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Legende
Südliche Grenze Cyrodiils -> Skingrad
Arranges kam auf der Höhe der Ausläufer des Panther wieder nach Cyrodiil und ritt dann auf der gelben Straße nach Norden. Er hatte den Fluss nach einem halben Tag überquert und war noch bis Anbruch der Dämmerung unterwegs. Etwas abseits des Weges, schlug er sein Nachtlager auf. Einen Strick zwischen zwei nahe beieinander stehenden Bäume gespannt und die grobe Filzplane darüber gelegt, ergab ein provisorisches, aber ausreichendes Zelt. Der Kaiserliche war, seit er aufgebrochen war, ausschließlich mit seinen Gedanken beschäftigt, welche sich wiederum um das Kaltblutritual drehten. Normalerweise wäre er gemütlich durch die Landschaft geritten und hätte die Natur bewundert, aber jetzt schien ihm das alles etwas zu unwichtig zu sein, als dass er sich tatsächlich damit beschäftigen hätte können. Er wusste nicht wirklich, was das zweite Ritual bewirkt hatte, hätte man ihn jetzt gefragt, hätte er vermutlich geantwortet, dass gar nichts anders sei als zuvor. Für ihn fühlte sich alles ganz normal an, wie er jetzt am Feuer saß, zu seinem Rotfuchs schaute, der ruhig ein paar Grashalme aus dem üppig bewachsenen Waldboden zupfte und ab und zu den Kopf hob, ob der nächtlichen Geräusche. Arranges blickte fragend zu den Sternen auf, welche er zwischen den lichten Zweigen erblicken konnte und überlegte, wie es damals nach dem ersten Ritual gewesen war. Er erinnerte sich nicht mehr ganz daran, aber er hatte die Zeit vor dem ersten Mal noch gut in Erinnerung. Die Studienzeit und die Gesellenprüfung zum aufsteigenden Schüler. An seine Studienzeit erinnerte er sich gerne zurück und normalerweise wäre an dieser Stelle ein wenig Sehnsucht in seinem Verstand aufgestiegen, aber er spürte nichts davon. Daran brauche ich nicht denken, während der Studienzeit war ich ein Nichts, ein Amateur, welcher dachte, er wäre begabt... nein, so war es nicht, so ist es nicht und so wird es auch noch länger nichts sein. Die Gathering hatte Recht und ihr Entschluss war richtig, ich habe nachgelassen und sie haben das erkannt. Warum habe ich mich auch nur versucht quer zu stellen? Die Gathering hat die Weisheit, sie hat das Wissen... Dass er überhaupt die schwachsinnige Idee hatte, die zitternden Inseln zu betreten, kam ihm jetzt mehr als nur ein bisschen töricht vor, ja am liebsten hätte er sich in diesem Moment geohrfeigt. Dass Meryann dabeigewesen war, machte die Sache nicht unbedingt besser... Als er noch ein wenig mehr in den Erinnerungen von der Zeit auf den Inseln stöberte, sank seine Laune. Was hatte er sich nur dabei gedacht? Er ließ sich von einem zusammengenähten Fleischberg den Weg verstellen, rettet eine Frau, die ihm als Leiche ganz klar nützlicher gewesen wäre und nimmt sie anschließend nochmal auf die Inseln mit, nachdem sie in der Zwischenzeit seine Taktiken und Handlungen mehr als nur einmal in Frage gestellt hatte. Ja sogar sein Pferd, seinen Rotfuchs, seinen Freund und treuen Begleiter, hatte er wegen ihr und den Inseln einfach den groben Händen der Legion überlassen. Und warum konnte sie Xiviliais rufen und brachte es fertig einen Lich zu kontrollieren?! Warum hatte Falanu mehr Ahnung von Alchemie als er, warum verstand es ein Gladiator aus der Arena besser mit dem Schwert umzugehen als er und warum zum Täufel konnte er den Blick nicht von Masser und Sekunda nehmen, welche seit einigen Augenblicken am Himmel standen und kalt auf ihn herabschienen. Etwa wegen ihrer Schönheit? Mach dich nicht lächerlich! Arranges stand vom Feuer auf und ging zu seinem kleinen Zelt hinüber. Neben den Statteltaschen ging er in die Knie und suchte ein Buch und ein fast leeres Papier hervor. Nach einigen weiteren Augenblicken des Suchens, hielt er auch ein kleines Beutelchen in Händen, aus welchem er zwei kleinere Stückchen Kohle herausholte. Er setzte sich wieder ans Feuer, schlug das Buch an irgendeiner Stelle auf, legte es neben sich, nahm ein Kohlestück zur Hand und legte das Papier auf eine Seite des aufgeschlagenen Buches. Dann begann er zu schreiben. Stichwortartige Abschriften und Randnotizen, wie zu seinen Anfängen, als er noch in Cheydinhal seine Selbststudien betrieben hatte. Er musste sich irgendwie ablenken. Nach einiger Zeit sah er auf zum Himmel und stellte fest, dass die beiden Monde schon eine beachtliche Strecke zurückgelegt hatten. Er sah auf seinen Aufschrieb und überflog nochmals kurz, was er geschrieben hatte und was dort im Buch stand. Eine Zornesfalte bildete sich auf seiner Stirn und Adern traten an den Schläfen hervor. Er hatte das Buch erwischt, welches die Grundlagen der Zerstörung beinhaltete. Es war noch ein Überbleibsel seines Vaters. Dummerweise hatte er die Seite aufgeschlagen, welche das Kapitel zur Schockmagie beihaltete. Vom Element Blitz hatte er nicht unbedingt viel Ahnung. Er konnte zwar Zauber daraus wirken, doch misslangen ihm diese gerne mal. Eis und Feuer lagen ihm eigentlich recht gut und zum Töten reichte beides mehr als genug, aber Schockzauber verstand er einfach schon in ihrem Wesenszug oft nicht so ganz. Links und rechts verkrallten sich seine Hände in die Seiten. Die ganze Zeit hatte er eigentlich nicht so darauf geachtete, was er geschrieben und gelesen hatte, aber jetzt, da er das Ganze bewusst durchlas, ärgerte er sich maßlos darüber, dass er den Teil der Magie nicht wirklich beherrschte. Aber warum nicht?! Er schlug das Buch so zu, dass sein Rotfuchs zusammenzuckte und die Ohren aufstellte. Gottverdammter Scheissdreck! Arranges stand abruppt auf, nahm das Buch in eine Hand und schleuderte es gegen den nächsten Baum. Der Nekromant zwang sich zur Ruhe und setzte sich wieder. Das Feuer vor ihm war auch schon gut heruntergebrannt und gab nur noch wenig Licht und Wärme ab. Ab morgen wird wieder intensiv gelernt... wie konnte ich nur so sinken und verweichlichen... Er trat neben sein Pferd und legte ihm sanft die Hand auf die Nüstern. 'Du stellst wenigstens keine Fragen...' Dann legte er sich in sein Zelt und schlief auch nur wenig später ein. Sein Schlaf war alles andere als erholsam. Er träumte wirres Zeug und welzte sich immer wieder herum.
Am Morgen erwachte er mit den ersten Sonnenstrahlen. Er baute rasch sein Zelt ab und war gerade dabei, die Satteltaschen zu packen, als ihm auffiel, dass eines der beiden Bücher, die er eigentlich immer dabei hatte, fehlte. Dass er es am Abend zuvor aus lauter Wut von sich geschleudert hatte, kam ihm im Moment nicht in den Sinn. Er schaute sich fragend um und erblickte den uralten Folianten am Fuße eines Baumes. Absolut gedankenleer ging er zu dem Baum, kniete sich nieder und hob das Buch auf. Er tat es zu den anderen Sachen und befestigte dann die Taschen am Sattel. Wenig später war er wieder auf der offiziellen Straße entlang des Niben nach Norden unterwegs. Er überquerte die große Brücke, welche sich in der Ringstraße eingliederte. Weiter war er nach Westen unterwegs. Nur einmal hatten Räuber versucht ihn zu überfallen. Sie wurden eiskalt von dem Kampfmagier niedergemacht. Dort wo sie versucht hatten Arranges zu überfallen, roch es jetzt nach verbrannten Haaren, ein grausam verstümmelter und verkohlter Khajiit und zwei Orks, welche nur noch von der Statur her als solche zu erkennen waren, lagen in ihrem Blut, welches jetzt die Straße buchstäblich überflutete und sich in größeren Lachen unter den Toten sammelte.
Arranges war gut dreieinhalb Tage unterwegs gewesen. Es war später Nachmittag und die Sonne war schon im Begriff hinter dem Horizont zu versinken, als der Kaiserliche endlich das Osttor Skingrads erreicht hatte. Einige Meter vor den Wehranlagen stieg er ab und führte sein Pferd die restlichen Meter am Zügle. 'Halt, wer da?' Rief ihm die Wache entgegen und kam auf ihn zu. Vor Arranges blieb der Wachmann stehen und musterte ihn kurz. 'Wenn ich eure Papiere kurz haben könnte?' Wortlos reichte Arranges dem Soldaten einen zerknitterten Wisch mit Stempelzeichnung. 'Ihr könnt passieren.' Das große Tor Skingrads war noch offen. Arranges lief die Hauptstraße der Stadt entlang und gab auf der anderen Seite sein Pferd ab. Dann machte er sich auf den Weg zu Falanu. Als er durch die etwas engeren Straßen der Stadt lief, wurde er plötzlich von einer etwas größeren Gestalt in eine kleine Nebenstraße gewunken. Arranges schaute kurz über die Schulter, aber die Wache hinter ihm war gerade mit einem Passanten beschäftigt, schnell tat er zwei Schritte zur Seite und verschwand zwischen den zwei Gebäuden rechts und links der Gasse.
'Der Meister lässt euch Grüße ausrichten... Zeitgleich gibt es aber auch eine schlechte Nachricht, wegen der ich euch aufgesucht habe. Arvundez, der gekaufte Dieb, der euch das Buch besorgen sollte, hat wohl entschieden, dass das Buch wo anders einen recht netten Preis erzieheln könnte. Torrah de Llevria ist bereits informiert und würde sich euch zur Seite stellen, wenn ihr es denn wünschen würdet.' Arranges zuckte bei der Erwähnung des Namens ein wenig zusammen. Nein, nicht Torrah! Sie wird hier, wie auch sonst, ihre Finger aus meinen Angelegenheiten schön rauslassen! 'Nun, weiss man denn, wo sich Arvundez im Moment aufhält?'
'Zuletzt hat man ihn gestern Mittag südlich von Chorrol gesehen. Er war in Richtung Kaiserstadt unterwegs. Aber er war nicht allein. Er hatte noch zwei dick gepanzerte Kumpanen bei sich. Ein Ork und ein Nord, deswegen das Angebot von de Llevria.'
'Nein, ich brauche Torrah nicht. Gebt die Grüße an den Meister zurück.'
'Also gut, bis zu unserem nächsten Treffen.' Plötzlich war der Hüne verschwunden.
Den restlichen Weg zu Falanu überlegte Arranges, was er jetzt tun könnte. Er musste dieses Buch bekommen, bevor der Rothwardon die Chance hatte, es in der Kaiserstadt zu verkaufen.
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