Hellene gähnte und blinzelte müde durch ihre schweren Augenlieder. Der Lärm, der sie geweckt hatte, schien von einem Kampf ganz in der Nähe zu stammen. Das Klingen von Metall auf Metall, vielleicht von Schwertern, war unverkennbar und das Gebrüll nicht zu überhören.
Humpf. Da legt man sich mal für ein paar Minuten zum Schlafen hin und verpasst gleich den ganzen Spaß! Mal sehen, ob ich nicht auch noch mitmischen kann.
Sie schnappte sich ihren Rucksack und folgte den Kampfgeräuschen. Nach einigen Metern kamen die weißen Ruinen von Wenyandawik wieder in Sicht, und auch sieben Männer, wie sie schätzte, die zu kämpfen schienen. Drei waren augenscheinlich Banditen, da ihre Ausrüstung leicht zerfleddert und nicht zusammenpassend aussah. Von den anderen vier waren zwei definitiv Nords, die sie sofort an der Statur erkannte. Ein anderer war ein Argonier und den letzten konnte sie nur von hinten sehen, was ihr die Identifizierung unmöglich machte.
Kurz bevor sie ins Sichtfeld der Kämpfenden kam, feuerte Hellene ihren Rucksack in ein nahes Gebüsch und zog ihr Eisenlangschwert. Die Situation abwägend, pickte sie sich einen der Banditen aus und beschloss, den Überraschungseffekt zu nutzen. Sie lief, von einigen großen Bäumen geschützt, um die Szenerie herum, sodass sie die relativ ungeschützten Rücken der Räuber vor sich hatte und holte tief Luft, bevor sie sich mit einem lauten Schrei auf einen von ihnen stürzte. Der Mann konnte ihren Angriff nicht mehr parieren und trug eine schwere Verletzung am Oberarm davon, die stark zu bluten begann. Die Räuber, nun hin- und hergerissen zwischen den Angreifern, versuchten einen Rückzug.
Das bemerkte Hellene allerdings nicht, da sie ihre Aufmerksamkeit darauf konzentrierte, ihren Gegner zu töten. Er schien verflixt stark zu sein, und kämpfte trotz seiner Wunde noch recht gut. Es bereitete ihr einige Mühe, ihn niederzustrecken, aber nach einem kurzen Gefecht landete sie einen Treffer an seinem Hals, worauf er zu Boden sackte und das Gras sich mit Blut tränkte. Sie betastete ihren Kopf und fühlte etwas heißes an ihrer Schläfe. Als sie sich ihre Hand näher besah, bemerkte sie, dass es ihr Blut war. Der Tote hatte ihr scheinbar einen Schlag verpasst, den sie in der Hitze des Gefechts nicht bemerkt hatte. Das Blut lief ihr nun an Gesicht und Hals hinunter, und sie trank eilig einen der Heiltränke, die an ihrem Gürtel baumelten, bevor sie ohnmächtig werden konnte. Dann wischte sie sich etwas Blut aus ihrem Gesicht und kämpfte weiter gegen die verbliebenen Banditen.