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ᵵ Ghost Rider ᵵ
Cyrodiil; Skingrad-Kaiserstadt
Anschluss an die Handlung von "Heiler und Dämon".
…wie lange er gereist war, diese Frage vermag Juan nicht zu beantworten. Das Einzige, was er wusste, war die Tatsache, dass er nun endlich raus aus diesem finsteren Loch von Nekromantenfestung war. Seine nächtlichen Pausen verliefen ereignislos, anscheinend hatte das Schicksal entschieden, den arg gebeutelten Rothwardonen nun endlich in Frieden zu lassen, so kam es ihm zumindest vor.
Nach einigen Tagen Reise durch das Dickicht, wobei ein fester Weg alles andere als gegeben war, betraten die Hufe des Pferdes endlich wieder einen offiziellen Weg des Kaiserreichs. Juan hatte festgestellt, dass er viel länger bis zu einem solchen gebraucht hatte als ihm bei Erinnerung an seiner Hinreise in den Sinn kam, und so musste er sich erst einmal orientieren, wo genau er sich nun befand. Eine Weile ritt er nur so vor sich hin und folgte dem Weg; es war früher Morgen, und auf der Straße war außer ihm weit und breit niemand zu sehen. Endlich sah er etwas weiter vor sich eine kleine Kreuzung, und am Straßenrand die dazugehörigen Wegweiser. Gleich würde er wissen wo er sich befand. Juan ritt heran und positionierte sich vor dem Straßenschild. Ungläubig starrte er das Stück Holz an, dann das andere, welches in die entgegengesetzte Richtung führte. „Skingrad? Und Kvatch? Anvil? Anscheinend führte der Weg, den ich vom Kloster dieser Psychopathen genommen habe, genau auf die Straße zwischen Skingrad und Kvatch. Jetzt ist nur die Frage, wie weit. So auf die Schnelle weiß ich nicht, wo ich mich befinde, und anscheinend bin ich auch etwas durch den Wind…“. Juan zuckte mit den Schultern. Skingrad war immerhin ein Anfang, dann würde er halt schon wieder in diese Stadt einkehren.
Die Reise dauerte nur kurz, denn sie wurde abrupt unterbrochen, als sich zwei verlebt aussehende Gestalten durch die Büsche schlugen und den Weg blockierten. Juan hielt an und musterte die beiden. Ihre Rüstungen waren verschlissen und mit Kampfspuren übersät, und die Waffen, welche sie in den Händen trugen, gaben ein dreckiges und ungepflegtes Bild ab. Juan blickte kurz an sich hinab. Seine Arme hatte er notdürftig verbunden und die Bandagen waren bereits grau vor Dreck; der Rest seiner Rüstung war mit Brandspuren gezeichnet und machte keinen besonders stabilen Eindruck mehr, und der Umhang hing mehr oder weniger in Fetzen. Seine Augen wanderten zum Griff seiner Waffe. Er kannte diese Art der Wegblockade, dazu diese wenig sympathisch aussehenden Gestalten. Juan hatte weder die Kraft noch den Nerv dazu sich mit den Banditen anzulegen, und so griff er schnell in eine Satteltasche, als einer der beiden ein grobes „Wir wollen Wegzoll sehen!“ ihm entgegen schleuderte. Juan kramte und hatte schließlich ein kleines Beutelchen in der Hand, welches er dem Räuber zuwarf. Dieser war von dieser Kooperation offensichtlich überrascht und warf einen neugierigen Blick in das Lederbeutelchen. Seine Augen begannen zu glänzen, und mit einer Geste, untermalt von einem „Wünsche euch noch eine gute Reise, mein Herr“ machte er den Weg frei. Abschaum, allesamt, anstatt einem ordentlichen Beruf nachzugehen; aber wenn solche wie ich das Tagwerk dieser Gauner auch noch unterstützen, habe ich mich nicht darüber zu beschweren, dass diese Tätigkeit noch lukrativ genug ist, um sie auszuüben. Juan ritt mit ausdruckslosem Gesicht weiter, Personen begegnete ihm keine mehr, nur eine Gruppe Rehe kreuzte die Straße weit vor ihm. Schließlich, am späten Nachmittag, kam endlich die Silhouette Skingrads am Horizont in Sicht.
Endlich konnte der Rothwardon von seinem Pferd hinabsteigen und es dem Stalljungen geben. Dieser war von der Erscheinung des Agenten erschrocken und wollte das Pferd zunächst nicht annehmen; als Juan ihm dann aber seine Plakette, welche ihn als Agenten auswies, unter die Nase hielt, spurte der Junge und stellte keine weiteren Fragen. „Bring das Pferd zum Ostausgang bis morgen“, grummelte er und ließ das Kind dann einfach stehen. Auch das Haupttor passierte er wortlos, indem er nur seine Ausweisung vor sich hielt als er an der Wache vorbeischlurfte.
In der Stadt selbst trafen ihn immer wieder forschende Blicke; manche waren auch entsetzt oder angewidert, und wieder andere schienen ihn für einen Landstreicher zu halten. Dem Rothwardon war dies aber egal, er bewegte sich schnurstraks auf die Taverne zu, in welcher er vor einer halben Ewigkeit genächtigt hatte, zumindest kam es ihm so lang vor. An seinem Ziel angelangt, stieß er die Tür auf und trat ein. Im Inneren hatte sich wenig verändert, auch war hier unten im Empfangsbereich kein Gast zu sehen; nur der ihm bekannte Portier schob hier unten Dienst und lag sofort die Zeitung weg, als er den Agenten erblickte. „Bei allen Göttern, was ist denn mit dir passiert, Juan?!“, schreckte der Bretone von seinem Stuhl hinter dem Tresen auf und starrte mit entsetzten Augen Juan an. „Kaum der Rede wert, der Auftrag ist mir ein wenig missglückt…“, antwortete der Agent widerwillig, da ihm erst jetzt so wirklich bewusst wurde, dass er es gründlich vermasselt hatte. Aber er hatte nicht vor, diesem Kerl hier davon zu erzählen, obwohl dieser mit fragendem Blick geradezu darum bettelte. Stattdessen nickte der Rothwardon zu dem Buch auf dem Tresen. „Ich brauche ein Zimmer und etwas zu essen, und bis dahin fände ich ein Bad ganz in Ordnung…“, grummelte Juan halblaut und das Gesicht in den Händen vergraben, die Erschöpfung breitete sich langsam aber sicher in seinen Gliedern aus. „Aber natürlich, ich kümmere mich sofort darum…“, eiferte der Portier und bewegte sich Richtung Treppe. „Eine Sache noch…“, rief Juan ihm hinterher, sodass der Bretone stoppte und sich nach ihm umsah. „Wenn ihr Verbandsmaterial zur Hand habt, wäre ich sehr dankbar…“. Der Mann blickte erst fragend drein, aber dann fielen seine Augen auf die Arme des Agenten; er nickte und entschwand dann nach oben.
Wenig später saß der Rothwardon dann mit zurückgelegtem Kopf in einer großen mit heißem Wasser gefüllten Wanne, entspannte sich und ließ das Geschehene der vergangenen Tage und Wochen Revue passieren. Gut, Ich habe den Auftrag vergeigt. Das ist die eine Seite. Die andere, noch viel Gravierendere ist jedoch: Was wird mich in der Kaiserstadt erwarten, wenn ich dem Hohepriester gegenübertrete? Aus dem Kloster haben wir niemanden entkommen lassen, er wird also nicht um die Geschehnisse dort informiert worden sein. Wusste er überhaupt all das, was ich herausfand? Dass das eine Hochburg der Nekromanten war? Hat er gar mit ihnen gemeinsame Sache gemacht? Ist er ein Nekromant? Oder einfach nur korrupt? Gut, korrupt sind sie alle. Wenn er informiert ist, bin ich geliefert. Ist er es nicht, brauche ich eine gute Geschichte. Ich sage dann einfach, dass die Observierung nichts ergeben hat. Dass Namsy einfach nur eine ungefährliche Spinnerin ist. Ich muss dann wahrscheinlich ein wenig Überzeugungsarbeit leisten, aber ich schaff das schon…. Juan räkelte sich noch ein wenig in dem Wasser, bevor er sich letztendlich aus der Wanne stemmte und sich abtrocknete. Dann verband er sich die Arme mit frischem Material und legte seine normale Kleidung an. Sein Blick fiel auf die verkohlte Lederrüstung. Wenn er mit dieser bei dem Hohepriester auftauchte, würde er sich unangenehmen Fragen stellen müssen. „Ich werde wohl meine Ausgehkleidung bei dem Zusammentreffen mit ihm anlegen…“, murmelte er vor sich hin, raffte die Rüstung zusammen und verstaute sie in einer Tasche. Mit dem Gepäck begab er sich dann auf sein Zimmer.
Die Bediensteten der Herberge hatten ganze Arbeit geleistet, der Tisch auf seinem Zimmer war reichlich mit allerlei Essen und Getränken gedeckt. Anscheinend gaben sie sich besonders viel Mühe wenn ein Angestellter des Staatsapparates zu Gast war. Juan verspeiste alles relativ zügig, und gründlich, denn er war äußerst hungrig. Nachdem er fertig war, ließ er alles so wie es war stehen und liegen und ließ sich auf’s Bett fallen, wo er auch sogleich erschöpft einschlief…
Am nächsten Tag stand Juan zum Sonnenaufgang auf und fühlte sich wie gerädert. Er hatte zu lange nicht in einem ordentlichen Bett geschlafen, du die Strapazen der letzten Tage machten sich in seinen Knochen bemerkbar. Aber er hatte keine Zeit zu verlieren, denn er wollte die Konfrontation mit dem Hohepriester so schnell wie möglich hinter sich bringen. Er packte seine Sachen und ging die Treppe hinab; dem Portier warf er bei seinem Abschied nur einen knappen Gruß entgegen und verließ schließlich die Herberge Richtung Osttor. Hier angekommen, fand er auch schon sein Pferd vor, welches sogleich von dem örtlichen Stallburschen gesattelt wurde. Auch diesem gab er nur eine knappe Geste der Verabschiedung mit auf den Weg; ihm war egal wie hochnäsig oder gleichgültig dieses Verhalten wirken mag, denn in Gedanken war er schon längst in der Kaiserstadt; in der Stadt, in welcher sich die Entscheidung über seine weitere Zukunft abspielen sollte.
Juan schlug einen zügigen Ritt an, und so stand er kurz nach Mittag vor der großen Pforte des Palasts. Die Tür wurde ihm bereitwillig geöffnet, jedoch kam es ihm so vor, als würden die beiden Wächter, die ihn natürlich kannten, mitleidige Blicke zuwerfen. Wussten sie etwas? Oder war das nur Einbildung? Juan verdrängte den Gedanken und bereitete sich schon mental auf ein wenig Schauspielerei vor. Geradewegs ging er auf das Zimmer des Hohepriesters zu, als er von dem Wächter, der davor stand, aufgehalten wurde. Fragend blickte Juan ihn an. „Tut mir leid, aber er ist noch nicht bereit, euch zu empfangen.“. Der Agent stutzte. Dieser Kerl ließ ihn warten, obwohl er sich hat ankündigen lassen? War er denn nicht begierig darauf zu erfahren was aus diesem ach so wichtigen Auftrag geworden ist? Außer er wusste es bereits. Juan wurde ganz flau im Magen, aber dann straffte er sich, nickte und setzte sich auf eine Bank neben der Zimmertür. Er musste jetzt Ruhe bewahren, dies hatte noch gar nichts zu bedeuten…gar nichts…
Juan verbrachte geschlagene zwei Stunden auf der harten, hölzernen Bank, ehe sich plötzlich ohne Ankündigung die Tür öffnete und der Wächter ihm zunickte. Seine Gelenke knackten, als er sich erhob, und er streckte sich noch kurz und straffte die Schultern, bevor er schließlich in das Zimmer ging.
Leise schloss sich die Tür hinter ihm und der Agent sah sich um. Der Hohepriester saß mit verschränkten Armen an seinem Tisch und starrte den Rothwardonen direkt an, den Berg Papiere vor sich auf dem Tisch ignorieren. Gerade noch war Juan in Gedanken seine Version der Geschichte durchgegangen, aber die war nun wie weggeblasen, denn nur ein Gedanke wiederholte sich immer wieder in seinem Kopf, und es kam ihm vor, als würde er diesen nie wieder verlassen: Er weiß es, er weiß es, er weiß es, er…. Die Zuversicht, die der Agent bis eben noch besaß, hatte sich in Luft aufgelöst. Mit langsamen Schritt bewegte sich Juan auf den Priester zu und setzte sich auf den Stuhl, welcher bereit stand, wie für ihn gemacht, einem Galgen oder Hackblock gleich, denn das was jetzt folgen würde, käme wohl einer Hinrichtung sehr nahe.
Juan wusste nicht, wie lange sie hier gesessen und sich nur angeschaut haben, als sich der Priester vorlehnt, die Hände faltet und mit leiser bedrohlicher Stimme anfängt zu sprechen. „Du weißt Dinge über mich, die du lieber nie erfahren hättest, genauso verhält es sich anders herum. Wir sind in einer Patt-Situation. Ich sollte dich sofort hinrichten lassen, glaub mir, Gründe gäbe es genug, und wenn ich deine Lebensgeschichte etwas verändere; jedoch würdest du dann mit Anschuldigungen an die Öffentlichkeit gehen, die meine politische Karriere wohl nicht verkraften würde. So gesehen wäre es unser beider Ende.“. Der Priester ließ seine Worte wirken, und Juan war sich bewusst, dass diese Missgeburt hier vor ihm Recht behalten würde. Er kam aus der Sache hier nicht mehr raus, wenn er etwas verraten würde, genauso wenig wie der Priester. „Denk nur mal an die Schmach, die du erleiden würdest. Ein fehlgeschlagener Auftrag. Das Brechen des Schweigegelübtes wenn du den Auftrag und mich verrätst. Was würde dein Vater sagen, wo er doch so stolz auf dich ist? Deine Familie? Deine Ehre wäre für immer dahin…“, säuselte der Bretone vor sich hin und stellte zufrieden fest, dass seine Worte sehr wohl Wirkung zeigen. Nachdem er eine bedeutungsvolle Pause gemacht hatte, lehnte er sich zurück, griff nach einem Blatt Papier und schob es dem Agenten zu. Juan nahm es zögernd auf und begann zu lesen, dabei wurde sein Blick immer ratloser und seine Augenbrauen zogen sich ungläubig zusammen. Er blickte auf und stammelte nur in einem verwirrten Tonfall „…ich soll nach Hochfels…?“. Der Priester lächelte berechnend und nickte. „Dort bist du außerhalb jeglicher Reichweite zu mir und hast nichts mehr mit mir zu tun. Du behältst deine Ehre, im Gegenteil, sie wird sogar noch aufgewertet weil du versetzt wirst. Deine Familie wird stolz auf dich sein…“. Der Priester lehnte sich zurück in seinen großen Sessel, faltete die Hände und legte den Kopf mit einem süffisanten Grinsen schief, was wie eine hässliche und monsterähnliche Fratze auf Juan wirkte. Der Agent verstand, dass das Gespräch hiermit zuende war, jegliche Diskussion war ausgeschlossen. So erhob sich der Rothwardon mit dem Zettel in der Hand und verließ das Büro.
Draußen bewegte sich Juan wie im Delirium durch die Stadt, bis er schließlich im Elfengarten-Bezirk eine ruhige Ecke fand und sich niederließ. Dieser Abschaum von einem Hohepriester hatte ihn in der Hand, und in gewisser Weise durfte er sogar froh sein, so vergleichsweise glimpflich davongekommen zu sein. Der Priester wusste, dass die Ehre das Einzige war, mit dem man Juan kontrollieren konnte, und mit dieser Variante wurde er den Agenten los und wahrte gleichzeitig seinen Ruf. „Der Staatsapparat ist ein schmutziges Geschäft, und unsereins darf im Dreck baden…“, murmelte der Agent vor sich hin, ehe er sich erhob und Richtung Elternhaus davonschlich.
Alles Weitere ging rasend schnell. Wie erwartet sahen seine Eltern die Versetzung als große Ehre; sein Vater klopfte ihm auf die Schulter und sagte, dass er noch nie so stolz auf ihn gewesen war. Es gab eine Abschiedsfeier im Familienkreis und eine offizielle Verabschiedungszeremonie im Palast der Kaiserstadt, bei der es sich natürlich der Hohepriester auch nicht nehmen ließ, Juan gebührend und beglückwünschend zu verabschieden. Kaum eine Woche nach dem Erhalt des Zettels lief das Schiff in Anvil mit Juan an Bord Richtung Hochfels aus, und der Agent blickte nicht zurück, als die Küste Cyrodiils schließlich am Horizont verschwand…
[[Juan ist hiermit raus...]]
Geändert von KingPaddy (19.02.2012 um 11:00 Uhr)
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