Arranges öffnete blinzelnd die Augen und starrte an eine Wand. Er war einen Moment verwirrd, bis er erriet, dass er über seinen Unterlagen eingeschafen war und jetzt seitlich mit dem Kopf auf dem Buch lag. War ich tatsächlich so müde?! Ungläubig schloss er nochmal die Augen, dann hob er den Kopf an. Das Reissen von Papier durchbrach die Stille des Raums. Verdammt! Arranges richtete sich im Stuhl auf und blickte durch das Fenster direkt vor ihm. Die Sonne war bereits aufgegangen und flutete das Zimmer mit ihren wärmenden Strahlen. Arranges sah vor sich auf den Tisch, begutachtete das Buch und stellte fest, dass auf der rechten Hälfte eine Seite zu fehlen schien. Einer Eingebung folgend langte er sich an die rechte Wange und fühlte vergilbtes Papier. Ein Seufzen, das eher an ein Knurren erinnerte, entwich seiner Kehle. Vorsichtig zog er das Papier von seiner Haut. Jetzt sabber ich schon im Schlaf oder was? ... Am besten wäre es wohl, wenn ich einfach in den Ruhestand gehen würde, ich habe keine Lust mehr... Behutsam legte er die ausgerissene Seite an ihren eigentlichen Platz im Buch und klappte es vorsichtig zu. Dann sah er nochmals nach draußen. Es herrschte sonniges Wetter, mit ein paar wenigen Wölkchen am Himmel. Naja, wenigstens etwas... Er schob sich mitsamt dem Stuhl vom Tisch weg und stand auf. Den Umhang und seinen Gürtel hatte er achtlos auf das Bett geworfen. Er hatte seine Rüstung anbehalten. Hmm... Das verdammte Schwert ist schon wieder schartig und mein Mithrilpanzer hat einmal mehr ein Loch... Gut, dann gehts wohl mal wieder zu einem Schmied... oder vielmehr der Schmiedin... Dachte der Kaiserliche, als er an sich herabsah. Aber zuerst werde ich mal sehen, was sich schon wieder regeneriert hat... Arranges dachte wieder zähneknirschend daran, was Thorra de Llevria mit ihm gemacht hatte... Ihre Zauber wirkten zwar auf eine Weise aufputschend, zehrten aber andererseits an seinen Kräften im Allgemeinen. Der Nekromant fokusierte eine gewaltige Menge magischer Energie zwischen seinen Handflächen, die er vor sich hielt, als würde er eine Metallkugel wie jene vor sich halten, die Gefangenen an die Beine gehängt wurde, um eine Flucht zu erschweren. Ein statisches Knacken breitete sich im Zimmer aus, aber die Energie war für jeden Unwissenden dennoch unsichtbar, nur anhand des leichten Zitterns der Arme, das jetzt einsetzte, konnte man erahnen, was dort vor sich ging. Hmm... da ist ja noch einiges da... in ein oder zwei Tagen wird sich das wieder normalisiert haben... Jetzt, da der Energiefluss wieder in Schwung gebracht worden war, besserte sich auch die Laune des Kaiserlichen wieder. Zufrieden sah er sich im Zimmer um, packte dann seine Sachen zusammen und verließ den Raum. Ein Bad wäre mal wieder nicht schlecht... wie lange ist das jetzt wieder her? Fast schon wieder einen Monat... Auf den zitternden Inseln hatte er das letzte Mal ordentlich und ausgibig die Strömung von Wasser am ganzen Körper gespürt, als er in dem Meer des Wahngotts gebadet hatte.

Der Kaiserliche gab den Schlüssel ab und bezahlte. Dabei fiel ihm auf, dass seine Septime allmählich zur Neige gingen. Soetwas passierte ihm eigentlich recht selten, aber hin und wieder kam dieser Umstand vor. Hoffentlich reicht das noch für die Schmiedin... Arranges schlug den direkten Weg zur Schmiedin Skingrads ein. Als er eintrat mussten sich seine Augen erst kurz an das Zwielicht im Innern des Gebäudes gewöhnen, bevor er in den angrenzenden Raum gehen konnte. Die Nord hockte oder lehnte vielmehr wie immer mit einem gleichermaßen müden und genervten Blick an der Wand und starrte ihn an. Sie kannte Arranges, er war bei ihr ein ähnlicher Stammkunde, wie bei Falanu, nur mit dem Unterschied, dass er zu der Nord eine rein geschäftliche Beziehung pflegte und keine Freundschaft zu ihr unterhielt.

'Ich bräuchte einmal mehr ein wenig eurer wertvollen Zeit.' Arranges schob den Umhang etwas zur Seite, damit das leicht ausgefranste Loch in der unteren Hälfte des Panzers, sichtbar wurde. 'Und mein Schwert, es ist schon wieder schartig...' Sagte Arranges. 'Ihr seid grausam zu eurer Ausrüstung, wisst ihr das?' Meinte die Nord und grinste ihn an. 'Ja, es ist eben so, dass auch Mithril gerne mal kaputt geht.' Meinte er und erwiederte ihr Grinsen. 'Das macht dann 150 Septime.' Ja, das hatte ich geahnt... 'Hmm, das ist ärgerlich, so viel habe ich momentan nicht.' Meinte Arranges und sah sie abwartend an. 'Ja richtig, aber nicht nur für euch, für mich auch, denn ich verdiene so kein Geld... Kommt wieder, wenn ihr zahlen könnt.'
'Aber sicher doch.' Auch wenn die Unterhaltungen meistens etwas schroff schienen, wusste doch jeder der beiden, dass ihre gegenseitigen Sympatien hoch genug waren.

Arranges wechselte das Gebäude und betrat das Alchemiegeschäft eine Tür weiter. Falanu stand mit dem Rücken zur Tür, drehte sich aber um, als sie die Tür ins Schloss fallen hörte. Ein Anflug von Freude war auf ihrem Gesicht zu erkennen. 'Ich wollte dir dein Buch wieder zurückgeben, das du mir gestern geliehen hast...' Sagte er, als er an die Theke herantrat und den Folianten hervorholte. 'Allerdings ist mir ein Missgeschick passiert und ich habe eine Seite abgerissen.' Fügte er hinzu, als er ihr das Buch zuschob. 'Das macht nichts, es ist ja auch schon älter...'
'Warte, ich ersetze es dir...'
'Nein, das ist nicht nötig.' Sie griff nach seiner Hand, die gerade unter den Umhang zu seinem Barvermögen wandern wollte. War Arranges Gesichtsausdurck im Gegensatz zu gestern recht freundlich gewesen und auch seine Worte alles andere als kalt und abweisend, so streifte er jetzt ihre Augen mit einem scharfen Blick. Sie wusste, dass er es eigentlich nicht gebrauchen konnte, wenn man ihn ungefragt anfasste. Eigentlich wollte er das nie, außer, er konnte fremde Berührungen nicht direkt zurückweisen, den Händedruck zum Gruß einmal ausgenommen, vermied er sie, wo es nur ging. Schnell ließ die Dunmer seinen Arm wieder los. Das Funkeln in den Augen des Kaiserlichen erlosch direkt wieder und wich der normalen, müden Leere. Arranges förderte einige Septime ans Licht und drückte sie der Dunkelelfe in die Hand. 'Verzeih mir, aber ich muss schon wieder weg. Ich hoffe, ich bin dieses Mal nicht wieder so lange fort wie bei meiner letzten Abwesenheit.' Etwas traurig sah sie ihn an. 'Komm bald wieder!' Arranges verließ das Gebäude.

Nach wenigen Schritten bemerkte er, wie Hunger in ihm aufstieg. Oh ja, das ist eine hervorragende Idee! Lobte er mit einer gesunden Portion Ironie seinen Magen. Er hatte tatsächlich schon seit einer Ewigkeit nichts ordentliches mehr gegessen. Aber die Herberge zur Westebne war jetzt zu teuer, er machte sich auf zu der zweiten Herberge in Skingrad, die zwei Schwestern, im Grunde auch keine schlechte Taverne, er konnte nur mit Orks - er hatte nichts gegen die Grünhäute - nicht unbedingt viel anfangen, aber hier beschränkte sich die anstehende Konversation glücklicherweise nur auf das Beordern von Essen.