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Legende
Skingrad -> Großer Forst -> Skingrad
Arranges stand nach nur wenigen weiteren Schritten vor dem Geschäft der Dunkelelfin. Sich über das Kinn streichend, schaute er auf zu dem Aushang, welcher quer zur Straße stand und so das Gebäude als Geschäft der Alchemie kennzeichnete. Der Kaiserliche schaute unschlüssig nach links und rechts, dann wieder auf die Eingangstür vor sich. Er schüttelte den Kopf und machte sich dann wieder auf den Weg zu den Stallungen. Er holte sein Pferd und ritt dann im Schein von Masser und Sekunda los. Arranges trieb seinen Rotfuchs zu höchster Eile, er flog fast schon wie ein Schatten über die Landschaft.
Am nächsten Morgen erreichte Arranges zusammen mit der aufgehenden Sonne die Kreuzung, wo die Ringstraße auf die Brücke zur Kaiserstadt abzweigte. Während der Dämmerung hatte Arranges das Tempo gemäßigt und kam nun im Schritttempo auf den Brückenkopf zu. Als er gerade an den ersten Zwillingstürmen vorbeiritt, sah er im Augenwinkel noch eine Gestalt an der Mauer lehnen. Das Gesicht war unter einer Kapuze verborgen, gekleidet war die Person in eine recht eng anliegende Lederrüstung, aber mehr als dass es sich um einen kleinen Menschen handelte, welcher sogar nochmal einen Ticken kleiner war als Arranges, konnte man im Dämmerlicht nicht erkennen.
'Ihr kommt ziemlich spät...' Ich hasse sie! Arranges zügelte sein Pferd und schaute zur Seite auf die Gestalt herab, welche sich jetzt von der Wand löste und mit beiden Händen die Kapuze zurückschlug. Zum Vorschein kam das Antlitz einer Kaiserlichen. Die goldenen, nackenlangen Haare nach hinten zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden, ließen sie ihr trotzdem noch eine einzelne, kurze Strähne in die Stirn fallen. Die mandelförmigen Augen leuchteten blau unter den feinen, ebenfalls blonden Brauen hervor. Eine kleine Stubsnase war zu erkennen, unter welcher etwas blasse, aber dafür absolut runde und volle Lippen den Mund beschrieben. Torso, Schultern und Schenkel wurden, wie Arranges auch schon zuvor erkannt hatte, von einer engen Lederrüstung bedeckt, sodass man die vollkommenen weiblichen Rundungen praktisch nicht ignorieren konnte. Waden und Unterarme waren nackt und von der gleichen edlen, aber nicht ungesund wirkenden Blässe, wie ihr Gesicht. Die Füße steckten in Läuferschuhen, welche gerade bis über die Knöchel reichten und recht bequem aussahen. An den Händen hatte sie fingerlose Stoffhandschuhe. An der Seite hing ein vergleichsweise kurzes Bastardschwert aus einer rotgelben Legierung. Torrah de Llevria stand neben Arranges und schaute zu ihm auf, als wäre sie die oberste Instanz, die man sich überhaupt vorstellen konnte. Gleichzeitig aber lag etwas Verletzliches und Beschützenswertes in ihrem Blick. Warum? Warum bei Dagon bekomme ich diese... Kreatur an die Seite gestellt, obwohl ich gesagt habe, dass ich keine Hilfe bräuchte?! 'Hat es euch die Sprache verschlagen Arranges?'
'Nein...'
'Nun, das will ich hoffen, denn ich will zu den folgenden Worten, die ich gleich an euch richten werde, eure Meinung hören.' Sagte sie und lächelte. Dieses Lächeln war wie der ungetrübte Sonnenaufgang an einem Wintermorgen, es war absolut unmöglich die Augen davon wegzubewegen. 'Achso?' Mehr brachte der Kaiserliche nicht hervor und dieses eine Wort war auch mehr gestammelt als ordentlich gesprochen. Der Kaiserliche stieg wie selbstverständlich ab und ging, die Zügel in einer Hand haltend, um das Pferd herum und trat vor Torrah. 'Ihr habt euch wiedereinmal nicht verändert Arranges.' Meinte sie und grinste verschmizt. Bei dem Nekromanten zuckte lediglich ein Augenlied, während er sich beherrschen musste, seine steinerne Maske des müden Wanderers mit den wachsamen Augen aufrecht zu erhalten. 'Genau das...' Legte sie nach. Haltet den Rand und kommt endlich zur Sache, damit ich euch baldmöglichst wieder los bin! 'Also, dann will ich euch mal nicht länger auf die Folter spannen, ich weiss doch, wie sehr ihr immer beschäftigt seid... Mir ist zu Ohren gekommen, dass ihr ein kleines Problem habt. Ein Rothwardon namens Arvundez steht zwischen euch und eurer Karriere. Die Meisterin ließ mir dies zutragen und bat mich darum, mich um die Sache zu kümmern, während ihr... weg sein würdet.' Während die Kaiserliche gesprochen hatte, war sie immer näher an Arranges herangetreten und stand jetzt nur noch gute zwei Handbreit vor ihm. 'Ich habe mich also auf den Weg gemacht um zu sehen, was meinem Mentorenkollege solche Schwierigkeiten bereitet... Aber was musste ich erfahren? Ihr habt jegliche Hilfe abgelehnt...' Die letzten Worte sprach sie mit gespielter Kränkung. Allerdings war sich Torrah darüber bewusst, wie Arranges reagieren würde. Sie kannte ihn schon zu lange. Der Kaiserliche wusste um die abartigen Künste der Magierin und nahm sich eigentlich jedes Mal vor, nicht wieder auf ihre Worte und Gesten anzuspringen, aber immer scheiterte er wieder daran. Lediglich in Gedanken konnte er sich neben seinem tatsächlichen Handeln den Weg zeichnen, den er eigentlich hätte einschlagen sollen, nämlich weg von ihr, weg von der unübertroffenen Torrah de Llevria. Was sie sagte legte bei Arranges eine Art Schalter um, er konnte einfach nicht umhin, nach ihrer Pfeife zu tanzen, zwar versuchte er dies zu vermeiden, aber er sah sich schon wieder als sabbernden Idioten im Schatten der Kaiserlichen wandeln, solange er mit ihr zusammenarbeiten würde. 'Ich... versteht doch, ich wollte euch nur nicht in Dinge miteinbeziehen, die ich selbst versaut habe... soetwas sollte ich selbst wieder geraderücken.' Ohne euch! Mit einem unfehlbaren Augenaufschlag sah sie zu ihm auf und seine Fassade begann zu bröckeln. 'Arranges, in Cyrodiil gibt es nur uns beide, wir müssen einander helfen...' Nein, eben nicht... von einer zweitklassigen Beschwörerin lasse ich mir nicht helfen! In der Tat war Torrah nichteinmal halb so gut wie Arranges, was die Schule der Beschwörung anging, dafür aber übetraf sie ihn in allen anderen Disziplinen. 'Das ist... richtig...'
'Auch wenn ich weiss, dass ihr lieber allein arbeitet, aber zumindest ich freue mich jedes Mal darüber, euch sehen zu dürfen...' Ein stummer Vorwurf hallte den Worten nach. Ich bin verdammtnochmal nicht dein Schoßhündchen... also hör auf mit diesem Gesülze! 'Ich arbeite eben am effektivsten, wenn ich allein bin...'
'Ich weiss doch, wie sehr ihr um euren Platz bei uns bemüht seid, aber trotz aller Befremdlichkeit und dem Drang nach dem einsamen und ruhigen Studium ist es wichtig auch Kooperation zu zeigen... aber genug dieser Dinge, wir haben noch einiges zu bereden.' Sie stellte sich neben ihn und schob ihn mit einem Arm, den sie um ihn legte, vorwärts, weg von der Kaiserstadt. 'Ich habe Arvundez außerhalb von Chorrol auf der Straße abgefangen. Ich gab mich als Händler und bot ihm einen Handel an. Er ist darauf eingegangen. Wir treffen uns heute bei Anbruch der Nacht im großen Forst an einem ausgemachten Platz.' Der hätte euch das Buch auch so gegeben, aber warum einfach, wenn es auch kompliziert geht? 'Ihr habt den Weg also schon geebnet, ich muss praktischerweise nur noch die Pflastersteine fugenlos darauf verteilen?'
'Genau so ist es.'
Sie machten sich auf den Weg in den großen Wald, welcher das Herzland umgab. Während der Stunden, die sie unterwegs waren, bearbeitete Torrah Arranges wie sie es immer tat. Niemand beherrschte das Wort und die Gestik so wie sie. Half dies einmal nicht weiter, wusste sie sich ihre Partner und Partnerinnen auch mit Magie gefügig zu machen. Sollten alle Stricke reissen war sie dennoch unangreifbar. Ihre Schwerthiebe waren zwar nicht von großer Kraft geprägt, dafür aber mit schnellen und taktischen Streichen geführt, wie sie nur die aller Wenigsten hinbekamen. Ihre Zerstörungsmagie war absolut tödlich und das Zusammenspiel ihres Körpers mit der leichten Lederrüstung so tadellos, dass sie auch direkte Hiebe ohne merkliche Verletzungen wegstecken konnte. Sie war im weitesten Sinne unantastbar.
Es dunkelte bereits, als Torrah und Arranges in den dichten Wald eintauchten. Die Kaiserliche führte sie zu einem kleineren Grasfeld, welches dicht von Bäumen umwachsen war. Eine kleine Insel, wie es ihrer viele gab, über welcher man durch das Geflächt der Äste das Firmament sehen konnte. Sie blieb stehen und sah zu Arranges. 'Haltet euch zurück...' Sie wusste, dass diese Worte bei dem Kaiserlichen allein kaum helfen würden, schließlich kannte sie ihn und seine Art mindestens so gut, wie er sich selbst kannte. Sie trat an ihn heran und sah ihm kurz eindringlich in die Augen. Dann legte sie sanft ihre Hand auf Brusthöhe auf den Mithrilpanzer. 'Ihr wollt doch nicht, dass mir oder euch etwas passiert... wenn ich Hilfe brauche, sag ich es euch.' Arranges war wie Wachs in den Händen de Llevrias, er hatte nicht mehr das Verlangen, sich über sie ernsthaft aufzuregen. Mit einem undeutbaren Lächeln drehte sie sich um. Als die Sonne ganz untergegangen war, sorgte nur noch Sekunda für eine eher spärliche Beleuchtung. Die beiden Kaiserlichen mussten nicht sehr lange warten. Schon nach kurzer Zeit traten zwei Riesen aus dem Wald auf die kleine Fläche. Ein Ork und ein Nord, beide in kompletten Orkrüstungen mit zwergischen Claymoren auf dem Rücken. Die beiden Krieger traten einige schritte auf die Nekromanten zu, blieben aber ungefähr in der Mitte der Fläche stehen. Der Ork, welcher den Nord zwar nicht an Breite, aber an Höhe übertraf, tat einen großzügigen Schritt zur Seite. Hinter ihm erschien der schon fast lächerlich klein wirkende Rothwardon, unter dem Arm ein in Tuch gehülltes, eckiges Packet. 'Bleibt hier, ich regle das schon.' Flüsterte Torrah Arranges zu, der nur mit einem Nicken antwortete. Sie ging auf die drei Gestalten zu und blieb vor ihnen stehen. Sie beredeten etwas. Arranges sah teilnahmslos, wie der Rothwardon ein paarmal den Kopf schüttelte. Torrah versuchte ihn wohl noch irgendwie anders umzustimmen, aber Arvundez zeigte sich sichtlich unbeeindruckt von ihrer Art. Dann kam sie zurück zu Arranges, während die anderen an Ort und Stelle stehen blieben. Sie stellte sich wieder neben den Kaiserlichen und legte ihm die Hand auf den Rücken. Arranges wusste zwar, was kommen würde, aber Torrah hatte ihn schon in den Stunden zuvor so sehr für sich eingenommen, dass er es einfach geschehen ließ. Ich kann... einfach nichts dagegen tun... Der Kaiserliche merkte, wie ihn Magie durchflutete. Augenblicklich sah er nur noch rot. Seine Hände ballten sich zu Fäusten und sein Blick verängte sich. Ein ganzer Mix aus magischen Sprüchen und Formeln wirkte Torrah auf ihn ein. Seine Muskeln krampften und schmerzten unter dem Einfluss der Magie, sein Bewusstsein wurde nur noch auf seine Kampffertigkeiten ausgerichtet, er fühlte, wie Adrenalin durch seinen Körper rauschte. Dann nahm sie die Hand wieder runter und sah zu ihm auf. Das schwere Atmen und die hervortretenden Adern an den Schläfen zeigten ihr, dass ihre Zauberei so wirkte, wie sie es wollte. Sie zeigte nur auf den Rothwardonen und sprach leise zu Arranges: 'Er hat dein Buch, lehnt jetzt aber den vereinbarten Handel ab, ich weiss nicht wieso... wir müssen ihn loswerden...' Verrecken soll er! Schon als die Kaiserliche auf ihn zeigte, überkam Arvundez ein komisches Gefühl und er schaute zu seinen Beschützern links und rechts. Sie verstanden die Geste und langten nach ihren Waffen. Das leise Klirren von Metall auf Metall war zu hören, als der Ork und der Nord ihre Zweihänder zogen. Arranges hatte währenddessen ein ganzes Duzent Sprüche im Anschlag, sein Schwert gezogen und die Zügel seines Rotfuches losgelassen. Mit langen Schritten kam er auf die drei Gestalten zu. Er hob seine freie Linke, welche direkt von einer azurblauen Flamme eingehüllt wurde. Ein Meter vor Arvundez blieb Arranges stehen. 'Mein Buch wenn ich bitten darf!' In diesem Moment bemerkte er aber schon den neuerlichen Magieeinfluss, von hinten. Torrah hatte nochmal nachgelegt.
Ohne auf eine Antwort zu warten, zuckte die Klinge des Kaiserlichen nach vorn und Arvundez sackte zusammen. Mit so einem Angriff hatte er wohl nicht gerechnet. stöhnend presste er die Hand auf ein klaffendes Loch im Bauch. Die beiden Krieger erfassten die Bedrohung nicht gleich, sodass Arranges Zeit hatte, einen Satz nach hinten zu machen. Aber kaum hatten sie sich gefangen, stürmten sie auch schon auf Arranges ein. Der eine kam nicht sehr weit. Vor ihm wuchs ein Markynaz aus dem Boden und blockte den Hieb zur Seite weg. Dem Dachschlag des anderen begegnete Arranges mit einem Gegenschlag. Scheppernd prellten die Klingen auseinander. Beiden wurden ihre Waffen aus den Händen gerissen. Der Ork blickte etwas verwirrt, hatte aber weiters keine Zeit mehr, sich darüber Gedanken zu machen, was er tun sollte. Arranges hatte ihm bereits die zaubernde Hand entgegengestreckt und brachte den Spruch zu Ende. Die Grünhaut ging augenblicklich in Flammen auf. Brüllend und mit den Armen rudernd stolperte der Ork herum. Weiter gehts... Der Nord hatte den Markynaz nach einem kleinen Kampf überwunden und sah jetzt ein paar Sekunden verstört auf den brennenden Ork. Als sich seine hasserfüllten Augen wieder auf Arranges gerichtet hatten, war es schon zu spät. Der Kaiserliche hatte in der Zwischenzeit das Silberschwert mit einem verächtlichen Blick weggeschleudert und sich ein daedrisches Cleymore gerufen. Der Hieb war präzise und mit einiger Wucht geführt, von der Arranges für den Bruchteil einer Sekunde selbt überrascht war. Ein Scheppern, begleitet von einem widerlichen Knacken bestätigte, dass die rechte Schulter unter der Rüstplatte des Nords gebrochen war. Arranges ließ seinem Kontrahenten aber keine Zeit zum Schreien. Er drehte sich mit ordentlich Schwung um die eigene Achse und ließ das Schwert von der Seite heranfliegen. Knirschend schlug es eine Kerbe in die Rüstung auf Lungenhöhe. Pfeifend entwich dem Nord die Luft. Er ging vor Arranges in die Knie. Dieser ließ das Schwert mit einer Hand los und riss dem Krieger den Orkhelm vom Kopf. Dann packte er ihn in den Haaren und wechelste in der anderen Hand die Waffe. Das Cleymore verschwand und ein daedrischer Dolch manifestierte sich. Das blanke Entsetzen stand dem Nord ins Gesicht geschrieben, als er in die leeren Augen des Kaiserlichen blickte. Arranges setzte die Spitze des Dolchs über dem Kehlkopf des Nords an. Ein bestialisches Grinsen zeichnete sich auf dem Antlitz des Nekromanten ab, als er langsam aber beständig die Klinge im Halse des Nordmanns versenkte. Gurgelnd verkündete der Nordkrieger nach wenigen Augenblicken sein Ableben. Arranges blickte auf. Der Ork war mittlerweile auch tot und lag bis zur Unkenntlichkeit verkohlt mit glühender, deformierter Rüstung ein paar Meter weiter im Gras. Als er zu Arvundez sah, hielt er einen Moment inne und ein Ruck ging durch den Körper des Kampfmagiers. Er blickte direkt in die Augen des Rothwardonen, welcher sich von seinem ersten Schock erholt hatte und die Wunde jetzt wohl einfach zu ignorieren schien. Er hatte sich auf einen Ellenbogen gestützt und die andere Hand erhoben, als würde er etwas halten, aber da war nichts. Ungläubig schaute Arranges an sich herab und sah den Griff eines Ebenholzdolches aus seinem Bauch ragen. Er sah wieder auf und erkannte das triumphierende Grinsen im Gesicht des Rothwardonen. Er ließ den Nord los und richtete sich auf. Dann packte er den Loch und riss ihn aus seinen Eingeweiden. Mit der triefenden Waffe schritt er auf den Rothwardonen zu, dessen Grinsen gefroren war und sich jetzt langsam aber sicher zu einer Angstgrimasse wandelte. Er hob noch abwehren die Hand, was ihm aber überhaupt nichts nutzte. Nachdem Arranges sich einige Augenblicke später von Arvundez abwandte, war dessen Gesicht nur mehr eine rote, breiige Masse. Der Kaiserliche hob das Buch auf und ging ungeachtet des roten Stroms, welcher aus dem Loch in seinem Unterleib drang, zu Torrah de Llevria.
'Arranges, wie seht ihr denn aus? Ihr solltet mit den Leuten verhandeln... wisst ihr, verhandeln...' Sie kicherte und langte nach dem Buch. Mit der anderen Hand tippte sie dem Kaiserlichen an die Stirn, voraufhin dieser nach hinten kippte. Den Folianten in Händen haltend, ging sie neben dem Kaiserlichen in die Knie. Arranges selbst sah nur noch verschwommen. 'Keine Sorge, ich werdet morgen nichts mehr spüren... ich kann euch hier ja nicht einfach sterben lassen...' Wieder kicherte sie. Dann spürte Arranges die warme Umarmung des Schlafes.
Arranges erwachte, weil ihn irgendetwas an der Wange anstubste. Es war weich und haarig. Er schlug die Augen auf und sah die Nüstern seines Rotfuches über sich. Was zum Henker?! Er fühlte sich wie gerädert. Als das Tier wahrnahm, dass Arranges erwacht war, ging es zur Seite und blickte ihn nur an. Arranges setzte sich mühsam auf, ihm war als hätte er seit Wochen nicht geschlafen, obwohl er gerade erst erwacht war. Er lag auf einer kleinen baumlosen Fläche mitten im Wald. Was mache ich hier? Warum... Seine Gedanken brachen jäh ab, als er sich umblickte und die Verstümmelten sah. Torrah... DAS BUCH! Schnell war Arranges auf den Beinen, stöhnte aber auf und fasste sich keuchend an den Bauch. Als er die Hand wegnahm, sah er nur noch die Stelle, wo der Dolch durch den Mithrilpanzer gedrungen war, darunter aber war die Haut unversehrt. Trotzdem würde es noch eine Weile dauern, bis auch die letzten Schmerzen und Heilprozesse abgeklungen sein werden. Er sah sich um und langsam aber sicher kamen die Erinnerungen an das Massaker wieder zurück. Torrah hatte es einmal mehr geschafft, ihn komplett zu kontrollieren... und jetzt hatte sie auch noch das Buch mitgenommen, denn Arranges konnte es hier nirgends finden. Ich bin mal gespannt, was gewisse Leute dazu sagen werden... Aber Arranges drängte seinen Groll zurück, jetzt half ihm das auch nichts und außerdem war er viel zu müde und erschöpft, als dass er ihr hätte direkt nachjagen können. Davon mal abgesehen, wusste er überhaupt nicht, wo sie hingegangen sein könnte.
Der Kaiserliche machte sich auf nach Skingrad. Nach einem flotten Tagesritt war er in der Stadt angekommen. Nach einem Besuch bei Falanu, die er durch seine neuerlich noch kühlere Art mit tränenden Augen in ihrem Geschäft zurückgelassen hatte, nahm er sich am Abend ein Zimmer in der Herberge zur Westebene und verbrachte die Nacht damit, alchemistische Rezepte und Mischtaktiken aus einem etwas angestaubten Buch zu studieren.
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Drachentöter
Cheydinhal - Umland -> Bockbierquell -> Skingrad
Sie saß Mordan Neladren gegenüber, ihrem Mentor und Ziehvater. Beide saßen in gemütlichen Sesseln in seinem Haus in der Nähe von Cheydinhal, welches weit weg von den Straßen stand, im Kamin prasselte ein Feuer, draußen war es bereits dunkel geworden. Dreveni hielt eine Tasse mit heißem Tee in der Hand, und sah Mordan fragend und skeptisch an. "Sein letzter Aufenthaltsort war also das Schloss in Skingrad. Du weißt dass ich dort normal nicht arbeite."
"Ich weiß, es war auch sein letzter bekannter Aufenthaltsort, es besteht Grund zu der Annahme, dass er sich im Umland von Skingrad aufhält oder in einer anderen Stadt."
"Oh, vielleicht ist er ja schon in Hammerfell, oder in Skyrim, oder..."
"Dreveni...", dabei sah Mordan sie tadelnd an.
"Entschuldige, ich lass dich schon ausreden.", antwortete sie lächelnd.
"Er hat kaum die Mittel, weit zu kommen, außerdem ist er nicht gerade ein unbeschriebenes Blatt in Tamriel. Jetzt hat er es sich auch in Cyrodiil verscherzt, dieser Adlige, der den Auftrag gegeben hat, hat eine Tochter, und das Ziel ist nicht wirklich standesgemäß und naja, ich denke du verstehst."
Sie nickte nur und beobachtete Mordan, während er weitersprach. Er hatte sich über die letzten Jahre eigentlich gar nicht verändert. Er trug das weiße Haar immer noch nach hinten in einem Zopf, sowie die einfache graue Robe, die er meistens im Haus trug.
"In den anderen Provinzen droht ihm vermutlich nur Gefängnis, aber dieses mal hat er sich den falschen herausgesucht. Der Auftraggeber ist genauso jähzornig und nachtragend wie reich an Geld und Einfluss, und möchte seine Tochter entsprechend verheiraten, da versteht er keinen Spaß." Mordan schob ihr ein paar Pergamente über den niedrigen Tisch. "Das sind Unterlagen, die wir bis jetzt erhalten haben. Alles weitere werden dir die Kontaktleute des Auftraggebers in Skingrad erklären können. Sie werden erst in etwa einer Woche dort sein, vielleicht findest du allein in der Stadt schon etwas heraus."
"Eilig scheint es ihnen ja nicht zu sein. In Ordnung, ich machs." Hauptsächlich reizte sie die Bezahlung an diesem Auftrag, weniger der vermutlich beträchtliche Aufwand das Ziel überhaupt zu finden. Wenn es soweit war, stellte er außerdem keine große Herausforderung da, ein Kämpfer war er nicht.
Als Dreveni begann, die Pergamente durchzublättern und zu überfliegen, erntete sie den nächsten tadelnden Blick von Mordan. "Das hat Zeit bis später, vor morgen Vormittag brauchst du überhaupt nicht aufzubrechen, du wirst eh ein paar Tage in Skingrad warten müssen. Erzähl lieber davon wie es dir ergangen ist in der letzten Zeit." Sie sahen sich nicht so oft wie sie es gewollt hätten, auch wenn Dreveni mehr oder weniger in diesem Haus wohnte, wenn sie einmal nichts zu tun hatte oder eine Zeit nicht gesehen werden wollte, aber das kam selten vor. "Da gibt es nicht viel zu erzählen", antwortete Dreveni schulterzuckend. "Der letzte Auftrag ist in eine ziemliche Sauerei ausgeartet, aber es ist gerade noch einmal gut gegangen, wie du weißt...."
"Das will ich doch meinen, was kann daran so schwer sein, jemandem im Schlaf die Kehle durchzuschneiden?"
"Der hat sich ausgerechnet in dem Moment herum geworfen, ich hab ihn nicht richtig getroffen, und er ist aufgewacht." Sie sah etwas betreten zu Boden, das passierte normal nur Anfängern, ihrer Meinung nach. "Zum Glück hatte ich schon ein Kissen halb in der Hand, das konnte ich ihm auf den Kopf drücken bevor er geschrien hat. Geblutet wie abgestochen hat er natürlich auch, daher die Sauerei, denn er hat immer noch gezappelt. Es war gar nicht so einfach, ihn im Dunkeln noch einmal richtig zu treffen ohne dass er los brüllt weil das Kissen verrutscht, ich weiß auch nicht woher er soviel Luft darunter her hatte. Wie gesagt, eine Riesensauerei am Ende, aber es hat keiner gehört. Hätte der Auftraggeber nicht ausdrücklich verlangt, dass er durch die Klinge stirbt, hätte ich ihn gleich erstickt."
"Na dann. Auch wenn ich DAS eigentlich nicht meinte."
"Mordan..."
"Was denn?" Er sah sie offen an, als er weitersprach. "Du sollst nicht dein ganzes Leben allein verbringen. Du bist in keiner Gilde, keinen Vorschriften unterworfen, du hättest die Möglichkeit..."
"Nein hätte ich nicht, wie denn wenn ich die nächsten Wochen wieder jemandem quer durch Cyrodiil folgen soll?" Sie sah ihn ärgerlich an. Dieses Thema hatten sie schon zu genüge durchgekaut, ein ums andere Mal.
"Danach..."
"Danach wird der nächste Auftrag kommen, oder willst du dass ich aufhöre damit?" fragte sie ihn.
"Nein, natürlich nicht. Ich möchte nur nicht, dass du dich jemandem verpflichtet fühlst, dass du dich mir verpflichtet fühlst. Du kannst tun was du möchtest."
"Dann glaub mir bitte endlich dass ich weder einsam noch unglücklich bin. Außerdem hab ich ja noch etwas Zeit, ich bin ja noch jung." Damit war das Thema üblicherweise bis zum nächsten Mal erledigt, und sie verbrachten den Rest des Abends bei einem Kartenspiel.
Dreveni ging recht zeitig zu Bett, und las dort die Pergamente. Außer einer hoffentlich gut getroffenen Zeichnung enthielt es nicht viel nützliches. Es war ein Kaiserlicher, er nannte sich Jack. Vermutlich war das nicht sein richtiger Name, und es war vermutlich auch das letzte Mal gewesen, dass er ihn in Cyrodiil benutzt hatte. Ein paar Angaben, was er in der Vergangenheit getrieben hatte, enthielten sie auch, das übliche, anscheinend kein Wohnsitz und laufend Ärger am Hals weil er die Hände an den falschen Töchtern hatte. Sie prägte sich das Bild genau ein, er sah - für einen Mensch - tatsächlich nicht schlecht aus. Braune Locken die ihm auf die Schultern fielen, strahlend blaue Augen und ein gut geschnittenes Gesicht.
Am Morgen frühstückte sie noch mit Mordan und machte sich dann fertig zum Aufbruch. Sie trug einen schwarzen Overall mit kurzen Ärmeln, am linken einen Handschuh ohne Finger der bis zum Ellenbogen reichte, an dem ein Stilett aus Stahl befestigt war. Das lange, tiefschwarze Haar flocht sie im Nacken zu einem Zopf, den sie rund um den Kopf feststeckte. Sie nahm den daedrischen Dolch von der Kommode, schlug ihn in ein Stück Leder ein, tat ihn zu ihrem Gepäck und warf den langen schwarzen Wollmantel über die Schultern. Unten wartete bereits Mordan. "Hier, für deine Auslagen...", sagte er und drückte ihr einen Beutel mit Münzen in die Hand. "Die Kontaktleute werden in etwa einer Woche in der Zwei Schwestern Herberge eintreffen. Du hast gelesen, wie du sie triffst?"
"Ja."
"Über über sie kannst du mir auch einen Kurier schicken lassen."
"Ja.."
"Du kennst meinen Bekannten in Skingrad, wenn du etwas brauchst..."
"Jaha...", wobei sie mit den Augen rollte. "Ich weiß, wie immer, außerdem hab ich alles."
"Pass auf dich auf, sei Vorsichtig."
"Bin ich immer. Mach dir keine Sorgen wenn du eine Weile nichts von mir hörst." Sie verabschiedeten sich mit einer Umarmung, und Dreveni stieg auf ihr Pferd. Den Bogen hatte sie entspannt zusammen mit den Pfeilen in eine Decke gewickelt und hinten am Sattel befestigt, das Langschwert war griffbereit aber schwer sichtbar seitlich am Sattel unter den Taschen befestigt. Tagsüber waren die Straßen außerdem relativ sicher, und sie hatte nicht vor durchs Unterholz zu reiten. Sie lies sich Zeit und übernachtete in Bockbierquell, einer einfachen Herberge auf halber Strecke nördlich der Kaiserstadt, die von Dunmern geführt wurde.
Am nächsten Morgen ritt sie weiter nach Skingrad, was sie ohne Zwischenfälle am späten Nachmittag erreichte. Naja, der Bandit wäre fast ein Zwischenfall geworden, aber nach einem gut gezieltem Feuerball und einem Blick auf ihr gezogenes Schwert und dem entschlossenem Funkeln in ihren roten Augen hatte er sich dann doch für die Flucht entschieden. Sie gab das Pferd in die Hände des Stallburschen, nahm das Vulkanglasschwert was ihr einen erstaunten Blick von selbigen einbrachte, das Bündel mit dem Bogen sowie einen kleineren Beutel und ging auf das Tor zu. Die Stadtwache entschied sich bei ihrem Anblick, die Kontrolle doch einmal etwas ernster zu nehmen, und trat ihr in den Weg. Der Kaiserliche, Was auch sonst.., grinste sie schleimig an und fragte: "Ihr wollt also nach Skingrad?"
"Skingrad?? Verflucht, eigentlich wollte ich nach Chorrol..."
Die Wache schien ihren Sinn für Humor nicht so ganz zu teilen, auch wenn er bei einer solch dämlichen Frage doch mit so etwas rechnen musste. "Euren Pass. Habt ihr etwas zu verzollen?", fragte er sie jetzt, nicht mehr schleimig sondern ziemlich unfreundlich. Den Pass hatte sie griffbereit in einer Tasche und so musste sie ihre Sachen nicht ablegen, um ihn der Wache zu zeigen. Diese studierte den Pass eine Weile, bis er ihn ihr zurückgab. "Was zu verzollen?"
"Nein."
"Was ist das?", fragte er mit einem Blick auf ihr Schwert, das sie unter den Arm geklemmt trug.
"Ein Schwert?"
"Herrgott, nein, was wollt ihr damit?"
"Ist es seit neuestem verboten ein Schwert mit sich zu führen? Ich möchte mein Glück bei der Kämpfergilde versuchen." In diesem Moment trat eine zweite Wache dazu und tippte die erste auf die Schulter. Diese war inzwischen schon leicht rot geworden, und schnautzte: "Was willst du?" Die zweite Wache sagte ihm leise etwas, auf das er mit einem lauten: "Nicht schon wieder!" reagierte, Dreveni mürrisch durch winkte und verschwand, wobei sie ihn noch rufen hörte: "Dieses Weib bringt mich noch ins Grab!". Stattdessen stand der zweite Wachmann jetzt am Tor und blickte gleichgültig geradeaus, den Ausbruch seines Kollegen ignorierend. Dreveni schüttelte kaum merklich den Kopf, Ich könnte SIE für dich gern ins Grab bringen..., und wandte sich in der Stadt zur Zwei Schwestern Herberge, wo sie sich ein Zimmer nahm. Dort angekommen lies sie ihr Gepäck aufs Bett fallen, zog den Overall aus und ein petrolfarbenes Kleid über, dass in dem Beutel war. Es ging ihr bis zu den Knöcheln, lag in der Taille eng an und hatte nach unten weiter werdende Ärmel, unter denen man so gut wie unsichtbar einen Stilett an zwei Lederschlaufen tragen konnte, was sie auch tat. Sie machte den Zopf auf und kämmte den Staub von der Reise aus den Haaren, die glatt und seidig bis über die Hüften fielen. Nachdem sie einen kurzen Blick in den Spiegel geworfen hatte, ging sie nach unten in den Schankraum und bestellte sich etwas zu Essen. Der Uhrzeit entsprechend war es relativ voll in der Taverne, sie beobachtete unauffällig die Anwesenden bis ihr ein Kaiserlicher auffiel, der sich gerade an der Theke niedergelassen hatte und mit der Wirtin, einer Ork, sprach. Sie beachtete ihn jedoch nicht weiter, und wandte ihre Aufmerksamkeit wieder einer Ausgabe des Rappenkuriers zu. Der Mann verließ nach etwa einer Stunde wieder die Taverne, Dreveni ging noch etwa eine Stunde später auf ihr Zimmer, um ihren Mantel zu hohlen und trat in die kühle Nachtluft vor der Taverne.
Es war inzwischen stockfinster, aber noch vor Mitternacht. Sie ging ein Stück die Hauptstraße entlang, verschwand dann aber auf den schmalen Wegen die hinter den Häusern an der Stadtmauer entlang führten. Kurz darauf hörte sie leise Schritte hinter sich und blieb stehen, nachdem sie vor sich niemanden sehen konnte. Die Hände vor dem Bauch zusammengelegt, die Rechte dabei in der Nähe des Griffes der Waffe unter ihrem Ärmel drehte sie sich um. Ein paar Schritte entfernt stand der Kaiserliche aus der Taverne und grinste sie an. "Was treibt dich denn mal wieder in diese schöne Stadt?", fragte er leise als er näherkam.
"Arbeit, was wohl sonst. Deshalb muss ich dich auch leider gleich enttäuschen, ich habe keinerlei freie Kapazitäten."
"Es tut sich ohnehin nicht viel hier, in Skingrad ist es erschreckend ruhig in den letzten Wochen. Ach, doch, zwei Geschwister wollen ihre alte Mutter loswerden, es geht wohl um ein Erbe."
"Wie viel Erbe?"
"Sowas interessiert uns doch nicht, dachte ich?", fragte er sie lächelnd.
"Wie ich dich kenne, weißt du es trotzdem."
"300 Septime, und gezahlt hätten sie 50. Da wäre meine Provision schon dabei gewesen."
Dreveni antwortete nicht sondern sah ihn nur erstaunt und ablehnend an.
"Genau die Reaktion habe ich ihnen gleich in Worte gefasst, du siehst, es gibt nichts zu tun hier."
"In welchen Zeiten leben wir eigentlich," fragte ihn Dreveni leise und kopfschüttelnd als sie ein Stück weiter den Weg entlang gingen. "Jemand wegen 300 Septimen umbringen zu wollen und erwarten, dass es jemand für 50 macht. Aber ich bin wie gesagt sowieso wegen jemandem anderen hier. Schaust du später noch bei mir auf dem Zimmer vorbei?"
"In Ordnung, nach Mitternacht."
Sie nannte ihm noch die Zimmernummer, dann trennten sie sich wieder. Dreveni ging noch eine Runde durch die Stadt bevor sie wieder den Weg zur Herberge einschlug.
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ᵵ Ghost Rider ᵵ
Grenzgebiet Hammerfell-Cyrodiil -> Skingrad
Langsam kehrte sein Bewusstsein wieder zurück. Die Hände des Rothwardonen verkrampften und krallten sich in den Sand, welcher sich unter ihm befand. Er versuchte sich zu erheben. Nichts. Sein Kopf fühlte sich an, als würde das Innere seines Schädels mit Spitzhacken bearbeitet, und als er die Augen aufschlug, explodierten die Punkte, welche vor seinen Augen herumschwirrten, in vielen bunten Farben. Ein Schwindelgefühl erfasste ihn, und schnell schloss er die Lider wieder. Das Gefühl legte sich langsam, und er traute sich nicht, die Augen wieder zu öffnen. Kraftlosigkeit war das vorherrschende Gefühl, und so wusste er nicht, wie lange er hier im Dämmerzustand jetzt gelegen hatte. Ihm kam es vor wie Stunden, in Wirklichkeit aber waren es lediglich wenige Minuten.
Endlich richtete er sich auf, zunächst nur bis in eine kniende Haltung auf allen Vieren. Er hatte einen metallischen Geschmack im Mund, den er nicht einordnen konnte. Als er den Kopf zur Seite drehte, erkannte er ein Seil neben sich auf dem Boden liegen, dazu viele größere und kleinere Steinbrocken. Seine Augen tasteten langsam, beinahe träge den Boden ab. Der Rothwardon lag in einem Kreis aus fahlem Licht. Nach der Ursache suchend, drehte er den Kopf noch weiter und blickte schließlich nach oben. Dort erkannte er ein Loch in der Decke, durch das er den Mond sehen konnte; offensichtlich war dieser die magere Lichtquelle, die wenigstens ein wenig von der Umgebung erkennen ließ. Ich bin in einer Höhle. Wie bin ich hier hergekommen? Der Gedanke war ebenso langsam in seiner Formulierung wie die Augenbewegungen, und plötzlich bekam der Rothwardon ungeheure Kopfschmerzen. Ein Fiepen, dass er glaubte, sein Kopf würde explodieren, erklang in seinen Ohren. Er griff sich schlagartig an die Schläfen und sank wieder zu Boden. Sein Mund war zu einem stummen Schrei geöffnet, aber es erklang kein Laut; vor Schmerzen wandte er sich auf dem kühlen Sand hin und her. Gerade als er glaubte, sterben zu müssen, wurde der Ton leiser und leiser, bis er schließlich endgültig verschwand. Der plötzlich eintretenden Stille traute er noch nicht so ganz, so blieb er zunächst erschöpft und mit den Händen immer noch am Kopf auf dem Boden liegen.
Die Gedanken in seinem Gehirn überschlugen sich; angestrengt versuchte er Ordnung in das Chaos zu bringen, was ihm nur mit Mühe gelang. Ich muss hier raus! Aber warum? Wo raus? Was willst du hier? Woher kommt der Sand? Das Seil? Die Steine? Der Mond? Die Dunkelheit? Das Loch? Er schüttelte den Kopf, es machte keinen Sinn, was er sich dort zusammenreimte. Nochmal versuchte er von vorne zu beginnen. Und dann traf ihn mit einem Mal der Schlag. Die Augen weit aufgerissen, erhob er sich mit zittrigen Beinen und betrachtete seine Hände. Wieder wirbelten die Gedanken durch seinen Kopf, aber er fand keine Antwort auf die Frage, der er sich bewusst geworden war. Sie war einfach. Und doch konnte er sie nicht beantworten. Mit leerem Blick schaute er auf und starrte in die Dunkelheit, bis er schließlich ungläubig flüsterte:
„Wer bin ich…“.
Über den Klang seiner eigenen Stimme erschrak der Rothwardon. Ich muss hier raus! Aber warum? Wer bin ich? Wo raus? Was willst du hier? Wer bin ich? Woher kommt der Sand? Das Seil? Die Steine? Wer bin ich? Der Mond? Die Dunkelheit? Das Loch? Zwischen seine Gedanken von vorhin mischte sich jetzt immer häufiger diese eine Frage, welche er auch unter größten Anstrengungen nicht beantworten konnte. Er war sich bewusst, dass er eigentlich gerade kurz davor stand, durchzudrehen, aber er zwang sich zur Ruhe. Der Rothwardon hatte sich an einer gemauerten Wand, etwas abseits des Mondscheinkegels, niedergelassen und musterte den Sand. Er spürte, es fehlte nicht mehr viel und er würde den Verstand verlieren. Du musst dich beruhigen. Atme ruhiger,..., aber wieder fiel ihm sein Name nicht ein. Tief atmete er ein und aus, und tatsächlich, je öfters er dies tat, desto ruhiger wurde der Herzschlag, bis er sich schließlich normalisiert hatte. Hinweise! Du brauchst Hinweise! Das wird dir helfen! Die Stimme in seinem Kopf klang verzweifelt, aber dennoch klammerte er sich daran. Im dämmrigen Licht musterte er seine Hände. Sie waren verschrammt und wiesen frische Kratzer auf. Sein Blick fiel zu dem Loch. Ich bin gestürzt. Dies klang logisch; der erste logische Gedanke. Das machte ihm Mut. Er suchte weiter mit seinen Augen. Seine Kleidung war verdreckt, aber noch halbwegs intakt. Sie war leicht und passte irgendwie in die Umgebung. Sand. Wüste. Noch immer hatte der Rothwardon keine Ahnung. Ein Halstuch, das voller Sand war. Ein Halstuch? Er zog es höher, es bedeckte seine untere Gesichtshälfte und den Hals. Eine Maske. Seine Hände tasteten zum Gürtel. An seiner rechten Hüfte am Gürtel war ein leerer Haken. Auf der anderen Seite: etwas Längliches und Gebogenes. Er löste es, hielt es sich vor die Augen und zog am Griff. Eine scharfe kurze Klinge kam zum Vorschein. Ein Krummdolch. Wozu? Ich weiß es nicht. Seine Gedanken wurden immer analytischer. Seine Finger betasteten jetzt seinen Oberkörper. Wieder Metall. Ein kleines Etui unter seinem rechten Arm. Vorsichtig öffnete er es. Fünf kleine Griffe erschienen, jedes gehörte zu einer kleinen spitzen, flachen Klinge. Wurfmesser. „Wozu? Ich weiß es nicht…“, flüsterte er und tat sie wieder an ihren ursprünglichen Ort zurück. An seinem Gürtel ein weiteres kleines Ledertäschchen. Darin klimperte es. „Goldstücke“, stellte er ratlos fest, als er einen Blick hinein warf. Noch immer kam ihm seine Stimme wie die eines Fremden vor.
Er blieb nach seiner Analyse sitzen. Das Auseinandernehmen seiner Kleidung und Ausrüstung erbrachte nichts. Er strich sich mit der Hand über den Kopf. Er berührte kurzes Haar, welches vom Sand verdreckt war. Plötzlich ein stechender Schmerz, die Hand zuckte weg. Ein feuchtes Glänzen verriet: Blut. Daher die Kopfschmerzen. Ächzend erhob er sich, denn er spürte, wenn er jetzt wieder zu viel nachdachte, würde er wahnsinnig werden; ihm würden wieder diese wirren Gedanken kommen. Jene, die ihn verrückt machten. Er stand vor dem Seil und hob es auf. Die Augen richteten sich wieder in die Höhe, und er wog es in der Hand. Beinahe automatisch rollte er es auf und befestigte es an dem Haken an seinem Gürtel. Jetzt erst wurde ihm bewusst, was er gerade getan hatte. Ein vollkommen automatischer Bewegungsablauf. „Ich habe das also schon öfters so gemacht“, seine Stimme war wenig überzeugt, denn weiter brachte ihn diese Erkenntnis nicht. Ratlos schaute er sich um. War das dort ein Lichtschein? Erst jetzt bemerkte er den Durchgang, welcher fast vollkommen im Dunkeln lag, und dahinter flackerte etwas. Unsicher bewegte sich der Rothwardon darauf zu und spähte hinein. Etwas weiter hinten erkannte er eine Fackel an der Wand, welche brannte. Hier musste also jemand leben. Die Hand nahm er nicht von der Wand, denn er hatte nicht das Gefühl, schon frei stehen zu können. Er tastete sich voran bis zu der Fackel und blickte sich dann um. Er war allein. Er hörte nichts. Und er war ein Niemand. Ein namenloser Niemand. NEIN!, rief er sich innerlich zur Ordnung; er wollte nicht doch durchdrehen. Stattdessen rüttelte er an der Fackel, und schließlich konnte er sie tatsächlich aus der Halterung lösen.
Sich immer noch an der gemauerten Steinwand orientierend, folgte der Rothwardon dem Gang. Der Wüstensand unter seinen Schuhen dämpfte die Schritte, und mehr oder weniger aufmerksam betrachtete er immer wieder den Boden auf der Suche nach Spuren. Plötzlich hörte er hinter sich etwas. Ein knackendes und klapperndes Geräusch. Hier? Was sollte hier klappern? Weicher Sand, festes Gestein. Langsam wandte er den Kopf herum, und im Schein der Fackel starrte ihn die Fratze eines Skelettes an, das aus einem Nebenraum, den er vollkommen übersehen hatte, auf ihn zulief. Waffen hatte es keine, aber der Rothwardon erschrak, ließ die Fackel fallen und rannte los.
Seine Lichtquelle hatte er zurückgelassen, aber der helle Sand erleuchtete den Gang gut genug um sich grob zu orientieren. Panisch rannte der Rothwardon den Gang entlang, er warf keinen Blick zurück. Sein Herzschlag dröhnte ihm in den Ohren und er glaubte, dass dieser von den Wänden widerhallen würde, so laut kam ihm dieses Geräusch vor. Der Gang machte eine Abzweigung. Der Rothwardon rannte kopflos weiter. Links. Geradeaus. Wieder Links. Rechts. Ein langer Gang, er wurde niedriger. Die Angst, in einer Sackgasse zu landen, wuchs und ließ ihn noch schneller laufen und noch hektischer reagieren. Schweiß rann ihm über die Stirn, vermischte sich mit dem Sand zu kleinen Klümpchen. Links. Links. Rechts. Links. Wo ist der Ausgang?! Ein Labyrinth?! Muss ich sterben?!
Er hörte erst auf zu laufen als er nicht mehr konnte und an der Wand zu Boden sank. Seine Lunge schmerzte und er keuchte stark. Das Adrenalin war verflogen und ließ einen erschöpften Körper zurück, welcher kurz vor dem Kollaps stand. Wasser, dachte er und warf den Kopf nach links und rechts. Nichts war zu hören oder zu sehen. Das Skelett schien er losgeworden zu sein. Ich werde hier sterben. Nein, ich darf nicht so denken. Es gibt immer einen Ausweg, aus jedem Labyrinth. Um Aufrecht zu gehen war der Gang jedoch bereits beinahe zu niedrig, so bewegte sich der Rothwardon leicht geduckt vorwärts. Da vorn machte der Gang eine Kurve, davor gab es einen Durchgang rechts in der Wand. Hier angekommen, schaute er hinein. Eine alte Grabkammer erkannte er. Ein mittelgroßer Sarkophag stand in der Mitte des Raumes, davor ein kleines Podest, auf dem etwas lag. Nachdem er sich versichert hatte, allein zu sein, trat er ein und an den Gegenstand heran. Er befühlte grobes Sackleinen, lange Ärmel, eine Kapuze. Dabei musste es sich um eine Robe handeln. Ohne zu wissen, warum, warf er sie sich über. Er dachte darüber nicht nach, die letzten Stunden waren sowieso zu unschlüssig gewesen um jetzt noch logisch das Anlegen der Robe zu argumentieren. Er verließ den Raum wieder und musste sich erst orientieren, woher er gekommen war; dann aber schlug er den richtigen Weg ein und folgte dem Gang.
Mit der Zeit wich der Sand auf dem Boden festem Höhlengestein, und auch die Wände wandelten sich von Gemäuer zu Naturstein. An der Verwinkelung der Gänge änderte sich jedoch nichts. Obwohl sich der Rothwardon bemühte, immer in eine Richtung zu laufen, trug der steigende Durst und die Verwirrung dazu bei, dass er oftmals im Kreis lief und an Stellen vorbeikam, die er bereits kannte. Gerade als er schon kurz davor war, wieder auf die Knie zu sinken und aufzugeben, erspähte er eine morsche Holztür, durch deren Ritzen schmale Sonnenstrahlen schienen. Wieder voller Hoffnung, stolperte er darauf zu, fiel dabei einmal hin, rappelte sich aber sogleich wieder auf, die schmerzenden Knie ignorierend, und warf sich schließlich gegen die Tür, welche sogleich aufschlug und den Rothwardonen in die gleißende Freiheit entließ.
Draußen bot sich dem Rothwardonen ein idyllischer Anblick. Sanfte Hügel erstreckten sich bis zum Horizont, der Boden war von hüfthohem Gras bedeckt und ab und an sah man einen vereinzelten Baum in der Landschaft stehen. Im Vergleich zu dem Martyrium, welches er gerade durchlebt hatte, kam ihm dieser Ort wie ein Paradies vor. „Vielleicht bin ich schon tot und dies ist das Paradies…“. Ihm erschien es logisch, vielleicht konnte er sich deshalb an nichts erinnern. Der Weg durch das Labyrinth war einfach nur ein Test gewesen. Ein Test, um hier Zutritt zu erhalten. Er machte ein paar Schritte. Nein. Das hier war real. Es musste real sein. Aber konnte er sich überhaupt noch erlauben, zwischen Realität und Fantasie zu unterscheiden? Wieder dröhnte ihm der Schädel. Er brauchte dringend Wasser. Hilflos blickte er sich um, in welche Richtung sollte er nur gehen? Schließlich entschloss er sich dazu, einfach weg von dieser Höhle zu gehen, soweit wie irgend möglich.
Nach einem Marsch querfeldein erblickte der Rothwardon endlich eine Straße, aber hier war niemand zu sehen. Ratlos blickte er nach links, nach rechts und wieder nach links. Dann aber, endlich, sah er einen großen Wagen näherkommen. Zwei Pferde zogen das Gespann, welches sich als Handelskarawane herausstellte und dann direkt vor dem Rothwardonen anhielt. „Na, mein Freund, ihr seht mir aber recht zerschlagen aus“, sprach ihn der Händler fröhlich an. Der Rothwardon war von der Direktheit des Mannes etwas verwirrt und schwieg, aber seinem Gesicht schien man anzusehen, dass er nicht wusste was er sagen sollte. „Na nun steigt schon hinten auf, eine gute Tat jeden Tag, und wenn ich euch mitnehmen kann, dann habe ich meinen Soll erfühlt“, posaunte er heraus und setzte den Wagen schon wieder in Bewegung. Der Rothwardon folgte dem Angebot einfach und setzte sich hinten auf den Wagen, ohne nachzudenken. Was er tun sollte, darüber war er sich sowieso selbst nicht bewusst.
Nach einer längeren Fahrt kamen die Türme Skingrads endlich in Sicht, und der Rothwardon stieg von dem Wagen, nachdem dieser etwas abseits gehalten hatte. Auf dem Weg hierher hatte er wieder Kopfschmerzen verspürt und das Fiepen in den Ohren, jedoch war beides wesentlich schwächer als noch in den Katakomben. Unsicher ging er auf das Stadttor zu, warum ihn seine Schritte dahin lenkten, wusste er nicht. Aber wo soll ich auch sonst hin? Dann stand er schon vor der Stadtwache.
„Nicht noch ein Landstreicher. Ich hatte euch doch gesagt, ihr sollt hier fernbleiben.“. Der Rothwardon erwiderte nichts und blickte den Wächter an, anscheinend etwas zu lange und mit zu verwirrtem Blick. „Du verstehst mich doch, oder?“, blaffte der Mann den Neuankömmling an. Als dieser immer noch nichts sagte, seufzte der Wächter. „Gut, geh rein. Aber wenn du Ärger machst, fliegst du raus. Und wage es nicht, auf den Straßen zu betteln. Geh zur Kathedrale und lass dich dort versorgen.“. Er nickte und ging einfach an der Stadtwache vorbei. Was genau diese gesagt hatte, hatte er nicht ganz verstanden; das Verlangen nach Wasser und seine Zerstreutheit machten es ihm unmöglich, einen klaren Gedanken zu fassen, geschweige denn aufmerksam zu bleiben wenn ihm jemand etwas erzählte. So schritt er durch das Stadttor und wurde von der Betriebsamkeit auf den Straßen Skingrads förmlich erschlagen…
Geändert von Van Tommels (10.10.2010 um 00:13 Uhr)
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Fossil
Bravil: Schloß; Kriegergilde => Skingrad
Es wäre Erynn am Liebsten gewesen, den Ort des Geschehens schnellstmöglich zu verlassen -zumal sie nicht wußte, wo sich der letzte Angreifer befand-, jedoch ließ der strömende Regen kein flottes Reisetempo zu. Vorsichtig suchte sich Falchion seinen Weg über die glitschige Straße, den Hals lang gestreckt um das Gleichgewicht zu wahren. Sie passierten die Schenke „Zum schlechten Omen“ noch vor dem Mittag. Unter normalen Umständen hätte Erynn hier jetzt wohl eine Rast eingelegt, um besseres Wetter abzuwarten – aber es waren keine normalen Umstände. Schon seit sie sich wieder dazu aufraffen konnte, ihre Reise fortzusetzen, überlegte sie fieberhaft, ob sie nur nur zufällig von den Wegelagerern als Opfer auserkoren wurde, oder ob mehr dahinter steckte. Wieder einmal wanderte ihre Hand zu der Stelle, wo sie die Nachrichten aus Burg Skingrad unter der Rüstung verstaut hatte: Noch immer waren diese sicher an Ort und Stelle.
Nach einer Weile besserte sich das Wetter, so daß sie Falchion zu einem schnelleren Tempo treiben konnte und Bravil noch am Nachmittag erreichte. Die Stadt machte nicht viel her; im Gegenteil. Alles an ihr schien sich im Zustand fortgeschrittenen Zerfalls zu befinden. Erynn gab das Pferd an den Ställen ab und wandte sich der eigentlichen Stadt zu. Eine Holzbrücke, die schon bessere Tage gesehen hatte, führte von den Stallungen zum Stadttor. Dort wurde sie von einem Wächter aufgehalten, allerdings nur kurz. Das Emblem der Kriegergilde auf ihren Papieren gewährte ihr wie so oft problemlos Einlaß. Rasch fragte sie noch nach dem Weg zur Burg, und der Torwächter gab ihr bereitwillig Auskunft, scheinbar froh darüber, daß seine langweilige Routine für einen Moment unterbrochen wurde.
Erynn betrat die Straßen von Bravil. So abgerissen und schlammbedeckt, wie sie aussah, wirkte es fast, als gehöre sie hierher. Als sie auf ihrem Weg die Kriegergilde passierte, überlegte sie kurz sich umzuziehen, bevor sie zum Schloß ging, entschied sich aber dagegen. Sie wollte ihren Auftrag so schnell wie möglich erfüllen und diese verdammten Depeschen loswerden, von denen sie vermutete, daß sie der Grund des Überfalls am frühen Morgen gewesen waren. Ist das wirklich erst einen halben Tag her? Es kommt mir schon jetzt fast unwirklich vor...
Sie überquerte eine weitere Brücke und den Burghof und betrat schließlich die Audienzhalle von Schloß Bravil. Ein paar Wachen standen herum; am fernen Ende des Raumes lümmelte sich ein Kaiserlicher in blauer Samtkleidung auf einem Thron - offensichtlich der Graf der Stadt. Zögernd trat sie ein paar Schritte auf ihn zu, während sie sich suchend nach einem Kämmerer oder Schreiber umsah – es kam ihr nicht ganz richtig vor, den Grafen direkt zu belästigen. Zu ihrem Verdruß konnte sie jedoch niemanden dergleichen erblicken. Innerlich seufzend straffte sie sich und trat vor den Thron. Sie verneigte sich, bevor sie ihr Anliegen vortrug: „Graf Terentius, Herr, mein Name ist Erynn Releth. Ich komme auf Geheiß der Kämmerin von Schloß Skingrad, um Euch einige Botschaften zu überbringen.“ Sie holte die Briefe hervor und reichte sie dem Grafen. Dieser nahm sie mit einem abschätzenden Blick auf ihr Äußeres, brach die Siegel und begann, mit gelangweiltem Blick zu lesen. Erynn trat zwei Schritte zurück und wartete, während sie die Augen gesenkt hielt. Zeit verstrich.
„Nun?“ fragte Terentius schließlich mit schneidender Stimme. „Herr“, antwortete die Dunkelelfin, die ob der unfreundlichen Behandlung immer genervter wurde, „es ist weiterhin Teil meines Auftrages, ein Schreiben zurück nach Skingrad zu bringen. Kämmerin Hal-Liurz hat sich in dieser Hinsicht sehr deutlich ausgedrückt; Graf Hassildor erwartet Eure Antwort ungeduldig.“
Na schön, das war geflunkert. Aber wenn sich dieser Clown einigermaßen wichtig fühlt, bewegt sich hier vielleicht endlich mal jemand.
Der Graf von Bravil ließ sich nicht zu einer Antwort herab, schnippte aber lässig mit den Fingern, woraufhin sich ein in der Nähe stehender Wächter aufmachte, Papier, Tinte und Siegelwachs zu besorgen. Eine weitere gefühlte Ewigkeit später hielt Erynn den Brief endlich in der Hand. Sie verneigte sich knapp, machte auf dem Absatz kehrt und verließ die Empfangshalle.
Mittlerweile dämmerte der Abend, doch die Luft in der Stadt war noch immer drückend und stickig. Die Elfin ging direkt zum Gildenhaus. Sie wollte nur noch raus aus ihren dreckigen Klamotten, außerdem mußte sie dringend mit irgend jemandem reden. Seit dem Vorfall mit den Wegelagerern lief sie wie betäubt durch die Gegend, so als würden Körper und Verstand nicht mehr zusammengehören. Als sie das Gebäude betrat, wandten sich ihr mehrere Gesichter zu. Eine andere Dunkelelfin erhob sich von einem großen Tisch zu Erynns rechten und kam auf sie zu.
„Mein Name ist Tadrose Helas“, begrüßte diese die jüngere Frau. „Ihr seht aus, als hättet Ihr einiges hinter Euch. Wie kann ich Euch helfen?“
„Erynn Releth, vom Skingrader Gildenhaus. Kann ich hier ein Bett für die Nacht und etwas zu essen bekommen?“ fragte Erynn. Sie war plötzlich sehr müde.
Tadrose führte sie zu einem Zimmer im ersten Stock und ließ sie dann allein. Erynn schälte sich aus ihrer Rüstung und zog sich eine relativ saubere Hose und eine einfache Bluse an, die sie in den Satteltaschen bei sich trug. Dann ging sie wieder nach unten in die Halle.
Die andere Dunkelelfin schien so etwas wie die Mutter der Kompanie der Braviler Gilde zu sein. Sie stellte einen Teller mit Brot und Fleisch vor Erynn ab, als diese sich auf einen Stuhl an dem großen Tisch plumpsen ließ. Sie wartete, bis die andere gegessen hatte, dann zog sie sich ebenfalls einen Stuhl heran und fragte: „Nun erzählt mal. Ihr seht aus, als hättet Ihr Euch mir einer Horde Minotauren gekloppt. Was ist geschehen?“
Erynn seufzte und überlegte einen Augenblick, wo sie anfangen sollte. Sie mußte es erzählen. Mußte sich alles von der Seele reden, oder sie würde noch verrückt. „Ich habe von Skingrad aus eine Botschaft für den Grafen von Bravil überbracht. Auf dem Weg hierher wurde ich überfallen und fast umgebracht. Es waren drei Angreifer; zwei habe ich getötet, einer ist geflohen. Es war...“, sie stockte. „Ich habe noch nie zuvor einen Menschen töten müssen. Ich dachte immer, daß ich darauf vorbereitet wäre. Aber dann ging alles so schnell...“ ihre Stimme versagte.
Tadrose zog eine Augenbraue hoch. „Niemand ist darauf vorbereitet. Der erste Tote durch die eigene Hand ist immer ein Schock. So war es bisher bei jedem Frischling, den ich gesehen habe. Eure Reaktion ist nicht nur normal, sondern sogar ermutigend. Ich wäre eher besorgt, wenn es Euch nichts ausmachen würde.
Ich will nicht sagen, daß Ihr Euch daran gewöhnen werdet – mit Glück werdet ihr das nämlich niemals. Zweifelt nicht an Euch. Dies ist nunmal der häßlichste Teil unserer Arbeit, aber auch dafür ist die Gilde da. Es ging um Leben und Tod, was hättet Ihr schon anderes tun sollen?“
„Ich weiß das alles. Seit heute morgen sage ich mir das Gleiche immer wieder. Aber trotzdem... vielleicht ist die Gilde nicht der richtige Ort für mich“, antwortete Erynn kleinlaut.
Die ältere Elfin lächelte leicht. „Und vielleicht solltet Ihr erstmal eine Nacht darüber schlafen. Ihr wirkt, als hättet Ihr selbst noch gar nicht richtig begriffen, was überhaupt geschehen ist. Euer Kopf weiß all diese Dinge, ja, aber sie sind noch nicht bis in Euer Herz gesunken. Erst wenn das geschehen ist, könnt Ihr eine vernünftige Entscheidung treffen. Unser Geschäft beinhaltet den Tod, sicher, aber die Kriegergilde ist keine Mörderbande – und niemand will Euch zu einem Mörder machen. Ihr wißt das. Wenn es Tote gibt, dann nur, weil das die einzige Lösung ist, nicht aus schierer Lust am Abschlachten anderer Leute. Auch das wißt Ihr“, beendete Tadrose ihre Ansprache mit fester Stimme.
Erynn stützte den Kopf in beide Hände. „Aber das ist doch das Problem“, flüsterte sie verzweifelt. „Als ich... einem der Angreifer wäre es fast gelungen, mich zu töten. Ich konnte ihn mit viel Glück zu Fall bringen, und dann... Ich habe ihn abgestochen wie ein Schwein!“ brach es aus ihr heraus. „Ich wollte ihn töten, versteht Ihr? Ich wollte, daß er verreckt! ... Und ich wollte, daß er leidet!“ Sie holt einmal tief und zitternd Atem: „Ich weiß nicht, ob ich mir selbst noch trauen kann. Was ist, wenn so etwas wieder passiert? Was ist, wenn ich unsere eigenen Leute in Gefahr bringe, weil ich wieder durchdrehe? Was ist, wenn...“
Tadrose nahm Erynns linke Hand in ihre und wartete, bis die jüngere Frau den Kopf hob und sie anschaute. „Was wäre, wenn ich Euch sagte, daß Ihr heute eine wichtige Lektion gelernt habt? Bisher wußtet Ihr nicht, wie Ihr auf eine lebensgefährliche Situation reagieren würdet. Jetzt wißt Ihr es. Und Ihr werdet es niemals wieder vergessen. Beim nächsten mal seid Ihr darauf vorbereitet, und werdet Euch nicht wieder vom Zorn mitreißen lassen. Ich kann und werde Euch keine Absolution erteilen, dafür sind die Neun zuständig. Aber ich kann Euch sagen, daß es kaum einen fähigen Kämpfer gibt, der nicht ebenfalls erlebt hätte, was Ihr erlebt habt. Wenn Ihr Euch in Selbstmitleid ergehen wollt, ist die Gilde wirklich nicht der richtige Ort für Euch. Wenn Ihr daraus lernen wollt, wo Eure Schwächen und Grenzen sind und wie Ihr sie überwindet, seid Ihr auf einem guten Weg. Ruht Euch jetzt aus. Denkt darüber nach. Und zieht erst Eure Schlüsse aus dem Erlebten, wenn Euer Gehirn wieder so funktioniert, wie es sollte.“ Sie schloß kurz die blutroten Augen, und ihr ernstes Gesicht wurde weicher. Dann erhob sie sich und drückte noch einmal kurz Erynns Hand. „Wenn Ihr wollt, werde ich mich um Eure Rüstung kümmern.“ Erynn nickte wortlos, und die Andere ließ sie allein.
Nach einer Weile stand Erynn schwerfällig auf und schleppte sich auf ihr Zimmer. Sie ließ sich aufs Bett fallen und schlief bald darauf ein. In der Nacht träumte sie. Träumte, wie ihr Schwert durch den Hals des einen Wegelagerers schnitt. Träumte, wie sie wie eine Harpyie auf dem Rücken des anderen saß, mit wildem, wutverzerrtem Gesicht, den blutigen Dolch erhoben. Dann veränderte sich der Traum: Sie hob den Dolch, stach aber nicht zu. Ihr Gegner warf sie ab, und sie landete mit dem Rücken im Dreck. Eine schnelle Bewegung, und ungläubig starrte sie auf den Zweihänder, den der Halunke in ihrer Brust versenkt hatte.
Erynn erwachte mit einem Schrei.
Jetzt war ihr, als beginne sie langsam zu verstehen, was die andere Kriegerin ihr hatte sagen wollen. Sie nickte bedächtig und ließ sich auf das Kissen zurücksinken. Die restliche Nacht schlief sie tief und traumlos.
Am Morgen fand sie ihre Rüstung sauber und repariert vor der Zimmertür. Sie legte sie an, verstaute das Antwortschreiben für Hal-Liurz unter dem Harnisch und packte ihre Sachen zusammen. In der Halle traf sie noch niemanden an, also ließ sie eine kurze Nachricht und einen Beutel mit zwanzig Septimen für Tadrose zurück. Daraufhin ging sie zu den Ställen, sattelte Falchion und trat den Rückweg an. Heute würde sie nirgendwo anhalten, und wenn sie Tag und Nacht durchreiten müßte. Als Erynn den Wald erreichte, trieb sie das Pferd zum Galopp, ließ ihm die Zügel und jagte den Weg entlang Richtung Skingrad. Sie wurde auch nicht langsamer, als sie den Ort des Kampfes mit den Wegelagerern passierte. Die Leichen lagen noch dort.
Kurz überlegte sie querfeldein zu reiten, verwarf den Gedanken aber wieder, als ihr die Obliviontore wieder einfielen. Sie wollte wirklich nicht riskieren, an so einem Ding vorbei zu müssen.
Als Erynn Skingrad erreichte, standen beide Monde schon hoch am Himmel. Sie saß ab und führte ihr verschwitztes Pferd einige Runden durch den Paddock neben den Paßställen, bis es wieder ruhig atmete. Danach rieb sie es mit Stroh trocken und begab sich zum Gildenhaus. Den Brief von Graf Terentius würde sie gleich morgen als erstes im Schloß abgeben. Danach würde sie mit Ah-Malz über die Goblins sprechen. Morgen...
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Legende
Skingrad
Arranges öffnete blinzelnd die Augen und starrte an eine Wand. Er war einen Moment verwirrd, bis er erriet, dass er über seinen Unterlagen eingeschafen war und jetzt seitlich mit dem Kopf auf dem Buch lag. War ich tatsächlich so müde?! Ungläubig schloss er nochmal die Augen, dann hob er den Kopf an. Das Reissen von Papier durchbrach die Stille des Raums. Verdammt! Arranges richtete sich im Stuhl auf und blickte durch das Fenster direkt vor ihm. Die Sonne war bereits aufgegangen und flutete das Zimmer mit ihren wärmenden Strahlen. Arranges sah vor sich auf den Tisch, begutachtete das Buch und stellte fest, dass auf der rechten Hälfte eine Seite zu fehlen schien. Einer Eingebung folgend langte er sich an die rechte Wange und fühlte vergilbtes Papier. Ein Seufzen, das eher an ein Knurren erinnerte, entwich seiner Kehle. Vorsichtig zog er das Papier von seiner Haut. Jetzt sabber ich schon im Schlaf oder was? ... Am besten wäre es wohl, wenn ich einfach in den Ruhestand gehen würde, ich habe keine Lust mehr... Behutsam legte er die ausgerissene Seite an ihren eigentlichen Platz im Buch und klappte es vorsichtig zu. Dann sah er nochmals nach draußen. Es herrschte sonniges Wetter, mit ein paar wenigen Wölkchen am Himmel. Naja, wenigstens etwas... Er schob sich mitsamt dem Stuhl vom Tisch weg und stand auf. Den Umhang und seinen Gürtel hatte er achtlos auf das Bett geworfen. Er hatte seine Rüstung anbehalten. Hmm... Das verdammte Schwert ist schon wieder schartig und mein Mithrilpanzer hat einmal mehr ein Loch... Gut, dann gehts wohl mal wieder zu einem Schmied... oder vielmehr der Schmiedin... Dachte der Kaiserliche, als er an sich herabsah. Aber zuerst werde ich mal sehen, was sich schon wieder regeneriert hat... Arranges dachte wieder zähneknirschend daran, was Thorra de Llevria mit ihm gemacht hatte... Ihre Zauber wirkten zwar auf eine Weise aufputschend, zehrten aber andererseits an seinen Kräften im Allgemeinen. Der Nekromant fokusierte eine gewaltige Menge magischer Energie zwischen seinen Handflächen, die er vor sich hielt, als würde er eine Metallkugel wie jene vor sich halten, die Gefangenen an die Beine gehängt wurde, um eine Flucht zu erschweren. Ein statisches Knacken breitete sich im Zimmer aus, aber die Energie war für jeden Unwissenden dennoch unsichtbar, nur anhand des leichten Zitterns der Arme, das jetzt einsetzte, konnte man erahnen, was dort vor sich ging. Hmm... da ist ja noch einiges da... in ein oder zwei Tagen wird sich das wieder normalisiert haben... Jetzt, da der Energiefluss wieder in Schwung gebracht worden war, besserte sich auch die Laune des Kaiserlichen wieder. Zufrieden sah er sich im Zimmer um, packte dann seine Sachen zusammen und verließ den Raum. Ein Bad wäre mal wieder nicht schlecht... wie lange ist das jetzt wieder her? Fast schon wieder einen Monat... Auf den zitternden Inseln hatte er das letzte Mal ordentlich und ausgibig die Strömung von Wasser am ganzen Körper gespürt, als er in dem Meer des Wahngotts gebadet hatte.
Der Kaiserliche gab den Schlüssel ab und bezahlte. Dabei fiel ihm auf, dass seine Septime allmählich zur Neige gingen. Soetwas passierte ihm eigentlich recht selten, aber hin und wieder kam dieser Umstand vor. Hoffentlich reicht das noch für die Schmiedin... Arranges schlug den direkten Weg zur Schmiedin Skingrads ein. Als er eintrat mussten sich seine Augen erst kurz an das Zwielicht im Innern des Gebäudes gewöhnen, bevor er in den angrenzenden Raum gehen konnte. Die Nord hockte oder lehnte vielmehr wie immer mit einem gleichermaßen müden und genervten Blick an der Wand und starrte ihn an. Sie kannte Arranges, er war bei ihr ein ähnlicher Stammkunde, wie bei Falanu, nur mit dem Unterschied, dass er zu der Nord eine rein geschäftliche Beziehung pflegte und keine Freundschaft zu ihr unterhielt.
'Ich bräuchte einmal mehr ein wenig eurer wertvollen Zeit.' Arranges schob den Umhang etwas zur Seite, damit das leicht ausgefranste Loch in der unteren Hälfte des Panzers, sichtbar wurde. 'Und mein Schwert, es ist schon wieder schartig...' Sagte Arranges. 'Ihr seid grausam zu eurer Ausrüstung, wisst ihr das?' Meinte die Nord und grinste ihn an. 'Ja, es ist eben so, dass auch Mithril gerne mal kaputt geht.' Meinte er und erwiederte ihr Grinsen. 'Das macht dann 150 Septime.' Ja, das hatte ich geahnt... 'Hmm, das ist ärgerlich, so viel habe ich momentan nicht.' Meinte Arranges und sah sie abwartend an. 'Ja richtig, aber nicht nur für euch, für mich auch, denn ich verdiene so kein Geld... Kommt wieder, wenn ihr zahlen könnt.'
'Aber sicher doch.' Auch wenn die Unterhaltungen meistens etwas schroff schienen, wusste doch jeder der beiden, dass ihre gegenseitigen Sympatien hoch genug waren.
Arranges wechselte das Gebäude und betrat das Alchemiegeschäft eine Tür weiter. Falanu stand mit dem Rücken zur Tür, drehte sich aber um, als sie die Tür ins Schloss fallen hörte. Ein Anflug von Freude war auf ihrem Gesicht zu erkennen. 'Ich wollte dir dein Buch wieder zurückgeben, das du mir gestern geliehen hast...' Sagte er, als er an die Theke herantrat und den Folianten hervorholte. 'Allerdings ist mir ein Missgeschick passiert und ich habe eine Seite abgerissen.' Fügte er hinzu, als er ihr das Buch zuschob. 'Das macht nichts, es ist ja auch schon älter...'
'Warte, ich ersetze es dir...'
'Nein, das ist nicht nötig.' Sie griff nach seiner Hand, die gerade unter den Umhang zu seinem Barvermögen wandern wollte. War Arranges Gesichtsausdurck im Gegensatz zu gestern recht freundlich gewesen und auch seine Worte alles andere als kalt und abweisend, so streifte er jetzt ihre Augen mit einem scharfen Blick. Sie wusste, dass er es eigentlich nicht gebrauchen konnte, wenn man ihn ungefragt anfasste. Eigentlich wollte er das nie, außer, er konnte fremde Berührungen nicht direkt zurückweisen, den Händedruck zum Gruß einmal ausgenommen, vermied er sie, wo es nur ging. Schnell ließ die Dunmer seinen Arm wieder los. Das Funkeln in den Augen des Kaiserlichen erlosch direkt wieder und wich der normalen, müden Leere. Arranges förderte einige Septime ans Licht und drückte sie der Dunkelelfe in die Hand. 'Verzeih mir, aber ich muss schon wieder weg. Ich hoffe, ich bin dieses Mal nicht wieder so lange fort wie bei meiner letzten Abwesenheit.' Etwas traurig sah sie ihn an. 'Komm bald wieder!' Arranges verließ das Gebäude.
Nach wenigen Schritten bemerkte er, wie Hunger in ihm aufstieg. Oh ja, das ist eine hervorragende Idee! Lobte er mit einer gesunden Portion Ironie seinen Magen. Er hatte tatsächlich schon seit einer Ewigkeit nichts ordentliches mehr gegessen. Aber die Herberge zur Westebne war jetzt zu teuer, er machte sich auf zu der zweiten Herberge in Skingrad, die zwei Schwestern, im Grunde auch keine schlechte Taverne, er konnte nur mit Orks - er hatte nichts gegen die Grünhäute - nicht unbedingt viel anfangen, aber hier beschränkte sich die anstehende Konversation glücklicherweise nur auf das Beordern von Essen.
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Fossil
Skingrad => Westebene => Skingrad, 'Zwei Schwestern'
Am darauffolgenden Morgen ging Erynn direkt zum Schloß und gab das Antwortschreiben aus Bravil ab. Das Verhalten der argonischen Kämmerin ihr gegenüber wandelte sich daraufhin fast schlagartig; Hal-Liurz wirkte jetzt gelöst, ja beinahe erleichtert. Kurz darauf war die Dunkelelfin, jetzt um 200 Septime reicher, wieder unterwegs zum Gildenhaus.
Dann habe ich jetzt endlich die Zeit, mit Ah-Malz über diese Goblinsache zu sprechen. Wir können das nicht mehr ewig vor uns herschieben.
Sie betrat die Gilde und machte sich auf die Suche nach dem großen Argonier, den sie ziemlich schnell im Gemeinschaftsraum fand, wo er mit einer Dunmerin sprach, die Erynn vage bekannt vorkam.
„Es ist gut, daß du hier bist.“ sagte Ah-Malz, als sie hinzutrat. Erynn nickte. „Ich muß mit dir reden. Es geht um die alte Mine neben dem Friedhof. Wir müssen uns darum kümmern, und das bald. Ständig kommen Berichte herein, daß es Zwischenfälle mit Goblins gab, und...“
„Später“, schnitt ihr Skingrads Gildenleiter das Wort ab. „Zunächst will ich dir Falanu Hlaalu vorstellen. Sie ist die hiesige Alchemistin und möchte einige Ingredienzien außerhalb der Stadt sammeln. Dafür benötigt sie Geleitschutz. Du kannst das übernehmen.“
Erynn seufzte. „Ja, das kann ich tun. Trotzdem sollten wir...“ „Jetzt, Erynn. Die Dame hat ein Geschäft zu betreuen und möchte vor Mittag wieder in der Stadt sein.“
Die Bogenschützin zog die Augenbrauen zusammen. Ah-Malz war nicht gerade für seine Feinfühligkeit bekannt. Normalerweise störte sie das nicht weiter, aber jetzt war er ihr schon zweimal übers Maul gefahren. „Na schön“, antwortete sie mit erzwungener Ruhe, und an Falanu gewandt: „Ich hole nur schnell meine Ausrüstung, dann können wir los.“
Kurze Zeit später schlenderten die beiden Dunkelelfinnen nebeneinander durch die Straßen von Skingrad auf das Westtor zu. „Wo wollt Ihr die Pflanzen denn sammeln, Muthsera?“ fragte Erynn. Das Wort in ihrer Heimatsprache war eines der wenigen, an die sie sich noch erinnern konnte. „Ein Stück hinter dem Surilieweingut ist ein guter Ort.“ antwortete die Andere. „Dort kann man eine reiche Ausbeute machen.“
Als sie die Stadt verließen, warf Erynn einen kurzen Blick zur Pferdekoppel herüber. Falchion bewegte sich steif und träge; scheinbar hatte der Arme fürchterlichen Muskelkater nach dem langen Ritt.
Sie ließen den Weinberg hinter sich und bogen in die Wildnis ab. Während Falanu begann, ihre Pflanzen zu schneiden oder zu brechen (scheinbar gab es da bedeutende Unterschiede), behielt Erynn die Umgebung im Auge. Alles schien ruhig. Ein kleines Rudel Wölfe zog in einiger Entfernung vorüber, hielt jedoch gebührenden Abstand. Nach einer Weile begann Falanu zu erzählen was sie gerade tat und welche Eigenschaften das ein oder andere Gewächs hatte. Scheinbar langweilte sich die Alchemistin ebenfalls. Erynn hörte nur mit halbem Ohr zu; sie konnte sich all das ohnehin nicht merken.
Irgendwann gab sie sich einen Ruck. Normalerweise bin ich doch gar nicht so knurrig. Ich habe nur gerade viel nachzudenken, und außerdem nervt es mich, daß Ah-Malz seinen schuppigen Hintern nicht hochkriegt. Aber dafür kann die Alchemistin doch nichts.
„Es tut mir leid, aber ich verstehe kaum etwas von Pflanzen“, sagte sie mit einem Lächeln. „daher kann ich nichts Kluges dazu sagen.“
Falanu zuckte die Achseln: „Ich rede ohnehin hauptsächlich, um mich abzulenken. Aber Ihr scheint momentan ganz andere Sorgen zu haben. Ich konnte nicht umhin, Euer Gespräch vorhin in der Gilde mit anzuhören. Die Goblins sind wirklich eine Plage.“
„Ja, aber es ist eine fast unmögliche Aufgabe. Sie vermehren sich wie die Ratten. Für jeden, den wir erschlagen, scheinen zwei neue nachzufolgen.“
„Ich hatte nicht den Eindruck, daß man das Problem in der Kriegergilde vordringlich behandeln würde“, bemerkte Falanu spitz.
Verdammt, und ich Trottel bin darauf eingestiegen. Es geht schon los. Das hast du jetzt davon, Ah-Malz.
„Nun... so würde ich das nicht sagen. Wir haben eine Menge zu tun...“
„Ja, natürlich...“
Erynn war froh, daß Falanu geneigt zu sein schien, sie in dieser Sache vom Haken zu lassen. Schließlich konnte sie wohl nicht schlecht über die Mitglieder ihrer Gilde reden.
„Wenn Ihr allerdings noch Hilfe gebrauchen könntet“, fing die andere Frau wieder an „ich kenne da jemanden, der Euch unterstützen könnte.“
Die Bogenschützin wurde hellhörig. „Ach, tatsächlich? Wen denn?“
„Er ist ein Kaiserlicher, und sicherlich ein starker und erfahrener Kämpfer. Und...“ sie betonte die folgenden Worte auf eine seltsame Weise „ein sehr interessanter Mann. Leider auch ein Herumtreiber“, -sie zog einen Schmollmund- „aber Ihr könntet Glück haben. So weit ich weiß, hält er sich momentan in Skingrad auf.“
Erynn überlegte kurz. Wenn sie jetzt zu interessiert wirkte, würde sie Falanus Eindruck von der Kriegergilde nur bestätigen. Das wollte sie auf keinen Fall. Es war ohnehin schon genug Schaden angerichtet worden.
„Ich glaube nicht, daß die Gilde Hilfe von außerhalb brauchen wird, Muthsera. Aber nur für den Fall: Würdet Ihr mir verraten, wie dieser Kaiserliche heißt und wo ich ihn finden kann?“
Falanu gab ihr die gewünschte Auskunft. Arranges war sein Name. Wenn er in der Stadt war, hielt er sich häufig in einer der Herbergen auf. Kurzes, dunkles Haar und außergewöhnlich dunkelblaue Augen – so jedenfalls sagte die Alchemistin. Erynn war seine Augenfarbe herzlich egal, aber für Falanu schien dieses Detail von Bedeutung zu sein. Wie dem auch sei, sie beschloß, diesen Kaiserlichen aufzusuchen. Sie war noch immer sauer auf Ah-Malz (wie konnte er es wagen, sie dermaßen abzukanzeln) und so reifte in ihr nach und nach der Plan, sich ohne seine Hilfe um die Goblinbrut zu kümmern. Zudem wollte sie damit sich selbst beweisen, daß sie auch in brenzligen Situationen sehr wohl in der Lage war, einen kühlen Kopf zu bewahren. Zumindest in dieser Hinsicht hatten Tadroses Worte gesessen wie ein Blattschuß.
Kurz vor Mittag war die Alchemistin endlich zufrieden mit ihrer Ausbeute, und so traten die beiden Frauen den Rückweg an. An den Stadttoren verabschiedeten sie sich voneinander. Erynn entschied, daß sie erst etwas essen wollte, bevor sie zum Gildenhaus zurückkehrte. Außerdem könnte sie dann direkt nachschauen, ob sich dieser Arranges in Mogs Taverne aufhielt. So lenkte sie ihre Schritte vom Tor aus nach rechts, zur Herberge der ‚Zwei Schwestern’.
Die Orkwirtin begrüßte sie freundlich wie immer. Die Dunkelelfin bestellte eine Schlachterfischsuppe und ließ dabei ihre Blicke durch die Taverne schweifen. Sie konnte tatsächlich einen Kaiserlichen entdecken, der an einem Tisch in der Ecke saß. Entschlossen ging sie auf den Menschen zu.
„Seid Ihr Arranges?“ fragte sie. Es erschien ihr nicht nützlich, groß um den heißen Brei herumzureden. Langsam hob der Mann den Kopf und sah sie an. Wirklich, sehr blaue Augen, schoß es ihr durch den Kopf.
„Ja. Wer will das wissen?“
Erynn setzte sich ungefragt an den Tisch. „Mein Name ist Erynn Releth. Ich gehöre der Kriegergilde an, aber das ist für die Sache, die ich mit Euch besprechen möchte, nur bedingt wichtig. Ich habe vor, eine Goblinhöhle hier in der Westebene auszuheben, allerdings kann ich das nicht allein tun. Eine Frau namens Falanu Hlaalu sagte mir, daß Ihr an dieser Art Arbeit Interesse haben könntet. Vorab: Ich kann Euch keine Bezahlung anbieten, aber Ihr könntet die ganze Beute behalten, falls Ihr Euch entscheidet, mir zu helfen. Mir geht es nur um die Ehre.“
Die Geschichte wird im Gruppenthread "Die Jagd" fortgesetzt.
Geändert von KingPaddy (05.07.2011 um 23:54 Uhr)
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Legende
Skingrad
Arranges erreichte die Herberge der Orks und bemerkte auch schon die normale Betriebsamkeit, welche hier um diese Zeit für gewöhnlich herrschte. Die Taverne war aber noch nicht so brechend voll wie abends manchmal. Schnell etwas essen und dann nichts wie weg hier... aber wo hin? Hmm... eigentlich sehe ich nicht ein, dass ich schon wieder den Meister aufsuchen sollte, nur, weil diese widerliche Frau mir mein Eigentum weggenommen hat... Die Meisterin in Cyrodiil wäre auch eine mögliche Anlaufstelle, aber will ich diese Frau wirklich sehen?! ... Nein... Bei dem Gedanken an die Meisterin, welche sich in Cyrodiil aufhielt und sich hier um die Schüler kümmerte, lief Arranges ein eiskalter Schauer über den Rücken. Er war erst zweimal bei ihr gewesen. Das erste Mal noch als Schüler. Beide Male hatte ihn der Besuch bei ihr mehr verstört, als alles andere, was er erlebt hatte. Diese Frau war eigentlich wie jede andere auch. Aber musste man mit ihr tatsächlich Arbeiten im Sinne des eigenen Weiterkommens, konnte sie nicht nur grausam werden, wie viele der anderen Meister auch, sondern richtig abartig. Der Kaiserliche erinnerte sich nur ungern an sie und das, was er dort erlebt hatte.
Arranges hatte sich nur eine Kleinigkeit für sein Mittagsmahl bestellt und war entsprechend schnell fertig. Nachdem man das Geschirr abgeräumt hatte, saß er nur einige Minuten schweigend am Tisch und überlegte, während er auf den halbvollen Becher vor sich starrte, was er als Nächstes tun könnte. Er war gerade dabei, einen halbwegs annehmbaren Entschluss zu fassen, als er angesprochen wurde. Verdammt nochmal, ich will doch einfach nur meine Ruhe... Es war eine Frauenstimme und das wertete Arranges in diesem Moment schoneinmal grundsätzlich als negative Ausrichtung des Grundes, warum die Besitzerin der Stimme ihn überhaupt ansprach. Er hob den Kopf und blickte in das relativ jugendliche Antlitz einer Dunkelelfe. In der ersten Sekunde dachte er, dass Falanu ihn hier aufgesucht hätte, stellte dann aber erleichtert fest, dass es jemand anderes war, als er auf die weißen Haare blickte. Er fragte noch, wer sie sei, da saß die Dunmer praktisch schon ihm gegenüber und redete drauf los. Aja... also doch Falanu... wieso kann sie nicht einfach ihren Mund halten? Der Kaiserliche sah sie noch einen Moment eindringlich an, nachdem sie geendet hatte, dann hob er eine Hand und fuhr sich damit leicht frustriert übers Gesicht. Arranges wollte ihre Bitte gerade ablehnen, als er sich wieder daran erinnerte, wie schmahl sein Geldbeutel momentan war. Naja, keine Bezahlung, aber Beute... ob sich das wohl rentiert? Arranges sah wieder Erynn in die Augen. Wenn ich die Straße goblinsicher mache, könnte es sein, dass der Dekmantel des harmlosen und vor allem kaum bis nicht bekannten Reisenden, einen Schaden bekommt...
'Hmm... möglicherweise könnte ich euch bei dieser Sache behilflich sein... aber seit wann wirbt die Kriegergilde für fremde Hilfe?' Und mit Falanu muss ich das nochmal klären, ihr scheint die Tragweite ihres losen Mundwerks wohl immer noch nicht bewusst zu sein... Trotz des höflich freundlichen Klangs seiner Worte, blieb sein Gesicht versteinert, während er auf eine Antwort ihrerseits wartete.
Die Geschichte wird im Gruppenthread "Die Jagd" fortgesetzt.
Geändert von KingPaddy (05.07.2011 um 23:55 Uhr)
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Mythos
Vvardenfell-Distrikt, Westspalte, Tarriors Plantage
Es war der nächste Morgen, als Tarrior aus seinem traumlosen Schlaf erwachte. Die Meditation der vergangenen Nacht verschaffte ihm seit langem wieder deutliche Beruhigung. Noch immer saß er im Schneidersitz vor dem Schrein. Das Feuer im Kohlebecken war fast erloschen. Der Dunmer nahm einen tiefen Atemzug der rauschgeschwängerten Luft und versuchte aufzustehen. Seine Beine protestierten und Schmerz fuhr stechend durch seinen Körper. Er genoss ihn und stemmte sich hoch. Mit alter Gewohnheit löschte er die schwelenden Flammen mit etwas Sand aus einem bereitgestellten Eimer und ließ sich von Dunkelheit umhüllen. Im Anschluss verließ er den Raum durch die Geheimtür und gelangte in das Schlafzimmer zurück. Durch das Fenster schaute er nach draußen. Es befand sich ein kurzes Stück über dem Rand der Mauer, so konnte er das umliegende Land in der rötlichen Morgensonne betrachten. Es schien so friedlich, wie die Wiesen der Westspalte mit den vielen Felsen so dalagen und der azurblaue Himmel von roten Streifen der Sonne und blau-violetten Schlieren der vergangenen Nacht durchzogen wurde. „Tirian, mein Sohn“: kamen die Gedanken an den vergangenen Tag zurück. „Und er ist auf dem Weg hierher“: erinnerte er sich. Hinter den Mauern der Plantage würde er in Sicherheit sein. Er dürfe nur nicht erfahren, was sein Ziel war. Tarrior seufzte. „Wenn er erfährt, dass ich mich ins Landesinnere aufmachen will, dann wird er mir nachkommen. Ich werde Verasa bitten, ihm nicht zu erzählen, wohin ich gehe“: überlegte er und beschloss es in Gedanken. Er verließ das Zimmer und ging hinunter in den Speisesaal. Sein Haus nahm er dabei kaum wahr. Es schien alles so weit weg zu sein. Seit seinen Abenteuern in Cyrodiil hatte er unbedingt hierher zurückkehren wollen, doch jetzt erschien es ihm, als würden die Wände ihn förmlich erdrücken.
Er fand zwar Ruhe mit sich und seinem Geist, doch sein Körper war von tiefer Unruhe ergriffen. Es war keine Unstetigkeit, die durch zu viel Energie, sondern im Gegenteil durch eine tiefe Müdigkeit ausgelöst war. Seine Plantage, die Bediensteten, die Räume und Wände alles schien auf ihn einzudrücken und ihn einzuzwängen. Es war unmöglich für ihn nach Hause zu kommen, sofern diese Sache nicht geklärt war. Er war erschöpft an diesem schwebenden Zustand ungelöster Probleme. Die Sache mit Behram Meradanz trieb ihn um. Tarrior wollte nicht viel länger als nötig hier verweilen. Erst wenn der Telvanni ausgeschaltet war, erst dann konnte er sich wirklich ausruhen und zurück zu seinem Leben finden, zumindest glaubte er das. „Verzeiht Herr, dass das Essen noch nicht auf dem Tisch steht. Ich vermutete nicht, dass ihr so früh aufstehen würdet“: entschuldigte sich eilig eine argonische Magd, die ins Zimmer kam um den Tisch zu decken und ihn dann bemerkte. Er winkte ab: „Du bist nicht zu spät. Ich bin stattdessen zu früh.“ Die Echsenfrau nickte und wandte sich schnell wieder der Küche zu. Der Dunmer lehnte sich zurück und überlegte, wie es um seine weiteren Reisepläne nun bestellt war. Das Ziel war dieser Gildenmagier, der sich in einer Höhle bei Maar Gan versteckt hielt. Er sollte über die nötigen Beweise verfügen um Behram Meradanz endlich zu erledigen. Leider stand, wie er in Ebenherz in Erfahrung brachte, die gesamte Stadt unter einer direkten Belagerung durch die Daedra. Es erschien ihm ein kleines Wunder zu sei, dass der kleine Ort überhaupt solange gegen Mehrunes Dagons Horden stand hielt. Die Frage war jetzt nur, wie Tarrior den Ort erreichen sollte. Zum Einen gab es da die Absperrungen an den Straßen ins Aschland und zum Anderen den Belagerungsring selbst. Die Höhle selbst zu erreichen, konnte von Maar Gan aus nicht so schwierig sein. Der komplizierteste Teil bestand höchstwahrscheinlich wirklich darin, in den Ort zu gelangen.
Doch wenn er es recht bedachte, dann musste der Außenposten doch auch irgendwie mit Vorräten versorgt werden. Eventuell gab es einen geheimen Zugangsweg. Wenn es jemand wissen würde, dann sicherlich die Leute an der Straßensperre. Der Zugang zum Aschland lag nur wenige Stunden weiter nördlich, also war dies kein Problem. Am Besten er ließ Fryrr hier. Der Guar war viel zu auffällig um eventuell damit unbemerkt durch die daedrischen Verbände zu schleichen. Außerdem gab es noch Vorbereitungen im Bezug auf die Unterbringung der ganzen Gegenstände des Sechsten Hauses zu treffen. Für den Fall, das es einen Angriff auf die Westspalte gab, sollten die Kisten besser bereits weg sein. Sie enthielten so gut wie alles, was vom Kult und somit vom Erbe des Hauses Dagoth noch übrig war. Die Sachen durften einfach nicht verloren gehen. Tarrior trat an eine Kommode heran und entnahm Papier, Schreibfeder und ein verkorktes Fässchen Tinte, setzte sich wieder hin und begann zu schreiben.
Um ihn herum deckte die Argonierin den Tisch, derweil verfasste er den Auftrag an das Schatzhaus in Vivec, die Kisten unter seinem Namen in Empfang zu nehmen und zu verwahren. Die Gebühren würde er dann der Lieferung beilegen. Als er fertig war und das Schreibzeug weglegte, gab er der Magd, die inzwischen auch Besteck platzierte, einige Aufgaben: „Sorge dafür, dass mir Wasser für ein Bad heiß gemacht wird und hole Gilluk bitte her, wenn er noch nicht wach ist, dann wecke ihn auf. Die Bedienstete eilte sich die Aufgaben auszuführen, ließ den Tisch dabei halbgedeckt zurück. Ein Lächeln huschte über sein Gesicht und er legte noch die letzten Gabeln und Messer auf die Tafel. In diesem Moment kam auch schon der Argonier herein. Es hätte Tarrior auch überrascht, wenn sein Freund noch geschlafen hätte. Mit seinen ausdruckslosen Echsenaugen musterte er den Dunkelelfen als er näher kam. „Du wolltest mich sprechen?“: fragte er. „Ja. Ich werde noch heute wieder aufbrechen“: machte er die Antwort kurz knapp und kassierte eine entsprechende Reaktion: „Du willst heute schon wieder los? Du bist doch gerade erst gestern wieder angekommen – nach so langer Zeit!“ Tarrior schüttelte fahrig den Kopf, um der stillen Aufforderung zu bleiben, zu widersprechen.
„Gilluk ich fürchte, ich bekomme meinen Frieden erst wieder, wenn ich diese Sache ein für alle Mal geklärt habe. Daher duldet es keinen Aufschub. Außerdem hast du dich ja als sehr fähig erwiesen, was die Führung der Plantage angeht. Ich werde sie dir weiterhin anvertrauen, bis zu meiner Rückkehr. Halte mich also nicht auf“: machte er dem Argonier klar. „Es wäre sinnlos dich abhalten zu wollen, auch wenn ich es schade finde, da wir uns ewig nicht gesehen haben und du nun schon wieder weg willst. Wann wirst du aufbrechen?“: wollte sein Freund wissen. „Ich werde nach dem Frühstück noch ein Bad nehmen, mein Gepäck zusammen suchen und mich dann auch schon auf den Weg machen. Ein junger Dunmer ist auf dem Weg hierher und ich möchte weg sein, bevor er hier eintrifft. Ich bin auf dem Weg ins Innere der Insel und er würde mir sicher folgen wollen. Sorg daher bitte dafür, dass er nicht erfährt, wohin ich gehe“: bat er Gilluk. Die Echse nickte. Sie war zwar nicht einverstanden, das er sobald wieder aufbrauch, aber sorgte sich zumindest nicht um ihn, schließlich kannte er die Stärke seines Freundes. „Willst du mir erzählen, wer dieser Mann ist?“: fragte Gilluk dann nach Tirian. Tarrior seufzte und erzählte ihm die Geschichte von Verasa, die der Andere mit Spannung verfolgte.
„So ist das also. Und sie soll es dem Jungen erzählen. Ich an seiner Stelle würde dich auch begleiten wollen“: meinte der Argonier. „Durchaus, aber es wird schon gefährlich genug, auch alleine“: sagte Tarrior. „Dann werde ich seine Mutter darum bitten, ihm nicht zu erzählen, dass du nach Maar Gan willst. Wenn ich ehrlich bin, verstehe ich auch nicht ganz, was seit damals in Balmora mit dir los ist. Wenn sich diese Sache um diesen seltsamen Telvanni-Magier dreht, dann verstehe ich nicht, was dich mitten ins Redoran-Gebiet führen sollte. Aber du wirst schon deine Gründe haben. Hoffentlich bist du wieder normal, wenn du zurückkehrst“: hoffte Gilluk. „Wenn ich jemals so etwas wie „normal“ gewesen bin, hoffe ich das auch“: stimmte Tarrior seinem Freund in Gedanken zu. „Ich habe da dann noch ein paar Dinge, um die du dich kümmern solltest. Zum Einen wäre da dieser Karren, mit dem ich gestern hier ankam. Die Kisten darauf müssen in das Schatzhaus nach Vivec. Nimm einen Beutel Gold für die Gebühren und diesen Brief mit und die Leute dort wissen Bescheid. Zum Anderen sorg dafür, dass man sich gut um Fryrr den Guar kümmert. Ich werde ihn wohl nicht mitnehmen können“: bat er seinen Freund. Gilluk stimmte zu: „Natürlich. Du kannst dich auf mich verlassen. Ich werde mich gleich nach dem Frühstück darum kümmern.“ Genau bei diesen Worten brachten endlich die Mägde aus der Küche das Essen. Neben dem Üblichen, Brot mit Fleisch oder Käse, gab es dann noch die klassischen gekochten Kwama-Eier und eine leichte Gemüsebrühe mit Salzreiseinlage. Nach und Nach kam das Stammpersonal der Plantage zusammen. Gilluk und die Argonier von seinem Hof zogen es vor, wegen der beengten Verhältnisse im Speisesaal in den Unterkünften der Bediensteten zu essen. Vorher nahm der Argonier jedoch einer Khajiit-Magd einen vollen Teller ab, der wohl für Verasa bestimmt war. Er würde ihn ihr selbst bringen. Tarrior besaß noch nicht wieder die Kraft, ihr persönlich gegenüber zu treten. Der Dunmer war in diesem Moment erneut froh Gilluk als seinen Freund zu haben.
Direkt nach dem Frühstück zog sich Tarrior wieder in sein Schlafzimmer zurück. Ein Zuber mit dampfenden Wasser stand nun, wie gewünscht, im Raum. Er schlüpfte schnell aus seiner muffigen Kleidung, betrachtete seine vernarbten Arme und den Oberkörper im Spiegel und stieg dann in die Holzwanne. Sofort fühlte er das Wasser an seinen Füßen und die herrliche prickelnde Wärme – erst auf seiner Haut und dann wie sie innerlich von den Füßen langsam aufstieg. Gemächlich setzt er sich nun hinein, sodass sein ganzer Unterkörper vom herrlichen Bad umhüllt war. Dem Oberkörper ließ er dieses wunderbare Gefühl zukommen, in dem er einen bereitliegenden Lappen nahm, mit dem Wasser tränkte und diesen dann auswrang. Wohlige Schauer liefen ihm über den Rücken. Tarrior wiederholte es einige Male und genoss dann einfach das Sitzen im Wasser und die Stille im Raum, die nur von den leisen Aufräumgeräuschen im Erdgeschoss durchbrochen wurde. Erst nach einiger Zeit begann er sich dann richtig zu waschen. Das Wasser war schon fast kalt, als er endlich damit fertig war, dem Zuber entstieg und sich einfache braune Kleidung anzog und sich ebenso einfache Kleider für sein Gepäck zusammenschnürte. Er wollte schließlich nicht lange weg bleiben und überhaupt würde er die meiste Zeit wahrscheinlich sowieso seine Rüstung tragen. Das restliche Reisegepäck konnte er von seiner Cyrodiil-Reise natürlich noch benutzen. Tränke gab es noch genug, sein Schwert und seine Knochenrüstung waren wieder in Ordnung, Wegzehrung würden die Mägde bereiten und seine Chitin-Rüstung konnte nun hier bleiben. Seine Zauber hatte er ja immer im Kopf bei sich. „Alles in bester Ordnung“: wie Tarrior fand und sich die frisch reparierte Rüstung anlegte. Der Schmied lieferte wirklich eine meisterliche Arbeit. Noch immer saß das Rüstzeug wie angegossen. Er überlegte kurz, ob er dem Mann doch mehr hätte zahlen sollen, verwarf den Gedanken dann aber schnell. „Was man nicht ändern kann…“: dachte er und lächelte sein Spiegelbild an und betrachtete sich noch einmal ausgiebig, bevor er den Raum verließ und wieder hinunterging.
Gilluk wartete bereits in der Eingangshalle auf ihn. „Hier ist dein Essen. Es ist alles haltbar und dürfte für zwei Tage reichen“: sagte der Argonier und reichte ihm ein kleines zugeschnürtes Päckchen. „Sehr gut. Hast du mit Verasa gesprochen?“: erkundigte er sich. „Ja. Sie meinte, sie würde sagen, dass sie nicht wisse, wo du hin bist“: gab ihm Gilluk zur Antwort. Tarrior nickte. „Gut dann kann ich ja aufbrechen. Ich werde wohl nicht länger als fünf Tage, wohl höchstens eine Woche weg sein, wenn Nichts dazwischen kommt. Die Höhle liegt meines Wissens nach, nicht zu weit von Maar Gan entfernt“: dachte Tarrior laut über die Zeitplanung nach. „Fünf Tage also. Und meinst du, da wäre dein Sohn schon wieder weg?“: wollte Gilluk wissen. „Ich verstehe nicht, worauf du hinaus willst?“: war der Dunmer ahnungslos, was der Andere von ihm wollte. „Ich habe das Gefühl du läufst vor irgendetwas davon. Meinst du, das da fünf Tage reichen, um Abstand zu gewinnen?“: präzisierte der Argonier die Frage. Sein Freund war auf dem Holzweg. Nicht die ungelösten Probleme seiner „Familie“ lasteten auf ihm, die hatte er hintenan gestellt um sie später zu klären. Das Problem mit Meradanz erdrückte ihn fast. Doch verstand er Gilluk, für ihn musste es so aussehen, als würde er vor Verasa und Tirian davonlaufen. „Ich laufe nicht davon Gilluk. Ich laufe dem Problem und seiner Lösung entgegen“: antwortete er daher. Der Argonier gab ein Schnaufen von sich und verabschiedete sich, in dem er mit seiner Klaue die Hand des Dunmers drückte. Dann umarmten sie sich und Tarrior verließ das Haupthaus.
Er ging über den Hof blickte sich noch einmal die angeschlossenen Gebäude an, wandte dann aber seinen Blick stur auf das Tor, dass ihm zusammen mit der hohen Mauer immer noch irgendwie fremd vorkam. Die vernarbten Torwächter erspähten ihn schon auf Entfernung und öffneten für ihn das Tor. Mit einem kurzen Dank und einigen Abschiedsworten durchschritt Tarrior den Torbogen und fand sich wieder außerhalb in der Natur der Westspalte wieder. Hinter ihm wurde das Tor schnell geschlossen. Seine Schritte lenkte er durch die Felder. Auf den großen Kürbissen und den Blättern der Kartoffelpflanzen glänzte der Tau. Einige Arbeiter waren gerade damit beschäftigt Tomaten einzusammeln und den durstigen Schlammschwämmen, die er um eine große Felsformation ausgesät hatte, die erste Wässerung des Tages zu geben. Man grüßte ihn respektvoll und er grüßte zurück, bis er dann irgendwann die Grenzen der Felder und somit seines Besitzes erreichte und die Plantage langsam hinter ihm verschwand. Nach einer Weile querfeldein Gehens durch die Landschaft, erreichte er die Straße. Tarriors Weg führte dann nach Norden in Richtung des Aschlandes.
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Drachentöter
Skingrad - Cheydinhal - Pantherfluß/Dunkelforst
Als Dreveni erwachte, war es bereits später Vormittag. Wenigstens hat noch keine Stadtwache das Zimmer gestürmt, dachte sie sich, als sie müde einen Fuß auf den Boden setzte. Wenn die Leiche nicht schon gestern gefunden worden war, dann spätestens heute in aller Früh, wenn wieder die Frauen aus Skingrad zum Lager ihres Opfers gepilgert waren. Sie wusch sich kurz das Gesicht über der Schüssel mit kaltem Wasser in ihrem Zimmer, zog wieder das Kleid an und steckte ihre langen Haare zum Zopf geflochten rund um ihren Kopf fest. Sie schwankte kurz, nahm dann aber noch ihren Mantel mit, da sie sich gleich noch etwas in der Stadt umsehen wollte. Nachdem sie das Stilett wieder an ihrem Unterarm befestigt hatte, verließ sie das Zimmer um unten in der Herberge etwas zu Essen. Der Schankraum war fast leer, da es noch nicht ganz Mittagszeit war. An einem Tisch saßen zwei Bretonen in gehobener Kleidung, die Dreveni aufmerksam musterten, als sie sich an einem Tisch am anderen Ende des Raumes setzte. Das werden doch nicht schon die bretonischen Kontaktleute sein... Dreveni beachtete sie nicht weiter, wie vereinbart, und versuchte stattdessen durch Anstarren die Aufmerksamkeit der Wirtin auf sich zu ziehen, die gerade konzentriert in einem Rappenkurier blätterte. Gerade als sich Dreveni doch entschlossen hatte, nach der Wirtin zu rufen, trat einer der Bretonen an ihren Tisch. "Dreveni Neladren?", fragte er sie gerade so laut, dass sie ihn noch verstand. Dreveni nickte nur leicht, und der Bretone redete weiter: "Wenn ihr die Güte hättet, uns in das Schloss von Skingrad zu folgen..."
Dreveni sah den Bretonen etwas missmutig an, ihr ging es immer etwas gegen den Strich, von jetzt auf gleich irgendwohin zitiert zu werden. Allerdings konnte die Sache so abgeschlossen werden, und sie Skingrad wieder verlassen. Wäre da nicht noch ein kleines Problem.... Sie hoffte inständig, dass sie nicht auf der Straße sofort verhaftet wurde, sobald eine Wache sie sah, stand auf und folgte ihm. Als sie die Taverne hinter den Bretonen verließ, war auf den Straßen alles ruhig, wie an jedem anderem Tag. Im vorbeigehen konnte sie allerdings hören, wie ein paar der Bewohner über die Leiche vor der Stadt tratschten. Die Wache beachtete sie nicht weiter, also war sie - hoffentlich - nicht unter den Verdächtigen. Sie verließen die Stadt und gingen den Hügel und über die Brücke zum Schloss. Dort angekommen wurde sie von den Bretonen in einen kleinen, aber trotzdem teuer ausgestatteten Raum geführt, in dem sich noch ein Bretone aufhielt, der sich in seiner Kleidung kaum von den anderen Beiden unterschieden. Außerdem lag auf dem Tisch ein Beutel in recht ansehnlicher Größe.
"Wir hätten nicht erwartet, dass der Auftrag bei unserem Eintreffen schon ausgeführt sein würde.", sprach der Mann der in dem Raum gewartet hatte, Dreveni an. Die anderen beiden hatten dezent die Tür geschlossen und sich rechts und links davon postiert.
"Die Gelegenheit war günstig.", antwortete sie ausweichend. Sie diskutierte normalerweise nicht mit ihren Auftraggebern die Erledigung der Aufträge.
"1500 Septime, in Münzen und Edelsteinen, wie vereinbart.", sagte der Bretone mit Blick auf den Beutel. Sie trat an den Tisch, öffnete den Beutel und begann, das Geld zu zählen und den Wert der Steine zu schätzen. Die Blicke der Bretonen ignorierte sie, sie zählte grundsätzlich die Bezahlung vor ihren Auftraggebern nach. Egal ob Adel oder einfache Leute. Als sie fertig war, verschloss sie den Beutel und verstaute ihn unter ihrem Mantel.
"Noch etwas? Ich werde die Stadt heute verlassen."
"Nein, das wäre alles. Wir sind sehr erfreut, dass alles so schnell und reibungslos verlaufen ist. Wir werden vermutlich auf euch zurückkommen. Für Dienste wie die euren hat unser Herr immer Bedarf."
Reibungslos, wenn ihr wüsstet... Und anscheinend nicht erfreut genug, noch ein paar Septime oben drauf zu legen., dachte sich Dreveni, sagte aber nur: "War mir eine Freude.", nickte den Bretonen zu und verließ das Schloss ohne sich weiter aufzuhalten.
In Skingrad angekommen, schlug sie den Weg zu ihrer Herberge ein, die Aktion im Schloss hatte nicht lange gedauert, es war gerade Mittag.In der Herberge überlegte sie kurz, etwas zu essen, allerdings war es jetzt zu voll. Nachdenklich ging sie deshalb auf ihr Zimmer, in dem sie wie immer die Tür hinter sich verschloss. Am liebsten wäre es ihr, jetzt gleich abzureisen, allerdings konnte sie das Problem mit dem Rothwardonen überhaupt nicht einschätzen. Sie war sich nicht einmal sicher, ob er überhaupt ein Problem war. Sie konnte ihn natürlich hier in Skingrad noch weiter beschatten lassen, auch wenn das nicht billig werden würde. Gedankenverloren spielte sie mit dem Zimmerschlüssel in ihren Händen. Am Schluss ist er das wirklich nicht wert... Wie groß standen schon die Chancen, dass man ihm glaubte, oder ihn überhaupt ernst nahm? Er hatte vermutlich keinen Pass, er wusste ja nicht einmal, wie er hieß, oder woher er kam. Vermutlich würde man ihn einfach für Irre halten. Letzten Endes kam sie zu dem Schluss, dass der Rothwardone kein so großes Problem darstellen würde, sie hatte eh nicht vor, so bald nach Skingrad zurückzukommen. Zur Not hielt sie sich etwas bedeckt, bis Gras über die Sache gewachsen war. Außerdem war der Mord vermutlich nicht ohne das Wissen des Grafen geschehen, waren die Bretonen doch zu Gast bei ihm, und auch ihr Opfer, Jack, war vor ein paar Tagen aus dem Schloss geflogen. Vermutlich gab es sowieso Anweisungen, das ganze nicht über-gründlich zu Untersuchen. Sie beschloss dennoch, diese Nacht noch in Skingrad zu verbringen, vielleicht hatte der Kaiserliche noch Neuigkeiten für sie.
Als sie gerade vom Bett aufstehen wollte, um in den Schankraum zu gehen, klopfte es plötzlich an die Tür. "Verfluchte Scheiße.", zischte sie leise. War das die Stadtwache? Dafür war das Klopfen fast zu leise gewesen. Hektisch sah sie sich um, zur Not könnte sie durchs Fenster fliehen, sie müsste zwar alles zurücklassen, was aber immer noch besser als der Galgen wäre. Wobei man mit einem Unsichtbarkeitszauber auch gute Chancen hatte, wieder zu fliehen... Sie hatte den Dolch inzwischen in der Hand und hatte sich halbwegs dazu entschlossen, das Klopfen erst einmal zu ignorieren, da klopfte es erneut. Verdammt. Gleich darauf hörte sie das Geräusch eines Dietrichs im Schloss. Ok, das ist definitiv nicht die Stadtwache. Die hätten die Türe einfach eingetreten. Leise glitt sie mit dem Dolch in der Hand zur Tür, wartete bis, wer immer auch auf der anderen Seite stand, das Schloss geöffnet hatte - Der ist schnell... - und zog die Tür mit Schwung auf. Prompt kam ihr eine Gestalt entgegen, die sie erst wirklich erkannte, als sie schon hinter ihr stand und ihr den Dolch an den Hals halten wollte. "Bist du lebensmüde? Völlig übergeschnappt? Hast du dich im Zimmer geirrt?" blaffte sie den Kaiserlichen an. Mehr noch aus dem Schreck heraus, gleich verhaftet zu werden, als dass sie dem Kaiserlichen seine Aktion wirklich übel nahm, sie wusste dass er so etwas nicht ohne guten Grund tun würde. Der sah sie nur überrascht an, als er sich aufrappelte, wobei sie ihm schließlich die Hand reichte. "Warum hast du nicht auf das Klopfen reagiert? Ich musste annehmen, du bist nicht da." Nachdem er sie kurz schweigend gemustert hatte, fragte er noch: "Nervös?"
"Ich würde es eher vorsichtig nennen. Der komische Rothwardone hat mich gesehen, und dann ist er mir.... entkommen. Ich glaube allerdings nicht, dass er mich verraten wird, aber Vorsicht hat noch nie geschadet."
"Die ist auch angebracht, die Wache sucht zwar nicht besonders eifrig nach dem Mörder, aber es werden trotzdem alle befragt, die im fraglichen Zeitraum die Stadt verlassen haben. Die meisten davon wohnen hier, da fangen sie natürlich an. Bei dir könnten sie schon etwas brauchen, bis sie dich finden, aber sobald du die Stadt verlässt, könnte es eng werden.""Und jetzt? Gibt es eine Stelle, wo man ungesehen über die Mauer..."
"Schlecht. Ich hab hier gefälschte Dokumente, die dir weniger Fragen am Stadttor einbringen sollten. Allerdings sind sie nicht ganz billig. 100 Septime."Dreveni antwortete nicht, sondern sah ihn nur entnervt an. Sie hatte es von Anfang an gewusst, Skingrad und Schloss war keine gute Kombination, auch nur die Erwähnung von beidem im selben Satz brachte irgendwie Unglück. Mit immer noch genervtem Gesicht kramte sie 100 Septime aus dem Beutel der Bretonen und gab sie dem Kaiserlichen. "Bis wann sind sie fertig?"
"Du hast Glück.", erwiderte er nur, und zog ein paar Seiten gerolltes Pergament unter seinem Umhang hervor.
"So ein Zufall.", antwortete sie mit hochgezogener Augenbraue. "Ich werde die Stadt am besten gleich verlassen, oder wie sieht es draußen aus?"Der Kaiserliche bestätigte ihr, dass es jetzt ein guter Zeitpunkt wäre, aus Skingrad vorerst zu verschwinden, und sie verabschiedeten sich.
Dreveni zog das Kleid aus und ihren Overall an, hängte den Mantel um, das Schwert an einem Gürtel um die Hüfte, packte den Dolch sowie das Stilett in ihren Beutel zu ihrem restlichen Gepäck und dem Münzbeutel von ihrem Auftrag. Den Bogen und die Pfeile nahm sie so in die Hand. Das Haar hatte sie wieder zu einem Zopf geflochten und um den Kopf festgesteckt. Wenn schon denn schon. Es war nicht ungewöhnlich, derart bewaffnet unterwegs zu sein, und sie hoffte noch auf die gefälschten Dokumente. Es war riskant, aber sie hatte an sich kein schlechtes Gefühl dabei, und das hatte sie bis jetzt selten im Stich gelassen. Sie zahlte das Zimmer bei der Wirtin und verließ die Taverne. Draußen herrschte das geschäftige Treiben des frühen Nachmittags, und sie erreichte zumindest unangefochten das Tor, obwohl sie an einer Patrouille der Stadtwache vorbeikam. Sie ging zum Westtor, wo sich auch die Stallungen befanden. Dort standen zwei Wachen, die sie seit ihrem Aufenthalt hier noch nie gesehen hatte, höchstens im vorbeigehen. Es war immer gut zu wissen, ob man genau dieser Wache schon gegenüber gestanden hatte, deshalb merkte sie sich deren Gesichter schon aus Gewohnheit. Eine der Wachen kontrollierte gerade einen Ork, in dem sie sein komplettes Gepäck zerlegte, während die andere - ein junger, pickliger Kaiserlicher - Dreveni aufmerksam musterte. Sie bereitete sich innerlich darauf vor, was er alles fragen konnte und wie sie am besten einfach nur durch dieses Tor kommen würde. Als er dann nicht einmal ihren Pass sehen wollte, war sie fast enttäuscht. Er winkte sie einfach durch. Fast hätte sie ihm aus trotz die Dokumente unter die Nase gehalten, ging aber einfach nur nach einem knappen Gruß zu den Stallungen. Ein leichtes Kopfschütteln ob des seltsamen Systems der Wachen konnte sie sich allerdings nicht verkneifen. Wie passte ein Ork in den Kreis der verdächtigen? Oder eher, warum sie selbst nicht?
An den Stallungen zahlte sie den Stallburschen und gab ihm noch ein paar Münzen dafür, dass er ihr Pferd sattelte.
Als sie ihr Gepäck am Sattel befestigt hatte, machte sie sich auf den Weg Richtung Cheydinhal.Gegen Abend erreichte sie Bockbierquell und rastete dort, wie auch schon auf dem Hinweg. Am nächsten Tag schüttete es, so dass sie nicht so schnell vorankam. Immerhin schienen bei diesem Wetter auch die Banditen nicht aus ihren Löchern zu kommen.
Am späten Abend sah sie schließlich die Lichter in den Fenstern von Mordans Haus. Sie war inzwischen völlig durchnässt und ihre Laune auf einem absolutem Tiefpunkt. Wenigstens musste sie niemanden mehr sehen an diesem Tag, außer Mordan, und der wusste dass man sie in solchen Momenten am besten in Ruhe lies. Oder rückte ihr den Kopf wieder zurecht, falls es nötig war. Mordan war auch so ziemlich der einzige, von dem sie sich wirklich etwas sagen lies. Sie führte ihr Pferd in den kleinen Stall neben dem Haus und nahm ihm das Gepäck und den Sattel ab. Sie klopfte an die Haustür und wartete bis Mordan öffnete. Sie hatte zwar einen Schlüssel - irgendwo in ihrem Gepäck - hatte aber keine nerven mehr, ihn zu suchen. Mit Magie hatte sie bei diesem Schloss kein Glück, Mordan bestand aus nachvollziehbaren Gründen auf sicheren Schlössern. Sie musste nicht lange warten, bis die Tür geöffnet wurde, und ihr Ziehvater in seiner üblichen grauen Robe vor ihr stand. "So bald hätte ich dich nicht zurück erwartet."
"Ich mich auch nicht.", antwortete sie ihm, als sie an ihm vorbei in den Eingangsbereich trat, wo sie ihr Gepäck und die Waffen einfach auf den Boden fallen lies. Danach umarmten sie sich kurz, und Dreveni hängte ihren triefnassen Mantel an einen Haken an der Wand. "Keine Sorge, Jack ist tot, aber erinnere mich das nächste mal daran, dass das der letzte Auftrag in Skingrad war. Zumindest für eine ziemlich lange zeit." Auf Mordans skeptischen Blick antwortete sie nur: "Erzähl ich dir gleich, ich tropfe, falls du es nicht bemerkt hast." Dabei nahm sie den Worten durch ein leichtes Lächeln die Schärfe. Sie ging mit ihrem Gepäck nach oben auf ihr Zimmer, zog sich trockene Sachen an - eine knielange Weinrote Tunika und eine schwarze Hose - kämmte sich die nassen Haare und hängte die nassen Sachen aus ihrem Beutel in ein Nebenzimmer. Danach ging sie wieder nach unten, wo Mordan inzwischen etwas zu Essen und eine Flasche Wein auf den Tisch beim Kamin gestellt hatte.
Beim essen erzählte sie Mordan von den Ereignissen in Skingrad, wobei sie sich den ein oder anderen Tadel anhören durfte, warum sie den Kaiserlichen gleich getötet hatte, aus der Gelegenheit heraus, obwohl sie ihn eigentlich erst einmal nur beobachten wollte. Dann hätte sie vermutlich auch der Rothwardone nicht überrascht, aber jetzt war es schon geschehen.
Immerhin teilte er ihre Einschätzung der Situation, dass selbst wenn sie verraten wurde, nach einer Weile Gras über die Sache gewachsen sein würde. "An sich ist es gut, dass du früher wieder hier bist", wechselte er schließlich das Thema. "Ich hätte es sonst jemandem anderen angeboten. Heute kam ein Auftrag, der mehr als gut Bezahlt wird, und nicht sonderlich kompliziert zu sein scheint. Vielleicht hätte ich es sonst selbst getan, aber eigentlich kann ich zur Zeit nicht weg, ich habe Verpflichtungen in den nächsten Tagen." Dreveni gähnte hinter vorgehaltener Hand, es war inzwischen schon recht spät. Gleich der nächste Auftrag.. Eigentlich hatte sie vorgehabt, die nächsten Tage nichts zu tun, gleichzeitig kam sie nicht umhin zuzugeben, dass ihr ihre Arbeit Spaß machte. In gewisser Weise war sie Stolz auf ihre Tätigkeit, nicht jeder war in der Lage, einfach jemandem Auge in Auge die Kehle durchzuschneiden. Auch vermied sie es, unschuldige zu Töten und sie jagte auch nicht jedem Banditen bis aufs Blut hinterher. Manchmal lies es sich abereinfach nicht vermeiden, dass Zeugen beseitigt werden mussten.
"Bist du noch wach?" riss Mordan sie aus ihren Gedanken. Nachdem sie ihm zugenickt hatte, fuhr er fort: "Es handelt sich um zwei Personen. Ein Kaiserlicher und eine Dunmer. Er ist Magier und sie anscheinend von der Kämpfergilde, von beiden wird als Beweis der rechte Zeigefinger geforert, sowie von der Dunmer ein goldenes Amulett, dass sie bei sich trägt. Du kannst sie im Dunkelwald einholen, vermutlich an der Grenze zu Schwarzmarsch. Das ist jedenfalls die Aussage der Auftraggeberin. Sie sind nach Süden unterwegs."
"Zwei also... Was für ein Magier?"
"Nichts spezielles angeblich, allerdings solltest du dich bei dieser hohen Bezahlung nicht darauf verlassen."
Ein Magier. Allerdings in der Wildnis, da hatte sie ganz andere Möglichkeiten als in einer Stadt. Mit etwas Glück konnte sie den Magier mit einem gut gezieltem Pfeil erwischen, zumindest so, dass er Kampfunfähig war. Es wäre ja auch nicht der erste Magier, der durch ihre Hände starb. In der Dunmer sah sie jedenfalls kein größeres Problem, auch wenn sie kämpfen konnte. Dann musste sie die beiden ja nur noch finden.....
"Du müsstest allerdings schon morgen aufbrechen."
"In Ordnung. Ich wollte sowieso wieder mal nach Leyawiin, das ist dann auch nicht mehr weit.", antwortete sie, wobei sie wieder ein Gähnen unterdrücken musste. Sie besprachen noch kurz ein paar Details, wo sie sich nach Erledigung des Auftrags melden sollte und, was ungewöhnlich war, sogar den Namen der Auftraggeberin. Danach ging sie ins Bett, und schlief wie ein Stein bis zum nächsten Morgen.
Nach einem kurzen Frühstück packte sie ihre Sachen, dieses mal auch Proviant und ein paar Fläschchen mit Gift. Nachdenklich hielt sie das Vulkanglasschwert in der Hand, und entschloss sich dann, es doch mitzunehmen. Eigentlich wollte sie so wenig wie möglich dabei haben, da sie in der Wildnis unterwegs war und kein Zimmer als Lager nutzen konnte, aber gerade bei zwei Personen und davon ein Magier war man besser auf alles vorbereitet. Ihre Haare steckte sie sich im Nacken zu einem Knoten, und über eine dunkle, langärmlige Tunika und eine dunkle Hose trug sie ihren Mantel. Am linken Arm hatte sie das Stilett befestigt, was irgendwie schon zu ihrer normalen Kleidung gehörte. Ausserdem hatte sie noch einen alten Steckbrief mit dem Gesicht des Magiers, den sie suchte. Sein Name war Arranges. Sie sattelte ihr Pferd, Schon wieder tagelang nur reiten..., befestigte das Gepäck und verabschiedete sich von Mordan.
Am frühen Vormittag brach sie schließlich auf und folgte der blauen Straße weg von Cheydinhal. Ab der Hälfte der Strecke zur gelben Straße nach Süden kürzte sie den Weg querfeldein ab, trotzdem war sie noch lange genug unterwegs. Nach etwa drei Tagen überquerte sie die Brücke über den Panther-Fluss auf der gelben Straße, und hielt sich von da ab links entlang des Flusses, in Richtung der Grenze zu Schwarzmarsch. Durch das zunehmend sumpfige Gelände kam sie nur langsam vorwärts, außerdem musste sie vorsichtig sein, um nicht entdeckt zu werden, und um keine Spur zu ihren Opfern zu übersehen. Allzu schwer wurde es ihr allerdings nicht gemacht, sie entdeckte Spuren von Lagern und sogar ein paar Leichen. Es konnte natürlich auch jemand anders dafür verantwortlich sein, was sie sich bei deren Zustand fast wünschte.
Die Geschichte wird im Gruppenthread "Die Jagd" fortgesetzt.
Geändert von KingPaddy (06.07.2011 um 00:06 Uhr)
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Drachentöter
Dunkelforst -> Cheydinhal
Anschluss an die Handlung von "Die Jagd".
Sie sah Arranges und der Dunmer nach, bis diese in der Dunkelheit verschwunden waren. Daran, dass ihr Leben gerade fast zu Ende gewesen wäre, dachte sie nicht mehr, sie ärgerte sich jetzt nur noch maßlos darüber, dass die beiden es wagen konnten, sie einfach hier an einen Baum gefesselt zurückzulassen. Wütend zerrte sie an ihren Fesseln, merkte aber bald, dass sie sich so einfach nicht befreien konnte.
Nach einer Weile zwang sie sich zur Ruhe, da sie mit planlos an den Seilen zerren nicht weiter kam. Der Knoten schien hinter ihr zu sein, sie konnte die Arme etwa ab den Ellenbogen relativ frei bewegen, es reichte aber weder zu dem Stilett noch dazu, die Stricke zu verschieben. Langsam wurde sie immer verzweifelter, darauf dass jemand vorbeikam, der sie befreite, brauchte sie nicht zu warten. Ab und an waren mit Sicherheit Jäger hier unterwegs, aber auch jede Menge Banditen und wilde Tiere. Ok, Dreveni, denk nach. Vielleicht kann ich wenigstens... Sie winkelte den rechten Arm am Ellenbogen ab, so dass ihre Handfläche nach oben zeigte und konzentrierte sich. Natürlich funktioniert das, wieso auch nicht..., dachte sie sich, als ihre Hand von einem roten Glühen eingehüllt wurde. So würde sie zwar kaum auf jemanden Zielen können, aber sie konnte sich verteidigen, wenn ihr jemand zu nahe kam. Grübelnd sah sie auf den roten Schein um ihre Hand und dann auf das Seil, dass über ihre Brust lief. Das könnte.. Das funktioniert. Sie musste nur aufpassen, sich selbst nicht zu sehr zu verbrennen, aber ihr als Dunmer machte Feuer eh nicht soviel aus, wie zum Beispiel diesem elenden Kaiserlichen Magier ein Feuerball von ihr ausmachen würde... Sie durfte nur nicht zu viel Energie in den Zauber legen, ein einfacher Übungszauber von früher sollte ausreichen. Dummerweise war sie sonst nie darauf angewiesen, bei Zerstörungszaubern sonderlich vorsichtig zu sein, und so hoffte sie, dass es nicht doch zu heftig ausfallen würde.
Mit der rechten Hand berührte sie das Seil etwa über ihrem linken Oberarm, wobei sie das Handgelenk schon arg verdrehen musste. Sie verstärkte den Zauber, und gleich darauf spürte sie wie die Spannung des Seils nachliest, und auch gleich die Hitze auf ihrer Haut. Sie löste den Zauber und wollte aufspringen. Allerdings war sie wohl doch länger in der feuchten Nachtluft gesessen, als sie gedacht hatte, ihre Gelenke waren schon ganz steif. Fluchend erhob sie sich schließlich, begutachtete den angebrannten Stoff ihrer Tunika, sah aber, dass ihre Haut nicht verletzt war. Mit einer schwungvollen Bewegung zog sie ihr Stilett aus dem Stamm und sah danach in die Richtung, in die Arranges ihren Dolch geworfen hatte. Es war immer noch stockfinster, sie würde ihn jetzt kaum finden. Also ging sie erst einmal zurück zu ihrem Pferd, das zum Glück immer noch friedlich an der Stelle stand, an der sie es zurück gelassen hatte. Mit dem Pferd ging sie zum Lager der beiden zurück, entzündete das kleine Feuer erneut und versorgte erst einmal den Schnitt von Arranges Schwert mit einem Heiltrank. Bis zum Morgengrauen döste sie im Halbschlaf neben dem Lagerfeuer.
Als es langsam hell genug war, begann sie nach ihrem Dolch zu suchen. War ihr Zorn in den letzten Stunden etwas verraucht, bedachte sie den Kaiserlichen jetzt wieder mit den übelsten Schimpfwörtern, die sie unterwegs aufgeschnappt hatte, und das waren einige. Obwohl sie wenigstens die Richtung gesehen hatte, in die der Dolch geflogen war, und auch in etwa, mit wie viel Schwung der Magier geworfen hatte, suchte sie doch fast den ganzen Vormittag an einer Stelle etwas zu weit weg vom Lager. Letzten Endes fand sie ihn dann gute fünf Meter weiter rechts und ein paar Meter näher am Lager. Fast zärtlich strich sie über das rötlich schimmernde Metall, das - obwohl er im Schatten der Pflanzen gelegen hatte - eine leichte wärme ausstrahlte.
Sie aß noch kurz etwas, stieg auf ihr Pferd und ritt nach Westen, zurück zur gelben Straße. Weiter würde sie den beiden nicht folgen, für sie war die ganze Sache erledigt. Sollte sich doch jemand anders mit diesem kranken Kaiserlichen rumärgern. Jetzt waren sie gewarnt, und eine zweite Chance würde sie sowieso kaum noch erhalten. Diese Entscheidung ging ihr zwar gehörig gegen den Strich, da sie es nicht gewohnt war, so kläglich zu scheitern, aber ihre Vernunft siegte dann doch. Und irgendwann bist du fällig. Man sieht sich immer zweimal im Leben, Arranges. Alles in allem war sie sowieso glimpflich aus der Sache herausgekommen, sah man von ihrem doch arg angeknackstem Stolz ab.
Sie ritt den gleichen Weg wie schon auf dem Hinweg zurück zu ihrem Haus bei Cheydinhal. Dass sie den Auftrag nicht erledigen konnte, ärgerte sie nach wie vor, auch wenn sie sich sagte, dass das durchaus vorkam. Sie kannte zumindest niemanden, der bis jetzt alle Aufträge zu 100% erledigt hatte. Sie hoffte, dass Arranges wenigstens mit dieser Marie abrechnen würde, oder dass diese noch andere Assassinen angeheuert hatte, die erfolgreicher waren als Dreveni.
Als sie am Abend des vierten Tages das Haus erreichte, wechselte sie nicht viele Worte mit Mordan, sondern ging sofort auf ihr Zimmer und schlief bis in den nächsten Vormittag. Die nächsten Tage verbrachte sie damit, nach Cheydinhal zu reiten, um ein paar Dinge zu erledigen, und tat ansonsten nicht viel. Das Desaster ihres letzten Auftrages verdarb ihr immer noch die Laune, und ein neuer war noch nicht in Sicht.
Eines Abends, sie saß gerade wieder mit Mordan beim Kartenspielen, klopfte es an die Tür. Mordan öffnete, und kurz darauf hörte sie ihn rufen: "Für dich!"
Wer denn um die Uhrzeit?, überlegte sie, als sie aufstand und zur Tür ging. Dort stand ein Argonier aus Cheydinhal, den sie kannte, da er beinahe alles organisieren konnte, wenn man den Preis zahlen konnte.
"Heute ist wieder eine Lieferung gekommen.", sagte er zu ihr, Mordan war wieder in das Wohnzimmer gegangen. Statt eine Antwort zu geben, sah sie ihn abwartend an. Unterbrach man ihn, kam er nie auf den Punkt.
"Es hat etwas länger gedauert als sonst, zu viel Kontrolle, du weißt ja. Skooma."
"Und seit wann interessiert mich Skooma?", antwortete ihm Dreveni schließlich doch, da sie annahm, darum ging es dem Argonier.
"Und wie du auch weißt, werden ab und an auch andere Sachen mitgeschickt.", fuhr er ungerührt fort. "Hier," während er das sagte, zog er einen abgegriffenen Umschlag aus seiner Tasche, "ein Brief für dich. Ich weiß nicht von wem, oder woher ursprünglich. Derjenige, der die Lieferung begleitet hat, sagt er hätte es von jemandem den er kennt, und der kennt jemanden, der ist wieder nach dir gefragt worden. Oder so ähnlich"
"Danke.", sagte sie und nahm ihm den Brief aus der Hand. Er sah aus, als wäre er schon durch einige Hände gegangen, ein Siegel konnte sie auch nicht sehen. Nachdenklich betrachtete sie ihn, ihr fiel beim besten Willen nicht ein, wer ihr auf diese Art eine Nachricht schicken könnte. Schließlich wurde sie von dem Räuspern des Argoniers aus ihren Gedanken gerissen. "Der Weg zu eurem Haus ist ziemlich weit..."
Überrascht sah sie ihn an, sie hatte ganz vergessen, dass er immer noch neben ihr stand. "Du hättest mir den auch in Cheydinhal irgendwann geben können.", sagte sie während sie ein paar Münzen aus der Kommode neben der Tür nahm. "Hätte ich.", antwortete er grinsend, nahm das Geld und verschwand.
Unschlüssig stand sie einen Moment mit dem Brief in der Hand da. Sie maß dem ganzen keine große Bedeutung bei, so legte sie ihn auf die Kommode und ging wieder ins Wohnzimmer. Wenn der Brief schon länger unterwegs war, konnte er jetzt noch ein paar Stunden warten.
Als sie lange nach Mitternacht schließlich auf ihr Zimmer ging, nahm sie den Brief mit nach oben. Sie zündete die Kerze auf dem Tisch an, setzte sich auf den Stuhl daneben und zog den Bogen Pergament vorsichtig aus dem fleckigen Umschlag. Die Schrift, die zum Vorschein kam, als sie das Pergament auseinander faltete, wirkte irgendwie hastig geschrieben, und doch war es eine saubere, geübte Schrift. Bei dieser Schrift begannen die ersten leisen Alarmglocken in ihr zu schrillen, auch wenn es nur am Rande ihres Bewusstseins war.
Als sie die ersten Zeilen allerdings gelesen hatte, traf sie schier der Schlag. Ihr Herz setzte für einen Schlag aus, und hätte sie nicht von Natur aus die dunkle Haut der Dunmer gehabt, hätte man gesehen dass sie totenbleich geworden war. Bilder und Gefühle wallten in ihr auf, von Ereignissen die jetzt beinahe zehn Jahre her sein dürfen, und von denen sie gehofft hatte, nie wieder daran erinnert zu werden. Sie versuchte, den Brief zu Ende zu lesen, schaffte es aber nur noch, die restlichen Zeilen zu überfliegen. Ruckartig erhob sie sich, und hätte dabei fast den Stuhl umgeworfen. Sie musste nach draußen, das Zimmer schien ihr auf einmal viel zu eng zu sein.
Den Brief lies sie auf dem Tisch liegen, als sie die Treppe hinunter zur Haustür ging. Mit einer mehr automatischen als bewussten Bewegung nahm sie den Schlüssel von der Kommode und trat hinaus in die kühle Nachtluft. Als sie die Haustür hinter sich zugezogen hatte, blieb sie einen Moment stehen und atmete tief durch. Das erste Mal, so schien es ihr, seit sie begriffen hatte, von wem dieser Brief stammte. Es war kühl, und die Sterne standen funkelnd am Himmel. Die beiden Monde Nirns waren knapp über dem Horizont. Sie ging ein Stück den Weg vom Haus weg, bis sie an eine kleine Bank an der Grenze des Grundstücks kam, auf die sie sich erschöpft fallen lies. Oben auf dem Pergament war ein Datum gestanden, demnach musste der Brief vor gut sieben Wochen geschrieben worden sein, und war länger unterwegs gewesen, als der Verfasser beabsichtigt hatte. "Verflucht." Sie hatte den Kopf auf die Hände gestützt und die Ellenbogen auf die Knie. Das ist nicht fair., dachte sie sich verzweifelt, wobei sie selbst nicht genau wusste, ob sie damit jetzt den Brief meinte, oder die Tatsache, dass sie das nach all den Jahren noch so mitnahm. Hätte sie in diesem Moment jemand gesehen, hätte er wohl schwer geglaubt, wie kaltherzig, berechnend und überheblich sie sonst war. Und das ärgerte sie noch zusätzlich. Sie hasste es, wenn es jemand geschafft hatte, sie zu verletzen, und sich selbst dafür, dem anderen überhaupt eine Chance dazu gegeben zu haben.
Nach einer Weile - sie wusste nicht, wie lange genau - war sie ziemlich durch gefroren und wieder halbwegs klar im Kopf, so dass sie zurück ins Haus ging. Schlaf fand sie kaum noch in dieser Nacht, und wenn sie doch kurz einschlief, wurde sie von eigenartig realistischen Träumen heimgesucht.
Als sie wieder einmal aus diesen Träumen erwachte, war es auf einmal ziemlich hell draußen. Noch etwas benommen erhob sie sich, den Brief auf dem Tisch demonstrativ ignorierend. Sie schlurfte ins Bad, in dem großen Zuber war natürlich gerade kein Wasser, aber eine Schüssel mit kaltem Wasser stand auf dem Waschtisch. "Scheiße.", fluchte sie leise vor sich hin, als sie sich mit dem kühlen Wasser wusch. Als sie sich wieder angezogen hatte, ging sie nach unten, Mordan konnte sie nirgends finden, er war vermutlich nach Cheydinhal geritten. Sie lief erst etwas unschlüssig durchs Haus, begann dann schließlich in einem Buch über Morrowind zu blättern, kehrte in Gedanken aber immer zu dem Brief zurück. Dibellas Schrein bei Chorrol, natürlich erinnere ich mich, wie könnte ich das vergessen., dachte sie mit bitterem Gesichtsausdruck. Und warum bei allen Daedraprinzen schickst du ausgerechnet von allen Leuten in Cyrodiil mir einen Brief. Dass er offenbar davon ausging, dass sie selbst noch lebte, wunderte sie weniger. Er hatte zweifellos mitbekommen, dass die Sache damals nicht ganz so geendet war, wie er es geplant hatte. Was sie allerdings wunderte war, dass er tatsächlich zu glauben schien, sie würde für ihn auch nur einen Finger krumm machen. Abgesehen von den Fingern um den Griff ihres Dolches vielleicht. In diesem Moment wurde die Haustür aufgeschlossen, und Mordan kam herein. Sie versuchte schnell, alle Gedanken an den Brief aus ihrem Kopf zu verscheuchen und einen möglichst normalen Gesichtsausdruck aufzusetzen. Das gelang ihr leider nicht so ganz, noch dazu sah sie leicht übernächtigt aus.
"Was ist los Dreveni?", fragte er sie deshalb, nachdem sie sich begrüßt hatten. "Hat es mit dem Brief zu tun?"
"Eigentlich ist nichts los. Der Brief hat mit einer Sache zu tun, die lange her ist, und ich werde ihn ignorieren.", bemühte sie sich zu ihrer üblichen kühlen Art zurückzufinden. Mordan wusste natürlich von der Sache damals, wenn jemals etwas richtig schief gelaufen war, dann das. Das mit Arranges war zwar unschön, aber alles in allem kalkuliertes Risiko gewesen, die Situation war für sie zu jeder Zeit berechenbar gewesen, vor allem auch ihre eigenen Reaktionen. Allerdings hatte sie Mordan damals nicht alles erzählt, genau genommen hatte sie es niemandem erzählt, und war auch nicht scharf darauf, es jetzt zu ändern. Mordan sah sie nur prüfend an, sagte aber nichts weiter, wofür sie ihm sehr dankbar war. Irgendwann würde sie ihm die ganze Geschichte erzählen, vielleicht wenn die Sache ein für alle mal abgeschlossen war. Halt, du wolltest den Brief ignorieren. Also wird auch nicht nachgeforscht., ermahnte sie sich.
Sie beschloss, morgen zur Kaiserstadt aufzubrechen. Dass es schon die Hälfte der Strecke nach Chorrol war, verdrängte sie erfolgreich, sie hatte immerhin vor, in der Kaiserstadt ein paar Tage oder Wochen zu bleiben. Sobald man sich dort etwas auskannte, fand man immer etwas zu tun, und die meisten dieser Aufträge waren weniger heikel als der mit Arranges. In dem Haus bei Cheydinhal hielt es sie nie sonderlich lange, es war ihr fast zu abgeschieden.
Geändert von KingPaddy (06.07.2011 um 00:10 Uhr)
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Drachentöter
Cheydinhal - > Kaiserstadt -> Chorrol
Sie brach am frühen Morgen - die Sonne war noch nicht über dem Horizont - des nächsten Tages auf. Sie nahm den weg südlich an der Stadtinsel vorbei über die Brücke die über den Niben führte. Bis auf die üblichen Probleme mit Wegelagerern verlief die Reise ereignislos, und sie erreichte kurz vor Mitternacht die Tore der Kaiserstadt. Sie musste zwar den Stallburschen erst aus dem Bett klopfen, und die Wache reagierte auch immer skeptischer, je später die Stunde war, aber schließlich wurde sie in die Kaiserstadt gelassen. Dort wandte sie sich zum Marktviertel und nahm in der Taverne zum Kaufmann ein Zimmer. Zuvor hatte sie es gleich am Thalos-Platz versucht, dort waren aber alle Zimmer belegt. Gut, wenn es voll ist, dann gibt es vermutlich auch Arbeit hier. Im Zimmer angekommen räumte sie ihre Sachen in die Truhen. Dabei fiel ihr auch der Brief wieder in die Hände. Sie hatte ihn mitgenommen, da sie nicht wollte, dass Mordan ihn sah. Dazu hätte es allerdings auch gereicht, wenn sie ihn einfach verbrannt hätte, nachdem sie ihn ja sowieso ignorieren wollte. Immerhin schaffte sie es, ihn nicht wieder zu lesen.
Die nächsten Tage schlenderte sie durch die Kaiserstadt, vor allem durch die dunkleren Seitengassen und durch das Hafenviertel, grüßte alte Bekannte und verbrachte die Abende in deren Hütten, bei reichlich Wein und Met. Dadurch konnte sie tatsächlich für die nächsten Tage auch jeden Gedanken an den Absender des Briefes verdrängen. Nach einer knappen Woche hatte sie sogar einen Auftrag in der Kaiserstadt. Nichts außergewöhnliches, ein Nord der in einem größerem Haus im Tempelbezirk lebte. Es schien um Spielschulden zu gehen, auch wenn sie das eigentlich nicht interessierte. Es gab auch keine besonderen Auflagen, der beste Zeitpunkt war wohl Nachts, wenn er schlief. Die nächsten drei Nächte verbrachte sie damit, die Wachen im Tempelbezirk zu beobachten. Das Haus des Nord befand sich zwar in einer Gasse an der Stadtmauer und nicht auf dem Platz mit der Kapelle, doch es patrouillierten permanent Wachen durch diese Gasse, da am Ende der Eingang zu ihrem Wachturm lag. Also drückte sie sich durch das Gebüsch und hielt in den Schatten verborgen, und stellte fest, das sie zwischen zwei und drei Uhr nachts ein Zeitfenster von etwa einer halben Stunde hatte, in dem keine Wachen an dem Haus vorbeigingen. So konnte sie ungesehen hinein und wieder heraus kommen. Dabei war sie völlig in ihrem Element und hatte den Brief vorübergehend komplett vergessen.
Tagsüber war sie nur zum schlafen auf ihrem Zimmer.
In der vierten Nacht zog sie sich wieder ihre dunklen Sachen an, befestigte das Stilett an ihrem Arm und verließ die Herberge. Mehr Waffen nahm sie nicht mit, sollte irgend etwas schiefgehen, konnte sie zur Not fliehen, und das war unbewaffnet wesentlich unauffälliger, vor allem sollte sie kontrolliert werden. Sie ging in Richtung des Tempelbezirks und verschwand dort unauffällig in den Schatten der Gebäude, als gerade keine Wache hinsah. Es war inzwischen kurz nach zwei Uhr, und die letzten Wachen verschwanden gerade im Wachturm, also hatte sie jetzt theoretisch Zeit. Nach einem schnellen Blick in die Gasse legte sie die rechte Hand auf das Schloss der Tür und konzentrierte sich auf einen Zauber. Man brauchte dafür keinen speziellen Schlüssel, das hatte sie noch erfahren. Als das Schloss vernehmlich knackte, hielt sie kurz den Atem an, aber im Haus war nichts zu hören, als sie die Tür vorsichtig einen Spalt aufschob.
Drinnen war es beinahe stockfinster, aber ihre Augen hatten sich schon draußen an die Dunkelheit gewöhnt, so sah sie die Umrisse der Stufen. Die Tür zog Dreveni leise hinter sich zu, dann schlich sie leise die Treppe nach oben. So wie sie die meisten Häuser in der Kaiserstadt kannte, befand sich das Schlafzimmer im Obergeschoss. Und tatsächlich konnte sie es durch die Tür am oberen Ende der Treppe schnarchen hören. Perfekt. Vorsichtig drückte sie die Klinke herunter, immer darauf hörend, ob sich das Schnarchen des Nord änderte, doch den störte es nicht im geringsten, dass gerade ein Assassine durch sein Haus schlich. Hinten an der Wand stand das Bett, in dem ein wahrhaft riesiger Nord schlief, soweit sie das im halbdunkel ausmachen konnte. Werd jetzt bloß nicht wach... Sie warf einen kurzen Blick auf den Boden, aber es stand nichts im Weg. Mit wenigen, leisen Sätzen war sie bei ihrem Opfer und stach mit einer schnellen Bewegung das Stilett in sein Herz. Der Nord zuckte noch ein paar Mal kurz und röchelte, dann lag er still, die toten Augen zur Decke gerichtet. So, noch den Finger... Suchend sah sie sich um, sie hätte ihn zwar auch irgendwie mit dem Stilett abtrennen können, ein normaler Dolch oder Messer war dazu aber besser geeignet. An der Wand lehnte ein eisernes Schwert - Naja, auch noch besser - mit dem sie die Hand des Nord bearbeitete, als sie das Stilett wieder aus seinem Brustkorb gezogen hatte. Elende Sauerei... Sie wischte ihre Waffe am Bettzeug ab, wickelte den Finger in ein Stück Stoff, dass sie in den Beutel an ihrem Gürtel tat. JETZT sollte ich auch besser nicht kontrolliert werden... Sie warf noch einen letzten Blick auf den Nord, der jetzt in einer größer werdenden Blutlache in seinem Bett lag. Sie selbst hatte nichts abbekommen, darin hatte sie inzwischen Übung.
Genauso leise, wie sie in das Haus eingestiegen war, verließ sie es auch wieder, sie hatte nicht lange gebraucht und verschwand im Dunkeln. Und dieses mal hatte sie niemand gesehen, stellte sie befriedigt fest, als sie wieder in ihrem Zimmer war. Morgen würde sie sich mit ihrem Kontaktmann treffen um den Auftrag abzuschließen.
Sie setzte sich auf das Bett, sah in die Luft und überlegte, was sie jetzt tun sollte. Die letzten Tage war sie entweder unterwegs gewesen, oder hatte - meistens gut angetrunken - geschlafen. Gerade schielte sie zu der Flasche Wein auf der Kommode, da tauchte das Bild eines Dunmer vor ihrem inneren Auge auf. Ein Gesicht, dass sie die ganzen Jahre versucht hatte, zu vergessen. Die scharf geschnittenen Züge wurden von schwarzem, halblangem Haar eingerahmt, und obwohl es jugendlich wirkte, konnte man schon leichte Fältchen sehen. Um den Mund schien immer ein leicht spöttisches Lächeln zu liegen, das auffälligste waren aber für sie immer die Augen gewesen. Solch dunkelrote Augen hatte sie bisher bei keinem anderen Dunmer gesehen. Sie schienen fast von innen zu glühen, und es war ihr immer schwer gefallen, nicht in ihnen zu versinken.
Sie schüttelte leicht den Kopf um das Bild zu verscheuchen, stand auf und griff zur Weinflasche. Dann nahm sie den Brief noch einmal zur Hand. Mit keinem Wort erwähnte er, was damals passiert war. Das war eins der Dinge, die typisch für ihn waren. Es wunderte sie überhaupt, dass er sich in Cyrodiil aufhielt, aber er schien in echten Schwierigkeiten zu stecken, soweit dass aus dem Brief hervor ging. Außerdem hatte er nicht damit gerechnet, dass es solange dauerte, bis sie den Brief erhalten würde. Er wollte vor inzwischen über drei Wochen bei Chorrol sein, gut möglich dass er inzwischen tot war. "Verdammt." Sie knüllte den Brief wütend zusammen und warf ihn an die Wand, danach nahm sie einen großen Schluck Wein aus der Flasche. Sie könnte natürlich nach Chorrol reiten, und versuchen etwas herauszufinden, auch wenn es eindeutig unvernünftig war, und normalerweise pflegte sie auf ihre Vernunft zu hören. Seit damals jedenfalls.
Irgendwann, als es draußen schon dämmerte, schlief sie doch noch ein.
Aaah, so geht das nicht weiter..., dachte sie sich, als sie gegen Abend mit Kopfschmerzen erwachte, und ihr Blick auf die zwei leeren Flaschen fiel. Hä? Zwei? Wieso zwei? Von der zweiten wusste sie gerade beim besten Willen nichts mehr. Die Sonne war schon wieder dabei, hinter dem Horizont zu verschwinden, als sie sich aus dem Bett schleppte und kaltes Wasser aus einer Schüssel in ihr Gesicht spritzte. Nachdem sie ihre Haare und Kleidung gerichtet hatte, verließ sie ihr Zimmer um sich mit dem Kontaktmann zu treffen. Dieser wartete am Hafenviertel auf Dreveni. Sie gingen zu dem etwas abseits gelegenem Friedhof, und Geld und Finger wechselten den Besitzer. Den Finger hätte es gar nicht mehr gebraucht, die Leiche war in der Früh von einem seiner Bediensteten gefunden worden, welcher schreiend aus dem Haus gerannt war. Natürlich ging sofort das Gerede über die dunkle Bruderschaft los, was Dreveni - auch angesichts ihres Katers - nur ein müdes Lächeln entlockte.
Zurück in der Herberge nahm sie ein heißes Bad, aß etwas und legte sich wieder ins Bett, dieses mal ohne vorher Wein zu trinken.
Sie erwachte früh am nächsten Morgen, und da war ihr auch klar, was ihr nächstes Ziel sein würde. Chorrol. Sie war sich klar, dass es dumm war, und sie die Sache eigentlich ruhen lassen wollte, aber das konnte sie nicht, obwohl es schon so lange her war. Zuviel war offen und unausgesprochen geblieben damals. Sie hatte die Gedanken nur alle die Jahre verdrängen können, weil sie nie mehr ein Lebenszeichen von ihm erhalten hatte. Außerdem möchte ich ja nur herausfinden, ob er überhaupt da war. Andererseits kam Dreveni ihr Verhalten absolut kindisch vor. Es war Jahre her, sie war älter geworden seit damals, zu dieser Zeit war sie noch jung und ohne viel Erfahrung gewesen, sowohl im Leben als auch in ihrem Beruf. Fast wünschte sie sich, ihm noch einmal gegenüber treten zu können, um... Ja, um was?, dachte sie, wohlwissend dass sie die Antwort kannte - es gab nicht viele Optionen.
Sie versuchte diesen Gedanken wieder zu verdrängen, als sie ihre Sachen packte. Darüber würde sie sich später Gedanken machen, wenn es soweit war. Inzwischen musste sie davon ausgehen, dass er eventuell nicht mehr lebte oder untergetaucht war. Sie zahlte das Zimmer unten beim Wirt, verließ die Kaiserstadt durch das Tor am Thalos-Platz-Bezirk, lies ihr Pferd vom Stallburschen satteln und machte sich auf nach Chorrol. Der Weg von der Kaiserstadt nach Chorrol war nicht weit, ging aber an ein paar Festungsruinen vorbei, und so blieb es nicht aus, dass sie von Banditen behelligt wurde. Glücklicherweise wurde die Straße nach Chorrol häufig von der Legion patrouilliert; mit den zwei Banditen, die sie bei der Ruine der Festung Ash auflauerten, wäre sie zwar auch allein fertig geworden, aber es hätten ja auch noch mehr versteckt warten können. Am späten Abend erreichte sie schließlich Chorrol, nahm ein Zimmer in der Taverne Eiche und Krummstab und spazierte durch die Stadt um ausschau nach jemandem zu halten, den sie kannte. Sie überlegte noch kurz, jetzt zu Dibellas Schrein vor den Toren Chorrols zu sehen, entschied sich aber vorerst dagegen.
Geändert von Andromeda (08.02.2011 um 18:39 Uhr)
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Drachentöter
Chorrol; Stadt und Umland
An diesem Abend hatte sie kein Glück dabei, ein bekanntes Gesicht zu sehen, in Chorrol kannte sie auch bei weitem nicht so viele Leute, wie etwa in der Kaiserstadt. Nachdem sie sowieso müde war von der Reise, ging sie wieder in die Taverne und schlief bis zum nächsten Vormittag. Als sie aufwachte ließ sie sich Zeit, frühstückte in Ruhe in dem relativ leeren Schankraum, holte ihren Mantel, sowie den Bogen und ihren Dolch vom Zimmer und verließ Chorrol durch das Südtor. Sie hatte vor, ein bisschen vor der Stadt spazieren zu gehen, und an Dibellas Schrein vorbei zusehen. Dem Brief, den sie immer noch bei sich trug, nachdem sie ihn in der Kaiserstadt am Morgen wieder vom Boden aufgehoben und sorgfältig geglättet hatte, war zu entnehmen dass er hier auf sie warten würde oder ihr eine Botschaft hinterlassen würde. Genau hatte er es nicht geschrieben, eigentlich war nicht einmal Dibellas Schrein erwähnt, sondern nur ihr erstes Treffen.
Es war ein warmer, sonniger Tag, was sich auch auf die Stadtwache am Tor auszuwirken schien, wurde sie doch überraschend freundlich und nicht nur höflich gegrüßt. Als sie durch das Tor war, hielt sie sich auf der Straße, vorbei an der Weynon Priorei und noch ein Stück weiter, dort ging rechts ein Pfad weg, der direkt zu dem Wegschrein führte. Dieser war durchaus idyllisch gelegen, zwischen den Bäumen fiel die Sonne durch die Blätter und bunte Blumen wuchsen rings um den Schrein. Als sie ihn hier das erste mal gesehen hatte, war die Umgebung durch die untergehende Sonne in warmes, rotes Licht getaucht.
Weniger idyllisch war die riesige, fette Ratte die aus dem Unterholz kam, auf Dreveni zuhielt und sie dabei aus ihren Gedanken riss. Widerliches Mistvieh, dachte sie Dreveni nur, als sie fast schon aus Reflex einen Feuerball nach dem Vieh schmiss. Dieser lies die Ratte als verkohlenden Kadaver zurück, und sie warf noch einen angewiderten Blick auf die Überreste. Sollten noch mehr Ratten im Gebüsch gewesen sein, schien ihnen das eine Lehre gewesen zu sein, Dreveni wurde nicht von weiteren angegriffen. "Irgendwer muss die doch füttern...", stellte sie mit einem letzten Blick zu der fetten und jetzt toten Ratte fest, bevor sie sich wieder dem Schrein zu wandte. Auch nachdem sie ihn mehrmals umkreist hatte, an losen Steinen gewackelt hatte und in die Ritzen zwischen den Steinen gesehen hatte, konnte sie nichts finden, keine Spur, keinen Hinweis. auch oben auf dem Steinkreis, der über dem Schrein auf Säulen thronte, konnte sie nichts erkennen, auch wenn sie es nicht ganz nach oben schaffte, sondern nur von einem Felsbrocken in der Nähe wirklich Sicht auf die Oberfläche hatte. Beim Versuch doch an den Säulen nach oben zu klettern, wäre sie noch beinahe abgerutscht, und sie war heilfroh, dass es niemand gesehen hatte, es gab bestimmt irgendein Gesetz, das es verbot, auf Wegschreine zu klettern.
Auch im näherem und weiterem Umkreis um den Schrein fand sie keinerlei Hinweise, dass hier in letzter Zeit jemand ein Lager aufgeschlagen hätte. Schließlich umrundete sie die Stadt noch einmal, fand aber nichts.
Gegend Abend kehrte sie ziemlich hungrig in die Herberge zurück. Nachdem sie etwas gegessen hatte, wiederholte sie, was sie schon gestern Abend getan hatte, allerdings mit genauso wenig Erfolg. Am nächsten Tag traf sie zwar jemanden, den sie kannte, der hatte allerdings nichts von einem Dunmer gehört, der hier in der Nähe gewesen war, noch war er in letzter Zeit am Wegschrein gewesen. Inzwischen schon leicht frustriert vertrieb sie sich den restlichen Tag damit, vor der Stadt spazieren zu gehen. Als sie am späten Abend noch eine Runde durch die Stadt ging, sah sie einen abgerissen wirkenden Khajiit durch das Tor kommen. Die Wachen kontrollierten ihn gründlich, konnten aber anscheinend nichts finden, weshalb er Chorrol schließlich betreten durfte. Sein Fell wirkte selbst im Schein der Fackeln glanzlos, staubig und struppig. Die Ohren wurden von mehreren Ringen geschmückt, auf dem Rücken hatte er einen Stahlbogen und einen Köcher mit ein paar Pfeilen, am Gürtel baumelte ein Kurzschwert. Ach nein, S'Dar lebt auch noch. Nachdem sie sich sicher war, dass er sie gesehen hatte, ging sie in Richtung der Kapelle und dort an der Stadtmauer entlang. Sie musste nicht lange warten, dann hatte sie der Khajiit eingeholt. "S'Dar freut sich, dich zu sehen.", grüßte er Dreveni. S'Dar war nicht sein richtiger Name, sie wusste nicht einmal, ob er überhaupt einen hatte. Dar hieß nicht mehr als Dieb in der Sprache der Khajiit, und das war er auch. Zugegeben, kein schlechter, aber er machte dennoch immer den Eindruck als sei er kurz vor dem Verhungern oder anderweitig kurz davor, dahin zu siechen. Für was das S in seinem Namen stand, hatte er ihr auch einmal erzählt, sie hatte allerdings nicht zugehört. Als sie ein paar Worte und Floskeln gewechselt hatten, fragte ihn Dreveni: "Warst du zufällig in der letzten Zeit in der Umgebung von Chorrol unterwegs?" Als daraufhin in die Augen des Khajiit ein lauernder Ausdruck trat, bereute sie es fast schon wieder, so direkt gefragt zu haben. "Ja, S'Dar war hier in den letzten Wochen. Vielleicht hat S'Dar auch etwas gefunden." sagte er, als er sie eine Weile gemustert hatte. Mist. Sie hatte ihn einmal mehr unterschätzt, was immer er gefunden hatte, würde jetzt richtig teuer werden. "S'Dar weiß nicht ob es wertvoll ist, aber für alles findet sich jemand, der den passenden Preis zahlt... Auf dem Schrein lag eine kleine Kiste, mit einer Nachricht. S'Dar kann damit nichts anfangen, auch wenn S'Dar lesen kann. Aber dort steht kein Name, und kein Ort."
Dreveni war längst hellhörig geworden, auch wenn es nicht unbedingt von ihm sein musste. Aber wer sollte sonst ein Kästchen oben auf dem Schrein deponieren? Und warum bei Oblivion kam eigentlich jeder auf diesen Schrein, nur sie nicht? Aber vielleicht hatte war auch ein Telekinesezauber benutzt worden, und dass sie niemals so gut klettern können würde, wie ein Khajiit, war leider eine Tatsache.
"Wenn jemand an dem Zettel Interesse hat, dann kann er mir morgen helfen. S'Dar wird die Festung Carmala morgen plündern."
"Sonst gehts dir gut? In diesen Ruinen wohnt fast immer jemand - oder etwas.", antwortete sie ihm ernsthaft irritiert. Sie wusste zwar gerüchteweise, dass er gelegentlich kleinere Ruinen ausräumte, aber so richtig geglaubt hatte sie es nie.
"S'Dar kann schleichen, und er hat seinen Bogen."
"Du spinnst doch, sag doch einfach wie viel du für den Wisch willst.", sagte sie jetzt schon etwas ärgerlicher zu ihm.
"S'Dar findet in diesen Ruinen viel mehr, als du zahlen könntest. Hilf mir oder lass es bleiben. Morgen Mittag, wenn die Sonne im Zenit steht vor dem Eingang."
"Jaja, warte lieber nicht auf mich." Mit diesen Worten hatte sie sich mehr oder weniger verabschiedet, drehte sich um und ging zur Herberge, ohne sich noch einmal umzusehen. Dämliche Katze, was musst du auch auf dem Schrein rumklettern. Das dumme war nur, dass er den Zettel vermutlich bei sich trug, und wenn er morgen in der Festung starb, würde sie nie erfahren, was dort stand. Und warum er das ausgerechnet Tagsüber machen wollte, war ihr auch nicht ganz klar. Sie hasste es eh, durch staubige Festungen zu kriechen, in denen hinter jeder Ecke Fallen oder Gegner oder beides lauerte. Außer es wurde verdammt gut bezahlt, und ob das hier der Fall war, war leider überhaupt nicht abzusehen.
Nachdem sie zu Abend gegessen hatte, ging sie zeitig ins Bett, obwohl sie eigentlich immer noch nicht vor hatte, S'Dar zu helfen. Aber ihr fiel auch beim besten willen keine andere Möglichkeit ein, an den Zettel zu kommen, er trug sein gesamtes Habe bei sich, oder hatte es an einem sicheren Ort versteckt, den sie sicher nicht finden würde. Vermutlich irgendwo im Wald vergraben, zuzutrauen wäre es ihm.
Als sie am nächsten Morgen erwachte, hatte sie sich dazu durchgerungen, dem Khajiit zu helfen. Allerdings immer mit der Option, ihm einfach seinem Schicksal zu überlassen, wenn es zu heikel wurde, ihr Leben würde sie dafür nicht unbedingt aufs Spiel setzen, und Seins war ihr relativ egal. Sie zog den schwarzen Overall an, hängte das Schwert an einem Gürtel um die Hüften und nahm den Bogen sowie ihre Pfeile. Nachdem es immer noch etwas kühl von der Nacht draußen war, hängte sie sich noch ihren Mantel um, den Köcher und den Bogen darüber. Die Festung konnte sie zu Fuß erreichen, sie lag nur ein Stück hinter dem Wegschrein. Bis zum Schrein folgte sie wieder dem Pfad, dann verließ sie ihn und ging etwas abseits durch den Wald, immer auf ihre Umgebung lauschend und überflüssige Geräusche vermeiden. Es schien, als wäre sie alleine unterwegs, und nach einer guten Stunde sah sie die Mauern der Festung vor sich aus dem Wald ragen. Ab sofort war sie noch vorsichtiger, sie wusste immer noch nicht, wer überhaupt in dieser Festung hauste, und ob es sich tagsüber ins Freie traute oder nicht. Bevor sie den Durchbruch der Wand in den Innenhof erreichte, zog sie es vor, sich unsichtbar zu machen, sie hatte wenig Lust, von Schützen auf den Mauern beschossen zu werden, die sie nicht sehen konnte. Als sie den Innenhof betrat, sah sie allerdings schon S'Dar vor der Tür zum inneren der Festung herumlungern. Es war noch nicht ganz Mittag, stellte sie nach einem kurzen Blick in den Himmel fest, und löste den Zauber. Der Khajiit zuckte kurz zusammen, als er sie aus dem Nichts auftauchen sah, hatte seine Waffe aber nicht gezogen, und selbst darauf wäre sie vorbereitet gewesen.
Sie wusste immer noch nicht so ganz, was sie hier draußen überhaupt tat, wenn sie etwas überhaupt nicht war, dann ein verfluchter Schatzsucher.
"Ich wusste, dass du kommst.", begrüßte er Dreveni.
"Freu dich nicht zu früh. Sei lieber vorsichtig da drinnen, ich habe nicht die geringsten Skrupel, dich zurückzulassen, wenn wir wegen dir in Schwierigkeiten geraten. Weißt du wenigstens, mit was wir rechnen müssen?" Während sie antwortete, nahm sie den Mantel ab und hängte ihn über einen Ast in der Nähe des Eingangs. Er würde sie in der Ruine nur behindern, und dass ihn hier jemand klaute, war unwahrscheinlich.
Der Khajiit sah sie verschmitzt an, als er antwortete: "Vampire."
"Fällt dir früh ein..."
"Du hast nicht gefragt."
Statt einer Antwort rollte Dreveni nur mit den Augen. Vampire waren in gewissem Umfang resistent gegen Waffen, es sei denn diese waren aus Silber oder es handelte sich um daedrische Waffen. Sie hatte zwar ihr Stilett dabei, aber nicht ihren Dolch oder wenigstens ein paar Silberpfeile. Bis auf Dolchlänge wollte sie die Vampire auch eigentlich nicht an sich heranlassen. Andererseits waren sie auch nicht komplett immun gegen normale Waffen, soweit Dreveni wusste. Allerdings hatte sie nicht viel mit Vampiren zu tun, also bewegte sie sich im Moment auf ziemlich dünnem Eis. Gegen Feuer sollten sie dann aber doch anfällig sein. Mit leicht säuerlichem Gesichtsausdruck wies sie auf die Tür, und lies S'Dar somit den vortritt. Währenddessen nahm sie den Bogen in die Hand sowie einen Pfeil aus dem Köcher und rief sich die Formeln für Feuerzauber und einen Schildzauber ins Gedächtnis. Schließlich hatte der Khajiit das Schloss aufgebrochen, und öffnete vorsichtig die Tür. Drinnen sah Dreveni nichts als schwärze, ihre Augen waren an das helle Licht des Mittags gewöhnt.
Nachdem ihr der Khajiit zu verstehen gegeben hatte, das - zumindest in der nähe der Tür - niemand war, folgte sie ihm und zog die Tür hinter sich zu. Nach einem Moment sah sie, dass sie in einer Art Vorraum waren, der von zwei kleinen Fackeln mehr als spärlich erhellt wurde. Viel Licht brauchte sie auch nicht, ihr reichte der Geruch um zu wissen, dass schon jemand vor ihnen sein Glück hier versucht hatte. Die Leiche lag ein paar Meter vom Eingang entfernt, und das vermutlich schon mehr als ein paar Tage. Ansonsten war der Vorraum leer, rechts und links hatte er jeweils eine kleine Ausbuchtung, in denen sich aber nichts interessantes befand. Vor ihnen war eine große, schwere Flügeltür. Inzwischen hatten sich ihre Augen soweit an die Lichtverhältnisse in der Ruine gewöhnt, dass sie halbwegs sehen konnte. Sie postierten sich zu beiden Seiten der Tür, nachdem S'Dar das Schloss untersucht hatte, allerdings war die Tür nicht verschlossen. Vorsichtig schob er den Flügel auf seiner Seite auf, und sie lugte um in den entstandenen Spalt.
Vor ihnen ging ein Gang ein paar Meter gerade aus, bevor es ein paar Stufen nach oben ging. Dort konnte sie auch schon die erste Gestalt ausmachen, die offensichtlich bemerkt hatte, dass etwas an der Tür war, sie drehte sich gerade um. Als sie S'Dar gerade zu verstehen geben wollte, dass sie sich doch lieber wieder in die relative Sicherheit der Mittagssonne begeben sollten, hatte dieser schon einen Pfeil angelegt, zielte auf den Vampir und schoss. Dreveni war erstaunt, dass er die Gestalt traf, und anscheinend auch noch ins Genick, sie kippte sofort regungslos nach vorn. Dummerweise war das nicht der einzig Anwesende, sie konnte hören wie jemand außerhalb ihres Blickfeldes sein Schwert zog. Der andere Vampir musste sich auf den Galerien links und rechts des Ganges aufgehalten haben, er kam gerade mit gezogenem Schwert die Treppe herunter. S'Dar zielte schon mit dem nächsten Pfeil, verfehlte den Vampir aber voll, da dieser sich am Fuße der Treppe auf den Boden warf und abrollte. Aus diesem Grund ging auch Drevenis Feuerball daneben, und ihr blieb gerade noch Zeit, den Bogen fallen zu lassen und selbst ihr Schwert zu ziehen. Für einen Schildzauber reichte es nicht mehr ganz, da musste sie auch schon den ersten Schlag ihres Gegners blocken. Dieser trug zwar nur eine leichte Rüstung aus Leder und musste einmal ein Bretone oder Kaiserlicher gewesen sein, aber er trug immerhin eine.
Den Khajiit konnte sie im Moment nicht sehen, sie hatte aber ohnehin andere Sorgen, da sie sich vornehmlich auf das Blocken der Schwerthiebe des Vampirs konzentrieren musste. Trotzdem gelang es ihr, ihn mit einem Feuerzauber zu treffen, wodurch er schreiend an die Wand taumelte und verzweifelt versuchte, sein brennendes Haar und Kleidung zu löschen. Kaum das Dreveni den Zauber gesprochen hatte, holte sie auch schon mit dem Schwert aus und wollte dem Vampir den Rest geben, als haarscharf an ihrem Kopf ein Pfeil vorbezischte, dort wo der Schwertkämpfer gerade noch gestanden war. Gehetzt sah sie in die Richtung, aus der der Pfeil gekommen war, und sah dass S'Dar geschossen hatte.
"Entschuldige, ich dachte der steht da noch ein paar Sekunden.", sagte er nur lapidar.
Wenn wir hier wieder draußen sind, und ich den Zettel habe, zieh ich dir eigenhändig das Fell über die Ohren., dachte sie sich, dann holte sie noch einmal aus, und stach dem Vampir das Schwert in die Brust. Dieser hatte sich inzwischen wimmernd am Boden gewälzt. Was mache ich hier eigentlich, fragte sie sich zum wiederholten Male. Nicht dass ihr das Leben dieser Vampire irgendetwas bedeutete, eine Menge Leute wären froh, wenn es davon ein paar weniger gäbe. Es widerstrebte ihr nur, hier eigentlich völlig ohne Grund einzudringen und jeden abzustechen, der ihnen über den Weg lief, und sie entdeckte.
Sie zog das Schwert aus dem Vampir, hob den Bogen und den Pfeil wieder vom Boden auf und wandte sich dann an S'Dar: "Halt dich mit deinem Bogen etwas zurück."
"S'Dar ist ein guter Schütze.", antwortete er mit leicht beleidigtem Ton. Das musste Dreveni sogar zugeben, er war zumindest nicht schlecht. Sie deutete ihm, weiterzugehen, musste ihn allerdings bald noch einmal am Kragen zurückhalten, da er fast in eine Falle gerannt wäre. Hinter der Treppe waren rechts und links Löcher in die Wand eingelassen, aus denen kleine Bolzen geschossen kamen. An den Boden gepresst robbten sie darunter hindurch. Vor ihnen gabelte sich der Gang nach links und rechts. Der Khajiit entschloss sich, nach links zu gehen, und Dreveni folgte ihm leise. Sie bewegten sich inzwischen durch eine Art Gewölbe mit Nischen für Särge an den Wänden und Säulen in kurzen Abständen im Raum, die die Sicht behinderten. Es war immer noch relativ dunkel, aber so wurden sie selbst wenigstens nicht gleich gesehen. Können Vampire eigentlich im Dunkeln sehen? Als vor ihnen wieder eine Gestalt sichtbar wurde, hatten sie mehr Glück. Dieses Mal erledigte Dreveni sie mit einem gut gezieltem Pfeil, und es wurde auch niemand unmittelbar darauf aufmerksam.
Auf ihrem weiteren Weg durch die Gewölbe der Festung trafen sie noch auf drei weitere Vampire, die sie alle in bewährter Weise einzeln ausschalten konnten Sie waren inzwischen auf dem Gang einmal im Kreis durch die Gewölbe gelaufen, so dass sie in dem Gang der vorher zu ihrer Rechten gelegen hatte, wieder herauskamen. Sie wollte schon aufatmen, doch S'Dar hatte die Türe nicht übersehen, an der sie vorbeigekommen waren, und sie hatte nicht die geringste Ahnung wie viel Festung dahinter noch liegen mochte.
Leise schimpfend folgte sie S'Dar wieder zu der Türe, die er sogleich öffnete. Leider tat sie das nicht, ohne laut und durchdringend zu quietschen, was Dreveni nach der Stille in der sie sich durch die Ruine geschlichen hatten, noch lauter vorkam. S'Dar hielt natürlich wieder nichts von Flucht, anstatt die Türe schnell wieder zu schließen, zog er sie jetzt mit Schwung komplett auf. Dreveni stand am Türrahmen und sah vorsichtig ums Eck. Sie konnte nur eine Gestalt ausmachen, die sich hektisch zur Tür drehte. Sonst hielt sich niemand in dem Raum auf, wie sie mit schnellem und geübtem Blick feststellte, hier war es auch nicht gar so dunkel, wie im Rest der Festung. Etwas störte sie nur, auch wenn sie nicht bewusst sagen konnte, was. Der Größe nach konnte die Gestalt ein Hochelf sein, trug eine Robe und keine sichtbaren Waffen. "Scheiße." Da hob er auch schon herrisch die Hand, und aus einem lila Nebel der sich vor ihm bildete, trat ein Skelett mit einem mächtigen Zweihänder. Als ob das nicht genug wäre, beschwor dieses Skelett einfach selbst noch eins. Verfluchte Beschwörer..., dachte sich Dreveni nur, als sie einen Feuerball in Richtung des Altmer warf. Das Verhältnis hatte sich auf einmal ungut verschoben, auf ihrer Seite war nur der abgerissene Khajiit, gegen einen mächtigen Magier und seine Beschwörungen auf der anderen Seite.
Geändert von Andromeda (09.02.2011 um 23:03 Uhr)
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