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Waldläufer
Bruma
Für Elendil Sunlight verging ein Tag wie der andere. Tränke und Salben herstellen, Zutaten besorgen und abends vor dem offenen Feuer im Kamin lesen. Ein Leben, wie es sich für einen alten Elf geziemte. Ein gemütliches, ruhiges tägliches Einerlei ohne böse Überraschungen. Ohne Tiefs. Allerdings auch ohne Hochs. Ohne Abwechslung. Was nach einiger Zeit selbst für einen alten Elf langweilig wurde. Seine letzte Veränderung war die Heiler-Lehre bei Naasira gewesen. In Chorrol. Was Naasira wohl machte? Noch immer dachte er häufig an die junge, gebildete Bretonin. Jene Frau, die er sich als Tochter gewünscht hätte. Ob sie noch immer in Chorrol lehrte? Vermutlich. Aber dennoch, er hatte damals eine Wissensbegierde und einen Hunger nach Leben in ihr bemerkt, der ihn hätte schwören lassen, dass sie es nicht ewig in einem friedlichen Nest wie Chorrol aushielt. Chorrol war schön im Sommer. Für einen Sommer. Aber letztlich irgendwie ein Ort für alte Leute. Es geschah nichts. Und das musste doch für eine junge Frau irgendwann langweilig werden. Andererseits: wo geschah schon etwas? Und wenn etwas geschah, dann war das Ergebnis Kvatch. Ein Ergebnis, welches sich auch niemand gewünscht hätte. Wo waren die positiven Veränderungen? Wo blieb das Leben selbst? Wenn selbst ihm in seinem Alter der immerwährende Gleichstand langsam auf die Nerven ging, wie konnte dann eine junge Frau das auf Dauer ertragen? Irgendwo, irgendwie müsste es doch noch so etwas wie "Abenteuer", Entdeckungen, Reisen und ähnliches geben.
Aber vielleicht war es nur seine eigene Unzufriedenheit und seine eigene Einsamkeit, die ihm solche Gedanken eingaben. Naasira war vermutlich völlig zufrieden in Chorrol mit ihren Schülern.
Elendil zuckte gereizt mit den Schultern und sah auf das erloschene Feuer im Kamin. Auch das noch. Erbost und auch, weil er nicht aus der Übung kommen wollte (schließlich war er auch ein hochrangiger Magier, auch wenn das niemanden hier interessierte) warf er einen Feuerball auf das Holz im Kamin, um es wieder anzuzünden. Doch irgendwie hatte seine innere Gereiztheit wohl etwas ausgelöst und aus dem Feuerball war ein Feuersturm geworden. Was darin endete, dass nicht nur das Feuer im Kamin brannte, sondern auch Flammen und Flämmchen plötzlich auf dem Boden vor dem Kamin fröhlich loderten und herumhüpften. "Bei Sheogorath", fluchte Elendil. Das fehlte ihm gerade noch, dass sein Haus abbrannte. Blitzschnell zauberte er einen Eissturm hinterher. War schließlich einfacher als Wassereimer zu schleppen. Die Flammen erloschen. Das Feuer im Kamin allerdings auch und der Boden vor selbigem war nun nass und mit Eisstückchen bedeckt. Und das Holz im Kamin so durchweicht, dass man es als Brennholz wohl kaum noch gebrauchen konnte. Der Altmer verdrehte die Augen. Das war wohl einer jener Tage, an denen er besser im Bett geblieben wäre ... Seufzend machte er sich nun doch per Hand daran diesen Raum wieder in einen vernünftigen Zustand zu versetzen. Obwohl er kurzfristig erwog, die heutige Nacht in der Magiergilde zu verbringen. Doch der Gedanke an jene, die in der Magiergilde Bruma zuhause waren, belehrte ihn schleunigst eines Besseren.
Und während er sein Haus langsam wieder in Ordnung brachte, verdrängte er jegliche Gedanken an Naasira, Chorrol, Abenteuer, Veränderungen als Wunschträume eines alten Magiers und Alchemisten. Die einzigen Veränderungen, die es in seinem Leben wohl noch geben würde, waren solche wie eben. Und darauf konnte er getrost verzichten.
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