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Thema: [Obl] Rollenspielthread # 3 (Signatur aus)

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  1. #1
    Es regnete. Alexian blickte gen Himmel. Es hatte wieder angefangen zu regnen. Im laufe der letzten zwei Wochen hatte es ungewöhnlich oft geregnet. Andererseits spiegelte der leichte, leise Regen die Stimmung wieder, die im Fort herrschte. Die Legionäre waren angespannt und der Ältestenrat hat die geplante Verstärkung nach Hammerfell verschoben. Außer einigen kleinen Skamp-Angriffen war nicht sonderlich viel passiert. Jedoch konnte keiner den ersten großen Daedra-Ansturm vergessen, bei dem fast die Hälfte der Legionäre getötet wurde.

    Jetzt jedoch schickte der Hauptmann sie auf ein großes Feld vor dem Fort. Er wollte die Daedra zu einem Feldkrieg provozieren. In einer geschlossenen Kolonne marschierten sie aus dem Lager. Neben Alexian stand Ardor, der im Gegensatz zu den anderen Legionären nicht wirklich Nervös wirkte. In den letzten Tagen schien er, als ob er ahnte, dass der Hauptmann vorhatte, sie auf das Feld zu schicken und somit all ihre Vorteile wegzuwerfen. Allerdings fiel ihnen auf, dass die Kavallerie und einige Kohorten fehlten. Sie waren bereits am Vorabend aus dem Lager ausmarschiert. Es hatte zwar eine kleine Unruhe unter den übrigen Legionären ausgelöst, die sich jedoch auf Grund eines hart eingreifenden Leutnants wieder beruhigt hatte. Jetzt stapften sie durch den Matsch auf eine kleine Lichtung zu. Vorne standen Legionäre, die eine leichte Rüstung im Stil der östlichen Provinzen trugen. Sie hatten einige Wurfspeere, kurze Stahlschwerter und Turmschilder, die ihren ganzen Körper verdeckten. Hinter ihnen standen die gewöhnlichen Legionäre, darunter Alexian und Ardor. Hinter ihnen standen kleine Söldnertruppen, die der Hauptmann gekauft hatte. Es waren grimmige Nords und Rodwardonen in verschiedenen schweren Rüstungen mit hoher Qualität, die ihre Äxte, Keulen und Schwerter ungeduldig hin und her schwangen. An den Flanken ritten der Hauptmann, sein Stellvertreter und einige Leutnants hin und her.

    Elijah und die anderen Kampfmagier standen weit hinten vor den Bogenschützen. Sie hatten mittlerweile den Hügel passiert, den sie vor ihrer Ankunft runtermarschiert sind und hinter dem die abgelösten Legionäre verschwunden waren. „Sie wussten, wovon sie sprachen“ ging es Alexian durch den Kopf. Jetzt hatten sie die Lichtung erreicht und die Sergeant gaben den Befehl zum halten. Die Legionäre dröhnten ein kurzes „HA!“ und hielten an. Der Hauptmann ritt mit seinem Gefolge an die Spitze der Kolonne und fing an zu reden: „Legionäre! Ich weis dass im Laufe unseres Aufenthaltes viele von uns ihr Leben lassen mussten! Und ich weis auch, dass ihr verunsichert seid, weil wir gegen einen Feind kämpfen müssen, der uns an Ausrüstung und an Zahlen hoch überlegen ist! Und ich weis, dass der Ältestenrat uns weder anhört, noch Verstärkung schickt! Aber merkt euch: Wir … Kämpfen für unser Land: Für Cyrodiil! Und wir kämpfen für die Provinzen! Für ganz Tamriel! Ich gebe zu, die Daedra sind ein mächtiger Feind, doch wir dürfen keine Angst zeigen! Wir haben uns einmal überrennen lassen, last uns diesen Fehler nicht wiederholen! Oder wollt ihr, dass sie unsere Häuser, unsere Dörfer und unsere Städte niederbrennen? Wollt ihr zulassen, dass sie unsere Familien und auch die der anderen abschlachten? Wollen wir, dass unsere ganze Welt ein zweites, gigantisches Kvatch wird? Ihr kennt die Antwort: NEIN!!! Also, last uns diesem Abschaum auf Nirn begrüßen und zeigen, dass wir keine Furcht haben, und denkt daran: Mut ist Zahlen überlegen!!!

  2. #2

    Vvardenfell-Distrikt, Westspalte, Shulk-Eiermine

    Der Rothwardone schien nicht ausgiebig gebetet zu haben, zumindest schienen die Götter kein Einsehen mit ihm zu haben und ließen ihn die Prozedur bei vollem Bewusstsein miterleben. Erst nach dem Tarrior mit der „Befragung“ fertig war, fiel der Kopf des Mannes auf seine Brust und rührte sich nicht mehr. Die verspätete Bewusstlosigkeit ersparte diesem damit aber zumindest die bestimmt grauenvollen Folgeschmerzen. Der Dunmer besah sich seine Hände. Unter den Nägeln hatten sich verkohlte Hautreste festgesetzt, die langsam mit dem trocknenden Blut zu einer schwarzen Masse erstarten. Frisches Blut war über seine Finger und Teile seiner Hand gelaufen und begann ebenso zu trocknen. Wäre diese angenehme Befriedigung, die er dieser gerechten Bestrafung dem Söldner gegenüber empfand, nicht, so würde er sich jetzt vor sich selbst ekeln, doch so tat er es nicht. Er atmete schnell. Sein Puls hatte sich beschleunigt. Glückshormone waren durch seinen Körper gerauscht und hatten seine Erregung mit jedem Schrei wachsen lassen. Oft passierte es, dass sich sein Leib damit der Kontrolle seines Verstandes entzog. Er gab sich nicht gerne so hin, er liebte die Kontrolle, aber irgendwie konnte und wollte er sich auch nicht gegen diese Gefühle wehren. Er war gewiss niemand der viel für Ehre oder etwa gute Taten übrig hatte, aber er wollte sich auch nicht unbedingt als böse oder grausam bezeichnen. Manchmal überkam es ihn einfach und diesmal, wie auch in anderen Momenten, hatte er es durchaus genossen. Doch schämen tat er sich auch nicht. Er schüttelte den Kopf und streifte diese Gedanken ab.

    Schließlich hatte die vorgenommene „Befragung“ ja dem Zweck dienen sollen, Informationen zu erhalten. Leider war der Rothwardone zwar gesprächig gewesen, aber leider nicht im Bezug auf das gefragte Thema. Er wusste kaum etwas zu berichtigen, nur Dinge die Tarrior entweder kannte oder sich zumindest schon selbst hatte zusammen reimen können. Zum Einen berichtete er, dass er nur mit dem Diener ihres wahren Auftraggebers, den er nicht kannte, zu tun gehabt hatte und zum Anderen schilderte er dann im Einzelnen den Überfall. „Welch Verschwendung von kostbarer Zeit“: dachte er und wusch sich die Hände in einem Fass mit Wasser. Ein paar der Minenarbeiter brachten den Bewusstlosen nach draußen. Als sie jedoch einen anderen Söldner herbeischaffen wollten, hielt der Dunmer sie zurück. „Vermutlich hätte es keinen Sinn einen dieser einfältigen Rothwardonen zu befragen. Ich muss mit diesem Abschaum von einem Söldnerhauptmann sprechen“: überlegte Tarrior. Er schritt die gefesselten Söldner ab und in den Blicken mancher, die sich wohl das erste Mal in einer unterlegenen Situation befanden, glaubte er Angst zu erkennen. Die Schreie des Mannes, den er gefoltert hatte, mussten wahrscheinlich auch hier in der großen Höhle zu hören gewesen sein. Innerlich lachte Tarrior. Die Männer taten ihm kein Stückchen leid. Sie hatten gemordet und zwar für Gold. Dazu kam noch, dass ihre Opfer nur einfache Bergleute ohne jede Chance gewesen waren. Und nachdem, was er in der Befragung erfahren hatte, hatte der Überfall zu Anfang einem Schlachtfest geglichen, bis sie sich dann endlich gesammelt und die Überlebenden zusammen getrieben hatten. Für ihre Taten würde man sie in Balmora hängen, da war er sich ziemlich sicher. Doch was nützte das schon, ohne den wahren Drahtzieher gefasst zu haben. Er blieb vor dem Anführer der Söldner stehen. Dieser war immer noch bewusstlos und atmete recht unregelmäßig. Die Wunde war zwar versorgt, aber sie war alles andere als harmlos gewesen. Eigentlich war es sowieso ein Wunder, dass der Rothwardone noch lebte. „Der wird mir so schnell wohl nichts erzählen“: dachte Tarrior resignierend. Er wandte sich ab und lenkte seine Aufmerksamkeit stattdessen auf das Zelt, dass der Söldnerhauptmann sich hier in der Höhle hatte aufstellen lassen. Womöglich fand er ja dort ein paar erste Hinweise auf die Identität des mysteriösen Strippenziehers. „Ruft mich sofort, wenn er aufwacht“: befahl er einem der Bergleute und zeigte auf den bewusstlosen Anführer. Der Mann nickte kurz und fuhr damit fort, Ordnung in das Chaos zu bringen, das die Söldner in der großen Aufenthaltshöhle angerichtet hatten. Er selbst betrat währenddessen das Zelt.

    Es bestand aus groben einfachem braunen Zeltstoff ohne besondere Musterung, sah man mal von etlichen Flecken ab. Tarrior wollte lieber nicht wissen, woher diese stammten. Der Eingang wurde durch eine Art Vorhangtuch verdeckt. Als er es zur Seite geschoben hatte, begrüßte ihn das warme Licht dreier Laternen. Zwei hingen an einigen Holzstreben, die die Dachkonstruktion des Zeltes hielten und die Dritte stand auf einem kleinen Tischchen, aus grob zusammen gezimmerten Brettern. Ein kleiner Schemel diente neben einem fein geschnitzten kaiserlichen Stuhl als Sitzgelegenheit. Das Zelt war geräumiger, als es von außen den Anschein gehabt hatte, denn es bot ebenso noch Platz für ein Feldbett und eine Holzkiste mit Schloss. Doch dieses würde kein besonderes Problem darstellen, denn den Schlüssel hatte Tarrior auf dem Tisch ausgemacht. Ebenso wie etwas Anderes, das seine Aufmerksamkeit besonders erregte. In der ungefähren Mitte, zwischen dem Schlüssel, einem kleinen Haufen Draken, einer Schreibfeder und einem umgekippten Tintenfass, befand sich ein in grobes Leder eingeschlagenes Buch. Tarrior strich mit der Hand darüber. Es konnte nicht wertvoll sein, denn das Leder war bloß von geringer Qualität und schlechter Verarbeitung und sollte wohl allein das Papier vor schädlicher Witterung schützen. „Perfekt für ein Tagebuch“: dachte er. Mit etwas Glück fand er darin schon die meisten Antworten auf seine Fragen und wäre damit nicht auf die „Hilfsbereitschaft“ des Söldnerhauptmannes angewiesen. Ein Grinsen stahl sich auf seine Lippen. Er nahm das Buch zur Hand und schlug es auf und blätterte ein paar Seiten vor. Der Eintrag, den er zufällig aufschlug, war von vor drei Jahren. Scheinbar hatte der Söldner konsequent Buch geführt. Nebst einigen persönlichen Gedanken, über Selbstverherrlichung betreffs einer Vielzahl an ••••n und Liebschaften, fanden sich detaillierte Aufzeichnungen über Aufträge, Art und Menge der Belohnung und natürlich der getöteten Gegner, einschließlich erbeuteter Ausrüstung. Und so wie Tarrior es einschätzte, hätte man zwischen dem Tagebuch dieses Söldners und dem eines Räubers kaum einen Unterschied gesehen, sah man mal von ein paar legalen Aufträgen ab, ging es in den meisten Fällen um Raub, Mord, Entführung, Überfall oder Kampf und Gemetzel. „Ein wahrer Sonnenschein“: befand der Dunmer zynisch. Besonders fiel ihm auch die Schrift ins Auge. Sie wirkte zwar kräftig und gefestigt, aber die Buchstaben sahen irgendwie gezwungen aus. Der Mann schien so seine Probleme mit dem Schreiben zu haben. Doch dann erinnerte sich Tarrior an die prankengleichen Hände des Rothwardonen mit denen es eigentlich ein Wunder war, dass er die Schreibfeder überhaupt richtig halten konnte. Er blätterte weiter.

    Seine Einschätzung bestätigte sich. Nebst einer überschwänglichen Selbstbeweihräucherung war es vor allem eine fast schon peinlich genaue Statistik über Schandtaten oder Blutdurst des Hauptmannes oder der Truppe im Allgemeinen. Ab und an hatte es zwar auch Stellen eines Reiseberichts, aber großteilig drängte sich einem das Wort „Todesstatistik“ regelrecht auf. Daher überblätterte er die meisten Seiten oder überflog sie nur kurz, denn schließlich hatte es für ihn keinen Sinn, sich länger damit zu beschäftigen. Erst als er die letzten beschriebenen Seiten erreichte, begann er wieder genauer nachzulesen. Vor allem ein Eintrag der auf Balmora vor ein paar Wochen datiert war, ließ ihn innehalten und er begann zu lesen.

    Wir sind gerade in Balmora angekommen. Nebel liegt über der Stadt und die Luft ist noch sehr kalt, dennoch ist alles friedlich. Die daedrische Bedrohung scheint im Bewusstsein der Bevölkerung noch nicht ganz angekommen zu sein, obwohl der Rat die Stadt bereits befestigen lässt. Ich werde diesen feinen Ratsherren unsere Dienste anbieten. Wer, wenn nicht wir, könnte diese Stadt besser sichern. Für einen entsprechenden Goldpreis versteht sich.

    Ich kann es nicht fassen. Diese Ratsherren besaßen doch tatsächlich die Frechheit uns wieder wegzuschicken. Wir sollten uns doch bitte an der deadrischen Front am Zugang zu den Aschländern melden, wenn wir helfen wollten. Ihre Krieger würden Balmora verteidigen. Gerade deren Krieger sollen diese Stadt sichern, dass ich nicht lache. Mögen die Deadra diese dummen Dunkelelfen und ihre Stadt brennen lassen. Ich weis noch nicht was wir machen. Ich werde erstmal mit den Männern einen oder zweidutzend trinken gehen.

    Ein Lichtblick am Horizont gerade war ein Mann hier in die Südwall-Taverne gekommen. Er war gewiss keiner von diesem Gesindel, das sich hier sonst rum treibt. Dazu trug er schon allein zu feine Kleidung. Und mit seinem höflichen Herumgehampel machte er sich auch noch zur Lachnummer der ganzen Taverne. Tatsächlich war er jedoch auf der Suche nach uns. Er erzählte, dass er eine Gruppe Söldner suche, die hier abgestiegen sei. Ich nahm ihn mir zur Seite und er erklärte mir, dass er für jemanden arbeite, der einen Auftrag für uns hätte. Nach seiner Aussage wäre ne Menge Gold drin, wir dürften nur keine Skrupel haben. Skrupel sind was für Schwächlinge, also schlug ich ein. Der Mann verschwand daraufhin. Ich soll ihn in einer Stunde bei einer der Anlegestellen unten am Fluss treffen. Am besten mache ich mich jetzt auch los, nicht das ich mich noch verspäte.

    Jetzt bin ich schlauer. Dieses Dunkelelfengesindel hat nur bestätigt, was ich sowieso schon wusste. Sie sind wohl doch alle hinterhältige Halsabschneider. Der Auftrag würde doch tatsächlich darin bestehen, eine Mine im Süden von Balmora zu überfallen und die Stadt von der Versorgung abzuschneiden. Scheinbar hatte sein Arbeitgeber vor, sich dadurch politische Vorteile zu verschaffen. Man bedenke mitten während dieser Krise. Aber es sollte mir Recht sein. Warum sollte man einer legalen aber gefährlichen und nur mittelmäßig bezahlten Aufgabe nachgehen, wie die Deadra auf offenem Feld zu bekämpfen, wenn man eine wirklich einfache Aufgabe haben konnte, die dazu noch fürstlich bezahlt werden würde. Skrupel sind etwas für Schwächlinge. Ich habe zugesagt. Ich werde mich Morgen dann mit unserem eigentlichen Auftraggeber treffen um die Einzelheiten zu besprechen. Jetzt werde ich erstmal noch ordentlich zechen und mich dann aufs Ohr hauen.

    Der Tag ist gekommen. Ich werde mich gleich mit diesem Diener treffen. Er wird mich dann zu seinem Meister bringen. Wenn ich mal von der Kleidung des Dieners auf das Vermögen seines Herren schließe, dann muss dieser gut begütert sein. Und wenn er uns nun doch keinen Auftrag geben will, können wir ja immer noch ihn ausplündern und dann zu den Redoranern weiterziehen. Wir werden sehen. Ich treffe mich wieder mit ihm an der Anlegestelle.

    Man glaubt es kaum, aber mit meiner Einschätzung hatte ich Recht. Dieser Kerl ist wirklich sehr begütert. Scheinbar ist er ein Adliger und besitzt zudem noch ein kleines Anwesen. Zudem unterhält er sich gewisses Personal. Zumindest wird er wohl seine Lohnversprechen auch wahr machen können. Ich war mit dem Diener, in einer dieser kleinen Nussschalen der Dunmer, den Odai hinunter gefahren und irgendwann am Meer heraus gekommen. Dann hat er das Boot zu so einem schmuddeligen Pfahldorf in den Sümpfen gesteuert. Im Anschluss mussten wir noch ungefähr eine Stunde durch den ekelhaften Morast laufen, als plötzlich zwischen zwei Hügelkämmen ein Torbogen auftauchte. Dahinter lag das Anwesen. Ich hatte da schon ganz die Orientierung verloren. Auf jeden Fall bewirtete der Hausherr mich sehr großzügig, als wir die Einzelheiten des Überfalls besprachen. Das Ziel trug den Namen Shulk, war eine Eiermine und war südlich von Balmora in der Nähe des Odai zu finden. Ziel war es die Produktion zu stoppen, also die Minenarbeiter von der Arbeit abzuhalten und die Eierlieferungen nach Balmora zu stoppen. Und das Beste, es gab keine Wachen und mit diesem Wühlrattenpack würden ich und die Männer schon den Boden wischen. Und ich konnte es gar nicht glauben, aber dieser reiche Sack taxierte die angebotene Belohnung wirklich großzügig. Fünfhundert Goldstücke für mich und je vierhundert für jeden der Männer. Und natürlich steht mir als Anführer bei jedem Pro-Kopfbetrag noch einmal ein Viertel zu. Nur dafür die Produktion eine Weile zu unterbrechen, ein wirklich großzügiger Preis, aber ich habe natürlich nicht widersprochen. Ich werde gleich die Männer informieren gehen. Ich bin gerade erst wieder angekommen. Denn den Rückweg musste ich doch tatsächlich laufen – eine Frechheit. Das Gold bügelt sie aber schon irgendwie aus.


    Tarrior verfolgte die Eintragungen mit großem Interesse. Manches hatte er schon zuvor gewusst, obwohl die Hintergründe nun langsam etwas klarer wurden. Scheinbar intrigierte einer der Adligen gegen den Rat von Haus Hlaalu. Er musste gedanklich den Kopf schütteln. Wie konnte man in einer Situation, wie der in der sich das Haus gerade befand, nur an politische Macht- und Intrigenspielchen denken. Es war ihm unbegreiflich. Er selbst genoss seinen Reichtum und hatte auch nicht unbedingt etwas gegen Ausbeutung, aber hier versuchte sich jemand während einer Krise wohl noch mehr Reichtum zu sichern, als er ohnehin schon besaß und das alles auf Kosten ihrer Sicherheit. Waren die Vorräte erst einmal aufgebraucht, wären sie insbesondere auf die in Vielzahl vorhandenen und nahrhaften Eier zur Versorgung der Bevölkerung angewiesen, ansonsten würde sie keine Belagerung durchstehen. Hier wurde ganz eindeutig mit dem Leben der ganzen Stadt gespielt. Und das gefiel Tarrior gar nicht. „Leider hatte der Söldnerhauptmann den Namen des Adligen nicht vermerkt“: stellte der Dunmer unzufrieden fest, als er weiter las. In den nächsten Eintragungen erging sich der Rothwardone ausschließlich in fast schon ekelerregend genauen Beschreibungen des Überfalls. Über das Töten von Minenarbeiter, das Quälen und Töten von hilflosen Kwama-Arbeitern, das Zerstören von Eierkolonien und das schlussendliche aufschichten und stellenweise Verbrennen der Kadaver. Der Anführer schien bei allen Gelegenheiten zu gegen gewesen zu sein. Es stand sogar etwas über die Späher, die Junai der Minenverwalter losgeschickt hatte, darin. Alles schien gut gelaufen zu sein, wie Tarrior das beurteilte, bloß vor zwei Wochen fingen scheinbar die Probleme an.

    Es ist doch nicht zu fassen. Schon drei Wochen sind seit unserem geglückten Überfall vergangen und dieser aufgeblasene Dunkelelf hat uns immer noch nicht das versprochene Gold überbracht. Die Männer werden langsam unruhig. Sie langweilen sich, weil sie nichts zu tun haben und wollen endlich ihr Gold haben. Ich kann es ihnen nicht verdenken, denn mir geht es genauso. Ich möchte auch endlich diese wunderschönen, glitzernden Münzen in meinen Händen halten und natürlich endlich mal wieder einem ebenbürtigem Gegner den Schädel mit meiner Axt spalten.

    Seltsame scharrende Geräusche im Halbdunkel. Die Männer sind nervös. Sie befürchten die Strafe eines Gottes für den Mord an den Minenarbeitern. Abergläubisches Gesindel. Das ist nur der Fels der sich im Berg verschiebt. Die gefangenen Minenarbeiter sind ruhig, aber werden wohl bald verhungern, wenn wir die Mine noch etwas länger besetzen. Aber das ist nicht mein Problem. Ansonsten keine Vorkommnisse.

    Sie kamen heute Nacht. Ich hatte mich getäuscht. Nicht der Fels, sondern die Kwama verursachten die Geräusche. Eine Flut von Gewürm und Kriegern brandete durch die Wände in die Höhle. Wir kämpften sie nieder und trieben die Verbliebenen in die Tiefen der Mine zurück. Ihre Kadaver und ekelhafte Sekrete und Insektenblut bedecken den Höhlenboden. Man kann kaum gehen ohne gleich zu rutschen und sich den Hals zu brechen.

    Die Dunkelheit und Ruhe machen uns mürbe. Die Kwama wären eine nette Abwechslung gewesen, doch nach dem Angriff konnte kaum einer mehr schlafen. Die Meisten verbrachten die Nacht wach. Ich fühle mich noch zerschlagener als vorher. Ich lasse die Männer sich jetzt beim Wachdienst draußen abwechseln, sonst drehen sie mir hier noch durch. Ich würde unseren Auftraggeber umgehend zur Rede stellen, doch ich kann hier nicht weg. Ich habe Angst, dass sie sich noch gegenseitig die Schädel einschlagen. Auch ich brauche endlich mal wieder einen richtigen Kampf... und Schlaf. So müssen wir wohl auf den Abgesandten warten.

    Ich habe ein paar der Minenarbeiter raus gelassen und sie angewiesen den Höhlenboden zu säubern. Der Gestank treibt mich langsam in den Wahnsinn. Eine dieser frechen dunkelelfischen Wühlratten hat doch tatsächlich die Dreistigkeit mich zu warnen, dass dies nicht der einzige Angriff der Kwama bleiben würde. Die Kreaturen wären nur mit den Minenarbeitern vertraut und würden sie deshalb nicht angreifen, aber wir wären Fremdkörper, die sie aus ihrem Nest entfernen würden. Lächerlich. Diese dummen Tiere werden zuviel Angst haben um nochmals anzugreifen. Schließlich wer fürchtet sich nicht vor uns. Ich hoffe jedoch, dass der Diener bald mit dem Gold kommt. Einige Männer protestieren bereits. Zwar hinter meinem Rücken, aber ich bin mir sicher, dass sie darüber nachdenken mich abzusetzen, doch das werde ich nicht zulassen.

    Es kann doch nicht die Möglichkeit sein. Dieser verfluchte Dunkelelfenhund hatte doch tatsächlich Recht. Jetzt haben uns die Kwama schon zwei weitere Male überfallen und immer nachts. Das kann kein Zufall mehr sein. Ich wittere eine Verschwörung. Die Männer haben sich inzwischen daran gewöhnt und können danach weiterschlafen. Aber warum ich nicht? Sicherlich gibt es einen unter ihnen, der meine Führung anzweifelt. Ich bin mir sicher. Er muss die Angriffe verursachen um mich mürbe zu machen. Doch das wird ihm nicht gelingen! Wann kommt endlich der verfluchte Diener mit dem Gold?

    Ich habe aufgehört zu schlafen. Ich kann niemand mehr trauen. Ich wittere Verrat hinter meinem Rücken. Die Angriffe der Kwama haben zwar nachgelassen, finden aber immer noch stetig statt. Langsam macht es auch keinen Spaß mehr diese dreckigen Kreaturen mit meiner Axt zu zerschlagen. Die Angriffe müssen endlich aufhören. Am besten töten wir die Königin. Das wird die sicherste Lösung sein. Am liebsten würde ich unseren Auftraggeber aufsuchen und das Gold aus ihm heraus prügeln, aber das ist bestimmt ihr Plan. Ja sie warten nur darauf, dass ich die Mine deswegen verlasse und schon übernehmen sie die Kontrolle über die Truppe. Das werde ich nicht zulassen. Am Besten ist, ich schicke einen der Aufrührer. Bestimmt sind es die, die am meisten tuscheln. Denn ganz sicher reden sie über mich!

    Endlich! Ich habe seit langem wieder geschlafen. Wir haben die Königinnenkammer verriegelt und die hinteren Teile der Mine zum Einsturz gebracht. Das sollte diese Brut aufhalten, aber wenn wir hier nicht bald rauskommen, werde ich dieses verfluchte Biest wirklich noch töten lassen. Mir ist egal ob unser Auftraggeber sie lebend haben will. Ich habe bald genug von diesen ständigen Angriffen. Außerdem will ich endlich wieder einem anständigen Gegner gegenüberstehen. Oh ich erfahre gerade, dass der Diener unseres Auftraggebers eingetroffen ist. Hoffentlich hat er gute Nachrichten, ansonsten wird er es bereuen.

    Dieser verfluchte Hund von einem arroganten Dunkelelfen. Was fällt diesem Pack einfach ein? Schließlich sind wir nicht irgendwelche schwächlichen Kaiserlichen oder Bretonen mit denen man umspringen kann, wie man will. Wir sind Rothwardonen. Die stärksten und wildesten Krieger von ganz Tamriel! Doch was erdreistet sich dieser Kerl. Wir sollen weitere Wochen hier in dieser verfluchten Mine ausharren, da der Rat den Minenverwalter immer noch nicht abgesetzt hat. Und natürlich sollen wir das Gold erst bekommen, wenn das geschehen ist. Natürlich habe ich mehr Gold für die längere Wartezeit verlangt, aber dieser kleine aristokratische Speichellecker hat das ausgeschlossen. Aber ich kann jetzt auch all jenen sagen, die meinen ich hätte keine Selbstbeherrschung, dass ich diesen frechen Kerl dafür nicht gleich erschlagen habe. Wir werden noch die geforderten Wochen ausharren, aber keinen Tag länger! Und wenn sie dann das Gold nicht herausrücken wollen, dann werden wir es uns holen. Seine Leibwächter können diesem Fürst R….


    An dieser Stelle endeten die Aufzeichnungen. Tarrior war sich sicher, dass der Rothwardone davor stand, den Namen seines Auftraggebers aufzuschreiben und im selben Moment war er fast schon soweit sich gedanklich selbst zu verfluchen. „Natürlich! Wahrscheinlich haben ich und die Arbeiter genau in dem Moment angegriffen, als er gerade bei den Eintragungen war“: dachte er und musste den Kopf schütteln. Es hätte alles so einfach sein können, hätte der verfluchte Söldner, den noch verfluchteren Namen einfach aufgeschrieben. Doch noch bevor er sich oder das Schicksal oder das langsame Schreiben des Söldnerhauptmannes verantwortlich machen konnte, trat jemand in das Zelt ein. Tarrior erschrak kurz und wandte sich dann um, um mit hochrotem Kopf und bösem Blick in das Gesicht eines der jungen Minenarbeiter zu schauen. „Verzeiht die Störung Serjo. Ihr wolltet doch erfahren, wenn der Gefangene wieder ansprechbar ist“: berichtete der Mann, schluckte schwer und wandt sich unter den Blicken, scheinbar wie ein gequälter Hund. Tarrior beeilte sich einen friedlicheren Ausdruck aufzusetzen, schließlich war er nicht auf den jungen Mann oder die Störung böse. Augenblicklich entspannte sich der Arbeiter unter dem sanfteren Ausdruck. Tarrior seufzte. „Es wird mir wohl nichts anderes übrigbleiben, als den Namen aus diesem Söldnerschwein herauszukriegen“: murmelte Tarrior, als sie das Zelt verließen und auf die Gefangenen zu hielten.

  3. #3
    Jeren wachte am frühen Morgen auf. Es war noch dämmrig und regnete. Er hasste Regen, denn bei Regen verkrochen sich die meisten Tiere. Für diese Jahreszeit war es erstaunlich kalt, doch zum Glück hatte er seine Rüstung von innen mit Fellen ausgepolstert. Jeren nieste. "Nicht das ich jetzt noch krank werde, das kann ich grad gar nicht gebrauchen". Da der Regen das Feuer bereits ausgemacht hatte, verzichtete er auf ein ausgiebiges Frühstück, packte sogleich sein Lager und brach auf. Stattdessen kramte er ein bisschen in seinem Rucksack rum bis er einen Apfel fand und biss genussvoll rein. Dann holte er seine Karte aus dem Gürtel und schaute was heute zu tun war. Er entdeckte ein kleines Dorf in der Nähe. Wolfsheim hieß es. "Passt ja", dachte sich Jeren, dann nahm er seinen Rucksack ab und überprüfte seinen Vorrat."Ich hab zu wenig Felle. Und Fleisch muss ich auch noch besorgen. Und mir gehen langsam die Pfeile aus. Und warum fällt mir das eigentlich jetzt erst auf?", dachte sich Jeren noch, dann biss er noch einmal in seinen Apfel und ging los.
    Nach einem kurzem Marsch entdeckte Jeren einen hohen Baum und machte sich auf den Weg diesen sogleich zu besteigen. Dafür verwendete er ein Seil, das er sich kürzlich aus Tiersehnen und Pflanzen gemacht hatte. Da das einmal schief ging, er vom Baum fiel und sich das Bein brach, ging Jeren aüßerst vorsichtig zu Werk. Er schlang das Seil einmal um den Baum und seine Taile, stemmte sich mit beiden Beinen so gegen den Baum, dass das Seil vollends gespannt war und begann mit dem Aufstieg. Weiter oben entdeckte er einen jungen Wolf. Er war alleine, was eigentlich ziemlich ungewöhnlich war, deshalb konnte Jeren es riskieren ihn vom Baum aus anzugreifen. Er versicherte sich, dass das Seil nicht reißen würde, dann nahm er seinen Bogen vom Rücken einen Pfeil, der zufällig einen Wolfszahn als Spitze hatte, spannte den Bogen, zielte kurz und ließ los. Die Luft sirrte und kaum eine Sekunde später lag der Wolf tot auf dem Boden. Jeren wartete noch einen Moment, falls doch noch andere Wölfe ankommen würden, dann machte er sich an den Abstieg. Beim Wolf angekommen machte er die übliche Prozedur: Er zog ihm das Fell ab, schnitt sein Fleisch ind Stücke und wickelte es in Stoffstreifen, dann entfernte er Zähne und Krallen. Am Ende blieben kaum mehr als Knochen mit nicht verwertbarem Fleisch.
    "Wird kaum reichen", dachte Jeren noch, als er plötzlich Unterholz brechen hörte. Seine schnellen Reflexe, die er in den 9 Jahren im Wald entwickelt hatte, waren seine Rettung, denn kaum hatte er das Geräusch gehört, lag ein gespannter Bogen in seiner linken Hand. Es war ein Braunbär, eher selten in dieser Region, doch das interessierte Jeren im Moment recht wenig. Er hatte keine Zeit zum Zielen, da der Bär recht nah war, so traff er statt Kopf nur den Arm des Bären. Das änderte nichts daran, dass der Bär schmerzerfüllt aufbrüllte und seinen Lauf verlangsamte. Jeren reagierte schnell: Er musste Distanz gewinnnen, im Nahkampf wäre der Bär trotz verletztem Arm überlegen. So lief er auf einen Baum zu und wagte ein riskantes Manöver. Er zog das Seil, warf das eine Ende mit Schwung um den Baum, fing es wieder auf und versuchte hochzukommen. Er musste sich beinnahe waagerecht legen, damit das Seil gespannt genug war, um ihm beim Aufstieg zu helfen. Dann "rannte" Jeren den Baum hoch. Der Bär war am Baum angekommen, doch konnte er Jeren nicht folgen, so versuchte er nur den Baum unzustoßen, für Jeren's Glück, mit wenig Erfolg. Jeren, der mitlerweile auf dem höchsten Punkt angekommen war, dachte nur daran, dass der Tag mit einem Apfel begonnen hatte und es deshalb klappen musste. Er ließ das Seil los und zog im Fall einen Pfeil und spannte den Bogen, den er immernoch in der Hand hielt. Er hatte gerade noch genug Zeit zum Zielen und Los lassen, da kam er mit den Beinen auf dem Kopf des Bären auf, der mit einem Pfeil im Kopf bereits tot war, und sprang ,sein Kurzschwert ziehend, auf den Boden . Als der Bär umfiel, wusste Jeren, dass er mehr Glück als Verstand hatte(was bei einem Bretonen zugegebener Maßen sehr schwer zu erreichen war).
    Geändert von Dark Brother 94 (10.01.2010 um 20:54 Uhr)

  4. #4

    Vvardenfell-Distrikt, Westspalte, Shulk-Eiermine

    „Ich spucke auf euch Dunkelelfenpack. Ihr seid ehrlose Feiglinge. Ich reiße euch eure kleinen schmalen Köpfe ab!“: war das erste das Tarrior hörte, als er näher kam. Der Söldnerhauptmann erging sich scheinbar schon seit er erwacht war, in einer Tirade von Flüchen und Beschimpfungen. Tarrior kümmerte das wenig. „Sagt der Feigling der einen Überfall gestartet und dutzende wehrlose Minenarbeiter erschlagen hat, ohne das das nötig gewesen wäre“: stellte der Dunkelelf provokativ gegenüber dem Mann fest. Als dieser begriff WER ihm gegenüberstand, begann er sich zu winden und mit den Armen die Fesseln zu strecken. Einen Augenblick lang hatte der Dunmer die Befürchtung dem Muskel bepackten Rothwardonen würde das Wunder gelingen, die Fesseln zu zerreißen. Glücklicherweise blieb es bei dem Versuch. Er versuchte sich seine kurz aufgekommene Verunsicherung nicht anmerken zu lassen. „Ich an deiner Stelle würde mich nicht allzu heftig bewegen. Unter dieser Belastung könnte die große Wunde wieder aufbrechen. Es grenzt überhaupt schon an ein Wunder oder an ziemliches Glück, das wir die Blutung hatten stillen können. Das Glück sollte man nicht herausfordern, womöglich stirbst du, wenn sich die Verletzung erneut öffnet“: gab er mit kalt klingender Stimme zu bedenken. Tatsächlich aber machte er sich wirklich Sorgen. Das letzte was er gebrauchen konnte, wäre das der Söldner ihm unter den Händen wegstarb, denn dann würde er den Strippenzieher im Hintergrund nie entlarven. Seine Warnung schien Erfolg gehabt zu haben und der Mann verlegte sich darauf, ihn böse und vernichtend anzustarren. Tarrior konnte die Mordlust in den Augen des Mannes sehen und die von ihm verströmte Wut und den Zorn fast schon körperlich spüren. Er hatte ihn besiegt und gedemütigt. Der Rothwardone reduzierte seinen Lebenssinn auf den Sieg im Kampf, den ihm entgegengebrachten Respekt bzw. die Furcht und natürlich die Dominanz über Andere. Tarrior musste im Moment alles verkörpern, das er vernichteten wollte. Der Dunmer zuckte instinktiv die Schultern über diese Gedanken. Die Geste schien auf die Beobachter jedoch nur verwirrend zu wirken.

    „Hör auf mich anzustarren! Sag mir was du willst, du dunmerischer Hund!“: schrie der Rothwardone ihn an. Erst jetzt wurde ihm bewusst, dass er den Söldner angestarrt haben musste. „Wisst ihr es gibt da einige offene Fragen, die ich habe und die ich auch geklärt haben möchte. Ich habe bereits mit einem eurer Männer gesprochen, in der Hoffnung er könne mir etwas erzählen. Zunächst war er nicht sehr kooperativ gewesen, aber ich konnte ihn „überzeugen“ (das überzeugen betonte er besonders stark) und danach sang er wie ein Vögelchen. Bloß schien er nicht die gewünschten Antworten auf meine Fragen zu besitzen. Und ich nehme an, dass auch die Anderen diese Antworten nicht haben werden. Und genau aus diesem Grund möchte ich nun mit dir sprechen...“: erklärte er dem Söldner ruhig, aber nicht ohne eine Spur von Überheblichkeit mitschwingen zu lassen, doch dieser unterbrach ihn urplötzlich. „Natürlich wollt ihr das!“: rief er aus und lachte lauthals. „Glaubt ihr ich würde euch etwas erzählen? Dann seid ihr noch dümmer, als wofür ich euch sowieso schon hielt. Und wenn ihr glaubt meine Zunge mit Folter lösen zu können, seid ihr noch arroganter, als ich euch sowieso schon einschätzte. Ihr wisst nicht was Schmerz ist“: spottete der Söldnerhauptmann, doch der letzte Satz war erfüllt von einem äußerst bitteren Ernst. Angestachelt durch den Widerstand ihres Anführers begannen auch die anderen Gefangenen langsam aufmüpfig zu werden. „Ja ihr brecht uns nicht“: sagte der, der direkt neben dem Anführer saß.

    Ohne auch nur einen Moment zu zögern, riss Tarrior einen seiner Handschuhe vom Gürtel, wo er sie seit der Folter aufgehängt hatte und zog ihn dem Mann quer durch das Gesicht. Doch anstatt sich wie ein kleiner Köter klein beizugeben und dem neuen Herrn gehorsam zu sein, biss er im übertragenen Sinne zu. Er spuckte dem Dunmer blutigen Speichel mitten ins Gesicht. Einer der Bergarbeiter wollte dem Söldner dafür einen Fausthieb verpassen, doch Tarrior packte ihn noch rechtzeitig am Arm. Er war kurz davor seine, auf Furcht begründete, Autorität zu verlieren. Es war das einzige was er gegen die Söldner ausspielen konnte um sie zum Reden zu bringen und sie bei der Stange zu halten. Er hatte rot gesehen und dieser eine kleine Ausrutscher mit dem Handschuh hatte ihn wirklich fast seine Macht über die Gefangenen gekostet. Vor allem einer war besonders zufrieden. Der Anführer der Söldner setzte ein selbstgefälliges Grinsen auf. „Sieh her! Schlussendlich gewinne ich“: schien sein Blick zu sagen. „Das wird dir noch vergehen“: dachte Tarrior zähneknirschend. Er wischte sich mit der Hand durchs Gesicht um die Spucke zu entfernen und presste dem Anführer dann die Spitze seines Stiefels in die Bauchwunde. Dieser verzog das Gesicht, gab aber keinen Laut von sich. Langsam begann er daran zu zweifeln, ob Folter wirklich ein Ergebnis hervorbringen würde. Er konnte ihm Schmerzen zufügen, doch um an die Informationen zu gelangen, würden wohl extremste Mittel nötig werden und die konnten für den Rothwardonen möglicherweise den Tod bedeuten und das auch bevor Tarrior seine Antworten bekam. „Wir werden euch nach Balmora bringen. Man wird euch dort für eure Taten aufknüpfen. Doch wenn ihr mir euren Auftraggeber verratet, dann werde ich dafür sorgen, dass ihr nur euer restliches Leben im Kerker verbringen werdet. Ihr seid zwar gefangen aber am Leben“: bot er dem Söldner nun an. Womöglich ließ er sich ja bestechen. „Ein Leben in Gefangenschaft, wie ein Tier. Was für eine Aussicht. Langsam hinter Gittern dahinsiechen oder einen schnellen, aber aufrechten Tod sterben. Die Alternativen sind beide nicht besonders gut, aber welche besser ist, ist wohl klar“: entgegnete der Söldnerhauptmann. „Nunja ihr könnt mir den Namen verraten und trotzdem per Strick schnell in den Tod gehen“: erweiterte Tarrior sein Angebot. Der Mann lachte wieder.

    „Ihr wisst nichts. Ich bin vielleicht skrupellos, aber ich würde meine Ehre über Bord werfen, würde ich als Söldner meinen Auftraggeber verraten. Außerdem werde ich es euch allein schon aus dem Grund nicht verraten, damit ihr in eurem Auftrag versagt. Von mir erfahrt ihr nichts. Rein gar nichts!“: schloss der Mann kategorisch aus. Der Dunmer war sich bei den Worten 100%-ig sicher, dass der Rothwardone zu seinem Wort stehen würde. „Außerdem was würde euch davon abhalten mich zu töten, wenn ihr wüsstet für wen ich arbeite?“: warf er noch hinterher. Tarrior schäumte vor Wut. Der Söldner hatte absolut Recht. Wollte er den Drahtzieher fassen, brauchte er den Söldner. Er konnte nicht das Risiko eingehen, dass er unter der Folter verstarb, aber genauso wenig konnte er diesem Mörder die Freiheit als Gegenleistung anbieten. Ihn laufen zu lassen, damit wäre selbst er bis zu seinem Lebensende belastet. „Sollen wir ihn für eine Befragung bereit machen?“: fragte der junge Minenarbeiter ihn hilfsbereit. „Nein!“: entfuhr es ihm wieder in nicht beabsichtigter Schärfe und der junge Mann zog sich geduckt zurück. „Bei Dagoth irgendwie muss ich ihn doch zum Reden bringen“: stöhnte er innerlich auf. Doch als wäre dieser Gedanke einem Startschuss gleich gekommen, blitzte sofort eine Idee durch seine Gedanken. Ihm fiel das Tagebuch des Söldners wieder ein und schnell hatte er einen Plan. Um ihn umzusetzen musste er nur das tun, was er am besten konnte – manipulieren. „Das ist eure letzte Möglichkeit mir alles zu erzählen. Ich schwöre euch vor diesen Männern bei meiner Ehre, dass ihr nicht hingerichtet werdet, solltet ihr kooperieren. Ich werde persönlich dafür sorgen, oder Kraft dieser Zeugen meine Ehre und Glaubwürdigkeit verlieren. Überlegt es euch. Eine einfache Aussage für euer Leben“: verkündete er laut und feierlich. Die Arbeiter hatten sich alle zu ihm umgedreht und wirkten ob dieser Formalien von ziemlich erstaunt bis ziemlich verwirrt. Pflichtschuldig nickten aber einige.

    Der Rothwardone musterte ihn. Es schien als würde er ergründen, was er von seinem Gegenüber zu erwarten hatte. Gewiss witterte er eine Falle dahinter. Tarrior war inzwischen klar geworden das er es nicht nur mit einer dumpfen, rohen und einfach gestrickten Mordmaschine zu tun hatte. Der Mann vor ihm war intelligent, oder zumindest bauernschlau. Der blutrünstige Berserker schien wie weggeblasen. „Vermutlich ermöglicht der Kampfrausch den Verstand zu verdrängen und so seine Kräfte ausschließlich darauf zu konzentrieren“: vermutete der Dunmer. Und genau das war es auch, was ihn den Söldner hatte unterschätzen lassen. Tarrior hatte geglaubt leichtes Spiel zu haben und die Antwort einfach aus ihm herausholen zu können, aber hier trafen Willenskraft, Sturheit und eine verschlagene Intelligenz aufeinander. Und da er zu allem Übel, genau das nicht erwartet hatte, hatte ihn der Rothwardone so vorführen können, aber alles schien jetzt danach auszusehen, dass er das Ruder noch herumwerfen konnte. Die Falle mochte er vermuten, aber auf die Art der Falle würde er nicht kommen und genau aus diesem Grund hinein tappen. „Überlegt es euch gut“: redete Tarrior eindringlich auf ihn ein, denn der Söldner hatte noch immer nichts gesagt. Doch dieser lehnte sich zurück, lächelte und zeigte offen seine Überheblichkeit. Für ihn musste der Dunmer den Eindruck eines Mannes machen, der ansonsten keine Möglichkeiten mehr sah. Und genau dieser Effekt war von Tarrior beabsichtigt. Gleich würde er die Selbstsicherheit des Söldners hoffentlich ins Wanken bringen. „Ich spucke auf eure Ehre. Was ist die Ehre denn bei euch Dunkelelfenpack überhaupt wert? Vor allem bei euch verfluchten Halsabschneidern von Haus Hlaalu. Ihr würdet doch eure eigene Mutter für ein Stück Gold verkaufen. Ihr erfahrt von mir nichts! Und glaubt mir. Bevor diese schwächlichen Stadtwachen mich hängen können, werde ich entkommen und euch euren kleinen schmalen Elfenhals zusammendrücken“: verneinte der Mann erneut und stieß eine weitere Drohung aus.

    Tarriors Gesicht setzte ein zufriedenes Lächeln auf, welches den Mann zu verwirren schien. Noch verwirrender musste auf ihn gewirkt haben, dass sich sein Kerkermeister nun zu ihm hinunter beugte und den Mund ganz nah an sein Ohr legte. „Ihr habt hervorragend mitgespielt. Und ich hatte schon befürchtet, ich müsste einen Unfall inszenieren. Am besten wäre es noch, wenn ihr sämtliche Schuld öffentlich bei eurer Anhörung in Balmora auf euch nehmen würdet. Dann stirbt die Wahrheit über den Überfall mit euch und es wird keine weiteren Untersuchungen geben“: bedankte sich Tarrior scheinbar bei dem Söldner. Dieser zog, nun hochgradig verwirrt, die Augenbrauen zusammen und starrte ihn an. Der Dunmer begann sich scheinbar desinteressiert zu entfernen. Innerlich grinste er jedoch und musste sich Mühe geben, es zu verbergen. „Wartet!“: rief der Rothwardone ihm nach. Er ging noch zwei Schritte weiter, drehte sich dann langsam um und setzte einen genervten Gesichtsausdruck auf. „Wovon habt ihr gerade gesprochen“: fragte der Rothwardone sichtlich aufgeregt. Tarrior setzte ein kühles Lächeln auf und lenkte seine Schritte zurück zu dem Gefangenen. Er ging in die Hocke und schaute dem Mann in das dunkelhäutige Gesicht. „Redet schon! Was meintet ihr gerade eben?“: wollt er wissen. „Wisst ihr das wirklich nicht?“: flüsterte Dunmer und lachte dann leise. Der Söldner schien wütend zu werden. „Jetzt spiele ich mal mit dir“: dachte der Dunmer da nur mitleidlos. „Nein ich weis nicht wovon ihr überhaupt redet“: antworte sein Gegenüber nun verspätet auf seine Frage, aber flüsterte inzwischen ebenfalls. Tarrior kicherte leise, als hätte der Mann einen guten Witz erzählt.

    „Ich hätte wirklich gedacht ihr könntet eins und eins zusammenzählen. Aber da habe ich mich wohl getäuscht. Euer Auftraggeber ist auch gleichzeitig mein Auftraggeber. Versteht uns nicht falsch. Ihr habt eine tolle Arbeit gemacht, aber leider kann mein Meister Zeugen und Mitwisser nicht gebrauchen. Abgesehen davon, dass er keine besondere Lust verspürt euch sein Gold zu übergeben. Aber ihr habt mir natürlich ne Menge Arbeit abgenommen, da ihr ja nicht gestehen wollt. So muss ich nicht noch einen Transportunfall nach Balmora vortäuschen um euch zum Schweigen zu bringen“: erklärte Tarrior dem Rothwardonen. Zwar war alles, was er sagte erstunken und erlogen, aber der Söldner konnte das ja nicht wissen. Und der Plan schien wirklich zu funktionieren. Er hatte sich an das Tagebuch und den latenten Verfolgungswahn erinnert und inszenierte nun diese kleine Verschwörung. „Das ist eine Lüge. Wir hatten eine Abmachung. Er würde mich und meine Männer aus der Gefangenschaft holen, sollten wir geschnappt werden. Dafür sollte ich den Mund halten“: entgegnete er dem Dunmer. „Und du hast natürlich wunderbar mitgespielt. Ich habe hier dutzende Zeugen, die euch als Schuldige nennen werden. Ihr habt doch nicht wirklich geglaubt wir würden euch mit eurem Wissen am Leben lassen. Meinem Meister ist nur gedient, wenn jede Gefahr für seinen Einfluss, Ruf und Reichtum beseitigt ist. Und mit eurem Tod schließt sich der Kreis. Und falls ihr mir nicht glaubt, wer sonst hätte mich vor den Meuchelmördern draußen in den Büschen gewarnt, wer hat euch abgelenkt, während ich mich eingeschlichen und die Gefangenen befreit habe und überhaupt wer wusste denn von diesem Überfall, wenn nicht euer Auftraggeber?“: behauptete Tarrior. Die Wandlung im Gesicht des Rothwardonen war blitzschnell. Es verzerrte sich vor Wut und war wieder das des Berserkers. Der Söldner warf sich nach vorne, die Seile spannten und mussten schmerzhaft in die Haut schneiden und dennoch versuchte er die Fesseln zu sprengen, um ihn zu töten. Belustigt lachte der Dunmer auf. „Versucht doch mich hinrichten zu lassen. Ich werde ihnen alles erzählen!“: drohte der Söldnerhauptmman.

    Tarrior setzte einen gelangweilten Gesichtsausdruck auf und zog eine kleine Flasche von seinem Gürtel. Es war nur ein einfacher Heiltrank, aber das wusste ja schließlich der Rothwardone nicht. Er hielt sie ihm vors Gesicht und der Mann hielt einen Moment inne. „Damit genau das nicht passiert, habe ich das hier mitgebracht. Dieser kleine Trunk hier, wird euch zu einem Schwachsinnigen machen. Ihr könnt dann froh sein, wenn ihr dann noch euren Namen wisst und euren Sabber bei euch behalten könnt. Ihr werdet dem Rat gar nichts erzählen“: bluffte er. Er zog ganz langsam den Korken aus der Flasche und die Augen des Gefangenen weiteten sich. Das war jetzt die letzte Chance. Wenn der Hauptmann jetzt nicht reden würde, dann wäre sein Plan gescheitert. Die Augen des Mannes zuckten wild umher. Er schien wie wild nachzudenken. „Wahrscheinlich lässt sein Puls gerade fast die Adern fast platzen“: vermutete er und schnippte mit den Fingern zwei Arbeiter herbei. „Haltet ihm den Mund auf“: befahl er und die Beiden taten wie einen geheißen ward. Sie wussten zwar nicht, was Tarrior damit bezwecken wollte, aber seine Anweisung stellten sie glücklicherweise nicht in Frage. Er kam mit der Flasche näher und war bereits dabei, sie dem Söldner an die Lippen zu setzen, der sich aber stark gegen den Zwang wehrte. „Nein. Nein!: brüllte er. „Wir sind nur einfache Handlanger. Die wahre Schuldige ist Fürst Hlaalu Raylan Rethan. Er hat uns den Überfall befohlen. Er wollte, dass die Mine die Stadt nicht mehr beliefern kann. Daraufhin sollte der Rat den bisherigen Minenverwalter absetzen und ihm die Mine übertragen. Er hätte dann die Versorgung der Stadt zu einem Teil in seiner Hand, seinen Besitz gemehrt und hätte die Eier bei der derzeitigen Versorgungslage zu Wucherpreisen verkaufen können“: gestand er und erzählte alles, in Erwartung hintergangen worden zu sein und den Verräter nicht noch selbst bestrafen zu können. In diesem Moment war Tarrior außerordentlich zufrieden mit sich. „Habt ihr das alle gehört?“: fragte er laut in die Runde und die Arbeiter nickten heftig und waren scheinbar entsetzt. Vermutlich konnten sie nicht fassen, dass jemand wie Fürst Rethan dafür verantwortlich sein konnte.

    Er selbst hatte diesem Mistkerl schon immer alles zugetraut. Seit dieser sich damals von Tarrior das Odai-Plateau unter den Nagel gerissen hatte, konnte er ihn schon nicht leiden. „Moment. Das ist ja wunderbar. Nicht nur das jetzt feststeht, wer für diesen Überfall verantwortlich ist. Im besten Fall verliert er zur Strafe alles, was er besitzt“: überlegte er freudig. Das wäre die perfekte Gelegenheit sich seinen alten Besitz zurückzuholen. „Euer Plan ist gescheitert, Dunkelelfenhund! Niemand hintergeht mich. Ich ahnte schon die ganze Zeit diese Verschwörung. Ihr konntet mich nicht überraschen“: fühlte sich der Söldner siegesgewiss. Diesen Moment wollte er noch voll auskosten. Er schürzte die Lippen. „Dann hat es wohl keinen Sinn mehr, euch dies hier zu geben“: sagte er, zeigte auf die Flasche und trank sie selbst in einem Zug aus. Die Augen seines Gegenübers weiteten sich. „Wirklich hervorragend dieser Heiltrank. Ich fühle mich wie neugeboren“: sagte er und setze ein wirklich unverschämt schadenfreudiges Grinsen auf. „Ihr habt mich reingelegt!“: stellte der Söldnerhauptmann entsetzt fest. „Ihr seid ja ein richtiger Schnellmerker“: sagte er zynisch, lachte erneut und wandte sich ab, als der Gefangene einen erneuten Tobsuchtsanfall erlitt. „Und da ich natürlich euer Bild von uns unehrenhaften Dunmern nicht zerstören will, werde ich dafür sorgen das ihr aufgeknüpft werdet“: rief er noch über seine Schulter. In diesem Moment kam Zorum auf ihn zu.

    „Wie habt ihr diesen Barbaren bloß dazu gebracht freiwillig zu gestehen?“: fragte der Vorarbeiter ihn. Seine Stimme verriet eine gewisse Bewunderung. „Folter hätte keinen Sinn gehabt. So wie ich ihn einschätze, hätte er ihr widerstanden oder wäre daran gestorben. Glücklicherweise hat meine Manipulation Erfolg gehabt und wir wissen jetzt, wer dahinter steckt“: erklärte er kurz seine Beweggründe. „Ja ich kann es immer noch nicht fassen, dass Fürst Rethan dafür verantwortlich sein soll. Was habt ihr jetzt vor?“: fragte Zorum. „Ich werde selbst zum Odai-Plateau gehen. Wenn die Wachen eintreffen, dann schickt sie dorthin. Wenn ich eines über Haus Hlaalu weiß, dann das Intriganten wie er über all ihre Informanten haben. Wenn wir noch länger warten, dann wird er sich womöglich absetzen“: offenbarte Tarrior dem Vorarbeiter. Noch bevor dieser etwas sagen konnte, war der Dunmer bereits auf dem Weg nach draußen.

  5. #5

    Colovianisches Hochland--->Wolfsheim

    Am späten Abend war Jeren in Wolfsheim angekommen. Er war ziemlich erschöpft und steuerte deshalb auch gleich die nächste Taverne an. Ohne ein Wort zu sagen warf er dem Wirt eine Geldsumme entgegen, die für einen 1 wöchigen Aufenthalt gereicht hätte, und streckte ihm die Hand entgegen, um den Schlüssel für das Zimmer entgegen zu nehmen. Der Wirt beäugte Jeren ein paar Sekunden misstrauisch, schaute leicht verduzt in den Geldbeutel und gab ihm etwas irritiert und ebenso wortlos einen Schlüssel. Kaum den Schlüssel in der Hand, verschwand Jeren in sein Zimmer.
    Am nächsten Morgen stand Jeren früh auf, da er nicht lange verweilen wollte. Er legte dem Wirt noch ein paar Münzen auf den Tresen, schnappte sich ein Stück Brot und einen Apfel und verließ die Taverne. Die Sonne schien schwach hinter den Hügeln und Bäumen des Colovianischen Hochlands hervor. Jeren suchte den Dorfladen und machte sich daran seine Ware loszuwerden."So ein Idiot", dachte er noch beim Verlassen des Ladens, dann machte er sich auch schon auf den Weg.
    Plötzlich bemerkte er pechschwarzen Rauch über den Bäumen aufsteigen. Er vermutete Räuberbanden, deren Bekanntschaft er vorallem in Hammerfell oft machen durfte. Vielleicht war es auch ein brenendes Dorf, auf jeden Fall war seine Neugier geweckt und er machte sich auf den Weg Richtung Rauch. Doch als er dort ankam, erwartete ihn weder das eine, noch das andere. Was er dort sah war....unbeschreiblich. Es sah aus wie riesiges Tor, doch aus einem Material und einem Baustil den Jeren nie zuvor gesehen hatte. Es wirkte recht obskur und primitiv. Doch das wahrhaftig ungewöhnliche war, dass aus dem gesamten Tor Flammen schlugen. Gefesselt starrte er es an. Jeren konnte sich kaum von dem Anblick lösen. "Ist das das Tor zur Hölle?", fragte er sich. Dann bemerkte er zwei seltsame Wesen aus der Ferne. Das eine hatte den Oberkörper einer Frau, doch....es hatte anstelle eines weiblichen Unterleibs einen Spinnenkörper. Das andere sah aus wie 2-3 Meter großes Krokodil, das aufrecht auf zwei Beinen stand, mit großen Klauen und einem noch größerem Maul. Jeren legte einen Pfeil an seinen Bogen und versuchte sich schleichend zu nähern, um die seltsamen Wesen genauer zu betrachten. Sein Versuch wurde jedoch von einem Zweig vereitelt, der mit einem lauten Knacken und seinen Füßen zusammenbrach. Sofort bemerkten die mysteriösen Gestalten ihn. Das Krokodil schüttelte sich und Jeren konnte beobachten wie sich ein magischer Schild um das Krokodil aufbaute. Zwar kannte Jeren nicht die Traditionen der Wesen, doch war er sich sicher, dass Schildzauber nicht verwendet wurden, um freundlich "Hallo" zu sagen. Und so suchte er sich die Spinenfrau als erstes Ziel aus, da sie keinen Schildzauber um sich hatte. Bevor Jeren den Pfeil abschoß, bemerkte er wie etwas kleines durch die Büsche von der Spinnenfrau aus auf ihn zukam. Ohne weiter darüber nachzudenken schoß er. Zu seinem Erstaunen wich die Frau dem Pfeil sehr geschickt aus. Dann konnte er sich auf einmal nicht mehr bewegen. Er bemerkte nur das kleine Ding um seine Füße, das von der Spinnenfrau aus auf ihn zugekrabbelt war. Es war eine exakte Miniaturausgabe von ihr. "Ein lähmendes Gift!", dachte Jeren noch da konnte er sich schon wieder bewegen. Wütend hollte er aus und trat die Miniaturspinnefrau eine beachtliche Entfernung weit weg von ihm. Währendessen war das Krokodil unerwartet nah an ihn herangekommen. Jeren konnte sich nur ganz knapp unter seinem Schlag hinwegducken. Dann zog er sein Kurzschwert und stach auf das Krokodil ein. Die einzige Wirkung war, dass das Schwert abprallte und die Wucht des Aufpralls ihm das Schwert aus der Hand riss."Oh Nein", dachte Jeren, dann machte er sich daran einer ganzen Serie von Schlägen auszuweichen. Als ein Schlag des Krokodils einen ein Meter dicken Baum zerfetzte und ihn zum Fallen brachte, sah Jeren ein, dass er so langsam an Distanz gewinnen sollte. Er bemerkte die Miniaturspinne wieder auf ihn zukrabbeln, deshalb wich er ein paar Schritte zurück und spannte, auf die Gefahr hin vom Krokodil getroffen zu werden, den Bogen. "Wenn mich dieses Mistviech nochmal lähmt, wars das." Er hatte noch genug Zeit die kleine Spinne zu töten, da durfte er auch schon wieder den Schlägen des Krokodils ausweichen. In einem günstigem Moment rannte er los und spannte während dessen den Bogen. Als er sich umdrehte um seinen physisch deutlich überlegendem Wiedersacher seine letzte Ruhe zu bringen, beobachtete er wie sich im geöffnetem Maul des Krokodils ein Feuerball bildete."Verdammt". Er ließ den Pfeil los und spang auf den Boden. Gerade noch rechtzeitig denn die Spinnenfrau verfügte wohl auch über zerstörerische Fähigkeiten und schleuderte einen Blitz. Der Feuerball des Krokodils und der Blitz der Spinnenfrau traffen da, wo Jeren gerade noch stand aufeinander und erzeugte eine ohrenbetäubende Explosion. Jeren nutzte die Gelegenheit und versteckte sich hinter einem nahegelegendem Baum. Während sich seine Wiedersacher noch verwirrt nach ihm umsahen, nutzte Jeren den Überaschungseffekt und traf die Spinnefrau am Unterleib. Nachdem sie zusammenbrach, setzte er noch einen Schuß nach und tötete sie entgültig. Da spürte er einen enormen Druck, der ihn 2 Meter vorwärts zu Boden riss: Das Krokodil hatte den Baum hinter dem sich Jeren versteckte mit einem Feuerball zerfetzt. Schmerzerfüllt versuchte Jeren sich aufzurichten, da traff ein weiterer Feuerball einen Baum vor ihm und schleuderte ihn Richtung Krokodil.
    Geändert von Dark Brother 94 (10.01.2010 um 20:57 Uhr)

  6. #6

    Morrowind, Vvardenfell-Distrikt, Westspalte/ Odai-Plateau

    Im ersten Moment vermochte Tarrior die Dunkelheit der Mine nicht von der Dunkelheit draußen zu unterscheiden. Erst die funkelnden Sterne, die er nach und nach am Himmel wahr nahm, verrieten ihm, dass er die finsteren Kavernen hinter sich gelassen hatte. Im nächsten Moment nahm er mit einem kurzen Atemzug den ersten Stoß frischer Luft seit Stunden auf. Diese kleine Menge tat ihm unglaublich gut. Daraufhin begann er tief ein- und auszuatmen um noch mehr von der kühlen Nachtluft inhalieren zu können. Nach dieser ganzen Zeit in der stickigen Atmosphäre unter der Erde, schmeckte sie wie der erste Tag. Tarrior nahm sich eine halbe Ewigkeit, wie es ihm selbst erschien, um dieses wunderbare Gefühl auszukosten. Das letzte Mal als er ein so schönes Gefühl hatte, da hatte er einen Skooma-Rausch. „Selbst die einfachsten Dinge können einen regelrecht berauschen, wenn man ersteinmal feststellt, wie sehr man sie doch gebraucht und dann schmerzlich vermisst hat“: dachte er, doch er zwang sich im Anschluss selbst zu Ordnung. Es gab noch viel zu tun in dieser Nacht. Es war wichtig, dass er sich wieder darauf konzentrierte. Jeden Moment konnte es womöglich schon zu spät sein. Die zwei Arbeiter, die er losgeschickt hatte, mussten Balmora längst erreicht und Meldung gemacht haben. Und dann konnte es natürlich nicht mehr lange gedauert haben, bis jemand davon erfahren hatte, zu dem Fürst Rethan Kontakte pflegte. Informationen und Kontakte waren für die Hlaalu, neben Reichtum und Besitz, die Basis ihrer Macht.

    Gewiss war bereits jemand unterwegs um Rethan darüber zu informieren, dass man ihn durchschaut hatte und festnehmen würde. Eine Flucht wäre dann bloß die logische Folge und dann wäre alles zu spät. Bei der Krise in der Morrowind steckte, würde niemand einen flüchtigen Adligen, wegen dieser relativ belanglosen Sache, verfolgen. Es war ein Krieg gegen die Daedra zu gewinnen, im Vergleich dazu war dieses Minen-Massaker eher ein Kavalliersdelikt. Doch Tarrior wollte und konnte diesen Dreckskerl nicht entkommen lassen. Nicht weil er Angst um seine Belohnung hatte, die würde er nämlich schon für die Befreiung der Mine erhalten. Auch irgendwelche moralischen Bedenken trieben ihn nicht, denn die waren für ihn schon immer von geringerem Belang. Nein er hatte andere, persönlichere Gründe. Er hatte mit der Familie Rethan noch eine Rechnung offen. Damals hatten sie Tarrior vom Rat für tot erklären lassen und hatten günstig sein Anwesen auf dem Odai-Plateau kaufen können. Von dem Erlös hatte er natürlich nichts gesehen. Bloß eine schäbige Abfindung hatte er im Nachhinein erhalten, die ausgereicht hatte um das Stück Land zu kaufen, das er jetzt besaß und den Grundstein für die Plantage zu legen. Den Rest hatte er mit einem satten Teil seines ersparten Vermögens bezahlen müssen. Und wäre es nach den Rethans gegangen, hätte er nicht einmal mehr das gehabt. Sie hatten die Vorschriften des Schatzhauses umgehen wollen um Tarriors Besitz ins allgemeine Vermögen des Hauses zu überführen und sich, damals waren Fürst und Fürstin Rethan noch in leitenden Ratspositionen, einen Großteil daran dann für eigene Projekte zu sichern. Glücklicherweise war der Verwalter des Schatzhauses ein alter Mann, der Wert auf Prinzipien und Traditionen legte, was in Haus Hlaalu eher eine Minderheitseinstellung war, und sich gegen die Enteignung sperrte. „Die Rethans hätten mich ansonsten ruiniert“: dachte Tarrior wütend, als er sich an die damaligen Ereignisse erinnerte. Jetzt konnte er es dieser verfluchten Familie zurückzahlen und womöglich bekam er dann auch eine Chance das Plateau zurückzubekommen. Zumindest wenn die Daedra Morrowind bis dahin nicht in Brand gesteckt hatten, hieß das.

    Er schüttelte den Kopf. Diese Gedanken hatten ihn noch mehr Zeit gekostet. Er nahm auch einen tiefen Zug der frischen Luft und machte sich dann auf den Weg. Er lenkte seine Schritte nach rechts in Richtung Süden. In dieser Richtung würde er den Verantwortlichen für den Minenüberfall und seine alte Heimstatt finden. Es dauerte nicht besonders lange, da konnte er schon spüren, wie das Gelände erst sanft und dann immer steiler werdend anstieg. Bis sich der Fluss, der sich vor kurzem noch uferhoch links neben ihm befunden hatte, plötzlich durch eine Steilwand getrennt unter ihm seinen Weg suchte. Auch der Weg war etwas schmaler geworden, die kleinen Berge rückten von rechts schon etwas näher. Er beachtete die Veränderung des Geländes aber kaum. Seine Aufmerksamkeit lenkte die Flora auf sich. Verschiedenste farbenfrohe Gewächse wie Goldkanet oder die noch prachtvolleren Steinblumen mit ihren schweren herunterhängenen Blüten, versüßten ihm den Weg. Selbst bei Nacht waren die kräftigen Farben noch im spärlichen Licht zu erkennen. Irgendwie wirkten sie in der Dunkelheit seltsam strahlend. Wieder einmal wurde ihm klar, wie weit weg der Kampf gegen die Daedra hier eigentlich schien. Sie konzentrierten sich auf das Zentrum der Insel. Außerhalb gab es nur hin und wieder diese verfluchten Tore, aber dort strömten keine Massen an Dämonen, sondern nur vereinzelten Clanbanne oder Skampe und dergleichen heraus. Er mochte sich garnicht vorstellen, was passieren würde, wenn die Redoraner bei Mar Gaan besiegt würden und die daedrische Armee dann ungehindert in die dichtbesiedelten Küstenstreifen einfallen konnte. Ihm schauderte es, wenn er an die riesigen Rauchsäulen zurückdachte, die er gesehen hatte. Er verdrängte die aufkommenden düsteren Gedanken. In der Dunkelheit schob sich etwas in sein Sichtfeld. Er hatte die Hängebrücke über den Fluss erreicht. Auf der anderen Seite war das verbrannte Land der Foyada Mamaca mit einigen Höhlen und Minen. In einer hatte das Sechste Haus damals eine Basis unterhalten. Bevor er für seine vollständige Ausbildung zum Roten Berg gegangen war, hatte er dort zum Schluss fast täglich die Kultisten besucht und sich mit dem Leben und den Lehren vertraut gemacht, bevor er schlussendlich eingetreten war.

    Die Basis und der dortige Erleuchtete waren Opfer des Nerevarine geworden. Als er von dem Vorfall erfahren hatte, hatte er geschworen den „Auserwählten“ eigenhändig zu töten, ihm das Herz herauszureißen und es Fürst Dagoth als Geschenk darzubieten, aber dazu kam es dann leider nie. Inzwischen hatte er sich von diesem Schwur auch frei gemacht. Was nützte er jetzt schon noch? Das Sechste Haus gab es nicht mehr. Außer ihm und ein paar Hand voll anderer überlebender Anhänger, Mitläufer und Kultisten war auch nichts mehr übrig. Alles was er selbst nicht in Sicherheit hatte bringen und dann zusammen mit seiner Vergangenheit in einer Höhle verstecken können, war dem Tempel in die Hände gefallen und der hatte sofort alles vernichten lassen. Und das was er gerettet hatte, war jetzt Behram Meradanz in die Hände gefallen und diente dem Telvanni als Mittel zu Tarriors Erpressung. Zwar hatte der Hexer fast alles in Caldera hinterlegen lassen, wenn denn das der Wahrheit entsprach, aber Tarrior hatte sich noch garnicht überlegt, wo er es denn nun lassen sollte. Doch auch solche Gedanken verschob er auf später. Inzwischen waren die Außenmauern des Anwesens in Sicht gekommen und sein Herz begann, in freudiger Erwartung der Möglichkeit zur endlich möglichen Rache, schneller zu schlagen. Langsam und bedacht begann er den Aufstieg, auf dem plötzlich nochmals steiler werdenden Weg. Das Plateau trug seinen Namen nicht umsonst. Es war eine Hochebene, die sich in das südliche Ende der Hügelkette, die die Westspalte von der Bitterküste trennte, schmiegte und lag oben über dem Odai. Von dem Turm des Anwesens hatte man einen wunderbaren Blick über die weite Landschaft und auch freie Sicht auf den großen Fluss, der sich wie ein blaues Band vom Norden her bis hinein ins Meer schob. Tarrior hatte oft und gerne auf dem Dach des Wachturms gestanden und einfach in die Ferne geblickt. Zu der Zeit damals gab es neben den kleinen Problemen des Alltags keine besonders großen Sorgen. Irgendwie schien alles schief gelaufen zu sein, seitdem er sich Haus Dagoth angeschlossen hatte. Plötzlich schoss ihm der Gedanke durch den Kopf, dass er lieber in Cyrodiil hätte bleiben sollen. Er schüttelte den Kopf. So durfte er nicht denken. Er war Dunmer, liebte seine Heimat über alles und die anderen Provinzen konnten ihm gestohlen bleiben.

    Langsam näherte er sich dem Torbogen. Im Licht zweier Feuerkörbe, die den Zugang zum Anwesen flankierten, erkannte er die gelangweilten Gesichter zweier Menschen. Der eine schien ein Kaiserlicher zu sein. Den anderen identifizierte er an der hohen Statur und dem feingeschnittenen Gesicht als Bretonen. Dieser schien besonders viel Elfenblut abbekommen zu haben, denn die Ohren schienen, neben den anderen typisch altmerischen Merkmalen, auch wesentlich länger und spitzer zu sein. Scheinbar hatten sie nicht damit gerechnet, dass jemals jemand das Anwesen aufsuchen würde. Der Großteil ihres Rüstzeugs – Handschuhe, Beinschienen, Schulterplatten, Helme und sogar die Waffen – lag auf einem Haufen neben dem linken Feuerkorb. Als sie den Fremden bemerkten, kam chaotische Geschäftigkeit in die Beiden. Mit fast schon lächerlichen Versuchen wollten sie ihre Waffen, die unter den Rüstungsteilen regelrecht begraben waren, aus dem Haufen ziehen. Tarrior hatte den Torbogen längst erreicht und hätte ebenso schon zehnmal eintreten können, da hatten die beiden Menschen ihre Mordwerkzeuge zur Hand. Doch wie er schnell feststellen musste, hatte wohl jeder die Waffe des Anderen geschnappt. Der Bretone hielt die einhändige Streitaxt wie ein Schwert, was Tarrior ein leichtes Schmunzelen entlockte und der Kaiserliche hielt das Kurzschwert entsprechend wie eine Axt, obwohl die Beschaffenheit es als eine Stichwaffe auswies. Die beiden schauten sich verdutzt an und tauschten blitzschnell ihre Klingen. „Waaass wollt ih-ih-ihr hier?“: stotterte der Bretone. „Besser ist wer seid ihr“: fiel ihm der Kaiserliche ins Wort. „Rethan scheint an seinen Wachen gespart zu haben“: dachte Tarrior und verdrehte die Augen, was die beiden scheinbar nicht zur Kenntnis nahmen. „Ich bin Ratsheer Hlaalu Tarrior Gildres“: stellte er sich vor. „Ich möchte zu Fürst oder Fürstin Hlaalu Rethan. Es geht um wichtige Angelegenheiten des Rates“: beantwortete er auch noch die andere Frage. „Da-da-das gee-htt a-a-aber nicht. De-de-der Fürst schlä-schlä-schläft bereits“: sagte der Bretone. Tarrior warf einen prüfenden Blick durch den Torbogen. Die Nebengebäude waren tatsächlich dunkel. Die Außenfackeln warfen flackerndes Licht und tanzende Schatten auf den Hof. Jedoch war das Haupthaus hell erleuchtet. Die Fenster aus Vulkanglas ließen das erkennen. Er wandte sich wieder den Beiden zu und zog eine Augenbraue hoch. Auch sie mussten begreifen, dass er ihnen nicht glaubte.

    „Tut uns Leid. Aber der Meister wollte nicht gestört werden“: sagte der Kaiserliche nun. „Genug von diesem Unsinn. Ihr scheint nicht zu wissen, wen ihr vor euch habt. Wenn ich sage, dass ich wichtige Ratsangelegenheiten mit eurem Herrn zu besprechen habe, dann ist es eure Aufgabe mich zu ihm zu bringen und mir am besten noch die Tür aufzuhalten. Und jetzt geht mir aus dem Weg bevor ich ungemütlich werde“: sagte er betont, abfällig und wichtig klingend. Er war zwar nur einfaches Ratsmitglied, aber wenn das jemand wusste, dann bestimmt nicht diese beiden Hinterwäldler hier vor ihm. Der Bretone trat einen Schritt zur Seite und wollte schon Anstalten machen den Weg ganz zu räumen, aber der Kaiserliche packte ihn am Arm. Der Mann schüttelte den Kopf. „Woher sollen wir wissen, dass ihr wirklich ein Ratsherr seid und nicht ein gedungener Mörder“: wollte der Wächter wissen. „Hmm zumindest der eine ist nicht so dumm, wie sie beide aussehen“: dachte er zähneknirschend. „Weil der Kaiser und seine neunundneunzig Brüder das sagen“: antworte er, zog einen kleinen Lederbeutel von seinem Gürtel und steckte ihn dem Mann zu. Dieser fühlte das Gewicht und ließ die Münzen klimpern, dann nickte er. „Wenn der Kaiser für euch bürgt, dann kann ich euch den Zutritt natürlich nicht verwehren“: stimmte er Tarrior zu und trat aus dem Weg. Den verdutzten Bretonen zog er hinter sich her. „Er scheint eine Menge von den Altmern zu haben. Der Verstand gehört aber scheinbar nicht dazu“: überlegte der Dunmer abwertend und trat durch den Torbogen auf den Innenhof des Anwesens hinaus. Hinter dem Herrenhaus gab es einen weiteren Torbogen. Dort begann der Weg nach Hla Oad. In diesem Moment ohrfeigte er sich gedanklich selbst dafür, dass ihm nicht schon vorher klar geworden war, wer hinter den Söldnern gestanden hatte. Eigentlich hätte es ihm bei dem Tagebucheintrag schon klar sein müssen. Eigentlich hätte er wirklich drauf kommen können, dass die Wegbeschreibung zum Odai-Plateau führte. Er schüttelte den Kopf. Er hatte ja auch so die Informationen bekommen, die er gebraucht hatte, wenn auch nicht ganz so einfach.

    Er schaute sich um. Tatsächlich schienen die anderen Bediensteten und die Leibwächter bereits zu schlafen. Zumindest brannte in den Nebengebäuden nicht ein Licht. Das würde ihm die Sache erheblich erleichtern, wenn sich das Fürstenpaar nicht so einfach würde festnehmen lassen. Er hatte keine Lust sich einer Übermacht von muskelbepackten Wächtern in dicken Rüstungen zu stellen, währenddessen sich die eigentlich Schuldigen aus dem Staub machten. So konnte er aber die Aristokraten festsetzen, abwarten bis die Stadtwächter aus Balmora eintreffen würden, zusehen wie sie dann abgeführt werden und das alles, während die Dienerschaft selig nebenan schläft. Rechtlich gesehen hatte er nämlich keine Befugnis den Fürst zu verhaften, so gesehen wäre es eher eine Geiselnahme. Er konnte aber nicht riskieren, dass sich diese Verbrecher absetzten. Er roch den würzigen Duft der Korkwurzelpflanzen, die um den großen Baum herum wuchsen, als er daran vorbeiging. Hier auf dem Odai-Plateau wuchsen diese Pflanzen gut. Die Gewächse gab es schon, bevor er das Anwesen hatte bauen lassen. Er hatte sich zudem persönlich darum gekümmert. Aber jetzt schien man sie wild wuchern zu lassen. Wenn sich das Anwesen erstmal wieder in seinem Besitz befand, würde hier wieder ein anderer Wind wehen. So viel sei mal sicher. Er schenkte dem Nachthimmel noch einen letzten Blick, dann klopfte er an die Tür des Herrenhauses. Zu seiner Überraschung öffnete jedoch nicht Fürst Rethan oder seine Frau, sondern der Diener, den er schon damals bei den Söldnern in der Höhle gesehen hatte. Sie guckten sich erstaunt, verblüfft und total überrascht an. „Wer ist da? Ich wollte doch nicht gestört werden!“: brüllte im Hintergrund fürst Raylan Rethan. „Sie wünschen?“: fragte der Diener höflich. „Ich bin Tarrior Gildres. Ich möchte etwas mit Fürst Rethan bereden“: teilte er sein Anliegen mit. „Was ist denn bitte schön so wichtig, dass es zu dieser Zeit einer Klärung bedarf?“: wollte sein Gegenüber wissen und zog fragend eine Augenbraue hoch. „Eigentlich ist es nichts Wichtiges. Ich wollte dem Fürst nur mitteilen, dass seine Söldner außer Dienst gestellt worden sind und ich jetzt die Regie in Shulk übernommen habe“: offenbarrte er sich frei heraus. Mit einem breiter werdenen Lächeln sah er zu, wie die Gesichtszüge des Bediensteten entgleisten. Doch bevor dieser noch eine Warnung rufen oder die Tür zumachen konnte, rammte Tarrior ihm bereits seine Faust ohne Vorwarnung ins Gesicht. Japsend stürzte der Mann nicht hinten um, fiel in einen Schrank und ließ damit mehrere Stücke aus Keramik zu Bruch gehen. Er betrat derweil das Herrenhaus und schloss die Tür. Dem Diener lief das Blut von den Lippen und aus der Nase und eine üble Kopfwunde hatte er sich beim Sturz zugezogen. „Perfekt der ist vorerst hinüber“: dachte er erfreut, als er sich vergewissert hatte, ob der Dunmer wirklich bewusstlos war. „Was war das für ein Lärm? Was ist da unten los?“: tönte es von oben. Tarrior setzte ein vorfreudiges Grinsen auf und schlich langsam die Treppe hinauf. „Jetzt kommt die Abrechnung Rethan“: ging es ihm dabei durch den Kopf.

  7. #7
    Der Hauptmann ritt wieder an die rechte Flanke und rief den Sergeanten Befehle zu: „Doppelreihen! Kampfmagier vor die schweren Legionäre! Leichte Legionäre Schilder hoch! Söldner hinter die Bogenschützen!“ Sie begannen sich zu formieren. Jetzt wo es ernst wurde, schien die Angst verflogen. Jahrelanges Drillen zeigte seine Wirkung. Alexian stand in der zweiten Reihe der gewöhnlichen Legionäre. Er konnte Ardor nicht sehen, doch er wusste, dass er weiter Rechts in der ersten Reihe stand. Alle zogen ihre Waffen und es herrschte Schweigen. Jeder wollte die Daedra anstürmen hören.

    Nach einiger Zeit kamen sie: Die ersten Skampe. Die Dremora marschierten hinter ihnen. Sie schienen keine richtige Formation zu haben, trotzdem flösste der große Auflauf aus dunklen Rüstungen und Tiermenschen Furcht ein. Sie blieben in einiger Entfernung stehen und fingen in schaurigen und blutrünstigen Geräuschen zu Brüllen an. Alexian konnte sie durch die Kampfmagier und Legionäre vor ihm nicht vollständig sehen, aber er erschauderte vor der Anzahl. Der Hauptmann rief einige Befehle und die Bogenschützen weiter hinter ihm fingen an, die Bögen zu spannen.

    Die erste Pfeilsalve schien nichts anzurichten: Die Prozession aus Daedra bewegte sich weiter auf sie zu. Dann blieb sie plötzlich wieder stehen. Die Skampe trennten sich von der Menge und strömten nach vorne. Für Alexian war das ein Rätsel. „Wieso überrollen sie uns nicht einfach?“ Die Skampe formten eine Reihe, die fast genauso lang war wie die der leichten Legionäre. „Was haben sie vor?“ Plötzlich schossen die Skampe wie auf ein geheimes Zeichen hin alle gleichzeitig Feuerbälle ab. Einige Schilder fingen an zu brennen und die leichten Legionäre antworteten mit einer Salve aus Wurflanzen. Die Skampe schossen weiter und auf beiden Seiten gab es Verluste. Nach der dritten Lanzensalve gaben die Skampe nach und flohen wieder in die Menge, doch die meisten der leichten Legionäre hatten keine Schilder mehr und hatten damit ihren größten Vorteil verloren. Ohne Schutz standen sie an der Spitze.

    Wie man es erwahrten konnte stürmten die Daedra auf die Legionäre los, jedoch schien der Hauptmann keineswegs überrascht. „Er hat es erwahrtet!“ Neben Alexian stand ein Rotwardone. Er schien nicht überrascht. „Arme Schweine! Sie sind so gut wie Tot! Er benutzt sie, um diese verfluchten Bestien müde zu machen!“ Der Hauptmann gab den Kampfmagiern den Befehl zu feuern. Nach kurzer Sprachlosigkeit feuerten sie Kugeln aus verschiedenen Elementen ab. Die leichten Legionäre wurden jetzt von zwei Seiten beschossen und eingeengt. Als der Großteil gefallen war, rief der Hauptmann die Kampfmagier zurück. „Jetzt sind wir an der Reihe!“ Alexian machte sich bereit. Gleich würde er gegen den mächtigsten Feind kämpfen, den er je gesehen hat.

    Die erste Reihe aus Legionären wich zurück, als die Daedra mit voller Stärke auf sie eindrang. Der Legionär vor Alexian war sofort tot und nun musste er gegen einen Dremora mit einem klumpigen, einschneidigen Schwert kämpfen. Der Dremora machte einen Hieb gegen Alexians Kopf, der jedoch leicht zu parieren war. Dann kam er schnell von der Seite. Alexian hob sein Schild um den Hieb abzuwehren. Die Klinge drang durch den Schild und nur die Unterseite blieb zurück. Jedoch blieb das Schwert des Dremora kurz hängen und gab ihm damit eine Blöße. Schnell stach Alexian in den Oberkörper seines Gegners und lies ihn sterbend zu Boden gleiten. Diesmal hatte er Glück gehabt.

    Ihm blieb keine Zeit diesen kleinen Sieg auszukosten, als sich der nächste Dremora auf ihn stürzte. Er traf ihn an der linken Schulter und Alexian verkrampfte kurz. Der Dremora führte einen weiteren Hieb gegen Alexians linke Schulter. Er parierte schnell, führte eine Finte gegen das rechte Bein seines Gegners und einen Hieb gegen die Schulter. Seine Klinge glitt an der Rüstung ab und der Dremora griff ihn mit einem erneuten Hieb gegen seinen Kopf an. Alexian schaffte es noch zu parieren und seinen Gegner mit dem Rest seines Schildes fort zudrücken. Der Dremora wich zurück, nur um noch mehr Schwung zu holen. Knapp wich Alexian nach Links aus und versetzte dem Dremora einen Hieb gegen den Hals. Er hatte einen Zweiten der gefürchteten Dremora getötet, doch etwas stimmte nicht. Sie kämpften nicht sonderlich gut und hatten keine guten Waffen und Alexian wurde bewusst, dass dies nur die Spitze des rot-schwarzen Eisbergs war.

  8. #8

    Oblivion Tor--> irgenwo im Colovianischen Hochland

    Jeren rang verzweifelt nach Luft. Er war hart auf dem Oberkörper gelandet und hatte Schwierigkeiten überhaupt hochzukommen. Er spürte seine Erschöpfung und dass seine Kräfte langsam zur Neige gingen. Und doch sah er, dass sich vor ihm aus der Öffnung einer braun-grünlichen Silhouette eine rot und orange glühende Kugel bildete."Der ist ja unglaublich! Ich hab noch keinen Magier gesehen, der soviel Magica hatte!" Und schon machte er sich mit großen Mühen und Schmerzen daran sich hochzurappeln und hinter den nächsten Baum zu verschwinden, obwohl er wusste, dass es sinnlos war, sicher hinter einem so geringem Wiederstand zu verschanzen. Trotzdem war es ein beruhingendes Gefühl etwas zwischen sich und dem Krokodil zu haben. Da hörte er den Feuerball auch schon auf den Baum zu fliegen und hechtete zum Nächsten. Wo er grad noch stand war jetzt nichts mehr, der Feuerball hatte die Stelle hinter der er sich versteckt hatte einfach zerfetzt, was den Baum zum Fallen brachte. Und zwar fiel er direkt auf das Krokodil, was es aber nicht sonderlich störte, denn kurz vor Aufprall zerfetzte er den Stamm über sich mit seiner Kralle. Langsam packten Jeren, ob er überhaupt noch eine Chance hatte, doch er versuchte sich zu beruhigen und seine Gedanken zu fokussieren."Ein Plan, ich brauche einen Plan, verdammt! Alles hat eine Schwachstelle. Das Miestvieh gibt mir nur keine Zeit seine zu finden! Also, es hat ungeheure Kraft, kann mit seinen Krallen alles zerfetzen, hat einen undurchdringlichen Schuppenpanzer und schleudert Feuerbälle ohne Ende.", dachte er noch, da hörte er die nächste Feuerkugel. Doch konnte er nicht schnell genug reagieren und kam nicht weit genug von seinem Versteck weg. Der Baum wurde zerfetzt, die Wucht riss ihn von den Beinen und schleuderte ihn gegen den nächsten Baum. Benommen lehnte er sich an ihn. Er schaute Richtung Krokodil und sah, wie es den nächsten Feuerball bildete. Da fiel ihm etwas auf. "Scheint als hätte es doch eine Schwachstelle". Jeren spannte seinen Bogen, visierte kurz und schoss. Auch das Krokodil feuerte seine Kugel ab. Jeren's pfeil war schneller, flog durch den Feuerball hindurch, direkt in das Maul des Echsenwesens hinein, durchbohrte das Fleisch und Hirn des Krokodils und trat am Hinterkopf wieder aus.
    Doch Jeren traff es nicht besser. Er hatte weder Kraft noch Zeit um dem Feuerball auszuweichen, dennoch versuchte er es. Er wurde trotzdem an seinem Bogenarm getroffen. Jeren schrie voller Schmerz auf. Zwar wurde er nicht getötet, doch er hatte ungeheure Schmerzen. Er wagte kaum auf seinen Arm zu schauen und presste nur die Lippen zusammen. Als er doch hinsah musste er fast brechen. Da wo der Feuerball getroffen hatte, war das Fleisch komplett weggefetzt worden, er konnte sogar seinen Knochen sehen. Seine Schmerzen wurden noch schlimmer und ihm wurde langsam Schwarz vor Augen. Doch er wusste, dass er jetzt durchhalten musste, denn wenn er es nicht tat, würde er verbluten. Er versuchte sich noch einmal zu konzentrieren, um einen Wiederherstellungszauber zu wirken, ein letzten Aufbäumen, doch er schaffte es nicht. Er war am Ende. Er wirkte noch den stärksten Wiederherstellungszauebr den er konnte, doch das war letztendlich nicht viel. Dann kramte er aus seinem Rucksack noch Kräuter und Pflanzen hervor, die er für alle Fälle bei sich hatte. Er presste ein paar auf die Wunde und musste wieder schreien. Dann holte er noch einen Verband hervor und umwickelte seine Wunde mit den Kräutern. Schließlich wurde er doch noch bewusstlos.
    Er wachte nach kurzer Zeit wieder auf. Es dämmerte bereits, doch das Tor erleuchtete die Lichtung als wäre es Tag. Die Schmerzen waren nicht weniger geworden, doch Jeren war froh, dass er überhaupt noch lebte. Mühsam und schmerzerfüllt richtete er sich auf und schaute noch einmal auf das Tor. Es war so riesig und respekteinflössend. Gebannt starrte er es an. Er konnte seinen Blick einfach nicht lösen. Langsam und wie hypnotisiert ging er darauf zu. Kurz davor blieb er stehen. Dann atmete er tief ein, schloss die Augen und machte einen Schritt nach vorne.
    Als Jeren das Portal passiert, kribbelte seine Haut. Eine Hitzewelle schlug ihm entgegen. Er atmete noch einmal durch und öffnete die Augen. Sein Atem stockte. Er blickte in die pure Zerstörung. Er sah überall nur Gestein und Lava. Es waren kaum Pflanzen zu sehen, und wenn doch, dann waren sie trocken und braun und wirkten eher gefährlich als schön. Ansonsten konnte er kein Leben entdecken. Weit hinten sah er noch schwarze Türme, die aus dem selben Material waren, wie das Tor, in den Himmel ragen. Oben ragten Zacken aus ihnen heraus und in ihren Fenstern brannten Feuer. Sie waren durch schmale Brücken verbunden, die aus einem seltsamen Metall gebaut waren. Genau wie das riesige Tor, das im die Sicht in das innere des Lagers versperrte. Jeren hatte sich geirrt, es gab doch noch Leben. Er sah menschenähnliche Silhouetten an den Mauern und Brücken entlangpatroulieren. "Leben Menschen an einem solchen Ort?". Dann trat er wieder in die Welt, die er kannte. Verzweifelt suchte er noch nach seinem Kurzschwert, gab es letztendlich aber auf. Vorsichtig näherte er sich dem Krokodil, das immernoch aufrecht, auf seinen Klaunen gestüzt, mit offenem Maul und Pfeil im Kopf, stand. Jeren verpasste ihm einen Tritt und die Leiche fiel, mit einem dumpfen Aufprall, um.
    Geändert von Dark Brother 94 (10.01.2010 um 21:15 Uhr)

  9. #9

    Westspalte, Odai-Plateau, Haus Rethan

    Nicht hastig, aber auch nicht sonderlich gemächlich ging er die Treppe hinauf. Er schlich nicht. Dazu hatte er auch gar keinen Grund. Er war jetzt mit dem Fürstenpaar allein im Herrenhaus. Der Diener hatte sich in die Bewusstlosigkeit verabschiedet und die Wächter schliefen den Schlaf der Gerechten. Die Torwächter würden ihn nicht behelligen. Die Stadtwache würde sich ebenfalls bereits in Marsch gesetzt haben. Die Verursacher konnten nun nicht mehr entkommen. Es war Licht zu sehen als er den ersten Stock erreichte. Eine Tür war nur angelehnt. Aus ihr fiel ein schmaler Lichtkegel. „Verflucht nocheins! Was war da unten los?!“: brüllte er, nun schon zum dritten Mal. Sein Bediensteter konnte ihm jedoch keine Antwort mehr geben. Er öffnete die Tür und schob sich in den sanften Kerzenschein im Zimmer. Er sah einen Dunmer mit schwarzen Locken vor sich an einem Schreibtisch sitzen. Ein Kinnbart umrahmte das fein geschnittene Gesicht. Die Augen hatten besaßen nur eine blassrote Farbe und musterten ihn. „Guten Abend Serjo Rethan“: begrüßte er den anderen Ratsherr. Der Mann wirkte einen Mann erstaunt und überrascht, aber das Gesicht kehrte langsam zu geschäftiger Fassung zurück. „Herr Gildres ich bin etwas überrascht. Ich hatte zwar gehört, dass ihr endlich wieder auf Vvardenfell weilt, aber ich hatte nicht mit einem Besuch gerechnet, vor allem nicht zu so einer späten Stunde“: sagte der Fürst. „Nunja ich war gerade in der Gegend und da dachte ich, ich könnte mal wieder mein altes Gut besuchen. Wo ist eigentlich eure Frau Gemahlin? Soweit ich weiß, steht auf der Besitzurkunde ihr Name“: erklärte er. Der Mann verzog das Gesicht, denn ihm war die spitze Bemerkung nicht entgangen. Seine Frau hatte in allen Fragen die Rats-, Macht- oder Finanzgeschäfte betreffend mehr Macht als er. Er hatte bloß vorteilhaft geheiratet und profitierte vom Einfluss seiner Frau im Fürstenhaus.

    „Raylasa weilt schon seit mehr als einem halben Jahr in Vivec. Als die Krise ausbrach, wollte und konnte sie dort auch nicht mehr weg. Ich führe seitdem unsere Geschäfte hier. Genauso wie ICH hier den Rat anleite“: gab er den Aufenthaltsort seiner Frau bekannt und versuchte Tarriors Bemerkung über seine eigenen Einfluss zu entkräften. Was er damit ebenfalls getan, aber vermutlich nicht beabsichtigt hatte, war die Tatsache, dass er damit die alleinige Verantwortung für den Minenüberfall übernommen hatte. Seine Frau hatte in Vivec Quartier bezogen und das schon sehr lange. Sie konnte somit an den Planungen für den Überfall nicht beteiligt gewesen sein. Laut Tagebuch des Söldners fand das Treffen erst vor gut etwas mehr als einem Monat statt. Und da er nach eigener Aussage die Geschäfte allein führte, würde wohl er es sein, den man für den Minenüberfall hinter Gitter bringen würde. „Doch nun sagt, was euch wirklich hierher führt. Wir sind, untertrieben ausgedrückt, keine Freunde. Euch muss etwas Wichtiges auf der Seele brennen, ansonsten wärt ihr bestimmt nicht hier“: erkannte Rethan folgerichtig. „Dir würde das Blut in den Adern gefrieren, wenn du wüsstest, was mir alles auf der Seele brennt“: dachte Tarrior verächtlich. Er musste sich beherrschen, um nicht gleich an Ort und Stelle selbst für Gerechtigkeit zu sorgen. Doch bevor Tarrior eine entsprechende neutrale Antwort formulieren konnte, fügte der Dunmer vor ihm noch eine Frage an: „Wie seid ihr hier überhaupt hereingekommen? Ich wollte nicht gestört werden und meine Diener hatten Weisung dafür zu sorgen, dass ich nicht gestört werde. „Als deine nächsten Torwächter, solltest du lieber nicht noch einmal irgendwelche Landstreicher, wie die Beiden anheuern. Außerdem solltest du sie besser bezahlen, denn sie waren über meine Spende derart glücklich, dass sie mich einfach haben passieren lassen. Und was deinen kleinen Hausdiener angeht, der hält gerade ein kleines Schläfchen. Ich habe ihm dabei etwas schlagkräftig nachgeholfen“: antwortete er ihm ganz offen und ohne Scheu auf die Frage. „Ihr habt was getan?!“: entfuhr es dem Fürsten. Eine derartige und derart offene Antwort hatte er wohl nicht erwartet, doch Tarrior hatte keinen Grund zu lügen. Er war sich seiner Selbst sehr sicher, also konnte er auch mit offenen Karten spielen. „Eine Antwort“: warf er einfach gleichgültig in den Raum. Der Fürst guckte ihn verdutzt an. „Was?“: fragte dieser verwirrt. „Ihr habt eine Frage gestellt und ich habe euch eine Antwort gegeben“: sagte er beiläufig.

    Raylas musste sich in diesem Moment ziemlich genarrt vorkommen, zumindest verriet das gerötete Gesicht eine gewisse Wut. „Ich lasse mich nur ungern zum Narren machen“: erhob er im Anschluss die Stimme und das Ganze unterstrich mit der Geste einer geballten Faust. „Mit Verlaub, aber ich denke das kriegt er ganz gut selber hin. Ich habe euch nicht als Narr bezeichnet, aber wenn euch euer Verhalten schon so närrisch vorkommt, seid ihr es vielleicht, der aus euch einen Narren macht“: startete Tarrior eine weitere Spitze gegen den verhassten Ratsherr. Die Situation bot sich dem geradezu an. Doch eine weitere Runde würde es nicht geben. Rethan hielt es nicht mehr auf seinem Holzstuhl. Er sprang auf und packte Tarrior an den gepanzerten Armen, aber drückte das Chitin so fest, dass er es spüren konnte. „Ich warne euch. Ihr werdet mir den nötigen Respekt zollen, oder ich werde...“: drohte er, doch wurde er jäh unterbrochen. Der Rothaarige Dagoth entwand sich dem Griff und packte stattdessen den Fürsten am Kragen und warf ihn auf den Stuhl zurück. Noch bevor Raylas seine Überraschung und den Schock ganz abgeschüttelt hatte, war der Andere bereits heran und griff an seinen Hals. Tarrior drückte den Hals zu und den Kopf gleichzeitig gegen die hohe Stuhllehne. „Oder was wirst du tun?“: fragte er hämisch. Das Gesicht des Schwarzhaarigen wurde plötzlich erstaunlich blass und Schweiß brach ihm aus. Er kostete diesen Moment voll und ganz aus. Leider hielt er nicht lange an. Rethan kehrte, für ihn viel zu schnell, zu einer gesetzteren Fassung zurück. „Ich bin ein Ratsherr, wenn ihr mir etwas antut, wird der Ausschluss aus dem Haus noch die geringste Strafe sein, die euch zu erwarten hat“: machte ihm der Fürst die Folgen seines Handels bewusst. Augenblicklich ließ Tarrior von dem Mann ab. Dieser keuchte und atmete mehrmals schnell hintereinander ein und aus. Er hielt sich dann die Kehle. Er hatte wohl doller zugedrückt, als er es eigentlich beabsichtigt hatte, oder aber Rethan hielt Nichts aus. „Das wird noch ein Nachspiel haben. Ich werde dafür sorgen, dass ihr eure Posten verliert. Euer Land wird zum Ausgleich für den Angriff und die Schmerzen mir zugesprochen werden. Diesen Tag werdet ihr noch bis an euer Lebensende bereuen!“: drohte er und erging sich danach in Tiraden des Hasses. Doch in Tarriors Gesicht, schien sich der erhoffte Ausdruck von Angst oder Unterwürfigkeit nicht zu zeigen, den Raylas wohl verursachen wollte. Er begann zu lachen: „Nein ihr werdet es sein, den man aus dem Haus ausschließen wird. Euch wird man sämtliche Titel aberkennen und ihr werdet eine nicht unerhebliche Geldstrafe zahlen, zumindest wenn man euch leben lässt. Niemand wird sich dafür interessieren, dass ich euch etwas grob angepackt habe. Man wird in Balmora auf euch und eure gesamte Sippschaft spucken. Vermutlich würde dann jeder das machen, was ich gerade mit euch tat. „Ihr redet wirr. Ihr seid vollkommen verrückt“: sagte Raylas Rethan und trat instinktiv einige Schritte von dem Dunmer zurück.

    „Oh nein. Ich bin nicht verrückt. Ich erkenne bloß die Ironie. Ihr wolltet euch noch mehr Macht verschaffen und tatsächlich habt ihr damit euren Ruf und den eurer gesamten Familie zerstört. Und das Allerwitzigste ist, ihr droht mir gerade das an, was euch auf jeden Fall erwartet“: widersprach Tarrior und begann wieder zu lachen. „Wovon redet ihr überhaupt?“: die Situation begann ihn nervös zu machen. „Ihr wolltet vorhin eine Antwort haben. Ich denke jetzt ist es Zeit sie euch zu geben. Ich wollte nämlich eure Ambitionen in Bezug auf eine Kontrolle der Shulk-Eiermine besprechen“: antwortete Tarrior stattdessen und setzte sich nun seinerseits an den Tisch und nahm ein halbvolles Glas. Er roch daran und roch starken Schnaps. „Ich habe einen gemütlichen Abend unterbrochen, wie mir scheint“: dachte er und nahm einen kleinen Schluck. Fürst Rethan schien jedoch langsam zu begreifen, was Tarrior meinte und wurde wieder etwas blass. „Ich.. ich... ich weis nicht, was ihr mir damit sagen wollt. Ich habe keine Ambitionen in diese Richtung und strebe sie auch nicht an“: stritt er die Behauptung des anderen Hlaalus einfach ab. „So? Dann muss ich mich wohl getäuscht haben. Aber natürlich macht man sich ja in diese Richtung Gedanken, wenn jemand sogar bereit ist Söldner anzuheuern und Minenarbeiter töten zu lassen. Da ist es doch nicht abwegig darauf zu schließen, dass sich da jemand Einfluss oder Kontrolle sichern will. Und interessanterweise weist nun einmal alles auf euch hin. Im Rat habt ihr gegen Junai Gandrahit als Minenverwalter intrigiert und hättet euch wahrscheinlich an seine Stelle gesetzt, wenn die Sache mit Shulk und den Söldnern publik geworden wäre. Ihr hättet ihn als unfähigen Dilettanten hingestellt, der sich von Banditen die lebenswichtige Mine entreißen lässt. Und ihr hättet seinen Posten und die Mine übernommen. So sah euer Plan doch aus, oder etwa nicht?“: warf ihm Tarrior vor, der Drahtzieher hinter dem Überfall gewesen zu sein. „Das sind lächerliche und unhaltbare Anschuldigungen. Ich habe nie mit irgendwelchen Söldnern verkehrt und schon gar nicht habe ich etwas mit Shulk oder dergleichen zu tun gehabt. Und nur mal angenommen ich hätte den Angriff wirklich aus diesen wirklich unmoralischen und habgierigen Gründen angeordnet, habt ihr auch nur den kleinsten Beweis dafür?“: stritt Fürst Rethan alles kategorisch ab, aber Tarrior hatte ja auch nicht damit gerechnet, dass er es einfach so gestehen würde. „Er verlässt sich auf das Schweigeabkommen mit dem Anführer der Söldner und fühlt sich absolut sicher“: ging es ihm dabei durch den Kopf. „Wird Zeit diese Sicherheit zu erschüttern“: fand er.

    „Nun ja ich habe keine Beweise, aber einen sehr gesprächigen Söldneranführer und etliche Zeugen, die gehört haben, wie er euch als Auftraggeber für den Überfall nannte. Außerdem glaube ich, dass der Rest der Truppe euren Diener sicher als Boten identifizieren wird, zumal sie sich jetzt nicht mehr darauf verlassen können, dass ihr ihren Kopf aus der Schlinge zieht. Sie werden gegen euch aussagen, wenn wir ihnen Verschonung anbieten. Ihr solltet eure Verbündeten das nächste Mal mit mehr Bedacht wählen. Ich sehe gerade, dass sich die Schlinge um euren Hals nun noch um Einiges enger zieht“: eröffnete er ihm die tatsächliche Sachlage. „Nein das kann nicht sein!“: brach aus dem Fürsten hervor, der nun etwas wirkte, wie ein Raubtier, das man in die Enge getrieben hatte. „Ihr müsst mir nicht glauben, aber ich glaube die Wachen, die ich aus Balmora geordert habe und die bald hier sein müssten, dürften euch der Realität belehren“: kam Tarrior nun zum Ende. Er hatte ihm mit dem Gespräch sicher lange genug beschäftigt. Die Wachen waren bestimmt schon ganz in der Nähe. Selbstzufrieden trank er nun noch den Rest des Schnapses und lehnte sich mit einem lauten Seufzer zurück. Raylas Locken hingen ihm wild ins Gesicht und er schaute immer wieder aus dem Fenster. Er wollte einige hastige Schritte auf die Tür zu machen, doch Tarrior legte die Hand auf sein Schwert und sagte: „Das würde ich an eurer Stelle nicht versuchen.“ „Glaubt ihr etwa, ich würde mich ohne Widerstand einkerkern lassen. Dass ihr allein hierher gekommen seid, spricht für eure unglaubliche Arroganz und Dummheit. Wir hatten gehofft, ihr würdet nie zurückkehren, als ich und Raylasa damals diese Plantage hier erworben hatten. Als ihr dann doch plötzlich wieder auftauchtet, war ich dafür euch zu töten, schließlich wart ihr jetzt im Weg, als wir euer Vermögen aus dem Schatzhaus auch noch haben wollten. Doch ich hatte mich Raylasa gebeugt, als sie sagte, dass es zu auffällig und damit zu gefährlich sei, euch umbringen zu lassen. Doch jetzt schaffen wir diese Sache ein für alle Male aus der Welt. Ihr werdet mich nicht aufhalten“: sagte er und zog einen Dolch. Unter dem dicken Wams hatte er ihn gar nicht gesehen. Er rannte auf ihn zu und wollte ihn wohl einfach niederstechen, doch er schaffte es gerade noch rechtzeitig vom Stuhl zurück auf seine Beine. Er wich einigen Dolchstößen aus und zog während einer Drehung sein Silberschwert aus der Scheide. Doch bevor er die Sachlage überblicken und sich in eine Angriffsposition bringen konnte, war Rethan wieder heran und ließ drei weitere Dolchstöße auf ihn einregnen.

    Zweien konnte er ausweichen, doch Dritte hätte ihn das Leben gekostet, hätte er nicht seine Rüstung angehabt. „Verflucht ist der schnell“: stellte er fest. Plötzlich spürte er etwas in seinem Rücken. Sein Augen zuckten zur Seite. Er sah einen Tisch. Er duckte sich im letzten Moment. Raylas war auf ihn zugestürmt und wollte ihm den Dolch von oben herab in den Körper rammen. Durch das Wegducken fuhr die schmale, aber scharfe Klinge in die Tischplatte. Tarrior ließ seine Waffe fallen und blitzschnell erhob er sich und stemmte den Tisch in die Höhe. Der Dolch, den Rethan herausziehen wollte, entglitt so seinen Händen und verschwand aus seiner Reichweite, als das Möbelstück, samt Waffe, nach hinten umkippte. Mit voller Wucht rammte Tarrior seine Schulter in den Körper des Mannes und schickt ihn damit in Richtung seines Kleiderschrankes. Er prallte gegen die Schranktüren. Er erhob sich taumelnd und wollte zur Tür flüchten, die ihm nun sehr nahe war, während Tarrior noch einige Schritte weit weg war. Instinktiv riss der Dunmer seine Arme hoch und schoss einen Feuerball ab. Krachend traf er den Rahmen der Tür und explodierte. Schnell griff das Feuer auf das Holz der Tür über und ebenso bekam der Schrank mehr als nur ein paar kleine Funken ab und ging ebenso in Flammen auf.

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