Tarrior traf eine Entscheidung, auch wenn sie ihm persönlich nicht behagte und schon gar nicht im Sinne der Gerechtigkeit war. An dieser Stelle wog jedoch sein persönlicher Vorteil schwerer. Er verscheuchte die Gedanken daran, dass Rethan sein Wort brechen könnte. Wenn er es hielt, dann konnte ihm dieser Gefallen wirklich noch von großem Nutzen sein. „Lauft“: sagte er dem Fürsten kühl. Dieser sah ihn an, als könne er nicht glauben, was er da gerade gehört hatte. „Na los!“: brüllte Tarrior. Das reichte. Rethan rappelte sich umgehend auf und wollte seine Gelegenheit nutzen. Er hielt ihn noch für einen Moment am Arm zurück. „Wenn sie euch erwischen und ihr ihnen erzählt, dass ich euch laufen gelassen habe, dann werde ich alles abstreiten“: warnte er den anderen Dunmer und ließ ihn dann los. Der entmachtete Fürst rannte hinüber zum zweiten Tor und damit in die Sümpfe der Bitterküste hinein. Er schaute ihm noch eine Weile nach, dann wandte er sich in Richtung des Haupttores um die nahende Stadtwache von Balmora in Empfang zu nehmen. „Verflucht was ist hier vorgefallen?“: stieß ein Gerüsteter ohne Helm hervor, als er sich das nun in vollkommen in Flammen stehende Herrenhaus besah. Er und seine vier voll gerüsteten Begleiter atmeten hastig, ein Zeichen dafür, dass sie wohl die letzen Meter gerannt waren. Der glatzköpfige Stadtwächter ohne Helm schien der Anführer dieser kleinen Einheit zu sein. „Das Haus ist in Brand geraten, als Fürst Rethan zu fliehen versucht hat“: antwortete Tarrior auf die Frage. „Und ihr seid?“: fragte der Wächter. „Ich bin Tarrior Gildres. Ich hatte nach euch schicken lassen“: stellte er sich vor. „Genau. Ihr wart es der diese Minenarbeiter als Boten zu uns geschickt hatte. Wohlan wo ist Fürst Rethan? Wir sind hier um ihn gefangen zu setzen“: verlangte sein Gegenüber zu wissen. Tarrior atmete tief ein. Plötzlich erschien es ihm doch keine so gute Idee gewesen zu sein, Rethan laufen zu lassen. „Er ist mir leider entkommen. Er hat das Haus in Brand gesteckt. Ich konnte ihm nach draußen verfolgen, hatte aber eine Menge Rauch abbekommen. Ich erhielt einen Schlag von der Seite und ging zu Boden. Leider konnte ich mich nicht schnell genug wieder aufraffen. Ich sah wie Fürst Rethan über das Nebentor in die Nacht der Bitterküste entschwand, kurz bevor ihr eintraft“: dachte er sich eine neue Version der Ereignisse aus. Rethans Diener stand noch neben ihm. Er konnte die ganze Geschichte auffliegen lassen, doch tat er es nicht. Er musste es Tarrior wohl hoch anrechnen, das dieser seinen Herren laufen gelassen hatte.

"Ihr habt euer Möglichstes getan. Außerdem sind wir euch zu Dank verpflichtet, dass ihr den wahren Drahtzieher hinter dem Überfall auf die Mine gefunden habt. Abgesehen davon gebührt euch natürlich auch der Dank der Stadt, dass sie jetzt wieder arbeiten kann. Ich werde meine Leute auf die Verfolgung ansetzen und die Städte in der Bitterküste informieren, falls er dort auftauchen sollte. Heute Nacht kriegen wir ihn aber bestimmt nicht mehr. Sich des Nachts in die Sümpfe zu wagen grenzt schon an Mut oder Wahnsinn, aber dann noch einen Verbrecher in den Untiefen finden zu wollen, ist dann unmöglich und hochgradig gefährlich“: beruhigte der Stadtwächter Tarriors nicht vorhandenes schlechtes Gewissen und schloss im Anschluss eine baldige Gefangennahme Rethans aus. Das war auch gut so. War der Fürst erstmal aus dem näheren Umkreis der Bitterküste heraus, würden sie ihn nicht mehr oder zumindest nicht in absehbarer Zeit kriegen, denn Morrowind und insbesondere Vvardenfell versanken langsam im Chaos. Ein Verbrecher war da eine kaum wahrnehmbare Größe, der man von offizieller Seite kaum Beachtung schenken würde. „Ihr könnt diese Sache getrost uns überlassen. Ihr solltet nach Balmora zurückkehren. Zwei von meinen Männern werden euch begleiten“: schlug der Wächter vor. „Glaubt ihr ich könnte mich nicht allein verteidigen?“: fragte Tarrior, der sich jetzt doch etwas gekränkt fühlte. „Im Gegenteil. Eure Boten haben mir sehr ausführlich geschildert, wie beeindruckt sie von euch waren. Meine Männer schicke ich mit, damit sie Verstärkung aus der Stadt holen und sich darum kümmern, dass die Küstenstädte informiert werden“: erklärte er sich. „Warum seid ihr eigentlich nicht gleich mit mehr Männern gekommen?“: fragte Tarrior, dem vier Männer grundsätzlich zu wenig erschienen. „Wir waren mehr. Wir sind natürlich erst zur Mine gegangen. Erst dort wurde uns mitgeteilt, wer den Überfall wirklich zu verantworten hat. Wir konnten es zunächst nicht glauben, doch alle Minenarbeiter hatten es bestätigt. Die Söldner hatten ihren Widerstand dann auch aufgegeben und gestanden. Sie werden wohl alle am Strick baumeln für ihre Taten. Meine Kameraden führen sie gerade in die Stadt ab. Als wir erfuhren, dass ihr alleine hierher gekommen seid um den Verbrecher zu stellen, haben wir uns natürlich beeilt um euch zu unterstützen. Leider sind wir wohl zu spät gekommen“: erklärte der Wächter und zuckte mit den Schultern.

„Um diesen verfluchten Abschaum ist es nicht schade. Es wäre zwar schön gewesen auch Fürst Rethan zu schnappen, zumal ich noch eine persönliche Rechnung mit ihm offen habe, aber ich denke für den Tag haben wir schon viel erreicht. Und es war ein verflucht langer Tag“: resümierte Tarrior und seufzte nach dem letzten Satz. „Ich werde noch die Diener des Fürsten verhören. Kehrt doch schon nach Balmora zurück und ruht euch aus. Ihr habt es euch verdient“: schlug der Glatzköpfige vor. Er nickte müde. Mit einer harschen Handbewegung bedeutete er zwei seiner Männer ihn zu begleiten. Zu dritt verließen sie dann die Plantage, nachdem man sich noch verabschiedet hatte. Tarrior schwieg auf dem Weg zurück zur Stadt. Er hatte kein Bedürfnis danach mit jemanden zu sprechen und vor allem nicht mit den beiden Wachen. Der Tag hatte zu lange gedauert. Er hatte hart kämpfen müssen und wäre beinahe getötet worden und dann hatte er einen seiner persönlichen Hass-Gegner einfach laufen lassen. Er dachte jetzt erneut darüber nach, doch erschien es ihm auf einmal wie ein riesengroßer Fehler. Er wusste einfach nicht mehr, was über ihn gekommen war. Er schüttelte den Kopf. Es würde ihm auch nichts bringen weiter darüber nachzugrübeln. Er konnte nur darauf hoffen, dass Rethan Wort hielt. Wenn nicht könnte er den Fürsten immer noch zur Strecke bringen, wenn diese ganze Sache hier überstanden war. Würde der Fürst ihm aber tatsächlich noch behilflich sein, so wäre es für ihn zu überlegen, ob er ihm nicht verzeihen sollte. Das jedoch ging weit in die Zukunft und über die wollte er erst einmal nicht nachdenken. Gedankenverloren und seine Umgebung kaum wahrnehmend, setzte er einen Fuß vor den Anderen. Sie passierten die Mine. Seine Begleiter sprachen noch mit einem dort verbliebenen Wächter und brachten so in Erfahrung, dass man die Söldner bereits abtransportiert hatte und die Minenarbeiter nach Balmora und zu ihren Familien zurückgekehrt waren. Sie sollten sich erholen. Shulk würde erst einmal geschlossen bleiben, bis man die Untersuchungen abgeschlossen und die Verwüstungen beseitigt hatte. Dieses Vorgehen fand Tarriors Zustimmung. Die Bergmänner hatten hart für ihr Leben gekämpft und hatten sich eine Ruhepause verdient. Er selbst redete nicht. Er dachte schon über die nächsten Schritte nach. Da er sich im Rat wieder verdient gemacht hatte und somit auch seinen Aufgaben als Ratsherr nachgekommen war, konnte er guten Gewissens nach Caldera weiterziehen und von dort aus dann zu seiner Plantage. „Am Besten lasse ich sie räumen“: überlegte er. Er wollte Verluste an seinem Besitz und vor allem am Leben seiner Angestellten nach Möglichkeit vermeiden. Ein Durchbruch der Deadra und die Westspalte wäre bald eine Todeszone.

Wenn diese Angelegenheiten geregelt wären, würde er sich dann auf die Suche nach diesem Nordmagier machen, von dem er damals in Chorrol erfahren hatte. Dieser Mann besaß das Wissen um die dunklen Machenschaften Behrams. Er selbst wusste nicht was der Telvanni vorhatte, doch es konnte keinesfalls etwas Gutes sein. Nur mit weiteren Informationen konnte er sich endgültig aus den Fängen des Hexers befreien und ihn für das leiden lassen, was er ihm angetan hatte. Tarrior überkam bei dem Gedanken an die Erpressung und die Beinahtode kalte Wut. Er ballte die Faust derart zusammen, dass seine Fingernägel schmerzhaft in die Handflächen drückten. Er schüttelte den Kopf und schüttelte damit auch gleichzeitig die Gefühle ab. Noch war es nicht an der Zeit. Er würde noch etwas Geduld haben müssen. Bei diesem Gedanken hatten sie das Stadttor von Balmora erreicht. Die Dunkelheit um sie herum hatte sich etwas geklärt. Die Finsternis der Nacht war bereits im Schwinden begriffen. Die Sonne mochte in etwa zwei Stunden aufgehen. Das Zwielicht näherte sich jedoch schon unaufhörlich und fegte die dunklen Schleier auseinander. Die Sterne waren immer noch ganz klar als funkelnde Juwelen am Himmelszelt auszumachen. Tarrior bedauerte es richtig, dass sie mit dem Licht ihren Glanz verlieren und dahinschwinden würden. Sie durchquerten den Torbogen, nachdem die Torwächter sie überprüft hatten und blieben dann auf dem großen Platz direkt dahinter stehen. „Ihr solltet euch umgehend in die Ratshallen begeben“: sagte einer der Wächter und fuhr dann fort: „Wir werden Verstärkung anfordern und Boten in die Bitterküste entsenden.“ Tarrior schaute ihn etwas verwirrt an. Er hatte vorgehabt sich erst einmal richtig auszuschlafen. Der Mann schaute seinerseits ebenfalls verwirrt, begriff dann aber offensichtlich schnell. „Es tut mir Leid. Bestimmt seid ihr sehr erschöpft nach den langen Kämpfen, doch der Herr Minenverwalter verlangte euch zu sprechen. Er sagte ihr sollt ihn umgehend aufsuchen, sobald ihr wieder in Balmora seid. Er erwartet euch eben in den Ratshallen“: erklärte der Wächter hinter seinem Vollhelm. Tarrior schnaufte. Hatte er nicht endlich etwas Ruhe verdient? Er seufzte. Was brachte es noch lange darüber zu diskutieren. Besser er brachte es schnell hinter sich und dann wäre diese Sache hier erledigt. „Ich werde den Verwalter aufsuchen. Ich komme von hier an allein zurecht“: sagte er und wandte ohne einen Abschiedsgruß seine Schritte in Richtung der Treppe hinter der Schmiede.

Ohne an den einsetzenden Muskelkater in seinem Beinen zu denken, erklomm er die Stufen und fand sich daraufhin auf dem Ratshallenvorplatz wieder. Tatsächlich suchten sich schon erste Sonnenstrahlen im Osten den Weg nach Balmora. „Vermutlich werde ich erst heute Abend wieder wach sein“: dachte er, denn ohne sich vorher auszuruhen würde er nicht nach Caldera weiterreisen. Er hoffte das Junai ihn nicht zu lange in Anspruch nehmen würde. Ein kurzer und knapper Bericht würde ihm reichen müssen. Tarrior brauchte nicht einmal zu klopfen, denn er fand die Tür merkwürdigerweise unverschlossen. Da er ja schließlich ein Ratsherr war, tat er es auch nicht aus Höflichkeitsgründen, stattdessen trat er einfach ein. Das Licht in der Eingangshalle war nur noch mit besten Willen als mäßig zu beschreiben und hatte eher etwas von einen Armenhausbeleuchtung. Es brannten nur wenige Kerzen und es war recht kühl im Gebäude. Es war wie eine andere Welt. Von dem riesigen Andrang und der beklemmenden Fülle und dem Lärm, den Tarrior das letzte Mal hier erblickt hatte, war nichts mehr übrig. Jetzt war sie gähnend leer und alles war totenstill. Dann bewegte sich etwas in der Dunkelheit. Seine scharfen Elfenaugen erkannten jemand Gerüstetes, der sich auf ihn zu bewegte. Ein vernehmliches Gähnen war zu hören, als die Gestalt näher gekommen war. Davon zu sehen war jedoch nichts, denn die Person trug eine Vollrüstung. Eine weibliche Stimme richtete Worte an ihn. „Ich hoffe ihr seid Serjo Gildres“: äußerte die Gerüstete ihre Hoffnung. „Ja der bin ich“: gab er nicht weniger erschöpft zurück, wie die Frau in der Rüstung wohl müde sein musste. „Das ist ja ausgezeichnet“: die Erleichterung in ihrer Tonlage war deutlich herauszuhören: „Herr Gandrahit erwartet euch bereits. Ich hoffe ihr werdet nicht allzu lange brauchen.“ Plötzlich erstarrte die Frau. Tarrior konnte ihr Gesicht nicht sehen. Auch sie trug einen Knochenhelm auf ihrem Kopf. „Verzeiht Serjo. Ich wollte nicht...“: entschuldigte sie sich für ihre Bemerkung. „Ist schon in Ordnung“: winkte er ab, denn er konnte sich gut vorstellen, warum der Wächterin diese Worte herausgerutscht waren. „Nein ich hätte nicht so ausfallend werden dürfen, vor allem nicht euch gegenüber, Herr. Es ist nur, ich habe kaum geschlafen und muss hier bleiben um die Ratshallen abzuschließen, sobald ihr fertig seid. Doch dies gehört zu meinen Pflichten und ich sollte mich nicht beklagen“: entschuldigte sie sich nochmals.

„Glauben sie mir, dass kann ich verstehen. Ich bin eigentlich auch sehr erschöpft, aber es muss halt sein. Also grämt euch nicht. Entschuldigt mich jetzt bitte“: winkte er erneut ab und wandte sich dann der Treppe ins obere Stockwerk zu. Vermutlich würden sie allein im großen Ratssaal sein. Tarrior schüttelte den Kopf. Warum konnte es nicht eine Nummer kleiner sein. Schließlich hätten sie sich auch in der Ratstaverne oder sonst wo treffen können. Er ließ es darüber nachzudenken und öffnete die Tür zum Ratssaal. Warmes gelbes Licht empfing ihn. Nach der zwielichtigen Dunkelheit der Treppe und der Eingangshalle war das eine angenehme Abwechslung. Umgehend wurde er mit einer Umarmung begrüßt. Tarrior war das außerordentlich unangenehm und schob die Person von sich. Junai schaute ihn dabei an. „Verzeiht bitte“: sagte er. „Das habe ich in letzter Zeit ziemlich oft getan, also wird es mich wohl jetzt nicht umbringen“: kommentierte er zynisch in Gedanken. „Wenn ihr entschuldigt, würde ich mich nicht unbedingt mit solchen Nichtigkeiten aufhalten wollen“: antwortete Tarrior stattdessen. „Ja ihr seid bestimmt sehr erschöpft. Ich möchte bloß schnell einen Bericht haben. Eure Belohnung habe ich natürlich sofort parat. Danach könnt ihr auch ausruhen“: reagierte der Verwalter auf den missgestimmten Ton des Dunkelelfen. „Auch das habe ich heute schon oft gehört. Aber irgendwie scheint das keiner zu begreifen“: dachte er wütend. Er atmete tief durch und setzte sich dann an den großen Tisch im Raum. Als sich Junai auch gesetzt hatte, begann er in knappen Sätzen von den Geschehnissen zu berichten und langte bald an der Rolle von Fürst Rethan an. „Ihr seht der Fürst hatte die Söldner angeheuert um die Mine zu überfallen. Sie sollten Balmora von der Versorgung abschneiden und jeden Befreiungsversuch eurerseits vereiteln. Ihr solltet als unfähig dargestellt werden, das Problem zu lösen und die Versorgung der Stadt zu garantieren. Der Rat hätte euch dann die Verwaltung der Mine entzogen und Shulk womöglich an Rethan verkauft oder sie ihm überschrieben. Dafür hatte er wohl auch schon im Rat geworben. Ihr wäret weg gewesen und der Fürst hätte sich noch mehr Reichtum und vor allem noch mehr Einfluss auf den Rat sichern können. Glücklicherweise wird das jetzt wohl nicht mehr eintreten“: berichtete er vom Motiv des Verräters, den er noch laufen gelassen hatte, aber das verschwieg er natürlich. „Unsere Stadtwächter werden ihn bestimmt festnehmen können und selbst wenn sie es nicht schaffen, bliebe diesem verfluchten Verräter nur die Flucht aufs Festland oder das Dahinvegetieren in der Wildnis. Vermutlich wird der Rat diese Familie jedoch nicht enteignen, denn seiner Frau kann ja nichts nachgewiesen werden und sie würde sich bei einer Anklage gewiss wehren. Aber ich danke euch und auch der gesamte Rat ist euch zu Dank verpflichtet. Das Gold habt ihr euch wahrlich verdient und ich finde ihr tragt euren Titel als Ratsherr des Hauses Hlaalu mehr als zurecht“: meinte Junai mit fester Überzeugung, natürlich konnte er nicht wissen, das es Tarrior lieber wäre, sie schnappten den entflohenen Fürst nicht. Die Ehrerbietung am Ende gefiel dem Dunkelelf jedoch sehr. Sie war wie Balsam für sein Ego.

Als hätte der Verwalter seine Gedanken gelesen, fügte er noch an: „Der Rat wird euch gewiss noch persönlich seinen Dank bekunden wollen. Ihr solltet Morgen zu Beginn der Ratssitzung anwesend sein. Und bevor ich es vergesse. Hier ist eure Belohnung.“ Er reichte ein großes Säckel über den Tisch. Es war schwer und ihm klimperten hunderte Münzen. Tarrior grinste das erste Mal seit Stunden. Er warf nur einen kurzen Blick in den Geldbeutel und war mehr als zufrieden. „500 Draken aus meiner eigenen Tasche“: erklärte der Minenverwalter und bestätigte damit, dass sehr viel für ihn von der Mine abgehangen hatte. Ihm selbst konnte es nur recht sein. Er hatte eine Menge Vorteile aus dieser ganzen Sache ziehen können. Er hatte zwar sein Leben riskieren müssen, aber das tat man in diesen Zeiten allein schon, wenn man sein Haus verließ. Rethan befand sich in seiner Hand, er war um einige Draken reicher und seine Ratsherrenposition hatte sich nach der langen Abwesenheit wieder gefestigt. Für das Risiko hatte er einen guten Schnitt gemacht. Tarrior gähnte unverschämt offen und zeigte damit, dass er nun gehen wolle. Der Minenverwalter gähnte ebenfalls demonstrativ und suchte damit wohl eine passende Überleitung. „Es sieht wohl so aus, als wären wir beide sehr müde. Ich denke alles ist geklärt worden. Ich kann euch nur noch einmal meinen besten Dank ausdrücken und wünsche euch eine gute Nacht“: beendete Junai das Treffen damit offiziell. „Gute Nacht ist gut“: dachte Tarrior missmutig: „du meintest wohl eher, das was davon übrig ist.“ Sie verließen gemeinsam das Ratshaus durch den Haupteingang. Die dankbare Nachtwächterin schloss ab und verschwand dann in Richtung eines der Wachtürme. Auch er verabschiedete sich von Junai und ihre Wege trennten sich, als sie beide die große Haupttreppe hinunter gestiegen waren. Junai schlug wohl den Weg zu seinem Haus ein. Tarrior begab sich ohne Umwege zum „Acht Teller“ um sich endlich auszuruhen. Der Wirt war noch wach, oder schon wieder, und räumte den Schankraum auf. Scheinbar hatte er einen feuchtfröhlichen Abend verpasst. Er händigte ihm den Zimmerschlüssel ohne Fragen aus. Er wankte die Treppen hoch, entledigte sich, kaum das die Tür zu war, seiner Rüstung und seiner Kleider und fiel dann wie ein Stein in das Bett. Kaum hatte Tarrior die Augen geschlossen, versank die Welt um ihn herum in seinen Träumen.