Von der Feuerstelle stieg nur noch eine dünne Rauchfahne auf, als Arranges die Satteltaschen zumachte und aufsaß. So, auf in Richtung Skingrad... die Straße werde ich heute mal etwas meiden, ich denke, dass ein wenig querfeld ein nicht schaden kann, schließlich ist die Gegend hier überschaubar und nicht gefährlich... Der Kaiserliche drückte mit den Lederstiefeln leicht in die Flanken des Pferdes, so dass es sich in Bewegung setzte.

Baumgruppen und flache Wiesen zogen an dem Reisenden vorüber. Die Landschaft wirkte saftig grün und die Bäume uralt und doch stark. Die Sonne schickte wärmend ihre Strahlen zur Erde, ein paar wenige Schäfchenwolken unterbrachen das Azurblau des Himmels. Arranges spürte eine leichte Briese im Gesicht und atmete tief den Duft von Kräuter und Bäumen ein. Wenigstens kann Er mir diese Momente nicht zerstören, ich bin schon genug geplagt mit den ständigen Gebarden und Aufgaben die Er von mir verlangt, dass ich sie erfülle...

Abwesend spielte Arranges mit dem ledernen Zügel, als ein nicht sehr fern klingender Ruf an sein Ohr drang. Eigentlich sollte ich soetwas ignorieren, es sind wahrscheinlich sowieso nur wieder irgendwelche Kaufläute, die von Bandieten bedroht werden... also nicht mein Problem... Arranges ritt weiter als ob nichts geschehen wäre, aber wenige Augenblicke später hörte er den selben verzweifelten Ruf nochmal. Oh ja genau... nur nicht nachlassen mit den Hiflerufen, bis jetzt die beste Taktik von in Not geratenen Reisenden... Arranges schaute sich suchend nach der Quelle des Schreis um. Er konnte die Richtung aus der die Rufe kamen ausmachen. Es war eine große Baumgruppe mit dichtem Buschwerk am Boden. Wenn das mal nicht heftigst an einen Hinterhalt erinnert... Gut 50 Meter vor dem Dickicht blieb Arranges stehen und saß ab. Er zog sein Schwert und ging langsam und aufmerksam auf die Bäume zu. Als er schon fast heran war, stolperte gehetzt eine Frau aus dem Gebüsch vor dem Kaiserlichen. Vor ihm blieb sie mit schreckensweiten Augen stehen und stieß ein kurzes Kreischen aus, bevor sie schluchzend verstummte. Ich komme mir jedes Mal vor wie in einem dieser naiven Märchen, wenn ich nicht auf der Straße unterwegs bin und ganz normal Banditen abschlachte, so wie es auch sein sollte... stattdessen darf ich hier Jungfern vor Ratten im Gras retten... um etwas anderes wird es sich kaum handeln... 'Ruhig, beruhigt euch gnädige Frau!' Sagte der Kaiserliche sanft und trat näher an die Frau heran. Oha... eine Kaiserliche weit abseits von Zivilisation und Stadt? 'Helft uns, ein Monster, ein Monster in der Erde, bitte helft mir!' Eine Ratte in einem Erdloch... sehr interessant... 'Beruhigt euch doch ersteinmal, ich werde euch ja helfen!' Die Kaiserliche atmete zweimal tief durch, kam aber von ihrem Schluchzen nicht ganz weg. Hektisch aber deutlich fing sie an zu reden: 'Etwas hat uns verfolgt, durch das hohe Gras am Hang dort hinten, wir waren auf einem nicht verzeichneten Weg, als Gebrüll und große Schatten uns verschreckten. Große Gestalten brachen durch das Farn und Gebüsch am Straßenrand. Mein Mann und unsere zwei Begleiter und ich haben die Fluch ergriffen. Mein Mann und einer unserer Begleiter haben sich diesen Dingern gestellt. Aber ich habe nur noch Schreie gehört, ein lautes Krachen, ich habe über die Schuletr zurück geschaut, mein Mann hatte das Schwert fallen gelassen und rannte uns mit blutverschmiertem Gesicht nach... unseren anderen Begleiter habe ich nicht mehr gesehen, wir dachten diese Baumgruppe wäre eine gute Zuflucht, aber wir, ich... wir konnten ja nicht wissen... eine unserer Wachen, die neben mir lief, verschwand plötzlich in einem Loch in der Erde, eine gemauerte Röhre führte nach unten, er schrie und rief, aber es half nichts... mein Gemahl kam hinter mir heran, als auch unter ihm plötzlich die Erde nachgab... unter dem Boden muss eine alter Ruine sein, ich habe ein paar Mauerreste gesehen und eine halb mit Rahmen und Angel versunkene Tür... ich schaute mich nochmals um, aber die Schatten waren verschwunden... doch plötzlich drang ein wildes Knurren aus den Löchern im Boden... bitte ihr müsst mir helfen!' Hört sich interessant an... mal sehen was da los ist... Arranges blickte die Frau kurz abschätzend an. 'Na dann, zeigt mir diese Tür, welche in den Boden führt.' Freude und Hoffnung spiegelte sich auf dem Gesicht der Kaiserlichen wieder. 'Danke Herr, danke! Folgt mir...' Sie rannte in die Baumgruppe und Arranges folgte ihr.

Es war nicht sehr weit, als sie vor einer halb vermoderten Festungstür standen, die etwas schräg in den Boden versunken war. Ziegel und Bruchtsein umrahmten sie und deuteten an, wie sie einst in der Mauer gewesen sein musste. 'Nun denn...' Sagte Arranges und legte Hand an die Tür an. Er musste sich anstrengen, aber entgegen der Erwartung, ging die Tür doch recht flüssig auf, als ob sie regelmäßig geölt worden wäre. Arranges ging vorraus. Eine steile bröckelnde Treppe führte nach unten. Es erinnerte an Abwasserkatakomben oder Goblinhöhlen... nur durch kleine Schlize oder Löcher in der Decke fielen schmale Lichtstreifen. Arranges stellte durch Zauber einen kleinen Lichtkegel um sie herum her...

'Marbil! Wo bist du?' Fing die Frau hinter ihm an zu rufen. 'Still! wir werden ihn auch so finden, schweigt jetzt!' Am Ende der Treppe angelangt, setzte Arranges einen weiteren Schritt und vernahm zu seiner Verwunderung ein Platschen... Wasser, hier unten steht alles knöcheltief unter Wasser?! Na ganz toll... Vor ihnen tat sich ein eng verzweigtes Labyrinth aus Gängen auf, die Wände waren aus Bruchstein und es roch modrig. Arranges machte einen weiteren Schritt, als ihm direkt von vorn ein wildes Brüllen gefolgt von einem Knurren entgegenflog, dann bewegte sich ein riesiger Schatten in der Dunkelheit, Wasser spritzte ihm entgegen und... nichts gescha, der Schatten war einfach wieder weg... ein platschendes Gereusch wie von rennenden Füßen in dem seichten Wasser ging an ihnen vorbei, darauf folgte ein lautes Quieken wie von einem sterbenden Schwein, dann wieder Stille. Verdammt, was geht hier vor? Aber weiter konnte Arranges nicht mehr denken, ein Angstschrei, der devinitiv von einer menschlichen Seele stammen musste, hallte durch die Gänge, gefolgt von einem Lauten hohlen Plumps, dann wieder Still. Was zur Hölle geht hier vor? Wieder wurde sein gedankengang unterbrochen, dieses Mal von einem gereusch als würde man ein Schwert über Stein ziehen... ein Windhauch kam ihnen entgegen und mit ihm der dröhnende Hall eines Kreischens das an ein kleines Mädchen erinnerte. Stille. Ich habe ein ungutes Gefühl bei der Sache... Er drehte sich zu der Kaiserlichen um, die mit völlig verstörter Miene hinter ihm stand und nicht mehr zu wissen schien, wo oben oder unten ist. 'Kommt, bleibt dicht bei mir!' Er reichte ihr die Hand, welche sie dankend nahm und ihm dann hinterher stapfte. Arranges lief weiter, bis er bemerkte, dass die Gänge links und rechts weiter wurden, die ganze Räumlichkeit entwickelte sich mehr und mehr zu einer Säulenhalle, wie sie zum Teil unter der Kaiserstadt in den Katakomben vorzufinden ist. Enge und breite Säulen mit recht schmalen Gängen dazwischen, hin und wieder auch eine längere Mauer und überall hing dieser Gestank von Moder und Fäulnis in der Luft. Ein Ruf durchbrach die Stille: 'Rednaya!' Plätschern folgte dem Ruf... 'Das ist mein Mann!' Sagte die Kaiserliche hinter Arranges mit zitternder Stimme und machte sich von seiner Hand los. Sie wollte gerade in die Richtung laufen aus welcher der Ruf kam, als sie der Magier am Ärmel packte und festhielt: 'Bleibt bei mir, hört nicht auf die Rufe, wir finden euren Mann!' 'Rednayaaa!' Ertönte es wieder. 'Ich muss zu ihm, vielleicht ist er verletzt!' Sie riss sich los und rannte davon ehe der Kaiserliche sie erneut festhalten konnte, das Platschen ihrer Schritte war noch nicht verklungen als aus einer ganz anderen Richtung ein Brüllen ertönte, welchem schnelles Plätschern folgte, irgendetwas rannte an Arranges vorbei, eine große Gestalt, dann ein lautes Knacken, ein Kreischen... Stille. Arranges nahm ein rotes Schimmern hinter ihm war, als er von etwas umgerannt wurde und ins Wasser fiel. Was zur Hölle von Oblivion war das denn? Das hat sich angefühlt als wäre ich von einem centnerschweren Steinblock getroffen worden... Arranges stemmte sich aus dem abgestandenen Wasser hoch. neben ihm im Gang rannte etwas vorbei, es war die Kaiserliche, welche schluchzend vorübersauste Nanu, in die selbe Richtung lief sie doch gerade eben... Wieder war ein lautes Brüllen zu vernehmen, gefolgt von einem Fauchen. Wieder rannte etwas vor Arranges durch den Gang. So jetzt reicht es aber... das nächste Ding, was an mir vorbeirennt überlebt es nicht, ich komme mir hier vor wie im Irrenhaus... Keine Sekunde später Kam ein seltsames Leuchten auf den Magier zu, welches einfach aus dem Nichts auftauchte, ein Stöhnen erfolgte und das Licht war weg, stattdessen spürte der Kaiserliche einen luftzug an der Wange und nur einen Liedschlag später fegte wieder ein großer Schatten an ihm vorüber... das Platschen der Schritte des Schatten und das von Arranges Schritten mischten sich ineinander, als der Nekromant das Ding vor ihm verfolgte Mal sehen, wer da Spielchen spielt... Der Schatten vor Arranges kam immer näher. Aja ich hole auf... Hinter Arranges waren nun auch Schritte im Wasser die sehr schnell näher kamen, dann streifte ihn plötzlich etwas an der Wange, vor ihm tanzte ein rotes Licht, der Schatten war weg und das Licht kreiste auf der Stelle, bis es mit einem ohrenbeteubenden Klirren verschwand, kurz bevor Arranges es erreicht hatte. Fragend drehte er sich um und schaut in einen dunklen Schlund aus welchem ihm fauliger Atem entgegnschlug. Die Kiefer waren mit dornenartigen Zähnen bewährt, doch mehr als pure Finsternis um den Rachen konnte der Magier nicht erkennen...