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Drachentöter
Chorrol -> Cheydinhal
Aus dem Plan, am nächsten Tag nach Cheydinhal aufzubrechen, wurde nichts. Schuld daran war der billige Brandwein, der ihr einen Kater bescherte, gegen den der in der Kaiserstadt lächerlich gewesen war. So verbrachte sie den Tag im Halbschlaf auf ihrem Bett, ging Abends kurz etwas essen, als sich ihr Magen beruhigt hatte und schlief bis in den frühen Morgen weiter. Sobald sie die ersten Geräusche im Schankraum hörte, ging sie mit ihrem Gepäck nach unten, zahlte das Zimmer und verließ die Herberge. Draußen war es dunkel und relativ kühl, weswegen sie sich noch enger in ihren Mantel wickelte.
Sie hoffte, gegen Abend schon Cheydinhal zu erreichen, da sie wenig Lust hatte, unterwegs in Bockbierquell zu rasten. Leider überraschte sie Nachmittags ein schweres Unwetter, was sie doch zu einer Rast zwang. Als sich das Wetter beruhigt hatte, dämmerte es bereits, und so übernachtete sie einmal mehr in Bockbierquell, wo sie auch Schutz vor dem Gewitter gefunden hatte. Am nächsten Tag brach sie am frühen Vormittag wieder auf.
Als sie Nachmittags etwa in der Mitte der blauen Straße nach Cheydinhal war, fielen ihr die unüblich vielen Reisenden auf. Die meisten waren zu Fuß unterwegs und wirkten auf Dreveni eher wie Flüchtlinge. Zu dem Eindruck trug noch bei, dass alle von Cheydinhal kamen, und keiner in ihre Richtung unterwegs war. Schließlich stieg sie vom Pferd und näherte sich einer Gruppe Bretonen, wobei sie sich Mühe gab, möglichst harmlos und freundlich zu wirken. "Sagt, gibt es einen Grund warum so viele Reisende auf der blauen Straße unterwegs sind?", fragte sie nachdem sie die Bretonen begrüßt hatte. Ein älterer Mann sah sie erstaunt an, als er antwortete: "Ihr solltet auch lieber wieder umdrehen, bei Cheydinhal hat sich ein Obliviontor geöffnet.", wobei er eine Nuance bleicher geworden zu sein schien. Obliviontor? Sie hatte davon gehört, in Gesprächen in Tavernen und mit anderen Reisenden. Es waren angeblich Tore in das Reich Mehrunes Dagons. Da fiel es ihr auch wieder siedend heiß ein: Kvatch!
"Cheydinhal... Wie... Wie sieht es dort aus?", fragte Dreveni, auf einmal ziemlich besorgt. Hatte sie zuerst vorgehabt, überhaupt nicht bei Mordan vorbei zusehen, sondern in der Stadt zu bleiben, machte sie sich auf einmal große Sorge um ihn, und auch um Cheydinhal. Es war immerhin so etwas wie ihre Heimatstadt.
"Als wir weggingen, stand Cheydinhal noch, und es war abgeriegelt durch die Stadtwache. Aber jetzt müssen wir weiter, es ist schon spät.", antwortete der Bretone mit drängendem Ton in der Stimme.
Dreveni ließ die Bretonen ziehen, schwang sich wieder auf ihr Pferd und ritt in halsbrecherischem Tempo nach Cheydinhal. Als sie bei Cheydinhal angekommen war, hatte es wieder begonnen, zu gewittern. Allerdings schien das kein normales Gewitter zu sein, der Himmel war merkwürdig rot gefärbt und es lag eine allgemein seltsame Atmosphäre in der Luft. Dreveni sah sich um und konnte etwas südlich von Cheydinhal ein rotes Glühen sehen, außerdem stieg dort Rauch auf. Nach dem wenigen konkretem, dass sie über Obliviontore gehört hatte, konnte es durchaus dort drüben sein. Scheiße. Das war gefährlich nahe bei Mordans Haus. Für einen kurzen Moment wollte sie wieder auf ihr Pferd steigen und dorthin reiten, dann setzte ihr rationales Denken wieder ein, Mordan wäre, Wenn er noch lebt..., wohl kaum in dem Haus geblieben, sondern nach Cheydinhal gegangen oder hätte die Gegend ganz verlassen. Das Pferd an den Zügeln führend, hielt sie auf das Stadttor zu. Dieses war verbarrikadiert, keine Menschenseele schien sich hier aufzuhalten. Mit dem Knauf ihres Schwertes hämmerte Dreveni so lange an das Tor, bis sich eine Klappe öffnete. Die Stadtwache wollte erst anfangen mit ihr zu diskutieren, da die Stadt völlig überfüllt wäre, und sowieso nicht sicher, aber sie würgte seinen Redeschwall ab, hielt ihm den Pass unter die Nase, in dem die Grafschaft Cheydinhal als Wohnort angegeben war, und erklärte dass sie nach ihrem Vater sehen wollte. Daraufhin verschwand das Gesicht der Wache, und die Tür neben dem Tor wurde geöffnet. Dreveni führte ihr Pferd in die Stadt und widmete der Wache keinen Blick mehr. Drinnen war es beinahe totenstill, niemand war zu sehen, Fenster und Türen verrammelt. Sie ging zum Schloss, und nach einer kurzem Gespräch mit den Wachen wurde sie in den abgeriegelten Schlosshof gelassen. Ihr Pferd hatte sie draußen stehen lassen müssen, und jetzt sah sie auch, warum. Es war hoffnungslos überfüllt, ihre Chancen Mordan hier zu finden, waren eher gering. Alles wuselte durcheinander, so etwas wie ein System schien es in der Anordnung der Zelte und Schlafplätze nicht zu geben. Außerdem bezweifelte sie bei diesem Anblick langsam, dass Mordan wirklich hier geblieben war.
Ich sollte doch zum Haus sehen... Vielleicht hatte er dort eine Nachricht hinterlassen. Langsam hatte sie wirklich Angst um ihn, war er doch nicht nur ihr Ziehvater sondern auch ihr einziger wirklicher Freund.
In diesem Moment überkam sie fast so etwas wie Verzweiflung. Dieses Tor war drauf und dran, ihre Heimat zu zerstören, den Ort an dem sie aufgewachsen war. Und egal wie angestrengt sie auch überlegte, ihr fiel nicht ein, gehört zu haben, wie man diese Tore wieder schließen oder anderweitig beseitigen konnte. War das überhaupt möglich? Hier vor Cheydinhal konnte es jedenfalls nicht bleiben, dachte sie in einem Anflug von kindlichem Trotz. Darüber hatte sie Feryn fast vergessen, er würde vermutlich ohnehin nicht mehr hier sein. Wenn ihn die Daedra nicht schon erwischt hatten. Sie bemühte sich, diese Gedanken zu verdrängen, und zu überlegen, was sie als nächstes tun sollte. Hier bleiben würde nicht viel bringen, auch wenn es ihr widerstrebte, die Stadt einfach so ihrem Schicksal zu überlassen. Aber was konnte sie schon ausrichten? Sie blickte zum Himmel, der immer noch rot leuchtete. Es musste inzwischen schon Nacht sein, auch wenn es nicht richtig dunkel war. Sie war während sie nachdachte durch die Zelte gegangen, allerdings war das Chaos einfach zu groß, und so ging sie zurück zu der Wache am Tor zum Schlosshof. Die sah sie nur desinteressiert an, und machte keine Anstalten, das Tor zu öffnen, obwohl er eindeutig erkennen musste, das Dreveni gehen wollte. "Könntet ihr bitte das Tor öffnen?", fragte sie deshalb, sich um einen ruhigen Ton bemühend.
"Glaubt ihr vielleicht, dass ihr hier ein und ausgehen könnt, wie ihr wollt? Seh ich aus als hätte ich nichts besseres zu tun, als Pförtner zu spielen?"
Dreveni hatte schon eine scharfe Erwiderung auf der Zunge, als ihr einfiel, dass es die Wache wirklich nicht leicht hatte. Auch wenn sie sonst nicht viel für die Stadtwache übrig hatte, im Moment tat er ihr fast leid.
"Ich habe nicht vor, wiederzukommen.", antwortete sie deshalb nur. "Eigentlich kann euch jeder weniger hier drinnen doch nur recht sein." Dabei schaffte sie es sogar, ihn freundlich anzulächeln.
"Solltet ihr auch besser nicht, noch einmal lasse ich euch nicht herein.", knurrte die Wache und begann, das Tor zu öffnen. Bei der Wache am Stadttor wiederholte sich die Szene so ähnlich, aber schließlich hatte sie die Stadt wieder verlassen. Vor dem Tor war nach wie vor keine Seele, zum Glück auch keine Daedra. Mordan hatte ihr früher schon viel von diesen Wesen erzählt, und so musste sie ausgerechnet jetzt wieder an die Gruselgeschichten aus ihrer Kindheit denken.
Sie beschloss, sich dem Haus in einem weiten Bogen von Süden her zu nähern. So würde sie so weit wie möglich um das Tor herumkommen. Ihr Pferd führte sie an den Zügeln, es schien ebenfalls die Nähe des Tores zu spüren und war ziemlich unruhig. In der Stadt konnte sie es allerdings nicht lassen, wahrscheinlich wurde dort schon geplündert was nicht Niet- und Nagelfest war, vor allem aber ein Pferd. Zu Fuß brauchte sie eine Weile, und gegen ein Uhr nachts erreichte sie die Hütte. Das Obliviontor befand sich doch deutlich näher bei Cheydinhal als bei dem Haus, stellte sie erleichtert fest. Die Fenster waren dunkel, und sie sah, dass das Pferd von Mordan fehlte, als sie ihr eigenes in den geschlossenen Bereich des kleinen Stalles führte.
Im Haus fand sie eine hastig geschriebene Notiz, dass Mordan tatsächlich die Gegend fluchtartig verlassen hatte, als sich das Tor geöffnet hatte. Das war noch gar nicht lange her, und Dreveni hielt eigentlich von diesem Moment an auch nichts mehr hier. Alleine konnte sie ja doch nichts gegen das Tor ausrichten, und die Stadtwache schien auch nicht zu wissen, was zu tun war.
Wehmütig sah sie sich im Wohnzimmer um. Wenn sie dieses Haus schon zurücklassen musste, wollte sie wenigstens einmal aus der Nähe sehen, was verantwortlich dafür war. Unsichtbar sollte das nicht allzu schwierig werden. Bis auf den Bogen, das Schwert und den Dolch lies sie ihr Gepäck im Haus zurück, als sie sich auf den Weg zum Tor aufmachte. Das erste Stück lief sie noch vorsichtig, aber nicht unsichtbar durch den Wald. Obwohl sie das Tor nicht direkt sehen konnte, spürte sie irgendwie, dass sie sich ihm näherte. sie hielt kurz inne, und obwohl sie bis jetzt keine Daedra gesehen hatte, machte sie sich unsichtbar. Als sie schließlich vor dem Tor stand, hätte sie fast den Zauber vergessen. Direkt aus dem Boden war ein Oval aus Stein gewachsen, dessen Inneres von einem rot-gelbem Flirren und Flimmern ausgefüllt war. Man konnte durchsehen, wenn auch die Landschaft dahinter seltsam verzerrt wirkte. Steinerne Dornen waren ebenfalls rundherum aus der Erde gebrochen. Das Tor mochte etwa drei Meter hoch sein, eigenartigerweise fiel es ihr schwer, es richtig zu schätzen. Dreveni war völlig in den Anblick des Tores versunken, so dass sie ihre Umgebung komplett vergaß, wenn auch zum Glück den Zauber nicht.
Die Geschichte wird im Gruppenthread "Krisensitzung" fortgesetzt.
Geändert von KingPaddy (06.07.2011 um 00:28 Uhr)
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