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Mythos
Westspalte, Balmora, Ratshaus / Taverne „Acht Teller“
Tarriors Bericht war längstens zu Ende genau wie die eigentliche Sitzung, dennoch saß er noch in der Ratskammer. Nach seinem Bericht hatte der Wortführer die Sitzung doch noch wieder an sich reißen können und die restlichen Themen im Schnelldurchlauf durchgesprochen. Die Aufmerksamkeit der Ratsmitglieder hatte er jedoch nicht mehr gehabt. Diese waren nur noch halb bei der Sache. Da es nur um banale Dinge wie Handelsvereinbarungen und –beschränkungen gegangen war, war dies auch nicht weiter schlimm. „Aber wie hätten sie sich auch noch darauf konzentrieren sollen“: fand Tarrior, schließlich hatte er zuvor einen erschreckenden Bericht über das zerstörte Kvatch geliefert. Viele der Anwesenden mussten befürchten, das die Städte die unter ihrer Kontrolle standen genauso enden würden. Doch jetzt wo er sich die Gesichter derer anschaute, die ihn weiterhin mit Fragen bombardierten, fiel ihm auf, dass viele Ratsmitglieder nicht persönlich hier waren, sondern ihre Abgesandten. Dann fiel es ihm plötzlich wieder ein. Die Ratsmitglieder waren ja in den Städten und Siedlungen unterwegs um die Bevölkerung zu beruhigen. Das der Rat so aber auf Dauer funktionieren konnte, hielt er für sehr unwahrscheinlich. „Fast Telvanni-Verhältnisse“: fand er. Die eitlen Magier benutzten schließlich ihre Sprecher um miteinander zu kommunizieren und um für sie die Ratsangelegenheiten zu regeln. Der einzige Grund warum dieses System bisher nicht gescheitert war, so Tarriors Meinung, dass die Magier sich sowieso nicht für die Angelegenheiten außerhalb ihrer Gebiete interessierten und daher den Sprechern freie Hand ließen. Wichtige Angelegenheiten besprach man nur im kleinen Rahmen. Seiner Meinung nach waren die Hexenmeister fast eben so gut im Hintergehen und Pläne schmieden, wie sein eigenes Haus. Wo er gerade an das Wort Haus dachte, fiel ihm wieder etwas ein.
„Schluss jetzt. Ich bin sicher die Lage in Morrowind sollte uns mehr interessieren, als jene in Cyrodiil“: brachte er die nervigen Fragensteller zum Schweigen. Er sah jedem einmal kurz in die Augen und richtete das Wort nun seinerseits an den Rat. „Da die Sitzung beendet ist, würde ich gerne eine Frage außerhalb des Protokolls stellen“: begann er, dann fuhr er nach kurzem Schweigen fort: „Nördlich von Caldera gibt es eine gewisse Zahl gut gehender Plantagen. Ich nehme mal an, dass sie einen wichtigen Beitrag zu Balmoras Versorgung mit Nahrungsmitteln leisten. Zu diesen Plantagen zählt auch eine die mir gehört. Wir wären Narren, wenn wir glauben die Redoraner würden die Deadra ewig in Mar Gaan aufhalten. Wenn sie in die Westspalte vorrücken, dürften diese Plantagen zu ihren ersten Opfern gehören. Ich möchte daher konkret die persönliche Frage einbringen, wer bereit wäre die Besitzer und Bewohner der Plantagen in seiner Stadt oder seiner Siedlung aufzunehmen?“ Betretnes Schweigen erfüllte den Raum plötzlich. Die Ratsmitglieder musterten ihn mit verschiedenen Blicken. Niemand schien noch mehr Flüchtlinge bei sich aufnehmen zu wollen. Er konnte sie sogar ein bisschen verstehen. Noch mehr Leute bedeuteten Ärger, vor allem da die Lage alles andere als entspannt war. Ein Volksaufstand war wirklich das letzte, zudem schlugen auch Gesichtspunkte der Nahrungsversorgung zu Buche. „Niemand?“: fragte er in die Runde und wählte einen bewusst anklagenden Tonfall für dieses eine Wort um seinem Ärger Ausdruck zu verleihen. Dann als er schon gar nicht mehr mit einer Reaktion gerechnet hätte, reckte sich ein Arm zaghaft in die Höhe. Zwei Dunmer, nach ihren Wappen scheinbar zwei Abgesandte aus Vivec, traten zur Seite und gaben den Blick auf den Dorfherren der Siedlung Hla Oad frei.
„Besser als nichts“: dachte Tarrior und setzte ein leichtes Lächeln auf. „Ich wäre bereit sie aufzunehmen, aber sie müssten natürlich mit heraus fahren zum Fischen und im Sumpf Kräuter sammeln und natürlich die Hütten instand halten. Da wir nur ein kleines Dorf sind, wird es vermutlich auch nötig, dass sie ein paar neue Hütten bauen“: erklärte sich der Mann bereit. Tarrior hatte gerüchteweise gehört, das dieser Dunmer mit Namen Guran Redtong tief in Geschäfte mit der Cammona Tong verwickelt sei. „Aber immer noch besser als gar nichts“: fand Tarrior. „Die Leute scheuen sicherlich keine harte Arbeit. Ich danke dir für euer Angebot. Da ich bald nach Caldera und dann zu meiner Plantage reisen werde, kann ich die dortigen Plantagen selbst instruieren. Ich möchte hiermit noch sagen, dass wir uns auch andere Versorgungswege offen halten sollten, denn ohne die Westspalte könnten sie Balmora aushungern. Die drohenden Bauernaufstände sollten auch zu denken geben. Ich beantrage hiermit, das alternative Versorgungsmöglichkeiten zum Thema der nächsten Ratssitzung werden“: bedankte er sich zunächst und wandte sich dann wieder an den ganzen Rat. Der Wortführer notierte es geschäftig auf einem Blatt Papier und schloss es in einen Schreibtisch ein.
„Liebe Freunde. Ich bin sehr erschöpft. Und ihr habt sicherlich seit heute Morgen Ratssitzung um Ratssitzung abgehalten. Wir können also gewiss alle eine Pause vertragen“: schlug er vor und er stieß auf Zustimmung. Zusammen verließ die Ratsversammlung dann die Ratskammer und ging die Treppe hinunter. Noch immer standen Bittsteller und dergleichen dort, aber der große Andrang abgenommen. Dafür war ein Haufen, den Tarrior noch wesentlich kleiner in Erinnerung hatte, plötzlich um einiges gewachsen. Nileno kam zu ihnen herüber gerannt und nahm sich jemanden aus ihrer Gruppe zur Seite und führte ihn hinüber zu dem Stapel. „Herr Gildres!“: rief er, als Tarrior fast schon draußen war. Er blieb stehen und wandte sich um und verdrehte dabei sichtlich die Augen. „Was gibt es noch?“: fragte er und gab sich Mühe nicht genervt zu klingen. Der Mann, ein Dunmer, kam zu ihm hinüber. „Ich hätte einen Vorschlag für euch. Mietet euch doch im „Acht Teller“ ein. Ich muss mit euch noch etwas Wichtiges besprechen. Es könnte um die Zukunft von Haus Hlaalu gehen“: sagte er. Tarrior überlegte und nickte dann knapp. „Gut dann treffen wir uns heute Abend im Schankraum“: sagte er und ohne eine Reaktion abzuwarten, war er schon wieder bei Nileno. Tarrior schüttelte den Kopf und ging. „Unverschämtheit“: dachte er, als er über den Platz vor dem Ratshaus ging. Er schlug den Weg direkt in die Innenstadt ein und verließ das obere Viertel über die große Treppe. Bis zum Abend waren es noch gute zwei bis drei Stunden. Die Sonne stand zwar niedrig, aber noch hatte der Sonnenuntergang nicht begonnen. Daher entschied er sich dazu, vorher noch der Buchhändlerin einen Besuch abzustatten. Doch er hatte kein Glück. Der Laden hatte früher geschlossen als sonst. Ein Zettel an der Tür verwies wieder auf den Auftritt im „Acht Teller“ am heutigen Abend. „Acht Teller? Heute Abend“: ging es ihm dabei durch den Kopf. „Da hat er sich ja einen guten Ort für das Treffen ausgesucht“: dachte er dabei zynisch, denn sie würden gewiss keine Ruhe für ein Gespräch finden. Wenn er es recht bedachte, sollte er sich lieber gleich einmieten, womöglich gab es sonst keine Zimmer mehr.
Eine bekannte Spielmannstruppe wie „DEUS Infernum“ zog nun einmal Leute aus der ganzen Region an. Vor allem in diesen Zeiten war Unterhaltung ein seltenes Gut. Da nutzte man jede Möglichkeit, die man kriegen konnte. Tarrior selbst hatte noch nie viel für Musik übrig gehabt. Zwar lauschte auch er ab und an gern den Klängen von Flöten oder Lauten, aber sein musste es nicht. Musik erfüllte seiner Meinung nach keinen tieferen oder produktiven Zweck, sondern diente allein der eigenen Freude daran. Einen Sinn konnte er wirklich nur in der jetzigen Situation erkennen, lenkte der Auftritt doch von den alltäglichen Problemen ab und hielt die Bürger von Gedanken an Aufstände und dergleichen ab. „Womöglich will er mit mir reden, aber gleichzeitig nicht den Auftritt verpassen“: mutmaßte Tarrior über die Beweggründe ein wichtiges Gespräch in die laute Atmosphäre eines solchen Abends zu verlegen. Am liebsten hätte er sich ja in die Südwall-Taverne verzogen. Sie lag am Stadtrand, war meistens nie überfüllt und man schnappte das Ein oder Andere Gerücht auf. Womöglich waren auch Flüchtlinge unter den Gästen und man konnte etwas über die Lage im Innern der Insel erfahren. Auch stiegen oft fahrende Händler im Südwall ab, da ihnen die anderen Herbergen und Tavernen der Stadt zu teuer waren. Sie kamen oft auch aus weit entfernt liegenden Ecken der Insel, zum Beispiel dem Gebiet der Telvanni und wussten auch interessante Dinge zu berichten. Tarrior ging eigentlich nur zum Trinken ins „Südwall“.
Wenn er in Balmora war, logierte er eigentlich immer in der Ratstaverne, aber der Alkohol im Südwall war billig und man kam dort auch an „spezielle“ Sachen heran. Außerdem musste man nicht so penibel darauf achten, wen man im Rausch anblaffte. Die meisten Gäste in der Ratstaverne gehörten der Cammona Tong an und die nahmen Beleidigungen in der Regel sehr persönlich und einem sehr übel. Tarrior hat schlecht Lust eines Morgens bei den Fischen im Odai aufzuwachen, also hatte er sich auf die Südwall-Taverne verlegt. Der allgemeine Umgangston war dort schon rauer. Man nahm einem auch nicht gleich jeden Satz übel und eigentlich konnte er sich ja auch beherrschen. Nur die Cammona Tong waren da sehr empfindlich. „Die kommen ganz nach den Redoranern und sind hypersensibel, wenn es um ihre Ehre geht“: dachte er und verdrehte innerlich die Augen. Schließlich was konnten sie schon erwarten, denn sie waren Banditen, Diebe, Schmuggler und Sklavenhändler. Wie sollte man sie da schon behandeln? Bei diesem Gedanken erreichte er gerade das „Acht Teller“ und trat ein.
Einige Leute schienen sich schon einen Platz gesichert zu haben der Raum war halbvoll und dabei hatte man noch zusätzliche Tische, Stühle und auch Bänke aufgestellt. Die wenigsten aßen etwas, weshalb Tarrior darauf schloss, das die meisten nur wegen dem Auftritt gekommen waren. Sämtliche Tische in der ersten und zweiten Reihe, wenn man das so sehen wollte, waren besetzt. Er ging hinüber zum Wirt hinter seiner Theke. Er füllte gerade einige Humpen mit Bier und ein paar Gläser mit Sujamma oder Matze ab, die beiden Getränke sahen sich recht ähnlich. „Seid gegrüßt ich würde gerne ein Zimmer mieten“: brachte er sein Anliegen vor. Der Wirt gebot ihm mit einer Geste, noch etwas zu warten. Er füllte noch den letzten Becher und stellte sie auf ein Tablett, dann brachte er es zu den Tischen und den unruhig wartenden Kunden. „Ja mein Herr. Es sind noch ein paar Zimmer frei. Seit sich herumgesprochen hat, das eine Spielmannstruppe hier auftritt, da wurden es schnell weniger“: sagte er schon im Zurückkommen. „Wie viel?“: fragte Tarrior knapp. Er hatte ein ungutes Gefühl, das sich umgehend bestätigt. „60 Draken“: verlangte der Wirt ebenso knapp. „60 Draken?!“: stieß der Dunmer hervor. „Scheinbar nimmt jeder die Krise zum Anlass für Wucher“: ließ er verlauten. „Nunja das ist jetzt halt der Preis. In den anderen Herbergen wäre es günstiger gewesen, aber die Zimmer dort sind belegt. Da das Angebot knapp ist und wir hier zudem auch noch die bekannte Spielmannstruppe DEUS Infernum bieten... da ergeben sich halt höhere Preise“: erklärte der Wirt. Tarrior war entsetzt. „Aber wenn die anderen Tavernen bereits belegt sind, hat es auch keinen großen Sinn sich zu verweigern“: überlegte er. Er seufzte und legte das Geld auf den Tisch. „Vielen Dank mein Herr. Ihr werdet es nicht bereuen. Und als kleinen Ausgleich könnt ihr euch einen Tisch aussuchen, an dem ihr während des Auftrittes sitzen wollt“: versprach der Wirt. Tarrior sah sich um. Er nahm einen Tisch irgendwo in der hinteren Mitte von dem man nur einen mäßigen Blick auf die improvisierte Bühne hatte. Er war ja schließlich auch nicht wegen der Musik, sondern wegen einem Geschäftstreffen hier. Zwar guckte der Wirt etwas verwirrt, da es noch wesentlich bessere Tische gab, zuckte dann aber mit den Schultern. „Ihr sollt ihn bekommen. Ich werde ihn freihalten“: sagte er und überreichte ihm den Zimmerschlüssel. „Vergesst nicht das ist die Miete für einen Tag. Wollt ihr länger bleiben, brauche ich nochmals 60 Draken. Das Essen müsst ihr übrigens noch extra bezahlen“: erklärte der Wirt. Tarrior hatte nur desinteressiert genickt und war dann auf sein Zimmer gegangen. „Verfluchtet Wucher!“: hatte er immer wieder vor sich hin genuschelt.
Erst als es draußen richtig dunkel und im Schankraum lauter geworden war, hatte er es wieder verlassen. Er hatte ein kurzes Schläfchen gemacht und in einem Buch gelesen, das er auf dem Zimmer gefunden hatte. Es war ein Band aus dieser sehr erfolgreichen Geschichtsreihe „Ein Tanz im Feuer“ gewesen. Da er die Geschichte schon kannte, hatte er mehr oder minder lustlos darin herum geblättert, sich die Bilder angesehen und ein paar Textstellen gelesen ohne die Wörter richtig zu erfassen. Seine Gedanken eher bei dem Treffen mit dem Ratsherrn, bei dem es nach seiner Aussage um die Zukunft von Haus Hlaalu gehen sollte. Er orderte beim Wirt etwas zu Essen für weitere 10 Draken und setzte sich dann an den reservierten Tisch. Etwa zeitgleich mit seinem Essen kam auch der Dunmer, der mit ihm reden wollte. Er hatte Tarrior anhand der leuchtend roten Haare schon weitem erkannt und sich direkt zu ihm begeben. „Oh wie wunderbar ihr habt noch einen Tisch bekommen. Ich will lieber nicht wissen, wie lange ihr hier hattet warten müssen“: sagte der Mann als er den Tisch gekommen war. „Das war nicht besonders schwierig gewesen. Der Wirt hat mich als Entschädigung für den hohen Zimmerpreis einen Tisch auswählen lassen. Er hat ihn dann frei gehalten“: erklärte er. „Ihr konntet wählen? Und da habt ihr keinen besseren Tisch genommen?“: fragte der Ratsherr erstaunt.
„Ja. Ich bin kein großer Musikliebhaber, noch bin ich Fan dieser... Spielmannstruppe“: gab er zu. „Oh ich wusste nicht... Entschuldigt ich dachte ihr wäret einer. Hier in Balmora sind die Leute wie aus dem Häuschen und selbst der Rat wollte hierher kommen. Die meisten Mitglieder waren richtig unglücklich darüber, dass noch wichtige Dinge zu erledigen waren. Hätte ich das gewusst. Hätte ich das Treffen an einem anderen Ort abgehalten. Ich dachte bloß ihr würdet den Auftritt auf keinen Fall verpassen wollen“: entschuldigte er sich. Tarrior holte tief Luft. „Na das war ja dann wohl nichts“: dachte er, doch sagte: „Ihr habt es ja nur gut gemeint. Danke für eure Aufmerksamkeit.“ Dann setzte er ein gekünsteltes Lächeln auf. „Sie bauen gerade erst ihre Instrumente auf. Ich denke mit etwas Glück ist noch genug Zeit euer Anliegen zu besprechen, bevor es losgeht. Es schien ja ziemlich wichtig zu sein, was ihr mir zusagen habt“: schlug er vor. „Gewiss ist es das. Der Rat nimmt das Thema, meiner Meinung nach, nicht ernst genug. Es geht um Balmoras Versorgungslage. Da ihr das als Gesprächsthema auf der nächsten Ratssitzung angeregt habt, dachte ich, dass ihr mir vielleicht helfen könntet“: leitete der Mann das Gespräch ein. „Ich hatte das Gefühl der Rat würde das Thema durchaus ernst nehmen. Worum geht es genau?“: fragte Tarrior nun nach. „Ihr müsst wissen, dass ich dem Rat eigentlich nicht direkt angehöre. Ich eben nur aus Gründen der Versorgung Balmoras an den Sitzungen teil. Ich bin Junai Gandrahit, Verwalter der Shulk Eiermine. Ihr wisst sicherlich, dass wir einen Gutteil des Bedarfes der Stadt decken, aufgrund der Nähe. Der Kontakt zur Mine ist vor einigen Tagen abgerissen und Boten die ich geschickt habe, sind nicht zurückgekehrt. Ich brauche jemanden der herausfindet was dort los ist. Der Rat nimmt die Gefahr eines Versorgungseinbruchs wegen der Plantagen in der Westspalte nicht ernst genug, als das sie eine bewaffnete Gruppe erübrigen würden, aber wenn, wie ihr sagtet, im Norden die Produktion einbricht, dann ist Balmora ohne Nahrung“: berichtete der Minenverwalter.
„Ich verstehe. Aber was hätte ich davon wenn ich euch helfe. Versteht mich nicht falsch, aber ich bin schließlich nicht der Tempel“: fragte er. „Ich würde eure Tat gegenüber dem Rat natürlich erwähnen. In Balmora währet ihr dann ein Held, sollten uns die Deadra tatsächlich von der Versorgung abschneiden. Und natürlich würde ich mich das auch einige Draken kosten lassen, schließlich steht auch meine Reputation auf Messers Schneide. Wenn ich die Sache mit der Mine nicht selbst gelöst bekomme, wird man mich wohl als Verwalter absetzen und einer der Ratsherren wird wohl der neue Herr der Eiermine. Ihr würdet mir wirklich sehr helfen“: erläuterte Junai Tarriors Vorteile. Er musste zugeben, die Aussichten waren gut. Was sollte er machen? Dem Minenverwalter helfen, oder nicht? Während er noch überlegte begannen DEUS Infernum sich, mit einfachen Melodien, warm zu spielen.
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Mythos
Vvardenfell-Distrikt, Westspalte, Balmora, Herberge „Acht Teller“
Die Klänge die im Hintergrund ertönten, schienen sein Denken anzuregen. Einen Moment nur genoss er, entgegen seiner sonstigen Gewohnheiten, den leichten und unbeschwerten Takt und die Töne, die Sackpfeifen, Lauten und Trommeln verursachten. Schlussendlich hatte er sich dann entschieden. „Ich werde euch helfen“: versprach er. Zum einen hatten ihm die aufgezählten Vorteile zugesagt, zum anderen hatte er natürlich ein gesteigertes Interesse daran, wenn Vvardenfell nicht in die Hände der Deadra fiel. Eine Pauschallösung für die Invasion hatte bisher niemand gefunden. Ebenso wusste niemand wie lange es dauern würde bis, oder ob überhaupt, die Deadra zurückgeschlagen werden konnten. Sie hatten sich als hartnäckig und verheerend erwiesen. Außerdem wusste er aus Cyrodiil, das auf ein geschlossenes Tor bald ein neues folgen konnte. Irgendetwas hatte die Barriere zwischen Nirn und dem Reich des Vergessens durchlässig werden lassen, wenn nicht gar zerstört. Irgendetwas war geschehen und hatte den Deadra Tor und Tür geöffnet. Dauerhafte Tore nach Oblivion waren bisher undenkbar gewesen, doch die Mythische Morgenröte konnte aufgrund der geschwächten Barriere frei agieren und dutzende Tore im ganzen Reich öffnen. Hier zählte nun jede Provinz und jeder Distrikt für sich alleine. Und wohin sollte er gehen, wenn die Deadra alles zerstören würden. Er würde sich zwar nicht im Kampf opfern, das konnten andere erledigen, aber war durchaus bereit seinen Teil zu leisen. Und dazu zählte nun einmal, dass er die Versorgung von Balmora sicherstellte. Was auch immer in der Mine passiert war, er würde sie wieder zum Laufen bringen. „Das ist wirklich großartig. Ich danke euch“: freute sich Junai Gandrahit, der Minenverwalter, wie ein kleines Kind. „Aber könnt ihr mir, nicht noch ein wenig mehr über die Mine erzählen?“: fragte Tarrior, dem die bisherigen Informationen etwas sehr knapp bemessen waren.
„Nein es tut mir Leid. Viel mehr Informationen habe ich auch nicht. Der Kontakt riss vor einer Woche ab und die Boten sind nicht wieder aufgetaucht. Das hatte ich ja bereits erwähnt, aber mehr weis ich auch nicht“: gestand er ein. „Habt ihr eine Vermutung, was dafür verantwortlich sein könnte?“: fragte Tarrior. „Nein nur Spekulationen. Ich habe selbst schon darüber gedacht, doch in Anbetracht der Sachlage könnte es alles Mögliche sein. Von Deadra bis hin zu Banditen halte ich alles für wahrscheinlich“: antwortete der Minenverwalter. „Wenn ich einen konkreten Verdacht gehabt hätte, dann hätte ich den Rat gewiss überzeugen können, aber so...“: fügte er noch an. „Mich verwundert das der Rat die Sache einfach hingenommen hat, obwohl offensichtlich ist, dass etwas nicht stimmt“: wunderte sich Tarrior. „Na ja man vermutete nur einen Höhleneinsturz oder etwas derart banales dahinter und glaubte der Aufseher dort, wollte noch keine Meldung machen um nicht dafür verantwortlich gemacht zu werden. Außerdem wollte man die Truppen auf die Verteidigung der Pässe ins Aschland und zur Verstärkung der redoranischen Garnison in Mar Gaan, sowie natürlich der Vergrößerung der Garnison hier einsetzen. Eine Untersuchung der dortigen Vorkommnisse wäre wohl nur eine unnötige zusätzliche Belastung gewesen“: berichtete er und mehr als einmal konnte man leichten Zorn in der Stimme hören. „Ich verstehe. Der Rat will zwar nicht reagieren, aber wenn etwas schief gehen sollte, seit ihr derjenige, der über die Klinge springen muss“: fasste Tarrior zusammen und sein Gegenüber nickte. Derweil nahmen die Melodien im Hintergrund langsam ein erkennbareres Muster an. „Sie scheinen mit Warmspielen fertig zu sein“: dachte er. „Da wir nicht wissen, weshalb die Boten nicht durchgekommen sind, sollte ich vorsichtig sein“: dachte er nun laut.
„Ja das würde ich auch sagen. Ich habe zwar einen Kundschafter den Fluss absuchen lassen und er hat keine Leichen gefunden, aber das muss ja erstmal nichts heißen. Und was die Mine angeht. Egal wer oder was dahinter steckt, ich möchte, dass die Sache vollständig geklärt wird. Einige Ratsherren sind scharf auf die Mine und das seit mir das Haus die Verwaltung übertragen hat. Ein Vorfall wie dieser und sie haben endlich einen Grund mich abzusägen. Es ist sehr wichtig...“: machte er eindringlich klar. Tarrior hatte derweil begonnen die Melodie mitzusummen, irgendwie begann ihm die Musik zu gefallen. Sie war irgendwie wild, nicht erdrückend schwer, sondern einfach leicht und schnell. Sie ging gut ins Ohr wie er fand. „Keine Sorge, dass wofür ich mich einsetze, wird von mir auch gewissenhaft ausgeführt. Zumal ich ja auch von der Belohnung profitiere und meinen Vorteil aus der Aufklärung ziehe. Also seid unbesorgt, was auch immer da den Ablauf stört, wird restlos beseitigt. So oder so“: schwor er. Einen Moment trat ein nachdenklicher Ausdruck in das Gesicht von Junai. Er schien zu überlegen, was Tarrior mit so oder so gemeint hatte. Doch dieser hatte sich bereits wieder abgewandt und sah zu wie letzte Vorbereitungen getroffen worden, während die Gruppe eine einfache Melodie nach der anderen zum Besten gab. Es waren großteilig die Melodien bekannter dunmerischer Volkslieder und auch einige Waisen der Aschländer. Beides recht trommellastig, aber es gefiel ihm. Es weckte Erinnerungen. Seine Mutter hatte ihm, als Kind, immer diese alten Lieder vorgesungen. Er murmelte den Text mit und sah sich den erstaunten Blicken seines Gesprächspartners gegenüber. Er selbst hatte es gar nicht bemerkt, aber jetzt war es ihm irgendwie peinlich und er rettete sich auf ein schiefes Lächeln.
„Ich dachte ihr hättet keinen Sinn für Musik“: sagte er mit fragendem Tonfall. „Ich wusste ja nicht, dass sie auch derart alte Melodien spielen. Es weckt gute Erinnerungen“: antwortete er. „Na ja sie bringen immer zum Einspielen was Volkstümliches. Wenn es richtig losgeht, dann spielen sie auch eigene Melodien“: erklärte Junai. In diesem Moment fiel ihm auf, dass er sein Essen gar nicht angerührt hatte. Er tippte kurz mit dem Finger auf das Stück Bratfleisch und stellte fest, dass es glücklicherweise noch lauwarm war. „Ich wollte euch schon fragen, ob er es gar nicht mehr essen wolltet. Scheinbar habe ich euch mit meinen Problemen abgelenkt“: stellte der Minenverwalter an dieser Stelle fest. „Ja das scheint mir auch so. Wenn das alles war, dann würde ich mich zumindest für den Abend zurückziehen“: bat Tarrior. Der Verwalter legte den Kopf etwas schief. „Gewiss alles was ich zu der Sache mit der Mine sagen konnte, ist gesagt. Aber ich würde euch empfehlen. Bleibt hier unten und seht euch den Auftritt an. In diesen schlimmen Zeiten können wir alle etwas Aufmunterung vertragen. Aber dann solltet ihr euch mit eurem Essen lieber an den Tresen setzen. Ich habe leider keine Zeit hierfür. Ich muss noch mit einigen anderen Leuten sprechen, die sich um die Rationsausgabe kümmern. Aber genießt ihr doch die Veranstaltung“: sagte er und verabschiedete sich. Das „Warum“, weswegen er sich an den Tresen setzen sollte, ließ er offen. Er sah dem Verwalter nach, wie er das „Acht Teller“ verließ und zuckte mit den Schultern. Eigentlich hatte er sich das ganze nicht ansehen, noch anhören wollen, aber nun war er schon einmal hier und sonst weiter nichts zu tun, als auf den nächsten Tag zu warten. Er schnappte sich seinen Teller und ging hinüber zum Wirt. Dort angekommen, setzte er sich auf einen der hohen Hocker und begann sein Essen herunter zu schlingen. Er war hungriger als er gedacht hatte, aber das war ja auch kein Wunder. Seit den paar Pilzen am Morgen, hatte er nichts Anständiges mehr gegessen gehabt.
Das Fleisch war recht schnell weg. Die gekochten Aschekartoffeln und das beigelegte Gemüse hielten danach nicht viel länger durch. Den Rest Soße tunkte er mit einem Stück Brot auf und spülte mit etwas Wasser aus dem örtlichen Brunnen nach. Der Wirt, der den Teller gleich abräumte, fragte ob er etwas Bier oder Sujamma haben wolle, doch Tarrior lehnte ab. In diesem Moment fiel ihm auf, das es wirklich schon lange her war, das er etwas Alkoholisches getrunken hatte. Er wusste schon gar nicht mehr, wann das letzte Mal gewesen war. „Wahrscheinlich in Cyrodiil“: vermutete er. Er hatte einfach damit aufgehört. Er wusste kaum noch, warum er damals eigentlich damit angefangen hatte exzessiv und viel zu trinken. Doch dann fiel es ihm schmerzlich wieder ein. „Ja es muss damals gewesen sein. Nach dem Delirium, als Fürst Dagoth besiegt wurde und man das Herz zerstörte“: erinnerte er sich. Sein Schädel hatte sich danach wochenlang so angefühlt als würde er explodieren und er hatte sich unglaublich leer gefühlt. Der plötzliche Abzug der Kraft von Lorkhans Herz, hatte ihn schwer mitgenommen, ihn wie vermutlich dutzende andere Träumer auch. Danach hatte er Stimmen gehört, die nach ihm gerufen hatten. Manchmal hatten sie ihn fast in den Wahnsinn getrieben und er hatte sich betäubt. In anderen Momenten hatte er geglaubt Fürst Dagoth zu hören und hatte sich berauscht um in den Traumzustand zurück zu finden, in den sich zu begeben ohne das Herz eigentlich unmöglich oder zumindest unglaublich schwer geworden war. Doch seit Cyrodiil schien er geheilt. Er hatte nichts mehr gehört und nichts mehr getrunken. Aus irgendeinem Grund blitze, in diesem Moment, das Gesicht eines Mannes mit einer goldenen Maske vor seinem Inneren Auge auf. „...Herr? Herr?!“: drang plötzlich an sein Bewusstsein. Er bemerkte, dass er wohl vor sich hin gestarrt haben musst. „Ja, was?“: wandte er sich an den Wirt, der ihn angesprochen hatte. „Oder wollt ihr lieber etwas Wein?“: wiederholte er seine, anscheinend schon einmal gestellte, Frage. „Nein, danke“: lehnte er ab und drehte sich auf dem Hocker um, in Richtung Bühne.
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Mythos
Vvardenfell-Distrikt, Westspalte, Balmora, Herberge „Acht Teller“
Man hatte noch einige Feuerkorbe aufgestellt. Im Schatten einer Säule konnte er jemanden in einer Robe entdecken. Er konnte spüren, wie sich Magie im Raum auflud. Ein Grinsen stahl sich auf seine Lippen. „Wahrscheinlich soll er die Körbe sich plötzlich entzünden lassen“: dachte er. Er musste zugeben, dass dies ein recht beeindruckender Trick war. Plötzlich verstummten die Melodien und ein Dunmer mit nacktem Oberkörper trat aus dem Quintett auf der Bühne hervor. Einige Tätowierungen zierten seine Armee und schlangen sich von den Händen bis zum Hals hinauf. Ansonsten war die Lederhose, die er trug, mit einem Flammenmuster bestickt. Wenn er sich bewegte, dann schien es wirklich so, als ob sie brannte. „Guten Abend BALMORA!“: rief er eine Begrüßung in die Menge. Es brandete kurzer Jubel auf. Tarrior schaute interessiert zu. „Bürger und Bettler, Bauern und Minenarbeiter, Stadtwächter und Händler, Magier und Priester, alle Reisenden und natürlich die hart arbeitenden Ratsherren seid Willkommen. Wir präsentieren den geschätzten Herrschaften voller Stolz die einzigartigen und weltbekannten, zwischen Hier und Dort berühmten, gut aussehenden und stets fähigen Spielleute von DEUS INFERNUM!“: fuhrt er mit der Begrüßung fort und stellte das Quintett vor. „Er hat eine laute Stimme“: stellte Tarrior fest. „Ja das stimmt. Ansonsten könnte er das wohl nicht machen. Obwohl es mit dem Nord noch besser war. Ihn konnte man auch über das lauteste Spielen und den lautesten Jubel hören“: merkte der Wirt an, der immer noch neben ihm stand. „Welcher Nord?“: fragte er nun interessiert. „Ihr müsst wissen, ich kenne die Jungs schon seit sie damit angefangen haben und nur einfache Volkslieder zum Besten gaben, also bevor sie berühmt wurden. Da waren sie noch zu sechst und hatten einen Nord in ihrer Truppe. Den Kerl der da vorn auf der Bühne steht nennen sie die Drachenzunge. Er und der Nord waren die beiden Sänger der Gruppe. Sie wechselten sich oft ab, da es für einen oft zu anstrengend wurde. Als sie dann aber berühmt wurden, hat man ihn heraus geworfen. Das Publikum hier in Morrowind reagierte immer recht verhalten auf den Nordsänger“: erzählte der Wirt, während er einige Becher und Gläser mit seiner Schürze putzte.
Tarrior stellte sich dabei vor, wie das Ganze wohl mit der sonoren schmetternden Stimme eines Nord geklungen hätte. Ihm lief ein Schauer über den Rücken. Seiner Meinung nach hätte das gut gepasst. Aber natürlich war man immer von den Zuschauern abhängig, die nach der Vorstellung Geld auf die Bühne warfen, wenn es ihnen gefallen hatte, oder es unterließen, wenn es ihnen missfallen hatte. Und wenn man in Morrowind keinen Nord auf der Bühne sehen wollte, dann war das halt so. Als der laute Jubel, der auf die Begrüßung gefolgt war verebbte, fuhr der Dunmer, den der Wirt Drachenzunge genannt hatte, fort. „Dieser Abend soll unter dem Zeichen „Spielen und Tanzen gegen Sorgen, Nöte und Verzweiflung“ stehen. Also werden wir unsere wildesten Melodaien zum Besten geben, auf das die Erde erbeben möge und wir den Deadra zeigen, dass dieses Land noch Kraft und Stärke hat! Und ich hoffe ihr werdet uns tatkräftig unterstützen. So dann denn, MÖGE ES BEGINNEN!“: kündigte er an und für einen Moment verdrängten Jubel und Applaus alles andere. Eilig räumten einige der Gäste ihre Tische vor der Bühne weg und einige Artisten sprangen herbei. Sie jonglierten mit Fackeln und andere spuckten Feuer. Da der Schankraum nicht sehr groß war, lief alles auf engem Raum ab, war aber nicht weniger eindrucksvoll. In diesem Moment fand Tarrior es fast schon schmerzlich, das Balmora keine große Arena, wie die in Vivec oder eine Bühne, wie die in Gramfeste, besaß. Im Takt von Trommeln und Sackpfeifen räumte man immer mehr Tische zur Seite. Die Leute standen und jubelten, während die Musik einfach frei und wild vor sich hin spielte. „Deswegen sollte ich mich wohl auch hier her setzen“: dachte Tarrior, als ihm die Worte des Minenverwalters wieder einfielen. Als es dann mit dem Stück zu Ende ging, verklang die Musik. Ohne es wirklich zu wollen, waren seine Füße im Takt mitgewippt. „Geneigte Herrschaften. Ich weis diese Räumlichkeiten bieten unseren sonstigen opulenten nicht genügend Raum. Doch verstehen wir, dass es in einer großartigen Stadt, wie dieser, natürlich kein Raum sein kann für eine Bühne. Die Stadtväter, allesamt gescheit, bauten Häuser für die intelligenten Leut, die sich hier hatten niederlassen wollen. So spielen wir hier, wie auch mancherorts, in kleinen gemütlichen Hallen und bringen die Grundfesten der prächtigen Städte ins Wanken, denn unser Spiel ist für jedermann, DER AUCH DAZU TANZEN KANN!“: verkündete Drachenzunge wieder und das nächste Stück begann.
Und der Mann da vorne hatte durchaus Recht gehabt, fand Tarrior. Er konnte spüren wie die Sorgen von ihm abfielen. Eine Energie schien jeden im Raum zu erfassen. Irgendwie vergaß man alles, man konzentrierte sich nur auf die Musik. Wie im Rausch fieberte er die nächsten drei Stücke mit, ohne auch nur zu bemerken, wie die Zeit verflog. Erst als Drachenzunge eine Pause verkündete, erwachte er wieder. Einige Leute die getanzt hatten, kamen verschwitzt an den Tresen und orderten Alkohol oder Wasser. In der Zwischenzeit hatte man restlos alle Tische, Stühle und Bänke entfernt und an den Rand geräumt. Wildes Geplapper war zu vernehmen. Das einzige Gesprächsthema waren DEUS INFERNUM. Er konnte sehen, wie Drachenzunge einige Münzen von der Bühne aufsammelte und dann, wie der Rest des Quintetts, in einem Nebenraum verschwand. „Noch hat nur ein recht kleiner Teil getanzt“: merkte der Wirt an, scheinbar schien er zu glauben Tarrior, wäre ein Fan. „Dann werden sie wahrscheinlich jetzt die richtig wilden Tanzmelodien im zweiten Teil des Abend schmettern“: vermutete er. „Noch wilder?“: zweifelte er selbst. „Ja. Das was sie bisher gespielt hatten, waren Melodien zu denen sie sonst auch noch singen, die sind noch etwas vielschichtiger und nicht ganz so rasch zu spielen. Sie haben den Text vermutlich weggelassen, weil es heute ja um den Tanz gegen die Krise geht. Jetzt bringen sie vermutlich die reinen Melodien, zu denen nie gesungen wird. Sie sind einfach, schnell, bringen aber das Blut richtig zum Kochen“: versprach der Wirt, welcher die Truppe wirklich gut zu kennen schien. „So kann es kommen. Noch vor ein paar Jahren versoffen sie hier die paar Draken, die sie eingenommen hatten und nun stehen sie wieder auf der Bühne und werden heiß umjubelt“: schwelgte er in Erinnerungen, während er Sujamma, Mazte, Bier und anderes Alkoholisches ausschenkte. „Ja es ist erstaunlich, wie sich manche Leben einfach so wandeln können“: sagte Tarrior leicht abwesend und dachte dabei an sein Eigenes.
„Das Schicksal kann schon seltsame Wege gehen“: dachte er. Er war ein Hlaalu-Ratsherr geworden und wohlhabend, dann hatte er sich dem Kult des Sechsten Hauses angeschlossen und geglaubt, dort seine Erfüllung gefunden zu haben. Dann hatte der Nerevarine alles zerstört. Er war vom Dagoth wieder zum Hlaalu geworden und nun hatte er sogar Bekannte, von denen er manche als Freunde bezeichnen würde, in Cyrodiil. Das Schicksal ging wirklich schon seltsame Wege. Seine Gedanken in dieser Richtung vergingen, als sich auf der Bühne wieder Aktivität regte. „Ich hoffe die werten Herrschaften haben sich gut erholen können. Denn jetzt möchten wir munter fortfahren, unsere Sackpfeifen, Trommeln, Lauten und Schellen erklingen lassen. Und diesmal möchten wir jedermann bitten. Schließt euch uns an. Tanzt, als ob es kein Gestern und Morgen gibt. Lebt den Moment und seiht frei von Sorgen. 1-2-3!“: beendete Drachenzunge die Pause und schon begann ohne Übergang das nächste Stück. Zunächst begann es langsam und leise, fast schon andächtig. Tarrior war, nach der großen Ankündigung des Wirtes, schon etwas enttäuscht, doch erkannte sogleich, das dies verfrüht gewesen war. Ohne Vorwarnung brach die ganze Kraft und Energie aus der Melodie hervor, als die Geschwindigkeit dramatisch anhob und die Musik für einen Moment die ständigen Ovationen der Tanzenden übertönte. „Sehr gelungen. Dieses Stück heißt „Tanz auf dem Roten Berg“. Eine perfekte Einleitung“: sagte der Wirt, als er sich über den Tresen lehnte, doch Tarrior hörte ihm schon gar nicht mehr zu, sondern ließ sich einfach mit den Tönen treiben. Er lehnte sich dabei weit zurück und schloss die Augen. Er sah noch das Lächeln des Wirtes, bevor seine Welt und Dunkelheit und das Schmettern von Trommeln und Sackpfeifen überging. Noch zwei weitere Stücke genoss er so im halben Liegen, doch dann hielt es ihn nicht mehr auf seinem Platz. Das Tanzen hatte er immer verabscheut, aber jetzt war irgendwie alles anders. Wie in Trance taumelte er hinüber zur improvisierten Tanzfläche und mischte sich unter die anderen Gäste. Der Wirt hatte Recht behalten. Fast alle gaben sich inzwischen der Musik hin. Von den Ratsherren bis hin zu den einfachen Bürgern genoss jeder den Augenblick. Und Tarrior war nun mittendrin.
Nach einigen unbeholfenen Anläufen ging er einfach mit dem Takt mit, auch wenn er nicht solche waghalsigen Verrenkungen wagte, wie manch andere, die sich neben ihm regelrecht verbogen. Und erneut verging die Zeit, wie im Fluge und ohne das er sie auch nur wahrnahm. Sie wiederholten noch zweimal „Tanz auf dem Roten Berg“ und brachten noch drei weitere Tänze. Tarrior stand der Schweiß auf der Stirn und seine Kleidung war an manchen Stellen schon durchgeweicht. Er musste zugeben er war erschöpft. Er hatte auch keine Ahnung, wie die das durchhalten, die schon seit den ersten Stücken mitgetanzt hatten. Somit war es eine Mischung aus Erleichterung und Enttäuschung, bei der selbst nicht sagen konnte, was überwog, als Drachenzunge das letzte Stück ankündigte. „Werte Herrschaften ihr wart bisher ein wirklich schönes Publikum, seit recht herzlich bedankt dafür. Ihr seit wahrlich in unseren Melodaien aufgegangen und habt wahrhaftig die Erde erzittern lassen und gewiss die Deadra das fürchten gelehrt. Ich sehe Erschöpfung, den süßen Preis der Ekstase, in euren Augen. Doch nun möchte ich euch bitten, nehmet eure verbliebene Energie und Kraft zusammen und begleitet uns, während des letzten Stückes heute Abend. Manch einer mag es kennen, denn es war eines unserer Glanzstücke und entstand als Allheilmittel, gegen den allzu schweren Kopf. Jetzt wieder hier in Balmora gesungen, nur heute Abend, nur für euch – der „DANCA EKSTATE!““: leitete er ein.
Plötzlich verloschen alle Fackeln im Raum, selbst die der Feuerspucker. Ein Lichtzauber erschien über dem Kopf von Drachenzunge und er stimmte, scheinbar zur Einleitung, einen knappen Singsang des Kaiserlichen Kultes an, der von der Wirkung her gut in die Stimmung passte. Seine Augen hatte er geschlossen, doch als der Singsang den Höhepunkt erreicht, riss er sie auf. Ein Schrei entrang sich seiner Kehle und wie auf ein Signal hin ging alles in einander über. Zunächst entzündeten sich nun die Feuerkörbe mit hohen Stichflammen, sowie die Fackeln der Feuerspucker. Gemeinsam sorgten sie dafür, dass die Spielmänner hinter einer Wand aus Flammen verschwanden. Sorgsam achtete man darauf, dass nichts Feuer fing. Im gleichen Moment setzte dröhnend und fordernd die Musik ein. Eine Melodie, die dank ihrer Geschwindigkeit, sofort wieder zum Tanzen animierte. Plötzlich ebbte eine der Stichflammen ab und Drachenzunge war wieder zu sehen und wurde von unten vom Feuer beleuchtet. Dann begann er zu singen mit einer tiefen, aber geübten und melodischen Stimme:
So höret mir jetzt zu,
höret meiner Stimme Klang.
Verbannt sei nun die Ruh,
durch diesen wilden Sang.
Danca Ekstate,
wilde Weiber und verschlungene Leiber in dieser Nacht.
Danca Ekstate,
tanzt ekstatisch unterm Monde, bis der neue Tag erwacht.
Die Flammen schienen sich zusammen mit dem Klang der Musik zu verbiegen und zu verschmelzen. Sie bäumten sich auf und ebbten ab, flossen in einander oder sandten explosionsartig Feuerstöße aus.
Es gibt so viele Sorgen,
die man in der Seele spürt.
Vertreibt sie und denkt an einen neuen Morgen,
wenn unser Lied euren Geist berührt.
Danca Ekstate,
wilde Weiber und verschlungene Leiber in dieser Nacht.
Danca Ekstate,
tanzt ekstatisch unterm Monde, bis der neue Tag erwacht.
Langsam begannen die Flammen einen eigenen Tanz aufzuführen. An manchen Stellen lösten sich die Funken von den Feuerkörben und bildeten magisch geschaffene Szenen, wie Drachenkämpfe, rauschende Feste und große Schlachten. Und wie von Drachenzunge gefordert, legte jeder vollste Energie in diesen, den letzten Tanz. Tarrior ebenso, wie alle anderen.
Und so streitet nicht über das Für und Wider
und verbannt den Zweifel, der mit eurer Seele ringt.
Biegt lieber eure Glieder
und hört auf den Takt, der in euren Ohren klingt.
Danca Ekstate,
wilde Weiber und verschlungene Leiber in dieser Nacht.
Danca Ekstate,
tanzt ekstatisch unterm Monde, bis der neue Tag erwacht.
TANZT!
Die Flammen wechselten nur wild die Farben und das Lichterspiel zeigte noch einmal alle Facetten, während die Spielmänner die Melodie ohne Gesang nochmals wiederholten. Tarrior war erneut im Rausch gefangen. Wie eine Marionette an Fäden bewegte er sich ekstatisch im Gleichklang und Gleichtakt mit der Musik und den anderen Tanzenden. Dann schmetterte Drachenzunge nochmals mit aller Kraft den Refrain:
Danca Ekstate,
wilde Weiber und verschlungene Leiber in dieser Nacht.
Danca Ekstate,
tanzt ekstatisch unterm Monde, bis der neue Tag erwacht.
TANZT!
Beim Letzten Wort knallte es aus den Feuerkörben und sie erloschen, dafür gingen die Fackeln im Raum wieder an. Überschweifender Jubel und wahrhaft gewaltige Ovationen erfüllten alles. Das Klimpern von dutzenden von Münzen, die man auf die Bühne warf, war zu hören. Dann fiel man sich, noch ganz benebelt, in die Arme.
„Vielen Dank. Ihr ward ein wunderbares Publikum. So danken wir auch für die großzügigen Gaben, wir fühlen uns geehrt durch diesen wahrhaft überschäumenden Applaus. Hiermit verabschieden sich die Spielleute von „DEUS INFERNUM“ und wünschen noch eine gute Nacht, oder besser einen schönen Morgen. Und liebe Leute vergesst nicht die Lektion, die ihr lernen solltet. Eine Krise ist nur so schlimm, wie ihr sie in euren Köpfen Gestalt annehmen lasst. Denkt immer an eins, „vertreibt die Sorgen und denkt an einen neuen Morgen!““: warf die Drachenzunge noch zum Abschied ins Publikum und die Spielleute, ebenfalls sichtlich geschafft, kehrten in das Zimmer ein, welches sie scheinbar bewohnten. Langsam ebbte auch der Rausch in ihm ab und er fühlte eine tiefe Erschöpfung. Er war durchgeschwitzt und vollkommen ausgelaugt. „Na das war doch was“: sagte der Wirt, als Tarrior an ihm vorbei wankte. „Ihr seht geschafft aus. Ruht euch erstmal aus. Über die Zeche können wir ja morgen noch reden. Noch eine geruhsame Nacht“: verabschiedete ihn der Mann noch für etwas Schlaf. Tarrior schlurfte in sein Zimmer, schaffte es gerade noch so abzuschließen und sich auszuziehen und fiel dann wie ein Stein ins Bett. Er verfiel sofort in traumlosen Schlummer.
Geändert von KingPaddy (15.05.2009 um 18:55 Uhr)
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Provinzheld
Solstheim, Moesring-Berge, Isinfier Ebenen, Hügelgrab
Mit dem nächsten Augenaufschlag blickte Thorin in einen abendlich roten Himmel, der bereits vereinzelt von dunklen, grauen Wolken bedeckt wurde. Kalter, eigentlich schon fast eisiger Wind streifte über seine Nase und zerrte an seinem Bart. Seine Glieder waren so müde, wie schon lange nicht mehr und selbst auf der Wanderung hatte er sich noch vergleichsweise frisch gefühlt. Jetzt war er mehr ein Wrack seiner selbst – und dass sogar in doppelter Bedeutung. Körperlich am Ende – und genauso emotional.
Mit einem gequälten Stöhnen und neuerlichen Tränen in den Augen stemmte er sich auf seine Ellbogen hoch. Der Schnee unter ihnen knirschte, als er mit Thorins Gewicht belastet wurde. Einen Augenblick später hörte dieser schwere Schritte auf sich zukommen. Es dauerte nicht lange, bis sich zwei weiße, pelzige Beine in sein Sichtfeld drängten und einen Schritt von ihm entfernt anhielten. Schlussendlich senkte sich der kräftige Körper von Hulfgar herab auf die Knie und wieder knirschte das Weiß, als es zusammengedrückt wurde.
Die rotbraunen Haare des stämmigen Jägers hingen in klebrigen Strähnen in dessen Gesicht und der Bart war halb gefroren. Die hellblauen Augen des älteren Mannes musterten Thorin einen Moment lang eingehend und wurden schlussendlich weich und ebenso traurig, wie dieser sich fühlte. „Alles in Ordnung?“, brummte Hulfgar dann tief und ein wenig nuschelnd, um seine eigenen Gefühle etwas zu verbergen. Ein Mann seiner Art, Größe und Aussehens zeigte allgemein weniger, wie er sich fühlte. Seine Augen verrieten Thorins Freund aber dennoch.
„Könnte schlechter gehen, schätze ich“, erwiderte er dann traurig und grimmig zur selben Zeit. Alles in ihm schrie mittlerweile danach, den verhassten Werwolf endlich zu erledigen und ihren Freund zu rächen. Jede noch so kleine Faser seines Körpers – einfach alles schrie nach Rache und Vergeltung. Die unendliche Trauer über den Verlust trieb diese Gefühle nur noch weiter an. Thorin wusste einfach nicht, ob er schreien, weinen oder einfach nur liegen bleiben sollte. Seine Trauer sagte weinen, sein Hass schreien und seine Müdigkeit das Letzte.
Allerdings zwang er sich dazu, keines der Dinge zu tun und all seine Gefühle aufzuheben – ja, zu konservieren – für den richtigen Moment, wenn er sie auf das richtige Ziel lenken konnte. Hulfgar streckte nun seinen rechten Arm aus und Thorin schlug ein. Ihre Hände umfassten den Unterarm des jeweiligen Gegenübers und der stärkere Jäger zog seinen Freund dann auf die Füße. Leicht schwankend durch die Müdigkeit blieb Thorin dann von alleine stehen.
Gondrim brachte ihm seinen Speer und Rulmgar kniete noch etwas abseits neben einem Haufen von größeren und kleineren Steinen, aus dem ein weiterer Speer mit einem Eisbärenhelm drauf herausragte. Thorin kannte diese Art Grab nur zu gut. Eine Ehre und Schande gleichermaßen. Ehre, weil einen ehrenhaften Tod im Kampf gestorben war und Schande, weil keiner der Vier ihren Freund auf diese Weise hatte verlieren wollen und schon gar nicht so früh. Das Brândil an sich nicht direkt im Kampf gestorben war, spielte dabei keine Rolle, eher der Teil des ehrenhaften Todes war ausschlaggebend, für Thorins gespaltene Meinung. Ein wenig fühlte er auch noch Stolz. Stolz für die Stärke, die ihr Freund bewiesen hatte.
Trotz der Müdigkeit in seinen Gliedern wandte Thorin sich schließlich nach Süden. Irgendwo dort hatte sich der Werwolf und Mörder verkrochen. Irgendwo dort in einem der Gräber wartete er nun, um dieses bösartige Spiel zu beenden. „Ich weiß nicht, wie ihr es seht, aber ich werde heute noch aufbrechen“, gab Thorin dann entschlossen und fest, aber auch schmerzerfüllt in die Runde.
„Keiner von uns, würde dich alleine gehen lassen“, erwiderte Gondrim von irgendwo hinter ihm. Damit war die Frage auch schon geklärt. Müdigkeit und emotionale Probleme hin oder her, es musste früher oder später enden. Früher war besser, da waren sie sich alle einig – auch ohne, dass sie es aussprachen. Ein letztes Mal warf Thorin einen traurigen Blick auf Brândils Grab, dann stapfte er los in den bereits recht dunklen Wald der Isinfier Ebenen und gegen den stärker werdenden Wind ankämpfend.
Bevor sie schließlich zwischen den Bäumen verschwanden, warf Thorin noch einmal einen Blick zum Himmel. Die Wolken, die er am späten Nachmittag gesehen hatte, waren bereits sehr nahe gekommen und zerfetzte Ausläufer der dunklen Decke befanden sich am Himmel über ihnen. Im Westen verschwand die Sonne irgendwo hinter dem Meer und war noch unbehelligt von den Wolken, allerdings hätte es wohl ohnehin nicht mehr lange gedauert, bis diese ihr den Platz streitig gemacht hätten. Im Osten war das dunkle Band bereits weiter nach Norden gezogen und auch ihnen fielen mittlerweile die ersten, leichten Flocken entgegen. Angepeitscht durch den Wind, schnitten sie auch manchmal durch die kalte, raue Haut auf Thorins Gesicht. Dann tauchte die Jägergruppe auch schon ins Dunkel des Waldes ein ließ den roten Himmel und all seine Pracht hinter sich.
Der Schnee hier war teilweise fester und weniger tief, was das Vorankommen erleichterte. Es dauerte auch nicht lange, bis Thorin die ersten Spuren – dieses Mal die Abdrücke von nackten Menschenfüßen – entdeckte. Da die Nacht aber bereits dämmerte, würde es wohl nicht mehr lange brauchen, bis sie wieder zu Wolfsspuren wurden. Auch wenn er wenig Hoffnung hegte, den Gejagten einzuholen, bevor er sich wieder verwandelte, beschleunigte er sein Schritttempo. Seine schweren Füße brachen gelegentlich durch eine leichte Eiskruste auf der Oberfläche des Schnees, aber es tat seiner erhöhten Geschwindigkeit keinen Abbruch. Sein Herz raste wieder, als wenn es mit einem anderen um die Wette pumpte und all seine Sinne waren über das normale Maß hinaus angespannt. Die Müdigkeit wich dem Adrenalin und der Wut, die Thorin innerlich schürte.
Mit dem Einbruch der Nacht waren sie schließlich bereits in Sichtweite des ersten großen Hügels. Auf der Spitze der Erdanhäufen befanden sich einige große Steine – künstlich von Nordhand dort aufgestellt – die es als das kennzeichneten, was es war: ein Hügelgrab. Wenn sich Thorin nicht irrte, war dieses hier das Grab eines gewissen Jolgeirr. Den Nachname des Mannes kannte er allerdings nicht.
Die Spuren führten sie auf der westlichen Seite des Hügels recht nahe am Fjord entlang. Immer wieder konnte er die Wellen gegen das Land rauschen hören und hätte das Weiß des Schnees dieses nicht erhellt, so hätte er das schwarze Nass gar nicht erkennen können. Irgendwie verwunderte es Thorin dann auch nicht im Geringsten, dass die Spuren nicht zu Jolgeirrs Hügelgrab führten, sondern weiter nach Süden, wo sich bereits ein weiterer Hügel mit großen, langen Steinen auf der Spitze aus der Dunkelheit schälte. Es machte auch wesentlich mehr Sinn, nun da ihm wieder in den Sinn kam welches andere Grab sich ebenfalls in diesem Gebiet befand. Nun, an sich war es nicht das Grab, sondern vielmehr das, was an dem Grab dran hing. Es machte Sinn als ein einzelner, schneller Jäger sich in enge Tunnel zu verkriechen, damit der Feind seine größere Zahl nicht nutzen konnte. Eines musste Thorin ihrem Wolf also lassen: intelligent war er. Eine Bestie nichtsdestotrotz, aber intelligent.
Es dauerte nicht besonders lange, bis sie Jolgeirrs letzte Ruhestätte hinter sich ließen und nun näher an das neue Hügelgrab heran kamen. Der Eingang aus den dunklen, glatten Steinplatten wies dieses Mal in ihre Richtung. Thorin verlangsamte seinen Schritt wieder und hob dafür seinen dunklen, ebenhölzernen Speer so, dass er blitzschnell zustechen konnte, wenn etwas zu nahe an ihn heran kam. Die anderen drei Jäger hinter ihm, taten es ihm nach. Hören konnte Thorin das an dem leichten Knirschen von Leder, wenn es zu straff um einen Gegenstand gewickelt wird. Die schweren Schritte seiner Freunde hinter ihm wurden auch wesentlich langsamer und vorsichtiger.
Erst jetzt bemerkte Thorin, dass die Fußabdrücke bereits wieder halb Wolf, halb Mensch waren. Es war also nicht zulange her, dass ihr Gejagter hier entlanggekommen war. Es verwunderte ihn nun absolut nicht mehr, als die Spuren direkt vor dem runden Eingangsstein endeten. Der verzierte Stein, der den Eingang eines jeden Hügelgrabes markierte, war geschlossen. Allerdings konnte Thorin im fahlen Schein der Nacht einige tiefe, parallel verlaufende Furchen erkennen: Kratzspuren. Offen sichtlich hatte der Werwolf erfolgreich den Stein beiseite geschoben und befand sich nun im Inneren des Grabes oder dem direkt angebundenen Höhlensystem.
„Sieht so aus, als würden wir im Dunkeln tappen“, knirschte Gondrim mit den Zähnen, als er neben Thorin anhielt und ebenfalls auf die Kratzspuren im Stein schaute. „Vielleicht sollten wir ihn aushungern“, gab der ebenfalls sehr kräftige Jäger dann grimmig in die Runde.
„Einen Werwolf?“, kam es dann von der tiefen Stimme Hulfgars skeptisch und ein wenig tadelnd. „Damit machst du ihn nur noch so richtig wild. Nein, das ist keine gute Idee, glaube mir. Jetzt oder nie.“ Gondrim schwieg.
„Sehe ich auch so“, mischte sich dann Thorin wieder ein und rammte seinen Speer in den Boden, damit er beide Hände frei hatte. „Helft mir hier mal“, forderte er dann seine Freunde auf, als er mit den Fingen in die leichte Mulde griff, die sich zwischen Torstein und Rahmen bildete. Hulfgar platzierte seine Hände oberhalb von Thorins, Gondrim unterhalb. Rulmgar blieb zurück und hielt den Speer zum Wurf bereit erhoben. „Auf drei.“
„Eins“, begann unvermittelt Hulfgar zu zählen.
„Zwei“, setzte Gondrim fort.
„Drei“, beendete Thorin und die drei Jäger begannen zu ziehen, so sehr sie konnten. Begleitet von leisen, unterdrückten Schreien, die neue Kraft freisetzen sollten. Mit all ihrem Gewicht lehnten sie sich in die Richtung der entgegengesetzten Seite des Eingangs und mit den Füßen drückten sie. Der Schnee gab anfangs nur wenig Halt, aber als sie einmal auf festem, gefrorenem Boden waren, begann sich der runde Stein zu bewegen. Erst nur langsam, dann aber schneller werden und immer begleitet vom tiefen, mahlenden Geräusch wenn Stein über Stein rieb.
Sie schoben den Eingang nicht komplett auf, das wäre unnötig gewesen. Der einen Schritt breite Durchgang, den sie aufgeschoben hatten, reichte aus. Der Wind blies sichtlich durch den Spalt. Die Flocken tanzten umher und verschwanden dann im Dunkel des Grabes. Erstaunlich warme Luft schlug Thorin entgegen, als er seinen Speer aus dem Boden zog und einen Schritt auf das undurchdringliche Schwarz zu machte. „Hat jemand eine Fackel im Gepäck? Sieht nicht so aus, als wenn hier drin noch etwas brennt“, fragte er in die Runde. Keiner antwortete. „Feuersteine zum Anzünden einer der alten Fackeln?“, versuchte er dann noch eine andere Option. Dann viel ihm ein, dass er sowieso selbst immer ein Paar dabei hatte. „Vergesst es, sucht ein paar Fackeln, wenn ihr drin seid.“
Auf keine Antwort wartend und es nun beinahe kaum noch abwarten könnend, ging Thorin als Erster ins Dunkel. Den Speer hatte er nun auf Hüfthöhe und immer bereit zuzustoßen. Werfen ging auf so engem Raum nicht besonders gut. So leise Thorin konnte, stapfte er durch die Finsternis. Als sich seine Augen ein wenig an die Dunkelheit gewöhnt hatten, konnte er zumindest bis zu den Wegbiegungen auf beiden Seiten des Eingangs sehen. Das spärliche Licht, dass vom Eingang her herein kam, machte das möglich. Fackeln entdeckte er jedoch auf den ersten Blick keine.
Vorsichtig schlich er auf eine der Ecken zu. Er hatte einmal gewusst, warum die Hügelgräber alle den gleichen Grundaufbau hatten. Warum in der Mitte des Eingangsbereichs ein großer Block aus Stein – oder mehrere Steine, die einen Block formten – war und somit zwei schmale Gänge links und rechts formte. Dahinter liefen diese Beiden Gänge wieder zusammen, genau dort, wo der eigentliche Eingang in die Grabkammer war. Allerdings hatte er es mittlerweile wieder vergessen und an sich spielte es auch keine Rolle. Nicht jetzt.
Die drei anderen Jäger waren inzwischen ebenfalls im Grab angekommen und Thorin warf einen Blick von der links zum Eingang befindlichen Ecke zurück. Schnee lag bereits in einer kleinen Schneise, wo der Wind ihn hatte hin blasen können und immer mehr Flocken fanden ihren Weg ins Grab. Ein Teil von ihnen schmolz in der wärmeren Luft, bevor er landen konnte, und der Rest wurde allmählich zu Matsch. Die, verglichen mit der Außentemperatur, regelrecht heiße Luft im Inneren, ließ Thorin schwitzen und sein Atem ging bereits jetzt wieder schwer. Und dann war da ja auch noch sein wie wild schlagendes Herz.
„Hulfgar“, hauchte er beinahe, um nicht zu laut zu sein. Der muskulöse Jäger dreht sich in seine Richtung. „Du kommst mit mir, die anderen Beiden nehmen den rechten Gang. Wir treffen uns mit ihnen in der Grabkammer“, erklärte Thorin dann weiter und immer noch sehr leise flüsternd.
Der Mann in Schneewolfsrüstung nickte grimmig, gab die Taktik an Rulmgar und Gondrim weiter und kam dann langsam auf Thorin zu. Dieser wandte sich bereits dem weitaus dunkleren Gang tiefer unter die Erde zu. Wenn er sich richtig anstrengte, konnte er ungefähr fünf Schritte weit sehen, danach verschwand alles in der Finsternis. Dann war Hulfgar bei ihm und sie machten sich nebeneinander auf den Weg. Langsam und nur Schritt für Schritt. Die Vorgehensweise hatte einen ganz bestimmten Grund. Die Gänge waren überall breit genug, um zwei kräftige Nord nebeneinander zuzulassen. Mehr aber auch nicht. Daher waren Gruppen aus zwei Personen besser und wesentlich sicherer, als allein oder größer. Außerdem konnten sie zumindest hier im Hügelgrab sicher gehen, dass ihr Gejagter keinem von ihnen in den Rücken fiel.
Mit jedem Schritt den sie machten, hörte Thorin das scharfe Pfeifen des eindringenden Windes immer lauter. Es jagte ihm unangenehme Schauer über den Rücken und ein wenig übertönte es ihre Schritte und – wie er befürchtete – auch andere, leise Geräusche.
Als sie etwa die Mitte des Ganges erreicht hatten, bemerkte Thorin seinen kleinen Irrtum. Der Eingang in die anschließende Höhle lag nicht auf dieser Seite des Hügelgrabs, sondern auf der von Gondrim und Rulmgar. Er hatte Hulfgar extra zu sich geholt, weil dieser besonders groß und stark war. Nicht zu vergessen dessen Schnelligkeit. Wenn der Werwolf also aus der Dunkelheit des Höhleneinganges zugeschlagen hätte, so wäre ein Erfolg mit Hulfgar an der Seite wesentlich wahrscheinlicher gewesen.
Zu Thorins Erleichterung vernahm er jedoch kein drohendes Knurren von irgendwo aus der Dunkelheit. Stattdessen schlich er noch um eine weitere Biegung und im immer weniger werdenden Lichtschein konnte er sehen, wie auch die andere Zweiergruppe gerade um die andere Ecke bog. Schlussendlich trafen sie in der Mitte, direkt vor dem Durchgang zur Grabkammer aufeinander. „Nichts, nehme ich an?“, fragte Gondrim leise mit einer leichten, umfassenden Bewegung seiner linken Hand. Es war nicht besonders schwer zu verstehen, dass er auf die Fackeln anspielen wollte. Thorin schüttelte den Kopf.
Gondrims Mine wurde nun noch ernster und der Jäger mit dem kurzen Bart und Thorin wandten sich der Grabkammer zu, während Rulmgar und Hulfgar jeweils die Gänge Richtung Ausgang im Auge behielten. Thorin konnte nahezu nichts erkennen und das schneidende Geräusch des Windes war hier hinten irgendwie noch lauter, wie er fand. Das schwache Licht, das durch den Schnee von der Nacht reflektiert und in das Hügelgrab geworfen wurde reichte kaum noch in diesen Teil. Dass die Gänge nicht gerade verliefen sondern scharfe Kurven schlugen, tat dem Ganzen nichts Gutes. Thorins Trauer war für den Moment komplett all seinen Jagdinstinkten und der enormen Anspannung gewichen. Sein Herz raste, als wenn es versuchte aus ihm herauszuspringen. Schweiß rann in Strömen über seine Haut und ließ seine Leinenkleidung, die er unter all seinen Lagen aus Leder und Fell trug, unangenehm an ihm kleben.
Möglichst leise setzte er einen Fuß vor den Anderen und seinen Speer hatte er immer noch stoßbereit auf Hüfthöhe. Gondrim hielt sich ein wenig hinter Thorin, wie dieser am Geräusch der Schritte erkennen konnte. Dann stoppten sie und auch Thorin hielt inne, mehr aus Instinkt und Erfahrung, als bewusst. „Dort vorn, direkt vor dem steinernen Altar, Thorin“, hörte er die Stimme seins Freundes flüstern. Angestrengt schaute er an die genannte Stelle. Oder besser: er versuchte sie erst einmal zu finden. Da alles – Boden, Wände und „Einrichtung“ – aus demselben, schwarzen Stein gemacht war, war es schwierig sie in der Dunkelheit auszumachen.
Schlussendlich machte er noch einen Schritt nach vorn und erkannte dann die Kante des Altars, der nicht ganz zu seiner Hüfte reichte. Thorins Augen wanderten langsam von der Kante nach unten. Alles in seinem Gesicht schmerzte, so angestrengt versuchte er zu sehen, was Gondrim gemeint hatte. Unterbewusst machte er noch einen weiteren Schritt nach vorne und schlussendlich fand er, was sein Freund gemeint hatte. Ein breites Grinsen stahl sich auf seine Lippen und den letzten Schritt machte Thorin nun ganz schnell, dann kniete er sich auf den harten Steinboden.
Seinen Speer legte er nun ebenfalls ab, da Gondrim dicht neben ihm stand. Thorins Hände tasteten am Boden entlang, weil er die zwei Gegenstände wieder aus den Augen verloren hatte. Es dauerte einige Augenblicke, dann bekam er eine der beiden Fackeln zu fassen. Genau in diesem Moment vernahmen sie alle, das tiefe, schleifende Geräusch vom Eingang, als der runde Stein diesen wieder verschloss. Thorin blieb beinahe das Herz stehen, als jedwedes, noch verbliebenes Licht um sie herum verschwand und erst jetzt bemerkte er, wie hell sie es eigentlich gehabt hatten. Nun konnte er nicht einmal seine eigene Hand vor Augen sehen. Mit dem Abschneiden des Windes, wurde es dann auch wieder totenstill um sie herum.
Rulmgar und Hulfgar schienen gerade wieder näher zu kommen. Zumindest ließen das die langsamen, ein wenig stolpernden Schritte vermuten. „Thorin, mach‘ die verdammte Fackel an“, flüsterte Gondrim ernst vor ihm. Irgendwo in der Dunkelheit fielen zwei kleine Steine zu Boden und das Klacken schallte gänsehauterregend durch die Gänge.
„Schon dabei“, entgegnete Thorin angespannt und seine Sinne waren bis auf Anschlag getrimmt. Mit den groben, pelzigen Händen fummelte er ein wenig unter seinem Schneebärenharnich herum, um an seine kleinen Lederbeutel zu kommen. Es dauerte einige Momente bis er seine Feuersteine gefunden hatte. Schlussendlich schlug er sie dann aber gegeneinander. Das Klacken der Aufschläge hallte weit und unangenehm laut durch die Dunkelheit um sie herum. Jedes Mal, wenn die Steine aufeinander trafen, zuckte Thorin zusammen und horchte auf. Wenn er nichts weiter hörte, schlug er erneut die Feueranzünder zusammen, nur um die Prozedur erneut zu durchlaufen. Manchmal glaubte er auch tropfendes Wasser zu hören, aber es war leise und die Abstände groß. Die Echos machten es obendrein auch noch unmöglich zu sagen, von wo es kam.
Am Ende stoben einige Funken durch die Dunkelheit und mit dem achten Versuch – er hatte unterbewusst mitgezählt – trafen diese schließlich auch die Fackel. Innerhalb von einem Augenblick zum Nächsten fing diese Feuer und ein warmer, flackernder Lichtkreis umgab sie. Erleichtert schaute Thorin zu Gondrim auf, nur um im Augenwinkel etwas Glitzerndes zu sehen. Im gefror förmlich das Blut in den Adern.
Sein Herz setzte aus, schlug dann wie wild weiter, setzte wieder aus und schlug dann weiter. Das Ganze wiederholte sich ständig und sein Kopf wurde leicht schummrig. Wie in Zeitlupe drehte Thorin diesen nach links und starrte am Ende auf eine schwarze, feucht glitzernde Wolfsnase. Dann zogen sich die Lefzen zurück und entblößten lange Fangzähne von denen zähflüssiger Speichel troff. Alles begleitet von einem tiefen, bedrohlichen Knurren und nur eine Hand breit von seinem Gesicht entfernt …
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Mythos
Vvardenfell-Distrikt, Westspalte, Balmora, Herberge „Acht Teller“
Eine ereignislose Nacht und ein schöner friedlicher Morgen waren auf den großen Auftritt von DEUS Infernum gefolgt, den er mit verfolgt hatte. Er war sehr früh aufgestanden. Die Sonne war noch nicht richtig aufgegangen und er hatte einen üblen Muskelkater gehabt. Dass er sich am vergangenen Abend gegen seine Gewohnheit auf die Tanzfläche gewagt hatte, hatte ihren Preis gefordert. Höllische Schmerzen hatten ihn begleitet, als er sich mühsam aus dem Bett gewuchtet und sich angezogen hatte. Seine Beine waren so schwer, als hätte man sie aus Stahl gegossen. Jeder etwas größere Schritt und jedes bisschen körperliche Anstrengung wurden umgehend mit entsprechenden Schmerzen geahndet. In diesem Moment war ihm der Gedanke gekommen einen Schnaps oder zwei, als Einstieg in den Tag, zu trinken. Gewiss hätte der Alkohol den Schmerz gemildert oder ganz betäubt, aber entschied sich dagegen. Denn irgendwie war es auch schön seinen Körper wieder richtig zu spüren, auch wenn es gewiss schönere Gefühle als dieses gab. Er zog die Schnalle seines Gürtels fest und verließ die Kammer. Aus dem Schankraum hörte er bereits geschäftiges Treiben. Das Klappern von Geschirr wies daraufhin, das der Wirt schon emsig damit beschäftigt war, das Frühstück aufzutragen. Er hantierte, wie Tarrior erkennen konnte, an der Kochstelle mit zwei großen Töpfen herum und goss aus dem Einen Wasser ab und füllte es in dem Anderen nach. Aus dem nun leeren Gefäß entnahm er dampfende Kwama-Eier. In den Topf, den er nun wieder auf das Feuer stellte, füllte er nun einen ganzen Korb, noch roher Eier. Die fertig Gekochten schnitt er in der Hälfte durch und legte sie auf große Teller. Dann brachte er das Essen zu den Tischen.
Im Moment standen nur sehr wenige von ihnen. Für den Auftritt hatte man sie beiseite geräumt, aber nicht wieder hingestellt. Gerade zwei Tische und die dazugehörigen vier Bänke hatte man wieder in der Mitte des Raumes platziert. Der Mann stellte das Essen ab und huschte zurück in die Küche und kam mit zwei weiteren Tellern, gefüllt mit Schinken, Käse und frischem Gemüse, zurück. Erst als Tarrior sich etwas weiter in den Raum bewegte, er hatte sich bisher etwas am Rand gehalten und beobachtet, konnte er erkennen, wer da so eifrig bedient wurde. Die Spielleute von DEUS INFERNUM und der Rest ihrer Truppe saßen dort. Er konnte die Feuerspucker erkennen, die Akrobaten und den Magier, der für die kunstvollen Feuerspielereien verantwortlich gewesen war. Tarrior war gestern schon davon beeindruckt gewesen, wie gut der Mann das Feuer kontrollieren konnte. Man musste sich wirklich auf Magie verstehen um die Flammen in derartige Formen bringen zu können. Demonstrativ gähnend ging er auf sie zu. Sofort ruhten alle Blicke auf ihm, als er plötzlich auftauchte und sich einfach neben den Spielleuten an einem Tisch niederließ. Teils neugierig, teils verwirrt musterten sie den Dunmer, der sich an ihren Tisch gesetzt hatte. Er konnte an ihren Blicken erkennen, dass sie sich fragten, ob sie ihn kannten. „Guten Morgen“: sagte er frei heraus. „Herr Wirt bringt mir bitte auch ein solches Frühstück“: bat er dann im gleichen Atemzug. Der Wirt starrte ihn nun auch an, als hätte er etwas Unmögliches verlangt, aber als einer der Spielmänner einen Wink gab, entfernte sich der Schankmeister. Dann merkte er wie sich jemand zu ihm herüber lehnte. „Kennen wir uns“: fragte eine vertraute Stimme. Der Dunmer musste grinsen, denn er hatte sie während des Auftrittes zur Genüge gehört. „Nicht persönlich, aber ich habe euren Auftritt gestern gesehen“: antwortete er der Drachenzunge. „Nun da seid ihr ja verdammt früh wach. Ich glaube die meisten anderen, werden wohl erst heute zur Mittagssonne aufwachen“: sagte der Spielmann. Tarrior zuckte mit den Schultern. „Wenn ich ehrlich bin, habe ich auch nicht jeden der Tänze mitgemacht“: merkt er an.
„Ah das wird es wohl sein und ich war schon kurz daran zu glauben, das wir es nicht mehr bringen“: erkannte der Mann und begann ein tiefes melodisches Lachen in das die anderen Mitglieder der Gruppe einfielen. „Aber sagt wie hat euch unser Auftritt gefallen?“: fragte ein anderer Spielmann, der ihn wohlwollend, nein... lüstern(?), anschaute. Tarrior schluckte und lächelte schief und überging den begehrenden Ausdruck einfach. „Ein wirklich hervorragender Auftritt. Vor allem den Schluss fand ich besonders beeindruckend. Dieses Spiel mit dem Feuer und das herrliche Stück. Ich bin nicht wirklich ein großer Verehrer der Musik, aber ich muss sagen, dies hat mich schwer beeindruckt“: gab er wahrheitsgemäß zu Protokoll und einige Spielleute lächelten geschmeichelt. „Das freut uns, aber wer seid ihr denn nun?“: fragte die Drachenzunge wieder. „Das ist Tarrior Gildres. Er ist einer der Ratsherren“: erklärte der Wirt, welcher mit einem Teller für ihn wieder gekommen war. Tarrior drückte ihm ein paar Draken für das Essen und die Übernachtung in die Hand und wandte sich dann seinem Teller zu. Interessiert beobachten die Anderen, wie der Dunmer sein Essen schnell herunter schlang. „Ihr habt einen gesunden Appetit Herr Ratsherr“: bemerkte ein anderer der Spielmänner und wieder kam großes Gelächter auf. „Nunja ich bin erst vor wenigen Tagen wieder hier in Morrowind angekommen. Die Verpflegung während der mehrwöchigen Rückreise war mehr als spartanisch. Da bin ich richtig froh, wieder anständiges Essen zu bekommen. Also verzeiht daher meine schlechten Manieren“: entschuldigte er sich. Wieder lachte der Sänger der Gruppe. „Ach das macht doch nichts. Ihr solltet mal unsere Manieren sehen. Anscheinend halten wir uns wohl zurück, weil ihr mit am Tisch sitzt. Wir waren nur etwas überrascht, weil ihr euch nicht so verhaltet wie es diese piekfeinen Ratsherren sonst tun“: erklärte er und lachte nochmals und wieder stimmte die Truppe ein. Nur der Magier blieb reserviert und schmunzelte nur leicht.
„Es kommt aber auch selten genug vor, das sich einfach jemand zu uns setzt. Irgendwie scheinen wir unseren Anhängern unnahbar, dabei haben wir auch mal klein angefangen. Nicht wahr?“: fragte er schlussendlich den Wirt, der dann zustimmend nickte. „Damals zahlte ich euch noch 15 Draken pro Kopf wenn ihr einen Abend lang irgendetwas gespielt habt um die Gäste zu unterhalten. Und dann habt ihr das Geld danach gleich wieder versoffen. Außerdem haben einige bei mir auch noch gedienert, damit sie umsonst hier wohnen konnten. Das waren noch Zeiten“: schwelgte der Mann in Erinnerungen und stellte nebenbei einen Tonkrug mit Wasser und einige Becher auf den Tisch. „Ja eine bewegte Zeit“: stimmte Drachenzunge zu und nahm einen großen Schluck aus einer Flasche, die schon zuvor auf dem Tisch stand. Tarrior roch sofort starken Schnaps. Derweil hatte er es geschafft seinen Teller zu leeren, während sich die Spielleute noch mit Schinken und Brot beschäftigten. „Ihr seid dann wohl keiner unserer Anhänger“: sprach ihn nun der Magier vom anderen Tisch aus an. „Nein. Ich hatte zwar schon von euch gehört, aber gestern war das erste Mal, das ich euch gesehen bzw. gehört habe“: gab der Dunmer zu. „Na dann stell ich euch mal die Jungs vor“: versprach Drachenzunge und begann mit sich selbst. Dann ging er mit dem Finger im Uhrzeigersinn die anderen vier Spielleute ab. „Alergon der Büßerprinz, Juran der Narrenfürst, Galion der Donnergott und Freyan der Zweigesichtige“: stellte er sie vor. Der letzte war jener, der Tarrior diese seltsamen Blicke zu geworfen hatte. Dann begann Drachenzunge die Namen der Feuerspucken und Artisten zu nennen, doch Tarrior ignorierte sie. Nur einen Namen, nämlich den des Magiers, behielt er im Hinterkopf. „Und dies ist Meister Gaius Fyrius, der uns diese Feuerspiele ermöglicht, wie ihr sie gestern gesehen habt. Aber wir nennen ihn unsere „Lunte“. Dabei weiß ich nicht einmal mehr, wie wir damals darauf gekommen sind“: erzählte Drachenzunge über den Magier. Dieser verfolgte seine Vorstellung scheinbar mit größter Aufmerksamkeit und lehnte sich dann entspannt zurück. Scheinbar war er zufrieden mit dieser Darstellung seiner selbst.
„Wohin wird euch denn euer Weg als nächstes führen?“: fragte Tarrior mehr um das kurzzeitig aufgekommene Schweigen zu brechen, als aus wirklichem Interesse. „Nunja wir werden nach dem Frühstück zusammen packen und aufbrechen. Es geht nach Norden, nach Gnisis. Unter den dortigen Leuten sind viele Flüchtlinge, die es aus Ald’ruhn herausgeschafft hatten, als die Deadra es überrannten. Sie haben alles verloren und wir wollen natürlich die Stimmung etwas heben. In solchen Zeiten ist Unterhaltung das Einzige was manche gerade davon abhält zu verzweifeln“: berichtete ihm Drachenzunge von den künftigen Reiseplänen der Truppe. „Und der Rat der Redoraner hat uns ne Menge Gold dafür geboten“: fügte der Büßerprinz noch an und lachte. Man konnte sofort erkennen, dass der Mann schon stark angetrunken war. Drachenzunge lächelte schief. „Ja natürlich. Das auch“: sagte er hastig. „Und wohin wird euch euer Weg führen? Ich hoffe doch ihr werdet in Gnisis auch wieder dabei sein?“: fragte Freyan und zwinkerte ihm zu. Tarrior schluckte. Ihm gefiel das überhaupt nicht. Er schüttelte sich unmerklich, bevor er antwortete: „Wahrscheinlich nicht. Wichtige Ratsangelegenheiten führen mich leider nach Süden. Ein anderer Zeitpunkt wird sich aber bestimmt ergeben.“ Nach diesen Worten warf er einen flüchtigen Blick zum Fenster, der dann aber dort hängen blieb. Die Sonne hatte sich längstens über den Horizont geschoben und erhellte die Stadt in ihrem sanften morgendlichen Schein. Er erkannte, dass er sich verquatscht hatte. Er wollte schon längst unterwegs zur Mine sein. „Verflucht. Ich habe ganz die Zeit vergessen. Ich wollte schon längst unterwegs sein“: sagte er eilig, schnappte sich den Teller und brachte ihn vor zum Tresen, kehrte aber nochmals an den Tisch zurück. „Es tut mir leid, aber ich muss mich jetzt empfehlen. Wichtige Angelegenheiten erwarten meine Aufmerksamkeit“: verabschiedete sich. „Also doch ein typischer Ratsherr. Wohlan denn passt auf euch auf, dann sehen wir uns vielleicht auch einmal wieder“: rief er ihm nach und lachte. Tarrior hob zum Abschied die Hand und eilte nach draußen.
Vor der Tür wandte er sich nach Rechts. Zum Glück lag das „Acht Teller“ in der Nähe des Stalles. Sein Gepäck hatte er gestern einfach bei Fryrr zurückgelassen um sich nicht unnötig zu belasten. Doch jetzt braucht er es wieder. Vor allem ohne seine Chitin-Rüstung wollte er nicht los. Schließlich wer wusste schon, was ihn in der Mine erwarten würde. In diesem Zusammenhang erinnerte er sich auch noch daran, dass er seine Knochenrüstung zur Reparatur geben lassen wollte. Viel war zwar nicht mehr davon übrig, aber womöglich konnte man eine neue Rüstung mit den verliebenden alten Teilstücken herstellen. Entfernte man den Ruß war es gewiss möglich. Aber trotz allem würde man viel ersetzen müssen, aber sein „Ausbruch“ damals in Oblivion hatte sie auch ordentlich zersprengt. Während er überlegte ob dem Schmied die Rüstung gleich bringen sollte oder nicht, erreichte er den Stall. Fryrr war ganz aufgeregt, als Tarrior ihn losband. Der Dunmer streichelte dem Tier würde über die breite Schnauze, was der Guar mit seinem typischen Brummlaut quittierte. „Ich freu mich auch dich zu sehen“: sagte er ihm. Seinem Gepäck entnahm er die leichte Rüstung aus Chitin. Sie war leicht und beweglich, aber durchaus auch sehr stabil. Er legte sie an und dann zurrte er den Sattel fest und schwang sich auf. Ein kurzer nicht kräftiger Stoß in die Flanken und Fryrr setzte sich in Bewegung. Das treue Tier tat alles für ihn. Er konnte wirklich nicht nachvollziehen warum der Mann in Ebenherz ihn verkauft hatte. „Wo findet man denn noch diese bedingungslose Treue“: dachte er und entschied sich dafür, den Guar nie zu verlieren. Als er durch die Straßen ritt, schauten die Passanten zu ihm auf. Das knapp über Schulter lange, rote Haar wehte dabei. Abrupt stoppte der Ritt, als er sein Reittier vor „Meldors Schmiedewerkstatt“ zum Stehen brachte.
Er stieg ab und kramte aus dem zusammengeschnürten Haufen, auf Fryrrs Rücken, das Bündel mit den Rüstungsteilen seiner Knochenrüstung hervor. Schnell ging er hinein und erklärte dem Schmied seinen Wunsch. Der Mann staunte nicht schlecht, als er die traurigen Überreste der einst prächtigen Rüstung in Augenschein nahm. Als Tarrior jedoch sagte, dass die Bezahlung keine Rolle spiele, war der Mann gleich Feuer und Flamme. „Ich werde sehen was ich tun kann. Am besten kommen sie in ein paar Tagen wieder“: verabschiedete er den Dunmer, der sich schnell wieder auf den Weg machte. Er hatte es eilig. Diese Sache mit der Mine wollte er so schnell wie möglich hinter sich bringen. Eine Hungersnot und Balmora würde garantiert in Aufständen versinken. Da war er sich ziemlich sicher. Er stieg wieder auf den Guar und schon ging es los. Man war gerade dabei auch den südlichen Torbogen von Balmora mit einem Tor zu versehen. Sie gingen wirklich davon aus, dass die Deadra die Stadt belagern würden. Er fand es sinnvoll das man für den Fall des Falles vorplante, aber zur Zeit hielt die redoranische Garnison in Mar Gaan noch dem Angriff der deadrischen Hauptstreitmacht stand und Obliviontore hatten sich auch nur im Landesinneren geöffnet. Balmora war damit sogar noch sicherer, als viele andere Orte. Die Deadra gingen hier anders als in Cyrodiil vor. Wie er in Ebenherz erfahren hatte, gab es nicht einzelne Angriffe, sondern eine große Streitmacht und kleinere. Letztere sollten Chaos verbreiten und das Land verwüsten, währenddessen erstere die großen Widerstandspunkte also Städte und Festungen belagerten und zerstörten. Geisterpforte und Ald’rhun waren gefallen und Mar Gaan würde wohl das nächste Opfer werden. Danach stand ihnen die Westspalte weit offen. Bis zur Küste könnten sie zerstören und vernichten und niemand würde sie aufhalten können. Auf freiem Feld würden sie die Deadra nie bezwingen können. Zwar hatte er auch noch keine Idee, wie sie die Invasoren besiegen könnten, aber bis dahin wäre Verteidigung schon eine gute Idee. Und dazu zählte auch das die Städte gut versorgt waren, vor allem für den Fall einer Belagerung. Und deshalb war er ja auch auf dem Weg um herauszufinden warum es schon lange keine neuen Lieferungen aus der Shulk Eiermine gegeben hatte. Fryrr hatte vor einigen Minuten mit seinem Reiter das Balmorer Stadttor passiert und hielt sich nun nah am Ufer des Odai, des großen Flusses, der durch Balmora floss und im Süden ins Meer mündete.
Sie würden seinem Verlauf nach Süden folgen. Auf halbem Weg zum Odai-Plateau mussten sie dann nach Westen abschwenken. Am Fuß der Bergkette, die die Westspalte von der Bitterküste trennte, würde sich dann der Eingang der Eiermine befinden. Tarrior kannte die Strecke nur zu gut. Lange Jahre war er der Herr des Plateaus gewesen. Das war vor seiner Zeit im Haus Dagoth gewesen. Nach seinem „Verschwinden“ hatte man die Besitzungen an einen anderen Ratsherren übertragen, was ihn nach seiner Rückkehr vom Roten Berg auch dazu veranlasst hatte sich Land bei Caldera zu kaufen und eine Plantage zu betreiben, da sich ein anderer fauler Hlaalu-Fürst in der Ansiedlung über dem Fluss breit gemacht hatte. Der Dunmer schäumte immer noch vor Wut, wenn er bloß daran dachte. Dann wiederum klang es schnell wieder ab, als er sich ins Gedächtnis rief, das das Leben auf der Plantage ebenfalls sehr angenehm gewesen war. Er hatte sich dennoch fest vorgenommen, seinen alten Besitz zurückzufordern. Aber im Moment war wohl nicht der geeignete Zeitpunkt um Besitzansprüche geltend zu machen, schließlich musste er erst einmal seinen restlichen Besitz vorsorglich vor den dämonischen Horden aus dem Reich des Vergessens in Sicherheit bringen, nachdem er in seiner Pflicht als Ratsherr, die Versorgungslage der Ratsstadt Balmora geklärt hat. Als er bei diesen Gedanken mehr zufällig, als wirklich bewusst, in den strömenden Fluss schaute, machte er eine grauenvolle Entdeckung. Ein faulender Kadaver eines Dunmers, hatte sich zwischen einigen Felsen verkeilt. Man konnte sofort erkennen, dass der Mann an einer überaus großen Stichwunde in der Brust gestorben war. Sofort stieg Tarrior ab und näherte sich vorsichtig, um auf dem rutschigen Steinufer nicht den Halt zu verlieren, dem Leichnam.
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Abenteurer
Morrowind, Haus Dres, Umland von Tränenstadt
Diese verdammten Felder blitze es ihm durch den Kopf. Seine Füße blieben immer wieder in dem durch Regen aufgeweichten und daher schlammigen Bogen stecken, um kurz danach wieder herausgerissen zu werden. Für Zuschauer musste diese Szenerie etwas komisches an sich haben ... der sich abstrampelnde und nur mäßig vorwärts kommende Mann und die wütende Meute dahinter. Zum lachen war dem Bretonen aber nicht wirklich zumute. Wenn einer dieser Bauern einen Bogen mit sich trug und der Besitzer dazu ein guter Schütze war, konnte es um ihn geschehen sein. Es reichte im Grunde schon aus, wenn sie ihn einholten. Er traute diesen rotäugigen Elfen zu, dass sie ihn hier auf den Reisfeldern totschlugen und gegen die Anzahl an Verfolgern war ein Kampf aussichtslos. Also wurde weitergerannt.
Romulus sollte Glück haben. Er überlebte die Felder und erreichte einen kleinen Wald. Die Bauern gaben ihre Verfolgung auf. Erschöpft warf er sich auf den Boden, schloss die Augen und nahm nur noch das Rauschen des Blutes im Ohr, den Herzschlag, sein eigenes Keuchen war.
Als er die Augen wieder öffnete, sollte er eine böse Überraschung erleben. Auf ihn war ein schön gearbeitetes Schwert gerichtet. Der Mann der ihn bedrohte, fragte nach „was er hier zu suchen hätte?“ Der Unterton war freundlich, während das Gesicht des Dunmers sich in einem unschönen Lächeln verzerrte. Das ungerüstete Gegenüber machte einen durchaus wohlhabende Eindruck. Dafür sprach auch das Langschwert. Auf die Frage gab er keine Antwort. Was sollte er auch sagen ...
Inzwischen waren zwei weitere Dunmer dazu gekommen. Sie schienen zusammen zu gehören und waren mit allerlei Waffen ausgerüstet. Alle drei starrten nun auf den liegenden Fremden. Die Neuankömmlinge eher kalt und ausdruckslos, während der Erstere immer noch grinste und das Wort wieder an den Menschen richtete: „ Ihr solltet euch über die hiesigen Gesetze hier erkündigen, ihr steht vor einem Adeligen und dies ist mein Wald!“ Romulus bat unterwürfig um Verzeihung, beteuerte seine Unwissenheit und schien dabei nicht unbedingt auf wohlgefallen zu stoßen. Man ließ ihn aufstehen und der Redelsführer nickte ihm zu. Eine galante Verbeugung später, hatte er sich schon mit schnellen Schritten entfernt. Die scharfen Blicke in seinem Rücken, sollte er noch einige Zeit spüren.
Romulus marschierte langsam den Waldrand entlang. Auf den Feldern wo er vorhin noch um sein Leben gebangt hatte, war niemand zu sehen. Eigentlich ungewöhnlich.
Lange dachte er über die letzten Erlebnisse nach und sie trübten etwas seine Laune. Im Grunde lauter Erniedrigungen. Erst dieses Dorf mit den wütenden Bauern die ohne Grund auf ihn zugestürmt waren und danach dies. Das Wälder und Landstücke irgendwelchen Adeligen gehörten, die dort jagten oder sonst was trieben, kannte er natürlich aus Hochfels. Wenn nicht dort wo sonst? In Hochfels wurde er aber noch nie von einer wütenden Bauernschaft verfolgt, auch wenn es wohl vorkam. Vielleicht konnte man herausfinden, was die Elfen an seiner Erscheinung so erregend fanden ...
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Provinzheld
Solstheim, Hügelgrab, Höhlensystem
Wieder troff ein Tropfen des Werwolfspeichels von einem der fast fingerlangen Fangzähne. Wie in Zeitlupe fiel er zu Boden zerbarst mit einem leisen Klatschen auf dem dunklen Steinboden. Danach ging alles ganz schnell. Vollkommen ohne, dass er Einfluss darauf nahm, zuckte Thorins rechte Hand zum Stiel der Fackel, griff zu und riss den Eisenkäfig am brennenden Fackelkopf hoch. Er zielte auf die Schnauze. Gleichzeitig öffneten sich die kräftigen Kiefer der Bestie noch weiter und wollten zuschnappen. Sein Herz raste so schnell, dass die Bewegungen scheinbar langsam und träge verliefen. In Wirklichkeit aber ging es rasant und in Bruchteilen eines Lidschlags. Seine Hand mit der Fackel kam näher, aber damit auch die tödlichen Zähne. Unwillkürlich ließ sich Thorin nach hinten fallen und schlug im kurzen Flug zu. Die Kiefer erwischten einige lose wehende Strähnen seines schwarzen Haares keine zwei Fingerbreiten vor seinem Gesicht, als sie laut klackend zusammenschlugen. Dann kam die Fackel und schmetterte mit brachialer Gewalt gegen den massigen, mit langem, weißem Fell bedeckten Kopf. Thorin glaube sogar das Kiefergelenk leise knacken zu hören. Funken stoben aus dem Eisenkorb der Fackel und es roch ekelerregend nach verbranntem Horn. Der Werwolf jaulte schmerzerfüllt auf und sprang augenblicklich über ihn hinweg. Dabei erwischten ihn zwei Klauen und hinterließen tiefe, höllisch schmerzende Schnitte von der linken Augenbraue über die Stirn zum Haaransatz. Dann landete er auf dem Rücken.
Hinter sich hörte Thorin, wie die weiße Bestie Rulmgar aus dem Weg schleuderte. Das laute, überraschte Stöhnen des schlanken Nords deutete zumindest darauf hin. Allerdings war wohl nichts weiter passiert, denn Rulmgar konnte noch lauthals fluchen und den Werwolf verwünschen.
Während Thorin mit der Fackel in seiner Rechten auf dem Rücken lag und die Füße nun langsam gegen den steinernen Altar rutschen ließ, beruhigte sich sein Puls zumindest wieder zu einem natürlichen Level. Zwar pumpte sein Herz noch immer, wie verrückt, aber seine Sicht hatte aufgehört sich zu drehen. Blut quoll aus den zwei Schnitten über dem linken Auge und lief ihm sowohl in dieses, als auch in die Haare.
Dann hörte er leise Schritte neben sich und merkte, wie jemand die Fackel aus seiner Hand nahm. Nur einen Augenblick später kniete Gondrim neben ihm. „Alles in Ordnung?“, fragte er grimmig und mit wachsamen, grünen Augen.
„Nur ein paar Kratzer. Kein Biss“, entgegnete Thorin und stemmte sich schwitzend auf die Ellbogen hoch. Der kräftige Jäger mit den kurzen Haaren nahm nun die bereits entzündete Fackel und ließ das Feuer auf die Zweite, noch kalt am Boden liegende, überspringen. Thorins Sicht auf dem linken Auge hatte sich etwas rötlich eingefärbt, durch das hineingetropfte Blut, sehen konnte er aber ansonsten einwandfrei. Weitere Blutstropfen rannen nun durch die Braue abgelenkt an seiner Schläfe hinab und in den Mundwinkel. Es dauerte nicht lange, da schmeckte sein Mund nach Eisen. Seine Schmerzen wurden aber bald von der enormen Anspannung zu einem kaum nennenswerten Pegel reduziert oder zumindest ausgeblendet.
Nachdem sich sein Herz noch etwas weiter beruhigt hatte – dem warmen, flackernden Lichtschein kam dabei eine wichtige Rolle zu – stand Thorin ganz auf und griff sich seinen Speer. Rulmgar und Hulfgar standen mit zum Stechen bereiten Speeren links und rechts vom breiten Eingang in die Grabkammer. „Alles in Ordnung bei dir, Rulmgar?“, fragte Thorin keuchend und sich noch immer erholend den blonden Mann.
„Besser, als bei dir“, entgegnete der jüngere Jäger ohne Thorin das Gesicht zuzuwenden. Und das war auch gut so. Noch so eine Überraschung konnten sie gewiss nicht gebrauchen. Gondrim lief langsam und merklich angespannt zu Hulfgar und reichte ihm eine der beiden Fackeln. Die Zweite behielt er in seiner Linken und schnappte sich dann seinen Speer. Ohne, dass es eines Kommandos bedurfte, schlichen Hulfgar und Rulmgar nun los. Während Gondrim und Thorin den kurzen Weg zum Eingang ins Höhlensystem nahmen, gingen die beiden anderen Jäger den längeren Weg.
Dank der Fackeln war alles in einem Umkreis von bis zu fünf Schritten hell erleuchtet. Das ließ sich Thorin zumindest etwas sicherer fühlen und tat seinem Puls gut. Nichtsdestotrotz war er bis aufs Äußerste angespannt. Er glaubte sogar das leise Atmen des Werwolfs aus den Tiefen der Höhle zu hören oder wie die Haare auf Rulmgars und Hulfgars Panzerung aneinander rieben. Und dabei waren sie auf der anderen Seite des großen Steinblocks im Eingangsbereich des Grabs. Allerdings war es nur eine Einbildung seines nun zu empfindlichen Verstandes. Es war, als ob seine Sinne Dinge an seinen Verstand leiteten, die zwar eigentlich da waren, aber einfach weit außerhalb seiner Sinneswahrnehmung lagen. Halluzinationen, wenn man so wollte.
Schlussendlich erreichten Gondrim und er den runden Eingang in das Höhlensystem. Ein großes Loch, sicherlich gut sechs Schritte breit, war durch den schwarzen Stein des Hügelgrabs geschlagen worden. Dahinter zog sich ein ebenso breiter Gang bis weit unter den eigentlichen Hügel. Das Licht ihrer Fackel warf bizarre und teilweise furchteinflößende Schatten an herausstehenden Steinen. Der Lichtkreis um sie herum, reichte nicht einmal bis zu den Wänden am Eingang und dem hinteren Teil des Hügelgrabs, geschweige denn um das Ende des schlecht gehauenen Höhlengangs zu beleuchten. Somit wusste Thorin erst, wo genau sich der Ausgang mit dem schweren, runden Stein befand, als er den Lichtschein von Hulfgars Fackel sah. Einen Moment später bogen die beiden Männer um die scharfe Biegung und kamen ohne schneller oder nachlässig zu werden, auf Thorin und Gondrim zu.
Thorin schaute gerade zu Hulfgar, als irgendwo tiefer in dem Höhlensystem das leise Klicken von Steinen ertönte. Ruckartig fuhr sein Kopf herum und der Speer ging hoch. Das Echo hallte über sie hinweg und sein Herz machte ein paar neuerliche Sprünge. Wieder klickte es von irgendwo aus der Dunkelheit außerhalb des fünf Schritte weit reichenden Lichtkegels. Es war aufgrund der vielen Echos unmöglich zu sagen, wie nahe oder fern es eigentlich war. Genau in diesem Moment ertönte ein leises, scharfes Pfeifen vom Grabeingang. Irgendwo befand sich eine kleine Ritze durch die der Wind bei einer starken Böe hinein blies. Thorin fiel beinahe in Ohnmacht vor Schrecken denn es klang fast höhnend, als ob es der Werwolf war. Allerdings war das unmöglich, denn im Bereich des Hügelgrabs und dessen Eingang war er nicht mehr. Das Pfeifen hielt an, verstärkte sich sogar noch etwas. Keiner von ihnen schien es auch nur zu wagen zu atmen, dann endete das hohe, fast schon schneidende Geräusch abrupt und Thorin hörte das Blut in seinen Ohren rauschen.
Langsam wandte er den Kopf wieder der Dunkelheit im rundlichen Tunnel zu. Genau dann tropfte wieder etwas Blut aus der Braue und blieb an seinen Wimpern hängen. Nur ein Blinzeln später und das Blut geriet in sein Auge. Seine Sicht trübte sich und mit der freien linken Hand rieb er, damit das Blut sich schnell verteilte und seine Sicht nicht weiter beschränkte. Genau in diesem Augenblick war es, dass er eine kaum wahrnehmbare Bewegung am Rande des Lichtkegels bemerkte. Nur ein Huschen und als er genau hinsah schon wieder verschwunden. „Hast du das gesehen?“, fragte Thorin mit aus dem Rhythmus gebrachtem Herzen und leise flüsternd Gondrim.
„Was?“, fragte der kräftigere Jäger alarmiert. Er hatte es offen sichtlich nicht bemerkt, erwartete aber das Schlimmste. Thorin war sich nicht einmal sicher, ob er überhaupt etwas gesehen hatte, oder ob ihm seine überaktiven Sinne wieder einen Streich gespielt hatten.
„Ich weis es nicht“, entgegnete er also und schritt nun langsam in den Tunnel hinein. Kleinere, lose Steinchen knirschten leise unter seinen Sohlen. Wieder erklang das Klickern eines kleinen Kiesels von irgendwo aus der Dunkelheit der Höhle, dicht gefolgt von dem Geräusch wenn sich gleich eine kleine Lawine aus mehreren solcher Steine in Bewegung setzte und dann wieder zum Stehen kam.
Die verfluchten Echos machten es aber unmöglich festzustellen, wo und wie tief in der Höhle es eigentlich passierte. Wäre es direkt vor ihnen gewesen, sie hätten es gewusst, aber nur ein paar Schritte weiter und es hätte vom Klang her überall sein können. Das leise Knirschen von mehr Steinen unter schweren Füßen verriet Thorin, dass ihm seine Freunde folgten. Die zwei Lichtkreise der Fackeln wanderten stetig weiter nach vorne, genauso, wie er. Dennoch sah er nicht übermäßig viel im Schein der Fackeln. Die Flammen warfen große, dunkle Schatten von hinten und engten somit seine Sicht ein. Das Licht reichte gerade so aus, dass Thorin erkennen konnte, wo sich ihr Tunnel aufteilen würde. Dann erreichten sie auch schon die Abzweigungen. Ein Gang ging nach rechts, einer nach links und einer gerade aus. Keine guten Verhältnisse für eine Jagdgruppe aus gerade einmal vier Männern. Selbst wenn sie noch so erfahren waren, die Beschaffenheit der Höhle schuf perfekte Vorrausetzungen für einen Hinterhalt.
Alle Vier von ihnen traten vorsichtig und einen kleinen Kreis bildend auf die Kreuzung. Rücken an Rücken deckten sie sich gegenseitig, die Fackeln warfen dabei noch mehr, beinahe irritierende Schatten.
Ohne, dass es ein richtiges Kommando gab, lösten sich Hulfgar und Rulmgar dann aber wieder aus dem Kreis und schritten langsam, leise und mit erhobenen Speeren auf den linken Tunnel zu. Gondrim und Thorin blieben auf der Kreuzung, um zu verhindern, dass der Werwolf ihren Freunden in den Rücken fiel. Thorin hatte dabei ein Auge auf den gegenüberliegenden Gang und Gondrim eines auf den Rechten. Aus dem Augenwinkel heraus sah Thorin, wie sich der Lichtschein um die zwei ungleichen Jäger weiter entfernte und um eine leichte Biegung im Korridor verschwand.
Mittlerweile hatte sich der ganz leichte, rote Schleier vor seinem linken Auge wieder gelegt, allerdings quoll noch immer recht viel Blut aus den zwei tiefen Schnitten der Werwolfsklauen. Vorsichtig ob Thorin seine linke Hand und tastete mit den Fingern langsam vom Ohr aus nach vorne. Zwar konnte er nicht sehr viel fühlen durch das dicke Leder und Fell, aber vielleicht würde er zumindest herausfinden, wie tief die Kratzer waren. Sein Zeige- und Mittelfinger erreichten die Schläfe und es begann leicht zu brennen. Je mehr sich Thorin auf die Wunde konzentrierte, desto mehr der eigentlichen Schmerzen brachen wieder in seinen Verstand ein.
Dann war es soweit und als seine Finger den Wundrand erreichten, fuhr ihm ein wahrer Blitz des Schmerzes von vorn bis nach hinten durch den gesamten Schädel. Seine Sicht verschwamm und er stöhnte vor schmerzt auf. Alles um ihn herum schien sich zu drehen und seine Knie gaben nach. Schwer, aber wie in Zeitlupe sank Thorin zu Boden. Kniend spürte er, wie mehr Blut aus den Schnitten sickerte. Sein Kopf fühlte sich an, als ob er gleich platzen würde und zu allem Überdruss glaubte er nun auch noch, ein höhnendes und beinahe lachendes Knurren von irgendwo tief aus den Höhlen zu hören. Als wenn ihn der Werwolf auslachte, dass er wegen zwei kleinen Kratzern in die Knie ging.
„…rin. Thorin! Thorin, verdammt!“ Gondrim hatte die Fackel und seinen Speer auf den Boden gelegt, kniete nun vor ihm und schüttelte ihn nun mit beiden Händen an den Schultern. Erst jetzt merkte Thorin, dass er komplett durch seinen Freund hindurch in unbestimmte Ferne geblickt hatte. „Thorin, rede verdammt! Was ist los?“ Der stämmige Jäger mit den kurzen Haaren klang schwer besorgt, auch wenn er so leise, wie es ihm möglich war, sprach. Thorins Linke lag mittlerweile einfach neben ihm auf dem Boden und die rechte hatte den Speer fallen lassen.
„Es … brennt … wie … Feuer …“, stammelte er. Gondrim nahm vorsichtig seine Hand von seiner linken Schulter und strich vorsichtig einige Haare zur Seite, um besser etwas von der Wunde sehen zu können. Scharf sog Thorin die Luft ein und eine Berührung etwas zu weit unten sandte einen neuerlichen Blitz durch seinen Schädel. Thorin konnte die Schmerzen nicht länger ertragen und heulte kurz auf. Tränen rannen ihm aus den Augenwinkeln. Dieses Mal schien sich der Werwolf nicht mehr halten zu können und johlte förmlich vor Schadenfreude. „Schweig!“, schrie Thorin aus Leibeskräften.
Gondrim stand der Schreck im Gesicht geschrieben. „Was? Mit wem redest du?“
Dieses Mal war es Thorin, dem der Schreck durch Mark und Bein fuhr. Hörte er schon Stimmen? War es soweit mit ihm gekommen? Wegen zwei kleinen Kratzern?! Nein! Nein, unmöglich. Er riss sich zusammen.
„Wie schlimm ist es?“, presste er durch seine zusammen gebissenen Zähne hindurch heraus.
„Die Schnitte gehen bis auf den Knochen. Es ist ein Wunder, dass sie überhaupt nur so wenig bluten“, erwiderte Gondrim und nahm nun auch die andere Hand von Thorins Schulter. Wenn er sich wegen dem Ausbruch seines Freundes irgendwelche Gedanken machte, so zeigte er es nicht. „Thorin, du bist nicht in der Verfassung diese Jagd weiter zu führen“, sprach Gondrim dann warnend und vielleicht auch bedauernd mit einem weiteren Blick auf die Schnitte, als sich Thorin langsam und mit noch wackeligen Beinen aufrichtete. Er schnappte sich seinen Speer und schaute wieder auf seinen zu bewachenden Gang. Doch er konnte es tun, er musste es tun und er wollte es tun. Sie hatten ihren Wachdienst schon lange genug vernachlässigt.
Als Thorin nicht weiter auf Gondrims Kommentar einging, griff sich dieser Fackel und Speer und wandte sich ohne ein weiteres Wort seinem Tunnel zu. Da Hulfgar und Rulmgar nicht zu ihnen gerannt kamen, mutmaßte Thorin, dass sie den kleinen Ausbruch nicht gehört hatten. Der Blutstrom aus seiner Stirn hielt an, aber scheinbar ließ er zumindest ein klein wenig nach. Die Kratzer würden ein weiteres Andenken an den Mörder seiner Eltern werden. Und er würde es mit Stolz und Freude tragen, wenn sie als Sieger aus dieser Höhle gingen. Er wollte es beenden und nur deswegen ignorierte er die höllischen Schmerzen, so gut es ging.
Nach einiger Zeit kamen Hulfgar und Rulmgar zurück. Dem angespannten Ausdruck auf ihren Gesichtern nach zu schließlich, hatten sie nichts gefunden und erwarteten das Schlimmste. „Bei euch etwas?“, murmelte Hulfgar, als er neben ihnen stehen blieb. Thorin schüttelte den Kopf und wieder fuhr ein Blitz durch seinen Kopf. Seine Sicht verschwamm erneut, aber er hielt sich auf den Füßen. Irgendwo, dieses Mal scheinbar ganz nahe, klickte ein kleiner Stein. Gleichzeitig fuhren die Köpfe der vier Jäger in die Richtung des mittleren Gangs. Es war gerade einmal knapp außerhalb des Lichtscheins und als Gondrim seine Fackel etwas in die Höhe streckte, sahen die Vier einen noch ganz langsam rollenden Kiesel. Ohne Kommando, aber dennoch im Bruchteil eines Lidschlags schnellten die Speere angriffsbereit in die Höhe.
Nichts tat sich. Thorin atmete nur flach, damit er keine Geräusche verursachte und in die Dunkelheit lauschen konnte. Sein Puls raste und mehr Blut rann aus der Stirnwunde. Es tropfte vor seinem Auge hinab und lenkte seine Aufmerksamkeit ab. Wieder waren es Hulfgar und Rulmgar, die gemeinsam, Schritt für Schritt und so leise, wie möglich, in den dunklen Tunnel hineinschlichen. Thorin hörte seinen Herzschlag in den Ohren und spürte ihn auf seiner Stirn pochen – jedes Mal, wenn ein kleiner Schwall Blut aus den zwei Schnitten quoll. Wieder verschwanden die beiden erkundenden Jäger aus seinem Sichtfeld und es hieß warten.
Seine Sinne nun noch weiter angespannt, war er es, dem das leise, ferne Geräusch von schwerem, schleifendem Stein zuerst auffiel. Es kam aus der Grabkammer und auch Gondrims Kopf zuckte nun in diese Richtung herum. Einen Moment später vernahmen sie das laute Heulen des Windes und kalte Luft schwappte ihnen ins Gesicht. Irgendwie schien die kalte Nachtluft in das Hügelgrab zu ziehen und pfiff weiter in die Höhle. Jemand hatte den Eingangsstein aufgeschoben!
Das scharfe Heulen war laut, viel lauter als vor einiger Zeit, wo Hulfgar und Thorin durch den Gang im Eingangsbereich des Hügelgrabs geschlichen waren. Und es machte es schwer, etwas anderes zu hören. Wieder machte sein Herz unrhythmische Sprünge und Aussetzer. Ihre Speere schnellten nach oben und zum Zustechen bereit. Die kalte Luft brannte in seiner Wunde, wie Feuer.
Dann vernahmen sie das laute knirschen von kleinen Steinen direkt vor ihnen aus der Dunkelheit. Zu spät aber. Im nächsten Moment tauchte die zwei Schritt lange, kräftige Gestalt des weißen Werwolfs über ihnen auf. Die Arme weit auseinander und die Kiefer bis zum Anschlag aufgerissen. Speichel troff von den langen Fangzähnen. Dann landete er auf Gondrim, den Speer einfach durch den Sprung umgehend. Das überraschte, schmerzerfüllte Schreien seines Freundes endete in einem feuchten Gurgeln. Klirrend fiel der Speer zu Boden und Funken stoben von der nun umher rollenden Fackel.
Bevor Thorin reagieren konnte, erwischte ihn die linke Pranke der Bestie. Die fünf langen, scharfen Krallen an den Enden der kräftigen Finger durchschlugen seine Pelzrüstung und fuhren tief in sein Brustfleisch. Im Nächsten Moment flog er vier Schritte weit nach hinten, glitt von den Krallen und schlug gegen die steinerne Tunnelwand. Die Luft wich augenblicklich aus seinen Lungen und röchelnd und um seine Atmung ringend glitt er nach unten und blieb gegen die Wand gelehnt sitzen. Sein dunkler Ebenholzspeer verschwand klirrend in der Dunkelheit.
Unterdessen machte sich der weiße Wolf in den Gang, in dem Hulfgar und Rulmgar verschwunden waren. Es dauerte nicht lange, bis Thorin Schreie hörte. Danach kehrte Stille ein. Seine Atmung ging schwer und bei jedem Heben und Senken, fuhren Lanzen aus Feuer durch seine Brust. Blut quoll aus den fünf tiefen Stichen und durch die Löcher in seinem Schneebärenfellharnich.
Eine Weile blieb Thorin einfach so sitzen. Zwar sprudelte das Blut nicht aus seinen Wunden, aber es quoll in einem steten Strom immerfort. Sein Verstand war leer er starrte einfach vor sich hin auf seinen toten Freund. Er saß gut einen Schritt außerhalb des von der Fackel geworfenen Lichtkegels. Im flackernden Schein lag Gondrim. Blut rann noch immer aus einer klaffenden Halswunde und das Gesicht wies genau auf Thorin. Die sonst so gefährlichen, grünen Augen des kräftigen Nords waren trüb und leblos. Das konnte Thorin selbst auf die gut sechs Schritte Entfernung erkennen.
Er schloss kurz die Augen, öffnete sie dann wieder und musste den Blick von seinem förmlich geschlachteten Freund abwenden, er konnte den Anblick einfach nicht ertragen. Stattdessen wandte er den Blick nun wieder auf den Gang zu, in dem seine beiden anderen Freunde gewesen waren. Der Werwolf musste früher oder später wieder heraus kommen. Am liebsten hätte er nach der Bestie geschrien, aber ihm fehlte die Kraft in den mindestens leicht angeschlagenen Lungen. Wenn es so mit ihm zu Ende gehen sollte, dann wollte er wenigstens kämpfend untergehen. Allerdings schien selbst das in Frage zu stehen.
Thorin konnte unmöglich sagen, wie lange es dauerte, aber nach einiger Zeit hörte er schwere, schlurfende Schritte aus dem Gang gegenüber vom Hügelgrab. Dazu kamen kurz darauf schwere, kraftlose Atemgeräusche. Es klang beinahe etwas schleifend. Thorins Anspannung kehrte trotz seiner körperlichen Verhältnisse zurück. Seine Sinne schärften sich und fixierten die Geräusche in der Dunkelheit, wenngleich sie nicht ihre volle Leistung erreichten. Sein Puls beschleunigte sich außerdem, nur sehr zu seinen Ungunsten, denn dadurch erhöhte sich sein Blutverlust.
Nach einigen weiteren, schlurfenden Schritten schälten sich die Umrisse von zwei Personen. Eine lief, die andere wurde auf den Rücken gebuckelt getragen. Hulfgar trug Rulmgar. Das Schlurfen kam dadurch zustande, dass der viel kräftigere Nord am linken Oberschenkel vier tiefe Schnitte hatte und nicht mehr richtig laufen konnte. Dazu kamen noch einige Schrammen im Gesicht. Rulmgar sah fürchterlich aus. Er hatte vier Kratzer quer über das Gesicht, blutete aus der rechten Schulter und vermutlich noch irgendwo am Unterleib. Die Atemgeräusche stammten von ihm. Der Anblick versetzte Thorin einerseits in Freude, dass wenigstens zwei seiner Freunde überlebt hatten, andererseits aber auch in Wut und Trauer. Rulmgar würde schwer zu kämpfen haben, wenn er überleben wollte. Vermutlich würde Thorin mehr als nur zwei Freunde verlieren. Wie war es nur möglich gewesen, dass sie so überrascht worden waren?
„Thorin!“, keuchte Hulfgar einerseits erleichtert, andererseits vom Anblick erschüttert.
„Habt ihr ihn erwischt?“, wollte Thorin dann mit bereits brechender Stimme wissen. Wenn Hulfgar und Rulmgar noch am Leben waren und der Werwolf nicht bei ihm durch gekommen war, dann musste er wohl unweigerlich tot sein.
„Was? Nein. Er hat uns überfallen und rannte dann zurück“, berichtete der stärkere Nord und setzte sein „Gepäck“ vorsichtig und ganz langsam neben Thorin.
„Was?!“, entfuhr es Thorin entsetzt und lauter, als er eigentlich gewollt hatte. Bestraft wurde er mit einem heißen Stich durch die Brust.
Wie als ein höhnendes Zeichen hörten sie alle das leise Klicken von einem auf Stein schlagenden Kiesel aus dem letzten, nicht erkundeten Gang …
Geändert von KingPaddy (03.10.2009 um 20:01 Uhr)
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Abenteurer
Morrowind, Straße nach Tränenstadt, Lassit
Er hatte seine Pläne geändert. Romulus brach sofort nach Tränenstadt auf und folgte der Straße die durch Amaas führte. Schließlich war Tear eines der Hauptgründe dafür gewesen, dass er die lange Reise nach Morrowind auf sich genommen hatte. Tear dominierte den Südosten Morrowinds und war der Geburtsort seines Vaters gewesen. Dort lagen teilweise seine Wurzeln, auch wenn er sich nicht mehr an die große Stadt erinnern konnte.
Morgens war es erstaunlich kühl. Der Wind fegte durch die Hügellandschaft und kaum jemand war auf der großen Straße zu sehen. Nur ab und zu ritten Boten vorbei und einmal ein Ordinator. Viele Pferde hatte er in Morrowind noch nicht gesehen. Die Dunmer schienen mit Pferden nicht viel anfangen zu können. Er hingegen mochte Pferde. Vielleicht könnte er irgendwann mal genug Geld für eins aufbringen.
Richtung Küste schien das Land immer mehr abzuflachen. Geschätzt musste er schon zwei Stunden unterwegs sein, als sich die Straße immer mehr bevölkerte. Hauptsächlich in Richtung der großen Stadt. Das Bild war fast einheitlich von Dunkelelfen geprägt. Ehemalige Sklaven schienen nicht unterwegs zu sein. Schon früh hatte er erfahren, dass die Dres überraschend die Sklaverei abgeschafft hatten. Aus Hochfels kannte er keine Sklaverei. Auch wenn die Landbevölkerung unter der Last der Abgaben ächzte. Gerade Wegesruh hatte in den letzten Jahren die Steuern immer wieder erhöht.
So marschierte der Bretone weiter unter den Fremden und spürte sein Gepäck und seine Beine von Schritt zu Schritt mehr. Als Wind aufkam und die Mittagszeit vorbei war, erreichte er Lassit. Er kannte den Ort von seiner groben Karte. Eine wirkliche Ortschaft war Lassit nicht. Nur ein Gasthaus und ein Turm mit Wachstube waren hier zu finden. Einige Soldaten taten hier ihren Dienst. Sie trugen Knochenrüstungen und blaue Umhänge. Auch die Fahnen die im Wind flatterten, waren von blauer Farbe.
Warum hier der Außenposten erbaut worden war, verstand man schnell. Romulus war nicht der Einzigste der sich beeindruckt zeigte, als er den Blick ins Tal das sich vor ihm erstreckte, richtete. Etwas tiefer und doch noch ein ganzes Stück entfernt, erstreckte sich die große Stadt und noch weiter dahinter sah man das Meer.
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General
Morrowind, Vvardenfell; Cyrodill, Versteck
3 Monate waren seit seiner Verwundung in der Höhle vergangen. Tarik hatte sich gut erholt und zum Glück blieben keine Narben zurück. Zwar konnten sie das eigentliche Ziel nicht erfüllen, einen Gegenstand bergen, jedoch bekamen sie einen Teil des Soldes und das war allein Titus und Tarik’s Onkel zu verdanken. Nun befanden sie sich irgendwo im Osten von Vvardenfell. Die Gruppe hatte längst die Orientierung verloren, mit 2 Ausnahmen: Titus und Tarik’s Onkel schienen noch genau zu wissen wo sie waren. Warum die Gruppe hier mitten im Niemandsland rastete, ließen die Beiden ebenfalls offen. Eins wusste mit Sicherheit jeder: Sie waren den ganzen Tag unterwegs und nun wollte man so schnell wie möglich schlafen. Die Gruppe aß schweigend und kurz darauf schliefen auch alle. Nachtwache? War in diesem Moment jedem egal.
Tarik erwachte mitten in der Nacht. Irgendetwas hatte ihn geweckt. Verschlafen schaute sich der Kaiserliche um und war mit einem Schlag hellwach. “Wo sind mein Onkel und Titus hin?“, fragte er sich und stand leise auf, um die Anderen nicht zu wecken. Tarik zog seine Stiefel an, nahm sein Schwert und suchte die Umgebung ab. Er musste nicht lange suchen. Etwa 50 Schritte entfernt, fand er die 2 Vermissten. Sie schienen sich über irgendetwas zu unterhalten. Tarik konnte seine Neugier nicht zurückhalten und lauschte.
„Ist es das letzte Teil?“ „Ja, wir haben alle gefunden. Wenn wir sie hier verstecken, findet sie hoffentlich niemand. Diese Dinge könnten irgendwann von großer Bedeutung sein. Und wenn sie in die falschen Hände geraten, wären die Folgen katastrophal.“ „Wie können wir sie wieder finden?“ „Ich habe viele Spuren gelegt. Aber nur wenn man alle findet und sie in die richtige Reihenfolge bekommt, dann findet man zu diesem Ort.“ „Und die erste Spur…….“, dann wurde es plötzlich still. “Haben sie mich bemerkt?“, Tariks Herz fing an zu rasen. Plötzlich packten ihn 2 Hände und zogen ihn aus seinem Versteck hervor. Tarik blickte in 2 erstaunte Gesichter. “Tarik was hast du mitbekommen?“, fragte ihn Titus mit ernster Stimme. Tarik setzte sich und erzählte den beiden was er mitbekommen hatte. Tarik’s Onkel nickte. “Nun, du hast nicht zu viel gehört bzw. gesehen. Lass dir noch eins sagen: Die erste Spur ist in Anvil zu finden. Alles weitere wirst du dann erfahren, wenn es so weit kommen sollte.“ Tarik nickte und war erstaunt, dass er so etwas Geheimes erzählt bekam. “Los, leg dich wieder hin, wir kommen gleich nach“, meinte Titus. Der Kaiserliche stand auf und ließ die Anderen beiden zurück.
Tarik erwachte und wurde von höllischen Schmerzen gepeinigt. Sobald er seine Augen öffnete, musste er sie sofort wieder schließen, da die Schmerzen zu groß waren. “Zeig mir endlich den Ort der Kiste!“, brüllte ihn eine Stimme an. Tarik konnte nichts sagen und verlor nach einer gefühlten Ewigkeit wieder das Bewusstsein.
„Ganz ruhig, tief ein und ausatmen, den Puls ruhig halten……den Wind beachten und…….“, ein surren und der Klippenläufer viel zu Boden. Wulfgar nickte grimmig, dann rückte die Gruppe weiter vor. Die Aufträge waren immer gefährlicher geworden. Die politische Lage hatte sich verschärft. Es war als ob das ganze Land ein einziges Pulverfass wäre, welches jeden Moment hochgehen würde. Man spürte es mehr nebenbei. Die Art wie sich die Leute verhielten, wie sie redeten und auch ihr auftreten waren Anzeichen dafür das etwas in der Luft lag. Irgendwann bekam man ein Gespür dafür und konnte diese versteckten Hinweise richtig deuten.
Der aktuelle Auftrag lautete, eine Person ausfindig zu machen und sie gefangen nehmen. Eigentlich ein simpler Auftrag. Jedoch war die Person gut bewacht und hatte sich in einer kleinen Hütte irgendwo in den Aschlanden versteckt. Die Hütte lag in Sichweite, jedoch mussten sie ganz vorsichtig vorrücken und jeden Klippenläufer vom Himmel holen der ihren Weg kreuzte. Wenn die Wachen irgendwie verdacht schöpfen würden, wäre ihr Überraschungsmoment hinfällig und damit wäre auch die Mission zum scheitern verurteilt. Tarik hasste es wenn alles von einer Sache, in diesem Fall dem Überraschungsmoment, abhing. “Wehe wenn der Kerl fliehen will, dann massakriere ich den“, knurrte Tarik als Firun wieder einen Klippenläufer vom Himmel geholt hatte. Inzwischen war es der 7. Tarik hatte unbewusst mitgezählt. Er war erleichtert als sie schließlich ihren letzten Rastplatz erreicht hatten. “Ruht euch ein wenig aus, wir greifen im Schutz der Dunkelheit an“, meinte Titus. Die Gruppe nickte.
„Los!“ Die Gruppe setzte sich leise in Bewegung. In der verbleibenden Zeit wurden das Haus und die Umgebung beobachtet. Die Gruppe wusste wie viele das Außengelände bewachten und ungefähr wie viele sich in der Hütte befanden. Ein Plan war auch ausgearbeitet worden. Jeder der eine Fernkampfwaffe besaß, und das waren bis auf 3 Ausnahmen alle, wusste was er zu tun hatte. Tarik ging in Position und legte den ersten Pfeil an. Ein Moment der Konzentration und der Pfeil flog los. Die Wache hatte keine Chance. Röchelnd ging sie zu Boden. Tarik legte den nächsten Pfeil an und zielte auf den nächsten Wächter. Das Schussfeld war frei, dann ging er jedoch hinter die Hütte. Tarik fluchte. “Hoffentlich merkt er nichts“, dachte er. Plötzlich sah der Kaiserliche wie eine Wache in die Richtung von Leandir geht, wenn dieser laut Plan dort steht. Der Rothwadone war nur ein durchschnittlicher Schütze. Dieses Risiko waren sie bewusst eingegangen und nun konnte Tarik nur noch beten, dass sie jetzt nicht auffliegen würden. Der Wächter zog sein Schwert und schien angestrengt die Dunkelheit abzusuchen. Plötzlich hörte Tarik verdächtig laute Schritte. Der Kaiserliche drehte automatisch seinen Kopf in die Richtung aus der das Geräusch kam und erschrak. 1 Wächter blieb eine Armeslänge von ihm entfernt stehen und der andere stand 2 Schritte neben ihm. “Das läuft gar nicht nach Plan. Haben wir so viele übersehen?“, dachte Tarik und legte seinen Bogen weg. Jetzt war schnelles Handeln angesagt. Nur wie sollte er den einen Wächter töten ohne dass sein Kollege es merken würde? Hilfe konnte er keine erwarten, da es den Anderen nicht besser erging. “Scheinbar haben sie einen Großteil der Wächter versteckt und lassen diese nur Nachts patrouillieren, um Nachtangriffe zu erschweren. “Das haben sie vorerst erfolgreich geschafft und es ist nur eine Frage der Zeit bis sie die Leichen finden“, überlegte Tarik und versuchte nun um so schneller eine Lösung für seine Situation zu finden. In einem Moment, in dem ihm beide Wächter den Rücken zu drehten, erhob sich Tarik, hielt mit einer Hand den Mund der Wache zu, die andere hat schon den Dolch in der Hand. Wenige Sekunden später sank die Wache zu Boden. Tarik schlich ein paar Schritte zur Seite und machte sich bereit. Der Fackelschein kam näher und die Wache sah ihren toten Kollegen und Tarik. “Oh“, war das einzige was sie sagen konnte, ehe sie von Tarik zu Boden geworfen und dabei von seinem Dolch tödlich getroffen wurde. Ein dumpfer Aufschlag störte kurz die Ruhe der Nacht. Ein weiterer Fackelschein bewegte sich nun deutlich schneller auf Tarik zu. Dieser nahm seinen Bogen, legte in alle Ruhe einen Pfeil ein, zielte und eine Sekunde später war das letzte Hindernis für ihn bedeutungslos. “So nun zum kniffligen Teil.“ Tarik schlich sich an die Rückwand der Hütte und fing an, diese so gut es im Mondlicht möglich war, zu untersuchen.
Währenddessen ging der Rest der Gruppe vor der Hütte in Position. “Los!“, flüsterte Titus. Wulfgar trat die Tür auf und streckte sogleich den ersten mit einem kraftvollen Axthieb nieder. Ehe die Anwesenden realisieren konnten was so eben geschah, waren sie tot, mit einer Ausnahme. Der Magier zeigte sich überrascht. “Ihr habt mich also tatsächlich gefunden. Was wollt ihr jetzt machen? Mich gefangen nehmen?“, fragte der Magier und lachte siegessicher. “Wir müssen…..“, begann Titus. “Ihr könnt es gar nicht“, sagte der Magier und sofort war die Hütte voller Rauch. Jeder hustete und Alen bemerkte als erster das der Magier die Hütte in Brand gesteckt hatte. “Raus hier!“, brüllte er. Die Gruppe stolperte hustend und blind von dem Rauch nach draußen. “Verdammt…... er ist…...er ist uns…..entwischt“, brachte Titus unter einigen Hustanfällen hervor. Sie brauchten einige Minuten bis sie sich wieder orientieren konnten. “Was jetzt?“, fragte Wulfgar. “Ich würde sagen wir gehen zurück und holen unsere Belohnung ab“, antwortete Tarik. Sie sahen ihn verdutzt an. “Und das Paket nehmen wir gleich mit“, fügte er hinzu und deutete auf den gefesselten und bewusstlosen Magier. “Schlitzohr“, meine Wulfgar und fing an zu lachen. Die Anderen fingen ebenfalls an zu lachen. “Du hast uns alle überrascht“, meinte Tarik’s Onkel.
Tarik erwachte und fühlte sich gut. “Interessanter Traum“, dachte er. Der Kaiserliche begriff schnell, dass er wieder in seiner Zelle war. “Haben sie die Informationen die sie wollten?......dann würde ich jetzt nicht mehr leben.“ Tarik hielt inne. “Ich fühle mich gut?“ Ein diabolisches Grinsen machte sich auf seinem Gesicht breit. “Es wird Zeit mich bei ihnen für die Behandlung zu revanchieren“, dachte er, als plötzlich Schritte zu hören waren. Tarik stellte setzte sich in die Zelle und wartete. “Du scheinst wieder fit zu sein“, sagte Ramon.“Die Kiste ist auf Vvardenfell, in der Stadt Balmora, in der Taverne „Acht Teller“, meinte Tarik unvermittelt. Ramon reagierte darauf wie Tarik es erwartet hatte. Er ging in die Hocke vor Tarik. “Ist das wahr?“ fragte er Tarik.“Nein!“, sagte Tarik unvermittelt und ehe Ramon sich versah lag er der Länge nach auf dem Rücken. Tarik sprang auf und schlug seine Faust auf Ramons Kehlkopf. Dieser röchelte und griff sich an die Kehle. Tarik nahm ihm den Schlüssel ab und verließ seine Zelle. “Und da waren es nur noch 3…….“
Geändert von Skyter 21 (09.08.2009 um 12:42 Uhr)
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Mythos
Vvardenfell-Distrikt, Westspalte, Shulk-Eiermine
Aufmerksam musterten ihn die verschiedenen Augenpaare und ließen ihn nicht aus ihrem Blick. Tarriors Blick riss sich los und schweifte durch die versammelte Masse. Die Lichtverhältnisse in dieser Kammer der Mine waren alles andere als gut. Nur ein paar wenige Fackeln, die über die weite des Raumes nur sporadisch verteilt waren, spendeten Licht. Dennoch konnte er die Gestalten in der einfachen und vielfach zerschlissenen Kleidung gut erkennen. Es waren die überlebenden Minenarbeiter, insgesamt siebzehn an der Zahl, wenn er richtig gezählt hatte. Sie wiesen Wunden auf und manche Kleidungsstücke waren zerrissen oder wurden von Blutflecken geziert. Die Männer und Frauen wirkten allesamt hager und regelrecht ausgehungert. Dunkle Augenringe und eingefallene Wangen und ausgemergelte Gesichter sprachen eine grausame, aber eindeutige Sprache. Zudem waren ihre Körper schon stark abgemagert. Die Muskeln, die sie der harten Arbeit hier unten zu verdanken hatten, konnten nicht darüber hinweg täuschen. Und sie sahen eindeutig so aus, als bereite es ihnen schon Mühe überhaupt aufrecht zu stehen. In Tarrior keimte fast so etwas wie Mitleid auf, doch er verdrängte das Gefühl, denn draußen vor der Tür saß noch immer eine Bande wilder Söldner aus Hammerfell, denen es bestimmt nicht auf einen Dunmer mehr oder weniger ankam, den sie töten konnten. Er überlegte gerade was er am besten zu den Leuten sagen sollte, die ihn bisher nicht eine Sekunde aus den Augen gelassen hatten, aber ein etwas älterer Minenarbeiter nahm ihm das ab. Er trat vor. „Endlich. Ich wusste man würde Hilfe schicken. Wir danken euch Herr“: bedankte sich der Mann bei ihm. „Es tut mir Leid, aber es besteht noch kein Grund zur Dankbarkeit. Draußen sind nach wie vor die Söldner“: gab er unumwunden zu und das Gesicht des Alten verdüsterte sich. „Ihr seid doch geschickt worden um uns hier heraus zu holen, oder? Wo sind dann eure Männer?“: fragte er. „Wie man es nimmt. Ich wurde vom Verwalter der Mine beauftragt zu überprüfen, was hier nicht stimmt, aber mit so etwas wie diesem hier hatte keiner gerechnet. Ich bin alleine hier“: erklärte er und sah eindeutig, wie der Alte in Resignation abglitt. „Dann sind wir verloren“: sagte er noch und dann nichts mehr.
„Was soll das heißen?“: fragte Tarrior, doch ohne eine Antwort abzuwarten fuhr er fort: „Diese Tür dort ist offen. Eine ganz einfache Sache. Ich habe den Auftrag erhalten zu prüfen was mit der Mine nicht stimmt und das Problem zu lösen. Es gibt nur knapp ein halbes Dutzend Söldner dort drüben. Ich selbst habe zwei von ihnen getötet. Wenn wir das Überraschungsmoment nutzen, können wir sie überwältigen. Schließlich sind wir mehr als Doppelt soviele“: gab Tarrior seine Einschätzung der Sache bekannt. Für ihn war es ganz klar, dass man sich gemeinsam der verfluchten Söldner entledigt, deswegen war er mitunter auch erst hier herunter gekommen. Denn alleine hätte dieses Unterfangen an Selbstmord gegrenzt, aber jetzt wo er die ganzen Leute hier gesehen hatte, war er fest davon überzeugt dieses Pack fertig machen und aus der Mine werfen zu können. „Als die Söldner angriffen, waren wir sogar noch ein Dutzend mehr Leute. Womöglich habt ihr ihre Leichen unterwegs gesehen. Wir mögen mehr sein, aber das sind gutausgebildete Banditen. Die können mit ihren Schwertern und Äxten Dinge, bei denen selbst die Stadtwache Augen machen würde. Sie hatten uns ohne Probleme überwältigt. Wir können zwar mit unseren Spitzhacken auf Fels einschlagen, aber gegen sich agil bewegende Menschen sehen wir alt aus“: wandte der Alte gegen seinen Plan ein. „Außerdem seht uns an. Wir haben kaum noch Kraft. Wir haben schon seit Ewigkeiten, wie es mir scheint, nichts mehr gegessen. Diese Barbaren waren wenigstens großzügig genug, uns Wasser zukommen zu lassen, aber zu essen gab es nichts, außer einem oder zwei Kundschaftern, die sich hierher verirrt hatten. Wir sind geschwächt. Wir wären nicht einmal ungeschwächt ein ernsthafter Gegner für die Söldner und daher jetzt erst recht nicht“: gab ein anderer Arbeiter zu bedenken. Und tatsächlich musste Tarrior eingestehen, dass viele so aussahen, als würden sie gleich umkippen.
In diesem Augenblick wurde ihm klar, dass er sich womöglich verkalkuliert hatte. Im schlimmsten Fall saß er jetzt ebenso fest, wie die Männer um ihn herum. „Wer seid ihr eigentlich?“: fragte nun der Alte wieder. „Ich bin Hlaalu Tarrior Gildres“: stellte er sich, entsprechend seines Standes, vor. „Ihr seid doch einer der Ratsherren!“: entfuhr es jemandem, der etwas weiter hinten stand, den Tarrior nicht richtig erkennen konnte. „Ja das bin ich“: gab er zu und ein leises Raunen ging durch die Minenarbeiter. „Der Rat schickt extra einen Ratsherren um uns zu helfen? Das glaube ich nicht“: gab sich der Alte skeptisch. „Ich wurde auch nicht vom Rat gesandt, sondern bin Auftrag des Minenverwalters unterwegs. Ich habe mich für diese Mission freiwillig gemeldet“: gab er als Reaktion zurück. Wieder ging ein Raunen durch die Menge. Scheinbar hatten sie es noch nie erlebt, dass einer der Ratsherren freiwillig auf solch eine Mission ging. Aber ganz unbegründet war es nicht, wie Tarrior fand. Wer sich im Haus hocharbeitete und gewisse Kontakte und Beziehungen besaß, konnte Ratsherr werden. Davor jedoch war man sehr oft im Namen des Hauses auf schwierigen Missionen. Aber nach der Ernennung, so stimmte es, wurden viele der Herren und Damen faul und wollten nicht mehr selbst irgendwelche Missionen erledigen, sondern schickten nur noch Boten und Leute, die die Aufgabe erledigen würden. Was gemessen an der Tatsache, dass viele davor selbst schwierige Missionen erledigt hatten, wirklich an Arroganz und Faulheit, wenn nicht sogar Feigheit, grenzte. Doch Tarrior hatte sich da nie so gehabt. Gewiss ging auch er lieber den friedlichen Geschäften nach und überließ lästige Aufgaben irgendwelchen Agenten des Hauses, aber bei wichtigen Aufträgen oder Aufgaben hatte er immer sich selbst bemüht. Nun gut bisher war das nicht sehr oft der Fall gewesen. Er hatte sich mehr um den Ausbau seiner Handelsbeziehungen bemüht und seinen Reichtum gemehrt und sich nach Dagoth Urs Fall nur noch um seine Plantage gekümmert, aber wenn das Haus in wichtigen Angelegenheiten seiner Dienste bedurft hatte, hatte er sich fast immer dazu bereit erklärt.
„Ich hatte zwar auch nicht mit derartigen Vorgängen hier gerechnet, aber nichts destotrotz werde ich dieses Pack aus dieser Mine entfernen, denn schließlich gehört sie dem Fürstenhaus Hlaalu. Mit eurer Hilfe versteht sich“: erklärte er sich. „Selbst wenn wir euch helfen würden, hätten wir gegen diese rohtwardonischen Hunde keine Chance. Es ist aussichtlos“: resignierte der Alte immer noch und ein Großteil der anderen Arbeiter verfiel ebenfalls wieder in ein Stimmungstief. Dann trat ein Arbeiter hervor, den Tarrior gerade mal so alt wie Tirian schätzte. Ihm folgten noch drei weitere ebenso junge Minenarbeiter. „Wir würden euch im Kampf beistehen“: sagten die vier. Tarrior lächelte leicht. „Das ist zwar löblich, aber ich denke so wären wir dem Feind neben der Kampfkraft auch noch zahlenmäßig unterlegen“: winkte er ab und die Jungen schienen enttäuscht. „Wir bräuchten eine Möglichkeit einen Teil von ihnen gleich auf der Stelle auszuschalten“: dachte er dann laut und überlegte fieberhaft, wie man ihre Chancen verbessern konnte, denn leider hatte der Alte, was die Kampfkraft der Minenarbeiter anging, wohl Recht. Selbst die Jüngsten schienen kaum mehr als nur scheinbare Kraft zu besitzen. Der Hunger hatte ihre Körper geschwächt und auch wenn nicht besaßen sie keinesfalls die Kampferfahrung der Söldner. Außerdem waren die engen Tunnel und Höhlen ebenfalls auf Seiten der Söldner, denn so konnten sie ihren eigenen Vorteil, die Überlegenheit in der Masse, nicht richtig ausspielen. „Es gibt da vielleicht eine Möglichkeit“: sagte dann plötzlich einer der Arbeiter, der sich bisher im Hintergrund gehalten hatte. Ein Mann mit Irokesen und einem ungepflegten Kinnbart. „Achja?“: entfuhr es Tarrior sofort. „Schweig du Narr“: zischte der Alte, doch Tarrior forderte den Mann auf weiterzusprechen. „Ihr seht doch diese dicken Seile hier“: sagte der Dunmer und deutete auf die Taue die im Höhlenboden verankert waren und ein Netz unter der Decke hielten. Erst jetzt fiel ihm diese Konstruktion auf, die der in der vorherigen Kammer glich. „Ja das tue ich. In der großen Kammer nebenan gibt es doch auch so eine Konstruktion“: merkte Tarrior an und der Arbeiter nickte.
„Im Laufe der Zeit ist die Decke in manchen Kammern brüchig geworden. Da haben wir diese Netze gespannt um einen möglichen Steinschlag abzuhalten. Diese Seile halten die Netze oben“: erklärte der Arbeiter die Konstruktion. „Ich verstehe. Wenn wir die Seile kappen, würde das Netz herunter fallen und zwar direkt auf die Söldner. Vorausgesetzt wir schaffen es sie in der Höhlenmitte zu versammeln“: vermutete Tarrior. Der Minenarbeiter nickte. „Das ist Wahnsinn. Man müsste sämtliche Seile auf einmal kappen, ansonsten würden die Kerle doch merken was wir vorhaben und einfach weggehen und außerdem riskieren wir damit, dass uns die ganze Decke auf den Kopf fällt“: wandte der Alte ein, dem der Plan offensichtlich nicht gefiel. „Es scheint mir, als wolltet ihr hier drin sterben. Was glaubt ihr wie lange ihr noch durchhaltet, bis ihr verhungert? Das heißt natürlich, wenn euch die Söldner nicht vorher umbringen. Schließlich wollen sie schon aus reinem Selbstschutz alle Zeugen beseitigen. Außerdem habe ich vier Mitglieder dieser Bande getötet. Was glaubt ihr wird passieren, wenn sie die Leichen finden? Wer wird wohl zuerst dafür bluten müssen? Und ich kann euch versichern, dass ich nicht vorhabe hier drauf zu gehen, nur weil ihr zu feige seid für euer Leben zu kämpfen“: fuhr Tarrior den Alten an und es schien so, als würden sich die Sympathien im Raum zu seinen Gunsten verschieben. Nach dieser kleinen Ansprache schien die Resignation von den meisten Anwesenden regelrecht abzufallen. Er hatte ihnen mit seiner kleinen Ansprache wohl die Augen geöffnet. Sie waren gewiss noch nicht bereit ihr Leben aufzugeben. Der Alte selbst starrte ihn ungläubig an. Dann wurde sein Blick nachdenklich. Und er blickte minutenlang ins Leere. Tarrior derweil wandte seinen Blick nicht einmal von ihm ab. Er war sich in diesem Moment einer Sache sicher: „Wenn ich den Alten überzeuge dann ziehen auch noch die restlichen Zweifler mit.“ Und tatsächlich wandte sich der alte Dunmer nach geraumer Weile an ihn.
„Ihr habt Recht Ratsherr Gildres. Das ist unsere einzige Chance. Ich bin zu alt um hier in dieser Mine einfach zu verrecken. Ich werde euch helfen“: versicherte er. Das bisher nur angedeutete Lächeln auf Tarriors Lippen wurde nun richtig breit. „Und ihr Anderen. Wollt ihr auch für euer Leben kämpfen und diese Mine von diesem verfluchten Gesindel befreien?“: fragte er laut in die Runde, aber achtete darauf nicht zu laut zu sprechen um die Rothwardonen nebenan nicht zu alarmieren. Nur wenige Augenblicke später waren zustimmende halblaute Rufe zu hören. In diesem Moment war er sehr zufrieden mit sich und er hatte schon einen Plan. „Sind die Seile nebenan ebenso verteilt wie hier?“: fragte er dann den Arbeiter, der ihm zuvor schon die Konstruktion erklärt hatte. „Ja das sind sie. Insgesamt sechs Stück und mit genau der gleichen Stärke wie diese hier“: teilte der Mann ihm mit. Tarrior besah sich die Taue genauer. Sie waren tatsächlich ziemlich dick. Am besten waren dann wohl zwei Männer pro Seil. Er überschlug im Kopf schnell die Anzahl und kam damit auf ein Dutzend Leute, die er für das Fallen des Netzes benötigen würde. Doch genau jetzt fiel ihm ein Schwachpunkt in seinen bisherigen Überlegungen auf. „Womit sollen sie die Seile kappen!“: fiel ihm jetzt entsetzt ein. Bei der Dicke wäre das Beste eine Axt. Außerdem würden sie noch für den ersten Teil des Planes Waffen brauchen, zumindest ein Teil von ihnen. Jetzt hatte er sich einen so schönen Plan ausgedacht und jetzt sollte es an der Ausführung scheitern. „Verflucht“: fluchte er halblaut. „Was ist los?“: fragten ein paar der Männer. Tarrior setzte ein verkrampftes Lächeln auf. „Mir fiel gerade ein, das wir weder Waffen haben, denn geschweige etwas um die Seile zu kappen. Oder habt ihr etwa etwas?“: erkundigte er sich. „Nein als die Banditen uns überwältigt hatten, haben sie uns unsere Dolche und Kurzschwerter und Keulen abgenommen. Viel mehr hatten wir auch nicht dabei. Eine schwere Bewaffnung ist in unserem Beruf eigentlich nicht nötig, abgesehen davon das sie uns bei der Arbeit auch nur behindern würde“: berichtete der Alte und er spürte fast überdeutlich, wie die Resignation zurückkehrte. „Hat keiner von euch eine Waffe verstecken können“: fragte er nochmal in irriger Hoffnung nach und erntete nur ein Kopfschütteln. „Das einzige was uns diese verfluchten Barbaren gelassen haben, sind unsere Spitzhacken, aber die taugen wohl kaum als Angriffswaffe. Bis wird die geschwungen haben, haben uns diese Banditen schon dreimal aufgeschlitzt“: merkte einer der Jüngeren wütend an. „Tatsächlich sie haben euch die Spitzhacken gelassen?“: fragte Tarrior ungläubig nochmal nach. „Ja die stecken dahinten in den Fässern. Es war ihnen wohl zu anstrengend, sie hier heraus zu schleppen, aber wie gesagt eine Gefahr stellen die nicht wirklich dar, zumindest nicht für diese Söldner“: bestätigte der junge Mann. „Hah das wollen wir doch einmal sehen. Die Rothwardonen werden sich wundern. Kommt mit ich habe eine Idee“: sagte er und ging zu den Fässern hinüber, in denen die Werkzeuge der Minenarbeiter steckten.
Er zog zwei Spitzhacken heraus. Wie zwei fette Beutestücken hielt er sie in die Höhe und präsentierte sie der Menge und grinste breit. Die Meisten guckten verwirrt und glaubten wohl Tarrior hätte den Verstand verloren. Doch dem war nicht so. „Die Spitzhacken sind vielleicht zu schwer und zu träge um sie als Waffe einsetzen zu können, aber Knüppel sind es nicht. Seht ihr? Der Kopf der Spitzhacke wird mittels der großen Öffnung in der Mitte auf den Stiel geschoben und dort dann mit großen Nägeln fixiert, sodass er nicht herunterfallen oder abrutschen kann. Wenn wir den Nagel entfernen“: Tarrior machte es vor in dem er den Nagel mit seiner Hand erhitzte bis er glühte und ihn dann ganz einfach aus dem Holz zog: „kann man den Kopf abnehmen“: erklärte er und warf das Teil aus schwerem Metall achtlos auf den Boden. Dann ließ er den Stiel mit schnellen Bewegungen ein paar Mal, mit einer und dann mit zwei Händen, durch die Luft zischen. „Und jetzt haben wir einen brauchbaren und leicht zu handhabenden Knüppel. Soweit ich gesehen habe, sind in den Fässern ja auch noch Hämmer. Wenn ihr die Nägel jetzt wieder in das Holz einschlagt, habt ihr sogar eine Nagelkeule und damit eine wirklich ernsthafte Waffe“: präsentierte er. Die Männer waren begeistert. Auf die Idee die Spitzhacken auseinander zu nehmen, waren sie gar nicht gekommen. „Aber die Seile können wir damit immer noch nicht kappen“: protestierte einer der Arbeiter. „Was mich zu der zweiten Spitzhacke bringt“: sagte er dann und legte den Knüppel beiseite. Er drehte sie so, dass man die Spitze sehen konnte. „Diese Seite ist jetzt erst einmal irrelevant“: behauptete er und drehte das Werkzeug um, sodass man den zweiten Teil des Kopfes sehen konnte. Er war wie eine Hacke geformt und gab der Spitzhacke den zweiten Teil ihres Namens. Er fuhr mit dem Finger über die Kante. Sie war stumpf. „Ich denke es ist klar worauf ich hinaus will, oder? Ihr werdet diese Kante schleifen und sie damit wieder scharf machen. Dann lässt sich dieser Teil wie eine Axt benutzen und ihr werdet damit die Seile durchtrennen“: erklärte er und warf jemandem das Abbaugerät zu.
„Da die Seile so dick sind, habe ich mir gedacht, dass jeweils zwei Mann eines der Seile bearbeiten werden. Bei den sechs Seilen macht das dann zwölf Mann. Die restlichen fünf werden sich bewaffnen und mit mir die Söldner in die Höhlenmitte treiben. Zusammen sind wir sechs und von den Rothwardonen dürften, wenn ich richtig gezählt habe, mit Anführer auch nur noch sechs Mann übrig sein. Vielleicht nicht ausgeglichene Kampfchancen, aber Zahlengleichheit und wir müssen sie ja auch nicht besiegen oder ernsthaft bekämpfen. Für unseren Sieg reicht es schon, wenn wir sie in der Höhlenmitte festnageln“: gab er seine Planung bekannt. Allgemein war Zustimmung zu vernehmen, wenn jemand Zweifel hatte, so sprach er sie nicht aus. Er sah dabei zu, wie einige der Spitzhacken zu Knüppeln umfunktioniert wurden. Die Nägel, die sie entfernten, schlugen die meisten wieder in den Knüppel ein und hatten damit ziemlich gefährliche Waffen. Die anderen schleiften die Hacken mit herumliegendem Gestein und erhielten dabei einen guten Axt-Ersatz. Nach ungefähr zwanzig Minuten waren dann alle soweit. „Wir müssen das Überraschungsmoment ausnutzen. Das ist unsere einzige Chance. Wenn wir sie überraschen, werden sie sich noch leicht zurückdrängen lassen und sich nicht gleich allzu formiert wehren. Also ihr fünf mit euren Knüppeln werdet mit mir versuchen soviele der Gegner ins Höhlenzentrum zurückzudrängen wie möglich und ihr anderen begebt euch zu den Seilen. Wenn ihr seht das der Feind versammelt ist, oder zumindest der größte Teil, dann schlagt die Seile durch. Wenn das Netz gefallen ist, müssen wir sie nur noch fesseln. Sollten einige der Söldner sich befreien können oder das Netz nicht alle auf einmal erwischen dann haben wir zumindest ein paar Gegner weniger und damit eine sehr gute Chance“: verdeutlichte Tarrior noch einmal den Plan. „Und was ist, wenn der Plan schief geht und wir sie mit dem Netz nicht erwischen“: fragte ein Dunmer, scheinbar im mittleren Alter, besorgt. „Wenn dieser Fall eintreten sollte, dann heißt es bis zum bitteren Ende kämpfen“: gab Tarrior zu, der hoffte das dieser Fall nicht eintreten würde.
„Wir könnten doch fliehen. In dem Chaos würde bestimmt einigen von uns die Flucht gelingen“: warf nun ein anderer ein. „Ja und die, die es nicht rechtzeitig heraus schaffen, haben Pech gehabt, oder was“: empörte sich ein weiterer. Es entbrannte langsam ein Streit, doch Tarrior der eingreifen wollte, kam nicht mehr dazu. Der Alte erhob überraschenderweise das Wort: „Schweigt ihr Feiglinge. Ihr alle kennt mich. Ich arbeite vermutlich länger in dieser Mine, als manche von euch auf dieser Welt sind. Ich kenne auch jeden Einzelnen von euch, genauso wie ihr euch gegenseitig kennt. Wir sind Kameraden und hier unter Tage auch immer gegenseitig aufeinander angewiesen. Und als Kameraden müssen wir auch zusammenhalten. Entweder fliehen wir alle oder garkeiner. Das heißt, dass wir auch zusammen kämpfen werden, wenn es ernst wird. Und das ist so ein Moment. Jetzt müssen wir zusammen stehen. Serjo Gildres hat bisher sein Leben riskiert, wahrscheinlich um die Mine und nicht um uns zu retten, aber er ist ebenso bereit mit uns gegen die Söldner zu kämpfen. Und da wollen wirklich einige von euch an Flucht denken und daran die Männer, mit denen ihr jahrelang zusammen gearbeitet habt, einfach zurückzulassen? Ihr solltet euch wirklich etwas schämen. Ich sage wir kämpfen gemeinsam und kommen zusammen hier lebend raus oder wir sterben zumindest gemeinsam. Denn ich will zumindest nicht vor meine Ahnen treten um zu sagen, dass ich meine Kameraden im Moment in dem sie mich brauchten, einfach im Stich gelassen habe. Also wer ist dabei und folgt dem Plan von Serjo Gildres?“
Tarrior war überrascht. Der Alte schien seinen Mut wieder gefunden zu haben. Doch als er sah, wie die Männer nach und nach ihre Spitzhacken und Knüppel hoben, wurde aus der Überraschung in seinem Gesicht, Erleichterung und Freude. „Wohlan denn. Zeigen wir diesen Fremdlingen das dies hier unser Land ist“: rief er, zog sein Schwert und stieß die noch entriegelte Tür mit einem kräftigen Stoß auf.
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Provinzheld
Solstheim, Höhlensystem, Höhle der verborgenen Melodie
Wut packte Thorin. Trotz seiner Wunden zwang er sich nun wieder auf die Füße. Wenn auch nur unter extremen Schmerzen und mit Schwierigkeiten. Dennoch ließ ihn die Wut vergessen, dass er eigentlich hätte sterben sollen. Dieser verdammte Werwolf spielte mit ihnen! Nein, er spielte mit ihm! Einzig und allein Thorin war, wen er nun wollte. Dessen war dieser sich sicher. Er hatte seine Eltern getötet und nun wollte er auch ihn. Nun, diese Bestie sollte ihn bekommen. Doch sollte sie sich an ihm verschlucken und zu Grunde gehen. Das schwor sich Thorin.
Hulfgar schaute seinen Freund fassungslos an. Er sah das viele Blut, die fünf Stiche und die Wunde am Kopf. Auch hörte er das ebenfalls leicht schleifende Atmen von Thorin. Seine angeschlagenen Lungen hatten Schwierigkeiten der Belastung ausreichend stand zu halten. Er war nicht in der Verfassung zu kämpfen, aber er würde es trotzdem tun. „Bring Rulmgar hier raus und zu einem Heiler. Ich beende, was wir begonnen haben“, krächzte Thorin mehr, als dass er es sagte. Die aber scheinbar dennoch unerschütterliche Entschlossenheit in der Stimme seines Freundes, ließ Hulfgar keine andere Wahl, als zuzustimmen und mit einem grimmigen Nicken „viel Glück“ zu wünschen.
Thorin schnappte sich Gondrims Speer und auch die am Boden liegende Fackel. Dann machte er sich ohne einen weiteren Blick zurück an die Verfolgung. Seine Schritte gingen schwer und manchmal hatte er auch Probleme seine Füße richtig zu heben. Ganz allein seine Entschlossenheit und seine Wut hielten ihn auf den Beinen. Sein Puls war nun wieder unnatürlich hoch. Vor Angst und vor Aufregung. Angst zu versagen und Aufregung, weil er jederzeit von wohl überall her angegriffen werden konnte. Wobei der Gang nun nach einer weiten Linkskurve etwas schmaler, niedriger und komplett von der Fackel ausgeleuchtet wurde. Somit blieb nur ein Angriff von vorne. Allerdings hatte Thorin in den letzten Momenten genug erlebt, um selbst daran zu zweifeln.
Der stürmische Wind von draußen wehte auch hier noch, wenngleich nun wesentlich schwächer, und ließ die Flammen der Fackel tänzeln und immer wieder schienen sie beinahe aus zu gehen. Er wollte sich schon darüber freuen, dass die Fackel an blieb. Dann ging sie aber auch komplett aus. Thorin blieb beinahe das Herz stehen. Er hielt entsetzt und vor Aufregung und pochendem Herzen zitternd an. Ein kleiner Kiesel prallte gegen seinen im Bärenkopf geschützten Kopf, wie ein schadenfrohes Zeichen des Werwolfs. Erst, als es das zweite Mal passierte, merkte Thorin, dass es eigentlich Wassertropfen waren, die von der Decke fielen. Sein Herz würde ihn definitiv noch irgendwann umbringen. Bevor das passierte, wollte er aber noch einen Werwolf zur Strecke bringen und so lief er wieder los – ohne eine Ahnung zu haben, wohin. Dann ging die Fackel, wie durch eine göttliche Fügung, wieder an und erleuchtete den bis auf Thorin leeren Gang.
Gerade, als er sich über diesen Umstand gefreut hatte, verschwanden auf einmal die Decke und die Wand zu seiner Linken in der Dunkelheit. Auch der Boden endete in Schwärze keine vier Schritte neben ihm. Schweiß stand auf seiner Stirn und brannte in der dortigen Verletzung. Auch die Wunden auf seiner Brust brannten und immer wieder fuhren Lanzen aus Feuer durch seine Lungen. Sie raubten ihm den Atem und ließen ihn nach Luft japsend zurück. Dann beruhigte es sich wieder und die seltsamen Lichtflimmer, die vor seinen Augen in der Dunkelheit umher schwebten, verschwanden. Komm Wölfchen, dachte er beinahe ungeduldig auf einen Angriff wartend.
Vorsichtig schlich Thorin an die Kante. Die Flammen seiner Lichtquelle flackerten immer wieder sehr stark, wenn eine etwas stärkere Windböe von draußen in das Höhlensystem hinein pfiff. Hier in der größeren Kaverne verwirbelten sich die Luftströmungen ungewöhnlich und rissen förmlich an den Flammen. Wenngleich sowohl das pfeifende Geräusch, als auch die Stärke der Windböen hier hinten drastisch abgeschwächt waren.
Dann erreichte er die Kante. Unter ihm fiel eine steile Felswand ab und verschwand in der Finsternis. Es war tief, so viel stand fest. Im flackernden Schein entdeckte er aber einen steilen, schmalen Weg nach unten. Wie weit die größere Kaverne in alle Richtungen reichte, konnte Thorin nicht sagen. Keine der Wände war im Fackelschein zu sehen. Gerade, als er sich an den Abstieg machen wollte, sah er ein Huschen knapp außerhalb seines Lichtkreises und etwas weiter unten. Beinahe sah es aus, wie weißes Fell. Sofort ging der Speer nach oben und zum Stechen bereit. Doch die schnelle Bewegung rammte neuerliche, glühende Dolche durch seine Brust und ließ ihn aufstöhnen.
Beinahe höhnend hörte Thorin dann wieder das leise Klicken einiger Kiesel, als sie in die Tiefe der Höhle fielen. Dicht gefolgt vom quietschenden Laut eingerosteter Türscharniere und wie die dazugehörige Tür hart zurück ins Schloss geknallt wurde zu seiner Rechten. Laut hallte das Scheppern durch die Gänge. Die Geräusche ließen ihn jedes Mal zusammenzucken. Er merkte, wie er kurz die Nerven verlor und wie ein kleines Kind die Augen zu kniff. Der Werwolf spielte definitiv ein Spielchen mit ihm. Ein Spiel der Nerven. Und wenn es so weiter ging, war es wohl Thorin, der bei diesem Spiel verlor.
Gegen den nun aufkommenden Reflex das Weite zu suchen, schlich er weiter und in die Richtung, aus der die Geräusche gekommen waren. Beinahe ärgerte sich Thorin, dass dieser angeborene Fluchtreflex wieder durch kam. Eigentlich hatte er gelernt ihn zu kontrollieren und auf seine bewusste Einschätzungsgabe zu vertrauen. Allerdings schien er nun mental bereits zu geschwächt zu sein, als dass er diesen Reflex noch länger unterdrücken konnte. Stattdessen ignorierte er das Drängen in ihm so gut es ging und lief weiter an der Kante nach unten entlang. Immer wieder zuckte er bei dem leisen Heulen des Windes zusammen.
Dann endete die Höhle abrupt wieder und lief in einem kurzen Tunnel aus. Am Ende dieses Tunnels befand sich eine modrige Holztür. Kratzspuren waren auf den Brettern und der Klinke. Thorins Atem ging schwerer und seine Füße schlurften mittlerweile mehr, als dass sie liefen. Dennoch hielt er seine Arme hoch, die Muskeln angespannt. Der Speer war zum Stechen bereit und mit einem kurzen Klopfen gegen seinen Gürtel an mehreren Stellen mit dem unteren Ende der Fackel vergewisserte sich Thorin, dass auch seine Dolche und das Langschwert noch an ihrem Platz waren. Danach hielt er auch die Fackel in eine Position, die ihm ein schnelles Zuschlagen ermöglichen würde.
Mit der Speerspitze drückte er dann die rostige Klinke nach unten, sodass die Tür sich einen kleinen Spalt weit öffnete. Als er dann den uralten Durchgang ebenfalls mit der Speerspitze langsam aufdrückte, quietschten die Scharniere wieder. Das Geräusch schmerzte in Thorins Ohren und ließ ihn gleichzeitig zusammen fahren. Es war nun unvermeidlich, dass der Werwolf sein Kommen mitbekam. Gut, das wäre es vermutlich auch ohne die quietschende Tür, aber es war weniger auffällig. Dass er eigentlich erwartet wurde, blendete Thorin zu seinem eigenen Wohlgefühl dabei aus.
Zu seiner Überraschung, wurde Thorin nicht angegriffen, als er in die niedrige, aber weite Höhle hinter der Tür trat. Stattdessen hörte er nur wieder ein leises Klicken von rechts. Mittlerweile kam ihm auch wieder in den Sinn, wo genau es dort hin ging. Es machte Sinn und scheinbar hatte der Werwolf einen kleinen Sinn für Dramatik. Die uralte Melodie, die einst in diesen Höhlen durch die Luft und den Stein gefahren war, war beinahe noch immer vernehmbar. Natürlich spielte sie nicht wirklich, aber wie ein geisterhaftes Echo drang es noch immer aus den Wänden. Es ließ Thorin vor Ehrfurcht schaudern und so stapfte er los. Er wusste, wo er die Bestie finden würde … in der Halle der spielenden Steine.
Es dauerte nicht lange, da fand Thorin den Tunnel, der nach rechts aus der größeren Höhle abging. Keine vier Schritte breit und höchstens drei hoch. Alles war von der Fackel ausgeleuchtet. Das leise Heulen des Windes war verschwunden und auch die Flammen flackerten nicht mehr. Als ob sich der Wind davor fürchtete in diese alten und mystischen Hallen einzudringen. Das Nachklingen der alten Melodie verstärkte sich beinahe mit jedem Schritt, den Thorin tiefer in die Höhle machte. Fast wie ein zweiter, unterschwelliger Herzschlag, der durch seinen Körper fuhr, aber vom Felsen um ihn herum ausging. Es war wie berauschend. Die Schmerzen wurden etwas gelindert und seine Schritte wurden sicherer. Als ob ihm die Höhle selbst helfen wollte. Aber fühlte sich auch der Werwolf so? Oder war es nur er?
Thorin wollte es gar nicht erst wissen. Solange er ohne überwältigende Schmerzen kämpfen konnte, so war es ihm egal. Wieder erreichte er eine Höhle. Allerdings war diese mehr hoch, als breit. Sechs Schritte in die Tiefe, eben so viele in der Breite und unerkennbar viele nach oben. Er befand sich in einer Sackgasse. Nur ein Weg zurück. Von oben hörte er wieder Steinchen klicken, aber den verfluchten Weg dorthin fand Thorin nicht! Die Dunkelheit ließ ihn nicht ausmachen, wo genau dieses „oben“ eigentlich war und die Wände um ihn herum wirkten glatt.
Dann fiel ihm auf, dass zumindest seitlich nach oben hin die Wand gegenüber dem Eingang etwas eingedrückt war und sogar Kratzspuren aufwies. Vorsichtig ging Thorin auf diese Wand zu. Erst, als er direkt vor ihr stand und sich nicht die Nase einrammte, merkte er seinen Fehler. Die komplette Wand, war eine optische Täuschung von seinem Standpunkt aus. Tatsächlich befand sich die eigentliche Wand weiter hinten und eine steile Rampe verlief nach oben von weiter vorne aus. Von da, wo Thorin gestanden hatte, hatte man diese Kante zwischen Boden und Rampe nicht sehen können, weil man direkt auf sie geschaut hatte. Da die Fackel etwas weiter links gewesen war, gab es auch keine Schatten an dieser Stelle. Thorin verfluchte sich dreimal dafür. Andererseits war es auch ein Zeichen, dass seine Sinne bereits arg schwächelten. Die Selbstzweifel blockte er gleich darauf ab. Solche konnte er sich nicht leisten.
Langsam und darauf bedacht nicht auf dem steilen, leicht feuchten Stein auszurutschen, schritt Thorin nach oben. Unter den dicken Stiefelsohlen glaubte er den Fels zum Takt der alten Melodie vibrieren zu fühlen. Sein Herz raste, Blut rauschte in den Ohren und seine Wunden bluteten unaufhörlich. Es wunderte ihn mittlerweile schon sehr, dass er nicht längst verblutet war. Und das obwohl die Stiche und Schnitte weitaus weniger bluteten, als Wunden von Waffen. Schweiß quoll aus den Poren seiner Haut und rann ihm unangenehm über den Rücken unter seiner Kleidung. Es war erstaunlich warm hier hinten in der Höhle. Und feucht noch dazu.
Thorin erreichte das obere Ende der Rampe und fand sich in etwa sieben Schritten Höhe auf einem schmalen Absatz wieder. Links ging es nicht weiter und nach rechts in einen dunklen Tunnel. Ohne weiter zu zögern, stapfte er in diesen. Auch hier leuchtete die Fackel die gesamte Breite und Höhe des Gangs aus, reichte aber, wie so oft, nicht bis ans Ende des Tunnels. Allerdings musste Thorin auch nicht sehen, wohin es ging, um es zu wissen. Mit jedem Schritt wurden das Vibrieren und die Melodie im Felsen merklich stärker. Und mit jedem neuen Klang kehrte ein kleiner Teil seiner Kraft zurück. Es war schlicht berauschend.
Dann verschwanden die Wände um ihn herum und er fand sich plötzlich in einem wahren Meer aus Dunkelheit wieder. Einzig und allein eine glatte Felsplatte zog sich unter seinen Füßen hinweg gerade aus. Nicht einmal fünf Schritte war sie breit. Ansonsten herrschte Stille, wenn man einmal von der uralten Melodie absah.
Jeder Ton jagte Thorin Gänsehaut auf die Arme, Beine und sogar auf die Brust. Unglücklicher Weise zog sich dabei auch die Haut dort etwas zusammen und die Stiche brannten neuerlich auf, auch gegen den mystischen Balsam der uralten Klänge. Mit einem unterdrückten, leisen Stöhnen und schleifenden Atemzügen machte er dann einen Schritt nach dem Anderen weiter in das Dunkel. Es dauerte nicht lange, da verschwand der Eingang in den Tunnel hinter ihm und er stand einzig auf einem scheinbar schwebenden, glatten Stein in einem Meer aus purer Schwärze. Sein Puls ging schnell, sein Atem stoßweise und immer mehr Schweiß rann aus seinen Poren. Das salzige Nass brannte in den Stichen und Schnitten.
Sich im Kreis um die eigene Achse drehend arbeitete sich Thorin schrittweise weiter nach vorne. Es kostete ihn einiges an Konzentration nicht auf einmal die Richtung, in die er musste, und die, aus der er gekommen war, zu verwechseln. Und er brauchte seine Konzentration und Aufmerksamkeit nicht nur dafür.
Irgendwo in den Tiefen der Dunkelheit vernahm er immer wieder leises, feuchtes Tropfen. Als ob Wasser aus feinen Poren im Stein Quoll und zu Boden tropfte. Es machte ihn halb wahnsinnig, weil es außerdem noch schallte.
Dennoch fand er irgendwann, nach vielleicht zehn Schritten über die Steinplatte, zwei drei Schritte hohe Steinsäulen, die links und rechts von seinem Weg waren. Sie schienen irgendwo unterhalb seines Grundes zu verschwinden. Den viereckigen Säulen konnte man ansehen, dass sie uralt waren. Die eingehauenen Reliefs und die Ecken waren durch die Jahre verwittert in den feuchten Bedingungen der Höhle. Die Kanten und Linien waren undeutlich. Teilweise fand er sogar Moospolster in den ehemals feinen, eingeschlagenen Linien.
Gerade, als er einen Schritt auf die ihn gut um die Hälfte überragende Säule zumachen wollte, tropfte ihm etwas Feuchtes und Schleimiges auf die Schulter und spritzte leicht gegen sein Gesicht. Dort merkte er, wie es langsam hinab rutschte. Instinktiv hielt er den Speer mit einer schnellen Bewegung, die ihm wieder für einige Momente die Luft raubte, hoch zum Stechen bereit. Wenn der Wolf von oben kam, so würde er direkt in die scharfe Spitze springen. Doch es passierte nichts.
Thorin ging vorsichtig in die Knie – den Speer dabei weiterhin erhoben. Vorsichtig, darauf bedacht möglichst leise zu sein, auch wenn es an sich sicherlich keinen Unterschied gemacht hätte, legte er die Fackel ab und griff sich mit der Linken auf die rechte Schulter. Zwar konnte er mit den pelzigen Fingern nicht direkt etwas Spüren, aber dafür konnte er es einen Augenblick später sehen, als er seine Finger in den flackernden Schein der am Boden liegenden Fackel hielt. Es war grünlich, schleimig und sah beinahe aus, wie eine Art Alge. Eine Alge, wie sie immer an der Wasseroberfläche schwamm, als eine Art Teppich. Irgend so etwas. Nur dass diese hier scheinbar an der Höhlendecke gewesen war.
Angewiderter ließ er den grünen Schleim von seinen Fingern rutschen und holte sich die restlichen Spritzer aus dem Gesicht. Wieder tropfte es irgendwo in der Höhle. Nur es klang anders, als sonst. Er konnte nicht genau sagen, was es war. Es war, als ob der Tropfen in Wasser gefallen war. Das Echo war verzerrt und klang unheimlich. Ihm lief ein kalter Schauer den Rücken hinab und ließ ihn schaudern.
Nachdem er sich aller Algen entledigt hatte, griff er wieder nach seiner Fackel. Dabei bemerkte er, dass der gesamte Steinboden um ihn herum immer wieder mit dünnen, feuchten Moospolstern bedeckt war. An sich nichts Ungewöhnliches, aber die Tatsache, dass es so viele waren, sprach für die extreme, konstante Feuchtigkeit hier unten. Nicht nur in der Luft sondern auch auf dem Boden. Über die Jahrzehnte, seit die Höhle das letzte Mal besucht worden war, musste eine ganze Menge an Wasser eingedrungen sein. Wenn er daran dachte, dass es noch einmal nach unten ging, lief es ihm gleich wieder den Rücken hinab. Dem Werwolf würde das Wasser sicher nichts ausmachen, aber wenn es tief genug war, konnte Thorin erheblich langsamer werden, sollte er hinein geraten. Ein weiterer Punkt, der für die Schläue der Bestie sprach.
Vorsichtig und mit angespannten Muskeln richtete er sich wieder auf. Seine Fackel nun wieder in der linken Hand. Dann unternahm er einen neuerlichen Versuch, an die rechte Steinsäule hinan zu treten. Als er sie dann etwas näher untersuchte, entdeckte er eine kleine Nische, die scheinbar über eine kleine Röhre mit dem inneren Teil des Konstrukts verbunden war. Eine zähflüssige, schwarze Substanz befand sich in einer verrosteten Eisenschale in dieser Nische. Thorin kannte so etwas aus anderen Hügelgräbern, die er einmal von Innen hatte sehen können. Auf der Spitze der Säulen befand sich eine Art Trichter der mit einer brennenden Substanz gefüllt war. Diese Schale diente zum Anzünden. Als ein weiterer Wassertropfen irgendwo in der Höhle auf Stein schlug, zuckte Thorin wieder zusammen. Passieren tat aber nichts weiter. Wie so oft.
Langsam brachte er den Fackelkopf näher an die Schale und schließlich tauchte er ihn beinahe in die zähe Flüssigkeit. Nichts. Es wäre auch zu schön gewesen. Dieses Mal tropfte es hinter ihm. Oder war es ein kleiner Kiesel? Ruckartig fuhr Thorin herum und bereute es gleich im nächsten Moment. Schmerzhafte Blitze fuhren ihm durch die Brust und zwangen ihn nach Luft ringend in die Knie. Seine Sicht verschwamm kurz, klärte sich aber wieder. Flimmer tanzten ihm vor den Augen. Einzig und allein die uralte Melodie der Steine schien ihn wieder auf die Füße zu treiben. Der zweite, rhythmische Herzschlag, der durch Thorin fuhr, trieb ihn förmlich dazu.
Schlurfend zwang er sich zur zweiten Säule. Sein Atem schnitt dabei beinahe in seine Luftröhre, so schleifend ging er. Es war nun sogar schon soweit, dass es ihm bei jedem Luftholen selbst den Rücken hinab lief. Sein Herz raste und setzte ab und zu immer einmal wieder einen Schlag aus. Er war am Ende. Nervlich – und körperlich. Vielleicht war es auch das, worauf es der Werwolf abgesehen hatte. Ihn ohne auch nur mit einem ehrenvollen Kampf zu Grunde gehen zu lassen und sich an dem elenden Anblick zu ergötzen. Der Gedanke ließ grenzenlose Wut in Thorin aufkochen und er machte nun den letzten Schritt wieder etwas kraftvoller auf die zweite Steinsäule zu.
Die Nische, mit dem Anzünder, hatte auch eine verrostete Eisenschale darin, aber die zähe Flüssigkeit in ihr war anders. Sie war nicht schwarz, sonder gelblich-grün. Sie sah auch wesentlich frischer und nicht so ranzig aus. Vorsichtig brachte er seine Fackel näher und dieses Mal entzündete sich die Flüssigkeit auch. Es dauerte nur wenige Augenblicke, bis die Flammen die Spitze erreichten und alles um ihn herum in warmes Licht getaucht wurde. Der Lichtkreis reichte zwar nicht aus, um die gesamte Höhe auszuleuchten, aber einen großen Teil.
Bevor Thorin jedoch noch eine Gelegenheit bekam, etwas zu tun, erwischte ihn etwas hart im Rücken. Die Wucht trieb ihn vorwärts gegen die Säule. Der Schneebärenhelm wurde durch seine überstehende Schnauze nach hinten von seinem Kopf gedrückt und er prallte frontal gegen den Stein. Seine Nase knackte und ein höllischer Blitz fuhr ihm durch den Schädel, als er mit der Stirn aufschlug. Seine Sicht verschwamm, er ließ seine Fackel und den Speer fallen. Er hörte nur, wie zwei Dinge in Wasser fielen und es laut Zischte, als ein Feuer vom Nass gelöscht wurde. Der Blitz, der durch seinen Kopf fuhr, wollte gar nicht mehr aufhören. Er raubte ihm jedwede Sinneswahrnehmung und auch sein Atmen ging schwerer und schwerer.
Wieder erwischte ihn etwas hart. Dieses Mal jedoch an der rechten Schulter, sodass er herum gewirbelt wurde. So konnte er verschwommen die weißen Schemen des Werwolfs erkennen, bevor eine weitere, geballte Faust heran flog und ihn gegen die Brust traf. Den aufkommenden Schmerz aus dieser registrierte er zu diesem Zeitpunkt nur noch am Rande seiner Wahrnehmung. Rücklings stolperte er dann über die Kante der steinernen Platte unter seinen Füßen und fiel in die Tiefe. Wie tief er fiel, konnte Thorin nicht sagen, aber einige Schritte bestimmt. Unten blieb er im Flug mit der linken Schulter an einem Stein hängen, sodass er noch einmal herum gewirbelt wurde. Die feurigen Schmerzen überwältigten ihn und überlagerten einander zu einem einzigen, heißen Feuer in seinem ganzen Körper.
Bevor er die Sinne verlor, schoss ihm noch ein letzter Gedanke durch den förmlich platzenden Schädel. Er spielt mit mir. Dann landete er rücklings in eiskaltem, knöcheltiefem Wasser …
Geändert von KingPaddy (19.02.2012 um 11:09 Uhr)
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Mythos
Vvardenfell-Distrikt, Westspalte, Shulk-Eiermine
Mit einem vielstimmigen Kampfschrei stürzten die Minenarbeiter unter Tarriors Führung aus ihrem Gefängnis. Der Rothwardone, der die Tür hatte bewachen sollen, konnte sich nur noch mit einem verzweifelt Hechtsprung in Sicherheit bringen. Er entkam damit trampelnden Füßen und mit Gewalt geschwungenen Keulen. Für den Kampf um ihre Freiheit hatten die Männer ihre verbliebenden Kräfte reaktiviert. Die wochenlange Gefangenschaft und die dürftige Kost, die nur aus Wasser bestanden hatte, hatten sie ausgezehrt, doch in diesem Moment schien sich die restliche Kraft noch einmal aufzubäumen um sich gegen die fremdländische Söldnerbande zu entladen. Außerdem würde es, wenn Tarriors Plan Erfolg hätte, nicht einmal mehr zu einem großartigen Kampf kommen. Sie mussten nur die Rothwardonen im Zentrum der Höhle festnageln und das Netz würde den Rest erledigen. Sie würden sie einwickeln und gefangen setzen. Er selbst würde nur einen Boten zur Stadtwache und dem Verwalter schicken und dann wäre die Sache geklärt. Doch der Rothwardone, der gerade noch die Tür bewacht hatte, schien zwar ihren Plan nicht durchschaut zu haben, aber wollte ihnen ihr Vorhaben dennoch so schwer wie möglich machen. Er war erstaunlich schnell wieder auf die Beine gekommen und hatte sich Tarrior, der als einziger gerüstet und mit einem Schwert ausgestattet war, als Ziel vorgenommen. Der Zweihänder, den er in der Hand hielt, könnte er mit etwas Zielgenauigkeit, mit einem Schlag nicht nur durch ihn, sondern auch durch zwei oder drei der Arbeiter ziehen. Doch der Dunmer gab ihm gar nicht erst die Gelegenheit dazu. Mit einem Wink bedeutete er den Leuten ihr Vorhaben wie geplant zu verfolgen und trat aus dem Pulk aus, der sich langsam auf das Höhlenzentrum zubewegte um die Söldner zusammen zu treiben. Tarrior derweil wollte sich um diesen hier kümmern.
„Verfluchter Hund wo kommst du her?“: warf ihm sein Gegner entgegen. „Na von draußen“: antwortete er, als wäre es das normalste der Welt. „Aber dazu hättest du an Gor und Targ vorbei gemusst“: sagte der Mann ungläubig. Inzwischen hatten sie angefangen sich belauernd zu umkreisen. Der Mann war mit seinem Claymore deutlich überlegen, was die Angriffsreichweite anging, aber er war schlau genug es nicht sofort einzusetzen, sondern auf eine günstige Gelegenheit zu warten. Die Waffe war zwar vernichtend und konnte einen Gegner auch in einem weiten Radius treffen, aber dafür war sie langsam. Der Dunmer mit seinem Silberlangschwert, einer einhändigen Waffe, war hier eindeutig im Vorteil. Würde der Schlag des Söldners ins Leere gehen, könnte er schnell zuschlagen, ohne das der Mann noch abwehren würde können. Und es würde vermutlich für mehr als nur einen Schlag reichen, wenn er ihn erstmal soweit hatte. Daher musste der Rothwardone vorsichtig vorgehen, denn wenn er ihn verfehlte, wäre der Kampf so gut wie gelaufen. Tarrior setzte als Reaktion auf die Worte des Mannes ein irres Grinsen auf. „Ja erst wollten sich mich nicht herein lassen, aber nach etwas kurzer Überzeugungsarbeit konnte ich passieren. Es war fast schon befriedigend wie sie tot zu Boden gingen“: sagte er dann mit einer Ruhe, in der nur ein Auftragskiller oder ein Wahnsinniger von dem Mord an zwei Leuten sprechen konnte. „Du verfluchter Dunkelelfenbastard ich bringe dich um“: schrie der nun deutlich verunsicherte, aber auch sehr wütende, Mann und ging auf ihn los. Tarrior grinste immer noch, aber diesmal aus ehrlichem Glück, denn sein Gegner tat nun genau das, was er beabsichtigt hatte. Die Rothwardonen waren für ihr hitziges Temperament bekannt und er musste zugeben, dass das auffallend stimmte. Doch trotz des wilden Zorns kam der Schlag präziser, als der Dunmer erwartet hatte. Er schaffte es gerade noch so, sich wegzudrehen. Er spürte den Luftzug, den die Klinge, die knapp neben seinen Kopf vorbei zischte, verursachte. Die Schneide glitt, von der wilden Kraft des Mannes angetrieben, mindestens zwei Zentimeter tief in den Boden ein, wenn nicht mehr. Als er sie kurz darauf aus dem felsigen Boden stemmte, war eine tiefe und breite Scharte zurückgeblieben, doch er beachtete sie nur am Rande. Denn genau in diesem Augenblick war der Rothwardone dicht bei ihm und am verwundbarsten.
Sein eigenes Schwert züngelte auf den Hals des Söldners zu, verfehlte aber ihr Ziel. Der Mann drückte seinen Oberkörper beim Stemmen des Schwertes plötzlich nach hinten durch. Zunächst brachte er damit seinen Hals außer Reichweite und dann seinen Zweihänder zwischen sich und Tarriors Klinge. Doch hatte der Stoß noch zu viel Kraft, als das sie durch die andere Klinge abgeblockt hätte werden können. Sie glitt an der Söldnerschneide ab und bohrte sich, statt in Hals oder Brust, in die Schulter des Mannes. Jemand von einer geringeren Konstitution, als wie sie ein Rothwardone und noch dazu ein Söldner hatten, hätten jetzt vor Schmerz aufgeschrien, oder zumindest ein Aufstöhnen vernehmen lassen, doch der Mann blieb stoisch ruhig. Gewiss verzog sich sein Gesicht kurz vor Schmerz, doch grimmig verbiss er sich jede weitere Reaktion und konzentrierte sich nur Sekundenbruchteile später wieder auf den Kampf. Seinen Zweihänder hatte er wieder hochgebracht, sodass Tarrior nicht noch einen Angriff wagen konnte. Doch sein Gegner ließ nicht soviel Nachsicht mit ihm walten. Sofort wurde der Zweihänder geschwungen und beschrieb das Viertel einer Kreisbahn. Wäre er nicht sofort zurückgewichen, eher gestolpert, hätte die Klinge ihn in der Waagerechten fast genau geteilt. Und er war sich sicher, dass genug Kraft in dem Schlag gewesen wäre, um das zu bewerkstelligen. Der Söldner verstand sich eindeutig auf seine Waffe und den Kampf. In diesem Moment wurde es dem Dunmer unbegreiflich warum sie sich damit abgaben, irgendwelche Minen zu überfallen. An der Front wären sie gegen die Deadra eine große Hilfe und konnten ihr Talent auch besser zum Einsatz bringen, als hier wehrlose Minenarbeiter zu töten. Innerlich schüttelte er den Kopf, aber äußerlich war seine Aufmerksamkeit wieder auf den Kampf gerichtet. Durch den Schlag hatte der Rothwardone ihn leider soweit auf Distanz gebracht, dass er danach ohne Eile seine Waffe wieder in Position bringen konnte. Tarrior selbst ließ nun sein Schwert etwas sinken. Es sollte eine Einladung zu einem Angriff sein. Der Mann würde es bloß als fehlerhafte Haltung interpretieren, zumindest hoffte er das. Wieder umkreisten sie sich jedoch nur abwägend, aber nur für kurze Zeit. Nach einem kurzen Moment wo er so ausgesehen hatte, als würde er überlegen, ob Tarrior ihm eine Falle stellen wollte oder nicht, sprang er mit der erhoben Klinge vor. Er selbst täuschte nur einen herzlosen Versuch vor, sich zu verteidigen und ließ sich dann aber gekonnt zur Seite fallen. Noch im Fallen sammelte er Magie und hatte einen hübschen Feuerball an der Hand. Zwar presste ihm der ungebremste Aufprall zunächst die Luft aus den Lungen, aber den Zauber erhielt er aufrecht und schleuderte ihn dann auf den Söldner. Der Mann war nicht nur überrascht, sondern geradezu entsetzt, als er die Magie, wohl in Zeitlupe, auf sich zufliegen sah. Vermutlich hatte er geglaubt, dass Tarrior sich an einen fairen Kampf halten würde. „Tja da hat er wohl Pech gehabt“: ging es ihm dabei durch Kopf.
Äußerlich grinste er schon wieder, obwohl er noch etwas nach Atem rang. Die feurige Kugel traf den Söldner direkt und zersprang in einer Art feurigen Explosion bloß ohne Knall. Die Flammen hüllten Tarrior und den Söldner, die noch dicht beieinander waren, ein. Er hatte eine Menge Magicka in den Angriff gelegt. Doch im Gegensatz zum Rothwardonen, der nun vor Schmerz tatsächlich wie am Spieß schrie, war er Immun gegen die verzehrende Kraft des Feuers. Nur seine Chitin-Rüstung wurde etwas angekokelt und die oberste Schicht färbte sich vom Ruß grau bis schwarz ein. Vor Schmerz ließ sein Gegner den Zweihänder fallen. Tarrior nutze die Chance. Er schwang sich auf seine Beine und warf sich mit vollem Körpereinsatz in den Rothwardonen hinein. Der Söldner wurde damit direkt an den Rand der Höhlenmitte befördert, wo er sich auf dem Boden herum rollte, um die Flammen an seinem brennenden Lederharnisch zu ersticken. Der Dunmer schob sein Schwert zurück in die Scheide und besah sich die Szenerie um ihn herum genauer. An den Seilen wurden schon fleißig gearbeitet. Ein paar waren schon soweit durch, dass es nur noch eines Schlages bedürfen würde, um sie endgültig zu kappen. Die Söldner waren so beschäftigt damit, sich gegen die scheinbar wahnsinnig gewordenen Minenarbeiter zu verteidigen, dass sie es gar nicht bemerkten. Zwar wurden die ungeübten Männer nie zu einer wirklichen Bedrohung für die geschickten Söldner, aber gleichzeitig konnten diese keine Schläge anbringen oder den Gegner selbst zurückdrängen. Es sah ziemlich ausgeglichen aus, doch dann fällte ein kräftiger Schlag einen der Arbeiter. Der Mann, der Tarrior zuvor noch die Seilkonstruktion erklärt hatte. Mit vor Blut triefender Kriegsaxt stand der wahrhaft hochgewachsene Anführer der Söldner über dem Erschlagenen. Der Mann überragte selbst Tarrior, der nun wirklich nicht klein war. Der Söldnerhauptmann hatte wirklich etwas von einem brutalen Barbaren. Die Axt hatte den Kopf des Mannes gespalten und das Blut war bis in das Gesicht dieses Rohlings gespritzt, wo außer dem Lebenssaft kleine graue Stückchen hingen, die Tarrior voller Ekel als Gehirnmasse identifizierte. Doch ohne sich auch nur mal kurz durch das Gesicht zu wischen, wandte er sich schon seinem scheinbar nächsten Opfer zu, denn der Mann wich vor den Keulen nicht zurück. Er war ein Raubtier, das bei Bedrohung nicht zurückwich, sondern angriff.
Mit der wirklich gewaltigen Axt hackte er schon nach seinem nächsten Opfer und schlug ihm die Hand ab. Der Getroffene fiel augenblicklich um und krümmte sich vor Schmerzen. Doch kurz bevor der Gnadenstoß erfolgen konnte, griff Tarrior ein, der hinüber gesprintet war. Seine Klinge schob sich zwischen die Axt und ihr wehrloses Opfer und tatsächlich blockte er den Angriff, doch die enorme Wucht ließ ihn seine Waffe fast verlieren und seine Hand schmerzte plötzlich höllisch. Er biss sich auf die Lippen um den Schmerz zu unterdrücken und wich hastig einen Schritt zurück, denn der Anführer hatte nun ihn, als seinen Duellgegner auserwählt. Im Moment gefiel ihm das jedoch gar nicht, denn er war noch etwas erschöpft vom Kampf gegen den anderen Söldner. So versuchte er den ausgebrochenen Hauptmann zum Höhlenzentrum zurückzudrängen, doch wieder einmal zeigte sich, dass er keinem vernunftbegabten Wesen, sondern einer blutdurstigen Kampfbestie gegenüberstand. Sein Gegner riskierte mehrmals leichte Verletzungen um ihn angreifen zu können und brachte Tarrior, der so einen offensiven und selbstzerstörerischen Kampfstil nicht gewohnt war, vollkommen aus dem Konzept. Der Mann ließ sich einfach nicht bedrängen und nahm mögliche Verletzungen in Kauf nur um nicht zurückzuweichen. Er ließ jedoch nie genug Deckung fallen, um einen kritischen Treffer landen zu können. Er konnte ihm so, wenn er die offenen Stellen nutzte, höchstens kleine Wunden zu fügen. Und war sich sicher, dass diese nur dafür sorgen würden, dass er noch wütender würde. Der Anführer der Söldner war ein gebündeltes Paket aus archaischer Kraft. Tarrior war sich ganz sicher, dass die dunkelhäutigen Pranken ihm ohne zu zögern den Schädel zerquetschen konnten. Er wollte sich gar nicht vorstellen, was ein Treffer dieser Axt anrichten würde. Statt das er seinen Gegner zum Zurückweichen bewegen konnte, war er es, der immer weiter nach außen gedrängt wurde. Sie bewegten sich immer weiter von der Höhlenmitte weg und waren längst aus dem Bereich des Netzes gekommen. Bald würde er ihn an die Höhlenwand gedrängt haben und dann gab es nichts mehr, wohin er würde ausweichen können. Zwar war der Hauptmann jetzt draußen, aber der Rest der Söldner saß mitten in ihrer Falle, doch schafften sie es mittlerweile gegen die dezimierten Bergleute anzukommen. Sie mussten die Seile kappen. Den Anführer würde er so besiegen müssen, denn die anderen würden gewiss noch Zeit brauchen, um die restlichen Gegner fachgerecht zu verschnüren, sodass keine Gefahr mehr von ihnen ausgehen würde. Er musste dieses barbarische Kraftpaket allein besiegen.
„Männer kappt schnell die Seile. Ich werde schon mit ihm fertig. Setzt den anderen Söldnerabschaum fest“: rief er so laut er konnte und hoffte das alle es hören würden. Ob sie seinem Befehl nachkamen, konnte er nicht mehr erkennen, denn er musste seine Konzentration zurück auf den Kampf lenken. Beinahe hatte der verfluchte Anführer ihn geköpft. „Ihr verfluchtes Elfenpack habt doch keine Chance“: grölte der Mann, es war offensichtlich das er sich am Kampf regelrecht berauschte. Es waren nur noch ein paar Schritte Entfernung zur Höhlenwand. Einen Moment dachte er darüber nach, diesem Feind ebenfalls einen Feuerball zu verpassen, aber dann verwarf er die Idee. Dieser war nicht so langsam wie sein vorheriger Gegner. Er handhabte die Kriegsaxt als wäre sie federleicht und schwang sie mit einer Eleganz, wie man sonst nur ein Schwert schwang. Bei ihm wirkte dieses blutrünstige Mordinstrument fast schon wie ein geliebtes Spielzeug. Ein Spielzeug das er mit aller Brutalität gegen seine Gegner einsetzte. Inzwischen war Tarrior dazu übergegangen, leichte Zickzackbewegungen zu machen um nicht zu schnell zurück zu weichen. Er verschaffte sich damit Zeit, aber er wusste nicht einmal selbst wofür. Hätte er einem Schlag abblocken können, wäre es einfach gewesen aus dieser Situation auszubrechen. Bevor der Gegner einen weiteren Angriff hätte starten können, hätte der Dunmer ihm gewiss schon einige Hiebe versetzt, aber jeder Versuch einen Schlag dieser Axt mit der Klinge abfangen zu wollen, wäre nur lächerlich gewesen. Der Rothwardone schwang sie mit einer Kraft, die nur mit dem Wort unglaublich wirklich zu beschreiben war. Die Klinge seines Langschwertes wäre gebrochen, wie ein Streichholz. Es war für ihn schon ein Wunder, dass sie den ersten Schlag abgehalten hatte, als er den Minenarbeiter gerettet hatte. Doch jetzt konnte er nur noch zurückweichen. Doch das ging nicht mehr lange. Seine Augen zuckten für einen Moment zur Seite und er sah die Wand knapp hinter sich. Nicht mehr als ein Schritt trennte ihn vom Ende seines Weges. „Jetzt wirst du sterben, du verfluchter Dunkelelfenhund. Doch sag mir hat dich unser Auftraggeber geschickt, damit er mich nicht bezahlen muss“: wollte der Söldnerhauptmann wissen. „Glaubst du das würde ich dir erzählen“: war Tarriors Antwort darauf. Er legte allen Trotz in seine Stimme, den er aufzubieten vermochte. „Dann verrecke Mer“: schrie der Rothwardone wütend und ließ die Kriegsaxt auf ihn zu schnellen. Er wich noch einen letzten Schritt, wohl weislich das er dann mit dem Rücken zur Wand stehen und die Axt ihn spalten würde, zurück. Er hatte sich vorgenommen, dem Tod offen ins Auge zu blicken. Er hatte eine verfluchte Angst und war keinesfalls bereit zu sterben, aber sein Stolz verbot ihm vor dem Fremdländer seine Schwäche zu zeigen. Doch die Spaltung seines Schädels blieb aus. Unter seinem Stiefel knackte es vernehmlich, als er auf einen losen Stein trat und dieser urplötzlich wegrutschte.
Ohne dass er etwas dagegen machen konnte, rutschte er aus und fiel nach hinten um. Es blieb ihm gerade noch genug Zeit um den Kopf einzuziehen, um nicht damit auf die schroffe Höhlenwand aufzuschlagen, doch ansonsten fiel er wie ein Stein zu Boden. Die Axt schrammte knapp über ihm über den Fels und fuhr knirschend in das Gestein. „Jetzt ist es aus“: dachte er, als der Rothwardone am Stiel seiner Axt zog. Er war am Boden, direkt zu Füßen des Söldners, vollkommen hilflos und erwartete den tödlichen Axthieb sobald er seine todbringende Waffe befreit hätte. Doch der tödliche Schlag kam nicht, denn der Mann bekam die Axt nicht aus dem Felsen heraus. Tarrior erkannte die Situation und seine Chance. Der Barbar hatte seine Axt mit einer derartigen Kraft niedersausen lassen, dass sie tief in den Felsen gefahren war und jetzt dort feststeckte. Er selbst war zwar groß, aber recht schmal und daher gelang es ihm zwischen den Beinen des Feindes einfach hindurchzuschlüpfen. Als dieser merkte, dass seine Beute entkommen wollte, hatte er versucht ihn mit seinen Pranken zu greifen, aber der Koloss war einfach zu plump und zu langsam. Keuchend kam der Dunmer wieder auf die Beine. Sein Atem ging stoßweise. Der kalte Schweiß lief noch immer seinen Rücken herunter und sein Puls raste, als würden bald seine Adern platzen. Er konnte seinen Herzschlug schmerzhaft und überdeutlich in seiner Brust spüren. „Das war verflucht nochmal haarscharf“: ging es ihm einem Schrecken gleich durch den Kopf. Derart knapp war er dem Tod noch nie von der Schippe gesprungen. Er zwar schon häufiger in gefährlichen, gar tödlichen Situationen gewesen, aber so knapp war es wirklich noch nie gewesen. Doch noch gab es keine Ruhe für ihn. Sein Gegner hatte es inzwischen aufgegeben seine Kriegsaxt aus dem Stein ziehen zu wollen und wollte ihn nun mit bloßen Händen angreifen. Tarrior war sich sicher, dass der Mann die Axt hätte herausziehen können, aber vermutlich war er zu ungeduldig gewesen es nochmals zu probieren, doch auch seine Pranken waren keine einfache Hände, sondern perfekte Mordinstrumente.
Mit einem Wutschrei stürmte er voran und überwand die letzten Meter mit einem gewagten Sprung. Der Dunmer, der damit gar nicht gerechnet hatte, konnte sich nur im allerletzten Moment zur Seite werfen und so dem tödlichen Angriff entgehen. Der Mann kam auf leerem Boden auf, rollte sich ab und war in Windeseile wieder auf den Beinen. Nur um erneut anzugreifen. „Verdammt, er ist doch schnell“: fiel es Tarrior wie Schuppen von den Augen, als er die von reiner Berserkraft aufgeladenen agilen Bewegungen sah. Es war offensichtlich, dass der Söldner seinen Verstand komplett ausgeschaltet hatte und sich allein auf Körperkraft, Ausdauer und Instinkte verließ. Diese völlige Konzentration auf den Kampf schien zudem noch größere Körperkräfte zu wecken. Er hatte von dieser Fähigkeit der Rothwardonen gehört. Sie verfielen dabei in einen unkontrollierten Blutrausch. Ein Schlag von seinem Gegner in diesem Zustand könnte vermutlich selbst einem Kagouti das Genick brechen. Aber er wollte das lieber im Moment nicht am eigenen Leib heraus finden. Wieder stürmte der Söldnerhauptmann wie besessen auf ihn los und wieder kam ein Sprung auf den letzten Metern, mit dem er ihn umwerfen sollte, doch diesmal war er vorbereitet. Er drehte sich ganz knapp zur Seite. Er konnte spüren wie er von dem massigen Körper ganz leicht an der Seite geschnitten wurde. Doch noch bevor der Gegner ganz an ihm vorbei geschrammt war, zuckte sein Oberkörper in anderer Drehrichtung, als seine Beine, herum und damit auch das Schwert. Ohne hinzusehen stieß er damit direkt nach unten. Er spürte wie er etwas weiches traf und sofort an der Klinge gerissen wurde, als sie die Bewegung des Körpers, in den sie sich gebohrt hatte, mitmachen wollte. Er stellte die Klinge umgehend schief und sie glitt wie von selbst aus dem Fleisch, während der Rothwardone hart auf dem Boden aufkam und sich aufgrund der hohen Geschwindigkeit mehrmals überschlug. Sich abzurollen schaffte er nicht, denn Tarrior hatte ihm das Bein regelrecht, in einer Kombination aus Schwertstoß und Schwung des Opfers, aufgeschnitten.
Warmes, fast schon kochendes Blut lief die Klinge hinunter und über seine Hand. Das linke Bein des Söldnerhauptmannes war nur noch eine einzige Wunde, als dieser sich wieder aufrichtete. Er hatte Abschürfungen an den nicht geschützten Stellen seines Körpers und die Lederrüstung war aufgerissen und er blutete aus dutzenden von Platzwunden am Kopf und im Gesicht. Er verlagerte das Gewicht vom verletzten auf das unverletzte rechte Bein und funkelte ihn mit einem wahnsinnig-zornigen Blick an. Das Blut das über sein Gesicht lief, verstärkte den Eindruck eines blutrünstigen Monsters und Berserkers noch zusätzlich. Trotz der Wunde wollte er nochmals auf Tarrior los gehen, doch sein Bein erstickte den Versuch im Keim. Schon beim zweiten Schritt bremste er ab und sein Gesicht verzog sich vor Schmerz. Dies war der Moment in dem der Dunmer in die Offensive ging und seinerseits endlich zum Angriff überging. „Die Zeit der Abwehr und des Zurückweichens ist vorbei“: dachte er und stürmte vorwärts. Die Pranken waren zwar immer noch gefährlich, aber dank seines verlängerten Arms, seines Schwertes, konnte er außerhalb ihrer tödlichen Reichweite bleiben. In diesem Moment war das bullige, vor Kraft nur so strotzende Monster ihm gegenüber stark im Nachteil, denn ohne Waffe konnte er die gezielten Schwertstreiche Tarriors nur mit seinem Körper abfangen und den wollte der Dunmer ja auch treffen. Doch trotz des offensichtlichen Nachteils kämpfte er immer noch wie ein Löwe. Er versuchte nach Tarrior zu langen, ihn zu schlagen und sogar das Schwert mit den Händen zu fassen zu bekommen. Doch der flinkere Dunmer konnte dem entgehen. Er umkreiste sein fast bewegungsunfähiges Opfer und griff in günstigen Fällen an. Oft gelang es dem Mann sich zur Seite zu drehen oder den Schlag mit seinem Armschutz aus Leder abzufangen, doch lange hielt selbst er so nicht mehr durch.
So geschah es auch das einer von Tarriors Streichen durchkam und sich das Schwert, durch das aufgeschürfte Leder, direkt in den Bauch des Söldners bohrte. Die Kraft des Kampfrausches des war eindeutig verebbt. Der Rothwardone griff noch nach der Klinge und zog sie ein Stück aus seinem Körper heraus, bevor er einfach nach hinten umkippte und besiegt und schwer atmend liegen blieb. Tarrior nutze die Zeit und sah sich um. Die Minenarbeiter hatten gute Arbeit geleistet. Die Söldner saßen fest verschnürt in dem Netz fest. Jedoch hatte das Unterfangen noch einen Arbeiter das Leben gekostet und Tarrior befürchtete, das der Mann mit der abgeschlagenen Hand wohl auch nicht überleben würde. Dessen Körper war schon zuvor sehr geschwächt gewesen. Womöglich würde er nicht einmal mehr das Tageslicht wiedersehen. Sein Blick fiel wieder auf den Mann zu seinen Füßen. Das Adrenalin rauschte immer noch in seinen Adern und in seine Gedanken waren immer noch auf Kampf und Tod eingestellt. Was sollte er jetzt mit dem Mann machen „Töte ich diesen verfluchten Bastard und räche die Gefallenden oder lasse ich ihn leben“: über die Entscheidung dachte er in den nächsten Minuten nach.
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Legende
Colovianisches Hochland, westlich von Chorrol
Anschluss an die Handlung von "Heiler und Dämon".
Arranges blinzelte. Am Fußende seines Betts war ein Fenster in der Wand, durch welches goldenes Sonnelicht hereinbrach. Der Kaiserliche schaute auf die Decke über ihm. Feine Holzmaserungen zierten die Balken. Das Stroh und die Federn raschelten leise, als er sich etwas zur Seite drehte um sich in dem Raum umzuschauen. Gegenüber prankte eine massive Holztür in der schlichten Wand. Ein Stück neben ihr stand ein kleiner Tisch in der Ecke mit einem etwas schief gezimmerten Stuhl davor. Eine kleine Komode, von Holzwürmern zerfressen, war auch zu sehen. Arranges atmete einmal tief ein und aus und versuchte sich dann aufzusetzten. Doch ein brennender, nicht sehr starker und dennoch kontinuierlicher Schmerzt hinderte ihn daran und der Kaiserliche ließ sich kraftlos zurücksinken. Oje... hab ich also doch mehr Wunden davongetragen, als man äußerlich zu sehen vermochte...
Einige Minuten blieb der Magier so liegen, bis der Schmerz wieder verklungen war. Dann durchbrach ein leises Knarzen die Stille. Die Tür zu dem Zimmer schwang langsam auf und der Mönch erschien im Rahmen. 'So, bist du also doch nocheinmal aufgewacht. Du hast lange geschlafen. Ich will nicht wissen, was du in der Burg erlebt hast, aber es muss schrecklich gewesen sein, wenn du deine kompletten Kräfte dafür aufgebraucht hast. Ich kenne dich gut genug um zu wissen, dass dich normalerweise nichts so schnell auszehrt.' Der Kuttenträger kam ein paar Schritte näher. 'Willst du aufstehen und mit mir speisen? Du hast nun fast 2 Tage und eine Nacht geschlafen. Du musst doch hungrig sein.' Erst jetzt dachte auch Arranges daran etwas zu essen. Machte bei den Worten des Mönchs, sein Magen lautstark auf sich aufmerksam. Der Mönch lächelet väterlich. 'Ich helfe dir auf.' Und mit diesen Worten schob er einen Arm unter dem Nacken des Kaiserlichen hindurch und hob den Oberkörper an, bis der Beschwörer an der Bettkannte saß. Der Schmerz war wieder spürbar, aber nicht so heftig, wie zuvor, als Arranges versuchte allein aufzusitzen. Von dem Bretonen gestützt, gingen beide in den großen Raum, welcher auch gleich der Mittelpunkt des Hauses war.
Arranges ließ sich in einen der Stühle gleiten und begutachtete die aufgetragenen Speisen. Es war ein reich gedeckter Tisch mit allerlei Dingen. 'Jaja, ich weiss, Bescheidenheit schaut anders aus, aber ich habe auch schließlich einen besonderen Gast zu bewirten. Lang zu!'
'Ich danke für deine Gastfreundschaft Bruder Marbell.'
'Nichts zu danken Arranges, es ist meine Pflicht, meinen besten Schüler so zu behandeln. Schließlich hast du bewiesen, dass das Kloster schon lange nicht mehr das war, was es vozugeben schien. Ich will nicht sagen, dass ich alles wusste, aber mir kamen doch schon einige Dinge zu Ohren. Das war auch der Grund für den Bau dieses Landhauses.'
'Mir scheint, ihr habt hier eher eine private kleine Festung erichtet.'
'Nun, so kann man es natürlich auch sehen, aber ich bevorzuge den Ausdruck Landhaus, er macht und machte sich in diversen Gespärchen besser.'
'Dann könnt ihr mir nun auch gleich alles erzählen. Zum Beispiel, was der tote Goblin im Garten zu suchen hat?'
'Achja, die Fragerei beginnt ja erst,' lachte der Mönch. 'Ich fange am besten von vorn an. Unser Kloster gibt es, wie du weisst, nun schon seit fast einem Jahrhundert. Aber vor wenigen Jahren, nachdem ihr eure Ausbildungsbeziheungen zu unseren Lehrmeistern abgebrochen habt, hatten unsere Obersten damit begonnen seltene Schriftstücke über Nekromantie und dergelichen zu kaufen und zu sammeln. Auch der Schmuggel florierte prächtig. Du musst wissen, dass unsere Archive nicht immer so voll waren. Auch haben wir sie nie so streng bewachen lassen, genauso wie die Katakomben unter der Feste nie wirklich genutzt wurden. Das alles begann vor knapp anderdhalb Jahren. Da haben wir damit begonnen unsere Schüler verstärkt in der Kunst der Nekromantie auszubilden. Ich habe mich aus diesen Dingen vermehrt herausgehalten, weil ich eigentlich ein überzeugter Mönch war. Warum dies nun alles so gekommen ist, weiss ich wirklich nicht. Ich habe auch nie damit gerechnet, dass gerade du diesen Beschwörerring sprengst. Der du ja nun geradezu bessesen davon bist, Skelette, Zombies und anderes untotes Gesocks zu rufen. Aber wieder zurück zur Festung. An dem Abend, als ich dir das Buch gab und sagte, dass ich nun in meine Einsiedelei gehen werde, wusste ich genau warum. Sie haben uns belauscht. Ich konnte mir nur noch nichts genaues daraus zusammenreimen, sonst hätte ich dich gewarnt. Aber just an dem Morgen nach unserem Treffen in der Schreibstube, wachte ich hier auf. Mein Haus war umzingelt von haufenweise Untoten. der Goblin, den ihr im Garten saht, war einer aus meiner Hauswache. Insgesamt 11 kleine Kriegerlein und ein Goblinkriegsfürst zählten meine Leibwachen wenn du so möchtest. Wirklich zähe Burschen und loyaler als manche humane Wache... Auf jeden Fall hielt meine kleine Armee die Angreifer gut in schach, wurden allerdings nach und nach zurückgedrängt. Viele wurden erschlagen, nur 3 haben sich ins Haus retten können. Ihr werdet sie nicht entdecken, sie sind Meister der Tarnung.' Wie um die Worte des Mönchs auf ihren wahren Kern zu testen, ließ Arranges seinen Blick umherwandern.
'Als die Untoten keinerlei Möglichkeit sahen, in mein Haus einzudringen, bearbeiteten sie die Front mit ihren Waffen. Vielleicht hast du die schartigen Holzbalken schon gesehen.' Arranges nickte beiläufig.
'Ich konnte kaum noch aus dem Haus. Sobald ich mehrere Schritte von der Tür weg war, erhoben sich zahlreiche Skelette aus dem Waldboden und machten Anstalten mich zu töten, sollte ich mich nicht wieder zurückziehen. Nach fast 3 Tagen war dann alles wieder vorbei. Warum weiss ich nicht, aber wenn wir meinen und deinen Teil der Geschichte zusammenfügen, haben wir bestimmt eine annehmbare Antwort.'
Jetzt begann Arranges seine Erlebnise aus der Festung und den Katakomben zu schildern. Als er geendet hatte, herrschte zunächst Stille. Dann unterbrach der Mönch das schweigen: 'Dieses zusammengeflickte Monster, das dich angegriffen hatte, war ein Dämon aus dem Reich des Vergessens. Nur sehr willensstarke Geister können ihm unbeschadet begegnen, dass du mit knapper Not davon kamst, war mehr Glück als Fähigkeit, denn du bist aufgrund deiner Ausbildungen nicht dazu bestimmt, andere Individuen zu unterdrücken, deine Stärke ist es schnell und aggresiv zu zuschlagen. Aber das weisst du ja sicher selbst. Was diesen Dämon angeht, hätte ich nicht gedacht, dass jemand im Kloster dazu fähig wäre, eine solche Kreatur zu beherrschen. Das andere, was ihr noch gesehen habt, erinnert sehr an einen Fleischatronarch, wie sie in den Beschreibungen zu Sheogoarths Reich vorkommen, aber das kann ich mir nicht vorstellen... sind wir lieber froh, dass das Schicksal dich wohlbehütet wieder zurückbrachte.'
'Im Übrigen habe ich mir erlaubt, dir während du geschlafen hast, deine Rüstung auszu ziehen. Ich habe sie ausbessern und reinigen lassen. Allerdings muss ich dir sagen, dass deine linke Armschiene so kaputt war, dass nichts mehr zu machen war. Auch dein Umhang musste sehr leiden. Glück für dich, ist es, dass ich auch Rüstungsteile hier habe. Umhänge in modischen Grau- und Grüntönen müsste ich auch noch irgendwoe verstaut haben. Nur deine Waffe kann ich dir weder ersetzen, noch wiederbringen. Ich habe hier keine Waffen, da ich selbst keine nutze und die meiner Goblins wirst du wohl nicht benutzen wollen. Wo du dein Schwert vergessen hast, weiss ich nicht.' Noch während der Bretone sprach, schaute Arranges an sich herunter, er hatte tatsächlich bis auf seine Unterkleider nichts mehr an.
'Eine Frage Marbell. Wie konntest du mich dort herausholen?'
'Nun, das war nicht einfach. Du erinnerst dich vielleicht noch, dass ich dir eine Kopie eines Buchs anfertigen ließ, welche für deine eigennützige Studienzwecke dir sehr wichtig war. Darin fand ich eine Zauberformel für ein Portal, dass dem Obliviontor sehr ähnlich ist, nur viel viel kleiner und nicht dazu gedacht, verschiedene Dimensionen miteinander zu verbinden. Durch mentale Kraft, konnte ich deinen Geist aufspüren und dich zu mir rufen, aber wie gesagt, es ist etwas schief gelaufen und die Zielorte entglitten mir, während ich die Zeitschleuße öffnete.'
'Ist die Kopie des Buches denn fertig?'
Der Mönch musste lächeln: 'Du legst immer noch mehr Wert auf deinen Fortschritt, als auf das was andere sagen und denken was? Nun denn, ich kenne es ja nicht anders von dir.' Bruder Marbell erhob sich und ging weiter nach hinten zu einem großen Schreibpult in dem Raum und begann Pergamentstapel zur Seite zu räumen. Dann kam er zurück. In Händen einen ledergebundenen Folianten mittlerer Größe. 'Hier ist es. Ich habe mir erlaubt die böse Magie, welche dem Original innewohnt, heraus zu lassen.' Ein Lächeln umspielte Arranges Lippen. 'Ich glaube, dass es auch so schwierig genug sein wird, damit fertig zu werden. Aber jetzt muss ich mich einkleiden und dir leider auch schon in kürze wieder lebe wohl sagen.'
'Du bist immer wieder gern willkommen als Gast.'
Nachdem sie noch besprochen hatten, welchen Weg Arranges nehmen musste um wieder auf die Straße zu kommen, begab sich der Mönch nach draußen. Daraufhin stand auch der Kaiserliche vom Tisch auf, jetzt da sich sein Körper wieder an die Bewegungen gewöhnt hatten, mit merklich weniger Schmerzen. Er ließ sich seine Rüstung bringen und einen neuen Umhang. Nachdem er seine Ausrüstung wieder am Körper trug, trat er vor das Haus des Bretonen und staunte ersteinmal.
'So, jetzt konnte ich deiner sonst so versteinerten Miene doch noch eine Bewegung abringen.' Sagte der Mönch, der auf den Magier zukam, sich neben ihn stellte und selbstgefällig in die gleiche Richtung wie der Kaiserliche schaute. Im Garten stand der Rotfuchs, Arranges Pferd. Das einzige Lebewesen, welches dem Kaiserlichen je mehr bedeutet hatte als nur Sachwert, da es mit ihm viele Gefahren überstanden hatte und stehts ein treuer Begleiter war...
'Einer meiner Goblinschergen hat ihn nahe der Festung gefunden.'
'Du bist einmalig Bruder Marbell! Ich wüsste nun nicht, wie ich dir danken kann.'
'Das brauchst du nicht. Das einzige, was ich mir zum Dank wünsche, dass du außerhalb deiner Bemühungen zum Besten der Besten zu werden, wiedermal vorbeischaust.'
'Darauf kannst du Gift nehmen!'
'Lieber nicht, das mache ich hinterher um sonst.'
Arranges saß auf und lachend winkte er dem Mönch zum Abschied.
Geändert von KingPaddy (19.02.2012 um 11:41 Uhr)
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You got bamboozled
Fest, entschlossen und wütend setzte er einen Fuß vor den anderen, zog das Sax geräuschlos aus der Schwertscheide und öffnete, sanft und zärtlich wie er war, die Türe zu Aileens Zimmer mit einem kräftigen Tritt. Eigentlich wollte er direkt ausholen und Aileen das Sax zwischen die Augen werfen, doch ein helles Leuchten blendete ihn.
Ein wirbelnder Strudel aus blauem Licht, durchzogen von goldenen und weißglühenden Fäden erfüllte den Raum. Gendrek hob instinktiv seine Hand und schützte seine Augen, trotzdem fühlte es sich so an als würden seine Augäpfel von dem Licht verbrannt.
Von dem Wirbel ging ein seltsamer Impuls aus, immer wieder dröhnte er ohne einen Ton von sich zu geben. Das rhytmische Schlagen des Strudels verursachte Überlkeit, er hatte das Gefühl sich sofort übergeben zu müssen, „Wir sehen uns bald wieder…“. Instinktiv riss er sich die Hand von den Augen, er konnte nur die schwache Silhouette einer Person erkennen, Aileen, da war er sich sicher. Er holte weit aus und warf mit brachialer Geschwindigkeit das Sax in den Wirbel, es sah alles in Zeitlupe, die Klinge rotierte in der Luft und näherte sich unheimlich schnell der Person im Wirbel, ein lautes zischen ertönte und der Wirbel brach zusammen, das Sax flog und hämmerte ein paar Zehntelsekunden später mit einem dumpfen Ton in der Wand und bohrte sich tief in die Verkleidung.
Das erste was er zu packen bekam war ein Stuhl, ein lautes schmettern ertönte in der Magiergilde. Gendrek zog sein Sax aus der Wand und trat beim verlassen des Zimmers nocheinmal in den Bretterhaufen der einmal ein Stuhl und ein Schreibtisch war.
Er packte so schnell er konnte seine Dinge zusammen und lies jeden der ihm entgegenkam und fragte was das für ein Krach war merken, dass er so richtig miese Laune hatte.
Ihm war klar, dass er schnell zurück zur Bruderschaft musste und während seine Reise ging er innerlich den Brief noch einmal durch, man hatte ihn immer gewarnt „Junge, lass dich nicht mit Weiber ein, die machen nur Ärger“, hätte er gewusst, dass diese eine Frau ihm solchen Ärger machen würde, hätte er sie noch in der ersten Nacht erdolcht.
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Provinzheld
Solstheim, Höhle der verborgenen Melodie
Das kühle Nass verhinderte zumindest, dass Thorin komplett die Besinnung verlor. Die eiskalte Temperatur weckte seine müden Geister wieder. Das änderte aber nichts daran, dass sich seine Rüstung und Kleidung darunter mit dem Wasser voll sogen und schwerer und schwerer wurden. Gleichzeitig konnte er seinen linken Arm nicht mehr bewegen. Unter höllischen Qualen drehte er seinen Kopf zur Seite und sah aus dem Augenwinkel, wie eine seltsame Beule noch vorne durch die Rüstung drückte. Es sah nicht aus, wie ein Bruch. Er hatte also Glück gehabt. Vielmehr war sein Arm ausgekugelt.
Thorin holte tief Luft und hob den schweren, rechten Arm. Mit der Hand packte er seinen linken Arm am Handgelenk und zog so kraftvoll, wie er nur konnte. Es gab ein lautes Poppen und er schrie vor Schmerzen auf. Doch er konnte nun den Arm wieder bewegen. Schwer atmend und sehr steif stemmte sich Thorin dann auf die Ellbogen hoch. Allein diese Anstrengung ließ seine Sicht wieder verschwimmen und neuerliche Blitze des Schmerzes zuckten durch seinen Kopf. Einzig sein Wille, die Melodie im Stein und seine Wut trieben den Nord – der eigentlich schon längst hätte tot sein müssen – weiter an. Stöhnend und seine Schmerzen nun nicht weiter verhehlend richtete er sich auf. Seine Haare klebten ihm teilweise im Gesicht, Blut rann ihm aus der Nase und den Mundwinkeln. Seine Lippen waren aufgeplatzt und einige Zahnwurzeln fühlten sich durch übermäßigen Druck taub an.
Seine Sicht drehte sich, aber er konnte ohne Probleme die verschwommenen Umrisse des weißen Werwolfs erkennen, der gerade zehn Schritte vor Thorin im Wasser landete. Höhnend knurrte er und die Arme waren weit von dem kräftigen, aber trotz der Größe gedrungen wirkenden Körper gestreckt. Thorin grinste nun gequält. Es würde bald enden. Hier in dieser Höhle. Für seine Eltern … und für seine Freunde. Ohne, dass er es eigentlich richtig merkte, umschloss seine Rechte den Griff des nordischen Stahllangschwertes und zog es mit dem typischen, schleifenden Geräusch aus der Scheide. Die Bewegungen ließen ihn husten und er spuckte Blut. „Komm, Bestie. Lass es uns beenden!“, forderte er mit kratzender, schleifender Stimme und der Wolf antwortete mit einem drohenden Knurren.
Im nächsten Moment bewegte sich die verschwommene, weiße Gestalt auf Thorin zu. Dieser packte nun beinahe wie in Trance sein Schwert mit beiden Händen. Dann war der Werwolf heran. Thorins rechtes Knie knickte ein und er stach nach oben, als der Wolf ihn ansprang. Sowohl die Pranken, als auch seine Schneide verfehlten ihr jeweiliges Ziel. Thorin hatte kaum Kontrolle über seine zitternden, kalten Glieder und der Wolf hatte das doch recht schnelle Ausweichmanöver nicht kommen sehen. Somit standen sie am Ende wieder fünf Schritte auseinander.
Thorins Sicht klärte sich etwas, als sich seine Sinne weiter verschärften. Es war, als ob sie sich mit Verzögerung der direkten Bedrohung anpassten. Der Werwolf hatte die Lefzen zurück gezogen und entblößte die langen Fangzähne. Der von ihnen Tropfende Speichel war blutrot, genauso wie das Fell um die Schnauze herum und an den Händen. Die Wolfsohren standen aufrecht hinter den zornigen Augen und zeigten mit der Öffnung der Muschel in Thorins Richtung.
Dieser riss sich noch einmal zusammen, so gut es ging. Sein Zittern bekam er unter Kontrolle, konnte es aber nicht ganz vermeiden. Trotz seines wie wild schlagenden Herzens war ihm kalt. Nicht nur wegen dem eisigen Wasser um seine Füße. Ein weiterer Hinweis auf die große Menge an verlorenem Blut. Seine kräftigen Hände schlossen sich um den mit Leder eingewickelten Griff des nordischen Langschwertes. Die dicke, recht schwere Klinge hob er leicht nach rechts versetzt vor seinen Körper. „Angst?“, knurrte Thorin durch seine zusammen gebissenen Zähne hindurch. Der melodische, zweite Herzschlag, der ihn durchströmte, gab ihm immer wieder Kraft Dinge zu tun, die er sich eigentlich gar nicht zu getraut hätte. So zum Beispiel das Sprechen. Seine Lungen schmerzten und er glaubte sogar zu fühlen, wie Blut in sie hinein sickerte.
Die weiße Bestie ließ sich diese schwere Anschuldigung natürlich nicht gefallen. Genau, wie Thorin es gehofft hatte. Wieder stürmte der Wolf auf ihn zu. Zwei Schritte, bevor er den Nord erreichte, sprang er hoch und riss die Kiefer weit auseinander und zum Biss bereit. Die Hände dabei von oben herab schlagend, um Thorin von Kopf bis Fuß auf zu schlitzen. Allerdings dachte dieser nicht daran, es dem Wolf so einfach zu machen. Er machte einen kleinen, schweren Schritt nach vorne, sodass der Biss und der Schlag an ihm vorbei gingen. Dummer Weise bemerkte er erst zu spät, dass ihn der Hinterleib seines verhassten Feindes dennoch erwischen würde.
Im letzten Moment stach Thorin noch nach oben und versenkte die stählerne Klinge bis zum Heft in den Eingeweiden des lauthals vor Schmerz aufheulenden Werwolfs. Dann krachten jedoch die Oberschenkel und die Hüfte der Bestie mit mörderischer Wucht auf Thorin. Er wurde von den Füßen gerissen, Blitze des Schmerzes fuhren ihm neuerlich durch den Kopf und die Brust. Seine Schultern fühlten sich taub an und seine Arme wurden schwer. Dann fiel er rücklings ins Wasser, der Werwolf landete auf ihm, drückte noch einmal auf Thorins Brust und rollte denn durch den Schwung von ihm. Wieder verschwamm seine Sicht. Dennoch glaubte er zu erkennen, dass das Schwert noch immer tief in den Bauch seines Widersachers versenkt war. Dieser heulte noch immer auf und die großen Pranken grabschten nach dem kurzen Griff mit der schmalen, kantigen Parierstange. Aber sie bekamen ihn nicht richtig zu fassen. Der Geruch von Nassem Hund und immer mehr Blut krochen ihm alsbald in die Nase.
Thorin griff derweil unter Qualen und mit dem letzten Aufgebot seiner Willenskraft unter seinen Fellharnich nach dem Silberdolch. Seine schwächelnden Finger bekamen den kleinen Griff erst gar nicht zu fangen, dann holte er aber einen silbrig glänzenden Dolch hervor und rollte sich dann auf die Seite. Danach stemmte er sich langsam, nach und nach, auf seine Knie hoch. Nur mit Mühen und mit einem schweren Schwindelanfall kam er dann wieder auf die Füße. Die undeutlichen Schemen des Werwolfs waren mittlerweile auch wieder ruhiger geworden, wenngleich das Schwert noch immer in dessen Bauch zu stecken schien. Offen sichtlich schien er zu ahnen, was Thorin da in seiner Hand hielt. Das Knurren wurde lauter und der Jäger hob den Dolch vor die Brust.
Dann ging es schnell. Wieder sprang der Wolf, die Kiefer weit aufgerissen. Thorin knickte wieder ein und stieß zu. Die Zähne klackten direkt über seinem Kopf zusammen und der Dolch stach in die Kehle. Die Pranken der Bestie legten sich auf Thorins Rücken und die Krallen stachen in flachen Winkeln durch seine Rüstung, Kleidung und Haut. Zusammen, in einer tödlichen Umarmung, prallten sie wieder auf den harten Steinboden unter dem niedrigen Wasser. Ein paar mal wälzten sie sich über den Boden und blieben dann liegen. Thorin wurde freigegeben und blieb auf der Seite liegen. Blut rann aus seinen alten und neuen Wunden. Der Dolch steckte noch immer in der Kehle des Wolfes, der nun auch seitlich liegen geblieben war und Thorin anstarrte. Nichts passierte. Das Silber wirkte nicht. Das Fleisch des Werwolfs verbrannte und zischte nicht. Die Bestie schrie auch nicht, sondern schien selbst überrascht von der Gegebenheit. Ungläubig legte sich die linke Pranke auf den Hals.
Wie ein Blitz durchfuhr ein kurzer Moment von vor einigen Tagen Thorins Kopf. Er stieß rücklings gegen den Tisch in seiner Hütte mit all seinen Waffen darauf. Laut klirrte es metallisch, dann drehte er sich um und griff sich einen silbrig glänzenden Dolch. Erst jetzt wurde er sich bewusst, dass es nicht sein Silberdolch war. Eigentlich hätte er die Unterschiede erkennen müssen. War sein Silberdolch doch mit feinen Linien und Runen verziert, so war dieser Dolch einfach und schlicht und nur auf Hochglanz poliert. Seine eigentliche Silberwaffe musste vom Tisch gefallen sein, als er dagegen gestoßen war und lag nun noch immer an derselben Stelle.
Entsetzen, Wut und Angst ergriffen ihn. Wie sollte er einen Werwolf ohne Silber töten? Konnte er es überhaupt? Wenn ja, hatte er die Kraft dazu? Langsam und mit einem leisen Schmatzen zog der Wolf dann den Dolch aus seinem Hals. Dunkelrotes Blut rann aus der Wunde, bevor sie sich langsam zu schließen begann. Dabei kam Thorin eine Idee. Er hatte noch nicht davon gehört, dass einem Werwolf ein abgeschlagenes Glied nachgewachsen war. Eine Hand zum Beispiel. Wenn er ihm den Kopf abschlug …
Die aufkommenden Schmerzen ausblendend rollte sich Thorin einmal um die eigene Achse auf den Wolf zu. So schnell er konnte packte er den bereits mit Blut besudelten Griff seines Schwertes und zog es heraus. Der unerwartete Zug ließ die Bestie kurz überrascht inne halten und dann aufheulen, als seine Eingeweide wieder beschnitten wurden. Im Liegen holte Thorin aus und zielte auf den Hals. Mit lautem Knacken traf die Klinge auf die Halswirbelsäule und blieb stecken. Dennoch rührte sich der Wolf schon jetzt nicht mehr. Wenn man einmal von der Atmung absah. Der Schlag hatte ihm das Genick gebrochen und es würde eine Weile dauern, bis diese Wunde heilte.
Mit einem kräftigen Ruck und seinen allerletzten Kraftreserven zog Thorin das Schwert wieder heraus und schlug erneut zu. Widerlich knackend durchschlug die Klinge die Knochen, aber der Kopf hing noch immer an wenigen Muskelsträngen am Rumpf. Der letzte, verzweifelte Schlag durchtrennte auch sie. Sprudelnd plätscherte das Blut aus dem Halsstumpf und eine rote Lache breitete sich schnell um den Kadaver aus. Der Kopf rollte etwas zur Seite und durch das seichte Wasser.
Knirschend, knackend und schmatzend geriet der Körper dann auf einmal von ihnen in Bewegung. Es schien, als ob die Knochen von alleine brachen und sich neu organisierten. Immer mehr Blut quoll aus dem Stummel. Die weißen Haare fielen aus. Die Pranken wurden zu Händen, der Schwanz verschwand. Ekelhafte Beulen wanderten unter der Haut entlang, verschwanden oder entstanden neu. Dann kehrte Ruhe ein. Der Leib war der eines kräftigen Nord geworden.
Klirrend fiel Thorin das Schwert aus der Hand. Vollkommen fertig und zum Sterben bereit, rollte er auf den Rücken. Blut umgab ihn an allen Seiten. Es haftete auf ihm, er schmeckte es in seinem Mund, es brannte in den Lungen. Seine Atmung ging schwer, schleifend. Er spürte seine Gliedmaßen nicht mehr. Seine Sicht drehte sich. Das flackernde Licht verschwamm zu bizarren Formen mit den Schatten. Trotz allem war er von einem unbegreiflichen, inneren Frieden erfüllt. Er hatte seine Eltern und Freunde gerächt. Nun konnte er zu ihnen.
Alle Anspannung wich von ihm, seine Muskeln lockerten sich, er wurde ruhiger und ruhiger. Sein Herzschlag wurde langsamer. Zurück blieb die mystische Melodie, die den Felsen um ihn inne wohnte. So blieb er nun liegend. Sich auf das Wiedersehen mit seinen Freunden freuend. Dann schloss er seine Augen und ein dunkler Schatten legte sich über ihn …
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Ehrengarde
Kaiserstadt, Geheime Universität
Vor sich hin grübelnd starrte Kamahl auf den Verband an seinem Arm. Naasira hatte zwar eine Salbe aufgetragen, die die Heilung der Wunde am Arm beschleunigen und die Schwellungen der Hand abklingen lassen sollte, allerdings hatte sie ihm trotzdem verordnet sich drei Wochen nicht zu überanstrengen. Drei ganze Wochen!!!
Naja, immerhin waren die ersten zwei Wochen bereits vorbei. Allerdings hatte er in dieser Zeit Tar-Meena mit seinen ständigen Anfragen bezüglich Literatur über Vampire an den Rande des Wahnsinns getrieben und die Möglichkeiten der Bibliothek der Magiergilde ausgeschöpft. Abgesehen von Büchern die eher der Unterhaltung dienlich waren, wie etwa das Werk 'Unsterbliches Blut', oder sich nur mit den unterschiedlichen Arten der Vampire beschäftigen hatte er kaum etwas gefunden.
Mit Ausnahme einer kleinen Randbemerkung, die er in einem Buch gefunden hatte:
Der Autor hatte behauptet, mit einem ehemaligen Kriegswappenträger geredet zu haben, der von Molag Bal vom Vampirismus geheilt worden war. Und jetzt war er am grübeln was er tun sollte. Sollte er darauf warten, das Naasira eine Möglichkeit fand, die Nebenwirkung des Heiltrankes auszuschalten oder sollte er nach Morrowind zurückkehren und hoffen, das die wagen Andeutungen aus dem Buch der Wahrheit entsprachen? Mit dieser Frage schlug er sich nun schon herum, seitdem er die letzten Bücher zurückgegeben hatte.
In seinem Grübeln wurde er von einem Mann gestört, der die in die Empfangshalle der Gilde trat. Er hatte den Dunmer noch nie in der Magiergilde gesehen und er machte auch nicht den Eindruck eines Mannes, der viel Zeit in irgendeiner Gildenhalle verbrachte. Über der mitgenommen aussehenden Magierrobe trug er einen blank polierten Stahlharnisch, das Schwert an seiner Seite schien schon einige Kämpfe erlebt zu haben und die Stiefel waren mit verkrustetem Schlamm überzogen. Er reichte Raminus Polus einen versiegten Brief, den dieser öffnete. Was in dem Brief stand konnte er nicht lesen, allerdings waren die Antworten des Kaiserlichen kaum zu überhören.
'Es tut mir leid, das die Gilde beim Fall von Ald'ruhn viele der Kampfmagier in der Stadt verloren hat, allerdings kann ich keine Kampfmagier nach Morrowind abstellen. Wir haben hier selbst genug Probleme.' Anschließend schrieb er auf ein Stück Pergament eine kurze Nachricht, unterzeichnete diese und versiegelte sie anschließend mit dem Sigel der Gilde.
In diesem Moment wusste Kamahl was er tun würde. Er musste nach Morrowind zurückkehren. Das die Daedra auch dort eingefallen sind war schon schlimm genug, das die Stadt, die ihm für einige Jahre aber eine Heimat gewesen war zerstört hatten machte das Ganze zu einer persönlichen Angelegenheit.
Als die Kutsche des Botschafters, der sich bereit erklärt hatte ihn mit nach Morrowind zu nehmen, den Pass erklomm blickte er ein letztes Mal zurück auf Cyrodil. Er hatte dort Freunde getroffen und eine wundervolle Frau kennen gelernt, in die er sich vielleicht verliebt hatte. Nachdem die Invasion der Daedra beendet war würde er zurückkehren. Jetzt musste er allerdings zurück in seine erste Heimat und sich dort gegen die Horden der Daedra stellen, die diese zu verwüsten drohten.
Geändert von eissceda (31.10.2009 um 09:57 Uhr)
Grund: Titel hinzugefügt
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Mythos
Vvardenfell-Distrikt, Westspalte, Shulk-Eiermine
Das Blut rauschte noch immer durch seine Adern und sein Herz schlug mit einer Intensität, dass er glaubte es würde zerspringen. Schleier roten Zornes vernebelten seine Gedanken. Er starrte auf seinen bewusstlosen Gegner. Doch Tarrior riss sich mit aller Gewalt zusammen und unterdrückte den quälenden Wunsch, dem kampfunfähigen Söldnerhauptmann seine Klinge in das Fremdländerherz zu rammen. Er atmete mehrfach tief durch und langsam lösten sich die Schleier auf. „Wir brauchen ihn noch. Wenn einer etwas über das alles hier weis, dann er“: redete in Gedanken immer wieder beruhigend auf sich selbst ein. Als sich sein Puls langsam beruhigt hatte, schloss er die Augen und lauschte in sich selbst hinein. Er empfand immer noch Hass und Verachtung für diesen erbärmlichen rothwardonischen Hund zu seinen Füßen, aber der gefährliche Moment war inzwischen vorüber. Er schob das Schwert, das er bisher immer noch in der Hand gehalten hatte, zurück in die Scheide. Tarrior wandte sich dann wieder der Höhlenmitte und somit den Minenarbeitern und verschnürten Söldner zu. „Ihr da“: rief er zwei Arbeitern zu. Sie drehten sich um und sahen ihn fragend an. „Bindet diesem hier Hände und Füße mit dem festesten Strick den ihr finden könnt und benutzt zur Sicherheit einen doppelten Knoten“: wies er sie an. Die Männer waren erschöpft, man konnte es ihnen ansehen und entsprechend lust- und kraftlos setzten sie sich auch in Bewegung. Als sie sich jedoch einen scharfen Blick Tarriors einfingen, rannten sie schnell zu einigen Kisten hinüber um nach einem geeigneten Seil Ausschau zu halten. Er seufzte und ging zu den anderen Arbeitern hinüber. Auf halber Strecke kamen sie ihm jedoch entgegen. Ihre hageren, eingefallenen und von Dreck und stellenweise mit Blut bedeckten Gesichter spiegelten neben der Erschöpfung auch Freude wieder. Tarrior zwang sich zu einem Lächeln und stellte unnötigerweise fest, was alle sowieso wussten. „Es ist vorbei“: sagte er. Doch trotzdessen war es das, was die Leute von ihm hören wollte. Dieses Signal das sie zu einem Jubelschrei veranlasste und dazu ihm für seine Hilfe zu danken. Er selbst interessierte sich jedoch nicht so sehr dafür. Es waren ein paar gute Männer gefallen und man durfte auch nicht die vergessen, die getötet worden waren, als die Söldner die Mine überfallen hatten. Tarrior schüttelte innerlich den Kopf.
„Es ist noch nicht vorbei“: dachte er und achtete darauf seine Gedanken nicht unbedacht laut auszusprechen. Ihm kam nämlich in diesem Moment das Bild von dem unbekannten Besucher in den Sinn, der sich mit den Söldnern um den Sold gestritten hatte. „Irgendwer hat den Angriff auf die Mine befohlen“: schlussfolgerte er. Die großen Fragen, zu dessen Klärung er hierher gekommen war, standen somit weiterhin im Raum: Wer und wozu? Und dieses Rätsel war Tarrior gewillt aufzuklären. Die Mine war zwar jetzt befreit, aber wer sagte, dass derjenige, der den Angriff angeordnet hatte, nicht noch einmal zuschlagen würde. Balmora war auf die Versorgung durch die Eierminen angewiesen, jetzt wo die Bauern den Aufstand probten. Da konnten sie sich so etwas nicht leisten. „Womöglich steckt tatsächlich der Kult der Mythischen Morgenröte dahinter“: überlegte Tarrior schaudern. Dann schüttelte er den Kopf, denn diese Mutmaßungen brachten ihn kein Stück weiter. Er brauchte Antworten und er wusste, wo er sie bekommen würde. Sein Blick fiel dabei auf den bewusstlosen Rothwardonen, der gerade dabei war von den zwei Arbeitern verschnürt zu werden. „Was machen wir jetzt mit ihnen“: fragte ein Arbeiter und riss ihn damit aus seinen Gedanken. „Was mit wem?“: Tarrior war noch nicht ganz bei sich. Er hatte gerade über Methoden sinniert, mit denen er die Rothwardonen zum Sprechen bringen könnte, wenn sie ihm die Informationen nicht freiwillig geben würden. „Die Gefangen Serjo“: erklärte der Mann und zeigte zur Bestätigung auf das Netz, aber es war eindeutig das er Tarrior in diesem Moment für schwer von Begriff hielt. „Wir können sie nicht alle mit nach Balmora nehmen und wenn wir sie hier lassen, schaffen sie es womöglich noch sich zu befreien“: führte der Arbeiter aus, als Tarrior immer noch keine Antwort von sich gab. „Dann werden wir wohl hier bleiben“: traf er eine Aussage, die eigentlich schon eine Entscheidung war. Der Mann schien unzufrieden, aber gab außer einem mürrischen Brummen nichts weiter von sich. Er konnte die Männer auch gut verstehen. Nach dieser langen Gefangenschaft wollten sie sicherlich zurück nach Hause, aber sie konnten die Gefangenen weder mitnehmen, noch alleine hier lassen und Tarrior hatte nicht vor sie zu töten, was der Arbeiter wahrscheinlich gehofft hatte. „Hergehört!“: rief er und baute sich zu seiner vollen Größe auf, damit ihn alle sehen konnten. „Wir werden hier bleiben, die Mine absichern und die gefangen gesetzten Söldner bewachen. Ich brauche zwei Freiwillige, die nach Balmora gehen, den Verwalter informieren und die Stadtwache herholen. Also wer meldet sich?“: erklärte er den Anwesenden. Es dauerte eine kleine Weile, aber dann reckten sich zaghaft die Hände zwei der vier jungen Männer in die Höhe, die Tarrior vorhin sofort bei seinem Vorhaben hatten unterstützen wollen. Sofort suchten seine Augen den Höhlenraum ab und schauten nach den anderen beiden. Doch er fand nur noch einen. Der Dritte der Jugendlichen war der, dem der Hauptmann der Söldner die Hand abgeschlagen hatte, wie er erst jetzt feststellte. Den Vierten fand er, als er nach dem Ausschlussprinzip alle anderen Anwesenden abgehakt hatte. Es war derjenige, der nun tot mit einem gespalteten Schädel auf dem Höhlenboden lag. Ein kurzer Schmerz durchzuckte Tarrior.
Die beiden jungen Männer waren inzwischen zu ihm heran gekommen. „Vor der Mine an einem Baum ist ein Guar angebunden. Er gehört mir. Mit ihm seid ihr schneller in Balmora. Ich denke er wird euch Drei tragen können“: erzählte er ihnen von Fryrr. „Drei?“: fragten die Beiden gleichzeitig. „Ihr werdet euren Freund mitnehmen. Die Wunde habt ihr zwar verbunden, aber er wird schnellstmöglich einen Heiler brauchen, sonst wird er es womöglich nicht überleben. Also müsst ihr euch beeilen. Also geht schon und das ihr mir ja gut auf den Guar aufpasst“: beschwor er die beiden gut auf Fryrr und ihren Kameraden acht zu geben. Sie nickten, nahmen den Verletzten mit und machten sich schnellstens auf den Weg. Inzwischen war auch Geschäftigkeit in die anderen ehemaligen Gefangenen gekommen. Der Alte schien jetzt, wo sie frei waren und keine Gefahr mehr drohte, seine Lethargie vollkommen abgeschüttelt zu haben. Geschäftig gab er Anweisungen und verteilte Aufgaben. Soweit Tarrior das mitbekam, sollten Einige die Schäden in der Mine prüfen, andere ein Ersatznetz für die Höhlendecke besorgen und Weitere darauf achten, das die gefangenen Söldner auch Gefangene blieben. Er selbst war recht erstaunt über die Autorität, die der Mann unter den Arbeitern genoss. Als der Alte alles geregelt hatte, kam er zu ihm hinüber. „Ihr könnt von Glück reden das alles gut gegangen ist“: sagte dieser frei heraus. Er fragte sich was sein Gegenüber meinte und sprach es auch laut aus. „Als dieses sinnfreie Muskelpaket seine Axt in die Wand geschlagen hat, konnte man schon den Rissen dabei zu sehen, wie sie anfingen die Decke zu durchziehen. Ihr könnt also von Glück reden, dass wir noch nicht alle erschlagen worden sind“: erklärte er sich und Tarrior richtete eilig seinen Blick nach oben und erkannte jetzt auch, wie viel Glück sie wirklich gehabt haben mussten. „Ich habe bereits ein paar Männer angewiesen das Ersatznetz zu holen. Keine Sorge, wenn es hätte runter brechen wollen, dann wäre das schon längst passiert. Wir sollten aber schwere Erschütterungen vermeiden, bis das Netz hängt“: beruhigte er ihn jedoch wieder. „Ähm ja ich habe es mitbekommen. Ich war erstaunt, wie euch die Leute gehorchen“: gab Tarrior unumwunden zu. „Das möchte auch so sein. Ich bin Zorum Urithy, Vorarbeiter dieser Mine“: stellte er sich vor. In diesem Moment konnte er sein Erstaunen nicht verbergen der Mann lachte. „Ich wollte mich noch bei euch entschuldigen, dass ich vorhin euren Plan so sabotiert habe, aber ich dachte wirklich wir hätten keine Chance. Es war wohl die Angst und die lange Gefangenschaft“: entschuldigte er sich für sein vorangegangenes Verhalten. Doch Tarrior winkte ab: „Es gibt nichts wofür ihr euch rechtfertigen müsst. Es war gut, dass ihr mich auf die Schwächen der Männer hingewiesen hattet. Außerdem habt ihr ja auch dabei geholfen, den Leuten ihre Lethargie zu nehmen. Sonst wäre das vielleicht nie etwas geworden.“ Der Mann schien glücklich darüber. Tarrior meinte es sogar ernst. „Dann würde ich sagen wir können stolz auf uns sein. Die Hlaalu kriegt niemand so leicht unter. Mit etwas Glück haben diese Banditen meinen geheimen Vorrat nicht gefunden. Den besten Schnaps, den ihr diesseits des Aschlandes findet“: bot Zorum ihm an. In diesem Moment schien alles was vorher gewesen war, wie wegblasen und Tarrior fühlte sich dem Alten irgendwie nahe.
„Höchstens Wasser. Es gibt da noch einige Dinge zu klären – mit diesen rothwardonischen Hunden. Denn ich glaube zwar das wir aus dem Gröbsten raus sind, aber vorbei ist es noch nicht“: gestand er ihm gegenüber ein. Der Mann sah ihn erst verwirrt dann alarmiert an. „Wie meint ihr das?“: fragte er. „Es gibt da einige Dinge, die mich glauben machen, dass diese Rothwardonen-Söldner auf einen Auftrag hin diese Mine hier überfallen haben“: erklärte er sich und berichtete ihm von dem was er gesehen und gehört hatte. „Ich will versuchen herauszufinden, wer als Drahtzieher hinter dem Ganzen steckt und ihn zur Rechenschaft ziehen. Womöglich wird er es noch einmal versuchen, wenn er erfährt das seine gedungene Mörderbande versagt hat“: erzählte Tarrior von dem was er vor hatte. „Ich habe den Söldnerhauptmann verbinden lassen. Wir könnten ihn aufwecken, wenn er ihn befragen wollt“: bot Zorum ihm an. „Nein soll er noch etwas Schlaf bekommen. Ich knöpfe mir zuerst einmal seine Leute vor. Womöglich knicken die leichter ein, als er oder sind sogar bereit freiwillig etwas preiszugeben. Und wenn nicht… nun ja ich kann sehr überzeugend sein. Ihr könntet mir aber in einer Sache behilflich sein. Holt die Söldner aus dem Netz heraus und fesselt sie separat, damit ich sie einzeln verhören kann. Ich mache es dann in der kleinen Kammer. Danach können wir sie dort meinetwegen einsperren, bis die Stadtwache hier ist“: legte Tarrior den Ablauf fest und der Vorarbeiter nickte. „Ich werde mich darum kümmern“: versprach er, doch in diesem Moment wurde dem Dunmer schwindlig. Vor Tarriors Augen begann sich alles zu drehen und er schwankte einen Moment. „Geht es euch nicht gut?“: fragte Zorum besorgt und stützte ihn. „Es ist nichts. Ich bin wohl bloß erschöpft“: sagte er und setzte ein schiefes Lächeln auf, das seine beruhigende Wirkung aber um Meilen verfehlte. „Wann habt ihr das letzte Mal etwas gegessen oder getrunken“: wollte der Mann wissen, der sich um ihn kümmerte. „Heute Morgen. Ich war seitdem darauf aus, so schnell wie möglich her zu kommen. Da blieb keine Zeit mehr“: antworte er. Der Vorarbeiter rief irgendetwas das Tarrior schon nicht mehr verstand. „Ich lasse euch etwas bringen. Ich kenne diese Symptome. Manchmal haben Frischlinge hier unten in der Mine so etwas. Die stickige Luft und die harte Arbeit, wenn die Leute sich nicht ausreichend ernähren, kippen sie einfach um. In eurem Fall war es wohl der Kampf. Keine Sorge wenn ihr etwas gegessen habt, geht es euch sicher besser“: erklärte ihm Zorum und half ihm dabei sich auf einen Stein zu setzen. „Ruht euch aus und esst etwas. Ich hoffe ihr mögt Kwama-Eier. Von denen haben wir hier mehr als genug. Ich rufe euch, wenn die Gefangenen zum Verhör bereitstehen. Bis dahin dürfte es auch wieder gut gehen“: sagte der Mann und bei dem Satz mit den Eiern musste sie beide grinsen. Der Alte entblößte dabei einige schwarze Zähne und etliche Zahnlücken. Erst jetzt fiel Tarrior auf, dass das faltige Gesicht viel mehr etwas von dem eines gütigen Großvaters, als von dem eines rauen Bergmannes hatte. Und tatsächlich kamen wie er versprochen hatte bald zwei Leute und hatten auf einem einfachen Tonteller ein paar gebratene Kwama-Eimer aufgetan.
Sie fragten ihn ob er sich nicht zu ihnen an die Feuerstelle setzen wolle, die die Söldner eingerichtet hatten, aber jetzt mit neuem Holz nochmals angefacht wurde. Tarrior hatte zugesagt und war etwas wacklig auf den Knien mit zu den Anderen hinüber gegangen. Er wunderte sich noch immer über den plötzlichen Schwächeanfall, aber vermutlich hätte sein Körper schon eher protestiert, aber der Rest Adrenalin hatte ihn wohl noch auf den Beinen gehalten und jetzt wo dieser auch gewichen war, brach alles über ihn herein. Auch jetzt merkte er, wie hungrig er eigentlich gewesen sein musste. Kaum hatte er den Teller vor sich gehabt und ordentlich mit einem Messer Teile von dem großen Spiegelei abgetrennt und gegessen hatte, hatte er sich nicht einmal mehr diese Mühe gemacht. Das Messer hatte er nämlich bald zur Seite gelegt und schaufelte das Ei allein mit der Gabel in seinem Mund und schlang es nur mit minimalen Kauen herunter. Und tatsächlich ging es ihm in gleichem Maße besser, wie sich sein Magen füllte. Erst als er sein Ei aufgegessen und mit einem Schluck Wasser aus einem einfachen staubigen Tonbecher nachspült hatte, fiel ihm auf das die anderen ihr Essen kaum angerührt, sondern ihre Blicke auf ihn gerichtet hatten. Sein Blick begegnete den ihren und peinlich berührt senkte er ihn dann. „Ich hätte nie gedacht, dass die feinen Ratsherrenschaften so essen können“: sagte ein bärtiger Mann mit mattroten Augen um die Situation aufzuklären und schlug Tarrior kräftig auf den Rücken. Diese Situation kam ihm mit einem Mal verflucht bekannt vor. Er sagte nichts dazu und lächelte leicht. Die Männer lachten nun ebenfalls und wandten sich dann wieder ihrem Essen zu. „Sie sind soweit. Wir haben den Ersten schon in die Kammer geschickt“: kam plötzlich eine Stimme aus dem Hintergrund. Es dauerte einen Moment, bevor er sie dem Vorarbeiter zuordnen konnte. Zorum kam mit langsamen Schritten auf ihn zu. „Ich hoffe es geht euch schon besser“: fügte er im Näherkommen noch an. Er stand auf. Seine Beine fühlten sich zwar noch etwas wacklig an, aber der Schwindel und dergleichen waren weg. „Ja ich fühle mich wieder fit. Und ich werde mich noch besser fühlen, wenn ich erst einmal die Informationen bekommen habe, die ich brauche“: antworte er. „Sagt dann Bescheid, wenn wir euch den nächsten von diesem Lumpenpack rein schicken sollen“: sagte der Mann und Tarrior nickte zur Bestätigung. Während sich Zorum zu seinen Männern an die Feuerstelle setzte, hatte er inzwischen die Tür erreicht.
Er musste über die Ironie grinsen. Die Männer die er dort nun dort verhören würde, hatten zuvor noch die Minenarbeiter eingekerkert, welche sie schlussendlich besiegt hatten. Er trat in den Raum ein. Der Rothwardone saß auf einem windschiefen Stuhl und hob den Kopf. Anhand der schweren Brandwunden erkannte Tarrior ihn als den Söldner, mit dem er zuerst gekämpft hatte. „Traut sich einer von euch Bastarden vor? Traut ihr euch nur alleine hier herein zu mir, wenn ich gefesselt bin? Antwortet ihr mir Feiglinge“: provozierte er Tarrior. Dieser erkannte, dass der Mann wohl kaum noch etwas sehen konnte. Das Gesicht wies ebenfalls Brandverletzungen auf. Das eine Auge war geöffnet und der Augapfel nicht mehr als eine verschrumpelte Masse. Das andere Auge konnte der Rothwardone wegen der Wunde nur einen Spalt weit öffnen. Vermutlich war Tarrior nicht mehr als ein Schemen für ihn. Mit langsamen, kräftigen Schritten ging er auf den Mann zu. Er achtete sorgsam darauf mit dem Hacken kräftig aufzutreten um das typische Geräusch zu erhalten. Es wirkte autoritär und auf jemanden in der Position des Söldners auch einschüchternd. Als er neben dem Mann zum Stehen kam, wurde dieser langsam nervös. „Was wollt ihr von mir. So sagt doch etwas ihr Feiglinge“: schrie er. Tarrior beugte sich dem dunkelhäutigen verheerten Gesicht entgegen. „IHR!“: stieß der Gefangene hervor und sein Gesicht spiegelte gleichzeitig Erkennen und Erschrecken wieder. Auf diese Entfernung konnte er ihn also erkennen. Aufgrund dieser Erkenntnis setzte er ein höhnisches Grinsen auf. „Wäre ich nicht gefesselt, würde ich…“: setzte er an, doch Tarrior kam ihm mit der Vollendung des Satzes zuvor: „… herum stolpern wie ein unbeholfenes Kind, dem man das Augenlicht genommen hat.“ „Ich habe ein paar Fragen. Wenn ihr sie beantwortet, werde ich dafür sorgen, dass man euer jämmerliches Leben verschont. Denn angesichts der vielen Toten ist die einzige Alternative wohl der Strick“: fügte er noch an. Er sprach die Worte zwar in einer Ruhe aus, die seine Überlegenheit demonstrieren sollte, aber innerlich kochte er vor Wut, wenn er an die Opfer dachte. „Ich habe euch gar nichts zu sagen. Es ist gleich was ihr von mir hören wollt. Niemals“: schloss es der Rothwardone kategorisch aus. „So haben schon viele gesprochen“: sprach Tarrior und ließ bewusst offen, was mit denen passiert war.
Mit einem gelangweilten Seitenblick zog er sich einen der Handschuhe seiner Chitin-Rüstung aus. Ohne Vorwarnung drehte er sich blitzschnell um und zog ihm das Rüstungsteil mitten durch das Gesicht. Unter dem Aufprall platzten Brandblasen und innerhalb der übel anzuschauenden Brandnarben brachen Blutrinnsale auf. Der Söldner schrie lauthals. Die Brandwunden gingen tief. Tarrior konnte die höllischen Schmerzen nur erahnen. Er beugte sich wieder in das eingeschränkte Sichtfeld des Mannes und grinste schadenfroh. „Seid ihr euch wirklich sicher, dass ihr mir nichts erzählen wollt?“: fragte er rhetorisch. Die Antwort kannte er bereits, denn der Mann würde noch mehr Schmerzen brauchen um zur Vernunft zu kommen. „Ich sagte euch doch, ich sage nichts!“: antwortete er pflichtschuldig. Gekünstelt verzog Tarrior das Gesicht zu einem Schmollmund. Eigentlich war er sogar glücklich darüber. Das gleiche Gefühl, das ihn vorhin dazu angehalten hatte, den Söldnerhauptmann aus Rache zu töten, kam wieder in ihm hoch. Doch diesmal würde es sich allein schon mit dem größtmöglichen Leid der Söldnerbande begnügen. Tarrior freute sich schon richtig auf die Folter. Er ließ den Handschuh zu Boden fallen und besah sich seine Nägel. Er hatte sie schon seit einer gewissen Weile nicht mehr geschnitten. Sie waren lang geworden. „Perfekt“: dachte er und legte Hand an den verkohlten Harnisch des Söldners. Er riss ihn mit einigem Rucken herunter. Der Rothwardone stöhnte vor Schmerz. Er hätte auch das Schwert benutzen können, aber das Leder war durch den Brand so brüchig geworden, da wollte er es nicht sinnloserweise bemühen. Von dem Hemd, das der Gefangene offensichtlich unter dem Harnisch getragen hatte, war nicht mehr viel übrig. Scheinbar hatte das Feuer noch eine Weile unter dem Rüstzeug geschwelt. Auch die Brust des Mannes war nicht weniger schlimm gezeichnet, als sein Gesicht. „Deine letzte Chance“: sagte Tarrior. Er glaubte nicht daran, dass der Mann plötzlich vernünftig werden würde und insgeheim hoffte er auch auf die Weigerung. Diese trat in Form eines energischen Kopfschüttelns auch zu Tage. „Wenn du an irgendwelche Götter glaubst, bete dafür das sie dir eine rasche Ohnmacht schenken“: sagte er kühl und mit einem gehörigen Anteil an sadistischer Boshaftigkeit in der Stimme. Im nächsten Moment rammte er die Nägel seiner Hand mit aller Wucht in die Brandwunden und begann diese wie einen Acker zu bearbeiten.
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Mythos
Westspalte, Odai-Plateau, Haus Rethan
Der feurige Druck presste Rethan in den Raum zurück. Tarrior zögerte nicht. Er griff sich sein Schwert und packte Raylas von hinten und hielt ihm die Klinge an die Kehle. Die schwarzen Locken pressten sich dabei in sein Gesicht. Die Haare kitzelten und stachen auf der Haut. Er konnte kaum etwas sehen. Außerdem war der verfluchte Ratsherr nicht bereit aufzugeben und wehrte sich immer noch. Er warf sein Schwert weg. Er hatte Angst er würde ihn damit womöglich tödlich verletzen. In diesem Moment riss Rethan sich los, doch weit kam er nicht. Die Tür brannte lichterloh und es gab keinen Weg aus dem Raum, es sei denn er hätte vor aus dem Fenster zu springen. „Siehst du, was du angerichtet hast? Jetzt werden wir Beide sterben“: warf er ihm vor. Das Feuer breitete sich langsam im Raum aus und griff neben dem Tisch noch auf andere Möbel über. „Höchstens wirst du sterben“: sagte Tarrior gleichgültig. Er zog einen seiner Chitin-Handschuhe aus und hielt seine Hand direkt ins Feuer. Vor Erstaunen weiteten sich die Augen von Fürst Rethan und Tarrior begann zu lachen. „Auch wenn ich dich gerne sterben sehen würde, kann ich dich nicht draufgehen lassen. Der Rat soll dich einer gerechten Strafe zuführen und jeder wird sehen, was für eine Sippschaft ihr Rethans seid“: sprach er und wandte seinen Kopf etwas schräg zur Seite, sodass auf seinem Gesicht der Schein des Feuers tanzte und ihm ein dämonisches Aussehen verleihen musste. Er zog seine Hand zurück. Das Feuer hatte ihr nichts ausgemacht. Er zog den Handschuh wieder an und wandte sich dann wieder Fürst Rethan zu. Ohne die geringste Vorwarnung holte er aus und rammte ihm das Knie in den Bauch. Keuchend klappte der schwarzhaarige Dunmer zusammen und rang um Atemluft. Ein Schlag in den Nacken ließ endgültig Dunkelheit über ihn hereinbrechen. Tarrior hob sein Schwert auf und schob es zurück in die Scheide, dann lud er sich den Mann auf die Schultern und errichtete einen Schild um sie Beide. Mit einem Fußtritt beförderte er die Tür aus seinem Weg und wandte sich in Richtung Treppe. Das Feuer hatte sich auch auf dem Gang ausgebreitet und schlängelte sich die hölzernen Balken entlang und griff auf Teppiche und Wandteppiche über. Die Luft war stickig und voller Rauch. Der Rauch drang durch den Schild und er atmete die verrußte Luft ein. Jeder Atemzug hinterließ einen immer schlimmer werdenden Schmerz in seinen Lungen. Zudem brannte es in seinen Augen. Die Hitze, die trotz der Abschirmung, ebenfalls durch den Schild zu spüren war, machte ihm nichts aus. Er umging einen Teppich, der gerade in Brand geraten war und wich einem Bild aus, das urplötzlich von der Wand fiel und ebenso Flammen geschlagen hatte. Wie rote, gelbe und orange glühende Blumen erblühte das Feuer in seinen feurigen Knospen. Die nach ihm und dem Fürsten zu züngeln versuchten, aber vom Schild daran gehindert wurden, sie zu erreichen. Dafür kamen sie dem Ausgang ein Stück näher. Er hatte die Treppe erreicht.
Er schaute zurück. Tarrior konnte sehen, dass sich das Feuer auch bereits weiter nach hinten ausgebreitet hatte und weitere Räume in Brand geraten sein mussten. Auch umschlangen Feuerblüten bereits das Fenster am Kopfende des Korridors. Unter der Hitze bildeten sich erste Schwachstellen und das Glas riss. Der Schaden war aufgrund der enormen Ausdehnung auch für ihn zu erkennen. Seine Augen weiteten sich. „Wenn das Glas bricht, dann bricht hier eine Hölle los“: dachte er entsetzt und setzte sich umgehend in Bewegung. Aufgrund des schwarzen Rauches, war die Treppe nur schwer zu erkennen und seine eigenen Bewegungen waren, aufgrund des Körpers auf seinem Rücken, zusätzlich sehr schwerfällig. Mehr als einmal wäre er fast fehlgetreten und gestürzt. Nur immer im letzten Moment gelang es ihm, das Gleichgewicht zurück zu gewinnen, wobei ihm das zusätzliche träge Gewicht im Nacken nicht half. Doch trotz der Widrigkeiten hatte er es heruntergeschafft. Als er gerade die letzte Stufe verlassen wollte, schob sich plötzlich jemand in sein Sichtfeld. Der Diener war wieder auf die Beine gekommen und hielt sich die Wunde an seinem Kopf. Blut lief über seine Hand. „Was habt ihr angerichtet?“: fragte dieser benommen, entdeckte dann aber den reglosen Körper seines Herren bei ihm. „Wir sollten besser von hier verschwinden, bevor wir das hier weiter ausführen“: schlug Tarrior vor und schubste den Blockierenden einfach aus dem Weg. Schnell war er um den großen Esstisch herum und erreichte schlussendlich, die noch offene Tür. Der Diener folgte ihm nur einige Augenblicke später. Keine Sekunde zu früh, wie sich herausstellte. Das Fenster, oder ein anderes mussten zu Bruch gegangen sein. Urplötzlich barsten alle Fenster im ersten Stock unter einer gewaltigen Druckwelle, als frische Luft dem Feuer neue fürchterliche Kraft gab. Flammen schlugen aus den Fenstern und die regelrechten Feuersäulen schienen regelrecht nach oben an der Fassade entlang zu gleiten. Doch ebenso schnell, zogen sie sich wieder zurück und wurden zu flackernden, brüllendem, verschlingenden und zerstörendem Rot, dass im Gebäude leuchtete und sein verheerendes Werk tat. Jetzt schien es auch schon den unteren Teil des Herrenhauses befallen zu haben, denn auch hinter den dortigen Fenstern sah Tarrior das flackern und toben der Flammen. Sie hatten sich einige Meter vom Haus entfernt ins Gras gesetzt.
Fürst Raylas Rethan setzte sich mit einem Stöhnen auf und nachdem er Tarrior wütend angefunkelt hatte, wurde auch sein Blick von dem Brand auf sich gezogen, der seine Heimstatt vernichten würde. Er selbst sah der Zerstörung mit einer gewissen Befriedigung entgegen. Zwar verbrannte dort sein eigener ehemaliger Besitz, doch mit diesem löste sich das Vermögen und Haus der Rethans ebenso in Rauch auf. Der Diener war der Erste, der zu normaler Fassung zurückfand. „Was habt ihr bloß getan?“: schrie er ihn diesmal laut und direkt an. Inzwischen waren auch die Torwächter, wohl durch das plötzlich ausgebrochene Feuer aufgeschreckt, dabei herbeizueilen. Der Diener machte Anstalten nach ihm zu greifen, wohl um ihn zu schütteln. Mit einer beiläufigen Bewegung packte Tarrior die Hand und verdrehte sie schmerzhaft, bis sich der Mann ins Gras hatte sinken lassen. Die beiden Wachen sahen sich vieldeutig an, aber machten keine Anstalten ihren Arbeitgeber zu verteidigen, welcher noch immer fassungslos in die Trümmer seines Gutshauses starrte. „Es nähert sich eine kleine Gruppe dem Anwesen. Ich sah ihre Fackeln in der Dunkelheit. Sie werden bald hier sein“: vermeldete der Kaiserliche und damit Intelligentere der Beiden. Ein Ruck schien durch Rethans Körper zu laufen. Er stemmte sich auf die Beine hoch. Doch bevor er ganz stand, trat Tarrior ihm die Beine weg. Im Wachturm erschien Licht in den schießschartenartigen Fenstern. Die Leibwächter waren wohl aufgewacht. Er machte sich keine Sorgen. Die Stadtwachen waren nah genug, als das sie ihrem Herrn noch rechtzeitig zur Flucht verhelfen konnten, dafür würde er schon sorgen. Und von den angeheuerten Kämpfern, würde es bestimmt keiner wagen, die Stadtwache anzugreifen oder gar zu töten. „Ich sagte doch, ihr solltet nicht versuchen zu fliehen“: sagte Tarrior und blickte abfällig auf den am Boden liegenden Dunmer. In seinem Rücken bewegte sich etwas. Jemand griff ihn von hinten an, er sah aus seinem Augenwinkel heraus. Statt sich wegzuducken, drehte er sich um, um näher an den Angreifer heran zukommen. Tatsächlich war es wieder der Diener. Tarrior griff blitzschnell nach der Hand, aber diesmal würde er sie nicht nur einfach verdrehen. Ein kurzer Ruck und Dreh und er brach sie dieses Mal. Schreiend stürzte der Dunmer zu Boden und er wandte sich wieder dem Ratsherrn zu. Dieser hatte nicht einmal versucht während der paar unbeobachteten Augenblicke zu fliehen. Und die Torwächter unternahmen auch jetzt nichts. Sie mussten wohl erkannt haben, wie die Wind stand. „Ihr habt es gehört. Sie werden euch mitnehmen. Es ist vorbei!“: stellte Tarrior das Unvermeidbare fest.
„Nein bitte. Lasst mich gehen. Seht ihr nicht, dass ihr mich schon genug bestraft habt? Wichtige Papiere, Urkunden, Besitznachweise und auch Schmuck und Bargeld waren in dem Haus. Das ist mein Ruin. Bitte lasst mich gehen. Wenn man mir einen fairen Prozess macht, werden sie mich aufknüpfen“: flehte der Fürst. Es war eine Haltung die Tarrior von ihm nicht kannte und auch keinesfalls erwartet hatte. „Genug bestraft? Genug bestraft?! GENUG BESTRAFT?!“: brüllte Tarrior den Flehenden an. „Ihr und eure intrigante Frau habt mich ausgebotet. Ihr habt mir meinen Besitz genommen und im Rat gegen mich intrigiert. Und insbesondere ihr habt ein Massaker an unschuldigen und haustreuen Minenarbeitern zu verantworten und hättet den Tod weiterer Unschuldiger billigend in Kauf genommen und wofür das alles? Nur um eine Mine eurem Reichtum hinzufügen zu können!“: las Tarrior ihm seine Untaten vor. „Der Tod ist noch eine angenehme Strafe im Vergleich zu dem, was ich dir am liebsten angetan hätte“: fügte er dann noch an und verengte seine Augen, die im Schein des Feuers leuchteten, als würden sie ebenso brennen. „Warum sollte ich euch also verschonen!?“: fragte er dann nur rein rhetorisch, denn eigentlich war die Strafung durch das Hausgesetz und das Kaiserliche Gesetz für ihn bereits beschlossene Sache. „Ihr habt mir das Leben gerettet. Ihr hättet mich darin auch einfach sterben lassen können und sagen der Brand wäre ausgebrochen, als ich versucht habe zu fliehen und das ihr mich nicht mehr retten konntet, dennoch habt ihr mich gerettet. Allein schon deshalb würde ich in eurer Schuld stehen. Wenn ihr mich entkommen lasst, habt ihr erstrecht etwas gut. Ich verspreche euch, dass ich und meine Frau euch nicht länger im Weg stehen werden und außerdem wäre ich euch einen Gefallen schuldig. Bitte liefert mich nicht diesen Henkersknechten aus. Lasst mich gehen. Ich würde dieses Versprechen vor dem Tribunal beschwören. Übergebt mich nicht der Gefangenschaft und dem Tod“: flehte der Ratsherr weiter. Tarrior war regelrecht angewidert von dieser Unterwürfigkeit. Rethan hatte in diesem Moment vermutlich sämtliche Prinzipien und seine Würde über Bord geworfen, nur um sein Leben zu retten. Der Teil von Tarriors Geist der nach der größtmöglicher Strafung strebte und nach Vergeltung schrie, für alles was ihm und den Minenarbeiter angetan worden war und der rein logische Teil seiner Gedanken, der mögliche Vorteile aus dem Versprechen ableitete, stritten in ihm um die Vorherrschaft. Natürlich war nicht auszuschließen, dass Rethan jetzt alles Mögliche versprach um dem Strick oder einer sehr, sehr langen Haft zu entgehen. Womöglich würde er, erst einmal in Freiheit, nicht mehr zu seinem Wort stehen und gebrochene Versprechen waren bei den Hlaalu noch nie unüblich. Während sich die Stadtwache dem Gut langsam stark genähert hatte, dachte Tarrior darüber nach, ob er Fürst Rethan gehen lassen oder verdient in die Hände der städtischen Häscher fallen lassen sollte.
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Legende
Jerallberge -> Bruma -> Kaiserstadt
Arranges war schon eine Ewigkeit in der Wildnis unterwegs... wie lange, das konnte er nicht sagen. Nachdem er von der Einsiedelei seines Freundes losgeritten war, hatte er sich in der darauffolgenden Nach verirrt. Höchst peinlich war ihm das, war er doch fast mit einem Waldläufer zu vergleichen, nur nicht ganz so verdreckt. Aber hier oben an der Grenze zu Hammerfell kannte er sich nicht ganz so gut aus, lediglich die Straße zu dem Kloster, in welchem er studiert hatte, hatte er sich eingeprägt, aber der Heiler hatte ihn ja mitten in die Wildnis gezaubert.
Wie viele Meilen der Kasierliche geritten war konnte man nicht mehr bestimmen, jedoch konnte Arranges mit Sicherheit sagen, dass er mindestens 4 Tage unterwegs war, ohne auch nur in die Nähe einer Straße geschweige denn eines Weges zu kommen. Den Anweisungen des Pretonen folgend, war er stehts nach Norden geritten, hatte dabei aber unbeabsichtigt einen weiten Bogen nach Westen beschrieben, also immer weiter auf die Grenze zu Hammerfell und so hoch im Norden auch an die Grenzzüge Skyrims heranrückend, wurde auch die Landschaft immer trister. Der Kaiserliche hatte auch völlig die Orientierung verloren, da er so tief in den Bergen war, inzwischen war er sich auch sicher, dass er das Colovianische Hochland verlassen hatte, konnte er doch den Weißgoldturm der Kaiserstadt nicht mehr sehen, der wurde durch höhere Gipfel verdeckt.
Wieder musste der Magier Rasten, weil er im unwegsamen Gelände bei Nacht nicht reiten konnte um einen Absturz in den Bergen zu vermeiden. So langsam, dürfte ich nichteinmal mehr in Cyrodiil sein, die Vegetation hier oben ist schon gar nicht mehr vorhanden, mal sehen, wie ich die Nacht überstehe. Soll verdammt kalt werden in solchen Höhenlagen... Arranges stieg ab und befreite seinen Rotfuchs von Sattel und Zaumzeug. Danach spannte er eine etwas größere Decke, die ihm der Mönch mitgegeben hatte, zwischen zwei Findlingen, so dass sie einen profisorischen Wetterschutz abgab. Zwar nicht das Beste, aber besser als nichts. Ich hoffe, dass ich jetzt zusätzlich zu dem verdammt unbehaglichen Nachtlager nicht auch noch irgendwelches wildes Getier ertragen muss... Dann, die Sonne tauchte gerade hinter der Welt unter und schickte ihre letzten Strahlen für diesen Tag über den Rand des Horizonts, schichtete Arranges ein paar verkrüppelte, morsche Holzprügel auf und entfachte sie mit einem Schnippen. Erst war es eine kleine Flamme, deren Zungen sich gierig an dem wenigen Holz hochwanden. Nach nur kurzem Warten hatte Arranges ein zwar kleines aber dafür warmes und lichtspendendes Feurchen. Er holte seinen Proviant aus den Satteltaschen und machte sich daran, seinen leeren Magen zu vüllen.
Er war an diesem wie auch während den letzten 3 Tagen viel und lange geritten. Noch bevor an dem vergangenen Morgen die Sonne zu sehen war, hatte er aufgesattelt. Der Weg wurde hier oben auch immer beschwerlicher. War er im Wald, als er losritt, noch gemütlich im Schritttempo des Pferdes geritten, so musste er hier oben aufpassen wo er sein Müdes Pferd hinlenkte. Ein falscher Schritt und er wäre Geschichte. In Tälern, die für Pferde trittsicherer wären, konnte er schlecht reiten, die gab es nämlich nicht, nur tiefe schluchten, hier und da mal eine Klamm, aber alle gleichermaßen mit rasiermesserscharfen Felsen gespickt. Nur einen Vorteil hatten die extreme Witterung und die nicht vorhandene Vegetation in solchen Höhenlagen: Man hatte Ruhe vor Wegelagerern und Räubern und musste auch nicht acht geben, irgendeinem dämlichen Berglöwen, der sich falschherum ins Gebüsch gelegt hatte, auf den Schwanz zu treten.
Nachdem Arranges sich sattgegessen hatte, packte er die restlichen Lebensmittel wieder zurück in die Satteltaschen, penibel darauf bedacht, die leicht verderblichen Dinge von den Haltbaren zu trennen. Ich muss zu einer Siedlung gelangen, mir gehen langsam aber sicher die Vorräte aus... naja, morgen werde ich nach osten reiten, dort muss ich früher oder später auf die orangene Straße im großen Forst treffen, die Handelsstraße zwischen Bruma und Chorrol. Wie zur Bestätigung, dass man endlich mal einen vernünftigen Weg einschlagen sollte, schnaubte der Rotfuchs und scharrte mit den Hufen... 'Ja ich weiss, das Gras, sofern man die paar Hälmchen hier überhaupt noch so bezeichnen kann, würde ich mir auch schenken, wäre ich ein Pferd.' Sagte der Beschwörer und tätschelte das Tier auf der Blässe, während er sich wieder an den Satteltaschen zu schaffen machte. Er kramte die Kopie von dem Buch hervor, welche er von dem Mönch bekommen hatte. Er fing an darin zu blättern. Bis er wieder zu der Stelle kam, die ihm der Heiler gezeigt hatte. Auf der rechten Seite prankte das Gesicht eines abgrundhässlichen Dämons, auf der anderen Seite stand in schwungvoller Handschrift etwas über die gesteigerte magische Konzentration. Wie sie gestaut und in einem mächtigen Impuls entladen werden konnte. So haben schon viele mächtige Zauberer die Vollkommenheit erlangt. Nur gibt es einen Kritikpunkt den man dazu erfüllen sollte und welchen alle Magier abhaken konnten, die diese Kunst der gesteigerten magischen Energie beherrschten. Es handelt sich darum, dem Dämonen zu wiederstehen, der sich gegenüber befindet. Ihm zu wiederstehen und zu gebieten. Es sei an sich kein mächtiger Dämon und eigentlich auch nicht gefährlich. Man konnte ihn in Waffen und Seelensteine Bannen ohne sich dafür groß anstrengen zu müssen. Forderte man den Geist jedoch mit mentaler Kraft heraus, so erkannte man die Macht die der Dämon innehielt, die er zum Glück jedoch nicht von sich aus nutzen konnte. Man musste ihn durch Gedankenkraft dazu anregen, sie auszuspielen, diese eine Trumpfkarte, die er hatte. Hatte man ihn dann unterdrückt, war man so klar im Verstand und eine Barriere wurde gebrochen, die den Geist öffnete wie eine Überdosis Skooma. Das finde ich jetzt aber sehr interessant... diese Kopie hier bringt mir in dem Fall überhaupt nichts. Hier fehlt die Kraft des Dämons... verdammt, ich brauche das Original. Fragt sich nur wie ich da rankomme, jetzt wo die halbe Festung des Klosters von irgendwelchen anführerlosen Gestalten bewohnt wird, die hauptsächlich darauf aus sind, alles und jeden zu töten, der sich der Festung nähert. Ein Meisterdieb müsste man sein... na mal sehen, ob ich da nicht jemanden auftreibe, der mir da helfen könnte... aber für heute werde ich mich schlafen legen. Damit legte er das Buch weg und rollte sich in seinen Umhang ein, einen Beutel als Kissen nutzend schlief er auf dem harten und kalten Felsboden ein.
Arranges öffnete leicht die Augen und gleißendes Licht fuhr im in den Kopf und schmerzte für den Bruchteil einer Sekunde, bis der Reflex die Lieder wieder zufallen ließ. Dann spürte der Kaiserliche die Kälte, sie war überall und irgendwie war auch alles nass und feucht. Seine ganze Kleidung klebte am Körper, als hätte er stark geschwitzt. Aber schwitzen und Kälte, das kann nicht passen. Um sich tastend setzte sich der Magier auf und öffnete nochmals, diesmal vorsichtiger, die Augen. Alles um ihn herum war weiß. Weiß? Weiß! Es hatte in der Nacht geschneit. Zwar war Arranges nicht eingeschneit, aber der schneident kalte wind, den er jetzt auch auf dem Gesicht spürte, hatte kleinere Mengen zu ihm hereingeweht. Das hat gerade noch gefehlt... jetzt aber schnell weg hier! Der Kasierliche stand auf, zog den nasskalten Umhang enger um den Leib und stapfte durch den fast kniehoch liegenden Schnee zu seiner Satteltasche. Wild wühlte er darin, bis er gefunden hatte, was ihm der Mönch noch mitgegeben hatte. Ein dickes wollenes Unterhemd und ein Paar Fäustlinge. Schnell zog der Kaiserliche die nassen Sachen aus und tat sich mit den trockenen und wärmeren Kleidern an, die er noch dabei hatte, er legte auch die Rüstung bis auf seinen Mithrilpanzer ab... eine der ersten Lektionen, die er gelernt hatte, als er beschloss seinen Studien zuspielend umher zu wandern: Immer Ersatzkleider dabei zu haben und vor allem auch noch etwas warmes, falls man in einen Sturm oder ähnliches geraten sollte... Arranges rollte die Dekce zusammen, klaubte das Buch aus dem Schnee auf und schob es zurück in die Ledertasche. Danach sattelte er seinen Rotfuchs und legte die nassen Kleider darüber, wo sie als eine Art Pferdedecke fungierten. Dann saß Arranges auf und suchte einen Weg aus den Bergen, stehts darauf achtend, dass er irgendwie nach osten kam.
Wieder war Arranges eine Ewigkeit unterwegs. Er bemerkte die Erkältung schon früh, die ihn im Griff hatte. Kein Wunder. Erst war er eine ganze Nacht in nassen Kleidern in der Kälte gelegen und dann musste er nochmals fast 2 Tage in dieser Schneehölle umherirren, bis sich das Gelände endlich vor ihm auftat und er sogar den schemenhaften Riss des Weißgoldturms zu seiner rechten erkennen konnte, bevor sich wieder ettliche Erhebungen davor schoben. Aber wnigstens war die Landschaft hier jetzt nicht mehr so lebensfeindlich, wie in den Bergen. Die letzten beiden Tage hatte Arranges komplett im Sattel verbracht, da er wusste, dass er die einfache Erkältung nicht überleben würde, wenn er sich nochmals einem solchen Risiko wie in der ersten Nach in den Höhenlagen der Jerallberge aussetzte. Nun war er totmüde und geschwächt. Dann endlich, am Abend des zweiten Tages erblickte der Kaiserliche, wie sich weit vorraus ein dunkler breiter Streifen in Serpentinen einen Hang hochwandt. Na also, ich glaubte schon gar nicht mehr daran, die Straße nochmal wieder zu finden... Obwohl es schon dunkel war, ritt der Kaiserliche weiter. Erst am Straßenrand suchte er sich eine geschützte Stelle in einem Dickicht, wo er sein Nachtlager aufschlug.
Am nächsten Tag ritt er weiter in Richtung Bruma, also osten. Seine Vorräte waren beinahe aufgebraucht. Nach knapp 2 weiteren Tagen erreichte er die verhältnismäßig kleine Stadt. Müde stieg er vor den Toren ab und führte sein Pferd die letzten Meter. 'Halt, wer da zu so später Stunde?' Rief ihn der Wachmann an und kam näher.
'Ich bin ein Wanderer, Arranges... mein Name.' Aus seinem Waffengürtel zog er ein kleines Stück Pergament, welches einen älteren und abgenutzten Eindruck machte. Es war als Pass kaum noch zu erkennen.
'Ach ihr seid es! Nun, ihr braucht mir den Pass nicht zu zeigen, ein Blick auf euer Pferd und eure Rüstung genügt mir. Ihr kennt das ja, Das Pferd komm in die Stallungen und so weiter... ich wünsche einen angenehmen Aufenthalt in Bruma.' Mit diesen Worten ging der Wachmann wieder zurück auf seinen Posten. Ein Assasine, der es sich leicht machen wollte in die Stadt zu kommen könnte es so am besten... ein Mithrielhemd und einen Rotfusch mit einer schiefen Blässe und der Weg wäre frei... vorrausgesetzt der richtige Soldat hat Wachdienst. Grinste Arranges in sich hinein. Dann führte er sein Pferd zu den öffentlichen Ställen der Stadt und nahm sich ein Zimmer.
Am nächsten Tag ergänzte er seine Vorräte und kaufte sich ein neues Schwert. Das ist zwar nicht wie das Alte, aber immerhin wieder eine Waffe an der Seite, das macht das Reisen doch gleich viel sicherer, vor allem auf der Straße, die ich jetzt entlangreiten werde. Nachdem der Magier Bruma verlassen hatte, schlug er die Straße direkt nach süden ein, welche zur Kaiserstadt führte. Es passierte nichts aufregendes auf dem Weg zum Weissgoldturm. Nach weiteren 2 Tagen vor den Toren der mächtigen Stadt angekommen, führte er seinen Rotfuchs zu den Ställen und ging zum Tor.
'HALT!' Donnerte ihm der Wachmann in Legionsrüstung entgegen. Zwei breitschultrige baumgroße Gestalten kamen auf Arranges zu, der eine die Hand am Schwertknauf, der andere forderte mit der ausgestrekcten Hand einen Persönlichkeitsnachweis.
'NAME UND HERKUNFT!' Sagte der Wachmann laut genug, dass es die Knechte in den Stallungen auch noch deutlich hören konnten, obwohl er knapp 2 Meter vor dem Kaiserlichen stand.
'Gibt es einen bestimmten Anlass, dass die Leute von der Legion neuerdings so bestimmt sind?' fragte der Kaiserliche, während er der Wache den Pass reichte.
'Halt den Rand, sonst kannst du deinen Pass gleich mit dem Mund zurück nehmen, deine Arme werden bis dahin auf dem Boden liegen!' Sagte der andere, welcher etwas abseits stand. 'Es gab eine Reihe von Morden, nachdem hier die Nachricht eintraf, dass 3 Irre ein ganzes Kloster außeinander genommen haben...' Setzte er nach.
'So?!' Sagte Arranges und bemühte sich noch ein kleinwenig unauffälliger zu wirken. Zum Glück sah er mit der Mithrilrüstung nicht unbedingt aus wie ein marodierender Räuber. Er wirkte eher vornem und wichtig auf die Wachen, was sie allerdings nicht immer zeigten oder zugaben.
'ARRANGES HÄÄ... DEN NAMEN HAB ICH DOCH SCHON GEHÖRT!'
Verdammt...
'ACHJA, EIN KOLLEGE UND GUTER KUMPEL VON MIR HAT MIR MAL WAS VON DIR ERZÄHLT! ER MEINTE DU WÄRST EIN HARMLOSER WALDLÄUFER!'
Puhhh...
'ABER NICHTS DESTOTROTZ MÜSSEN WIR EINE GEPÄCKKONTROLLE MACHEN!'
Dreck...
Arranges ließ die Kontrolle über sich ergehen und wurde dann eingelassen.
Nachdem sich das große schwere Tor hinter ihm geschlossen hatte, machte sich der Kasierliche sofort auf zum Marktviertel. Dort angekommen schaute er eine weile umher und lief einige Male auf und ab, bevor er von einer mächtige Gestalt in eine Seitengasse gewunken wurde. In der Gasse war es dunkel und eng... und es stank nach Fäkalien. am Ende der Gasse wartete ein großer Schatten auf den Magier. Und kaum hatte sich selbiger vor ihm aufgestellt, da begann die massige Erscheinung auch schon mit brodelnder kratzender Stimme zu reden: 'Hast du etwas gelernt aus der Schriftrolle?'
'Nein, ich musste sie zur Notwehr einsetzten.' Antwortete Arranges voller Demut.
'Das ist gut, ich weiss über alles bestens bescheid, ich wollte nur wissen, ob du mich nicht anlügst... ich würde sagen, dass du einen großen Fortschritt gemacht hast, indem du diesen Dömonen vernichtet hast, welcher dir allein druch Gedankenkraft sehr zu schaffen machte... Wo ist das Buch?'
'Welches Buch?'
'Pass auf! ... Schüler... ich meine das Buch von dem du eine Kopie bekommen hast!'
'Es liegt immer noch in den Ruinen des Klosters.'
'Hmmm... dann müssen wir es da herausholen, du brauchst es für deinen weiteren Werdegang.'
'Ich weiss, die Abschrift bringt mir eigentlich nichts ohne...'
'So ist es! Dich werde ich dort aber nicht mehr hinschicken, das wird ein Dieb für uns erledigen.'
Unheimlich...
'Hier, ich gebe dir nochmal eine Schriftrolle des Lichs, aber dieses Mal achte auf sie, es ist immer sehr mühsam einen Lich in einen Seelenstein zu bannen und dann in Pergament zu prägen...'
'Jawohl Meister.'
'Gut, in Skingrad wirst du auf unseren Dieb treffen, sage ihm alles was du weisst und beschreibe das Buch so gut du kannst. Bis zu unserem nächsten Treffen!'
Und ehe sich Arranges versah, war der Hühne verschwunden, er war einfach weg...
Mit der neuen Schriftrolle und den Informationen machte sich der Kaiserliche auf nach Skingrad.
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Lehrling
Es regnete. Alexian blickte gen Himmel. Es hatte wieder angefangen zu regnen. Im laufe der letzten zwei Wochen hatte es ungewöhnlich oft geregnet. Andererseits spiegelte der leichte, leise Regen die Stimmung wieder, die im Fort herrschte. Die Legionäre waren angespannt und der Ältestenrat hat die geplante Verstärkung nach Hammerfell verschoben. Außer einigen kleinen Skamp-Angriffen war nicht sonderlich viel passiert. Jedoch konnte keiner den ersten großen Daedra-Ansturm vergessen, bei dem fast die Hälfte der Legionäre getötet wurde.
Jetzt jedoch schickte der Hauptmann sie auf ein großes Feld vor dem Fort. Er wollte die Daedra zu einem Feldkrieg provozieren. In einer geschlossenen Kolonne marschierten sie aus dem Lager. Neben Alexian stand Ardor, der im Gegensatz zu den anderen Legionären nicht wirklich Nervös wirkte. In den letzten Tagen schien er, als ob er ahnte, dass der Hauptmann vorhatte, sie auf das Feld zu schicken und somit all ihre Vorteile wegzuwerfen. Allerdings fiel ihnen auf, dass die Kavallerie und einige Kohorten fehlten. Sie waren bereits am Vorabend aus dem Lager ausmarschiert. Es hatte zwar eine kleine Unruhe unter den übrigen Legionären ausgelöst, die sich jedoch auf Grund eines hart eingreifenden Leutnants wieder beruhigt hatte. Jetzt stapften sie durch den Matsch auf eine kleine Lichtung zu. Vorne standen Legionäre, die eine leichte Rüstung im Stil der östlichen Provinzen trugen. Sie hatten einige Wurfspeere, kurze Stahlschwerter und Turmschilder, die ihren ganzen Körper verdeckten. Hinter ihnen standen die gewöhnlichen Legionäre, darunter Alexian und Ardor. Hinter ihnen standen kleine Söldnertruppen, die der Hauptmann gekauft hatte. Es waren grimmige Nords und Rodwardonen in verschiedenen schweren Rüstungen mit hoher Qualität, die ihre Äxte, Keulen und Schwerter ungeduldig hin und her schwangen. An den Flanken ritten der Hauptmann, sein Stellvertreter und einige Leutnants hin und her.
Elijah und die anderen Kampfmagier standen weit hinten vor den Bogenschützen. Sie hatten mittlerweile den Hügel passiert, den sie vor ihrer Ankunft runtermarschiert sind und hinter dem die abgelösten Legionäre verschwunden waren. „Sie wussten, wovon sie sprachen“ ging es Alexian durch den Kopf. Jetzt hatten sie die Lichtung erreicht und die Sergeant gaben den Befehl zum halten. Die Legionäre dröhnten ein kurzes „HA!“ und hielten an. Der Hauptmann ritt mit seinem Gefolge an die Spitze der Kolonne und fing an zu reden: „Legionäre! Ich weis dass im Laufe unseres Aufenthaltes viele von uns ihr Leben lassen mussten! Und ich weis auch, dass ihr verunsichert seid, weil wir gegen einen Feind kämpfen müssen, der uns an Ausrüstung und an Zahlen hoch überlegen ist! Und ich weis, dass der Ältestenrat uns weder anhört, noch Verstärkung schickt! Aber merkt euch: Wir … Kämpfen für unser Land: Für Cyrodiil! Und wir kämpfen für die Provinzen! Für ganz Tamriel! Ich gebe zu, die Daedra sind ein mächtiger Feind, doch wir dürfen keine Angst zeigen! Wir haben uns einmal überrennen lassen, last uns diesen Fehler nicht wiederholen! Oder wollt ihr, dass sie unsere Häuser, unsere Dörfer und unsere Städte niederbrennen? Wollt ihr zulassen, dass sie unsere Familien und auch die der anderen abschlachten? Wollen wir, dass unsere ganze Welt ein zweites, gigantisches Kvatch wird? Ihr kennt die Antwort: NEIN!!! Also, last uns diesem Abschaum auf Nirn begrüßen und zeigen, dass wir keine Furcht haben, und denkt daran: Mut ist Zahlen überlegen!!!“
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