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Legende
Goldstraße
Arranges hörte noch die Stimmen der Wachen am Tor von Skingrad, als sein Rotfuchs ihn auf der Straße mit langsamen Schritten dahintrug.
Es war wie jedes Mal, wenn er eine Stadt verließ, man beachtete ihn fast nicht und ließ in ohne große Geste die Tore passieren. Anders jedoch war es, wenn er einen Ort oder eine Stadt zum ersten Mal oder seit sehr langer Zeit wieder betrat. Man musterte ihn schon von weitem mit einem fragenden Ausdruck. Kam er dann bis ans Tor heran, verstellten ihm die Wachen meist den Weg. Ohne viel Gehabe stieg Arranges von seinem Pferd ab und ging mit langsamen Schritten auf die Soldaten zu. Manchmal erkannten sie den Waldläufer, wie sie vermuteten, dass er einer dieser komischen Leute ist und ließen ihn durch. Doch oft konnte es schon sein, dass die Männer in den Rüstungen Passkontrollen durchführten und das Gepäck kontrollierten. Doch das ließ den Kaiserlich immer völlig kalt, da er sowieso kaum etwas bei sich trug. Nur bei seinem Mithrilhemd staunten die meisten nicht schlecht, weil man bei so einem landstreicherähnlichem Aussehen kein so wertvolles Rüstungsteil vermutete.
Jetzt aber war er wieder für sich allein in der Wildnis. Was wohl eher ungewöhnlich für einen Magier mit finsterem Gemüt und einem Hang zur Nekromanti ist. Er erfreute sich in seinen Gedanken an dem gelegentlichen Vogelgezwitscher und bestaunte die Blumen am Wegrand. Immer wieder atmete er die frische belebende Luft tief ein und entspannte sich auf seinem Pferd, dass er nun auch schon länger als 10 Jahre kannte. Es war das Folen der Stute seines Vaters. Und er hatte es damals als junger Mann selbst eingeritten. Dafür folgte es ihm nun blind fast überall hin.
Arranges war nun schon einige Stunden unterwegs und die Sonne stand schon weit im Westen, als er in der Ferne den großen Turm in der Mitte der Kaiserstadt erkennen konnte. Immer wieder staunte er über diese Baukunst. Es war ein wahrliches Meisterwerk kaiserlicher Architektur. Doch plötzlich, als er so in Gedanken verloren dahinritt und in den Himmel schaute, rannte ihm eine Gestalt von weiter vorn auf dem Weg entgegen. Erst als das Scheppern der schweren Eisenrüstung an sein Ohr drang, schaute er vor sich auf die Straße und sah, wie ein Argonier mit erhobener eiserner Streitaxt auf ihn zugerannt kam. Er reagierte blitzschnell und schwang sich von seinem Pferd um seinerseits das Schwert zu ziehen. Der Argonier war auf ein paar wenige Meter heran und hielt inne als er die Waffe in der Hand des Kaiserlichen sah. 'Was wollt ihr mit dem Buttermesser? Kommt, gebt mir eure Wertsachen und ich lasse euch am Leben!' Arranges hatte selten Argoniere mit einer so perfeckten Aussprache gesehen. 'Ihr seid euch der Situation wohl nicht ganz bewusst? Doch das macht nichts, ich werde eurem Gedächtnis auf die Sprünge helfen...' Und ehe der Argonier wusste wie ihm geschah, noch Zeit hatte, genauer über die Worte des Wiedersachers nach zu denken, stand ein Skelettmeister mit erhobenem Zwergenclymore vor ihm und blickte ihn aus stumpfen leeren Augenhöhlen heraus an. 'Seid ihr sicher, dass ihr euch nicht doch lieber den nächsten Wanderer nehmen wollt?' Der Argonier ließ die zuvor noch mit beiden Händen gehaltene Axt langsam sinken und schließlich ganz fallen. Mit einem dumpfen Klirren fiel die schwere Waffe zu Boden. 'Nun ich denke mir verstehen uns...' 'Das meine ich auch.' Sagte der Argonier, machte auf dem Absatz kehrt und rannte so schnell es ging die Böschung auf der Seite des Weges hinab. 'Mit diesen Wegelagerern ist es doch immer dasselbe. Erst kommen sie sich mit ihren Waffen zweiter Klasse unbesiegbar vor und dann siend sie schneller verschwunden als ich meine Formeln sprechen kann.' Und wie er sich wieder auf seinen Rotfuchs schwang verschwand auch der Skelettmeister wieder in einer Kaskade aus verschiedenfarbigen Lichtern.
Nach einer Weile sah Arranges erneut die Silhouette eines Menschen weit vorn auf dem Weg. 'Heute sind die Diebe aber angriffslustig... und lästig.' Doch erkannte er schon wenige Augenblicke später, dass es sich um einen Reiter handelte. Als er herankam erkannte er die Konturen einer Frau, die etwas großes vor sich auf dem Pferd hatte. Schmuggler? Ging es Arranges sofort durch den Kopf. Doch als sie fast auf gleicher Höhe waren und er ihr vernarbtes Gesicht erkennen konnte sah er auch, dass es sich um einen mensch handelte, den sie da vor sich auf dem Pferd hatte. Nanu, ein Leichentransport? Einzeln? Ohne Karren? Wohl kaum... geht mich auch eigentlich gar nichts an... obwohl es mich schon interessieren würde, ob der Bursche tot ist oder nicht... Als er ihr hätte die Hand geben können, so dicht ritten die beiden aneinander vorbei, rief er: 'Seid gegrüßt!'
Als Angehöriger des Kaiservolks musste er sich schließlich an das halten, was man ihm schon als Kind immer eingetrichtert hat: Du kannst noch so missraten sein, aber wahre dein gutes Benehmen und deine Manieren!
Die Geschichte wird im Gruppenthread "Heiler und Dämon" fortgesetzt.
Geändert von KingPaddy (19.02.2012 um 11:22 Uhr)
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