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Thema: [Obl] Rollenspielthread # 3 (Signatur aus)

Hybrid-Darstellung

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  1. #1

    Skingrad

    Nemada hatte Skingrad endlich erreicht. Huan, der in letzter Zeit etwas bedrückt wirkte, hatte sie bei einer Ruine kurz vor der Stadt zurückgelassen. Sie frage sich, was mit ihm los war. Seit ihrem Abstieg aus den Valusbergen wirkte er irgendwie betrübt. Allerdings musste sie sich jetzt auf das, was vor ihr lag, konzentrieren. Sie hatte eine enge Schlucht, die von einer steinernen Brücke überspannt wurde durchquert und war durch das große Stadttor in die Stadt gekommen.
    Das 'Zwei Schwestern' hatte sie dank der Auskünfte des Torwächters schnell gefunden und auch Uruk gro-Mala war recht schnell gefunden, da er abgesehen von der Wirtin der einzige Ork in der Taverne war. Er war schon etwas älter, allerdings schien er recht gut in Form zu sein, insofern sie das unter der Orkrüstung, die er trug erkennen konnte. Sie setzte sich an den Tisch und aus dem Mundwinkel flüsterte er fragend "Die Farbe der Nacht?" zu, woraufhin sie wie verabredet mit "Sanguine, mein Bruder" antwortete. Der Ork nickte kurz, trank den Humpen der vor ihm stand mit einem Zug aus, legte einige Münzen auf den Tisch und verließ anschließend die Taverne.
    Nemada folgte ihm schweigend einige Zeit, bis sie eine heruntergekommene Hütte nahe der Stadtmauer erreichten. Er öffnete die Tür und Nemada trat ein. Als sich ihre Augen an das Dämmerlicht im Inneren der Hütte gewöhnt hatten blickte sie sich um. Die Hütte war winzig, höchstens sechs auf sechs Meter und einfach eingerichtet. Rechts nahe dem Eingang befand sich ein Tisch aus schlecht verarbeitetem Holz und dazu passenden Stühlen, links lagen einige dünne Matten mit löchrigen Decken auf dem Boden und den hinteren Bereich konnte sie nicht Einblicken, da die Sicht von einer groß gezimmerten Bretterwand versperrt wurde. Am Tisch saßen zwei junge, bretonische Mädchen, die sie auf etwa 18 Jahre schätzen würde und die sich wie ein Ei dem anderen glichen. Die beiden waren in dieselben feuerroten Roben gekleidet, hatten die selben langen blonden Haare, die sie beide offen trugen, wirkten beide auf die selbe Art und Weise verunsichert und eher wie junge Magierinnen als wie Assassinen. Anscheinend vom Geräusch der sich schließen Tür aufgeschreckt kam eine Dunmers mittleren Alters hinter der Bretterwand hervor. Dieser trug seinen rechten Arm in einer Handschlinge, war in einem blauen Hemd mit dazu passender Hose und Schuhen gekleidet, sein Kopf war kahl geschoren und die Ohren zierten Ringe. Seine Gestalt wirkte hager aber kräftig, seine Bewegungen waren geschmeidig und er strahlte eine Ruhe und eine Energie aus, dass man es förmlich spüren konnte.
    Er musterte sie eindringlich und nach einiger Zeit ergriff er das Wort "Willkommen bei uns, Schwester. Nennt mich Ancaros und das hier sind Elisa und Mariette, unsere Schülerinnen. Es ist schade, dass ihr zu diesem Zeitpunkt gekommen seid. Eigentlich würde ich euch jetzt eure Rüstung aushändigen, allerdings müssen wir uns erst um das Finden eines neuen Unterschlupfes und um die Beschaffung einer Einkommensquelle kümmern, bevor wir mit dem Wiederaufbau der Gilde beginnen können." Nemada fragte geschockt "Was meint ihr mit Einkommensquelle und Wiederaufbau der Gilde? Ist die Dunkle Bruderschaft etwa am Ende?"
    Als Reaktion darauf glitt ein unheimliches Lächeln über das Gesicht des Dunmer während er antwortete "Nein, die Dunkle Bruderschaft ist nicht am Ende, wir sind nur eine der Zweigstellen hier in Cyrodill. Wir sind oder besser gesagt wir waren die Gilde von Kvatch. Die Stadt wurde vor einiger Zeit von den Daedra angegriffen und unser Unterschlupf wurde bei diesem Angriff zerstört. Außerdem kamen die meisten von uns ums Leben, von denjenigen Mitgliedern, die zum Zeitpunkt des Angriffs in Kvatch waren habe ich als allein überlebt und wie ihr seht wurde ich bei der Flucht verwundet. Und da war in letzter Zeit wenig zu tun hatten waren Uruk, Elisa und Mariette die Einzigen, die sich zum Zeitpunkt des Angriffes nicht in Kvatch befunden haben, da sie im Wald trainiert haben. Und was das Einkommen angeht, Kvatch war noch nie eine bedeutende Zweigstelle der Bruderschaft, zu uns wurden all jene geschickt, deren Moral in den Augen der Schwarzen Hand zweifelhaft ist und die, die in irgendeiner Beziehung zu der Morag Tong stehen. Und wir erhalten auch nur relativ wenige Aufträge, dafür aber solche, die relativ ehrenhaft sind und keine moralischen Zweifel aufkommen lassen. Und von diesen wenigen Aufträgen konnten wir noch nie Leben, also hat jeder noch einen anderen Erwerb. Uruk war Gladiator in der Arena in Kvatch, die Mädels haben sich mit dem Aufladen von magischen Gegenständen und Unterricht in den arkanen Künsten etwas dazu verdient und ich selbst habe mich als Wächter eines reichen Kaufmanns verdingt. Bevor wir weiterreden sollten wir aber erst etwas trinken, das lange Reden macht durstig und es gibt noch einige Dinge, die wir zu besprechen haben."
    Geändert von eissceda (25.11.2008 um 19:27 Uhr) Grund: Ein paar Tippfehler korigiert

  2. #2

    Die Erkundung von Wenyandawik

    Hellene wanderte gerade durch den Marktbezirk, bereits völlig in der Planung ihrer Heimreise nach Skyrim und Erklärungen, warum sie denn schon zurückkehrte, vertieft, als sie einen interessanten Gesprächsfetzen aufschnappte. "Wenyandawik, glaubt mir, dort liegen noch Dutzende magische Kristalle, für die die Magiergilde ein kleines Vermögen..." Die Stimme wurde immer leiser, und suchend drehte Hellene den Kopf in die Richtung, aus der sie kam. Der Kaiserliche, der gesprochen hatte, trug eine zerschlissene Lederrüstung und war offensichtlich bereits stark betrunken. Die Worte, an niemand bestimmtes in der Nähe gerichtet, mündeten immer mehr in unverständliches Gemurmel. Unauffällig trat sie etwas näher heran. Sie meinte noch, die Bruchstücke "Schenke zum schlechten Omen" und "südöstlich" zu hören, bevor eine der Wachen den Mann in Richtung Haupttor davonzog. Widerstandslos folgte dieser, sich seiner Umgebung mit Sicherheit nicht mehr bewusst.
    Hmm. Das könnte etwas sein, dachte sie im Stillen. Sollte sie etwas riskieren und überprüfen, was der Betrunkene gesagt hatte? Einerseits konnte dieses Wenyandawik garnicht existieren, oder wenn doch bereits geplündert oder mit allen möglichen Kreaturen verseucht sein. Andererseits hatte sie nicht viel zu verlieren - sie hatte keine feste Anstellung, und sie konnte auch nicht ewig bei ihrem Bekannten wohnen. Was solls, dann werde ich auf meinem Weg eben mal dort vorbeischauen! Aber vorher muss ich mir den Weg zu dieser Schenke beschreiben lassen, meine Sachen zusammenpacken und noch etwas Proviant kaufen. Mein Langschwert könnte auch noch etwas geschärft werden...

    Am nächsten Tag stand sie in ihrer Stahlrüstung und mit einem Rucksack voller lang haltbarer Nahrungsmittel vor den Toren der Kaiserstadt. Die Wegbeschreibung war nicht gerade einfach gewesen, aber alles war sorgfältig auf dem Zettel in ihrer Hand notiert. Die Wege waren, aus welchem Grund auch immer, alle paar Meter gegabelt. Sie wählte den Pfad, der sich am Ufer entlangwand, und von einer Ayleidenruine geschnitten wurde. So zog Hellene schweren Herzens von dannen, die Gedanken immer wieder um die Tatsache kreisend, dass sie mit einem Pferd möglicherweise innerhalb eines Tages ihr Ziel, die Schenke, hätte erreichen können. Ihre Laune besserte sich durch die Sonne, die immer wieder durch die Wolken hindurchblitzte und die warme Brise, die ihr entgegenwehte. Das Geräusch, das ihre Stahlrüstung beim Aufeinanderprallen verursachte, stimmte sie fröhlich.
    Der Tag verlief recht ereignislos, wenn man von einigen Begenungen mit anderen Reisenden absah, die ihr meist zunickten, aber sie teilweise auch einfach ignorierten. Als die Zeit weiter voranschritt, ging ihr das ewige Pling, pling ihrer Kleidung doch ziemlich auf die Nerven, und die Sonne hatte sich seit einer Weile ebenfalls nicht mehr blicken lassen. Entnervt zog sie sich schließlich doch um. In ihrer einiges bequemeren, braunen Alltagskleidung, die Rüstung sorgfältig in ihrem Rucksack verstaut, setzte sie den Weg fort.
    Am Abend kam sie an einer kleinen Ansammlung von Häusern namens Pells Tor, zu klein um es ein Dorf zu nennen, an, wo sie Unterkunft bei einer Dame fand, die sich als Candice Corgine vorstellte und ein Gästezimmer zu Vermieten hatte. Hellene bezahlte die zehn Goldstücke und schlief in einem erfreulich weichen Bett, aus dem sie früh am Morgen erholt wieder aufstand und sich auf den Weg machte, jedoch nicht, ohne noch etwas zu essen zu kaufen. Auch an diesem Tag verlief ihre Reise ohne Unterbrechungen, wenn man von Essenspausen absah. Just um Mitternacht erreichte sie die "Schenke zum schlechten Omen" und erkundigte sich dort noch einmal nach der alten Ruine. Der Wirt, ein recht freundlicher Mann, mit Namen Manheim Schmetterfaust, sagte ihr, dass es etwa eine Stunde Fußmarsch von hier entfernt, tatsächlich so etwas gab, aber mit 'Wenyandawik' konnte er nichts anfangen. Gähnend nahm sie sich das einzige freie Zimmer. Obwohl das Bett darin bereits sehr durchgelegen war, fiel sie beinahe sofort in einen tiefen Schlaf, der bis zum nächsten Mittag andauerte. Als sie sich angekleidet und bereit zum Aufbruch gemacht hatte, wurde sie an der Tür noch von Manheim aufgehalten, der ihr ein belegtes Brot in die Hand drückte und ihr viel Glück wünschte. Sollte ich tatsächlich diese Ruine finden und heil dort wieder herauskommen, muss ich mich bei ihm bedanken. Entgegen des Namens ist die Schenke ein angenehmer Ort. Hellene verabschiedete sich freundlich und versprach, auf dem Rückweg noch einmal bei ihm vorbeizuschauen. Falls es einen Rückweg geben sollte, fügte sie gedanklich noch hinzu.

    Allerdings benötigte sie doch merklich länger als eine Stunde, um schlussendlich ihr Ziel zu erreichen, da sie sich durch unwegsames Gelände schlagen musste, und mehrmals von Wölfen aufgehalten wurde, die aber keine wirkliche Bedrohung darstellten. Ihr Langschwert machte kurzen Prozess mit ihnen, und nach einigen toten Artgenossen ließen sie sie in Ruhe. Nach, wie es ihr vorkam, einer kleinen Ewigkeit sah sie zwischen zwei Bäumen vor sich eine weiße, verfallene Mauer aufragen. Na endlich! Ich dachte schon, dieser Wald nimmt nie ein Ende. Wie gut, dass ich mich nicht verlaufen habe... Mal sehen, ob ich hier überhaupt richtig bin. Vielleicht bin ich schon an einer anderen Ruine angelangt, die von Banditen bewohnt wird? Ach, einfach nicht dran denken! Wird schon gut gehen. Den Schwertgriff fest in der Hand trat sie langsam näher. Wenn dort wirklich etwas wertvolles ist, ist es unter Garantie gut beschützt. Und wer weiß, mit oder von was!

    Als sie ein paar Minuten weitergegangen war, sah sie etwas, das einem Brunnen sehr ähnelte, aber seltsamerweise noch nicht versiegt war. Direkt daneben ragte eine weiße Tür zwischen zwei blätterüberwachsenen Wänden auf, mitten im Nichts. Um die Tür herum gab es keinerlei Spuren, dass dort einmal ein Gebäude gestanden hatte. Rein garnichts. Keine Mauerreste, Steinplatten, verfallenes Holz oder sonst einen Hinweis darauf. Hellene wurde misstrauisch. Sollte dort nicht zumindest irgendetwas sein? Recht merkwürdig, ein Eingang mitten im Wald, als ob jemand angefangen hatte, eine Stadt zu bauen, aber einfach mitten in der Arbeit einfach aufgehört hatte.
    Sie beschloss, erstmal eine Pause einzulegen, da die Wärme, die aus dem dichten Blätterbaldachin nicht entweichen konnte, sie ziemlich schläfrig machte. Vorsichtshalber kleidete sie sich wieder in ihre Rüstung, dann legte sie ihren Rucksack zu einem breit gewachsenen Baum, an dem sie sich danach zum Schlafen anlehnte.
    Geändert von KingPaddy (18.07.2012 um 13:31 Uhr)

  3. #3

    Cyrodiil, Grüne Straße; Wenyandawik

    Anders nahm den Bogen von seinem Rücken und gab ihn Xerxes: "Hier, nimm mal!"
    "Was zum Teufel soll das denn jetzt wieder bedeuten?", schrie Xerxes ihn an. Aber Anders sagte nichts.
    Xerxes sah sich in der Gegend um. Hinter einem Baum am Wegesrand sah er, wie sich ein Mensch in einer Lederrüstung vor ihnen versteckte.
    "Sag das doch gleich", murmelte er erleichtert. Er nahm einen Pfeil von Anders und spannte den Bogen. Langsam versuchte er zu zielen, denn seine Fertigkeiten mit dem Bogen hatte er lange nicht mehr trainiert. Er ließ die Sehne los und sah, wie die Person auf den Boden fiel.
    "Dein Bogen hat aber einen ordentlichen Wumms", merkte Xerxes an, "ich seh' mal nach was der Bandit so bei sich hatte"
    Er gab den Bogen wieder Anders und rannte so schnell er in seiner Stahlrüstung konnte zu dem toten Banditen.
    "Vollidiot", flüsterte Anders. Xerxes beugte sich über den Banditen und durchsuchte seine Taschen. Bis auf ein paar Goldmünzen, eine Flasche billigen Bieres und dem abgeschossenen Pfeil fand er nichts wertvolles.
    Als er wieder zurückgehen wollte, wurde er durch einen heftigen Schlag auf seinen Bauch auf den Boden geworfen.
    "Das gibt einen blauen Fleck", sagte er mit schmerzverzerrtem Gesicht. Da er die Position des Angreifers nicht schnell genug ausmachen konnte und auch nicht genug Zeit hatte um aufzustehen, ging er ein Risiko ein. Er rollte sich so gut wie es ihm in seiner Rüstung möglich war nach links und rechts, weil er hoffte, dass der Angreifer nicht schnell genug attackieren konnte.
    Der erste Schlag traf ihn knapp neben seinem Kopf, aber er war in einer zu ungünstigen Position um etwas unternehmen zu können.
    Nach dem zweiten Schlag stand der Angreifer direkt vor Xerxes. Durch den schweren Hammer, den er führte hatte er diesem ausreichend Zeit gelassen um sein Schwert zu ziehen und ihn zu verletzen.
    Der Angreifer taumelte auf Grund seiner Verletzung lange. Xerxes konnte nun gemütlich aufstehen und sah dem Angreifer in die Augen: "Du hättest dir eine schnellere Waffe zulegen sollen."
    Mit einem weiteren Schlag tötete er den Banditen und nahm auch ihm einige Goldmünzen ab.

    "Wie siehst du denn aus?", lachte Anders als er wieder zurückkam.
    "Sag einfach nichts", versuchte Xerxes so ruhig wie er konnte zu sagen, "du hast nicht zufällig ein bisschen Zeug dabei mit dem ich meine Rüstung wieder einigermaßen in Ordnung bringen kann?"
    "Hab' ich immer", behauptete Anders mit leicht angeberischem Unterton und begann eine Zange und einen Reperaturhammer aus seinem Gepäck hervorzukramen.
    Xerxes legte seinen Brustharnisch ab, setzte sich auf die Straße und begann die vielen Beulen, die durch den Schlag des Hammers entstanden waren, wieder zu entfernen.
    Schon nach kurzer Zeit hatte er die Rüstung so gut repariert wie er mit den ihm zur Verfügung stehenden Mitteln konnte. "Naja, wenigstens sieht's ein bisschen besser aus", tröstete er sich.
    Er stand auf, legte den Brustharnisch wieder an, gab Anders sein Reperaturzubehör wieder, ging wieder weiter und fragte Anders: "Wie sieht's eigentlich momentan in Skyrim aus?"
    "Nunja", Anders stoppte kurz während dem Satz, "im Vergleich zu den anderen Provinzen des Kaiserreichs, läuft es in Skyrim noch recht friedlich ab. Aber auch Skyrim ist nicht von den Daedra verschont worden. Du hast ja sicherlich schon davon gehört, dass wir Solstheim angegriffen haben. Warscheinlich werden wir auch bald nach Vvardenfell kommen. Da die dort momentan massive Probleme mit den Daedra haben, wird das hoffentlich recht einfach gehen, ich hab' nämlich vor dann auch da mitzumischen."
    Xerxes lächelte Anders an: "Das hast du absichtlich gemacht, nicht wahr?"
    Anders tat unschuldig: "Ich weiß gar nicht wovon du redest. Jedenfalls kann ich es kaum erwarten, dass wir endlich unser rechtmäßiges Land zurückbekommen, auch wenn ich dabei draufgehe."
    Er drehte sich nun nach Rechts und ging vom Weg ab: "So, hier müssen wir jetzt lang. Und noch ein Ratschlag: Geh immer vorsichtig durch diese Ruine, Fallen lauern überall."
    "Jaja", brummte Xerxes, "ich war in letzter Zeit häufiger in diesen Dingern unterwegs, ich kenn' mich schon aus."
    "Halt!", Anders hob seine Hand, "Da vorne! Das ist meiner". Er atmete tief ein und aus und murmelte etwas unverständliches, dann holte er mit seinem Arm aus.
    Er richtete ihn auf den Wolf, der einige Meter von ihnen entfernt stand und Xerxes konnte sehen, wie seine Fingerspitzen zuckten, kleine elektrische Entladungen zwischen ihnen auftraten und letztendlich einen Blitz auf den Wolf schossen.
    "Darfst du den jetzt eigentlich essen?", fragte Xerxes mit einem Grinsen auf dem Gesicht.
    Anders kratzte sich am Kopf: "Nun, in der Theorie spricht nichts dagegen. Die Praxis macht's mir da etwas schwieriger"
    "Seit wann beherrschst du eigentlich die Zerstörung?", erweiterte er seine Frage.
    "Ich habe kurz nachdem du weggegangen bist angefangen zu üben. Der Blitz war eigentlich recht schwach, ein normaler Wolf hätte den locker überlebt."
    Nach einer kleinen Pause fügte er hinzu, "aber, dass ich überhaupt schon so einen Blitz kann zeigt, dass ich verdammt gut bin."
    Xerxes lachte: "Na klar. Ist das da vorne die Ruine?"
    "Ja, das ist sie. Ich geh' vor und seh' nach ob's auch sicher ist."
    Nach einigen Minuten kam Anders zurück: "Banditen, 6, Minimum. Also eigentlich würde ich mich ja an sie ranschleichen und alle gemütlich nacheinander töten, aber du musst ja unbedingt immer diese lauten Rüstungen tragen."
    "Du kommst nach", fügte Anders noch hinzu und rannte zur Ruine. "Na klar, du darfst wieder den ganzen Spaß haben", schrie ihm Xerxes nach und versuchte so schnell er konnte hinter ihm her zu kommen.

    Anders nahm seinen Bogen in die linke Hand und stürmte durch das Gestrüpp, das auf dem Weg zur Ruine üppig wuchs, alle Kreaturen oder Schrammen, die ihm durch das Gebüsch zugefügt wurden, ignorierend.
    Er ballte seine rechte Hand, hob sie in die Luft und öffnete sie wieder, worauf sein Körper von Kopf bis Fuß in ein weißes Licht gehüllt wurde.
    An den Banditen vorbei, rannte er vor den Eingang der Ruine, hob seine Hände in die Luft und rief:
    "He, ihr! Ich komme gleich zur Sache: Ich und mein Gefährte, der hier bald ankommen wird, wollen in die Ruine. Es wäre wirklich schade, wenn ihr uns daran hindern würdet, wir wollen nämlich nicht dazu gezwungen sein euch zu töten. Also würde ich euch vorschlagen..." Anders wurde vom Geräusch eines Pfeiles unterbrochen, der an seinem Ohr vorbei, gegen den Eingang prallte.
    "Na dann eben nicht", seufzte er und spannte seinen Bogen, "du kannst rauskommen Xerxes, hier gibt's Arbeit für dich."
    Geändert von Zetter (11.03.2009 um 16:43 Uhr)

  4. #4
    Sie hatten Wenyandawik schon fasst erreicht. Den ganzen Weg über musste Seht an Ina denken. Er fragte sich, warum sie ihm vertraute. Er fragte sich, warum es für ihn, und anscheinend für sie auch, selbstverständlich war, dass er nach Cheydinhal kommen sollte. Und er wunderte sich, das Alhaber mit dem, das er in Bruma gesagt hatte, richtig lag. Er wäre wirklich rot geworden. Warum? Ein lauter Schrei riss ihn aus seinen Überlegungen. Alhaber, der direkt neben Seht ritt, hielt sein Pferd an. „Hast du das gehört?“ Und wieder war etwas zu hören: Ein Scheppern. Seht antwortete: „Ja. Es kam von dort.“ „Dann los.“ Alhaber ritt los und Seht ritt ihm nach. Nach einigen Gebüschen kamen sie wieder auf die Straße. In einiger Entfernung sahen sie einen weisen Turm, anscheinend hatten sie eine Abkürzung gefunden. Auf der Straße lagen zwei Tote. Seht erkannte, dass einer ein Einschussloch und der andere mehrere Stich- und Schnittwunden hatte. Wieder waren ein Scheppern und noch ein Metallstreich zu hören. Alhaber drehte sich zu Seht um: „Komm schon, da lang.“

    Als sie näher an die Ruine heran geritten waren, sah Seht sechs Personen: Vier mit Zusammengewürfelter Rüstung, die, wie Seht sich dachte, Banditen sein mussten. Die anderen Zwei waren eindeutig Nords, einer mit einer schweren Rüstung und einer mit einer Leichten. Alhaber, der anscheinend das Gleiche dachte, ritt auf die Banditen zu und Seht musste wieder nachreiten. Überrascht sahen die Banditen die Reiter auf sich zukommen und einer von ihnen, ein Kaiserlicher, suchte das Weite. Die drei Anderen machten sich bereit, von der momentanen Angriffsstellung in die Defensive zu gehen.

  5. #5

    Wenyandawik, umliegendes Gelände

    Hellene gähnte und blinzelte müde durch ihre schweren Augenlieder. Der Lärm, der sie geweckt hatte, schien von einem Kampf ganz in der Nähe zu stammen. Das Klingen von Metall auf Metall, vielleicht von Schwertern, war unverkennbar und das Gebrüll nicht zu überhören.
    Humpf. Da legt man sich mal für ein paar Minuten zum Schlafen hin und verpasst gleich den ganzen Spaß! Mal sehen, ob ich nicht auch noch mitmischen kann.
    Sie schnappte sich ihren Rucksack und folgte den Kampfgeräuschen. Nach einigen Metern kamen die weißen Ruinen von Wenyandawik wieder in Sicht, und auch sieben Männer, wie sie schätzte, die zu kämpfen schienen. Drei waren augenscheinlich Banditen, da ihre Ausrüstung leicht zerfleddert und nicht zusammenpassend aussah. Von den anderen vier waren zwei definitiv Nords, die sie sofort an der Statur erkannte. Ein anderer war ein Argonier und den letzten konnte sie nur von hinten sehen, was ihr die Identifizierung unmöglich machte.
    Kurz bevor sie ins Sichtfeld der Kämpfenden kam, feuerte Hellene ihren Rucksack in ein nahes Gebüsch und zog ihr Eisenlangschwert. Die Situation abwägend, pickte sie sich einen der Banditen aus und beschloss, den Überraschungseffekt zu nutzen. Sie lief, von einigen großen Bäumen geschützt, um die Szenerie herum, sodass sie die relativ ungeschützten Rücken der Räuber vor sich hatte und holte tief Luft, bevor sie sich mit einem lauten Schrei auf einen von ihnen stürzte. Der Mann konnte ihren Angriff nicht mehr parieren und trug eine schwere Verletzung am Oberarm davon, die stark zu bluten begann. Die Räuber, nun hin- und hergerissen zwischen den Angreifern, versuchten einen Rückzug.
    Das bemerkte Hellene allerdings nicht, da sie ihre Aufmerksamkeit darauf konzentrierte, ihren Gegner zu töten. Er schien verflixt stark zu sein, und kämpfte trotz seiner Wunde noch recht gut. Es bereitete ihr einige Mühe, ihn niederzustrecken, aber nach einem kurzen Gefecht landete sie einen Treffer an seinem Hals, worauf er zu Boden sackte und das Gras sich mit Blut tränkte. Sie betastete ihren Kopf und fühlte etwas heißes an ihrer Schläfe. Als sie sich ihre Hand näher besah, bemerkte sie, dass es ihr Blut war. Der Tote hatte ihr scheinbar einen Schlag verpasst, den sie in der Hitze des Gefechts nicht bemerkt hatte. Das Blut lief ihr nun an Gesicht und Hals hinunter, und sie trank eilig einen der Heiltränke, die an ihrem Gürtel baumelten, bevor sie ohnmächtig werden konnte. Dann wischte sie sich etwas Blut aus ihrem Gesicht und kämpfte weiter gegen die verbliebenen Banditen.

  6. #6
    Die Banditen bildeten eine art Halbmond-Mauer und zwei von ihnen hoben die Schilder. Der Dritte hatte einen Bogen, wurde durch seine Kameraden anscheinend behindert, trotzdem landete er einen Treffer und Alhabers Pferd sackte zusammen. Kurz durch den Sturz verwirrt, stand er schnell wieder auf und versuchte die Banditen zu flankieren. Der Nord in schwerer Rüstung schlug einem der Banditen das Schild weg und landete einen Treffer an der Schulter. Dieser taumelte und zog sich ein wenig zurück. Seht versuchte derweil den Bogenschützen aus der Deckung des befreundeten Schildträgers zu locken, indem er zuerst ein paar Mal mit dem Bogen schoss und sich dann näher heran wagte.

    Plötzlich brach ein weiterer Nord in schwerer Rüstung durch das Gebüsch hinter den Banditen. Überrascht versuchten sie zu entkommen und Alhaber begann zu fluchen: „Verdammt, ist hier etwa eine Met-Halle in der nähe oder was?!?“ Einer der Banditen fiel nach einem Kampf mit dem Neuankömmling. Seht konnte nur erkennen, das der Treffer irgendwo am Kopf war. Die anderen zwei hatten es geschafft zu flüchten, einer jedoch unterlag dem Pfeilhagel des Nords in leichter Rüstung.

    Einen kurzen Moment herrschte Stille. Jetzt konnte Seht erkennen, das der Dritte Nord eine Frau war. Dann versuchte Alhaber, sich bei den Nords gut zu reden, wie er es immer tat, wenn er jemanden Fremden begegnete, der nicht versuchte, ihn umzubringen. Das war eine seiner Lieblingsbeschäftigungen: Leuten Honig um den Mund zu schmieren. Diesmal waren es Sachen wie: „Ihr habt es denen aber gezeigt!“ oder „Wo erlernt man diese grandiose Technik?“ Seht ging derweil das verletzte Pferd pflegen. "Ich glaube wenn ich wiederkomme, wird Alhaber wohl nicht mehr so reden. Tja, er hatt warscheinlich noch nie versucht, einen Nord auf seine Seite zu bringen. Warscheinlich wird er wieder versuchen, sich als Anführer vorzuschlagen. Was wollen die Überhaupt hier?"
    Geändert von Kampfkatze (18.04.2009 um 10:59 Uhr)

  7. #7

    Cyrodiil, Wenyandawik

    Nachdem Anders den letzten Banditen niedergestreckt hatte, kam plötzlich ein Mann in einer Zwergenrüstung auf ihn zugelaufen und betete Komplimente herunter, wie ein Priester Arkays seine Gebete.
    Als der Mann kurz eine Pause einlegte um seine scheinbar gigantischen Lungen erneut mit Luft zu füllen unterbrach ihn Anders: "Eure Kampffertigkeiten scheinen nicht geringer zu sein als die unsere, doch wie wäre es wenn wir uns erst einander vorstellen? Mein Name ist Anders und der große andere Nord in der Stahlrüstung ist mein Gefährte Xerxes"
    Der Mann in der Zwergenrüstung verbeugte sich: "Sehr erfreut Anders. Es ist mir wahrhaft eine Ehre mit einem solch großartigen Kampfmagier in diese Ruine zu ziehen. Mein Name lautet Alhaber und mein argonischer Freund der dort das Pferd pflegt ist Seht"
    Alhaber drehte sich ein Stück, zu der anderen sich nähernden Gestalt um: "Und wie lautet euer Name?"
    "Hellene", antwortete sie, doch bevor sie weitersprechen konnte, wurde sie schon von einem auf sie zustürmenden Anders unterbrochen: "Kann ich irgendwie helfen? Eure Wunde sieht sehr schlimm aus."
    "Nein, danke. Alles in bester Ordnung, ich habe einen Heiltrank genommen, der bereits wirkt. Allerdings wäre ich einem Tuch nicht abgeneigt, um das ganze Blut loszuwerden...", Hellene fasste sich an die Schläfe, von der immernoch warmes Blut ihren Hals herunterlief. Blitzartig schoss der rechte Arm von Anders in seine Rucksack, um in sekundenschnelle ein Tuch aus diesem zu holen.
    "Ich denke, wir sind alle aus dem gleichen Grund hier", fing Alhaber wieder an zu reden, "mit sovielen begabten Kriegern, werden wir der Ruine ihre Artefakte im Handumdrehen entlockt haben. Am besten gehe ich voran, ich kenne mich gut in den Ruinen der Ayleiden aus."
    Xerxes schlich sich langsam an Anders heran und flüsterte ihm in's Ohr: "Will der etwa so tun, als ob er hier der Anführer wäre?"
    Anders beruhigte ihn: "Keine Sorge, der wird schon noch früh genug erfahren, dass man da unten lieber nicht so heldenhaft tun sollte. Und wie ich dich kenne, wirst du ihm schon beibringen, dass man unter Nord lieber nicht den Anführer spielen sollte."
    "Darauf kannst du dich verlassen", stimmte Xerxes zu, "komm, wir gehen jetzt auch rein."

    Die Treppe hinter dem Eingang der Ruine führte tief in's Dunkle. Aufgrund der langsam versiegenden magischen Beleuchtung konnte man nicht weit sehen und was man sehen konnte, war nur in einem dunklen Grauton zu erkennen. Die einstige Pracht der Ruine ließ sich nur erahnen, der Glanz der ayleidischen Baukunst war schon lange verfallen und nicht mehr sichtbar.
    Xerxes kramte etwas in seinem Rucksack, nahm drei Fackeln hinaus und legte sie Anders in seine Hand: "Hier, zünd' die mal an."
    "Du weißt aber schon, dass die Ayleiden das Feuer nur als niedere Form des Lichts ansehen. Willst du wirklich ihre alten Geister gegen uns aufhetzen?", gab Anders zurück.
    "Deine Geistergeschichten kannst du jemand anderem erzählen", antwortete Xerxes unbeeindruckt, "jetzt zünd' schon die Fackeln an."
    Schulterzuckend entzündete Anders die Fackeln mit einem kleinen Funken aus seinen Fingerspitzen und gab sie Hellene, Alhaber und Xerxes.
    Während Alhaber die Treppen hinunter in die Dunkelheit ging, murmelte er Xerxes noch zu: "Wenn du mir unbedingt den ganzen Spaß verderben willst"...

  8. #8

    Skingrad

    Sie hatte im weiteren Verlauf des Gespräches, dass jetzt an dem heruntergekommenen Tisch geführt wurde einige Interessante Dinge erfahren. Scheinbar hatte Ancaros schon ein passendes Versteck für den neuen Unterschlupf gefunden. Nahe der Brücke bei der Kapelle gab es ein Anwesen, das dem Händler gehört hatte, für den der Dunmer gearbeitet hatte. Und da dieser beim Angriff auf Kvatch ums Leben gekommen war stand das Anwesen jetzt frei. Und die Eigentumsurkunde dafür hatte er aus den Ruinen dessen Hauses in Kvatch geborgen. Allerdings wussten sie nicht, was sie mit dem Haus anstellen sollten, da sie sich immer noch finanzieren mussten. Als Nemada über eine Lösung nachdachte fiel ihr auch eine ein.
    "Wir eröffnen in dem Anwesen ein Geschäft. Damit haben wir uns ein Einkommen verschafft und eine Tarnung für unseren Unterschlupf." "Darauf sind wir auch schon gekommen," antwortete ihr Ancaros "allerdings kennt keiner von uns sich ausreichend mit dem Führen eines Geschäftes aus und ich denke nicht, das das Einkommen aus einem Laden für uns fünf reicht." "Ich habe ja auch nicht von einem Laden geredet. Wahrt ihr jemals in Suran?" Bei diesen Worten umspiele ein Lächeln ihre Lippen. Uruk fiel ihr ins Wort: "Ihr und die Mädels? Vergesst es." "Ich habe auch nicht daran gedacht uns zu verkaufen. In der Kaiserstadt suchen aufgrund meines letzten Auftrages einige junge Damen aus diesem Gewerbe eine neue Stelle. Und wenn wir ihnen bessere Bezahlung und Arbeitsbedingungen bieten können, und da sie zurzeit im Hafenviertel arbeiten können wir das sicher, sind sie einem Umzug sicherlich nicht abgeneigt. Zusätzlich der Ausschank einiger besonderer Getränke und der Laden dürfte laufen. Solange wir die Preise hoch genug halten bekommen wir keine Probleme mit Betrunkenen und notfalls bin ich ausreichend gut in Illusionsmagie um die Leute zu besänftigen. Die entsprechenden Zauber sind auch nicht zu schwierig zu lernen so dass ich sie Elisa und Mariette beibringen kann. Ich als Geschäftsführerin, Elisa und Mariette an der Theke und als Ausschank und ihr beiden als Wächter und die Tarnung ist perfekt. Die Verhandlungen wegen des Hauses können wir morgen schon tätigen und in spätestens einem Monat sollte ich die Damen aus der Kaiserstadt überredet, alles nötige für die Eröffnung hergeschafft haben und. Da ich selbst auch eine große Summe dabei habe sollte das Geld für das Vorhaben reichen und genug erwirtschaften, das wir alle davon leben können und ich in ein paar Jahren meinen Einsatz wieder herausgeholt habe."

  9. #9

    Cyrodiil; Skingrad-Kaiserstadt

    Anschluss an die Handlung von "Heiler und Dämon".



    …wie lange er gereist war, diese Frage vermag Juan nicht zu beantworten. Das Einzige, was er wusste, war die Tatsache, dass er nun endlich raus aus diesem finsteren Loch von Nekromantenfestung war. Seine nächtlichen Pausen verliefen ereignislos, anscheinend hatte das Schicksal entschieden, den arg gebeutelten Rothwardonen nun endlich in Frieden zu lassen, so kam es ihm zumindest vor.
    Nach einigen Tagen Reise durch das Dickicht, wobei ein fester Weg alles andere als gegeben war, betraten die Hufe des Pferdes endlich wieder einen offiziellen Weg des Kaiserreichs. Juan hatte festgestellt, dass er viel länger bis zu einem solchen gebraucht hatte als ihm bei Erinnerung an seiner Hinreise in den Sinn kam, und so musste er sich erst einmal orientieren, wo genau er sich nun befand. Eine Weile ritt er nur so vor sich hin und folgte dem Weg; es war früher Morgen, und auf der Straße war außer ihm weit und breit niemand zu sehen. Endlich sah er etwas weiter vor sich eine kleine Kreuzung, und am Straßenrand die dazugehörigen Wegweiser. Gleich würde er wissen wo er sich befand. Juan ritt heran und positionierte sich vor dem Straßenschild. Ungläubig starrte er das Stück Holz an, dann das andere, welches in die entgegengesetzte Richtung führte. „Skingrad? Und Kvatch? Anvil? Anscheinend führte der Weg, den ich vom Kloster dieser Psychopathen genommen habe, genau auf die Straße zwischen Skingrad und Kvatch. Jetzt ist nur die Frage, wie weit. So auf die Schnelle weiß ich nicht, wo ich mich befinde, und anscheinend bin ich auch etwas durch den Wind…“. Juan zuckte mit den Schultern. Skingrad war immerhin ein Anfang, dann würde er halt schon wieder in diese Stadt einkehren.
    Die Reise dauerte nur kurz, denn sie wurde abrupt unterbrochen, als sich zwei verlebt aussehende Gestalten durch die Büsche schlugen und den Weg blockierten. Juan hielt an und musterte die beiden. Ihre Rüstungen waren verschlissen und mit Kampfspuren übersät, und die Waffen, welche sie in den Händen trugen, gaben ein dreckiges und ungepflegtes Bild ab. Juan blickte kurz an sich hinab. Seine Arme hatte er notdürftig verbunden und die Bandagen waren bereits grau vor Dreck; der Rest seiner Rüstung war mit Brandspuren gezeichnet und machte keinen besonders stabilen Eindruck mehr, und der Umhang hing mehr oder weniger in Fetzen. Seine Augen wanderten zum Griff seiner Waffe. Er kannte diese Art der Wegblockade, dazu diese wenig sympathisch aussehenden Gestalten. Juan hatte weder die Kraft noch den Nerv dazu sich mit den Banditen anzulegen, und so griff er schnell in eine Satteltasche, als einer der beiden ein grobes „Wir wollen Wegzoll sehen!“ ihm entgegen schleuderte. Juan kramte und hatte schließlich ein kleines Beutelchen in der Hand, welches er dem Räuber zuwarf. Dieser war von dieser Kooperation offensichtlich überrascht und warf einen neugierigen Blick in das Lederbeutelchen. Seine Augen begannen zu glänzen, und mit einer Geste, untermalt von einem „Wünsche euch noch eine gute Reise, mein Herr“ machte er den Weg frei. Abschaum, allesamt, anstatt einem ordentlichen Beruf nachzugehen; aber wenn solche wie ich das Tagwerk dieser Gauner auch noch unterstützen, habe ich mich nicht darüber zu beschweren, dass diese Tätigkeit noch lukrativ genug ist, um sie auszuüben. Juan ritt mit ausdruckslosem Gesicht weiter, Personen begegnete ihm keine mehr, nur eine Gruppe Rehe kreuzte die Straße weit vor ihm. Schließlich, am späten Nachmittag, kam endlich die Silhouette Skingrads am Horizont in Sicht.

    Endlich konnte der Rothwardon von seinem Pferd hinabsteigen und es dem Stalljungen geben. Dieser war von der Erscheinung des Agenten erschrocken und wollte das Pferd zunächst nicht annehmen; als Juan ihm dann aber seine Plakette, welche ihn als Agenten auswies, unter die Nase hielt, spurte der Junge und stellte keine weiteren Fragen. „Bring das Pferd zum Ostausgang bis morgen“, grummelte er und ließ das Kind dann einfach stehen. Auch das Haupttor passierte er wortlos, indem er nur seine Ausweisung vor sich hielt als er an der Wache vorbeischlurfte.
    In der Stadt selbst trafen ihn immer wieder forschende Blicke; manche waren auch entsetzt oder angewidert, und wieder andere schienen ihn für einen Landstreicher zu halten. Dem Rothwardon war dies aber egal, er bewegte sich schnurstraks auf die Taverne zu, in welcher er vor einer halben Ewigkeit genächtigt hatte, zumindest kam es ihm so lang vor. An seinem Ziel angelangt, stieß er die Tür auf und trat ein. Im Inneren hatte sich wenig verändert, auch war hier unten im Empfangsbereich kein Gast zu sehen; nur der ihm bekannte Portier schob hier unten Dienst und lag sofort die Zeitung weg, als er den Agenten erblickte. „Bei allen Göttern, was ist denn mit dir passiert, Juan?!“, schreckte der Bretone von seinem Stuhl hinter dem Tresen auf und starrte mit entsetzten Augen Juan an. „Kaum der Rede wert, der Auftrag ist mir ein wenig missglückt…“, antwortete der Agent widerwillig, da ihm erst jetzt so wirklich bewusst wurde, dass er es gründlich vermasselt hatte. Aber er hatte nicht vor, diesem Kerl hier davon zu erzählen, obwohl dieser mit fragendem Blick geradezu darum bettelte. Stattdessen nickte der Rothwardon zu dem Buch auf dem Tresen. „Ich brauche ein Zimmer und etwas zu essen, und bis dahin fände ich ein Bad ganz in Ordnung…“, grummelte Juan halblaut und das Gesicht in den Händen vergraben, die Erschöpfung breitete sich langsam aber sicher in seinen Gliedern aus. „Aber natürlich, ich kümmere mich sofort darum…“, eiferte der Portier und bewegte sich Richtung Treppe. „Eine Sache noch…“, rief Juan ihm hinterher, sodass der Bretone stoppte und sich nach ihm umsah. „Wenn ihr Verbandsmaterial zur Hand habt, wäre ich sehr dankbar…“. Der Mann blickte erst fragend drein, aber dann fielen seine Augen auf die Arme des Agenten; er nickte und entschwand dann nach oben.
    Wenig später saß der Rothwardon dann mit zurückgelegtem Kopf in einer großen mit heißem Wasser gefüllten Wanne, entspannte sich und ließ das Geschehene der vergangenen Tage und Wochen Revue passieren. Gut, Ich habe den Auftrag vergeigt. Das ist die eine Seite. Die andere, noch viel Gravierendere ist jedoch: Was wird mich in der Kaiserstadt erwarten, wenn ich dem Hohepriester gegenübertrete? Aus dem Kloster haben wir niemanden entkommen lassen, er wird also nicht um die Geschehnisse dort informiert worden sein. Wusste er überhaupt all das, was ich herausfand? Dass das eine Hochburg der Nekromanten war? Hat er gar mit ihnen gemeinsame Sache gemacht? Ist er ein Nekromant? Oder einfach nur korrupt? Gut, korrupt sind sie alle. Wenn er informiert ist, bin ich geliefert. Ist er es nicht, brauche ich eine gute Geschichte. Ich sage dann einfach, dass die Observierung nichts ergeben hat. Dass Namsy einfach nur eine ungefährliche Spinnerin ist. Ich muss dann wahrscheinlich ein wenig Überzeugungsarbeit leisten, aber ich schaff das schon…. Juan räkelte sich noch ein wenig in dem Wasser, bevor er sich letztendlich aus der Wanne stemmte und sich abtrocknete. Dann verband er sich die Arme mit frischem Material und legte seine normale Kleidung an. Sein Blick fiel auf die verkohlte Lederrüstung. Wenn er mit dieser bei dem Hohepriester auftauchte, würde er sich unangenehmen Fragen stellen müssen. „Ich werde wohl meine Ausgehkleidung bei dem Zusammentreffen mit ihm anlegen…“, murmelte er vor sich hin, raffte die Rüstung zusammen und verstaute sie in einer Tasche. Mit dem Gepäck begab er sich dann auf sein Zimmer.
    Die Bediensteten der Herberge hatten ganze Arbeit geleistet, der Tisch auf seinem Zimmer war reichlich mit allerlei Essen und Getränken gedeckt. Anscheinend gaben sie sich besonders viel Mühe wenn ein Angestellter des Staatsapparates zu Gast war. Juan verspeiste alles relativ zügig, und gründlich, denn er war äußerst hungrig. Nachdem er fertig war, ließ er alles so wie es war stehen und liegen und ließ sich auf’s Bett fallen, wo er auch sogleich erschöpft einschlief…

    Am nächsten Tag stand Juan zum Sonnenaufgang auf und fühlte sich wie gerädert. Er hatte zu lange nicht in einem ordentlichen Bett geschlafen, du die Strapazen der letzten Tage machten sich in seinen Knochen bemerkbar. Aber er hatte keine Zeit zu verlieren, denn er wollte die Konfrontation mit dem Hohepriester so schnell wie möglich hinter sich bringen. Er packte seine Sachen und ging die Treppe hinab; dem Portier warf er bei seinem Abschied nur einen knappen Gruß entgegen und verließ schließlich die Herberge Richtung Osttor. Hier angekommen, fand er auch schon sein Pferd vor, welches sogleich von dem örtlichen Stallburschen gesattelt wurde. Auch diesem gab er nur eine knappe Geste der Verabschiedung mit auf den Weg; ihm war egal wie hochnäsig oder gleichgültig dieses Verhalten wirken mag, denn in Gedanken war er schon längst in der Kaiserstadt; in der Stadt, in welcher sich die Entscheidung über seine weitere Zukunft abspielen sollte.

    Juan schlug einen zügigen Ritt an, und so stand er kurz nach Mittag vor der großen Pforte des Palasts. Die Tür wurde ihm bereitwillig geöffnet, jedoch kam es ihm so vor, als würden die beiden Wächter, die ihn natürlich kannten, mitleidige Blicke zuwerfen. Wussten sie etwas? Oder war das nur Einbildung? Juan verdrängte den Gedanken und bereitete sich schon mental auf ein wenig Schauspielerei vor. Geradewegs ging er auf das Zimmer des Hohepriesters zu, als er von dem Wächter, der davor stand, aufgehalten wurde. Fragend blickte Juan ihn an. „Tut mir leid, aber er ist noch nicht bereit, euch zu empfangen.“. Der Agent stutzte. Dieser Kerl ließ ihn warten, obwohl er sich hat ankündigen lassen? War er denn nicht begierig darauf zu erfahren was aus diesem ach so wichtigen Auftrag geworden ist? Außer er wusste es bereits. Juan wurde ganz flau im Magen, aber dann straffte er sich, nickte und setzte sich auf eine Bank neben der Zimmertür. Er musste jetzt Ruhe bewahren, dies hatte noch gar nichts zu bedeuten…gar nichts…
    Juan verbrachte geschlagene zwei Stunden auf der harten, hölzernen Bank, ehe sich plötzlich ohne Ankündigung die Tür öffnete und der Wächter ihm zunickte. Seine Gelenke knackten, als er sich erhob, und er streckte sich noch kurz und straffte die Schultern, bevor er schließlich in das Zimmer ging.
    Leise schloss sich die Tür hinter ihm und der Agent sah sich um. Der Hohepriester saß mit verschränkten Armen an seinem Tisch und starrte den Rothwardonen direkt an, den Berg Papiere vor sich auf dem Tisch ignorieren. Gerade noch war Juan in Gedanken seine Version der Geschichte durchgegangen, aber die war nun wie weggeblasen, denn nur ein Gedanke wiederholte sich immer wieder in seinem Kopf, und es kam ihm vor, als würde er diesen nie wieder verlassen: Er weiß es, er weiß es, er weiß es, er…. Die Zuversicht, die der Agent bis eben noch besaß, hatte sich in Luft aufgelöst. Mit langsamen Schritt bewegte sich Juan auf den Priester zu und setzte sich auf den Stuhl, welcher bereit stand, wie für ihn gemacht, einem Galgen oder Hackblock gleich, denn das was jetzt folgen würde, käme wohl einer Hinrichtung sehr nahe.
    Juan wusste nicht, wie lange sie hier gesessen und sich nur angeschaut haben, als sich der Priester vorlehnt, die Hände faltet und mit leiser bedrohlicher Stimme anfängt zu sprechen. „Du weißt Dinge über mich, die du lieber nie erfahren hättest, genauso verhält es sich anders herum. Wir sind in einer Patt-Situation. Ich sollte dich sofort hinrichten lassen, glaub mir, Gründe gäbe es genug, und wenn ich deine Lebensgeschichte etwas verändere; jedoch würdest du dann mit Anschuldigungen an die Öffentlichkeit gehen, die meine politische Karriere wohl nicht verkraften würde. So gesehen wäre es unser beider Ende.“. Der Priester ließ seine Worte wirken, und Juan war sich bewusst, dass diese Missgeburt hier vor ihm Recht behalten würde. Er kam aus der Sache hier nicht mehr raus, wenn er etwas verraten würde, genauso wenig wie der Priester. „Denk nur mal an die Schmach, die du erleiden würdest. Ein fehlgeschlagener Auftrag. Das Brechen des Schweigegelübtes wenn du den Auftrag und mich verrätst. Was würde dein Vater sagen, wo er doch so stolz auf dich ist? Deine Familie? Deine Ehre wäre für immer dahin…“, säuselte der Bretone vor sich hin und stellte zufrieden fest, dass seine Worte sehr wohl Wirkung zeigen. Nachdem er eine bedeutungsvolle Pause gemacht hatte, lehnte er sich zurück, griff nach einem Blatt Papier und schob es dem Agenten zu. Juan nahm es zögernd auf und begann zu lesen, dabei wurde sein Blick immer ratloser und seine Augenbrauen zogen sich ungläubig zusammen. Er blickte auf und stammelte nur in einem verwirrten Tonfall „…ich soll nach Hochfels…?“. Der Priester lächelte berechnend und nickte. „Dort bist du außerhalb jeglicher Reichweite zu mir und hast nichts mehr mit mir zu tun. Du behältst deine Ehre, im Gegenteil, sie wird sogar noch aufgewertet weil du versetzt wirst. Deine Familie wird stolz auf dich sein…“. Der Priester lehnte sich zurück in seinen großen Sessel, faltete die Hände und legte den Kopf mit einem süffisanten Grinsen schief, was wie eine hässliche und monsterähnliche Fratze auf Juan wirkte. Der Agent verstand, dass das Gespräch hiermit zuende war, jegliche Diskussion war ausgeschlossen. So erhob sich der Rothwardon mit dem Zettel in der Hand und verließ das Büro.
    Draußen bewegte sich Juan wie im Delirium durch die Stadt, bis er schließlich im Elfengarten-Bezirk eine ruhige Ecke fand und sich niederließ. Dieser Abschaum von einem Hohepriester hatte ihn in der Hand, und in gewisser Weise durfte er sogar froh sein, so vergleichsweise glimpflich davongekommen zu sein. Der Priester wusste, dass die Ehre das Einzige war, mit dem man Juan kontrollieren konnte, und mit dieser Variante wurde er den Agenten los und wahrte gleichzeitig seinen Ruf. „Der Staatsapparat ist ein schmutziges Geschäft, und unsereins darf im Dreck baden…“, murmelte der Agent vor sich hin, ehe er sich erhob und Richtung Elternhaus davonschlich.
    Alles Weitere ging rasend schnell. Wie erwartet sahen seine Eltern die Versetzung als große Ehre; sein Vater klopfte ihm auf die Schulter und sagte, dass er noch nie so stolz auf ihn gewesen war. Es gab eine Abschiedsfeier im Familienkreis und eine offizielle Verabschiedungszeremonie im Palast der Kaiserstadt, bei der es sich natürlich der Hohepriester auch nicht nehmen ließ, Juan gebührend und beglückwünschend zu verabschieden. Kaum eine Woche nach dem Erhalt des Zettels lief das Schiff in Anvil mit Juan an Bord Richtung Hochfels aus, und der Agent blickte nicht zurück, als die Küste Cyrodiils schließlich am Horizont verschwand…

    [[Juan ist hiermit raus...]]
    Geändert von KingPaddy (19.02.2012 um 12:00 Uhr)

  10. #10

    Küstennahe Grenze Hammerfell -> Anvil

    Das Wetter war trocken und kühl, als Milan seine ersten Schritte auf dem Boden Cyrodiils tat. In Rihad, kurz hinter der Grenze in Hammerfell, hatte er sich einer Handelskarawane angeschlossen, welche sich auf dem Weg nach Anvil befand. Gerade eben überquerten auch die Händler, welche hinter dem Rothwardonen und seinem Pferd liefen, mit ihren Packtieren und Wagen die steinerne Brücke. Milan sah sich um. Die Landschaft sah etwas anders aus als in seiner Heimat, obwohl er sie doch gerade eben erst verlassen hatte. Dies hier glich einer Steppenlandschaft, die irgendwie frischer und vitaler wirkte als der karge Boden Hammerfells. Kleinere Felsbrocken waren umgeben von geduckten kniehohen Gräsern, und vereinzelt stand ein Baum in der Landschaft.
    Sie folgten dem ausgetreten Weg, welcher mehr einem Trampelpfad als einer ausgewiesenen Handelsroute glich. Dies liegt wohl daran, dass nur wenige Händler den Landweg wählen. Der Großteil benutzt sicherlich Schiffe, welche schneller sind und wohl auch mehr transportieren können. Aber ich werde mich nicht über den unebenen Weg ärgern, helfe ich doch so zum einen diesen Händlern und komme zum andern auch noch gegen Bezahlung in eine neue Stadt und Region. So habe ich gleich doppelt gewonnen…, und Milan beschloss, sich ein wenig mit den Händlern zu unterhalten, vielleicht erfuhr er so ein wenig über die Gegend hier.

    Der Jäger ließ sich, das Pferd neben sich her an den Zügeln führend, zurückfallen bis zur Karawane, indem er einfach das Tempo reduzierte, und reihte sich irgendwo in der Mitte des Trosses wieder ein neben einem dicklich aussehenden Händler, welcher auf einem mickrigen Esel ritt, weil er ganz offensichtlich zum selber Laufen zu faul war. Sein Kopf war kahl, und ein Hals fast nicht mehr zu erkennen, ebenso fand man sein Kinn nur beim zweiten Hinsehen. Seine ausladenden Wangen waren leicht gerötet, als habe er einen Dauerlauf hinter sich, aber tatsächlich, so hatte es Milan beobachtet, war er seid Rihad nicht einen Schritt gelaufen. „Wirklich sehr warm heute, nicht war?“, stichelte Milan mit freundlichem Unterton Richtung des Mannes, und dieser blickte ihn schweratmend an. „Ja, durchaus, mein Herr, unsereins ist auch nicht mehr so jung und vital wie ihr, sodass er eine Reise wie diese so einfach wegsteckt.“. Jung und vital? Du Fettsack bist kaum älter als ich und wärst wahrscheinlich in der Lage mal selber zu laufen wenn du nicht dauernd dieses Trockenobst da in dich reinschaufeln würdest, und wie auf Kommando griff der Händler in die Tasche und holte wieder eine dieser glasierten getrockneten Beeren hervor und schob sie sich in den Mund, gefolgt von einem großen Schluck Wein aus einer Karaffe, die die ganze Zeit schon an der Seite des Esels baumelte. Aber Milan ignorierte die Stimme in seinem Kopf, die seine Abneigung gegen diesen Kaiserlichen nur noch bekräftigte, und setzte einen etwas freundlicheren Gesichtsausdruck auf. „Sagt, gibt es irgendetwas über Cyrodiil zu wissen, was sich lohnt, es zu erzählen? Wie genau steht es hier um Tiere oder Monster? Gibt es Probleme mit ihnen? Bis jetzt habe ich keines gesehen, und mir sieht es nicht so aus als würden uns hier Banditen auflauern. Keine Verstecke für einen Hinterhalt in der Nähe…“, und Milan blickte nochmal prüfend in die Runde, in der Tat waren sie von leicht hügeliger Steppe umgeben, welche keinerlei Hinterhaltsmöglichkeiten bot. Der Kaiserliche auf seinem Esel räusperte sich, sodass Milan ihn wieder anschaute. „Der Karawanenführer bestand auf ein paar Wachen, ich selbst hätte keine Septim für jemanden wie euch ausgegeben. Oger, Wölfe und Goblins gibt es hier genug, ebenso Bären und anderes Viehzeug, dass ich jetzt nicht alles aufzählen werde, dafür ist mir meine Zeit zu schade.“ Was hast du denn groß zu tun, außer deine Kauleiste zu bewegen?[, warf Milan gedanklich ein, aber da sprach der Händler schon weiter. "Es gibt genug Aufgaben für euresgleichen hier in Cyrodiil. Das Säubern von Ruinen, welche an wichtigen Handelsrouten liegen, ist immer eine nette und einträgliche Beschäftigung, allerdings verreckt die Hälfte der bezahlten Söldner dabei oder erliegt ihren Kampfverletzungen. So spart man enorm viel Geld, da man den Sold nicht berappen muss. Aber wer seinen Job nicht ordentlich macht, kann auch nichts erwarten.“. Milan wurde dieser Kerl immer unsympathischer. Du hast bestimmt noch nie auch nur einen Kampf selbst erledigt, nimmt man mal das Abtrennen eines Flügels vom Braten außen vor. Der Rothwardon hatte genug gehört. „Danke für die umfassende Information.“, meinte er nur noch trocken und ohne Freundlichkeit in der Stimme und entfernte sich dann von dem Händler. Solche Leute waren echt das Letzte: Eingebildet, hochnäsig und hatten keine Ahnung vom gewöhnlichen Leben. Ein bleibender erster Eindruck von Cyrodiil, befand Milan für sich. Hoffentlich ist dieser nicht stellvertretend für die Provinz, sonst wird das hier kein langer Aufenthalt…

    Nach einiger Zeit kam am Horizont ein Gebäude in Sicht, und bald gingen sie daran vorüber. Milan, der sich inzwischen bei einem anderen Händler, einem Bretonen, wieder eingereiht hatte, erkundigte sich bei ihm über das Haus. „Das ist das Anwesen von Fürst Drad. Ihm gehört das Land hier, und wir bezahlen eine mächtige Gebühr dafür, um es mit unseren Karawanen kreuzen zu dürfen. Er ist recht habgierig und dementsprechend wohlhabend, aber hier draußen auch relativ abgeschieden vom Rest der Provinz. Wer weiß, mit seiner Art hätte er in der Stadt wohl sowieso nicht allzu viele Freunde.“. Milan blickte noch ein wenig über die Fassade des Gebäudes und wandte sich dann wieder dem Weg zu, welche nun etwas besser wurde. Wieder so ein Eingebildeter vom hohen Stand? Gibt’s hier nur solch hohe Tiere? Milan prüfte die Satteltaschen seines Pferds und holte eine Wasser Flasche hervor, aus der er sogleich einen Zug nahm und sie wieder verstaute. Dabei glitt sein Blick über den Hals des schwarzen Tieres. Die Verzollung hatte ein Vermögen gekostet, und am liebsten hätte er es dort an der Grenze zurückgelassen, denn für das Geld, so war er sich sicher, konnte er sich bestimmt ein neues Pferd hier in Cyrodiil zulegen. Letztendlich scheiterte seine Idee aber an dem Gepäck, welches er nicht so ohne weiteres ohne Pferd transportieren konnte und wollte.

    Bald waren sie endlich auf der Hauptstraße angekommen, was man an dem befestigten Untergrund erkannte, und ein Schild am Wegesrand wies nach Anvil. Milan spürte eine gewisse Erwartungshaltung an diese Stadt, sollte sie doch die erste Bastion der Zivilisation sein, die er hier in Cyrodiil erblicken sollte. Endlich kamen die mächtigen Stadttore in Sicht. Der Rothwardon ritt, kaum dass er die Tore sah, voraus, um sein Pferd in der örtlichen Stallung abzugeben, welche sich leicht rechts versetzt vom Haupttor befand. Ein untersetzter Dunmer nahm sich des Tieres an, aber nicht ohne einen skeptischen Blick auf das Schwert zu werfen, welches Milan auf dem Rücken trug. Der Jäger kümmerte sich nicht darum und blickte sich um; die Karawane hatte soeben das Tor erreicht und ließ die nötige Kontrolle über sich ergehen. Als sich Milan dazugesellte, musterten die Wächter ihn mürrisch, aber der Karawanenführer bekräftigte relativ schnell, dass dieser Mann zu ihnen gehöre. Als auch diese Hürde genommen war, öffnete sich endlich das große Schwere Tor nach Anvil und gab den Weg in’s Innere der Stadt frei.

    Das Erste, was Milan erblickte, war der große Baum auf dem Hauptplatz Anvils. Er musterte ihn interessiert, war er es doch nicht gewohnt, solche Pflanzen in der Nähe von Städten, geschweige denn in ihnen zu sehen. Dann aber sah er sich genauer um. Er sah einen Schmied. Dann große Gebäude mit Gildenwappen davor. Alles hier erinnerte ihn sehr stark an Rihad, die rothwardonische Architektur hatte anscheinend einen weitreichenderen Einfluss als er zunächst angenommen hatte. Oder war es anders herum und Rihad hatte Züge von Anvil? So genau konnte man das wohl nicht sagen, Milan war überrascht, hier in der Fremde etwas zu sehen, dass ihn an zuhaus erinnerte. Lange konnte er sich das nicht anschauen, denn die Karawane zog weiter rechts die Straße entlang, eine kleine Steigung hinauf. Milan ging neben ihr her und musterte dabei die Häuser. Einige muteten anders an als andere, sahen etwas wohlhabender und besser verarbeitet aus. Am oberen Platz wieder ein Baum. Diese Aufmachung gefiel dem Rothwardonen, sie brachte Natur in das Stadtleben und verlieh ihr eine gewisse Sauber- und Natürlichkeit. Nun standen sie vor einem großen Tor und wurden abermals kontrolliert. Nachdem auch dies vorüber war, kamen sie endlich an ihrem Ziel an: Dem Hafen von Anvil.

    Hier stieg Milan sofort der typische Hafengeruch in die Nase, den er auch von Zuhause kannte. Salzige Meerluft mischte sich mit leichtem Fischgeruch, wenn auch nicht so stark wie er es von anderen Häfen kannte. Die Ursache war sofort an dem geschäftigen Treiben hier und der Musterung der Schiffe zu erkennen: Dies war vornehmlich ein Handelshafen, Milan erkannte nur zwei kleinere Fischerboote an einem schwach besuchten Kai liegen, dafür waren die restlichen Anlegestellen mit Kisten, Fässern und Händlern überflutet. Die Karawane kämpfte sich durch das Gedränge und kam schließlich an einem kleinen Lagerhaus an, worin die Händler sogleich verschwanden und kurz darauf einige Männer wieder herauskamen, um die Pferde und Wagen zu entladen. Milan stellte sich etwas abseits zu den beiden anderen Wächtern, welche mitgereist waren, und beobachtete das Abladen, bis der Führer des Handelstrosses zu ihnen trat. „Eine ereignislose Reise, so wünscht man sich das. Ich bin sicher, im Ernstfall wärt ihr eine große Hilfe gewesen…“, und der Rothwardon schüttelte jedem die Hand und drückte ihnen dabei ein kleines Ledersäckchen mit ihrem Lohn in die Hand. Bei Milan verweilte er einen Augenblick, während sich die anderen beiden schon in eine Taverne namens „Das Vorschiff“ verabschiedeten. „In einer Stunde mache ich eine Tour zurück nach Rihad. Kann ich wieder mit dir rechnen?“. Dieser Mann nahm anscheinend an, weil Milan derselben Rasse wie er angehörte, dass er wieder mit zurückkam. Er schüttelte den Kopf. „Nein, ich denke, ich werde eine Weile hierbleiben und die Gefahren Cyrodiils kennenlernen.“. Der Mann blickte kurz verwirrt drein, aber dann schien es bei ihm im Kopf zu arbeiten. „Ich wusste, dass ich euch irgendwoher kenne. Milan von Taneth, richtig? Warum habt ihr nichts gesagt, mit euch hätte ich nur zu gern geredet, ich denke, ihr habt viel zu erzählen und zu berichten. So aber muss ich mich um den nächsten Transport kümmern. Sei’s drum, war mir eine Freude, euch kennen zu lernen.“. Der Mann schüttelte Milan abermals die Hand und wand sich dann wieder seiner Karawane zu. Das wird wohl erstmal das letzte Mal gewesen sein, dass mich jemand wiedererkannt hat, lächelte Milan in sich hinein und schaute sich dann um. Es herrschte eine rege Betriebsamkeit hier, für die der Rothwardon nicht mehr die Nerven hatte, schließlich ging langsam die Sonne unter. Vor der Taverne, in der sich die anderen Wächter einquartiert hatten, hing eine Menschentraube, ebenso vor der anderen Spelunke namens „zur schwimmenden Schüssel“. Bei dem Weg durch die Stadt sah ich doch ein anderes Gasthaus. Dort sah es nicht nach soviel Betrieb aus, das werde ich wohl mal erkunden. Milan schob sich an den Leuten auf dem Kai vorbei Richtung Tor, dabei hielt er seine Hände nahe am Körper, denn solche belebten Orte waren ein gefundenes Fressen für Taschendiebe, und gleich am ersten Tag bestohlen zu werden, das musste nicht sein. Am Durchgang angekommen, ließen ihn die Wächter sogleich passieren, ohne Kontrolle, denn aus irgendeinem Grund konnten sie sich an ihn erinnern, obwohl hier zig Personen minütlich durchkamen. Im Weggehen hörte Milan noch ein „So ein Schwert hätt ich auch gern“, von einem der Wächter, der dies zu einem anderen sagte. Sieh an, das dürfte erklären, wieso sie sich erinnern.

    Nun stand er wieder auf dem oberen Platz von Anvil und ging zunächst auf den Baum zu, wo er sich erst einmal orientierte. Es war bedeutend weniger los als am Hafen, vielmehr waren nur zwei Wächter anwesend, die sich unterhielten, sowie eine Khajiit, welche die Büsche in ihrem Vorgarten stutzte, oder vielleicht war sie auch nur Angestellte, Milan wusste es nicht. Dann endlich sah er die Herberge. „Zu des Grafen Waffen…“, sagte er zu sich selbst, als er auf das Gebäude zulief und das Schild las. „Ein seltsamer Name für eine Herberge, sowas ist doch meist mehr Schein als Sein. Aber wer weiß, vielleicht finde ich Zeit, den Wirt zu fragen…“, und damit schob er die schwere Holztür auf und betrat das Gebäude.

    Drinnen schaute sich Milan um. Von Innen sah dieses Haus schon sehr edel aus, und er musste zugeben, dass der Name schon irgendwie zu ihm passte. Es hatte anmutig wirkende Bögen an der Decke, welche an ein Grafenhaus erinnerten, und auch die Einrichtung mit den edel aussehenden Holzmöbeln und den gut verarbeiteten Teppichen mutete sehr erlesen an. Über dem Kamin hingen zwei gekreuzte, ebenfalls teuer aussehende Schwerter. Aha, daher ‚Zu des Grafen Waffen‘, wieder ein Rätsel gelöst. Rechts vom Eingang befanden sich zwei Tische. An einem saßen zwei Dunmerinnen und unterhielten sich flüsternd, unterbrachen aber ihr Gespräch, als Milan die Herberge betrat. Der Rothwardon musterte die beiden, sie waren eine hübsche Erscheinung, eine schwarz-, die andere rothaarig, und er nickte ihnen knapp mit einem leichten Lächeln freundlich zur Begrüßung zu. Sie erwiderten dies mit derselben Geste, verfolgten ihn aber weiter mit ihren Blick, als er sich schon abgewandt hatte und Richtung Tresen marschierte.
    Milan hörte es hinter sich Kichern, aber fremde Gespräche gingen ihn nichts an. So erreichte er den Tresen und erspähte auch schon den Wirt, welcher ihn seinerseits auch schon erwartet hatte. „Seid gegrüßt, Reisender. Wilbur mein Name. Willkommen in ‚Zu des Grafen Waffen‘. Was darf es sein?“. Der Rothwardon musterte Wilbur. Schon wieder ein Rothwardon. Anscheinend hatte seine Rasse hier doch mehr zur Architektur beigetragen. „Milan von Taneth mein Name. Ich brauche ein Zimmer für eine Nacht und etwas zum Essen...“. „Sehr gern. Das Zimmer macht 25 Septime, und ein Abendmahl 10.“. Milan stockte. Wie bitte? 25 Septime und auch noch 10 für’s Essen? Nun gut, wenn ich mich hier so umschaue, glaub ich das gern. Ach sei’s drum, ist ja nur eine Nacht, und man gönnt sich ja doch nichts. „Sehr gern.“, und er ließ 35 Septime aus seiner Tasche auf den Tresen fallen. Dann drehte er sich herum und überblickte noch einmal den Raum. Die beiden Dunkelelfen tuschelten wieder unbelauschbar miteinander, und so wandte sich der Rothwardon zum Kamin hin. Zwei Stühle, welche zum Feuer hin gerichtet waren, standen hier, zwischen ihnen ein Tischchen. Milan zog sich den Waffengurt seines Schwerts über den Kopf und hing ihn an die Stuhllehne, dann setzte er sich und starrte ins Feuer. Hier bin ich nun endlich in Cyrodiil angekommen. Ein Dach über den Kopf, gleich etwas im Magen, ein Bett hab ich auch. Bestien oder Tiere habe ich noch gar nicht gesehen. Naja, das kommt bestimmt noch. Jetzt schau ich erst einmal, was man mir hier serviert…, und kaum hatte er die Worte ausgesprochen, kam der Wirt auch schon mit einem Teller und einer Flasche in der Hand stellte beides auf das Tischchen und wünschte einen guten Appetit .
    Das Essen schmeckte köstlich; Milan erkannte nicht, was das für ein Fleisch sein sollte, aber es war zart und sättigend. Das Dunkelbier, welches er dazu bekam, kannte er, aber es passte zu dem Essen geschmacklich optimal. Nachdem er fertig war, räumte der Wirt ab und schenkte Milan noch ein kleines Glas mit cyrodiilischen Weinbrand ein. Der Rothwardon vernichtete auch dies sogleich, und der Alkohol brannte angenehm in der Kehle und wärmte ihn von Innen, auch wenn das durch das Kaminfeuer kaum noch nötig war. Milan drehte sich schließlich um, da er schon lange kein Tuscheln mehr vernommen hatte und irgendwie das Bedürfnis nach einer Unterhaltung verspürte, aber zu seiner Enttäuschung konnte er die beiden Dunkelelfen nirgends mehr entdecken, sie waren wohl gegangen. Milan seufzte etwas enttäuscht und blieb noch einen Moment lang sitzen; dann erhob er sich, nahm sich seine Waffe und erkundigte sich beim Wirt nach seinem Zimmer. Nachdem er die Wegbeschreibung erhalten hatte, begab sich der Rothwardon in sein Zimmer. Auch das war gehobener eingerichtet als ein normales Wirtshaus, und das Bett stellte sich als sehr bequem heraus. Aus Gewohnheit schloss er die Zimmertür ab und entledigte sich dann seiner Kleidung; den Ledermantel hängte er über die Stuhllehne, den Waffengurt samt Schwert darüber. Seinen Gürtel, an dem sich zig Utensilien befanden, legte er auf den Stuhl, wo schon das Leinenhemd, der Wams und die Beinschienen lagen, und letztendlich stellte er seine ledernen Stiefel davor; nur die Leinenhose behielt er an. Schließlich kroch Milan in das weiche Bett und schlief fast augenblicklich ein…
    Geändert von Van Tommels (16.08.2010 um 10:47 Uhr)

  11. #11

    Anvil -> Skingrad -> großer Forst

    Milan wurde mit den Sonnenstrahlen, welche in das Fenster einfielen, wach. Mürrisch und noch etwas verschlafen drehte er den Kopf von ihnen weg und ärgerte sich darüber, dass er vergessen hatte, die Vorhänge richtig zu schließen, denn so drang ausgerechnet durch den kleinen Spalt das Licht und schien ihm genau ins Gesicht. Ein wenig blieb der Rothwardon noch liegen und döste vor sich hin, bis er sich dann endlich aufrappelte und schwerfällig aus dem Bett stieg. Er fühlte sich gut, ja, aber nicht so als könne er Bäume ausreißen. Der Jäger überlegte, als er sich seine Kleidung wieder anlegte, ob er sich noch baden sollte, entschied sich letztendlich aber dagegen. Erst einmal reise ich in die nächste Stadt und schau mich dort um, ein wenig was von der Provinz sehen. Das hier sieht mir alles zu sehr nach Rihad aus, ich bin schließlich nicht umsonst nach Cyrodiil gereist. Bevor Milan das Zimmer verließ, warf er noch einen prüfenden Blick in den Spiegel und strich sich mit den Fingern die wüsten Haare glatt und hinter seine Ohren zurück. Es war ein Wunder, dass sie ihn noch nicht beim Kämpfen gestört hatten. Schulterzuckend legte er die Hand auf die Klinke und verließ schließlich sein Zimmer.
    Unten im Gastraum wischte Wilbur gerade mit einem Lappen die Theke, als Milan die Treppe herunterkam. Auf sein „Guten Morgen“ nickte der Jäger nur knapp. „Ich hoffe ihr habt gut genächtigt“ und mit einem Blick auf die Kleidung Milans fügte er hinzu „und ihr wollt uns jetzt verlassen?“. Abermals nur ein knappes, aber freundliches Nicken von Milan, gefolgt von einem „Bis zum nächsten Mal“, welches auch wirklich so aufrichtig klang wie es gemeint war. Beim Verlassen der Herberge warf der Rothwardon noch einen Blick durch den Raum, konnte aber niemand anderen entdecken; dann stand er schon draußen auf der Straße und die Tür fiel hinter ihm ins Schloss.

    Draußen schaute sich Milan prüfend um. So früh am Morgen waren die Straßen, abgesehen von den Wachen, noch wie leergefegt. Bevor er aufbrach, beschloss er, sich noch ein wenig in der Stadt umzusehen, nicht dass er noch etwas verpasste. Langsam schritt er die Straße zum Hauptplatz mit den Gilden und dem Baum in der Mitte hinab und stoppte nur wenige Meter vom Ufer des kleinen Sees, an dessen anderen Ende sich die große Statue von Selkie von West Skerry befand. Eindringlich musterte Milan das Symbol, welches über die Stadt zu wachen schien. „Halb Mensch, halb….Fisch?“, fragte sich Milan selbst verwir t und halblaut. Gerne hätte er mehr über sie erfahren, aber ein Blick in die Umgebung sagte ihm, dass er allein auf dem Platz war. So wandte er sich der großen Kapelle zu und blieb vor ihrer Hauptpforte stehen. Er war nie besonders gläubig gewesen, bewunderte aber die handwerkliche Leistung dieser Gebäude. Nichtsdestotrotz konnte er mit diesem Gotteshaus nicht viel anfangen, so schaute er sich weiter um, konnte aber bis auf eine etwas verfallen aussehende Villa nichts Interessantes mehr entdecken. Trotzdem eine schöne Stadt, ohne Zweifel. Mit diesem Fazit im Kopf schritt der Rothwardon auf das Haupttor der Stadt zu, durch das er am Tag zuvor nach Anvil gelangt war. Die Wachen musterten ihn kurz mürrisch, bevor sie ihn hinausließen und die schwere Pforte hinter ihm donnernd schlossen. Zielstrebig bewegte sich Milan auf die Stallungen zu und klopfte an die Tür. Es tat sich nichts. Abermals klopfte der Rothwardon, aber noch immer war von drinnen kein Mucks zu hören als das Wiehern und Hufschaben der Pferde. „Ich trete hier die Tür ein wenn ich nicht gleich an mein Pferd komme…“, knirschte Milan leise in sich hinein und war sichtlich genervt. Gerade als er ein drittes Mal an die Tür hämmern wollte, wurde sie schwungvoll aufgerissen und der untersetzte Dunkelelf von gestern schaute ihn mit blutunterlaufenen Augen an. „Mein Pferd, bitte…“, meinte Milan übertrieben freundlich, nachdem er einen Blick ins Inneren geworfen und festgestellt hatte, dass sein Pferd das einzige war. „5 Septime“, bellte der Dunmer barsch und hielt die Hand auf. Der Jäger bezahlte den Mann und erhielt daraufhin sein Pferd, und sogleich donnerte die Tür hinter ihm mit einem lauten Knall zu. Milan schüttelte amüsiert den Kopf. „Ich bin zwar auch kein Morgenmensch, aber sowas bring selbst ich nicht fertig“. Behände schwang er sich in den Sattel und lenkte das Reittier zu den Schildern am Wegesrand. Kvatch….Skingrad….Kaiserstadt. Gut, dann wohl zuerst Kvatch.

    Nach einem ereignislosen Ritt, bei dem Milan an zwei Herbergen vorbeikam, stand er schließlich an einer Weggabelung. Der rechte Weg war mit Skingrad und der Kaiserstadt beschildert, der linke, welcher eine kleine Steigung besaß, mit Kvatch ausgewiesen. Nur war der zweite Weg mit Baumstämmen versperrt, welche wie eine Barriere über die Straße gelegt waren, und das Schild, auf welchem Kvatch in goldenen Lettern stand, war notdürftig durchgestrichen. „Was hat das zu bedeuten? Dass Kvatch nicht zugänglich ist? Wer weiß. Bevor ich jedoch irgendwelche Städte aufsuche, welche es laut dem Schild gar nicht mehr gibt und so noch mehr Zeit verschwende, reite ich lieber nach…“, Milan blickte zu dem Schild und las ab, „…Skingrad“. Sogleich drückte er dem Pferd seine Fersen in die Flanken und ritt in flottem Tempo den Weg weiter Richtung Skingrad.

    Am frühen Nachmittag kam endlich Skingrad in Sicht, und als Milan auf die Ställe zuritt, breiteten sich links und rechts des Weges lange Weinreben aus. An den Zäunen stand jeweils ein Schild. „Surilie-Weingut“, und er drehte den Kopf zu anderen Seite, „und Tamika-Weingut. Eine Weinstadt also?“. Weiterhin lenkte er das Pferd auf die Stallung zu und gab es schließlich auch dort ab, war aber in Gedanken weiterhin bei dem Weingut und beschloss, dort mal vorbei zu schauen, bevor er in die Stadt ging. Der Hochelf führte das Pferd auf die Koppel und der Rothwardon wand sich dem Tamika-Weingut zu.
    Auf den Weinfeldern schufteten die Arbeiter an den Weinreben. Sie lockerten den Boden mit Haken auf und entfernten größeres Unkraut. Milan schritt den Weg zwischen den Trauben entlang auf das kleine, untersetzte Holzhaus in der Mitte der Felder zu. Davor auf der Bank saß ein Waldelf mit gelockten schwarzen Haaren, einem grünen Hemd und Lederbeinschienen und –stiefel; in der Hand hielt er einen stählernen Bogen, und vor ihm auf dem Boden lag ein Köcher mit Pfeilen. Er machte einen verzweifelten Gesichtsausdruck und schaute abwesend vor sich auf den Boden. Neben ihm stand eine Rothwardonin mit langen schwarzen Haaren und einem mit goldenen Verzierungen gemusterten bräunlichen Kleid. Die Frau sagte etwas zu dem Bosmer, welcher daraufhin nur seufzte.
    Milan kam näher, und die Frau schaute auf und blickte dem Bestienjäger mit ihren braunen Augen direkt in die Seinen, bevor sie ihn dann im Ganzen von oben bis unten musterte. Er lächelte freundlich. „Wer seid ihr und was wollt ihr?“, sagte die Frau mit weicher, aber doch bestimmter Stimme. „Milan von Taneth mein Name. Mit wem habe ich denn hier das Vergnügen? Vielleicht kann ich helfen?“. Die Rothwardonin musterte abermals ihr Gegenüber leicht skeptisch, bis ihr Blick an dem Griff des Schwertes auf Milans Rücken hängen blieb. „Jaro, er glaubt er könne euch helfen…“, meinte sie mit einem Seitenblick auf den Bosmer, welcher daraufhin aufblickte. „Ich heiße Tamika, ich bin die Besitzerin dieses Weinguts hier. Das hier ist Jaro, ein Jäger aus dem großen Forst, der wohl eure Hilfe bedarf.“. Der Waldelf schaute zerstört aus, als er mit schwacher Stimme zu sprechen begann. „Diese verdammten Trolle haben mein Zuhause überfallen und mich aus dem Wald vertrieben; wie ein Wild haben sie mich aus dem Forst gejagt. Wer weiß, was sie gerade mit meiner Bleibe anstellen.“. Milan hatte aufmerksam zugehört. Das klingt nach einem ersten Auftrag, sehr schön. Trolle sind zwar nervig, aber jetzt nicht so kompliziert. Der Bestienjäger schaute von Tamika zu Jaro und wieder zu Tamika. „Ich denke, das ist zu schaffen.“. Daraufhin hellte sich das Gesicht von Jaro bedeutend auf, und auch Tamika schaute gleich viel freundlicher drein. Der Waldelf erhob sich. „Lasst uns aufbrechen, ich zeig euch meine Hütte!“, und zuversichtlich ging er an Milan vorbei Richtung Ställe. Tamika wand sich nochmal an Milan. „Wenn ihr es schafft und mal wieder in der Gegend seid, dann könnt ihr gern noch einmal vorbeischauen.“. Der Rothwardon war irritiert, wie nett diese Frau plötzlich war, und es kam ihm seltsam vor, aber er nickte und folgte dann dem Bosmer.
    Wieder an den Ställen angekommen, forderte Milan sein Pferd zurück. „Das macht 5 Septime“. „Was, aber ich habe es doch gerade eben erst abgegeben, wollt ihr mich über den Tisch ziehen?!“, erwiderte er etwas verblüfft. „Ihr habt es hierher gegeben, jetzt müsst ihr auch zahlen“, meinte der Hochelf hochnäsig und verschränkte die Arme. Gerade als Milan etwas näher trat und aussah, als wolle er dem Welfen an den Kragen, schritt Jaro ein. „Das geht schon in Ordnung, er gehört zu mir und hilft mir bei einer etwas heiklen Angelegenheit.“. Der Hochelf, welcher etwas eingeschüchtert zurückgewichen war, schaute zwischen Milan und Jaro hin und her und drehte sich dann Richtung Koppel; anscheinend konnte er gar nicht schnell genug von dem Rothwardonen wegkommen. Sogleich holte er die Pferde.

    Sehr viel sah Milan nicht von der Stadt Skingrad, als er hinter Jaro mit dem Pferd am Zügel der Goldstraße folgte. Ich werde nochmal hierhin zurückmüssen wenn ich die Stadt kennenlernen will.
    Nachdem sie wieder aus Skingrad heraus waren saßen sie auf den Pferden auf und ritten die Goldstraße entlang. Dabei saß Milan hoch auf einem Berg das große Schloss der Stadt und beschloss, auch das sich später anzusehen. Die Bäume wurden, je weiter sie ritten, höher und auch dichter, bis sie sich schließlich in einem Wald befanden; sie hatten den großen Forst erreicht. Am Wegesrand kam ein kleines Zeltlager in Blick, als sie schon etwas tiefer in den Wald geritten waren, an welchem Jaro anhielt. „Nehmt es mir nicht übel, aber ich trau mich nicht näher an diese Monster heran. Ich würde gerne hier warten bis ihr sie vertrieben habt“, und er schaute etwas betreten und peinlich berührt zu Boden und saß von seinem Pferd ab. Milan tat es ihm gleich und trat ihm gegenüber. „Ich lass mein Pferd bei euch. In welche Richtung muss ich?“. Der Waldelf deutet über seine Schulter nach Osten in den Wald. „Etwa fünf Minuten in diese Richtung.“. Milan nickte und verlagerte das Gewicht auf den anderen Fuß, schaute in die Runde und dann wieder auf den Elfen. „Was wir noch klären müssen, ist die Bezahlung…“, und abwartend musterte er den Bosmer. Dieser blickte zunächst etwas überrascht, dann aber resigniert. „Was veranlasste mich nur zu glauben ihr würdet das für den guten Willen machen. Aber sicher, auch ihr müsst von irgendwas leben. Was haltet ihr von einer Ladung Fell, welche ich eigentlich bei einem guten Händler zum Spezialpreis in der Kaiserstadt verkaufen wollte? Ihr könnt den Erlös haben, das ist mir meine Hütte wert.“. Was der Jäger aber verschwieg, war die Tatsache, dass sich die Felle in der Hütte befanden und er nicht wissen konnte, ob die Trolle sie nicht schon zerpflückt hatten. Milan aber willigte ein; so musste er zwar gleich danach in die Kaiserstadt, obwohl er eigentlich zurück nach Skingrad wollte, aber er hatte ja keinen Zeitdruck. So verabschiedete er sich von Jaro und schlug sich nach Osten durch das Unterholz Richtung Jägerhütte.

    Nach einer Weile erreichte Milan eine kleine Lichtung, auf der sich eine moosbewachsene Holzhütte befand. Der Jäger blickte sich um und griff nach seinem Schwert, konnte aber nichts und niemand entdecken. Er wog die Waffe in der Hand und bewegte sich langsam auf die Hütte zu, dabei sah er sich immer mal wieder um, damit ihm die Trolle nicht in den Rücken fallen konnten. Kaum war er nahe genug, hörte er Geräusche aus der Hütte. Ein leises, hohes Grunzen. Milan stutzte, solche Geräusche waren doch ungewöhnlich für Trolle. Es waren vielleicht noch zehn Meter bis zur Tür der Hütte, da öffnete sie sich plötzlich und mit lautem Krachen. In der Tür stand ein grüner Troll. Aber kein Gewöhnlicher, so wie Milan sie kannte; dieser hier hatte eine dunkelgrüne Farbe, was aber noch viel überraschender war: Der hier ging dem Rothwardonen gerade einmal bis zur Hüfte. Er war geradezu winzig im Vergleich zu den Trollen, die der Jäger sonst kannte. Die Überraschung war ihm wirklich ins Gesicht geschrieben und er entspannte sich ein wenig. Der Troll erblickte Milan und verharrte in der Bewegung; die kleinen Augen fixierten den Rothwardonen, und ohne einen offensichtlichen Anlass stürmte das kleine Monster plötzlich auf ihn zu, die kleinen scharfen Krallen hoch erhoben. Dieser kam sich irgendwie veralbert vor von diesem skurril wirkenden Angriff. Er ließ das Schwert sinken, und als der Troll fast bei ihm war, holte der Rothwardon mit dem Fuß aus und erwischte die Kreatur mit einem starken Tritt seiner mit Metallschienen verstärkten Lederstiefel genau auf dem Brustkorb. Der Troll fiepte, flog ein paar Meter durch die Luft, landete mit dem Rücken auf dem weichen Waldboden und rollte noch ein Stück, wo er weiter fiepend liegen blieb. Einen Moment lang schien die Zeit stillzustehen, und am Rande seines Blickfelds nahm Milan eine Bewegung im Inneren des Hauses wahr; kurz darauf schien sich die ganze Dunkelheit darin zu bewegen, und plötzlich stürmten aus der Hütte sechs weitere kleine Trolle auf den Rothwardonen zu; ganz offensichtlich wollten sie ihrem Artgenossen helfen, welcher immer noch wimmernd am Boden lag. Milan erschrak und wich ein paar Meter zurück; die Trolle rannten weiter auf ihn zu. Aus Reflex hob der Jäger sein Schwert und wollte gerade seine Klinge an dem ersten Troll platzieren, als die ganze Gruppe plötzlich abbremste und auswich. Sie umzingelten Milan, griffen aber nicht an, sondern hielten gehörig Abstand.
    Abermals war Milan verwirrt. Diese Viecher hatten ganz offensichtlich Angst vor seiner Waffe, aber noch genug Rückgrat um nicht so einfach kampflos aufzugeben. Er überlegte fieberhaft. Töten wäre ein Leichtes, diese Trolle hier konnten nicht kämpfen; dennoch waren sie in der Überzahl, also durfte er ihnen keine Möglichkeit geben, es sich anders zu überlegen und einen Gruppenangriff zu starten.
    Die Lösung war einfach, aber effektiv. Ohne einen Ansatz zu zeigen machte Milan zwei schnelle Ausfallschritte und war sogleich an einem der Trolle heran. Er holte wieder wie vorhin mit dem Fuß aus und trat den Troll, ähnlich wie den ersten, trocken und hart vor den Brustkorb, sodass dieser davonflog und unsanft auf dem Boden landete. Die verbliebenen fünf wollten auf Milan los, dieser aber drehte sich blitzschnell zu ihnen und hob bedrohlich wieder das Schwert, sodass sie abermals abbremsten und zögerten. Einer von ihnen rutschte noch etwas auf Milan zu, dieser nutzte die Gelegenheit, holte mit der Linken aus und traf den Troll mit seiner Faust an der linken Kopfhälfte. Wie ein nasser Sack fiel die grüne Kreatur in sich zusammen und blieb, sich leicht windend, liegen. Die verbliebenen vier wirkten unsicher, was sie tun sollten, ihre Augen bewegten sich zwischen ihren drei gefallenen Artgenossenen hin und her. Mittlerweile reichte die kleinste Bewegung Milans, um die Trolle in helle Aufruhr zu versetzen und ein paar Versuche des Bestienjägers, eine weitere Kreatur auszuschalten, liefen ins Leere. Er brauchte nun eine andere Taktik. Unauffällig sah er sich auf dem Boden um und entdeckte einen kleinen Stein. Diesen hob er langsam auf, die Trolle beobachteten ihn dabei genauestens. Dann, plötzlich, warf Milan den Stein auf die Trolle, welche zur Seite wegsprangen. In demselben Moment aber lief der Jäger etwas versetzt zur Wurfrichtung los und kam so genau bei einem zur Seite gesprungenen Troll an, welchen er abermals mit einem Tritt von sich wegbeförderte; dieser flog, bedingt durch den Anlauf, besonders weit und rollte auch noch ein Stück. Vor Schmerzen quiekend richtete er sich auf und blickte in Milans Richtung; auch die anderen, die er ausgeschaltet hatte, erhoben sich wieder und krochen und humpelten vor ihm davon Richtung Waldrand. Die drei verbliebenen gesunden Trolle stutzten und schauten ihren Artgenossen hinterher. Dann aber gaben sie klein bei und zogen sich in dieselbe Richtung zurück, bis sie schließlich im Gebüsch verschwanden.
    Milan entspannte sich und blickte noch einmal prüfend zum Waldrand. Trolle sind lernfähige Kreaturen, gerade solche jungen. Sie werden sich diese Lektion merken und so schnell nicht wieder hierherkommen. Er ging auf die Hütte zu und wagte einen Blick hinein. Die Trolle hatten einiges an Verwüstung angerichtet, was aber nicht anders zu erwarten war. Er schloss die Tür und begab sich zu Jaro zurück.
    Nachdem er diesen verständlich gemacht hatte, dass die Trolle weg waren, begab er sich mit ihm wieder zur Hütte, um seine Belohnung entgegen zu nehmen. Zunächst aber lamentierte der Bosmer über die Zerstörung in der Hütte und wie nervig und widerlich diese „riesigen“ Biester doch waren. Wohl noch nie einen richtigen Troll gesehen, der hätte dir wohl dein Haus abgetragen, dachte Milan schmunzelnd und wartete in der Tür. Dann endlich öffnete Jaro eine Kiste und nahm einen Packen Felle edelster Qualität heraus. Er reichte sie Milan mit einer gewissen Traurigkeit über den Verdienstausfall, aber es war ihm auch deutlich anzusehen, dass er froh war, wenigstens seine Hütte wiederbekommen zu haben. Milan wog die Felle in der Hand und zählte sie durch. Es waren elf Stück. „Ich danke euch wirklich für die Hilfe gegen diese Bestien…“, versicherte Jaro nochmals, als Milan die Felle auf dem Rücken seines Pferds verstaute und aufsaß. „Sagt, wo geht es zur Kaiserstadt? Ich bin fremd hier und…“, aber Jaro unterbrach ihn. „Dass ihr hier fremd seid sieht man euch an. Reitet einfach den Weg zur Hauptstraße zurück und folgt dieser dann weiter, immer der Nase nach. So könnt ihr die Kaiserstadt nicht verfehlen.“. Milan verabschiedete sich und tat wie ihm geheißen.

    Als er nach einer Ewigkeit endlich den Wald verließ, führte der Weg bergab. Unten sah man den Rumare-See, und in seiner Mitte baute sich die Kaiserstadt mit ihren gewaltigen Stadtmauern und dem alles überragenden Weißgoldturm auf. Milan verharrte einen Augenblick und ließ das Bild auf sich wirken, bis er dann seinen Weg nach Norden fortsetzte, Richtung Haupttor der Kaiserstadt, wobei er immer noch überlegte, was Jaro mit seiner Anspielung auf das Fremdsein meinte…


    Die Geschichte wird im Gruppenthread "Von Ruinen, Skamps und anderen Gefahren" fortgesetzt.
    Geändert von KingPaddy (07.07.2011 um 19:04 Uhr)

  12. #12

    Chorrol->Nach dem Kampf am Oblivion Tor

    Eine Gestalt in Schwarz näherte sich. Sie blieb vor Jeren stehen, der noch immer auf dem modrigen Waldboden lag, legte einen Bogen zu seiner rechten Seite auf den Boden und setzte sich dann zu Jeren’s linker Seite. Mit einer Hand stützte sie sich ab. Mit der anderen spielte sie an einer schwarzen und glatten Kugel herum. Flammen umhüllten sie. „Du weißt, dass…“, Ser-Kueij brach ab. Er suchte nach den richtigen Worten. „Unfälle passieren Jeren. Es war nicht deine Absicht. Ich verstehe dich, deine Trauer und deine Scham. Aber du hast keinen Fehler gemacht, du warst nicht übermütig oder dumm. Du wolltest auch niemandem beweisen wie stark du bist. Du hast einen Menschen getötet. Ich weiß das hört sich hart an. Aber du hast heute viel für die Bürger von Chorrol getan. Du hast viele Menschen gerettet, für den Preis eines einzelnen. Versteh mich nicht falsch, ich finde auch das Trauer angebracht ist. Aber du liegst hier schon seit zwei Stunden. Es wird nicht besser wenn du hier liegst. Du musst dich ablenken. “

    Der Tod war für Jeren keine alltägliche Sache. Es war eine Sache Tiere zu jagen. Eine andere, „böse“ Dämonen, die Unschuldige töten und seine Welt vernichten wollen. Aber es war etwas ganz anderes selber Unschuldige Jünglinge zu töten, sei es ein Unfall oder nicht. Überhaupt war der Tod für Jeren eine pikante Sache. Er hatte nur einmal Menschen sterben sehen und das war der Tod seiner Familie. Seine Reaktion darauf war es 9 Jahre lang durch die Wälder zu ziehen. Wie er jemals damit klar kommen sollte selber einen Menschen getötet zu haben, konnte er sich nicht vorstellen.

    „Ich habe auch Menschen töten müssen, als ich fliehen wollte. Auch Unschuldige. Ich musste auch viele Freunde und Verwandte sterben sehen. Trotzdem versuche ich nicht Gras zu werden. Komm schon Jeren.“ Ser-Kueij verpasste ihm einen leichten Stoß in die Rippen. „Wie bist du damit fertig geworden?“, fragte Jeren. „Nun zu Anfang hab ich mich auch zurück gezogen und mich bemitleidet. Aber ich hab früh genug erkannt, dass es alles nur schlimmer macht. Dadurch, dass du hier rumliegst, wird er auch nicht wieder lebendig. Ich hab mich abgelenkt, durch Training. Dann habe ich angefangen zu reisen. Du musst einfach akzeptieren was geschehen ist. Nichts was du tust kann ihn zurückholen.“ „Ich habe einen Menschen umgebracht Ser-Kueij. Ich habe nichts Dummes getan. Ich habe schlicht und einfach einen Menschen umgebracht.“ „Und?“ „Und? Und! Mehr hast du dazu nicht zu sagen?“ „Alles was gesagt werden musste habe ich schon gesagt. Ich kann es alles noch drei Mal wiederholen, aber es wäre lächerlich. Du bist siebenundzwanzig verhältst dich aber wie ein fünfzehnjähriger. Es herrscht Krieg, Jeren. Solche Dinge werden noch öfter passieren. Ich sage nicht, dass du das, was passiert ist, vergessen sollst. Es ist ein wichtige Lehre in deinem Leben, glaub mir. Aber wie ich schon gesagt habe, hier zu liegen und zu trauern wird ihn nicht zurückholen. Wenn ich mich nicht irre wird die Stadt bald wieder angegriffen. Wenn du dann immer noch hier liegst kannst du dich wirklich schämen. Aber wenn du es wieder gut machen willst, solltest du jetzt mit mir kommen und zu Kräften kommen, damit du bereit bist. Ich bin mir sicher, dass du einige Fragen hast und ich werde sie auch möglichst alle beantworten. Komm.“ Ser-Kueij reichte Jeren eine Hand. Ser-Kueij hatte Recht. Und ihm war von Anfang an klar, dass er es nicht grade besser machte. Aber nach einem solchen Ereignis brauchte man einen Freund der es einem klar machte. Jeren ergriff die Hand des Argoniers und der schien erleichtert. „Außer mir hast du aber niemanden mehr gesehen, oder?“, fragte der Argonier. „Nein, wen hätte ich denn noch sehen müssen?“ Ser-Kueij schien erleichtert und einen Moment zu überlegen. „Niemanden. Schon gut. Vergiss deinen Bogen nicht.“

    In der Stadt verabschiedeten die Beiden sich und verabredeten sich in einer Stunde in Jerens Zimmer zu sein. Jeren meinte er hätte noch was zu erledigen und Ser-Kueij wollte bei Marus vorbeischauen und ihm ein paar Dinge erklären. „Guten Tag“, begrüßte ihn Renoit, „Kann ich etwas für sie tun?“ „Ich suche ein Buch, welches beschreibt, welches Sternzeichen zu welchem Monat gehört.“ „Oh natürlich, so etwas müsste ich noch gewiss haben.“ Renoit schlenderte zu einem der Regale und hatte es nach nur wenigen Sekunden gefunden. „Bitte sehr. Nur 10 Septime.“ Jeren drückte ihm das Geld in die Hand, bedankte sich und ging. Er wusste, dass seine Vermutung zutraf. Aber man setzt trotzdem das letzte Puzzel Stück ein, auch wenn man das Bild schon vorher erkennen kann. In seinem Zimmer legte er seine Ausrüstung ab, zog seine Stadtkleidung an, säuberte sich ein wenig, ging runter um Bier und Essen zu bestellen, wartete bis alles fertig war, ging zurück und setzte sich auf einen der beiden Stühle an dem kleinen Tisch in seinem Zimmer. Dann schlug er das Buch auf und suchte nach „Zweite Saat“. Er hat es schnell gefunden: Schatten.

    Es war mitten in der Nacht als sein Freund kam. Jeren hatte Essen und Bier in sein Zimmer gebracht, denn er wollte sicher gehen, dass ihnen niemand zuhörte. „Hallo, Schattenschuppe“, begrüßte Jeren ihn. Es war nicht wütend gemeint oder genüsslich, es war einfach nur ein Fakt, den Jeren aussprach. Ser-Kueij schien für einen Moment überrascht. Dann lächelte er. „Ich wusste, dass du es rausfinden würdest.“ Jeren deutete auf den freien Platz gegenüber ihm. Ser-Kueij setzte sich behutsam. Er war leicht angespannt, denn er konnte nicht so recht einschätzen was Jeren durch den Kopf ging. „Was war Ausschlag gebend?“ „Nun ja, sagen wir mal du bist ein schlechter Lügner“, sagte Jeren lächelnd. „Du wurdest immer nervös wenn ich dich auf Dinge hinwies, die nicht so recht zu deiner Geschichte passten und es war schwer nicht zu bemerken, dass du etwas verheimlichen wolltest. Aber als ich dich kämpfen sah, war mir klar, dass irgendetwas nicht stimmte.“ Ser-Kueij deutete auf das Buch über Sternzeichen. „Vielleicht hätte ich dir nicht mein wahres Sternzeichen nennen sollen.“ Sie schwiegen für einen Moment. „Ich konnte nicht anfangen schlecht zu kämpfen, nur damit du keinen Verdacht schöpfst. Es ging immerhin um Menschenleben. Zumal ich vorhatte es dir irgendwann zu sagen. Aber du bist aufmerksam und clever, Jeren. Du hättest es auch ohne mich Kämpfen zu sehen und das Sternzeichen herausgefunden. Ich verstehe, dass du wütend und enttäuscht bist, aber…“ Jeren unterbrach ihn mit einem Kopfschütteln. Ser-Kueij blickte traurig in seinen Bierkrug. „Ich dachte mir schon, dass es so kommen würde. Ich verstehe dich auch. Ich habe schreckliche Dinge getan. Vor allem habe ich gesagt, dass du aufhören sollst zu trauern, obwohl ich so viele Menschenleben genommen habe. “ „Ich bin nicht wütend oder enttäuscht“, sagte Jeren. Ser-Kueij sah ihn an. „Du solltest wissen, dass ich keine Vorurteile hege. Immerhin bist du hier in Chorrol und rettest Menschen und bist nicht in Schwarzmarsch und tötest sie. Bevor ich über irgendetwas urteile, möchte ich, dass du mir deine wahre Geschichte erzählst.“ Der Argonier grinste breit. „Ich dachte mir schon, dass du so bist Jeren. Wenn du einen Mörder triffst, wirst du ihm nichts tun, ohne mit eigenen Augen zu sehen wie er jemanden umbringt. Du wirst dir erst seine Rechtfertigung anhören und du wirst durchschauen wenn er lügt, denn du erkennst was da ist und du bist intelligent genug ihm zu glauben, aber auch intelligent genug seine Lügen zu erkennen. Denn du hast eine besondere Eigenschaft, die nur wenige haben.“ „Und die wäre?“, fragte Jeren verwirrt. „Neutralität. Du hast absolut keine Vorurteile Jeren. Es geht sogar soweit, dass du jeden einzelnen Menschen auf eine Stufe stellst. Und das kommt davon, dass du solange in Abgeschiedenheit gelebt hast. Während du von der Natur umgeben warst, waren andere von Menschen umgeben. Ein Kaiserlicher wird sagen, ein Nord betrinkt sich, Ein Khajit stiehlt, ein Altmer ist arrogant, ein Ork dumm. Denn er lebt unter diesen Rassen und er hat früh gelernt auf diese Vorurteile zu vertrauen, egal ob er es selbst erlebt hat oder nicht. Er sieht nun mal das, was er sehen will. Du hast aber erst in dem Moment angefangen zu lernen, als du den Wald verlassen hast. Du hast Nord trinken und grölen sehen, aber du wirst nur sagen, dass es Nord gibt, die trinken und grölen, aber du wirst nie das Gegenteil ausschließen oder alle Nord anhand dieses einen Erlebnisses verallgemeinern. Du siehst was tatsächlich da ist und nicht wovon du denkst, das es da sein sollte. Und das ist wunderbar, Jeren.“ Jeren hatte zugehört ohne sich auch nur zu rühren. Das was der Argonier sagte war nichts Neues in dem Sinne. Er wusste auch so, dass er keine Vorurteile hatte. Aber so wie der Argonier es sagte, klang es wie eine göttliche Gabe und das ließ ihn nachdenklich werden. Jeren wollte nicht unbedingt etwas besonderes sein. Es war keine übertriebende Bescheidenheit, es war eher eine Akzeptanz, das es nun einmal so war und man nichts dran ändern könne, aber trotzdem könne er mit sich zufrieden sein. „Du bist doch nicht sehr viel anders oder?“, fragte er Ser-Kueij. Der lachte auf. „Oh doch Jeren. Glaube mir, Keiner, der sein ganzes Leben in der Gesellschaft verbracht hat, und erst recht kein Assassine kann ohne gewisse Vorurteile leben. Glaube es oder nicht, aber die Fähigkeit zu sehen was wirklich da ist macht dich sehr mächtig.“ Jeren nickte langsam. „Wo du schon anfängst von Assassinen zu sprechen: Erzähl deine wahre Geschichte. Und diesmal fängst du nicht wieder mit einem Vortrag über meine besonderen Fähigkeiten an.“ „Wenn du es nicht einsehen willst, muss es ja einer für dich tun.“ Die beiden Freunde grinsten. Sie kannten sich erst seit zwei Tagen, aber schienen sich schon ewig zu kennen. „Dann fangen wir mal an.“

    Der Argonier wurde wieder ernst. „Wo fangen wir am besten an? Hmm…ich war eine Frühgeburt. Eigentlich sollte ich zwei Monate später geboren werden. Somit wäre ich unter dem Sternzeichen des Magiers geboren worden. Aber meine Mutter bekam, warum auch immer, die Wehen zu früh. Somit wurde der Schatten mein Sternzeichen.“ Er überlegte einen Moment. „Heute bin ich mir gar nicht so unsicher, dass die Schattenschuppen etwas damit zu tun haben. Sie kennen Wege und Mittel. Und ich traue ihnen auch zu zu solchen Mitteln zu greifen und neue Rekruten zu erwerben. Denn weißt du, Jeren, Schattenschuppen gehören zu Argoniens höchsten Gütern. Als Kämpfer haben Argonier keine Chance gegen Orks und Nord, als Magier sind sie zwar überaus fähig, aber auch nichts Besonderes. Als Diebe sind sie mit den Khajit gleich auf, aber als Assassinen sind sie am stärksten, glaube mir.“ Er machte eine Pause und nahm einen Schluck Bier. „Nun ich wurde also unter dem Schatten geboren und meine Eltern wussten, dass mein Schicksal damit vorherbestimmt war. Als Bestätigung kam am nächsten Tag ein Rekrutierer der Schattenschuppen und verkündete feierlich, dass ich mit Erreichen meines sechsten Lebensjahres von den Schattenschuppen aufgenommen werde, um zu einem von ihnen zu werden. Du weißt sicher was es Bedeutet in Schwarzmarsch eine Schattenschuppe zu sein?“ „Es ist eine große Ehre.“ „Es ist das größtmögliche Glück, was einen ereilen kann, sagt man. Eltern einer Schattenschuppe sind sehr stolz und stehen besser in der Gesellschaft dar. Man selber hat große Macht. Es ist egal ob man aus einer Farmerfamilie kommt, denn ist man eine Schattenschuppe wir man behandelt wie ein Adeliger. Zumal man auch tatsächlich die Möglichkeit bekommt, dem König zu dienen und von seiner Majestät persönlich Aufträge entgegenzunehmen. So sollte es sein Jeren. Aber es lief nicht so und aus meiner Sicht ist das ein großes Glück.“ Er schwieg wieder für einen Moment. Er sah nicht traurig aus oder sehnsüchtig oder verkrampf, sondern einfach nur nachdenklich.

    „Nun ich wurde sechs und der besagte Argonier kam erneut um mich abzuholen. Hätte ich damals nur gewusst was meine Eltern dachten. Sie waren sehr ehrenvolle Leute. Wir lebten in Sturmfeste, der Hauptstadt. Meine Mutter war Magd, mein Vater Alchemist. Sie waren nicht immer mit dem zufrieden was in Schwarzmarsch so passierte. Aber sie blieben still, denn sie hatten ein gutes Leben und einen Sohn und wollten beides nicht aufs Spiel setzten. Sie waren auch mit den Schattenschuppen nicht einverstanden. Sie hielten es einfach nicht richtig, dass jemand, der Menschen umbrachte, auch noch so viel Macht, Möglichkeiten, Geld und Ehre besaß. Aber wie gesagt, sie schwiegen und versuchten möglichst stolz auf ihren Sohn zu sein, der nichts für sein Schicksal konnte.“ Er atmete tief durch. Diesmal war er ganz sicher traurig. Jeren meinte, dass er sogar eine Träne gesehen hatte. Ser-Kueij schüttelte den Kopf und fuhr fort. „Bei dem Quartier der Schattenschuppen…nun es ist kein Quartier sondern das Königshaus. Eine richtige Assassinengilde gibt es in Schwarzmarsch nicht. Doch der König kann sie aus allen Ecken Tamriels zu sich pfeifen, damit sie seine Drecksarbeit verrichten. Also… dort angekommen traf ich noch auf andere, die mein Schicksal teilten. Mit einem von ihnen, Tahreen, war ich später befreundet. Mit einem anderen führe ich noch bis heute eine Blutfede.“ Auch diesmal unterbrach er sich und überlegte mit trauriger Miene. Nachdem er ein müdes Lächeln zu Stande gebracht hatte sprach er weiter. „Wir bekamen die Wahl zwischen Morag Tong und Dunkler Bruderschaft. Tahreen, mein besagter Erzfeind und Ich entschieden für die Bruderschaft, die anderen für die Morag Tong. Weißt du, die Morag Tong hat Macht in Morrowind ähnlich der Schattenschuppen in Schwarzmarsch. Aber ich dachte mir, dass die Ausbildung bei der Bruderschaft besser sein würde oder ich dort zu mindestens mehr lernen würde. Ein Angehöriger der Morag Tong kann sein Opfer mitten auf einen großen Platz stellen, ihn mit Fackeln und Laternen beleuchten, warten bis sich die ganze Stadtbevölkerung versammelt hat und ihn dann umbringen. Wenn die Wachen angerannt kommen, zeigt er seinen Erlass vor und alles ist gut und er geht mit einem fröhlichem Pfeifen nach Hause als wäre nichts passiert. Mit den Erlässen droht ihm keine Gefahr, zumindest keine von den Wachen. Seine Opfer können sich natürlich immer noch wehren. Die Bruderschaft hingegen ist geheimer. Sie bietet so etwas wie einen Nervenkitzel und das führt dazu, dass man mehr aufpasst und mehr lernt. Ich habe keine Erfahrung in der Morag Tong gemacht, aber ich bin mir sicher, dass wenn es ums anschleichen und heimliche Attentate geht, die Bruderschaft um einiges besser ist. Man braucht es einfach zum Überleben und um Aufzusteigen in der Bruderschaft. Nach einiger Zeit entwickelt man sowas wie Instinkte. Man merkt sich wie man gegen wen am besten vorgeht. Als es dann wirklich um mein Überleben ging, habe ich bemerkt wie sehr mich dieser Nervenkitzel oder diese Angst geprägt hat.“ Pause und ein Schluck Bier.

    „Wir waren ja noch sehr jung, da hat man uns natürlich noch keine Aufträge machen lassen. Stattdessen wurden wir ganz normal ausgebildet. Das besondere an Schattenschuppen ist, Jeren, das sie kein Gewissen haben. Mit sechs Jahren geht es in deinem Leben nur ums Töten, da denkst du nicht drüber nach ob es richtig so ist. Und auch Tahreen, Ich und Skereas dachten nicht darüber nach. Und naja…das war es dann fürs erste. Die Ausbildung ging gut voran und mit dem Erreichen unseres zwölften Lebensjahres bekamen wir die ersten Aufträge. Nichts besonderes, nur sowas wie einen Streit zwischen Bauern schlichten. Aber halt auf Art der Dunklen Bruderschaft. Ich weiß noch mein erster Auftrag…es war ein so gutes Gefühl. Kein Gewissen zu haben ist das schlimmste, was dir passieren kann, Jeren, denn dann wirst du zum Monster. Ich habe mich wie ein Gott gefühlt…“ Er schüttelte den Kopf. „Mit vierzehn bekamen wir auch schwierigere Aufträge. Mit fünfzehn kam dann so ein seltsamer Argonier in die Bruderschaft, auch eine Schattenschuppe. Er war so freundlich und strahlte so eine Aura aus, in der man sich wohlfühlte. Er machte auch den Eindruck über das Schicksal der ganzen Welt Bescheid zu wissen.“ Er überlegte wieder, doch diesmal länger und angestrengter. „Ich hab keine Ahnung wer er war oder wie er überhaupt hieß. Nicht einmal die Sprecher wussten woher er kam. Aber er war eine Schattenschuppe und da fragte man nicht unbedingt nach. Seit dem Tag wurde er zu einer Vaterfigur für Tahreen und mich. Skereas hat er seltsamerweise immer ausgeschlossen, so als wüsste er, dass wir in der Zukunft planen würden zu fliehen und Skereas nicht. Als wir mal keinen Auftrag hatten wir er uns beide zu sich und meinte er könnte uns eine ganz besondere Ausbildung bieten, etwas, das nur erfahrene Schattenschuppen lernen konnten. Wir waren jung und fühlten uns geschmeichelt, zumal er einen so vertrauenserregenden Eindruck machte, dass wir nicht nein sagen konnten. Außerdem spürten wir schon damals, dass er sehr mächtig war. Und das war auch gut so. Er brachte uns tatsächlich viel bei. Seine Techniken basierten auf dem Körper eines Argoniers. Er zeigte uns wie wir unsere Krallen, Zähne und unseren Schwanz zu einer effektiveren Waffe machen, als ein Dolch es sein konnte. Nun das Ergebnis hast du ja gesehen.“ Jeren nickte.
    „Und dann fing es so langsam an. Wir waren sechszehn und bekamen nun schwierige Aufträge, die wir zu zweit oder zu dritt erledigten. Erst da merkte ich in welche Richtung sich Skereas entwickelt hat. Er war skrupelloser als alle Assassinen die ich kannte. Anscheinend ärgerte es ihn mehr, dass er nicht mit uns unterrichtet wurde, als er tatsächlich zugeben wollte. Wenn wir einen Mann umbringen mussten, der Frau und Kind besaß, wirkte er einfach einen Feuerball mit Flächenwirkung um ihn nicht zu verfehlen und tötete Frau und Kind mit. Wenn er sich von Leuten Informationen besorgte, tötete er sie anschließend. Zumal wurde er unfassbar arrogant. Ich meine es ernst, es gibt niemanden, der arroganter ist als er, ohne daran zu sterben.“ Ser-Kueij’s Miene wurde zornig. Er atmete ein paar Mal tief durch und fuhr fort. „Und ab diesem Moment fing ich an ein Gewissen zu entwickeln. Die Leute, die wir töteten, waren größtenteils unschuldig. Es war nur jemand da, der sie tot haben wollte und dafür ein wenig Gold springen ließ. Ich fing an das zu hinterfragen was wir taten. Das was Skereas tat hielt ich zwar auch vorher für falsch, aber ich fand es auch nicht mehr richtig für Gold Menschenleben zu nehmen und Gott zu spielen. Ich beobachtete Männer, die ich töten sollte. Wie sie nach Hause kamen und sich freuten Frau und Kind zu sehen. Wie sie ihre Familie liebten. Wenn ich sie töten würde, hätte die Familie kein Einkommen mehr und ich würde Frau und Kind praktisch mit umbringen, so wie Skereas. Aber das letzte, was ich wollte war, wie er zu werden. Ich sprach mit Tahreen darüber. Er war ein sehr guter Freund, sehr vertraulich. Wenn man ihm erzählen würde, dass man versuchen wird, den König umzubringen, würde er nicken, sagen das er sich einem nicht anschließen wird und es auch nicht billigt, aber er wird einen nicht aufhalten. Mit ihm konnte man sehr gut reden. Überhaupt war er sehr still und nachdenklich. Er verabscheute nicht was er tat, aber er freute sich auch nicht darüber. Und mein Glück war, dass er meine Meinung teilte. Ich weiß nicht was uns dazu brachte, zu denken, dass es falsch war Menschenleben zu nehmen. Vielleicht war es Skereas, der nur so wurde wie er ist, weil dieser seltsame Argonier ihn nicht mit trainieren ließ. Vielleicht war es auch dieser Argonier selbst, der etwas ausstrahlte, das uns nachdenklich werden ließ. Ich bin mir aber ziemlich sicher, dass es damit zusammenhängte, dass wir schwierigere Aufträge bekamen. Vorher bestanden die Aufträge darin, auf eine Farm zu gehen und den örtlichen Farmer zu töten. Nach einer fünfzehn Minuten war der Auftrag erledigt. Aber als die Aufträge schwieriger wurden, musste man mehr spionieren und herausfinden. Du triffst Menschen die deinem Auftragsziel nahe stehen, du spionierst im hinterher und siehst, dass er eine Familie war. Vorher wurde mir nicht wirklich klar, dass das Ziel nun…ein Mensch war. Du hast ihn vorher „einfach“ getötet. Aber später fing ich erst an zu begreifen, dass er einen Platz auf der Welt hatte und wir kein Recht hatten einfach über sein Leben zu entscheiden. Natürlich haben wir nicht nur unschuldige getötet. Wir haben Leute getötet die den Tod klar verdient hätten, wie Mörder und Männer, die ihre Frau und ihr Kind für eine andere Frau verließen. Aber dennoch haben wir nicht mehr Recht darüber zu urteilen, als jeder andere auch.“ Er machte einen Eindruck als wäre er wütend auf sich selbst. „Du weißt nicht was dass für ein schreckliches Gefühl ist, Jeren. Du machst etwas schon beinahe zehn Jahre lang und du denkst du wirst es noch dein ganzes Leben lang tun. Du hältst es für richtig, du fühlst dich gut dabei, du willst es tun. Und dann auf einmal wird dir klar, dass das was du tust, das schlimmste und grausamste ist, was man mit seinem Leben anstellen kann. Zehn Jahre lang war dein Leben ein einziger Fehler! Verdammt ich hab mich gefühlt wie ein Gott, ich bestimmte wer leben durfte und wer nicht! Und dann fällst du aus allen Wolken und denkst, dass du es verdient hast zu sterben. Dieses Gefühl kann einen zerreißen.“ Der plötzliche Wutausbruch überraschte Jeren. Er konnte sich bis dahin nicht vorstellen Ser-Kueij wütend zu erleben. Er konnte sich denken, dass er eine schwere Erfahrung für ihn war, aber er hatte selbst noch keine solche gemacht und konnte sich nicht ganz in Ser-Kueij reinversetzten. „So etwas verfolgt einen das ganze Leben lang, Jeren. Daher solltest du mir glauben, wenn ich sage, dass es besser ist sich abzulenken und nicht im Gras zu liegen und darüber nachzudenken.“ Er atmete tief durch. Einmal. Zweimal. Dann fuhr er fort, immer noch wütend und beschämt.
    „Schließlich trafen Tahrenn und ich den Beschluss die Bruderschaft zu verlassen, aber erst sobald wir in Sturmfeste zurück waren, den wir wussten, dass die Zeit kommt, wo der König unsere Dienste einfordert und uns zurückruft. Währenddessen rief der Argonier uns zu sich und verkündete, dass er von unseren Plänen Wind bekommen hat. Du weißt nicht was das für ein Schock war. Verräter der Bruderschaft werden auch so schon verfolgt mit dem Tode bestraft, aber die Kunde über eine verräterische Schattenschuppe verbreitet sich schnell und Schattenschuppen betrachten einen Verräter als größtmögliche Beleidigung. Das was die mit einem anstellen kann schlimmer sein als der Tod. Und wir hatten einen Meister vor uns der grade erfahren hat, dass wir Verräter waren! Er blickte zuerst ernst und wütend drein, dann lächelte er und sagte uns, dass man bei solchen Dingen aufpassen sollte, sonst gerät man in große Schwierigkeiten, aber wir sollten keine Angst haben, denn er würde uns helfen. Wir waren perplex und noch geschockter als vorher. Die Tatsache, dass wir überhaupt noch am Leben waren, war erstaunlich, aber dann sowas! Er sagte, dass er von Gildenhaus zu Gildenhaus reiste und Schattenschuppen suchte, die erkannten, dass es falsch was sie taten. Er meinte, dass er gleich erkennen würde ob sie solche Schattenschuppen waren oder nicht. Eigentlich bin ich nicht der Typ, der daran glaubt, dass man in einem Menschen sofort seine Zukunft sieht und wie er sich verändern wird, aber diesen Argonier glaube ich bis heute noch und das Problem ist, dass ich absolut keine Ahnung hab, was mich ihm glauben lässt. An ihm war an sich nichts Besonderes. Er lächelte oft und war sehr freundlich, aber ich habe schon gleich verstanden, dass sich in der Bruderschaft nicht nur die kaltblütigen Meuchelmörder, die nie auch nur lächeln und jedem einen bösen Blick zuwerfen, aufhalten. Es ist etwas an ihm, was weiß ich nicht. Er ist das größte Mysterium in meinem Leben. Ich weiß auch nicht warum er das alles getan hat und vielleicht bis heute auch noch tut. Es ist wahrscheinlich, dass er anderen Schattenschuppen, die wie Tahreen und ich waren, helfen wollte ihrem Schicksal zu entfliehen. Aber keiner wusste woher er kam und wer er war. Er ist…unfassbar und unbeschreiblich, die Art von Ereignis, die man nicht beschreiben konnte, sondern selbst erlebt haben muss. Auf jeden Fall sagte er noch, dass er ein professioneller Verräter war, der anderen auf der Karriereleiter eines Verräters helfen sollte. Unfassbar! Wir hatten den Schock unseres Lebens erlebt und er saß da und scherzte! Aber es half wenigstens um uns zu entspannen. Der nächste Schritt sei ein besonderes Training. Hmm…Ich frage mich, was aus ihm geworden ist….Nun ja seit neues Training bestand in dem Lehren der Magieschulen. Er brachte uns Zerstörung und Mystik bei, Zerstörung, weil wir noch gegen sehr mächtig Gegner bestehen mussten und wir ihm Nahkampf so gut waren, dass das einzige was uns noch beizubringen Sinn machte, Zerstörung war. Und Mystik, weil wir es brauchten, für das was er uns später beibringen wollte. Wir hielten es natürlich für sehr nützlich die Verwendung von richtiger Magie zu lernen. Wir haben zwar auch vorher schon Magie benutzt, aber nur schwache Zauber, wie Leben erkennen, Infravision, Leichte Schlösser Knacken, Bezaubern und so weiter. Aber mächtige Angriffszauber beherrschten wir noch nicht und für unser Vorhaben waren sie allemal nützlich. Wir lernten schnell, aber Zerstörung ist auch nicht wirklich kompliziert. Einen einfachen Feuerball kann jeder wirken, wenn er will. Bei Zerstörung geht es hauptsächlich darum, aus Magica zu negativer Form umzuwandeln und diese Form zu kontrollieren. Hört sich schwerer an als es ist, aber es ist wie mit der Zerstörung von Kvatch. Die Stadt wurde in einer Nacht zerstört, das Wiederaufbauen wird wahrscheinlich Jahre dauern. So ist das auch mit der Magieschule der Zerstörung. Ein Feuerball ist um ein Vielfaches leichter zu wirken als ein Heilzauber mit gleicher Stärke. Was einen Meister ausmacht ist, dass er immer größere Mengen an Magica in negative Form umwandeln kann, diese kontrollieren kann und weniger Magica für den gleichen Effekt benötigt. Ob Feuer, Eis oder Blitz macht keinen großen Unterschied, nur die pure negative Form, das direkte Lebensenergie-Schaden, ist schwerer als die anderen Formen. Aber der Argonier war nun mal ein sehr guter Lehrer und wird hatten es nach anderthalb Jahren drauf. Mit siebzehneinhalb begann dann die Ausbildung in Mystik. Hmm Mystik…Mystik ist…also wenn man die Schule der Mystik grundlegend verstehen will, muss man die Zauberei an sich verstehen. Zauber wie Leben-Erkennen und Telekinese haben zwar nicht viel mit dem Verständnis der für die Zauberei zu tun, aber wenn man ein Meister in dieser Schule werden will muss man es begreifen. Tahrenn fiel es sehr viel leichter als mir. Nach der relativ einfachen Schule der Zerstörung war Mystik umso komplizierter. Ich konnte selbst heute von den schwächsten Zaubern nicht die maximale Wirkung erzielen, aber das krieg ich wenigstens heute halbwegs hin. Aber Zauber wie Magie Absorbieren bzw. Reflektieren und Teleportation sind immer noch schwer zu wirken.“ „Du kannst dich teleportieren?“, unterbrach ihn Jeren erstaunt. „Nun ja…die richtige Teleportation haben nur mächtige Meister drauf, das was die normalen Mystikmagier wirken sind „Markieren“ und „Rückkehr“.“ „Nie davon gehört.“ „ „Markieren“ bewirkt, dass man den Punkt, wo man sich grade befindet mit einer Art magischer Handschrift markiert. Erst nachdem man das getan hat, kann man den Zauber „Rückkehr“ wirken. Dieser Zauber teleportiert einen dann, egal wo man sich grade befindet, zu dem markiertem Punkt zurück. Man kann aber nur zu dem Punkt zurückkehren, den man selber markiert hat, denn wie gesagt „Markieren“ erfolgt mit einer Art magischer Handschrift und jeder hat eine andere. Vielleicht können Meister zu von anderen Magiern markierten Punkten zurückkehren, aber das ist wirklich schwer und kompliziert und ich weiß nicht ob es überhaupt möglich ist.“ „Hast du einen Punkt, den du markiert hast?“ „Nein Jeren“, sagte Ser-Kueij traurig, „Ich hab keinen Ort an den ich zurückkehren kann.“

    Um sich abzulenken sprach er schnell weiter: „Auf jeden Fall hat mich das Erlernen dieser Schule drei ein halb Jahre gekostet. Wie gesagt die starken Zauber fielen mir im Gegensatz zu Tahreen schwer, aber ich hatte es soweit drauf. Vielleicht hätte ich es auch drauf gehabt, aber wir haben uns sehr viel mit dem besagten Verständnis für Magie beschäftigt. Der Argonier sagte, es sei sehr wichtig um ein guter Magier zu sein, egal in welcher Schule, denn wenn man es versteht, begreift man, was man tatsächlich tut wenn man Zauber wirkt und dann kann man sie…verändern.“ Jeren sah ihn fragend an. „Wie erklärt man das…hmm…guck einfach hin.“
    Dann hob Ser-Kueij die Hand und schien einen Zauber zu wirken, keinen mächtig, nur etwas in Richtung Schwacher-Feuerball-Zauber. Und dann brannte seine Haut plötzlich. Jeren schrie erschrocken auf, denn es geschah so plötzlich und Jeren hatte etwas ganz anders erwartet. Er blickte von der Hand zu Ser-Kueij, aber der betrachtete nur seine Hand und drehte sie vor seinem Gesicht. Dann blickte er zu Jeren und sagte mit einem Grinsen: „Ich hätte es auch mit Eis machen können, aber dann wäre es nicht so spektakulär gewesen und du hättest dich nicht erschrocken.“ Jeren bemerkte das die Hand nicht verbrannte, sondern einfach nur…brannte. „Was ist das für ein Zauber?“ „Es gibt keinen solchen Zauber.“ „Aber du hast ihn doch gewirkt, also muss es ihn doch geben.“ „Ah. Und genau das ist der Punkt.“ Der Argonier ließ die Flammen erlöschen, stattdessen wurde seine Hand von Frost bedeckt und kalter Nebel umhüllte sie. Auch diesmal kehrte sie in den Normalzustand zurück und dann durchzuckten feine Blitze seine Hand. Schließlich umgab ein roter Schimmer seine Hand. Zum Schluss schloss er die Hand zur Faust und die Hand blieb so wie sie sein sollte. „Diese nun…Auren sind nichts weiter als gewöhnliche Feuer-, Eis-, Blitz- und Leben-Schaden-Zauber, die ich manipuliert habe. Es sind ist eine Art Verzauberung, nur das sie nicht für immer ist, sondern so lange andauert wie ich will, und ich sie jedes Mal verändern kann, was mich aber natürlich auch Magica kostet. Jedes Mal wenn ich jemanden mit meiner Hand treffe, wird zusätzlich noch der Zauber, mit dem die Hand verzaubert ist, auf mein Ziel gewirkt. Das Wirken an sich kostet mich nicht mehr als ein normaler Zauber, nur wenn ich den Effekt anhalten will, verbrauche ich langsam und stetig Magica. Ich kann ihn so einstellen, dass er lange hält, aber dafür nicht so viel Schaden macht oder andersherum, er hält nur eine Berührung lang, dafür ist er aber sehr stark. Es hat den Vorteil, dass ich den Gegner nicht verfehle und anstelle von Berührungszaubern zu wirken auf meine Gegner einschlagen kann. Natürlich kann ich den Zauber auch auf Waffen wirken. Falls ich ihn nicht mehr brauche, kann ich ihn von meiner Hand lösen und auf meinen Gegner schleudern, wie einen normalen Zauber auch.“ „Und wie weit geht dieses verändern?“, fragte Jeren. Er war ehrlich gesagt, beeindruckt, hatte er sowas noch nie bei Bretonen, die nach Altmern die beste Magierrasse sind, gesehen. „Hmm schwer zu sagen. Es geht zu mindestens nicht ins komplette Gegenteil, heißt man kann mit Zerstörung nicht anfangen Heilzauber zu wirken. Ich kann es auch schwer einschätzen, denn ich beherrsche nur die Zerstörung und Mystik, wobei Zerstörung wie man es auch verändert, mehr oder weniger auf Schaden hinausläuft und Mystik auch so schon komplizier genug ist, als dass ich da noch groß was verändern kann. Aber ich kann so langsam Schilde mit Zerstöungszaubern wirken. Zum Beispiel kann man einen Feuerball in einen Feuerschild verwandeln, der einen dann vor Feuer schützt und zudem noch Gegner in dessen Reichweite Feuerschaden zufügt. Das klappt sogar mit Leben-Schaden-Zaubern, denn dann erhält man einen Schild, der einen vor physischen Angriffen schützt und der Lebensenergie der nahestehenden Feinde schadet. Natürlich wird dieser Schild nie so stark sein wie ein Schild, der von der Schule der Veränderung stammt und der Schaden, der mit dem Schild zugefügt wird ist auch eher schlecht als recht, aber es dient einfach der Vielfältigkeit. Natürlich hat man einen Vorteil, wenn man sich mit einer sehr aggressiven Schule auch noch schützen muss, so muss kann man bei dieser Schule bleiben und muss nicht noch zusätzlich Veränderung lernen, aber man wäre ja übermächtig wenn man damit die gleiche Wirkung wie mit Veränderungs-Schilden erreichen würde.“ Jeren nickte. „Erzählst du weiter? Tut mir leid wenn ich zu direkt bin.“„Schon gut. Ich habe dir heute beigebracht nicht zu lange um die Vergangenheit zu trauern. Das Gleiche gilt auch für mich.“ Er atmete tief durch, nahm einen Schluck Bier, verzog das Gesicht, weil es bereits warm geworden ist und machte sich daran weiter zu erzählen.

    „Es ging so weiter, bis wir dann einundzwanzig wurden. Dann endlich kam der Tag. Der Tag an dem der König nach uns rief. Tahreen und ich wussten, dass unsere Zeit, die Zeit der Flucht, bald kommen würde und wir waren angespannt und voller Ehrfurcht. Skereas haben wir in der Zeit kaum beachtet, aber es machte auch nichts, denn er scherte sich nicht um uns. Wir trainierten und er machte die Aufträge. Dem mysteriösem Argonier wagte niemand zu wiedersprechen und so befahl uns, zu unserem persönlichem Glück, auch niemand öfter mal Aufträge zu machen, anstelle nur zu trainieren. Auf dem Weg dahin passierte nichts Besonderes. Er stellte sich heraus, dass der König nur Schattenschuppen meiner Generation zurückrief, uns drei und noch die anderen drei, die sich der Morag Tong angeschlossen haben. Es erfolgte ein kurzes Wiedersehen, eine Bemusterung, die Auflistung der besten und schwierigsten Attentate, die man natürlich besser, als auch nur irgend möglich war, durchgeführt hatte und noch weitere Prahlereien. Wir wollten nicht auffallen und machten mit. Skereas dagegen war zu arrogant sich mit uns „einfachen Mördern“ abzugeben, denn jedes Attentat, das er durchführte, war gleich ein Kunstwerk. Er glaubte sich besser zu sein als wir alle und leider mussten Tahreen und ich feststellen, dass er recht hat. Es war nicht hinderlich für unseren Plan, Skereas nicht im Auge zu behalten, dass Problem war, dass wir nicht bemerkt hatten, wie mächtig er geworden war und ihn später unterschätzen. Die Wut auf uns, weil wir ihn immer ausgeschlossen hatten, ließ ihn schnell lernen und sehr stark werden und wir wussten nicht von wem er es gelernt hatte, aber auch er beherrschte die Schule der Zerstörung, Mystik und sogar noch der Illusion. Dennoch stuften wir ihn vorerst als ungefährlich ein. Ein Fehler wie sich später herausstellte. Auf jeden Fall kamen wir beim Königshaus an, bekamen aber erst mal einen Tag frei, um unsere Familien wiederzusehen. Ich habe mich schon sehr drauf gefreut…aber ich wusste, dass ich ihnen von meinem Plan erzählen musste, denn es konnte sie ebenfalls in Schwierigkeiten bringen. Ich habe ja schon gesagt, dass Schattenschuppen bei Verrätern hart durchgreifen und ich habe ihnen auch zugetraut meine Familie zu töten. Es war ein schönes Wiedersehen. Wir haben uns viel erzählt, nun ja, eigentlich haben meine Eltern viel erzählt, sie haben mich nicht auf die Bruderschaft und mein voran kommen dort angesprochen, denn sie wussten ja nicht wie ich darüber denke und wenn ich ihnen erzählen würde ich hätte dort großen Spaß und dass es ein schönes Gefühl ist Menschen umzubringen, hätte es ihnen das Herz zerrissen. Aber ich liebte meine Eltern sehr und wollte sie nicht in Gefahr bringen, deshalb erzählte ich ihnen von Tahreen’s und meinem Plan. Meine Mutter lachte und weinte gleichzeitig und mein Vater klopfte mir mit einem stolzen Blick auf die Schulter. Ich war unfassbar erleichtert. Wenn sie traditionell gewesen wären und mir gesagt hätten, dass sie sich für mich schämten und nichts mehr mit mir zu tun haben wollten, wäre es für mich schlimmer gewesen, als alles was die Schattenschuppen mit mir hätten anstellen können. Wir redeten noch weiter und es gab ein schönes Abendessen. Dann verabschiedete ich mich, aber nicht ohne ihnen das Versprechen abzunehmen, dass sie die Stadt am nächsten Tag verlassen würden. Seit dem habe ich sie nicht gesehen und ich weiß auch nicht was aus ihnen geworden.“ Ser-Kueij machte einen traurigen und fertigen Eindruck. „Du hast sie sehr geliebt oder?“ „Oh ja.“ Sie schwiegen. Jeren hatte seine Eltern auch verloren und wusste was das für ein Gefühl war. Doch nicht zu wissen, was mit seinen Eltern geschehen ist, ist noch schlimmer.

    „Wir hatten Glück, es bot sich noch im selben Jahr eine Gelegenheit zur Flucht, die wir auch nutzten“, fuhr der Argonier mit sichtlicher Mühe fort. „Der König war grausam, anders konnte ich es nicht sagen. Er ließ arme Bauern von uns umbringen, weil sie ihre Steuern nicht zahlten, ließ uns einfachen Händler hinterher spionieren um zu erfahren, ob sie ihn nicht betrogen hatten, ließ Gruppen umbringen, von denen es keinerlei Anzeichen gab, dass sie Rebellen waren, von denen er aber glaubte, dass sie Rebellen waren.“ Er seufzte. „Glaub mir , in Schwarzmarsch möchte bestimmt keiner freiwillig leben. Kommen wir zur Flucht. Unser Glück war, dass keiner etwas ahnte. Wir bekamen den Auftrag eine Gruppe zu zerschlagen, die der König für Rebellen hielt. Natürlich waren es Rebellen, aber sie gaben es nicht bekannt und sie taten auch nichts Verdächtiges und deshalb schickte der König uns, damit es im Nachhinein nicht hieß, er ließ Unschuldige töten. Obwohl es natürlich schon längst bekannt war, dass er das tat. Aber wir sollten die Sache schnell und ohne Spuren erledigen. Die Rebellen haben sich in einem Waldgebiet auf einer großen Lichtung nördlich von Sturmfeste in der Nähe zur Grenze zu Morrowind versammelt. Tahrren und ich wollten sie nicht umbringen, es war eine Art letztes Vermächtnis. Und so traten wir zu sechst in einer Reihe an das Lager heran. Wir brauchten keinen Angriffsplan und wir mussten uns auch nicht anschleichen. Es hätten zwei von uns gereicht um sie auszuschalten. Die Rebellenführer wussten wer wir waren, traten aus unseren Zelten, stellten sich uns entgegen…und beobachteten wie wir uns gegenseitig auseinander nahmen. Tahreen und ich haben beschlossen unsere Mitstreiter auszuschalten, zum einen um das Unheil unserer Generation zu beenden, zum anderen natürlich damit sie uns nicht aufhielten. Während die anderen weiter voranschritten, legten wir das Tempo uns stellten uns hinter sie. Tahreen kümmerte sich um zwei aus der Morag Tong und ich kümmerte mich um den Übrigen und Skereas. Zu mindestens war das der Plan. Tahreen nahm seinen Dolch, stieß ihn einem mitten in den Hinterkopf und packte den Kopf des anderen, drehte ihn ruckartig und brach ihm das Genick. Ich legte von hinten eine Hand auf das Gesicht des einen und wirkte einen Feuerzauber. Er war direkt tot. Skereas wollte ich von hinten mein Kurzschwert ins Herz stechen, doch er bemerkte mich zu früh, zog sein eigenes Kurzschwert und wehrte meinen Angriff ab. Jedoch fand er sich alleine gegen Tahreen und mich. Die Rebellen waren vor Ungläubigkeit erstarrt. So etwas hat es in der Geschichte kaum gegeben und erst recht nicht in einem solchen Ausmaß. Wir wussten, dass er mächtig war, aber wir haben seine Illusionskünste ganz vergessen und so waren wir erst mal geschockt, als Skereas mit einer überraschenden Drehung in Richtung Tahreen einen „Demoralisieren“-Zauber wirkte. Er war nicht dumm. Er wusste, dass ein Lähm –Zauber, der lange hielt, ihn zu viel Magica gekostet hätte, und Demoralisieren erreicht praktisch den gleichen Effekt, jedoch verbraucht er viel weniger Magica und so war Tahreen nichts weiter als ein Häufchen Elend, dass sich hinter einem nahelegenden Baum vor dem Kampf zurückzog. In Zerstörung war ich Skereas und Mystik war ich Skereas jedoch überlegen und meine Kampfkünste waren seinen mindestens ebenbürtig. Es folgte ein langes Duell, das größtenteils mit Magie ausgefochten wurde. Ich versuchte ihn mit Telekinese zu entwaffnen, doch er absorbierte den Zauber. Er warf einen Blitz auf mich, aber ich wand meinen eigenen Blitzzauber in einen Blitzschild um. Was mich ihm in der Magie überlegen machte, war, der Argonier, der mir sehr viel mehr beigebracht hatte, als bloßes Zaubern. Ich konnte meine Zauber auf vielfältige Weise verändern, im Gegensatz zu Skereas, der das Glück eines solchen Lehrers nicht hatte. Es ging so weiter. Er wirkte einen Licht-Zauber auf mich um mich zu blenden, aber ich wirkte Leben- und Magie-Entdecken-Zauber und konnte ihn und seine magische Angriffe immer noch sehen. Er wirkte einen Lärm-Zauber um mich zu verwirren, ich bannte die Magie. Kennst du solche Zauber?“ „Ja, Hochfels ist immerhin ein Magie durchwandertes Land. Ich weiß, dass es hier in Cyrodill meistens nur die klassischen Zauber gibt und dass eher Morrowind, Schwarzmarsch, die Summerset Inseln und Hochfels mit solchen Zaubern ausgestattet sind, sie sind immerhin auch die Länder, die würdige Magier hervorbringen. Ich selbst beherrsche von den „ungewöhnlichen“ Zaubern aber nur „Flossen“, „Sprung“, „Langsamer Fall“ und „Abschließen“. Zumindest glaube ich, dass ich sie beherrsche, ich habe sie seit einer Ewigkeit nicht mehr eingesetzt. Wobei ich mir „Abschließen“ in so manchen Situationen ziemlich amüsant vorstellen kann“, sagte Jeren mit einem breiten Grinsen. Er wusste, dass die Geschichte den Argonier mitnahm und er wollte ihm ein wenig von ihrem ernst nehmen und Ser-Kueij auflockern. Der schien sichtlich froh darüber.

    „Gut, dann muss ich das ja schon mal nicht erklären. Auf jeden Fall lieferten wir uns noch eine ganze Weile einen Magie-Kampf, aber ich wusste, dass ich dauerhaft keine Chance gegen seine zusätzlichen Illusionsfertigkeiten hatte, also überlegte ich mir wie ich ihn in den Nahkampf zwingen könnte. Schließlich markierte ich unauffällig eine Stelle ungefähr in der Mitte des Kampffeldes und lockte ihn dann mit Angriffszaubern, die ich so wirkte, dass er ihnen ausweichen musste, zu dem markiertem Punkt und als er dann einen Blitzzauber auf mich geschleudert hat, kehrte ich zu dem Punkt zurück. Skereas war völlig überrascht, so konnte ich ihm einen schnellen Stoß mit dem Kurzschwert verpassen. Leider konnte ich ihn nicht tödlich verwunden, aber ich habe ihn stark geschwächt und würde ihn früher oder später besiegen. Zumal Tahreen wieder normal wurde und sich diesmal nicht von einem Zauber treffen lassen. Skereas blieb nichts als die Flucht. Wir verfolgten ihn nicht, denn uns blieb nicht viel Zeit. Wir baten die Rebellenführer uns zu helfen und uns einige Informationen über Morrowind zu geben. Wir entschlossen uns nach Morrowind zu flüchten, denn dort war das Gebiet der Morag Tong. Sie hassten die Bruderschaft wie die Pest. Sie hießen es mehr als nur willkommen, dass wir die Bruderschaft verraten haben und würden uns in Ruhe lassen. Wenn jedoch ein richtiger Angehöriger der Bruderschaft auch nur einen Fuß auf Morrowind setzten würde, um uns zu verfolgen, würden Morag Tong Agenten aus jedem Winkel des Landes kommen, nur um die erstens zu sein, die ihre Klinge in ihn stoßen konnten. Wir gaben den Rebellenführen einige Informationen über das Königshaus und einige geheime Eingänge und sie stellten uns dafür zwei Dunmer, die aus Morrowind kamen, um die Rebellen zu unterstützen zur Verfügung, die uns nach Morrowind bringen sollten. Was aus den Rebellen wurde weiß ich nicht, aber die Dunmer hielten ihr Wort und brachten uns durch Dörfer und die Deshaan-Ebene nach Narsis, eine Handelsstadt. Dort verließen sie uns. Auf dem Weg dahin waren wir uns aber ziemlich sicher einige dunkle Gestaltet gesehen zu haben. Die Taktik die Bruderschaft mit der Morag Tong abzuschrecken ist nicht ganz aufgegangen. Wir stiegen auf ein Güterschiff, das auf dem Fluss Thir Richtung Vivec fuhr.
    Wir haben niemanden Auffälliges auf dem Schiff gesehen, so hofften wir, die Bruderschafte erst mal abgehängt zu haben. Aber wir wussten auch, dass das nicht lange so bleiben würde. So entschieden wir uns für einen riskanten Plan: Wir gaben uns als Sklaven auf einer der Plantagen auf den Ascadia-Inseln feil, denn das würde die Bruderschaft bestimmt nicht erwarten und eher in Sheogorad suchen, als auf den Plantagen. Wir entschieden uns nicht für die Dren-Plantage, denn sie ist zu groß und dort würde die Bruderschaft zuerst suchen, wenn sie bemerkten, was wir vorhatten. Anstelle davon entschieden wir uns für die Arvel-Planage, die kleiner und nicht so bedeutend war. Wir versteckten vorher natürlich unsere Ausrüstung, die wir in Narsis übrigens überarbeitet und jegliche Symbole oder Polster, die verrieten, dass wir von der Bruderschaft kommen, entfernt haben. Die Rüstung die ich heute trug war das Ergebnis. Jedenfalls war das Problem bei dieser Sache, dass wir die Wirkung der Sklavenfesseln unterschätzten. Sie nimmt dir nicht nur dein Magica, sondern macht auch das Wirken von Zaubern fasst unmöglich. Falls wir also fliehen wollten, mussten wir auf Krallen und Schwanz zurückgreifen, was nicht unbedingt ein Problem war, jedoch konnten wir sterben wie jeder andere auch und die Wachen waren nicht dumm, sie hatten schon öfter Sklavenaufstände erlebt und davon gehört. Sie passten gut auf und hatten ihre Waffen immer Griffbereit. Ein Jahr verging seit der Flucht aus Schwarzmarsch und langsam hatten wir das Gefühl, dass unsere Tarnung nicht mehr lange halten würde. Wir sprachen uns mit den anderen Sklaven ab und überredeten sie zu einem Aufstand. Das erwies sich als ziemlich schwierig, denn es gab nicht allzu viele Sklaven, kaum mehr als Wachen. Außerdem haben wir keinen Weg gefunden an Waffen heran zu kommen, also musste unser erster Angriff auf die Wachen sitzen, sonst würden wir nicht weit kommen. Es gab leider auch einen Schützen auf dem Dach, der das Ganze noch erschwerte.

    Und dann ging es los…elf Sklaven gegen sechs Wachen…vielleicht hätte es funktioniert, jedoch flohen einige Sklaven bei der erst besten Gelegenheit, ohne auch nur ihre Fesseln gelöst zu haben…Tahreen und ich konnten gleich zwei Wachen auf einmal überwältigen. Leider kam aber auch noch der Inhaber der Plantage aus dem Verwaltungsgebäude und unterstützte die Wachen mit Magie. Viele der Sklaven, die direkt flüchteten, fielen unter den Pfeilen des Schützen auf dem Dach. Wir teilten uns auf, Tahreen sollte versuchen den Magier den Schlüssel abzunehmen und ich kletterte aufs Dach um mich um den Schützen zu kümmern. Der erwartete nicht, dass sich jemand von hinten auf das Gebäude hinaufstieg, so war es nicht schwer ihn auszuschalten. Auf dem Dach konnte ich dann die ganze Situation überblicken…die meisten waren Tod, die Wachen waren zu gut ausgerüstet…es haben vielleicht zwei geschafft zu fliehen. Als ich dann wieder zurückstieg…“ Ser-Kueij atmete tief durch und schloss die Augen. „Der Magier…er hat Tahreen getötet nicht wahr?“ „Ja Tahreen war tot…der Magier jedoch auch…“ „Aber wer hat ihn dann…“ „Skereas“, sagte Ser-Kueij noch bevor Jeren aussprach. Tränen liefen ihm über die Wangen. „Es war Skereas, Jeren. Tahreen hat den Magier besiegt und sogar schon die Fesseln gelöst, doch dann war Skereas scheinbar wie aus dem nichts aufgetaucht und…hatte ihm seine Klinge ins Herz gestoßen.“ „Es war hart nicht wahr?“ „Hart? Jeren, seit wir sechs waren haben wir kaum einen Schritt von einander getan. Wir haben alles miteinander durchgestanden. Falls wir an etwas dachten, überlegten wir, wie wir es zusammen machen. Fast siebzehn Jahre waren wir Freunde, besser gesagt, wir waren Brüder und dann war er Tod! Das ist mehr als nur hart! Es wäre leichter zu verkraften wenn ihn irgendjemand getötet hätte, aber es war Skereas! Unser…Erzfeind, wenn du so willst. Den, den wir wegen seiner Art abgrundtief hassten, der der uns schon in Schwarzmarsch Probleme gemacht hat, den…den ich hätte töten sollen, als ich die Gelegenheit dazu hatte…aber ich habe es nicht getan und das rächte sich. Anstelle von Skereas war nun Tahreen tot…“ Es schloss wieder die Augen und machte keine Bewegung mehr. Man konnte ihm das Leid im Gesicht stehen sehen. Jeren hatte nie einen solchen Freund. Er wusste nicht ob ein solcher Verlust schlimmer war, als der der eigenen Familie. So ließ er Ser-Kueij seinen Moment der Trauer und sie beide schwiegen. „Und Skereas lächelte nur…dieses arrogante Dreckstück unternahm nichts. Er machte keine Anstalten mich anzugreifen, er lächelte nur…und wartete bis ich an meinem Leid zerbreche. Doch diesen Moment wollte ich ihm nicht gönnen. Ich schnellte nach vorne, was ihn ziemlich überraschte, denn er hoffte, dass ich nur noch ein Häufchen Elend sein würde, packte die Schlüssel, die Tahreen immer noch in den Händen hielt, öffnete die Fesseln und rannte los. Skereas wollte mir noch einen Zauber nachschleudern und mich verfolgen, doch ich machte mich mit meiner Schattenfähigkeit unsichtbar und er konnte mich sogar mit einem Leben-Entdecken-Zauber nicht mehr sehen. So holte ich meine Ausrüstung und floh tiefer ins Land. Dabei blickte ich nicht einmal zurück…“ Er atmete tief durch und entspannte dich, denn anscheinend war der schlimme Teil nun vorbei.
    „Seitdem geschah nicht viel. Ich blieb noch anderthalb Jahre auf Vvardenfell an der Westküste in Balmora und verließ Morrowind schließlich nach Westen durch Cyrodill. Dies war natürlich Riskant, denn ich lief mitten in das Gebiet der Bruderschaft, aber entweder sie haben nicht erwartet, dass ich das tue, oder sie haben das Interesse an mir verloren, aber auf jeden Fall gab es keine Zwischenfäll mehr, sogar nicht, als ich in Chendynhal eintraf, dort wo der größte Sitz der Bruderschaft ist. Vielleicht ist es wirklich so, dass sie mich nicht so nah vermuteten, denn ich war praktisch nicht in der Höhle des Löwen, sondern eher zur Hälfte in seinem Maul. Aber ich wollte mein Glück nicht herausfordern und zog weiter nach Westen und nun…bin ich hier, sechsundzwanzig Jahre alt und lebe.“ Den letzten Satz versuchte Ser-Kueij mit einem Lächeln zu untermalen, jedoch scheiterte er kläglich an seiner traurigen Miene. „Das war es also…deine Geschichte“, kommentierte Jeren, „Das mit dem Sklaven hat ja tatsächlich gestimmt.“ Der Argonier rang dich erneut ein Lächeln ab. Dann schwiegen beide. Jeren wollte keine Fragen mehr stellen oder etwas kommentieren, denn Ser-Kueij sah auch so schon fertig aus und man sah ihm an, dass er erst mal Zeit brauchte, bis er sich von seiner Geschichte erholte. „Danke, dass du das getan hast. Ich weiß es fällt dir sehr schwer und ich weiß es sehr zu schätzen.“ Der Argonier atmete tief durch und sagte: „Wenn es dir nichts ausmacht, würde ich jetzt gerne gehen, das war ein ziemlich harter Tag.“ Jeren nickte nur mit einem Lächeln. „Sehe ich dich morgen?“, fragte er noch. „Ich hole dich hier am Nachmittag ab.“ „Gut. Dann Gute Nacht.“ „Nacht“, verabschiedete sich der Argonier und machte leise die Tür hinter sich zu. Er hat recht, dachte Jeren. Das war ein harter Tag. Zeit zum Schlafen.

    Und er legte sich ins Bett und schlief sofort ein.
    Geändert von Dark Brother 94 (20.08.2010 um 19:44 Uhr)

  13. #13

    Skingrad (Zusammenfassung van Tommels & Andromeda)

    Händler hier, Wachen dort, Arbeiter da. Der Rothwardon sah sich angesichts der Betriebsamkeit in Skingrad mit vielerlei Eindrücken konfrontiert, mit denen er nicht umzugehen wusste. So versuchte er, niemanden anzurempeln und auch niemanden anzustarren, schließlich wollte er nicht auffallen. So wirklich gelang dies aber nicht, da ihn einige Leute komisch musterten. Was wollt ihr, warum schaut ihr so. Ein Mann ohne Namen in einer großen Stadt, die von seiner Existenz keine Kenntnis nahm, so kam er sich vor. An der ersten Kreuzung nach dem Tor hielt er etwas hilflos inne und blickte die Anhöhe hinauf. Ein Schild erregte seine Aufmerksamkeit; darauf abgebildet waren ein Mond und drei Sterne. Etwas sagte ihm, dass er hier richtig war, und so ging er hinein und betrat die Herberge „Zur Westebene“.
    Drinnen bot sich ihm ein ordentlich eingerichteter Schankraum, hinter der Theke stand eine Kaiserliche und musterte den Neuankömmling skeptisch. „Habt ihr euch verirrt?“, wurde er angesprochen von der Frau, dies klang wenig freundlich. Er blickte an sich hinab. Die Robe war schon sehr zerschlissen und machte nicht mehr den besten Eindruck, aber etwas sagte ihm, dass es besser war, sie an zu behalten. Mit der Kleidung darunter würde er hier nicht glücklicher werden. Er ging nun auf die Frau zu. „Sagt, habt ihr etwas Wasser?“, fragte er leise, kramte in dem Beutel und ließ eine der Münzen auf den Tresen fallen. Die Augen der Kaiserlichen weiteten sich und sie betrachtete das Goldstück, danach den Rothwardonen. Plötzlich wurde sie freundlicher. „Aber natürlich!“, und sie legte auch noch einen Schlüssel auf die Theke. „Euer Zimmer ist ganz oben das hintere linke.“. Was ist hier los?, fragte sich der Rothwardon und sah sich dann im nächsten Moment am Tisch sitzend mit einem großen Krug Wasser wieder. Schnell leerte er das Gefäß; das kühle Nass verschaffte ihm endlich wieder eine etwas klarere Denkweise, und schließlich begab er sich auf sein Zimmer, immer noch verwirrt über diese Kehrtwendung der Kaiserlichen.
    In seiner Räumlichkeit angekommen verschloss er die Tür hinter sich. Das Zimmer war klein, aber gemütlich. Aus dem Augenwinkel nahm er eine Bewegung war und erschrak, als er sich herumdrehte und in das Gesicht eines Fremden blickte.
    Vorsichtig befühlte er zunächst den Spiegel, danach sein Gesicht. Grüne Augen musterten ungläubig Ihresgleichen und die staubbedeckte und verdreckte Haut. An der linken Seite hatte er eine Blutspur, welche von der Oberseite seines Kopfes herführte, und dort eine Platzwunde. Geschwind reinigte er sich mit dem bereitstehenden Wasser und besah sich danach abermals im Spiegel. Anfreunden konnte er sich mit sich selbst nicht. Er kannte sich nicht. Zumindest die Person dort nicht. Noch eine ganze Weile stand er einfach nur da und sah sich an, befühlte dort sein Ohr, da seine Nase.
    Mittlerweile war es draußen dunkel geworden. Der Rothwardon hatte inzwischen die Münzen genauer unter die Lupe genommen, welche die Kaiserliche so schnell davon überzeugt hatten, ihm hier Asyl zu gewähren. Sie glänzten golden und waren recht gewichtig dafür, dass sie nicht allzu groß waren. Er zuckte mit den Schultern und verstaute sie wieder. Dem Bett warf er einen Seitenblick zu. Nein. Schlafen kam nicht in Frage. Er brauchte frische Luft. Rasch verließ er sein Zimmer und verließ die Taverne.
    Die Straßen waren wie leergefegt, und niemand war mehr zu sehen. Die richtige Zeit um mich ohne Aufsehen zu orientieren. Vielleicht fallen mir hier Sachen ein, die mir helfen, mich zu erinnern. Vielleicht stamme ich von hier. Bedächtig setzte er sich in Bewegung, aber schon kurze Zeit später musste er feststellen, dass er sich vollkommen verirrt hatte. Jede Gasse sah aus wie die andere, zumindest für ihn. So stand er jetzt auf dem Vorplatz der Kathedrale und blickte sich etwas verloren um. Außer ihm selbst erkannte er noch eine Stadtwache, welche sich aber von ihm entfernte, aber von jener hätte er wahrscheinlich sowieso keine Auskunft erhalten. So lief er einfach auf gut Glück nach Westen und fand sich dann allein in einer dunklen Gasse wieder.

    Dreveni ging durch die kleineren Gassen zur Herberge zurück. Außer ihr war niemand mehr unterwegs, als sie vor sich eine Gestalt in einer Robe stehen sah. Ohne die Schritte zu verlangsamen, ging sie weiter auf diese zu, dabei sah sie, dass die Robe auch schon einmal bessere Tage gesehen hatte. Bettler? Um diese Zeit? Die Gestalt stand immer noch in der Gasse und hatte sich ihr zugewandt. Ihre rechte Hand wanderte gerade instinktiv zu ihrem linken Handgelenk und dem Griff des Stiletts, auch wenn sie nicht ernsthaft damit rechnete, in Rufweite der Wachen angegriffen zu werden. Sie überlegte sich, ob sie die Gestalt, es schien ein Rothwardone zu sein, nicht einfach mit ein paar Münzen gesprächig machen sollte und nach den letzten Geschehnissen in Skingrad fragen, da hatte sie den Mann auch schon fast erreicht. Allerdings hielt sie etwas in seiner Haltung davon ab, was sie im Moment noch nicht genauer bestimmen konnte.

    Er hatte Schritte hinter sich gehört, und fühlte sich unangenehm an die Situation in den Katakomben erinnert. Schnell wandte er sich um und sah sich einer Frau gegenüber. Durch die Dunkelheit in der Gasse konnte er nicht allzu viele Details ausmachen. Er erkannte lange Haare, eine wenig auffällige Kleidung. Als die Frau ihn fast erreicht hatte, stellte er auch ihre Rasse, Dunkelelfe, fest. Frag ich sie nach dem Weg? Wie wirkt das? Aber hast du eine andere Wahl? Aber wenn sie dich nach deinem Namen fragt, wirst du Probleme bekommen. Schließlich fasste er sich ein Herz. "Entschuldigt. Könnt ihr mir sagen, wie ich zur Herberge...", und plötzlich stutzte er. Ja, wie hieß denn diese Herberge. Selbst diesen Namen kannte er nicht. "...zur Herberge...", meinte er mit fragenden Gesichtsausdruck und kratzte sich an der Schläfe. "...mit dem Mond und den drei Sternen auf dem Schild...komme...". Das klingt nicht sehr überzeugend, du tust nicht gerade viel dafür, um nicht aufzufallen.

    Die Entscheidung ob sie ihn ansprechen sollte oder nicht wurde ihr von dem Fremden abgenommen. Er fragte sie nach dem Weg zur Herberge, womit sich auch ihre Vermutung mit dem Bettler erübrigt hätte. Prüfend zog sie die Luft ein, als er etwas von einem Schild mit drei Sternen erzählte und anscheinend meinte, sie wüsste welche Herberge gemeint wäre. Aber nach Alkohol roch er auch nicht. Sie sah in skeptisch und mit verschränkten Armen an und sagte: "Welche Herberge? Es gibt zwei hier. Und dieses Schild hängt übrigens an jeder Taverne in Cyrodiil..." Sie konnte den Mann immer noch nicht einordnen. Er schien sich nicht auszukennen, war zumindest leicht verwirrt aber nicht betrunken. Und konnte sich trotz seines schäbigen Äußeren immerhin eine Taverne leisten.

    Jede Herberge? Einen kurzen Moment kam er sich vor wie ein kleiner Junge, der etwas Dummes gefragt hatte und sich dann bewusst wurde, wie dämlich diese Frage doch war. Auch wenn ein wenig besserwisserische Arroganz in der Stimme der Dunmerin mitschwang, so war der Rothwardon doch froh, dass er sich hier keiner Stadtwache gegenübersah. Ob dies allerdings besser war, wusste er auch noch nicht, denn die Dunkelelfe schien ihn ebenfalls für einen Bettler oder dergleichen zu halten. Er rieb sich bedächtig die Stirn. "Ja...ähm...ich bin vom Stadttor auf eine Kreuzung gekommen, und von da sah ich die Taverne...". Bei meinem Glück gibt es auch mehrere Stadttore, sie kann damit wieder nichts anfangen und wendet mir gleich den Rücken zu. Sich die Dunkelelfe genauer zu betrachten, davon ließ er erst einmal ab, denn schließlich wollte er sie nicht irgendwie reizen oder es sich mit ihr verscherzen. Er wusste selbst nicht, warum, aber etwas an dieser Frau war...beängstigend. Aber vielleicht taten hier nur das Treffen in der dunklen Gasse und die Geschehnisse in den Katakomben ihre Wirkungen.

    Aus seinem Gestottere konnte sie immerhin schließen, dass er anscheinend die Taverne zur Westebene meinte, die Zwei Schwestern Herberge lag etwas versteckter wenn man von den Stadttoren kam. "Die übernächste Straße Rechts, über die Brücke und auf der rechten Seite kommt die Herberge.", sagte Dreveni kurz angebunden. "Ihr seid noch nicht lange in der Stadt, oder?" Sie hatte immer noch nicht ganz erfasst, was sie an diesem Mann so störte, aber es musste die Diskrepanz zwischen seinem zerlumpten Äußeren und seiner Gestalt sein. Er wirkte nicht so schwächlich und krank wie die anderen Bettler und Landstreicher, wenn er ihr auch immer verwirrter vorkam. Vielleicht erfuhr sie ja doch noch etwas, wenn er auf den Straßen ein paar Reisende getroffen hatte, ihr Opfer war ja recht auffällig.

    "Danke...", meinte er auf die Erklärung der Dunmerin. "Ja, ihr habt Recht, ich bin noch nicht lang hier und kenn mich auch noch nicht hier aus.". Dass er von so ziemlich allem keine Ahnung hatte, ob es nun der Ort, sein Beruf oder gar der Name war, versuchte er sich nicht anmerken zu lassen. Aber dennoch kamen ihm seine Antworten doch alle sehr unsicher und nichtsagend vor. Du musst dich fangen. Aber der Blick mit dem er belegt wurde, machte das Ganze nicht einfacher. "Ich bedanke mich nochmals.". Damit drehte er sich herum und ging in die von der Dunmerin beschriebene Richtung davon, vielleicht einen Tick zu hastig um es noch als normale Gangart zu bezeichnen.
    Als er um die Ecke gebogen war und die Brücke in einiger Entfernung sah, verlangsamte er das Tempo und atmete ein paarmal tief durch. Er spürte wieder diese Panik in sich aufsteigen, aber er zwang sich zur Ruhe. Diese Dunmerin hatte etwas Kaltes an sich, ihr Blick bohrend, die Stimme fest und von sich überzeugt. Ihm kam der Gedanke, dass sie ihn verfolgen könnte, aber er wagte nicht, sich umzudrehen. Stattdessen passierte er die Brücke und erkannte plötzlich die Herberge wieder. "Endlich...", murmelte er erleichtert und betrat das Haus.
    Drinnen begab er sich sofort auf sein Zimmer und verschloss es wieder hinter sich. Eine Zeitlang saß er auf dem Bett, seine Gedanken bekam er nicht geordnet. Er legte die Robe ab und warf sie achtlos in die Ecke. Seine Tuchrüstung, welche er darunter trug, behandelte er sorgsamer. Als er jedoch mit dem Arm aus dem Ärmel fuhr, stockte er. Er stand auf und blickte in den Spiegel. Ein großes und verschnörkeltes schwarzes Tattoo in der Form einer Schlange in Angriffshaltung wandte sich von seiner linken Brust hoch bis auf die Schulter, wo sich der Schwanz der Kreatur teilte und zum Einen auf der Hälfte seines Oberarms und zum anderen auf seinem Schulterblatt endete. Der Rothwardon stierte das scharf gestochene Kunstwerk an. Das musste doch etwas mit ihm zu tun haben. Lange schaute er es an, überlegte angestrengt; aber wie so oft endete dies wieder in starken Kopfschmerzen. Letztendlich legte er sich, die Hände an den Kopf gelegt, auf das Bett und hoffte, dass die Schmerzen vergehen oder sein Gedächtnis zurückkehren würde. Der zweite Wunsch blieb unerfüllt, und nachdem es auch in seinem Kopf ruhiger geworden war, schlief er schließlich ein.

    Dreveni schaute dem Mann, der hastig in die angegebene Richtung verschwand, noch kurz hinterher. In der Taverne angekommen, ging sie in ihr Zimmer, versperrte die Tür von innen und verstaute Schwert, Bogen und Gepäck in einer größeren Kommode, legte den Dolch auf den Nachttisch und hängte den Mantel über einen Stuhl. Danach legte sie sich angezogen auf das Bett und döste etwas, bis sie leises Klopfen an der Zimmertür hörte. Mit dem Dolch in der Hand ging sie leise zur Tür, drehte den Schlüssel und zog sie vorsichtig einen Spalt auf. Als sie den Kaiserlichen erkannte, öffnete sie die Tür komplett und lies ihn eintreten, um hinter ihm wieder abzusperren.
    "Leg bitte den Dolch weg, da läuft es mir immer kalt den Rücken runter..."
    "Wieso, will dich jemand unter der Erde sehen?", fragte sie ihn grinsend, legte aber den Dolch wieder auf den Nachttisch und setzte sich mit angezogenen Beinen aufs Bett. Der Kaiserliche nahm auf dem Stuhl platz, der vor dem Schreibtisch stand. Er hatte schwarzes, halblanges Haar, dunkle, grüne Augen, war erstaunlich groß für einen Kaiserlichen und alles in allem kein schlechter Anblick. Sie kannten sich seit beinahe sieben Jahren inzwischen.
    "Nein, nicht das ich wüsste jedenfalls."
    Dreveni reichte ihm das Blatt mit der Zeichnung ihres Opfers, dass der Kaiserliche kurz ansah. "Ja, der ist vor etwa einer Woche hochkant aus dem Schloss geflogen. Ich kam gerade zufällig den Hügel hoch, und habe ihn vorbeilaufen sehen. Das Geschrei war vorher schon nicht zu überhören, ich dachte fast, die verhelfen ihn zu dem schnellen Weg aus Skingrad." Damit meinte er die hohe Brücke, die zum Schloss führte, einen Sturz überlebte man normal nicht. "Kurz danach ist er noch zweimal in der Stadt aufgetaucht, das letzte Mal vor vier Tagen."
    "Schade, anscheinend zu spät. Aber danke soweit, könntest du dich noch etwas umhören?"
    "Klar, für dich - und ein paar Münzen - immer.", lächelte er sie an.
    "Vorher ist mir noch ein seltsamer Typ über den Weg gelaufen, ein Rothwardone. Er scheint neu hier in der Stadt zu sein, und fragte nach dem Weg zur Herberge mit dem Mond und den Sternen auf dem Schild..."
    "Verrückte gibt es überall."
    "Ja, aber irgendetwas stört mich an ihm. Er ist etwa 1,85, trägt eine zerschlissene Robe, schläft aber in der Taverne zur Westebene.", sagte sie mit leicht gerunzelter Stirn.
    "Vielleicht halte ich die Augen nach ihm offen. So, das Geschäftliche hätten wir geklärt, nehm ich an?"
    Dreveni sah ihn aus den Augenwinkeln an und lächelte leicht.
    Er verlies das Zimmer früh am Morgen, noch vor der Dämmerung und bevor die ersten Gäste aufstanden. Dreveni schlief bis in den späten Vormittag.

    Am nächsten Morgen wachte er schweißgebadet auf. Der Traum der vergangenen Nacht war angsteinflößend. Eine Grube voller Schlangen, er in ihrer Mitte. Unzählige schmerzhafte Bisse, aber er starb einfach nicht. Ächzend rappelte er sich aus dem Bett auf und nahm das Tuch, welches neben der Wasserschüssel lag, um sich damit das Gesicht trocken zu wischen. Er kühlte sich mit dem Wasser ab und betrachtete sich dann im Spiegel. Noch immer nicht. kein Name, keine Erinnerung, ihn schaute immer noch ein unbekanntes Paar Augen an. Gerade wollte er sich seinen Sachen zuwenden, als sein Blick auf seine Arme fiel. Winzig, kaum zu erkennen, waren die kleinen weißen Punkte, die über seine Haut verteilt waren. Ohne sehr nah heran zu gehen sah man sie überhaupt nicht, und wenn dann nur ganz undeutlich. Ihm wurde flau im Magen. An den Beinen fand er dieselben Spuren. Ohne es zu wollen tauchten die Schlangen vor seinen Augen auf; er berührte die Tätowierung. Schlangen. Was habe ich mit Schlangen zu tun? Langsam kleidete er sich wieder an und warf sich die Robe über. Er brauchte etwas Neues. Hiermit schien er zu viel Aufmerksamkeit zu erregen.
    Er verließ sein Zimmer und begab sich in den Schankraum hinunter. Eine Bosmer saß am Tisch, musterte ihn, wendete den Blick aber sogleich wieder desinteressiert ab. Auch die Kaiserliche von gestern stand noch am Tresen. "Guten Morgen, ich hoffe ihr habt gut geschlafen.". Der Rothwardon nickte nur verwirrt und trat an die Frau heran. "Sagt, wo bekomme ich Kleidung?", fragte er sie leise. Die Kaiserliche legte den Kopf schief. "Direkt Kleidung gibt es hier nicht. Versucht es beim colovianischen Händler. Der ist hier gleich um die Ecke. Wenn ihr die Herberge verlasst, nach rechts, und dann auf der rechten Seite. Für jemanden von eurem Stand jedoch hat er bestimmt nichts Hochwertiges anzubieten.". Er stockte. Was meinte sie damit? Die Waldelfe am Tisch war nun auch hellhörig geworden und musterte den Rothwardonen, das spürte er. "Danke", meinte er daraufhin kurz angebunden und verließ die Taverne.
    Draußen war wieder die alltägliche Geschäftigkeit in Skingrad eingekehrt, überall liefen die Händler und Arbeiter geschäftig herum. Der Rothwardon wurde grob angerempelt und erntete dafür auch noch den giftigen Blick eines dicken Handwerkers, der sich dann über die Brücke davonmachte. Reaktion zeigte er selbst keine, und so orientierte er sich erst einmal. Irgendwie kam er sich beobachtet vor, aber das war hier auf dieser belebten Straße wohl lediglich eine Paranoia; so schlug er den von der Kaiserlichen beschriebenen Weg ein.

    Dreveni erwachte, kleidete sich wie gestern Abend auch schon in das petrolfarbene Kleid und entschied dass es noch zu früh für Mittagessen und zu spät für das Frühstück war. Wirkliche Anhaltspunkte hatte sie noch nicht, sie hatte noch nicht einmal selbst mit den Auftraggebern gesprochen. Die Kontaktleute reisten aus Hochfels an, von dort stammte der Auftraggeber, aus einer der unzähligen Grafschaften und Herzogtümer dort. Die meiste Zeit reiste er mit Töchterchen und Gefolge durch Cyrodiil, Beziehungen pflegen, Intrigen spinnen und was solche Leute eben sonst taten. Ihr Opfer war zwar wichtig, aber nichts mit dem sich der Adlige persönlich abgeben wollte. Sie beschloss sich etwas durch Skingrad treiben zu lassen, vielleicht bekam sie ein paar Gerüchte mit, unauffällig schien sich "Jack" hier ja nicht gerade benommen zu haben, weshalb auch die Chancen gut standen, dass der Kaiserliche mehr in Erfahrung brachte. Sie wusste nicht, wie er wirklich hieß, er gab sich viele Namen - Vermittler, Schnüffler, Informant - was in seinem Beruf auch durchaus verständlich war. In der Stadt herrschte schon reger Betrieb, die Leute standen im Allgemeinen früher auf als Dreveni, die ihre Aktivitäten oft in die Nacht verlegte. Sie schlug den Weg in den anderen Teil der Stadt ein, wo die Gilden, Geschäfte und die Herberge zur Westebene lagen. Sie beobachtete Aufmerksam die Passanten, ob sie vielleicht den Rothwardonen von gestern noch einmal sah. Vermutlich war an ihm gar nichts, aber es konnte verflucht gefährlich werden, etwas zu übersehen oder falscherweise für unwichtig zu halten. Man konnte doch nicht nach Skingrad kommen, ohne an einer einzigen Taverne vorbeizulaufen?

    Der Laden war schnell gefunden, und nachdem er ihn betreten hatte, fand er sich in einem geräumigen Verkaufsraum wieder. Der Händler, abermals ein kaiserliche, hatte viele verschiedene Waffen auf dem Tisch vor sich liegen und musterte den Rothwardonen bei seinem Eintreten.
    "Bitte?", fragte er etwas skeptisch.
    "Ich möchte gerne eine Robe kaufen", meinte der Rothwardon mit ruhiger Stimme und legte eine der Münzen aus dem Täschchen auf den Tresen. Wie am Vorabend weiteten sich die Augen des Mannes.
    "Und was noch?", fragte er ungläubig und besah die Münze. Der potentielle Käufer stutzte, holte eine weitere Münze hervor und legte sie neben die erste. "Reicht das?", fragte er, unsicher auf was der Mann anspielen wollte.
    "Soso, ein Scherzbold. Verzeiht mir...", sprach der Händler, drehte sich um und holte einen Stapel Stoffe von einem Regal. Alles waren es Roben aus dem feinsten Material. Sie waren reich verziert und schon recht auffällig. Dem Rothwardonen aber fiel ein zweiter Stapel auf, der neben dem ersten gestanden hatte. Er deutete darauf.
    "Was ist damit?". Der Kaiserliche schaute noch verwirrter, brachte dann aber den Stapel auch zum Tresen. Der Rothwardon griff nach einer gewöhnlichen dunkelgrünen Robe, besah sie sich und bedankte sich dann beim Händler. Die beiden Münzen ließ er liegen.
    "Danke. Auf bald", und er verließ das Geschäft und ließ einen verwirrt aussehenden Händler zurück, der ihm zur Tür folgte und dem ungewöhnlichen Kunden mit den Münzen in der Hand fassungslos hinterher blickte.
    Der Rothwardon begab sich mit der Robe unter dem Arm zurück zur Herberge und betrat sie eilig, ohne nach links oder rechts zu sehen. Geschwind ging er auf sein Zimmer, zog sich um und betrachtete sich dann im Spiegel. Das sah schon besser aus, weit weniger nach Bettler. Die alte Robe ließ er achtlos in der Ecke liegen, ging dann in den Schankraum und setzte sich an einen freien Tisch.

    Dreveni begegnete dem Rothwardonen nicht, bis sie mittags wieder in die Herberge ging. Auch Gerüchte hatte sie keine aufgeschnappt, dafür waren aber abends die Tavernen ohnehin der bessere Ort. Dafür hatte der Kaiserliche den Rothwardonen gefunden, und war ihm möglichst unauffällig aus der Taverne zum colovianischen Händler gefolgt. Dort wartete er in einer Nische bis der Mann mit einem Bündel unter dem Arm den Laden wieder verließ und in der Taverne verschwand. Darauf betrat der Kaiserliche den Laden und wandte sich freundlich lächelnd und im Plauderton an den Händler: "Was kauft denn bei euch neuerdings für Gesindel? Laufen die Geschäfte so schlecht?" Der Händler wirkte immer noch etwas verblüfft und hielt die Münzen in der Hand. Der Kaiserliche erkannte massive, dicke Goldmünzen mit einer fremdartigen Prägung. Man sah diese Zahlungsmittel selten in Cyrodiil, aber dem Kaiserlichen kamen sie bekannt vor. Er prägte sich die Zeichen gut ein, während der Händler antwortete,: "Das Äußere kann oft täuschen, das hat er für eine einzige Robe auf den Tisch gelegt... Was kann ich für euch tun?" Bei dem letzten Satz war er schon wieder gefasster, ganz Geschäftsmann.
    "Ich bräuchte nur etwas Tinte, Pergament und eine Feder." Nachdem er das Gewünschte erhalten hatte, verlies er den Laden wieder und betrat die Taverne zur Westebene. Er sah den Rothwardonen an einem Tisch sitzen, setzte sich selbst an die Bar und bestellte einen Krug Bier. Leider wusste er noch nicht, in welchem Zimmer der Rothwardone wohnte, aber das würde er bald herausfinden.

    Der Rothardon orderte sich ein Wasser und trank es schweigend und auf die Tischplatte schauend aus. Als der Kaiserliche die Herberge betrat, sah er nur kurz auf, aber der Mann sah gewöhnlich aus. Er bemerkte die Bosmer, die ihn nun interessiert von der Seite anschaute. Sie hatte braune Augen, etwa schulterlange fransige Haare, ein fein geschnittenes Gesicht und einen Zierlichen Körperbau. Sie trug ein graues, etwas edler aussehendes Kleid. Dass sie sich nun nur für ihn interessierte weil sie den Kommentar der Bedienung mitbekommen hatte, soweit dachte der Rothwardon nicht. Was soll's, beschloss er schließlich und setzte sich zu der Frau, um vielleicht ein paar Informationen über die Stadt heraus zu bekommen.
    Der Kaiserliche unterdessen hatte nur auf einen solchen Moment gewartet. Die Frau hinter dem Tresen rückte nach ein paar Schmeicheleien sehr schnell mit der Sprache raus wo denn der Rothwardon wohnte, und schon war der Mann die Treppe hinauf verschwunden.
    Das Gespräch mit der Waldelfe inzwischen hatte viele neue Informationen ergeben für den Rothwardonen. Die Stadt hier hieß Skingrad, wurde von einem Grafen geführt und war bekannt für ihren Wein. Die Bosmer selbst stellte sich als die Tochter eines ansässigen Adligen heraus, welche die Bevormundung jedoch gehörig satt hatte und sich einfach nur mal 'amüsieren' wollte, was immer das hieß. Gerade wurde er gefragt, wie er denn hieß, als die Kaiserliche von der Theke an ihn herantrat. "Verzeiht mir, aber...würdet ihr mir eure alte Robe geben? Ich sah, ihr nahmt sie mit auf das Zimmer.". Er blickte sie verwirrt an, wusste er doch nicht, dass sie das schlechte Gewissen gepackt hatte und sie so versuchte, ihn dazu zu bringen, nach seinem Zimmer zu sehen. Er nickte aber, entschuldigte sich bei der Waldelfe und begab sich die Treppe hinauf.
    Oben angekommen, steckte er den Schlüssel ins Schloss und wollte aufschließen; jedoch: der Schlüssel ließ sich nicht drehen, die Tür war bereits offen.
    "Was zum...", murmelte er und stieß die Tür auf. Der Anblick, welcher sich ihm bot, war skurril. In der Mitte des Raumes stand der Kaiserliche, seine alte Robe in der Hand, der leere Schrank war geöffnet. "Was tut ihr hier?" fragte der Rothwardon und trat in den Raum. Der Mann gab keine Antwort und schaute zum Fenster. Er will fliehen, schoss es dem Rothwardonen durch den Kopf. Warum, das wusste er nicht. Kaum hatte er zu Ende gedacht, zuckte der Kaiserliche zum Fenster, riss es auf und hatte schon einen Fuß auf das Fensterbrett gestellt. Die Bewegungsabläufe des Rothwardonen automatisierten sich. Plötzlich stand er hinter dem Eindringling, packte ihn an den Schultern und riss ihn mit Kraft zurück, wobei er selbst einen Schritt zur Seite machte. Der Mann stolperte rücklings in das Zimmer zurück und prallte hart gegen den Schrank, welcher daraufhin laut in sich zusammenfiel. Er wollte sich aufrappeln, aber da hatte der Rothwardon bereits ausgeholt und trat dem Mann mit dem Vollspann gegen die Schläfe. Er wurde zur Seite geschleudert, eine Platzwunde zeichnete sich an der getroffenen Stelle ab. Benommen richtete sich der Informant auf und fixierte den Rothwardonen. Aber dann kam auch schon dessen Faust angeflogen und traf ihn direkt auf die Nase, welche daraufhin auch stark blutete. Ein weiterer Schlag hinterließ unter einem Auge eine starke Schwellung. Der kaiserliche musste nun reagieren. Aus der Tasche zog er blitzschnell eine Phiole und blies den Inhalt dem Rothwardonen in die Augen - es war Pfeffer. Für einen kurzen Moment konnte der Getroffene nichts sehen, und der Spion nutzte dies. Er versetzte dem Rothwardonen einen Schubs, sodass dieser rücklings auf den Boden fiel, wandte sich dann zum Fenster, sprang kurzerhand hinaus und war verschwunden.
    Mittlerweile ließ der Pfefferstaub nach, auch nachdem er endlich die Wasserschüssel ertastet hatte. Dann blickte er mit geröteten Augen zum offenen Fenster und dann durch sein zerstörtes Zimmer. Hinter ihm erschien die Kaiserliche, welche einen spitzen Aufschrei verlauten ließ und sich dann neben ihn kniete.
    "Alles in Ordnung?", wurde er von ihr angesprochen. Er aber antwortet nur ungläubig: "Der ist aus dem Fenster gesprungen...", und deutete wage in die Richtung. Was genau hier gerade geschehen war realisierte er erst einmal nicht.

    Dreveni ging nach dem Essen zu ihrem Zimmer, und sah dass die Tür angelehnt war und der Kaiserliche dort stand. Was will er denn hier?, dachte sie sich erschrocken, so suchte er sie nur auf, wenn etwas wichtiges passiert war. Als sie eintrat, sah sie auch, wie er zugerichtet war. Unter dem Auge war eine dicke, blaue Schwellung, an der Schläfe eine anscheinend versorgte Platzwunde und die Nase sah auch nicht gut aus. Sie trat in das Zimmer, schloss die Tür hinter sich und sah ihn entgeistert an. "Wer war das?"
    "Dein Rothwardone. Nachdem er mit zwei ausländischen Goldmünzen für eine neue Robe bezahlt hat. Danach wollte ich mir sein Zimmer ansehen, aber er ist leider dazwischen gekommen." Sie sah ihren Vermittler immer noch erstaunt an, um ihn dermaßen zuzurichten, brauchte es schon einiges. "Verflucht, ich habe ihm Pfeffer in die Augen gestreut, sonst hätte er mich gehabt, und das zu erklären wäre schwer geworden. Und vor allem teuer. Eins ist klar, was immer er in dieser Stadt will, mir ist es nicht recht."
    "Du meinst Konkurrenz?"
    "Vielleicht, irgendwo muss er gelernt haben, so zuzuschlagen. Ich werde mich um die Wache kümmern, falls er den Einbruch meldet. Mir und einigen anderen ist jedenfalls nicht daran gelegen, wenn er das Gleichgewicht hier in Skingrad stört."
    Sie verabschiedeten sich, und Dreveni blieb etwas ratlos in ihrem Zimmer zurück. Neben dem Auftrag taten sich hier auch noch andere Probleme auf, wobei ihr noch immer nicht klar war, ob das überhaupt Probleme waren, auch wenn sich die Hinweise langsam mehrten.

    "Ich hol die Stadtwache!", meinte die Frau aufgeregt, aber der Rothwardon hielt sie zurück. "Er hat mir nichts gestohlen, lediglich eure Einrichtung zerstört. Ich bezahle sie euch...", und er griff nach den Münzen. "Aber nein, das habt ihr doch schon. Ihr bekommt ein neues Zimmer.". Der Rothwardon war noch verwirrter. Wie hatte er bereits bezahlt? Was meinte sie? Auf dem Weg nach unten dachte er über das eben Geschehene nach. Wie konnte er diesen Kerl so in Schach halten? War das wirklich ich oder mein früheres ich. Unten setzte er sich wieder zu der Waldelfe und bekam von der Kaiserlichen einen weiteren Krug. "Alles in Ordnung mit euch?" fragte die Bosmer. Der Rothwardon winkte ab und trank das Wasser aus.

    Dreveni saß auf dem Bett und rief sich noch einmal das Bild des verwirrten Mannes ins Gedächtnis, der sie gestern Nacht nach dem Weg gefragt hatte. Dieser sollte jetzt dafür verantwortlich sein? Sie war jedenfalls nicht gänzlich falsch damit gelegen, dass er für einen Landstreicher oder Bettler zu kräftig und trainiert in seiner Haltung gewirkt hatte, unter der schmutzigen Robe. Aber warum warf er dann dermaßen mit Geld um sich, wenn er schon in dieser Verkleidung in die Stadt gekommen war? Sie war sich sicher, dass sich der Kaiserliche melden würde, wenn er etwas über die Herkunft der Münzen in Erfahrung bringen konnte. In seinem Zimmer war anscheinend auch nichts weiter, sonst hätte ihr es der Informant sicher gesagt, wie das mit den Münzen, so gut kannten sie sich, dass sie sich ohne viele Worte verstanden in diesen Dingen. Kann ich es riskieren, zur Westebenen-Taverne zu gehen? Sie wusste nicht ganz, was sie dort erreichen wollte, und ohne Vorwand dort aufzutauchen, war zu auffällig, und für Abendessen war es definitiv noch zu früh. Wäre sie nicht außerdem für einen Auftrag hier, hätte sie selbst offensiver vorgehen können, so sollte sie allerdings besser nicht zu sehr auffallen, da sie nicht einfach aus der Stadt verschwinden konnte. Sie ging nach unten zur Wirtin, zahlte das Zimmer für die nächste Nacht und wartete dann oben, bis es Abend wurde. Sie aß etwas, ging noch eine Runde durch die Stadt und wieder auf ihr Zimmer. Nach Mitternacht hörte sie es wieder klopfen, und der Kaiserliche, dieses mal wieder fast ohne Verletzungen, er musste bei einem Heiler gewesen sein, stand vor der Tür.
    "Über den Rothwardonen hab ich nichts herausgefunden, außer dass die Sache noch nicht gemeldet wurde. Aber es wurde mir zugetragen, dass ein paar Frauen aus der Stadt, darunter auch die Tochter des Bäckers, die letzten Tage öfter mit Körben aus der Stadt verschwunden sind. Besagte Tochter tut das immer früh morgens, in der Dämmerung. Sie verlässt die Stadt durch das Westtor, ich denke du solltest dir mal ansehen, wem sie das bringt. Dein Jack hat sich einen ziemlich eindeutigen Ruf hier in der kurzen Zeit erarbeitet."
    Dreveni ging zu der Kommode mit ihrem Gepäck und zog einen kleinen Beutel heraus, den sie dem Kaiserlichen reichte. "Danke, ich hätte nicht so schnell mit Hinweisen gerechnet. Mit etwas Glück ist es erledigt, bevor die Kontaktleute auftauchen."
    Der Kaiserliche verabschiedete sich, und Dreveni ging ins Bett, nachdem sie die Tür abgesperrt hatte. Morgen früh wollte sie sehen, wohin die Bäckertochter verschwand.

    Der Rothwardon unterhielt sich noch eine Weile mit der Waldelfe, wobei er es entgegen seiner Erwartungen ganz gut verstand, das Thema um seine Herkunft und gar seinen Namen zu umgehen, indem er auf die Bosmer einging. Mit der Zeit wurde ihm bewusst, dass diese Frau wohl mit Vorliebe über sich selbst redete, und dies nutzte er aus, um noch mehr über seinen Aufenthaltsort herauszufinden. Er befand sich in der Provinz Cyrodiil, das hatte die Dunmerin letzte Nacht auch erwähnt, diesen Namen. Die Waldelfe erzählte von Städten wie Anvil, Cheydinhal oder der Kaiserstadt. Letztere stellte wohl die Hauptstadt dar, wenn man den Erzählungen glauben konnte.
    Am Abend wurde es ihr wohl langweilig, etwas Neues zu erzählen; jedenfalls verabschiedete sie sich von dem Rothwardonen mit den Worten, sie wolle noch ein wenig durch die Stadt schlendern. In dem Rothwardonen keimte der Verdacht, dass dieses Schlendern wohl der Suche nach Spass gewidmet war. Aber ihm war das egal. Nach dem Verschwinden der Bosmer erhob auch er sich und ging in sein neues Zimmer. Es sah genauso aus wie sein erstes, war allerdings spiegelverkehrt aufgebaut, was ihn jedoch nicht störte. Nach dem Abschließen der Tür und dem entledigen seiner Kleidung legte er sich ins Bett. Lange noch lag er wach, zum einen weil er über den kaiserlichen Einbrecher nachdachte, zum anderen ihm wieder der Traum mit den Schlangen in den Sinn kam. Letztendlich schlief er aber doch ein.
    Geändert von Andromeda (04.02.2011 um 18:39 Uhr)

  14. #14

    Skingrad (Zusammenfassung van Tommels & Andromeda)

    Sie erwachte rechtzeitig vor der Morgendämmerung. Nachdem sie den Overall und den Handschuh mit dem Stilett sowie die dünnen schwarzen Schuhe aus leichtem Leder angezogen hatte, hängte sie sich den daedrischen Dolch an den Gürtel und hängte sich den Mantel um. Sie hoffte dass sie nicht so genau kontrolliert wurde, wenn sie die Stadt verließ, außerdem gab es allerhand Getier draußen in den Wäldern. Den Bogen ließ sie hier, sie wollte sowieso hauptsächlich sehen, ob dort tatsächlich ihr Jack in den Büschen saß. Sie hängte sich einen kleineren Beutel um in dem sich ein paar Blatt Papier und ein paar kleine leere Flaschen befanden und ging aus der Herberge zum westlichen Stadttor, den Mantel vor dem Körper zusammengehalten, es war auch tatsächlich reichlich kühl. Die Wache schlief vor dem Tor im stehen, so dass Dreveni sich vernehmlich räuspern musste, bis diese reagierte. "Was ist?", fragte sie schließlich schläfrig.
    "Ich würde gern die Stadt verlassen, Pflanzen suchen die in der Dämmerung gepflückt werden müssen. Alchemie..." Zum Glück war es nicht der gleiche der sie in die Stadt gelassen hatte.
    "Ah ja, Alchemie, soso.", sagte die Wache plötzlich eine Spur wacher und grinste sie eindeutig an. Es schien sich wirklich schon rumgesprochen zu haben. Er öffnete die kleine Tür neben dem Stadttor, dass noch geschlossen war und lies sie durchgehen. Die Wache draußen vor dem Tor hob nur kurz ansatzweise den Kopf, beachtete Dreveni sonst nicht weiter. Sie ging ein paar Meter den Weg entlang, folgte dem Pfad der nach rechts abbog und als sie aus dem Licht der Fackeln war, suchte sie sich eine Stelle an der Stadtmauer wo sie ungesehen warten konnte, langsam kroch der erste Streifen der Dämmerung über den Horizont. Es schien ein klarer Tag zu werden. Sie fand einen Platz zwischen einem Busch und einem Felsen. Eine gute halbe Stunde nach ihr trat eine Gestalt aus der Tür und wandte sich ebenfalls dem Weg entlang, der rechts von der Hauptstraße wegging. Es war inzwischen heller geworden, und Dreveni erkannte eine junge Altmer, anscheinend die Tochter des Bäckers, die einen Korb mit Brot unter dem Arm trug. Dreveni zog den Kopf wieder hinter das Gebüsch zurück und lauschte, bis die Altmer an ihr vorbei gelaufen war. Nach ein paar Sekunden sah sie ihr vorsichtig nach, und als sie weit genug weg war, und die Stadtwache das Kinn wieder auf der Brust liegen hatte, stand sie auf und folgte ihr, wobei sie den Felsen an der Stadtmauer als Deckung zur Stadt hin benutzte. Sie hielt sich so weit hinter der Hochelfe, dass sie sie gerade nicht aus den Augen verlor, diese sah sich jedoch auch kein einziges Mal um und schien es recht eilig zu haben. Bald bog sie nach links vom Weg ab und Dreveni sah den Schein von Feuer und ein Stück vor sich zwischen Felsen das Lager zu dem die Altmer unterwegs war. Dort stand ein kleines offenes Zelt, ein Topf hing über dem Feuer und leere Flaschen lagen verstreut. Die Hochelfe warf sich gerade einem Mann in die Arme, der ein Stück kleiner war als sie, und aus der Entfernung leider nicht wirklich zu erkennen war, auch wenn er schulterlange Locken zu haben schien. Den Inhalt des Korbes legte sie jetzt auf eine Decke und hatte die Finger gleich wieder an dem Mann, der sie allerdings leicht wegschob und beschwichtigend gestikulierend auf sie einredete. Schließlich küssten sie sich und die Altmer verschwand wieder mit dem leeren Korb. Der Mann befasste sich mit dem Essen und dem Korken einer Weinflasche, als Dreveni es wieder im hohen Gras rascheln hörte. Das kann ja jetzt nicht wahr sein. Die nächste Frau betrat die Lichtung, dieses Mal mit einem Beutel aus dem sie, nach einer stürmischen Begrüßung, ebenfalls Lebensmittel holte. Diese schien mehr Glück zu haben, denn sie schaffte es immerhin in das offene Zelt mit ihm. Dreveni wandte den Blick ab und richtete sich gedanklich auf längeres Warten ein, wobei die Felsen und das hohe Gras eine ausgezeichnete Deckung boten. Anscheinend hatte aber die Frau dieses Mal andere Verpflichtungen, und sie verabschiedete sich bald, wobei er ihr sehnsüchtig nachsah. Danach legte er sich auf eine Decke vor das Feuer und fing bald darauf an leise zu schnarchen. Anscheinend war das vorerst der letzte Besuch gewesen. sie nutzte die Chance, lies ihn noch ein paar Minuten schnarchen während sie ihn beobachtete und kam dann langsam und leise näher. Auf der Lichtung war bis auf das Feuer alles still. Der Mann schnarchte immer noch friedlich, und als sie in sein Gesicht sah, hatte sie keinen Zweifel mehr, obwohl er die Augen geschlossen hatte. Das und die Hinweise aus Skingrad genügten ihr, außerdem war die Gelegenheit gerade mehr als günstig. Sie zog geräuschlos den Dolch, hielt kurz inne und suchte nach Anzeichen im Gesicht des Kaiserlichen, dass er sich bewegen würde oder aufwachte, doch er lag friedlich auf dem Rücken.

    Die Nacht war nicht sehr erholsam für den Rothwardonen. Geschlafen hatte er, aber nur kurz; den Rest der Zeit hatte er vor sich hingedämmert und an die Decke gestarrt. Cyrodiil, Kaiserstadt, Anvil. Diese ganzen Namen und Bezeichnungen sagten ihm nichts. Vielleicht sollte er mit einem Schlangen-Experten reden. Aber wo einen solchen finden?
    Früh am Morgen stand er endlich auf und kleidete sich an. Seine Augen traktierten dabei sein Spiegelbild und die Tätowierung. "Was soll sie mir sagen...". Schließlich schlüpfte er in den Ärmel und warf sich dann die Robe über. Warum stand er jetzt eigentlich auf und ging nach unten? Wohin er sollte wusste er nicht, ebenso wenig was zu tun war. Er beschloss, die Umgebung ein wenig genauer unter die Lupe zu nehmen. Wenn ihm Leute begegnen würden, konnte er ja diese Fragen, ob sich hier jemand mit Schlangen auskannte.
    Nach Verlassen der Herberge kam er am Westtor an. Die Wache döste noch vor sich hin und schaute auf, als der Rothwardon vor ihm stand.
    "Darf ich hinaus?", fragte er mit ruhiger Stimme. Der Wächter musterte den Rothwardonen von oben bis unten, dann zuckte er mit den Schultern und öffnete wortlos die Tür. Der Rothwardon bedankte sich und verließ dann Skingrad.
    Er ging an den Feldern entlang, bei seiner Ankunft hatte er dafür keinen Blick übrig gehabt, aber sie waren verwaist. Die Arbeiten mussten wohl erst später beginnen. So richtete er seinen Gang auf einen kleinen Weg, der unweit des Tores von der Hauptstraße abging und in den Wald führte. An einem kleinen See hielt er inne und strich mit der Hand durch das kühle Nass, nachdem er eine Weile sein Spiegelbild betrachtet hatte; dieses verschwamm daraufhin und symbolisierte so ziemlich den Umstand, wie er sich gerade fühlte. Er erhob sich und ging tiefer in den Wald.
    In der Ferne erkannte er plötzlich eine Lichtung, und als er näher kam, erschlossen sich ihm weitere Details. Ein kleines zelt, Feuer, ein Kochtopf. Als er am Rande der Lichtung neben einen Baum trat, stockte er. In dem Zelt lag ein Mann, über ihm beugte eine Frau, und er erkannte die Klinge eines Dolches in ihrer Hand. Was sie vorhatte, wusste er. Aber Moment mal. Diese Haare. Eine Dunmerin. Doch nicht etwa...der Rothwardon wich zurück und ließ die Frau dabei nicht aus den Augen. nach einem Moment, der für den Rothwardonen ewig dauerte, erhob sich die Dunmerin plötzlich, drehte sich um und schaute ihn direkt an. In ihrem Gesicht zeigte sich Überraschung, aber der Rothwardon blickte auf den blutigen Dolch. Mit einem Mal warf er sich herum und rannte los.

    Sie holte leicht aus und stieß mit einer blitzschnellen Bewegung zu, durch die Rippen links direkt ins Herz des Kaiserlichen. Er lies ein kurzes ersticktes Röcheln hören, dann wurde sein Gesicht seltsam fahl und die Augen öffneten sich leicht, als sein Kopf kraftlos nach hinten sank. Sie waren tiefblau. Dafür hatte sie jedoch kaum noch einen Blick, sie fühlte sich irgendwie beobachtet und sah, als sie sich umdrehte, direkt in die Augen eines Mannes. Sie realisierte in diesem Moment nicht, wer es war, das war ihr auch egal, Zeugen konnte sie bei Mephala keine brauchen. Als sich der Mann umwarf, rannte sie ebenfalls los, er war schnell, wurde aber durch die Robe die er trug behindert. Robe? Dazu sah er von der Hautfahrbe aus wie ein Rothwardone. Weiter kam sie nicht in ihren Überlegungen, da er auf einmal hinter einem Baum verschwand, er schien tatsächlich zu glauben, dass sie es nicht sehen würde. Sie grinste bösartig, wurde langsamer und sah sich suchend um. sie ging Rückwärts etwas auf den Baum zu, tat aber so als würde sie in der anderen Richtung etwas suchen. Auf einmal drehte sie sich um, sprang mit zwei langen Sätzen an dem Baum vorbei und stürzte sich mit dem Dolch zum zustechen erhoben auf den Rothwardonen, der sich dort versteckte.

    Er rannte über den lockeren Waldboden, diese Szene kam ihm nur allzu bekannt vor. Nur jetzt hatte er es nicht mit einem klapprigen Skelett zu tun, sondern mit einer Auftragsmörderin. Er warf keinen Blick zurück, als er durch den Wald raste. Die Robe hätte er sich am Liebsten vom Leib gerissen, er kam sich so furchtbar langsam vor; aber im Laufen würde er sich ihr nicht entledigen können. So schlug er einen Haken und presste sich an einen der etwas dickeren Bäume. Sein Herz raste, er atmete hektisch. Jetzt hatte er die Chance, die Robe los zu werden, sie schien weit genug weg zu sein. Als er sie jedoch gerade einmal angehoben hatte, hörte er Zweige knacken. Nein! Wieder knackte es. Sie suchte ihn. Er spürte etwas Schweres in seiner rechten Hand. Als er dorthin schaute, erblickte er den Krummdolch, welchen er, etwas ungewöhnlich, anders herum festhielt, sodass das Heft der Waffe mit dem kleinen Finger abschloss und die Klinge nach außen zeigte. Wann hatte er ihn gezogen? Aber ehe er darüber sinnieren konnte, nahm er eine schnelle Bewegung neben sich wahr, sah das Blitzen einer Klinge, die auf ihn zugerast kam.
    Er ließ sich einfach fallen. Nur knapp über seinem Kopf bohrte sich die Klinge in den Baum. Wieder diese automatischen Bewegungsabläufe. Die Dunmerin schien überrascht, dass sie den Baum und nicht ihn erdolcht hatte, und die Waffe schien zu fest zu sitzen, um sie mit einer Hand heraus zu ziehen. Der Rothwardon trat der Dunmerin von unten mit der Fußsohle in den Bauch, welche sich daraufhin krümmte, die Waffe jedoch nicht los ließ. Dass ihr kurz die Luft wegblieb, reichte ihm jedoch, denn plötzlich schnellte er vor ihr hoch, packte ihr Handgelenk der Dolchhand mit feste Griff und verdrehte es ihr schmerzhaft, sodass sie gezwungen war, ihre Waffe los zu lassen. Kurz darauf stand sie mit dem Rücken zu dem Baum mit ihrer Waffe, den Arm auf dem Rücken gedreht und in einem eisernen Griff gefangen. Kräftig trat er der Dunmerin von hinten in die Kniekehlen, sie sank auf die Knie, er folgte ihr und drückte ihr den Unterarm seiner Dolchhand ins Genick, und durch die nach außen zeigende Klinge befand sich diese nun direkt an ihrem Hals.
    Dies alles hatte nicht mal zwei Sekunden gedauert, und in dieser Position verharrten sie beide. Der Rothwardon sagte kein Wort, sondern atmete erst einmal tief durch, sichtlich außer Atem.

    Sie sah den überraschten Blick des Rothwardonen, da traf der Dolch auf Widerstand, aber leider war es nicht wie erwartet der Mann sondern er steckte im Baum. Sie wollte die Waffe gerade aus dem Stamm ziehen, als sie einen Tritt in den Magen bekam, unter dem sie sich zusammenkrümmte. Gerade als sie begriff, dass der Dolch einfach zu fest saß und nach dem Stilett an ihrem Arm greifen wollte, wurde ihr schmerzhaft der Arm verdreht, in die Kniekehle getreten und sie hatte einen Dolch am Hals. Das alles war so schnell gegangen, dass sie jetzt erst einen halbwegs klaren Gedanken fassen konnte, und der lautete: Worauf wartet er noch? Sie wusste dass sie sich nicht befreien konnte, und als immer noch keine Reaktion erfolgte, fragte sie zwischen zusammengepressten Zähnen: "Und jetzt?".

    Was jetzt? Dies war eine ausgezeichnete Frage, denn er wusste, wie nach einem Blackout, nicht, wie er das hier gerade fertig gebracht hatte. Die Mörderin dieses Mannes entwaffnet und ihr nun ein Messer an die Kehle gesetzt. Aber was ihn viel mehr beschäftigte: Diese Bewegungsabläufe mussten in ihm schlummern. Aber woher hatte er sie? Bei diesem hier hielt er ihr am Ende ein Messer an die Kehle. Er hatte das Gefühl, dass er nicht wirklich am Ende war. Der Schluss wäre gewesen, ihr die Kehle durchzuschneiden. Aber er tat es nicht. Jetzt erst musterte er sie von hinten. Die schwarzen langen Haare fielen über seinen Arm, ihre Kleidung war dunkel, leicht und enganliegend und betonte ihre Körperform. Anscheinend war es kein Zufall, dass sie diesen Mann getötet hatte, dazu sah sie zu gut vorbereitet aus. Was würde sie tun, wenn er sie jetzt gehen ließ? Ihn wieder angreifen? Umbringen? Die einzige Alternative wäre...aber da mochte er nicht dran denken. Er erhob sich ein wenig und zog die Dunmerin auf die Beine, die Klinge bewegt sich dabei bedrohlich vor ihrem hals hin und her. Plötzlich zog er den Dolch weg und stieß die Dunmerin von sich, sodass sie ins Taumeln geriet und sich, um nicht zu fallen, an dem Baum vor sich festhalten musste. Stumm sah er sie an, den Dolch immer noch in den Händen, jedoch nicht erhoben, sondern an seiner Seite.

    Von dem Mann kam immer noch keine Reaktion. Sie hatte ihn eindeutig unterschätzt, und umso verwunderlicher war, dass er jetzt zögerte. Das einzig konsequente wäre gewesen, sie jetzt zu töten, das musste er wissen. Schließlich wurde sie von ihm auf die Beine gezogen, die Klinge immer noch gefährlich dicht an ihrem Hals, als sie einen Stoß in den Rücken bekam und gegen einen Baum taumelte. Sie richtete sich ganz an dem Baum auf und spürte ein ziehen am Bauch, da wo der Rothwardone sie getreten hatte. Jetzt stand er da, den Dolch in der gesenkten Hand und sah sie an. Es war tatsächlich der Mann, der sie in Skingrad nach dem Weg gefragt hatte, der ihren Vermittler so verprügelt hatte. Sie hatte immer noch das Stilett, glaubte er, sie würde es nicht noch einmal versuchen? Allerdings war das riskant, doch blieb ihr eine andere Wahl? "Das war klug von euch.", sagte sie gefasst. "Ihr hättet euch vermutlich nicht lange über mein Ableben freuen können." Mordan wollte sie selbst nicht am Hals haben, und die Chancen standen nicht schlecht, den Rothwardonen früher oder später als Verantwortlichen zu identifizieren. "Was wollt ihr? Geld dafür dass ihr schweigt?"

    Ob dies klug war wird sich noch zeigen. "Einzig die Gewissheit, nicht durch euch zu sterben wäre mir genug", antwortete er trocken. Langsam holte ihn der Stress ein, er spürte wieder diesen drückenden Kopfschmerz, der mittlerweile zu seinem ständigen Begleiter geworden war. Äußerlich aber ließ er sich nichts anmerken und fixierte mit seinen hellgrünen Augen die Dunmerin. Er griff mit der freien Hand hinter sich an den Griff des Dolches, ruckte ein paarmal grob daran und zog ihn schließlich heraus. Er warf der Dunmerin den Dolch zu, er war sich beinahe sicher, sie würde ihn problemlos fangen.

    Sie fing den Dolch geschickt am Griff und steckte in wieder in die Halterung am Gürtel. "Dazu bräuchte ich die Gewissheit, dass ihr nichts gesehen habt.", sagte sie lauernd. Sie konzentrierte sich auf einen Lähmzauber, sie beherrschte keinen der lange anhielt, aber die zwei, drei Sekunden sollten ihr im Zweifelsfalle genug Vorsprung lassen. Die ganze Situation lief so gar nicht zu ihrer Zufriedenheit, sie konnte dem Mann in keinster Weise trauen. Wer war er, und vor allem: Was tat er hier in Skingrad?

    Sie enttäuschte ihn nicht, als sie den Dolch fing. "Es wäre nicht das Erste, an was ich mich nicht mehr erinnern könnte...", meinte er lapidar, aber kaum hatte er das ausgesprochen, wurden die Kopfschmerzen wieder etwas stärker. Ja, da ist viel dran. Diese Frau ist mir trotzdem noch unheimlich. Sie ist gefährlich. Es dürfte ein Fehler gewesen sein, sie so glimpflich davonkommen zu lassen. Aber hätte ich sie bewusstlos schlagen sollen? Dann hätte sie mich wahrscheinlich für immer gejagt bis sie oder ich tot gewesen wäre. Davor, seinen Dolch wegzustecken, ließ er jedoch noch ab. Zum einen musste sie nicht sehen, was er unter der Robe trug, zum anderen würde dies als offene Einladung gelten. Er wusste nicht, was von ihrem Wort zu halten war.

    Sie sah ihn auf seine Antwort hin skeptisch an. Was soll ich jetzt davon halten? Danach schwieg er wieder, den Dolch hielt er immer noch in der Hand. Hier draußen hatte sie so oder so wenig Chancen gegen ihn, wenn sie ihn noch einmal offen angriff. Und in Skingrad wurde er sowieso beobachtet. "Dann sind wir uns einig, oder?", fragte sie ihn schließlich kühl, nach dem sie ihn eine Weile ebenfalls schweigend gemustert hatte. Sie wollte möglichst in der Stadt sein, bevor die Leiche gefunden wurde, und zwar tunlichst durch das Osttor, sie wusste nicht wann die Wachen abgelöst wurden. Allerdings gefiel ihr der Gedanke gar nicht, den Rothwardonen im Rücken zu haben.

    Er nickte auf ihre Frage hin, bewegte sich dann im Halbkreis um sie herum, ohne sie aus den Augen zu lassen, und entfernte sich dann, langsam rückwärts laufend, von ihr. Als er ein Stück weg war, drehte er sich um und schlug sich durch den Wald zurück auf den kleinen Pfad, welcher zum Westtor führte. Auf dem Weg dahin dachte er über das gerade Geschehene nach. Da war er dem Tod gerade im wahrsten Sinne des Wortes ausgewichen und hatte ihn auch noch 'bedroht'. Diese Frau war echt furchteinflößend. Darüber, dass sie ohne Dolch vielleicht ganz ansprechend aussah, dachte er jetzt nicht nach.
    Am Stadttor angekommen, erwischte er einen guten Zeitpunkt. Gerade fuhr ein Handelskarren in die Stadt und wurde kontrolliert; der Rothwardon wurde einfach durch gewunken. Wieder keine Kontrolle. Beinahe zu viel Glück heute. Schnurstraks begab er sich in die Herberge und setzte sich an einen Tisch. Die Kaiserliche brachte ein Wasser, welches er aber ablehnte. "Habt ihr nicht etwas anderes...", fragte er und blickte sie etwas gequält an.

    Sie sah dem Rothwardon hinterher, mit einem Blick der alleine hätte töten können. Verstohlen bewegte sie als er weg war ihren rechten Arm und das Handgelenk, welches er ihr verdreht hatte. So einfach kommst du mir nicht davon. Das gibt Rache. Wenn du schlau bist, verschwindest du aus der Stadt, sofort. Trotz ihrer hasserfüllten Gedanken wusste sie, dass sie nichts überstürzen durfte. Und ihn auf keinen Fall noch einmal unterschätzen. Zuerst musste sie in die Stadt zurück, und dort warten bis man die Leiche fand, was nicht lange dauern sollte, wenn täglich die Frauen zu ihm pilgerten. Verdächtige mit Motiven gab es so auch genug, und nachdem er keinen Wohnsitz hatte und sowieso in der Stadt nicht mehr gern gesehen war, würde die Wache nicht gerade gründlich bei der Ermittlung sein, wenn man auf im Wald seine Leiche fand. Und die Meldung seines Todes würde ihren Auftraggeber erreichen, sie wusste nicht was sie sonst als Beweis hätte mitbringen sollen. Sie verwarf den Plan durch das Osttor zu gehen, im Westen lagen die Felder und dort war um diese Tageszeit rege Betriebsamkeit. Sie ging ebenfalls auf den Pfad zurück, wusch das Blut in dem kleinen Weiher von ihrem Dolch und setzte den Weg zur Stadt fort. An den Stallungen sah sie kurz nach ihrem Pferd, bevor sie zwischen ein paar Passanten durch das Tor ging. Die Wache stand gleichgültig daneben. Sie ging in die Taverne, dort wollte sie noch diese Nacht warten und am nächsten Tag zu dem Bekannten ihres Vaters ziehen, bis sich die Bretonen hier blicken ließen und sie den Auftrag hier abschließen konnte. Sie sollten erst in knapp drei Tagen hier eintreffen, aber sie hoffte, dass sie schneller waren. Nach einem sehnsüchtigen Blick von der Galerie auf die Weinflaschen auf der Theke unten im Schankraum ging sie in ihr Zimmer, das glücklicherweise immer noch abgesperrt und leer war. Sie konnte es sich jetzt nicht leisten, sich zu betrinken. Sie sperrte ab, hängte den Mantel über den Stuhl, nahm den Dolch in die Hand, legte sich aufs Bett und fiel in einen leichten Schlaf, diese Nacht war wieder einmal zu kurz gewesen.

    Er orderte schließlich auf Empfehlung der Kaiserlichen hin ein Glas Wein, welches er dann auch sogleich erhielt. Er saß allein in dem Schankraum, betrachtete die rote Flüssigkeit im Glas und schwenkte sie abwesend. Hierzubleiben ist bestimmt keine gute Idee, nicht bei dieser Dunmerin. Allerdings, wo sollte ich sonst hin? Anval...nein, Anvil war es. Das andere irgendwas mit C, und die Hauptstadt, ach, ich weiß es nicht mehr. Ich weiß gar nichts mehr. Er blickte auf und schaute sich um. Mit der Bosmer vom Vortag war wohl nicht mehr zu rechnen, er hätte sie fragen können, wo die Stadt lag. Die Kaiserliche konnte er auch nicht fragen, die hielt ihn für einen wohlhabenden Menschen und würde ihn wohl auslachen, wenn er nach dem Weg fragte.
    Nachdem er den Wein getrunken hatte, bestellte er noch etwas zu essen und verließ dann die Herberge. Bei dem colovianischen Händler kaufte er sich ein Buch mit dem Titel "Geschichte des Kaiserreichs I". Bezahlen musste er jedoch nichts, der Händler schien noch sehr beeindruckt vom letzten Mal zu sein, für den Rothwadonen mehr als unverständlich. Nachdem er wieder in der Taverne war, begann er in dem in dem geschichtlichen Buch zu lesen. Der Nachmittag verging wie im Fluge, und der Rothwardon war noch nicht mal bis zur Hälfte des Werkes gekommen.
    Draußen war es bereits dunkel geworden, und er klappte das Buch zu und lehnte sich zurück. Es ließ sich schwer lesen und verstehen, und viel weiter schien es ihn auch nicht zu bringen, denn die Vergangenheit interessierte ihn nicht so sehr wie die Gegenwart. Er streckte sich und sah sich in dem Schankraum um ob er vielleicht ein bekanntes Gesicht sah, viel Hoffnung hatte er nicht.

    Sie konnte nicht lange schlafen, da ihr sie immer noch an den Rothwardonen denken musste. Warum stand er wie festgewachsen in der Gegend bis sie ihn entdeckte, versteckte sich dann hinter einem Baum wie der letzte Anfänger und hielt ihr binnen Sekunden dann einen Dolch an den Hals? Bei diesem Mann passte überhaupt nichts zusammen. War er ein Agent, der sich nur wirklich wehrte, wenn ihm gar keine andere Chance blieb, um seine Tarnung nicht zu verlieren, aber dazu passte nicht, dass er den Händler quasi mit Gold beschenkt hatte. Gegen Abend stand sie schließlich auf, zog ihr Kleid an und ging, nicht ohne das Stilett am Arm, aus der Herberge, nachdem sie das Zimmer wieder bei der Wirtin bezahlt hatte. Den Dolch versteckte sie in ihrem Gepäck. Sie wusste nicht, was sie draußen wollte, allerdings wäre es auch zu auffällig die restlichen Tage im Zimmer zu sitzen. Sie lies sich durch die Straßen treiben bis sie auf einmal vor der Taverne zur Westebene stand. War der Rothwardon noch in der Stadt? Wenn sie jetzt in die Taverne ging und er war tatsächlich dort, konnte er ohnehin nicht viel tun in der Öffentlichkeit. Andererseits wenn er sie jetzt sah, zog er vielleicht um, sie dachte immer noch daran, ihn unauffällig aus dem Weg zu räumen. Sie rang noch mit sich, aber inzwischen war es dunkel und die Zwei Schwestern Herberge konnte sie gerade nicht mehr sehen. Dreistigkeit siegt. Er sollte ruhig sehen, dass sie sich nach wie vor frei in der Stadt bewegen konnte. Sie schob die Tür auf und betrat die Taverne. Es waren ein paar Gäste anwesend, auch wenn es nicht direkt voll war. Als sie den Blick durch den Schankraum wandern lies, sah sie rechts tatsächlich den Rothwardonen sitzen, ein Buch vor sich. Sie lies sich nicht anmerken, dass sie ihn wahrgenommen hatte, und ging zur Theke, wo sie einen Krug mit Saft bestellte. Sie setzte sich damit etwas entfernt von dem Rothwardonen, und so dass sie ihn nicht direkt im Blick hatte, sondern leicht aus den Augenwinkeln.

    Gerade wollte er sich wieder dem Buch widmen, als er mit den Augen an der Dunmerin hängenblieb. Ist doch nicht wahr..., dachte er und fixierte die Frau. An einen Zufall glaubte er nicht, das war Absicht, dass sie hier herumsaß. Der Rothwardon lehnte sich zurück und blickte wieder betont gelassen in das Buch. Was sie wohl hier will. Mich erledigen wohl kaum, dazu sind zu viele Gäste anwesend. Vielleicht beschatten. Sie kam mir heute Morgen sehr wütend vor, es schien ihr gar nicht gepasst zu haben, dass ich sie verschont habe, auch wenn sie das betonte. Wahrscheinlich habe ich sie in ihrer Ehre verletzt, indem ich sie so rasch überwältigte. Wie ich das fertigbrachte, sei mal dahingestellt. Er schaute die ganze Zeit in sein Buch, aber Lesen tat er nicht mehr wirklich.

    Ein Teil von ihr konnte es nicht so ganz fassen, dass der Mann hier seelenruhig in der Taverne saß und sich jetzt wieder seinem Buch widmete. Er schien sie zwar bis jetzt nicht verraten zu haben, oder die Wache ging noch nicht gegen sie vor. Wieso hat er mich überhaupt verschont. Diese Frage war ihr auch im Halbschlaf immer wieder durch den Kopf gegangen. Er hatte sie bei einem Mord beobachtet, normalerweise meldeten normale Menschen so etwas, oder brachten den Mörder zur Strecke, wenn sie schon die Gelegenheit hatten. Er hätte nur zur Wache laufen müssen und erwähnen, dass er außerdem bedroht wird. Oder war er einfach selten naiv? Konnte es sein, dass er ebenfalls den Auftrag erhalten hatte, Jack umzubringen? Dann hatte er allerdings erst recht keinen Grund für Gnade gehabt. Sie beobachtete den Mann aus dem Augenwinkel, er wirkte gelassen, auch wenn sie nicht glaubte, dass er das wirklich war. Als sie ausgetrunken hatte, verließ sie die Taverne, es reichte ihr zu wissen, dass er immer noch in der Stadt war. Langsam ging sie durch die Gassen, noch ohne direkt zu ihrer Herberge zu gehen.

    Als sich die Dunmerin erhob und die Herberge verließ, folgte der Rothwardon ihr mit den Augen. Was sollte denn das? Eine Kontrolle ob ich auch bloß kein Wort zu irgendjemand gesagt habe oder dass ich mich benehme? Was genau ihn dazu trieb, wusste er nicht, aber er erhob sich, schaffte geschwind sein Buch auf das Zimmer und verließ dann die Herberge.
    Es war dunkel draußen und die Straßen waren nicht gerade das was man belebt nennen konnte, was auch nicht sehr verwunderlich war zu dieser Uhrzeit.
    Allein bewegte er sich durch die dunklen Gassen, auf der Suche nach irgendeinem Anzeichen, wo die Dunmerin hin sein könnte. Dabei achtete er darauf, auch die Schatten und Ecken genauestens zu betrachten, denn bei dieser Frau musste er sich auf alles gefasst machen. Aber bis auf ein Pärchen, welches sich in einer etwas schattigeren Ecke aufhielt, begegnete dem Rothwardonen bis jetzt niemand.

    Hätte sie gewusst, in welchem Zimmer er jetzt wohnte, hätte sie fast überlegt, heute Nacht diese Sache ein für alle mal zu Ende zu bringen. Sie konnte es nicht gebrauchen, dass es jemandem gab, von dem sie abhängig werden konnte, er musste nur drohen sie zu verraten und er hatte sie mehr oder weniger in der Hand. Solange bis er mir den Rücken zudreht jedenfalls. Sie lief noch etwas ohne richtiges Ziel durch die Stadt, als sie eine Gestalt vor sich sah, die verdächtige Ähnlichkeit mit dem Rothwardonen hatte. Dass er nach ihr die Taverne verlassen hatte, hatte sie nicht gesehen, auch wenn sie ebenfalls darauf achtete, wer unterwegs war. Sie trat noch leiser auf als eh schon, so dass man ihre Schritte auf dem glatten Pflaster kaum noch hören konnte. Als sie nahe genug an dem Rothwardonen heran war, sprach sie ihn halblaut von hinten an: "Gar keine Angst hier draußen in der Dunkelheit?" Sie stand nicht direkt hinter ihm, und war bereit sich zu verteidigen, noch einmal würde sie ihn nicht unterschätzen.

    Er war noch ein wenig suchend umhergelaufen, als ihn plötzlich jemand von hinten ansprach. Er erstarrte auf der Stelle, aber der erwartete Angriff blieb aus. Nachdem er noch einen Augenblick so dagestanden hatte, drehte er sich langsam um und blickte sie an. "Allein bin ich ja offensichtlich nicht, wozu also Angst haben", meinte er ruhig und betrachtete sie von oben bis unten. Er musste vorsichtig sein, denn er hatte das Gefühl, dass die Dunkelelfe leicht reizbar war, schließlich hatte sie allen Grund, ihn abzustechen.

    Sie sah in kühl und abschätzend an, als er sich umdrehte und antwortete. Sie sah sich kurz um, allerdings waren die Wachen in ihrer Rüstung ohnehin nicht zu überhören, es war gerade niemand in der Nähe. "Was wollt ihr? Welchen Vorteil wollt ihr daraus ziehen, dass ihr mich weder umgebracht noch verraten habt? Niemand tut etwas ohne Grund, vor allem nicht jemand mit euren Fähigkeiten." Sie hatte halblaut gesprochen und mit einem lauernden Unterton in der Stimme.

    Was ich will? Meine Vorteile? Was mache ich überhaupt hier draußen? Habe ich etwa gehofft, dass sie mich kennen würde oder mir weiterhelfen könnte? Bis jetzt scheint sie jedoch nur darauf bedacht, wie sie mit mir verfahren soll. Sie spielt zweifellos mit dem Gedanken, mich los zu werden. Ihren Blick in die Umgebung hat er ebenfalls bemerkt. "Ich will von euch im Grunde nichts. Dass ich euch bei eurem Tun beobachtet habe, war purer Zufall. Warum ich euch weder getötet noch verraten habe, das ist eine gute Frage. Ich weiß, dass ich das hätte tun sollen, jedoch wollte ich ersteres nicht und zweiteres konnte ich nicht.". Wer hätte ihm bei einer Anzeige schon geglaubt? Er wusste ja selbst nicht, wer er war. Und mit dieser Ausrüstung am Körper wäre er zweifellos als Mörder identifiziert worden. Nun schwieg er. Jemand mit meinen Fähigkeiten. Meint sie etwa, ich bin so jemand wie sie? Vielleicht kann sie mir doch helfen. Unverhofft und ohne Zusammenhang sprach er sie an. "Kennt ihr mich?".

    Dreveni zog skeptisch eine Augenbraue hoch, als sie seiner Erklärung zuhörte. Sie kam sich irgendwie auf den Arm genommen vor, doch etwas war in der Stimme des Rothwardonen, dass es fast glaubhaft klingen lies. Ja, umbringen wolltest du mich nicht. Dann wäre immer noch die Frage: Warum nicht, verflucht noch mal? So kamen sie nicht weiter, und Dreveni wollte gerade kräftig auf Dunmeri fluchen, so ziemlich das einzige was sie von dieser Sprache beherrschte, als der Rothwardon noch eine Frage an sie richtete: "Kennt ihr mich?"
    Sie sah ihn erstaunt an, fing sich gleich wieder. "Nein, sollte ich?" An wen war sie denn jetzt wieder geraten? Sie studierte sein Gesicht noch einmal genauer, konnte es aber nach wie vor niemandem zuordnen. Langsam keimte das unangenehme Gefühl in ihr, sich mit dem Falschen angelegt zu haben, das pflegten solche Fragen im Allgemeinen einzuleiten.

    Er stutzte. Den Anflug von Überraschung hatte er gesehen, trotz der Dunkelheit. Wusste sie wirklich nichts? Oder kannte sie ihn doch und wollte jetzt nur ein makabres Spiel mit ihm spielen? Aber danach klang es nicht, allerdings wusste er, dass einer Mörderin wohl nicht zu schnell vertraut werden sollte. Andererseits machte ihm der Umstand, dass sie ihn nicht kannte, auch Mut. Vielleicht war er doch kein Mörder, so wie er es vermutet hatte. Er blickte ihr direkt in die Augen. "Seid ihr sicher, dass ihr mich nicht kennt? Auch nicht vom Sehen?". Er fragte sich, ob er sie auf die Schlangen ansprechen sollte, aber das würde wohl zu früh sein.

    Sie beobachtete den Mann, der ihr jetzt direkt in die Augen sah. Seine waren hellgrün, dass war ihr heute im Wald aufgefallen, eine ungewöhnliche Farbe für einen Rothwardonen. "Ich habe euch nie gesehen, und ich weiß auch nicht, was ihr mit dieser Frage bezwecken wollt. Sollte ich vielleicht von euch oder eurem Ruf gehört haben?" Hätte sie von ihm gehört hätte man zweifelsohne sein Aussehen und seine Augenfarbe erwähnt, aber auch daran konnte sie sich nicht erinnern. "Außerdem habe ich mich lange nicht außerhalb von Cyrodiil aufgehalten." Sie spielte auf die ausländischen Goldmünzen an, mit denen er hier bezahlt hatte. Er konnte sie auch von einem Auftrag erhalten haben, aber sie wollte sehen, wie er darauf reagierte.

    Mein Ruf? Welcher Ruf? Außerhalb von Cyrodiil? Eine andere Provinz? Wieder bekam er Kopfschmerzen. "Wie...wie meint ihr das mit außerhalb von Cyrodiil?". Ein wenig Unsicherheit schwang in seiner Stimme mit. War er hier einer Sache auf der Spur? Sicher, in dem Buch hatte er gelesen, dass die verschiedenen Rassen aus verschiedenen Gegenden stammten. Aber dann kam er wohl gar nicht von hier? Das war kein Indiz, er hatte hier auch schon welche seiner Rasse mit gebräunter Haut gesehen.

    Dreveni rang mit sich. Der Mann kam ihr immer undurchsichtiger vor, auf einmal wirkte er wieder so seltsam unsicher, sie hätte ihm gerade nicht mehr zugetraut, dass er ihr heute noch ein Messer an den Hals gesetzt hatte. Wenn sie ihm von dem Gold erzählte, wusste er dass er beobachtet worden war und brachte den Einbruch mit ihr in Verbindung. Allerdings gab sie langsam ihre Theorie wieder auf, dass sie sich mit jemandem angelegt hatte, der zu groß für sie war. Sollte er ruhig noch etwas Angst bekommen. "Ihr werft mit ausländischen Goldmünzen um euch. Leider weiß ich nicht, woher sie stammen. Noch nicht." Sie sah sich wieder unauffällig um, es war zwar niemand mehr unterwegs, aber das Gespräch war definitiv nicht für fremde Ohren bestimmt.

    Goldmünzen? Ausländisch? Er griff unter die Robe, holte das Ledertäschchen hervor und entnahm eine der Münzen, von denen sich noch unzählige darin befanden. Er hielt sie ins Licht und betrachtete sie genauestens. Ein Symbol. Verschnörkelt und mit Kraft in die unfertig aussehende Münze gedrückt. Er wusste nicht, was es bedeuten sollte. Plötzlich wieder dieser stechende Kopfschmerz, um ein Vielfaches stärker als der davor. Er ließ die Münze fallen, sie landete klimpernd auf dem Boden, griff sich an den Kopf und krallte sich in seine Haare. Scharf sog er die Luft ein und schaute dabei auf die Dunmerin. Als der Schmerz schwächer wurde, bückte er sich nach der Münze und hob sie schwerfällig auf. "Würdet ihr mir sagen, woher die Münzen kommen, wenn ihr es wisst?", fragte er sie, noch etwas schwer atmend.

    Sie beobachtete wie der Mann eine Münze aus seinem Beutel nahm und genauer betrachtete. Sie kannte diese Münzen nicht, aber ihr Informant würde es sicher noch erfahren, es gab nicht viele Möglichkeiten. Bei diesen Gedanken ließ der Rothwardone die Münze fallen und griff sich an den Kopf. Er schien Schmerzen zu haben oder hatte irgendetwas Hinterhältiges vor und war ein guter Schauspieler. Sie beobachtete ihn misstrauisch, als er ihr die nächste seltsame Frage stellte. Dieses mal konnte sie sich nicht mehr beherrschen und fluchte in der Sprache ihres Volkes, hoffentlich verstand es der Mann nicht. "Ihr habt keine Ahnung woher das Gold kommt? Ich rate euch sehr, euch nicht über mich lustig zu machen."

    Verwirrt blickte der Rothwardon die Dunmerin an, als diese eine Schimpftriade in einer ihm unbekannten Sprache losließ. Nachdem sie fertig war, wusste er nicht, was er daraufhin sagen sollte. Sie war anscheinend nicht davon begeistert, ihn über neue Erkenntnisse über die Münzen zu unterrichten. Er steckte die Münzen weg und blickte die Dunkelelfe stumm an.

    Der Rothwardon sagte gar nichts sondern sah sie nur verwirrt an. Sie verkniff sich weitere Flüche, dass half ihr jetzt auch nicht. Wären sie nicht in der Stadt gewesen hätte sie ihm jetzt mit einer schnellen Bewegung das Stilett ins Herz oder den Hals gestochen und die Sache wäre erledigt gewesen. Seinen Dolch sah sie nicht, so schnell konnte er ihn vermutlich nicht ziehen. "Wer seid ihr, bei Mephala?".

    Der Rothwardon beobachtete sie genau, sie sah nicht aus, als würde sie noch mehr solcher fragwürdigen Antworten vertragen können. Und dann stellte sie die Frage, vor der er sich gefürchtet hatte, denn das war so ziemlich das Schlimmste, was sie fragen konnte. Sie würde mit Sicherheit nicht sehr erfreut reagieren, wenn er jetzt sagte, dass er es nicht wüsste. Bestimmt würde sie denken, er will sie zum Narren halten. Er sah sich um. Er brauchte einen Namen. Irgendwas aus der Umgebung. "Ich...heiße...", begann er und schaute sich um. Er sah ihr Kleid. Nein, keine Idee. Der Mond. Nein, auch nicht. Was sollte er tun. Schließlich seufzte er. "Was soll's...ich weiß es nicht...", und er beobachtete genau ihre Reaktion.

    Der Rothwardon überlegte. Er überlegte lange für eine solch einfache Frage. Schließlich sah er sich auch noch in der Gegend um, und als es ihr schon fast zu viel wurde und sie der Frage noch etwas Nachdruck verleihen wollte, gab er ihr endlich eine Antwort. "Wie kann man das nicht wissen? Entweder ihr seid selten dumm und wisst definitiv nicht, wann ihr besser ernst seien solltet, oder ihr habt hoffentlich eine verdammt gute Erklärung dafür.", zischte sie ihm zu. Ihr Gesicht wirkte beherrscht und lies nicht viel davon erkennen, was in ihr gerade vorging. Es war nie gut, so auszusehen als würde man gleich jemandem an die Kehle gehen. Nach den Ereignissen aus dem Wald heute war sie zwar nicht unbedingt in der Position, ihm groß zu drohen, aber im Moment wirkte er eindeutig verwirrt. Sie hatte genug Menschen beobachtet, dass ihr so etwas auffiel.

    "Wie man das nicht wissen kann, frage ich mich selber. Jedoch ist das die Wahrheit. Ich weiß weder, wer ich bin, noch WAS ich bin oder wo ich herkomme...oder WIE ich hierher gekommen bin...". Gut, durch ein Katakombensystem und auf einem Handelswagen. Nicht gerade ein erwähnenswerter Werdegang. Dann fügte er hinzu, diesmal leiser: "Und ich weiß nicht, warum und wozu ich so etwas wie heute Morgen kann...". Wie die Dunmerin jetzt reagieren würde, stand in den Sternen, und so machte sich der Rothwardon auf einen weiteren Wutausbruch gefasst.

    Dreveni sah ihn abschätzend an. Sie wusste nicht, was sie davon halten sollte, außer dass es irgendwie passen würde. Er war vermutlich außer in Skingrad an wirklich keiner Taverne vorbeigekommen. "So wie ihr im Moment ausseht, würde ich es euch auch nicht mehr zutrauen, mir ein Messer an den Hals zu halten.", sagte sie nur um die Stille zu überbrücken, während sie noch ihre Gedanken ordnete. Es war ausgeschlossen ihn jetzt hier aus dem Weg zu räumen, also wären auch weiter Wutausbrüche sinnlos, sonst lies er sich doch noch zu unbedachten Dingen hinreißen. "Woher ihr das könnt, kann ich euch leider nicht sagen, aber es war alles andere als schlecht, beide Male." Ihre Stimme hatte jetzt wieder den normalen, leicht kühlen Tonfall angenommen.

    War das gerade ein Kompliment? Der Rothwardon musterte die Dunmerin abermals, sagte darauf jedoch nichts. Was sollte er auch erwidern? Danke für diese Wertschätzung etwa? Dann würde sie sich bestimmt veralbert vorkommen und ihn angreifen, und er war nicht besonders erpicht darauf zu testen, ob diese Reflexe, wo immer sie herkamen, wieder funktionieren wie heute Morgen im Wald. Daher blickte er sie stumm an und wartete ab, was sie als nächstes tun oder sagen würde.

    Der Rothwardone stand stumm vor ihr und sah sie an. Einerseits war ihr das nicht ganz unrecht, so konnte sie ihre Gedanken noch etwas sammeln, andererseits stachelte das wieder ihre Wut leicht an. Eigentlich wäre das alles kein Problem, wenn er erst gar nicht einfach durch den Wald geschlichen wäre, oder das getan hätte, was jeder halbwegs vernünftige Mensch in dieser Situation getan hätte. Flüchten und das möglichst leise, ohne sie noch bei der Erfüllung ihres Auftrags zu beobachten. Andererseits hätte sie dann jetzt vermutlich die Stadtwache am Hals gehabt. Dreveni war sich noch immer unschlüssig, wie sie mit dem Rothwardonen weiter verfahren sollte, da sie noch ein paar Tage in Skingrad bleiben musste, da kam eine Patrouille der Stadtwache um die Ecke. "Wenn ihr wirklich herausfinden wollt, woher euer Geld stammt, müsst ihr dafür zahlen. Ich wohne in der Zwei-Schwestern-Herberge.", sagte sie leise zu ihm, wobei sie ihn wie zum Abschied kurz umarmte. Sie hoffte, dass das für die Stadtwachen unverfänglich wirkte, und sie nicht annahmen, hier würden zwei finstere Gestalten krumme Geschäfte tätigen. Hoffentlich verstand das der Rothwardone auch als das, wie es gemeint war: Tarnung. Danach wandte sie sich ab und ging ohne große Hast zur Herberge.

    Er war von der Umarmung zu überrascht um groß darauf zu reagieren, so ließ er die Situation unquittiert verstreichen und die Dunmerin ihres Weges gehen. Die Stadtwache, welche langsam näher kam, bedachte den Rothwardonen mit einem mürrischen Blick, ging dann aber weiter und verschwand in der Dunkelheit hinter der nächsten Ecke. Wie ich zurück zum Gasthaus komme weiß ich immer noch nicht. Und wo die Herberge ist von der diese...Frau gesprochen hat weiß ich auch nicht. Schließlich folgte er einfach den Weg, den die Wache genommen hatte, und kam tatsächlich wieder auf die Hauptstraße, bei welcher er wieder wusste, wo er sich befand. Obwohl er sich bei dem folgenden Rückweg mehr als einmal beobachtet vorkam und sich auch regelmäßig umsah, konnte er nichts entdecken, was diese Paranoia rechtfertigen könnte. Endlich hatte er seine Bleibe erreicht, und ohne große Umschweife begab er sich auf sein Zimmer, wo der die Tür hinter sich rasch verschloss und dann durchatmete. Erst jetzt wurde ihm bewusst, dass er vielleicht nur ganz knapp dem Tod durch die Dunkelelfe entkommen war, sie hätte ihn schließlich ganz leicht ihren Dolch in den Rücken jagen können ohne dass er überhaupt gewusst hätte, wie ihm geschah. Warum sie es nicht getan hatte, beschäftigte ihn auch noch, als er sich in sein Bett gelegt hatte und versuchte zu schlafen, aber ihm schwirrten soviele derartige Gedanken durch den Kopf, dass es eine sehr unruhige restliche Nacht wurde...

    Dreveni schlug den Weg zu ihrer Herberge ein, ohne sich noch einmal nach dem Rothwardonen umzusehen oder die Wache weiter zu beachten. Dort angekommen ging sie sofort in ihr Zimmer und ließ sich aufs Bett fallen. Der Tag war lang und ereignisreich gewesen, und obwohl sie ein paar Stunden tagsüber geschlafen hatte, war sie ziemlich müde. Die Situation mit dem Rothwardonen war immer noch nicht zufriedenstellend gelöst, aber in der Stadt war der Versuch ihn zu töten einfach zu riskant gewesen. Allerdings war es jetzt auch überflüssig, weiter über ihn nachzudenken, im Moment waren ihr sowieso die Hände gebunden. So löschte sie die Kerzen und ging ins Bett. Hoffentlich kommt der Kaiserliche heute Nacht nicht..., dachte sie sich noch vor dem Einschlafen. Mehr Probleme konnte sie jetzt nicht gebrauchen und wer wußte schon, was ihr Informant noch alles über den Rothwardonen rausfinden würde.
    Geändert von Van Tommels (10.02.2011 um 00:11 Uhr)

  15. #15

    Kaiserstadt, Geheime Universität

    Arc­turus war ziem­lich un­ge­hal­ten dar­über zu so frü­her Stun­de schon ge­weckt zu wer­den be­gann seine Schicht doch erst in zwei Stun­den. Als er je­doch sah wenn er vor sich hatte wür­den seine züge so­fort wie­der ent­spann­ter. Es war Ra­mi­nus Polus der ihn ge­weckt hatte und nun sagte:" Es tut mir leid euch so früh zu we­cken Arc­turus aber der Erz­ma­gi­er Tra­ven ver­langt nach euch. Ihr sollt in spä­tes­tens 20 Mi­nu­ten bei ihm in sei­nen Pri­va­ten Ge­mä­chern sein. Es han­delt sich um einen Auf­trag aber sagt vor­erst noch nie­man­dem was auch nicht eurem Bru­der."
    Bei den Letz­ten Wor­ten lä­chel­te der Ma­gi­er kurz und setz­te noch hinzu:" Ich weiss es ist früh aber lasst euch nicht zu­viel Zeit Tra­ven war­tet nicht gern." Da­nach dreh­te er sich um und ver­liess das Zim­mer der Ge­brü­der
    Erune.

    Arc­turus blieb eine weile auf­recht sit­zen und war­te­te bis der Rest der Mü­dig­keit ver­flog.Wäh­rend­des­sen schau­te er sich im Zim­mer um und wie­der ein­mal fiel ihm auf wie un­or­dent­lich das Zim­mer auf der Seite sei­nes Bru­ders war.​Zu­ge­ge­ben bei ihm hersch­te auch nicht ge­ra­de Ord­nung aber bei Oc­ta­vus sah es aus als hätte ein Feu­er­ball in sei­nem Klei­der­schrank und sei­ner Aus­rüs­tungs­tru­he ein­ge­schla­gen. Über­all lagen die Teile sei­ner Le­gi­ons­rüs­tung, Kla­mot­ten und auch sein Schwert lag ein­fach acht­los fal­len­ge­las­sen in­mit­ten der Un­ord­nung.
    Ei­gent­lich soll­te er bei sei­nem Sta­tus als Haupt­mann schon lange ein Macht­wort ge­spro­chen haben aber da es sich um sei­nen Bru­der han­del­te, ihn die Un­ord­nung nicht stör­te und er sel­ber auch nicht ge­ra­de der Or­dent­lichs­te war liess er es auf sich be­ru­hen.

    Oc­ta­vus schlief noch da ihre Schich­ten gleich­zei­tig be­gan­nen und er hatte auch nichts von dem Früh­mor­gent­li­chen Be­such mit­be­kom­men. Mo­men­tan lag er seit­lich auf dem Bett ein Bein angwin­kelt das an­de­re auf­recht an die Wand ge­lehnt. seine Arme waren seit­lich von ihm weg­ge­streckt und sein Kopf hing über den Rand des Bet­tes so das die Lan­gen wei­ßen Haare den Boden Be­rühr­ten.
    Bei dem an­blick strich sich Arc­turus selbst durch seine eben­so­lan­gen je­doch Pech­schwar­zen Haare. Wie es Mut­ter wohl geht? Als er sei­nen Blick auf sei­nem Bru­der ruhen liess schüt­tel­te er den Kopf Ich kenne bis heute nie­man­den sonst der in solch ver­renk­ten Stel­lun­gen schla­fen kann

    Durch das Kop­schüt­teln war nun auch der letz­te Rest der Mü­dig­keit von ihm ge­wi­chen und er Stand lang­sam auf. Als er sich streck­te knacks­te es kurz aber ver­nehm­lich in sei­ner Hüfte.Die­ser Gott­ver­damm­te Ban­dit mit sei­nem drei­mal von den Neun ver­fluch­ten Streit­kol­ben Er rieb sich Ge­dan­ken­ver­lo­ren über die Hüfte bei der Er­in­ne­rung an den Schlag den er da­mals ein­ge­steckt hatte. Er ver­trieb die wie­der­keh­ren­den Bil­der je­doch schnell aus sei­nem Kopf und be­gann zügig sich an­zu­zie­hen als er seine Rüs­tung trug, mit aus­nah­me der Stie­fel ging er an die Tür.​Er zog sie noch nicht an um durch die schwe­ren schrit­te seine Bru­der nicht zu we­cken An einem Ha­cken dort hin­gen ne­ben­ein­an­der seine Axt, sein Dolch und seine Kappe.
    Er nahm alles mit und trat vor die Tür. Dort setz­te er sich auf eine Bank zog die Stie­fel an steck­te sei­nen Dolch hin­ein und hing sich die Axt an die Seite. Er stand auf und ging die Trep­pe hin­un­ter und stülp­te sich im Lau­fen noch die Kappe über den Kopf. Hier unten im Spei­se­sall Sas­sen zwei Per­so­nen. Die eine war ein Kai­ser­li­cher Scout der seine Helm vor sich hatte und ge­ra­de in einen Apfel biss der an­de­re war ein Kampf­ma­gi­er und trank ge­ra­de einen Schluck aus einem Krug als Arc­turus den Saal be­trat. Den Ma­gi­er kann­te er nur als un­ter­ge­be­nen nicht je­doch di­rekt aber als er den Scout sah fing er an zu Grin­sen und setz­te sich neber ihn.

    "Guten Mor­gen Arc­turus" grüss­te ihn der Scout mit einem brei­ten Grin­sen als die­ser sich neber ihn setze. "Guten Mor­gen De­ci­us" er­wie­der­te er mir einem Lä­cheln. "Was treibt dich den hier­her an die Uni­ver­si­tät?" Der Scout sah in an und hob sei­nen Arm. Arc­turus sah so­fort den lan­gen und häss­li­chen Schnitt im Un­ter­arm des Freun­des. "Ein ge­wis­ser Gob­lin den ich hier in der Nähe tö­te­te woll­te ein wenig mit mir ku­scheln und als ich ihn nicht lies wurde gran­tig und mein­te mich ein­we­nig an­rit­zen zu müs­sen." mein­te er schief grin­send und streck­te Arc­turus bit­tend den Arm ent­ge­gen wor­auf­hin die­ser ihm die Hand reich­te und für einen Mo­ment Glüh­te sie weiß auf als sich auch schon der Schnitt am Arm von De­ci­us schloss. "Sei Froh das es kein Scha­ma­ne war wenn er dich mit einem Feu­er­zau­ber ein wenig an­ge­bra­ten hätte könn­te ich dir nicht hel­fen du weisst ich kann gut hei­len aber eben nicht alles." mein­te Arc­turus. "Vie­len Dank" sagte er und schau­te ihn nun wie­der an. "Ich weiss ge­ra­de nicht was ich tun soll ich war ei­gent­lich auf dem Weg nach Skin­grad aber da ich ge­ra­de keine Be­feh­le habe dach­te ich mir ich be­su­che mal meine bei­den bes­ten Freun­de hier in der Kai­ser­stadt und nach­dem ich die­ses Mist­vieh ge­trof­fen hatte schien mir das in An­be­tracht dei­ner Fer­tig­kei­ten gar nicht­mal so eine schlech­te Idee. Wo ist ei­gent­lich Oc­ta­vus? Nor­ma­ler­wei­se kommt ihr doch immer zu­sam­men hier run­ter?"

    Nach­dem er De­ci­us an­ge­hört hatte fiel im wie­der ein warum er ei­gent­lich so früh auf­ge­stan­den war und er dass er sich be­ei­len muss­te. "Es tut mir leid aber deine Fra­gen muss ich spä­ter be­ant­wor­ten ich werde von einer....​wich­ti­gen Per­sön­lich­keit er­war­tet die un­gern war­tet und die ich auch un­gern ver­är­gern würde. Ich werde da­nach aber gleich wie­der hier­her kom­men und dann kön­nen wir noch ein wenig reden." De­ci­us sah leicht ent­täuscht aus ant­wor­te­te je­doch mit ver­ständ­nissvol­ler Stim­me "Nun gut aber be­ei­le dich bitte wenn dein Bru­der run­ter­kommt und ich al­lei­ne mit ihm hier bin artet das wie­der in ein Sauf­ge­la­ge ohne glei­chen aus und das währe etwas un­pas­send" Bei die­sen Wor­ten muss­ten sie beide la­chen.

    Arc­turus stand auf und ver­ab­schie­de­te sich von den bei­den.​Er ging hin­aus und besah sich den Him­mel es däm­mer­te und es hing noch ein leich­ter Nebel über dem Erz­ma­gier­turm aber es sah jetzt schon nach einem son­ni­gem Tag aus.​Jetzt ging er zügig in Rich­tung der Trep­pen und stand auch schon bald im Turm.​Hier traf er in der Ein­gangs­hal­le auf die Ge­lehr­te Tar-Mee­na eine Ar­go­nie­rin und auch wie­der auf sei­nen Leh­rer Ra­mi­nus. Der Ma­gi­er war mehr oder we­ni­ger sein Lehr­meis­ter und Men­tor.​Er hatte ihm viel in Sa­chen Zer­stö­rung und Wie­der­her­stel­lung ge­lehrt sogar einen Le­bens­ent­de­ckungs­zau­ber und einen Nacht­sichts­zau­ber hatte er Arc­turus bei­ge­bracht und das Ob­wohl der ei­gent­lich in diese Rich­tung nicht so be­wan­dert war. Mo­men­tan ar­bei­te­ten sie daran den Zau­ber zur Be­schwö­rung des Ah­nen­geis­tes zu ver­stär­ken aber das woll­te noch nicht so wirk­lich klap­pen. Aber Arc­turus hatte ge­lernt sich in Ge­duld zu Üben und er war sich si­cher das er mit der Hilfe von Ra­mi­nus auch die­sen Zau­ber ir­gend­wann be­wäl­ti­gen konn­te. Er grü­ß­te die bei­den Freund­lich und gin an den bei­den vor­bei durch das Por­ta­lund Stand nicht lange da­nach in den Pri­va­ten Ge­mä­chern des Erz­ma­gi­ers Han­ni­bal Tra­ven.

    Er war bis jetzt nur ein­mal hier ge­we­sen und konn­te sich nicht mehr er­in­nern wann und in wel­chem bezug das Ge­sche­hen war. Als Haupt­mann der Kampf­ma­gi­er hatte man viele Pri­vi­le­gi­en nicht nur in­ner­halb der Le­gi­on wegen sei­nem Sta­tus als Haupt­mann auch da­durch das er duch sei­nen Satus als Kampf­ma­gi­er in­di­rekt ein Mit­glied der Ma­gier­gil­de war. Dies war in der Regel der ein­zi­ge Raum der Ma­gier­gil­de un der Kai­ser­li­chen Ein­rich­tun­gen den er nor­ma­ler­wei­se nicht be­tre­ten durf­te es sei den es war durch eine Ge­fah­ren­si­tua­ti­on not­wen­dig oder er wurde so wie jetzt her­be­or­dert.​Es dau­er­te auch nur ein paar Se­kun­den bis er den Erz­ma­gi­er er­blick­te der leicht schräg hin­ter ihm an einem Bü­che­re­gal stand.​Arc­turus woll­te sich ge­ra­de räus­pern als der Erz­ma­gi­er zu spre­chen be­gann.

    "Nun habt ihr also euren weg doch noch ge­fun­den? Ich dach­te schon ich müsse Ra­mi­nus ein zwei­tes mal ent­sen­den.​Ihr seid 10 Mi­nu­ten über­fäl­lig" Mit die­sen Wor­ten dreh­te er sich um und Arc­turus sah seit lan­ger Zeit mal wie­der das Ge­sicht von Tra­ven vom nahen es wirk­te alt und zer­brech­lich wenn gleich der Kai­ser­li­che doch spü­ren konn­te wel­che Ma­gi­sche Macht hin­ter dem doch ei­gent­lich harm­lo­sen Aus­se­hen des Ma­gi­ers steck­te."Wir haben ein recht gro­ßes Pro­blem...." be­gann Tra­ven von neuem doch er stock­te und dreh­te sich noch­ein­mal um zog eine klei­ne Schrift­rol­le aus dem Regal und reich­te sie Arc­turus."Auf die­ser Karte ist ein Ort Mar­kiert der süd­öst­lich der Kai­ser­stadt liegt.​Es ist eine Sied­lung na­mens Crops­ford.​Sagt euch der Name was?"

    Arc­turus öff­ne­te die Karte und ant­wor­te­te dann: "Ja ich habe von ihr ge­hört,man er­zählt sich das die Sied­lung als sie noch im Bau war von Gob­lins an­ge­grif­fen wurde und das oft und lang.​Aber ir­gend­wann soll dann ein Aben­teu­rer die Gob­lins ver­trie­ben haben.​Mehr weiß ich lei­der nicht.".
    Der Blick von Tra­ven war un­er­gründ­lich als er fort fuhr."Nun an­schei­nend sind die Neun noch immer nicht zu einem Schluss über das Schick­sal die­ser Sied­lung ge­kom­men und nun ist ein wei­te­res Un­glück über das Junge Dörf­chen her­ein­ge­bro­chen wie es scheint.​Vor drei Tagen ritt ein Le­gio­när durch Crops­ford und fand kei­nen der Be­woh­ner mehr dort vor nur eine Lei­che fand er. Und sie trug die Robe eines To­ten­be­schwö­rers...."

    Arc­turus Blick ver­fins­ter­te sich sicht­lich bei dem Letz­ten Wort des Erz­ma­gi­ers und im wurde schon wie­der schlecht als wie­der Bil­der aus sei­ner Er­in­ne­rung an die Ober­flä­che drän­gen woll­ten aber er be­herrsch­te sich noch­mal und frag­te."Nun gut was soll ich also tun?" Eine Re­gung zeig­te sich im Ge­sicht von Tra­ven und er über­leg­te kurz."Nun....​der Le­gio­när ver­folg­te Kampf­spu­en bis zu einer nahe ge­le­ge­nen Höhle die auch als Holz­nar­ben­sen­ke be­kannt sein soll­te.​Ihr wer­det mit "zwei" Mit­glie­dern der Kai­ser­li­chen Le­gi­on dort hin­ge­hen und euch um­schau­en seht zu das ihr die Be­woh­ner wie­der fin­det und wenn ihr To­ten­be­schwö­rer fin­den könnt dann scheut euch nicht so viele von ihnen zu ve­nich­ten wie ihr könnt.
    Die zwei Le­gio­nä­re könnt ihr frei wäh­len sie wer­den für die Dauer des Auf­trags von jeg­li­chen Pflich­ten ent­bun­den und müs­sen sich nach dem Auf­trag wie­der hier mel­den.​Und so wie ich euch kenne weiß ich schon wer der erste ist den ihr wählt..." bei den letz­ten Wor­ten grins­te der Ma­gi­er Arc­turus kurz an und nahm ein Per­ga­ment auf das er etwas schrieb.​Arc­turus war bei der neu­er­li­chen Er­wäh­nung des wor­tes wie­der schlecht ge­wor­den als die Er­in­ne­run­gen nun doch kurz in sei­nen Kopf rausch­ten.​Er fing sich je­doch er­staun­lich schnell wie­der und woll­te zu reden be­gin­nen als der Ma­gi­er sie zu ihm um­wand­te und ihm die Liste vor das Per­ga­ment vor die Nase hob.​Er nahm es und fing an zu lesen.

    Der Haupt­mann der Kampf­ma­gi­er Arc­turus Erune ist hier­mit be­rech­tigt eine klei­ne Trup­pe Be­ste­hend aus ihm selbst sei­nem Bru­der Oc­ta­vus Erune, sei­nes Zei­chens Kai­ser­li­cher Le­gio­när, und den Kai­ser­li­chen Scout De­ci­us Tal­wa­ti­us zu­sam­men­zu­stel­len.​Die ge­nann­ten Sol­da­ten sind wäh­rend der Dauer des Auf­trags von ihren sämt­li­chen Pflich­ten in der Kai­ser­stadt ent­bun­den und kön­nen nach ei­ge­nem Er­mes­sen han­deln um ihren Auf­trag zu er­fül­len

    Ver­blüfft blick­te Arc­turus den Erz­ma­gi­er an und frag­te:"Mein Bru­der gut war lo­gisch aber wie kamt ihr auf mei­nen Freund De­ci­us?" Der Erz­ma­gi­er lä­chel­te Ge­heim­nis­voll und ent­lies ihn mit den Wor­ten "Viel Glück"

    Wie­der in der Ka­ser­ne sah er auch schon Oc­ta­vus mit De­ci­us in einem Freund­li­chen Streit­ge­spräch dis­ku­tie­ren.​Er un­ter­brach die bei­den und er­zähl­te ihnen nun von ihrem Auf­trag.​De­ci­us gab sich über­rascht aber zu­frie­den mal etwas an­de­res tun zu dür­fen und Oc­ta­vus freu­te sich un­wahr­schein­lich auf eine Zu­sam­men­ar­beit mit sei­nem Bru­der und sei­nem Bes­ten Freund.​Die drei rüs­te­ten sich aus nah­men Pro­vi­ant mit und ver­lies­sen die Kai­ser­stadt Rich­tung Gelbe Stra­ße und Crops­ford.
    Geändert von TiberSeptim (22.03.2011 um 04:14 Uhr)

  16. #16

    Cheydinhal

    Anschluss an die Handlung von "Krisensitzung".



    Dreveni war mit Erynn die Treppe nach unten gerannt, als sie die Geräusche hörte. Draußen stand Arranges einem Dieb gegenüber, der gerade von innen heraus verbrannte. Mit regungsloser Mine beobachtete Dreveni das, genauso wie sich Arranges gleich darauf um sein Pferd sorgte. Das wird doch nicht eine deiner Schwachstellen sein? Der Dieb beunruhigte sie auch etwas, das war noch nie vorgekommen hier. Vielleicht sollten sie sich doch Wachhunde zulegen. Sie legten sich nicht noch einmal hin, stattdessen brachen Arranges und Erynn direkt auf.
    „Ihr solltet auf jeden Fall noch einen Magier aufsuchen, sonst beschert Euch die Verletzung eine Zwangspause von mindestens sieben Wochen. Gebt auf Euch acht, Dreveni“, hörte sie Erynn sagen. Sie nickte nur nur nahm die Hand der Dunmer, Arranges würdigte sie nur eines kurzen Blickes. Sie würde auf sich aufpassen, da musste sich Erynn keine Sorgen machen. Viel mehr sollte sie selbst diesen Ratschlag beherzigen und Arranges so bald wie möglich loswerden. Sie kannte den Magier noch nicht sonderlich gut, aber das was sie bis jetzt von ihm gesehen hatte, ließ ihn schon etwas psychopathisch wirken. Vielleicht war er aber auch einfach nur verzogen. Aus Erynn könnte viel werden, wenn sie sich erst überwinden konnte, jemanden außerhalb der reinen Selbstverteidigung zu töten, sie konnte sich leise Bewegen und war gut mit dem Bogen, dachte Dreveni bei sich mit einem leichten Grinsen im Gesicht. Mordan und Dreveni würden ihr den Rest schon beibringen. Dann würde es ihr auch erspart bleiben, mit irgendwelchen Magiern durchs Land zu ziehen, und sie könnte sich anständige Ausrüstung leisten. Nach einem letzten Blick auf den verkohlten Haufen, der einmal der Dieb gewesen war, ging sie wieder ins Haus. Sie hätte ihn vermutlich laufen gelassen, nachdem sie ihm ein paar Finger oder die Hand abgeschnitten hätte, dass hätte den Rest dieses Abschaums gleich gewarnt, sich von diesem Haus fernzuhalten.

    Nachdem die Schmerzen in ihrem Arm deutlich besser geworden waren, seit Erynn ihn gerichtet hatte, schlief sie noch ein paar Stunden, nachdem sie die Tür wieder verschlossen hatte. Gegen Abend stand sie auf und beseitigte die Spuren von gestern Nacht. Viel war es nicht, die blutigen Tücher verbrannte sie im Kamin. Danach wollte sie eigentlich den Zuber füllen, aber nachdem sie den dritten Eimer aus dem Brunnen mit einer Hand geholt und ins Haus geschleppt hatte, gab sie es wieder auf. Den Abend verbrachte sie so damit, in Mordans Bücher über die Daedra zu lesen. vorher hatte es sie nie besonders interessiert, nicht darüber hinaus, was sie aus seinen Geschichten kannte.

    Am nächsten Tag brach sie gegen Mittag nach Cheydinhal auf. Ihr Pferd führte sie an den Zügeln, und nach etwa zwei Stunden erreichte sie ohne Zwischenfälle das Westtor. Die Wache dort schien sich an sie zu erinnern, und nach einem genaueren Blick sah Dreveni, dass es die gleiche war, welche sie vorletzte Nacht aus der Stadt gelassen hatte. "Ah, jetzt wollt ihr also wieder hinein?", fragte er sie mit einem fiesen Grinsen, wobei er seinen Blick über ihren geschienten Arm schweifen lies.
    "Ja, die Belagerung wurde vermutlich inzwischen aufgehoben, das Tor scheint weg zu sein.", antwortete Dreveni so ruhig wie möglich, wobei sie einen Blick in den Himmel warf, welcher jetzt wieder blau und nicht mehr blutrot war.
    "Ja, das Tor.. Das ist einfach verschwunden.", antwortete der Kaiserliche der das Stadttor kontrollierte. "Wisst ihr vielleicht etwas darüber?" Dabei sah er sie lauernd an. "Wo habt ihr euch überhaupt herumgetrieben?"
    Langsam reichte es Dreveni. Vor allem da sie wusste, dass sie gerade nichts anderes tun konnte, als seine Fragen zu beantworten, auch wenn er streng genommen gar nicht das Recht dazu hatte, das war schließlich keine Befragung. Andererseits war er die Stadtwache. Verflucht. "Ich war hier in der Gegend, ich habe jemanden gesucht. Ich wurde von einer Horde Daedra überrascht, und fast hätten sie mich gehabt, wenn...", dabei biss sie sich auf die Zunge, und sah sich erschrocken um, als hätte sie fast zu viel verraten.
    "Bis was?", fragte die Wache jetzt ebenfalls etwas leiser, und rückte näher an Dreveni.
    Nach einem verschwörerischem Blick in die Umgebung beugte sie sich zur Wache: "Ich war nicht weit weg vom Tor, da zersplitterte es plötzlich in unzählige Teile und auf einmal war es weg. Da, wo eben noch das Tor war, stand ein großer Mann in einer strahlenden Ebenerzrüstung. Er hat die restlichen Daedra einfach erschlagen, dann... verschwand er einfach."
    Die Wache hatte sie nur erstaunt angestarrt, und jetzt kam leise über seine Lippen: "Was für ein Held..."
    "Ja, nicht?", fragte Dreveni mit einem bewunderndem lächeln.
    "Ihr dürft passieren."
    Mit einem direkt vergnügtem Gesicht betrat Dreveni Cheydinhal. Gerüchte zu streuen war doch immer wieder schön. Die Stadt wirkte schon wieder direkt aufgeräumt, nur ein paar Fässer und Bretter erinnerten noch an den Belagerungszustand. Außerdem wirkten die Bewohner immer noch aufgebracht, was aber auch nicht verwunderlich war. Sie wandte sich direkt zur Magiergilde, die sich nicht weit vom Tor entfernt befand. Sie hoffte inständig, dass der Knochen nicht noch einmal gerichtet werden musste, allerdings konnte sie selbst nicht so wirklich beurteilen, ob beide Enden wirklich gerade aufeinander saßen. Dieses mal würde sie sich jedenfalls vorher so betrinken, dass sie nichts mehr mitbekommen würde.
    In der Gilde wurde sie von einer Argonierin empfangen und in die Räume im Keller geführt. Dort hielt sich der Heiler auf, ein großer, hagerer Altmer. Dieser schien Dreveni nur insofern wahrzunehmen, als dass er ihren Arm gleich zwei Schülern vorführte, die dort mit ihm standen. Indirekt lobte er Erynns Arbeit, wenn auch mit der Einschränkung, dass es auf dem Feld wohl einfach nicht besser gegangen wäre. Er entfernte die Schienen, und Dreveni hielt schon die Luft an, als er anfing, ihren Arm abzutasten. Leicht enttäuscht, wie ihr schien, meinte er aber nur, da bräuchte er ja gar nichts mehr machen, sprach einen Heilzauber, sagte sie solle den Arm noch etwa eine Woche schonen und fuhr fort, seinen Schülern etwas zu erklären. Nachdem sie von den Magiern nicht weiter beachtet wurde, stahl sie sich wieder aus der Gilde. Umso besser wenn er dafür nicht einmal einen Lohn haben wollte.

    Draußen stand sie erst eine Weile unschlüssig auf dem Platz vor den Gilden. Eigentlich war sie ja überhaupt erst wegen Feryn nach Cheydinhal gekommen, und inzwischen war es mehr als zweifelhaft, dass er sich überhaupt noch hier aufhielt. Sie beschloss, es wie in Chorrol zu machen, und spazierte langsam durch die Stadt, konnte allerdings kein bekanntes Gesicht erkennen, dass ihr weiterhelfen konnte. Danach wollte sie ein paar Vorräte kaufen, bevor sie zurück zum Haus reiten würde, hatte damit aber auch nicht viel mehr Glück. Mehr als etwas Brot und Käse konnte sie nicht auftreiben, es würde noch ein paar Tage dauern bis in Cheydinhal wieder alles seinen gewohnten Gang lief. Am späten Nachmittag ritt sie schließlich wieder zurück zum Haus.
    Geändert von KingPaddy (06.07.2011 um 01:36 Uhr)

  17. #17

    Nibenay Senke, Gelbe Straße kurz vor Cropsford

    Arcturus ritt voraus während Decius und Octavus im folgten. Es war bisher kein schwieriger Weg gewesen und sie kamen auch schnell voran. Es dauerte auch nicht lange bis sich Decius von hinten meldete: "Dort vorne links kommt gleich die Geborstenes Holz-Höhle,ein ehemaliger Goblinunterschlupf, wir müssen vorher rechts abbiegen. Dann sollte es nicht lange dauern bis wir in Cropsford ankommen und vor dort aus ist es auch nicht mehr weit bis zur Holznarben-Senke."
    "Danke Decius" sagte Arcturus und sie ritten weiter bis sie schließlich in Cropsford ankamen.

    Sie stiegen von ihren Pferden ab und erkundeten mit gezogenen Waffen die Umgebung. Decius, der einen Pfeil aufgelegt hatte ging gerade um eine Häuserecke als er den anderen beiden zurief:"Ich habe den Totenbeschwörer gefunden." Die Brüder gingen zu ihm und Octavus der vor Arcturus um die Ecke ging gab ein leises "Iärks" von sich. Als Arcturus um die Ecke kam sah er warum. Die Tierwelt hatte zwar noch einiges von dem Kerl übrig gelassen aber was noch übrig war, war nicht mehr wirklich hübsch anzusehen. Man konnte gerade noch erkennen das es sich einmal um einen Altmer gehandelt haben musste.

    Octavus stupste die Leiche mit seinem Schwert an und meinte zu Decius:"Du weisst wo es langgeht also bring uns schnell zu der Höhle. Wenn ich den hier sehe bekomme ich schon wieder meine Wut." Decius sah ihn verwirrt an und sah etwas verwundert aus als er den blanken Hass in Octavus augen sah. Als er zudem noch zu Arcturus hinüberschaute sah er Haargenau den selben Gesichtsausdruck bei ihm und fragte nur: " Jungs ist mit euch alles in Ordnung? Jedes mal wenn das Wort Totenbeschwörer fällt oder wir einen sehen dreht ihr beiden total ab, was ist den los?"
    Die Brüder wechselten einen Blich und Arcturus wandte sich mit den Worten:"Sag du´s ihm!"
    von den beiden ab und ging ein paar Schritte auf die Häuser zu.

    Octavus ging zu Decius und fing an ihm zu erklären:" Wir haben vor einigen Wochen Nachricht von unserer Mutter bekommen. Unser Vater wurde von Totenbeschwörern entführt und getötet. Wir beide wurden damals ausgesandt um uns um einen Totenbeschwörerhaufen zu kümmern der ,in einer Kapelle nicht weit von hier, seinen Stützpunkt aufgezogen hatte. Als wir dort ankamen wurden wir von einigen Zombies begrüsst unter denen auch unser Vater war......Arcturus hat ihn getötet und wir sind wieder gegangen." Er blickte kurz zu seinem Bruder und sprach dabei aber weiter:" Er kommt darüber nicht hinweg und ich ehrlich gesagt auch nicht aber wir werden es diesem Dreckspack schon zeigen. Wer sich mit den Gebrüder Erune anlegt ist so gut wie tot." Decius sah ihn an und war sprachlos. Octavus sagte nur:"Sag einfach nichts und lass uns weitergehen.Je eher wir die Scheisse hinter uns haben desto besser."

    Die Drei gingen weiter und kamen nicht lange danach bei der Holznarben-Senke an. Sie betraten die Höhle ,und mussten alle drei erst gegen einen unfassbar starken Brechreiz ankämpfen, als sie zum ersten mal den Geruch der Höhle in der Nase hatten. Decius schaffte es nicht es zu unterdrücken und übergab sich, während Arcturus, mit der Hand vorm Mund und tränenden Augen, zu Octavus sagte:"Verdammt ich kann fast nicht atmen, hier unten stinkts ja schlimmer als in den Abwasserkanälen der Kaiserstadt." Octavus erwiderte:"Ich will gar nicht wissen wie viele Leichen hier unten liegen.Dem Verwesungsgestank zu urteilen müssen es hunderte sein.Lasst uns weitergehen."

    Die drei banden sich Tücher vor die Münder und gingen tiefer in die Höhle hinab. Sie schlichen leise durch das Halbdunkel, und hin und wieder war das Tropfen von Wasser auf Stein zu hören, ansonsten war es totenstill. Ein leises Knirschen zerschnitt die Stille und alle drei blieben wie angewurzelt stehen. Arcturus horchte ins dunkel als er etwas pfeifen hörte und Octavus urplötzlich sein Schild hochriss und vor seinen Bruder hielt.Eine hundertstel Sekunde später zitterte ein Pfeil im Schild und ein hässliches Kreischen war aus dem Dunkel zu vernehmen. "LICHT" brüllte Octavus und schon kamen zwei Skelette aus dem dunkel gerannt, der eine mit einem Zweihänder, das andere mit einem Schild und einem Streitkolben. Decius entzündete eine Fackel, und erblickte ein drittes Skelett im Hintergrund, das wohl für den Pfeil verantwortlich war, den es trug einen Bogen den es gerade neu spannte. Decius liess die Fackel fallen, zog seinen eigenen Bogen und schrie:"ACHTUNG".

    Octavus hatte das Skelett mit dem Streitkolben erwischt und hämmerte mit dem Schwert auf dessen Schild ein, konnte aber keine Deckungslücken treffen, und so wogte der Kampf zwischen den beiden hin und her ohne das sich einer sonderlich hervortun konnte. Arcturus hatte im moment ganz andere Probleme. Eigentlich wollte er das Skelett mit dem Zweihänder mit einem Feuerball begrüßen aber das Bogenschützen-Skelett lies ihm keine Zeit dazu. Gerade als er die Hand vom Griff seiner Axt nahm um dem Skelett seinen Zauber entgegenzuschleudern wurde sie ihm nach hinten weggerissen und er musste sich unter einem Schlag des anderen Gerippes hinwegducken. Dabei erblickte er seine linke Hand und sah entgeistert das ihm der kleine Finger Fehlte. Der Pfeil hatte ihm den Finger abgerissen aus dessen Stumpf jetzt munter das Blut herausschoss. Er realisierte die Schmerzen nicht und kam wieder auf die Beine. Mit einem Schrei hob er die Axt weit über seinen Kopf und liess sie auf den Schädel des Skeletts krachen, der mit einem lauten Knall in tausend teile zerbarst, woraufhin das Gerippe einfach umkippte und das Skelett mit dem Streitkolben sich einfach in Luft auflöste.

    Octavus der jetzt freie Bahn hatte stürmte zu dem letzten Skelett und hieb mit einem gezielten Schlag die Wirbelsäule des Untoten entzwei, woraufhin auch dieses zusammenbrach. Der Kampf war Schneller vorbei als sie dachten und jetzt erst fuhren die Schmerzen mit voller Kraft in Arcturus Hand und er liess einen Schrei fahren so das die anderen beiden zusammenzuckten. "Was ist?" rief sein Bruder und rannte zu ihm während sein Bruder in die Knie ging und sich die Hand hielt. "Das Gottverdammte Mistvieh hat mir den Finger weggerissen!" sagte Arcturus der vor Schmerzen ächzte.
    Decius und Octavus schauten sich eine weile um konnten den Finger aber nicht finden und so ballte Arcturus seine Hand zur Faust und sie glühte weiß auf. Innerhalb von Sekunden war der Stumpf mit Haut zugewachsen und sah so aus als wäre es eine alte Kriegswunde. Es dauerte nicht lange und die drei konnten weitergehen.

    Es gab nicht mehr wirklich viele Probleme in den Gängen, aber als sie endlich in die große Haupthöhle kamen stockte ihnen der Atem. In dem Großen Raum waren ungefähr ein Dutzend Käfige aufgehängt in denen überall Zombies jaulten und stöhnten. Am Boden gingen einige Totenbeschwörer ihrer Arbeit nach und weiter hinten an einem Altar stand ein hochgewachsener Mann der im Gegensatz zu allen anderen Menschen im Raum keine Kappe trug und barhäuptig wie er war gerade ein par Formeln vor sich hinmurmelte. Plötzlich jedoch drehte er sich herum und schaute genau in ihre Richtung. Ein paar Kehlige Laute brachen aus seiner Kehle hervor und alle Totenbeschwörer starrten wie gebannt in die Richtung der drei Legionäre. Auf einmal kam Bewegung in die Bude und die ganze Necromanten-Schar rannte in eine Ecke des raumes in der ein Loch in der Wand war. Der Hochgewachsene zog zwei Hebel und lief mit einem hässlichem Grinsen ebenfalls durch das Loch, das sich kaum das er es durchschritten hatte hinter ihm schloss.

    Durch den zweiten Hebelzug hatten sich die Käfige mit den Zombies geöffnet und alle kamen jetzt heraus und wankten den Kaiserlichen entgegen. Die zogen ihre Waffen und gingen in Verteidigungstellung. Sie waren fünf zu eins unterlegen und hatten eigentlich keine Chance.
    Aber trotz allem griffen sie an und es wurde ein heilloses Gemetzel. Decius erkannte nach einer weile wenn sie da eigentlich abschlachteten, es waren die Bewohner von Cropsford die er früher kannte und jetzt nur noch als Untote ihr dasein fristeten. Er entdeckte zu spät das Schwert das auf ihn zugeflogen kam und die Sicht auf seinem rechtem Auge trübte sich auf einmal.während er zu Boden stürzte. Octavus sah das Decius fiel und rannte zu ihm. Er hatte einen langen hässlichen Schnitt der sich von über dem rechten Auge bis runter auf die Backe zog. Das rechte Auge war weg und Octavus starrte in ein blutiges Loch. Er schrie nach seinem Bruder Arcturus der sich umdrehte und zu ihnen herüberschaute. Als er jedoch seinen Bruder Octavus erblickte vergass er die Zombies und das Kämpfen völlig.

    Wie in Zeitlupe näherte sich ein Schwert dem Hals seinen Bruders und er schrie:" OCTAVUUUUUUUS".......doch es war zu spät. Sein Bruder drehte sich um und sah seinen Bezwinger, es war der Hüne von vorhin der mit einem Schwert auf ihn einschlug. Octavus Kopf trennte sich von seinen Schultern und landete genau vor Arcturus Füssen. Der Gesichtsausdruck von Octavus enthielt keinerlei Schmerz sondern nur Überraschung und Verblüfftheit. Arcturus wurde es rot vor Augen und er spürte nicht mehr was er tat und realisierte es auch nicht mehr er kämpfte sich zu Decius und tötete alles was ihm vor seine Axt kam. Als er ihn erreichte riss er den Bewusstlosen auf die Füße und hob ihn auf seine Schulter, er rannte was er konnte, und er rannte immer weiter, aus der Höhle heraus, durch Cropsford hindurch, bis auf die Gelbe Straße bis er schließlich vor Erschöpfung einfach umkippte, und mitten auf der Straße liegen blieb.

    Es dämmerte schon und es wurde langsam kühl als Arcturus wieder zu sich kam. Decius lag noch genau so neben ihm wie zuvor und stöhnte gerade leise als er versuchte sich aufzurichten es aber nicht schaffte und wieder zu Boden fiel. "Bleib liegen" Flüsterte Arcturus ihm zu "Was ist passiert" fragte Decius mit schwacher Stimme. Arcturus lag einfach nur da..."Octavus" flüsterte er. "Was ist mit ihm ?" erwiederte der Scout zitternd da es langsam wirklich kalt wurde."Er...er..ist .....tot"gab Arcturus zurück und in diesem Moment fing er an zu weinen und dir Tränen liefen im durch das Gesicht in seine schwarzen Haare. Er schluchzte und hörte lange Zeit nicht auf zu weinen bis Decius zu ihm rüberkroch und ihm die Hand auf den Arm legte. Im Dämmerlicht konnte Arcturus sehen das auch ihm Tränen auf den Wangen glänzten. "Wir müssen hier weg, wir dürfen nicht hier bleiben, wir müssen dem Erzmagier bescheid geben." "SCHEISS AUF DEN VERDAMMTEN ERZMAGIER DECIUS MEIN BRUDER IST TOT" Arcturus sprang auf und stiess Decius von sich weg. "Denkst du vielleicht das es mich jetzt noch interessiert was mit der Erzmagier ist?Oder der Gottverdammten Magiergilde?Geh doch zu deiner Legion ich werde desertieren. Die Legion hat mir meinen Vater genommen und jetzt auch noch meinen Bruder.Geh Decius werde glücklich aber ich mache das ich von hier wegkomme." Arcturus rannte nach Cropsford und zog im Laufen seine Handschuhe und seine Kappe aus die er achtlos ins Grass warf. Als er bei den Pferden angekommen war schwang er sich auf sein eigenes und preschte davon.

    Decius sah seinem Freund hinterher. Langsam stand er auf und ging nach Cropsford unterwegs nahm er die Handschuhe und die Kappe von seinem ehemaligem Freund mit und sammelte auch Octavus Pferd ein das er an der Seite mitführte während er mit seinem eigenen in Richtung der Kaiserstadt ritt.
    Geändert von KingPaddy (31.07.2012 um 19:10 Uhr)

  18. #18

    Umland von Cheydinhal

    Sie verbrachte die nächsten Tage in Mordans Haus, wobei sie gelegentlich Ausflüge nach Cheydinhal unternahm. Das Leben dort normalisierte sich zusehends, und langsam kamen auch wieder die ersten Händler mit frischen Wahren in die Stadt. Die organisierte Kriminalität kam ebenfalls wieder aus ihren Löchern gekrochen, allerdings konnte sie über ihre Kontakte dort nicht herausfinden, ob Feryn hier gewesen war. Dafür bekam sie mit, dass ihr Gerücht gefruchtet hatte, jeder erzählte jetzt von dem strahlendem Held, der das Tor geschlossen hatte. Die Geschichte hatte noch die eine oder andere Ausschmückung erhalten, aber im wesentlichen entsprach es noch der Version, die sie der Wache erzählt hatte.

    Dreveni hasste es zu warten, aber sie war praktisch zur Untätigkeit verdammt, da ihr Arm noch ein paar Tage brauchen würde, um richtig zu Heilen. Sie hatte versuchsweise ein paar Mal mit ihrem Bogen geschossen, und es ging sogar, aber eben nur ein paar Mal, dann waren die Schmerzen in dem Arm wieder zu stark. Frustriert ging sie mit dem Bogen wieder nach drinnen und ließ ihn achtlos im Eingangsbereich fallen. Mit einem genervtem Seufzen ließ sie sich auf einen Sessel im Wohnzimmer fallen und starrte durch das Fenster nach draußen. Sie hatte gerade auch absolut nichts zu tun, nichts dass sie endlich wieder von Feryn ablenken würde. Sie konnte nicht verhindern, dass ihre Gedanken immer wieder zu ihm abschweiften, und das frustrierte sie noch viel mehr, als ihr gebrochener Arm. Sie konnte guten Gewissens von sich behaupten, die letzten drei, oder waren es schon fünf?, Jahre nicht mehr an ihn gedacht zu haben, jedenfalls nicht ohne dass sie es wollte, was vielleicht auch etwas damit zu tun hatte, dass sie meistens beschäftigt gewesen war, und bei ihrem Beruf konnte man es sich nicht leisten, abgelenkt zu sein.
    Natürlich war sie in den letzten Tagen an dem Ort gewesen, den er in seiner Nachricht beschrieben hatte, aber sie hatte nichts gefunden. Er konnte nie hier angekommen sein, er konnte hier gewesen sein und die Nachricht war verschwunden, sie wusste es nicht. Ungewissheit konnte sie auch nur schwer ertragen. Sie war auch weiter um Cheydinhal unterwegs gewesen, auch wenn das wirklich wie die Suche nach einer Nadel im Heuhaufen war, und weit entfernt von planvoll.

    Plötzlich hörte sie, wie ein Schlüssel in der Haustür gedreht wurde. Mit einem Satz war sie auf den Beinen, im Vorraum und hob den Bogen auf, um ihn auf die Kommode zu legen. Da hatte er zwar auch nichts verloren, aber das war immerhin noch besser als auf dem Boden. Mordan war da etwas eigen, und außer ihm hatte niemand einen Schlüssel zum Haus. Im stillen war sie dankbar für ihre guten Reflexe, aber sie wohnte ja auch schon lange genug mit Mordan unter einem Dach. Der Rest des Hauses war aufgeräumt, sie hatte ja sonst nichts zu tun gehabt. Als sie den Bogen gerade auf die Kommode gelegt hatte, hatte Mordan die Tür vollständig geöffnet, sein Gepäck abgelegt und sie umarmten sich kurz und herzlich.
    "Ich hatte nicht erwartet, dich hier zu sehen.", sagte er zu Dreveni. "Wohin ist das Tor verschwunden?"
    "Das ist eine lange Geschichte...", sagte Dreveni nur fürs erste, sie musste erst einmal überlegen, ob und wie sie von Arranges erzählte, und welche Teile sie besser auslassen würde.
    Sie setzten sich an den Esstisch, nachdem sie etwas zu Essen und eine Flasche Wein aus der Küche geholt hatten, und Dreveni erzählte, was sich in den letzten Tagen hier ereignet hatte. Sie entschied sich dazu, nichts auszulassen, wie sie Arranges und Erynn vor dem Tor getroffen hatten, wie sie schließlich zusammen die Ebenen Oblivions betreten hatten, wie Arranges den Pfeil des Dremora "gefangen" hatte, wie sie selbst von dem Xivilai fast erschlagen worden wäre und das Tor schließlich geschlossen worden war. Sie verschwieg auch nicht, dass Arranges und Erynn hier im Haus gewesen waren, sie hatten immerhin Dreveni das Leben gerettet. "Auch wenn ich nach wie vor nicht weiß, warum, und es reichlich dämlich von ihnen fand, aus ihrer Perspektive gesehen, aber ich konnte sie danach nicht mehr umbringen. Davon abgesehen wäre ich dazu eh nicht mehr in der Lage gewesen.", endete sie schließlich. Bei ihren letzten Sätzen hatte Mordan sie leicht amüsiert angesehen, auch wenn ihn der Rest sichtlich erschreckt hatte. "Ach ja, du solltest über einen Wachhund nachdenken, hier waren Diebe. Arranges hat ihn leider verkohlt, sonst hätte ich ihn zurückgeschickt." Mordan wusste schon genau, wie sie das meinte, hatte er ihr doch diese ganzen Methoden beigebracht.
    "Das hätte ich nicht unbedingt von dir erwartet.", sagte er schließlich, in einem Tonfall, der nur schwer zu deuten war.
    "Ich hätte ihn ja auch wirklich gern getötet, aber er hat mich gerettet, und wie gesagt, es ging leider nicht, mit einem gebrochenem Arm gegen zwei..."
    "Das meinte ich nicht, das war schon in Ordnung. Ich meinte, dass du einfach in das Obliviontor gegangen bist."
    "Wir wohnen hier? Hätte das Tor hier bleiben sollen?"
    "Wir hätten umziehen können. Und ich dachte immer, es gäbe nichts, dass dir wichtig wäre.", sagte er lächelnd und dabei leicht provozierend.
    Normalerweise unterhielt sich Dreveni gern mit Mordan, aber das Gespräch ging langsam in eine Richtung, die ihr überhaupt nicht zusagte. Mordan wusste immer noch nicht, von wem der Brief war, oder warum sie überhaupt nach Cheydinhal gekommen war. Wenn er erfahren würde, dass sie versuchte, Feryn einzuholen, würde er sich denken können, dass damals nicht alles ganz so gelaufen war, wie sie ihm erzählt hatte. Außer er würde ihr abnehmen, dass sie ihn jetzt töten wollte, vollenden, was sie damals nicht geschafft hatte, aber sie wusste, sie würde Mordan nicht erfolgreich anlügen können bei dieser Sache.
    "Du bist mir wichtig. Und ja, vielleicht auch Cheydinhal. Rein geschäftlich gesehen.", antwortete sie halbherzig. Danach sah sie Mordan in die Augen und überlegte kurz, ihm doch alles zu erzählen. Sie hatte nie Geheimnisse vor ihm gehabt, jedenfalls nicht bei wichtigen Dingen. Und das war, zumindest damals, ziemlich wichtig gewesen. Sie atmete tief durch, und fragte: "Und wo warst du die letzten Tage?" Etwas besseres war ihr nicht eingefallen, und sie brachte es einfach nicht übers Herz. Mordan wäre entweder ziemlich wütend oder maßlos enttäuscht, wahrscheinlich beides. Nein, wäre er vermutlich gar nicht. In Wahrheit schämte sie sich für ihr Verhalten damals ziemlich. Mordan hatte die Tage in der Kaiserstadt verbracht, bis die Nachricht vom Verschwinden des Tores den Weg dorthin gefunden hatte. Arbeit gab es dort ebenfalls genug, und in etwa einer Woche sollte Drevenis Arm komplett geheilt sein.

    Am späten Nachmittag hielt es Dreveni schließlich nicht mehr im Haus aus, und ging eine Runde spazieren. Sie nahm nur den Dolch mit, gegen wilde Tiere konnte sie sich im Moment eh besser mit Magie wehren. Sie ging eine Weile ziellos durch die Gegend, und als es anfing zu dämmern hatten sie ihre Schritte wieder zu dem Ort gelenkt, den Feryn ihr beschrieben hatte. Es war eine Stelle am Ufer des Reed, südlich von Harlunswacht, und eigentlich nicht besonders auffällig. Hier hatten sie damals für ein paar Tage ihr Lager aufgeschlagen. Nachdem sie nicht mit einem Hinterhalt oder sonstigem rechnete, bewegte sie sich nicht absichtlich leise, auch wenn sie keinen Lärm machte, ihr Gang war auch sonst eher leicht und geschmeidig. Sie hörte natürlich auf ihre Umgebung, konnte aber außer dem Rauschen der Blätter nichts hören.
    Umso überraschter war sie deshalb, als plötzlich jemand von hinten seinen Arm um ihren Hals legte und ihr mit der anderen Hand den Mund zuhielt. Sie hielt in solchen Situationen ohnehin nicht viel davon, zu schreien, und wollte dem Angreifer gerade in die Hand beißen und mit ihren Händen nach dem Dolch greifen, als sie eine Stimme an ihrem Ohr hörte: "Ich wusste dass du kommst." Bei deren Klang erstarrte Dreveni. Sie kannte sie nur zu gut. Inzwischen hatte er die Hand vor ihrem Mund weggenommen, so dass sie ansetzen konnte, zu antworten: "Dein Glück dass dein Plan..." weiter kam sie nicht, Feryn hatte sie zu sich herumgedreht, sie an den Schultern genommen und ehe sie noch wusste, wie ihr geschah, küsste er sie. Zuerst war zu perplex, um sich zu wehren, dann merkte sie, wie sie ihn eigentlich vermisst hatte. Seine Nähe, seinen Geruch, diese Vertrautheit.. Ja, vertrauen, da schaltete sich endlich ihre Vernunft wieder ein, und sie stieß ihn kräftig von sich, zog den Dolch und hielt ihn Feryn unter die Nase: "Du hättest mich elendig verrecken lassen.", schrie sie ihm wütend entgegen.
    Feryns Blick ging zu dem Dolch, der leicht aber unübersehbar in ihrer Hand zitterte, und zurück zu ihren Augen: "Und ich dachte du hättest es verstanden, ich brauchte den Vorsprung und du kanntest meine Prioritäten." Seine Stimme war dabei leise geblieben, und er hatte wieder dieses Lächeln um den Mund.
    Dreveni schüttelte nur stumm und fassungslos den Kopf. Wie konnte er jetzt so selbstgerecht hier stehen, und verlangen, dass sie dafür Verständnis haben sollte?
    "Wenn es nach dir gegangen wäre, wäre ich bei lebendigem Leibe in diesem Haus verbrannt, nur um eine Horde Bauern und ein paar Legionäre glauben zu lassen, sie hätten dich erwischt?"
    "Es ging nie darum, meine Haut zu retten. "
    "Aber darum geht es dir jetzt, oder?" Dreveni war in diesem Moment nicht halb so selbstsicher, wie sie es gern gewesen wäre, sie spürte ihr Herz rasen und steckte den Dolch weg, um statt dessen die Arme zu verschränken, um das Zittern ihrer Hände zu verbergen.
    Er kommentierte das ganze mit: "Du hast dich überhaupt nicht verändert. Hast du dir jemals überlegt, wie viel einfacher alles für dich gekommen wäre, hättest du mich einfach getötet?"
    Da reichte es Dreveni, sie holte mit der rechten Hand aus, ehe sie noch wirklich merkte, was sie tat, und schlug Feryn mit der Flachen Hand ins Gesicht. "Oh doch, ich habe mich verändert. Aber anstatt dich jetzt einfach zu töten, lasse ich dich lieber von den Morag Tong erwischen. Oder alternativ von der Bruderschaft, ich nehme an du weißt, was es mit dem verlassenem Haus in Cheydinhal auf sich hat? Denen ist es egal, ob du unehrenhaft aus der Gilde entlassen wurdest und von ihnen gesucht wirst, einmal Morag Tong, immer Morag Tong. Was hast du eigentlich getan?" Während sie geredet hatte, hatte sie ihn gemustert. Er sah auch fast noch genauso aus wie vor zehn Jahren, was für einen Mer auch keine Zeit ist. Ihr kam die Zeit nur so lange vor, da sie in Cyrodiil im Rhythmus der kurzlebigen Menschen lebten, die regelrecht durchs Leben hetzen mussten. Feryn verzog keine Miene, obwohl sie ihn ziemlich fest geschlagen hatte.
    "Ich brauche deine Hilfe.", sagte er nur, wobei er ihr direkt in die Augen sah. Noch war es hell genug, dass sie seine Gesichtszüge erkennen konnte. Scheiße. Dreveni wusste im Moment wirklich nicht, was sie tun sollte. Aus ihrer Sicht hatte es Feryn mehr als verdient, zu sterben, und es ärgerte sie, dass sie es wieder nicht über sich brachte, davon abgesehen dass nicht sicher war, wer gewinnen würde, würde sie sich offen mit ihm anlegen. Sie bemühte sich, Feryn nicht in die Augen zu sehen, da sie fürchtete, sich anders zu entscheiden und antwortete nur: "Vergiss es." Sie wunderte sich selbst, wie abweisend und kalt ihre Stimme klang, obwohl sie sich gar nicht so fühlte. Konnten sie nicht einfach alles vergessen, was damals gewesen war, und von vorn beginnen?
    Feryn ignorierte ihre Antwort, und sprach weiter: "Ich kann hier nicht länger bleiben, aber ich werde dir eine Nachricht zukommen lassen in den nächsten Tagen, jetzt weiß ich ja wie ich dich finden kann. Mehr kann ich dir jetzt nicht sagen, auch nicht was ich getan habe." Danach lächelte er Dreveni noch einmal an, drehte sich um und ging. Er musste sich unsichtbar gemacht haben, denn sobald er den schlammigen Boden am Ufer verlassen hatte, konnte sie ihn nicht mehr sehen. "Für wen bei allen Daedra hältst du dich eigentlich?" war alles was sie ihm noch wütend nachrief, bevor sie sich erschöpft auf einen großen Stein fallen ließ.

  19. #19

    Vvardenfell-Distrikt, Westspalte, Heerlager am Aschlandpass

    Tarrior war beinahe fünf bis sechs Stunden unterwegs, als er sich endlich dem Pass zum Aschland näherte. Inzwischen war es später Nachmittag und die Sonne war weit über den Horizont gezogen. Das Land stieg vor ihm an. Nur eine hohe Hügelkette trennte die Westspalte vom Aschland und somit vom Tod durch die daedrischen Horden. Glücklicherweise stiegen die Klippen nach oben hin steil genug an und waren mit schartigen Felsen übersät. So musste eine Armee in jedem Fall den Pass benutzen. Sollte Mar Gaan fallen, würde man die Dämonen am schmalen Durchgang vor ihm hoffentlich aufhalten können. Als er nun den ansteigenden Weg zum Pass erreicht hatte und die Umgebung zusehends öd und trostlos wirkte, sah er links der Straße ein riesiges Feldlager. Die gesamte Fläche neben der Straße war mit Zelten bedeckt. Es wirkte, als hätte man einen riesigen Baldachin über die Wiesen gespannt. Umgehend kamen einige gerüstete Männer auf ihn zu. Die Machart ihrer Knochenrüstungen wiesen sie als Soldaten des Hauses Redoran aus. „Was wollt ihr hier?“: fragte einer der Männer barsch. Da sie alle einen Vollhelm trugen, konnte er nicht verorten, von wem die Stimme kam. „Was ist dies hier?“: stellte Tarrior eine andere Frage statt zu antworten. „Dies hier ist unser Lager. Wir bewachen den Pass zum Aschland. Wenn ihr hier seid, um euch uns anzuschließen dann meldet euch bei Artem Wengert. Er ist für die Freiwilligen zuständig. Ihr findet ihn im Rüstungszelt im Zentrum des Lagers. Ansonsten verschwindet. Wir brauchen hier keine Leute, die uns die Zeit stehlen“: erklärte einer der Soldaten unfreundlich, bevor sie sich abwandten und zum Pass hinüber gingen. „Verdammtes redoranisches Pack“: zischte der Dunmer in Gedanken und ging ins Lager. Er wollte lieber nicht gleich herum erzählen, dass er nach Mar Gaan wolle, wer wusste schon, wie die Soldaten reagieren würden. War der Pass für Reisende gesperrt, und das war er mit Sicherheit, machte er sie mit so einer Bemerkung nur aufmerksam. Man würde ihn unter Beobachtung halten und ein heimliches Überwinden wäre schon schwieriger. Womöglich war es wirklich besser, wenn er sich zunächst im Lager umhörte.

    Als er sich vom Felsengrat in die klaustrophobische Enge des gewaltig ausgedehnten Heerlagers hinab begab, strömten ihm umgehend alle möglichen Leute und Rassen, angefangen bei Dunmern bis hin zu Bretonen, entgegen. Als wären Zelte und Personen nicht genug, zeigte auch der unverwechselbare Geruch nach Kot, Schweiß und Urin, dass hier viele Menschen und Mer auf engstem Raum beieinander lebten. Der Duft verstärkte die Gefühle starker Beklemmung nochmals, die Tarrior sowieso schon längst empfand. Er brauchte unbedingt etwas Orientierung und da kam ihm ein großes offenes Zelt, unter dessen Vordach eine ganze Meute auf hölzernen Banken an einfachen Tischen saß, gerade Recht. Es musste eine Art Verpflegungszelt sein, denn viele Gerüstete aßen dort zu Mittag. In dem ganzen Gedränge aus Rüstungen und einfachen oder schäbigen Kleidern stach ein Dunkelelf in scharlachroter, samtener Kleidung deutlich heraus, der scheinbar mit Adleraugen über die Essensausgabe wachte und sich immer wieder Notizen auf einem Pergament auf seinem Schoß machte. Wie Tarrior beim Näherkommen erkennen konnte, hatte er sich die feine Kleidung bereits mit mehreren größeren und kleineren Tintentropfen besprenkelt. Der Mann schien offenkundig in einer herausgehobenen Position zu sein. Wenn jemand einen Plan von diesem Chaos besaß, dann war es wohl dieser.

    Er kämpfte sich daher durch die Massen der Tischgänger, die hungrig an der Ausgabe standen und auf ihr Essen warteten oder sich bereits gesättigt nach draußen drängen wollten. Nach einigen Rempeleien, bei denen Tarrior darauf achtete, niemandem das Essen aus der Hand zu schlagen, denn dies hätte gewiss einen gewaltigen Streit bedeutet, schlüpfte er zwischen zwei letzten Dunmern hindurch und stand dem Dunkelelfen im roten Hemd nun gegenüber. Dieser war von seiner Arbeit derart gefangen, dass er den Neuankömmling gar nicht bemerkte. Erst als Tarrior noch einen Schritt vortrat und ihm somit im Licht stand, schaute der Mann auf. „Was wollt ihr? Ich habe zu tun. Geht mir bitte aus dem Licht“: fragte er leicht genervt, aber nicht unfreundlich. Er tat einen Schritt zur Seite, was der Mann als Anlass nahm, um weitere Notizen zu machen. „Ich hatte gehofft sie könnten mir weiterhelfen“: offenbarte der Krieger sein Anliegen. Zunächst schrieb sein Gegenüber für einige Augenblicke ungerührt weiter und besah noch einmal das frisch Geschriebene. Als er zufrieden schien, seufzte er und steckte die Feder zurück in ein Tintenfass, das ziemlich am Rand der Essensausgabe stand.

    „Wie kann ich ihnen dienen?“: wollte er nun wissen und sah ihn mit einem geschäftig-gehetzten Blick an. „Ich bin gerade angekommen und hoffte, dass ihr mir etwas über dieses Lager erzählen könntet“: bat der Dunmer. Der Mann legte den Kopf schief und schüttelte den Kopf. „Ich habe leider keine Zeit euch ausführliche Auskunft über diesen organisatorischen Schweinestall zu erteilen. Redet mit Autem Wengert dem Proviantmeister. Er hat bestimmt Zeit für euch. Bei dieser Gelegenheit könnt ihr das gleich für ihn mitnehmen“: lehnte er die Bitte ab und verwies an jemand anderen. Beim letzten Satz hielt er ihm das, gerade beschriebene, Pergament hin. Tarrior verdrehte die Augen. „Warum kann es nicht einmal einfach sein?“: fragte er sich in Gedanken, fragte aber laut: „Meint ihr nicht Artem Wengert?“ Der Mann musterte ihn einen kurzen Moment. „Nein das ist sein Bruder, dieser nichtsnutzige Ausrüstungswart. Gebt diese Notiz nur Autem, denn auf seinen Bruder ist kein Verlass. Es ist mein Bericht über den derzeitigen Vorratsstand hier an der Essensausgabe Eins. Er ist sehr wichtig für die Planung. Ich achte zwar wie ein Adler darauf, dass niemand mehr als zwei Kellen Salzreis und eine Kelle Fleischtunke auf den Teller bekommt, aber manchmal schafft es dann doch einer noch ein bisschen mehr zu erbetteln. Ohne Ordnung, Verwaltung und Rationierung geht hier alles vor die Hunde. Stellt euch vor, die Leute bekommen irgendwann nichts mehr zu essen. Und wenn dieser Bericht verloren geht, stehen wir hier kurz vor dem Chaos! Diesem Artem ist nicht zu trauen. Wenn ich die Essensausgabe durchführen würde, wie er seine Waffen und Rüstungen verteilt, würde jeder Soldat soviel kriegen, wie er will und morgen sind die Vorräte schon aufgebraucht. Also gebt die Liste nur an Autem, nur an Autem weiter!“: hämmerte ihm der Mann mit dem roten Hemd als Antwort ein.

    Tarrior konnte sich die Probleme bei der Organisation und Versorgung dieser, scheinbar bunt zusammen gewürfelten, Armee gut vorstellen, doch fand er es übertrieben, bei ein bisschen mehr Fleisch auf dem Teller gleich von Ansätzen von Chaos zu sprechen. Vermutlich war die Gemütslage im Lager wegen der latenten Bedrohung angespannt und gereizt und vermutlich konnte dieser Mann den Rüstungswart nicht leiden. Er zuckte innerlich mit den Schultern und nahm die Papiere entgegen. „Ich bringe es hin“: versicherte Tarrior und wollte sich zum Gehen wenden. „Nur an Autem. Vergesst das nicht! Nur an Autem!“: rief der Beamte ihm hinterher. Der Dunmer hob nur lustlos die Hand zum Abschied, ohne sich noch einmal umzudrehen und ging einfach weg. Er ließ das Verpflegungszelt hinter sich und tauchte aus der Beengtheit der Essensausgabe wieder in das Gewusel des Lagers ein und musste schnell zur Seite springen. Eine voll gerüstete Gruppe von Legionären marschierte gerade in einer Kolonne zwischen den Zelten hindurch und beanspruchte sämtlichen Platz für sich. Er sah den Männern einen Moment nach. In der Truppe dominierten neben Kaiserlichen vor allem Dunmer und versuchten sich mit ihren Turmschilden nicht in die Quere zu kommen. Tarrior schüttelte den Kopf. Wenn erst einmal die Xivilai aus den Daedra-Horden hervorbrächen, dann würde jede Formation von ihnen gesprengt. Er wusste noch von seinem damaligen Auftrag in den Ebenen von Oblivion um die gewaltige Kraft dieser Kreaturen. Sie konnten einen schweren Kriegshammer oder eine Kriegsaxt und wahrscheinlich auch einen Zweihänder ganz bequem mit einer Hand halten und schwingen. Träfe ein solcher Schlag einen Schildwall würden die Legionäre gewiss von den Füßen gefegt. Tarrior schätzte die fortschrittliche kaiserliche Disziplin, Formation und Taktik, doch in diesem Fall halfen sie wenig, denn die meisten Daedra kämpften wie Bestien und nicht wie Menschen und dies mit weit übermenschlichen Kräften.

    Er versuchte sich vorzustellen, wie sich einer dieser Legionäre gegen einen Daedroth schlagen würde. Das krokodilähnliche Monstrum würde mit seinen scharfen Klauen diese Schilde im Handumdrehen zerreißen und dann damit beginnen das empfindliche Fleisch der Soldaten aus den Rüstungen zu schälen oder ihnen mit den messerscharfen Zähnen den Kopf abzubeißen. Er schüttelte den Kopf. Solange sie kämpften, würden die Daedra weder Balmora oder Caldera noch seine Plantage angreifen können, daher war er dankbar für ihr Opfer. Inzwischen bogen die Soldaten um ein Zelt herum und verschwanden aus seinem Sichtfeld. Er bewegte sich nun wieder freier durch das Lager. Die Gerüsteten hatte eine Gasse in der sonst durchwuselten Menge freigelegt, die er jetzt benutzte, bevor sie sich erneut mit Leuten füllte.

    Das scharlachrote Rüstungszelt erkannte er schon auf Entfernung an seiner Höhe und der weiten Ausdehnung. Im Näherkommen sah er, dass man es zusätzlich noch mit einem einfachen Zaun umgeben hatte. Wachen des Hauses Redoran sowie des Hauses Hlaalu und Legionäre patrouillierten abwechselnd um das Zelt herum und stellten fast schon symbolisch die hier handelnde Verteidigungskoalition dar. Er trat an den Zaun heran und wurde von einem Kaiserlichen in Legionsrüstung aufgehalten. „Wo möchtet ihr hin?“: fragte er kurz. „Zu Autem Wengert dem Proviantmeister und danach zu seinem Bruder Artem dem Rüstwart“: gab er an. Der Mann nickte. „Geht ins Zelt hinein. Im linken Flügel findet ihr den Proviantmeister. Seinen Bruder findet ihr im rechten Flügel. Der Zutritt zum inneren Zelt ist untersagt“: ließ er ihn passieren. Die Sicherheitsvorkehrungen waren verständlich, denn schließlich sollte sich nicht jeder an den Waffen und Vorräten frei bedienen. Außerdem liefen sie in diesem Lager Gefahr Opfer von feindlichen Sabotageakten zu werden. Noch immer konnte die Mythische Morgenröte mit ihren Agenten überall lauern. Tarrior schob sich an dem Wächter vorbei, passierte den kleinen Grünstreifen um das Zelt herum und trat dann ein. Der erste Innenraum des Zeltes war mehr eine Art Gang von dem, durch Planen abgetrennt, drei Durchgänge abgingen. Je einer auf beiden Seiten und dann noch einer direkt gerade aus. Zunächst wählte er den linken Durchgang, denn hier sollte er ja den Bericht abgeben.

    Nach dem eher schmalen Gang bot das Proviantlager einen ziemlich imposanten Anblick und verdeutlichte noch einmal die enorme Größe des Zeltes. Allein der linke Flügel dehnte sich über etliche Meter aus und bot dank hoher Holzmasten auch eine Menge Raum nach oben. Die Sonne schien nur in winzigen Pünktchen durch das karmesinrote Gewebe, dass durch das Licht im Innern einen deutlich helleren Farbton hatte. Da es jedoch recht dunkel war, erhellten einige Öllampen das Lager. Über und Über stapelten sich neben Körben, Transporturnen und Kisten mit Lebensmitteln auch ganz praktische Dinge wie Werkzeug, Zeltplanen, Alchemistische Gerätschaften und Medikamente. In der Luft lag ein starker Geruch nach Salz, der von einigen offenen Fässern herrührte, in denen vermutlich Fisch und Fleisch zum pökeln eingelegt war. In dem ganzen Durcheinander, das, sofern es überhaupt einer Ordnung folgte, nach einem System angeordnet war, das Tarrior nicht durchschaute, bemerkte er den kleinen rundlichen Mann gar nicht, der zwischen Kisten an einem Tisch über einem Wust von Papieren brütete. Dieser bemerkte den Eindringling in seinem Reich der Vorräte hingegen sofort. „Was wünscht ihr?“: schallte es mit einer kräftigen Stimme, die nur von einem Nord stammen konnte, durch das Zelt. Jetzt bemerkte auch Tarrior den vermeintlichen Proviantmeister.

    „Ich bin Tarrior Gildres. Ich wurde in einem der Speisezelte von einem Verwalter gebeten einen Bericht zu euch zu bringen“: erklärte der Dunmer sein Begehr. Der Vorratshüter erhob sich und kam mit langsamen Schritten auf ihn zu. Eine dicke Holzkeule mit einem martialischen Dorn an der Spitze baumelte an dessen Gürtel. „Dann übergebt ihn mir“: forderte ihn der Mann auf, als er direkt vor ihm stand. Tarrior konnte ihm auf den Kopf spucken, wenn er gewollt hätte. Für einen Nord war er ziemlich klein gewachsen. Er übergab die Papiere. Der Proviantmeister faltete sie auf und überflog sie rasch. „Die Rationen müssen deutlich verkleinert werden. Die Leute essen noch zu viel und das obwohl wir hier nur sitzen und ausharren. Das Versorgungsvolumen ist zu hoch“: sprach er mit sich selbst und nahm Tarrior Anwesenheit erst wieder zur Erkenntnis, als er sich endlich vom Bericht löste. „Ist noch etwas?“: fragte er und zerstörte damit die Erwartung des Dunmers auf eine etwaige Entschädigung oder zumindest ein Dankeschön. Nicht das er letzteres unbedingt nötig hatte, aber schließlich wäre eine kleine Anerkenntnis dieses zusätzlichen Aufwandes in seinen Augen nicht verkehrt gewesen. Er schüttelte als Antwort auf die Frage nur den Kopf und wandte sich dann um. Er verließ gerade den linken Flügel, da saß der Nord schon wieder über seinen Unterlagen. Er wandte sich dann als nächstes zum rechten Flügel hin. die beste Chance irgendwie in das Sperrgebiet zu gelangen, sah er mittlerweile darin, sich unter die Freiwilligen zu mischen. Sicherlich gab es irgendwelche Transporte zum belagerten Mar Gaan. Irgendwer würde sie übernehmen müssen. Wenn er es schaffte an einer der Versorgungslieferungen teilzunehmen, dann hatte er den schwierigsten Teil der Reise hinter sich.

  20. #20

    Cheydinhal -> Bravil -> Cheydinhal

    Nach etwa einer halben Stunde ging sie langsam und wie in Trance zurück zum Haus. Erst als sie im Badezimmer vor dem großen Spiegel stand und ihren verbitterten Gesichtsausdruck betrachtete, fiel ihr auf, was sie für ein Glück gehabt hatte, nicht überfallen worden zu sein. Dieses mal hätte sie es erst gemerkt, wenn es zu spät gewesen wäre. Und jetzt konnte sie wieder weiter nichts tun, als zu warten. "Du musst wirklich unglaublich dumm sein.", sagte sie leise zu ihrem Spiegelbild. Sie wusste, dass sie die Sache am besten beenden sollte, wenn sie jemals frei von ihm sein wollte. Sie hatte sich das ganze ohnehin selbst zuzuschreiben, wäre sie damals nicht so weich gewesen wäre Feryn schon längst Geschichte.
    Sie überlegte kurz, ob sie vielleicht doch mit Mordan reden sollte, entschied sich dann aber dagegen. Auch wenn sie ihm vertraute, diskutierte sie ungern solche Probleme mit anderen sondern machte es lieber mit sich allein aus. Außerdem hätte er ihr ohne zweifel angeboten, sich um Feryn zu kümmern, und das wollte sie nicht. Wenn dann muss ich es selbst tun. Es war nicht so dass sie es wollte, aber sie wusste welchen gefährlichen Einfluss er auf sie haben konnte. Jeden anderen ihrer "Freunde" hätte sie ebenfalls ohne mit der Wimper zu zucken umgebracht nach einem derartigem Verrat, ob das jetzt der Kaiserliche aus Skingrad oder S'Dar war. Und bei Feryn sollte es einfach werden, er schien ihr immer noch zu vertrauen, oder eher noch zu denken sie wäre ihm noch genauso hörig wie vor zehn Jahren. Womit er nicht unrecht hat, oder Dreveni?

    Den Rest des Abends verbrachte sie auf ihrem Zimmer, ohne Mordan über den Weg zu laufen. Leider musste sie in der Nähe des Hauses oder zumindest Cheydinhals sein, wenn sie Feryns Spur nicht verlieren wollte. Er würde ihr zweifellos hier irgendwo eine Nachricht hinterlassen.
    Sie musste nicht lange warten, am Abend des übernächsten Tages stand der Argonier wieder vor ihrer Tür. Nachdem sie dem Argonier ein paar Münzen in die Hand gedrückt hatte und ihm mit einem Giftigem Blick bedacht hatte, nahm sie den Brief ohne ein Wort von ihm und ging nach draußen. Ihr war egal ob der Argonier etwas für ihre schlechte Laune konnte, immerhin überbrachte er nur die Nachricht, aber nachdem der wahre Grund gerade nicht greifbar war, mussten es eben andere ausbaden. Es war noch hell genug, um den Brief zu lesen. Feryn war auf dem Weg nach Bravil, und er wollte sie kurz außerhalb der Stadt treffen. Wunderbar, Bravil...

    Als sie wieder ins Haus ging, erntete sie von Mordan nur einen erstaunten Blick. Sie wunderte sich nicht weiter, sie gab sich immerhin keine Mühe, ihre Laune vor irgendjemandem zu verbergen. Er tat ihr fast etwas leid, aber sie würde Mordan alles erklären, wenn sie die Sache ein für alle mal geklärt hatte. Sie hoffte nur ernsthaft, dass sie noch so entschlossen sein würde, wenn sie Feryn wieder gegenüberstand. In ihrem Zimmer zog sie sich um, hier im Haus hatte sie ein Kleid getragen, das war zu unpraktisch für den langen Ritt nach Bravil. Sie kleidete sich in den Overall, zog noch eine Tunika darüber da es nachts relativ kühl wurde, und hängte ihren Mantel über. In einen großen Beutel packte sie ein paar Sachen die ihr nützlich sein konnten, dazu ein paar kleine Glasfläschchen mit Gift sowie ein paar Septime. Als sie die Treppe runterging, lief sie direkt Mordan in die Arme, der sie in ihrem Zimmer anscheinend räumen gehört hatte.
    "Ich muss etwas erledigen.", antwortete sie nur fahrig auf die unausgesprochene Frage in seinem Gesicht.

    Im Stall sattelte sie ihr Pferd, befestigte Bogen und Langschwert am Sattel und machte sich auf nach Bravil. Inzwischen war es fast dunkel geworden, aber das war ihr egal. Sie ritt bis zum nächsten Morgen, als sie von Banditen überfallen wurde. Sie hatte die Brücke südlich der Kaiserstadt noch nicht ganz erreicht, als sie zufällig aus dem Augenwinkel den Bogenschützen im Gebüsch sitzen sah. Das reflektieren seiner leichten Kettenrüstung hatte ihn Verraten.
    Nach einem gut gezieltem Feuerball noch vom Pferd aus rührte er sich nicht mehr. Vielleicht war es ein Nord gewesen, dann konnte er tatsächlich schon tot sein. Der zweite stand inzwischen herausfordernd mit einem Langschwert aus Feinstahl auf der Straße. Dreveni stieg vom Pferd und zog dabei ebenfalls ihr Langschwert aus der Befestigung am Sattel. Vermutlich hatte der Bandit es bis jetzt nicht gesehen, denn auf einmal machte sich ein erstaunter Ausdruck auf seinem Gesicht breit. Nichts desto trotz hob er entschlossen das Schwert und stürmte auf Dreveni zu. Die Dunmer sprach schnell einen Schildzauber, hob ebenfalls ihr Schwert, da hatte der Bandit - vermutlich ein Bretone - sie schon erreicht. Krachend schlug seine Klinge auf die ihre, als sie seinen Schlag blockte. Der gebrochene Arm war anscheinend schon wieder verheilt, jedenfalls registrierte sie nur kurz, dass sie keinen Schmerz in ihrem Arm spürte. Ihr Gegner war gut, aber Dreveni wurde außerdem noch von der Wut auf Feryn und auf die gesamte Situation angetrieben. Nach einem kurzen Schlagabtausch hatte sie ihm das Schwert aus der Hand geschlagen, und bevor der Bretone noch richtig wusste, wie ihm geschah, hatte sie ihm das Schwert durch die Brust gestoßen. Die alte Lederrüstung hatte ihr nicht viel widerstand geboten, und er sah ihr noch einen Moment erschrocken in die Augen, bis er sie nach oben verdrehte und röchelnd zu Boden sank, als Dreveni ihr Schwert zurückzog.
    Eigentlich war das ja nicht unbedingt ihr Stil, überlegte sie sich, als sie ihr Schwert am Umhang des toten Banditen säuberte. Es reichte ihr normalerweise, wenn sie solches Gesindel in die Flucht schlagen konnte, aber die beiden waren ihre jetzt gerade Recht gekommen. "Verflucht." Es wurde wirklich zeit etwas zu unternehmen, bevor sie den letzten Rest ihrer Beherrschung verlor. Sie durchsuchte kurz die beiden Leichen, konnte aber nichts wirklich nützliches finden, außer ein paar Septimen. Pferde konnte sie in der Nähe auch keine sehen. Sie ritt noch weiter über die Brücke und rastete gegen Nachmittag ein paar Stunden.

    Lange nach Mitternacht erreichte sie schließlich Bravil. Im Silberheim am Wasser nahm sie sich ein Zimmer und versuchte etwas Schlaf nachzuholen, Müdigkeit schadete nur ihrer Konzentration, und um die stand es zur Zeit eh nicht zum besten. Als sie nach ein paar Stunden immer noch müde erwachte, war es gerade Nachmittag. Sie wollte noch warten bis es dunkel wurde, bevor sie die Stadt verlassen würde. Sorgfältig präparierte sie den Dolch und ihr Stilett mit Gift, danach versuchte sie sich auf ein Buch zu konzentrieren, dass sie mitgenommen hatte. Es handelte von der Geschichte Morrowinds, aber sie nahm die Sätze kaum auf, die sie las. Dass Dreveni öfter ein Buch dabei hatte, war von einigen ihrer Kollegen schon belächelt worden, aber es ließ sich nicht immer vermeiden, auch mal ein paar Tage warten zu müssen. Und immerhin konnte sie sehr gut lesen, Mordan hatte neben dem Training mit Waffen auch auf Bildung bestanden. Damals hatte sie das gelangweilt, inzwischen war sie ihm dankbar dafür.

    Als es dämmerte verließ sie die Herberge, nur mit dem Dolch am Gürtel und das Stilett unter dem Ärmel ihrer Tunika verborgen. Sie hängte sich den Umhang um, zog die Kapuze tief in die Stirn und wich kurz nach der Brücke zum Stadttor vom Weg ab und ging in den Wald. Kurz hinter der Ayleidenruine Anutwyll wollte sich Feryn mit ihr treffen. Dieses mal war sie vorsichtiger unterwegs, allerdings konnte sie sich nicht unbemerkt anschleichen, wollte sie ihn nicht misstrauisch machen. Mit ihrer Entschlossenheit war es inzwischen auch nicht mehr weit her, als sie hinter sich ein leises knacken hörte. Hätte sie nicht damit gerechnet, wäre es ihr nicht weiter aufgefallen. Schwungvoll drehte sie sich um, und Feryn stand hinter ihr. Noch bevor er ein Wort sagen konnte, war sie es, die ihm dieses Mal um den Hals fiel. "Du hast mir gefehlt", hauchte sie ihm ins Ohr, bevor sie ihn wieder losließ und einen Schritt zurück ging. Der kurze Ausdruck von Erstaunen in seinem Gesicht wandelte sich wieder in seine übliche selbstsichere Überheblichkeit.
    "Es freut mich dass du dich anscheinend auch wieder an die guten Dinge erinnert hast damals, wenn du jetzt gekommen bist.", sagte er leise mit einem lächeln. "Ich dachte schon du hattest vergessen, wie ähnlich wir uns sind.", fuhr er fort, während er er jetzt einen Schritt auf sie zutat und seine Hände auf ihre Schultern legte. In diesem Moment sah Dreveni die ganze Sache so klar wie niemals zuvor. Er hatte sie nicht angelogen, er hatte sie geliebt und tat es vermutlich immer noch, auf seine eigene kranke Weise, genauso wie sie ihn. Und er hatte Recht damit, wie ähnlich sie sich waren. Sie hatte nie einen Mer wie ihn getroffen. Mordan stand sie natürlich auch Nahe, aber er war ganz anderes als Dreveni selbst. Es war faszinierend gewesen, in Feryn jemanden zu treffen, den sie nur anzusehen musste, um zu wissen, was er dachte, und genauso selbst ohne Worte verstanden zu werden. Er hatte sie damals nicht reingelegt - sie hatte sich nur geweigert, es zu sehen. Und genau dass ist der Grund, warum das hier nicht gut enden kann, dachte sie sich bitter.
    "Ja, da hast du recht.", sagte sie schließlich, und legte ihre Arme wieder um seinen Hals. Ein Teil von ihr schien die ganze Szene von außen zu beobachten, und konnte kaum glauben, dass sie Feryn so leicht hereinlegen konnte, als sie sich küssten und Dreveni vorsichtig das Stilett unter ihrem Ärmel hervorzog. Aber genau das war der Punkt. Vertraue keinem Feryn, warum musst du meinen Fehler von früher jetzt wiederholen? Sie umfasste den Griff der Waffe mit der rechten Hand, zögerte einen Sekundenbruchteil, bevor sie ihm in den Rücken stach, dort wo in etwa sein Herz war. Er sah sie nur absolut überrascht an, bevor er zu Boden sank. Nachdem er ein ganzes Stück größer war als Dreveni, konnte sie ihn nicht wirklich halten. Sie sah ihm noch einen Moment in die Augen, und er versuchte, etwas zu sagen, brachte aber keinen Ton heraus. Dann wurden seine Augen starr und sein Kopf sank nach hinten. Mit verschlossenem Gesicht sah sie ihn an, das Blut lief an seinem Rücken über ihre Hand die immer noch das Stilett hielt. Im Grunde war Feryn in dem ganzen Drama genauso gefangen gewesen wie sie, und vermutlich wäre sie selbst an der Reihe gewesen früher oder später. Trotzdem konnte sie keine Erleichterung empfinden, als sie die Waffe aus Feryns Rücken zog und ihn vorsichtig auf den Waldboden legte. Irgendwie fühlte sie gar nichts, außer einem leisen Schmerz irgendwo ganz tief in ihrem Herzen.

    Sie hoffte ernsthaft, dass er dort blieb, und nicht größer wurde, als sie leise zurück ging und ein gutes Stück vor den Stadttoren zum Ufer des Niben hinabstieg um das Blut von ihren Händen zu waschen. Danach setzte sie sich auf einen größeren Stein und sah zu den zwei Monden. Inzwischen fühlte sie sich ausgesprochen schlecht, auf eine Weise, die sie kaum richtig einordnen konnte. Sie hatte nie jemanden verloren, der ihr nahe gestanden hatte, denn so etwas gab es einfach nicht. Außer Mordan fiel ihr niemand ein, das brachte ihre Art zu leben einfach mit sich. Natürlich gab es alte Freunde von Mordan, die sie auch lange kannte, aber das war eine komplett andere Ebene. Wer wert auf zwischenmenschliche Beziehungen legte, war als Assassine definitiv falsch dran. Seufzend erhob sie sich und ging zurück zum Tor. Es war noch vor Mitternacht, also nicht besonders auffällig, wenn sie jetzt zurückkam. Die Leiche würde auch keinen großen Verdacht erwecken, wenn man sie überhaupt fand. Erstens kannte Feryn hier keiner, zweitens würde man denken, es war irgendetwas aus der Ayleidenruine gewesen. Dreveni wusste zwar nicht, was in dieser lebte, aber irgendwas lebte immer in diesen Dingern. Deswegen konnte Dreveni sie auch nicht ausstehen. Anstandslos wurde sie durch die kleine Tür neben dem Stadttor gelassen, und in der Herberge angekommen ließ sie sich kraftlos auf das Bett fallen. Sie hatte sie noch nie so alt, leer und einfach nur müde gefühlt. Sie konnte tatsächlich etwas schlafen, und am nächsten Vormittag brach sie nach einem kurzen Frühstück auf und ritt wieder Richtung Cheydinhal, auch wenn sie dort schon genug Zeit verbracht hatte die letzten Wochen. Sie wusste nicht, wohin sonst.


    Die Geschichte wird im Gruppenthread "Schildstadt" fortgesetzt.
    Geändert von KingPaddy (06.07.2011 um 01:43 Uhr)

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