Mit einem vielstimmigen Kampfschrei stürzten die Minenarbeiter unter Tarriors Führung aus ihrem Gefängnis. Der Rothwardone, der die Tür hatte bewachen sollen, konnte sich nur noch mit einem verzweifelt Hechtsprung in Sicherheit bringen. Er entkam damit trampelnden Füßen und mit Gewalt geschwungenen Keulen. Für den Kampf um ihre Freiheit hatten die Männer ihre verbliebenden Kräfte reaktiviert. Die wochenlange Gefangenschaft und die dürftige Kost, die nur aus Wasser bestanden hatte, hatten sie ausgezehrt, doch in diesem Moment schien sich die restliche Kraft noch einmal aufzubäumen um sich gegen die fremdländische Söldnerbande zu entladen. Außerdem würde es, wenn Tarriors Plan Erfolg hätte, nicht einmal mehr zu einem großartigen Kampf kommen. Sie mussten nur die Rothwardonen im Zentrum der Höhle festnageln und das Netz würde den Rest erledigen. Sie würden sie einwickeln und gefangen setzen. Er selbst würde nur einen Boten zur Stadtwache und dem Verwalter schicken und dann wäre die Sache geklärt. Doch der Rothwardone, der gerade noch die Tür bewacht hatte, schien zwar ihren Plan nicht durchschaut zu haben, aber wollte ihnen ihr Vorhaben dennoch so schwer wie möglich machen. Er war erstaunlich schnell wieder auf die Beine gekommen und hatte sich Tarrior, der als einziger gerüstet und mit einem Schwert ausgestattet war, als Ziel vorgenommen. Der Zweihänder, den er in der Hand hielt, könnte er mit etwas Zielgenauigkeit, mit einem Schlag nicht nur durch ihn, sondern auch durch zwei oder drei der Arbeiter ziehen. Doch der Dunmer gab ihm gar nicht erst die Gelegenheit dazu. Mit einem Wink bedeutete er den Leuten ihr Vorhaben wie geplant zu verfolgen und trat aus dem Pulk aus, der sich langsam auf das Höhlenzentrum zubewegte um die Söldner zusammen zu treiben. Tarrior derweil wollte sich um diesen hier kümmern.

„Verfluchter Hund wo kommst du her?“: warf ihm sein Gegner entgegen. „Na von draußen“: antwortete er, als wäre es das normalste der Welt. „Aber dazu hättest du an Gor und Targ vorbei gemusst“: sagte der Mann ungläubig. Inzwischen hatten sie angefangen sich belauernd zu umkreisen. Der Mann war mit seinem Claymore deutlich überlegen, was die Angriffsreichweite anging, aber er war schlau genug es nicht sofort einzusetzen, sondern auf eine günstige Gelegenheit zu warten. Die Waffe war zwar vernichtend und konnte einen Gegner auch in einem weiten Radius treffen, aber dafür war sie langsam. Der Dunmer mit seinem Silberlangschwert, einer einhändigen Waffe, war hier eindeutig im Vorteil. Würde der Schlag des Söldners ins Leere gehen, könnte er schnell zuschlagen, ohne das der Mann noch abwehren würde können. Und es würde vermutlich für mehr als nur einen Schlag reichen, wenn er ihn erstmal soweit hatte. Daher musste der Rothwardone vorsichtig vorgehen, denn wenn er ihn verfehlte, wäre der Kampf so gut wie gelaufen. Tarrior setzte als Reaktion auf die Worte des Mannes ein irres Grinsen auf. „Ja erst wollten sich mich nicht herein lassen, aber nach etwas kurzer Überzeugungsarbeit konnte ich passieren. Es war fast schon befriedigend wie sie tot zu Boden gingen“: sagte er dann mit einer Ruhe, in der nur ein Auftragskiller oder ein Wahnsinniger von dem Mord an zwei Leuten sprechen konnte. „Du verfluchter Dunkelelfenbastard ich bringe dich um“: schrie der nun deutlich verunsicherte, aber auch sehr wütende, Mann und ging auf ihn los. Tarrior grinste immer noch, aber diesmal aus ehrlichem Glück, denn sein Gegner tat nun genau das, was er beabsichtigt hatte. Die Rothwardonen waren für ihr hitziges Temperament bekannt und er musste zugeben, dass das auffallend stimmte. Doch trotz des wilden Zorns kam der Schlag präziser, als der Dunmer erwartet hatte. Er schaffte es gerade noch so, sich wegzudrehen. Er spürte den Luftzug, den die Klinge, die knapp neben seinen Kopf vorbei zischte, verursachte. Die Schneide glitt, von der wilden Kraft des Mannes angetrieben, mindestens zwei Zentimeter tief in den Boden ein, wenn nicht mehr. Als er sie kurz darauf aus dem felsigen Boden stemmte, war eine tiefe und breite Scharte zurückgeblieben, doch er beachtete sie nur am Rande. Denn genau in diesem Augenblick war der Rothwardone dicht bei ihm und am verwundbarsten.

Sein eigenes Schwert züngelte auf den Hals des Söldners zu, verfehlte aber ihr Ziel. Der Mann drückte seinen Oberkörper beim Stemmen des Schwertes plötzlich nach hinten durch. Zunächst brachte er damit seinen Hals außer Reichweite und dann seinen Zweihänder zwischen sich und Tarriors Klinge. Doch hatte der Stoß noch zu viel Kraft, als das sie durch die andere Klinge abgeblockt hätte werden können. Sie glitt an der Söldnerschneide ab und bohrte sich, statt in Hals oder Brust, in die Schulter des Mannes. Jemand von einer geringeren Konstitution, als wie sie ein Rothwardone und noch dazu ein Söldner hatten, hätten jetzt vor Schmerz aufgeschrien, oder zumindest ein Aufstöhnen vernehmen lassen, doch der Mann blieb stoisch ruhig. Gewiss verzog sich sein Gesicht kurz vor Schmerz, doch grimmig verbiss er sich jede weitere Reaktion und konzentrierte sich nur Sekundenbruchteile später wieder auf den Kampf. Seinen Zweihänder hatte er wieder hochgebracht, sodass Tarrior nicht noch einen Angriff wagen konnte. Doch sein Gegner ließ nicht soviel Nachsicht mit ihm walten. Sofort wurde der Zweihänder geschwungen und beschrieb das Viertel einer Kreisbahn. Wäre er nicht sofort zurückgewichen, eher gestolpert, hätte die Klinge ihn in der Waagerechten fast genau geteilt. Und er war sich sicher, dass genug Kraft in dem Schlag gewesen wäre, um das zu bewerkstelligen. Der Söldner verstand sich eindeutig auf seine Waffe und den Kampf. In diesem Moment wurde es dem Dunmer unbegreiflich warum sie sich damit abgaben, irgendwelche Minen zu überfallen. An der Front wären sie gegen die Deadra eine große Hilfe und konnten ihr Talent auch besser zum Einsatz bringen, als hier wehrlose Minenarbeiter zu töten. Innerlich schüttelte er den Kopf, aber äußerlich war seine Aufmerksamkeit wieder auf den Kampf gerichtet. Durch den Schlag hatte der Rothwardone ihn leider soweit auf Distanz gebracht, dass er danach ohne Eile seine Waffe wieder in Position bringen konnte. Tarrior selbst ließ nun sein Schwert etwas sinken. Es sollte eine Einladung zu einem Angriff sein. Der Mann würde es bloß als fehlerhafte Haltung interpretieren, zumindest hoffte er das. Wieder umkreisten sie sich jedoch nur abwägend, aber nur für kurze Zeit. Nach einem kurzen Moment wo er so ausgesehen hatte, als würde er überlegen, ob Tarrior ihm eine Falle stellen wollte oder nicht, sprang er mit der erhoben Klinge vor. Er selbst täuschte nur einen herzlosen Versuch vor, sich zu verteidigen und ließ sich dann aber gekonnt zur Seite fallen. Noch im Fallen sammelte er Magie und hatte einen hübschen Feuerball an der Hand. Zwar presste ihm der ungebremste Aufprall zunächst die Luft aus den Lungen, aber den Zauber erhielt er aufrecht und schleuderte ihn dann auf den Söldner. Der Mann war nicht nur überrascht, sondern geradezu entsetzt, als er die Magie, wohl in Zeitlupe, auf sich zufliegen sah. Vermutlich hatte er geglaubt, dass Tarrior sich an einen fairen Kampf halten würde. „Tja da hat er wohl Pech gehabt“: ging es ihm dabei durch Kopf.

Äußerlich grinste er schon wieder, obwohl er noch etwas nach Atem rang. Die feurige Kugel traf den Söldner direkt und zersprang in einer Art feurigen Explosion bloß ohne Knall. Die Flammen hüllten Tarrior und den Söldner, die noch dicht beieinander waren, ein. Er hatte eine Menge Magicka in den Angriff gelegt. Doch im Gegensatz zum Rothwardonen, der nun vor Schmerz tatsächlich wie am Spieß schrie, war er Immun gegen die verzehrende Kraft des Feuers. Nur seine Chitin-Rüstung wurde etwas angekokelt und die oberste Schicht färbte sich vom Ruß grau bis schwarz ein. Vor Schmerz ließ sein Gegner den Zweihänder fallen. Tarrior nutze die Chance. Er schwang sich auf seine Beine und warf sich mit vollem Körpereinsatz in den Rothwardonen hinein. Der Söldner wurde damit direkt an den Rand der Höhlenmitte befördert, wo er sich auf dem Boden herum rollte, um die Flammen an seinem brennenden Lederharnisch zu ersticken. Der Dunmer schob sein Schwert zurück in die Scheide und besah sich die Szenerie um ihn herum genauer. An den Seilen wurden schon fleißig gearbeitet. Ein paar waren schon soweit durch, dass es nur noch eines Schlages bedürfen würde, um sie endgültig zu kappen. Die Söldner waren so beschäftigt damit, sich gegen die scheinbar wahnsinnig gewordenen Minenarbeiter zu verteidigen, dass sie es gar nicht bemerkten. Zwar wurden die ungeübten Männer nie zu einer wirklichen Bedrohung für die geschickten Söldner, aber gleichzeitig konnten diese keine Schläge anbringen oder den Gegner selbst zurückdrängen. Es sah ziemlich ausgeglichen aus, doch dann fällte ein kräftiger Schlag einen der Arbeiter. Der Mann, der Tarrior zuvor noch die Seilkonstruktion erklärt hatte. Mit vor Blut triefender Kriegsaxt stand der wahrhaft hochgewachsene Anführer der Söldner über dem Erschlagenen. Der Mann überragte selbst Tarrior, der nun wirklich nicht klein war. Der Söldnerhauptmann hatte wirklich etwas von einem brutalen Barbaren. Die Axt hatte den Kopf des Mannes gespalten und das Blut war bis in das Gesicht dieses Rohlings gespritzt, wo außer dem Lebenssaft kleine graue Stückchen hingen, die Tarrior voller Ekel als Gehirnmasse identifizierte. Doch ohne sich auch nur mal kurz durch das Gesicht zu wischen, wandte er sich schon seinem scheinbar nächsten Opfer zu, denn der Mann wich vor den Keulen nicht zurück. Er war ein Raubtier, das bei Bedrohung nicht zurückwich, sondern angriff.

Mit der wirklich gewaltigen Axt hackte er schon nach seinem nächsten Opfer und schlug ihm die Hand ab. Der Getroffene fiel augenblicklich um und krümmte sich vor Schmerzen. Doch kurz bevor der Gnadenstoß erfolgen konnte, griff Tarrior ein, der hinüber gesprintet war. Seine Klinge schob sich zwischen die Axt und ihr wehrloses Opfer und tatsächlich blockte er den Angriff, doch die enorme Wucht ließ ihn seine Waffe fast verlieren und seine Hand schmerzte plötzlich höllisch. Er biss sich auf die Lippen um den Schmerz zu unterdrücken und wich hastig einen Schritt zurück, denn der Anführer hatte nun ihn, als seinen Duellgegner auserwählt. Im Moment gefiel ihm das jedoch gar nicht, denn er war noch etwas erschöpft vom Kampf gegen den anderen Söldner. So versuchte er den ausgebrochenen Hauptmann zum Höhlenzentrum zurückzudrängen, doch wieder einmal zeigte sich, dass er keinem vernunftbegabten Wesen, sondern einer blutdurstigen Kampfbestie gegenüberstand. Sein Gegner riskierte mehrmals leichte Verletzungen um ihn angreifen zu können und brachte Tarrior, der so einen offensiven und selbstzerstörerischen Kampfstil nicht gewohnt war, vollkommen aus dem Konzept. Der Mann ließ sich einfach nicht bedrängen und nahm mögliche Verletzungen in Kauf nur um nicht zurückzuweichen. Er ließ jedoch nie genug Deckung fallen, um einen kritischen Treffer landen zu können. Er konnte ihm so, wenn er die offenen Stellen nutzte, höchstens kleine Wunden zu fügen. Und war sich sicher, dass diese nur dafür sorgen würden, dass er noch wütender würde. Der Anführer der Söldner war ein gebündeltes Paket aus archaischer Kraft. Tarrior war sich ganz sicher, dass die dunkelhäutigen Pranken ihm ohne zu zögern den Schädel zerquetschen konnten. Er wollte sich gar nicht vorstellen, was ein Treffer dieser Axt anrichten würde. Statt das er seinen Gegner zum Zurückweichen bewegen konnte, war er es, der immer weiter nach außen gedrängt wurde. Sie bewegten sich immer weiter von der Höhlenmitte weg und waren längst aus dem Bereich des Netzes gekommen. Bald würde er ihn an die Höhlenwand gedrängt haben und dann gab es nichts mehr, wohin er würde ausweichen können. Zwar war der Hauptmann jetzt draußen, aber der Rest der Söldner saß mitten in ihrer Falle, doch schafften sie es mittlerweile gegen die dezimierten Bergleute anzukommen. Sie mussten die Seile kappen. Den Anführer würde er so besiegen müssen, denn die anderen würden gewiss noch Zeit brauchen, um die restlichen Gegner fachgerecht zu verschnüren, sodass keine Gefahr mehr von ihnen ausgehen würde. Er musste dieses barbarische Kraftpaket allein besiegen.

„Männer kappt schnell die Seile. Ich werde schon mit ihm fertig. Setzt den anderen Söldnerabschaum fest“: rief er so laut er konnte und hoffte das alle es hören würden. Ob sie seinem Befehl nachkamen, konnte er nicht mehr erkennen, denn er musste seine Konzentration zurück auf den Kampf lenken. Beinahe hatte der verfluchte Anführer ihn geköpft. „Ihr verfluchtes Elfenpack habt doch keine Chance“: grölte der Mann, es war offensichtlich das er sich am Kampf regelrecht berauschte. Es waren nur noch ein paar Schritte Entfernung zur Höhlenwand. Einen Moment dachte er darüber nach, diesem Feind ebenfalls einen Feuerball zu verpassen, aber dann verwarf er die Idee. Dieser war nicht so langsam wie sein vorheriger Gegner. Er handhabte die Kriegsaxt als wäre sie federleicht und schwang sie mit einer Eleganz, wie man sonst nur ein Schwert schwang. Bei ihm wirkte dieses blutrünstige Mordinstrument fast schon wie ein geliebtes Spielzeug. Ein Spielzeug das er mit aller Brutalität gegen seine Gegner einsetzte. Inzwischen war Tarrior dazu übergegangen, leichte Zickzackbewegungen zu machen um nicht zu schnell zurück zu weichen. Er verschaffte sich damit Zeit, aber er wusste nicht einmal selbst wofür. Hätte er einem Schlag abblocken können, wäre es einfach gewesen aus dieser Situation auszubrechen. Bevor der Gegner einen weiteren Angriff hätte starten können, hätte der Dunmer ihm gewiss schon einige Hiebe versetzt, aber jeder Versuch einen Schlag dieser Axt mit der Klinge abfangen zu wollen, wäre nur lächerlich gewesen. Der Rothwardone schwang sie mit einer Kraft, die nur mit dem Wort unglaublich wirklich zu beschreiben war. Die Klinge seines Langschwertes wäre gebrochen, wie ein Streichholz. Es war für ihn schon ein Wunder, dass sie den ersten Schlag abgehalten hatte, als er den Minenarbeiter gerettet hatte. Doch jetzt konnte er nur noch zurückweichen. Doch das ging nicht mehr lange. Seine Augen zuckten für einen Moment zur Seite und er sah die Wand knapp hinter sich. Nicht mehr als ein Schritt trennte ihn vom Ende seines Weges. „Jetzt wirst du sterben, du verfluchter Dunkelelfenhund. Doch sag mir hat dich unser Auftraggeber geschickt, damit er mich nicht bezahlen muss“: wollte der Söldnerhauptmann wissen. „Glaubst du das würde ich dir erzählen“: war Tarriors Antwort darauf. Er legte allen Trotz in seine Stimme, den er aufzubieten vermochte. „Dann verrecke Mer“: schrie der Rothwardone wütend und ließ die Kriegsaxt auf ihn zu schnellen. Er wich noch einen letzten Schritt, wohl weislich das er dann mit dem Rücken zur Wand stehen und die Axt ihn spalten würde, zurück. Er hatte sich vorgenommen, dem Tod offen ins Auge zu blicken. Er hatte eine verfluchte Angst und war keinesfalls bereit zu sterben, aber sein Stolz verbot ihm vor dem Fremdländer seine Schwäche zu zeigen. Doch die Spaltung seines Schädels blieb aus. Unter seinem Stiefel knackte es vernehmlich, als er auf einen losen Stein trat und dieser urplötzlich wegrutschte.

Ohne dass er etwas dagegen machen konnte, rutschte er aus und fiel nach hinten um. Es blieb ihm gerade noch genug Zeit um den Kopf einzuziehen, um nicht damit auf die schroffe Höhlenwand aufzuschlagen, doch ansonsten fiel er wie ein Stein zu Boden. Die Axt schrammte knapp über ihm über den Fels und fuhr knirschend in das Gestein. „Jetzt ist es aus“: dachte er, als der Rothwardone am Stiel seiner Axt zog. Er war am Boden, direkt zu Füßen des Söldners, vollkommen hilflos und erwartete den tödlichen Axthieb sobald er seine todbringende Waffe befreit hätte. Doch der tödliche Schlag kam nicht, denn der Mann bekam die Axt nicht aus dem Felsen heraus. Tarrior erkannte die Situation und seine Chance. Der Barbar hatte seine Axt mit einer derartigen Kraft niedersausen lassen, dass sie tief in den Felsen gefahren war und jetzt dort feststeckte. Er selbst war zwar groß, aber recht schmal und daher gelang es ihm zwischen den Beinen des Feindes einfach hindurchzuschlüpfen. Als dieser merkte, dass seine Beute entkommen wollte, hatte er versucht ihn mit seinen Pranken zu greifen, aber der Koloss war einfach zu plump und zu langsam. Keuchend kam der Dunmer wieder auf die Beine. Sein Atem ging stoßweise. Der kalte Schweiß lief noch immer seinen Rücken herunter und sein Puls raste, als würden bald seine Adern platzen. Er konnte seinen Herzschlug schmerzhaft und überdeutlich in seiner Brust spüren. „Das war verflucht nochmal haarscharf“: ging es ihm einem Schrecken gleich durch den Kopf. Derart knapp war er dem Tod noch nie von der Schippe gesprungen. Er zwar schon häufiger in gefährlichen, gar tödlichen Situationen gewesen, aber so knapp war es wirklich noch nie gewesen. Doch noch gab es keine Ruhe für ihn. Sein Gegner hatte es inzwischen aufgegeben seine Kriegsaxt aus dem Stein ziehen zu wollen und wollte ihn nun mit bloßen Händen angreifen. Tarrior war sich sicher, dass der Mann die Axt hätte herausziehen können, aber vermutlich war er zu ungeduldig gewesen es nochmals zu probieren, doch auch seine Pranken waren keine einfache Hände, sondern perfekte Mordinstrumente.

Mit einem Wutschrei stürmte er voran und überwand die letzten Meter mit einem gewagten Sprung. Der Dunmer, der damit gar nicht gerechnet hatte, konnte sich nur im allerletzten Moment zur Seite werfen und so dem tödlichen Angriff entgehen. Der Mann kam auf leerem Boden auf, rollte sich ab und war in Windeseile wieder auf den Beinen. Nur um erneut anzugreifen. „Verdammt, er ist doch schnell“: fiel es Tarrior wie Schuppen von den Augen, als er die von reiner Berserkraft aufgeladenen agilen Bewegungen sah. Es war offensichtlich, dass der Söldner seinen Verstand komplett ausgeschaltet hatte und sich allein auf Körperkraft, Ausdauer und Instinkte verließ. Diese völlige Konzentration auf den Kampf schien zudem noch größere Körperkräfte zu wecken. Er hatte von dieser Fähigkeit der Rothwardonen gehört. Sie verfielen dabei in einen unkontrollierten Blutrausch. Ein Schlag von seinem Gegner in diesem Zustand könnte vermutlich selbst einem Kagouti das Genick brechen. Aber er wollte das lieber im Moment nicht am eigenen Leib heraus finden. Wieder stürmte der Söldnerhauptmann wie besessen auf ihn los und wieder kam ein Sprung auf den letzten Metern, mit dem er ihn umwerfen sollte, doch diesmal war er vorbereitet. Er drehte sich ganz knapp zur Seite. Er konnte spüren wie er von dem massigen Körper ganz leicht an der Seite geschnitten wurde. Doch noch bevor der Gegner ganz an ihm vorbei geschrammt war, zuckte sein Oberkörper in anderer Drehrichtung, als seine Beine, herum und damit auch das Schwert. Ohne hinzusehen stieß er damit direkt nach unten. Er spürte wie er etwas weiches traf und sofort an der Klinge gerissen wurde, als sie die Bewegung des Körpers, in den sie sich gebohrt hatte, mitmachen wollte. Er stellte die Klinge umgehend schief und sie glitt wie von selbst aus dem Fleisch, während der Rothwardone hart auf dem Boden aufkam und sich aufgrund der hohen Geschwindigkeit mehrmals überschlug. Sich abzurollen schaffte er nicht, denn Tarrior hatte ihm das Bein regelrecht, in einer Kombination aus Schwertstoß und Schwung des Opfers, aufgeschnitten.

Warmes, fast schon kochendes Blut lief die Klinge hinunter und über seine Hand. Das linke Bein des Söldnerhauptmannes war nur noch eine einzige Wunde, als dieser sich wieder aufrichtete. Er hatte Abschürfungen an den nicht geschützten Stellen seines Körpers und die Lederrüstung war aufgerissen und er blutete aus dutzenden von Platzwunden am Kopf und im Gesicht. Er verlagerte das Gewicht vom verletzten auf das unverletzte rechte Bein und funkelte ihn mit einem wahnsinnig-zornigen Blick an. Das Blut das über sein Gesicht lief, verstärkte den Eindruck eines blutrünstigen Monsters und Berserkers noch zusätzlich. Trotz der Wunde wollte er nochmals auf Tarrior los gehen, doch sein Bein erstickte den Versuch im Keim. Schon beim zweiten Schritt bremste er ab und sein Gesicht verzog sich vor Schmerz. Dies war der Moment in dem der Dunmer in die Offensive ging und seinerseits endlich zum Angriff überging. „Die Zeit der Abwehr und des Zurückweichens ist vorbei“: dachte er und stürmte vorwärts. Die Pranken waren zwar immer noch gefährlich, aber dank seines verlängerten Arms, seines Schwertes, konnte er außerhalb ihrer tödlichen Reichweite bleiben. In diesem Moment war das bullige, vor Kraft nur so strotzende Monster ihm gegenüber stark im Nachteil, denn ohne Waffe konnte er die gezielten Schwertstreiche Tarriors nur mit seinem Körper abfangen und den wollte der Dunmer ja auch treffen. Doch trotz des offensichtlichen Nachteils kämpfte er immer noch wie ein Löwe. Er versuchte nach Tarrior zu langen, ihn zu schlagen und sogar das Schwert mit den Händen zu fassen zu bekommen. Doch der flinkere Dunmer konnte dem entgehen. Er umkreiste sein fast bewegungsunfähiges Opfer und griff in günstigen Fällen an. Oft gelang es dem Mann sich zur Seite zu drehen oder den Schlag mit seinem Armschutz aus Leder abzufangen, doch lange hielt selbst er so nicht mehr durch.

So geschah es auch das einer von Tarriors Streichen durchkam und sich das Schwert, durch das aufgeschürfte Leder, direkt in den Bauch des Söldners bohrte. Die Kraft des Kampfrausches des war eindeutig verebbt. Der Rothwardone griff noch nach der Klinge und zog sie ein Stück aus seinem Körper heraus, bevor er einfach nach hinten umkippte und besiegt und schwer atmend liegen blieb. Tarrior nutze die Zeit und sah sich um. Die Minenarbeiter hatten gute Arbeit geleistet. Die Söldner saßen fest verschnürt in dem Netz fest. Jedoch hatte das Unterfangen noch einen Arbeiter das Leben gekostet und Tarrior befürchtete, das der Mann mit der abgeschlagenen Hand wohl auch nicht überleben würde. Dessen Körper war schon zuvor sehr geschwächt gewesen. Womöglich würde er nicht einmal mehr das Tageslicht wiedersehen. Sein Blick fiel wieder auf den Mann zu seinen Füßen. Das Adrenalin rauschte immer noch in seinen Adern und in seine Gedanken waren immer noch auf Kampf und Tod eingestellt. Was sollte er jetzt mit dem Mann machen „Töte ich diesen verfluchten Bastard und räche die Gefallenden oder lasse ich ihn leben“: über die Entscheidung dachte er in den nächsten Minuten nach.