Aufmerksam musterten ihn die verschiedenen Augenpaare und ließen ihn nicht aus ihrem Blick. Tarriors Blick riss sich los und schweifte durch die versammelte Masse. Die Lichtverhältnisse in dieser Kammer der Mine waren alles andere als gut. Nur ein paar wenige Fackeln, die über die weite des Raumes nur sporadisch verteilt waren, spendeten Licht. Dennoch konnte er die Gestalten in der einfachen und vielfach zerschlissenen Kleidung gut erkennen. Es waren die überlebenden Minenarbeiter, insgesamt siebzehn an der Zahl, wenn er richtig gezählt hatte. Sie wiesen Wunden auf und manche Kleidungsstücke waren zerrissen oder wurden von Blutflecken geziert. Die Männer und Frauen wirkten allesamt hager und regelrecht ausgehungert. Dunkle Augenringe und eingefallene Wangen und ausgemergelte Gesichter sprachen eine grausame, aber eindeutige Sprache. Zudem waren ihre Körper schon stark abgemagert. Die Muskeln, die sie der harten Arbeit hier unten zu verdanken hatten, konnten nicht darüber hinweg täuschen. Und sie sahen eindeutig so aus, als bereite es ihnen schon Mühe überhaupt aufrecht zu stehen. In Tarrior keimte fast so etwas wie Mitleid auf, doch er verdrängte das Gefühl, denn draußen vor der Tür saß noch immer eine Bande wilder Söldner aus Hammerfell, denen es bestimmt nicht auf einen Dunmer mehr oder weniger ankam, den sie töten konnten. Er überlegte gerade was er am besten zu den Leuten sagen sollte, die ihn bisher nicht eine Sekunde aus den Augen gelassen hatten, aber ein etwas älterer Minenarbeiter nahm ihm das ab. Er trat vor. „Endlich. Ich wusste man würde Hilfe schicken. Wir danken euch Herr“: bedankte sich der Mann bei ihm. „Es tut mir Leid, aber es besteht noch kein Grund zur Dankbarkeit. Draußen sind nach wie vor die Söldner“: gab er unumwunden zu und das Gesicht des Alten verdüsterte sich. „Ihr seid doch geschickt worden um uns hier heraus zu holen, oder? Wo sind dann eure Männer?“: fragte er. „Wie man es nimmt. Ich wurde vom Verwalter der Mine beauftragt zu überprüfen, was hier nicht stimmt, aber mit so etwas wie diesem hier hatte keiner gerechnet. Ich bin alleine hier“: erklärte er und sah eindeutig, wie der Alte in Resignation abglitt. „Dann sind wir verloren“: sagte er noch und dann nichts mehr.

„Was soll das heißen?“: fragte Tarrior, doch ohne eine Antwort abzuwarten fuhr er fort: „Diese Tür dort ist offen. Eine ganz einfache Sache. Ich habe den Auftrag erhalten zu prüfen was mit der Mine nicht stimmt und das Problem zu lösen. Es gibt nur knapp ein halbes Dutzend Söldner dort drüben. Ich selbst habe zwei von ihnen getötet. Wenn wir das Überraschungsmoment nutzen, können wir sie überwältigen. Schließlich sind wir mehr als Doppelt soviele“: gab Tarrior seine Einschätzung der Sache bekannt. Für ihn war es ganz klar, dass man sich gemeinsam der verfluchten Söldner entledigt, deswegen war er mitunter auch erst hier herunter gekommen. Denn alleine hätte dieses Unterfangen an Selbstmord gegrenzt, aber jetzt wo er die ganzen Leute hier gesehen hatte, war er fest davon überzeugt dieses Pack fertig machen und aus der Mine werfen zu können. „Als die Söldner angriffen, waren wir sogar noch ein Dutzend mehr Leute. Womöglich habt ihr ihre Leichen unterwegs gesehen. Wir mögen mehr sein, aber das sind gutausgebildete Banditen. Die können mit ihren Schwertern und Äxten Dinge, bei denen selbst die Stadtwache Augen machen würde. Sie hatten uns ohne Probleme überwältigt. Wir können zwar mit unseren Spitzhacken auf Fels einschlagen, aber gegen sich agil bewegende Menschen sehen wir alt aus“: wandte der Alte gegen seinen Plan ein. „Außerdem seht uns an. Wir haben kaum noch Kraft. Wir haben schon seit Ewigkeiten, wie es mir scheint, nichts mehr gegessen. Diese Barbaren waren wenigstens großzügig genug, uns Wasser zukommen zu lassen, aber zu essen gab es nichts, außer einem oder zwei Kundschaftern, die sich hierher verirrt hatten. Wir sind geschwächt. Wir wären nicht einmal ungeschwächt ein ernsthafter Gegner für die Söldner und daher jetzt erst recht nicht“: gab ein anderer Arbeiter zu bedenken. Und tatsächlich musste Tarrior eingestehen, dass viele so aussahen, als würden sie gleich umkippen.

In diesem Augenblick wurde ihm klar, dass er sich womöglich verkalkuliert hatte. Im schlimmsten Fall saß er jetzt ebenso fest, wie die Männer um ihn herum. „Wer seid ihr eigentlich?“: fragte nun der Alte wieder. „Ich bin Hlaalu Tarrior Gildres“: stellte er sich, entsprechend seines Standes, vor. „Ihr seid doch einer der Ratsherren!“: entfuhr es jemandem, der etwas weiter hinten stand, den Tarrior nicht richtig erkennen konnte. „Ja das bin ich“: gab er zu und ein leises Raunen ging durch die Minenarbeiter. „Der Rat schickt extra einen Ratsherren um uns zu helfen? Das glaube ich nicht“: gab sich der Alte skeptisch. „Ich wurde auch nicht vom Rat gesandt, sondern bin Auftrag des Minenverwalters unterwegs. Ich habe mich für diese Mission freiwillig gemeldet“: gab er als Reaktion zurück. Wieder ging ein Raunen durch die Menge. Scheinbar hatten sie es noch nie erlebt, dass einer der Ratsherren freiwillig auf solch eine Mission ging. Aber ganz unbegründet war es nicht, wie Tarrior fand. Wer sich im Haus hocharbeitete und gewisse Kontakte und Beziehungen besaß, konnte Ratsherr werden. Davor jedoch war man sehr oft im Namen des Hauses auf schwierigen Missionen. Aber nach der Ernennung, so stimmte es, wurden viele der Herren und Damen faul und wollten nicht mehr selbst irgendwelche Missionen erledigen, sondern schickten nur noch Boten und Leute, die die Aufgabe erledigen würden. Was gemessen an der Tatsache, dass viele davor selbst schwierige Missionen erledigt hatten, wirklich an Arroganz und Faulheit, wenn nicht sogar Feigheit, grenzte. Doch Tarrior hatte sich da nie so gehabt. Gewiss ging auch er lieber den friedlichen Geschäften nach und überließ lästige Aufgaben irgendwelchen Agenten des Hauses, aber bei wichtigen Aufträgen oder Aufgaben hatte er immer sich selbst bemüht. Nun gut bisher war das nicht sehr oft der Fall gewesen. Er hatte sich mehr um den Ausbau seiner Handelsbeziehungen bemüht und seinen Reichtum gemehrt und sich nach Dagoth Urs Fall nur noch um seine Plantage gekümmert, aber wenn das Haus in wichtigen Angelegenheiten seiner Dienste bedurft hatte, hatte er sich fast immer dazu bereit erklärt.

„Ich hatte zwar auch nicht mit derartigen Vorgängen hier gerechnet, aber nichts destotrotz werde ich dieses Pack aus dieser Mine entfernen, denn schließlich gehört sie dem Fürstenhaus Hlaalu. Mit eurer Hilfe versteht sich“: erklärte er sich. „Selbst wenn wir euch helfen würden, hätten wir gegen diese rohtwardonischen Hunde keine Chance. Es ist aussichtlos“: resignierte der Alte immer noch und ein Großteil der anderen Arbeiter verfiel ebenfalls wieder in ein Stimmungstief. Dann trat ein Arbeiter hervor, den Tarrior gerade mal so alt wie Tirian schätzte. Ihm folgten noch drei weitere ebenso junge Minenarbeiter. „Wir würden euch im Kampf beistehen“: sagten die vier. Tarrior lächelte leicht. „Das ist zwar löblich, aber ich denke so wären wir dem Feind neben der Kampfkraft auch noch zahlenmäßig unterlegen“: winkte er ab und die Jungen schienen enttäuscht. „Wir bräuchten eine Möglichkeit einen Teil von ihnen gleich auf der Stelle auszuschalten“: dachte er dann laut und überlegte fieberhaft, wie man ihre Chancen verbessern konnte, denn leider hatte der Alte, was die Kampfkraft der Minenarbeiter anging, wohl Recht. Selbst die Jüngsten schienen kaum mehr als nur scheinbare Kraft zu besitzen. Der Hunger hatte ihre Körper geschwächt und auch wenn nicht besaßen sie keinesfalls die Kampferfahrung der Söldner. Außerdem waren die engen Tunnel und Höhlen ebenfalls auf Seiten der Söldner, denn so konnten sie ihren eigenen Vorteil, die Überlegenheit in der Masse, nicht richtig ausspielen. „Es gibt da vielleicht eine Möglichkeit“: sagte dann plötzlich einer der Arbeiter, der sich bisher im Hintergrund gehalten hatte. Ein Mann mit Irokesen und einem ungepflegten Kinnbart. „Achja?“: entfuhr es Tarrior sofort. „Schweig du Narr“: zischte der Alte, doch Tarrior forderte den Mann auf weiterzusprechen. „Ihr seht doch diese dicken Seile hier“: sagte der Dunmer und deutete auf die Taue die im Höhlenboden verankert waren und ein Netz unter der Decke hielten. Erst jetzt fiel ihm diese Konstruktion auf, die der in der vorherigen Kammer glich. „Ja das tue ich. In der großen Kammer nebenan gibt es doch auch so eine Konstruktion“: merkte Tarrior an und der Arbeiter nickte.

„Im Laufe der Zeit ist die Decke in manchen Kammern brüchig geworden. Da haben wir diese Netze gespannt um einen möglichen Steinschlag abzuhalten. Diese Seile halten die Netze oben“: erklärte der Arbeiter die Konstruktion. „Ich verstehe. Wenn wir die Seile kappen, würde das Netz herunter fallen und zwar direkt auf die Söldner. Vorausgesetzt wir schaffen es sie in der Höhlenmitte zu versammeln“: vermutete Tarrior. Der Minenarbeiter nickte. „Das ist Wahnsinn. Man müsste sämtliche Seile auf einmal kappen, ansonsten würden die Kerle doch merken was wir vorhaben und einfach weggehen und außerdem riskieren wir damit, dass uns die ganze Decke auf den Kopf fällt“: wandte der Alte ein, dem der Plan offensichtlich nicht gefiel. „Es scheint mir, als wolltet ihr hier drin sterben. Was glaubt ihr wie lange ihr noch durchhaltet, bis ihr verhungert? Das heißt natürlich, wenn euch die Söldner nicht vorher umbringen. Schließlich wollen sie schon aus reinem Selbstschutz alle Zeugen beseitigen. Außerdem habe ich vier Mitglieder dieser Bande getötet. Was glaubt ihr wird passieren, wenn sie die Leichen finden? Wer wird wohl zuerst dafür bluten müssen? Und ich kann euch versichern, dass ich nicht vorhabe hier drauf zu gehen, nur weil ihr zu feige seid für euer Leben zu kämpfen“: fuhr Tarrior den Alten an und es schien so, als würden sich die Sympathien im Raum zu seinen Gunsten verschieben. Nach dieser kleinen Ansprache schien die Resignation von den meisten Anwesenden regelrecht abzufallen. Er hatte ihnen mit seiner kleinen Ansprache wohl die Augen geöffnet. Sie waren gewiss noch nicht bereit ihr Leben aufzugeben. Der Alte selbst starrte ihn ungläubig an. Dann wurde sein Blick nachdenklich. Und er blickte minutenlang ins Leere. Tarrior derweil wandte seinen Blick nicht einmal von ihm ab. Er war sich in diesem Moment einer Sache sicher: „Wenn ich den Alten überzeuge dann ziehen auch noch die restlichen Zweifler mit.“ Und tatsächlich wandte sich der alte Dunmer nach geraumer Weile an ihn.

„Ihr habt Recht Ratsherr Gildres. Das ist unsere einzige Chance. Ich bin zu alt um hier in dieser Mine einfach zu verrecken. Ich werde euch helfen“: versicherte er. Das bisher nur angedeutete Lächeln auf Tarriors Lippen wurde nun richtig breit. „Und ihr Anderen. Wollt ihr auch für euer Leben kämpfen und diese Mine von diesem verfluchten Gesindel befreien?“: fragte er laut in die Runde, aber achtete darauf nicht zu laut zu sprechen um die Rothwardonen nebenan nicht zu alarmieren. Nur wenige Augenblicke später waren zustimmende halblaute Rufe zu hören. In diesem Moment war er sehr zufrieden mit sich und er hatte schon einen Plan. „Sind die Seile nebenan ebenso verteilt wie hier?“: fragte er dann den Arbeiter, der ihm zuvor schon die Konstruktion erklärt hatte. „Ja das sind sie. Insgesamt sechs Stück und mit genau der gleichen Stärke wie diese hier“: teilte der Mann ihm mit. Tarrior besah sich die Taue genauer. Sie waren tatsächlich ziemlich dick. Am besten waren dann wohl zwei Männer pro Seil. Er überschlug im Kopf schnell die Anzahl und kam damit auf ein Dutzend Leute, die er für das Fallen des Netzes benötigen würde. Doch genau jetzt fiel ihm ein Schwachpunkt in seinen bisherigen Überlegungen auf. „Womit sollen sie die Seile kappen!“: fiel ihm jetzt entsetzt ein. Bei der Dicke wäre das Beste eine Axt. Außerdem würden sie noch für den ersten Teil des Planes Waffen brauchen, zumindest ein Teil von ihnen. Jetzt hatte er sich einen so schönen Plan ausgedacht und jetzt sollte es an der Ausführung scheitern. „Verflucht“: fluchte er halblaut. „Was ist los?“: fragten ein paar der Männer. Tarrior setzte ein verkrampftes Lächeln auf. „Mir fiel gerade ein, das wir weder Waffen haben, denn geschweige etwas um die Seile zu kappen. Oder habt ihr etwa etwas?“: erkundigte er sich. „Nein als die Banditen uns überwältigt hatten, haben sie uns unsere Dolche und Kurzschwerter und Keulen abgenommen. Viel mehr hatten wir auch nicht dabei. Eine schwere Bewaffnung ist in unserem Beruf eigentlich nicht nötig, abgesehen davon das sie uns bei der Arbeit auch nur behindern würde“: berichtete der Alte und er spürte fast überdeutlich, wie die Resignation zurückkehrte. „Hat keiner von euch eine Waffe verstecken können“: fragte er nochmal in irriger Hoffnung nach und erntete nur ein Kopfschütteln. „Das einzige was uns diese verfluchten Barbaren gelassen haben, sind unsere Spitzhacken, aber die taugen wohl kaum als Angriffswaffe. Bis wird die geschwungen haben, haben uns diese Banditen schon dreimal aufgeschlitzt“: merkte einer der Jüngeren wütend an. „Tatsächlich sie haben euch die Spitzhacken gelassen?“: fragte Tarrior ungläubig nochmal nach. „Ja die stecken dahinten in den Fässern. Es war ihnen wohl zu anstrengend, sie hier heraus zu schleppen, aber wie gesagt eine Gefahr stellen die nicht wirklich dar, zumindest nicht für diese Söldner“: bestätigte der junge Mann. „Hah das wollen wir doch einmal sehen. Die Rothwardonen werden sich wundern. Kommt mit ich habe eine Idee“: sagte er und ging zu den Fässern hinüber, in denen die Werkzeuge der Minenarbeiter steckten.

Er zog zwei Spitzhacken heraus. Wie zwei fette Beutestücken hielt er sie in die Höhe und präsentierte sie der Menge und grinste breit. Die Meisten guckten verwirrt und glaubten wohl Tarrior hätte den Verstand verloren. Doch dem war nicht so. „Die Spitzhacken sind vielleicht zu schwer und zu träge um sie als Waffe einsetzen zu können, aber Knüppel sind es nicht. Seht ihr? Der Kopf der Spitzhacke wird mittels der großen Öffnung in der Mitte auf den Stiel geschoben und dort dann mit großen Nägeln fixiert, sodass er nicht herunterfallen oder abrutschen kann. Wenn wir den Nagel entfernen“: Tarrior machte es vor in dem er den Nagel mit seiner Hand erhitzte bis er glühte und ihn dann ganz einfach aus dem Holz zog: „kann man den Kopf abnehmen“: erklärte er und warf das Teil aus schwerem Metall achtlos auf den Boden. Dann ließ er den Stiel mit schnellen Bewegungen ein paar Mal, mit einer und dann mit zwei Händen, durch die Luft zischen. „Und jetzt haben wir einen brauchbaren und leicht zu handhabenden Knüppel. Soweit ich gesehen habe, sind in den Fässern ja auch noch Hämmer. Wenn ihr die Nägel jetzt wieder in das Holz einschlagt, habt ihr sogar eine Nagelkeule und damit eine wirklich ernsthafte Waffe“: präsentierte er. Die Männer waren begeistert. Auf die Idee die Spitzhacken auseinander zu nehmen, waren sie gar nicht gekommen. „Aber die Seile können wir damit immer noch nicht kappen“: protestierte einer der Arbeiter. „Was mich zu der zweiten Spitzhacke bringt“: sagte er dann und legte den Knüppel beiseite. Er drehte sie so, dass man die Spitze sehen konnte. „Diese Seite ist jetzt erst einmal irrelevant“: behauptete er und drehte das Werkzeug um, sodass man den zweiten Teil des Kopfes sehen konnte. Er war wie eine Hacke geformt und gab der Spitzhacke den zweiten Teil ihres Namens. Er fuhr mit dem Finger über die Kante. Sie war stumpf. „Ich denke es ist klar worauf ich hinaus will, oder? Ihr werdet diese Kante schleifen und sie damit wieder scharf machen. Dann lässt sich dieser Teil wie eine Axt benutzen und ihr werdet damit die Seile durchtrennen“: erklärte er und warf jemandem das Abbaugerät zu.

„Da die Seile so dick sind, habe ich mir gedacht, dass jeweils zwei Mann eines der Seile bearbeiten werden. Bei den sechs Seilen macht das dann zwölf Mann. Die restlichen fünf werden sich bewaffnen und mit mir die Söldner in die Höhlenmitte treiben. Zusammen sind wir sechs und von den Rothwardonen dürften, wenn ich richtig gezählt habe, mit Anführer auch nur noch sechs Mann übrig sein. Vielleicht nicht ausgeglichene Kampfchancen, aber Zahlengleichheit und wir müssen sie ja auch nicht besiegen oder ernsthaft bekämpfen. Für unseren Sieg reicht es schon, wenn wir sie in der Höhlenmitte festnageln“: gab er seine Planung bekannt. Allgemein war Zustimmung zu vernehmen, wenn jemand Zweifel hatte, so sprach er sie nicht aus. Er sah dabei zu, wie einige der Spitzhacken zu Knüppeln umfunktioniert wurden. Die Nägel, die sie entfernten, schlugen die meisten wieder in den Knüppel ein und hatten damit ziemlich gefährliche Waffen. Die anderen schleiften die Hacken mit herumliegendem Gestein und erhielten dabei einen guten Axt-Ersatz. Nach ungefähr zwanzig Minuten waren dann alle soweit. „Wir müssen das Überraschungsmoment ausnutzen. Das ist unsere einzige Chance. Wenn wir sie überraschen, werden sie sich noch leicht zurückdrängen lassen und sich nicht gleich allzu formiert wehren. Also ihr fünf mit euren Knüppeln werdet mit mir versuchen soviele der Gegner ins Höhlenzentrum zurückzudrängen wie möglich und ihr anderen begebt euch zu den Seilen. Wenn ihr seht das der Feind versammelt ist, oder zumindest der größte Teil, dann schlagt die Seile durch. Wenn das Netz gefallen ist, müssen wir sie nur noch fesseln. Sollten einige der Söldner sich befreien können oder das Netz nicht alle auf einmal erwischen dann haben wir zumindest ein paar Gegner weniger und damit eine sehr gute Chance“: verdeutlichte Tarrior noch einmal den Plan. „Und was ist, wenn der Plan schief geht und wir sie mit dem Netz nicht erwischen“: fragte ein Dunmer, scheinbar im mittleren Alter, besorgt. „Wenn dieser Fall eintreten sollte, dann heißt es bis zum bitteren Ende kämpfen“: gab Tarrior zu, der hoffte das dieser Fall nicht eintreten würde.

„Wir könnten doch fliehen. In dem Chaos würde bestimmt einigen von uns die Flucht gelingen“: warf nun ein anderer ein. „Ja und die, die es nicht rechtzeitig heraus schaffen, haben Pech gehabt, oder was“: empörte sich ein weiterer. Es entbrannte langsam ein Streit, doch Tarrior der eingreifen wollte, kam nicht mehr dazu. Der Alte erhob überraschenderweise das Wort: „Schweigt ihr Feiglinge. Ihr alle kennt mich. Ich arbeite vermutlich länger in dieser Mine, als manche von euch auf dieser Welt sind. Ich kenne auch jeden Einzelnen von euch, genauso wie ihr euch gegenseitig kennt. Wir sind Kameraden und hier unter Tage auch immer gegenseitig aufeinander angewiesen. Und als Kameraden müssen wir auch zusammenhalten. Entweder fliehen wir alle oder garkeiner. Das heißt, dass wir auch zusammen kämpfen werden, wenn es ernst wird. Und das ist so ein Moment. Jetzt müssen wir zusammen stehen. Serjo Gildres hat bisher sein Leben riskiert, wahrscheinlich um die Mine und nicht um uns zu retten, aber er ist ebenso bereit mit uns gegen die Söldner zu kämpfen. Und da wollen wirklich einige von euch an Flucht denken und daran die Männer, mit denen ihr jahrelang zusammen gearbeitet habt, einfach zurückzulassen? Ihr solltet euch wirklich etwas schämen. Ich sage wir kämpfen gemeinsam und kommen zusammen hier lebend raus oder wir sterben zumindest gemeinsam. Denn ich will zumindest nicht vor meine Ahnen treten um zu sagen, dass ich meine Kameraden im Moment in dem sie mich brauchten, einfach im Stich gelassen habe. Also wer ist dabei und folgt dem Plan von Serjo Gildres?“

Tarrior war überrascht. Der Alte schien seinen Mut wieder gefunden zu haben. Doch als er sah, wie die Männer nach und nach ihre Spitzhacken und Knüppel hoben, wurde aus der Überraschung in seinem Gesicht, Erleichterung und Freude. „Wohlan denn. Zeigen wir diesen Fremdlingen das dies hier unser Land ist“: rief er, zog sein Schwert und stieß die noch entriegelte Tür mit einem kräftigen Stoß auf.