klingenden Stöhnen; der Rothwardon trat einen Schritt zurück um zu überprüfen ob er auch nichts vergessen hatte. Nicht einmal ansatzweise kam ihm gerade in den Sinn, dass das, was er soeben tat, auf andere Menschen abstoßend und unerklärlich grausam wirken musste; es war schlicht und ergreifend völlig normal. Er bekam einen Auftrag und führte ihn aus. Würde das nicht jeder tun? Vor allem wenn es um mehr ging als Ruhm, Anerkennung oder Gold? Der Assassine wischte diese Gedanken schnell beiseite, er musste hier weitermachen, und das tat er dann auch. Er kniete sich hin, packte das Fell an den Beinen von Hawa'ajala und begann zu ziehen, während er die Klinge durch den vorhin gemachten Schnitt gleiten ließ und somit die Haut von dem darunterliegenden Fleisch und Fettgewebe ablöste. Ein leises Stöhnen ertönte dabei von dem Khajiit, jedoch war herauszuhören, dass sich dieser bereits mehr auf der Seite der Toten befand als noch im hier und jetzt. Raccan fragte sich warum, denn eigentlich war es möglich, die Wiedergeburt ohne Weiteres bei vollem Bewusstsein des Opfers abzuschließen; entweder war der Stress zu hoch oder der Rothwardon hatte irgendwo eine wichtige Ader verletzt, das würde auch die Pfütze auf dem Boden erklären. Was soll’s, rückgängig machen konnte er den eventuellen Fehler sowieso nicht mehr, also fuhr er unbeirrt damit fort, die Haut beziehungsweise das Fell von dem Bein der Katze abzulösen, was ihm aufgrund seiner Geschicklichkeit und wohl auch Erfahrung darin bemerkenswert zügig gelang. Bei dem anderen Bein gelang ihm dies genauso gut, und in gewisser Weise konnte er über diese Fast-Bewusstlosigkeit der Katze froh sein, denn das Ganze würde bei Weitem nicht so ruhig und schnell vonstatten gehen wenn Hawa'ajala sich wehren würde. Stück für Stück arbeitete er sich vor, Zentimeter für Zentimeter Haut lösten sich von dem Khajiit, und nach stundenlanger blutiger und schweißtreibender Arbeit sah sich Raccan nur noch einer Hürde gegenüber, denn nur noch das Fell am Kopf seines Opfers war mit dessen Körper verbunden. Ein prüfender Blick auf die abgeschälte und blutige Brust von Hawa'ajala sagte dem Assassinen, dass dieser Kerl immer noch lebte, obwohl sich herausgestellt hatte, dass er bei seinem zweiten Schnitt die Hauptschlagader im Bein angeritzt und die Katze darum so schnell an Kraft verloren hatte. Also Willen hatte er, das stand mal fest; gerade als Raccan die Klinge am Hals des Khajiits ansetzen wollte, zuckten seine Augenlider nach oben, tote Augen starten den Rothwardonen an, und mit einem tiefen Atemzug wich die Luft aus den Lungen der Katze und das Herz versagte (aus der Sicht von Hawa'ajala endlich) seinen Dienst. Der Assassine hielt einen Moment inne und betrachtete den Verräter mit versteinerter Miene. Der Boden des kleinen Raums war mit Blut getränkt, er selbst sah auch nicht besser aus und die offenliegenden Muskelstränge des Khajiits verliehen diesem Raum einen abscheulichen Mittelpunkt, umgeben von fast heruntergebrannten Kerzen. Raccan befeuchtete seine Lippen mit der Zunge, hier drin war es stickig, es roch nach Blut, er hatte Durst und der Dolcharm schmerzte ihn mittlerweile auch schon von der sich immer wiederholenden Schnittbewegung. Du hast es gleich geschafft, aber das Gesicht ist der schwerste Teil; nur wenn du es sehr gut hinbekommst, wird Zalanu an die Erfüllung des Auftrages glauben. Raccan ging um den Leichnam herum, setzte die Klinge im Nacken an und begann, die Kopfhaut vorsichtig vom Schädel der Katze zu lösen, vorbereitet war dieses Unterfangen bereits von den beiden geschwungenen Schnitten, welche er zu Anfang getätigt hatte. Stück für Stück arbeitete er sich vorwärts und ließ besonders an den Ohren des Khajiits große Vorsicht walten, um sie nicht zu verletzen, denn das war schließlich eines der beiden Markenzeichen. Als der Assassine schließlich auf Höhe der Schläfen angekommen war und das Fell einfach „Herumklappen“ konnte, fing er wieder im Nacken an und löste die Haut an beiden Seiten des Kopfes bis zum Hals hinunter wieder bis auf Höhe der Schläfen, sodass nun nur noch das Fell im Gesicht von Hawa'ajala mit dessen Körper verbunden war; die restliche „Hülle“ hatte Raccan über den gehäuteten Arm seines Opfers gelegt, damit das Gewicht keine Schäden am Fell verursachte. Er packte nun, nachdem er sich wieder vor den Khajiit gestellt hatte, das obere Fell auf dem Schädeldach, zog es nach vorn und begann, es vorsichtig von der Stirn herunterzuschälen, dann nach derselben Prozedur an den Wangen und dem Kiefer, an der Kehle und am Kinn. Konzentriert arbeitete er sich zu dem Gesichtsmittelpunkt vor, und als er schließlich die schnurrhaarbewehrte schwarze Nase des Ritualopfers erreichte und sie vom Knorpel trennte, atmete er entspannend aus. Es war geschafft. Raccan ließ den Dolch sinken, legte das „Gesicht“ ebenfalls auf den Arm des Gefesselten und blickte in die liderlosen, toten Augäpfel. Etwas gespenstisch sah das Ganze schon aus, aber anstatt Furcht oder gar Mitleid empfand der Rothwardon nichts als Befreiung und Erleichterung. Weder der See aus dem schon teilweise geronnenen Blut auf dem Boden, noch die nun eingetretene gespenstische Stille berührten ihn auch nur im Entferntesten; kompromisslos und mit geschäftsmäßiger Kälte schnitt er die Seile durch, welche den toten Khajiit hielten, und der gehäutete Körper sackte schmatzend auf den Boden zusammen Das Blut auf den blankliegenden Muskeln und Knochen war größtenteils schon getrocknet, sodass so gut wie nichts auf den Boden tropfte, als Raccan das grotesk aussehende Bündel aufhob, sich über die Schulter warf und damit die Treppe hinaufging; vorher hatte er sich noch das Lampenöl und das Stück Schlangenhaut geschnappt. Oben angekommen warf er Hawa'ajalas Überreste in die unbenutzte Kochstelle und verschnaufte erst einmal; wenn jetzt jemand hereinkäme, man würde ihn für einen Kannibalen halten, so blutverschmiert und primitiv wie Raccan jetzt aussah. Die Hälfte des Öls goss er über den Leichnam und machte sich dann daran, Holzscheite von dem nebenstehenden Holzstapel auf und um den Khajiit zu verteilen. Aufgrund der Tatsache, dass das Holz schon uralt war, zweifelte der Assassine nicht daran, dass es hervorragend brennen würde, denn es war knochentrocken; trotzdem begoss er es noch zusätzlich mit dem Rest des Öles und griff sich dann die neben der Feuerstelle liegenden Steine. Ein kurzes Aneinanderschlagen später flog ein großer Funken mitten in die hergerichtete Einäscherungsstätte, und sogleich fing diese Feuer. Ein beißender Geruch von verbranntem Fleisch breitete sich aus, sodass Raccans Augen begannen zu tränen, aber er wich nicht von der Stelle, kniete sich hin und warf das Stück Schlangenhaut in die gierigen Flammen. „Möge Satakal dir ein besseres Leben bescheren…“, murmelte er dabei die Ritusformel herunter, denn selbst daran zu glauben fiel ihm schwer. Das Ganze würde jetzt noch eine Weile brennen müssen; nachdem er ein paar weitere Scheite ins Feuer getan hatte, ging er wieder zurück in den Keller und wusch sich erst einmal mittels eines kleinen Wasserkrugs, den er sich in seiner Vorbereitung aus einem Brunnen vor dem Haus besorgt hatte, notdürftig und legte dann seine Rüstung wieder an. Das blutverschmierte Fell wickelte er in seine Leinenhose um es weniger auffällig transportieren zu können, denn nun musste er es haltbar machen, und dazu war es zwingend notwendig, zurück zum See zu reiten, an dem er bei seinem letzten Nachtlager überfallen worden war. Bei dem Gedanken schmerzten ihm wieder die Rippen, aber Raccan ignorierte das Pochen und stieg, nachdem er auch den Dolch im Gepäck verstaut hatte, mit eben selbigen und dem Fellbündel die Treppen wieder hinauf und verschloss den Keller. Er warf noch einen Blick auf das Feuer in der Kochstelle und den aufsteigenden Rauch, welcher im Kamin verschwand. „Das wird noch eine Weile brennen…“, befand er monoton murmelnd und kletterte aus dem Fenster auf der Rückseite des Hauses, befestigte sein „Gepäck“ auf dem Pferd und saß, nachdem er die Zügel von dem Balken gewickelt hatte, auf, um zu dem See zu reiten…

Einige Zeit später dämmerte der Abend, Raccan saß wieder vor der Feuerstelle im Haus und stocherte mit dem Feuerhaken in den letzten noch glimmenden Ascheresten des Khajiits herum. Der Auftrag war nun so gut wie erledigt, nun musste er das Fell nur noch zu seinem Stamm zurückbringen. Beim See angekommen hatte er zunächst alle Fleisch-, Fett- und Blutreste von der Innenseite der Haut entfernt und das Fell gründlich im Wasser gewaschen und es dann mit einer kleinen Phiole aus seinen Tasche eingerieben; das Mittel diente dazu, das Fell zu konservieren und das Wasser zu entziehen, und er tat dies sehr gewissenhaft. Dann musste es nur noch trocknen, und währenddessen rieb er es immer wieder mit einer fettartigen Substanz ein damit die Haut nicht riss und so den Pelz zerstörte.
Erst hier vor den Ascheresten wurde ihm bewusst, dass dabei sehr viel Glück eine Rolle gespielt hatte; dass niemand dazugekommen war während er den Khajiit gehäutet hatte; dass ihn niemand beim Gerben gesehen hatte. Und den Rauch hatte auch niemand bemerkt. Ein verstohlener Seitenblick traf das ordentlich zusammengelegte und verschnürte Pelzpaket, welches Raccan neben sich liegen hatte. Ja, der Auftrag war erledigt, so früh hatte er nicht mit dessen Abschluss gerechnet, und wenn er ehrlich war, so befreit von dem Druck hatte er noch gar keine Lust, wieder nach Hause zurückzukehren. Bei genaueren Nachdenken konnte er dies auch gar nicht, schließlich war sein Schwert gestohlen worden, die Buchautorin in dieser einen Stadt musste er noch besuchen, der Alte in Bravil schien ebenfalls noch mit Raccan zu rechnen, und zu guter Letzt war da noch Adya. Ach ja, und die Ayleiden-Ruine hatte er auch noch vor seinem geistigen Auge. Nun aber galt sein Fokus erst einmal unmittelbaren Problemen, denn Geld besaß er keines mehr, ebenso nichts von Wert was sich verkaufen ließ oder verkauft werden konnte. Die Glut war nun aus und der Leichnam restlos verbrannt, und als der Rothwardon in der Asche nach den Zähnen der Katze suchte, kam ihm ein Geistesblitz. Gut, es war kein ehrbarer Gedanke, aber hatte die Katze nicht etwas von einem Versteck mit Gold geplappert, als es ihr an den Kragen ging? Und brauchen würde sie es wohl kaum noch, ganz davon abgesehen war es mit Sicherheit sowieso Diebesgut. Nachschauen konnte nicht schaden, und nachdem er glaubte alle Zähne gefunden zu haben und sie in einem kleinen, extra dafür vorgesehenen Leinensäckchen verstaut hatte, stand er auf und ging zur Vordertür, um nach dem Versteck zu suchen.
Die Suche dauerte nicht lange, jedoch fiel die „Beute“ sehr bescheiden aus. Von dem versprochenen Reichtum des Khajiits konnte man ohne schlechtes Gewissen sehr enttäuscht sein, denn 30 Septime und ein Heiltrank musste schon sehr optimistisch betrachtet werden um es als Entlohnung zu sehen. Und damit wollte er sein Leben retten? Entweder war das Panik oder er hat keine sehr hohe Meinung von sich gehabt….mmmh, doch wohl Ersteres. Naja, immerhin war das ein Anfang, und den Heiltrank konnte er für seine Wunden gebrauchen. Das Geld steckte er ein und den Heiltrank behielt er in der Hand, während er in das Haus zurückging, die Tür schloss und sich auf den Stuhl setzte, auf dem noch vor Kurzem der Khajiit gehockt hatte. „Na dann, auf dich, Satakal…“, meinte er süffisant Richtung Holzdecke und stürzte den Trank mit einem Zug hinunter. Irgendwo ganz hinten in seinem Kopf wusste er, dass er mit diesem Sarkasmus einfach nur das dumpfe Gefühl in sich kaschieren wollte, welches sich immer ausbreitete, wenn er eines dieser bestialischen Rituale vollstreckt hatte, denn auch wenn er damit an sich keine Probleme hatte, wusste er doch, dass er damit alles andere als der Norm entsprach. Außenstehende würden ihn ohne weiteres als Monster bezeichnen, aber in seiner, in Raccans Welt, waren solche Dinge eben schon…normal. Ein schlechtes Gewissen aufgrund seiner Taten hatte er nicht, er fragte sich nur, was man hier mit ihm anstellen würde, sollte jemand davon erfahren. Während er so darüber nachdachte, spürte der Assassine bereits den Trank wirken; oft benutzte er diese Substanzen nicht, in seinem Dorf schwor man auf die natürliche Heilkraft, aber diese roten Gebräue hatten schon ihre Vorteile, das musste man ihnen lassen. Der Rothwardon spürte ein unangenehmes Ziehen kurz unter dem Herzen, anscheinend machte sich der Trank gerade über seine Rippen her. Kurz danach war es auch schon vorüber, und Raccan fühlte sich sichtlich entspannter. „Solche Tränke haben etwas für sich…“, befand er und warf die leere Phiole in die Feuerstelle. Dabei kam ihm in den Sinn, dass er durch den Überfall und seine Aktivitäten jetzt keinerlei Tränke, Gifte oder andere Substanzen mehr besaß, er war sozusagen alchemistisch abgebrannt. Bei dem Gedanken lächelte er ausdruckslos. „Ich seh mich schon durch den Wald robben und Kräuter sammeln…“, seufzte er, stand auf und platzierte den Stuhl wieder auf dem Tisch, da wo er ihn hergeholt hatte. Danach verstaute er sein Gepäck inklusive Fell auf dem Pferd und schaute sich danach noch einmal in dem Haus um, auch im Keller. Das Blut war mittlerweile größtenteils getrocknet und in den Ritzen auf dem Boden versickert, nur ein leichter rötlicher Schimmer bedeckte die Steine noch. Die Reste der Seile hingen noch an der Decke und der Wand, aber wozu diese entfernen, das war schließlich unnötig. Zufrieden mit sich selbst verschloss er den Keller wieder, verließ das Haus, saß auf und ritt den nach Nordwesten den Weg entlang, weg von dem Haus, um noch vor Einbruch der Dunkelheit die Hauptstraße zu erreichen…