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Drachentöter
Bravil - Innerhalb der Stadtmauern
Bravil - Nass und dreckig, das war wohl die treffenste Beschreibung. Denn natürlich regnete es, als sie Bravil am späten Nachmittag erreichte. Völlig durchnässt hatte sie ihr Pferd in den Stallungen gelassen und war, nicht ohne in leise fluchend in Pfützen zu treten, bei denen sie lieber nicht genau wissen wollte, was alles drinnen schwamm, zum Silberheim auf dem Wasser gegangen. Wenigstens hatte sie die Stadtwache auf der Brücke vor dem Tor anstandslos passieren lassen. Bevor sie durch die Tür ging, nahm sie ihren triefend nassen Wollmantel ab und schüttelte ihn gründlich aus um das Wasser los zu werden, was von eher geringem Erfolg gekrönt war. Warum musste diese komische Tür ausgerechnet hier auftauchen? Hätte es nicht Cheydinhal oder Anvil sein können? Irgendwas mit weniger Regen. Noch dazu stand das Ding mitten im Wasser auf einer Insel. Schwimmen kam gar nicht erst in Frage, und mit Veränderung hatte sie es nicht sonderlich, und konnte dementsprechend auch keinen Zauber um übers Wasser zu laufen. Sie könnte natürlich wieder mal ihre Alchemiekenntnisse bemühen, aber dazu müsste sie erst mal Pilze suchen gehen. Im Freien. Womit wir wieder beim Thema wären, es schüttet...
In der Taverne mietete sie sich beim Wirt erst mal ein Zimmer, um ihre nassen Sachen loszuwerden. Als sie in ihrem Zimmer den Beutel mit ihrem Gepäck öffnete, stellte sie positiv überrascht fest, dass die schwarze Robe die sie noch dabei hatte so gut wie trocken geblieben war. Es hat sich also doch nicht alles gegen mich verschworen. Und mit nassen Schuhen kann ich leben. Nachdem sie ihre nasse Kleidung im Zimmer ausgebreitet hatte und ihr sonstiges Gepäck genauso wie Pfeile und Bogen abgelegt hatte, ging sie wieder runter in die Taverne, bestellte einen Krug Met und setzte sich an einen freien Tisch, den kleineren von gerade zwei Tischen, um in ihrer schlechten Laune zu schwelgen. Da es noch später Nachmittag und nicht Abends war, war es relativ leer in der Taverne.
Das ganze Drama hatte in der Kaiserstadt seinen Lauf genommen. Ihr war zu Ohren gekommen, außerdem hatte sie es schließlich im Rappenkurier gelesen, dass eine seltsame Tür vor Bravil aufgetaucht war. Eine Tür aus dem Nichts auf einer Insel war schon seltsam genug, noch dazu stank das für sie geradezu nach Magie, womit ihr Interesse geweckt war. Zudem kochte die Gerüchteküche jetzt schon, angeblich waren ein paar wieder aus dieser Tür - manche sprachen auch von einem Portal - gekommen, nur irgendwie... nicht mehr normal.
Und darüber hatte sie anscheinend alles vergessen, was sie an Bravil nicht mochte. Nun gut, jetzt war sie schon mal hier, also würde sie auch noch bis Morgen warten, vielleicht ergab sich ja ein Weg, sich das ganze trockenen Fußes anzusehen. Da fiel ihr ein, dass es in Bravil ja sogar ein Magiegeschäft gab, und sie sich mit etwas Glück das Gelaufe im Wald sparen konnte. In der Magiergilde würde sie es auch versuchen, aber erst Morgen. Das sie jemand mit einem Boot hinbrachte, erschien ihr eher unwahrscheinlich, die meisten schienen der Insel lieber fern zu bleiben.
Jetzt stellte sich nur noch die Frage, was sie mit dem Rest des Tages anfangen sollte. Die Taverne würde später bestimmt noch voller werden, nur ob das die angenehmste Gesellschaft sein würde, war fraglich. Bis jetzt war sie zwar von keinem dumm angemacht worden, aber noch waren die Leute auch relativ nüchtern. Mit einem seufzen stellte sie fest, dass ihr zu ihrer schlechten Laune gerade auch noch tierisch langweilig wurde. Nachdem sie eine Weile - sie hatte kein gutes Zeitgefühl - am Tisch gesessen war, begann sich die Taverne langsam zu füllen. So blieb es nicht aus, dass sich jemand zu ihr an den Tisch auf den zweiten Stuhl setzte. Er unterhielt sich zwar lautstark mit ein paar Leuten am anderen Tisch, doch nachdem er da kaum zu Wort kam, wandte er sich schließlich doch ihr zu: "Was macht eine junge Bretonin ganz allein in einer Stadt wie Bravil?" Eine eigentlich harmlose Frage, wäre sie nicht von einem schmierigen Kaiserlichen mit einer deutlichen Alkoholfahne gestellt worden. Das breite Grinsen auf seinem Gesicht unterstrich das ganze nur noch. Der traut sich tatsächlich... Nachdem sie mit geschlossenen Augen tief durchgeatmet und innerlich wenigstens bis fünf gezählt hatte, wandte sie sich ihm zu: "Ich bin nicht allein hier." Dabei sah sie ihn kühl von oben herab an.
"Ach, mit wem seid ihr hier? Doch nicht mit euren Freundinnen?", fragte er, wärmend sein Grinsen noch breiter wurde.
"Nein, gelegentlich leistet mir ein Herr Gesellschaft, er ist nur leider nicht sehr gesprächig. Sein Name fängt mit D an und hört mit remora auf. Ich glaube nicht, dass ihr ihn kennen lernen wollt." Sie konnte es in dem Gesicht des Kaiserlichen arbeiten sehen, bis er sich schließlich mit unverständlichem Gemurmel wieder seinen Kameraden zu wandte.
Entweder hatte er die Andeutung verstanden, und lies sie in Frieden, wovon sie nicht ausging, oder er hielt sie jetzt für Verrückt, und lies sie deswegen in Ruhe. Ihr war das Egal, das Ergebnis war das gleiche.
Damit war ihre Laune definitiv unter dem absolutem Nullpunkt gesunken, wenn so was überhaupt Möglich war. Zum schlafen fand sie es noch zu früh und außerdem zu laut hier, aber hier drinnen war es mit der Gemütlichkeit auch definitiv vorbei. Also stand sie auf, um den Met beim Wirt zu zahlen. "Macht euch nichts draus, ihn sieht man ab und zu aus der Skoomahöhle kommen..." sagte er dabei entschuldigend zu Meryann. Nachdem sie dem Wirt ein müdes Lächeln geschenkt hatte, ging sie nach oben um ihren - vermutlich immer noch klitschnassen - Mantel zu holen. Aber egal, es regnete ja auch nach wie vor. Schließlich trat sie vor die Taverne und blieb unter dem Dach stehen. Als ihr Blick auf die tropfenden Stadtwachen am Tor fiel, konnte sie sich ein leichtes Grinsen nicht verkneifen. Es gibt immer jemand, den es noch schlimmer getroffen hat. Beiläufig zog sie sich die Kapuze ihres Mantels über den Kopf, während sie nochmal ihren Aufenthalt in der Kaiserstadt Revue passieren lies.
Bis auf den Hinweis dem sie gefolgt war, hatte sich nicht viel ereignet. Ach ja, ein Steckbrief war ihr unter den vielen gewöhnlichen wegen Diebstahls und kleinerer Vergehen aufgefallen, und das nicht nur, weil er gerade neu aufgehängt wurde. Ein Kaiserlicher wurde gesucht, angeblich wegen Hochverrat und er schien in einem Kloster aufgeräumt zu haben. Gerüchteweise handelte es sich um ein Kloster bei Chorrol. Sie kannte es vom Sehen, hatte sich aber nie näher darum gekümmert. Angeblich irgendwelche Heiler.
In den Tavernen der Kaiserstadt wurde sich von Reisenden erzählt, dass es nicht nur einfache Heiler waren, aber das waren nichts mehr als Gerüchte, und manches davon klang einfach zu abenteuerlich. Letzten Endes konnte es ihr auch egal sein, das war ein Problem der Wachen, sie las das eigentlich nur zur Information. Nur das Gesicht auf dem Steckbrief war ihr in Erinnerung geblieben, allerdings nicht mit Absicht, denn es war recht markant.
Die Geschichte wird im Gruppenthread "Zwei Beschwörer unterwegs auf den Shivering Isles" fortgesetzt.
Geändert von KingPaddy (05.07.2011 um 23:39 Uhr)
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General
Cyrodiil, Chorrol; Tamriel
Tarik blickte aus dem Fenster. Der Himmel war am Horizont in ein starkes, dunkelrotes Glühen gehüllt. Die Sonne schickte ihre letzten Strahlen voller Verzweilfung, als bitte sie darum, noch länger scheinen zu dürfen, obwohl sie am nächsten Morgen wieder da sein und die Menschen beim Aufstehen begrüßen würde. Der Tag schwand langsam dahin. Seit 1 Woche stand Tarik jeden Abend am Fenster von „Eiche und Krummstab“ in Chorrol. Seit 2 Wochen war er wieder frei, hatte seine Verfolger endgültig nach Oblivion geschickt und einen guten Freund verloren. Irgendwie hatte Tarik seinen Freund aus dieser Höhle geschleppt, ein schönes Stück Wald gesucht und Xarasch unter einer Eiche begraben. Seinen Körper deckte er mit Steinen zu, damit ihn die wilden Tiere nicht fraßen. Nach einem letzten Gebet rammte Tarik das Schwert seines Freundes mit der Spitze zuerst zwischen die Steine und deckte alles mit Erde ab. Das Schwert saß fest und konnte nicht gestohlen werden.
Danach verließ Tarik den Ort und schickte sich an, das ganze Zeug aus der Höhle zu verkaufen. Es kostete ihn 3 Tage und unendlich viel Kraft, ehe er alles verkauft hatte. Mit einer hübschen Summe Geld im Gepäck war Tarik nach Chorrol gegangen. Dort hatte er sich auf unbestimmte Zeit in der Taverne „Eiche und Krummstab eingemietet. Die Zeit schlug Tarik mit Büchern tot, die er in „Renoits Bücher“ gekauft hatte, hauptsächlich Bücher über Morrowind, insbesondere Vvardenfell, Dwemer und Magie. Für die seltenen Schriften waren auch 2 Reisen in die Kaiserstadt notwendig gewesen. Ansonsten wanderte er durch Chorrol und durch die angrenzenden Wälder.
Sobald die letzten Angelegenheiten geregelt waren, trat mit der Entspannung auch eine Art Ernüchterung und Leere auf. Was sollte man tun, wenn man seit 5 Jahren das erste Mal wirklich zur Ruhe kam? Normalerweise würde man die Ruhe genießen und versuchen sich von dem ersparten Geld eine schöne Zeit zu machen. Nur war das nicht so einfach, wenn man 5 Jahre lang sein Geld mit seinem Leben verdient hatte. 5 Jahre kämpfen, da kann man nicht einfach abschalten. Jeden Tag auf’s neue brannte in Tarik dieser Wunsch, wieder eine Ausrüstung zusammen zu stellen und einfach los zu ziehen. Oder in einer Taverne einen lukrativen Auftrag anzunehmen. Dagegen schrie die Vernunft, die ihn immer wieder an die Qualen der letzten 5 Jahre erinnerte, insbesondere an die Qualen der letzten Wochen. Das Kämpfen und die daraus resultierenden Verletzungen waren das geringste Übel. Vielmehr die Flucht und die Folter hatten ihm in körperlicher als auch in geistiger Weise geschädigt. Narben sind allein sind harmlos, einzig die Erinnerungen mit denen sie fest verbunden sind, machen sie gefährlich. Tarik war durch den Kampf, der in ihm tobte und durch die Verletzungen gezwungen, ruhig zu halten, was aber gleichzeitig dazu führte, dass all das, was er in den letzten Jahren an Grausamkeiten nicht verarbeiten konnte, auf einen Schlag über ihm hereinbrach. Und das war zu viel für ihn. Seit 1 Woche betrank sich Tarik jeden Abend und seit ein paar Tagen bekämpfte er den Kater vom Vorabend mit Alkohol, was zwangsläufig dazu führte, das er nie ganz nüchtern war und sobald sein Alkoholpegel sank kamen die Gedanken zurück. Die Bücher und die Spaziergänge konnten ihn nur bedingt ablenken, daher versuchte er wieder seine Qualen mit Alkohol zu ertränken, was leider nie ganz funktionierte. Gestern abend wäre er fast von der Wache mitgenommen worden, wenn die Wirtin ihm nicht im letzten Moment geholfen hätte. Warum sie das tat wusste Tarik nicht, oder er hatte es wieder vergessen. Das Frühstück heute Morgen hatte er mit der Mahnung serviert bekommen, nicht wieder die Wachen anzupöbeln oder zu randalieren. Ansonsten könne er die Nacht in einer kalten Zelle verbringen und bekäme so schnell kein Zimmer mehr. Tarik hatte die Khajiit-Wirtin nicht so streng in Erinnerung, aber scheinbar wollte sie Ärger vermeiden und ihm helfen. Ersteres würde vielleicht gelingen, letzteres nicht. Tarik war nur noch am Trinken. Die wenige Zeit, die er nüchtern war, versuchte er zur Problembewältigung zu nutzen, was ihm aber nur schwer gelang. Meist wirkte die Ablenkung ein paar Stunden, ehe wieder der Alkohol floss. Den vorest absoluten Tiefpunkt hatte Tarik auch gestern erreicht, als er, nachdem die Wache wieder gegangen war, als letzter die Treppen geräuschvoll hinauf fiel. Die Wirtin hatte ihn irritiert angeschaut und gefragt was er da tue. Lallend hatte der Kaiserliche geantwortet, das er die Treppe hinauf schleiche und sie ihn gar nicht bemerkt habe. Die Wirtin warf noch einen sorgenvollen Blick auf ihn, ehe sie ihn schlicht ignorierte. Tarik schaffte es irgendwie in sei Bett und erwachte mit einem heftigen Kater. Der musste sogleich mit einer Flasche cyrodillschem Branntwein ertränkt werden. Die Flaschen hatte Tarik irgendwie heimlich auf sein Zimmer geschafft. Nun war der Kater verschwunden, genau so wie die Sonne, dafür erleuchteten die beiden Monde nun den wolkenlosen Abendhimmel. Jedoch machten sich deprimierende Gedanken in seinem Kopf breit und Tarik beschloss runter in den Schankraum zu gehen um sich wieder einmal zu betrinken.
Tarik nahm einen kräftigen Schluck cyrodillschen Brandy aus einer Flasche und begab sich nach unten. Im Schankraum herrschte rege Betriebsamkeit. Allerhand Leute aus der Stadt aber auch viele Reisende hatten sich zu dieser frühen Abendstunde eingefunden. Dann mal auf zum allabendlichen Geschäft… Tarik hatte nur eine Absicht, nämlich die, möglichst schnell wieder zu vergessen. Er wählte einen freien Platz an der Theke und bestellte sogleich etwas Suppe sowie 3 Flaschen Dunkelbier. Die Wirtin sagte nichts, aber ihr Blick verriet alles. sie bekommt doch Geld dafür Die Suppe war schnell geleert, ebenso wie die 3 Flaschen Dunkelbier. Der Kaiserliche stand auf und ging zu einem Tisch rüber, wo 3 Abenteurer ein Würfelspiel spielten. Das ist doch mal interessant….. zugleich war es eine Möglichkeit seine Barschaft etwas aufzustocken, welche zwar immernoch komfortabel war und es auch noch bleiben würde, selbst wenn er beim Glücksspiel verlieren würde. Tarik schnappte sich einen Krug Met, setzte sich zu der geselligen Runde und nach kurzer Einweisung würfelte Tarik um sein Geld. Das Spiel war recht einfach gehalten, wer die höchste Augenzahl erwürfelte gewann den Einsatz der Runde. Anfangs lief es für jeden mal mehr mal weniger gut, aber jeder war sich sicher das nicht mit gezinkten Würfeln gespielt wurde.
Die Situation nahm eine interessante Wende als ein Nord sich zu den Spielgesellen setzte. Anfangs schöpfte keiner Verdacht, am allerwenigsten Tarik. Dieser war schon wieder stark angetrunken und hatte einen leichten Glanz in den Augen, sowie ein schiefes Grinsen im Gesicht. Aber plötzlich verloren alle, außer dem Nord. Dieser Umstand sorgte dafür dass man sich nochmehr in das Spiel hinein steigerte. …noch ein guter Wurf, dann hör ich auf Tarik griff sich eine Flasche Wein und was er zufällig erblickte, als er seine Aufmerksamkeit wieder dem Spiel zuwandte, ließ ihn inne halten. Sein Kopf erbrachte trotz seiner Umnachtung die Leistung, den Kaiserlichen schnell handeln zu lassen. „Betrüger!“ Alle am Tisch starrten ihn verwirrt an. Tarik schlug die linke Hand des Nords auf, welche sich bemüht unauffällig vom Tisch entfernen wollten. Zum vorschein kam ein zweites Würfelpaar, welches scheinbar zufällig mit der höchsten Augenzahl liegen blieb. „Damit habe ich gewonnen“, sagte Tarik und nahm den Einsatz an sich. Sekundenbruchteile später stürtzten sich die Abenteurer auf den Nord und im nu war eine Handfeste Kneipenschlägerei ausgebrochen. Tarik versuchte auf sein Zimmer zu gehen, was ihm zu seinem Glück auch gelang. Bevor er die Tür verschließen konnte, standen 2 Gestalten im Raum. Dann wurde es dunkel.
Tarik erwachte und schaute sich irritiert um. Wo bin ich? Er konnte sich an nichts mehr erinnern, außer an das Würfelspiel und den anschließenden Tumult. Langsam erkannte er das Herbergszimmer. Die Tür war verschlossen und im Zimmer selbst herrschte das reinste Chaos. Mit einem stöhnen erhob sich Tarik und ließ sich sogleich wieder auf das Bett fallen, da ihm schwarz vor Augen wurde. Nach kurzzeitiger Umnachtung konnte er schließlich aufstehen und realisierte zum ersten Mal das Chaos in seinem Zimmer. Einer bösen Vorahnung folgend suchte Tarik sein Habe zusammen. Fazit: Von seinem kleinen Vermögen war nicht viel geblieben und ihm fehlten alle Bücher außer, zum Glück, den 3 wichtigsten. Neben Kleidung, 2 Flaschen Bier, etwas Brot, einem Lederbeutel und den vorher erwähnten Dingen, war ihm alles genommen worden. Wahrscheinlich die Rache dafür, das ich den Falschspieler entlarvt habe. Ich habe zwar keine Ahnung wie das in meinem Zustand möglich war, aber ich hätte es wohl besser übersehen. Der Kaiserliche brachte das Zimmer wieder soweit in Ordnung, packte seine wenigen Sachen zusammen und ging in den Schankraum. Die Wirtin empfing ihn leicht säuerlich und Tarik hatte die Vermutung das sie die Rechnung absichtlich höher ausfallen ließ, da sie in ihm den Urheber des Tumultes sah. Nach dem Frühstück kaufte Tarik ein paar Vorräte und verließ Chorrol in Richtung Kaiserstadt.
5 Jahre später:
Tarik betrat den Raum. Es war stickig und warm, der unverkennbare Geruch von Met, Feuerholz und Fleisch stieg ihm in die Nase. Der Nord saß an einem Tisch und erwartete ihn bereits mit einigen Geschäftspartnern. In einer Ecke prasselte ein gutes Kaminfeuer und ein Blick auf den Tisch verriet dem Kaiserlichen, dass es ein langer Abend werden würde. Er sollte recht behalten. Bevor der Nord überhaupt das Wort Handelsvertrag in den Mund nahm, gab es erst ein Festessen, welches einem Fürsten würdig gewesen wäre. Die Gesellschaft plauderte über verschiedene belanglose Dinge, aber auch aktuelle Themen wurden angeschnitten. Das wird nicht leicht. Wenn ich hier einen Handelsvertrag zustande bringe, wird das unsere Poistion in Anvil stärken und uns einige neue Wege eröffnen.
Es ging wahrlich um viel. Die Oblivion-Krise war zwar überstanden, aber in der angebrochenen 4.Ära galt es, das entstehende Vakuum in wirtschaftlicher wie auch lokalpolitischer Ebene für sich zu nutzen. Tarik hatte in der Kaiserstadt einen charismatischen Kaiserlichen, Tharsten, getroffen, welcher ihn zum Händler ausbildete. Zusammen versuchten sie jetzt, ihre Handelspositionen zu stärken. Die Kaiserstadt war noch ein zu großer Fisch, außerdem wäre eine feste Handelsbasis außerhalb von Vorteil. Anvil war gerade zu geschaffen dafür. Noch während der Ausbildung wuchs ihr Einfluss und jetzt galt es, den Sack zu zumachen. Danach konnte man den Landhandel in Cyrodiil angehen und dann den größten Umschlag- und Absatzplatz: Die Kaiserstadt.
„Nun, lasst uns über den eigentlichen Grund reden, weshalb wir hier zusammengekommen sind“, eröffnete der Nord die Verhandlungen. „Warum sollten wir mit euch einen Vertrag unterzeichnen? Herr El-Kharim ihr vertretet eine nur lokal bekannte Handelsgruppe. Legt euren Standpunkt da, überzeugt uns.“
Die heiße Phase beginnt
Tarik räusperte sich kurz und trank noch einen Schluck Wein ehe er das Wort ergriff.
„Meine Herrn, wahrlich ihr sprecht wahre Worte. Ich vertrete nur eine lokale Händlergruppe, aber alleine die Tatsache das ihr Verhandlungsbereitschaft zeigt, belegt ganz klar das wir nicht so unbedeutend sein können…….“
20 Jahre später:
Die Folgen der Oblivion-Krise waren zwar noch nicht ausgestanden, jedoch hatte sich die Situation für die Handelsgilde von Tarik und Tharsten enorm verbessert. In jeder Hafenstadt waren sie jetzt mit einer Niederlassung vertreten und zum Teil kontrollierten sie auch den Landhandel. Die Gilde war mittlerweile eine Größe, welche nicht so leicht umgangen werden konnte. Ihr Erfolg sicherte ihnen vor allem in Cyrodiil Vorteile, da sie maßgeblich an der Versorgung des Landes beteiligt waren. Einzig die Überfälle von Piraten und Banditen sorgten zur Zeit für Probleme. Tarik zog es in betracht, das ein Teil dieser Überfälle von Konkurrenten finanziert wurden. An sich nichts ungewöhnliches, jedoch ist die Intensität und die Präzision erschreckend. Es scheint das wir einen Maulwurf in der Gilde haben.
Während Tarik über das Problem grübelte, schweiften seine Erinnerungen zurück in die Zeit, in der er als Söldner und Assassine tätig war. Mittlerweile hatte er die Grausamkeiten dieser 5 Jahre verarbeitet, jedoch war es nicht leicht gewesen. Seine Ausbildung zum Händler half ihm dabei. Zwar hatte er konsequent während der ersten beiden Jahre fast sein gesamtes Geld für Alkohol ausgegeben, doch hatte er es irgendwann geschafft seinen Konsum auf ein geregeltes Maß zu senken. Bis heute suchen ihn die Erlebnisse von der Flucht und das Wimmern seines letzten Opfers als Assassine in der Dunklen Bruderschaft von Zeit zu Zeit wieder heim. Sein Körper ist von Narben überzogen, jedoch wiegen diese nicht so schwer wie die Seelischen.
Ich habe meine letzte Aufgabe fast erfüllt. Die Bücher und die Steine habe ich erfolgreich geborgen. Ihr Machtpensum ist jetzt noch gefährlicher als vor 25 Jahren. Tarik hatte den ersten Stein in einer Kiste kurz vor der Insel Solstheim versenkt. Den 2 hatte er an einen Dwemer-Artefakt-Sammeler verscherbelt und den letzten Stein würde er mit dem nächsten Schiff nach Summerset schicken, an einen Sammler. Die Bücher hatte er verbrannt und die Asche letzte Nacht ins Meer geschüttet. Zum Glück ist das jetzt vorbei. Wenn keine Kopien der Schriften existieren, sind die Steine nur noch Sammlerobjekte. Wenn nicht, dann viel Spaß beim Suchen…..
Zufrieden lächelte Tarik und blickte von seinen Aufzeichnungen auf. Es war mittlerweile tiefste Nacht und die See war ruhig. Mit einer leichten Brise im Rücken segelte das Handelsschiff Anvil entgegen. Tarik stand auf und ging auf das Deck um noch ein wenig die frische Seeluft zu genießen. Es war eine sternenklare Nacht. Ein Teil der Besatzung schlief in den Kojen, der andere Teil blieb an Deck und steuerte das Schiff. Die kühle Seeluft wehte Tarik um die Nase und belebte ihn ungemein. Hoffentlich kommt diese Ladung heil an. Dies war die mit Abstand heikelste Fahrt. Das Schiff hatte viel rohes Ebenerz, sowie unbearbeitetes Vulkanglas, als auch eine Kiste makellos geschliffener Diamanten in Vvardenfell geladen. Dazu noch ein paar normale Handelsgüter. Wenn dieses Schiff geentert oder sinken würde, wäre der finanzielle Schaden enorm. Hoffen wir das Beste…..
Eine Person stellte sich neben Tarik und betrachtete ebenfalls den Himmel. Der Kaiserliche erkannte diese Person sofort als Eldamil. Der Dunmer hatte ihn bisher auf jeder Reise begleitet und war mittlerweile ein guter Freund von ihm. Ohne ihn hätte die Gilde in Morrowind und speziell auf der Insel Vvardenfell keinen Fuß fassen können. In seinen Gesichtszügen konnte Tarik Anspannung und Sorgen ablesen.
„Eldamil, entspanne dich. Versuche die Nacht noch ein wenig zu genießen“, sagte Tarik.
„Wenn es so einfach wäre. Ich mache mir nur Sorgen um unsere Ladung. Ich rechne jederzeit mit einem Angriff“, entgegnete der Dunkelelf.
„Die Gefahr lässt sich nicht ignorieren“, sagte Tarik und blickte verstohlen zum Kapitän des Schiffes ehe er sich wieder an Eldamil wandte.“Ruht euch aus, ich habe sowieso noch Dinge zu erledigen.“
„Wie ihr meint“, antwortete Eldamil knapp und ging Unterdeck zu den Mannschafts-Quatieren.
Der Kaiserliche stand einige Minuten an Deck, als plötzlich der Kapitän neben ihm auftauchte und ihm den Säbel an die Kehle hielt. Überrascht drehte sich Tarik zu diesem herum. Was bei Oblivion…? Die Überraschung wich augenblicklich Resignation, da Tarik die Situation erkannte. „Warum?“ war die einzige Frage, die er dem Kapitän stellte.
„Ich sehe ich versteht. Nun, ich habe das bessere Angebot von der Konkurrenz bekommen. Jetzt schert euch aus meinen Augen.“ Der Kaiserliche wurde in die Offiziersmesse gedrängt und schließlich in einer kleinen Kammer eingesperrt. Jetzt haben wir ein Problem. Hoffentlich kann Eldamil etwas ausrichten. Die Hand-und Fußfesseln schränkten seine Bewegungen stark ein. Der Kaiserliche sah sich in der Kammer um. [I]Ich bräuchte ein Stück Draht oder einen Dietrich. Damit könnte ich diese Fesseln loswerden. Die Suche war jedoch nicht mit Erfolg gekrönt und so blieb Tarik nichts anderes übrig als in einer ungemütlichen Position zu schlafen.
Der Kaiserliche erwachte am nächsten Tag und die erste Erkenntnis war, dass sein Rücken schmerzte. Beste Vorraussetzungen…. Mühsam richtete er sich auf. Wenn nicht bald ein Wunder geschieht, sind wir erledigt….und ich Schlachterfischfutter. Stiefelschritte waren zu hören. Die Kammer wurde geöffnet und eine Fackel blendete den Kaiserlichen. Tarik blinzelte ein paar Mal ehe er ein Mannschaftsmitglied erkannte, welches ihm Essen brachte. Dahinter stand wohl einer der Meuterer. Dieser ließ die Chance nicht ungenutzt, ihn zu verspotten. „Sieh an, sieh an. Vormals ein großer Händler, aber sobald man dir eine Waffe an die Kehle hält, bist du ein nichts. Was willst du jetzt tun? Du kannst nicht zaubern und du kannst nicht kämpfen. Sieh’s ein, du bist verloren.“ Mit einem irren Lachen scheuchte der Meuterer das Mannschaftmitglied raus. Die Kammer wurde verschlossen und Tarik war wieder alleine. [I]Das wirst du mir büßen! Dieses Schiff verlässt du nicht lebendig…[I] Das Essen ließ auch sehr zu wünschen übrig. Gekochter Salzreis und dazu ein Stück Zwieback. Tarik begann zu essen, so gut wie es mit gefesselten Händen eben ging, und hielt inne als er plötzlich etwas schweres mit dem Löffel anhob. Er fischte den Gegenstand mit den Fingern aus dem Salzreis und war erstaunt wie auch freudig überrascht, als er erkannte das es ein Dietrich war. [I]Es können nicht viele Verschwörer sein, wenn mir die Mannschaft mir so hilft…..Zeit für eine Revanche.[I]
Tarik unterbrach sein Essen und begann mit dem Dietrich vorsichtig die Komplexität der Schlösser abzutasten. Anfänger, die haben tatsächlich das einfachste Schloss genommen. Mit einem hämischen Grinsen im Gesicht knackte Tarik die beiden Schlösser sehr schnell und kurz darauf löste er seine Fußfesseln. Den Dietrich steckte er weg und aß noch den letzten Rest seiner kargen Mahlzeit ehe er leise an die Tür schlich und das Schloss untersuchte. Nicht all zu schwer, aber ich muss mich beeilen. Ganz vorsichtig schob Tarik den Dietrich in das Schloss und konzentrierte sich vollkommen auf den Rhythmus der Bolzen. Nichts war zu hören außer dem Knarzen des Schiffes, während er sich im leichten Seegang wiegte und das ganz leise Klicken der Bolzen. Schließlich war das Schloss geknackt und Tarik öffnete die Tür einen winzigen Spalt breit und spähte durch selbigen. Niemand da… Der Kaiserliche öffnete die Tür und stand nun in der Offiziersmesse, welche in ein trübes Licht getaucht wurde. Diverse Flaschen und Humpen, benutztes Geschirr und ein paar umgeworfene Stühle. Nichts besonderes… Er ging ein paar Schritte in den Raum hinein und hielt inne, als plötzlich Schritte vor der Tür zum Oberdeck zu hören wären. Verdammt, warum gerade jetzt? So leise wie möglich hechtete Tarik neben die Tür und lauschte. Mangels Alternativen würde er den nächsten Meuterer mit seinen Fäusten niederschlagen müssen. Ein Dolch wäre mir entschieden lieber, aber man kann nicht alles haben.
„Warum segeln wir nicht weiter?“
„Wieso müssen wir hier auf dieser kleinen Insel vor Valenwald ankern?“
Die Aufregung der Mannschaft war deutlich zu hören. Viele undeutliche Stimmen drangen an Tarik’s Ohren und nur vereinzelt wurde eine Frage laut geäußert.
„RUHE!“
Der Ruf ließ die Mannschaft Augenblicklich verstummen. Die Stimme gehörte dem Kapitän.
„Der werte Gildenmeister El-Kharim wurde abgesetzt. Diese Ladung geht an die Konkurrenz. Sollte einer von euch es auch nur versuchen diese Meuterei zu beenden, bekommt er ein Seemannsgrab! In wenigen Stunden wird ein Schiff kommen und die Waren abholen. Wenn ihr euch bis dahin friedlich verhaltet, werdet ihr vielleicht am Leben gelassen.“
Die Rede des Kapitäns klang für Tarik wie Spott und Hohn. Natürlich wird er die Mannschaft nicht am Leben lassen. Sobald die Waren umgeladen wurden, wird die Mannschaft getötet. Mitwisser kann er nicht gebrauchen. Es wird heißen das Schiff sei gesunken oder wurde versenkt.
„Nein ihr werdet uns nicht am Leben lassen, das glaube ich euch nicht!“
Das ist doch Eldamil.
„Was wollt ihr dagegen tun?“, fragte der Kapitän spöttisch.
Danach ging alles ganz schnell. Schnelle Schritte waren zu hören. Ein Aufschrei. Ein schneller Kampf. Dann flog die Tür zu Offiziersmesse auf und Eldamil stolperte in den Raum. Mit einem dumpfen Aufschlag blieb der Dunmer liegen. Nein…..
„Will noch irgendjemand so enden wie der Dunkelelf hinter mir?“
Das dreckige Lachen des Kapitäns und seiner Mitverschwörer war für Tarik zu viel. Er griff sich den Säbel seines Freundes und Schritt durch die Tür. Sofort konnte er die genaue Anzahl der Verschwörer ausmachen. Neben dem Kapitän und dem 1.Offizier waren noch 3 Mannschaftsmitglieder beteiligt. Der 6. Verschwörer lag in einer Ecke. Scheinbar hatte Eldamil ihn mit einem Zauber erledigt. Wenn die Mannschaft nichts unternimmt, müssen Zauberer unter ihnen sein. So oder so, das wird ein harter Kampf. Dem ersten Stach Tarik den Säbel durch den Rücken. Noch ehe die Verschwörer und die Mannschaft realisierten was geschah, hatte Tarik dem Nächsten schon die Kehle aufgeschlitzt. Der Kapitän und die verbliebenen Verschwörer starrten Tarik ungläubig an. Seinerseits ergriff Tarik nun die Initative.
„Ergreift sie!“ Ein paar Matrosen aus der Mannschaft reagierten sofort und stürzten sich auf den 1.Offizier und auf den 3 Mitverschwörer. Der Kapitän schaltete noch schneller, verletzte einen Matrosen mit dem Säbel und hechtete zum Steuerruder. Tarik setzte ihm nach.
„Es ist vorbei. Ergib dich“, sagte Tarik.
„Nein, lieber kämpfe ich um meine Freiheit. Außerdem werden euch die Piraten so oder so töten“, entgegnete der Kapitän.
„Dann soll es so sein“, sagte Tarik. Der Kapitän quitierte seine Aussage mit einem irren Lachen und stürmte sogleich auf ihn zu.
Tarik parierte den Schlag mit Leichtigkeit und wich dem nächsten Angriff des Kapitäns aus. Dieser drosch unbeirrt auf Tarik ein und steigerte die Intensivität seiner Angriffe. Was glaubt der Kerl eigentlich, wen er hier vor sich hat? Er weiß wohl nicht das ich den Klingenkampf sehr gut beherrsche….armer Tor. Tarik parierte weiterhin die Schläge und im richtigen Moment setzte er zu einem Konter an und entwaffnete den Kapitän. 2 weitere Hiebe später stand der Kapitän blutend vor ihm und traute seinen Augen nicht.
„Wie?“
„Ihr habt mich vollkommen unterschätzt. Jetzt sollt ihr eure Strafe dafür erhalten“, entgegnete Tarik. Er stieß sein Schwert durch den Brustkorb des Kapitäns. Dieser sank tödlich verwundet zu Boden. Der Kaiserliche zog sein Schwert aus dem Körper und dumpf schlug die Leiche des Kapitäns auf dem Boden auf.
Die Mannschaft jubelte Tarik zu. Eldamil… Dieser eilte runter zu seinem Freund. Dieser lag immernoch auf dem Boden. Tarik fühlte den Puls und zu seiner Überraschung lebte der Dunmer noch, auch wenn es kritisch um ihn stand.
„Keine Sorge mein Freund. Du schaffst das…..“
10 Jahre später:
Tarik ging durch Straßen. Es war früher Abend und er kehrte gerade von der letzten Unterredung mit der Gilde zurück. Die Geschäfte hatte er an Eldamil abgegeben. Ich bin mittlerweile zu alt für so etwas. Es wird Zeit meinen Lebensabend in Ruhe zu verbringen.
Der Kaiserliche bog um eine weitere Straßenecke und erblickte sein Haus. Schön war es geworden, genau so wie das wiederaufgebaute Kvatch. Seine Frau stand in der Tür und wartete schon auf ihn. Der Kaiserliche beschleunigte seine Schritte.
„Wo warst du denn so lange? Ich warte schon mit dem Essen auf dich?“, fragte seine Frau vorwurfsvoll. Ihr Lächeln signalisierte Tarik das sie es nicht ernst gemeint hatte.
„Ich musste noch letzte Dinge mit der Gilde regeln. Aber das hat jetzt ein Ende. Jetzt können wir wieder mehr Zeit miteinander verbringen. Die Kinder sind ja auch schon erwachsen geworden“, antwortete Tarik. Er gab seine Frau einen Kuss und gemeinsam gingen sie in ihr Haus. Nach dem Essen saßen beide vor dem Kamin, mit einem Glas Wein in der Hand und schwiegen eine Weile, in der jeder seinen Gedanken nach hing.
In Tariks Gesicht stahl sich ein zufriedenes lächeln und er lachte leise. Seiner Frau blieb das nicht verborgen.
„Warum lachst du?“
„Ich habe es endlich geschafft. Ich bin jetzt mit 58 an dem Ort, wo ich vorher schon den Glauben daran verloren hatte, ihn jemals zu erreichen. Ich bin zu Hause…….“
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Kämpfer
Jeren kaute auf einem Apfel rum und blätterte durch Haufen von Büchern. Wie ihm Ser-Kueij geraten hatte, hat er sich gleich am Morgen im Büchergeschäft um die Ecke Bücher über Deadra und Oblivion gekauft. Nun war es schon Nachmittag und er war nicht mal unten um sich Essen zu holen. Er war von den Büchern gefesselt. In ihm regte sich einerseits Begeisterung und Faszination über die Entdeckung einer neuen Welt und ihrer Bewohner, andererseits Grauen und Entsetzen über eben diese Bewohner die „seine“ Welt angriffen und zerstörten. Dremora, Xivilia, Clannfear, Atronache und natürlich auch seine Freunde, die Deadroths und Spinnen-Deadra. Er las noch viel über die Deadra-Götter(und glaubte nicht, dass sie auch gut sein können), Oblivion und dann noch als letztes über die Siegelsteine. Es war ziemlich viel auf einmal und er konnte sich nur das einfachste merken, aber sein Interesse war groß und sein Hunger nach mehr Wissen nicht gestillt. Immerhin war er wahrscheinlich auch die letzte Person auf ganz Cyrodill, die von den Deadra erfuhr. Dennoch beschloss er erst mal eine Pause zu machen und etwas frische Luft zu schnappen. Er ging runter, aß ein wenig, holte Bogen und Köcher und verließ die Gaststätte. Die Sonne stand hoch am Himmel, die Luft war klar, sein Arm nicht von Schmerzen erfüllt und nachdem er Naasira doch noch „überredet“ hatte, durfte er auch ein paar Runden im Wald vor der Stadt drehen. Doch zuerst holte er sich bei der Schmiedin seine bestellte Lederrüstung ab.
Zufrieden verließ er die Stadt. Die Rüstung war perfekt, er hatte sie, genauso wie seine alte, mit Ketten und kleineren Stahlplättchen verbessern lassen. Er richtete seine Kapuze noch einmal und begab sich Richtung Wald. Einerseits wollte er sich die Beine vertreten, andererseits wollte er auch einfach ein bisschen Ruhe und Zeit zum Nachdenken haben. Er lief eine Weile durch den Wald bis er eine Lichtung fand. Dort ließ er sich auf einen Baumstamm nieder. Er versuchte Ausnahmsweise mal nicht nachzudenken, was ihm doch sehr schwer fiel. Die letzten Tage haben einen ziemlichen Umbruch in seinem Leben verursacht. Er war ein einfacher Jäger, der einfache Menschen belieferte und dann auf einmal erfuhr er von Krieg und Dämonen, die überall ihr Unwesen trieben. Er starrte die Bäume rings herum an. Es war ein ganz anderes Gefühl als sonst. Normalerweise schaute er sich seine Umgebung nur an, wenn er dort beim Jagen Vorteile ausmachen wollte. Aber er hat sich noch nie den Wald einfach so angesehen. Er hatte es immer viel zu eilig von einem Ort zum anderem zu kommen, obwohl er eigentlich kein richtiges Ziel hatte. Er reiste einfach nur von Dorf zu Dorf, aber warum wusste er nicht. Nach dem Massaker an seiner Familie hat er nicht getan, was wirklich einen Sinn hatte. Stattdessen wollte er wohl einfach der Realität entfliehen, dem Tod seiner Eltern, seiner Verzweiflung, seiner Planlosigkeit. Er hatte beinahe ein Drittel seines Lebens vollkommen verschwendet. Diese Erkenntnis war sehr erschütternd für Jeren, der sonst immer alles bis aufs letzte Detail plante und kaum unüberlegte oder unnötige Dinge tat. Er starrte immer noch auf seine Umgebung. Kleine Pflanzen und Tiere überall zwischen den Bäumen und Büschen, so viele Farben. Es war wunderschön für ihn, obwohl es ein ganz normaler Wald war, denn er betrachte ihn durch ganz andere Augen als sonst. „Was wohl passiert wäre, wenn ich die Deadra nicht entdeckt hätte? Wäre ich dann immer noch sinnlos durch die Wälder gezogen?“ Jeren lächelte. „Schlechter Zeitpunkt um in Depressionen und Mitleid zu versinken. Jetzt wird erst mal trainiert!“ Er stand auf suchte sich einen Baum aus und fing an ihn mit Pfeilen zu beschießen, um wieder Gefühl für das Bogenschießen in seinen Arm zu bekommen. Es klappte gut. Am Anfang haperte es noch ein wenig an Präzision und Schnelligkeit, aber nach einiger Zeit war er so gut wie sonst auch. Dann wollte er versuchen zwei Pfeile gleichzeitig zu schießen. Beim ersten Versuch gelang es ihm nur einen Pfeil abzuschießen, der zweite fiel einfach zu Boden. Beim zweiten Versuch löste sich ein Pfeil von der Sehne, prallte gegen den Bogenrücken und flog mit hoher Geschwindigkeit knapp an Jeren’s Gesicht vorbei. Beim dritten Versuch gelang es ihm beide Pfeile gleichermaßen abzuschießen, jedoch flogen sie in entgegengesetzte Richtungen davon. Doch Jeren versuchte es weiter und irgendwann klappte es auch, jedoch nur ein einziges Mal, dann flogen die Pfeile wieder in alle Richtungen davon. Mittlerweile dämmerte es bereits und Jeren beschloss wieder zu gehen.
In der Stadt angekommen begab er sich in die Herberge und wartete auf Ser-Kueij, doch der Argonier kam nicht. Es war fast dunkel, Jeren hatte die ganze Zeit über unten verbracht und die Leute beobachtet, als auf einmal ein lautes Glockenläuten ertönte. Es war nicht das Läuten, das ertönte, wenn eine neue Stunde angebrochen ist. Es war viel schneller und nicht rhythmisch, sondern eher wild, so als versuchte jemand mit aller Kraft die Glocke zum läuten zu bringen. Für einen Moment kehrte Stille in dem Raum ein. Dann wie auf ein unsichtbares Signal brach wildes Chaos in der Taverne aus. Die Menschen springen von ihren Plätzen und rannten Richtung Ausgang. Manche waren so angetrunken, dass sie halbwegs hinfielen. An der Tür herrschte großes Gedränge. Jeren war ganz ruhig geblieben und wartete bis sich die Lage etwas beruhigt hatte. Dann stand er auf und erkundigte sich bei der Wirtin was dass alles zu bedeuten hatte. Es handelte sich um ein Alarmsignal, das ertönte wenn die Stadt angegriffen wird. Jeren verließ nun ebenfalls die Taverne, um zu sehen was draußen vorging und von wem die Stadt angegriffen wird, als ihm schon Ser-Kueij entgegenrannte. Der Argonier sah so gar nicht aus wie ein ehemaliger Sklave, eher wie Meisterdieb. Er trug eine dünne pechschwarze Lederrüstung, ebenfalls pechschwarze Handschuhe, die schuppenartig mit kleinen Stahlplättchen beschlagen waren, die seinen Handrücken und die kurz nach seinen Fingerknöcheln endeten, sodass er seine Krallen immer noch einsetzen konnte. Anstelle von Stiefeln, trug er an den Füßen ebenfalls Stahlplättchen, die mit Lederbändern fixiert waren und beinahe seine Füße komplett bedeckten. Nur seine Zehen waren frei und. Dazu trug er noch ein Feinstahlkurzschwert und einen Silberdolch. Er sah aus, als wäre er mächtiger Gegner, doch Jeren konnte nicht ahnen wie stark der Argonier tatsächlich war. „Jeren, komm mit.“ „Was ist hier los?“ „Deadra. Sie haben ein Tor nicht weit von der Stadt geöffnet, mitten auf einem Hof.“ „Aber warum…“ „Später Jeren, erst mal müssen wir den Menschen dort helfen. Bist du fit?“ „Ja“ „ Na dann komm.“
Die beiden machten sich auf den Weg Richtung Stadttor. Die Stadt war dem reinsten Chaos verfallen. Soldaten und Stadtwachen rannten umher und schrien Befehle, Mütter suchten nach ihren Kindern, Bewohner rannten zu ihren Häusern. Doch Jeren und Ser-Kueij rannten unbeirrt auf das Stadttor zu und von überall schlossen sich ihnen Männer an. Soldaten, Stadtwachen, Krieger in großen Rüstungen und Wachen und sogar einfache Bauern mit Sensen, Mähdreschern und Rechen. Sie schienen entschlossen das wenige, was sie noch besaßen zu verteidigen. Und das waren nicht mehr als ein paar Kartoffel-Felder, die nun von den Deadra verbrannt wurden. „Ser-Kueij!“, rief eine tiefe Stimme hinter ihnen. Der Argonier blieb rot und wirbelte herum. Einer der dick gepanzerten Krieger blieb vor ihm stehen. Er war ein Nord und...riesig. Ser-Kueij war schon ziemlich groß, aber dieser Mann war mindestens 2 Köpfe größer als er. Aber mit seiner Stahlrüstung und dem schweren Kriegshammer, den er mit nur einer Hand führte, machte er einen wahrhaft beängstigenden Eindruck. Sein Kopf war selbst zu groß um einen Helm zu tragen. „Marus“, begrüßte Ser-Kueij ihn mit einem Nicken. „Ich dachte dieses Mal wäre ich an der Reihe“, brummte Marus. „Ja, aber ich habe einen…“, Ser-Kueij überlegte einen Moment, „…Schüler.“ Er deutete auf Jeren. Marus musterte Jeren. Der Nord sah nicht sonderlich alt aus, Jeren schätzte ihn auf ca. 40. Sein Gesicht war kantig und machte einen mürrischen Eindruck, machte aber nicht den Anschein, als wäre er nie fröhlich gewesen. Seine dunkelbraunen Augen durchbohrten Jeren. Mit diesem Blick konnte er Bären in die Flucht schlagen. Zumal hielt es Jeren für gar nicht so unwahrscheinlich, dass Marus ein direkter Nachfahre von ihnen war. Er wandte sich wieder an Ser-Kueij. „Schüler? Seit wann nehmen wir Schüler?“ „Nun ja, er hat Potenzial.“ Der Argonier wirkte dabei ein wenig kleinlaut, was Jeren schmunzeln ließ. „Wie du meinst. Ich hoffe du weißt was du tust. Und jetzt beeil dich.“ Mit diesen Worten stampfte Marus davon. Jeren sah seinen Freund fragend an. „Später“, sagte der und wirkte dabei wieder so bestimmt und ernst wie immer. Die beiden setzten ihren Weg fort.
Es war kein Problem das Tor zu erreichen. Eine brennende Feuerkugel vom Durchmesser eines Stadttores in einer stockfinsteren Nacht war schwer zu übersehen. Das Problem war die Orientierung vor Ort. Das Chaos hier war noch schlimmer als das in der Stadt. Im ersten Moment erkannte man nichts. Im zweiten nur dunkle Schemen. Im dritten konnte man so langsam Freund von Feind unterscheiden. Es sah nicht gut aus. Jeren konnte viele der Leichen sehen. Leichen von den Bauern und Soldaten, die er vorhin gesehen hatte. Jedoch sah er nur wenige Gefallenen der gegnerischen Fraktion. Ein paar Skampe und Clannfear. Die wirklich Starken Gegner, wie Dremora und Deadroth standen noch immer. Während sich Jeren noch umsah war Ser-Kueij verschwunden. Er versuchte ihn zu finden und entdeckte ihn bei einer Gruppe von Deadroth. Einer von ihnen flog gerade 5 Meter hoch in die Luft. Jeren konnte nicht glauben was er sah. Ser-Kueij rammte einem Deadroth gerade die Faust vors Kinn, packte ihn zugleich an der Schulter, um sich daran festzuhalten, sodass er an dem Deadroth der vor ihm stand hochlaufen konnte, wie an einer Mauer, um ihm dann seinen Fuß ins Gesicht zu treten und ihn damit gegen den nächsten Baum zu schleudern. Dabei nutzte er den Schwung um einen Rückwärtssalto zu vollführen, und mit diesem Schwung den Deadroth, den er immer noch an der Schulter hielt, nach hinten gegen einen anderen Baum zu schleudern. Dann rannte er los und trat den Deadroth, der grade von seinem Himmelsflug zurückkehrte, seinen Fuß ins Gesicht und ließ ihn gegen einen dritten Baum prallen. Dies alles geschah in nur wenigen Sekunden. Jeren stand nur da und konnte kaum fassen, wie gut der angebliche Sklave kämpfen konnte. Ser-Kueij sah ihn an. Und schleuderte augenblicklich einen Blitz in seine Richtung. Jeren war zu verwirrt und schockiert um sich zu bewegen. Doch der Blitz galt glücklicherweise nicht ihm sondern einem Dremora-Krieger der sich grade an ihn herangeschlichen hatte. Der Blitz traf den Dremora mit einer solchen Wucht, dass er wahrscheinlich an den nächst bestem Baum geschleudert wäre, wenn der Blitz von ihm nichts weiter als verkohlte Knochen hinterlassen hätte. Jeren sah wieder zu seinem Freund. Der sah ihn mit einem tadelten Blick an und machte eine Geste, dass sich Jeren endlich bewegen sollte. Dem kam er nun gerne nach. Er zückte Bogen und Pfeil und sah sich nach Hilfsbedürftigen um.
Er entdeckte einen Bauern, der von einem mit einer Kriegsaxt bewaffneten Dremora bedrängt wurde. Im nächsten Moment bedrängte ihn nur eine mit einer Kriegsaxt bewaffneten Leiche mit einem Pfeil im Kopf. Jeren konnte von Rand aus zwar viele Gegner treffen ohne in Bedrängnis zu kommen. Jedoch zwang ihn der allmähliche Mangel an Feinden weiter ins Schlachtfeld zu schreiten. Was leider dazu führte, dass im nächsten Moment ein dick gepanzerter Dremora auf ihn zustimmte. Jeren sah sich in den Nahkampf gezwungen. Er war kein wirklich schlechter Nahkämpfer. Jedoch bereiteten ihn in dicke Rüstungen gepackte Krieger Probleme, denn so ein Kurzschwert erzielte nicht oft den gewünschten Effekt. So musste er auf Schwächen in der Verteidigung seiner Gegner hoffen. Da er immer noch lebte musste er wohl oft genug Erfolg gehabt haben. Sein Gegner trug keinen Helm. Schwäche erkannt. Der Streitkolben des Kriegers sauste mehrmals auf Jerens Kopf. Der hatte ziemliche Probleme auszuweichen, stolperte über Wurzeln und Geäst und fiel schließlich zu Boden. Sein Gegner holte zum vernichtenden Schlag aus. Jeren nutzte die Siegessicherheit seines Gegners und die damit verbundene Unachtsamkeit. Er verpasste ihm einen Tritt, der den Dremora zurücktaumeln ließ und rollte sich währenddessen seitlich ab, stellte sich auf, verpasste ihm einen Schlag ins Gesicht, der den Gegner abermals zurücktaumeln ließ und erledigte ihn schließlich mit einem Schwertstoß in den Kopf. Er entdeckte Ser-Kueij vor dem Obliviontor. Um ihn herum ein halbes Dutzend Leichen von Deadra. Er nickte ihm kurz zu und verschwand dann im Tor. Jeren wollte sich im anschließen, dachte aber, dass er für den Argonier nur ein Hindernis gewesen wäre. Stattdessen bemächtigte er sich wieder seines Bogens und machte sich daran, denen zu helfen für die es grade nicht so gut aussah.
Er trat weiter ins Schlachtfeld, war aber diesmal aufmerksamer, sodass Gegner die sich diesmal heranschleichen wollten, sehr gute Reflexe und eine 100% Resistenz gegen Pfeile brauchten. So welche sind Jeren bisher noch nicht entgegengetreten. Es lief ziemlich gut. Bis es nicht mehr gut lief. Zu mindestens für Jeren. Er verschanzte sich gerade hinter der Wand eines Bauernhauses, um die Gefahr entdeckt zu werden zu senken. Und dann geschah es: Er bemerkte aus den Augenwinkeln wie jemand hinter ihm ein deadrisches Claymore hob, als er gerade um die Ecke trat um sich einen weiteren seiner Feinde zu entledigen. Jedoch wirbelte er stattdessen herum, um seinem Pfeil einem neuen Gegner zu widmen. Er traf. Keuchte auf. Und wurde blaß. Er hatte gerade keinen Gegner getötet. Sondern einen jungen Kaiserlichen im Alter von ungefähr 17 Jahren, der sein eisernes Claymore gegen ein deadrisches eintauschen wollte. Er starrte Jeren mit Augen voll Schock und Überraschung an. Jeren konnte noch sehen wie der Lebensfunke in den Augen des Jünglings erlosch. Dann kippte er zu Boden. Jeren konnte kaum glauben was gerade passiert ist. Er hatte jemanden umgebracht. Ermordet. Einen Jugendlichen, der nur helfen wollte. Irgendwo vor ihm hörte er das Gebüsch rascheln. Er ließ seinen Bogen fallen und fing an zu rennen. Hinter ihm implodierte das Obliviontor und schloss sich schließlich. Eine Gestalt in Schwarz mit einem Schwanz erschien an dessen Stelle und steuerte auf den nächst besten Deadra zu. Soldaten und Bauern jubelten. Deadra blickten verwirrt um sich, erkannten ihre Niederlage ein und fingen an in den Wald zu flüchten. Soldaten und ein entschlossener Ser-Kueij setzten ihnen nach. Er hielt eine schwarze Kugel in der Hand. Eine Flammenaura umhüllte ihn. Doch Jeren merkte nichts von all dem. Er merkte nichts mehr. Er rannte nur. Ohne Ziel wie zuvor in seinem Leben auch. Er rannte tief in den Wald. Schließlich blieb er stehen, legte sich auf den Boden. Tränen liefen an seinen Wangen herunter.
Geändert von Dark Brother 94 (22.07.2010 um 20:25 Uhr)
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