Allgemein
News
News-Archiv
Partner
Netzwerk
Banner
Header
Media
Downloads
Impressum

The Elder Scrolls
Arena
Daggerfall
Spin-offs
Romane
Jubiläum
Reviews
Welt von TES
Lore-Bibliothek
Namens-
generator

FRPGs

Elder Scrolls Online
Allgemein
Fraktionen
Charakter
Kargstein
Technik
Tamriel-
Manuskript

Media

Skyrim
Allgemein
Lösungen
Tipps & Tricks
Steam-Kniffe
Review
Media
Plugins & Mods

Oblivion
Allgemein
Lösungen
Tipps & Tricks
Technik
Charakter
Media
Plugins & Mods
Kompendium

Morrowind
Allgemein
Lösungen
Tipps & Tricks
Media
Plugins & Mods

Foren
The Elder Scrolls Online
Hilfe & Diskussion

Skyrim
Hilfe & Diskussion
Plugins & Mods

Ältere TES-Spiele
TES-Diskussion
Oblivion-Plugins
Morrowind-Plugins

Community
Taverne zum Shalk
Adventures of Vvardenfell
Tales of Tamriel
Ergebnis 1 bis 20 von 324

Thema: [Obl] Rollenspielthread # 3 (Signatur aus)

Hybrid-Darstellung

Vorheriger Beitrag Vorheriger Beitrag   Nächster Beitrag Nächster Beitrag
  1. #1

    Skingrad, Zur Westebene --> Kaiserstadt

    Rylt wachte am frühen Morgen auf und berührte, wie fast jeden Morgen, die Narbe an seinem Hals. Das war eine Art Ritual von ihm, es sollte ihm Glück bringen. Er
    mochte seine Narbe, sie unterschied ihn schon lange von anderen Waldelfen. Nachdem er sie also berührt hatte, stand er auf und schaute in seinen Geldbeutel. Das
    reicht gerade noch für den Proviant, den ich brauche, um nicht auf dem Weg zur Kaiserstadt zu verhungern. Danach muss ich irgendwie an neues Geld kommen. Wie,
    das soll mich jetzt noch nicht beschäftigen.
    Der Bosmer packte also seine restlichen Sachen ein und ging hinunter in die Taverne. Die Wirtin war schon wach und
    spülte den letzten Rest Geschirr, der am vergangenen Tag angefallen war. Als sie ihn kommen sah, sah die Wirtin auf und begrüßte ihn mit den Worten: "Gut
    geschlafen, Spitzohr?" Das "Spitzohr" ignorierte das und fragte: "Wie lange ist es von Skingrad zu Fuß zur Kaiserstadt?" "Ich schätze mal mindestens drei Tage. Mit
    einem Pferd wärst du natürlich schneller da." Mit einem Pferd! Als ob ich mir das leisten könnte! "Nun gut, dann gebt mir bitte genug Proviant für diese drei Tage.
    Hier ist euer Geld." Nachdem er aus der Taverne ausgetreten war, stieß er mit einem hoch gewachsenen Altmer zusammen. Mann, ist der groß! Der Riese schaute
    hochnäsig auf Rylt herab und sagte: "Nun, du schaust mir nicht sehr kompetent aus, aber vielleicht irre ich mich ja." Er lachte auf. "Ich suche nach potenziellen
    Anwärtern für die Magiergilde. Glaubst du, du bist gut genug dafür?" Ein Magier! Das hätte ich mir doch denken können. Welcher Hochelf ist denn bitteschön kein
    Magier?
    "Ich glaube nicht, dass ich in der Magiergilde viel taugen würde. Nein, im Moment habe ich kein Interesse beizutreten." Der Riese schaute ihn verächtlich
    an. "Hab mir doch gleich gedacht, dass du dazu nicht geeignet bist." Mit diesen Worten ging der Magier davon. Rylt schaute ihm böse hinterher. Ich komm auch ganz
    gut ohne Magie klar.
    Außerdem hasste er Feuerzauber. Rylt gab sich einen Ruck und brach auf.

    Die Reise dauerte nun schon zwei Tage an, aber Rylt sah schon die Kaiserstadt in einiger Entfernung. Auf einmal entdeckte der aufmerksame Waldelf hinter ein paar
    Felsen ein Lager. Dort saßen ein Nord und eine Rothwardonin um ein Feuer. An ihrem Aussehen erkannte Rylt sofort, dass es Banditen waren. Sie hatten ihn nicht
    bemerkt. Er zog seinen Bogen und zielte auf die Rothwardonin, die einen Bogen bei sich trug. Er ließ die Sehne los und der Pfeil rauschte durch die Luft. Er traf sie
    zwischen den Schulterblättern und sie kippte um. Der Nord zog überrascht seinen Hammer, aber bevor er den Schützen auch nur gesichtet hatte, streckte ihn ein zweiter
    Pfeil nieder. Das wäre Rylt nicht gelungen, wenn er bemerkt worden wäre. Er näherte sich den Leichen, um zu sehen, ob sie etwas Wertvolles dabei hatten. Und
    tatsächlich, sie hatten insgesamt 320 Septime und eine Goldhalskette bei sich. Die Waffen waren zu schwer, um sie mitzunehmen, also ließ er sie im Gras liegen.
    Da er nun wieder etwas Geld besaß, ging es ihm gleich besser und er machte sich auf, endlich in die Kaiserstadt zu kommen.

    Die Stadt ist ja riesengroß! Rylt hatte nicht erwartet, dass die Kaiserstadt so groß ist. Er hatte so eine große Stadt noch nie gesehen, schließlich war das sein erstes
    Mal in Cyrodiil. Die Wachen ließen ihn ein und er befand sich nun im sogenannten Talos-Platz-Bezirk, wie ihm ein Schild verriet. Bevor er sich einen Schlafplatz
    suchte, wollte er erstmal die Kaiserstadt erkunden und nach einer Beschäftigung suchen. Er würde also jeden einzelnen Bezirk abklappern und sich umhören, ob es
    irgendetwas lohnendes für ihn hier gebe. Nach zwei Stunden befand er sich dann im Hafenviertel. Man sagte ihm, es sei der ärmste Bezirk in der Kaiserstadt und hier
    würden sich viele Diebe herumtreiben. Diebe! Anscheinend bin ich nicht der einzige, der sich ab und zu so Geld verdient. Er überlegte eine Weile.Vielleicht
    könnte ich mir ein bisschen was dazu verdienen. Ich muss nur aufpassen.
    Er schaute sich also um, um nach einem geeigneten Opfer zu suchen. Sofort fand er es:
    ein großer, reich gekleideter Kaiserliche stach ihm ins Auge. Der Dieb ging also in Position, wartete bis das Ziel nicht aufpasste und griff ihm schnell in die Tasche.
    Puh, er hat nichts bemerkt. Ich verschwinde dann mal besser. Nachdem er um die Straßenecke gebogen war und einige Meter zurückgelegt hatte, betrachtete er
    sein Diebesgut. Es bestand aus 70 Septimen , einer Perle und einem Ring. Hm, seltsam. Der Ring leuchtet so komisch. Und wirklich, er leuchtete hellila.
    Der neugierige Rylt zog den Ring auf und spürte sofort eine Veränderung: Der Ring musste verzaubert sein! Aber auf welche Weise ist er verzaubert? Er bemerkte
    es sofort: im Umkreis von ca. 5 Metern leuchtete jedes Lebewesen in einem hellen Lila. Sehr praktisch. So kann ich nicht mehr von irgendeinem Angreifer überrascht
    werden, wenn er zu nahe kommt.
    Zufrieden ging er weiter, als er plötzlich etwas bemerkte. In seiner Tasche steckte ein Brief! Auf dem Umschlag stand:
    "Vom Graufuchs".
    Was sollte das nun wieder heißen?

  2. #2

    Westspalte, Heerlager am Aschlandpass, Rüstungszelt

    Nach dem Schlussspruch des alten Nords löste sich die Versammlung schnell auf und es begannen sich kleine Diskussionsrunden zu sammeln. Da er sich als Abgesandter der Kriegergilde zu erkennen gegeben hatte, waren die umstehenden Männer vermutlich von anderen Söldnergruppen. Um die Frau herum versammelten sich wesentlich weniger Leute. Neben dem Mann, der ihr vorhin aus dem Zelt schon nachgerannt war, gab es noch zwei Altmer unter ihren Anhängern, eine rothaarige Dunmerin und eine alte, runzelige Kaiserliche. Tarrior konnte ihre Worte nicht verstehen, da sie zu leise sprach, doch war ihrem Gesicht die Wut deutlich abzulesen. Er ging zu ihr hinüber. Sie entließ gerade ihre Getreuen, als er sich zu ihr gesellte. „Wenn ich mich vorstellen darf? Ich bin Hlaalu Tarrior Gildres, Ratsherr in Balmora. Wie ich den Herrschaften hier schon erläutert habe, bin ich nicht der Abgesandte des Hauses“: stellte er sich vor. „Und was wünscht ihr dann von mir?“: fragte sie abweisend. „Ich fand eure Planungen für einen Angriff auf die Daedra interessant. Würdet ihr sie mir noch einmal ausführlich erläutern?“: bat er. Sie sah ihn für einen Moment misstrauisch und abschätzend an, dann nickte sie und führte ihn zurück zum Kartentisch. Inzwischen verließ auch der Nord mit seinen Leuten das Zelt. Zurückblieben noch einige wenige Personen, die sich während der Diskussion eher neutral verhielten. „Vielleicht habt ihr im Gegensatz zu diesem Feigling die Chance in meinen Planungen erkannt“: sagte sie und gemeinsam beugten sie sich darüber. Sie begann mit dem Finger die Einheitenbewegungen zu zeigen.

    „Ich würde wie gesagt einen Zweifrontenangriff durchführen. Wir teilen die Armee dazu zunächst zur Hälfte auf. Die eine Hälfte wird ohne größeren Zwischenwiderstand schnell nach Ald’rhun vorstoßen, oder was davon übrig ist, und einen Angriff auf die dortigen Feinde starten und versuchen sie zur Geisterpforte zurückzuwerfen. Die andere Hälfte soll den Belagerungsring um Mar Gaan knacken und die Dämonen dort vernichten. Das Ganze würde verhindern, dass uns der Feind in den Rücken fällt, während wir unsere Aufmerksamkeit auf die Befreiung der Stadt richten. So wären sie an beiden Positionen in der Defensive und könnten sich nicht helfen“: erklärte sie das Vorgehen. „Aber was ist mit dem Einwand, dass die Truppen durch die Aufteilung zu sehr geschwächt würden?“: fragte Tarrior interessiert. „Das ist Unsinn. Die daedrischen Truppen, die sich in den Ruinen von Ald’rhun festgesetzt haben, sind gewiss nicht so zahlreich wie die Hauptstreitkraft. Die Hälfte aller Leute die wir hier im Lager haben, sollte ausreichend sein, um sie zu vernichten. Ich sehe da gute Chancen“: antwortete die Bretonin. „Und Mar Gaan? Ihr sprecht ja selbst von der Hauptstreitkraft. Wäre da auf freiem Feld nur die Hälfte der Soldaten ausreichend?“: wies er sie auf eine Lücke in den Ausführungen hin. „Ich sagte ja, dass man ein Risiko eingehen müsse und dies wäre so eines. Gewiss ist der Gegner zahlreich, aber zusammen mit einigen Kriegern sind wir auf eine List gekommen. Diese würde unsere Unterzahl kompensieren und die Chance auf einen Sieg erhöhen. Der Kampf wird Verluste fordern, aber sie würden noch verkraftbar sein und die Belagerung beenden“: gab sie sich noch immer nicht eindeutig. „Und was soll dies für eine List sein?“: kam Tarrior zum Kern der Sache, die ihn eigentlich interessierte.

    „Wenn ihr die Sache für verrückt haltet, sagt es gleich. Ich will dann nicht weiter meine Zeit mit euch verschwenden“: schwor sie ihn darauf ein, bevor sie fortfuhr: „Wir planen dem Feind doppelt in den Rücken zu fallen. Wir könnten so von beiden Seiten des Belagerungsringes eine Schneise in ihre Armee treiben und ihre Formationen auseinandersprengen. Die disziplinierten Dremoren müssten dann so planlos kämpfen, wie geistlose Clanbanne oder Daedroths. Ihr müsst wissen, dass meine Liga das belagerte Mar Gaan mittels magischen Transportes mit Gütern versorgt. Wir würden die Hälfte der Streitkräfte die in Mar Gaan angreift nochmals in zwei Gruppen aufteilen. Eine Gruppe wird die Daedra wie geplant auf dem Landweg vom Pass her angreifen. So fallen wir ihnen zuerst in den Rücken, da sie mit einem Gegenangriff gar nicht rechnen. In der Zwischenzeit bringen wir die andere Gruppe mittels Magie nach Mar Gaan und stürmen, während der Angriff der ersten Gruppe bereits läuft und der Feind sich zur anderen Richtung orientiert, dann aus der Stadt. So können wir ihnen ein zweites Mal in den ungeschützten Rücken fallen. Zwischen beiden Fronten würden wir dann die Daedra zerreiben und die Tore schließen. Den Abschluss bildet ein Gewaltmarsch zur Streitmacht, die Ald’rhun säubern soll. Sobald das Heer wiedervereint ist, drängen wir diese Dämonenbrut zur Geisterpforte zurück. Natürlich ist was Koordination und Detailarbeit angeht, noch einiges zu erledigen. Es wäre zum Beispiel nämlich schön, wenn wir koordiniert zusammen mit den kaiserlichen und häuslichen Truppen aus Süden, Westen und Südwesten vorrücken könnten. Aber leider wird dieser Plan hier, ihr habt es ja gehört, schon von dieser erlauchten Gruppe abgelehnt. Wenn nicht einmal die ganzen Organisationen des Lagers dahinterstehen, wie sollen wir uns dann beim Generalsrat und dieser sich beim Herzog und den Häusern durchsetzen?“

    „Ihr versorgt Mar Gaan? Dann gehört ihr der Liga der Magischen Gewalt an?“: fragte Tarrior sehr erfreut über diese glückliche Tatsache. „Das ist richtig“: bejahte die Bretonin. „Euer Plan scheint gut zu sein. Doch sind da immer noch gewisse Unwägbarkeiten. Wenn ihr diese Truppen mittels Magie in die Stadt bringen wollt, könnte es doch passieren, das sie wegen der, von den Oblivion-Toren ausgehenden, Störungen vorher aus dem Zauber herausfallen und dann umzingelt inmitten des Feindes stehen“: griff Tarrior diese Bedenken noch einmal auf. „Das ist das größte Problem am Plan. Mit der Möglichkeit einer Niederlage muss man immer rechnen, da kann man auch nichts weiter tun, außer sich zu entscheiden nicht zu kämpfen und das ist gewiss keine Option. Trotzallem denke ich, sollten wir dieses Risiko eingehen. Wenn wir noch viel länger warten, könnte es zu spät sein und dann werden es alle bereuen diese Gelegenheit nicht wahrgenommen zu haben“: räumte sie ein. Tarrior lehnte sich mit dem Rücken an den Tisch an und schloss die Augen.

    „Die ganze Sache birgt Risiken und im Fall einer Niederlage wäre der Pass wirklich so gut wie schutzlos. Andererseits haben die anderen Herrschaften keinen besseren Plan präsentieren können und ohne Risiko und Opfer werden die Daedra auch nicht zu bezwingen sein. Der Sieg wird nicht einfach von Akatosh persönlich auf einem silbernen Tablett herbeigebracht, sondern muss mit Blut erkauft werden. Ihr hättet meine Unterstützung zu dem Plan, aber ich glaube mein Wort zählt hier nicht besonders viel. Ich bin schließlich nur ein kleiner Ratsherr und einfacher Magierkrieger“: sagte Tarrior ihr die Unterstützung des Planes zu.

    „Euer Haus bräuchte ein paar mehr Leute, die so mutig denken. Den meisten geht es um ihren Profit. Aber in der Magiergilde ist es nicht besser. Jeder schiebt die Verantwortung an die Kampfmagier der Kaiserlichen Legion ab, die für die magische Kriegsführung zuständig wären. Oder wer auch gerne den Dunmern den Schwarzen Peter zuspielen möchte sagt, dass das Haus Telvanni gefälligst eingreifen solle. Die Legion verfügt nicht, vor allem nicht hier auf Vvardenfell, das ausreichende magische Potential um diese Aufgabe zu übernehmen und die Telvanni betrachten diesen Krieg in weltfremder Art nicht als ihre Angelegenheit. Ihre Festlandsverwandten kämpfen, aber die erlauchten Magierfürsten hier legen die Hände in den Schoß. Wer wenn nicht die Magiergilde sollte eingreifen? Doch was tut die Gildenführung Vvardenfells, der im übrigen mit dieser Ranis Athrys aus Balmora gerade mal die stellvertretende Erzmagierin und dazu noch eine Frau aus der sicherheitsbedürftigen Hlaalu-Ratsstadt vorsitzt, gegen diesen Mangel an magischer Kampfkraft? Sie schicken Magier nur auf freiwilliger Basis und dann auch nur als Heiler, humanitäre Helfer oder Ausbilder für die eigentlichen kämpfenden Truppen in die Lager. Ich sage euch: Unter Erzmagier Malukhat hätte es so etwas nicht gegeben. Er erschien mir immer eher eine kämpferische Natur zu sein. Er hätte nicht einfach zugelassen, dass die Magiergilde die Arme verschränkt, während die Daedra Vvardenfell in Brand setzen! Aus diesem Grund habe ich mich auch der Liga der Magischen Gewalt angeschlossen“: hielt sie eine Brandrede auf die zögerlichen Verhältnisse in den Gremien der Gilde.

    „Das ist Politik“: widersprach Tarrior ihr nur gedanklich. Er konnte die Entscheider der Gilde verstehen, aber sein Herz gab ihr Recht. Die Daedra entstellten hier und heute seine Heimat und bedrohten seinen Besitz. Um das Kaiserreich oder um die Leben der Menschen und Mer, die sie in ihrer Zerstörungswut auf ganz Tamriel fordern würden, war es ihm ziemlich egal. Doch Morrowind und Vvardenfell, seine Heimat, waren für ihn vor der drohenden Vernichtung unbedingt zu bewahren.

    „Ihr sagtet ihr wäret Magierkrieger?“: fragte die Bretonin und riss ihn so aus seinen kämpferischen Gedanken. „Das ist richtig. Ich verstehe mich auf die Zerstörungsmagie und ein wenig auf die anderen Schulen. Ansonsten bevorzuge ich das Schwert um meine Gegner meinen Zorn spüren zu lassen“: bejahte er die Frage. „Habt ihr schon über die Mitgliedschaft in der Magiergilde nachgedacht?“: fragte sie nun mit einem seltsamen Ton in der Stimme. Tarrior lachte innerlich auf. Er verstand, worauf das Gespräch hinaus laufen würde. „Ich bin schon seit vielen Jahren Mitglied. In der gleichen Gildenhalle aus der auch diese Ranis Athrys stammt. Aber ich beteiligte mich bisher nicht sonderlich aktiv am Gildengeschehen“: antwortete er. In die Augen der Frau trat plötzlich ein hocherfreuter und zugleich hochinteressierter Blick. Ein gefährliches Funkeln schimmerte auf den Pupillen. „Das ist ja hervorragend. Wisst ihr, dies wäre doch eine perfekte Gelegenheit euch aktiv an den Gildengeschäften zu beteiligen – an vernünftigen Gildengeschäften. Unsere Liga rekrutiert kampfwillige Gildenmagier, die im Gegensatz zur Feigheit der Gildenleitung die tapferen Soldaten hier im Kampf unterstützen und die Daedra mit Zerstörungszaubern überziehen wollen. Ihr wäret doch perfekt“: bot sie ihm eine Mitgliedschaft in der Liga an. Das war seine Chance. Als Mitglied dieser Fanatiker wäre bei genau jener Gruppierung, die die Versorgung Mar Gaans sicherstellt und hätte guten Aussichten auf einen Platz bei den Begleitern der nächsten Lieferung. Mit der Fürsprache der Bretonin, die immerhin Abgesandte der Liga in diesen Rat hier war, wäre es gewiss leichter.

    „Ihr seid zwar nur ein kleiner Ratsherr, aber eure Fürsprache beim Abgesandten eures Hauses oder im Generalsrat könnte unserer Sache sicherlich dienlich sein. Die Daedra müssen bekämpft werden und wenn ihr euren Hausgenossen überzeugen könnt, würden die Anderen ihre Meinung gewiss überdenken und ich … ähm ich meine wir könnten diesem aufgeblasenen alten Narr von der Kriegergilde zeigen, dass selbst die papyruskritzelnden Zauberwerfer von der Magiergilde und die ängstlichen egoistischen Händler Hlaalus mutiger sind als die großen, tapferen und starken Krieger seiner Gilde“: warb sie bei ihm weiter für ihre Sache. „Also doch nicht ganz uneigennützig“: dachte er schmunzelt, doch er hatte sich sowieso bereits entschieden, wegen der besseren Zugangsmöglichkeit ins belagerte Mar Gaan. Die Aussicht diesen Nord von einem „kleinen Mädchen“ besiegt oder zumindest düpiert zu sehen, wäre ein Bonus. „Also wie ist eure Entscheidung?“: drängte sie ihn zur Antwort. „Ich werde eurer Liga beitreten. Sobald der Abgesandte meines Hauses eintrifft, werde ich mich bei ihm für euren Plan einsetzen. Ich kann natürlich nichts versprechen“: sagte er zu. „Wunderbar, wunderbar. Mehr verlange ich auch gar nicht. Kommt mit zu unserem Zelt. Dann kann ich euch in die Mitgliederliste aufnehmen. Wenn wir erst einmal siegreich hervorgegangen sind, werden die ganzen Toten gerächt und die Opfer der armen Familien Tamriels gesühnt sein“: sprach sie und wandte sich schnell zum Gehen. Scheinbar wollte sie ihm die Unterschrift so schnell wie möglich abnötigen, bevor er sich umentscheiden konnte. Tarrior allerdings hielt sie zurück. „Ich knüpfe allerdings meine Mitgliedschaft und meine Fürsprache an eine Bedingung“: eröffnete er ihr. Nun schaute sie ihn misstrauisch an. „Was für eine Bedingung?“: wollte sie wissen. „Es ist nichts Großes. Ihr erhaltet meine Fürsprache und dafür möchte ich eure Fürsprache. Ich möchte als einer der Wächter die nächste Versorgungslieferung nach Mar Gaan begleiten“: forderte er. „Ich soll dafür sorgen? Warum wollt ihr unbedingt nach Mar Gaan?“: fragte sie und überlegte scheinbar, ob sie vielleicht einen Agenten der Mythischen Morgenröte vor sich hatte.

    „Ich habe Bekannte in der Stadt und möchte mich persönlich ihres Wohlbefindens versichern. Außerdem gibt es in der Stadt einen heiligen Schrein des Tribunalstempels. Seinen Segen würde ich in diesen schweren Zeiten als große Hilfe empfinden“: log er und eine unmerkliche Gänsehaut überkam ihn, als er an den Tempel und das Tribunal dachte. „Ich hätte euch nicht für einen Religiösen gehalten. Ihr macht eher einen kühlen, sachlichen Eindruck, aber ich kann euch verstehen. Ich bin eine Gläubige des Kaiserlichen Kultes und bete täglich zu den Neun. Der Tribunals-Tempel erscheint mir zwar eine Sekte von Götzenanbetern zu sein, doch sofern es euch im Kampf hilft… Nun gut. Ich werde mich dafür einsetzen, dass ihr die nächste Lieferung begleiten dürft. Man wird euch dann über die möglichen Gefahren aufklären. Vielleicht überlegt ihr es euch dann noch einmal anders. Ansonsten würdet ihr uns also beitreten?“: stimmte sie seiner Forderung zu. „Ja das werde ich. Auch um die Daedra aus diesem Land zu jagen“: sagte er und die Beiden wandten sich zum Gehen. „Ich heiße übrigens Alina“: sagte die junge Bretonin noch, bevor sie das Zelt verließen.

  3. #3

    Vvardenfell-Distrikt, Westspalte, Heerlager am Aschlandpass

    Als sie aus dem Zelt herauskamen, führte Alina ihn durch die engen Gassen der Zeltstadt. Geschickt wich sie dabei marschierenden Soldaten und herumlungernden Freiwilligen aus. An den Zelten konnte Tarrior nun auch erkennen, dass sie sich langsam in den Bereich bewegten, in dem die Gilden ihre Unterkünfte aufgeschlagen hatten. Die Zelte waren größer, sahen ordentlicher und auch geordneter aufgestellt aus. Die roten Banner mit dem Schwert wehten im aufkommenden Wind, der etwas frische Luft in den Mief dieser Versammlung blies. Tarrior begrüßte regelrecht den salzigen Geschmack der Seeluft, die von Westen kam, auf der Zunge, als sie den Gestank von Kot, Urin und Schweiß für einen Moment hinwegfegte. „Da vorne ist unser Zelt. Da die Magiergilde keine eigene Heeresgruppe geschickt hat, sind wir Freiwillige von der Liga mehr oder weniger die Vertretung der Gilde hier“: sagte Alina und deutete auf ein hellblaues Zelt mit eingestickten silbernen Verzierungen, dass deutlich aus der Masse herausstach und zudem noch etwas erhöhter stand, als der Rest des Lagers. Im Näherkommen sah er, dass die kleineren Schlafzelte der Magier genauso aussahen. Das ihm bekannte Banner der Liga der Magischen Gewalt fiel ihm sofort ins Auge. An großen Standarten aufgehängt umgab es den ganzen Teil des Magierlagers, das tatsächlich auf einem kleinen Hügel errichtet war. Der Weg wurde daher auch steiler und der Dunmer und seine Begleiterin arbeiteten sich den steinigen Pfad hinauf. Die Höhe des Hügels war zwar nicht sonderlich beachtlich, doch gewann er trotzdem einen guten Eindruck vom gesamten Heerlager. Tarriors Augen tasteten diese Decke aus unterschiedlichen Zelten ab, die sich über das Land der Westspalte gelegt hatte. Tatsächlich dehnte es sich hier vom Pass bis an die Klippen des Aschebackens aus, in dem die Festung Andasreth lag. Die Nord-Süd-Ausdehnung war hingegen nicht so groß, womit es sich eher in die Länge, als in die Breite zog. Im Süden verlor sich sein Blick in der Entfernung. Wenn er sie zusammenkniff, glaubte er die Turmspitzen von Caldera zu erkennen. Im Westen schnitten die Klippen seine Sicht auf die Bitterküste und das Meer ab und im Osten Selbiges für das Aschland. Im Norden zeigten sich nur die unberührten Weiten der Westspalte. Irgendwo in dieser Richtung lagen Gnisis und die anderen Hafenstädte der Redoraner. Nochmals lenkte er seinen Blick auf das Innere der Insel. Hinter den Klippen zum Aschland stiegen gewaltige Rauchsäulen auf. Besonders eine stach ins Auge.

    „Ist das der Rote Berg?“: fragte Tarrior die Bretonin. „Ja das wird er wohl sein. Komisch. Ich dachte er wäre inaktiv seit der Vernichtung Dagoth Urs damals“: wunderte sie sich. Er erinnerte sich noch daran, dass er diese Rauchsäulen auch schon bei seiner Ankunft in Ebenherz vor einer ganzen Weile gesehen hatte. „Wie lange raucht er denn schon?“: wollte er nun wissen. Alina zuckte mit den Schultern, bevor sie antwortete: „Ich habe da gar nicht darauf geachtet. Hättet ihr mich nicht darauf hingewiesen, wäre mir nicht einmal aufgefallen, dass der Vulkan wieder aktiv zu sein scheint.“ Tarrior kratzte sich das Kinn. „Wirklich eigenartig. Wer weiß? Vielleicht haben die ganzen Oblivion-Tore das Land in Unruhe versetzt“: dachte der Dunmer laut. „Ein Grund mehr sie von der Insel zu tilgen“: meinte die Bretonin und bat mit einem Wink, ihr ins Zelt zu folgen. Er fuhr noch einen Moment den Horizont ab. Die Sonne stand inzwischen schon wieder ziemlich tief. Es würde bald dunkeln. Tarrior riss sich los und folgte der Magierin in das Zelt.

    Im Inneren war es deutlich dunkler als draußen. Der blaue Stoff fing eine Menge Licht auf und ließ nur sehr wenig davon hindurch dringen. Zudem war die Beleuchtung eher spärlich. Es dauerte einen Moment, bis sich seine Augen an den Unterschied gewöhnt hatten, doch dann konnte er endlich mehr von der Einrichtung erkennen. Er hatte schon den Besprechungsraum im großen Zelt als luxuriös empfunden, doch dies hier, stellte es noch einmal in den Schatten. Feingearbeitete Holzmöbel bis hin zu Kleiderschränken, Kommoden und Schubladen waren Pflicht. Feines alchemistisches Gerät lag auf vollen drei Tischen bereit, während scheinbar vollgestopfte Transporturnen die nötigen Zutaten bereitstellten. Ein Bücherregal, gefüllt mit magischer und alchemistischer Fachliteratur, gab dazu dann genaue Anweisungen. Den Boden hatte man wieder mit Teppichen ausgelegt. Sie waren nichts besonderes, doch man konnte hier bequem ohne Schuhe laufen. Auch hier wurde die Mitte des Raumes wieder von einem großen Tisch eingenommen, der mit Karten und Dokumenten übersät war. „Meine Vorgesetzten sind im Moment nicht da. Wahrscheinlich sitzen sie noch in der Festung und besprechen die nächste Lieferung und versuchen den Generalsrat von einem Angriff zu überzeugen. Der Rest dürfte derzeit in Caldera oder Balmora sein und versuchen neue Mitstreiter in den Gildenhallen zu finden und auszubilden. Unglücklicherweise sind die Meisten, die sich uns anschließen, noch junge Novizen und daher weder besonders gut im magischen, wie im kämpferischen Bereich. Zumindest tragen sie ihr Herz am rechten Fleck“: sagte die Bretonin und ging zu einem kleinen Schrank mit vielen Fächern hinüber und zog aus einem in der Mitte ein Stück Pergament hinaus. Dies legte sie zusammen mit einer Schreibfeder und einem Tintenfass auf den Tisch und bat ihn sich zu setzen. Tarrior kam dieser Aufforderung gerne nach und sah sich das Schriftstück an. Es handelte sich um einen Mitgliedskontrakt. Mit seiner Unterschrift würde er dann Teil der Liga werden.

    „Ihr müsst nur noch unterschreiben und werdet Teil unserer Vereinigung. Dann werden wir gemeinsam die magische Zerstörung über die daedrische Brut bringen. Natürlich sobald ihr Haus Hlaalu davon überzeugt habt, dass unser Angriffsplan der einzige Weg ist, diese Dämonen zu besiegen“: forderte sie ihn zur Unterschrift auf. „Vergesst nicht euren Teil der Abmachung. Ich will nach Mar Gaan und ihr werdet dafür sorgen, wenn ich euch helfe“: erinnerte Tarrior sie. Alina nickte. „Habt keine Sorge. Redet ihr nur mit dem Abgesandten eures Hauses“: beruhigte sie ihn und hielt dem Dunmer die tintengetränkte Feder entgegen. Mit kurzem Zögern ergriff er das Schreibgerät und setzte geschwungen seine Unterschrift unter den Kontrakt. „Gut das wäre erledigt. Der Abgesandte eures Hauses wird wahrscheinlich noch vor der nächsten Lieferung hier eintreffen. Natürlich wollen wir eure Gegenleistung vor eurem Aufbruch haben“: sagte sie. „Vertraut ihr mir etwa nicht?“: fragte Tarrior scheinheilig. „Doch natürlich, aber wer wird mit eurem Abgesandten reden, wenn ihr in Mar Gaan seid. Außerdem nehmt es als kleine Vorsichtsmaßnahme. Es hängt viel davon ab, dass dieser Angriff gestattet wird. Wenn die Daedra schneller als wir sind, ist es aus für Vvardenfell“: machte sie ihm die Bedeutung des Angriffs noch einmal bewusst. Derweil setzte sie ein kurzes Schreiben auf, dass sie mit dem Wappen der Liga siegelte, zusammenfaltete und ihm übergab: „Dies weist euch als Mitglied unserer Vereinigung aus. Nun können wir leider nur noch warten.“ „Dann empfehle ich mich hiermit. Ich werde mich noch etwas im Lager umschauen“: verabschiedete sich der Dunmer und verließ ohne eine weitere Reaktion Alinas das Zelt. „Ganz toll!“: dachte er resignierend: „Jetzt bin ich Mitglied in diesem Verein von Fanatikern und muss auch noch diesen Angriffsplan unterstützen. Wenn das Heer vernichtet wird, dann ist meine Reputation Geschichte.“

    Tarrior ging den Hügel, auf dem die Liga ihr Lager aufgeschlagen hatte, wieder hinunter. Sofort tauchte er in das wilde Gewusel des Heerlagers ein. In Anbetracht der Tatsache, sich wieder durch diese Menge quetschen zu müssen, kam ihm eine Idee. Behände streckte er seinen Geist aus. Natürlich konnte er den Verstand der Leute um ihn herum nicht kontrollieren, aber er konnte ihre Gehrichtung in etwa erahnen und konzentrierte sich zwecks der Genauigkeit nur auf die Leute, die ihm direkt entgegen kamen. So war es ihm möglich, sich mit einer ungewöhnlichen Grazilität durch die Massen zu bewegen und nur selten irgendjemanden anzurempeln. Unter Führung seines geistigen Auges gelangte er schnell zurück zum Verpflegungszelt, in dem er sich schon zu einem früheren Zeitpunkt des Tages aufgehalten hatte. Erschöpft von der zurückliegenden geistigen Anstrengung ließ er sich auf eine schlecht gezimmerte Holzbank sinken und brauchte einen Moment, um die Welt wieder mit seinen normalen Sinnen klar und deutlich wahrzunehmen. Er rieb sich die Augen. „Ich werde schwächer“: erkannte er in Gedanken.

    Seine geistigen Fähigkeiten, schon immer vorhanden, aber erst durch das ständige Training und die Macht Dagoth Urs im Kult des Sechten Hauses gereift und gestärkt, verließen ihn langsam wieder. Lange Zeit hatte er nicht trainiert und es fehlte die Anleitung durch den Meister in seinen Träumen. Zuviel Zeit war ohne die wichtigen Meditationen verstrichen. „Ich werde schwächer“: wiederholte sich die schreckliche Erkenntnis in seinen Gedanken. Er erhob sich von seinem Platz und schlenderte zur Essensausgabe hinüber. In seinem Geist rang der Wunsch nach Nahrung mit dem drängenden Bedürfnis, sich sofort in Trance zu vertiefen. Sein Gewissen gebot ihm, sich dem Verfall seiner geistigen Kräfte umgehend anzunehmen, doch sein Verstand überzeugte ihn, zuvor etwas zu essen, da der hungrige Körper danach verlangte und sich bereits körperliche Schwäche ausbreitete. Umso glücklicher war Tarrior, als er endlich an die Reihe kam und ihm eine Fleischpampe mit Aschekartoffeln aufgetan wurde. Das Gewissen drängte der Anblick des Essens einen Moment zurück und er setzte sich wieder an den Tisch. Der erste Bissen verzerrte sein Gesicht. So lieblos wie das Gericht aussah, schmeckte es auch, doch forderte der Magen mehr davon. Gierig schlang er die braune Fleischtunke hinunter, griff über den Tisch und zog eine herrenlose Mazte-Flasche an sich heran und nahm einen kräftigen Schluck, der den Geschmack sofort wegspülte. Mit einem Keuchen setzte er ab und nahm noch einen tiefen Schluck. Als Tarrior die Flasche wieder zurück stellte, war sie nur noch halb so voll. Er lehnte sich zurück, schloss für einen Moment die Augen und spürte wie der Alkohol langsam durch seinen Körper gepumpt wurde. „Ich muss wieder meditieren. Ich muss vor der Reise nach Mar Gaan vorbereitet sein“: entschied er, denn seine Fähigkeiten erlaubten ihm die kurzzeitige Kontrolle von Kreaturen minderer Intelligenz wie Skampen und das Zerstören von Bindungen zwischen Beschwörern und ihren Kreaturen, sodass letztere ihre Rufer angriffen. Doch wenn ihn schon der Weg durch das Lager erschöpfte, wie sollte das noch gelingen. Training war geboten.

    Die Dunkelheit senkte sich über bereits über die Westspalte und das Lager, als Tarrior zwei Stunden später einen geeigneten Ort auf einer winzigen Erhebung außerhalb der Zeltstadt gefunden hatte und sich unter dem dortigen einsamen Baum niederließ. Während das Licht schwand und sich die ersten Sterne am nur leicht bewölkten Himmel hervorhoben, entzündete man zu seinen Füßen erste Feuer und pflanzte Fackeln auf. Erst jetzt bemerkte Tarrior, dass man im Kreis um die Zelte einige provisorische Wachtürme, die man eher als Bretterverschläge bezeichnen sollte, errichtet hatte. Untereinander verband eine Kette aus Fackeln die Türme. Die Fläche um das Lager schien vollkommen ausgeleuchtet. Man wollte wohl vermeiden, dass sich jemand heimlich des Nachts einschlich. Tarrior hielt es für sinnlos. Dort unten herrschte den ganzen Tag über ein reges Kommen und Gehen. Allein heute hätten sich genug Spione der Mythischen Morgenröte einschleichen können. Gewiss gab es von ihnen genug zwischen den ganzen tapferen Kämpfern. Ein Schwall der abgestandenen Luft wehte zu ihm hinauf, als sich der Wind drehte. Es war das einzige Zeichen des Lagers und der vielen Menschen dort unten, das zur ihm herauf drang. Ansonsten hatte er sich mit seinem Aufstieg von der Beengtheit, der Unruhe und dem Makel der vielen Stimmen und Sinne dort unten befreit.

    Er schaute nun vor sich auf den Boden. Für seine Zwecke war dieser Ort perfekt. Er saß inmitten eines kargen Flecks Erde, auf dem nur spärlich das Gras wuchs. Perfekt für ein Feuer. Er erkannte es gleich nach seiner Ankunft und sammelte sofort abgestorbene Äste des Baumes auf, die er zu einer Feuerstelle aufschichtete. Das Holz hatte er danach mit verschiedenen Kräutern aus der Umgebung abgedeckt, die einen anregenden Geruch verströmen würden, wenn er sie entzündete. Genau dies tat er nun mit einem Schnippen seiner Finger. Knisternd fingen die Äste Feuer und rauchend gaben die feuchten Kräuter ihre Aromen preis. Tarrior nahm einen tiefen Zug, setzte sich im Schneidersitz vor die Flammen und schloss die Augen. Die Meditation begann.
    Geändert von KingPaddy (02.08.2011 um 23:12 Uhr)

  4. #4

    Vvardenfell-Distrikt, Westspalte, Heerlager am Aschlandpass

    Eine gefühlte Ewigkeit schwebte Tarrior durch die Dunkelheit der Meditation, doch plötzlich flammten helle kleine Punkte vor ihm auf. Wie Sterne den Nachthimmel erhellen, so erschienen nun immer mehr Lichtpunkte in der Dunkelheit seines Geistes. In der Entfernung unter ihm war es, als füllten sie ein Becken. Hunderte, womöglich Tausende ballten sich dort dicht an dicht zusammen. Mit den Lichtern veränderte sich auch die Schwärze. Langsam ging der einige schwarze Mantel zurück, enthüllte grau und nahm landschaftliche Konturen an. Wo zuvor nichts gewesen war, stand nun ein Abbild der Landschaft um das Feldlager. Sein Geist projizierte es aus seinen Erinnerungen direkt vor sein geistiges Auge. So verschwommen wie Erinnerungen oftmals waren, war auch dieses Abbild der Welt. Die Konturen waren seltsam unscharf, verschwommen und verwackelt und über Allem hing Nebel. Nichts war wirklich, sondern nur eine Einbildung seines Geistes. Die Lichter schienen dem zum Trotz wie kleine Sonnen und wirkten fast schon stofflich. Während das visualisierte Bild einer Landschaft seinen Erinnerungen entsprang, waren diese Lichter das Ergebnis seiner bescheidenen telepathischen Fähigkeiten. Sämtliche Geräusche, Gerüche und Empfindungen aus der „wirklichen“ Welt waren nun komplett ausgeschaltet. Inzwischen ging Tarrior in den Zustand ein, den sein Lehrmeister als Trance bezeichnet hatte. Eben der Ausschluss ablenkender Sinneseindrücke schärfte seinen Geist und machte ihn empfänglich für die subtileren Energien um ihn herum. In jedem Licht spiegelte sich der Geist eines Bewohners des Lagers. Seine Fähigkeiten reichten nur um das Lager in den Fokus zu rücken. Weder die Personen in der Festung im Westen noch die Bürger Calderas waren auch nur annähernd nahe genug, um sie spüren zu können. So gleich auch die Geister der unterschiedlichen Personen wirkten, so unterschiedlich waren sie dann doch, wenn man sie fokussierte.

    So konnte man an ihnen die Stärke, Entschlossenheit und Gedankenaktivität ablesen oder auch einfach nur feststellen, ob die Person schlief oder wach war. Ganz je nachdem, wie gut man seine eigenen Fähigkeiten im Griff hatte. Tarrior sah sich nur als Anfänger in den geistigen Fähigkeiten. Was die erleuchteten Schläfer oder gar die Aschenvampire, Fürst Dagoths Brüder, alles Kraft ihrer geistigen Fähigkeiten und über Visionen vermochten... – seine eigenen Kräften waren dagegen lachhaft. Von Fürst Dagoth war gar nicht erst zu reden. Er konnte sämtliche Bewohner Vvardenfells sehen und ihren Verstand über Träume und Visionen manipulieren, sie sogar in den Wahnsinn treiben. Zwar waren seine Kräfte auch an die Notwendigkeit der großen und kleinen Aschestatuen als Sender und Verstärker gebunden, doch kam niemand seinen Fähigkeiten gleich. Selbst die so genannten Götter des Tribunals vermochten nicht, ihn zu stoppen oder sich ihm entgegen zu stellen. Tarrior selbst konnte froh sein, wenn er jemandem auf diesem Wege eine Nachricht übermitteln konnte. Auch reichte seine Kraft um den Verstand niederer Kreaturen, wie Goblins zu manipulieren und die geistigen Verbindungen zwischen Beschwörern, sofern sie nicht zu mächtig waren und deren Kreaturen zu zerstören oder schwächere beschworene Wesen zu übernehmen. Aber im Vergleich zu den möglichen Kräften war das wirklich nur Anfänger-Niveau.

    Er streckte seine Sinne aus und es war als würde sich sein Geist von seinem Körper trennen, obwohl er das natürlich nicht tat, doch bewegte er sich in Gedanken durch das geistige, verschleierte Abbild der Welt. Er war körperlos und an keinerlei physikalische Gesetze gebunden. Mit einem kurzen Sprung hob er einfach vom Boden ab und besah sich das Lager von oben. Ab und an stieß er herab um sich einige der Lichter aus der nähe anzusehen. Einige der schlafenden Soldaten berührte er sogar mit seinem eigenen Geist. Immer nur sekundenlange Bruchstücke erhaschte er bei der ersten Berührung aus ihren Träumen, die sofort unruhiger wurden, wenn er sich ihnen näherte. Viele hatten Alpträume von den Daedra. Während des Schlafes mussten sie sich Bilder von eingebildeten Schlachten und Blutbädern ansehen. Tarrior entfernte sich nach einer Zeit wieder von den Träumenden, denn langsam sickerte deren Unruhe ihn hinein. Stattdessen schickte der Dunmer seinen Geist auf Wanderschaft und flog zu den Hügeln, die das Landesinnere von der Westspalte trennten. Doch noch bevor er deren Fuß erreichte, war es, als prallte er gegen eine unsichtbare Mauer. Das Land jenseits der Mauer war nur ein einziger verwaschener Fleck. Er vermochte nicht seinen Geist weiter als bis zu diesem Punkt auszustrecken und legte nun alle Kraft in die Konzentration. Auch wenn er sich nicht sehen und die Anstrengung in seinem Körper nicht spüren konnte, so war sich Tarrior dennoch sicher, dass er nun schwitzend und mit gerunzelter Stirn auf dem Hügel saß. Ganz langsam materialisierte sich aus dem verschwommenen Grau des jenseitigen Gebietes die geisterhafte Halbwelt, wie sie bisher auch das Lager dargestellt hatte. Unter Mühen wurde ihm langsam möglich weitere Schritte zu machen, bis er schlussendlich am Fuße des Hügels stand, doch weiter kam er nicht. Von einem Moment auf den anderen brach die Welt um ihn herum in sich zusammen. Die Nebelschicht begann zu verwirbeln und zog alles mit sich. Seine Konzentration hatte sich erschöpft. Tarrior verfolgte gelassen, wie er aus der Trance herausgerissen wurde. Mit schnellem Atem riss er die Augen auf. Das Feuer war fast herunter gebrannt. Nur kleine Flämmchen züngelten nach Luft. Er fühlte sich unglaublich müde. Die Meditation kostete ihn unheimliche Kraft. Mit einem Seufzen gab er seinem Körper und somit dem drängenden Gefühl nach Ruhe nach. Der Dunmer kippte einfach zur Seite und fiel ihn einen langen Schlaf.

    Ein kräftiges Rütteln holte ihn aus den Tiefen seiner Träume. „Geht es euch gut?“: fragte eine Stimme besorgt und mit einem schlecht gelaunten Brummen richtete sich Tarrior auf. Ganz behutsam öffnete er die Augen, da er erwartete vom Licht der Sonne gepeinigt zu werden, doch tatsächlich war nur stark gedämpfte Helligkeit um ihn. Zeltleinen verdeckte seinen Blick gen Himmel und das einzige Licht kam von einigen flackernden Öllampen. „Wo bin ich?“: fragte er und versuchte sich aufzusetzen. Ein stechender Schmerz fuhr durch seinen Kopf und er ließ sich augenblicklich unter einem Stöhnen zurücksinken und faste sich an die rechte Schläfe. „Ihr seid wieder im Lager. Meine Männer fanden euch bewusstlos in den Hügeln“: antwortete die Stimme, die er jetzt endlich Alina zuordnen konnte. Er drehte den Kopf vorsichtig um sie anzuschauen. Sie saß auf einem kleinen Schemel neben dem Feldbett, in dem er nun lag. „Wie spät ist es?“: fragt Tarrior. „Schon um die Mittagszeit. Ich habe mir schon Sorgen gemacht. Als wir euch am Morgen im Lager nicht finden konnten, habe ich einige der Mitglieder der Liga angewiesen die Gegend abzusuchen. Sie haben euch dann neben einer Feuerstelle liegend vorgefunden, konnten euch aber nicht aufwecken. Sie haben euch dann hierher gebracht. Ihr trugt keine äußeren Verletzungen und wir befürchteten schon ein Kultist der Mythischen Morgenröte hätte euch vielleicht mit seiner Magie erwischt. Was ist passiert“: redete sie ohne Pause. Die vielen schnellen Worte überschlugen sich in seinem ausgelaugten Geist, der im Moment absolut nicht aufnahmefähig war und verhedderten sich in Knäuln. Es dauerte eine Weile bis er den Sinn ihrer Sätze verstand. „Ich kann mich an Nichts erinnern. Ich wollte mir eine Stelle zum Schlafen suchen und dann ist Nichts mehr“: log er. „Es ist besser diese verrückten Fanatiker erfahren Nichts davon, dass ich über gewisse Fähigkeiten verfüge“: überlegte er dabei. Sie runzelte die Stirn und machte ein besorgtes Gesicht.

    „Wenn sie euch etwas antun wollten, haben sie offenkundig versagt. Ich werde beantragen, dass die Wachposten in und um das Lager herum verstärkt werden“: nahm sie sich vor und rief einen Mann in Rüstung zu sich, der wohl eine Botschaft mit entsprechendem Inhalt an jemand Entscheidungsbefugten übermitteln sollte. Als er abgetreten war, wandte sich Tarrior an die junge Bretonin: „Es heißt ja nicht, dass die Mythische Morgenröte dafür verantwortlich ist. Vielleicht könnten…“ „Banditen dafür verantwortlich sein? Macht euch nicht lächerlich. Außerdem ist es egal wer oder was es getan hat, sondern wichtig ist, dass es passieren konnte. Wir hätten euch als unseren Fürsprecher verlieren können!“: schlug sie den Einwand nieder. „Aha. Es geht euch also vor allem um die Fürsprache“: stellte der Dunmer etwas beleidigt fest. „Natürlich wäre der Tod eines aufrechten Mannes wie euch immer ein Verlust“: beeilte sie sich nun noch hinzuzufügen. „Aber im Moment seid ihr für uns vor allem aus ersterem Grund besonders wichtig. Deswegen habe ich auch versucht euch aufzuwecken, was mir, den Neun sei Dank, auch geglückt ist. Ein Bote ist heute früh eingetroffen, um den Anführerrat darüber zu informieren, dass der Abgesandte des Rates von Haus Hlaalu gestern Morgen bereits in Balmora eingetroffen ist. Er wird wohl noch an einigen Besprechungen in der Stadt teilnehmen und sich dann auf den Weg machen. Die Chance steht nicht schlecht, dass er auf den Nachmittag hier eintrifft, da er in Caldera keinen Halt einlegen will. Wenn sich alles zu unseren Gunsten fügt, könntet ihr noch heute mit eurem Haus-Genossen reden. Es wird unsere Sache sicherlich einen großen Schritt voranbringen“: erklärte sie seinen Einsatz für den Plan der Liga zum Hauptanliegen.

    „Da der Moment schon so nahe ist, möchte ich nochmals darauf hinweisen, dass ich auf der Gegenleistung bestehe. Habt ihr mit den Verantwortlichen in der Festung Andasreth bereits gesprochen?“: erinnerte Tarrior sie an ihren Teil der Abmachung. Alina wich daraufhin seinem Blick aus und schwieg. Der Dunmer erkannte sofort, dass wohl nicht alles zu seiner Zufriedenheit lief. Mit einem Mal kam mit schnellerem Herzschlag auch wieder etwas Kraft in seinen Körper. Schnell stand er aus dem Bett auf, packte sie mit beiden Händen an den Schultern und zwang die kleinere Frau zu ihm aufzusehen und direkt in seine rotglühenden Augen zu schauen. „Nun sagt schon!“: verlangte er ruhig, aber bestimmt. Die Bretonin schluckte und holte noch einmal tief Luft. Dann begann sie zu erzählen: „Ja ich habe einen Boten zur Festung gesandt um dem Führungsstab der Liga euer Anliegen zu unterbreiten und habe mich mit dem Verweis auf euren Einsatz für unsere Sache auch für euch eingesetzt. Euer Ersuchen wurde jedoch mit dem Hinweis abgelehnt, dass sie keinen unerfahrenen Hlaalu-Scholaren auf diese wichtige Mission ansetzen wollen. Es hänge zu viel von den Lieferungen ab, als das man einen Neuling damit betrauen könne. Durchaus erkennen sie aber den Willen uns zu unterstützen an.“ Tarriors Hände krampften sich etwas fester um die Schultern der armen Frau, die nun langsam Abwehrreaktionen zu zeigen begann. „Soll das heißen ich erscheine den Herren in der Festung zu schwach?!“: wollte er nun etwas lauter wissen. Alina konnte nur hilflos nicken. Er ließ sie endlich los. „Ich hoffe ihr werdet uns dennoch helfen, schließlich geht es ja auch um die Sicherheit Vvardenfells“: kam sie nun auf seinen Teil der Abmachung zu sprechen, obwohl sie den Ihren nicht einhalten konnte. Was so auch nicht ganz stimmte, wenn es Tarrior recht bedachte: „Sie hat nur gesagt, dass sie tut, was sie kann. Und bei Dagoth das wird sie!“

    Er wandte sich um und ging wild einige Schritte in dem Zelt auf und ab, bis ihm wieder schwindlig wurde und er sich auf einen nahestehenden Holzstuhl sinken ließ. „Ihr seht noch nicht wieder fit aus. Ihr solltet euch noch etwas ausruhen“: sorgte sie sich. „Ja natürlich. Ich kann ja sonst nicht mehr für euren Plan werben“: zischte er säuerlich. Die Frau setzte nun einen beleidigten Gesichtsausdruck auf. „Ihr seid jetzt ein Kamerad der Liga und deshalb sorge ich mich ganz selbstverständlich um euch. Es geht nicht nur um eure Fürsprache. Ich mache mir wirklich Sorgen. Und ich kann verstehen, dass ihr wütend seid, dass eure Bitte abgelehnt wurde, aber ich habe mein Möglichstes versucht“: wies sie den Vorwurf scharf von sich. Beim letzten Satz lag etwas Entschuldigendes in ihrer Stimme. Bei Tarrior wollte sich dennoch kein versöhnliches Gefühl einstellen. Es hing viel davon ab, dass er es nach Mar Gaan schaffte. „Sie kann nicht einmal im Ansatz verstehen, wie wütend ich bin! Ich würde diesen Telvanni-Hund nur zu gerne in Stücke reißen, aber leider hat er mich in der Hand. Ich habe eine Möglichkeit an Beweise gegen ihn zu kommen, aber ständig legen die Götter und diese fanatischen Trottel mir Steine in den Weg. OH JA! Ich bin wütend!“: brodelte es in den Gedanken des Dunmers. Äußerlich zeigten nur ein starkes Stirnrunzeln und ein stechender Blick, wie es hinter seiner Stirn tobte. Eben mit jenen durchdringenden Augen wandte er sich nun an die Bretonin. „Oh Ja. Du wirst mir helfen!“: dachte er nur. Wenn die Magier der Liga ihn für zu schwach hielten, bedurften sie wohl eines Beweises. „Ihr habt euch für mich eingesetzt, doch hat das leider nichts genützt“: sprach er sie an. Alina zuckte zusammen, denn Tarriors Stimme klang nun hart und boshaft, ganz anders, wie sie es bisher erlebt hatte. Ein Schauer durchlief sie, als er fortfuhr: „Ihr werdet daher etwas anderes für mich tun!“ Die Worte und die Art, wie er sie aussprach, ließen keinen Zweifel daran, dass er darauf bestehen würde.

    „Wenn die Führung der Liga mich für zu schwach hält, würde ich ihnen gerne das Gegenteil beweisen. Ich werde mit dem Abgesandten meines Hauses heute Nachmittag sprechen. Dafür werdet ihr mich morgen früh zur Festung Andasreth begleiten und eurem Anführer sagen, dass ich gegen ihn kämpfen möchte, um meine Kampfkraft unter Beweis zu stellen“: eröffnete er ihr seinen neuen Plan. Ihr Gesichtsausdruck ließ keinen Zweifel daran aufkommen, dass sie diesen Vorschlag ablehnte. „Das könnt ihr nicht verlangen!“: stieß sie hervor und war in diesem Moment genauso trotzig und stur, wie gegenüber dem Nord am vergangenen Tag. „Achja und wieso nicht?“: fragte er und nahm ihr damit den Wind aus den Segeln. „Ich habe zugesagt euch zu helfen und ihr wolltet euer Möglichstes tun. Glaubt ihr euer Möglichstes bestände allein darin einen Brief zu schreiben? Ich habe euch gerade eine weitere Möglichkeit eröffnet, was getan werden kann“: argumentierte Tarrior. Seine Stimme hatte nun wieder einen normalen Ton. Offenbar hatte Alina mit einem stur geführten Streit, wie mit dem Nord gerechnet, doch damit enttäuschte der Dunmer sie. Sie war nun verunsichert: „Aber es ist schwierig euch Zutritt zur Festung zu verschaffen. Wegen der Mythischen Morgenröte und all dem Ganzen… Außerdem wenn ihr uns nicht helft, werden die Daedra Vvardenfell vielleicht überrennen. Müsst ihr denn wirklich unbedingt zu diesem Schrein pilgern? Und euren Bekannten geht es bestimmt gut.“

    Er ergriff sie wieder, doch diesmal nur ihre Hand und drückte sie sanft mit seiner Eigenen. „Ich muss“: sagte er mit einem Ton, der von absoluter Gewissheit zeugte. Dabei blickte er tief in ihre blauen Augen. Wieder schluckte Alina, drehte den Kopf aus seinem Blickfeld und seufzte. „Zumindest an eurer Einsatzbereitschaft werden sie nicht zweifeln, da ihr unbedingt daran teilnehmen wollt. Ich stelle euch der Gildenleitung vor“: sicherte sie ihm nach einigen Augenblicken zu. Tarriors Stimmung hellte sich umgehend auf. Er war am Ziel. Sein Blutdruck sank wieder und mit ihm seine Kräfte. Er fühlte sich, als würde er zu Boden gerissen. „Ich danke euch“: bedankte er sich artig und brachte wieder ein Lächeln zustande, um die bedrohliche Kulisse, die er selbst verschuldet hatte, einzureißen und die Stimmung wieder zu normalisieren. Alina konnte schließlich Nichts für die Absage der Gildenleitung. Sie nickte stumm, aber schien trotzdem sehr nachdenklich. „Ihr habt Recht. Ich fühle mich noch recht schwach. Ich werde mich noch etwas ausruhen. Weckt mich, wenn der Ratsherr eintrifft“: erbat er sich noch etwas Ruhe. Während sich der Dunmer wieder auf das Feldbett legte, verließ die junge Frau das Zelt.

  5. #5

    Skingrad -> Chorrol -> Hammerfell

    Die zweite Nacht in Folge bekam der Rothwardon keine Auge zu, denn abermals wurde ihm bewusst, wie nah er an dem Tod vorbeigeschrammt war in der dunklen Seitengasse. Zuerst der Einbruch, dann der Mord im Wald, zuletzt das Zusammentreffen in der Seitengasse. Ich scheine den Ärger anzuziehen, aber wieso? Vielleicht war er schon immer so gewesen? Er schüttelte im Liegen den Kopf. Nein. Er hatte nicht das Gefühl, schon immer solche Probleme gehabt zu haben. Aber was sagten seine Gefühle schon aus; laut der Dunmerin war er 'alles andere als schlecht ausgebildet', Töten sollte laut ihr zu seinen Fähigkeiten gehören. Glauben konnte er dies nicht, allerdings bewiesen die Bewegungen und die Waffen etwas ganz anderes.
    Kaum war der erste Lichtstrahl durch das Fenster zu sehen, erhob sich der Rothwardon, kleidete sich an und verließ sein Zimmer. Er musste raus aus der Stadt, hier war es zu stressig und zu gefährlich. Anvil war bestimmt besser, sprich weniger gefährlich, aber das war in Anbetracht seiner Erfahrungen mit Skingrad auch keine Kunst. Nur in welche Richtung lag diese Stadt? Wenn er hier irgendwen fragen würde, würde dies nur Aufmerksamkeit erregen, und von der hatte er definitiv schon genug als ihm lieb war. Er brauchte trotzdem Informationen, aber woher sollte er diese bekommen?
    Nachdem er sich von der Besitzerin der Herberge verabschiedet und sie von seiner Abreise in Kenntnis gesetzt hatte, lief der Rothwardon zunächst ziellos durch Skingrad, in der Hoffnung, irgendwelche wegweisenden Schilder zu erblicken. Vor die Stadttore traute er sich noch nicht, denn die Wache würde ihn mit Sicherheit in den Fokus nehmen, wenn er das Tor passierte, nur um auf ein Schild zu schauen.
    Schließlich ergab es der Zufall, dass er auf dem großen Platz vor der Kapelle landete. Ein Priester würde mir bestimmt leichtfertig glauben, dass ich nicht von hier bin und mir weiterhelfen.
    Mit dieser Hoffnung betrat er das große Gebäude. Um diese Zeit war es noch nicht allzu gut besucht, die Morgenmesse war scheinbar schon vorbei, nur eine einzelne Gläubige kniete vor einer Statue mit gesenktem Kopf und murmelte unverständliche Worte in ihre gefalteten Hände. Angestrengt blickte der Rothwardon auf die Schriftzeichen, welche an dem großen Altar im Schiff der Kapelle eingemeißelt waren. "Julianos...", murmelte er vor sich hin und ging langsam auf den Hochelfen zu, welcher neben dem steineren runden Podest stand und einen silberner Kelch ausgiebig und in ruhigen Kreisen polierte. Als er den Rothwardonen bemerkte, blickte er auf und musterte sein Gegenüber etwas abweisend, und als der Altmer den Mund aufmachte, wusste der Rothwardon sofort, an wen er da geraten war.
    "Ja, ihr wünscht?", gab der Hochelf in einem hochnäsigen und herablassenden Ton von sich.
    "Verzeiht die Störung, ich dachte, ihr könnt einem...Reisenden helfen", antwortet der Redguard verunsichert.
    Der Altmer gab keinen Ton von sich, sondern wartete nur ab, wie als wäre er des Fremden jetzt schon überdrüssig.
    "Könnt ihr mir sagen, wie ich nach Anvil oder...Charrol komme?", versuchte es der Rothwardon weiter.
    Der Priester rümpfte mürrisch die Nase, überlegte einen Moment und antwortete dann: "Es heißt Chorrol. Dahin kommt ihr, indem ihr die Stadt zum Osttor verlasst. Anvil liegt in westlicher Richtung.".
    "Habt Dank", sagte der Rothwardon und wendete sich mit einer leichten Verbeugung ab, um die Kapelle zu verlassen. Eigentlich hatte er noch vor, den Priester zu fragen, ob er ihn kenne, aber damit hätte er wohl auf Granit gebissen, dieser Priester wollte ganz offensichtlich nicht gestört werden und sich nicht mehr als nötig mit dem Fremden abgeben.
    Wieder draußen, lenkte der Rothwardon seine Schritte auf die Hauptstraße. Anvil oder Chorrol? Aus den Erzählungen des Mädchens erinnere ich mich, dass sie sagte, Anvil liege am Meer...wenigstens etwas, an dass ich mich erinnere. Ich fühle mich jedoch gar nicht zum Meer hingezogen. Was sollte ich dort? Etwas sagt mir ich sollte nach Chorrol. Aber kann ich mich darauf verlassen, was mir mein Innerstes sagt? Letztendlich blieb ihm nicht anderes übrig, als irgendwohin zu gehen und zu hoffen, sich zu erinnern, so schlug er den Weg zum Osttor ein und ging hindurch. Aufgehalten wurde er von der Stadtwache nicht, diese war gerade damit beschäftigt, einen Händler und dessen Karren zu durchsuchen.

    Tatsächlich fand er draußen ein Schild, welches ihm die Richtung nach Chorrol angab. Darunter war noch 'Kaiserstadt' und 'Bruma' zu finden. Welch seltsame Namen...aber alles hier ist seltsam. Wie weit es wohl bis Chorrol ist? und er blickte sich etwas hilflos um. Die Meisten, welche die Stadt verließen, entfernten sich zu Pferde oder mit einem Wagen. Was würde dagegen sprechen, wenn er sich nach Chorrol auf dieselbe Weise transportieren lassen würde wie er nach Skingrad gekommen war? Wie auf Kommando fuhr gerade ein Karren vorbei, und der Rothwardon stellte sich leicht in den Weg, sodass der Mann halten musste. "Was zum...", fluchte der Nord auf dem Bock und setzte schon zu einer Schimpftriade an. Der Rothwardon hielt ihm aber schon eines seiner Goldstücke unter die Nase.
    "Fahrt ihr nach Chorrol? Könnt ihr mich mitnehmen?".
    Die Augen des Mannes weiteten sich.
    "Junge, dafür würd ich mitten ins Herz von Himmelsrand fahren, nackt und ohne etwas zu essen", die Stimmung des Händlers schlug merklich um. "Worauf wartet ihr noch, springt auf", und der Rothwardon war kaum auf den Wagen geklettert, da fuhr der Nord auch schon los. Das ist nicht der Erste, der seltsam reagiert auf diese Münzen, dachte er sich, sagte aber nichts, sondern verbrachte den Großteil der Fahrt schweigend neben dem Händler.

    Nach einer Weile wurde es dem Nord wohl zu langweilig, denn er suchte zuerst den Blick des Rothwardonen neben sich und sprach ihn dann an. "Sagt, Junge, nicht dass ich euch zu nahe treten will, aber warum kauft ihr euch von dem Gold nicht gleich ein eigenes Pferd? Davon habt ihr länger etwas, wärt schneller und müsstet nicht mein Gesaufe ertragen", lachte er und nahm einen Schluck aus dem Krug Met, den der Nordmann schon zum x-ten Mal nachgefüllt hatte. Ein ganzes Pferd? Für eine lumpige Goldmünze? Er wusste nicht was er sagen sollte und zuckte stattdessen nur mit den Schultern. Der Nord nahm dies rülpsend zur Kenntnis, gab aber sein Vorhaben, etwas über seinen Mitfahrer herauszufinden, nicht auf. "Was wollt ihr in Chorrol, Junge?".
    "Herausfinden wer ich bin...", nuschelte der Rothwardon teils als Antwort, teils zu sich selbst.
    Zunächst herrschte Stille, dann lachte der Nord. "Ah, verstehe, einer dieser vieldeutigen Antworten. Versuchen wir nicht alle Herauszufinden, wer wir sind?", und er ließ ein ersticktes Glucksen hören; ab dann war er ruhig, bis sie schließlich bei Abenddämmerung Chorrol erreichten.
    "Endstation, Junge", grinste der Nord den Rothwardonen an. Dieser nickte jedoch nur und stieg ab. "Ich danke euch", sagte er schließlich noch, wandte sich zum Stadttor und kehrte dem Nord den Rücken zu.
    "Komischer Junge...", murmelte der Händler noch, wendete den Wagen und fuhr Richtung Kaiserstadt davon.

    Auf dem Weg zum Tor dachte der Rothwardon nochmal über die Dunmerin nach. Wem genau er es zu verdanken hatte, dass er noch lebte, wusste er selbst nicht. Sich selbst? Ihr? Einer höheren Macht? Vielleicht diesem Julianos, dem die Kirche in Skingrad gewidmet war? Was war, wenn sie ihm gefolgt war? Verstohlen blickte er sich um, aber außer den Stallungen, dem mit Fackeln beleuchteten Stadttor und den davor positionierten Wachen konnte er niemanden sehen. Aber hier auf dem Platz war er eine ideale Zielscheibe, also nichts wie rein. Die Wächter hielten ihn nicht auf beim Betreten der Stadt, dachten sie wohl er wäre ein Landstreicher wegen seiner schäbigen Robe.
    Drinnen fiel dem Rothwardonen sofort die Statue gegenüber des Tores auf, und er blieb davor stehen und versuchte in der Dämmerung die Inschrift zu lesen. "St. Osla...", murmelte er vor sich hin und betrachtete die Bildhauerkunst. Ein gefallener Soldat wurde von einer Frau versorgt. Oder trauerte sie um den Mann? Für den Redguard war die Szene nicht eindeutig, auch was so etwas auf einem scheinbar öffentlichen Platz zu suchen hatte erschloss sich ihm keinesfalls. Schulterzuckend wandte er sich ab, zu viel Merkwürdiges hatte er schon gesehene in den letzten Tagen, da kam es auf eine komische Statue mehr oder weniger auch nicht mehr an.
    Gleich hinter dem Brunnen erblickte er das Schild einer Herberge, soviel hatte er dieser Tage schon gelernt, aber abermals war es der Name, der ihm suspekt erschien. Eiche und Krummstab? Wie bitte?, stand er etwas verwirrt vor der Herberge. In Zukunft würde er sich über keine Namen mehr wundern, das würde ihn nur noch mehr zu Grübeln geben, und damit betrat er die Taverne.

    Drinnen stach sofort die Bar ins Auge, dahinter stand ein seltsam anmutendes Katzenwesen. Er hatte davon gelesen, kam aber nicht mehr auf den Namen ihrer Rasse. Außer der Khajiit, welche sich als Besitzerin der Herberge herausstellte, befanden sich nur zwei weitere Gäste hier im Raum; ein Ork an der Bar, welcher regungslos in den Krug vor sich starrte, und eine Kaiserliche mit mittellangen, braunen Haaren im mittleren Alter am Kamin.
    Der Rothwardon trat an die Bar, die Schnurrhaare der Khajiit zuckten und sie blickte auf. "Willkommen im Eiche und Krummstab, der Herberge, welche besser ist als die graue Stute. Ich bin Talasma. Was kann ich für euch tun?".
    Hatte ich nicht etwas von einem seltsamen Akzent dieser Wesen gelesen? Egal. Der Rothwardon nickte. "Ich hätte gern ein Zimmer und etwas zu essen", und nach einer kleinen Pause entschloss er sich zu etwas Forschheit und legte eines der Goldstücke auf den Tisch, "ich zahle auch im Voraus". Die Ohren von Talasma zuckten, als sie das Goldstück in den Pfoten drehte und wendete, den Neuankömmling wachsam musterte, dann aber nickte. "Natürlich, ich werde euer Zimmer herrichten lassen, derweil bekommt ihr etwas zu essen. Setzt euch. Was wollt ihr trinken?".
    Der Rothwardon zuckte mit den Schultern. "Ich nehme einen Wein, egal welchen.". Tatsächlich war dieses Getränk das Einzige, was ihm auf Anhieb einfiel. Damit ließ er sich an einem der Tische im Raum nieder und stützte den Kopf in die Hände. Das alles hier kam ihm so unwirklich und suspekt vor. Wie als wäre alles ein böser Traum, aus dem er nicht aufwachen würde, egal was er tat.
    Er hing noch eine Weile seinen Gedanken nach, dann endlich kam sein Essen und der Wein. Beides vertilgte er rasch, ihm war gar nicht bewusst gewesen, welchen Hunger er die ganze Zeit gehabt hatte. Sogleich kam Talasma an seinen Tisch und legte einen Schlüssel darauf. "Euer Zimmer ist die Treppe hinauf, geradezu. Ich wünsche euch eine gute Nacht, oder habt ihr noch einen Wunsch?".
    Der Rothwardon schüttelte den Kopf, erhob sich und schleppte sich mehr als er ging die Treppe hinauf. Ihm war mit einem Mal schwindlig, und das erste Mal an diesem Tag hatte er wieder diese pochenden Kopfschmerzen, dieselben wie in der Ruine aus der er geflohen war. Er machte etwas hektisch die Tür hinter sich zu und schloss sie schnell ab, er konnte es sich nicht leisten, dass jemand seine Ausrüstung sah, welche er, nach der Robe, achtlos vor den Schrank fallen ließ. Er legte sich auf das Bett, der ganze Raum drehte sich; die Hände vor den Augen flüsterte er sich selbst gut zu. "Tief durchatmen, kein Grund, jetzt durchzudrehen...", und langsam öffnete er wieder die Augen. Der Raum drehte sich immer noch, allerdings nicht mehr so stark wie davor. Er strich sich mit den Händen über den nackten Oberkörper, er war verschwitzt, kalte Schweißtropfen rannen ihm durch die Finger. Plötzlich bemerkte er, dass seine linke Schulter taub wurde. Genauer gesagt strahlte dies von seiner linken Brust auf seine Schulter und von da auf den gesamten Arm. "Was zum...", murmelte er ungläubig und wollte sich aufrichten, aber es ging nicht. Er spürte Panik in sich aufsteigen, aber diese wurde jäh unterbrochen, als ihm schwarz vor Augen wurde...

    Er stand, nur mit einem Lendenschurz bekleidet, aufrecht vor dem mit Schlangenhaut bekleideten Mann. Die Musterung seiner Robe verlieh ihm etwas Mystisches, etwas Erhabenes, etwas...Unantastbares. Um ihn herum standen Menschen und bildeten einen Kreis um sie beide, sie alle hatten etwas gemeinsam: Sie trugen grotesk anmutende Masken, dabei machten sie seltsam, ruckartige Bewegungen, was durch das dämmrige Fackellicht eine unheimliche Note bekam; aber er fühlte keine Angst, nein, eher geborgen, und dabei blickte er sich ruhig um. Der Mann vor ihm sang ein Lied in einer seltsamen Sprache und sah ihn dabei unentwegt an. Seine Augen waren schwarz wie die Nacht, und fest erwiderte er den Blick. Neben dem Mann stand ein Korb. Langsam nahm der Schlangenmann den geflochtenen Deckel des Behältnisses ab, legte ihn behutsam beiseite, griff hinein. Eine schiere Ewigkeit verharrte er so, es schien, als würde er sich nie wieder aufrichten. Dann aber tat er es doch, und um seinen Arm, welchen er behutsam aus dem Korb zog, hatte sich eine schwarze Schlange gewickelt, welche bedrohlich zischelte und ihren Kopf nach allen Richtungen ausstreckte, als würde sie etwas suchen. Das Zucken der umstehenden Personen hatte, sobald das Tier sichtbar wurde, aufgehört, und alle schienen die Schlange voller Ehrfurcht anzusehen. Der Mann mit der Schlange an seinem Arm trat auf ihn zu und blieb vor ihm stehen, streckte den Arm mit dem gefährlichen Tier in seine Richtung aus, und die Schlange fixierte ihn sofort wütend, zischelte immer bedrohlicher; abgesehen davon herrschte Totenstille. Er hatte keine Angst, blickte dem Mann weiterhin ins Gesicht, wendete die Augen dann auf die Schlange und starrte diese ebenso an. Der Mann hob schließlich seine freie Hand, ballte sie zur Faust, und mit einem mal riefen er und die Umstehenden laut: Satakal, zeig deine Gnade und schenk uns ein weiteres Kind! Heil Yokuda!
    Die Schlange, durch diesen plötzlichen Bruch der Stille aufgeschreckt, griff sofort an. Sie schoss aus ihrer S-Haltung hervor und grub ihre Zähne in seine linke Brust. Er spürte förmlich das Gift des Tieres in sich schießen und sich in seinen Blutbahnen ausbreiten. Er stand noch einen Moment da, die Schlange hatte bereits von ihm abgelassen und kroch davon. Seine Augen lagen auf seiner Brust, zwei kleine Einstiche, aus denen Blut quoll, waren sichtbar. Langsam hob er den Blick, der Mann vor ihm lächelte und hatte die Arme zum Nachthimmel gestreckt; dann gaben seine Beine nach, er sank auf die Knie und fiel vornüber in den Wüstensand. Als er bereits auf dem Boden lag, kam es ihm vor, als würde er immer noch fallen, aber dann umgab ihn plötzlich nur noch Schwärze und er fühlte sich schwerelos, während die Bewusstlosigkeit von ihm Besitz ergriff...


    Die Augen weit aufgerissen, schreckte er vom Bett hoch. Er atmete schwer und befühlte seinen Körper, wie als könne er nicht glauben, endlich wieder wach zu sein. Was für ein verrückter Traum. Aber...war es ein Traum? Panik ergriff ihn, als er an die Schlange dachte, an den priesterähnlichen Mann, an die grotesken Figuren um sich herum. Ein Rundumblick verriet ihm, dass er sich jedoch tatsächlich im Zimmer der Herberge befand, zugegebener Maßen in einem sehr Schönen. Draußen war es noch dunkel, so hatte er keine Ahnung, wie lange er geschlafen hatte oder wie spät es war. Schwerfällig und mit zittrigen Knien stand er auf und zündete die Kerze neben dem Bett an. Mit ihr in der Hand ging er zu einem großen Garderobenspiegel, welcher sich gleich neben dem Kleiderschrank befand, und blickte hinein. Das Kerzenlicht ließ ihn unheimlich erscheinen, augenblicklich dachte er wieder an die lodernden Fackeln und das unrhythmische Zucken der Figuren...und an die Schlange, welche ihn biss. Der Rothwardon ging näher an den Spiegel und betrachtete seine linke Brust; sie wies das Tattoo einer Schlange auf, auf den ersten Blick sehr kunstvoll, aber für ihn hatte es seit dem Traum eine abschreckende Wirkung. Er blickte es genauer an...und traute seinen Augen nicht, er ging noch näher an den Spiegel und hielt die Flamme der Kerze fast bis an seine Haut. Die Augen der tätowierten Schlange waren ausgespart, und in ihnen ließen sich zwei kleine, punktförmige Narben erkennen. Wie von einem Schlangenbiss. Wie von dem Schlangenbiss in seinem Traum.
    Entgeistert musterte er sein entsetztes Gegenüber im Spiegel; wie lange er hier gestanden hatte, wusste er nicht, dann jedoch drehte er sich um und ging zurück zum Bett, stellte die Kerze auf das kleine Tischchen und legte sich wieder hin. An Schlafen war jetzt abermals nicht zu denken, stattdessen lag er wach im Bett und starrte an die Decke. Hatte er jetzt Angst vor dem Schlafen? Ja, irgendwie schon; andererseits hatte er das Gefühl, dass dieser Traum gar keiner war, sondern vielmehr eine Erinnerung aus seinem Leben. Was konnte es also schaden, noch mehr zu erfahren? Schon fühlte er, wie ihn die Müdigkeit übermannte, aber diesmal fiel er in einen traumlosen Schlaf, aus dem er erst spät am nächsten Tag wieder erwachte.

    Kaum war er aufgestanden, hatte sich der Rothwardon einen Zettel von dem Tisch gegriffen und mit der dabei liegenden Feder drauflos geschrieben, denn er wollte keineswegs vergessen, was ihm diese Vision mitgeteilt hatte. "Satakal...Yokuda...Schlange...nein, giftige Schlange, ja...Masken", murmelte er während des Schreibens vor sich hin und betrachtete danach kurz sein Werk. Ihm kam dies alles so grotesk vor, aber darüber konnte er sich ein andermal den Kopf zerbrechen. Eilig kleidete er sich an und verließ das Zimmer und die Herberge hastig. Erst draußen vor der Tür, wobei er feststellte dass schon später Nachmittag war, fiel ihm auf, dass er ja gar nicht wusste, wohin er nun gehen, geschweige denn was er mit den Informationen anfangen sollte. Ziellos wandte er sich nach rechts, und wie es der Zufall wollte, erblickte der Rothwardon sogleich ein Schild, auf dem stand 'Renoits Bücher'. Hier gibt es bestimmt etwas, dass mir weiterhelfen kann, dachte er und betrat das Geschäft.
    Drinnen wurde er sogleich von einer Bretonin freundlich empfangen. "Estelle Renoit, freut mich", überschüttete sie den Rothwardonen förmlich mit ihrer Freundlichkeit und wartete neugierig dreinblickend ab, was er denn hier wollte.
    "Guten Tag", stammelte er zunächst nur, dann aber überwand er sich aufgrund des freundlichen Blickes der Frau dazu, mit der Sprache heraus zu rücken. "Ich suche Informationen über den oder das Satakal, und über einen Yokuda. Hat das zufällig etwas mit Schlangen zu tun? Oder Masken?". Erst als er das ausgesprochen hatte, wurde ihm bewusst, wie unzusammenhängend das geklungen haben musste. Diese Annahme wurde durch das fragende Gesicht der Bretonin bestätigt.
    "Verzeiht...", setzte der Rothwardon erneut an und reichte ihr den Zettel, blickte sich dann um, und als er niemanden weiter in dem Laden erblickte, fuhr er halblaut fort. "Ich habe mein Gedächtnis verloren und habe letzte Nacht von den Dingen auf dem zettel da geträumt. Ich bin mir bewusst, wie absurd das ganze ist, aber könnt ihr mir weiterhelfen? Ich habe das Gefühl, dass diese Dinge etwas mit meiner Identität zu tun haben.".
    Er erwartete jetzt so etwas wie Ablehnung, Gelächter oder dergleichen; stattdessen aber machte die Frau einen nachdenklichen Gesichtsausdruck und studierte den Zettel. Eine Zeitlang war es vollkommen still, dann blickte Estelle auf und musterte den Rothwardonen, ehe sie antwortete.
    "Ich hoffe für euch, dass ihr nicht mit den Satakal in Verbindung steht, denn das was ich über sie las, ist alles andere als erfreulich gewesen...", begann sie halblaut, fuhr dann aber fort. "Ich habe nicht viele Bücher zu ihnen da, keines was sich speziell mit ihnen beschäftigt. Yokuda allerdings, dabei handelt es sich schlicht und einfach um die Provinz Hammerfell. Die Satakal sind ein alter Nomaden-Stamm, der dort lebt und auch dementsprechend etwas...altmodische Weltanschauungen und Glaubensrichtungen vertritt." Es folgte eine Pause. "Redet mit Casta Scribonia. Sie ist Autorin und hat schon oft über Hammerfell und seine Geschichte geschrieben, sie wird euch bestimmt weiterhelfen können. Ihr findet sie in der Taverne Eiche und Krummstab. Vielleicht auch der Priester Otius Loran in der Kapelle, er ist ebenfalls sehr bewandert was die alten Bräuche und Kulturen angeht. ich hoffe, ich konnte euch helfen...", endet die Bretonin schließlich.
    Der Rothwardon seinerseits war zunächst etwas überrascht. Mit sovielen Informationen hatte er nicht gerechnet, sodass der jetzt nur ein aufrichtiges "Habt Dank" hervorbrachte und den Laden verließ. "Casta Scribonia? In derselben Taverne wie ich? War das etwa die Frau unten am Feuer?". Etwas hektisch machte er sich auf den Rückweg zur Herberge, und dort angekommen spricht er sogleich die Khajiit an.
    "Casta Scribonia? Ja, sie wohnt hier. Aber im Moment ist sie nicht im Haus. Sie schlendert gern des Tages durch die Stadt, spricht mit Menschen oder genießt die Ruhe in der Kapelle. Warum, kann ich etwas ausrichten?", und die Ohren der Katze zuckten neugierig. Der Rothwardon aber winkte ab, verließ die Herberge wieder und schaute sich suchend um. Die Kapelle? Wo war die Kapelle? Er brauchte einen Moment, ehe er begriff, dass er geradewegs darauf starrte. Nun wurde ihm bewusst, dass er in Hektik verfiel. Er musste sich beruhigen, nur dann war es möglich, klare Gedanken zu fassen. Aber hatte er das nicht schon viel zu oft erfolglos versucht? Ja, das schon, aber nun war die Situation eine andere. Er hatte eine Spur.

    Als er die Kapelle betrat, umfing ihn eine wohlige Kälte. Rein vom Baulichen her unterschied sich diese Kapelle nicht groß von der in Skingrad, abgesehen von der anderen Heiligkeit, die hier angebetete wurde. In der Kapelle selbst sah der Rothwardon zunächst niemanden, allerdings wirkte das Bauwerk auch nicht verlassen. Er machte ein paar Schritte, bis er auf dem Teppich stand, welcher zum Altar führte, und blickte sich um. Immer noch war niemand zu sehen, aber er bemerkte eine Treppe, die nach unten führte. Vorsichtig spähte er hinab, aber außer einer von Fackeln erleuchteten Tür sah er nichts. Plötzlich legte sich eine Hand auf seine Schulter, der Rothwardon erschrak und fuhr hastig herum; nun blickte er in das freundliche Gesicht eines Kaiserlichen.
    "Habt keine Furcht, mein Junge...", säuselte der Mann und ließ ein Lächeln sehen.
    Ganz anderes Kaliber als noch in Skingrad, schoss dem Rothwardonen durch den Kopf. Er straffte sich und sprach den Mann an. "Entschuldigt mich. Ich suche den Priester Otius Laron...".
    Der Kaiserliche grinste noch breiter als davor. "Man nennt mich zwar Otius Loran, aber eure Suche hat wohl ein Ende. Sagt, was ist euer Begehr?", und er faltete die Hände, anscheinend wollte er wirklich aufmerksam zuhören, und das einem Fremden gegenüber.
    "Man sagte mir, ihr kennt euch mit der Geschichte von Yokuda aus. Die Buchhändlerin hier im Ort hat mich an euch verwiesen. Ich habe mein Gedächtnis verloren und suche Antworten. Ich habe von den Satakal und Yokuda geträumt...", platzte er mit einem Mal heraus, und im Gesicht des Priesters war deutlich zu sehen, dass er etwas überrumpelt war. Aber ehe er etwas dazu sagen konnte, trat eine Frau hinter einer Säule hervor, ebenfalls eine Kaiserliche.
    "Satakal? Habe ich das richtig verstanden?", und schon gesellte sich die Frau zu ihnen. Der Priester aber hob beschwichtigend die Hand.
    "Ruhig, Casta, lasst ihn doch erst einmal in Ruhe erzählen".
    Der Rothwardon erkannte die Frau aus der Herberge, und der Name gab ihm die letzte Gewissheit, dass er jetzt die besagte Autorin Casta Scribonia vor sich hatte.
    Nach einem kleinen Gespräch führte sie der Priester in ein kleines Zimmer, welches wohl als eine Art Arbeitszimmer fungierte. Hier erzählte der Suchende ihnen seine Geschichte; von der Ruine, von seinen Weg nach Skingrad und seinen Erlebnissen dort (die Dunmerin und seine Feststellung, dass er wohl sehr geübt im Töten war, ließ er gekonnt aus), und von seinem Traum, den er gehabt hatte.
    Nachdem er geendet hatte, blickten sich die Autorin und der Priester an, und dann ergriff Letzterer als erster das Wort.
    "Nun, mein Junge, wir glauben euch. Anscheinend hat euch das Schicksal kein schönes Los ausgeteilt, doch was die Neun Göttlichen euch auch für Prüfungen auferlegen, sie müssen einen Grund dafür haben. Stendarr...", dann aber wurde er jäh von Casta unterbrochen.
    "Otius, ich glaube, ihr könnt euch diese Schicksals- und Göttereinleitung sparen, er wird sie nicht verstehen...", und dabei grinste sie vielsagend, dieses poetische Gerede des Priesters schien öfters vorzukommen, denn er nickte entschuldigend und fuhr dann fort.
    "Verzeiht mir, mein Junge. Also, aus euren Erzählungen entnehme ich, dass ihr aus Yokuda, auch Hammerfell genannt, stammt. Es liegt an der nordwestlichen Grenze Cyrodiils und ist die Heimat der Rasse, der ihr angehört, Rothwardon. Euer Volk ist für sein robustes Auftreten bekannt, dieser Einschätzung scheint ihr auch voll und ganz zu entsprechen, wenn ich euch so ansehe, denn bei dem, was ihr durchgemacht habt in den letzten Tagen würde unsereins bei weitem nicht noch so gut erhalten aussehen. Aber ich schweife wieder ab, verzeiht abermals. Die Rothwardonen sind auch sehr traditionstreu, und viele in Hammerfell halten noch an den alten Gebräuchen fest, zu denen auch das Nomadentum zählt...", und der Priester blickte auffordernd zu Casta, welche sofort weiter erzählte. "Die Satakal, die ihr erwähntet, sind einer dieser Nomadenstämme, die der ehrenwehrte Otius soeben ansprach. Ich vermute stark, dass ihr zu ihnen gehört, denn was ihr dort aus eurem Traum beschrieben habt, ist ein Aufnahmeritual in den engsten Kreis der Satakal. Sie beten einen Schlangengott namens Satakal an, und dabei wird, wie sollte es auch sonst anders sein, die betreffende Person von einer giftigen Schlange gebissen. Nur wenige überleben dies, aber wenn sie es tun, dann wird ihnen als eine Art Anerkennung eben jene Tätowierung einer Schlange verliehen wie ihr sie mit euch herumtragt. Da dieser Aufnahmeritus sehr verschleißend ist was die Überlebenden angeht, wird er nur bei besonderen Leuten vollzogen, was uns zu der Frage bringt, wodurch EUCH diese Ehre zu Teil wurde. Ein Priester seid ihr nicht, zumindest seht ihr nicht danach aus, und solche verlassen auch ihren Stamm nicht, sondern bleiben stets bei ihm. Auf das Oberhaupt trifft dasselbe zu. Bleibt also nur einer der sogenannten Jäger. In unserer Sprache würden sie wohl Vollstrecker oder Assassinen heißen; sollte es Probleme mit anderen Stämmen oder unliebsamen Personen geben, kümmern sich diese Jäger darum. Sie werden nicht bezahlt, noch geht es um Ehre oder dergleichen; sie tun dies einzig und allein aus Ergebenheit zu ihrem Gott Satakal, und sehen die Priester ihres Stammes als Sprachrohr an.".
    Der Rothwardon hatte geschwiegen, aber mittlerweile wusste er, worauf die Autorin hinauswollte. Er war also wirklich ein Auftragskiller. Quasi wirklich wie diese Dunmerin in Skingrad, wie war doch gleich ihr Name. Dabei machte es für ihn keinen Unterschied, ob er dies aus Ergebenheit zu irgendeinem Schlangengott tat oder um des Geldes willen.
    Es herrschte eine Weile Schweigen, Otius und Casta beobachteten den Rothwardonen, wie er mit leerem Blick zu Boden starrte.
    Seine Gedanken rasten. Gut, du bist ein Auftragskiller ohne Gedächtnis. Was für eine Ausgangssituation. Willst du wirklich noch mehr wissen? Was ist mit deinem Namen? Wenn du ihn erfährst, erinnerst du dich bestimmt auch an alles andere; wer weiß wen du schon umgebracht hast. Du könntest ein neues Leben beginnen. Hier, in Cyrodiil, oder wie auch immer der Ort hier heißt. Aber würde dich das Glücklich machen? Wenn du dich Jack oder Otius oder sonstwie nennen würdest? Diese Namen sind so fremd, das wärst nicht du. Und was ist wenn du dich plötzlich irgendwann erinnern würdest? Dein Leben würde abermals zerbrechen. Nein, es liegt schon alles in Trümmern, das muss nicht nochmal passieren...
    Mit einem Mal blickte er auf. "Wie finde ich meinen Stamm?", fragte er unverhohlen, und die beiden Kaiserlichen waren sichtlich überrascht und blickten sich an. Der Priester fand zuerst seine Stimme wieder.
    "Das wird nicht so einfach wie gedacht, Junge. Die Satakali sind wie alle anderen Nomaden auch. Sie haben keinen festen Ort, an dem sie sich aufhalten. Einzig die Alik'r-Wüste wäre als Gebiet zu nennen, auf das sie sich beschränken. Freut euch jedoch nicht zu früh, es gibt einige verschiedene Stämme, welche Fremden und ganz besonders anderen Stammes-Mitgliedern alles andere als freundlich gesonnen sind. Außerdem ist die Wüste nicht gerade klein.". Die Autorin sagte nichts, aber für den Rothwardon stand seine Entscheidung schon fest. Er würde in die Wüste gehen und erfahren, wer er ist; lieber würde er dabei umkommen als sich weiter wie ein Fremder zu fühlen.
    "Ich werde gehen...", sagte er mit fester Stimme und blickte in die Gesichter.
    "Es ist eure Entscheidung, mein Junge...", meinte der Priester diplomatisch, die Augen von Casta Scribonia jedoch fingen an zu leuchten.
    "Wenn ihr es schafft, helft ihr mir ein Buch darüber zu schreiben?". Der Rothwardon war überrascht über diese Bitte, und auch der Priester schnappte nach Luft. "Casta...ich muss doch bitten!", keuchte er, aber diese ließ sich nicht beirren, und so nickte der Rothwardon schließlich vage, bevor er sich verabschiedete und die Kapelle verließ.

    Lange musste er nicht suchen in Chorrol, da hatte er schon einen rothwardonischen Händler gefunden, welcher mit seinem etwas exotischen und sandverkrusteten Wagen auf dem Marktplatz gastierte und seine Waren feil bot. Als der ihm unbekannte Mann an seinen Stand trat, ließ der Händler von der Kundin, die er gerade noch beraten hatte, ab und wendete sich ihm zu.
    „Grüße. Wann fahrt ihr wieder nach Hammerfell?“, fragte der Rothwardon und musterte ihn. Seine Gewänder waren einfach und leicht, wie man es erwarten würde, wenn jemand länger in einer warmen Region unterwegs ist. Seine Haare waren mithilfe vieler kleiner Perlen zusammengeflochten, man konnte den Eindruck gewinnen, dass er typisch traditionell wirken wollte um seine Waren besser verkaufen zu können. Der Mann blickte etwas skeptisch drein, antwortete dann aber: „Mein Wagen ist so gut wie leer. Warum, wollt ihr mitkommen?“. Er muss den Händler fragend angeschaut haben, denn dieser setzte sofort nach: “Schaut nicht so; Ihr seht so aus als ob ihr aus der Wüstengegend stammt, ich habe einen Blick dafür. Wenn ich euch mitnehme, erwarte ich aber, dass ihr mir erzählt, was euch hier in diese Gegend verschlagen hat.“. Der Gedächtnislose nickte, was hatte er schon zu verlieren, wenn er diesem Mann alles erzählte, was er wusste, ausgenommen die Sache mit den Auftragsmorden. Wer weiß, vielleicht erfuhr er neue Einzelheiten aus Hammerfell.
    Kurze Zeit später baute der Händler seinen Stand ab. Der Rothwardon half ihm dabei, ihm kam es fast so vor, als wäre der Mann etwas neugierig und würde deswegen sein Lager früher abbrechen, denn noch lagen einige Waren auf dem Karren.
    Die Sonne war schon am Untergehen, als sie auf dem Karren saßen und auf der Straße nach Hammerfell fuhren. Die Gespräche drehten sich größtenteils nur um das Erlebte des Rothwardonen, wobei er jedoch geschickt die Geschehnisse mit der Dunmerin aussparte. Viel Neues hatte der Händler nicht zu berichten, er erzählte ein Wenig über die Gegend und die Wüste. Hilfreich wurde es erst, als er auf die Stämme zu sprechen kam. „Alle beten sie diesen komischen Schlangengott an. Wenn ihr wirklich einer von ihnen seid oder wart, dann wirkt ihr ganz und gar nicht wie diese Verrückten. Fremden gegenüber sind sie wirklich nicht sehr freundlich gesonnen. Am Besten, ihr sucht euch eine Karawane und reist mit dieser mit, als Wächter oder Helfer, dann seid ihr relativ sicher und könnt nach Erinnerungen suchen oder hoffen, dass euch jemand erkennt.“. Mittlerweile war es schon dunkel geworden, der Händler fragte auch schon ob sie lieber rasten sollten, aber der Rothwardon winkte ab und bewegte den Mann zum Weiterfahren. Den aufkommenden Hunger stillten die beiden mit Trockenfleisch und irgendwelchen stachelbewehrten Früchten, welche noch auf dem Karren herumlagen.
    Zum Glück war es eine klare Nacht, so konnte der Rothwardon die sich verändernde Umgebung auf ihren Weg nach Hammelfell sehr gut wahrnehmen. Die großen Laub- und Nadelbäume waren schon lang verschwunden, und je weiter sie Richtung Grenze kamen, desto mehr verkam die Vegetation zu kleinen Sträuchern, und auch das Terrain wurde bergiger. Kaum eine Stunde später waren sie dann in Hammerfell. Der schlammige Untergrund der Straße verwandelte sich immer mehr in groben Schotter, das Gras und die Felsen der Umgebung in trockene, nur noch mit vereinzelten Grasbutzen verzierte Steppe. In der Ferne türmten sich hohe Berge auf, welche im Mondlicht wie spitze Zacken gen Himmel wuchsen, und einige Zeit kam es dem Rothwardonen so vor, als würden sie ins schwarze Nichts fahren; dann aber erkannte man am Fuße der Gebirgskette schwache Lichter, welche rasch näherkamen. Ein fragender Blick Richtung Händler entlockte ihm nur ein Achselzucken und ein monotones Murmeln von wegen „Nur eine Siedlung“.

    Diese Siedlung entpuppte sich als eine kleine Ansammlung von geduckten Häusern aus gehauenen Felsen und wurde Steinmoor genannt. Der Händler lenkte seinen Wagen zu einem der Häuser, an welchem sich seitlich ein kleiner Anbau befand, stieg ab und klopfte an die Tür. Sogleich wurde geöffnet, und zur Verwunderung des Rothwardonen blickte ihnen eine Hochelfe entgegen mit dem typischen, überheblich wirkenden Blick welcher wohl bei allen Vertretern dieser Rasse zu finden war. Der Händler aber ließ sich nicht beirren und redete auf die Frau ein, und schließlich wurden sie eingelassen. „Habt ihr Geld?“, fragte der Händler, und daraufhin bekam er von dem Rothwardonen eine der Goldmünzen, mittlerweile waren es nur noch wenige. Der Händler bekam große Augen und beäugte das Goldstück, steckte es dann aber ein und bezahlte von seinem eigenen Geld die Hochelfe, scheinbar war das hier so etwas wie eine Herberge, denn sie bekamen zwei Schlüssel und die Elfe deutete auf zwei verwahrlost aussehende Türen.
    Die Skepsis, welche sich beim Anblick der Tür in dem Rothwardonen angesammelt hatte, wurde leider bestätigt, denn in dem kleinen Raum, der nicht größer war als ein kleiner Schuppen, stand lediglich ein modrig aussehendes Gestell mit einer grob geflochtenen Hängematte, darauf ein fleckiges Kissen und eine dünne Leinendecke; gar kein Vergleich zu der Herberge in Skingrad und Chorrol, soviel stand fest. Als er sich darauf niederließ, knackte die Konstruktion bedrohlich, und er traute sich die ganze Nacht nicht, sich bequem hinzulegen, aus Angst, mit der Hängematte zusammenzubrechen.

    Am nächsten Morgen stand der Rothwardon mit dem ersten Sonnenstrahl auf; er hatte nicht viel geschlafen, eher vor sich hingedämmert, aber zu seinem Staunen hatte dieses „Bett“ wirklich gehalten. Einen Spiegel gab es hier nicht, und er war sich sicher, dass er den spöttischen Blick der Hochelfe draußen am Tresen mehr als verdient hatte, so wie er wahrscheinlich aussah. „Ist der Händler schon wach?“, fragte er mit etwas gequälter Stimme, seine Knochen schmerzen von der unbequemen Nacht. Wortlos schob sie ihm einen zettel hin, auf dem mit krakeliger Schrift geschrieben stand:
    Bin wieder zurück nach Cyrodiil. Für dein Gold habe ich euch eines meiner Pferde vor der Tür gelassen. Reitet gen Norden über North Hall und Vulkneu Town nach Riverpoint, dort gibt es viele Wüstenkarawanen. Ich wünsche euch viel Glück.
    Darunter war weder ein Name noch sonst ein Kürzel zu sehen. Der Rothwardon schob den Zettel zurück und verließ wortlos das Haus; die Hochelfe quittierte das mit einem verächtlichen Schnauben und zerknüllte den Zettel.
    Draußen vor der Tür stand tatsächlich das schwarze Pferd des Händlers samt Sattel. „Wer weiß, am Ende ist das Gold soviel wert, dass er davon 10 neue kaufen kann“, murmelte er vor sich hin und löste das Pferd von dem Zaun, an welchem es angebunden war, und saß auf. Reiten bereitete ihm keinerlei Probleme, zu seiner eigenen Verwunderung, im Gegenteil, es kam ihm vor als hätte er das früher schon immer sehr gerne getan und auch sonst nichts anderes gemacht. Die Reitkunst soll ja bei meinem Volk auch eine große Rolle spielen, dachte er so für sich und erinnerte sich an dieses Buch, was er gelesen hatte. Große Krieger und viele Helden, ja, so komm ich mir allerdings ganz und gar nicht vor. Allerdings rutschte er etwas ungeduldig wirkend in dem Sattel hin und her, irgendwie war ihm das doch sehr unbequem zumute, aber wenn man so ritt, warum nicht. Er wollte gerade einen der mürrisch aussehenden Handwerker nach dem Weg fragen, als er ein verwittertes Straßenschild entdeckte, welches auf den Weg deutete, der genau in das Gebirge führte. Darauf stand geschrieben „North Hall“, und darunter in kleineren Lettern „Vulkneu Town“. Misstrauisch blickte der Rothwardon auf die Berge, ihm wurde bei der Höhe schon etwas mulmig zumute, zumal die Wolken, welche um die Formationen herumzogen, alles andere als einladend aussahen. „Egal, ich muss weiter…was kann mir schon groß passieren außer ein wenig Regen“.

    Als er einige Stunden später an einer steilen Felsböschung hing, sich in verdorrtes Wurzelwerk krallte und sich wünschte, sie würde nicht immer mehr nachgeben während es leicht nieselte, hätte er sich für seine Leichtsinnigkeit ohrfeigen können.
    Vor einiger Zeit hatte er North Hall passiert, welches in einem Gebirgskessel gelegen hatte. Die Gewitterwolken waren dabei immer näher gekommen, aber noch hatte er sie nicht erreicht, denn die hing genau über den Gipfel der Bergkette, welche er nun auf den Weg nach Vulkneu Town vor sich hatte. Kurz überlegte er, ob es besser wäre, abzuwarten dass sich das Wetter besserte, aber er entschied sich dagegen. Mittlerweile war er voller Tatendrang und fühlte sich den Antworten auf alle seine Fragen viel näher, da konnte man doch unmöglich warten. Außerdem, was konnte ein Gewitter schon anrichten. Dieser Frage ging er kurze zeit später auf den Grund. Der Pfad war breit genug, um darauf zu reiten, und der Rothwardon kam gut voran, aber dann fing es an zu regnen; erst nieselte es nur, aber mit der Zeit entwickelte sich das Ganze zu einem gehörigen Wolkenbruch, der den Rothwardonen zum Absteigen zwang und er das Pferd an den Zügeln weiterführte, während er vorauslief. Jetzt spielte er mit dem Gedanken, sich irgendwo unter zu stellen, denn er hörte Donnergrollen und der Weg wurde auch immer schmaler, und den Boden zu seiner Linken hatte er durch den Regen auch schon seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen. So schlängelte er sich den leicht nach oben führenden Bergpfad entlang, rechts eine schroffe, steil nach oben führende Felsböschung, links ein ebenso steil abfallender Hang, welche in einiger Entfernung einfach aufhörte und in einen Abgrund endete. Beim ersten Donner und dem darauffolgenden Blitz scheute das Pferd, und auch er selbst erschrak; die Idee, weiterzugehen, als er in der Siedlung war, erschien ihm immer unüberlegter, aber er ging weiter. Immer wieder zerrissen Donner und Blitz das Geräusch des prasselnden Regens, mittlerweile waren die Sachen des Rothwardonen vollgesaugt mit Wasser und eine schwere Last. In der Monotonie des Vorankommens, immer einen Schritt vor den anderen setzend und sich mehr an der Wand als am Abgrund orientierend, vernahm der Rothwardon das entscheidende Donnern nur unterbewusst. Erst als winzige Steine vor ihm herüberrollten, wurde ihm bewusst, dass das Pferd an seinen Zügeln zog und das Donnergrollen einen durchgehenden und immer lauter werdenden Ton angenommen hatte. Er blickte die Böschung hinauf und sah eine Welle aus kleineren Steinen auf sich zurollen, gefolgt von einer größeren mit richtigen Felsbrocken, welche jeder für sich die Größe eines normalen Hauses hatten. Er war wie hypnotisiert von diesem Anblick, sodass er nicht reagierte. Das Pferd riss sich los, sogleich wurde der Rothwardon von der ersten Welle der Steine von den Füßen gerissen und rutschte mit ihnen die Böschung hinunter, auf den Abgrund zu. Das Pferd sah er nicht mehr, die Welt drehte sich, in dem Donnergrollen hörte er nur mit Mühe ein jämmerlich klingendes Wiehern heraus. Sein Körper schüttete Adrenalin aus; so konnte es nicht mit ihm zu Ende gehen, er war nicht so weit gekommen um in einer Gerölllawine zu sterben. Reflexartig versuchte er sich an irgendetwas festzuhalten oder sich wenigstens erst einmal zu orientieren. Er rutschte gerade mit dem Rücken auf der Böschung entlang, um ihn herum rumpelten die kleinen Steine, malträtierten seine Arme, den Nacken, den Kopf. Er drehte sich unbewusst, rutschte nun auf dem Bauch, zerschrammte sich die Arme. Geistesabwesend krallte er sich in den Abhang und suchte Halt. Seine Handflächen wurden aufgerissen und er bekam immer wieder einen Schlag von vorn, wenn er irgendwie das Tempo verlangsamte. Dann plötzlich spürte er es noch steiler bergabgehen. Die Steine rollen jetzt nicht mehr, sie flogen nur noch so an ihm vorbei, und in einer panischen Bewegung bekam er etwas Festes zu greifen, was nicht aus Stein oder Moss bestand. Mit beiden Händen griff er danach und hielt sich mit aller Gewalt daran fest. Hart schlug er gegen die steil nach unten führende Felswand und ihm wurde die Luft aus den Lungen gepresst. Die Steine flogen über die Kante der Böschung hinweg und verfehlten den Rothwardonen nur knapp.
    Nachdem die ganze Lawine die Böschung passiert hatte, vergingen Stunden, zumindest kam es dem Rothwardonen so vor. In Wirklichkeit waren es nur wenige Sekunden die das ganze Ereignis gedauert hatte, und nachdem nur noch kleine Steinchen über die Kante gerollt kamen, wurde der Regen schwächer und auch das Gewitter klang wie auf Kommando ab. Nun wagte es der Rothwardon, sich nach oben zu ziehen; vielmehr versuchte er es, scheiterte jedoch kläglich. Er strengte sich nur ein wenig an, aber die Wurzel nahm die kleinste Kraftanstrengung gleich persönlich, indem sie nachgab und den Mann noch eine Sektion tiefer rutschen ließ.
    An seinen Armen floss das Blut von den Händen hinunter, und vorsichtig riskierte er einen Blick nach unten. Was er sah, ermutigte ihn nicht, denn nichts als gähnende Leere bot sich ihm dar. Was sollte er nun tun? Ewig konnte er hier nicht herumhängen, und darauf zu hoffen dass ihn irgendjemand fand auch nicht. Wer ist schon so dämlich und läuft bei diesem Wetter über den Pass? "Du natürlich...", presste er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor und unternahm einen weiteren Versuch, sich nach oben zu ziehen; aber dies sollte sein Letzter sein, denn im selben Moment gab das Wurzelwerk vollendens nach und der Rothwardon stürzte in die Tiefe...

    Von dem Fall wusste der Rothwardon so gut wie nichts mehr. Auch nicht wie er hiergekommen war. Mit dröhnenden Schädel wachte er schließlich auf und schaute sich um. Er war in einer Steinhütte. Und es war heiß. Brütend heiß. Unglaublich heiß. "Was zum...", murmelte er und versuchte sich auf dem mit groben Leinen bezogenen Bett aufzusetzen, aber sein Körper machte ihm einen Strich durch die Rechnung. Es ging gar nichts. Gerade einmal die Finger schaffte er zu bewegen und den Kopf zu drehen, auch wenn selbst das ihm Schmerzen bereitete und die Halswirbel knackten wie als wären sie eine Zeit lang nicht mehr bewegt worden. Angestrengt versuchte er den Kopf zu heben und an sich herunter zu blicken. Er war vollkommen nackt, abgesehen von dem Lendenschurz und der Decke über seinen Unterschenkeln. Dunkelrote und bläuliche Flecken verzierten seinen Körper, den schmerzen nach zu urteilen Prellungen. Sein linker Arm und selbiges Bein waren mit Holz bandagiert und sahen professionell verbunden aus, anscheinend waren sie gebrochen. Angestrengt dachte er nach, was war passiert? Mein Gedächtnis, die Satakal, der Abgrund, die Wurzel...ich bin gefallen. Hoffnungsvoll stellte er fest, dass er sich wohl schwer verletzt hatte, aber vielleicht war jetzt seine Erinnerung wieder da? Schläge oder Stürze helfen doch?! Er konzentrierte sich, kniff die Augen zusammen und öffnete sie wieder....
    Nichts. Absolut gar nicht. Das darf doch nicht wahr sein. Er erschlaffte, legte den Kopf zur Seite und sah sich deprimiert um. Das Haus hatte eine normale Größe, direkt gegenüber des Bettes, welches längs zur Wand stand, befand sich der Eingang, welcher mit einer Decke verhängt worden war, dasselbe bei den beiden Fenstern links und rechts davon. Ein kleiner Tisch samt Stühle stand links an der Wand, nachdem er den Kopf gehoben hatte, rechts sah er fremdartige Verzierungen an den Wänden und auf dem Boden, außerdem direkt neben seinem Bett eine weitere Schlafmöglichkeit. Als Lichtwelle identifizierte er nur eine fremdartig aussehende Lampe auf dem Tisch, ansonsten reichte die Sonne, welche durch die Ritzen zwischen Mauerwerk und Decke hineinschien, vollkommen aus um den Raum in angenehmes Licht zu tauchen. Nichtsdestotrotz war es stickig und heiß. Wo war ich gleich nochmal? Hammerfell, ja...wie bin ich hierher gekommen, von Sand war doch in den Bergen weit und breit nichts zu sehen.
    Erst jetzt hörte er es von draußen. Musik. Oder besser gesagt, Trommeln und Rasseln. Wie konnte das sein? Und warum kam sie ihm so bekannt vor? Wo bin ich nur?
    Sein Gedankengang wurde jäh unterbrochen, als der Vorhang plötzlich beiseite geschoben wurde. Das Licht von draußen blendete ihn und ließ die Person, welche in der Öffnung stand, wie eine geisterhafte Lichtgestalt wirken. Erst als sie eintrat und die Decke wieder an ihren ursprünglichen Ort zurückglitt. Und dann sah er sie. Vor ihm stand eine Rothwardonin mit fein geschnittenen Gesichtszügen, langen schwarzen Haaren und einem Körper, welche die Rundungen genau an der richtigen Stelle hatte um sie insgesamt als eindeutig schön betiteln zu können. Auf ihrem Arm hielt sie eine Schüssel mit Wasser und hatte ein Tuch darum gelegt. Die dunklen Augen musterten ihn sanft, und mit langsamen Schritten kam sie näher und kniete sich vor ihm hin. Sie kam ihm bekannt vor...so verdammt bekannt. Sie schwieg, er ebenfalls. Und als sie die Stille durchbrach und seinen Namen nannte, war es als ob eine Blitzbombe vor seinen Augen explodieren würde.

    Unzählige Bilder rasten dahin. Schlangen. Sand. Sonne. Tänze. Dörfer. Blut. Schlangen. Sahi. Jagd. Sand. Ruine. Dunkelheit. Es war als würden alle Erinnerungen auf einmal sich in seinen Kopf drängen wollen, als könnten sie sich nicht einigen, wer zuerst den Weg zurück in sein Gedächtnis findet. Farbige Punkte platzten vor seinen Augen, verwandelten sich in weitere Bilder, welche er in Sekundenbruchteilen in die richtige Chronologie brachte und so nach und nach alle Lücken füllte, welche er in seinen Erinnerungen hatte. Ungeheure Kopfschmerzen breiteten sich aus, schickten sich an, seinen Schädel zum Platzen zu bringen, so kam es ihm vor.
    Doch mit einem Mal war alles verschwunden. Das Rauschen in seinen Ohren, das Kaskadengeräusch wenn die bunten Kugeln explodierten, die Kopfschmerzen, alles. Plötzlich sah er nur noch das Gesicht der Frau vor sich, ganz nah vor seinem. Sie strich ihm durch das Haar und sah besorgt aus. "Komm schon, Raccan, sag etwas...wie geht es dir...", flüsterte sie immer wieder unentwegt und streichelte sein Haar.
    Entgeistert starrte er die Frau an. Raccan, Raccan. Der Name war ihm vertraut. Es ist sein Name. Ohne Zweifel. Auf einmal erschien ihm dieser Umstand so klar. Warum kam er nicht darauf? Raccan. Es ist doch das Natürlichste der Welt, dass ich Raccan bin. Seine Augen mussten verraten haben, dass er abwesend war, denn noch immer flüsterte die Frau ihm zu.
    "Raccan, verdammt nochmal, jetzt rede mit mir...", flüsterte sie erstickt und man konnte erkennen, dass sie kurz davor war, zu weinen. Ohne groß nachzudenken schluckte er einmal und sprach, ohne zu wissen wieso und weshalb er dies tat: "Fang jetzt nicht an zu heulen, Sahi...". Ihm kam dieser Satz so selbstverständlich vor. Er entsprach genau seiner Art, wie als wär er nie weg gewesen. Mit Galgenhumor, ja so kannte ihn seine Schwester. Ihr Gesicht zeigte Erstaunen, dann plötzlich brach sie in Tränen aus, warf sich an seine Schulter und schluchzte. Kurz darauf ging das Ganze in ein ersticktes Lachen über; sie löste sich von ihm und wischte sich die Tränen aus den Augen. "Dummkopf...", nuschelte sie, aber lächelte nun wenigstens wieder.
    "Wo bin ich, Sahi...was ist passiert...", fragte er sie nach einer Pause, welche ihm endlos lang vorkam. Die Frau setzte sich bequemer und blickte ihn aufmerksam an. "Du weißt es nicht? Du bist zuhause, in unserem Dorf. Ein paar Banditen fanden dich in einer Schlucht zwischen North Hall und Vulkneu Town. Laut ihnen hast du Glück gehabt dass du genau in die Bäume der Oase, welche sich dort befindet, gefallen bist. Ein Wunder, dass d noch lebst....ein großes Wunder...oh, naja, jedenfalls erkannten sie deine Tätowierung und brachten dich her. Sie wollten dich an uns zurückverkaufen. Zalanu hat sie...verschwinden lassen...", senkte sie die Stimme, es war unmissverständlich was sie damit meinte. Raccan nickte entwaffnend, so gut das möglich war in seiner Position. "...du hast eine Menge Knochenbrüche und Prellungen. Sag, wo warst du nur? Dieser Weg lag doch gar nicht auf deiner Route...", und besorgt blickte sie ihn an. Der Rothwardon ließ ein wenig Zeit verstreichen um seine Gedanken zu ordnen. "Zalanu gab mir den Auftrag, einen Khajiit zu finden und zu töten. Ich habe ihn verfolgt, er ist nach...Cyrodiil geflüchtet. Ich bin in eine Ruine gestürzt und hatte...alles...vergessen. Mich. Dich. Das alles Hier. Aber...Satakal hat mich zurückgeführt...", lächelte er sie an.
    Nachdem sie ein wenig geredet hatten, schickte sich Sahi an, sich zu erheben. "Zalanu will mit dir reden, ich werde ihn holen". Sie erhob sich und schaute, in der Tür stehend, nochmal zu Raccan zurück. "Ich bin froh, dass du wieder da bist, Brüderchen...", gab sie nochmals kund und verschwand dann.
    Es dauerte nicht lang, da betrat ein großer, kräftiger, jedoch etwas dicklicher Mann mit einem braungebrannten Teint den Raum. Über den ganze Körper hatte er Schlangentattoos verteilt, selbst im Gesicht. Bekleidet war er mit einem Kürass der aussah wie aus vielen kleinen zusammengeklebten Strohhalmen, und einem ledernen ausladenden Lendenschurz. Stumm musterten sich die beiden Männer, ehe das Stammesoberhaupt das Wort ergriff.
    "Raccan...du sahst auch schon einmal besser aus...", und ein Lächeln umspielte die Mundwinkel Zalanus. Dann aber wurde er ernst. "Hast du den Auftrag ausgeführt?".
    "Nein, Zalanu, vergib mir. Das reudige Katzenwesen ist nach Cyrodiil geflüchtet. Durch einen Sturz verlor ich mein Gedächtnis und habe es nur Satakal zu verdanken, dass ich wieder zurückkehren konnte, um dir davon zu berichten.".
    Zalanu nickte, bedachte Raccan mit einem nichtsagenden Blick und fuhr dann fort. "Dein Auftrag ist noch gültig, Assassine. Dein Schwur verlangt von dir, ihn zu beenden.".
    Raccan nickte nur.
    "Du warst mir immer ein zuverlässiger und treuer Anhänger. Deine Erfolge verschafften dir und deiner Schwester hier ein besseres Leben. Setz das nicht auf's Spiel...".
    Wieder nickte Raccan nur. Er wusste, je besser und effizienter die Anhänger des Stammes ihre Aufgaben erfüllten, desto angesehener und höher in der Rangfolge waren sie hier und genossen gewisse Privilegien. Der Rothwardon sah sich um. Ein eigenes Haus war nur wenigen vergönnt, ebenfalls hatte er es geschafft, seine Schwester aus diesen ihm befremdlichen Ritualen der Satakal-Priester, welche meistens mit Orgien oder Vergewaltigungen im Namen der Schlange einhergingen, herauszuhalten, wenngleich er wusste, dass diese geifernden Säcke nur darauf lauerten, seine schöne Schwester in einem dieser Rituale zu schänden. Dementsprechend warteten sie darauf, dass er eine Reihe von Fehlern beging, die seinen Status abträglich wären. Allein das war Motivation genug, über Leichen zu gehen.
    "Gut. Ich weiß, ich kann mich auf dich verlassen. Wir reden weiter, wenn du genesen bist", und damit drehte sich Zalanu um und verließ das Haus.

    Die folgenden Wochen waren für Raccan nicht leicht; anders als in der "zivilisierten" Welt benutzte der Stamm keine Wiederherstellungszauber, um Verwundete zu pflegen. Der Rothwardon war schon in Städten in Hammerfell gewesen und hatte die Magier beneidet. Einmal Handauflegen, und größere Verletzungen waren innerhalb von Sekunden Geschichte. Hier aber lief das anders ab. Der Kult sah die eigenständige Genesung als eine Form der Erschwerung des vom Schicksal bestimmten Weges, und diese Hürde hatte man nur mit eigener Kraft, ohne Magie, zu nehmen. Raccan machte sich in dieser Zeit nützlich und half hier und da, wo er konnte. Als er dann so weit genesen war, dass er sich wieder eigenständig bewegen konnte, begann er mit dem Training. Bogenschießen, der Kampf mit den Wurfmessern, Schwertkampf und waffenloser Kampf; Konditionstraining in der Wüste, Kletterpartien steile Felswände hinauf, Übungen in der Herstellung von Giften und Tränken. All das war für ihn ganz normal, vergessen war die Zeit, als er noch ziellos durch die Steppe irrte und nicht einmal wusste, wer er war. Es war, als wär er nie weg gewesen.

    Als er sich fit genug fühlte, bat er bei Zalanu um eine Audienz, welche ihm überraschend schnell genehmigt wurde, und sogleich trat er in das Haus des Anführers.
    Hier drin war es stickig und heiß, Raccan war nur selten hier drin. Es gab nur zwei Gründe, um hier zu sein: Entweder hatte man etwas falsch gemacht, oder die Obrigkeit hatte etwas mit einem vor. Aus anderen Gründen wurde so gut wie die eingewilligt, Zalanu "einfach so" zu treffen. Der Raum hatte eine runde Form, und allerlei Verzierungen hingen an den fensterlosen Wänden. Totenschädel, Wollgeflechte, bemalte Schlangenhäute. Selbst die beiden Wächter, welche drinnen links und rechts neben der Tür standen, machten schon beinahe den Eindruck, als gehörten sie zum Inventar. Eine Lederrüstung, mit Schlangenhaut bespannt, dazu ein Speer in der Rechten und ein ebenfalls mit der Schlangenhaut verzierter Rundschild verliehen den Kolossen den Eindruck, als ob es Statuen wären, denn sie zeigten keine Regung, als Raccan an ihnen vorbeischritt. Sie waren etwas größer und breiter als Raccan, was schon etwas heißen mochte, denn von schwacher Statur war er selbst ebenfalls nicht. Der Rothwardon versuchte die Wächter zu ignorieren und trat vor den hölzernen Thron, auf dem Zalanu saß und ihn interessiert musterte.
    Er deutete eine leichte Verbeugung an. "Hallo, Zalanu. Ich bin nun bereit, meiner Pflicht nachzukommen und die Aufgabe, bei der ich versagt habe, erneut in Angriff zu nehmen.".
    Der Mann nickte bedächtig. "Es freut mich, dass du dein Wort hälst, Raccan, ich hatte schon beinahe nicht mehr mit dir gerechnet und mir...Schritte überlegt. Deine Schwester wird es dir danken.".
    Unmerklich zuckte Raccan zusammen, was dem Häuptling anscheinend sehr gut gefiel.
    "Also, Raccan...", und er holte eine Schriftrolle aus Schlangenhaut hervor, "...hier ist dein Auftrag. Du sollst den Khajiit Hawa'ajala finden. Er ist ein Verräter unseres Clans und hat sich schuldig gemacht, Informationen an verfeindete Stämme weitergegeben zu haben, wofür ihm die Todesstrafe zusteht. Gemäß unserem Kodex muss er eine Wiedergeburt erfahren, damit Satakal sich seiner unreinen Seele annehmen kann.".
    Raccan nickte stumm. Die Wiedergeburt war ein Ritual, welches die Häutung der Schlange symbolisieren sollte. Jenes Tier geht aus dieser gestärkt hervor. Der Khajitt wohl eher...tot, denn eine Häutung bei lebendigen Leib war für niemanden zu überleben. Es war brutal, pervers und bestialisch, aber Raccan wusste es nicht besser, mittlerweile war dieses Vorgehen für ihn wieder normal, und er mochte sich nicht ausmalen, dass das Ganze für ihn vor noch nicht einmal zwei Monaten alles andere als nachvollziehbar gewesen wäre.
    Zalanu fuhr fort, nachdem er Raccan die Rolle in die Hand gegeben hatte. "Du wirst des nachts aufbrechen, denn heute Abend wird deine Waffe, welche du erhalten wirst, von Sahi geweiht, und es würde sie sicherlich schmerzen, wenn du währenddessen nicht anwesend wärst.".
    Raccan nickte wieder, verbeugte sich leicht und entfernte sich wortlos aus dem Zelt.

    Die Zeit bis zum Abend verbrachte der Rothwardon damit, seine übrigen Ausrüstungsgegenstände zusammen zu suchen und sie vorzubereiten. Wurfmesser, einen Bogen aus dunklem Stahl, Pfeile aus demselben Material, ein doppelschneidiger breiter Zeremoniendolch. Die Rüstung, welche er bei dem ortsansässigen Schmied erhielt, war eine dunkle, "weltliche" Lederrüstung. Anders, so waren sich die Ältesten, welche die Jagd abgesegnet hatten, einig, würde er sich in Cyrodiil nicht bewegen können, da er wie ein Ortsansässiger wirken musste. Skeptisch betrachtete der Rothwardon die Rüstung. Sie sah warm aus, war geschlossen und besaß eine Kapuze. Die Hose bestand aus dickem schwarzen Leder, die etwa wadenhohen Stiefel hatten eine kompliziert aussehende Verschnürung und saßen wie für ihn gemacht, desweiteren waren sie leise, boten viel Halt und hatten eine verstärkte Schuhspitze, ideal zum Klettern oder auch zum Zutreten. Abgesehen davon dass sich Raccan fragte, wie sehr er wohl in diesem Ding schwitzen würde, war ihm die Rüstung eigentlich ganz angenehm.

    Die Sonne senkte sich langsam über den Drachenschwanzbergen, als die Weihe begann. Alle Stammesangehörigen saßen im Kreis auf dem großen Platz in der Mitte des Lagers, einige waren bunt geschmückt und tanzten zur Trommelmusik. Raccan, bereits in voller Montur, setzte sich zu Sahi, welche ein freizügiges seidenes Gewand trug, dass nur ihre Brüste und den Unterleib bedeckte. An dem losen Seilgürtel hingen zwei Stiletts, welches sie wohl für den Hauptteil des Rituals brauchte, denn sie hielt vor sich auf dem Schoß ein Silberlangschwert mit schlangenförmigen Gravuren, dass zweifellos für Raccan bestimmt war.
    Kaum war die Sonne hinter den Bergen verschwunden, wurden Fackeln entzündet, der Lautstärkepegel fiel drastisch ab und die Weihe begann.
    Sahi erhob sich und ging auf die Mitte des Platzes zu, das Silberschwert in der Hand; hunderte Augen folgten ihr auf ihrem Weg zu dem Korb, welcher dort in der Mitte stand. Langsam legte die die Waffe auf den Boden, nahm den Deckel vom Korb und warf das Behältnis um. Ein wütendes Zischeln erklang, als die große Schlange aus dem Korb schleuderte und im Staub landete. Sie war schwarz wie die Nacht und blickte sich hektisch nach dem Unruhestifter um, und sogleich fand sie ihn in Sahi. Diese hatte inzwischen die beiden dünnen Waffen gezogen und hielt sie in Abwehrhaltung vor sich, die Augen fest auf das Tier fixiert. Raccan machte sich um seine Schwester keine Sorgen, er wusste dass es für sie ein Leichtes war, die Schlange auszuschalten. Das Einzige, was er ihr immer wieder vorwarf war die Tatsache, dass sie es liebte, mit ihr zu spielen, sie zu necken und das Unausweichliche, nämlich die Tötung des Tieren, in die Länge zog. Aber so war sie nun einmal, sie wollte ihr Können darbieten. So auch jetzt. Immer wieder wich sie geschmeidig den Angriffen der Schlange aus. Diese spritzte mit ihrem Gift, schnappte nach Sahi, versuchte sie in die Enge zu treiben, sie zu überraschen; aber nichts was das Tier tat brachte sie auch nur im Entferntesten in Bedrängnis. Im Gegenteil, es sah fast so aus als würde sie mit der Schlange tanzen. Der Tanz wurde schneller und schneller, bis man deutlich bemerkte, wie der schwarze Riese müde wurde. Auch Sahi registrierte das und brachte sich in Pose. Abermals schoss die Schlange auf die Rothwardonin zu, diese wich aber diesmal nicht zurück, sondern stach mit beiden Stiletts gleichzeitig zu. Blut spritzte, als die spitzen, dünnen Klingen in den Rachen der Schlange eindrangen durch ihr Hirn fuhren und sie auf der Stelle töteten. Mit weit aufgerissenen Maul wurde sie aufgespießt, das Gift traf Sahi auf Arme und Oberkörper, aber es richtete keinen Schaden an. Von der Menge gab es anerkennende Zurufe, und die Trommeln begannen wieder schneller und lauter zu werden, während des Tanzes waren sie nur dezent im Hintergrund zu hören gewesen. Sahi zögerte nicht lang. Sie griff nach dem Silberschwert, setzte es am Rachen der Schlange an und stieß zu. Die gesamte Klinge der Waffe verschwand in der Schlange, die Menge jubelt und schrie. Sogleich zog sie die Waffe wieder heraus und, blutverschmiert wie sie war, reckte sie sie in die Luft.
    Damit war das Weiheritual beendet, später am Abend wurde Raccan von seiner Schwester die Waffe ausgehändigt, samt dazugehöriger Schwertscheide, welche mit dem Leder jener Schlange bezogen war, die vorhin zugunsten des Schwertes geopfert wurde.

    Der Abschied fiel recht nüchtern aus. Ziemlich genau um Mitternacht trat Raccan, in voller Kampfmontur an den Häuptling heran. Dieser musterte ihn kurz, schien mit dem Anblick zufrieden und berührte die Stirn des Rothwardonen. "Satakal schütze dich...", sprach er mit kehliger Stimme. Raccan nickte stumm und wandte sich zum Gehen. Das Pferd vor seinem Haus, ein Achal-Teke-Pferd, welches sich durch hohe Zähigkeit auch bei trockenen Klima auszeichnet, war aufgezäumt und bereit zur Abreise. Auch ein Sattel befand ich darauf, auch wenn Raccan lieber ohne ritt. Aber er musste sich der "zivilisierten" Welt anpassen, da gehörte dies wohl einfach mit dazu. Er wollte gerade Aufsitzen, als ihm eine Hand auf die Schulter gelegt wurde.
    "Typisch, wie immer vergisst du dich zu verabschieden...", hörte er die sanfte Stimme seiner Schwester hinter sich.
    Er drehte sich um und blickte sie von oben bis unten an. Ungefragt wischte er ihr einen Tropfen Blut von der Wange, noch ein Überbleibsel des Rituals. "Entschuldigung...", erwiderte er und setzte ein Schuljungen-Blick auf, bei dem Sahi wie immer anfing zu lachen.
    "Dummkopf...pass auf dich auf...", und sie schloss ihn in die Arme und drückte ihn herzlich. Nachdem sie sich von ihm gelöst hatte, drückte sie ihm noch ein kleines geschnitztes Ding an einer Halskette in die Hand. Ein S war eingeritzt.
    Fragend blickte Raccan sie an.
    "Eine Pfeife. Probier sie.".
    Er tat wie ihm geheißen, ein hochfrequenter Ton erklang, fast nicht zu hören. Erst geschah nichts, dann aber landete ein Falke auf dem Sattel des Pferdes und blickte die beiden Rothwardonen vor sich fragend an.
    "Er heißt Jail. Ein Kurierfalke. Wir bleiben in Kontakt...er sucht dich auf wenn ich eine Nachricht für dich habe, und anders herum auch...zum Beispiel, wenn ich einen Mann gefunden habe...", grinste sie breit.
    "Vorsicht, Schwesterchen...aber ich danke dir...", sagte Raccan, umarmte Sahi abermals und schwang sich dann in den Sattel; der Falke war bereits wieder verschwunden und die Pfeife hatte er sich um den Hals gehängt und unter seine Rüstung versteckt. Leicht drückte er seine Fersen in die Flanken des Pferdes und es setzte sich in Bewegung. Sein nächstes Ziel würde Chorrol sein; aber diesmal würde er diese Stadt betreten als ein Jemand. Diesmal wusste er, wer er war. Er war Raccan...

  6. #6

    Wüste -> Taneth -> Wald -> Rihad -> Grenze Cyrodiil

    Was war das doch für ein Gefühl. Zu wissen wer er war. Zu wissen wo er war. Zu wissen wohin er ging. Raccan genoss den Ritt durch die unebene Steinwüste im Zentrum Hammerfells und nutzte dabei die ausgetrampelten Wege, welche die Karawanen hinterlassen hatten, um sein Pferd zu schonen. Kurzfristig hatte er sich um entschieden und den Weg Richtung Taneth eingeschlagen, um dann weiter über Roseguard und Rihad nach Anvil zu kommen. So konnte er Cyrodiil vom äußersten Rand nach und nach absuchen. Die Chance dass jemand den Khajiit dort gesehen hatte war zwar verschwindend gering, denn sicherlich war er nicht so dumm sich so nah an der Grenze Hammerfells aufzuhalten, aber so hatte Raccan die für ihn nicht alltägliche Möglichkeit, Cyrodiil kennen zu lernen. Als er so durch die Nacht ritt, musste er plötzlich an die Autorin denken. Er hatte ihr versprochen, vorbei zu schauen und ihr bei einem Buch zu helfen über die Satakal. Er schüttelte sich. Plötzlich kam ihm dieses Versprechen nicht mehr allzu schlau vor, denn was sollte er ihr erzählen? Den Khajiit verfolgte er, weil er Geheimnisse des Stammes weitergegeben und verkauft hatte; nichts anderes würde Raccan tun wenn er der Autorin Informationen geben würde. Ich muss mir das Ganze durch den Kopf gehen lassen, irgendwas muss ich ihr erzählen. Irgendetwas Belangloses, was sowieso jeder weiß. So hing der Rothwardon seinen Gedanken nach und bewegte sich mit moderaten Tempo auf Taneth zu.

    Er erreichte die Stadt pünktlich zum Sonnenaufgang. Die Szenerie sah wie gemalt aus. Die Türme der Stadtmauer reckten sich in die Höhe und endeten in zipfelmützenähnlichen, abgerundeten Spitzdächern und verliehen der Stadt ein orientalisches Aussehen. In der Mitte der Stadt erhob sich ein gewaltiges Gebäude, welches alle anderen Gebäude überragte und wie ein großer Ableger der Wachtürme aussah. Tempel, Stadthalle, Rathaus, Militärzentrale. Dies alles vereinte das mächtige Bauwerk in sich und war somit der Dreh- und Angelpunkt von Taneth. zusammen mit der über dem Wasser aufgehenden Sonne im Hintergrund bot dieses Bild ein einzigartiges Kartenmotiv, welches sich noch in Raccans Gedächtnis hielt, als er schon fast beim Stadttor angekommen war.
    Das Tor war geöffnet, das Fallgatter hochgezogen, und geschäftige Menschen strömten in und aus der Stadt. Die Wachen mit ihren Speeren und den bronzenen Metallrüstungen an den Toren blickten aufmerksam drein und beobachteten den Strom der Leute. Anders als in kleineren Städten in Hammerfell war die Bevölkerung Taneths bunt gemischt an Rassen, auch wenn den Hauptteil immer noch die Rothwardonen ausmachten. Händler aus allen Teilen Tamriels trafen sich hier, was auch an dem Hafen lag, der einer der wichtigsten Knotenpunkte in Hammerfell darstellte.
    Einer der Wächter fasste Raccan ins Auge, als dieser abstieg und das Pferd an den Zügeln in die Stadt führen wollte. Alle Leute der Stadtwache waren Rothwardonen; vom kleinsten Stallburschen bis zum Heerführer, diese Institution duldete nur Leute der heimischen Rasse. Der Mann hatte einen stechenden Blick und einen kahl rasieren Schädel, dazu kantige Gesichtszüge und einen Körperbau wie ein Bulle. Den Speer mit beiden Händen quer vor sich haltend baute er sich von Raccan auf, sodass dieser anhalten musste.
    "Wohin des Weges, Reisender...", brummte der Wächter.
    Raccan war sonnenklar, warum er angehalten wurde. Er sah mit seiner Rüstung, welche weder dem Stil der Rothwardonen noch den Temperaturen hier angemessen war, auffällig genug um kontrolliert zu werden. Dennoch machte er keine Anstalten, eine Ausrede zu erfinden oder sich demütig zu zeigen. Raccan kannte nicht viele Leute außerhalb des Stammes, und doch war er vergleichsweise weltgewandt, da es immer er war, der Dinge außerhalb der Wüste in der Zivilisation zu erledigen hatte. Und wie es das Schicksal wollte, kannte Raccan diesen Wächter.
    "Nur auf der Durchreise, Kalion", erwiderte er kurz angebunden und zeigte den leichten Anflug eines Lächelns.
    Der Wächter stutzte, musterte Raccan genauer und seine Gesichtszüge entspannten sich deutlich. "Raccan...du siehst jedes Mal anders aus. Was hast du jetzt wieder verbrochen dass sie dich in diese Brutkammer gezwängt haben?", und der Mann nickte auf die Rüstung seines Gegenübers. Als Raccan keine Anstalten machte zu antworten, nickte Kalion. "Verstehe. Stammesangelegenheiten?", worauf Raccan nickte. "Ich werde nie begreifen, warum du immer noch dieser Ansammlung von...Verrückten...angehörst. Du könntest es bei uns weit bringen.".
    Raccan zuckte mit den Schultern. Zum einen gehorchte er den Befehlen seines Häuptlings und der Priester blind und führte jeden Auftrag ohne nachzufragen aus, auf der anderen Seite hatte er nicht den Fanatismus bei der Sache dass er auf solche Äußerungen wie Kalion aggressiv reagierte. Er wusste, dass die Gebräuche der Satakal für Außenstehende befremdlich wirkten und den Sinn verstand er nicht immer, aber für ihn war sein Stamm sein Leben. Moment. Wirklich sein Stamm? Nein, eher seine Schwester. Und sie gehörte zu den Satakal, also war sein Erfolg und Gehorsam zeitgleich ihr Leben. Ein Leben ohne Sorgen und Nöte.
    Kalion schmunzelte. "Wortkarg wie eh und je, aber das werden die Frauen an dir lieben. Gute Zuhörer sind begehrt...", grinste der Wächter, trat zur Seite und entlockte Raccan damit eine hochgezogene Augenbraue.
    "Mach's gut, Kalion. Wir sehen uns...", verabschiedete sich der Rothwardon von seinem Freund und setzte seinen Weg durch die Massen aus Händlern und Reisenden fort.
    Die Hauptstraße, welche einmal mitten durch die Stadt führte und an der das große Hauptgebäude lag, war gesäumt von Marktständen und entsprechenden Händlern. Teppiche, Packtiere, Rüstungen, Nahrungsmittel, exotische Waren, Zauberwasser und Totenschädel. Es gab hier nichts, was nicht versucht wurde an die arglose Kundschaft zu veräußern. Raccans Körpersprache aber half ihm dabei, sich den Großteil der Marktschreier vom Hals zu halten, welche wohl dadurch erkannten, dass bei ihm nichts zu holen war und es besser war, sich auf die kaufwilligere Kundschaft zu konzentrieren. Der Rothwardon entdeckte einen Stand an dem gefüllte Wasserschläuche verkauft wurden. Sogar Wasser wird verkauft, diese Betrüger. Entgegen jeder Logik war das Angebot aber gut besucht, hauptsächlich von Reisenden, denen man ansah, dass sie nicht von hier stammten.
    Auf Höhe des Hauptgebäudes bog Raccan in eine Nebenstraße ein und stand kurz darauf vor einem kleinen Brunnen. Es war schon fast lustig. Da wurde auf der Straße Wasser zum Verkauf angeboten, und 20 Meter weiter befand ein Brunnen, an dem sich jeder kostenlos soviel Wasser nehmen konnte wie er wollte. In aller Ruhe füllte der Assassine seine Vorräte auf und lenkte seine Schritte danach wieder zurück auf die Straße. Taneth war einzigartig, auch was die Logistik anging. So gab es außerhalb der Stadt keine Ställe, sondern vor jedem Etablissement gab es einen Platz, wo man sein Reittier anbinden konnte. Wer es sicherer wollte, brachte seinen tierischen Begleiter in einen der geschlossenen und bewachten Ställe, welche über die ganze Stadt verteilt waren, aber dies kostete einen kleinen Obolus. Raccan blickte zum Himmel. Es würde ein warmer, wenn nicht sogar heißer Tag werden; er wusste dass sein Pferd diese Strapazen locker wegstecken würde, aber man musste es nicht provozieren. Kurz vor dem südlichen Tor wusste er von einer Herberge, welche auch einen Stall besaß und bei der schon öfters genächtigt hatte.
    Er machte sich auf den Weg und war fast angekommen, als er von einem Händler angesprochen wurde, welche hier gegen Ende keinesfalls weniger wurden, denn es gab hier keine Hauptverkehrsrichtung, an beiden Stadttoren konnte man gleichgut Profit machen. Raccan wollte sich schon abwenden, als er die Auslagen betrachtete. Es handelte sich um einen Schmuckstand, und plötzlich kam ihm in den Sinn, was er immer tat wenn er auf Reisen war: Er brachte Sahi ab und an etwas schönes mit wenn er etwas sah. Das würde er auch jetzt tun, aber der Falke würde das Ganze erleichtern. Aufmerksam musterte er die Gegenstände. Ringe, Ketten, Armbänder, Haarreifen, Ohrringe. Der Großteil war Plunder und nichts wert. Er wollte sich wieder Abwenden, als ihm eine feingliedrige Silberkette in's Auge fiel mit einem kleinen Schlangenanhänger. Sie kunstvoll gearbeitet aus und unterschied sich deutlich von den umliegenden Gegenständen. Der Händler bemerkte Raccans Interesse und trat hinzu.
    "Ah, ein Kenner. Da habt ihr euch mein bestes Angebot herausgesucht...", grinste er und wartete anscheinend auf ein Angebot.
    Raccan überlegte. Diese Kette mochte gut und gerne einige hunderte Septime wert sein, er kannte die überhöhten Preise der Händler nur zu gut. "50 Septime", machte Raccan das Eröffnungsangebot.
    Der Händler grinste noch breiter. "Nicht euer Ernst? Diese Kette ist mindestens...", und man sah es im Schädel des Händlers arbeiten, "500 wert".
    Raccan winkte ab. 500 waren viel zuviel. Allerdings kannte er die Taktik dieser Leute. Wenn er dem Mann um 50 entgegenkam, würde dieser nur um 20 oder weniger sein Angebot senken. Darum rechnete er schnell im Kopf durch, ließ sich aber absichtlich etwas mehr Zeit. Schließlich sagte er: "Treffen wir uns bei einer runden Summe in der Mitte zu eurem Gunsten. 300.". Dieser Preis war gerade noch angemessen für diese Kette, von der er mittlerweile überzeugt war, dass es sich um echtes Silber handelte. Und 300 war ihm seine Schwester allemal wert.
    Der Mann wirkte überrascht, es war nicht üblich, dass man so früh den Ausspruch für das in der Mitte treffen anwandte. Dass er überrumpelt wurde, sah man ihm deutlich an, und Raccan schien es, als habe er mit dem Wert der Kette genau in's Schwarze getroffen. Lange sagte der Mann nichts. Dann aber fing er sich wieder. "400, und kein Septim weniger".
    Raccan war von der Dreistigkeit des Händler nun ebenfalls überrascht, aber dann schüttelte er den Kopf. "Nein. 300 wäre mein Maximum.". Als der Händler keine Anstalten machte, noch weiter zu verhandeln, verabschiedete sich der Rothwardon knapp, wandte sich ab und ließ den Händler einfach stehen. Die Kette war zwar wirklich schön, aber es würden sich bestimmt noch mehr Möglichkeiten ergeben, Sahi ein Geschenk zu besorgen. Als er sich von dem Stand entfernte und sich Richtung Herberge begab, kam ihm das eben Geschehene sogar wie ein Glücksfall vor. Warum sein Geld für ein Geschenk aus Hammerfell ausgeben, er würde etwas Schönes in Cyrodiil finden, das würde Sahi noch mehr freuen.
    Die Herberge befand sich in Sichtweite zum Südtor von Taneth und machte einen gemütlichen Eindruck. Das Haus war aus gelblichen Sandsteinen errichtet worden und hatte eine kleine Veranda und Markise an der Front, auf der sich einige Stühle und Tische befanden. An einem davon saßen zwei Personen, vermutlich Händer vom Aussehen her, und unterhielten sich angeregt während sie an ihren Getränken nippten.
    Raccan begab sich mit seinem Pferd zielstrebig auf die Rückseite des Hauses, hier war der Stall. Ein Wächter schob davor Wache, dabei hatte er es sich auf einem Hocker bequem gemacht, der im Schatten platziert war. Als er Raccan erblickte, macht er große Augen.
    "Ist doch recht warme Kleidung bei diesen Temperaturen, nicht wahr?", versuchte er ein Gespräch in Gang zu bringen.
    "Es geht...", erwiderte Raccan knapp und gab dem Mann die Zügel in die Hand, zusammen mit 15 Septimen. Dieser verstand, nickte und brachte das Pferd in den Stall. Der Rothwardon bedankte sich und betrat dann die Herberge über die Veranda, wobei ihn die Geschäftsleute keines Blickes würdigten.
    Drinnen war alles sehr spartanisch, aber gemütlich eingerichtet. Der Empfang befand sich rechts der Tür, links war eine Kommode platziert auf der eine seltsam anmutende Skulptur stand. Hinter dem Tresen, auf dem das Gästebuch lag, stand eine ältere, etwas dickliche Rothwardonin und schrieb in einem anderen Buch irgendwelche Zahlen auf das Papier. Es war schön kühl hier drinnen, was eine willkommene Abwechslung zu der schwülen und drückenden Hitze draußen darstellte. Als die Frau aufblickte, erkannte sie den Mann vor sich sofort.
    "Raccan, schön dich wieder zu sehen. Lang ist's her, was verschafft mir die Ehre?!", er hatte schon fast vergessen wie freundlich und lieb sie war. Fast wie die Mutter, die er nie hatte.
    "Hallo Jaline, ich bin nur auf der Durchreise und bräuchte ein Zimmer zum Schlafen und danach etwas zu essen", und fast war es ihm ein wenig peinlich, dass ihm jetzt nicht danach war, sich groß zu unterhalten.
    Die Frau bedachte Raccan mit einem tadelnden Blick, blätterte dann aber in dem Gästebuch. Einen Kommentar konnte sie sich jedoch nicht verkneifen. "Du warst auch schonmal gesprächiger, Raccan. Hast mir erzählt was bei dir und Sahi so los ist. Aber du wirst schon deine Gründe haben. Das Zimmer die Treppe hoch links. Das Essen stell ich dir heute Abend auf den Tisch davor. Hoffentlich hast du dann bessere Laune. Wenn du einen Auftrag hast bist du immer so in Plauderlaune...".
    Unversehens musste Raccan dran denken, dass diese Frau wirklich wie eine Mutter war, wusste sie doch worum es ging ohne dass er groß etwas gesagt hatte. Vielleicht hatte sie als Herbergenleiterin auch schon zuviel gesehen und erlebt als dass man ihr etwas vormachen könnte. Der Rothwardon bedankte sich, nahm den Schlüssel für das Zimmer und begab sich ohne Umschweife dorthin.
    Der Raum war spärlich, aber funktionell eingerichtet. Eine Matratze mit Kissen und dünner Decke in einem grob gezimmerten Bettgestell stand der Tür direkt gegenüber am Fenster, welches auf eine Nebenstraße hinausging und vor dem eine Art Gardine hing. Daneben ein Kleiderschrank, an der linken Wand eine Kommode und daneben ein Spiegel. In der Mitte des Raumes stand ein kleiner Tisch mit 2 Stühlen. An der rechten Wand befand sich eine Tür, die zu einem Badezimmer führte. Dies war einer der Grund, warum Raccan diese Herberge schätzte, abgesehen von Jaline; jedes Zimmer hatte ein eigenes kleines Badezimmer, was hier in Taneth keinesfalls Standard war. Eine weitere Besonderheit waren die kleinen Tischchen draußen auf dem Flur vor jedem Gästezimmer, hier wurde beispielsweise das Essen abgestellt, wenn der Gast nicht gestört werden wollte, sodass er es sich hereinholen konnte wann immer er wollte.
    Raccan verlor nicht viel Zeit, er legte die Rüstung ab und verstaute sie ordentlich im Kleiderschrank; Ordnung war für ihn schon immer das A und O gewesen, nur dann war er sich sicher, dass seine Sachen funktionell blieben und lange hielten. Er hatte nun nur noch ein Leinenhemd und eine schwarze Hose aus demselben Material an und begab sich ins Badezimmer. In dem kleinen Raum stand ein normalgroßer Waschzuber mit Wasser gefüllt, daneben ein kleiner Beistelltisch. Nach einer Fühlprobe stellte sich das Wasser als angenehm kühl heraus, solange konnte es also noch nicht hier drin sein, was ihn freute. Rasch entledigte er sich seiner Kleider, die er achtlos davor auf den Boden warf, und steig in das Wasser. Angenehme Kälte umfing ihn und er legte den Kopf zurück, um zu entspannen. Aber dies währte nicht lang, er hörte eine Tür und horchte auf. Schritte hallten dumpf über den Steinboden, jemand war in seinem Zimmer. Und sie kamen näher. Rasch öffnete Raccan die Augen und blickte zur Badezimmertür, als diese geöffnet wurde und eine junge Frau mit etwa schulterlangen, braunen Haaren und einem etwas längeren, luftigen Kleid, welches nicht mit eindeutigen Einblicken sparte, erschrocken in der Tür stand und ihn anstarrte. Auf den zierlichen Armen hatte die Rothwardonin einen Stapel Handtücher, und erst jetzt bemerkte Raccan, dass sich hier ja noch gar keine von selbigen befanden. Trotz ihrer gebräunten Haut war deutlich zu sehen, dass sie rot wurde und ihr für den ersten Moment die Luft fehlte um etwas zu sagen. Auch der Assassine sagte nicht und fand es beinahe schon etwas amüsant. Dann aber fing sie sich und begann zu stottern.
    "Oh, verzeiht...ich wusste nicht, dass ihr schon...ich....hier, Handtücher für euch...", und sie hielt ihm ein paar davon hin. Raccan setzte einen fragenden Blick auf, denn um die Tücher anzunehmen hätte er aufstehen müssen aus dem Wasser, und er war sich nicht sicher, ob das Mädchen nun genau das beabsichtigte oder nicht. So beließ er es dabei, dass er andeutete, aufzustehen, aber sofort sah man es im Gesicht des Zimmermädchens arbeiten und eine noch intensivere Rötung schoss ihr in die Wangen.
    "Oh, nein, ich...", wehrte sie ab und wedelte mit den Tüchern. Dann platzierte sie sie rasch auf den kleinen Tischchen und zog sich rasch in den Türrahmen zurück, wobei sie etwas bedröppelt dreinblickte. "Ich...ähm...verzeiht...", stammelte sie und schloss dann schnell die Tür hinter sich beim hinausgehen. Schnelle Schritte entfernten sich und die Zimmertür wurde geschlossen.
    Auch als er sich schon längst wieder angekleidet hatte und auf dem Bett saß wollte das leichte Grinsen noch nicht von seinem Gesicht verschwinden. Er empfand zwar etwas Mitleid für das Mädchen welches wohl einfach nur unter Schock gestanden hatte, aber letztendlich überwog doch die Erheiterung darüber. "Immer mit einem positiven Gedanken einschlafen...", murmelte er lächelnd vor sich hin, legte sich auf das Bett und schlief kurz darauf ein...

    Pünktlich zum Sonnenuntergang wachte Raccan wieder auf. Der Schlaf hatte gut getan, er fühlte sich ausgeruht und war bereit zur Abreise. Erst als er sich schon halb angekleidet hatte und den Kürass anlegen wollte, fiel ihm auf, dass er Hunger verspürte. Wer weiß, vielleicht stand das Essen ja schon draußen? Sogleich schaute er nach, und tatsächlich stand ein Tablett auf den kleinen Tischchen mit allerlei Nahrungsmitteln. Er holte es rein und setzte sich an den Tisch, um zu essen. Ein Stück Trockenfleisch, frischer Salat und Brot mit Käse befanden sich auf dem Teller, daneben ein Glas Guarmilch und zwei Äpfel. Jaline besteht wohl neuerdings auf gesunde Ernährung, dachte Raccan bei dem Gedanken an die großen gebratenen Fleischstücke, die er hier schon gegessen hatte. Letztendlich verspeiste er aber alles ohne groß zu Murren und kleidete sich dann komplett an. Mittlerweile war die Sonne am Horizont verschwunden und die Dunkelheit breitete sich aus.
    Raccan trat unten an den Tresen, und Jaline hielt dort wie eh und je die Stellung. Der Rothwardon ließ 30 Septime au den Tresen klimpern und die Frau strich das Geld wortlos ein.
    "Also dann, ich verabschiede mich, Jaline...", sprach Raccan mit ruhiger Stimme.
    "Das nächste mal erschrickst du mir aber nicht meine Mädchen...", meinte die Frau ernst, aber Raccan wusste, dass sie ihn nur aus der Reserve locken wollte. Sogleich fuhr sie fort. "Bis zum nächsten Mal, mein Großer", und sie schenkte ihm doch tatsächlich ein herzliches Lächeln.
    "Wir sehen uns...", erwiderte Raccan, hob die Hand zum Gruß und verließ die Herberge.
    Draußen war es kühl geworden, Auf den Straßen waren nur noch leere Stände und hier und da ein Wachmann oder Passant zu sehen. Diese Temperatur empfand er als sehr angenehm, gerade zum Reisen, und so lief er schnurstraks in die Nebenstraße zu den Stallungen. Der Wächter davor war neu, aber zum Glück war sein Pferd das Einzige im Stall. Als der Wächter es herausholte und Raccan es entgegennahm, begann der Mann mit einem Gespräch, anscheinend war ihm langweilig.
    "Wozu steh ich hier noch herum wenn der Stall sowieso leer ist?".
    "Wir alle haben unsere Pflichten zu erfüllen...", erwiderte Raccan diplomatisch und kontrollierte das Zaumzeug.
    "Ja, schon, aber was bewache ich dann hier? Das Stroh? Die Tür? Oder klaut jemand gar den ganzen Stall?", der Wächter wirkte mehr als gelangweilt.
    "Wenn ihr jetzt von eurem Posten verschwindet und der Stall ist morgen wirklich weg möchte ich euer Gesicht sehen...gehabt euch wohl...", und Raccan bewegte sich zurück Richtung Hauptstraße. Hinter sich hörte er den Wächter lachen, und so war er zufrieden, dass wenigstens einer heute seinen Spaß hatte.

    Das Stadttor passierte Raccan ohne Vorkommnisse. Wenn er um diese Uhrzeit hinein gewollt hätte, wäre er wohl kontrolliert worden, aber beim Hinausgehen gab es keine Probleme. Die Wachen sahen das ganze pragmatisch: Ein potentieller Unruhestifter weniger in der Stadt. Davon abgesehen sahen die Wächter alles andere als motiviert aus und würdigten den Rothwardonen mit seinem Pferd nur eines uninteressierten Blickes bevor sie sich abwandten.
    Raccan beschloss, ein etwas höheres Tempo anzuschlagen, denn es war kühl und der Mond wies ihm durch den beinahe wolkenlosen Himmel sehr gut den Weg, sodass er auf Fackeln oder dergleichen verzichten konnte. So kam er nach bereits einer Stunde in Roseguard an, und auch die etwas verlebt aussehende Hängebrücke über den Fluss vor der Stadt Taneth stellte sich als äußerst stabil heraus.
    Zunächst dachte Raccan, das Dorf sei verlassen, weil er nirgends Licht oder dergleichen ausmachen konnte, aber schließlich tat er dies als Spinnerei ab; es war bestimmt kurz vor Mitternacht, und hier lebten zumeist Arbeiter und Bauern, welche, geschafft von dem Tag, zeitig schlafen gingen. So hielt sich der Rothwardon nicht lange damit auf das Dorf zu inspizieren, sondern ritt zügig weiter.

    Der Wald, den er nun durchquerte, war schon ein etwas anderes Kaliber, dass musste Raccan zweifelsohne zugeben. Hier gab es keine weitläufige Flächen auf der man Feinde schon von weitem erspähen oder vor ihnen flüchten konnte; das Dichte Gestrüpp links und rechts des Weges verbreitete ein unbehagliches Gefühl in Raccans Magengegend, und auch das immer wieder vorkommende Rascheln und knistern verbesserten diese Vorahnung nicht. Angespannt und nur im Schritttempo ritt er über den dunklen Waldweg. So langsam aber sicher kam er sich beobachtet vor und fühlte sich hier, hoch zu Pferde, wie eine Zielscheibe. Langsam saß er ab und führte das Reittier an den Zügeln hinter sich her.
    Lange Zeit geschah nichts, entgegen aller Vorahnung griff ihn niemand an und auch kein Tier brach aus dem Gebüsch. In der Ferne aber entdeckte der Rothwardon plötzlich Fackeln. Als er näher kam, sah er sich 3 Männern mit eben diesen Leuchtmitteln gegenüber welche auf einer steineren Brücke standen, die über einen kleinen Fluss führte. Schon am Aussehen der Männer erkannte der Rothwardon, dass es sich hierbei um Wegelagerer handelte. Die schäbigen Rüstungen und das schmutzige Aussehen sprachen Bände. Als Raccan näherkam, lösten sie sich von den Geländer der Brücke und verstellten den Weg, sodass Raccan kurz vor der Brücke anhalten musste. Der kleinste von den Männern trat einen Schritt auf ihn zu, wohl der Anführer, und begann mit quäckender Stimme zu sprechen.
    "Zollkontrolle...alles was du hast...oder Lasse schießt dir deinen Kopf vom Hals", und er grinste dreckig.
    Raccan musterte den gesamten Verein. Der Kleine hatte einen 3-Tage-Bart, grobe Gesichtszüge und wirkte untersetzt. Zweifelsohne handelte es sich um einen Kaiserlichen, der mit einem eisernen Kurzschwert bewaffnet war. Die beiden Männer hinter ihm waren beide Nords, grobschlächtige Typen denen Raccan nichtmal zutraute, ein vernünftigen Satz zu sprechen. Einer von ihnen trug Schild und Axt, der andere einen Zweihänder auf dem Rücken. Kopf vom Hals schießen? Was meint er damit? Plötzlich dämmerte es ihm und er wandte den Kopf herum. Keine 10 Meter hinter ihm stand ein hager aussehender Waldelf mitten auf der Straße und hatte eine geladene Armbrust auf ihn gerichtet. Hat mich mein Gefühl nicht getäuscht, immerhin etwas. Dies war ein schwacher Trost, und er wandte sich wieder dem Anführer zu und lächelte ihn entschuldigend an. Mit diesen Kerlen war nicht zu verhandeln, das sah jeder der Augen im Kopf hatte.
    Noch immer das Lächeln auf dem Gesicht, ging alles ganz schnell. Raccan duckte sich blitzschnell, wendete und schon flog das Wurfmesser durch die Luft, direkt auf den Waldelfen zu. Dieser drückte ab, sichtlich von Panik ergriffen, und der Bolzen schoss los. Im selben Moment schlug auch das Wurfmesser leicht seitlich versetzt in den Hals des Bosmers ein. Eine Blutfontäne schoss aus der Wunde im Hals wo das Messer steckte, und er stürzte röchelnd zu Boden. Der Bolzen flog über Raccan hinweg, nur knapp an dem Anführer vorbei, welcher dem Projektil verdutzt nachblickte und schlug in die linke Brust des Nord-Kriegers mit dem Zweihänder ein. Noch bevor der massige Körper auf dem Boden aufschlug war bereits jegliches Leben aus dem Fleischberg gewichten und er war tot.
    Noch in gehockter Haltung hatte sich Raccan wieder zu dem Anführer und seinem Helferlein umgewandt. Langsam erhob er sich wieder und zog den Dolch mit der linken und sein Langschwert mit der rechten Hand. Ausdruckslos starrte er die beiden Männer an, denen deutlich anzusehen war, dass sie mit sich rangen. "Treffsicher war euer Lasse ja, das muss ich sagen...", flüsterte Raccan halblaut und mit monotoner Stimme, und wie zur Bestätigung folgte aus dem Hintergrund ein ersticktes Röcheln von dem Waldelf, der sich im Todeskampf befand und auf dem Boden umherzuckte. Langsam zog der Anführer seine Waffe und bewegte sich einen Schritt auf Raccan zu, was der Nord als Signal verstand und sich auch daran machte, seine Axt und den Schild vom Rücken zu nehmen. Der Rothwardon erkannte die Situation mit geschulten Augen. Der Nord war noch nicht kampfbereit, und ein weiteres Zögern hätte zwei Gegner zur Folge. So griff er mit dem Langschwert den Anführer einen Wimpernschlag später an, welcher seine Waffe hob und den Schlag von oben abblockte. Darauf hatte jedoch Raccan nur gewartet, er wusste dass die meisten Gegner Probleme bekamen, wenn zwei Waffen im Spiel waren, und so war es für ihn ein Leichtes. Mit einem schnellen, kraftvollen Vorstoß trieb er den Dolch in die linke Seite des Schlüsselbeins, während sich der Kaiserliche noch auf das Langschwert konzentriert und es geblockt hatte. Blitzschnell änderte Raccan den Griff an der Waffe und riss sich mit seinem ganzen Körpergewicht nach links herum. Der Dolch schnitt wie ein heißes Messer durch Butter und riss dem Anführer den gesamten Halsbereich von links nach rechts auf. Durch den Schwung mitgenommen, machte Raccan nach der Drehung einen Seitenschritt nach links und ließ den Banditen vorneüberfallen, sodass ihn auch der Blutschwall, der aus der durchtrennten Halsschlagader schoss, verfehlte. Ein paarmal zuckte der Mann noch, dann blieb er regungslos liegen, während die Blutlache immer größer wurde und sich auf dem Waldboden ausbreitete.
    Der Rothwardon hatte ein paar Blutspritzer im Gesicht abbekommen und blickte nun, das Silberschwert und den blutigen Dolch in der Hand, den Nord an, welcher in der Bewegung erstarrt war und den Schild und die Axt kraftlos in den Händen hielt. Raccan trat an den Leichnam des Anführers heran, kniete sich hin und wischte den Dolch an dessen Sachen ab. Dann ließ er beide Waffen in den dazugehörigen Holstern verschwinden und musterte wieder den Nord. "Entweder suchst du jetzt das Weite und begegnest mir nie wieder, oder ich muss dich töten.". Der Barbar schien unsicher, dann aber griff er die Waffen fester, brüllte und lief mit erhobener Axt auf Raccan zu. Dieser warf erneut in einer flüssige Bewegung eines seiner zwei verbliebenen Messer, und diesmal traf er richtig, denn es bohrte sich genau mittig in den Hals des Nords und durchtrennte das Rückenmark. Wie vom Blitz getroffen fiel das Opfer vorneüber und rumpelte auf den Boden, wo er kurz hinter der Leiche des Anführers zum Stillstand kam.
    Eine unheimliche Stille breitete sich im Wald aus, und Raccan verschaffte sich einen Überblick. "Diesmal hat mir Satakal wohl ausnahmsweise mal geholfen", murmelte er sarkastisch vor sich hin als er den vom Bolzen getroffenen Nord musterte. Ein Geräusch ertönte wieder hinter ihm, und nach einer Blickprobe sah er, dass der Waldelf wohl immer noch nicht das Zeitliche gesegnet hatte. Das gefiel dem Rothwardonen gar nicht, nach Möglichkeit tötete er seine Gegner sofort, außer es war Sinn und Zweck der Sache, dass das Opfer Qualen leiden musste. Als er auf den Bosmer zuschritt, musste er an seinen Auftrag denken. Die Wiedergeburt würde grässlich werden. Nicht für ihn, er hatte dabei die Angewohnheit, in Monotonie und Gleichgültigkeit zu verfallen, aber für den Khajiit würde es eine Qual werden. Dagegen waren die Schmerzen des Armbrustschützen zu seinen Füßen eine Streicheleinheit. Rasch kniete sich Raccan nieder, nahm den Kopf von Lasse in beide Hände und riss ihn, ohne auf die flehenden Augen zu achten, herum. Sogleich verstummte das Röcheln, als das Genick mit einem lauten Knacken brach.
    Die Durchsuchung der Leichname brachte nicht viel zutage. 40 Septime insgesamt, dazu ein halbes Brot und zwei Heiltränke minderer Qualität fand er in den Habseligkeiten der Banditen. Gerne hätte er die Männer vergraben, denn trotz ihrer Taten sah er keinen Grund, sie nach ihrer gerechten Strafe respektlos zu behandeln; jedoch hatte er weder Schaufel noch andere Möglichkeiten, und so warf er sie, nachdem er seine Wurfmesser an sich genommen und ihnen die Augen geschlossen hatte, von der Brücke in den Fluss, wo sie in das Meer gespült wurden, und bei jedem "Begräbnis" wünschte er ihnen eine gute Reise in das Totenreich im Namen von Satakal. So recht glaubte er nicht daran dass die Banditen den Weg dahin finden würden, aber es gab ihm ein gutes Gefühl, die Toten mit Würde zu behandeln.
    Die Brücke war nun gesäubert, und erst jetzt blickte sich Raccan nach seinem Achal-Tekkiner um. Dieser stand am Wegesrand vor der Brücke und wirkte irgendwie teilnahmslos. Abwesend tätschelte der Assassine den Hals des Pferdes. "Jaja, ich weiß. Hoffentlich musst du sowas nicht öfters erleben...", redete er auf das Tier ein, welches diesen Satz mit einem Schnauben quittierte, welches man beinahe für Zustimmung halten könnte. Einen Augenblick lang musterte Raccan verblüfft das Pferd, bevor er es an die Zügel nahm, die Brücke überquerte und seinen Weg Richtung Süden fortsetzte...

    Später in der Nacht sah er am Horizont die Lichter der Stadt Rihad auftauchen. Die Stadt war in ihrer Architektur Taneth sehr ähnlich, jedoch gab es kein Hauptgebäude, welches alles überragte, sondern die Stadt wirkte natürlicher. Es gab keine Hauptstraße, nichts war geplant in dieser Stadt, in dem Straßennetz ließ sich kein System erkennen; die Gebäude waren so gebaut worden wie man sie brauchte. Obwohl sie unkoordinierter wirkte, war sie ein wichtiger Handelspunkt in Tamriel, denn sie verband die Provinzen Hammerfell und Cyrodiil und war deswegen für die Wirtschaft unersetzlich, was sie vor allem ihrer Nähe zur Grenze verdankte.
    Raccan hatte jedoch nicht vor, die Stadt zu betreten. Vorräte brauchte er nicht, und bei dem Irrweg durch Rihad würde er wahrscheinlich mehr Zeit verlieren als wenn er Drumherum gehen würde. Nachdem der Wald lichter wurde, saß er wieder auf seinem Pferd auf und ritt in leichtem Trab auf den Umgehungsweg entlang. Viel wurde dieser nicht genutzt, denn fast jeder Reisende und Händler machte in Rihad Halt, sei es um die Stadt zu besichtigen oder um Profit zu machen. Als die Sonne sich langsam am Horizont bemerkbar machte, war Raccan bereits an der Grenze, welche durch den Fluss Brena symbolisiert wurde. Eine große Steinbrücke führte hier herüber. Auf der Hammerfell-Seite hielten die typischen Rothwardon-Wachen den Grenzverkehr im Auge, auf der anderen Seite auf Cyrodiil konnte man aus der Ferne bereits die grauen Rüstungen der kaiserlichen Wache erkennen. Die Grenzkontrolle an sich fiel recht sporadisch aus, denn die Wächter waren Rothwardonen gegenüber sehr viel aufgeschlossener als jeder anderen Rasse. So wurde er durch gewunken, lediglich ein größerer Grenzsoldat frotzelte "Und pass bloß auf die Nords auf, die sind in letzter Zeit überall", und dabei ließ er ein dröhnendes Lachen hören.
    Raccan hoffte nur dass er auf der Cyrodiil-Seite ebenso leicht durchkommen würde, denn allzu begeistert sahen die Wächter nicht aus als er langsam näher kam und sie ihm den Weg versperrten...

  7. #7

    Kaiserstadt

    Der Brief selbst war nicht besonders lang:

    Derjenige, der dies liest, hat die Ehre von meinen Dieben ausgesucht worden zu sein.
    Ich suche momentan nach Mitgliedern für die Diebesgilde. Du solltest also darüber
    nachdenken, ob du uns wirklich beitreten willst. Wir dulden keine späteren Aussteiger,
    also überlege es dir gut. Zeig einem Bettler diesen Brief und er wird dir helfen können
    die Gilde zu finden. Du würdest es bereuen ihn einem Wachmann zu geben. Wir werden
    es herausfinden, wenn du uns verrätst. Wenn du jedoch beitrittst und dich anstrengst,
    ist dir ein schneller Aufstieg gewiss. Du könntest viel verdienen und dir so einiges
    leisten. Ich hoffe auf die richtige Entscheidung.

    Der Graufuchs

    Rylt atmete schneller. Eine Diebesgilde! Der perfekte Job für mich. Er dachte gar nicht daran, den Brief einem Wachmann zu geben. Also machte er sich auf einen Bettler zu finden. Sollte nicht zu schwer sein, hier gibt es bestimmt haufenweise von denen. Und er wurde nicht enttäuscht. Er brauchte zwei Minuten, bis er den ersten fand. "Hast du mal ne Münze?", fragte er. "Klar, habe ich ein bisschen Geld für dich." Er gab ihm ein Goldstück und holte den Brief raus. "Weißt du auch was das ist?" Die Augen des Bettlers weiteten sich. "Ah, ich sehe die Diebesgilde braucht deine Fähigkeiten. Es ist gut, dass du zu mir gekommen bist. Ich sage dir, wo du hin musst. Geh um Mitternacht zum Garten von Dareloth." "Garten von Dareloth? Wo ist der?" Der Bettler grinste. "Neu hier, was? Naja, geht mich wohl nichts an. Der Garten ist hinter dem Haus mit der vernagelten Tür, da vorne." Rylt zwinkerte ihm zu und gab ihm noch eine Münze. "Für deine Hilfe." "Ach, das macht der alte Ralf doch gerne." Rylt war zufrieden. Er hörte aus der Ferne einen Wachmann die Uhrzeit rufen. Was, schon 10 Uhr? Der Waldelf hatte gar nicht gemerkt, dass die Sonne untergegangen war. Ich glaube, so früh komm ich heut nicht mehr ins Bett. Er vertrieb sich die zwei Stunden, indem er ein bisschen das Hafenviertel erkundete, fand aber nichts Interessantes. Also ging er zu dem Garten, wo zwei Personen warteten. Es waren ein Khajiit und ein Rothwardone. Als der Rothwardone den angehenden Dieb kommen sah, fing er an zu sprechen: "Ah, du bist gekommen. Wir können dich gut gebrauchen, falls du uns nicht enttäuschst." Er richtete nun das Wort an beide Rekruten: "Mein Name ist Armand Christoph. Um der Diebesgilde beizutreten, müsst ihr zuerst einen Test bestehen. Dann sehen wir weiter." Der Khajiit schaute selbstsicher. "Den besieg ich doch mit links." Na, der wird sich wundern. Ich werde den beiden zeigen was ich drauf habe. Armand ergriff wieder das Wort. "Also gut. Eure Aufgabe ist folgendes: Brecht in das Haus des Kaiserlichen Arcturus ein und bringt mir sein Claymore. Er hütet es wie einen Schatz, also wird es nicht einfach. Wo er wohnt, müsst ihr selbst herausfinden. Wer Dietriche braucht, kann sie hier bei mir kaufen. Kehrt morgen um Mitternacht hierher zurück. Also los!" Rylt und der Khajiit liefen los.

    Wo ist er? Er muss doch irgendwo hier sein. Dann sah er ihn um die Ecke huschen. "Hey! Ralf, warte!" Der Bettler drehte sich um. "Schön, dass man sich wieder sieht. Was ist los?" "Weißt du wo das Haus von Arcturus ist?" Der Bettler lächelte. "Der Test, was? Ich weiß, wo er wohnt. Für die richtige Summe könnte ich es dir verraten." Rylt verdrehte die Augen. "Reichen 15 Goldstücke?" Der Bosmer reichte ihm das Geld. Ralf freute sich: "Danke. Arcturus wohnt im Tempelbezirk. Dort vorne durch das Tor. Es ist das höchste Gebäude dort, abgesehen von den Türmen." Der Waldelf rannte sofort los. Auf seinem Weg zum Tor sah er den Khajiiten auf eine Dunkelelfin einreden. Er sah wütend aus. Hat wohl noch nicht herausgefunden wo das Haus ist. Ich muss aufpassen, dass er mir nicht folgt. Rylt schlich durch die Schatten an ihm vorbei und ging durch das Tor. Zwei Minuten später stand er vor dem Haus. Es war nicht schwierig gewesen es zu finden. Er prüfte das Schloss. Nicht besonders gut. Sollte leicht aufzukriegen sein. Er zückte einen Dietrich und schob ihn sachte in das Schloss. Bloß nichts falsch machen... geschafft! Mit einem Klicken öffnete sich das Schloss. Der Einbrecher lächelte zufrieden und schlich hinein. Innen angelangt, schaute er sich um. Hm, ziemlich groß hier. Der muss ziemlich reich sein. Vielleicht gibt es hier etwas mehr zu stehlen, als das Claymore. Aber das ist Nebensache. Wo könnte das Claymore sein? Ich schätze mal, er bewahrt es ganz oben in seinen Gemächern auf. Der Dieb ging zur Treppe. Die Tür oben war auch verschlossen, stellte aber kein großes Problem dar. Nach einer Minute war er oben. Er war
    sehr vorsichtig. Ich darf die Bediensteten nicht wecken. Diese schienen einen festen Schlaf zu haben, er kam ohne Probleme in die Gemächer des Hausherrn. Das Claymore lag auf der Kommode hinter dem Bett, in dem der Kaiserliche schlief. Rylt ging darauf zu... er war nur noch einen Meter davon entfernt... "Hm? Wasn los?" Rylt warf sich auf den Boden und hielt die Luft an.Ist er aufgewacht? Sieht er mich? Er drehte sich auf dem Boden um und sah auf das Bett. Der Hausherr schlief tief und fest.Der soll sich mal abgewöhnen im Schlaf zu reden. Das war knapp. Er schnappte sich das Claymore und machte sich auf den Rückweg.

    Rylt saß in der Taverne und aß. Der Einbruch war erfolgreich gewesen, er hatte sogar noch etwas Geld mitgenommen. Er musste nur noch bis Mitternacht warten. Er war hundemüde, deswegen stand er auf, bezahlte für ein Zimmer und ging die Treppe hoch. Das Claymore legte er unter das Bett. Er schlief schnell ein. Als er aufwachte, hörte er wie ein Wachmann draußen die Uhrzeit verkündete. Schon 6 Uhr nachmittags? Gähnend stand er auf und griff unter das Bett. Das Claymore war nicht mehr da. Rylt erstarrte. Das muss der Khajiit gewesen sein! Ich muss es zurückholen. Er ging sofort runter in die Taverne. Dort stand der Besitzer der Taverne hinter dem Tresen. "Entschuldigen sie? War hier gestern ein Khajiit? Er ist blond und trägt eine Lederrüstung." Der Ork dachte einen Moment nach. "Ja, an den erinnere ich mich. Hat hier gestern ein Bier getrunken. " Er schaute finster drein. "Mit dem würde ich mich nicht anlegen. Ist ein finsterer Kerl. Der saß das ganze letzte Jahr im Gefängnis." "Wissen sie, wo er wohnt?" "Klar, der wohnt im Hafenviertel. Aber leg dich nicht mit ihm an. Das kann nicht gut enden." Der Bestohlene ging hinaus. Mit dem werd ich schon fertig. Eine Stunde später stand er vor der Hütte. Er hatte mal wieder Ralf gefragt, welche Hütter der Khajiit bewohnt und der hatte es ihm sogar ohne Gegenleistung verraten. Rylt prüfte das Schloss. Es war nicht verschlossen. Was für ein Idiot! Vergisst der doch glatt, abzuschließen. Drinnen war niemand. Er griff sich schnell das Claymore, das auf dem Tisch lag und ging wieder. Um Mitternacht ging er dann zum Garten von Dareloth und traf dort Armand Christoph und den böse dreinblickenden Khajiit. Er gab Armand das Claymore. "Sehr gut. Du hast bestanden. Dein erster Auftrag erwartet dich morgen. Selber Ort, selbe Zeit." Der Khajiit flüsterte, als er an ihm vorbeiging: "Na warte, das wird noch ein Nachspiel haben."
    Geändert von Muffin (18.08.2011 um 13:26 Uhr)

  8. #8

    Grenze Cyrodiil -> Anvil -> Skingrad

    Lange musste der Rothwardon nicht umherschauen um den Ursprung der schlechten Laune der Wache vor sich auszumachen; im Hintergrund, direkt am Ansatz der Brücke, diskutierte ein Händler wild gestikulierend mit den Wächtern, aus Wortfetzten hörte Raccan heraus dass es wohl um zollpflichtige Gegenstände ging, die in den Augen des Geschäftsmannes keine waren. Er nahm sich vor nicht großartig aufzufallen und kam dem Kaiserlichen in der schweren Rüstung vor sich mit Einsilbigkeit entgegen.
    "Habt ihr etwas zu verzollen?"
    "Nein."
    "Wenn ich etwas finde, zieht das eine Strafe nach sich."
    "Ja."
    "Dann schau ich jetzt nach."
    Stumm gab er seine Zustimmung dazu, er glaubte nicht, dass der Mann etwas finden würde. Allerdings hatte er weder die Satteltaschen noch die Taschen der Rüstung bis jetzt genauer untersucht. Ziellos kramte der Wächter in den Taschen herum, anscheinend machte ihm das nur zu viel Spaß, in den Sachen anderer Leute herumzuwühlen. Misstrauisch beäugte er hier und da die Gegenstände: Essen, einen Kompass, weiterer Wurfmesser, diverse rituelle Gegenstände, ein kunstvoll aussehendes Gerbermesser. Raccan musste unbehaglich von einem Bein auf das andere treten, denn er wusste, wofür ihm diese Gerätschaft eingepackt wurde. Der Kaiserliche aber kümmerte sich nicht darum, etwas Ungewöhnliches fand er nicht, und dies verhagelte ihm noch mehr die Laune.
    "Einer von diesen Nomaden-Verrückten, wunderbar...", richtete er das Wort nach der Taschenkotrolle an Raccan. Er nahm dies schweigend zur Kenntnis und wollte sich auf das Pferd zubewegen, als der Wächter ihn argwöhnisch musterte. "Und was ist das da? Schmuggelware?", und der Finger der Zollkontrolle deutete auf das Silberschwert an seinem Gürtel, was in der mit Schlangenleder bespannten Scheide steckte.
    "Nein. Ein Geschenk meines Stammes, welches mich auf meiner Reise beschützen soll", antwortete Raccan mit fester Stimme.
    Einen Augenblick lang schaute der Kaiserliche verdutzt drein, dann plötzlich lachte er schallend los und winkte nach einem seiner Kollegen, der sofort herbeieilte. "Das musst du dir anhören. Dieses bunte Teil da an seinem Gürtel wird ihn beschützen auf seiner Reise...", und beide fingen abermals an zu lachen, was Raccan aber mit stoischer Ruhe ertrug. Nachdem das Gelächter abgeklungen war, straffte der Mann die Schultern. "Das Ding wird dich nicht beschützen, sondern nur die Aufmerksamkeit von Plünderern auf sich ziehen. Aber ich bin der letzte, der sich darüber aufregt, dass ein weiterer eurer Sorte das Zeitliche segnet...verdammte Nomaden...der Wegzoll beläuft sich auf 15 Septime, weitere 10 für das Pferd", und der Wächter streckte die Hand heraus.
    Ich hätte jetzt nicht übel Lust, dir in deine lächerlich grinsenden Visage zu schlagen, aber anstatt sich auch nur das Kleinste nach außen hin anmerken zu lassen, kramte er in seiner Hosentasche und ließ 25 Sepime in die Hand des Wächters klimpern, nahm die Zügel des Pferdes und kehrte den beiden Männern mit einem "Gehabt euch wohl" den Rücken. Sie rissen noch weitere Witze, aber Raccan schenkte ihnen keinerlei Beachtung mehr. Auch den Händler passierte er ohne große Probleme, dieser war sowieso damit beschäftigt, seine Edelsteine als Imitate zu deklarieren, aber die Wächter sprangen nicht darauf an und forderten eine hohe Geldsumme. Der Rothwardon war etwas von der Brücke entfernt, erst dann steig er auf und ritt in leichtem Trab die Handelsstraße gen Süden Richtung Anvil entlang...

    Das Landschaftsbild hier in Cyrodiil entlang der Handelsstraße änderte sich recht zügig, je näher Raccan der Hafenstadt kam und weiter er sich von Hammerfell entfernte. Die Steppe, welche in der Nähe von Rihad nur von einigen wenigen niedrigen Bäumen gesäumt war, wich hier sanften Wiesen mit schon recht ausgeprägter Nadelbäumen. Ab und an begegnete der Rothwardon Reisenden und Händlern, welche aber keine Notiz von ihm nahmen, aber Raccan war das nur Recht. Auffallen wollte er nun wirklich nicht. Es dauerte nicht lang, da erblickte er einen kleineren Weg, der von der Handelsstraße Weg führte, und unweit davon konnte man auf einer kleinen Anhöhe eine Statue erkennen. Ein kräftig wirkendes Wesen, welches einem Ork ähnelte, hielt ein zweihändiges Schwert über den Kopf, als wollte es zu einem gewaltigen Schlag direkt von oben ausholen. Vor dem Denkmal standen Bänke und ein Rednerpult, und an letzteren stand ein Ork in einem Leinengewand und trug aus einem Buch vor. Nicht wenige Zuhörer hatten sich um ihm versammelt, einige ebenfalls mit Kutten bekleidet, andere sahen aus wie normale Reisende. Raccan hielt einen Moment inne und lauschte dem Ork, aber sehr viel konnte er nicht verstehen; nur soviel dass er begriff dass es sich hierbei um den Schrein einer Gottheit handelte. Bedächtig musterte er das Denkmal. Sympathisch sah dieser Kerl ja nicht gerade aus, aber schnell rügte er sich für diesen Gedanken. Was verehrte er denn denn? Schlangen, von der in jeder einzelnen ein Stück von Satakal selbst enthalten war. Wie sah Satakal eigentlich aus? Er hat viele Gestalten, äffte er in Gedanken die Priester seines Stammes nach, welche ihn für so eine Frage wahrscheinlich gleich wieder einem ihrer vielen Rituale unterzogen hätten, um ihm diese blasphemischen Äußerungen auszutreiben. Raccan zuckte mit den Schultern und folgte dem Richtung Anvil, ohne sich um die Pilger weiter zu kümmern.
    Der restliche Weg blieb ereignislos; außer der ein oder anderen Burgruine und Anwesen am Horizont bekam er nichts Bemerkenswertes mehr in Sicht, und selbst damit hatte er Glück, denn nur selten gaben die überall herumstehenden Bäume genug freie Sicht, um weit zu schauen. So war er froh, als mit Anvil endlich wieder Abwechslung in Aussicht gestellt wurde.

    Eine einfache, bullige Stadtmauer, Rundtürme, eine alles überragende Kathedrale und im Hintergrund das große Schloss der Gräfin von Anvil. Ein Blickfang war ebenfalls der große Hafen mit den unzähligen Schiffen. Insgesamt betrachtet war Raccan dennoch etwas enttäuscht. Er hatte sich die Stadt etwas einzigartiger vorgestellt, war er doch den Anblick der pompösen und einzigartigen Städte Hammerfells gewohnt. Diese hier sah aber nicht großartig anders aus als dieses Chorrol oder Skingrad. Einfach zu bauen wenn man nicht immer wieder neue Dinge erfinden muss..., schmunzelte Raccan in sich hinein und hielt auf das Stadttor zu.
    Die Stadtwache machte ihm keine Probleme, zumindest bis zu dem Zeitpunkt an dem er sein Pferd aus Gewohnheit an den Zügeln in die Stadt führen wollte. Der Torwächter stellte sich ihm in den Weg und blickte ihn grimmig an.
    "Wo wollt ihr denn hin?!", fuhr er Raccan an.
    Der Rothwardon blieb zunächst verdutzt stehen, dann dämmerte ihm sein Fehler. "Verzeiht, in Hammerfell ist es nichts ungewöhnliches, sein Pferd mit in die Stadt zu nehmen.".
    "Jaaaahhhh...", der Wächter setzte einen Blick auf der irgendwie sagte Wo kommst du denn her, aber dann nickte er Richtung Stallungen und verschränkte die Arme, "...aber hier handeln wir das nicht so.".
    "Ja, danke für den Hinweis...", bedankte sich Raccan freundlich und führte seinen Achal-Tekkiner zu dem Mann, der vor den Stallungen stand und desinteressiert seine Fingernägel musterte. Auf Nachfrage des Rothwardonen verlangte er 5 Septime und nahm ihm nach Erhalt des Geldes die Zügel aus der Hand. Etwas misstrauisch war Raccan, so weit entfernt von seinem Pferd entfernt zu sein, da war ihm nicht wohl zumute; aber wenn das hier alle so taten, dann würde das schon seine Richtigkeit haben. Nochmal einen letzten skeptischen Blick zurück zu den Stallungen werfend (und dabei registrierend, dass ihn der Wächter musterte, als habe Raccan nicht mehr alle Latten am Zaun) betrat er schließlich Anvil durch das nördliche Tor.
    Cyrodiil scheint ein teures Pflaster zu sein, dachte er als er den Vorplatz betrat, denn er war erst wenige Stunden hier und hatte schon 30 Septime berappen müssen. Wer weiß was die Herbergen hier kosteten. Raccan schaute sich um. Links befand sich ein kleiner See mit der Statue einer Frau auf der anderen Seite. Hier auf dem Platz reckte sich ein mächtiger Baum in die Höhe, und allerlei interessanter Gebäude fanden sich hier. Aufmerksam ließ er seine Augen über die Schilder gleiten. Kriegergilde, Magiergilde, eine Schmiede und ein Wohnhaus. Rechts führte der gepflasterte Weg eine Anhöhe hinauf, wo er einen weiteren Platz mit Baum sehen konnte, sowie weitere Häuser. Eine Herberge oder Taverne war nicht zu sehen. Aber er war nicht hier um sich auszuruhen, sondern um den Khajiit zu finden. Einige Personen waren auf den Straßen unterwegs, aber keine sah irgendwie nach einem Katzenwesen aus. Kurzerhand wandte sich Raccan an eine Stadtwache, welche gerade vorüberschritt.
    "Entschuldigt. Kennt ihr einen Khajiit namens Hawa'ajala?". Im nächsten Moment bereute er diese Frage, er konnte doch nicht einfach durch die Stadt laufen und offen nach so etwas fragen. Er wollte sich schon abwenden, als ihn die Antwort des Mannes überraschte.
    "Was seid ihr, Kopfgeldjäger? Normalerweise verachte ich euresgleichen, aber wenn ihr solches Gesocks wie Khajiit und diese Echsen jagt, kann ich das nur unterstützen. Leider weiß ich aber nicht, wo ihr diesen Hawadingsbums finden könnt. Aber ich gebe euch einen Rat: Seid vorsichtig mit euren Fragen, wenn es die Falschen hören habt ihr schneller einen Mob dieser Katzen- und Echsenbefürworter am Hals als euch lieb ist. Haltet euch am besten an die Bettler, die bekommen alles mit und für ein paar Goldstücke lassen sie euch daran teilhaben.".
    Die Ausführungen der Wache hatten Raccan überrumpelt, sodass er sogar vergaß, danke zu sagen während er sich verabschiedete. Waren diese Khajiit hier wirklich so verhasst wie die Wache ihm begreiflich machen wollte? Egal, um politische Angelegenheiten brauchte er sich nicht zu kümmern. Der Mann hatte etwas von Bettlern gesagt, und Raccan blickte sich nach eben solchen um. Augenscheinlich war hier keiner von diesen am Platz, so beschloss der Assassine, am Hafen nachzusehen, denn solche Leute befanden sich immer an gut besuchten Orten, und was das anging war die Anlaufstelle für Schiffe die erste Wahl. Auf seinem Weg dahin (er nahm an, dass er nur der Hauptstraße nach oben folgen musste) kam er an dem zweiten großen Platz vorbei. Ein Rundumblick verriet ihm, dass hier hauptsächlich nur Wohnhäuser ansässig waren, aber auch eine pompös aussehende Herberge fasste er in den Fokus. Generell sahen die ganzen Gebäude aus, als wären sie nicht gerade billig und einfach gehalten, sondern sie strahlten eine gewisse Eleganz aus. Raccan mochte gar nicht daran denken, was es kosten würde, in der Taverne zu übernachten, so nahm er sich vor, sobald wie möglich weiter zu ziehen.

    Der Hafen überraschte den Rothwardonen nicht sonderlich, denn im Grunde waren sie alle gleich aufgebaut. Unzählige Piers, große und kleine Schiffe, Stapel von Kisten auf den Planken, geschäftige Packer und Geschäftsleute, Seemänner und Kapitäne überall. Schiffe aus allen Regionen erkannte er hier, auch eines dessen Besatzung ausschließlich aus Rothwardonen bestand. Ein wenig Heimweh hatte er bei diesem Anblick schon, allerdings wurde dies ganz schnell von der Erwartung überdeckt, viele neue Dinge hier in Cyrodiil zu sehen. Raccans wache Augen musterten die Menschen, und in all dem Getümmel sah er am Straßenrand einen Bettler sitzen. Zielstrebig ging er auf den schmutzigen Mann in den zerrissenen Kleidern zu und vor ihm in die Hocke. Müde Augen blickten ihn an.
    "Seid gegrüßt. Habt ihr von einem Khajiit gehört, der in letzter Zeit hier in Anvil angekommen ist?", und Raccan reichte dem Bettler ein paar Septime in die schmutzige Pranke. Dieser musterte das Geld einen Augenblick und ließ dann ein zahnloses Grinsen sehen. "Geht in die Schwimmende Schüssel hier hinter mir, fragt Bert, er sitzt am Tresen und bechert sich die Hucke voll; der bekommt alles mit. Sagt, dass Ulfgard euch schickt", und plötzlich war das Geld verschwunden und der Bettler verfiel in seine Trance zurück. Etwas erstaunt darüber, wie ein paar Septime doch die Zunge lockerten und dieser griesgrämigen Person ein Lächeln entlockten, erhob sich Raccan und schaute sich die Spelunke hinter dem Bettler an. Auf dem Schild stand "Zur Schwimmenden Schüssel", und diese "Taverne" sah alles andere als einladend aus. Aber wenn er Informationen wollte, musste er wohl da rein, und so schob er die knarrende Tür auf und betrat das Haus.
    Drinnen hielt Raccan erst einmal inne, der Geruch, der ihn entgegenschlug, raubte ihm den Atem. Eine Mischung aus Fisch, Erbrochenen, Bier und Schimmel, dies beschrieb es ziemlich genau. Nachdem sich der Rothwardon gefangen hatte, trat er ein paar Schritte in den Schankraum hinein. Der Laden war gut besucht, an jedem morschen Tisch saßen Seemänner, vereinzelt auch Frauen, und unterhielten sich lautstark über belanglose Themen wie der Seefahrt, Prügeleien, Alkohol oder Ungeheuer. Einige warfen Raccan einen mürrischen oder feindseligen Blick zu, als dieser sich zum Tresen vorkämpfte. Er fühlte sich hier nicht recht wohl, ein falsches Wort oder Blick, so kam es ihm vor, konnte dazu führen, dass er hier von der versammelten Mannschaft zusammengeschlagen wurde, und darauf hatte er nun gar keine Lust. An der Theke stand ein Bosmer und unterhielt sich mit einem Artgenossen. Raccan stutze. Nein, nicht nur mit einem Artgenossen. Er unterhielt sich....mit sich selbst! Der Rothwardon hielt erst einmal überrascht inne, und die beiden Waldelfen bemerkten seinen Blick.
    "Schau mal, Maenlorn, noch einer, der noch nie Zwillinge gesehen hat", meinte der linke spöttisch. Der rechte nickte. "So zu starren ist aber auch reichlich unhöflich.".
    Raccan schüttelte hastig den Kopf. "Nein, nein, Verzeihung. Ich suche Bert, Ulfgard meinte, ich fände ihn hier drinnen.". So etwas Seltsames aber auch, außer den Klamotten gab es keine Unterschiede.
    "Bert, soso...", und die Blicke der beiden Elfen fielen auf die Bewaffnung von Raccan. "Wenn du hier Stress machen willst, verlässt du dieses Haus nicht mehr stehend", motze Maenlorn (oder war es doch der andere? Raccan hatte es vergessen) und deutete auf einen zerrissen aussehenden Typen in der Ecke, der einsam in einen halbvollen Krug Bier starrte. Der Rothwardon bedankte sich freundlich und kämpfte sich zu dem Bettler durch, wobei er den ein oder anderen gehässigen Ellenbogenschlag oder gestellten Bein ausweichen musste. Bei Bert angekommen ließ er sich auf dem freien Platz dem Mann gegenüber nieder; dieser blickte nicht einmal auf. Zunächst musterte Raccan den Kerl vor sich: Unrasiert, Bettlerkleidung, recht kräftig, Bretone, fettige schulterlange braune Haare. Sympathisch war etwas anderes, aber dennoch schlug der Assassine einen freundlichen Tonfall an.
    "Hallo, Bert. Ulfgard schickt mich von draußen, er meint ihr könntet mir bei der Suche nach einem Khajiit helfen. Ich muss wissen ob einer in der letzten Zeit angekommen ist hier in Anvil.".
    Eine lange Zeit geschah nichts, der Mann zeigte auch keine Reaktion. Raccan dachte schon, dass der Bretone ihn nicht verstanden hatte und wollte schon noch einmal ansetzen, als dieser plötzlich leise zu sprechen begann, ein wenig lallen schwang in der Stimme mit.
    "Diese dämlichen Katzen. Zum Glück, nein, keine angekommen. Nur die üblichen verdammen Echsen hier in Anvil. Und die dämlichen Wachen. Dämliche Brut. Dämliche Händler. Alles dämlich. Khajiit? Nein, wirklich nicht. Und das wüsste ich. Ich hasse dämliche Khajiit."
    Der Rothwardon war etwas verwirrt. Konnte er diesem sturzbesoffenen Kerl trauen? Auf der anderen Seite sprachen Betrunkene meistens die Wahrheit. Sehr viel Zeit, sich darüber Gedanken zu machen hatte er allerdings nicht, denn plötzlich wurde er von einer verführerischen, weiblichen Stimme angesprochen.
    "Ihr seid nicht von hier, das sieht man..."
    Raccan blickte auf, und neben ihm stand eine wunderschöne Rothwardonin mit langem schwarzen Haaren und einem blauen Kleid, welches ihren attraktiven Körper genau an den Rundungen betonte, welche einem Mann sofort ins Auge fielen, und auch der Assassine blieb mit seinem Blick zunächst an ihrem Ausschnitt hängen, bevor er ihr in die braunen Augen blickte, was aber wohl eher daran lag, dass er saß und sie stand. Die Frau quittierte dies mit einem warmen Lächeln, legte ihm ungefragt ihren Arm um die Schultern und bewegte ihren Lippen so nah an sein Ohr, dass sie ihn fast berührte.
    "Wenn du sehen willst, was sich unter dem Kleid versteckt, komm kurz vor Mitternacht zu dem Bauernhof südöstlich von Anvil. Ich warte auf dich...", und die letzten Worte stöhnte sie ihm beinahe ins Ohr. Dann löste sie sich geschmeidig von ihm und ehe er fragen konnte, was das bedeutete, drehte sie sich um und verließ mit schwingenden Hüften die Spelunke, wobei sie neugierige und geifernde Blicke nach sich zog. Raccan jedoch blieb noch einen Moment lang verdutzt sitzen, eher er ein "Ich danke euch" Richtung Bert sprach und sich erhob; Bert quittierte dies seinerseits mit einem lauten Rülpser und starrte dann weiter in seinen Krug. Der Rothwardon bewegte sich eilig auf den Ausgang zu. Was war denn das gerade eben? ging ihm dabei durch den Kopf, und er stieß die Tür auf und trat hinaus.
    Er wollte die Frau finden, ihm kam das Ganze sehr suspekt vor, aber sie war verschwunden; so sehr er sich auch bemühte, sich immer wieder umblickte und mit den Augen den Hafen absuchte, sie war verschwunden. Enttäuscht stemmte er die Hände in die Hüften. "Na dann werde ich wohl weiterreisen; in Anvil ist der Khajiit ja nicht", und er wollte sich zum gehen wenden. Dazu kam er jedoch nicht, denn plötzlich packte ihn eine kräftige Hand an der Schulter, riss ihn herum, und er sah eine Faust auf sich zufliegen.

    Die Pranke des Nords traf ihn wie eine Dampframme, und er flog zurück und landete mit dem Hintern auf den Planken. Sein Mund füllte sich mit Blut, und er betrachtete, noch etwas benommen, sein Gegenüber. Es handelte sich um einen kahlköpfigen Nord mit dem Körperbau eines Kleiderschranks. Unzählige Tattoos und Verzierungen schmückten seine Arme und Beine, die meisten hatten etwas mit der Seefahrt zu tun. Der Muskelprotz schwankte ein wenig, ganz offensichtlich war er stark alkoholisiert, was bei einem Nord wohl bedeutete, dass er ein ganzes Fass voll Schwarzgebrannten intus haben musste. Raccan schüttelte den Kopf, um die Benommenheit loszuwerden und rappelte sich langsam auf. Kaum war er auf den Beinen, spuckte er das Blut auf den Boden, was der Nord mit einem zufriedenen Grinsen quittierte. Um die beiden herum hatte sich ein Kreis gebildet, keiner traute sich einzumischen, aber dennoch waren genug Leute neugierig was hier denn vor sich ging.
    "Diiieeehhh Frauuu gehööört miiiir...", lallte der Barbar plötzlich lauthals los und zeigte mit dem Finger auf Raccan. "Mmmmmich hat seee zuuuuerssst ange....ange...besprooochn".
    Dem Rothwardonen dämmerte jetzt, worum es ging, und er hatte die Ahnung, dass mit dieser Alkoholleiche nicht vernünftig zu reden war. Trotzdem versuchte er es. "Ich will doch gar nichts von ihr...".
    "Duuuuhhhh lügst, duuuuh hast auf ihre....Brüüüühste gestaaaaahrrt", und der Kollos machte einen schwankenden Schritt auf Raccan zu.
    Leugnen zwecklos, das habe ich tatsächlich wirklich, und dabei muss er leicht gegrinst haben, denn nun brachen bei dem Nord alle Dämme und er stürzte auf Raccan zu. Dieser machte einen Ausfallschritt zur linken Seite und wich dem Koloss aus, was angesichts dessen Zustandes ein Leichtes war, denn der Nord reagierte beinahe nur im Zeitlupentempo. Raccan hatte nicht die Absicht, ihn zu töten, aber um dieses Tier umzuhauen bedurfte es mehr als einen einfachen Schlag. Er ballte die linke Faust, und kaum hatte sich der Nord, in leicht gebückter Haltung den Kopf zu ihm gedreht, schlug Raccan zu. Dabei hatte er weit ausgeholt und darauf geachtet, sein gesamtes Körpergewicht hinter die Faust zu bekommen, was ihm offensichtlich sehr gut gelungen war. Krachend schlug seine Linke gegen die rechte Gesichtshälfte des Nords, und dieser brach wie ein nasser Sack zusammen und schlug bewusstlos auf den Boden auf. Ein Raunen ging durch die umstehenden Leute, und abwechselnd blickten sie ungläubig zwischen Raccan und dem Nord hin und her. Der Rothwardon inzwischen hatte seine Körperhaltung gelockert, blickte um sich und massierte sein Handgelenk; ihm kam es gerade so vor als habe er gegen eine Wand aus Stahl geschlagen, und dies machte sich in seinen Knochen bemerkbar. Wortlos drehte er sich um und ging Richtung Stadttor davon. Das Kapitel Anvil war für ihn beendet, hier ist der Khajiit nicht durchgekommen; und sich noch länger hier aufhalten wollte er auch nicht, am Ende hatte er noch eine ganze Horde betrunkener Nord-Seeleute am Hals, das konnte er nicht brauchen. An die Frau dachte Raccan auch nicht mehr, zu plump und spontan war ihm diese Offerte vorgekommen als dass sie wirklich ernst gemeint war.
    Kurze Zeit später fand er sich wieder auf seinem Pferd wieder und ritt Richtung Skingrad & Kvatch. Jetzt noch ärgerte er sich, dass er die 5 Septime bezahlt hatte, er war nicht einmal eine Stunde in Anvil, da hatte sich diese Investition nicht gelohnt. Etwas außerhalb der Stadt saß er ab und befühlte seine Wange. Der Nord hatte ordentliche Arbeit geleistet, die Stelle wo er getroffen hatte, schmerzte und fing an zu schwellen, vielleicht war der Knochen sogar angebrochen. Hastig kramte er in der Satteltasche und holte einen kleinen abgedeckten Becher hervor, in dem eine dunkelgrüne Paste war. Eine Fingerspitze nahm er heraus und verschmierte sie auf seiner Wange, bis sie nicht mehr zu sehen war. Diese Salbe, aus Frauenmantel und Steinpilzen, vermengt mit Fett, unterstützte die natürliche Regeneration des Körpers um ein Vielfaches, innerhalb von ein paar Stunden würde er sich besser fühlen. Ordentlich verstaute er wieder alles, schwang sich in den Sattel und setzte seinen Weg fort.
    Auf seinem Weg Richtung Skingrad kamen ihm allerhand Reisende entgegen, allerdings sahen die wenigstens sonderlich glücklich aus. Im Gegenteil, gehetzte und panische Gesichter erblickte er und musterten ihn, einige Frauen weinten und zogen ihre Kinder mit sich. Auffallend war, dass nur wenige Richtung Skingrad zogen, und wenn dann handelte es sich dabei um kleine Trupps Wachen oder um Händler mit ihren Wagen. Er fragte sich ernsthaft, ob es schlau war, weiterzuziehen, denn es dämmerte langsam und schon ein Gasthaus hatte er links liegen lassen. Die Sonne verschwand hinter dem Horizont und der Wald wurde dichter, schon fast hatte er sich damit abgefunden, die Nacht hier draußen zu verbringen, als ein Haus am Wegesrand auftauchte. Es stellte sich als Gottshaw-Herberge heraus, mit einem überdachten Stall an der Seite. Es war niemand zu sehen, so brachte er sein Pferd einfach da hinein und betrat dann das Haus durch den Vordereingang.
    Drinnen war es dunkel, abgesehen von der Kerze, welche am Tresen brannte. Die Einrichtung präsentierte sich hauptsächlich im rustikalen Stil; einige Tische standen herum, an denen aber die Stühle hochgestellt waren. Insgesamt betrachtet sah das Ganze wenig einladend aus; wie als wäre die Herberge geschlossen worden. Etwas verwirrt trat er an die Kerze heran und schaute sich um.
    "Hallo? Ist hier jemand?", rief er einfach mal auf gut Glück. Man hörte ein gedämpftes Poltern, dann wurde eine Tür hinter dem Tresen geöffnet und ein Waldelf trat heraus, der sichtlich überrascht aussah und Raccan fragend anblickte. Als er keine Anstalten machte, etwas zu sagen, bohrte der Rothwardon weiter.
    "Bekommt man hier noch ein Zimmer?".
    "Ihr wollt ein Zimmer?", große Überraschung schwang in der Stimme des Bosmers mit.
    "Ja, eigentlich schon, aber zuerst müsst ihr mir sagen warum das alles hier aussieht als ob ihr nicht mehr offen habt".
    Der Waldelf machte ein forschendes Gesicht; so recht schien er Raccan dessen Ahnungslosigkeit nicht abzunehmen. "Von wo stammt ihr?", fragte er stattdessen.
    "Aus Hammerfell", und kaum hatte der Assassine die Worte ausgesprochen, zeigte sich Erkenntnis bei dem Mann.
    "Hammerfell, da ist diese Krise noch nicht so verbreitet. Obliviontore, ich sag's euch. Überall im ganzen Reich, Unmengen von Daedra. Und als ob das nicht genug wäre, haben sie zu allem Überfluss gleich mal Kvatch überrannt. Kvatch ist nicht weit von hier wie ihr vielleicht wisst. Demzufolge kann ich meine Herberge erst einmal schließen, wer will schon in der Nähe dieser Hölle rasten. Schon ich selbst bekomme meine Zweifel, ob ich hierbleiben sollte. Ich habe Bekannte in Anvil, zu denen werde ich gleich aufbrechen. Also tut mir leid, ich habe kein Zimmer für euch. Ich würde euch auch empfehlen, sofort weiter zu ziehen nach Skingrad, wenn ihr ein gutes Tempo anschlagt schafft ihr es bis Mitternacht. Und macht einen Bogen um die Garnison, welche an der Abzweigung Richtung Kvatch rastet. Mittlerweile ist es so schlimm, dass sie jeden Vorbeiziehenden zwangsrekrutieren, der auch nur im Entferntesten danach aussieht als ob er kämpfen könnte.".
    Raccan nickte stumm und verließ die Herberge. Das war nicht das was er hören wollte. Sich mit Daedras anlegen zu müssen war so gar nicht in seinem Sinne, auch wenn er nur im Entferntesten überhaupt wusste, was Daedra überhaupt waren. Irgendetwas Übernatürliches aus der roten Ebene, er hatte die Priester oft davon erzählen hören, mit klaren Aussagen war es bei denen aber nicht weit her, zu oft verloren sie sich in Metaphern, die das Ganze nur allzu stark verfälschten. Eine Katastrophe in Kvatch also, das erklärt Einiges. Raccan machte das Pferd fertig und reiste weiter den Weg entlang Richtung Skingrad; aufsteigen jedoch unterließ er, sondern er führte das Tier zu Fuß an den Zügeln hinter sich her, um so zu vermeiden, dass er der von dem Bosmer erwähnten Garnison in die Arme ritt.

    Das Lager an der Abzweigung Kvatch-Skingrad hatte Raccan hinter sich gelassen, dabei gestaltete sich diese Unterfangen einfacher als gedacht. Schon von Weitem hatte er es gesehen und sich im Schutze der Nacht einfach ins Gebüsch geschlagen und war zum Weg parallel mitgelaufen ehe er einige hundert Meter hinter dem Lager wieder auf die Straße getreten war; Angst vor wilden Tieren hatte er nicht, die würden sich nicht so nah an ein großes Lager herantrauen. Im nachhinein betrachtet war das sicherlich leichtsinnig, Cyrodiil ist soviel anders als Hammerfell, warum sollten sich dann auch die Tiere gleich verhalten. Raccan schob den Gedanken beiseite und setzte seinen Weg fort, aber weit kam er nicht, da wurde ihm der Weg schon wieder versperrt. gerade noch rechtzeitig bemerkte er es, sodass er abermals ins Gebüsch ausweichen konnte.
    Die Straßensperre stellte sich als Machwerk von Banditen heraus, welche die Straße blockierten und so arglose Reisende, Händler oder gar Flüchtlinge abfingen. Zuerst dachte Raccan an eine Maßnahme der Armee, aber die bunten Rüstungen und die zusammengewürfelte Truppe mutete doch sehr nach Kriminellen an. Da es sich um etwa 10 dieser Plagegeister handelte und Raccan weder die Lust hatte, sich ausnehmen zu lassen, noch sich mit ihnen anzulegen (wobei eine offene Konfrontation ausschied und nur das zeitraubende Infiltrieren bliebe) entschied er sich für dieselbe Variante wie bei dem Garnisonenlager. So schlug er sich mitsamt Pferd abermals in die Büsche, diesmal in nördliche Richtung, um dann den parallelen Weg zu nehmen. Diesmal holte er jedoch etwas weiter aus, da er sich nicht sicher war, wie weit nun die Wachen des Lagers verstreut standen.
    Letztendlich brauchte der Rothwardon viel länger als beabsichtigt, was aber weder an dem unwegsamen Gelände noch an der Dunkelheit lag. Denn kaum hatte er den Weg Richtung Osten eingeschlagen, stolperte durch Zufall über eine Ruine - Miscarcand.
    Diese alten Gemäuer zogen ihn in einen Bann, dem er sich, trotz der Dunkelheit, nur schwer entreißen konnte. Zuerst hatte er sich fluchend durch das Gehölz geschlagen und stand dann plötzlich vor der Statue eines Phönix, umgeben von weißem Gestein und geschwungenen Rundbögen. Selbst für Raccan, der nicht viel für Magie außer der eigenen Illusionen übrig hatte, war die Präsenz von etwas Höherem an diesem Ort spürbar. Die Tatsache, dass die Ruine selbst, wie auch immer, ein leichtes bläuliches Licht abstrahlte, verstärkte diesen mystischen Eindruck nur umso mehr. Gefesselt zog Raccan den Handschuh aus und berührte das Mauerwerk. Es fühlte sich kalt an, und überhaupt nicht magisch; dennoch bildete sich der Rothwardon ein, dass er an einem besonderen Ort gelandet war, und so Unrecht hatte er damit nicht. Er begutachtete die leuchtenden Mauern und fand auch ziemlich schnell die Ursache dieses Leuchtens. Kleine blaue Splitter, wie Glas, lagen überall verstreut, anscheinend waren sie mal Teil eines ganzen Steines, Raccan wusste es nicht, er hatte so etwas noch nie gesehen. Die Priester jedoch kannten diese...Dinger...bestimmt. Ein etwa fingernagelgroßes Stück hob er auf und begutachtete es. Ein leichter Schimmer ging von ihm aus, und er wusste, dass er hier das Geschenk für Sahi vor sich hatte, nach dem er schon die ganze Zeit gesucht hatte. Er würde es einem Schmied zukommen lassen und es zu einem Anhänger für eine Halskette verarbeiten lassen. Rasch steckte er das Bruchstück ein und erhob sich. Er musste weiter, aber irgendwo in seinem Hinterkopf flammte der Wunsch auf, die Ruine zu betreten und zu erforschen. Er würde hierher zurückkehren und sein Vorhaben in die Tat umsetzten, das nahm er sich an dieser Stelle vor. Noch ein letztes Mal ließ Raccan die Augen über diese riesige Anlage wandern, dann packte er das Pferd an den Zügeln und zog es weiter Richtung Osten.
    Nach einigen hundert Metern schlug der Assassine wieder den südlichen Weg ein und traf kurze Zeit später auf die Hauptstraße. Links und Rechts war nicht von den Banditen zu sehen, und so setzte er seinen Weg nach Skingrad fort.

    Erst spät nach Mitternacht traf er an dem Tor der Stadt ein und ein merkwürdiges Gefühl übermannte ihn, als er das Pferd in den Stallungen abgab und anwies, dass es am kommenden Morgen zur anderen Seite gebracht werden sollte, denn er rechnete nicht damit, den Khajiit hier zu finden. Sein Kloß im Hals verdankte er aber den Umstand, dass seine "Geschichte" quasi hier ihren Lauf genommen hatte. Bestürzt blickte auf den seitlich abgehenden Weg vor dem Tor und musste an die Dunmerin im Wald denken, welche er um ein Haar gelyncht hatte und welche wahrscheinlich nur darauf wartete, ihn zu beseitigen, schließlich kannte er ihr Handwerk als Außenstehender. Erst jetzt wurde ihm bewusst, dass er sehr viel offenherziger als erlaubt durch die Gegend reiste. Er durfte keine Aufmerksamkeit erregen, sonst würde er sie nur auf seine Fährte führen, sie konnte schließlich hinter jeder Ecke lauern. Der Wächter vor dem Tor hielt sich nicht lange mit Kontrollen auf und ließ Raccan schließlich ohne Proteste passieren.
    Drinnen blickte sich der Rothwardon zunächst etwas ratlos um. Er erinnerte sich an seine Behausung, welche schon recht vornehm war. Dahin wollte er jetzt nicht mehr unbedingt, denn er hatte auch nicht vor, wieder so mit Gold um sich zu werfen wie noch bei seinem ersten Besuch in dieser Stadt, das konnte er sich auch gar nicht erlauben. Jedoch kam ihm diese andere Taverne in den Sinn, hatte die Dunmerin sie nicht erwähnt? Oder war er von selbst darauf gekommen? Raccan wusste es nicht mehr, aber er beschloss, dass dies der bessere Ort zum nächtigen war, zumindest für einen "einfachen" Reisenden. Kurze Zeit später betrat er das robust gebaute Haus, welches er entgegen aller Befürchten auf Anhieb gefunden hatte.
    Drinnen musste er sich erst einmal orientieren. Er hatte den Eingang genommen, welcher seiner Meinung nach der Hauptzugang war, aber ein Tresen war weit und breit nicht zu sehen. Stattdessen befand er sich auf einer höheren Etage, deren Mitte ausgespart wurde, sodass man in den unteren Bereich blicken konnte. Tische und Stühle, viele davon, und der Tresen, hinter dem eine Hochelfe auf einem Stuhl saß und in einem Buch blätterte. Als Raccan die knarrende Holztreppe heruntergestiegen kam und an die Theke trat, blickte die Elfe auf und schaute freundlich drein.
    "Ein Zimmer?", fragte sie mit ruhiger Stimme.
    Raccan nickte und musterte die Elfe genauer. Weiße Haare, glatte hellgelbe Haut, eine zierliche Gestalt. Das Alter zu schätzen viel ihm nicht leicht, denn das war es bei Elfen nie, aber schließlich machte er sie bei etwa um die 30 (nach Menschenjahren) fest. Während die noch in dem Gästebuch blätterte und ein Zimmer suchte, versuchte Raccan ein Gespräch in Gang zu bringen. "Ihr gehört zu den zwei Schwestern?".
    Die Hochelfe schaute erst entrüstet auf, aber als sie Raccans ahnungsloses Gesicht sah, schmunzelte sie wieder. "Nein, Nein. Ich bin nur die Nachtwache, und wenn dann ist sowieso nur eine Schwester hier, der anderen gehört die Pferdezucht draußen vor den Toren der Stadt. Ich heiße Elda. Euer Name, damit ich ihn eintragen kann?".
    "Raccan", mehr sagte er nicht, denn wie schon so oft in letzter Zeit war ihm nicht groß nach reden zumute, woran das genau lag wusste er jedoch nicht.
    Die Hochelfe nickte, kramte in einer Schublade nach dem Schlüssel und legte ihn auf den Tresen, dann deutet sie hinter den Rothwardonen in einen Gang. "Da entlang, die Treppe hinauf, die erste Tür rechts. Auf das Essen müsst ihr wohl bis morgen früh warten. Ich wünsche gute Nachtruhe", und Elda setzte sich wieder auf den Stuhl und blätterte in ihrem Buch weiter.
    Raccan bedankte sich einsilbig und begab sich auf sein Zimmer. Er schloss die Tür hinter sich und blickte sich erst einmal um. Ein einfaches Bett, ein Tisch mit zwei Stühlen, eine Truhe und ein Spiegel. Ja, was brauchte man denn auch mehr? Einen Blick warf er auf die Tür und einen auf das Fenster, beide sahen stabil aus; trotzdem steckte er den Schlüssel von innen und verschloss die Tür, ebenso prüfte er das Fenster; er wollte nicht schon wieder des nachts überfallen werden, er hatte das nicht vergessen. Dann legte Raccan langsam und ordentlich die Rüstung auf die Truhe und legte sich auf das Bett. Morgen schreibe ich Sahi eine Nachricht. Ja, ganz bestimmt. Oder ich suche erst einmal einen Schmied. Oder sollte ich lieber... aber da wurde es auch schon schwarz um ihn herum und er schlief ein...

  9. #9

    Skingrad -> Großer Forst -> Pells Tor

    Mit schmerzenden Rückgrat erwachte Raccan früh am Morgen, und ächzend erhob er sich aus dem Bett. Wie kann man auf diesen Matratzen schlafen, dachte er sich und ließ durch ausschweifende Bewegungen seine Knochen knacken. In Hammerfell waren die Betten anders; härter würde es ganz gut beschreiben. Schwerfällig kleidete sich der Rothwardon an und begab sich in den Schankraum.
    Viel war hier nicht los, aber dafür erkannte Raccan unter den drei Personen, welche anwesend waren, zwei bekannte Gesichter. Zum Einen Elda, welche gerade ihren Platz am Tresen räumte und sich dabei freundlich mit einem älteren Kaiserlichen unterhielt, und zum anderen saß eine ihm nur allzu bekannte Bosmerin an einem der Tische, las ein Pergament namens Rappenkurier und trank ein Glas Milch. Etwas anders als das letzte Mal sah sie schon aus; die Haare waren länger, sie trug ein Giftgrünes Kleid, welches einen tiefen Ausschnitt besaß der ihre Rundungen nur zu gut betonte, und hatte wertvoll aussehende Ringe in den Ohren und an den Fingern. So ganz passte dies nicht in das Bild der aufmüpfigen Tochter eines Adligen (abgesehen von den kurvigen Reizen), die er noch vor Wochen (oder waren es Monate?) bei seinem Aufenthalt ohne Gedächtnis hier in Skingrad kennengelernt hatte. Kennengelernt? Wie hieß sie eigentlich? Jetzt schämte sich der Assassine ein wenig, er hatte diese Frau eigentlich nur für den Zweck der Informationsbeschaffung benutzt. Gerade überlegte er ob er sich zu ihr setzen sollte, da blickte sie auf und schaute ihn direkt an. Kurz darauf wandte sie die Augen wieder ab, und Raccan fragte sich schon, ob er die Frau vielleicht verwechselte, dann aber blickte sie ihn wieder an, diesmal mit einer Art, welche aussagte, dass sie nun wusste wer er war. Sie lächelte, und der Rothwardon setzte sich dann, nachdem er an den Tisch getreten war, ihr gegenüber.
    "Schön, euch wieder zu sehen, Namenloser...", grinste sie ihn an, woraufhin Raccan ein verdutztes Gesicht machte. "Nun schaut nicht so, ich kenne euren Namen ja noch immer nicht...".
    Der Assassine räusperte sich. "Ich heiße Raccan, entschuldigt, dass ich dies letztens...vergaß", und damit sagte er mehr oder weniger sogar die Wahrheit.
    "Raccan...", wiederholte sie säuselnd und lächelte zweideutig. "Ist nicht schlimm, ich habe euch ja auch nicht meinen gesagt. Adya...", und sie schenkte ihm einen kecken Blick; genauer betrachtet konnte sie nicht älter als zwanzig sein, so würde es zumindest Raccan einschätzen, aber bei den Elfen wusste man dies ja nie so genau.
    "Eure freie Phase habt ihr jetzt wohl überstanden...", und er nickte Richtung Kleid und dem Schmuck. Daraufhin verdrehte die Waldelfe jedoch die Augen.
    "Mein Vater gibt keine Ruhe, also mach ich ab und an sein Brave-Tochter-Spiel mit", meinte sie entnervt und nippte an ihrem Glas. Sogleich fuhr sie fort. "Aber ihr habt euch auch sehr...verändert...", und mit unverhohlenen Blick musterte sie den Rothwardonen. "Ich habe euch fast nicht erkannt...".
    "Ja, ich habe in den letzten Wochen einige...Dinge geklärt...", und nun fragte sich Raccan, warum er mit dieser quasi Fremden so offen redete; warum sie das tat war offensichtlich, der Spass, den sie sonst abgriff, schien ihr nicht zu genügen. Dennoch stellte sich die Frage, warum er sich schon wieder mit ihr einließ, normalerweise war sie weder der Art Mensch noch die Art Frau mit der er sich sonst abgab, denn er hatte weder mit dem Adel noch mit lüsternen Frauen groß etwas am Hut. Als Raccan die kurze Schweigepause brach, wusste er die Antwort.
    "Sagt, ihr habt nicht zufällig einen euch unbekannten Khajiiten hier gesehen...", und nun wusste der Assassine, was Sache war. Wieder einmal konnte er es nicht lassen und wollte sie als kostenlose Informationsquelle missbrauchen; dieses Mal allerdings tat er es bewusst und nicht aus Verzweiflung über den Verlust seines Gedächtnisses.
    Die Reaktion auf seine Frage war zunächst ein ungläubiger Blick, der sich einen sekundenbruchteil später in Enttäuschung verwandelte. "Ach, darum geht es euch also...", murmelte sie vor sich hin und blickte, sichtlich geknickt, auf ihr Milchglas. Offensichtlich kam sie sich genauso vor wie Raccan es eingeschätzt hatte. Dann aber konnte man sehen, wie der Glanz in ihre braunen Augen zurückkehrte, und sie setzte ihren frechen Ausdruck aus, welcher nur zu gut zu ihrem fein geschnittenen Gesicht passte. "Wenn ihr versprecht, mich zu dem Bankett meines Vaters zu begleiten, dann helfe ich euch..." grinste sie breit und drippelte mit den Fingern auf der Tischkante herum, während sie den erstaunten Raccan belustigt musterte.
    Der Rothwardon war baff. Von einem Moment auf den anderen war er dermaßen überrumpelt worden, dass er gar keine Möglichkeit fand, zu seiner gewohnten Abgeklärtheit zurückzufinden, und so lehnte er sich, geräuschvoll ausatmend, zurück und betrachtete die hübschen Waldelfe vor sich, die ihn amüsiert beobachtete. Ein Empfang? Ich auf einem Empfang? Mit Leuten, die ich nicht mal im Entferntesten kenne, in einem Kreis, zu dem ich mich nicht einmal ansatzweiße dazugehörig fühle? Ist das ein Test? Nur eine simple Bewährungsprobe von ihr?
    Jäh wurde sein Gedankengang unterbrochen, als die zuckersüße Stimme von Adya erklang: "Jeden anderen, der bei solch einem Angebot so lang überlegt hätte, würde ich schon längst abschreiben...", und die erwartungsvollen Augen, welche allerdings auch einen gewissen Schalk beinhalteten, suchten die seinen und forschten nach einer Antwort.
    Gib dir einen Ruck, das bist du ihr schuldig, schließlich hat sie dir damals sehr weitergeholfen, auch wenn du das noch nicht gewusst hast, und sie will dir auch jetzt unter die Arme greifen. Und so nickte Raccan. "Gut, einverstanden. Ich werde euch begleiten...", antwortete er schließlich, und die Bosmerin zeigte ein freudestrahlendes Gesicht.
    "Das war ja einfach...", frotzelte sie, strich sich durch die langen Haare und belegte den Assassinen mit einem schelmischen Blick.
    "Wann findet das Bankett eures Vaters denn statt?", fragte er sie nach einer kleinen Pause, in der er das Ganze erst einmal sacken lassen musste, denn nun wurde ihm erst bewusst, zu was er hier eigentlich seine Zustimmung gegeben hatte.
    "In zwei Wochen...", flötete sie und war sichtlich glücklich mit sich und der Welt.
    In zwei Wochen? In dieser Zeit könnte ich den Khajiiten suchen. Stattdessen soll ich mich zwei Wochen auf solch ein Bankett vorbereiten? Nein, das darf nicht sein. Mit festen Worten richtete er sich an Adya. "Adya, ich gebe euch mein Wort, dass ich euch begleiten werde. Aber ich bin nicht zum Vergnügen hier in Cyrodiil; ich suche einen Khajiiten, und es ist wirklich wichtig, dass ich ihn finde. Ich schwöre euch, ich halte mein Versprechen, aber bis dahin muss ich wirklich weiter nach ihm suchen, und alles, was ich erfahren kann, könnte der entscheidende Hinweis sein.".
    Die Waldelfe seufzte, als Raccan geendet hatte. "Wie mein Vater, Aufträge hier, Geschäfte dort. Wenn du nicht so süß wärst, würde ich dir das nicht durchgehen lassen...", stichelte sie und wechselte bei dieser Gelegenheit gleich ungefragt ins Du. Raccan schwieg, weil er wusste, dass die Bosmerin gleich etwas nachsetzen würde. "Wie in jeder Stadt sind die Bettler und Landstreicher, so unattraktiv die auch allesamt aussehen, das Auge und Ohr der Stadt. Nichts entgeht ihren Sinnen, und gegen einen kleinen Obolus lassen sie dich gerne teilhaben daran. Wenn du Khajiits suchst, wirst du wohl in Bravil und der Kaiserstadt auch fündig, dort wimmelt es von diesen...Dingern", und Adya rümpfte die Nase. Dann erhob sie sich, trat an Raccan heran und flüsterte mit freundlicher Stimme in sein Ohr: "Aber ich warne dich, wenn du mich versetzt, dann kratze ich dir nicht nur die Augen aus, Raccan...", und sie kicherte, hauchte ihm einen Kuss auf die Wange und ließ den verdutzten Rothwardonen einfach sitzen.
    Verwirrt blickte dieser der Waldelfe hinterher bis sie aus der Herberge verschwunden war, wobei seine Augen nicht ganz so zufällig an ihrem einladenden Hinterteil hängen blieben, war dieses doch durchaus ein Blickfang. Dann drehte er sich wieder zum Tisch und sinnierte über das eben Erlebte nach. Der Umgang gerade war schon mehr als vertraut, dies stand außer Frage; Raccan war sich jedoch sicher, dass den Hauptanteil daran Adya hatte. Ihre Art war sehr bestimmt, forsch und selbstbewusst; sie wusste was sie wollte und wie sie es sich beschaffen konnte, und dabei half ihr neben ihrem blendenden Aussehen auch ihr Verstand, denn der Schachzug mit der Bankett-Einladung war mehr als brillant. Allerdings hatte sie ihm auch sehr gut weitergeholfen; zwar war die Information, dass die Bettler vieles wussten, nicht neu für ihn, jedoch hatte er das schon wieder ganz vergessen gehabt. Außerdem hatte er erfahren, dass sich Bravil als nächste Anlaufstelle ebenso gut eignete wie die Kaiserstadt.
    Zunächst musste er das Ganze erst einmal setzen lassen, und so bestellte er ein Frühstück bei der immer noch anwesenden Elda. Nach der Mahlzeit, welche aus Brot, Fleisch und einem kleinen Kwama-Ei bestand (letzteres kannte Raccan nicht, aber es schmeckte ihm trotzdem), verließ er die Herberge und sah sich auf den Straßen um. Er rechnete nicht damit, hier auf den Khajiiten zu treffen, das wäre zu einfach gewesen; stattdessen versuchte er Adyas Rat zu befolgen und einen Bettler zu finden, aber so sehr er sich auch umsah, keinen konnte er entdecken. Schließlich sprach er einen der Wächter an, der an einer größeren Brücke stand, welche über die Hautstraße führte.
    "Die Bettler? Die sind um diese Uhrzeit bei der Morgenmesse in der Kirche. Der Priester mag zwar keine Bettler, aber sein Gelöbnis zwingt ihn wohl dazu, sich um sie zu kümmern...", spottete der Mann und winkte ab. Raccan bedankte sich und schlug den Weg zur Kirche ein, denn diesen kannte er ja bereits von seinem früheren Besuch in Skingrad.

    Auf dem Vorplatz des Gotteshauses angekommen hielt Raccan inne. Sollte er wirklich in die Kirche gehen und irgendeinen Bettler ansprechen, ihm vielleicht noch ein paar Septime unter die Nase halten und Informationen aus ihm herausbekommen? Das würde doch auffallen, und schließlich hatte er sich vorgenommen, keine Aufmerksamkeit mehr zu erregen; zugegeben, der Schachzug mit der Zusage zu dem Bankett war dabei alles andere als hilfreich, aber dies würde hoffentlich zu einem Zeitpunkt stattfinden, an dem er nichts mehr zu befürchten hatte. Auf dem Platz war nicht viel los, so beschloss der Assassine, auf den Stufen der Treppe, die zur Kirche hinaufführten, zu warten. Von drinnen hörte man Gesang und irgendwelches Gerede, auf dessen Inhalt sich der Rothwardon jedoch keinen Reim machen konnte. Stattdessen blickte er auf das Pflaster vor sich auf dem Boden und dachte über sich nach. Darüber, wie er hierhergekommen war; fremd, allein, ahnungslos. Dann war er mehr als glücklich nach Hammerfell zurückgekehrt und wurde dann unter noch glücklicheren Umständen zu seinem Stamm zurückgeführt. Satakal sei Dank. Ach was, Satakal hat damit rein gar nichts zu tun, was hat der schon für eine Macht außerhalb der Wüste? Raccan wusste, diese Worte laut vor seinem Stamm auszusprechen würde ihm den Tod einbringen. Dennoch kam er nicht umhin, sich zu fragen, warum dieser allwissende Gott ihn denn nun schon wieder in dieses Reich namens Cyrodiil geschickt hatte. War das nicht der Beweis dafür, dass Satakal außerhalb der Wüste ein Werkzeug brauchte; dass er, Raccan, nicht etwa diesen Gott brauchte, nein, der Gott brauchte ihn. Er brauchte Raccan, um seinen Willen Taten folgen zu lassen. Einen Bruchteil einer Sekunde lang spielte der Rothwardon mit dem Gedanken, den Auftrag hinzuwerfen; dann aber kam ihm Sahi in den Sinn. Die liebe, schöne, aber auch von der Tradition verblendete Sahi. Es würde schon reichen, würde der Häuptling auch nur einen Bruchteil der Gedanken von Raccan erfahren, seine Schwester wäre dem Untergang geweiht. In seinem tiefsten Inneren wusste der Assassine, dass das Oberhaupt bereits von seinen Zweifeln ahnte; zu oft und zu begeistert hatte er von der Zivilisation draußen, außerhalb der Wüste, erzählt. Aber solange Raccan tat, was die Priester und Zalanu von ihm wollten, konnten sie ihm nichts. Rein gar nichts. Und das stimmte den Assassinen ruhig, denn das bedeutete, dass auch seine Schwester nichts zu befürchten hatte. Verdammt, Sahi, ich wollte dir doch etwas schicken oder wenigstens einen Brief schreiben..., wurden seine Gedanken jäh unterbrochen, aber zur Wiederaufnahme kam er nicht mehr, denn sogleich öffnete sich das Portal der Kirche und unzählige Menschen strömten heraus...

    Raccan hielt sich abseits der Menge neben der Treppe und fasste die verschiedenen Leute ins Auge. Es handelte sich um eine bunte Mischung von Personen; Adlige, normale Bürger, Bettler, Händler, Geistliche, Arbeiter, sie alle waren dieser Messe beigewohnt, wahrscheinlich die einzige Situation, in der sie alle dasselbe Ziel hatten und auf den Bänken Schulter an Schulter saßen, während sie dem Priester vorn am Altar lauschten. Der Glaube machte sie alle gleich, aber nach den Beobachtungen des Rothwardonen hielt dieser Umstand wohl nur bis zum durchschreiten der Pforte an, denn schon zerstreuten sie sich in alle Richtungen und hatten nicht einmal mehr den geringsten Blick füreinander übrig. Aber dies konnte Raccan gänzlich egal sein, denn kaum hatte sich die Masse aufgelöst, entdeckte er gegenüber der Kirche etwas abseits an der Hauswand einen Bettler sitzen, der ihn schon ins Auge gefasst hatte. Der Assassine straffte die Schultern und ging auf den Mann zu.
    Bei ihm angekommen musterte er sein sitzendes Gegenüber erst einmal, und dieser tat dasselbe bei Raccan. Zerzauste Haare, trübe graue Augen, ein schmutziges Gesicht, verlebte Kleidung. Man sollte meinen, alle Bettler kleiden sich gleich, aber sofort rügte sich Raccan für diesen Gedanken; ob selbst schuld an dieser Situation oder nicht, so zu enden wünschte er niemanden. Er hockte sich vor dem Mann hin und blickte ihn an, und dieser ließ ein zahnloses Grinsen sehen.
    "Ich bin mir sicher, ihr könnt mir helfen...", begann der Assassine mit gedämpfter Stimme, kramte in seiner Tasche und holte zehn Septime hervor.
    "Da b-b-b-b-bin i-i-i-ich mi-i-i-ir s-s-s-s-i-i-i-i-cher...", stotterte der Kaiserliche und griff nach dem Geld, aber sogleich zog Raccan seine Hand weg.
    "Nicht so schnell. Information gegen Septime. Ich suche einen Khajiit, der erst kürzlich hier in Cyrodiil angekommen ist, sein Name lautet Hawa'ajala", und in diesem Moment fragte sich der Rothwardon, ob das Ganze wirklich immer so einfach lief; in die Stadt, einen Bettler suchen, ihm ein paar Münzen in die Hand drücken, Informationen bekommen, denn auch diesmal wurde er nicht enttäuscht.
    "Khajiit hatten wir einige hier, neu auch, ja, aber keiner von außerhalb Cyrodiils. Vielleicht auch nur nicht erwähnt, wenn ihr hinter ihm her seid wäre es unvorsichtig von ihm, mit seinem Namen oder Herkunft durch die Gegend zu laufen, nicht wahr...", sein Stottern war verschwunden, anscheinend war dies nur eine Masche des Bettlers.
    Da ist etwas Wahres dran. Ich muss wohl präziser werden. Raccan holte das Pergament von seinem Häuptling hervor und rollte es auseinander. Darauf zu sehen waren zum einen seltsam anmutende Symbole, die selbst der Assassine nicht verstand, sie waren wohl irgendwelche magische Zeichen von den Priestern des Stammes. In der Mitte der Schlangenhautrolle jedoch wurde das Ganze greifbarer, denn hier war mit Farbe ein Abbild des Khajiits aufgezeichnet, darunter prangte der Name der Katze. Um die Schnurrhaare des Flüchtigen breitete sich schwarzes Fell aus, kurz über der Nase ging es abrupt in einen weißen Streifen über und der Rest des Gesichts hatte eine sandige Farbe; der Khajiit hätte durchaus als Allerweltsaussehen betitelt werden können, wenn er nicht zwei hervorstechende Merkmale hätte. Zum Einen sah sein linkes Ohr äußerst lädiert und ausgefranst aus, als wäre er einmal nur knapp einer Attacke entgangen, zum anderen hatte er mitten auf der Stirn einen schwarzen Punkt aus Fell, der den ebenmäßigen sandigen Farbton unterbrach. Die Augen von Hawa'ajala waren gelb und blickten verschlagen drein. Es war wirklich eine sehr originalgetreue und lebensechte Zeichnung, da hatten die Priester ganze Arbeit geleistet, befand selbst Raccan.
    Nachdem der Bettler die Zeichnung studiert hatte, zog er eine Grimasse. "Ihr meint es wohl wirklich ernst mit ihm, was...", und er schielte nach den Septimen. "Wenn ich euch weiterhelfen soll, kostet euch das doppelt soviel...", und er machte ein unschuldiges Gesicht.
    Raccan hatte diesen Mann durchschaut, selbst wenn er nun ablehnen und andeuten würde zu gehen, würde ihn der Bettler die Information auch für zehn Septime geben. Aber er legte es nicht darauf an, so griff er nochmal in seine Tasche, gab dem Mann sein Geld und schaute ihn auffordernd an.
    Der Tagelöhner konnte sein Glück erst gar nicht fassen und drehte die Münzen jede einzeln ehrfürchtig in den Händen hin und her, ehe er sie unter seiner Kleidung (gar nicht dran zu denken wo genau) verschwinden ließ. "Vielen Dank. Auch wenn ihr jetzt enttäuscht sein werdet, aber ich habe ihn nicht gesehen. Aber ich kann euch sagen, dass er ganz sicher noch nicht hier in Skingrad war oder ist, so eine Fratze hätte ich mir gemerkt...".
    Das war nicht das, was ich hören wollte, dachte Raccan zerknirscht. Auf der anderen Seite war es natürlich auch ganz gut zu wissen, dass der Khajiit hier nicht durchgekommen war, das grenzte die Suche weiter ein. Blieb nur die Frage, inwieweit man dem Bettler trauen konnte. Für Geld würde dieser bestimmt auch behaupten, dass ein Kaktus mit einem Gehstock hier durchgekommen wäre. Aber was blieb dem Assassinen anderes übrig, als ihm zu vertrauen; jeden Bettler konnte er nicht bestechen um die Informationen abzugleichen, sein Geld war endlich, und genug Zeit hatte er auch nicht, der Stamm wollte Ergebnisse sehen und dann war da noch ein Bankett, auf das er "eingeladen" wurde. Der Rothwardon erhob sich, nachdem er dankend genickt hatte, und schlug den Weg Richtung Stallungen ein.
    "Komischer Kerl...", nuschelte der Bettler, als er Raccan hinterher blickte, dann aber widmete er sich wieder ganz seinen neuen Besitztümern.

    Einen halben Tag nach dem Gespräch mit dem Bettler fand sich Raccan auf der Goldstraße inmitten des großen Forstes wieder. Er hatte diesen Weg schon einmal genommen, damals allerdings noch als gedächtnisloser Niemand. Zwangsläufig fiel ihm im Angesicht des dichten Gestrüpps der Raubüberfall in Hammerfell ein, und er blickte sich aufmerksamer um, nachdem er sein Pferd angehalten hatte und abgesessen war. Außer dem Zwitschern von Vögeln und dem Rauschen der Blätter war nicht viel mehr zu hören, und mehr als Baumstämme und dichte Büsche gab es nicht zu sehen. Wenigstens jetzt hatte er ein wenig Zeit um die Umgebung zu studieren, bei seinem Weg damals durch den Wald war er nicht ganz er selbst, und so sog er gierig die frische Waldluft ein. Dieser Geruch war neu, die Wälder in Hammerfell waren spärlich und wurden sehr von dem Seeklima beeinflusst, und im Inland hatte man, bedingt durch das warme Klima, alles andere als frische Luft, eher handelte es sich dabei um stickige Dschungel. Nachdem er so eine Weile dagestanden hatte und schon überlegte, ob er ein Lager aufschlagen sollte um erst einmal zu rasten, riss er sich selbst noch gerade so von diesem Gedanken los; er hatte keine Zeit, der Khajiit musste gefunden werden. Hier gab es doch an jeder Straße in regelmäßigen Abständen Gasthäuser und Herbergen, so zumindest Raccans bisherige Erfahrung; da konnte er doch ebenso darauf verzichten, es sich hier draußen gemütlich zu machen und ohne Nachtwache allein im Wald schlafen war schließlich das reinste Risikounternehmen.
    Kurze Zeit später hatte er den Wald hinter sich gelassen und fand sich an einer Weggabelung wieder, zum Glück mit Straßenschildern. Ein Wegweiser zeigte nach Norden und war beschriftet mit 'Kaiserstadt', 'Chorrol' und 'Bruma', ein weiterer wies gen Südosten und verkündete 'Bravil', 'Leyawiin', 'Cheydinhal' und 'Pells Tor'. Als der Assassine den Namen Chorrol las, musste er plötzlich an die Autorin in eben jener Stadt denken. Auch ihr hatte er etwas versprochen, nämlich ihr bei einem Buch zu helfen. Diese Provinz verleitet dich zu etlichen Versprechen. Das Bankett, die Ruine, das Buch, und er schüttelte den Kopf. Erst einmal ging es für ihn nicht nach Chorrol, das stand fest. Nun aber musste die Entscheidung getroffen werden, in welche Richtung es weiterging. Raccan versuchte logisch zu überlegen. Wäre ich der Khajiit, würde ich Unterschlupf suchen. Er kennt hier niemanden, zumindest kann man nicht davon ausgehen. Es wäre einfach, in einer großen Stadt unterzutauchen, außerdem wird die Kaiserstadt der Knotenpunkt in alle anderen Provinzen des Kaiserreichs sein. Andererseits, nach dem was ich so mitbekam, sind die Vorurteile gegenüber Argoniern und Khajiit noch immer nicht ausgestorben. Das heißt, sie müssen zusammenhalten. Wo also wäre es wahrscheinlicher als in Bravil, dass er sich Hilfe gesucht hat? Er müsste nur behaupten, dass er auf der Flucht sei, und schon ständen ihm alle Türen offen bei seinesgleichen. Nach dem was mir Adya erzählt hat, ist Bravil eine dreckige Hochburg voller Schurken und Gauner, da würde er gut hineinpassen. Kaiserstadt oder Bravil...Hauptstadt oder Schmugglerloch.... Je länger sich Raccan das Straßenschild betrachtete, desto unentschlossener wurde er. "Ich kann mich nicht entscheiden, was sagst du?", wandte er sich an sein Pferd, welches aber nur gelangweilt schnaubte. "Dankeschön...", grummelte der Assassine und starrte entnervt auf die Wegweiser. Typisch, wenn man einmal Satakals Hilfe wirklich benötigt, aber natürlich sprach er dies nicht laut aus, sondern fuhr sich nachdenklich mit der Hand über den Hals und berührte mit seinen Fingern die Kette, an der die Pfeife hing. Einen Moment zögerte er. Warum nicht, der Falke ist von Sahi, er wird mir bestimmt weiterhelfen.... Kurzerhand griff er nach dem Geschenk seiner Schwester und blies hinein; nichts war zu hören. "Was zum...", stutzte er und blies abermals hinein, diesmal kräftiger. Kein Geräusch erklang. Skeptisch besah sich der Rothwardon das geschnitzte Stück und wollte es schon als nicht funktionstüchtig abtun, als plötzlich ein Schatten über ihn hinwegfuhr und das charakteristische eeeek ertönte . Rasch richtete er die Augen zum Himmel und sah einen großen, prächtig gemusterten Falken eine ausschweifende Kurve fliegen, ganz offensichtlich befand er sich im Landeanflug auf Raccan, zumindest hoffte es dieser. Instinktiv streckte der Rothwardon den Arm aus, und kurz darauf grub das Tier seine scharfen Krallen in den Unterarmschutz des Mannes, als es aufsetzte und die mächtigen Schwingen anlegte. Schwarze, wache Augen musterten Raccan. Der Vogel besaß einen kräftigen Rumpf, großen Kopf, relativ lange, etwas dreieckige, spitze Flügel und einem mittellangen, leicht gerundeten Schwanz. Der Schnabel war dunkelgrau und endete in einem rasiermesserscharfen Haken. Die Oberseite des Gefieders hatte eine dunkelbraune Färbung schwarzen Pigmenten, und der Bauch war cremefarben; die Größe des Vogels betrug in etwa fünfundvierzig Zentimeter.
    Einen Moment lang starrten sich die beiden nur an, dann "ergriff" Raccan das Wort. "Du heißt also Jail. Gut, Jail, du kommst also von Sahi?". Der Falke schwieg, aber seine Art zu antworten war mit wachem Blick umher zu sehen und keinen Ton von sich zu geben. "Gut. Dann sag mir, soll ich nach Bravil gehen oder in die Kaiserstadt?", und der Assassine deutete mit seiner freien Hand auf die Wegweiser; der Falke aber rührte sich nicht und blickte den Rothwardonen nach dem Motto 'was willst du eigentlich von mir' an. Raccan machte ein zerknirschtes Gesicht und bewegte den Arm, auf dem Jail saß, leicht in die Richtung der Wegweiser, wie als würde er Schwung holen damit sich der Vogel abstoßen konnte. Und tatsächlich, mit Kraft stieß sich der Falke ab, tat einen Flügelschlag und landete schließlich auf dem Schild mit den Lettern 'Bravil'. "Na also, warum nicht gleich so...", rief Raccan dem Tier erleichtert zu, aber dieses saß so teilnahmslos auf dem Stück beschrifteten Holz, dass seine Absicht durchaus bezweifelt werden konnte. Zufrieden saß der Rothwardon auf dem Pferd auf, konnte sich aber eine Spitze nicht verkneifen. Er nickte zu dem Falken und sprach zu dem Achal-Tekkiner "Warum hast du dich nicht auf den Wegweiser gesetzt, ist doch nicht so schwer...", und dieser schüttelte sich daraufhin kurz, aber heftig. So langsam glaube ich, dass er jedes Wort versteht, wunderte sich Raccan abermals über die Reaktion des Tieres, aber sogleich meldete er ernste Zweifel an seinem eigenen Verstand an, denn er führte hier eine Konversation mit einem Pferd und einem Falken, also das war ebenfalls nicht normal. Ich bin wohl doch einsamer als ich mir eingestehen will, und ihm kam das Gespräch mit Kalion vor den Toren von Taneth in den Sinn, sogleich auch Adya und ihre selbstbewusste Art. Woran lag das jetzt, dass ihm ausgerechnet diese aufmüpfige Waldelfe wieder einfiel, die ihn schön sauber hereingelegt hatte mit ihrer mehr oder weniger freiwillig-erzwungenen Banketteinladung? Schnell schob er den Gedanken, der in ihm aufkeimte, beiseite, und setzte sich schulterzuckend Richtung Südosten in Bewegung, und als er sich nach ein paar Metern noch einmal umschaute, war der Falke bereits wieder verschwunden...
    Der Weg nach Bravil gestaltete sich für den Assassinen sehr abwechslungsreich. Kurze Zeit nach seinem Aufbruch von den Wegweisern kam nahe des Pfades der weiße Stein in Sicht, den er schon einmal im Wald vor Skingrad gesehen hatte. Er saß von seinem Pferd ab und betrachtete das Gebilde genauer. Helle, geriffelte, teilweise abgebrochene und bemooste Säulen reckten sich um ein ringförmiges Gebilde in die Höhe, und in der Mitte des Ringes leuchtete es bläulich. Von diesem Ort ging eine starke Magie aus, das spürte selbst der relativ unbegabte Raccan. Vorsichtig näherte er sich dem Ayleiden-Brunnen, aber auf der Säulenebene hielt er inne; ein flaues Gefühl breitete sich in seiner Magengegend aus, er zweifelte daran, dass es eine gute Idee war, hier näher heran zu gehen, aber andererseits war der Rothwardon auch neugierig, was er hier denn nun vor sich hatte. Er war sich sicher, die Priester seines Stammes würden ihn für dieses Verhalten bestimmt auslachen, aber Raccan war sich zu unsicher als dass er jetzt den Mut hatte, näher heran zu gehen, und so zog er sich langsam Richtung Pferd von dem Brunnen zurück. Aus der Ferne betrachtete der Assassine nochmals die magische Quelle, und schüttelte langsam den Kopf. Nein, er würde auch diesmal seine Neugier im Zaum halten, der Auftrag war wichtiger als dass er es sich leisten konnte, von irgendeiner magischen Konzentration in tausend Stücke gerissen zu werden. Langsam führte er das Pferd von dem Ayleiden-Nachlass weg Richtung Süden, saß dann wieder auf und ritt weiter, noch immer mit dem "was wäre gewesen, wenn" im Kopf. Kurz darauf wurden seine Gedanken wieder unterbrochen, denn schon wieder sah er sich dem weißen Gestein gegenüber, welches sich unweit des Weges befand. "Wie viel von diesen Überbleibseln gibt es eigentlich hier?!", fragte sich Raccan laut, und sein Reittier gab seinen Kommentar in Form eines beiläufigen Schnaubens dazu ab. Im Vergleich zu seiner ersten Begegnung mit einem solchen Bauwerk wirkte diese hier geradezu mickrig, denn sie bestand nur aus ein paar verwitterten Wegsteinen, einer Handvoll zerstörter Säulen und einem Eingang, dessen weiße Tür inmitten der Wildnis dastand wie ein Fremdkörper. Immer mehr spürte er die Versuchung in sich, eine solche Ruine einmal zu erkunden. Wer weiß, was sich darin befand. Andererseits musste es doch einen Grund haben, warum man um die alten Bauwerke nie jemanden sah. "Nach dem Auftrag...", murmelte nun schon leicht zerknirscht, denn diese ständige Denk-an-deinen-Stamm-Ausrede ging ihm allmählig auf die Nerven, aber Raccan ermahnte sich wieder. Diese Provinz schürte seine blasphemischen Gedanken, dessen wurde er sich soeben mehr als deutlich bewusst, und bei seiner Rückkehr nach Hammerfell musste er dieses Gut so schnell wieder loswerden. Dann aber wurde er jäh aus seiner Nachdenklichkeit gerissen, denn ein kleiner Tropfen landete auf seinem Kopf. Er blickte nach oben, und sogleich traf ihn ein weiterer, dann noch einer, dann zwei. Es fing tatsächlich an zu regnen. "Wunderbar...", fluchte der Rothwardon. Der Himmel sah tatsächlich alles andere als einladend aus, warum war ihm das die ganze Zeit über nicht aufgefallen. Noch dazu dämmerte es bereits, es würde wohl bald dunkel werden, und als ob dies nicht genug sein würde, blitzte es in der Ferne hell und ein paar Sekunden später ertönte ein dumpfes Grollen. "Hat man Worte...du kannst wohl Gedanken lesen, Schlangengott...", knurrte er missmutig, drückte seine Fersen in die Flanken des Pferdes und setzte seinen Weg in flotter Geschwindigkeit fort; irgendwann musste doch so etwas wie ein Gasthaus in Sicht kommen...

    Pitschnass und triefend vor Nässe saß er eine Stunde später in dem Gasthaus "Die Schlafende Stute" an dem kleinen Holztisch im gemütlich eingerichteten Schankraum und verzehrte hungrig das Stück Fleisch, welches die bretonische Gastwirtin für ihn zubereitet hatte. Überhaupt war es ein Glücksfall, dass ihm die kleine Ortschaft "Pells Tor" aufgefallen war, denn zum einen war es stark zugezogen und der Starkregen machte die Sicht nicht besser, zum anderen bestand die Ansiedlung aus kaum mehr als einer Handvoll Häuser und dem Gasthaus, die sich schützend in den dichten Laubwald duckten; ohne den fast unbedeutend wirkenden Wegweiser wäre er glatt an dem kleinen Pfad, welcher hierhin führte, vorbeigeritten. Aber das war vergessen, denn für 20 Septime hatte er ein Zimmer für eine Nacht gemietet und noch dazu ein Essen bekommen und sein Pferd unterstellen dürfen. Die Wirtin hatte sich als Candice Corgine vorgestellt und machte auch sonst einen freundlichen Eindruck, wenn auch Raccan das Gefühl hatte, dass die 20 Septime Gesamtpreis nicht die Normalität waren, denn der mitleidige Blick der Bretonin in Anbetracht des klatschnassen Reiter-Reittiergespanns musste sie wohl dazu bewegt haben, weniger zu verlangen als sie es für gewöhnlich tat. Schweigend stand sie hinter dem Tresen und beobachtete ihren einzigen Gast, was aber gar nicht störend oder aufdringlich wirkte. Als Raccan aufgegessen hatte, trat sie an den Tisch, räumte das Geschirr ab und stellte eine Flasche Bier auf den Tisch. "Das geht auf's Haus, wenn ihr mir ein wenig von euch erzählt", sagte sie mit ruhiger Stimme und setzte sich dem Rothwardonen gegenüber. Dieser musste dieses Angebot unbewusst mit einem fragenden Blick quittiert haben, denn sie setzte nach: "Ich will euch nicht aushorchen, keine Sorge. Hier kommen viele Fremde und Reisende vorbei, aber von so weit weg wie ihr wirkt doch eher selten...", und sie lächelte.
    "Und ich dachte, ich hätte mich kleidungsmäßig Cyrodiil angepasst...", erwiderte Raccan kurz angebunden und musterte das Bier skeptisch. Die Bretonin musste wirklich sehr weltgewandt sein wenn sie ihn auf den ersten Blick als Nicht-Cyrodiiler erkannt hatte, aber vielleicht war seine "Anpassung" auch nicht so gut wie er bis jetzt gedacht hatte.
    "Das schon, aber euer restliches Aussehen wirkt nicht wie als wärt ihr von hier...", antwortete sie auf die Mutmaßung des Rothwardonen.
    Warum nicht, was kann es schaden, sich mit einer netten Wirtin zu unterhalten. "Ich komme aus dem Zentrum Hammerfell und bin in...geschäftlicher Sache in Cyrodiil", sagte Raccan, und die Quittung war ein Stirnrunzeln der Wirtin und eine kurz darauf eintretende Stille, wie als wollte die Bretonin erforschen, was genau er mit Geschäft meinte.
    "Ihr seht nicht aus wie ein Händler, ich hoffe dass ist euch bewusst, wenn ihr vorhabt, diese Formulierung öfters zu wählen", sie nickte Richtung Schwert und Wurfmesser, und Candice versetzte den Assassinen dabei in Erstaunen. Sie ist gut, das war anscheinend zu durchschaubar.
    Raccan ertappte sich dabei, dass er nun leicht lächelte. "Gut, ihr habt recht, so geschäftlich ist die Sache nicht. Ich bin auf der Suche nach einer Person", und er blickte sich um ob auch wirklich niemand weiter zuhörte. Dies registrierte die Bretonin.
    "Macht euch keine Sorgen, ich weiß, wann ich meinen Mund zu halten habt. Ihr sitzt hier so sanftmütig und ruhig in meiner Herberge, aber in euren Augen sehe ich, dass ihr auch ganz anders sein könnt. Ich kann es nicht so ganz deuten, aber ich möchte euch nicht weiter in Verlegenheit bringen oder mir gar euren Zorn zuziehen, darum werde ich diese Information für mich behalten...", und sie blickte ernst drein.
    Meine Augen? Was meint sie? Aber sie besitzt eine große Menschenkenntnis. Als Wirtin kann sie mir vielleicht weiterhelfen. Raccan ließ sich Zeit mit einer Antwort, er überlegte was der eleganteste Weg wäre, aber dann entschied er sich für den direkten Vorstoß. "Sagt, ist ein Khajiit vor einem oder zwei Monaten hier durchgekommen?", richtete er die Frage an die Bretonin.
    Der Blick von Candice verwandelte sich in reine Überraschung, aber nur kurz, dann wurde daraus Abgeklärtheit. "Ihr seid sehr schlau. Ihr lasst mich zugeben, dass ich Respekt und auch ein wenig Furcht vor eurem Zorn habe, und fragt mich dann nach der Person die ihr sucht in dem Wissen, dass ich euch wohl kaum anlügen werde...". Raccan war für den ersten Moment etwas erstaunt, das war nun gar nicht seine Absicht, aber dann lächelte er stumm um vorzutäuschen, dass er genau dies vorgehabt hatte. "Gut...", seufzte sie, "...es sind tatsächlich einige Khajiit hier durchgekommen, aber ich erinnere mich an keinen Namen. Direkt im Gasthaus habe ich schon seit Ewigkeiten keinen mehr gehabt, meistens machen sie im Dorf Rast um dann weiter zu ziehen, diese Wesen leben ja lieber in der Natur als in einem stickigen Haus...", und damit ließ sie schon so ein wenig durchblicken, dass sie in Khajiit wohl mehr die Katze als das menschenähnliche Wesen sah. "Könnt ihr ihn beschreiben?", setzte sie nach, woraufhin Raccan nickte und ihr das Schlangenhaut-Pergament reichte. "Was ist das für ein Material...", murmelte sie, rieb es zwischen den Fingern und blickte den Rothwardonen fragend an, als dieser aber keine Anstalten machte, zu antworten, konzentrierte sich Candice auf die Zeichnung. Minutenlang herrschte Stille im Schankraum, bis die Wirtin diese brach. "Ja, der war hier in Pells Tor. Glaube ich. Sicher bin ich mir nicht, nein, gar nicht. Aber ich glaube schon, dieses Ohr, ja...wollte weiter nach Bravil, glaube ich zumindest, er ist in diese Richtung verschwunden. Aber ich kann mich auch täuschen, wie ich schon sagte, Khajiit sind sehr selten direkt hier bei mir...", und sie reichte dem Rothwardonen die Zeichnung mit einem entschuldigenden Blick zurück.
    Raccan aber hörte nach den ersten Worten der Wirtin nur noch mit halben Ohr zu. Also war der Khajiit wirklich hier, es bestand zwar die Möglichkeit, dass sich die Frau irrte, aber was soll's, es war zumindest ein Hinweis, dass er auf der richtigen Spur war.
    "Nun gut, wenn ihr noch einen Wunsch habt, kommt nur zu mir.". Damit erhob sie sich, nickte freundlich und ließ den Rothwardonen wieder allein. Dieser griff nun nach der Flasche und schaute sich geistesabwesend die Flüssigkeit darin an; sehr viel erkennen konnte er nicht, und so roch er daran und nahm schließlich einen Schluck. Das Getränk war bitter und etwas ungewohnt für den Gaumen des Assassinen, etwas angewidert verzog er zunächst das Gesicht; der Nachgeschmack allerdings rundete den Gesamteindruck wieder ab, und so trank er schließlich die gesamte Flasche leer. Etwas schummrig wurde Raccan nun schon; er trank zwar ab und an Alkohol, aber dies nicht regelmäßig, und hierbei musste es sich wohl um eine etwas stärkere Sorte gehandelt haben. Schwerfällig erhob er sich von dem Stuhl und ging mit langsamen Schritten Richtung seines Zimmers. Dort angekommen, verschloss er rasch die Tür hinter sich und blickte sich erst einmal um, insofern ihm das möglich war, denn es war doch recht finster hier drinnen. Abhilfe schaffte das Gewitter draußen, denn als es blitzte, erhellte dieser für einen kurzen Moment den Raum. Ein Doppelbett, ein Tisch am Fenster, zwei Stühle daneben, ein großer Kleiderschrank, eine Kommode, ein Spiegel, eine Truhe am Fußende des Bettes. Der kurze Moment reichte dem Rothwardonen, um ein Bild der Raumaufteilung vor dem geistigen Auge zu haben, und so tastete er sich Richtung Bett. Als er es endlich erreichte und sich daran machte, seine Kleidung abzulegen. Aber wohin mit den Sachen, etwa auf den nächsten Blitz warten? Hier musste doch auch irgendwo eine Kerze sein. Blind fühlte er neben das Bett auf dem kleinen Tischchen, und tatsächlich wurde er fündig. Nun stellte sich aber die Frage, wie er sie entzünden sollte. Seine Feuersteine befanden sich in den Satteltaschen, und die waren unten. Ebenso hatte er sich schon seit langem einmal vorgenommen, einen Feuerzauber zu erlernen um wenigstens Kerzen und Lagerfeuer zu entzünden. Ein wenig Magie beherrschte er, diese aber bezog sich eher auf die Schule der Illusion, und dies auch nur auf einen Spruch, um sich weniger sichtbar oder für ein paar Sekunden ganz unsichtbar zu machen. So musste er hoffen, dass er hier in dem Zimmer etwas fand. [/I]In der Schublade müsste doch etwas sein, falls eine da ist[/I], und er fummelte im Dunkeln an dem kleinen Nachttischchen herum, bis er endlich einen Knauf ergriff. In dem Fach fand er dann auch endlich zwei kleine, sich kantig anfühlende Steinchen. Die Kerze stellte er wieder auf den Nachttisch und entzündete sie schließlich. Endlich konnte er sich gezielter in dem Raum bewegen, der nun von der kleinen Kerze bei Weitem nicht vollständig, aber ausreichend ausgeleuchtet wurde. Seine Sachen hing Raccan auf die beiden Stühle zum Trocknen, wobei dies schon fast nicht mehr nötig gewesen wäre, denn mittlerweile waren sie schon fast nicht mehr nass. Das Bier hatte seine Spuren hinterlassen und im Kopf des Assassinen pochte es dumpf gegen die Innenseite seines Schädels. Ich wollte doch noch Sahi einen Brief schreiben...verdammtes Bier, dachte er sich und bewegte sich Richtung Bett. Als er dort so dalag und an die Decke schaute, wurde ihm etwas mulmig zumute. Was war, wenn die Wirtin mit dem Khajiiten unter einer Decke steckt? Wenn das Bier vergiftet war? "Unsinn", murmelte Raccan halblaut und schüttelte langsam den Kopf. Du wirst paranoid. Trotzdem raffte er sich noch einmal auf, schlurfte zur Tür, verschloss sie von innen und ließ den Schlüssel stecken bevor er sich wieder ins Bett legte und in einen traumlosen Schlaf fiel...

  10. #10

    Vvardenfell-Distrikt, Westspalte, Heerlager am Aschlandpass

    „Wacht auf! Ihr müsst aufwachen!“: rief ihm jemand zu und schüttelte ihn unsanft. Verschlafen öffnete Tarrior die Augen und blickte in Alinas Augen. Sie sah nicht sonderlich glücklich aus. „Der Abgesandte Haus Hlaalus ist eingetroffen. Ihr müsst aufstehen. Vergesst unsere Vereinbarung nicht“: redete sie auf ihn ein. Mit einem Wink seiner Hand scheuchte er sie zur Seite, sodass er sich aufsetzen konnte. Bei dem Versuch wurde ihm umgehend wieder schwindlig. Noch immer hatte er sich nicht ganz erholt. Die Meditation forderte ihren Tribut. Er hoffte, dass er für den Kampf wieder genug Kraft gesammelt haben würde. Er fuhr sich mit der Hand noch einmal durch das Gesicht und massierte sich kurz die Augen, bevor er langsam das Bett verließ. Zwei Kaiserliche in einfacher Kleidung standen etwas abseits im Hintergrund, wie er bemerkte. Auf ein Nicken von Alina kamen sie näher und der Dunmer erkannte, dass sie eine Schüssel mit Wasser und frische Kleidung dabei hatten. „Nicht alle Mitglieder der Liga sind Kämpfer. Diese beiden Diener werden euch in Ordnung bringen, damit ihr uns nicht vor dem Abgesandten blamiert. Nichts gegen euch, aber diese feinen Politiker sind bekanntlich etwas eitel und respektieren daher ein feines Auftreten. Aber als Hausmitglied dürftet ihr dies ja wissen. Ich lasse euch nun allein und erwarte euch dann vor dem Zelt“: erklärte sie und überließ ihn der Obhut der Bediensteten. Misstrauisch beäugte der Dunmer die beiden Männer. „Ungewöhnlich für einen derart paranoiden Haufen, sich Bedienstete zu halten. Vermutlich sind sie sowieso nur für den Bedarf der Führung hier“: überlegte er und ließ die Prozedur über sich ergehen. Alina hatte Recht. Es machte wirklich einen besseren Eindruck, wenn er nicht verschmutzt und verschwitzt dem Abgesandten gegenüber trat, zumal eine delikate Vereinbarung ausgehandelt werden sollte. Er legte die dreckige Kleidung mitsamt seinem Lendenschurz ab und setzte sich auf den kleinen Hocker neben dem Feldbett.

    Ohne ein weiteres Wort machte sich der Diener ans Werk und rieb seinen Körper mit einem Lappen ab, den er immer wieder in der Schüssel nass machte. Ein angenehmer Duft nach Blüten verbreitete sich im Zelt. Scheinbar war das Wasser mit irgendwelchen Duftstoffen versetzt. „Alina will wohl wirklich einen guten Eindruck hinterlassen“: dachte Tarrior mit einem unmerklichen Verdrehen der Augen. Zu guter Letzt musste er sich noch nach vorne beugen, damit der Mann auch noch seine roten Haare waschen konnte, was aber glücklicherweise nicht mehr solange dauerte. Danach legte ihm der andere Diener die frische Kleidung bereit, die offenkundig aus einem teuren Gewebe gefertigt war, aber auch nicht zu imposant wirkte. Die Farben waren in dezenten gelb- und brauntönen gehalten. Nur die eingearbeiteten Stickereien waren mit einem Goldfaden gemacht. Der Schnitt des Stoffes war eindeutig nach kaiserlicher Mode und das Hemd und die Hose waren weiter ausgelassen, als es seine eigentliche Form zuließ und das Hemd zudem etwas zu knapp. Offenkundig gehörten die Tücher jemand anderem. Ein kurzer Blick zur Seite auf sein Gepäck verriet ihm, dass man es wohl nach etwas Repräsentativem durchsucht hatte. Doch befand sich im Moment Nichts in seinem Besitz, dass Alina ausrechend erschienen wäre. Tarrior wollte sich damals nicht mit unpraktischer Kleidung belasten, als er von der Plantage aufgebrochen war. Er zog sie sich über, aber lehnte die bereitliegenden Spitzschuhe ab, die vor einiger Zeit ein richtiger Trend unter den Ratsherren Haus Hlaalus waren und zog sich lieber die Stiefel seiner Knochenrüstung an, die man ihm abgenommen hatte. Die Diener betrachteten ihn kritisch, aber nickten dann zufrieden. Er ließ sich erneut auf den Hocker sinken und schon platzierte sich einer der Kaiserlichen hinter ihm und kämmte seine inzwischen schon wieder langen Haaren und band sie auf Tarriors Wunsch in dessen Nacken mit einem Lederband zu einem Knoten zusammen. „Ihr seht gut aus, Herr. Ich denke es dürfte für das Treffen ausreichen“: meinte der Andere Bedienstete und geleitete ihn zum Zeltausgang. Man gönnte ihm nicht einen Moment der inneren Vorbereitung.

    „Da seid ihr ja endlich. Wir müssen den Abgesandten abpassen, bevor dieser Feigling von einem Nord seine Zweifel bei ihm streut und das wäre…“: wandte sie sich um, als Tarrior die Zeltplane zurückschlug und verstummte. Eine leichte Röte bildete sich auf ihrem Gesicht. „Ihr seht gut aus. Ähm… das dürfte… ähm unserem Anliegen… sicher nützlich… sein“: fuhr sie etwas überrascht fort. Tarrior blinzelte gegen das Licht und schenkte ihr ein müdes Lächeln. Persönlich fand ihr diesen Aufwand unnötig, aber vermutlich tat er dennoch seinen Zweck. Die Sonne stand bereits tief und begann sich rot zu verfärben. Wenn der Gesandte eine längere Reise hinter sich hatte, würden sie ihn wirklich bald ansprechen müssen, ansonsten wäre er vermutlich nicht mehr in der Stimmung für ein Gespräch. „Dann sollten wir uns auf den Weg machen, bevor euer Plan dadurch ruiniert wird“: schlug der Dunmer vor. Die Bretonin nickte. „Ich habe dem Abgesandten einen Boten geschickt. Er erwartet uns im Versammlungszelt der Hlaalu-Truppen hier im Lager. Zu unserem Glück liegt es ebenfalls am Rand und wir müssen uns nicht erst durch das Gedränge dort unten hindurch kämpfen. Die Essensausgabe beginnt bald und dann ist dort Dagon los“: erklärte sie und schickte die Diener, die ebenfalls aus dem Zelt traten mit einer herrischen Geste weg. „Gut dann lasst uns gehen“: meinte Tarrior, der dieses Pflichttreffen möglichst schnell hinter sich bringen wollte. Seine Geduld war knapp bemessen. Sein einziges Ziel war den Telvanni endlich auszuschalten und jede dieser lästigen Störungen kostete ihn nur wertvolle Zeit.

    Alina nickte auf seinen Vorschlag hin und sie machten sich auf dem Weg. Tarriors Gedanken schweiften dem Treffen zu und er überlegte sich, wie er den Plan am Besten an den Mann bringen sollte. Dabei berührten seine Gedanken die Frage, welchen Ratsherrn man mit dieser Aufgabe überhaupt betraut hatte. Seit der Sache mit der Mine Shulk vor ein paar Wochen hatte sich sein Ansehen sicherlich etwas verbessert, aber bestimmt war er für die Meisten immer noch eher ein Außenseiter. Er stand nur mit wenigen Ratsherren in guten Beziehungen. Außerdem fand er zwar den Plan sinnvoll, aber diese Einschätzung musste das Haus ja nicht unbedingt teilen. Das Risiko, da hatte der Nord Recht, war hoch und keineswegs eine Katastrophe auszuschließen. Die Risikobereitschaft im Haus beschränkte sich aber in der Regel auf illegale Geschäfte und den ein oder anderen Auftragsmord. So gesehen bestand aber auch eine Möglichkeit sich gegenüber den Redoranern zu profilieren. Tarrior war den ständigen Bürgerkrieg zwischen den Häusern leid. Jetzt wo das Kaiserreich seinen Herrscher verloren hatte und auch dessen sämtliche Erben tot waren, wäre es endlich möglich Morrowind wieder in die Unabhängigkeit zu führen, aber das konnte nur gelingen, wenn die mächtigsten Häuser dazu an einem Strang zogen. Die Hauskämpfe zwischen Redoran, Hlaalu und Telvanni nach dem Verschwinden des Nerevarine hatten Vvardenfell und ganz Morrowind in eine tiefe Krise gestürzt und es erheblich geschwächt. „Nur so“: erklärte sich Tarrior: „konnten diese verfluchten Daedra so schnell Fuß fassen“. Allerdings führte die Invasion zu dem Burgfrieden, der jetzt die Politik auf der Insel beherrschte. Redoran und Hlaalu arbeiten für die Rettung ihrer Gebiete zusammen. Nur die Telvanni, obwohl offiziell auf Seite der Allianz, hielten sich wie üblich aus allem heraus. „Und wollen sich vermutlich das krallen, was nach dem Krieg übrig bleibt“: ätzte Tarrior in Gedanken gegen die feigen Magier. Im Gegenzug zu diesen zwielichtigen Robenträgern erschienen ihm seine Leute, wie der Inbegriff von Ehrhaftigkeit. Seine Gedanken schweiften ab, doch glücklicherweise riss ihn die Ankunft im Hlaalu-Lager aus den Selbigen.

    Zwei Hlaalu-Wächter traten vor. „Was ist euer Begehr?“: verlangten sie zu wissen. Alina kümmerte sich darum: „Wir sind mit dem Abgesandten eures Hauses verabredet. Er erwartet uns.“ Die Wachen schauten sich gegenseitig an. „Davon wissen wir nichts. Verzeiht Herrin, aber wir haben Anweisungen niemanden einzulassen, der nicht auf der Liste der Gäste steht. Ein Meuchelmörder hat versucht den letzten Abgesandten zu erdolchen“: verweigerte der Soldat ihnen den Einlass. „Bitte was?!“: war Alina schockiert: „Davon wusste ich Garnichts.“ Der Wächter beugte sich vor: „Es ist auch besser, wenn nicht soviele davon Wind bekommen. Die Lage hier im Lager ist angespannt und die politische Situation alles andere als einfach. Wenn herauskommt, dass jemand den Hlaalu-Abgesandten ermorden wollte, kommen nur unschöne Gerüchte in Umlauf. Dabei konnte die Identität des Auftraggebers nicht geklärt werden. Also verzeiht, dass wir euch nicht einlassen dürfen. Wir haben unsere Befehle.“ Tarrior verdrehte die Augen. Schon wieder kosteten ihn Sicherheitsbestimmungen kostbare Zeit. Deshalb trat er jetzt in imposanter Pose vor die Wache, die leider ohne die Rüstung nur halb so beeindruckend war, wie erhofft. „Ich bin Hlaalu Tarrior Gildres, Ratsherr von Haus Hlaalu. Dies hier ist doch wohl ein Lager des Fürstenhauses, also wünsche ich meinem Rang entsprechend behandelt und untergebracht zu werden. Gewährt mir also Zugang! Und die Dame an meiner Seite ist eine Offizierin der Liga der Magischen Gewalt. Ich verbürge mich hiermit für sie. Gewährt auch ihr Einlass!“: forderte er. Der Wachmann, dessen Gesicht Tarrior aufgrund des Vollhelms nicht einsehen konnte, schien kurz zu überlegen und beugte sich zu seinem Kollegen hinüber. Im Anschluss wandte er sich wieder an die beiden: „Auf eure Verantwortung, Sera“: gestattete der Mann, dem es offenkundig nicht gefiel, seine Befehle ignorieren zu müssen und trat zur Seite. Mit Alina im Schlepp betraten sie den separierten Hlaalu-Bereich des Feldlagers und hielten direkt auf das größte Zelt am Platz zu.

    Sie hatten gerade den halben Weg überbrückt, da rief jemand von der Seite: „Bei Almsivi, Tarrior! Was macht ihr denn hier?“ Der Dunmer wandte sich rasch nach links und war erstaunt darüber, wen er dort aus einem Nebenzelt kommen sah. Tatsächlich hielt von dort nun Dram Bero mit schnellen Schritten auf sie zu. „Meister Bero“: begrüßte er den älteren Mann und deutete eine leichte Verneigung an. „Ich dachte ihr wolltet auf eure Plantage. Was führt euch denn in dieses Lager“: fragte der Ratsherr, der noch ganz von der überraschenden Begegnung eingenommen war. „Ich wollte mir die Befestigungen gegen die Angriffe der Daedra anschauen. Ich habe dabei diese Dame hier kennen gelernt, die mir einen interessanten Plan zu Befreiung Ald’rhuns vorstellte. Da sie nur sehr wenig Unterstützer unter den örtlichen Kampfgruppenführer gefunden hat, wollte ich vor dem Abgesandten unseres Hauses hier werben. Wir haben gleich einen Termin, doch allerdings hat man uns bei den Wachen nicht angekündigt“: erklärte Tarrior kurz die Gründe für seinen Aufenthalt. Meister Bero hörte aufmerksam zu und ein Lächeln stahl sich im Verlauf der Erläuterungen auf seine Lippen. „Verzeiht euer Besuch wurde mir erst kurzfristig angetragen und ich hatte noch nicht Gelegenheit dazu, die Wachen zu instruieren. Ihr schaut überrascht. Der Abgesandte, mit dem ihr sprechen wollt, bin ich“: deckte der Dunmer nun auch den Grund seiner Anwesenheit im Lager auf. Tarrior hätte sich in diesem Moment vor die Stirn schlagen können. „Natürlich. Es hieß der Abgesandte würde aus Vivec geschickt und Meister Bero lebt in Vivec“: ging ihm das Offensichtliche durch den Kopf. „Ich hoffe ihr hattet nicht zu viel Ungemach mit dem Wachen. Sie sind handverlesen und gehören zu unseren treuesten Soldaten. Sie nehmen ihre Aufgabe ausgesprochen Ernst. Entschuldigt bitte, aber ich hatte wirklich noch keine Zeit“: entschuldigte sich Bero, doch Alina unterbrach ihn: „Herr Gildres hat die Situation schnell geklärt. Es gab keine größeren Schwierigkeiten.“ Erst jetzt schien der ältere Dunmer die junge Bretonin zu bemerken. „Tarrior jetzt seid nicht so unhöflich und stellt mir eure Begleiterin vor“: verlangte der alte Ratsherr mit gespielter Empörung über seine schlechten Manieren. „Dies ist Alina, Offizierin der Liga der Magischen Gewalt und Entwicklerin des Planes, den wir euch vorstellen möchten“: stellte er sie pflichtschuldig vor. Die junge Frau gab Bero die Hand, der sie mit einem missmutigen Blick annahm und schüttelte. Tarrior lachte in sich hinein. Dem alten Ratsherr waren solche Gesten, die das Kaiserreich hier zusammen mit seiner Kultur eingeführt hatte, immer suspekt geblieben, aber er überspielte das Ganze gekonnt mit einem freundlichen Lächeln. „Es freut mich. Tarrior ist nicht leicht von einem Plan zu überzeugen, also muss er wohl gut sein. Dann bin ich gespannt, was ihr euch ausgedacht habt. Lasst uns daher am besten gleich zur Besprechung schreiten. Ihr kennt vielleicht das Klischee, das wir Hlaalu sehr ungeduldig sind. Ich muss sagen es ist wahr, denn wir haben selten weniger als zwei Geschäfte gleichzeitig am Laufen, die unserer Aufmerksamkeit bedürfen“: lud er sie nun zur Besprechung und gemeinsam betraten sie das große Zelt.

    Im Gegenzug zu dem Innenraum dieses Zeltes verblassten die, doch schon recht ansehnlichen, Unterkünfte der Liga gerade zu. Feingeschnitzte Holzbalken trugen eine reichverzierte Zeltplane oder dienten als Spannhölzer für weitere Planen, die den Innenraum in mehrere Teile teilten. Das Zentrum des größeren, fast kreisrunden Raumes, in dem sie sich jetzt befanden, nahm eine aus dutzenden Sitzkissen und Liegen aufgeschichtete Sitzecke ein, in deren Mitte wiederum eine große Wasserpfeife mit mehreren Schläuchen stand, sodass mehr als nur ein Gast gleichzeitig an der Pfeife ziehen konnte. Prallgefüllte Bücherregale und Schränke mit teurem Geschirr oder wichtigen Papieren standen entlang den Wänden und an den Holzbalken waren Banner und Gemälde angebracht. Auf einem großen Esstisch an der Seite waren Schalen mit frischem Obst und gläserne Karaffen mit rotem Inhalt, vermutlich Wein, drapiert. Zwei große Feuerschalen und viele kleinere Öllampen verbreiteten ein gediegenes Licht und der Geruch nach frischen Kräutern, die man wohl im Feuer verbrannt hatte, waberte durch den Raum. Der Boden bestand, dass bemerkte Tarrior schon beim ersten Auftreten, aus einem festen Unterbau aus Holz, der mit Teppichen aus feinen Stoffen bedeckt war. So wurden er und auch Alina gebeten die Schuhe beim Betreten auszuziehen und sich jeweils ein Paar bereitliegende einfache und saubere Holzpantoffeln zu nehmen. Auf dem Weg ins Zentrum des Zeltes, wo Dram Bero sie hinführte, liefen sie auch über einen großen Teppich, der fast vollständig vom Wappen des Fürstenhauses eingenommen wurde. Im Gegensatz zu draußen, herrschten hier eine angenehme Wärme und dadurch eine sehr heimelige Atmosphäre. Ein Seitenblick verriet Tarrior, dass die Bretonin diesen ganzen Luxus mit einem missbilligenden Kopfschütteln betrachtete. Er persönlich nahm keinen Anstoß daran, denn sein Haus konnte sich diesen Luxus durchaus leisten und musste dafür auch nicht an den Truppenunterkünften sparen, auch wenn ihm das Ganze doch ein wenig zu viel war. Vermutlich stammte das Inventar noch aus den Zeiten von Meister Beros Vorgänger, denn auch der Meister war eher ein schlichtet Mann, wie Tarrior wusste.

    Mit einem lauten Seufzer ließ sich der Ratsherr auf eines der Kissen sinken und begab sich in eine horizontale Position. Mit einem Händezeig bedeute er seinen Gästen, es ihm gleich zu tun. Ohne größeres Zögern legte sich Tarrior auf eine der Liegen. Alina bewahrte hingegen die Haltung und ließ sich in aufrecht sitzender Position auf einem der Kissen nieder. „So was ist dies nun für ein Plan?“: fragte Bero. Während Alina zu erzählen begann, griff Tarrior nach einem der Schläuche der Wasserpfeife und nahm einen tiefen Zug daraus. „Ich hoffe wir bringen dies schnell zu einem Ende“: dachte er nur und nahm einen weiteren Zug.

    Es war schon dunkel als sich die Besprechung endlich ihrem Ende näherte. Meister Bero war anscheinend nicht ganz überzeugt gewesen, dass eine junge Frau wie Alina einen vernünftigen Plan haben könnte, aber die Bretonin hatte ihre Sache gut gemacht. Tarrior hatte sie dabei nach besten Kräften unterstützt und die Zweifel seines alten Freundes entsprechend zerstreut. Die Risiken blieben zwar, doch schlussendlich war der Dunmer auf ihre Argumentation eingeschwenkt: „Es gibt einige Unwägbarkeiten in diesem Plan, aber ihr habt Recht, dass ohne Opfer ein Krieg nicht zu gewinnen ist und das auch noch nie ein Kampf beendet wurde, ohne auch etwas zu riskieren. Ich werde mich, ebenso wie der gute Tarrior hier, für den Plan einsetzen und versuchen ob unser Haus nicht noch mehr Streitkräfte schicken könnte, um unsere Chancen zu verbessern. Die Redoraner werden unserem Ansinnen folgen müssen, wenn sie nicht als Feiglinge dastehen wollen und die Gilden werden sich wohl der Mehrheit beugen. Es ist zwar noch eine Menge Feinplanung erforderlich, doch in Ermangelung irgendeiner vernünftigen Alternative, wird dieser Angriff wohl die einzige Chance sein, gegen die Daedra etwas zu unternehmen.“ Der Ratsherr rieb sich die Augen und nahm einen Zug aus der Wasserpfeife, derweil warf Alina Tarrior ein glückliches Lächeln zu. „Die Besprechung ist zu unseren Gunsten verlaufen“: las er in ihren Zügen. „Ihr seht müde aus, Meister Bero. Eure Anreise von Balmora war bestimmt lang und wir behelligen euch hier schon den ganzen Nachmittag. Ich denke es ist besser, wenn wir jetzt gehen und euch ausruhen lassen“: schlug Tarrior vor. Am kommenden Morgen wollte er zur Festung aufbrechen und dazu wollte er ausgeruht sein, doch der Ratsherr schüttelte den Kopf.

    „Ihr beleidigt mich! Ihr könnt euch doch nicht einfach so davonstehlen!“: rief er mit gespielter Empörung aus. Tarrior brach sofort den Versuch ab aufzustehen und ließ sich wieder niedersinken. „So müde, dass ich einen Freund vor das Zelt schicke, kann ich gar nicht sein. Wir haben hier die ganze Zeit Geschäftliches besprochen, dabei wäre jetzt eine Möglichkeit zu erfreulicheren Dingen zu kommen. Damals in Ebenherz hatten wir schon kaum Zeit miteinander. Also bitte bleibt noch etwas. Ich lasse uns etwas zu essen kommen und ihr erzählt mir von dem Vorfall in Shulk. Ich habe zwar schon in Balmora die gröbsten Dinge darüber erfahren, aber ich bin gespannt darauf, Einzelheiten zu hören“: bat er darum, dass Tarrior noch ein wenig länger blieb. Er hatte keine andere Wahl. Es wäre wirklich eine Beleidigung, wenn er jetzt einfach gehen würde, also stimmte er zu. Im nächsten Augenblick rief Meister Bero schon einige Diener zu sich, die doch bitte ein Mahl für sie vorbereiten sollten. „Werte Frau, möchten sie uns auch noch Gesellschaft leisten“: stellte er es Alina frei, ob sie gehen wolle. Doch diese lehnte freundlich aber bestimmt ab: „Nein. Es tut mir wirklich leid, dass ich mich so davon stehlen muss. Aber die Geschäfte der Liga fordern mich selbst in der Nacht und meine Vorgesetzten erwarten einen täglichen Bericht von mir über die Vorgänge im Lager“: empfahl sie sich. „Wirklich schade, aber als Hlaalu-Ratsherr kann ich diese Verpflichtungen voll und ganz verstehen“: zeigte er sein Verständnis und verabschiedete sie. „Euch erwarte ich morgen früh bei uns im Lager“: sagte sie noch an Tarrior gewandt, bevor sie das Zelt ver- und die beiden Männer allein ließ.

    „Ihr habt auch noch Termine?“: fragte Bero. „Ja, aber keine über die ich im Moment reden möchte“: antwortete er nur knapp. „Dann seid doch so gut und erzählt mir von der Mine“: bat er und Tarrior begann zu berichten.
    Geändert von KingPaddy (16.10.2011 um 07:47 Uhr)

  11. #11

    Westspalte, Heerlager am Aschlandpass / Weg nach Andasreth / Andasreth

    Tarrior rieb sich die müden Augen und schaute missmutig in den Sonnenaufgang. Die Nacht war kurz, sehr kurz. Natürlich war es nicht bei dem Abendessen geblieben, sondern leidlicher Weinkonsum und übermäßiger Genuss der Wasserpfeife füllten die halbe Nacht als Rahmenprogramm für interessante Geschichten, Berichte und politische Diskussionen. Und natürlich blieb ihm keine andere Wahl, als dies über sich ergehen zu lassen. Es war nicht so, dass Meister Bero ihn genervt hätte, allerdings unter den Rahmenbedingungen, wegen denen Tarrior sich überhaupt im Lager aufhielt, waren eben diese Gespräche nur eine weitere Störung, die sich zwischen ihn und sein erklärtes Ziel stellte, den Telvanni büßen zu lassen und auszuschalten. Doch zugleich hasste er sich in diesem Moment für diese Gedanken, denn noch nie hatte er aus der Laune heraus ein so entspanntes Gespräch mit einem seiner Freunde als Belastung beurteilt. Es wurde ihm langsam alles zuviel: Verasas Wiederauftauchen, Tirian war sein Sohn, der verfluchte Telvanni-Hexer hatte immer noch Beweise gegen ihn, die Daedra, die Reise durch Cyrodiil und diese ständigen Hindernisse auf dem Weg nach Mar Gaan. Er wollte endlich seine Ruhe haben und dazu musste es nun endlich vorangehen. Trotz der Müdigkeit packte ihn Ungeduld. Zwar hatte er nur wenige Stunden, als Gast im Hlaalu-Bereich des Lagers geschlafen, aber wenn er nun sowieso schon so früh und unausgeschlafen aufstehen sollte, könnte wenigstens Alina auch endlich kommen, da sie ihn sicherlich schon eine Viertelstunde warten ließ, aber dabei selbst so sehr auf sein pünktliches Erscheinen Wert gelegt hatte. Gerade wollte er eine weitere gedankliche Beschwerde loswerden, die sich nun auf die junge Bretonin als Stein in seinem Weg gerichtet hätte, da tauchte sie unvermittelt und flankiert von den, ihm bereits bekannten, Dienern aus dem großen Zelt der Liga auf.

    „Verzeiht, dass ich euch warten ließ, aber ich wollte mich in Ordnung bringen, bevor wir der Leitung der Liga gegenübertreten. Normalerweise kommunizieren ich und die Führung nur per Boten miteinander, da ist so ein Aufwand nicht notwendig, doch jetzt schien er mir geboten“: entschuldigte sie ihre Verspätung, doch Tarrior, dem noch immer der böse Kommentar im Kopf schwebte, war zunächst von ihrem Auftritt gefesselt. Statt ihrer strengen Robe trug sie nun ein schönes, eng anliegendes Kleid. Da es nicht sonderlich voluminös war, sondern ihren Körper schmeichelnd umspannte, wäre es wohl auch auf einer längeren Reise kein sonderliches Hindernis. Die dominierende Farbe war grün, allerdings war der Stoff mit einem Muster in verschiedenen Brauntönen durchsetzt, das etwas von Ranken und Blättern hatte. Schmuck trug sie keinen dazu, allerdings waren ihre Haare ordentlich zurecht gemacht. Die braunen Locken trug sie nun gekämmt und mit mehreren Haarbändern gebändigt und mit einigen bronzenen Metallstiften hochgesteckt. Die ganze Konstruktion sah zwar äußerst aufwendig aus, war aber vermutlich einfacher herzurichten, wie er sich das vorstellte. Das Bild störten nur der Waffengurt, der etwas klobig ihre Hüfte umschloss, das geradezu martialische Schwert, das jedoch zu ihrer durchaus wehrhaften Persönlichkeit passte und die ledernen Stiefel, die ihr wohl praktischer für die Reise, als schicke Schuhe erschienen waren. Während er ihre Gestalt musterte, die für eine Menschenfrau sehr ansehnlich war und einen Moment lang etwas in ihm berührte, verschwand der vorherige Ärger über ihre Verspätung so, als wäre er nie da gewesen. „Ist etwas?“: sie legte den Kopf schief und sah ihn fragend an. Erst da bemerkte er, dass er sie angestarrt hatte. „Ich habe nur gerade darüber nachgedacht, ob ich so einfach mit euch in die Festung hinein komme“: log er. „Keine Sorge. Mit eurem Liga-Ausweis kann ich euch als meinen Wächter ausgeben. Die Frage ist eher, ob unsere Anführer euch überhaupt zu einer Audienz vorlassen, denn geschweige sich auf einen Zweikampf einlassen“: machte sie sich andere Sorgen. Tarrior rieb sich das Kinn. „Ich glaube, sofern ich mich dem Rat vorstellen darf, werde ich die Möglichkeit im Zweikampf in jedem Fall bekommen. Man muss nur wissen, wie man die Leute manipuliert“: dachte er laut, aber sparte aus, wie er plante seinen Willen durchzusetzen. Alina zuckte nur mit den Schultern. „Ihr habt euren Teil der Abmachung erfüllt und ich kann wirklich nicht mehr tun, als euch in die Festung zu bringen und euch vorzustellen. Alles Weitere liegt dann bei euch. Und wir sind dann Quitt“: meinte sie daraufhin. Tarrior setzte ein Lächeln auf: „Keine Sorge. Ich werde das schon hinkriegen. Wir sollten aber langsam aufbrechen. Wir haben schon genug Zeit vertrödelt.“ Die junge Bretonin stimmte ihm darin zu und sie machten sich auf den Weg.

    Nachdem sie das Lager hinter sich gelassen hatten, zogen sie in Richtung Westen, wo die Hügelkette, die das Aschebecken, in dem Andasreth lag, einschloss, bereits am Horizont zu erkennen war und sie benötigten nicht viel mehr als eine halbe bis dreiviertel Stunde um zum schmalen Stieg zwischen den Felsen zu gelangen. Ein Außenposten der Redoraner, die Stützpunkt auf dem nahen Hof eines Mitgliedes von Haus Redoran, Drulene Falen, bezogen hatten, sicherte und bewachte den Weg. Doch das Gildensiegel der Liga und die Ausweisung Alinas als Offizierin der Kampfmagier sorgten für ein schnelles Vorankommen über den Pass. Holztore in provisorischen Palisaden wurden zur Seite geräumt und Kriegswappenträger und Redoraner-Wachen mit verkniffenen Gesichtern machten den Weg frei. Auf der anderen Seite des schmalen Durchgangs blickten sie auf die flache Landschaft des mit Felsen übersäten Aschebeckens. Die Festung, ihr Ziel, war als dunkler, dräuender Umriss zu erkennen, der auf einem Hügel am Rand des Talkessels thronte. Ein Pfad war mit Hilfe regelmäßig eingeschlagener Holzpflöcke, die man mit Seilen verbunden hatte, markiert worden. Eben diesen wählten nun der Dunmer und seine Begleiterin, um zur Festung zu gelangen. Im Vorübergehen sahen sie weitere Zelte und kleine Lager, die weit verstreut überall im Kessel lagen und wohl Unterkünfte für redoranische Truppen darstellten, die zur Festung gehörten, aber wohl innerhalb keinen Platz fanden. Nach etwa einer weiteren Stund erreichten die Beiden schließlich den Sockel von Andasreth.

    Die Festung war im typischen Stil der alten Dunmerfestungsarchitektur errichtet. Den unteren Teil der Anlage bildete ein künstlich aufgeschüttetes, in etwa rechteckiges Plateau, das sich von der Sohle nach oben hin schräg verjüngte und dessen Böschung mit großen, groben Platten in schwierigen Winkeln gemauert war, die ein Erklimmen des Plateaus besonders erschweren und Bogenschützen oberhalb Deckung bieten sollte. Das Plateau bildete dabei selbst das eigentliche Gelände der Festung und war nur über einen kleinen Dammweg an der Nordseite der Anlage zu betreten. Die Böschungen verhinderten ein Betreten nach Norden sowie Osten und die besondere Lage, nämlich direkt in die umliegenden Hügel angelehnt, blockierten ebenso die Zugänge von Westen oder Süden auf das Gelände von Andasreth. Somit blieb Tarrior und Alina auch nur der Weg über den Dammweg im Norden, der von einer stattlichen Anzahl an Wachen abgesichert wurde. Ebenso kontrollierten neu errichtete Wachtürme im Stil des Hauses Redoran den Pfad noch einmal von oben. Große Kohlebecken, die man wohl Tag und Nacht brennen ließ, würden selbst in der Dunkelheit der Nacht das Gelände völlig einsichtig halten. Es war kaum vorstellbar, dass sich jemand unbemerkt in die Festung einschleichen könnte. Man wollte wohl ein Eindringen von Agenten der Mythischen Morgenröte um jeden Preis verhindern und tatsächlich konnte der Verrat bei diesen Sicherungsmaßnahmen nur von innen kommen. „Beeindruckend was die Redoraner in so kurzer Zeit auf die Beine gestellt haben“: dachte Tarrior laut, denn noch vor ein paar Jahren war Andasreth, wie eigentlich die meisten Festungsanlagen auf Vvardenfell, verlassen und ein beliebter Unterschlupf für Räuber, Diebe und anderes aussätziges Gesindel. Zugegeben dass auch seine Leute vom Kult des Sechsten Hauses häufiger verlassene Festungen als Stützpunkte nutzten. Dies hier jedoch stellte eine neue Qualität dar, denn tatsächlich war die Bausubstanz offensichtlich instand gesetzt und sogar um neue Wehranlagen wie die Türme und einige niedrigere Mauern und Torbögen erweitert worden. Entsprechend der hier herrschenden Sicherheitsbestimmungen, wurden sie umgehend aufgehalten und peinlich befragt, bis Alina ein Treffen mit der Führung der Liga als Grund ihrer Anwesenheit angab und die Wachen einen Boten in das Hauptgebäude schickten, der schauen sollte, ob die Ankömmlinge auch wirklich angemeldet seien.

    Tarrior verdrehte ein aufs andere Mal die Augen. Gewiss gab es diese ganzen Sicherungsvorkehrungen nicht ohne Grund und gewiss stellte die Mythische Morgenröte mit der Unterwanderung des Widerstandes durch Agenten eine latente Bedrohung dar, aber musste das wirklich sein? „Wieder weitere kostbare Minuten, die ich bereits damit verbringen könnte, Beweise gegen den Telvanni zusammen zu tragen“: dachte Tarrior missmutig an sein eigentliches Ziel und in seinen Gedanken formierte sich erneut der Zorn gegen diese verfluchte Liga, der er nun beigetreten war, denn sie zwang ihn überhaupt zu diesem Umweg hierher, weil sie ihn nicht für fähig genug hielt, die Versorgungslieferung zu schützen. „Ich werde diesen Narren zeigen, wer hier nicht fähig genug ist!“: beschloss er innerlich und sammelte seine Wut in einer stillen Ecke seines Geistes, um sie für den Zweikampf gegen den Ligaführer zur Verfügung zu haben. Dieser würde dann ganz und gar Tarriors aufgestaute Frustration zu spüren bekommen! Und von Augenblick zu Augenblick, in der der Bote immer noch nicht zurückkehrte, sammelte sich diese weiter an, während Tarrior sich mit malendem Kiefer ausmalte, was er seinem Gegner so alles im Kampf antun könnte. Das sein Gegenüber stärker sein könnte als er selbst, blendete der Dunmer einfach aus und gab sich ganz der Vorstellung hin, den ganzen aufgestauten Unmut in feurige Magie zu verwandeln und diese die Magier schlucken zu lassen. Entsprechend vertieft in seine Gedanken bemerkte er die Rückkehr des Boten zunächst nicht, der Alinas Geschichte bestätigte. Diese hatte zuvor schon am Morgen einen anderen Boten geschickt, um ihr Eintreffen anzukündigen. So fiel es ihm auch besonders schwer, sich von den Bildern des flehenden Meisters der Liga in seinem Kopf loszureißen. „Geht es euch nicht gut? Ihr seht angespannt aus“: fragte ihn die Bretonin besorgt und riss ihn so zurück in die richtige Welt. „Vielleicht solltet ihr euch vor dem Kampf noch einmal ausruhen oder es euch doch noch anders überlegen. Es wird sich bestimmt irgendwann eine Möglichkeit für euch ergeben, nach Mar Gaan zu gelangen“: schlug sie ihm vor, doch er schüttelte, nun wieder voll anwesend, vehement den Kopf. „Nein es ist Nichts. Ich war gerade etwas in Gedanken. Der Kampf soll möglichst gleich stattfinden. Ich denke dann werde ich mich auch besser fühlen. Ich mache mir wirklich Sorgen um meine Bekannten in der Stadt, das zehrt wohl etwas an meinen Nerven und da hilft es leider nicht, dass ich hier noch mehr Zeit vergeude, sondern nur wenn ich mich versichern kann, dass sie wohlauf sind“: frischte er noch einmal die Lüge von den eingeschlossenen Bekannten auf, um seine Ungeduld in Worte zu fassen. Sie sah ihn skeptisch an und das auch noch, nachdem ein Wächter sie nun endlich durchwinkte und den Weg freigab.

    „Ich hoffe wirklich, dass ihr euch das gut überlegt habt. Der Großmeister wird es nicht schätzen, wenn ihr einfach so in eine Versammlung der Offiziere hinein stürmt und ihn dann auch noch zu einem Duell fordert. Schlimmstenfalls wird er sich gar nicht erst darauf einlassen und ihr hättet euch vor Führung der Liga unmöglich gemacht“: teilte sie noch einmal ihre Sorgen mit und es war deutlich an ihrem Gesicht abzulesen, dass sie sich auch Sorgen um ihre Reputation innerhalb der Liga machte, denn schließlich hätte sie ihm überhaupt erst Zugang zum Großmeister verschafft. „Wie ich euch schon im Lager sagte, bin ich zuversichtlich, dass der Zweikampf stattfinden wird, wenn ich die Herauforderung direkt vortragen kann“: gab sich Tarrior nochmals sicher und ließ auch keine weiteren Einwände mehr seitens Alina zu. Stattdessen konzentrierte er sich nun auf die bevorstehende Konfrontation. „Ich muss diese Fanatiker nur an ihrer Ehre packen und sie werden mit dem größten Vergnügen auf mich losgehen, was allerdings dann besonders mir ein Vergnügen sein wird“: durchdachte er nochmals seine Strategie, da standen sie inzwischen auf dem Plateau. Die eigentlichen Gebäude der Festungsanlage stellten ein großer, mehrstöckiger, rechtwinkliger Bau mit einem weiteren Anbau auf dem Dach sowie ein hohes Gebäude mit etwa quadratischer Grundfläche dar. In Ersterem waren die Soldaten und Offiziere der Redoraner und auch die Soldaten und die Führung der Liga der Magischen Gewalt untergebracht und ebenso lag dort das administrative Zentrum der gesamten Verteidigung der Westspalte. Das zweite Gebäude war die Propylon-Kammer der Festung. Soweit Tarrior wusste, dienten diese seltsamen, magischen Anlagen, die man Propylone nannte, dem Teleport in einem Netzwerk aus solchen Propylonen. So gut wie jede Dunmer-Festung verfügte über so eine Propylon-Kammer und konnte über dieses Netzwerk erreicht werden. Allerdings benötigte man für die Nutzung dieses uralten Transportweges einen so genannten Index, die allerdings über die Jahrhunderte verschwanden. Die Propylone konnten somit heute nicht mehr genutzt werden.

    Aus diesem Grund war Tarrior überrascht, dass vor der Kammer große Banner der Liga gehisst waren, vier Kampfmagier der Liga die Tür ins Innere vollständig blockierten und weitere Kampfmagier das Gebäude umkreisend patrouillierten. Bisher ging er davon aus, dass die Führung zusammen mit den Redoranern im Hauptgebäude saß, aber scheinbar befand sie sich wohl doch in der Kammer. Automatisch schwenkte er vom Weg ab und lenkte seine Schritte auf die Kammer zu, doch Alina hielt ihn mit einer Hand auf der Schulter zurück. „Wir müssen in das Hauptgebäude“: sagte sie. Er war verwundert. „Aber dort sind eure Leute“: wandte er ein. „Das ist auch der wichtigste Ort in der Festung und wir sind für ihn und seine Bewachung zuständig. Aber der Großmeister und die Offiziere haben ihre Räumlichkeiten und den Besprechungsraum im Hauptgebäude von Andasreth“: erklärte die junge Bretonin. Tarrior zuckte mit den Schultern und folgte ihr. Allerdings wollte er nun wissen, was dort vor sich ging: „Wenn es der wichtigste Ort des Festung ist für den ihr zuständig seid, was ist denn dort, wenn nicht die Ligaführung?“ Sie drehte sich zu ihm und kam mit ihrem Gesicht ganz nah an seines. Er konnte ihren warmen Atem auf der Haut spüren und ihre Lippen fast an seinem Ohr. „Dort drin ist das, wegen dem ihr auch gekommen seid. Von dort schicken wir die Versorgungslieferungen nach Mar Gaan. Aber diese Information ist streng vertraulich. Eigentlich dürfte ich euch gar nicht einweihen. Wenn ihr euren Kampf gewinnt, dann werdet ihr es mit eigenen Augen sehen. Ansonsten dürft und solltet ihr auch nicht mehr darüber wissen“: erläuterte sie flüsternd und entfernte sich dann soweit von ihm, dass sie von unten in seine tiefroten Augen schauen konnte und damit noch einmal die absolute Vertraulichkeit dieser Information beschwor. Er schluckte und konnte nur nicken. Dann betraten sie auch schon das Hauptgebäude.

  12. #12

    Vvardenfell-Distrikt, Westspalte, Andasreth

    Während im Vergleich zur Rampe auf dem Hof von Andasreth kaum Leben herrschte, war das Innere des Hauptgebäudes erfüllt davon. Das laute und ständige Rauschen dutzender Stimmen, das die Gänge durchdrang und Subtenor für Waffengeklirr aus den Trainingsräumen war, sowie für etliche Soldaten der Redoraner auf Botendienst, Patrouille oder damit beschäftigt Vorräte und Waffen zu verstauen. Der breite Wandelgang, der an der Außenseite einmal ganz um das Gebäude herum führte und an dem sämtliche Räume im Kern des Baus anlagen, war voll. Manchmal hingen sogar in den Gängen Hängematten. Alina und er bekamen häufig Probleme überhaupt noch voran zu kommen. Die Beengtheit gefiel Tarrior gar nicht und die Luft tat ein Übriges, dass in ihm leichter Schwindel aufkam. Sie war zum Schneiden und roch abgestanden, klamm und schweißgeschwängert. Da die Anlage aus Gründen der Sicherheit keine großen Fenster sondern nur wenige kleine, schlitzartige Öffnungen in der Mauer besaß, konnte auch kein wirklicher Luftaustausch mit draußen stattfinden. Der Dunmer wäre in diesem Moment sogar lieber in den stickigen Kavernen unter dem Roten Berg gewesen, als sich an diesem Ort aufzuhalten. Glücklicherweise konnten sie die Hitze und Modrigkeit der unteren Etagen hinter sich lassen, als Alina sie eine Treppe hinaufführte, womit sie in die obere Ebene von Andasreth gelangten. Hier waren die Gänge nicht ganz so voll und hielten sich auch weniger Personen außerhalb der Kammern auf.

    „Die Führung unserer Liga hat ihr ihre Unterkünfte und ihren Sitzungssaal, ebenso wie die höherrangigen Mitglieder der Redoraner- und Hlaalu-Truppen. Die Generäle der Häuser selbst halten sich in dem kleinen Anbau auf dem Dach auf. Dort hat von unseren Leuten nur der Großmeister Zugang. Diese Männer dort oben treffen die operativen Entscheidungen über Angriffe und Verteidigung. Der Großmeister wirbt schon lange für einen Angriff, aber bisher wollen die beiden Fürstenhäuser nichts riskieren. Wenn euer Freund der Abgesandte, dieser Dram Bero, die Generäle eures Hauses überzeugen kann, dann werden vermutlich auch die Redoraner einknicken und dem Angriffsplan zustimmen und dann natürlich müssten auch die ganzen Gilden und Freiwilligenverbände im Heerlager mitziehen“: erklärte sie die unterschiedliche Bewohnung der Festung und schweifte dann zu ihrem Plan ab. Tarrior lehnte sich einen Moment an die Wand und dachte laut nach: „Die Daedra fallen ja auch im Osten, Südosten und Süden ein. Was wollt ihr eigentlich gegen die unternehmen?“ Die Bretonin verzog bei dieser Frage plötzlich das Gesicht vor Zorn. „Wir kümmern uns zuerst um das Hauptlager der Invasoren am Roten Berg! Die Gebiete, die ihr ansprecht, sind bis auf die Enklave des Tempels in Molag Mar Hoheitsgebiet dieser Totenbeschwörer vom Haus Telvanni. Soweit ich gehört habe, haben Redoran und Hlaalu um ein großes Bündnis und damit um Truppen für die Westspalte und die Ascadia-Inseln ersucht und dafür ihre Hilfe zur Sicherung der Ländereien der Telvanni angeboten, aber diese feigen Magier – so etwas überhaupt Magier zu nennen ist eine Aufwertung, die sie gar nicht verdient hätten! – haben abgelehnt und rühren nicht einen Finger gegen die Daedra. Nur diesen Meister Aryon in den Weidenländern will ich davon ausnehmen. Er hat hart mit den Angreifern zu kämpfen, aber versucht auch sie im Innern der Inseln abzufangen und Boden zurückzugewinnen, doch kämpft auch er alleine. Die restlichen Magier halten sich da komplett heraus, als ginge es sie gar nichts an. Also sollen sie zusehen, wie sie ihr Land gehalten bekommen. Unsere Ziele sind klar und für die Telvanni die Drecksarbeit zu machen, gehört eindeutig nicht dazu“: erboste sie sich über die eigenbrötlerischen Zauberer im Osten der Insel.

    Tarrior stutzte. Die Bretonin schien ihrer Rolle als Offizierin voll aufzugehen und entsprechend über viele Details der militärischen Lage gut informiert zu sein. Das war umso beeindruckender, wenn er sich vorstellte, dass sie wohl vor der Invasion durch die Dämonen Oblivions eine ganz gewöhnliche Zauberin mit Talent für die Schule der Zerstörung gewesen sein musste. Jetzt in ihrer neuen Rolle schien sie sich richtig auszuleben. Während der Hasstirade gegen die Telvanni schwang das gleiche leidenschaftliche Feuer in ihrer Stimme mit, mit dem sie auch schon ihren Kampfplan präsentiert hatte. „Arme Fanatikerin“: bedauerte Tarrior, dass sie diese Leidenschaft dem Ziel dieser Fanatiker von der Liga gewidmet hatte. Doch erkannte er jetzt eine Gelegenheit etwas mehr über seinen Feind herauszubekommen. Wenn auch schon die Weidenländer angegriffen wurden, musste Tel Uvirith doch auch schon längst unter den Daedra zu leiden haben. Vielleicht war Behrams Position schon viel schwächer, als der Hexer sie selbst darstellte. Entsprechend stellte Tarrior nun eine Frage über die Lage in Molag Amur. Alina schaute ihn bei der Frage mit einem merkwürdig-lauernden Blick an. „Was interessiert ihr euch denn so für die Telvanni? Und vor allem für die Stadt dieses Bastards von einer Nekromantenmissgeburt?“: wollte sie wissen. Der Hass, den scheinbar auch Alina gegen Behram Meradanz hegte, war deutlich aus ihrer Stimme herauszuhören. „Mein Interesse ist mehr allgemeiner Natur, denn ich bin gerne umfassend informiert“: log er und fuhr mit einer Frage fort: „aber sagt, ich höre da eine gewisse Abneigung gegen den Magierfürsten von Tel Uvirith heraus, was könnt ihr mir dazu sagen.“ Sie wurde leicht rot. „Verzeiht meinen unbeherrschten Ausbruch, aber die Schlange von einem Dunkelelfen ist für jedes Mitglied der Magiergilde ein rotes Tuch, zumindest für diejenigen, die damals in Vivec zugegen waren, als sich plötzlich eine Brücke unter unseren Füßen auflöste oder Mitglied der Gildenhalle in Sadrith Mora waren“: entschuldigte sie ihr Verhalten und wollte die Sache nun ad acta legen, doch Tarriors Neugier war nun geweckt. Von dem Vorfall in Vivec besaß er zwar bereits Kenntnis, aber konnte da jetzt keine direkte Verbindung zu Behram herstellen und von einer Sache, die die Wolfenhalle betraf, wusste er gar nichts. „Ich habe von diesem Vorfall mit Vivec gehört. Die Brücke soll die Illusion einiger Telvanni gewesen sein und die Magier der Gilde fielen dann ins Wasser. Aber was hat jetzt dieser Magierfürst damit zu tun? Und was ist dies für ein Vorfall in Sadrith Mora, den ihr gerade anspracht?“: wollte er nun Genaueres wissen. Sie seufzte und setzte sich dann nach der Pause, die sie hier am Treppenaufgang eingelegt hatten, wieder in Bewegung und begann während des Laufens zu erzählen.

    „Die Magiergilde und auch die kaiserlichen Institutionen haben Kontakte in den Häusern, damit wir über alles Neue informiert sind. Und eine zuverlässige Quelle hat uns berichtet, dass Behram Meradanz ein mögliches magisches Bündnis zwischen der Magiergilde und den Telvanni, in Vivec ging es ja darum, schon im Vornherein untergraben und die Abgesandten aufgehetzt hatte. Schlussendlich hat er sie wohl auch zu dieser Demütigung angestachelt. Und was Sadrith Mora angeht… da hatte er seine Finger gleich direkt im Spiel. Er stellte in einer offiziellen Rede an die Einwohner unsere Gildenmitglieder als Agenten der Mythischen Morgenröte hin. Er bezichtigte die Magiergilde die Invasion zu unterstützen, da wir uns davon Macht durch die Daedra versprächen. Seiner Hasspredigt verlieh er mit der Tatsache Ausdruck, dass sich kurz zuvor ein Oblivion-Tor auf einer kleinen Felsinsel südlich der Wolfenhalle geöffnet hatte. Daraufhin vertrieb ein wütender Mob aus Bürgern sämtliche unserer Gildenmitglieder mit Gewalt aus der Stadt und sie mussten Zuflucht in der Wolfenhalle suchen, wo die Kaiserlichen Wachen sie beschützen konnten. Die Telvanni-Wachen selbst griffen auf Anweisung des Rates der Telvanni nicht ein. Vermutlich war auch dies ein Verdienst dieses Bastards. Wir Gildenmagier dürfen uns gar nicht mehr aus den Hallen hinein in die Stadt trauen. Es ist uns verboten, da wir die öffentliche Ordnung und Sicherheit gefährden. Und soweit ich erfahren habe, ist auch das Klima für Fremdländer in den Städten der Telvanni wesentlich rauer geworden, eben nur mit einer Ausnahme und die sind Meister Aryon mit seiner Stadt Vos. Ich sage euch, wenn es nach uns Gildenmagiern gegangen wäre, die sich nun zur Liga zusammengeschlossen haben, hätten wir längst gegen diese Provokationen zurückgeschlagen. Aber die Gildenführung beschwichtigt, lamentiert und möchte keinen offenen Konflikt riskieren. Dabei können wir uns das nicht leisten, denn sie unterminieren die gesamte Abwehr der Insel und wer weiß nicht, ob sie nicht sogar mit dem Kalkül die gemeinsame Verteidigung untergraben, um sich nach der Invasion als stärkste Macht zu etablieren. Und zum Wohle Nirns und Tamriels darf an solchen verrückten Plänen die Abwehr nicht scheitern“: artikulierte Alina laut und schäumend einen wirklich brennenden Hass auf das gesamte Fürstenhaus, der seinem Zorn auf den Telvanni-Hexer im Speziellen in Nichts nachstand.

    „Und um auf eure Frage zurückzukommen. Dieser Schweinehund Meradanz wird bisher von den Daedra in Ruhe gelassen. Womöglich hält er sie sich mit irgendeinem Zauber fern, den er aber gewiss nicht mit ins teilen will. Trotz der Tatsache, dass er wie Aryon auf dem Festland lebt, scheint er keine Sorgen wegen der Invasion zu haben. Ich vermute, dass er deshalb die Gefahr unterschätzt. Aber auch er wird noch seine Rechnung für seine Arroganz bekommen“: fügte sie noch eine Antwort auf seine Frage betreffs Tel Uvirith an. „Das wird er“: stimmte Tarrior ihrem letzten Satz gedanklich zu. Seine Gedanken schweiften zu den Provokationen durch den Hexer. Nach Aussage des Altmers damals in Chorrol soll wohl auch er für die magische Krankheit des Telvanni-Rates verantwortlich gewesen sein, obwohl er die Schuld der Magiergilde ebenso angelastet hatte. „Was bezweckt er damit? Will er einen Krieg zwischen Gilde und Fürstenhaus auslösen? Aber was hat er davon? Will er vielleicht dadurch seine eigene Stellung im Rat verbessern oder einfach nur die kaiserliche Bevormundung in Sachen Magie brechen?“: fragte sich der Dunmer in Gedanken und kam noch zu keinem wirklichen Sinn hinter diesen ganzen Aktionen, zumal die Telvanni so geschwächt würden. Eigentlich würde ein Krieg zwischen der Magiergilde und den Telvanni die gesamte Insel schwächen und damit den Daedra noch leichter ausliefern. Wenn Behram tatsächlich bereit war für schnöde Machtspielchen die Sicherheit Vvardenfells zu gefährden, dann musste er wirklich bald gestoppt werden. Und in diesem Moment war er ganz froh darüber, dass die jetzige Gildenleitung mit Hannibal Traven an der Spitze der Hauptgilde in Cyrodiil sowie mit der nüchternen Ranis Athrys als stellvertretende Erzmagierin von Vvardenfell die Situation nicht eskalieren ließ. Ein Schauer lief ihm über den Rücken, als er an Alinas Worte dachte. Hätten die Fanatiker der Liga in der Gildenspitze eine Mehrheit wären sie wohl schon längst bereitwillig in die Falle getappt. Aber auch so war dieser Verein von leidenschaftlichen Narren ein Pulverfass. Eine Eskalation könnte allein schon dann ausbrechen, wenn die Liga unabhängig von der Gilde losschlägt, denn Behram würde sie als Fußsoldaten der Gilde bezeichnen und dieser damit unterstellen den Angriff zumindest geduldet, wenn nicht sogar unterstützt zu haben. Ihm stand nun deutlich vor Augen, dass es bei dem Treffen mit der Großmeister der Liga um mehr als nur seine Passage nach Mar Gaan gehen musste und eben dies sagte er auch Alina: „Ich denke es ist gut, dass eure Leute noch nicht gegen die Telvanni losgeschlagen haben. Ein Krieg würde furchtbare Folgen für die Verteidigung der Insel haben.“ Dann erläuterte er ihr kurz seine Gedanken. Als er geendet hatte, erreichten sie die angestrebte Tür. „Ihr habt mich nachdenklich gemacht. Allerdings bin ich jetzt nur noch bestärkt darin, diesen Meradanz dafür bluten zu lassen. Aber wir sollten die Gilden wirklich aus dem Spiel lassen. Wenn dieser Bastard nicht so feige wäre, würde ich ihn zum Zweikampf in der Arena von Vivec fordern! Aber egal, denn euer Zweikampf steht bevor. Hinter dieser Tür befinden sich der Sitzungsraum und damit unsere Führung, daher natürlich auch der Großmeister“: meinte die junge Bretonin.

    „Ihr müsst nicht mit hinein kommen, wenn ihr nicht wollt. Ich möchte nicht, dass euer Ansehen in der Liga nur wegen mir sinkt. Allerdings wäre es bestimmt gut, wenn ihr mich vorstellen könntet, denn euer Wort hat wohl in der Versammlung mehr Gewicht als das Meine. Das zumindest würde sie zwingen mir zuzuhören und ich kann das gewünschte Duell fordern, um mich zu beweisen“: bot er ihr an, nicht mit ihm zu gehen. „Der Besuch in Mar Gaan muss wirklich außerordentlich wichtig für euch sein, wenn ihr dafür gegen unseren Anführer kämpfen wollt. Ich werde mit euch kommen, aber ich will euch warnen. Der Großmeister ist ein begabter Schwertkämpfer und ein noch begnadeterer Magier und das nicht nur in der Kunst der Zerstörung. Seid also vorsichtig“: warnte sie ihn, aber war bereit mit hinein zu kommen. So betraten sie gemeinsam nach einem lauten Klopfen den Raum durch die massive Holztür.

    Umringt sahen sie sich bei ihrem Eintreten von mehr als einen Dutzend Augenpaaren. Man hatte mehrere Tische in U-Form um die Tür herum aufgestellt und genau gegenüber dem Eingang saß auf einem Stuhl mit höherer Lehne deutlich erkennbar der Großmeister vor einem riesigen Banner der Liga. Neugierig musterten die Anwesenden die Neuankömmlinge. Da nur spärliches Licht im Raum herrschte – es brannten nur wenige Fackeln an den Wänden und die schmalen Fensterschlitze waren mit Bannern verhängt – lag der Bereich des Großmeisters und seiner höchsten Offiziere im Dunkeln, doch Tarrior konnte die Missbilligung deutlich aus dem Schatten heraus spüren. Er ließ Alina den Vortritt, die sich nun in die Mitte des Raumes zur Hälfte auf den Anführer zu bewegte und mit einem kurzen Schwenk ihres Kopfes alle Anwesenden in den Blick nahm, bevor sie zu sprechen begann: „Ihr kennt mich. Ich war über die Zeit, die diese Krise des Kaiserreiches und damit unserer Gilde andauert, stets der Liga treu und loyal ergeben. Ich habe zusammen mit einigen von euch einen Plan ausgearbeitet, der geeignet schien die Daedra zu schlagen und bis zum Roten Berg zurückzuwerfen. Ein Plan der uns aus der Ohnmacht befreien und unsere Feinde zerschlagen sollte, doch stieß ich damit bei den anderen so genannten Verteidigern auf Ablehnung. Dieser Mann an meiner Seite, Mitglied unserer Magiergilde und auch frisches Mitglied der Liga ebenso wie Ratsherr im Fürstenhaus Hlaalu hat mir in seinem Haus Gehör verschafft und unseren Plan ebenso loyal unterstützt. Er verlangt nicht mehr, als eine kleine Geste der Liga gegenüber einem verdienten Mitglied. Dieser Mann, mit Namen Tarrior Gildres, möchte den nächsten Konvoi nach Mar Gaan begleiten und die Gründe sind dem Rat wohl bekannt...“ Sie wurde unterbrochen, als ein Stuhl umfiel. Neben dem Großmeister war ein bulliger Mann mit kahl rasiertem Schädel aufgesprungen. „Die Gründe sind uns wohl bekannt und euch sollte wohl bekannt sein, dass sein Ansinnen abgelehnt wurde, da wir es nicht riskieren können eine wichtige Lieferung jemanden anzuvertrauen, der nicht voll zuverlässig und entsprechend geeignet ist. Wir haben euren Boten abgewiesen und nun kommt ihr persönlich hierher und bringt diesen Dunmer auch noch hierher. Was wenn er ein Spion der Mythischen Morgenröte ist?!“: empörte er sich und drehte dabei mehrfach ruckartig den Kopf um die Anwesenden alle in seinem Blick zu fangen. Dabei fielen Tarrior dessen spitze Ohren auf, die auf einen Bretonen schließen ließen. Alina wollte etwas entgegnen, doch der Dunmer war schneller, schob sich an ihre Seite und richtete erbost das Wort an den Verleumder neben dem Großmeister. „Mich als einen dieser dreckigen daedra-verehrenden Verräter zu bezeichnen bzw. mir allein der Verdacht angedeihen zu lassen so einer zu sein, ist für mich ein Schlag ins Gesicht. Wagt es niemals wieder so etwas zu behaupten! Meine Anwesenheit ist eben aus dem vorgetragenen Grund mehr als erforderlich. Ihr habt mich aus diesen und jenen Gründen abgelehnt, aber wohl meine angebliche Unerfahrenheit vorgeschoben. So bin ich hier um euch zu beweisen, dass ich mehr als fähig genug bin!“

    Die letzten Worte schrie und spie er regelrecht hinaus und bedachte den Bretonen mit einem wilden Blick. „Wie könnt ihr es wagen…“: wollte dieser ansetzen, wurde aber nun seinerseits von der Hand des Großmeisters zurückgehalten, die sich vor seine Brust schob. Er konnte erkennen, wie sich der Anführer der Liga auf seinem Stuhl etwas vorbeugte und sah, dass es wohl ein Kaiserlicher mit langen, offenen Haaren war, der dort saß. „Genug Ralvit! Sagt Herr Gildres, wie gedenkt ihr uns eure Fähigkeiten zu beweisen? Was glaubt ihr uns hier für nette magische Spielereien vorführen zu können, dass ihr uns als geeignet erscheinen würdet, diese wichtigen Versorgungslieferungen zu begleiten?“: wollte der Großmeister wissen. „Zum Beweis meiner Fähigkeiten fordere ich euch, den Großmeister der Liga der Magischen Gewalt, zum Duell heraus!“: rief er seinen Willen aus.

Stichworte

Berechtigungen

  • Neue Themen erstellen: Nein
  • Themen beantworten: Nein
  • Anhänge hochladen: Nein
  • Beiträge bearbeiten: Nein
  •