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Ergebnis 261 bis 280 von 324

Thema: [Obl] Rollenspielthread # 3 (Signatur aus)

  1. #261

    Skingrad

    Arranges erreichte die Herberge der Orks und bemerkte auch schon die normale Betriebsamkeit, welche hier um diese Zeit für gewöhnlich herrschte. Die Taverne war aber noch nicht so brechend voll wie abends manchmal. Schnell etwas essen und dann nichts wie weg hier... aber wo hin? Hmm... eigentlich sehe ich nicht ein, dass ich schon wieder den Meister aufsuchen sollte, nur, weil diese widerliche Frau mir mein Eigentum weggenommen hat... Die Meisterin in Cyrodiil wäre auch eine mögliche Anlaufstelle, aber will ich diese Frau wirklich sehen?! ... Nein... Bei dem Gedanken an die Meisterin, welche sich in Cyrodiil aufhielt und sich hier um die Schüler kümmerte, lief Arranges ein eiskalter Schauer über den Rücken. Er war erst zweimal bei ihr gewesen. Das erste Mal noch als Schüler. Beide Male hatte ihn der Besuch bei ihr mehr verstört, als alles andere, was er erlebt hatte. Diese Frau war eigentlich wie jede andere auch. Aber musste man mit ihr tatsächlich Arbeiten im Sinne des eigenen Weiterkommens, konnte sie nicht nur grausam werden, wie viele der anderen Meister auch, sondern richtig abartig. Der Kaiserliche erinnerte sich nur ungern an sie und das, was er dort erlebt hatte.

    Arranges hatte sich nur eine Kleinigkeit für sein Mittagsmahl bestellt und war entsprechend schnell fertig. Nachdem man das Geschirr abgeräumt hatte, saß er nur einige Minuten schweigend am Tisch und überlegte, während er auf den halbvollen Becher vor sich starrte, was er als Nächstes tun könnte. Er war gerade dabei, einen halbwegs annehmbaren Entschluss zu fassen, als er angesprochen wurde. Verdammt nochmal, ich will doch einfach nur meine Ruhe... Es war eine Frauenstimme und das wertete Arranges in diesem Moment schoneinmal grundsätzlich als negative Ausrichtung des Grundes, warum die Besitzerin der Stimme ihn überhaupt ansprach. Er hob den Kopf und blickte in das relativ jugendliche Antlitz einer Dunkelelfe. In der ersten Sekunde dachte er, dass Falanu ihn hier aufgesucht hätte, stellte dann aber erleichtert fest, dass es jemand anderes war, als er auf die weißen Haare blickte. Er fragte noch, wer sie sei, da saß die Dunmer praktisch schon ihm gegenüber und redete drauf los. Aja... also doch Falanu... wieso kann sie nicht einfach ihren Mund halten? Der Kaiserliche sah sie noch einen Moment eindringlich an, nachdem sie geendet hatte, dann hob er eine Hand und fuhr sich damit leicht frustriert übers Gesicht. Arranges wollte ihre Bitte gerade ablehnen, als er sich wieder daran erinnerte, wie schmahl sein Geldbeutel momentan war. Naja, keine Bezahlung, aber Beute... ob sich das wohl rentiert? Arranges sah wieder Erynn in die Augen. Wenn ich die Straße goblinsicher mache, könnte es sein, dass der Dekmantel des harmlosen und vor allem kaum bis nicht bekannten Reisenden, einen Schaden bekommt...

    'Hmm... möglicherweise könnte ich euch bei dieser Sache behilflich sein... aber seit wann wirbt die Kriegergilde für fremde Hilfe?' Und mit Falanu muss ich das nochmal klären, ihr scheint die Tragweite ihres losen Mundwerks wohl immer noch nicht bewusst zu sein... Trotz des höflich freundlichen Klangs seiner Worte, blieb sein Gesicht versteinert, während er auf eine Antwort ihrerseits wartete.


    Die Geschichte wird im Gruppenthread "Die Jagd" fortgesetzt.
    Geändert von KingPaddy (06.07.2011 um 00:55 Uhr)

  2. #262

    Skingrad (Zusammenfassung van Tommels & Andromeda)

    Sie erwachte rechtzeitig vor der Morgendämmerung. Nachdem sie den Overall und den Handschuh mit dem Stilett sowie die dünnen schwarzen Schuhe aus leichtem Leder angezogen hatte, hängte sie sich den daedrischen Dolch an den Gürtel und hängte sich den Mantel um. Sie hoffte dass sie nicht so genau kontrolliert wurde, wenn sie die Stadt verließ, außerdem gab es allerhand Getier draußen in den Wäldern. Den Bogen ließ sie hier, sie wollte sowieso hauptsächlich sehen, ob dort tatsächlich ihr Jack in den Büschen saß. Sie hängte sich einen kleineren Beutel um in dem sich ein paar Blatt Papier und ein paar kleine leere Flaschen befanden und ging aus der Herberge zum westlichen Stadttor, den Mantel vor dem Körper zusammengehalten, es war auch tatsächlich reichlich kühl. Die Wache schlief vor dem Tor im stehen, so dass Dreveni sich vernehmlich räuspern musste, bis diese reagierte. "Was ist?", fragte sie schließlich schläfrig.
    "Ich würde gern die Stadt verlassen, Pflanzen suchen die in der Dämmerung gepflückt werden müssen. Alchemie..." Zum Glück war es nicht der gleiche der sie in die Stadt gelassen hatte.
    "Ah ja, Alchemie, soso.", sagte die Wache plötzlich eine Spur wacher und grinste sie eindeutig an. Es schien sich wirklich schon rumgesprochen zu haben. Er öffnete die kleine Tür neben dem Stadttor, dass noch geschlossen war und lies sie durchgehen. Die Wache draußen vor dem Tor hob nur kurz ansatzweise den Kopf, beachtete Dreveni sonst nicht weiter. Sie ging ein paar Meter den Weg entlang, folgte dem Pfad der nach rechts abbog und als sie aus dem Licht der Fackeln war, suchte sie sich eine Stelle an der Stadtmauer wo sie ungesehen warten konnte, langsam kroch der erste Streifen der Dämmerung über den Horizont. Es schien ein klarer Tag zu werden. Sie fand einen Platz zwischen einem Busch und einem Felsen. Eine gute halbe Stunde nach ihr trat eine Gestalt aus der Tür und wandte sich ebenfalls dem Weg entlang, der rechts von der Hauptstraße wegging. Es war inzwischen heller geworden, und Dreveni erkannte eine junge Altmer, anscheinend die Tochter des Bäckers, die einen Korb mit Brot unter dem Arm trug. Dreveni zog den Kopf wieder hinter das Gebüsch zurück und lauschte, bis die Altmer an ihr vorbei gelaufen war. Nach ein paar Sekunden sah sie ihr vorsichtig nach, und als sie weit genug weg war, und die Stadtwache das Kinn wieder auf der Brust liegen hatte, stand sie auf und folgte ihr, wobei sie den Felsen an der Stadtmauer als Deckung zur Stadt hin benutzte. Sie hielt sich so weit hinter der Hochelfe, dass sie sie gerade nicht aus den Augen verlor, diese sah sich jedoch auch kein einziges Mal um und schien es recht eilig zu haben. Bald bog sie nach links vom Weg ab und Dreveni sah den Schein von Feuer und ein Stück vor sich zwischen Felsen das Lager zu dem die Altmer unterwegs war. Dort stand ein kleines offenes Zelt, ein Topf hing über dem Feuer und leere Flaschen lagen verstreut. Die Hochelfe warf sich gerade einem Mann in die Arme, der ein Stück kleiner war als sie, und aus der Entfernung leider nicht wirklich zu erkennen war, auch wenn er schulterlange Locken zu haben schien. Den Inhalt des Korbes legte sie jetzt auf eine Decke und hatte die Finger gleich wieder an dem Mann, der sie allerdings leicht wegschob und beschwichtigend gestikulierend auf sie einredete. Schließlich küssten sie sich und die Altmer verschwand wieder mit dem leeren Korb. Der Mann befasste sich mit dem Essen und dem Korken einer Weinflasche, als Dreveni es wieder im hohen Gras rascheln hörte. Das kann ja jetzt nicht wahr sein. Die nächste Frau betrat die Lichtung, dieses Mal mit einem Beutel aus dem sie, nach einer stürmischen Begrüßung, ebenfalls Lebensmittel holte. Diese schien mehr Glück zu haben, denn sie schaffte es immerhin in das offene Zelt mit ihm. Dreveni wandte den Blick ab und richtete sich gedanklich auf längeres Warten ein, wobei die Felsen und das hohe Gras eine ausgezeichnete Deckung boten. Anscheinend hatte aber die Frau dieses Mal andere Verpflichtungen, und sie verabschiedete sich bald, wobei er ihr sehnsüchtig nachsah. Danach legte er sich auf eine Decke vor das Feuer und fing bald darauf an leise zu schnarchen. Anscheinend war das vorerst der letzte Besuch gewesen. sie nutzte die Chance, lies ihn noch ein paar Minuten schnarchen während sie ihn beobachtete und kam dann langsam und leise näher. Auf der Lichtung war bis auf das Feuer alles still. Der Mann schnarchte immer noch friedlich, und als sie in sein Gesicht sah, hatte sie keinen Zweifel mehr, obwohl er die Augen geschlossen hatte. Das und die Hinweise aus Skingrad genügten ihr, außerdem war die Gelegenheit gerade mehr als günstig. Sie zog geräuschlos den Dolch, hielt kurz inne und suchte nach Anzeichen im Gesicht des Kaiserlichen, dass er sich bewegen würde oder aufwachte, doch er lag friedlich auf dem Rücken.

    Die Nacht war nicht sehr erholsam für den Rothwardonen. Geschlafen hatte er, aber nur kurz; den Rest der Zeit hatte er vor sich hingedämmert und an die Decke gestarrt. Cyrodiil, Kaiserstadt, Anvil. Diese ganzen Namen und Bezeichnungen sagten ihm nichts. Vielleicht sollte er mit einem Schlangen-Experten reden. Aber wo einen solchen finden?
    Früh am Morgen stand er endlich auf und kleidete sich an. Seine Augen traktierten dabei sein Spiegelbild und die Tätowierung. "Was soll sie mir sagen...". Schließlich schlüpfte er in den Ärmel und warf sich dann die Robe über. Warum stand er jetzt eigentlich auf und ging nach unten? Wohin er sollte wusste er nicht, ebenso wenig was zu tun war. Er beschloss, die Umgebung ein wenig genauer unter die Lupe zu nehmen. Wenn ihm Leute begegnen würden, konnte er ja diese Fragen, ob sich hier jemand mit Schlangen auskannte.
    Nach Verlassen der Herberge kam er am Westtor an. Die Wache döste noch vor sich hin und schaute auf, als der Rothwardon vor ihm stand.
    "Darf ich hinaus?", fragte er mit ruhiger Stimme. Der Wächter musterte den Rothwardonen von oben bis unten, dann zuckte er mit den Schultern und öffnete wortlos die Tür. Der Rothwardon bedankte sich und verließ dann Skingrad.
    Er ging an den Feldern entlang, bei seiner Ankunft hatte er dafür keinen Blick übrig gehabt, aber sie waren verwaist. Die Arbeiten mussten wohl erst später beginnen. So richtete er seinen Gang auf einen kleinen Weg, der unweit des Tores von der Hauptstraße abging und in den Wald führte. An einem kleinen See hielt er inne und strich mit der Hand durch das kühle Nass, nachdem er eine Weile sein Spiegelbild betrachtet hatte; dieses verschwamm daraufhin und symbolisierte so ziemlich den Umstand, wie er sich gerade fühlte. Er erhob sich und ging tiefer in den Wald.
    In der Ferne erkannte er plötzlich eine Lichtung, und als er näher kam, erschlossen sich ihm weitere Details. Ein kleines zelt, Feuer, ein Kochtopf. Als er am Rande der Lichtung neben einen Baum trat, stockte er. In dem Zelt lag ein Mann, über ihm beugte eine Frau, und er erkannte die Klinge eines Dolches in ihrer Hand. Was sie vorhatte, wusste er. Aber Moment mal. Diese Haare. Eine Dunmerin. Doch nicht etwa...der Rothwardon wich zurück und ließ die Frau dabei nicht aus den Augen. nach einem Moment, der für den Rothwardonen ewig dauerte, erhob sich die Dunmerin plötzlich, drehte sich um und schaute ihn direkt an. In ihrem Gesicht zeigte sich Überraschung, aber der Rothwardon blickte auf den blutigen Dolch. Mit einem Mal warf er sich herum und rannte los.

    Sie holte leicht aus und stieß mit einer blitzschnellen Bewegung zu, durch die Rippen links direkt ins Herz des Kaiserlichen. Er lies ein kurzes ersticktes Röcheln hören, dann wurde sein Gesicht seltsam fahl und die Augen öffneten sich leicht, als sein Kopf kraftlos nach hinten sank. Sie waren tiefblau. Dafür hatte sie jedoch kaum noch einen Blick, sie fühlte sich irgendwie beobachtet und sah, als sie sich umdrehte, direkt in die Augen eines Mannes. Sie realisierte in diesem Moment nicht, wer es war, das war ihr auch egal, Zeugen konnte sie bei Mephala keine brauchen. Als sich der Mann umwarf, rannte sie ebenfalls los, er war schnell, wurde aber durch die Robe die er trug behindert. Robe? Dazu sah er von der Hautfahrbe aus wie ein Rothwardone. Weiter kam sie nicht in ihren Überlegungen, da er auf einmal hinter einem Baum verschwand, er schien tatsächlich zu glauben, dass sie es nicht sehen würde. Sie grinste bösartig, wurde langsamer und sah sich suchend um. sie ging Rückwärts etwas auf den Baum zu, tat aber so als würde sie in der anderen Richtung etwas suchen. Auf einmal drehte sie sich um, sprang mit zwei langen Sätzen an dem Baum vorbei und stürzte sich mit dem Dolch zum zustechen erhoben auf den Rothwardonen, der sich dort versteckte.

    Er rannte über den lockeren Waldboden, diese Szene kam ihm nur allzu bekannt vor. Nur jetzt hatte er es nicht mit einem klapprigen Skelett zu tun, sondern mit einer Auftragsmörderin. Er warf keinen Blick zurück, als er durch den Wald raste. Die Robe hätte er sich am Liebsten vom Leib gerissen, er kam sich so furchtbar langsam vor; aber im Laufen würde er sich ihr nicht entledigen können. So schlug er einen Haken und presste sich an einen der etwas dickeren Bäume. Sein Herz raste, er atmete hektisch. Jetzt hatte er die Chance, die Robe los zu werden, sie schien weit genug weg zu sein. Als er sie jedoch gerade einmal angehoben hatte, hörte er Zweige knacken. Nein! Wieder knackte es. Sie suchte ihn. Er spürte etwas Schweres in seiner rechten Hand. Als er dorthin schaute, erblickte er den Krummdolch, welchen er, etwas ungewöhnlich, anders herum festhielt, sodass das Heft der Waffe mit dem kleinen Finger abschloss und die Klinge nach außen zeigte. Wann hatte er ihn gezogen? Aber ehe er darüber sinnieren konnte, nahm er eine schnelle Bewegung neben sich wahr, sah das Blitzen einer Klinge, die auf ihn zugerast kam.
    Er ließ sich einfach fallen. Nur knapp über seinem Kopf bohrte sich die Klinge in den Baum. Wieder diese automatischen Bewegungsabläufe. Die Dunmerin schien überrascht, dass sie den Baum und nicht ihn erdolcht hatte, und die Waffe schien zu fest zu sitzen, um sie mit einer Hand heraus zu ziehen. Der Rothwardon trat der Dunmerin von unten mit der Fußsohle in den Bauch, welche sich daraufhin krümmte, die Waffe jedoch nicht los ließ. Dass ihr kurz die Luft wegblieb, reichte ihm jedoch, denn plötzlich schnellte er vor ihr hoch, packte ihr Handgelenk der Dolchhand mit feste Griff und verdrehte es ihr schmerzhaft, sodass sie gezwungen war, ihre Waffe los zu lassen. Kurz darauf stand sie mit dem Rücken zu dem Baum mit ihrer Waffe, den Arm auf dem Rücken gedreht und in einem eisernen Griff gefangen. Kräftig trat er der Dunmerin von hinten in die Kniekehlen, sie sank auf die Knie, er folgte ihr und drückte ihr den Unterarm seiner Dolchhand ins Genick, und durch die nach außen zeigende Klinge befand sich diese nun direkt an ihrem Hals.
    Dies alles hatte nicht mal zwei Sekunden gedauert, und in dieser Position verharrten sie beide. Der Rothwardon sagte kein Wort, sondern atmete erst einmal tief durch, sichtlich außer Atem.

    Sie sah den überraschten Blick des Rothwardonen, da traf der Dolch auf Widerstand, aber leider war es nicht wie erwartet der Mann sondern er steckte im Baum. Sie wollte die Waffe gerade aus dem Stamm ziehen, als sie einen Tritt in den Magen bekam, unter dem sie sich zusammenkrümmte. Gerade als sie begriff, dass der Dolch einfach zu fest saß und nach dem Stilett an ihrem Arm greifen wollte, wurde ihr schmerzhaft der Arm verdreht, in die Kniekehle getreten und sie hatte einen Dolch am Hals. Das alles war so schnell gegangen, dass sie jetzt erst einen halbwegs klaren Gedanken fassen konnte, und der lautete: Worauf wartet er noch? Sie wusste dass sie sich nicht befreien konnte, und als immer noch keine Reaktion erfolgte, fragte sie zwischen zusammengepressten Zähnen: "Und jetzt?".

    Was jetzt? Dies war eine ausgezeichnete Frage, denn er wusste, wie nach einem Blackout, nicht, wie er das hier gerade fertig gebracht hatte. Die Mörderin dieses Mannes entwaffnet und ihr nun ein Messer an die Kehle gesetzt. Aber was ihn viel mehr beschäftigte: Diese Bewegungsabläufe mussten in ihm schlummern. Aber woher hatte er sie? Bei diesem hier hielt er ihr am Ende ein Messer an die Kehle. Er hatte das Gefühl, dass er nicht wirklich am Ende war. Der Schluss wäre gewesen, ihr die Kehle durchzuschneiden. Aber er tat es nicht. Jetzt erst musterte er sie von hinten. Die schwarzen langen Haare fielen über seinen Arm, ihre Kleidung war dunkel, leicht und enganliegend und betonte ihre Körperform. Anscheinend war es kein Zufall, dass sie diesen Mann getötet hatte, dazu sah sie zu gut vorbereitet aus. Was würde sie tun, wenn er sie jetzt gehen ließ? Ihn wieder angreifen? Umbringen? Die einzige Alternative wäre...aber da mochte er nicht dran denken. Er erhob sich ein wenig und zog die Dunmerin auf die Beine, die Klinge bewegt sich dabei bedrohlich vor ihrem hals hin und her. Plötzlich zog er den Dolch weg und stieß die Dunmerin von sich, sodass sie ins Taumeln geriet und sich, um nicht zu fallen, an dem Baum vor sich festhalten musste. Stumm sah er sie an, den Dolch immer noch in den Händen, jedoch nicht erhoben, sondern an seiner Seite.

    Von dem Mann kam immer noch keine Reaktion. Sie hatte ihn eindeutig unterschätzt, und umso verwunderlicher war, dass er jetzt zögerte. Das einzig konsequente wäre gewesen, sie jetzt zu töten, das musste er wissen. Schließlich wurde sie von ihm auf die Beine gezogen, die Klinge immer noch gefährlich dicht an ihrem Hals, als sie einen Stoß in den Rücken bekam und gegen einen Baum taumelte. Sie richtete sich ganz an dem Baum auf und spürte ein ziehen am Bauch, da wo der Rothwardone sie getreten hatte. Jetzt stand er da, den Dolch in der gesenkten Hand und sah sie an. Es war tatsächlich der Mann, der sie in Skingrad nach dem Weg gefragt hatte, der ihren Vermittler so verprügelt hatte. Sie hatte immer noch das Stilett, glaubte er, sie würde es nicht noch einmal versuchen? Allerdings war das riskant, doch blieb ihr eine andere Wahl? "Das war klug von euch.", sagte sie gefasst. "Ihr hättet euch vermutlich nicht lange über mein Ableben freuen können." Mordan wollte sie selbst nicht am Hals haben, und die Chancen standen nicht schlecht, den Rothwardonen früher oder später als Verantwortlichen zu identifizieren. "Was wollt ihr? Geld dafür dass ihr schweigt?"

    Ob dies klug war wird sich noch zeigen. "Einzig die Gewissheit, nicht durch euch zu sterben wäre mir genug", antwortete er trocken. Langsam holte ihn der Stress ein, er spürte wieder diesen drückenden Kopfschmerz, der mittlerweile zu seinem ständigen Begleiter geworden war. Äußerlich aber ließ er sich nichts anmerken und fixierte mit seinen hellgrünen Augen die Dunmerin. Er griff mit der freien Hand hinter sich an den Griff des Dolches, ruckte ein paarmal grob daran und zog ihn schließlich heraus. Er warf der Dunmerin den Dolch zu, er war sich beinahe sicher, sie würde ihn problemlos fangen.

    Sie fing den Dolch geschickt am Griff und steckte in wieder in die Halterung am Gürtel. "Dazu bräuchte ich die Gewissheit, dass ihr nichts gesehen habt.", sagte sie lauernd. Sie konzentrierte sich auf einen Lähmzauber, sie beherrschte keinen der lange anhielt, aber die zwei, drei Sekunden sollten ihr im Zweifelsfalle genug Vorsprung lassen. Die ganze Situation lief so gar nicht zu ihrer Zufriedenheit, sie konnte dem Mann in keinster Weise trauen. Wer war er, und vor allem: Was tat er hier in Skingrad?

    Sie enttäuschte ihn nicht, als sie den Dolch fing. "Es wäre nicht das Erste, an was ich mich nicht mehr erinnern könnte...", meinte er lapidar, aber kaum hatte er das ausgesprochen, wurden die Kopfschmerzen wieder etwas stärker. Ja, da ist viel dran. Diese Frau ist mir trotzdem noch unheimlich. Sie ist gefährlich. Es dürfte ein Fehler gewesen sein, sie so glimpflich davonkommen zu lassen. Aber hätte ich sie bewusstlos schlagen sollen? Dann hätte sie mich wahrscheinlich für immer gejagt bis sie oder ich tot gewesen wäre. Davor, seinen Dolch wegzustecken, ließ er jedoch noch ab. Zum einen musste sie nicht sehen, was er unter der Robe trug, zum anderen würde dies als offene Einladung gelten. Er wusste nicht, was von ihrem Wort zu halten war.

    Sie sah ihn auf seine Antwort hin skeptisch an. Was soll ich jetzt davon halten? Danach schwieg er wieder, den Dolch hielt er immer noch in der Hand. Hier draußen hatte sie so oder so wenig Chancen gegen ihn, wenn sie ihn noch einmal offen angriff. Und in Skingrad wurde er sowieso beobachtet. "Dann sind wir uns einig, oder?", fragte sie ihn schließlich kühl, nach dem sie ihn eine Weile ebenfalls schweigend gemustert hatte. Sie wollte möglichst in der Stadt sein, bevor die Leiche gefunden wurde, und zwar tunlichst durch das Osttor, sie wusste nicht wann die Wachen abgelöst wurden. Allerdings gefiel ihr der Gedanke gar nicht, den Rothwardonen im Rücken zu haben.

    Er nickte auf ihre Frage hin, bewegte sich dann im Halbkreis um sie herum, ohne sie aus den Augen zu lassen, und entfernte sich dann, langsam rückwärts laufend, von ihr. Als er ein Stück weg war, drehte er sich um und schlug sich durch den Wald zurück auf den kleinen Pfad, welcher zum Westtor führte. Auf dem Weg dahin dachte er über das gerade Geschehene nach. Da war er dem Tod gerade im wahrsten Sinne des Wortes ausgewichen und hatte ihn auch noch 'bedroht'. Diese Frau war echt furchteinflößend. Darüber, dass sie ohne Dolch vielleicht ganz ansprechend aussah, dachte er jetzt nicht nach.
    Am Stadttor angekommen, erwischte er einen guten Zeitpunkt. Gerade fuhr ein Handelskarren in die Stadt und wurde kontrolliert; der Rothwardon wurde einfach durch gewunken. Wieder keine Kontrolle. Beinahe zu viel Glück heute. Schnurstraks begab er sich in die Herberge und setzte sich an einen Tisch. Die Kaiserliche brachte ein Wasser, welches er aber ablehnte. "Habt ihr nicht etwas anderes...", fragte er und blickte sie etwas gequält an.

    Sie sah dem Rothwardon hinterher, mit einem Blick der alleine hätte töten können. Verstohlen bewegte sie als er weg war ihren rechten Arm und das Handgelenk, welches er ihr verdreht hatte. So einfach kommst du mir nicht davon. Das gibt Rache. Wenn du schlau bist, verschwindest du aus der Stadt, sofort. Trotz ihrer hasserfüllten Gedanken wusste sie, dass sie nichts überstürzen durfte. Und ihn auf keinen Fall noch einmal unterschätzen. Zuerst musste sie in die Stadt zurück, und dort warten bis man die Leiche fand, was nicht lange dauern sollte, wenn täglich die Frauen zu ihm pilgerten. Verdächtige mit Motiven gab es so auch genug, und nachdem er keinen Wohnsitz hatte und sowieso in der Stadt nicht mehr gern gesehen war, würde die Wache nicht gerade gründlich bei der Ermittlung sein, wenn man auf im Wald seine Leiche fand. Und die Meldung seines Todes würde ihren Auftraggeber erreichen, sie wusste nicht was sie sonst als Beweis hätte mitbringen sollen. Sie verwarf den Plan durch das Osttor zu gehen, im Westen lagen die Felder und dort war um diese Tageszeit rege Betriebsamkeit. Sie ging ebenfalls auf den Pfad zurück, wusch das Blut in dem kleinen Weiher von ihrem Dolch und setzte den Weg zur Stadt fort. An den Stallungen sah sie kurz nach ihrem Pferd, bevor sie zwischen ein paar Passanten durch das Tor ging. Die Wache stand gleichgültig daneben. Sie ging in die Taverne, dort wollte sie noch diese Nacht warten und am nächsten Tag zu dem Bekannten ihres Vaters ziehen, bis sich die Bretonen hier blicken ließen und sie den Auftrag hier abschließen konnte. Sie sollten erst in knapp drei Tagen hier eintreffen, aber sie hoffte, dass sie schneller waren. Nach einem sehnsüchtigen Blick von der Galerie auf die Weinflaschen auf der Theke unten im Schankraum ging sie in ihr Zimmer, das glücklicherweise immer noch abgesperrt und leer war. Sie konnte es sich jetzt nicht leisten, sich zu betrinken. Sie sperrte ab, hängte den Mantel über den Stuhl, nahm den Dolch in die Hand, legte sich aufs Bett und fiel in einen leichten Schlaf, diese Nacht war wieder einmal zu kurz gewesen.

    Er orderte schließlich auf Empfehlung der Kaiserlichen hin ein Glas Wein, welches er dann auch sogleich erhielt. Er saß allein in dem Schankraum, betrachtete die rote Flüssigkeit im Glas und schwenkte sie abwesend. Hierzubleiben ist bestimmt keine gute Idee, nicht bei dieser Dunmerin. Allerdings, wo sollte ich sonst hin? Anval...nein, Anvil war es. Das andere irgendwas mit C, und die Hauptstadt, ach, ich weiß es nicht mehr. Ich weiß gar nichts mehr. Er blickte auf und schaute sich um. Mit der Bosmer vom Vortag war wohl nicht mehr zu rechnen, er hätte sie fragen können, wo die Stadt lag. Die Kaiserliche konnte er auch nicht fragen, die hielt ihn für einen wohlhabenden Menschen und würde ihn wohl auslachen, wenn er nach dem Weg fragte.
    Nachdem er den Wein getrunken hatte, bestellte er noch etwas zu essen und verließ dann die Herberge. Bei dem colovianischen Händler kaufte er sich ein Buch mit dem Titel "Geschichte des Kaiserreichs I". Bezahlen musste er jedoch nichts, der Händler schien noch sehr beeindruckt vom letzten Mal zu sein, für den Rothwadonen mehr als unverständlich. Nachdem er wieder in der Taverne war, begann er in dem in dem geschichtlichen Buch zu lesen. Der Nachmittag verging wie im Fluge, und der Rothwardon war noch nicht mal bis zur Hälfte des Werkes gekommen.
    Draußen war es bereits dunkel geworden, und er klappte das Buch zu und lehnte sich zurück. Es ließ sich schwer lesen und verstehen, und viel weiter schien es ihn auch nicht zu bringen, denn die Vergangenheit interessierte ihn nicht so sehr wie die Gegenwart. Er streckte sich und sah sich in dem Schankraum um ob er vielleicht ein bekanntes Gesicht sah, viel Hoffnung hatte er nicht.

    Sie konnte nicht lange schlafen, da ihr sie immer noch an den Rothwardonen denken musste. Warum stand er wie festgewachsen in der Gegend bis sie ihn entdeckte, versteckte sich dann hinter einem Baum wie der letzte Anfänger und hielt ihr binnen Sekunden dann einen Dolch an den Hals? Bei diesem Mann passte überhaupt nichts zusammen. War er ein Agent, der sich nur wirklich wehrte, wenn ihm gar keine andere Chance blieb, um seine Tarnung nicht zu verlieren, aber dazu passte nicht, dass er den Händler quasi mit Gold beschenkt hatte. Gegen Abend stand sie schließlich auf, zog ihr Kleid an und ging, nicht ohne das Stilett am Arm, aus der Herberge, nachdem sie das Zimmer wieder bei der Wirtin bezahlt hatte. Den Dolch versteckte sie in ihrem Gepäck. Sie wusste nicht, was sie draußen wollte, allerdings wäre es auch zu auffällig die restlichen Tage im Zimmer zu sitzen. Sie lies sich durch die Straßen treiben bis sie auf einmal vor der Taverne zur Westebene stand. War der Rothwardon noch in der Stadt? Wenn sie jetzt in die Taverne ging und er war tatsächlich dort, konnte er ohnehin nicht viel tun in der Öffentlichkeit. Andererseits wenn er sie jetzt sah, zog er vielleicht um, sie dachte immer noch daran, ihn unauffällig aus dem Weg zu räumen. Sie rang noch mit sich, aber inzwischen war es dunkel und die Zwei Schwestern Herberge konnte sie gerade nicht mehr sehen. Dreistigkeit siegt. Er sollte ruhig sehen, dass sie sich nach wie vor frei in der Stadt bewegen konnte. Sie schob die Tür auf und betrat die Taverne. Es waren ein paar Gäste anwesend, auch wenn es nicht direkt voll war. Als sie den Blick durch den Schankraum wandern lies, sah sie rechts tatsächlich den Rothwardonen sitzen, ein Buch vor sich. Sie lies sich nicht anmerken, dass sie ihn wahrgenommen hatte, und ging zur Theke, wo sie einen Krug mit Saft bestellte. Sie setzte sich damit etwas entfernt von dem Rothwardonen, und so dass sie ihn nicht direkt im Blick hatte, sondern leicht aus den Augenwinkeln.

    Gerade wollte er sich wieder dem Buch widmen, als er mit den Augen an der Dunmerin hängenblieb. Ist doch nicht wahr..., dachte er und fixierte die Frau. An einen Zufall glaubte er nicht, das war Absicht, dass sie hier herumsaß. Der Rothwardon lehnte sich zurück und blickte wieder betont gelassen in das Buch. Was sie wohl hier will. Mich erledigen wohl kaum, dazu sind zu viele Gäste anwesend. Vielleicht beschatten. Sie kam mir heute Morgen sehr wütend vor, es schien ihr gar nicht gepasst zu haben, dass ich sie verschont habe, auch wenn sie das betonte. Wahrscheinlich habe ich sie in ihrer Ehre verletzt, indem ich sie so rasch überwältigte. Wie ich das fertigbrachte, sei mal dahingestellt. Er schaute die ganze Zeit in sein Buch, aber Lesen tat er nicht mehr wirklich.

    Ein Teil von ihr konnte es nicht so ganz fassen, dass der Mann hier seelenruhig in der Taverne saß und sich jetzt wieder seinem Buch widmete. Er schien sie zwar bis jetzt nicht verraten zu haben, oder die Wache ging noch nicht gegen sie vor. Wieso hat er mich überhaupt verschont. Diese Frage war ihr auch im Halbschlaf immer wieder durch den Kopf gegangen. Er hatte sie bei einem Mord beobachtet, normalerweise meldeten normale Menschen so etwas, oder brachten den Mörder zur Strecke, wenn sie schon die Gelegenheit hatten. Er hätte nur zur Wache laufen müssen und erwähnen, dass er außerdem bedroht wird. Oder war er einfach selten naiv? Konnte es sein, dass er ebenfalls den Auftrag erhalten hatte, Jack umzubringen? Dann hatte er allerdings erst recht keinen Grund für Gnade gehabt. Sie beobachtete den Mann aus dem Augenwinkel, er wirkte gelassen, auch wenn sie nicht glaubte, dass er das wirklich war. Als sie ausgetrunken hatte, verließ sie die Taverne, es reichte ihr zu wissen, dass er immer noch in der Stadt war. Langsam ging sie durch die Gassen, noch ohne direkt zu ihrer Herberge zu gehen.

    Als sich die Dunmerin erhob und die Herberge verließ, folgte der Rothwardon ihr mit den Augen. Was sollte denn das? Eine Kontrolle ob ich auch bloß kein Wort zu irgendjemand gesagt habe oder dass ich mich benehme? Was genau ihn dazu trieb, wusste er nicht, aber er erhob sich, schaffte geschwind sein Buch auf das Zimmer und verließ dann die Herberge.
    Es war dunkel draußen und die Straßen waren nicht gerade das was man belebt nennen konnte, was auch nicht sehr verwunderlich war zu dieser Uhrzeit.
    Allein bewegte er sich durch die dunklen Gassen, auf der Suche nach irgendeinem Anzeichen, wo die Dunmerin hin sein könnte. Dabei achtete er darauf, auch die Schatten und Ecken genauestens zu betrachten, denn bei dieser Frau musste er sich auf alles gefasst machen. Aber bis auf ein Pärchen, welches sich in einer etwas schattigeren Ecke aufhielt, begegnete dem Rothwardonen bis jetzt niemand.

    Hätte sie gewusst, in welchem Zimmer er jetzt wohnte, hätte sie fast überlegt, heute Nacht diese Sache ein für alle mal zu Ende zu bringen. Sie konnte es nicht gebrauchen, dass es jemandem gab, von dem sie abhängig werden konnte, er musste nur drohen sie zu verraten und er hatte sie mehr oder weniger in der Hand. Solange bis er mir den Rücken zudreht jedenfalls. Sie lief noch etwas ohne richtiges Ziel durch die Stadt, als sie eine Gestalt vor sich sah, die verdächtige Ähnlichkeit mit dem Rothwardonen hatte. Dass er nach ihr die Taverne verlassen hatte, hatte sie nicht gesehen, auch wenn sie ebenfalls darauf achtete, wer unterwegs war. Sie trat noch leiser auf als eh schon, so dass man ihre Schritte auf dem glatten Pflaster kaum noch hören konnte. Als sie nahe genug an dem Rothwardonen heran war, sprach sie ihn halblaut von hinten an: "Gar keine Angst hier draußen in der Dunkelheit?" Sie stand nicht direkt hinter ihm, und war bereit sich zu verteidigen, noch einmal würde sie ihn nicht unterschätzen.

    Er war noch ein wenig suchend umhergelaufen, als ihn plötzlich jemand von hinten ansprach. Er erstarrte auf der Stelle, aber der erwartete Angriff blieb aus. Nachdem er noch einen Augenblick so dagestanden hatte, drehte er sich langsam um und blickte sie an. "Allein bin ich ja offensichtlich nicht, wozu also Angst haben", meinte er ruhig und betrachtete sie von oben bis unten. Er musste vorsichtig sein, denn er hatte das Gefühl, dass die Dunkelelfe leicht reizbar war, schließlich hatte sie allen Grund, ihn abzustechen.

    Sie sah in kühl und abschätzend an, als er sich umdrehte und antwortete. Sie sah sich kurz um, allerdings waren die Wachen in ihrer Rüstung ohnehin nicht zu überhören, es war gerade niemand in der Nähe. "Was wollt ihr? Welchen Vorteil wollt ihr daraus ziehen, dass ihr mich weder umgebracht noch verraten habt? Niemand tut etwas ohne Grund, vor allem nicht jemand mit euren Fähigkeiten." Sie hatte halblaut gesprochen und mit einem lauernden Unterton in der Stimme.

    Was ich will? Meine Vorteile? Was mache ich überhaupt hier draußen? Habe ich etwa gehofft, dass sie mich kennen würde oder mir weiterhelfen könnte? Bis jetzt scheint sie jedoch nur darauf bedacht, wie sie mit mir verfahren soll. Sie spielt zweifellos mit dem Gedanken, mich los zu werden. Ihren Blick in die Umgebung hat er ebenfalls bemerkt. "Ich will von euch im Grunde nichts. Dass ich euch bei eurem Tun beobachtet habe, war purer Zufall. Warum ich euch weder getötet noch verraten habe, das ist eine gute Frage. Ich weiß, dass ich das hätte tun sollen, jedoch wollte ich ersteres nicht und zweiteres konnte ich nicht.". Wer hätte ihm bei einer Anzeige schon geglaubt? Er wusste ja selbst nicht, wer er war. Und mit dieser Ausrüstung am Körper wäre er zweifellos als Mörder identifiziert worden. Nun schwieg er. Jemand mit meinen Fähigkeiten. Meint sie etwa, ich bin so jemand wie sie? Vielleicht kann sie mir doch helfen. Unverhofft und ohne Zusammenhang sprach er sie an. "Kennt ihr mich?".

    Dreveni zog skeptisch eine Augenbraue hoch, als sie seiner Erklärung zuhörte. Sie kam sich irgendwie auf den Arm genommen vor, doch etwas war in der Stimme des Rothwardonen, dass es fast glaubhaft klingen lies. Ja, umbringen wolltest du mich nicht. Dann wäre immer noch die Frage: Warum nicht, verflucht noch mal? So kamen sie nicht weiter, und Dreveni wollte gerade kräftig auf Dunmeri fluchen, so ziemlich das einzige was sie von dieser Sprache beherrschte, als der Rothwardon noch eine Frage an sie richtete: "Kennt ihr mich?"
    Sie sah ihn erstaunt an, fing sich gleich wieder. "Nein, sollte ich?" An wen war sie denn jetzt wieder geraten? Sie studierte sein Gesicht noch einmal genauer, konnte es aber nach wie vor niemandem zuordnen. Langsam keimte das unangenehme Gefühl in ihr, sich mit dem Falschen angelegt zu haben, das pflegten solche Fragen im Allgemeinen einzuleiten.

    Er stutzte. Den Anflug von Überraschung hatte er gesehen, trotz der Dunkelheit. Wusste sie wirklich nichts? Oder kannte sie ihn doch und wollte jetzt nur ein makabres Spiel mit ihm spielen? Aber danach klang es nicht, allerdings wusste er, dass einer Mörderin wohl nicht zu schnell vertraut werden sollte. Andererseits machte ihm der Umstand, dass sie ihn nicht kannte, auch Mut. Vielleicht war er doch kein Mörder, so wie er es vermutet hatte. Er blickte ihr direkt in die Augen. "Seid ihr sicher, dass ihr mich nicht kennt? Auch nicht vom Sehen?". Er fragte sich, ob er sie auf die Schlangen ansprechen sollte, aber das würde wohl zu früh sein.

    Sie beobachtete den Mann, der ihr jetzt direkt in die Augen sah. Seine waren hellgrün, dass war ihr heute im Wald aufgefallen, eine ungewöhnliche Farbe für einen Rothwardonen. "Ich habe euch nie gesehen, und ich weiß auch nicht, was ihr mit dieser Frage bezwecken wollt. Sollte ich vielleicht von euch oder eurem Ruf gehört haben?" Hätte sie von ihm gehört hätte man zweifelsohne sein Aussehen und seine Augenfarbe erwähnt, aber auch daran konnte sie sich nicht erinnern. "Außerdem habe ich mich lange nicht außerhalb von Cyrodiil aufgehalten." Sie spielte auf die ausländischen Goldmünzen an, mit denen er hier bezahlt hatte. Er konnte sie auch von einem Auftrag erhalten haben, aber sie wollte sehen, wie er darauf reagierte.

    Mein Ruf? Welcher Ruf? Außerhalb von Cyrodiil? Eine andere Provinz? Wieder bekam er Kopfschmerzen. "Wie...wie meint ihr das mit außerhalb von Cyrodiil?". Ein wenig Unsicherheit schwang in seiner Stimme mit. War er hier einer Sache auf der Spur? Sicher, in dem Buch hatte er gelesen, dass die verschiedenen Rassen aus verschiedenen Gegenden stammten. Aber dann kam er wohl gar nicht von hier? Das war kein Indiz, er hatte hier auch schon welche seiner Rasse mit gebräunter Haut gesehen.

    Dreveni rang mit sich. Der Mann kam ihr immer undurchsichtiger vor, auf einmal wirkte er wieder so seltsam unsicher, sie hätte ihm gerade nicht mehr zugetraut, dass er ihr heute noch ein Messer an den Hals gesetzt hatte. Wenn sie ihm von dem Gold erzählte, wusste er dass er beobachtet worden war und brachte den Einbruch mit ihr in Verbindung. Allerdings gab sie langsam ihre Theorie wieder auf, dass sie sich mit jemandem angelegt hatte, der zu groß für sie war. Sollte er ruhig noch etwas Angst bekommen. "Ihr werft mit ausländischen Goldmünzen um euch. Leider weiß ich nicht, woher sie stammen. Noch nicht." Sie sah sich wieder unauffällig um, es war zwar niemand mehr unterwegs, aber das Gespräch war definitiv nicht für fremde Ohren bestimmt.

    Goldmünzen? Ausländisch? Er griff unter die Robe, holte das Ledertäschchen hervor und entnahm eine der Münzen, von denen sich noch unzählige darin befanden. Er hielt sie ins Licht und betrachtete sie genauestens. Ein Symbol. Verschnörkelt und mit Kraft in die unfertig aussehende Münze gedrückt. Er wusste nicht, was es bedeuten sollte. Plötzlich wieder dieser stechende Kopfschmerz, um ein Vielfaches stärker als der davor. Er ließ die Münze fallen, sie landete klimpernd auf dem Boden, griff sich an den Kopf und krallte sich in seine Haare. Scharf sog er die Luft ein und schaute dabei auf die Dunmerin. Als der Schmerz schwächer wurde, bückte er sich nach der Münze und hob sie schwerfällig auf. "Würdet ihr mir sagen, woher die Münzen kommen, wenn ihr es wisst?", fragte er sie, noch etwas schwer atmend.

    Sie beobachtete wie der Mann eine Münze aus seinem Beutel nahm und genauer betrachtete. Sie kannte diese Münzen nicht, aber ihr Informant würde es sicher noch erfahren, es gab nicht viele Möglichkeiten. Bei diesen Gedanken ließ der Rothwardone die Münze fallen und griff sich an den Kopf. Er schien Schmerzen zu haben oder hatte irgendetwas Hinterhältiges vor und war ein guter Schauspieler. Sie beobachtete ihn misstrauisch, als er ihr die nächste seltsame Frage stellte. Dieses mal konnte sie sich nicht mehr beherrschen und fluchte in der Sprache ihres Volkes, hoffentlich verstand es der Mann nicht. "Ihr habt keine Ahnung woher das Gold kommt? Ich rate euch sehr, euch nicht über mich lustig zu machen."

    Verwirrt blickte der Rothwardon die Dunmerin an, als diese eine Schimpftriade in einer ihm unbekannten Sprache losließ. Nachdem sie fertig war, wusste er nicht, was er daraufhin sagen sollte. Sie war anscheinend nicht davon begeistert, ihn über neue Erkenntnisse über die Münzen zu unterrichten. Er steckte die Münzen weg und blickte die Dunkelelfe stumm an.

    Der Rothwardon sagte gar nichts sondern sah sie nur verwirrt an. Sie verkniff sich weitere Flüche, dass half ihr jetzt auch nicht. Wären sie nicht in der Stadt gewesen hätte sie ihm jetzt mit einer schnellen Bewegung das Stilett ins Herz oder den Hals gestochen und die Sache wäre erledigt gewesen. Seinen Dolch sah sie nicht, so schnell konnte er ihn vermutlich nicht ziehen. "Wer seid ihr, bei Mephala?".

    Der Rothwardon beobachtete sie genau, sie sah nicht aus, als würde sie noch mehr solcher fragwürdigen Antworten vertragen können. Und dann stellte sie die Frage, vor der er sich gefürchtet hatte, denn das war so ziemlich das Schlimmste, was sie fragen konnte. Sie würde mit Sicherheit nicht sehr erfreut reagieren, wenn er jetzt sagte, dass er es nicht wüsste. Bestimmt würde sie denken, er will sie zum Narren halten. Er sah sich um. Er brauchte einen Namen. Irgendwas aus der Umgebung. "Ich...heiße...", begann er und schaute sich um. Er sah ihr Kleid. Nein, keine Idee. Der Mond. Nein, auch nicht. Was sollte er tun. Schließlich seufzte er. "Was soll's...ich weiß es nicht...", und er beobachtete genau ihre Reaktion.

    Der Rothwardon überlegte. Er überlegte lange für eine solch einfache Frage. Schließlich sah er sich auch noch in der Gegend um, und als es ihr schon fast zu viel wurde und sie der Frage noch etwas Nachdruck verleihen wollte, gab er ihr endlich eine Antwort. "Wie kann man das nicht wissen? Entweder ihr seid selten dumm und wisst definitiv nicht, wann ihr besser ernst seien solltet, oder ihr habt hoffentlich eine verdammt gute Erklärung dafür.", zischte sie ihm zu. Ihr Gesicht wirkte beherrscht und lies nicht viel davon erkennen, was in ihr gerade vorging. Es war nie gut, so auszusehen als würde man gleich jemandem an die Kehle gehen. Nach den Ereignissen aus dem Wald heute war sie zwar nicht unbedingt in der Position, ihm groß zu drohen, aber im Moment wirkte er eindeutig verwirrt. Sie hatte genug Menschen beobachtet, dass ihr so etwas auffiel.

    "Wie man das nicht wissen kann, frage ich mich selber. Jedoch ist das die Wahrheit. Ich weiß weder, wer ich bin, noch WAS ich bin oder wo ich herkomme...oder WIE ich hierher gekommen bin...". Gut, durch ein Katakombensystem und auf einem Handelswagen. Nicht gerade ein erwähnenswerter Werdegang. Dann fügte er hinzu, diesmal leiser: "Und ich weiß nicht, warum und wozu ich so etwas wie heute Morgen kann...". Wie die Dunmerin jetzt reagieren würde, stand in den Sternen, und so machte sich der Rothwardon auf einen weiteren Wutausbruch gefasst.

    Dreveni sah ihn abschätzend an. Sie wusste nicht, was sie davon halten sollte, außer dass es irgendwie passen würde. Er war vermutlich außer in Skingrad an wirklich keiner Taverne vorbeigekommen. "So wie ihr im Moment ausseht, würde ich es euch auch nicht mehr zutrauen, mir ein Messer an den Hals zu halten.", sagte sie nur um die Stille zu überbrücken, während sie noch ihre Gedanken ordnete. Es war ausgeschlossen ihn jetzt hier aus dem Weg zu räumen, also wären auch weiter Wutausbrüche sinnlos, sonst lies er sich doch noch zu unbedachten Dingen hinreißen. "Woher ihr das könnt, kann ich euch leider nicht sagen, aber es war alles andere als schlecht, beide Male." Ihre Stimme hatte jetzt wieder den normalen, leicht kühlen Tonfall angenommen.

    War das gerade ein Kompliment? Der Rothwardon musterte die Dunmerin abermals, sagte darauf jedoch nichts. Was sollte er auch erwidern? Danke für diese Wertschätzung etwa? Dann würde sie sich bestimmt veralbert vorkommen und ihn angreifen, und er war nicht besonders erpicht darauf zu testen, ob diese Reflexe, wo immer sie herkamen, wieder funktionieren wie heute Morgen im Wald. Daher blickte er sie stumm an und wartete ab, was sie als nächstes tun oder sagen würde.

    Der Rothwardone stand stumm vor ihr und sah sie an. Einerseits war ihr das nicht ganz unrecht, so konnte sie ihre Gedanken noch etwas sammeln, andererseits stachelte das wieder ihre Wut leicht an. Eigentlich wäre das alles kein Problem, wenn er erst gar nicht einfach durch den Wald geschlichen wäre, oder das getan hätte, was jeder halbwegs vernünftige Mensch in dieser Situation getan hätte. Flüchten und das möglichst leise, ohne sie noch bei der Erfüllung ihres Auftrags zu beobachten. Andererseits hätte sie dann jetzt vermutlich die Stadtwache am Hals gehabt. Dreveni war sich noch immer unschlüssig, wie sie mit dem Rothwardonen weiter verfahren sollte, da sie noch ein paar Tage in Skingrad bleiben musste, da kam eine Patrouille der Stadtwache um die Ecke. "Wenn ihr wirklich herausfinden wollt, woher euer Geld stammt, müsst ihr dafür zahlen. Ich wohne in der Zwei-Schwestern-Herberge.", sagte sie leise zu ihm, wobei sie ihn wie zum Abschied kurz umarmte. Sie hoffte, dass das für die Stadtwachen unverfänglich wirkte, und sie nicht annahmen, hier würden zwei finstere Gestalten krumme Geschäfte tätigen. Hoffentlich verstand das der Rothwardone auch als das, wie es gemeint war: Tarnung. Danach wandte sie sich ab und ging ohne große Hast zur Herberge.

    Er war von der Umarmung zu überrascht um groß darauf zu reagieren, so ließ er die Situation unquittiert verstreichen und die Dunmerin ihres Weges gehen. Die Stadtwache, welche langsam näher kam, bedachte den Rothwardonen mit einem mürrischen Blick, ging dann aber weiter und verschwand in der Dunkelheit hinter der nächsten Ecke. Wie ich zurück zum Gasthaus komme weiß ich immer noch nicht. Und wo die Herberge ist von der diese...Frau gesprochen hat weiß ich auch nicht. Schließlich folgte er einfach den Weg, den die Wache genommen hatte, und kam tatsächlich wieder auf die Hauptstraße, bei welcher er wieder wusste, wo er sich befand. Obwohl er sich bei dem folgenden Rückweg mehr als einmal beobachtet vorkam und sich auch regelmäßig umsah, konnte er nichts entdecken, was diese Paranoia rechtfertigen könnte. Endlich hatte er seine Bleibe erreicht, und ohne große Umschweife begab er sich auf sein Zimmer, wo der die Tür hinter sich rasch verschloss und dann durchatmete. Erst jetzt wurde ihm bewusst, dass er vielleicht nur ganz knapp dem Tod durch die Dunkelelfe entkommen war, sie hätte ihn schließlich ganz leicht ihren Dolch in den Rücken jagen können ohne dass er überhaupt gewusst hätte, wie ihm geschah. Warum sie es nicht getan hatte, beschäftigte ihn auch noch, als er sich in sein Bett gelegt hatte und versuchte zu schlafen, aber ihm schwirrten soviele derartige Gedanken durch den Kopf, dass es eine sehr unruhige restliche Nacht wurde...

    Dreveni schlug den Weg zu ihrer Herberge ein, ohne sich noch einmal nach dem Rothwardonen umzusehen oder die Wache weiter zu beachten. Dort angekommen ging sie sofort in ihr Zimmer und ließ sich aufs Bett fallen. Der Tag war lang und ereignisreich gewesen, und obwohl sie ein paar Stunden tagsüber geschlafen hatte, war sie ziemlich müde. Die Situation mit dem Rothwardonen war immer noch nicht zufriedenstellend gelöst, aber in der Stadt war der Versuch ihn zu töten einfach zu riskant gewesen. Allerdings war es jetzt auch überflüssig, weiter über ihn nachzudenken, im Moment waren ihr sowieso die Hände gebunden. So löschte sie die Kerzen und ging ins Bett. Hoffentlich kommt der Kaiserliche heute Nacht nicht..., dachte sie sich noch vor dem Einschlafen. Mehr Probleme konnte sie jetzt nicht gebrauchen und wer wußte schon, was ihr Informant noch alles über den Rothwardonen rausfinden würde.
    Geändert von Van Tommels (10.02.2011 um 00:11 Uhr)

  3. #263

    Vvardenfell-Distrikt, Westspalte, Tarriors Plantage

    Es war der nächste Morgen, als Tarrior aus seinem traumlosen Schlaf erwachte. Die Meditation der vergangenen Nacht verschaffte ihm seit langem wieder deutliche Beruhigung. Noch immer saß er im Schneidersitz vor dem Schrein. Das Feuer im Kohlebecken war fast erloschen. Der Dunmer nahm einen tiefen Atemzug der rauschgeschwängerten Luft und versuchte aufzustehen. Seine Beine protestierten und Schmerz fuhr stechend durch seinen Körper. Er genoss ihn und stemmte sich hoch. Mit alter Gewohnheit löschte er die schwelenden Flammen mit etwas Sand aus einem bereitgestellten Eimer und ließ sich von Dunkelheit umhüllen. Im Anschluss verließ er den Raum durch die Geheimtür und gelangte in das Schlafzimmer zurück. Durch das Fenster schaute er nach draußen. Es befand sich ein kurzes Stück über dem Rand der Mauer, so konnte er das umliegende Land in der rötlichen Morgensonne betrachten. Es schien so friedlich, wie die Wiesen der Westspalte mit den vielen Felsen so dalagen und der azurblaue Himmel von roten Streifen der Sonne und blau-violetten Schlieren der vergangenen Nacht durchzogen wurde. „Tirian, mein Sohn“: kamen die Gedanken an den vergangenen Tag zurück. „Und er ist auf dem Weg hierher“: erinnerte er sich. Hinter den Mauern der Plantage würde er in Sicherheit sein. Er dürfe nur nicht erfahren, was sein Ziel war. Tarrior seufzte. „Wenn er erfährt, dass ich mich ins Landesinnere aufmachen will, dann wird er mir nachkommen. Ich werde Verasa bitten, ihm nicht zu erzählen, wohin ich gehe“: überlegte er und beschloss es in Gedanken. Er verließ das Zimmer und ging hinunter in den Speisesaal. Sein Haus nahm er dabei kaum wahr. Es schien alles so weit weg zu sein. Seit seinen Abenteuern in Cyrodiil hatte er unbedingt hierher zurückkehren wollen, doch jetzt erschien es ihm, als würden die Wände ihn förmlich erdrücken.

    Er fand zwar Ruhe mit sich und seinem Geist, doch sein Körper war von tiefer Unruhe ergriffen. Es war keine Unstetigkeit, die durch zu viel Energie, sondern im Gegenteil durch eine tiefe Müdigkeit ausgelöst war. Seine Plantage, die Bediensteten, die Räume und Wände alles schien auf ihn einzudrücken und ihn einzuzwängen. Es war unmöglich für ihn nach Hause zu kommen, sofern diese Sache nicht geklärt war. Er war erschöpft an diesem schwebenden Zustand ungelöster Probleme. Die Sache mit Behram Meradanz trieb ihn um. Tarrior wollte nicht viel länger als nötig hier verweilen. Erst wenn der Telvanni ausgeschaltet war, erst dann konnte er sich wirklich ausruhen und zurück zu seinem Leben finden, zumindest glaubte er das. „Verzeiht Herr, dass das Essen noch nicht auf dem Tisch steht. Ich vermutete nicht, dass ihr so früh aufstehen würdet“: entschuldigte sich eilig eine argonische Magd, die ins Zimmer kam um den Tisch zu decken und ihn dann bemerkte. Er winkte ab: „Du bist nicht zu spät. Ich bin stattdessen zu früh.“ Die Echsenfrau nickte und wandte sich schnell wieder der Küche zu. Der Dunmer lehnte sich zurück und überlegte, wie es um seine weiteren Reisepläne nun bestellt war. Das Ziel war dieser Gildenmagier, der sich in einer Höhle bei Maar Gan versteckt hielt. Er sollte über die nötigen Beweise verfügen um Behram Meradanz endlich zu erledigen. Leider stand, wie er in Ebenherz in Erfahrung brachte, die gesamte Stadt unter einer direkten Belagerung durch die Daedra. Es erschien ihm ein kleines Wunder zu sei, dass der kleine Ort überhaupt solange gegen Mehrunes Dagons Horden stand hielt. Die Frage war jetzt nur, wie Tarrior den Ort erreichen sollte. Zum Einen gab es da die Absperrungen an den Straßen ins Aschland und zum Anderen den Belagerungsring selbst. Die Höhle selbst zu erreichen, konnte von Maar Gan aus nicht so schwierig sein. Der komplizierteste Teil bestand höchstwahrscheinlich wirklich darin, in den Ort zu gelangen.

    Doch wenn er es recht bedachte, dann musste der Außenposten doch auch irgendwie mit Vorräten versorgt werden. Eventuell gab es einen geheimen Zugangsweg. Wenn es jemand wissen würde, dann sicherlich die Leute an der Straßensperre. Der Zugang zum Aschland lag nur wenige Stunden weiter nördlich, also war dies kein Problem. Am Besten er ließ Fryrr hier. Der Guar war viel zu auffällig um eventuell damit unbemerkt durch die daedrischen Verbände zu schleichen. Außerdem gab es noch Vorbereitungen im Bezug auf die Unterbringung der ganzen Gegenstände des Sechsten Hauses zu treffen. Für den Fall, das es einen Angriff auf die Westspalte gab, sollten die Kisten besser bereits weg sein. Sie enthielten so gut wie alles, was vom Kult und somit vom Erbe des Hauses Dagoth noch übrig war. Die Sachen durften einfach nicht verloren gehen. Tarrior trat an eine Kommode heran und entnahm Papier, Schreibfeder und ein verkorktes Fässchen Tinte, setzte sich wieder hin und begann zu schreiben.

    Um ihn herum deckte die Argonierin den Tisch, derweil verfasste er den Auftrag an das Schatzhaus in Vivec, die Kisten unter seinem Namen in Empfang zu nehmen und zu verwahren. Die Gebühren würde er dann der Lieferung beilegen. Als er fertig war und das Schreibzeug weglegte, gab er der Magd, die inzwischen auch Besteck platzierte, einige Aufgaben: „Sorge dafür, dass mir Wasser für ein Bad heiß gemacht wird und hole Gilluk bitte her, wenn er noch nicht wach ist, dann wecke ihn auf. Die Bedienstete eilte sich die Aufgaben auszuführen, ließ den Tisch dabei halbgedeckt zurück. Ein Lächeln huschte über sein Gesicht und er legte noch die letzten Gabeln und Messer auf die Tafel. In diesem Moment kam auch schon der Argonier herein. Es hätte Tarrior auch überrascht, wenn sein Freund noch geschlafen hätte. Mit seinen ausdruckslosen Echsenaugen musterte er den Dunkelelfen als er näher kam. „Du wolltest mich sprechen?“: fragte er. „Ja. Ich werde noch heute wieder aufbrechen“: machte er die Antwort kurz knapp und kassierte eine entsprechende Reaktion: „Du willst heute schon wieder los? Du bist doch gerade erst gestern wieder angekommen – nach so langer Zeit!“ Tarrior schüttelte fahrig den Kopf, um der stillen Aufforderung zu bleiben, zu widersprechen.

    „Gilluk ich fürchte, ich bekomme meinen Frieden erst wieder, wenn ich diese Sache ein für alle Mal geklärt habe. Daher duldet es keinen Aufschub. Außerdem hast du dich ja als sehr fähig erwiesen, was die Führung der Plantage angeht. Ich werde sie dir weiterhin anvertrauen, bis zu meiner Rückkehr. Halte mich also nicht auf“: machte er dem Argonier klar. „Es wäre sinnlos dich abhalten zu wollen, auch wenn ich es schade finde, da wir uns ewig nicht gesehen haben und du nun schon wieder weg willst. Wann wirst du aufbrechen?“: wollte sein Freund wissen. „Ich werde nach dem Frühstück noch ein Bad nehmen, mein Gepäck zusammen suchen und mich dann auch schon auf den Weg machen. Ein junger Dunmer ist auf dem Weg hierher und ich möchte weg sein, bevor er hier eintrifft. Ich bin auf dem Weg ins Innere der Insel und er würde mir sicher folgen wollen. Sorg daher bitte dafür, dass er nicht erfährt, wohin ich gehe“: bat er Gilluk. Die Echse nickte. Sie war zwar nicht einverstanden, das er sobald wieder aufbrauch, aber sorgte sich zumindest nicht um ihn, schließlich kannte er die Stärke seines Freundes. „Willst du mir erzählen, wer dieser Mann ist?“: fragte Gilluk dann nach Tirian. Tarrior seufzte und erzählte ihm die Geschichte von Verasa, die der Andere mit Spannung verfolgte.

    „So ist das also. Und sie soll es dem Jungen erzählen. Ich an seiner Stelle würde dich auch begleiten wollen“: meinte der Argonier. „Durchaus, aber es wird schon gefährlich genug, auch alleine“: sagte Tarrior. „Dann werde ich seine Mutter darum bitten, ihm nicht zu erzählen, dass du nach Maar Gan willst. Wenn ich ehrlich bin, verstehe ich auch nicht ganz, was seit damals in Balmora mit dir los ist. Wenn sich diese Sache um diesen seltsamen Telvanni-Magier dreht, dann verstehe ich nicht, was dich mitten ins Redoran-Gebiet führen sollte. Aber du wirst schon deine Gründe haben. Hoffentlich bist du wieder normal, wenn du zurückkehrst“: hoffte Gilluk. „Wenn ich jemals so etwas wie „normal“ gewesen bin, hoffe ich das auch“: stimmte Tarrior seinem Freund in Gedanken zu. „Ich habe da dann noch ein paar Dinge, um die du dich kümmern solltest. Zum Einen wäre da dieser Karren, mit dem ich gestern hier ankam. Die Kisten darauf müssen in das Schatzhaus nach Vivec. Nimm einen Beutel Gold für die Gebühren und diesen Brief mit und die Leute dort wissen Bescheid. Zum Anderen sorg dafür, dass man sich gut um Fryrr den Guar kümmert. Ich werde ihn wohl nicht mitnehmen können“: bat er seinen Freund. Gilluk stimmte zu: „Natürlich. Du kannst dich auf mich verlassen. Ich werde mich gleich nach dem Frühstück darum kümmern.“ Genau bei diesen Worten brachten endlich die Mägde aus der Küche das Essen. Neben dem Üblichen, Brot mit Fleisch oder Käse, gab es dann noch die klassischen gekochten Kwama-Eier und eine leichte Gemüsebrühe mit Salzreiseinlage. Nach und Nach kam das Stammpersonal der Plantage zusammen. Gilluk und die Argonier von seinem Hof zogen es vor, wegen der beengten Verhältnisse im Speisesaal in den Unterkünften der Bediensteten zu essen. Vorher nahm der Argonier jedoch einer Khajiit-Magd einen vollen Teller ab, der wohl für Verasa bestimmt war. Er würde ihn ihr selbst bringen. Tarrior besaß noch nicht wieder die Kraft, ihr persönlich gegenüber zu treten. Der Dunmer war in diesem Moment erneut froh Gilluk als seinen Freund zu haben.

    Direkt nach dem Frühstück zog sich Tarrior wieder in sein Schlafzimmer zurück. Ein Zuber mit dampfenden Wasser stand nun, wie gewünscht, im Raum. Er schlüpfte schnell aus seiner muffigen Kleidung, betrachtete seine vernarbten Arme und den Oberkörper im Spiegel und stieg dann in die Holzwanne. Sofort fühlte er das Wasser an seinen Füßen und die herrliche prickelnde Wärme – erst auf seiner Haut und dann wie sie innerlich von den Füßen langsam aufstieg. Gemächlich setzt er sich nun hinein, sodass sein ganzer Unterkörper vom herrlichen Bad umhüllt war. Dem Oberkörper ließ er dieses wunderbare Gefühl zukommen, in dem er einen bereitliegenden Lappen nahm, mit dem Wasser tränkte und diesen dann auswrang. Wohlige Schauer liefen ihm über den Rücken. Tarrior wiederholte es einige Male und genoss dann einfach das Sitzen im Wasser und die Stille im Raum, die nur von den leisen Aufräumgeräuschen im Erdgeschoss durchbrochen wurde. Erst nach einiger Zeit begann er sich dann richtig zu waschen. Das Wasser war schon fast kalt, als er endlich damit fertig war, dem Zuber entstieg und sich einfache braune Kleidung anzog und sich ebenso einfache Kleider für sein Gepäck zusammenschnürte. Er wollte schließlich nicht lange weg bleiben und überhaupt würde er die meiste Zeit wahrscheinlich sowieso seine Rüstung tragen. Das restliche Reisegepäck konnte er von seiner Cyrodiil-Reise natürlich noch benutzen. Tränke gab es noch genug, sein Schwert und seine Knochenrüstung waren wieder in Ordnung, Wegzehrung würden die Mägde bereiten und seine Chitin-Rüstung konnte nun hier bleiben. Seine Zauber hatte er ja immer im Kopf bei sich. „Alles in bester Ordnung“: wie Tarrior fand und sich die frisch reparierte Rüstung anlegte. Der Schmied lieferte wirklich eine meisterliche Arbeit. Noch immer saß das Rüstzeug wie angegossen. Er überlegte kurz, ob er dem Mann doch mehr hätte zahlen sollen, verwarf den Gedanken dann aber schnell. „Was man nicht ändern kann…“: dachte er und lächelte sein Spiegelbild an und betrachtete sich noch einmal ausgiebig, bevor er den Raum verließ und wieder hinunterging.

    Gilluk wartete bereits in der Eingangshalle auf ihn. „Hier ist dein Essen. Es ist alles haltbar und dürfte für zwei Tage reichen“: sagte der Argonier und reichte ihm ein kleines zugeschnürtes Päckchen. „Sehr gut. Hast du mit Verasa gesprochen?“: erkundigte er sich. „Ja. Sie meinte, sie würde sagen, dass sie nicht wisse, wo du hin bist“: gab ihm Gilluk zur Antwort. Tarrior nickte. „Gut dann kann ich ja aufbrechen. Ich werde wohl nicht länger als fünf Tage, wohl höchstens eine Woche weg sein, wenn Nichts dazwischen kommt. Die Höhle liegt meines Wissens nach, nicht zu weit von Maar Gan entfernt“: dachte Tarrior laut über die Zeitplanung nach. „Fünf Tage also. Und meinst du, da wäre dein Sohn schon wieder weg?“: wollte Gilluk wissen. „Ich verstehe nicht, worauf du hinaus willst?“: war der Dunmer ahnungslos, was der Andere von ihm wollte. „Ich habe das Gefühl du läufst vor irgendetwas davon. Meinst du, das da fünf Tage reichen, um Abstand zu gewinnen?“: präzisierte der Argonier die Frage. Sein Freund war auf dem Holzweg. Nicht die ungelösten Probleme seiner „Familie“ lasteten auf ihm, die hatte er hintenan gestellt um sie später zu klären. Das Problem mit Meradanz erdrückte ihn fast. Doch verstand er Gilluk, für ihn musste es so aussehen, als würde er vor Verasa und Tirian davonlaufen. „Ich laufe nicht davon Gilluk. Ich laufe dem Problem und seiner Lösung entgegen“: antwortete er daher. Der Argonier gab ein Schnaufen von sich und verabschiedete sich, in dem er mit seiner Klaue die Hand des Dunmers drückte. Dann umarmten sie sich und Tarrior verließ das Haupthaus.

    Er ging über den Hof blickte sich noch einmal die angeschlossenen Gebäude an, wandte dann aber seinen Blick stur auf das Tor, dass ihm zusammen mit der hohen Mauer immer noch irgendwie fremd vorkam. Die vernarbten Torwächter erspähten ihn schon auf Entfernung und öffneten für ihn das Tor. Mit einem kurzen Dank und einigen Abschiedsworten durchschritt Tarrior den Torbogen und fand sich wieder außerhalb in der Natur der Westspalte wieder. Hinter ihm wurde das Tor schnell geschlossen. Seine Schritte lenkte er durch die Felder. Auf den großen Kürbissen und den Blättern der Kartoffelpflanzen glänzte der Tau. Einige Arbeiter waren gerade damit beschäftigt Tomaten einzusammeln und den durstigen Schlammschwämmen, die er um eine große Felsformation ausgesät hatte, die erste Wässerung des Tages zu geben. Man grüßte ihn respektvoll und er grüßte zurück, bis er dann irgendwann die Grenzen der Felder und somit seines Besitzes erreichte und die Plantage langsam hinter ihm verschwand. Nach einer Weile querfeldein Gehens durch die Landschaft, erreichte er die Straße. Tarriors Weg führte dann nach Norden in Richtung des Aschlandes.

  4. #264

    Skingrad - Cheydinhal - Pantherfluß/Dunkelforst

    Als Dreveni erwachte, war es bereits später Vormittag. Wenigstens hat noch keine Stadtwache das Zimmer gestürmt, dachte sie sich, als sie müde einen Fuß auf den Boden setzte. Wenn die Leiche nicht schon gestern gefunden worden war, dann spätestens heute in aller Früh, wenn wieder die Frauen aus Skingrad zum Lager ihres Opfers gepilgert waren. Sie wusch sich kurz das Gesicht über der Schüssel mit kaltem Wasser in ihrem Zimmer, zog wieder das Kleid an und steckte ihre langen Haare zum Zopf geflochten rund um ihren Kopf fest. Sie schwankte kurz, nahm dann aber noch ihren Mantel mit, da sie sich gleich noch etwas in der Stadt umsehen wollte. Nachdem sie das Stilett wieder an ihrem Unterarm befestigt hatte, verließ sie das Zimmer um unten in der Herberge etwas zu Essen. Der Schankraum war fast leer, da es noch nicht ganz Mittagszeit war. An einem Tisch saßen zwei Bretonen in gehobener Kleidung, die Dreveni aufmerksam musterten, als sie sich an einem Tisch am anderen Ende des Raumes setzte. Das werden doch nicht schon die bretonischen Kontaktleute sein... Dreveni beachtete sie nicht weiter, wie vereinbart, und versuchte stattdessen durch Anstarren die Aufmerksamkeit der Wirtin auf sich zu ziehen, die gerade konzentriert in einem Rappenkurier blätterte. Gerade als sich Dreveni doch entschlossen hatte, nach der Wirtin zu rufen, trat einer der Bretonen an ihren Tisch. "Dreveni Neladren?", fragte er sie gerade so laut, dass sie ihn noch verstand. Dreveni nickte nur leicht, und der Bretone redete weiter: "Wenn ihr die Güte hättet, uns in das Schloss von Skingrad zu folgen..."
    Dreveni sah den Bretonen etwas missmutig an, ihr ging es immer etwas gegen den Strich, von jetzt auf gleich irgendwohin zitiert zu werden. Allerdings konnte die Sache so abgeschlossen werden, und sie Skingrad wieder verlassen. Wäre da nicht noch ein kleines Problem.... Sie hoffte inständig, dass sie nicht auf der Straße sofort verhaftet wurde, sobald eine Wache sie sah, stand auf und folgte ihm. Als sie die Taverne hinter den Bretonen verließ, war auf den Straßen alles ruhig, wie an jedem anderem Tag. Im vorbeigehen konnte sie allerdings hören, wie ein paar der Bewohner über die Leiche vor der Stadt tratschten. Die Wache beachtete sie nicht weiter, also war sie - hoffentlich - nicht unter den Verdächtigen. Sie verließen die Stadt und gingen den Hügel und über die Brücke zum Schloss. Dort angekommen wurde sie von den Bretonen in einen kleinen, aber trotzdem teuer ausgestatteten Raum geführt, in dem sich noch ein Bretone aufhielt, der sich in seiner Kleidung kaum von den anderen Beiden unterschieden. Außerdem lag auf dem Tisch ein Beutel in recht ansehnlicher Größe.
    "Wir hätten nicht erwartet, dass der Auftrag bei unserem Eintreffen schon ausgeführt sein würde.", sprach der Mann der in dem Raum gewartet hatte, Dreveni an. Die anderen beiden hatten dezent die Tür geschlossen und sich rechts und links davon postiert.
    "Die Gelegenheit war günstig.", antwortete sie ausweichend. Sie diskutierte normalerweise nicht mit ihren Auftraggebern die Erledigung der Aufträge.
    "1500 Septime, in Münzen und Edelsteinen, wie vereinbart.", sagte der Bretone mit Blick auf den Beutel. Sie trat an den Tisch, öffnete den Beutel und begann, das Geld zu zählen und den Wert der Steine zu schätzen. Die Blicke der Bretonen ignorierte sie, sie zählte grundsätzlich die Bezahlung vor ihren Auftraggebern nach. Egal ob Adel oder einfache Leute. Als sie fertig war, verschloss sie den Beutel und verstaute ihn unter ihrem Mantel.
    "Noch etwas? Ich werde die Stadt heute verlassen."
    "Nein, das wäre alles. Wir sind sehr erfreut, dass alles so schnell und reibungslos verlaufen ist. Wir werden vermutlich auf euch zurückkommen. Für Dienste wie die euren hat unser Herr immer Bedarf."
    Reibungslos, wenn ihr wüsstet... Und anscheinend nicht erfreut genug, noch ein paar Septime oben drauf zu legen., dachte sich Dreveni, sagte aber nur: "War mir eine Freude.", nickte den Bretonen zu und verließ das Schloss ohne sich weiter aufzuhalten.
    In Skingrad angekommen, schlug sie den Weg zu ihrer Herberge ein, die Aktion im Schloss hatte nicht lange gedauert, es war gerade Mittag.In der Herberge überlegte sie kurz, etwas zu essen, allerdings war es jetzt zu voll. Nachdenklich ging sie deshalb auf ihr Zimmer, in dem sie wie immer die Tür hinter sich verschloss. Am liebsten wäre es ihr, jetzt gleich abzureisen, allerdings konnte sie das Problem mit dem Rothwardonen überhaupt nicht einschätzen. Sie war sich nicht einmal sicher, ob er überhaupt ein Problem war. Sie konnte ihn natürlich hier in Skingrad noch weiter beschatten lassen, auch wenn das nicht billig werden würde. Gedankenverloren spielte sie mit dem Zimmerschlüssel in ihren Händen. Am Schluss ist er das wirklich nicht wert... Wie groß standen schon die Chancen, dass man ihm glaubte, oder ihn überhaupt ernst nahm? Er hatte vermutlich keinen Pass, er wusste ja nicht einmal, wie er hieß, oder woher er kam. Vermutlich würde man ihn einfach für Irre halten. Letzten Endes kam sie zu dem Schluss, dass der Rothwardone kein so großes Problem darstellen würde, sie hatte eh nicht vor, so bald nach Skingrad zurückzukommen. Zur Not hielt sie sich etwas bedeckt, bis Gras über die Sache gewachsen war. Außerdem war der Mord vermutlich nicht ohne das Wissen des Grafen geschehen, waren die Bretonen doch zu Gast bei ihm, und auch ihr Opfer, Jack, war vor ein paar Tagen aus dem Schloss geflogen. Vermutlich gab es sowieso Anweisungen, das ganze nicht über-gründlich zu Untersuchen. Sie beschloss dennoch, diese Nacht noch in Skingrad zu verbringen, vielleicht hatte der Kaiserliche noch Neuigkeiten für sie.
    Als sie gerade vom Bett aufstehen wollte, um in den Schankraum zu gehen, klopfte es plötzlich an die Tür. "Verfluchte Scheiße.", zischte sie leise. War das die Stadtwache? Dafür war das Klopfen fast zu leise gewesen. Hektisch sah sie sich um, zur Not könnte sie durchs Fenster fliehen, sie müsste zwar alles zurücklassen, was aber immer noch besser als der Galgen wäre. Wobei man mit einem Unsichtbarkeitszauber auch gute Chancen hatte, wieder zu fliehen... Sie hatte den Dolch inzwischen in der Hand und hatte sich halbwegs dazu entschlossen, das Klopfen erst einmal zu ignorieren, da klopfte es erneut. Verdammt. Gleich darauf hörte sie das Geräusch eines Dietrichs im Schloss. Ok, das ist definitiv nicht die Stadtwache. Die hätten die Türe einfach eingetreten. Leise glitt sie mit dem Dolch in der Hand zur Tür, wartete bis, wer immer auch auf der anderen Seite stand, das Schloss geöffnet hatte - Der ist schnell... - und zog die Tür mit Schwung auf. Prompt kam ihr eine Gestalt entgegen, die sie erst wirklich erkannte, als sie schon hinter ihr stand und ihr den Dolch an den Hals halten wollte. "Bist du lebensmüde? Völlig übergeschnappt? Hast du dich im Zimmer geirrt?" blaffte sie den Kaiserlichen an. Mehr noch aus dem Schreck heraus, gleich verhaftet zu werden, als dass sie dem Kaiserlichen seine Aktion wirklich übel nahm, sie wusste dass er so etwas nicht ohne guten Grund tun würde. Der sah sie nur überrascht an, als er sich aufrappelte, wobei sie ihm schließlich die Hand reichte. "Warum hast du nicht auf das Klopfen reagiert? Ich musste annehmen, du bist nicht da." Nachdem er sie kurz schweigend gemustert hatte, fragte er noch: "Nervös?"
    "Ich würde es eher vorsichtig nennen. Der komische Rothwardone hat mich gesehen, und dann ist er mir.... entkommen. Ich glaube allerdings nicht, dass er mich verraten wird, aber Vorsicht hat noch nie geschadet."
    "Die ist auch angebracht, die Wache sucht zwar nicht besonders eifrig nach dem Mörder, aber es werden trotzdem alle befragt, die im fraglichen Zeitraum die Stadt verlassen haben. Die meisten davon wohnen hier, da fangen sie natürlich an. Bei dir könnten sie schon etwas brauchen, bis sie dich finden, aber sobald du die Stadt verlässt, könnte es eng werden.""Und jetzt? Gibt es eine Stelle, wo man ungesehen über die Mauer..."
    "Schlecht. Ich hab hier gefälschte Dokumente, die dir weniger Fragen am Stadttor einbringen sollten. Allerdings sind sie nicht ganz billig. 100 Septime."Dreveni antwortete nicht, sondern sah ihn nur entnervt an. Sie hatte es von Anfang an gewusst, Skingrad und Schloss war keine gute Kombination, auch nur die Erwähnung von beidem im selben Satz brachte irgendwie Unglück. Mit immer noch genervtem Gesicht kramte sie 100 Septime aus dem Beutel der Bretonen und gab sie dem Kaiserlichen. "Bis wann sind sie fertig?"
    "Du hast Glück.", erwiderte er nur, und zog ein paar Seiten gerolltes Pergament unter seinem Umhang hervor.
    "So ein Zufall.", antwortete sie mit hochgezogener Augenbraue. "Ich werde die Stadt am besten gleich verlassen, oder wie sieht es draußen aus?"Der Kaiserliche bestätigte ihr, dass es jetzt ein guter Zeitpunkt wäre, aus Skingrad vorerst zu verschwinden, und sie verabschiedeten sich.
    Dreveni zog das Kleid aus und ihren Overall an, hängte den Mantel um, das Schwert an einem Gürtel um die Hüfte, packte den Dolch sowie das Stilett in ihren Beutel zu ihrem restlichen Gepäck und dem Münzbeutel von ihrem Auftrag. Den Bogen und die Pfeile nahm sie so in die Hand. Das Haar hatte sie wieder zu einem Zopf geflochten und um den Kopf festgesteckt. Wenn schon denn schon. Es war nicht ungewöhnlich, derart bewaffnet unterwegs zu sein, und sie hoffte noch auf die gefälschten Dokumente. Es war riskant, aber sie hatte an sich kein schlechtes Gefühl dabei, und das hatte sie bis jetzt selten im Stich gelassen. Sie zahlte das Zimmer bei der Wirtin und verließ die Taverne. Draußen herrschte das geschäftige Treiben des frühen Nachmittags, und sie erreichte zumindest unangefochten das Tor, obwohl sie an einer Patrouille der Stadtwache vorbeikam. Sie ging zum Westtor, wo sich auch die Stallungen befanden. Dort standen zwei Wachen, die sie seit ihrem Aufenthalt hier noch nie gesehen hatte, höchstens im vorbeigehen. Es war immer gut zu wissen, ob man genau dieser Wache schon gegenüber gestanden hatte, deshalb merkte sie sich deren Gesichter schon aus Gewohnheit. Eine der Wachen kontrollierte gerade einen Ork, in dem sie sein komplettes Gepäck zerlegte, während die andere - ein junger, pickliger Kaiserlicher - Dreveni aufmerksam musterte. Sie bereitete sich innerlich darauf vor, was er alles fragen konnte und wie sie am besten einfach nur durch dieses Tor kommen würde. Als er dann nicht einmal ihren Pass sehen wollte, war sie fast enttäuscht. Er winkte sie einfach durch. Fast hätte sie ihm aus trotz die Dokumente unter die Nase gehalten, ging aber einfach nur nach einem knappen Gruß zu den Stallungen. Ein leichtes Kopfschütteln ob des seltsamen Systems der Wachen konnte sie sich allerdings nicht verkneifen. Wie passte ein Ork in den Kreis der verdächtigen? Oder eher, warum sie selbst nicht?
    An den Stallungen zahlte sie den Stallburschen und gab ihm noch ein paar Münzen dafür, dass er ihr Pferd sattelte.
    Als sie ihr Gepäck am Sattel befestigt hatte, machte sie sich auf den Weg Richtung Cheydinhal.Gegen Abend erreichte sie Bockbierquell und rastete dort, wie auch schon auf dem Hinweg. Am nächsten Tag schüttete es, so dass sie nicht so schnell vorankam. Immerhin schienen bei diesem Wetter auch die Banditen nicht aus ihren Löchern zu kommen.

    Am späten Abend sah sie schließlich die Lichter in den Fenstern von Mordans Haus. Sie war inzwischen völlig durchnässt und ihre Laune auf einem absolutem Tiefpunkt. Wenigstens musste sie niemanden mehr sehen an diesem Tag, außer Mordan, und der wusste dass man sie in solchen Momenten am besten in Ruhe lies. Oder rückte ihr den Kopf wieder zurecht, falls es nötig war. Mordan war auch so ziemlich der einzige, von dem sie sich wirklich etwas sagen lies. Sie führte ihr Pferd in den kleinen Stall neben dem Haus und nahm ihm das Gepäck und den Sattel ab. Sie klopfte an die Haustür und wartete bis Mordan öffnete. Sie hatte zwar einen Schlüssel - irgendwo in ihrem Gepäck - hatte aber keine nerven mehr, ihn zu suchen. Mit Magie hatte sie bei diesem Schloss kein Glück, Mordan bestand aus nachvollziehbaren Gründen auf sicheren Schlössern. Sie musste nicht lange warten, bis die Tür geöffnet wurde, und ihr Ziehvater in seiner üblichen grauen Robe vor ihr stand. "So bald hätte ich dich nicht zurück erwartet."
    "Ich mich auch nicht.", antwortete sie ihm, als sie an ihm vorbei in den Eingangsbereich trat, wo sie ihr Gepäck und die Waffen einfach auf den Boden fallen lies. Danach umarmten sie sich kurz, und Dreveni hängte ihren triefnassen Mantel an einen Haken an der Wand. "Keine Sorge, Jack ist tot, aber erinnere mich das nächste mal daran, dass das der letzte Auftrag in Skingrad war. Zumindest für eine ziemlich lange zeit." Auf Mordans skeptischen Blick antwortete sie nur: "Erzähl ich dir gleich, ich tropfe, falls du es nicht bemerkt hast." Dabei nahm sie den Worten durch ein leichtes Lächeln die Schärfe. Sie ging mit ihrem Gepäck nach oben auf ihr Zimmer, zog sich trockene Sachen an - eine knielange Weinrote Tunika und eine schwarze Hose - kämmte sich die nassen Haare und hängte die nassen Sachen aus ihrem Beutel in ein Nebenzimmer. Danach ging sie wieder nach unten, wo Mordan inzwischen etwas zu Essen und eine Flasche Wein auf den Tisch beim Kamin gestellt hatte.
    Beim essen erzählte sie Mordan von den Ereignissen in Skingrad, wobei sie sich den ein oder anderen Tadel anhören durfte, warum sie den Kaiserlichen gleich getötet hatte, aus der Gelegenheit heraus, obwohl sie ihn eigentlich erst einmal nur beobachten wollte. Dann hätte sie vermutlich auch der Rothwardone nicht überrascht, aber jetzt war es schon geschehen.
    Immerhin teilte er ihre Einschätzung der Situation, dass selbst wenn sie verraten wurde, nach einer Weile Gras über die Sache gewachsen sein würde. "An sich ist es gut, dass du früher wieder hier bist", wechselte er schließlich das Thema. "Ich hätte es sonst jemandem anderen angeboten. Heute kam ein Auftrag, der mehr als gut Bezahlt wird, und nicht sonderlich kompliziert zu sein scheint. Vielleicht hätte ich es sonst selbst getan, aber eigentlich kann ich zur Zeit nicht weg, ich habe Verpflichtungen in den nächsten Tagen." Dreveni gähnte hinter vorgehaltener Hand, es war inzwischen schon recht spät. Gleich der nächste Auftrag.. Eigentlich hatte sie vorgehabt, die nächsten Tage nichts zu tun, gleichzeitig kam sie nicht umhin zuzugeben, dass ihr ihre Arbeit Spaß machte. In gewisser Weise war sie Stolz auf ihre Tätigkeit, nicht jeder war in der Lage, einfach jemandem Auge in Auge die Kehle durchzuschneiden. Auch vermied sie es, unschuldige zu Töten und sie jagte auch nicht jedem Banditen bis aufs Blut hinterher. Manchmal lies es sich abereinfach nicht vermeiden, dass Zeugen beseitigt werden mussten.
    "Bist du noch wach?" riss Mordan sie aus ihren Gedanken. Nachdem sie ihm zugenickt hatte, fuhr er fort: "Es handelt sich um zwei Personen. Ein Kaiserlicher und eine Dunmer. Er ist Magier und sie anscheinend von der Kämpfergilde, von beiden wird als Beweis der rechte Zeigefinger geforert, sowie von der Dunmer ein goldenes Amulett, dass sie bei sich trägt. Du kannst sie im Dunkelwald einholen, vermutlich an der Grenze zu Schwarzmarsch. Das ist jedenfalls die Aussage der Auftraggeberin. Sie sind nach Süden unterwegs."
    "Zwei also... Was für ein Magier?"
    "Nichts spezielles angeblich, allerdings solltest du dich bei dieser hohen Bezahlung nicht darauf verlassen."
    Ein Magier. Allerdings in der Wildnis, da hatte sie ganz andere Möglichkeiten als in einer Stadt. Mit etwas Glück konnte sie den Magier mit einem gut gezieltem Pfeil erwischen, zumindest so, dass er Kampfunfähig war. Es wäre ja auch nicht der erste Magier, der durch ihre Hände starb. In der Dunmer sah sie jedenfalls kein größeres Problem, auch wenn sie kämpfen konnte. Dann musste sie die beiden ja nur noch finden.....
    "Du müsstest allerdings schon morgen aufbrechen."
    "In Ordnung. Ich wollte sowieso wieder mal nach Leyawiin, das ist dann auch nicht mehr weit.", antwortete sie, wobei sie wieder ein Gähnen unterdrücken musste. Sie besprachen noch kurz ein paar Details, wo sie sich nach Erledigung des Auftrags melden sollte und, was ungewöhnlich war, sogar den Namen der Auftraggeberin. Danach ging sie ins Bett, und schlief wie ein Stein bis zum nächsten Morgen.
    Nach einem kurzen Frühstück packte sie ihre Sachen, dieses mal auch Proviant und ein paar Fläschchen mit Gift. Nachdenklich hielt sie das Vulkanglasschwert in der Hand, und entschloss sich dann, es doch mitzunehmen. Eigentlich wollte sie so wenig wie möglich dabei haben, da sie in der Wildnis unterwegs war und kein Zimmer als Lager nutzen konnte, aber gerade bei zwei Personen und davon ein Magier war man besser auf alles vorbereitet. Ihre Haare steckte sie sich im Nacken zu einem Knoten, und über eine dunkle, langärmlige Tunika und eine dunkle Hose trug sie ihren Mantel. Am linken Arm hatte sie das Stilett befestigt, was irgendwie schon zu ihrer normalen Kleidung gehörte. Ausserdem hatte sie noch einen alten Steckbrief mit dem Gesicht des Magiers, den sie suchte. Sein Name war Arranges. Sie sattelte ihr Pferd, Schon wieder tagelang nur reiten..., befestigte das Gepäck und verabschiedete sich von Mordan.

    Am frühen Vormittag brach sie schließlich auf und folgte der blauen Straße weg von Cheydinhal. Ab der Hälfte der Strecke zur gelben Straße nach Süden kürzte sie den Weg querfeldein ab, trotzdem war sie noch lange genug unterwegs. Nach etwa drei Tagen überquerte sie die Brücke über den Panther-Fluss auf der gelben Straße, und hielt sich von da ab links entlang des Flusses, in Richtung der Grenze zu Schwarzmarsch. Durch das zunehmend sumpfige Gelände kam sie nur langsam vorwärts, außerdem musste sie vorsichtig sein, um nicht entdeckt zu werden, und um keine Spur zu ihren Opfern zu übersehen. Allzu schwer wurde es ihr allerdings nicht gemacht, sie entdeckte Spuren von Lagern und sogar ein paar Leichen. Es konnte natürlich auch jemand anders dafür verantwortlich sein, was sie sich bei deren Zustand fast wünschte.


    Die Geschichte wird im Gruppenthread "Die Jagd" fortgesetzt.
    Geändert von KingPaddy (06.07.2011 um 01:06 Uhr)

  5. #265

    Dunkelforst -> Cheydinhal

    Anschluss an die Handlung von "Die Jagd".



    Sie sah Arranges und der Dunmer nach, bis diese in der Dunkelheit verschwunden waren. Daran, dass ihr Leben gerade fast zu Ende gewesen wäre, dachte sie nicht mehr, sie ärgerte sich jetzt nur noch maßlos darüber, dass die beiden es wagen konnten, sie einfach hier an einen Baum gefesselt zurückzulassen. Wütend zerrte sie an ihren Fesseln, merkte aber bald, dass sie sich so einfach nicht befreien konnte.
    Nach einer Weile zwang sie sich zur Ruhe, da sie mit planlos an den Seilen zerren nicht weiter kam. Der Knoten schien hinter ihr zu sein, sie konnte die Arme etwa ab den Ellenbogen relativ frei bewegen, es reichte aber weder zu dem Stilett noch dazu, die Stricke zu verschieben. Langsam wurde sie immer verzweifelter, darauf dass jemand vorbeikam, der sie befreite, brauchte sie nicht zu warten. Ab und an waren mit Sicherheit Jäger hier unterwegs, aber auch jede Menge Banditen und wilde Tiere. Ok, Dreveni, denk nach. Vielleicht kann ich wenigstens... Sie winkelte den rechten Arm am Ellenbogen ab, so dass ihre Handfläche nach oben zeigte und konzentrierte sich. Natürlich funktioniert das, wieso auch nicht..., dachte sie sich, als ihre Hand von einem roten Glühen eingehüllt wurde. So würde sie zwar kaum auf jemanden Zielen können, aber sie konnte sich verteidigen, wenn ihr jemand zu nahe kam. Grübelnd sah sie auf den roten Schein um ihre Hand und dann auf das Seil, dass über ihre Brust lief. Das könnte.. Das funktioniert. Sie musste nur aufpassen, sich selbst nicht zu sehr zu verbrennen, aber ihr als Dunmer machte Feuer eh nicht soviel aus, wie zum Beispiel diesem elenden Kaiserlichen Magier ein Feuerball von ihr ausmachen würde... Sie durfte nur nicht zu viel Energie in den Zauber legen, ein einfacher Übungszauber von früher sollte ausreichen. Dummerweise war sie sonst nie darauf angewiesen, bei Zerstörungszaubern sonderlich vorsichtig zu sein, und so hoffte sie, dass es nicht doch zu heftig ausfallen würde.
    Mit der rechten Hand berührte sie das Seil etwa über ihrem linken Oberarm, wobei sie das Handgelenk schon arg verdrehen musste. Sie verstärkte den Zauber, und gleich darauf spürte sie wie die Spannung des Seils nachliest, und auch gleich die Hitze auf ihrer Haut. Sie löste den Zauber und wollte aufspringen. Allerdings war sie wohl doch länger in der feuchten Nachtluft gesessen, als sie gedacht hatte, ihre Gelenke waren schon ganz steif. Fluchend erhob sie sich schließlich, begutachtete den angebrannten Stoff ihrer Tunika, sah aber, dass ihre Haut nicht verletzt war. Mit einer schwungvollen Bewegung zog sie ihr Stilett aus dem Stamm und sah danach in die Richtung, in die Arranges ihren Dolch geworfen hatte. Es war immer noch stockfinster, sie würde ihn jetzt kaum finden. Also ging sie erst einmal zurück zu ihrem Pferd, das zum Glück immer noch friedlich an der Stelle stand, an der sie es zurück gelassen hatte. Mit dem Pferd ging sie zum Lager der beiden zurück, entzündete das kleine Feuer erneut und versorgte erst einmal den Schnitt von Arranges Schwert mit einem Heiltrank. Bis zum Morgengrauen döste sie im Halbschlaf neben dem Lagerfeuer.
    Als es langsam hell genug war, begann sie nach ihrem Dolch zu suchen. War ihr Zorn in den letzten Stunden etwas verraucht, bedachte sie den Kaiserlichen jetzt wieder mit den übelsten Schimpfwörtern, die sie unterwegs aufgeschnappt hatte, und das waren einige. Obwohl sie wenigstens die Richtung gesehen hatte, in die der Dolch geflogen war, und auch in etwa, mit wie viel Schwung der Magier geworfen hatte, suchte sie doch fast den ganzen Vormittag an einer Stelle etwas zu weit weg vom Lager. Letzten Endes fand sie ihn dann gute fünf Meter weiter rechts und ein paar Meter näher am Lager. Fast zärtlich strich sie über das rötlich schimmernde Metall, das - obwohl er im Schatten der Pflanzen gelegen hatte - eine leichte wärme ausstrahlte.
    Sie aß noch kurz etwas, stieg auf ihr Pferd und ritt nach Westen, zurück zur gelben Straße. Weiter würde sie den beiden nicht folgen, für sie war die ganze Sache erledigt. Sollte sich doch jemand anders mit diesem kranken Kaiserlichen rumärgern. Jetzt waren sie gewarnt, und eine zweite Chance würde sie sowieso kaum noch erhalten. Diese Entscheidung ging ihr zwar gehörig gegen den Strich, da sie es nicht gewohnt war, so kläglich zu scheitern, aber ihre Vernunft siegte dann doch. Und irgendwann bist du fällig. Man sieht sich immer zweimal im Leben, Arranges. Alles in allem war sie sowieso glimpflich aus der Sache herausgekommen, sah man von ihrem doch arg angeknackstem Stolz ab.

    Sie ritt den gleichen Weg wie schon auf dem Hinweg zurück zu ihrem Haus bei Cheydinhal. Dass sie den Auftrag nicht erledigen konnte, ärgerte sie nach wie vor, auch wenn sie sich sagte, dass das durchaus vorkam. Sie kannte zumindest niemanden, der bis jetzt alle Aufträge zu 100% erledigt hatte. Sie hoffte, dass Arranges wenigstens mit dieser Marie abrechnen würde, oder dass diese noch andere Assassinen angeheuert hatte, die erfolgreicher waren als Dreveni.
    Als sie am Abend des vierten Tages das Haus erreichte, wechselte sie nicht viele Worte mit Mordan, sondern ging sofort auf ihr Zimmer und schlief bis in den nächsten Vormittag. Die nächsten Tage verbrachte sie damit, nach Cheydinhal zu reiten, um ein paar Dinge zu erledigen, und tat ansonsten nicht viel. Das Desaster ihres letzten Auftrages verdarb ihr immer noch die Laune, und ein neuer war noch nicht in Sicht.
    Eines Abends, sie saß gerade wieder mit Mordan beim Kartenspielen, klopfte es an die Tür. Mordan öffnete, und kurz darauf hörte sie ihn rufen: "Für dich!"
    Wer denn um die Uhrzeit?, überlegte sie, als sie aufstand und zur Tür ging. Dort stand ein Argonier aus Cheydinhal, den sie kannte, da er beinahe alles organisieren konnte, wenn man den Preis zahlen konnte.
    "Heute ist wieder eine Lieferung gekommen.", sagte er zu ihr, Mordan war wieder in das Wohnzimmer gegangen. Statt eine Antwort zu geben, sah sie ihn abwartend an. Unterbrach man ihn, kam er nie auf den Punkt.
    "Es hat etwas länger gedauert als sonst, zu viel Kontrolle, du weißt ja. Skooma."
    "Und seit wann interessiert mich Skooma?", antwortete ihm Dreveni schließlich doch, da sie annahm, darum ging es dem Argonier.
    "Und wie du auch weißt, werden ab und an auch andere Sachen mitgeschickt.", fuhr er ungerührt fort. "Hier," während er das sagte, zog er einen abgegriffenen Umschlag aus seiner Tasche, "ein Brief für dich. Ich weiß nicht von wem, oder woher ursprünglich. Derjenige, der die Lieferung begleitet hat, sagt er hätte es von jemandem den er kennt, und der kennt jemanden, der ist wieder nach dir gefragt worden. Oder so ähnlich"
    "Danke.", sagte sie und nahm ihm den Brief aus der Hand. Er sah aus, als wäre er schon durch einige Hände gegangen, ein Siegel konnte sie auch nicht sehen. Nachdenklich betrachtete sie ihn, ihr fiel beim besten Willen nicht ein, wer ihr auf diese Art eine Nachricht schicken könnte. Schließlich wurde sie von dem Räuspern des Argoniers aus ihren Gedanken gerissen. "Der Weg zu eurem Haus ist ziemlich weit..."
    Überrascht sah sie ihn an, sie hatte ganz vergessen, dass er immer noch neben ihr stand. "Du hättest mir den auch in Cheydinhal irgendwann geben können.", sagte sie während sie ein paar Münzen aus der Kommode neben der Tür nahm. "Hätte ich.", antwortete er grinsend, nahm das Geld und verschwand.
    Unschlüssig stand sie einen Moment mit dem Brief in der Hand da. Sie maß dem ganzen keine große Bedeutung bei, so legte sie ihn auf die Kommode und ging wieder ins Wohnzimmer. Wenn der Brief schon länger unterwegs war, konnte er jetzt noch ein paar Stunden warten.
    Als sie lange nach Mitternacht schließlich auf ihr Zimmer ging, nahm sie den Brief mit nach oben. Sie zündete die Kerze auf dem Tisch an, setzte sich auf den Stuhl daneben und zog den Bogen Pergament vorsichtig aus dem fleckigen Umschlag. Die Schrift, die zum Vorschein kam, als sie das Pergament auseinander faltete, wirkte irgendwie hastig geschrieben, und doch war es eine saubere, geübte Schrift. Bei dieser Schrift begannen die ersten leisen Alarmglocken in ihr zu schrillen, auch wenn es nur am Rande ihres Bewusstseins war.
    Als sie die ersten Zeilen allerdings gelesen hatte, traf sie schier der Schlag. Ihr Herz setzte für einen Schlag aus, und hätte sie nicht von Natur aus die dunkle Haut der Dunmer gehabt, hätte man gesehen dass sie totenbleich geworden war. Bilder und Gefühle wallten in ihr auf, von Ereignissen die jetzt beinahe zehn Jahre her sein dürfen, und von denen sie gehofft hatte, nie wieder daran erinnert zu werden. Sie versuchte, den Brief zu Ende zu lesen, schaffte es aber nur noch, die restlichen Zeilen zu überfliegen. Ruckartig erhob sie sich, und hätte dabei fast den Stuhl umgeworfen. Sie musste nach draußen, das Zimmer schien ihr auf einmal viel zu eng zu sein.
    Den Brief lies sie auf dem Tisch liegen, als sie die Treppe hinunter zur Haustür ging. Mit einer mehr automatischen als bewussten Bewegung nahm sie den Schlüssel von der Kommode und trat hinaus in die kühle Nachtluft. Als sie die Haustür hinter sich zugezogen hatte, blieb sie einen Moment stehen und atmete tief durch. Das erste Mal, so schien es ihr, seit sie begriffen hatte, von wem dieser Brief stammte. Es war kühl, und die Sterne standen funkelnd am Himmel. Die beiden Monde Nirns waren knapp über dem Horizont. Sie ging ein Stück den Weg vom Haus weg, bis sie an eine kleine Bank an der Grenze des Grundstücks kam, auf die sie sich erschöpft fallen lies. Oben auf dem Pergament war ein Datum gestanden, demnach musste der Brief vor gut sieben Wochen geschrieben worden sein, und war länger unterwegs gewesen, als der Verfasser beabsichtigt hatte. "Verflucht." Sie hatte den Kopf auf die Hände gestützt und die Ellenbogen auf die Knie. Das ist nicht fair., dachte sie sich verzweifelt, wobei sie selbst nicht genau wusste, ob sie damit jetzt den Brief meinte, oder die Tatsache, dass sie das nach all den Jahren noch so mitnahm. Hätte sie in diesem Moment jemand gesehen, hätte er wohl schwer geglaubt, wie kaltherzig, berechnend und überheblich sie sonst war. Und das ärgerte sie noch zusätzlich. Sie hasste es, wenn es jemand geschafft hatte, sie zu verletzen, und sich selbst dafür, dem anderen überhaupt eine Chance dazu gegeben zu haben.
    Nach einer Weile - sie wusste nicht, wie lange genau - war sie ziemlich durch gefroren und wieder halbwegs klar im Kopf, so dass sie zurück ins Haus ging. Schlaf fand sie kaum noch in dieser Nacht, und wenn sie doch kurz einschlief, wurde sie von eigenartig realistischen Träumen heimgesucht.

    Als sie wieder einmal aus diesen Träumen erwachte, war es auf einmal ziemlich hell draußen. Noch etwas benommen erhob sie sich, den Brief auf dem Tisch demonstrativ ignorierend. Sie schlurfte ins Bad, in dem großen Zuber war natürlich gerade kein Wasser, aber eine Schüssel mit kaltem Wasser stand auf dem Waschtisch. "Scheiße.", fluchte sie leise vor sich hin, als sie sich mit dem kühlen Wasser wusch. Als sie sich wieder angezogen hatte, ging sie nach unten, Mordan konnte sie nirgends finden, er war vermutlich nach Cheydinhal geritten. Sie lief erst etwas unschlüssig durchs Haus, begann dann schließlich in einem Buch über Morrowind zu blättern, kehrte in Gedanken aber immer zu dem Brief zurück. Dibellas Schrein bei Chorrol, natürlich erinnere ich mich, wie könnte ich das vergessen., dachte sie mit bitterem Gesichtsausdruck. Und warum bei allen Daedraprinzen schickst du ausgerechnet von allen Leuten in Cyrodiil mir einen Brief. Dass er offenbar davon ausging, dass sie selbst noch lebte, wunderte sie weniger. Er hatte zweifellos mitbekommen, dass die Sache damals nicht ganz so geendet war, wie er es geplant hatte. Was sie allerdings wunderte war, dass er tatsächlich zu glauben schien, sie würde für ihn auch nur einen Finger krumm machen. Abgesehen von den Fingern um den Griff ihres Dolches vielleicht. In diesem Moment wurde die Haustür aufgeschlossen, und Mordan kam herein. Sie versuchte schnell, alle Gedanken an den Brief aus ihrem Kopf zu verscheuchen und einen möglichst normalen Gesichtsausdruck aufzusetzen. Das gelang ihr leider nicht so ganz, noch dazu sah sie leicht übernächtigt aus.
    "Was ist los Dreveni?", fragte er sie deshalb, nachdem sie sich begrüßt hatten. "Hat es mit dem Brief zu tun?"
    "Eigentlich ist nichts los. Der Brief hat mit einer Sache zu tun, die lange her ist, und ich werde ihn ignorieren.", bemühte sie sich zu ihrer üblichen kühlen Art zurückzufinden. Mordan wusste natürlich von der Sache damals, wenn jemals etwas richtig schief gelaufen war, dann das. Das mit Arranges war zwar unschön, aber alles in allem kalkuliertes Risiko gewesen, die Situation war für sie zu jeder Zeit berechenbar gewesen, vor allem auch ihre eigenen Reaktionen. Allerdings hatte sie Mordan damals nicht alles erzählt, genau genommen hatte sie es niemandem erzählt, und war auch nicht scharf darauf, es jetzt zu ändern. Mordan sah sie nur prüfend an, sagte aber nichts weiter, wofür sie ihm sehr dankbar war. Irgendwann würde sie ihm die ganze Geschichte erzählen, vielleicht wenn die Sache ein für alle mal abgeschlossen war. Halt, du wolltest den Brief ignorieren. Also wird auch nicht nachgeforscht., ermahnte sie sich.
    Sie beschloss, morgen zur Kaiserstadt aufzubrechen. Dass es schon die Hälfte der Strecke nach Chorrol war, verdrängte sie erfolgreich, sie hatte immerhin vor, in der Kaiserstadt ein paar Tage oder Wochen zu bleiben. Sobald man sich dort etwas auskannte, fand man immer etwas zu tun, und die meisten dieser Aufträge waren weniger heikel als der mit Arranges. In dem Haus bei Cheydinhal hielt es sie nie sonderlich lange, es war ihr fast zu abgeschieden.
    Geändert von KingPaddy (06.07.2011 um 01:10 Uhr)

  6. #266

    Cheydinhal - > Kaiserstadt -> Chorrol

    Sie brach am frühen Morgen - die Sonne war noch nicht über dem Horizont - des nächsten Tages auf. Sie nahm den weg südlich an der Stadtinsel vorbei über die Brücke die über den Niben führte. Bis auf die üblichen Probleme mit Wegelagerern verlief die Reise ereignislos, und sie erreichte kurz vor Mitternacht die Tore der Kaiserstadt. Sie musste zwar den Stallburschen erst aus dem Bett klopfen, und die Wache reagierte auch immer skeptischer, je später die Stunde war, aber schließlich wurde sie in die Kaiserstadt gelassen. Dort wandte sie sich zum Marktviertel und nahm in der Taverne zum Kaufmann ein Zimmer. Zuvor hatte sie es gleich am Thalos-Platz versucht, dort waren aber alle Zimmer belegt. Gut, wenn es voll ist, dann gibt es vermutlich auch Arbeit hier. Im Zimmer angekommen räumte sie ihre Sachen in die Truhen. Dabei fiel ihr auch der Brief wieder in die Hände. Sie hatte ihn mitgenommen, da sie nicht wollte, dass Mordan ihn sah. Dazu hätte es allerdings auch gereicht, wenn sie ihn einfach verbrannt hätte, nachdem sie ihn ja sowieso ignorieren wollte. Immerhin schaffte sie es, ihn nicht wieder zu lesen.

    Die nächsten Tage schlenderte sie durch die Kaiserstadt, vor allem durch die dunkleren Seitengassen und durch das Hafenviertel, grüßte alte Bekannte und verbrachte die Abende in deren Hütten, bei reichlich Wein und Met. Dadurch konnte sie tatsächlich für die nächsten Tage auch jeden Gedanken an den Absender des Briefes verdrängen. Nach einer knappen Woche hatte sie sogar einen Auftrag in der Kaiserstadt. Nichts außergewöhnliches, ein Nord der in einem größerem Haus im Tempelbezirk lebte. Es schien um Spielschulden zu gehen, auch wenn sie das eigentlich nicht interessierte. Es gab auch keine besonderen Auflagen, der beste Zeitpunkt war wohl Nachts, wenn er schlief. Die nächsten drei Nächte verbrachte sie damit, die Wachen im Tempelbezirk zu beobachten. Das Haus des Nord befand sich zwar in einer Gasse an der Stadtmauer und nicht auf dem Platz mit der Kapelle, doch es patrouillierten permanent Wachen durch diese Gasse, da am Ende der Eingang zu ihrem Wachturm lag. Also drückte sie sich durch das Gebüsch und hielt in den Schatten verborgen, und stellte fest, das sie zwischen zwei und drei Uhr nachts ein Zeitfenster von etwa einer halben Stunde hatte, in dem keine Wachen an dem Haus vorbeigingen. So konnte sie ungesehen hinein und wieder heraus kommen. Dabei war sie völlig in ihrem Element und hatte den Brief vorübergehend komplett vergessen.
    Tagsüber war sie nur zum schlafen auf ihrem Zimmer.
    In der vierten Nacht zog sie sich wieder ihre dunklen Sachen an, befestigte das Stilett an ihrem Arm und verließ die Herberge. Mehr Waffen nahm sie nicht mit, sollte irgend etwas schiefgehen, konnte sie zur Not fliehen, und das war unbewaffnet wesentlich unauffälliger, vor allem sollte sie kontrolliert werden. Sie ging in Richtung des Tempelbezirks und verschwand dort unauffällig in den Schatten der Gebäude, als gerade keine Wache hinsah. Es war inzwischen kurz nach zwei Uhr, und die letzten Wachen verschwanden gerade im Wachturm, also hatte sie jetzt theoretisch Zeit. Nach einem schnellen Blick in die Gasse legte sie die rechte Hand auf das Schloss der Tür und konzentrierte sich auf einen Zauber. Man brauchte dafür keinen speziellen Schlüssel, das hatte sie noch erfahren. Als das Schloss vernehmlich knackte, hielt sie kurz den Atem an, aber im Haus war nichts zu hören, als sie die Tür vorsichtig einen Spalt aufschob.
    Drinnen war es beinahe stockfinster, aber ihre Augen hatten sich schon draußen an die Dunkelheit gewöhnt, so sah sie die Umrisse der Stufen. Die Tür zog Dreveni leise hinter sich zu, dann schlich sie leise die Treppe nach oben. So wie sie die meisten Häuser in der Kaiserstadt kannte, befand sich das Schlafzimmer im Obergeschoss. Und tatsächlich konnte sie es durch die Tür am oberen Ende der Treppe schnarchen hören. Perfekt. Vorsichtig drückte sie die Klinke herunter, immer darauf hörend, ob sich das Schnarchen des Nord änderte, doch den störte es nicht im geringsten, dass gerade ein Assassine durch sein Haus schlich. Hinten an der Wand stand das Bett, in dem ein wahrhaft riesiger Nord schlief, soweit sie das im halbdunkel ausmachen konnte. Werd jetzt bloß nicht wach... Sie warf einen kurzen Blick auf den Boden, aber es stand nichts im Weg. Mit wenigen, leisen Sätzen war sie bei ihrem Opfer und stach mit einer schnellen Bewegung das Stilett in sein Herz. Der Nord zuckte noch ein paar Mal kurz und röchelte, dann lag er still, die toten Augen zur Decke gerichtet. So, noch den Finger... Suchend sah sie sich um, sie hätte ihn zwar auch irgendwie mit dem Stilett abtrennen können, ein normaler Dolch oder Messer war dazu aber besser geeignet. An der Wand lehnte ein eisernes Schwert - Naja, auch noch besser - mit dem sie die Hand des Nord bearbeitete, als sie das Stilett wieder aus seinem Brustkorb gezogen hatte. Elende Sauerei... Sie wischte ihre Waffe am Bettzeug ab, wickelte den Finger in ein Stück Stoff, dass sie in den Beutel an ihrem Gürtel tat. JETZT sollte ich auch besser nicht kontrolliert werden... Sie warf noch einen letzten Blick auf den Nord, der jetzt in einer größer werdenden Blutlache in seinem Bett lag. Sie selbst hatte nichts abbekommen, darin hatte sie inzwischen Übung.
    Genauso leise, wie sie in das Haus eingestiegen war, verließ sie es auch wieder, sie hatte nicht lange gebraucht und verschwand im Dunkeln. Und dieses mal hatte sie niemand gesehen, stellte sie befriedigt fest, als sie wieder in ihrem Zimmer war. Morgen würde sie sich mit ihrem Kontaktmann treffen um den Auftrag abzuschließen.

    Sie setzte sich auf das Bett, sah in die Luft und überlegte, was sie jetzt tun sollte. Die letzten Tage war sie entweder unterwegs gewesen, oder hatte - meistens gut angetrunken - geschlafen. Gerade schielte sie zu der Flasche Wein auf der Kommode, da tauchte das Bild eines Dunmer vor ihrem inneren Auge auf. Ein Gesicht, dass sie die ganzen Jahre versucht hatte, zu vergessen. Die scharf geschnittenen Züge wurden von schwarzem, halblangem Haar eingerahmt, und obwohl es jugendlich wirkte, konnte man schon leichte Fältchen sehen. Um den Mund schien immer ein leicht spöttisches Lächeln zu liegen, das auffälligste waren aber für sie immer die Augen gewesen. Solch dunkelrote Augen hatte sie bisher bei keinem anderen Dunmer gesehen. Sie schienen fast von innen zu glühen, und es war ihr immer schwer gefallen, nicht in ihnen zu versinken.
    Sie schüttelte leicht den Kopf um das Bild zu verscheuchen, stand auf und griff zur Weinflasche. Dann nahm sie den Brief noch einmal zur Hand. Mit keinem Wort erwähnte er, was damals passiert war. Das war eins der Dinge, die typisch für ihn waren. Es wunderte sie überhaupt, dass er sich in Cyrodiil aufhielt, aber er schien in echten Schwierigkeiten zu stecken, soweit dass aus dem Brief hervor ging. Außerdem hatte er nicht damit gerechnet, dass es solange dauerte, bis sie den Brief erhalten würde. Er wollte vor inzwischen über drei Wochen bei Chorrol sein, gut möglich dass er inzwischen tot war. "Verdammt." Sie knüllte den Brief wütend zusammen und warf ihn an die Wand, danach nahm sie einen großen Schluck Wein aus der Flasche. Sie könnte natürlich nach Chorrol reiten, und versuchen etwas herauszufinden, auch wenn es eindeutig unvernünftig war, und normalerweise pflegte sie auf ihre Vernunft zu hören. Seit damals jedenfalls.
    Irgendwann, als es draußen schon dämmerte, schlief sie doch noch ein.

    Aaah, so geht das nicht weiter..., dachte sie sich, als sie gegen Abend mit Kopfschmerzen erwachte, und ihr Blick auf die zwei leeren Flaschen fiel. Hä? Zwei? Wieso zwei? Von der zweiten wusste sie gerade beim besten Willen nichts mehr. Die Sonne war schon wieder dabei, hinter dem Horizont zu verschwinden, als sie sich aus dem Bett schleppte und kaltes Wasser aus einer Schüssel in ihr Gesicht spritzte. Nachdem sie ihre Haare und Kleidung gerichtet hatte, verließ sie ihr Zimmer um sich mit dem Kontaktmann zu treffen. Dieser wartete am Hafenviertel auf Dreveni. Sie gingen zu dem etwas abseits gelegenem Friedhof, und Geld und Finger wechselten den Besitzer. Den Finger hätte es gar nicht mehr gebraucht, die Leiche war in der Früh von einem seiner Bediensteten gefunden worden, welcher schreiend aus dem Haus gerannt war. Natürlich ging sofort das Gerede über die dunkle Bruderschaft los, was Dreveni - auch angesichts ihres Katers - nur ein müdes Lächeln entlockte.
    Zurück in der Herberge nahm sie ein heißes Bad, aß etwas und legte sich wieder ins Bett, dieses mal ohne vorher Wein zu trinken.

    Sie erwachte früh am nächsten Morgen, und da war ihr auch klar, was ihr nächstes Ziel sein würde. Chorrol. Sie war sich klar, dass es dumm war, und sie die Sache eigentlich ruhen lassen wollte, aber das konnte sie nicht, obwohl es schon so lange her war. Zuviel war offen und unausgesprochen geblieben damals. Sie hatte die Gedanken nur alle die Jahre verdrängen können, weil sie nie mehr ein Lebenszeichen von ihm erhalten hatte. Außerdem möchte ich ja nur herausfinden, ob er überhaupt da war. Andererseits kam Dreveni ihr Verhalten absolut kindisch vor. Es war Jahre her, sie war älter geworden seit damals, zu dieser Zeit war sie noch jung und ohne viel Erfahrung gewesen, sowohl im Leben als auch in ihrem Beruf. Fast wünschte sie sich, ihm noch einmal gegenüber treten zu können, um... Ja, um was?, dachte sie, wohlwissend dass sie die Antwort kannte - es gab nicht viele Optionen.
    Sie versuchte diesen Gedanken wieder zu verdrängen, als sie ihre Sachen packte. Darüber würde sie sich später Gedanken machen, wenn es soweit war. Inzwischen musste sie davon ausgehen, dass er eventuell nicht mehr lebte oder untergetaucht war. Sie zahlte das Zimmer unten beim Wirt, verließ die Kaiserstadt durch das Tor am Thalos-Platz-Bezirk, lies ihr Pferd vom Stallburschen satteln und machte sich auf nach Chorrol. Der Weg von der Kaiserstadt nach Chorrol war nicht weit, ging aber an ein paar Festungsruinen vorbei, und so blieb es nicht aus, dass sie von Banditen behelligt wurde. Glücklicherweise wurde die Straße nach Chorrol häufig von der Legion patrouilliert; mit den zwei Banditen, die sie bei der Ruine der Festung Ash auflauerten, wäre sie zwar auch allein fertig geworden, aber es hätten ja auch noch mehr versteckt warten können. Am späten Abend erreichte sie schließlich Chorrol, nahm ein Zimmer in der Taverne Eiche und Krummstab und spazierte durch die Stadt um ausschau nach jemandem zu halten, den sie kannte. Sie überlegte noch kurz, jetzt zu Dibellas Schrein vor den Toren Chorrols zu sehen, entschied sich aber vorerst dagegen.
    Geändert von Andromeda (08.02.2011 um 19:39 Uhr)

  7. #267

    Chorrol; Stadt und Umland

    An diesem Abend hatte sie kein Glück dabei, ein bekanntes Gesicht zu sehen, in Chorrol kannte sie auch bei weitem nicht so viele Leute, wie etwa in der Kaiserstadt. Nachdem sie sowieso müde war von der Reise, ging sie wieder in die Taverne und schlief bis zum nächsten Vormittag. Als sie aufwachte ließ sie sich Zeit, frühstückte in Ruhe in dem relativ leeren Schankraum, holte ihren Mantel, sowie den Bogen und ihren Dolch vom Zimmer und verließ Chorrol durch das Südtor. Sie hatte vor, ein bisschen vor der Stadt spazieren zu gehen, und an Dibellas Schrein vorbei zusehen. Dem Brief, den sie immer noch bei sich trug, nachdem sie ihn in der Kaiserstadt am Morgen wieder vom Boden aufgehoben und sorgfältig geglättet hatte, war zu entnehmen dass er hier auf sie warten würde oder ihr eine Botschaft hinterlassen würde. Genau hatte er es nicht geschrieben, eigentlich war nicht einmal Dibellas Schrein erwähnt, sondern nur ihr erstes Treffen.
    Es war ein warmer, sonniger Tag, was sich auch auf die Stadtwache am Tor auszuwirken schien, wurde sie doch überraschend freundlich und nicht nur höflich gegrüßt. Als sie durch das Tor war, hielt sie sich auf der Straße, vorbei an der Weynon Priorei und noch ein Stück weiter, dort ging rechts ein Pfad weg, der direkt zu dem Wegschrein führte. Dieser war durchaus idyllisch gelegen, zwischen den Bäumen fiel die Sonne durch die Blätter und bunte Blumen wuchsen rings um den Schrein. Als sie ihn hier das erste mal gesehen hatte, war die Umgebung durch die untergehende Sonne in warmes, rotes Licht getaucht.
    Weniger idyllisch war die riesige, fette Ratte die aus dem Unterholz kam, auf Dreveni zuhielt und sie dabei aus ihren Gedanken riss. Widerliches Mistvieh, dachte sie Dreveni nur, als sie fast schon aus Reflex einen Feuerball nach dem Vieh schmiss. Dieser lies die Ratte als verkohlenden Kadaver zurück, und sie warf noch einen angewiderten Blick auf die Überreste. Sollten noch mehr Ratten im Gebüsch gewesen sein, schien ihnen das eine Lehre gewesen zu sein, Dreveni wurde nicht von weiteren angegriffen. "Irgendwer muss die doch füttern...", stellte sie mit einem letzten Blick zu der fetten und jetzt toten Ratte fest, bevor sie sich wieder dem Schrein zu wandte. Auch nachdem sie ihn mehrmals umkreist hatte, an losen Steinen gewackelt hatte und in die Ritzen zwischen den Steinen gesehen hatte, konnte sie nichts finden, keine Spur, keinen Hinweis. auch oben auf dem Steinkreis, der über dem Schrein auf Säulen thronte, konnte sie nichts erkennen, auch wenn sie es nicht ganz nach oben schaffte, sondern nur von einem Felsbrocken in der Nähe wirklich Sicht auf die Oberfläche hatte. Beim Versuch doch an den Säulen nach oben zu klettern, wäre sie noch beinahe abgerutscht, und sie war heilfroh, dass es niemand gesehen hatte, es gab bestimmt irgendein Gesetz, das es verbot, auf Wegschreine zu klettern.
    Auch im näherem und weiterem Umkreis um den Schrein fand sie keinerlei Hinweise, dass hier in letzter Zeit jemand ein Lager aufgeschlagen hätte. Schließlich umrundete sie die Stadt noch einmal, fand aber nichts.

    Gegend Abend kehrte sie ziemlich hungrig in die Herberge zurück. Nachdem sie etwas gegessen hatte, wiederholte sie, was sie schon gestern Abend getan hatte, allerdings mit genauso wenig Erfolg. Am nächsten Tag traf sie zwar jemanden, den sie kannte, der hatte allerdings nichts von einem Dunmer gehört, der hier in der Nähe gewesen war, noch war er in letzter Zeit am Wegschrein gewesen. Inzwischen schon leicht frustriert vertrieb sie sich den restlichen Tag damit, vor der Stadt spazieren zu gehen. Als sie am späten Abend noch eine Runde durch die Stadt ging, sah sie einen abgerissen wirkenden Khajiit durch das Tor kommen. Die Wachen kontrollierten ihn gründlich, konnten aber anscheinend nichts finden, weshalb er Chorrol schließlich betreten durfte. Sein Fell wirkte selbst im Schein der Fackeln glanzlos, staubig und struppig. Die Ohren wurden von mehreren Ringen geschmückt, auf dem Rücken hatte er einen Stahlbogen und einen Köcher mit ein paar Pfeilen, am Gürtel baumelte ein Kurzschwert. Ach nein, S'Dar lebt auch noch. Nachdem sie sich sicher war, dass er sie gesehen hatte, ging sie in Richtung der Kapelle und dort an der Stadtmauer entlang. Sie musste nicht lange warten, dann hatte sie der Khajiit eingeholt. "S'Dar freut sich, dich zu sehen.", grüßte er Dreveni. S'Dar war nicht sein richtiger Name, sie wusste nicht einmal, ob er überhaupt einen hatte. Dar hieß nicht mehr als Dieb in der Sprache der Khajiit, und das war er auch. Zugegeben, kein schlechter, aber er machte dennoch immer den Eindruck als sei er kurz vor dem Verhungern oder anderweitig kurz davor, dahin zu siechen. Für was das S in seinem Namen stand, hatte er ihr auch einmal erzählt, sie hatte allerdings nicht zugehört. Als sie ein paar Worte und Floskeln gewechselt hatten, fragte ihn Dreveni: "Warst du zufällig in der letzten Zeit in der Umgebung von Chorrol unterwegs?" Als daraufhin in die Augen des Khajiit ein lauernder Ausdruck trat, bereute sie es fast schon wieder, so direkt gefragt zu haben. "Ja, S'Dar war hier in den letzten Wochen. Vielleicht hat S'Dar auch etwas gefunden." sagte er, als er sie eine Weile gemustert hatte. Mist. Sie hatte ihn einmal mehr unterschätzt, was immer er gefunden hatte, würde jetzt richtig teuer werden. "S'Dar weiß nicht ob es wertvoll ist, aber für alles findet sich jemand, der den passenden Preis zahlt... Auf dem Schrein lag eine kleine Kiste, mit einer Nachricht. S'Dar kann damit nichts anfangen, auch wenn S'Dar lesen kann. Aber dort steht kein Name, und kein Ort."
    Dreveni war längst hellhörig geworden, auch wenn es nicht unbedingt von ihm sein musste. Aber wer sollte sonst ein Kästchen oben auf dem Schrein deponieren? Und warum bei Oblivion kam eigentlich jeder auf diesen Schrein, nur sie nicht? Aber vielleicht hatte war auch ein Telekinesezauber benutzt worden, und dass sie niemals so gut klettern können würde, wie ein Khajiit, war leider eine Tatsache.
    "Wenn jemand an dem Zettel Interesse hat, dann kann er mir morgen helfen. S'Dar wird die Festung Carmala morgen plündern."
    "Sonst gehts dir gut? In diesen Ruinen wohnt fast immer jemand - oder etwas.", antwortete sie ihm ernsthaft irritiert. Sie wusste zwar gerüchteweise, dass er gelegentlich kleinere Ruinen ausräumte, aber so richtig geglaubt hatte sie es nie.
    "S'Dar kann schleichen, und er hat seinen Bogen."
    "Du spinnst doch, sag doch einfach wie viel du für den Wisch willst.", sagte sie jetzt schon etwas ärgerlicher zu ihm.
    "S'Dar findet in diesen Ruinen viel mehr, als du zahlen könntest. Hilf mir oder lass es bleiben. Morgen Mittag, wenn die Sonne im Zenit steht vor dem Eingang."
    "Jaja, warte lieber nicht auf mich." Mit diesen Worten hatte sie sich mehr oder weniger verabschiedet, drehte sich um und ging zur Herberge, ohne sich noch einmal umzusehen. Dämliche Katze, was musst du auch auf dem Schrein rumklettern. Das dumme war nur, dass er den Zettel vermutlich bei sich trug, und wenn er morgen in der Festung starb, würde sie nie erfahren, was dort stand. Und warum er das ausgerechnet Tagsüber machen wollte, war ihr auch nicht ganz klar. Sie hasste es eh, durch staubige Festungen zu kriechen, in denen hinter jeder Ecke Fallen oder Gegner oder beides lauerte. Außer es wurde verdammt gut bezahlt, und ob das hier der Fall war, war leider überhaupt nicht abzusehen.
    Nachdem sie zu Abend gegessen hatte, ging sie zeitig ins Bett, obwohl sie eigentlich immer noch nicht vor hatte, S'Dar zu helfen. Aber ihr fiel auch beim besten willen keine andere Möglichkeit ein, an den Zettel zu kommen, er trug sein gesamtes Habe bei sich, oder hatte es an einem sicheren Ort versteckt, den sie sicher nicht finden würde. Vermutlich irgendwo im Wald vergraben, zuzutrauen wäre es ihm.

    Als sie am nächsten Morgen erwachte, hatte sie sich dazu durchgerungen, dem Khajiit zu helfen. Allerdings immer mit der Option, ihm einfach seinem Schicksal zu überlassen, wenn es zu heikel wurde, ihr Leben würde sie dafür nicht unbedingt aufs Spiel setzen, und Seins war ihr relativ egal. Sie zog den schwarzen Overall an, hängte das Schwert an einem Gürtel um die Hüften und nahm den Bogen sowie ihre Pfeile. Nachdem es immer noch etwas kühl von der Nacht draußen war, hängte sie sich noch ihren Mantel um, den Köcher und den Bogen darüber. Die Festung konnte sie zu Fuß erreichen, sie lag nur ein Stück hinter dem Wegschrein. Bis zum Schrein folgte sie wieder dem Pfad, dann verließ sie ihn und ging etwas abseits durch den Wald, immer auf ihre Umgebung lauschend und überflüssige Geräusche vermeiden. Es schien, als wäre sie alleine unterwegs, und nach einer guten Stunde sah sie die Mauern der Festung vor sich aus dem Wald ragen. Ab sofort war sie noch vorsichtiger, sie wusste immer noch nicht, wer überhaupt in dieser Festung hauste, und ob es sich tagsüber ins Freie traute oder nicht. Bevor sie den Durchbruch der Wand in den Innenhof erreichte, zog sie es vor, sich unsichtbar zu machen, sie hatte wenig Lust, von Schützen auf den Mauern beschossen zu werden, die sie nicht sehen konnte. Als sie den Innenhof betrat, sah sie allerdings schon S'Dar vor der Tür zum inneren der Festung herumlungern. Es war noch nicht ganz Mittag, stellte sie nach einem kurzen Blick in den Himmel fest, und löste den Zauber. Der Khajiit zuckte kurz zusammen, als er sie aus dem Nichts auftauchen sah, hatte seine Waffe aber nicht gezogen, und selbst darauf wäre sie vorbereitet gewesen.
    Sie wusste immer noch nicht so ganz, was sie hier draußen überhaupt tat, wenn sie etwas überhaupt nicht war, dann ein verfluchter Schatzsucher.
    "Ich wusste, dass du kommst.", begrüßte er Dreveni.
    "Freu dich nicht zu früh. Sei lieber vorsichtig da drinnen, ich habe nicht die geringsten Skrupel, dich zurückzulassen, wenn wir wegen dir in Schwierigkeiten geraten. Weißt du wenigstens, mit was wir rechnen müssen?" Während sie antwortete, nahm sie den Mantel ab und hängte ihn über einen Ast in der Nähe des Eingangs. Er würde sie in der Ruine nur behindern, und dass ihn hier jemand klaute, war unwahrscheinlich.
    Der Khajiit sah sie verschmitzt an, als er antwortete: "Vampire."
    "Fällt dir früh ein..."
    "Du hast nicht gefragt."
    Statt einer Antwort rollte Dreveni nur mit den Augen. Vampire waren in gewissem Umfang resistent gegen Waffen, es sei denn diese waren aus Silber oder es handelte sich um daedrische Waffen. Sie hatte zwar ihr Stilett dabei, aber nicht ihren Dolch oder wenigstens ein paar Silberpfeile. Bis auf Dolchlänge wollte sie die Vampire auch eigentlich nicht an sich heranlassen. Andererseits waren sie auch nicht komplett immun gegen normale Waffen, soweit Dreveni wusste. Allerdings hatte sie nicht viel mit Vampiren zu tun, also bewegte sie sich im Moment auf ziemlich dünnem Eis. Gegen Feuer sollten sie dann aber doch anfällig sein. Mit leicht säuerlichem Gesichtsausdruck wies sie auf die Tür, und lies S'Dar somit den vortritt. Währenddessen nahm sie den Bogen in die Hand sowie einen Pfeil aus dem Köcher und rief sich die Formeln für Feuerzauber und einen Schildzauber ins Gedächtnis. Schließlich hatte der Khajiit das Schloss aufgebrochen, und öffnete vorsichtig die Tür. Drinnen sah Dreveni nichts als schwärze, ihre Augen waren an das helle Licht des Mittags gewöhnt.

    Nachdem ihr der Khajiit zu verstehen gegeben hatte, das - zumindest in der nähe der Tür - niemand war, folgte sie ihm und zog die Tür hinter sich zu. Nach einem Moment sah sie, dass sie in einer Art Vorraum waren, der von zwei kleinen Fackeln mehr als spärlich erhellt wurde. Viel Licht brauchte sie auch nicht, ihr reichte der Geruch um zu wissen, dass schon jemand vor ihnen sein Glück hier versucht hatte. Die Leiche lag ein paar Meter vom Eingang entfernt, und das vermutlich schon mehr als ein paar Tage. Ansonsten war der Vorraum leer, rechts und links hatte er jeweils eine kleine Ausbuchtung, in denen sich aber nichts interessantes befand. Vor ihnen war eine große, schwere Flügeltür. Inzwischen hatten sich ihre Augen soweit an die Lichtverhältnisse in der Ruine gewöhnt, dass sie halbwegs sehen konnte. Sie postierten sich zu beiden Seiten der Tür, nachdem S'Dar das Schloss untersucht hatte, allerdings war die Tür nicht verschlossen. Vorsichtig schob er den Flügel auf seiner Seite auf, und sie lugte um in den entstandenen Spalt.
    Vor ihnen ging ein Gang ein paar Meter gerade aus, bevor es ein paar Stufen nach oben ging. Dort konnte sie auch schon die erste Gestalt ausmachen, die offensichtlich bemerkt hatte, dass etwas an der Tür war, sie drehte sich gerade um. Als sie S'Dar gerade zu verstehen geben wollte, dass sie sich doch lieber wieder in die relative Sicherheit der Mittagssonne begeben sollten, hatte dieser schon einen Pfeil angelegt, zielte auf den Vampir und schoss. Dreveni war erstaunt, dass er die Gestalt traf, und anscheinend auch noch ins Genick, sie kippte sofort regungslos nach vorn. Dummerweise war das nicht der einzig Anwesende, sie konnte hören wie jemand außerhalb ihres Blickfeldes sein Schwert zog. Der andere Vampir musste sich auf den Galerien links und rechts des Ganges aufgehalten haben, er kam gerade mit gezogenem Schwert die Treppe herunter. S'Dar zielte schon mit dem nächsten Pfeil, verfehlte den Vampir aber voll, da dieser sich am Fuße der Treppe auf den Boden warf und abrollte. Aus diesem Grund ging auch Drevenis Feuerball daneben, und ihr blieb gerade noch Zeit, den Bogen fallen zu lassen und selbst ihr Schwert zu ziehen. Für einen Schildzauber reichte es nicht mehr ganz, da musste sie auch schon den ersten Schlag ihres Gegners blocken. Dieser trug zwar nur eine leichte Rüstung aus Leder und musste einmal ein Bretone oder Kaiserlicher gewesen sein, aber er trug immerhin eine.
    Den Khajiit konnte sie im Moment nicht sehen, sie hatte aber ohnehin andere Sorgen, da sie sich vornehmlich auf das Blocken der Schwerthiebe des Vampirs konzentrieren musste. Trotzdem gelang es ihr, ihn mit einem Feuerzauber zu treffen, wodurch er schreiend an die Wand taumelte und verzweifelt versuchte, sein brennendes Haar und Kleidung zu löschen. Kaum das Dreveni den Zauber gesprochen hatte, holte sie auch schon mit dem Schwert aus und wollte dem Vampir den Rest geben, als haarscharf an ihrem Kopf ein Pfeil vorbezischte, dort wo der Schwertkämpfer gerade noch gestanden war. Gehetzt sah sie in die Richtung, aus der der Pfeil gekommen war, und sah dass S'Dar geschossen hatte.
    "Entschuldige, ich dachte der steht da noch ein paar Sekunden.", sagte er nur lapidar.
    Wenn wir hier wieder draußen sind, und ich den Zettel habe, zieh ich dir eigenhändig das Fell über die Ohren., dachte sie sich, dann holte sie noch einmal aus, und stach dem Vampir das Schwert in die Brust. Dieser hatte sich inzwischen wimmernd am Boden gewälzt. Was mache ich hier eigentlich, fragte sie sich zum wiederholten Male. Nicht dass ihr das Leben dieser Vampire irgendetwas bedeutete, eine Menge Leute wären froh, wenn es davon ein paar weniger gäbe. Es widerstrebte ihr nur, hier eigentlich völlig ohne Grund einzudringen und jeden abzustechen, der ihnen über den Weg lief, und sie entdeckte.
    Sie zog das Schwert aus dem Vampir, hob den Bogen und den Pfeil wieder vom Boden auf und wandte sich dann an S'Dar: "Halt dich mit deinem Bogen etwas zurück."
    "S'Dar ist ein guter Schütze.", antwortete er mit leicht beleidigtem Ton. Das musste Dreveni sogar zugeben, er war zumindest nicht schlecht. Sie deutete ihm, weiterzugehen, musste ihn allerdings bald noch einmal am Kragen zurückhalten, da er fast in eine Falle gerannt wäre. Hinter der Treppe waren rechts und links Löcher in die Wand eingelassen, aus denen kleine Bolzen geschossen kamen. An den Boden gepresst robbten sie darunter hindurch. Vor ihnen gabelte sich der Gang nach links und rechts. Der Khajiit entschloss sich, nach links zu gehen, und Dreveni folgte ihm leise. Sie bewegten sich inzwischen durch eine Art Gewölbe mit Nischen für Särge an den Wänden und Säulen in kurzen Abständen im Raum, die die Sicht behinderten. Es war immer noch relativ dunkel, aber so wurden sie selbst wenigstens nicht gleich gesehen. Können Vampire eigentlich im Dunkeln sehen? Als vor ihnen wieder eine Gestalt sichtbar wurde, hatten sie mehr Glück. Dieses Mal erledigte Dreveni sie mit einem gut gezieltem Pfeil, und es wurde auch niemand unmittelbar darauf aufmerksam.
    Auf ihrem weiteren Weg durch die Gewölbe der Festung trafen sie noch auf drei weitere Vampire, die sie alle in bewährter Weise einzeln ausschalten konnten Sie waren inzwischen auf dem Gang einmal im Kreis durch die Gewölbe gelaufen, so dass sie in dem Gang der vorher zu ihrer Rechten gelegen hatte, wieder herauskamen. Sie wollte schon aufatmen, doch S'Dar hatte die Türe nicht übersehen, an der sie vorbeigekommen waren, und sie hatte nicht die geringste Ahnung wie viel Festung dahinter noch liegen mochte.
    Leise schimpfend folgte sie S'Dar wieder zu der Türe, die er sogleich öffnete. Leider tat sie das nicht, ohne laut und durchdringend zu quietschen, was Dreveni nach der Stille in der sie sich durch die Ruine geschlichen hatten, noch lauter vorkam. S'Dar hielt natürlich wieder nichts von Flucht, anstatt die Türe schnell wieder zu schließen, zog er sie jetzt mit Schwung komplett auf. Dreveni stand am Türrahmen und sah vorsichtig ums Eck. Sie konnte nur eine Gestalt ausmachen, die sich hektisch zur Tür drehte. Sonst hielt sich niemand in dem Raum auf, wie sie mit schnellem und geübtem Blick feststellte, hier war es auch nicht gar so dunkel, wie im Rest der Festung. Etwas störte sie nur, auch wenn sie nicht bewusst sagen konnte, was. Der Größe nach konnte die Gestalt ein Hochelf sein, trug eine Robe und keine sichtbaren Waffen. "Scheiße." Da hob er auch schon herrisch die Hand, und aus einem lila Nebel der sich vor ihm bildete, trat ein Skelett mit einem mächtigen Zweihänder. Als ob das nicht genug wäre, beschwor dieses Skelett einfach selbst noch eins. Verfluchte Beschwörer..., dachte sich Dreveni nur, als sie einen Feuerball in Richtung des Altmer warf. Das Verhältnis hatte sich auf einmal ungut verschoben, auf ihrer Seite war nur der abgerissene Khajiit, gegen einen mächtigen Magier und seine Beschwörungen auf der anderen Seite.
    Geändert von Andromeda (10.02.2011 um 00:03 Uhr)

  8. #268

    Festung Carmala; Chorrol

    Der Feuerball streifte den Altmer sogar, allerdings wurde dieser nur kurz von einem lilanen Leuchten eingehüllt, und der Feuerzauber schien wirkungslos zu verpuffen. Weiter konnte sie sich nicht um den Altmer kümmern, da das eine der beiden Skelette sie gerade erreicht hatte. Nachdem es nur mit einer einhändigen Axt auf Dreveni einschlug, musste es das Beschworene des anderen Skelettes sein. Das wurde hoffentlich gerade von S'Dar beschäftigt, sie hörte das klirren von Schwertern. Den ersten Schlag der Axt konnte Dreveni nur noch mit Mühe blocken, dann holte sie ihrerseits mit dem Schwert aus, dass sie vorhin schon gezogen hatte. Ihr Bogen lag irgendwo bei der Tür auf dem Boden, er würde ihr gerade ohnehin nicht helfen. Sie traf das Skelett voll in die ungeschützte Seite, wobei sie ihr Schwert mit beiden Händen geführt hatte. Die Beschwörung taumelte zurück und schien ihre Knochen neu sortieren zu müssen, diese Zeit nutzte Dreveni, um sich in einen Schildzauber zu hüllen, der gut eine leichte Rüstung ersetzte. Kaum hatte sie den Zauber gesprochen, war das Skelett auch schon wieder bei ihr und sie musste den nächsten Schlag blocken. Da trat auch das ein, auf dass sie unbewusst schon gewartet hatte, der Altmer warf jetzt seinerseits mit Zaubern um sich. Glücklicherweise warf sich das Skelett in dem Moment in den Weg, und Dreveni wurde von dem Schockzauber nur noch gestreift, fühlte aber trotzdem wie sich ihre Muskeln kurz schmerzhaft verkrampften, wodurch sie kurz taumelte. Wäre sie voll getroffen worden, wäre es das eventuell gewesen. Erstaunt stellte sie fest, dass es das Skelett wohl erwischt hatte, zwischen ihr und dem Altmer befand sich jetzt nur noch freie Fläche. Ganz schlecht. Kaum hatte sie diesen Gedanken vollendet, hechtete sie auch schon nach links, gerade als der nächste Schockzauber in ihre Richtung flog. Nebenbei registrierte sie auch, dass das zweite Skelett nicht mehr da war, da hob der Beschwörer schon wieder die Hand. Er kam nicht mehr dazu, die Geste zu vollenden, da er auf einmal einen Pfeil im Kopf stecken hatte und langsam zusammensackte. Was zum Henker? Einen Moment stand sie wie betäubt da und sah auf S'Dar, der seinen Bogen gerade wieder auf den Rücken hängte. Wie war er alleine so schnell mit dem Skelett fertig geworden, und hatte es geschafft, seinen Bogen zu ziehen, auf den Altmer zu schießen, und auch noch zu treffen?

    "S'Dar glaubt, dass hier nicht noch mehr Vampire sind. Als nächstes werde ich die Leichen und Kisten plündern. Danke.", sagte er nur grinsend zu Dreveni.
    "Äh, ja. Wie ich sehe, hättest du es ja auch gut alleine geschafft. Bekomme ich jetzt den Zettel?", fragte sie ihn, immer noch ziemlich verblüfft über seine Fähigkeiten.
    "Natürlich hätte ich das alleine geschafft. S'Dar langweilt sich aber alleine. Hier hast du ihn." Mit diesen Worten ging er zu ihr und drückte ihr eine etwas zerknitterte und speckige Seite Pergament in die Hand, die er zusammengefaltet irgendwo aus seiner Kleidung zog.
    "Danke, viel Spaß noch." mit diesen Worten drehte sie sich um, um ihren Bogen aufzuheben.
    "Du könntest S'Dar noch tragen helfen..."
    "Vergiss es.", rief sie ihm im gehen über die Schulter zu. Ihren Plan, ihm das Fell über die Ohren zu ziehen, setzte sie dann doch nicht in die Tat um, wer wusste wann ihr der Khajiit noch einmal von Nutzen sein konnte. Außerdem wusste sie jetzt wirklich nicht mehr, mit was sie rechnen musste, würde sie ihn einfach angreifen. Am Schluss war er selbst ein Magier, wer konnte das schon so genau sagen.

    Auf dem Weg zum Ausgang besah sie sich die zwei Leichen hinter dem Eingangsbereich genauer, oder eher deren Überreste, die Körper selber waren zu Staub zerfallen. Sie fand immerhin etwa 200 Septime und einen kunstvoll verzierten Silberdolch. Beides nahm sie an sich, sie hatte allerdings beim besten Willen keine Lust, noch weiter in der Ruine zu suchen, auch wenn S'Dar recht gehabt hatte, es lohnte sich durchaus. Draußen angekommen nahm sie ihren Mantel von dem Ast, hängte ihn aber nicht um, da es inzwischen später Nachmittag war, und angenehm warm draußen. Vor allem nach der Kühle in der Festung. Sie schwankte kurz, zog dann aber doch den Zettel aus ihrer Tasche und faltete ihn auseinander. Allein die Schrift war schon wieder unverkennbar. Dem Datum nach hatte sie ihn nur um etwa zehn Tage verpasst. Danach war er anscheinend nach Cheydinhal aufgebrochen. Wieder stand das nicht einfach so dort, sondern war mit Situationen umschrieben, an die sie sich leider nur zu genau erinnerte. Ganz schön nahe an der Grenze zu Morrowind... Ihr war das egal, aber seinem Brief war zu entnehmen gewesen, dass ihm genau aus dieser Richtung Ärger drohte. Ihr Gesicht hatte einen verbitterten Ausdruck angenommen, als sie die Nachricht gelesen hatte. Sie steckte den Zettel wieder in ihre Tasche und ging in Gedanken versunken zurück. Dass sie kaum auf ihre Umgebung geachtet hatte, merkte sie erst, als sie plötzlich vor dem Schrein stand. Auf dem restlichen Weg nach Chorrol ärgerte sie sich über ihre Nachlässigkeit und achtete wieder mehr auf die Umgebung. In der Stadt angekommen ging sie sofort zur Herberge - eigentlich hatte sie etwas essen wollen, aber seit sie die Nachricht in Händen gehalten hatte, wollte sie nur noch alleine sein.

    Auf ihrem Zimmer legte sie die Waffen ab und ließ sich auf das große Bett fallen.
    Die Nachricht hatte das Ganze auf eine unangenehme und beängstigende Art realer und greifbarer gemacht. War es jetzt nicht nur ein Brief, der vor Wochen, vielleicht sogar noch aus Morrowind, auf die Reise gegangen war, war es jetzt ein recht neuer Hinweis, an dem Ort den er erwähnt hatte. Dafür war sie sogar mit einem seltsamen Khajiit durch eine Festung voll mit Vampiren. Davon, dass sie das ganze ignorieren wollte, konnte man spätestens jetzt nicht mehr sprechen. Dreveni erkannte sich die letzten Tage beinahe selbst nicht mehr. Sie war es gewohnt, dass sie alles aus einer gewissen Distanz betrachten konnte und sich nicht von Gefühlen leiten zu lassen. Man konnte ihr durchaus eine gewisse Herzlosigkeit unterstellen, auch wenn ihre Opfer noch so sehr um ihr Leben bettelten, zögerte sie normalerweise keine Sekunde. Außerdem war sie der Überzeugung gewesen, sie hätte damals mit dem ganzen abgeschlossen. Wie anmaßend das gewesen war, kam ihr die letzten Tage erst. Wenn es jemals jemanden gegeben hatte, dem sie vertraut hatte - außer Mordan - dann war das er gewesen. Sie hatte bevor sie ihm begegnet war, schon immer vertrauen in andere als sich selbst für eine Schwäche gehalten, und danach hatte sie sich darin nur bestätigt gesehen.

    Anfangs war alles noch so gut verlaufen, erinnerte sie sich. Es war einer ihrer ersten größeren Aufträge, und nicht so ganz gewöhnlich. Feryn, so nannte er sich jedenfalls, war Assassine der Morag Tong, und Mitgliedern einer einflussreichen Familie auf der Spur gewesen, was ihn zu einem längeren Aufenthalt nach Cyrodiil geführt hatte. Natürlich ließ es sich diese Familie nicht so einfach gefallen, dass eines ihrer Mitglieder nach dem anderen gemeuchelt wurde, und als sie schließlich einen Verdacht hatten, setzten sie ihrerseits Mörder auf Feryn an. Diese hatten allerdings nicht viel Glück - er war damals schon gut gewesen. Als das fehlgeschlagen war, änderte man die Taktik und Dreveni sollte ihm "zufällig" über den Weg laufen, in der Hoffnung, dass sich für sie eine Gelegenheit ergeben würde, zu vollenden was ihre Vorgänger nicht geschafft hatten.
    Schon als sie ihn das erste mal sah, war sie von ihm fasziniert, was sie auch nicht weiter störte, da so der Auftrag wenigstens nicht langweilig wurde, und sie dachte, sie hätte alles im Griff. Schließlich sollte sie ihn dazu bringen, ihr zu Vertrauen, und das fiel ihr erheblich leichter, wenn er sie nicht total anwiderte. Ihr Plan ging auf, was sie zu diesem Zeitpunkt auch noch nicht misstrauisch machte - das misstrauen kam ihr leider erst hinterher, doch da war es zu spät.
    Sie hatte sich kaum zwei Wochen in seiner Nähe aufgehalten, als sie die Gelegenheit bekam, auf die sie gewartet hatte. Dass in der kurzen Zeit aus dem Spiel Ernst geworden war, merkte sie erst, als sie mit dem Dolch über seinen schlafenden Körper gebeugt ausholte. Die beiden Monde hatte das Zimmer der verlassenen Hütte, in der sie übernachteten, in bleiches Licht getaucht. Erschrocken blickte sie auf Feryn, seinen friedlichen Gesichtsausdruck, und sie konnte sich einfach nicht überwinden, zuzustechen. Es kam ihr in dem Moment vor, als würde sie sich selbst, oder einen Teil von sich dabei erstechen. Sie hatte sich vorher nie vorstellen können, so etwas wie Mitgefühl für ihre Opfer, oder überhaupt für jemanden in gesteigertem Ausmaß, entwickeln zu können. Ihre rechte Hand, die den Dolch hielt, zitterte, und so legte sie die linke auch noch an den Griff. Sie schloss kurz die Augen, da spürte sie auch schon Feryns Hand auf der ihren. "Ich wusste, du kannst es nicht.", hörte sie ihn sagen, während er ihr den Dolch aus den Händen nahm. Als sie die Augen öffnete, war sein Gesicht direkt vor ihrem, und im fahlen Licht konnte sie das leichte Lächeln um seinen Mund erkennen.
    Sie hatte erwartet, dass er sie jetzt beseitigen würde, aber er hatte ihr Leben verschont. Hatte Dreveni noch gedacht, sie hätte vor ihm verborgen, wer sie wirklich war, hatte er es vermutlich schon von Anfang an gewusst. Aber ihr Misstrauen kam eben zu spät. An diesem Punkt hätte sie noch die nächste Gelegenheit zur Flucht nutzen können, und alles wäre noch halbwegs gut ausgegangen. Stattdessen folgte sie ihm freiwillig weiterhin, kam es ihr doch zu dem Zeitpunkt schon so vor, als würde sie ihn ihr ganzes Leben kennen. Spätestens damit hatte sie allerdings eine Grenze überschritten, als sie ihr Opfer nicht nur verschonte, sondern mit ihm gemeinsame Sache machte. Sie planten die Ermordung der restlichen Familie, und sie wäre ihm auch bis nach Morrowind gefolgt, und hätte alles in Cyrodiil hinter sich gelassen. Oh wie oft waren sie abends unter den Sternen gesessen und hatten Pläne geschmiedet. Bis die Dinge auf einmal anfingen, schief zu laufen, und er sie ohne Skrupel in eine Falle lockte und somit in den sicheren Tod. Das war nicht weiter schwer gewesen, hatte sie ihm doch vertraut, und sie war damals nur durch großes Glück noch einmal entkommen. Allerdings glaubte sie nach wie vor nicht, dass alles was er zu ihr gesagt hatte, gelogen war. Andererseits hatte er auch erwähnt, was die Prioritäten in seinem Leben war, und das waren die Morag Tong und nicht sein Privatleben.
    Daran hatte Dreveni sich später ebenfalls orientiert, sie wollte nie wieder in eine ähnliche Situation geraten. Sie hatte damals gelegentlich überlegt, warum sie ihm so blind vertraut hatte, aber irgendetwas war zwischen ihnen gewesen. In der ersten Zeit war ihr noch das Wort Seelenverwandter in den Sinn gekommen, später hielt sie diesen Gedanken allerdings nur noch für widerwärtig kitschig und sentimental.
    Sie wusste immer noch nicht, was sie jetzt von ihm wollte, würde sie ihn tatsächlich finden. Die Wahrheit? Manchmal war es besser, wenn man sie nicht kannte.

    Inzwischen war es im Zimmer fast dunkel geworden, als sich Dreveni wieder vom Bett erhob. Müde ging sie hinunter in den Schankraum, um eine Flasche Wein oder etwas stärkeres zu kaufen. Da wurde sie von ihrem Magen daran erinnert, dass sie heute noch nichts gegessen hatte, und so bestellte sie sich relativ lustlos etwas zu Essen. Danach ging sie mit einer Flasche Brandwein wieder auf ihr Zimmer. Morgen würde sie nach Cheydinhal aufbrechen.

  9. #269

    Chorrol -> Cheydinhal

    Aus dem Plan, am nächsten Tag nach Cheydinhal aufzubrechen, wurde nichts. Schuld daran war der billige Brandwein, der ihr einen Kater bescherte, gegen den der in der Kaiserstadt lächerlich gewesen war. So verbrachte sie den Tag im Halbschlaf auf ihrem Bett, ging Abends kurz etwas essen, als sich ihr Magen beruhigt hatte und schlief bis in den frühen Morgen weiter. Sobald sie die ersten Geräusche im Schankraum hörte, ging sie mit ihrem Gepäck nach unten, zahlte das Zimmer und verließ die Herberge. Draußen war es dunkel und relativ kühl, weswegen sie sich noch enger in ihren Mantel wickelte.
    Sie hoffte, gegen Abend schon Cheydinhal zu erreichen, da sie wenig Lust hatte, unterwegs in Bockbierquell zu rasten. Leider überraschte sie Nachmittags ein schweres Unwetter, was sie doch zu einer Rast zwang. Als sich das Wetter beruhigt hatte, dämmerte es bereits, und so übernachtete sie einmal mehr in Bockbierquell, wo sie auch Schutz vor dem Gewitter gefunden hatte. Am nächsten Tag brach sie am frühen Vormittag wieder auf.

    Als sie Nachmittags etwa in der Mitte der blauen Straße nach Cheydinhal war, fielen ihr die unüblich vielen Reisenden auf. Die meisten waren zu Fuß unterwegs und wirkten auf Dreveni eher wie Flüchtlinge. Zu dem Eindruck trug noch bei, dass alle von Cheydinhal kamen, und keiner in ihre Richtung unterwegs war. Schließlich stieg sie vom Pferd und näherte sich einer Gruppe Bretonen, wobei sie sich Mühe gab, möglichst harmlos und freundlich zu wirken. "Sagt, gibt es einen Grund warum so viele Reisende auf der blauen Straße unterwegs sind?", fragte sie nachdem sie die Bretonen begrüßt hatte. Ein älterer Mann sah sie erstaunt an, als er antwortete: "Ihr solltet auch lieber wieder umdrehen, bei Cheydinhal hat sich ein Obliviontor geöffnet.", wobei er eine Nuance bleicher geworden zu sein schien. Obliviontor? Sie hatte davon gehört, in Gesprächen in Tavernen und mit anderen Reisenden. Es waren angeblich Tore in das Reich Mehrunes Dagons. Da fiel es ihr auch wieder siedend heiß ein: Kvatch!
    "Cheydinhal... Wie... Wie sieht es dort aus?", fragte Dreveni, auf einmal ziemlich besorgt. Hatte sie zuerst vorgehabt, überhaupt nicht bei Mordan vorbei zusehen, sondern in der Stadt zu bleiben, machte sie sich auf einmal große Sorge um ihn, und auch um Cheydinhal. Es war immerhin so etwas wie ihre Heimatstadt.
    "Als wir weggingen, stand Cheydinhal noch, und es war abgeriegelt durch die Stadtwache. Aber jetzt müssen wir weiter, es ist schon spät.", antwortete der Bretone mit drängendem Ton in der Stimme.
    Dreveni ließ die Bretonen ziehen, schwang sich wieder auf ihr Pferd und ritt in halsbrecherischem Tempo nach Cheydinhal. Als sie bei Cheydinhal angekommen war, hatte es wieder begonnen, zu gewittern. Allerdings schien das kein normales Gewitter zu sein, der Himmel war merkwürdig rot gefärbt und es lag eine allgemein seltsame Atmosphäre in der Luft. Dreveni sah sich um und konnte etwas südlich von Cheydinhal ein rotes Glühen sehen, außerdem stieg dort Rauch auf. Nach dem wenigen konkretem, dass sie über Obliviontore gehört hatte, konnte es durchaus dort drüben sein. Scheiße. Das war gefährlich nahe bei Mordans Haus. Für einen kurzen Moment wollte sie wieder auf ihr Pferd steigen und dorthin reiten, dann setzte ihr rationales Denken wieder ein, Mordan wäre, Wenn er noch lebt..., wohl kaum in dem Haus geblieben, sondern nach Cheydinhal gegangen oder hätte die Gegend ganz verlassen. Das Pferd an den Zügeln führend, hielt sie auf das Stadttor zu. Dieses war verbarrikadiert, keine Menschenseele schien sich hier aufzuhalten. Mit dem Knauf ihres Schwertes hämmerte Dreveni so lange an das Tor, bis sich eine Klappe öffnete. Die Stadtwache wollte erst anfangen mit ihr zu diskutieren, da die Stadt völlig überfüllt wäre, und sowieso nicht sicher, aber sie würgte seinen Redeschwall ab, hielt ihm den Pass unter die Nase, in dem die Grafschaft Cheydinhal als Wohnort angegeben war, und erklärte dass sie nach ihrem Vater sehen wollte. Daraufhin verschwand das Gesicht der Wache, und die Tür neben dem Tor wurde geöffnet. Dreveni führte ihr Pferd in die Stadt und widmete der Wache keinen Blick mehr. Drinnen war es beinahe totenstill, niemand war zu sehen, Fenster und Türen verrammelt. Sie ging zum Schloss, und nach einer kurzem Gespräch mit den Wachen wurde sie in den abgeriegelten Schlosshof gelassen. Ihr Pferd hatte sie draußen stehen lassen müssen, und jetzt sah sie auch, warum. Es war hoffnungslos überfüllt, ihre Chancen Mordan hier zu finden, waren eher gering. Alles wuselte durcheinander, so etwas wie ein System schien es in der Anordnung der Zelte und Schlafplätze nicht zu geben. Außerdem bezweifelte sie bei diesem Anblick langsam, dass Mordan wirklich hier geblieben war.
    Ich sollte doch zum Haus sehen... Vielleicht hatte er dort eine Nachricht hinterlassen. Langsam hatte sie wirklich Angst um ihn, war er doch nicht nur ihr Ziehvater sondern auch ihr einziger wirklicher Freund.
    In diesem Moment überkam sie fast so etwas wie Verzweiflung. Dieses Tor war drauf und dran, ihre Heimat zu zerstören, den Ort an dem sie aufgewachsen war. Und egal wie angestrengt sie auch überlegte, ihr fiel nicht ein, gehört zu haben, wie man diese Tore wieder schließen oder anderweitig beseitigen konnte. War das überhaupt möglich? Hier vor Cheydinhal konnte es jedenfalls nicht bleiben, dachte sie in einem Anflug von kindlichem Trotz. Darüber hatte sie Feryn fast vergessen, er würde vermutlich ohnehin nicht mehr hier sein. Wenn ihn die Daedra nicht schon erwischt hatten. Sie bemühte sich, diese Gedanken zu verdrängen, und zu überlegen, was sie als nächstes tun sollte. Hier bleiben würde nicht viel bringen, auch wenn es ihr widerstrebte, die Stadt einfach so ihrem Schicksal zu überlassen. Aber was konnte sie schon ausrichten? Sie blickte zum Himmel, der immer noch rot leuchtete. Es musste inzwischen schon Nacht sein, auch wenn es nicht richtig dunkel war. Sie war während sie nachdachte durch die Zelte gegangen, allerdings war das Chaos einfach zu groß, und so ging sie zurück zu der Wache am Tor zum Schlosshof. Die sah sie nur desinteressiert an, und machte keine Anstalten, das Tor zu öffnen, obwohl er eindeutig erkennen musste, das Dreveni gehen wollte. "Könntet ihr bitte das Tor öffnen?", fragte sie deshalb, sich um einen ruhigen Ton bemühend.
    "Glaubt ihr vielleicht, dass ihr hier ein und ausgehen könnt, wie ihr wollt? Seh ich aus als hätte ich nichts besseres zu tun, als Pförtner zu spielen?"
    Dreveni hatte schon eine scharfe Erwiderung auf der Zunge, als ihr einfiel, dass es die Wache wirklich nicht leicht hatte. Auch wenn sie sonst nicht viel für die Stadtwache übrig hatte, im Moment tat er ihr fast leid.
    "Ich habe nicht vor, wiederzukommen.", antwortete sie deshalb nur. "Eigentlich kann euch jeder weniger hier drinnen doch nur recht sein." Dabei schaffte sie es sogar, ihn freundlich anzulächeln.
    "Solltet ihr auch besser nicht, noch einmal lasse ich euch nicht herein.", knurrte die Wache und begann, das Tor zu öffnen. Bei der Wache am Stadttor wiederholte sich die Szene so ähnlich, aber schließlich hatte sie die Stadt wieder verlassen. Vor dem Tor war nach wie vor keine Seele, zum Glück auch keine Daedra. Mordan hatte ihr früher schon viel von diesen Wesen erzählt, und so musste sie ausgerechnet jetzt wieder an die Gruselgeschichten aus ihrer Kindheit denken.

    Sie beschloss, sich dem Haus in einem weiten Bogen von Süden her zu nähern. So würde sie so weit wie möglich um das Tor herumkommen. Ihr Pferd führte sie an den Zügeln, es schien ebenfalls die Nähe des Tores zu spüren und war ziemlich unruhig. In der Stadt konnte sie es allerdings nicht lassen, wahrscheinlich wurde dort schon geplündert was nicht Niet- und Nagelfest war, vor allem aber ein Pferd. Zu Fuß brauchte sie eine Weile, und gegen ein Uhr nachts erreichte sie die Hütte. Das Obliviontor befand sich doch deutlich näher bei Cheydinhal als bei dem Haus, stellte sie erleichtert fest. Die Fenster waren dunkel, und sie sah, dass das Pferd von Mordan fehlte, als sie ihr eigenes in den geschlossenen Bereich des kleinen Stalles führte.
    Im Haus fand sie eine hastig geschriebene Notiz, dass Mordan tatsächlich die Gegend fluchtartig verlassen hatte, als sich das Tor geöffnet hatte. Das war noch gar nicht lange her, und Dreveni hielt eigentlich von diesem Moment an auch nichts mehr hier. Alleine konnte sie ja doch nichts gegen das Tor ausrichten, und die Stadtwache schien auch nicht zu wissen, was zu tun war.
    Wehmütig sah sie sich im Wohnzimmer um. Wenn sie dieses Haus schon zurücklassen musste, wollte sie wenigstens einmal aus der Nähe sehen, was verantwortlich dafür war. Unsichtbar sollte das nicht allzu schwierig werden. Bis auf den Bogen, das Schwert und den Dolch lies sie ihr Gepäck im Haus zurück, als sie sich auf den Weg zum Tor aufmachte. Das erste Stück lief sie noch vorsichtig, aber nicht unsichtbar durch den Wald. Obwohl sie das Tor nicht direkt sehen konnte, spürte sie irgendwie, dass sie sich ihm näherte. sie hielt kurz inne, und obwohl sie bis jetzt keine Daedra gesehen hatte, machte sie sich unsichtbar. Als sie schließlich vor dem Tor stand, hätte sie fast den Zauber vergessen. Direkt aus dem Boden war ein Oval aus Stein gewachsen, dessen Inneres von einem rot-gelbem Flirren und Flimmern ausgefüllt war. Man konnte durchsehen, wenn auch die Landschaft dahinter seltsam verzerrt wirkte. Steinerne Dornen waren ebenfalls rundherum aus der Erde gebrochen. Das Tor mochte etwa drei Meter hoch sein, eigenartigerweise fiel es ihr schwer, es richtig zu schätzen. Dreveni war völlig in den Anblick des Tores versunken, so dass sie ihre Umgebung komplett vergaß, wenn auch zum Glück den Zauber nicht.


    Die Geschichte wird im Gruppenthread "Krisensitzung" fortgesetzt.
    Geändert von KingPaddy (06.07.2011 um 01:28 Uhr)

  10. #270

    Kaiserstadt, Geheime Universität

    Arc­turus war ziem­lich un­ge­hal­ten dar­über zu so frü­her Stun­de schon ge­weckt zu wer­den be­gann seine Schicht doch erst in zwei Stun­den. Als er je­doch sah wenn er vor sich hatte wür­den seine züge so­fort wie­der ent­spann­ter. Es war Ra­mi­nus Polus der ihn ge­weckt hatte und nun sagte:" Es tut mir leid euch so früh zu we­cken Arc­turus aber der Erz­ma­gi­er Tra­ven ver­langt nach euch. Ihr sollt in spä­tes­tens 20 Mi­nu­ten bei ihm in sei­nen Pri­va­ten Ge­mä­chern sein. Es han­delt sich um einen Auf­trag aber sagt vor­erst noch nie­man­dem was auch nicht eurem Bru­der."
    Bei den Letz­ten Wor­ten lä­chel­te der Ma­gi­er kurz und setz­te noch hinzu:" Ich weiss es ist früh aber lasst euch nicht zu­viel Zeit Tra­ven war­tet nicht gern." Da­nach dreh­te er sich um und ver­liess das Zim­mer der Ge­brü­der
    Erune.

    Arc­turus blieb eine weile auf­recht sit­zen und war­te­te bis der Rest der Mü­dig­keit ver­flog.Wäh­rend­des­sen schau­te er sich im Zim­mer um und wie­der ein­mal fiel ihm auf wie un­or­dent­lich das Zim­mer auf der Seite sei­nes Bru­ders war.​Zu­ge­ge­ben bei ihm hersch­te auch nicht ge­ra­de Ord­nung aber bei Oc­ta­vus sah es aus als hätte ein Feu­er­ball in sei­nem Klei­der­schrank und sei­ner Aus­rüs­tungs­tru­he ein­ge­schla­gen. Über­all lagen die Teile sei­ner Le­gi­ons­rüs­tung, Kla­mot­ten und auch sein Schwert lag ein­fach acht­los fal­len­ge­las­sen in­mit­ten der Un­ord­nung.
    Ei­gent­lich soll­te er bei sei­nem Sta­tus als Haupt­mann schon lange ein Macht­wort ge­spro­chen haben aber da es sich um sei­nen Bru­der han­del­te, ihn die Un­ord­nung nicht stör­te und er sel­ber auch nicht ge­ra­de der Or­dent­lichs­te war liess er es auf sich be­ru­hen.

    Oc­ta­vus schlief noch da ihre Schich­ten gleich­zei­tig be­gan­nen und er hatte auch nichts von dem Früh­mor­gent­li­chen Be­such mit­be­kom­men. Mo­men­tan lag er seit­lich auf dem Bett ein Bein angwin­kelt das an­de­re auf­recht an die Wand ge­lehnt. seine Arme waren seit­lich von ihm weg­ge­streckt und sein Kopf hing über den Rand des Bet­tes so das die Lan­gen wei­ßen Haare den Boden Be­rühr­ten.
    Bei dem an­blick strich sich Arc­turus selbst durch seine eben­so­lan­gen je­doch Pech­schwar­zen Haare. Wie es Mut­ter wohl geht? Als er sei­nen Blick auf sei­nem Bru­der ruhen liess schüt­tel­te er den Kopf Ich kenne bis heute nie­man­den sonst der in solch ver­renk­ten Stel­lun­gen schla­fen kann

    Durch das Kop­schüt­teln war nun auch der letz­te Rest der Mü­dig­keit von ihm ge­wi­chen und er Stand lang­sam auf. Als er sich streck­te knacks­te es kurz aber ver­nehm­lich in sei­ner Hüfte.Die­ser Gott­ver­damm­te Ban­dit mit sei­nem drei­mal von den Neun ver­fluch­ten Streit­kol­ben Er rieb sich Ge­dan­ken­ver­lo­ren über die Hüfte bei der Er­in­ne­rung an den Schlag den er da­mals ein­ge­steckt hatte. Er ver­trieb die wie­der­keh­ren­den Bil­der je­doch schnell aus sei­nem Kopf und be­gann zügig sich an­zu­zie­hen als er seine Rüs­tung trug, mit aus­nah­me der Stie­fel ging er an die Tür.​Er zog sie noch nicht an um durch die schwe­ren schrit­te seine Bru­der nicht zu we­cken An einem Ha­cken dort hin­gen ne­ben­ein­an­der seine Axt, sein Dolch und seine Kappe.
    Er nahm alles mit und trat vor die Tür. Dort setz­te er sich auf eine Bank zog die Stie­fel an steck­te sei­nen Dolch hin­ein und hing sich die Axt an die Seite. Er stand auf und ging die Trep­pe hin­un­ter und stülp­te sich im Lau­fen noch die Kappe über den Kopf. Hier unten im Spei­se­sall Sas­sen zwei Per­so­nen. Die eine war ein Kai­ser­li­cher Scout der seine Helm vor sich hatte und ge­ra­de in einen Apfel biss der an­de­re war ein Kampf­ma­gi­er und trank ge­ra­de einen Schluck aus einem Krug als Arc­turus den Saal be­trat. Den Ma­gi­er kann­te er nur als un­ter­ge­be­nen nicht je­doch di­rekt aber als er den Scout sah fing er an zu Grin­sen und setz­te sich neber ihn.

    "Guten Mor­gen Arc­turus" grüss­te ihn der Scout mit einem brei­ten Grin­sen als die­ser sich neber ihn setze. "Guten Mor­gen De­ci­us" er­wie­der­te er mir einem Lä­cheln. "Was treibt dich den hier­her an die Uni­ver­si­tät?" Der Scout sah in an und hob sei­nen Arm. Arc­turus sah so­fort den lan­gen und häss­li­chen Schnitt im Un­ter­arm des Freun­des. "Ein ge­wis­ser Gob­lin den ich hier in der Nähe tö­te­te woll­te ein wenig mit mir ku­scheln und als ich ihn nicht lies wurde gran­tig und mein­te mich ein­we­nig an­rit­zen zu müs­sen." mein­te er schief grin­send und streck­te Arc­turus bit­tend den Arm ent­ge­gen wor­auf­hin die­ser ihm die Hand reich­te und für einen Mo­ment Glüh­te sie weiß auf als sich auch schon der Schnitt am Arm von De­ci­us schloss. "Sei Froh das es kein Scha­ma­ne war wenn er dich mit einem Feu­er­zau­ber ein wenig an­ge­bra­ten hätte könn­te ich dir nicht hel­fen du weisst ich kann gut hei­len aber eben nicht alles." mein­te Arc­turus. "Vie­len Dank" sagte er und schau­te ihn nun wie­der an. "Ich weiss ge­ra­de nicht was ich tun soll ich war ei­gent­lich auf dem Weg nach Skin­grad aber da ich ge­ra­de keine Be­feh­le habe dach­te ich mir ich be­su­che mal meine bei­den bes­ten Freun­de hier in der Kai­ser­stadt und nach­dem ich die­ses Mist­vieh ge­trof­fen hatte schien mir das in An­be­tracht dei­ner Fer­tig­kei­ten gar nicht­mal so eine schlech­te Idee. Wo ist ei­gent­lich Oc­ta­vus? Nor­ma­ler­wei­se kommt ihr doch immer zu­sam­men hier run­ter?"

    Nach­dem er De­ci­us an­ge­hört hatte fiel im wie­der ein warum er ei­gent­lich so früh auf­ge­stan­den war und er dass er sich be­ei­len muss­te. "Es tut mir leid aber deine Fra­gen muss ich spä­ter be­ant­wor­ten ich werde von einer....​wich­ti­gen Per­sön­lich­keit er­war­tet die un­gern war­tet und die ich auch un­gern ver­är­gern würde. Ich werde da­nach aber gleich wie­der hier­her kom­men und dann kön­nen wir noch ein wenig reden." De­ci­us sah leicht ent­täuscht aus ant­wor­te­te je­doch mit ver­ständ­nissvol­ler Stim­me "Nun gut aber be­ei­le dich bitte wenn dein Bru­der run­ter­kommt und ich al­lei­ne mit ihm hier bin artet das wie­der in ein Sauf­ge­la­ge ohne glei­chen aus und das währe etwas un­pas­send" Bei die­sen Wor­ten muss­ten sie beide la­chen.

    Arc­turus stand auf und ver­ab­schie­de­te sich von den bei­den.​Er ging hin­aus und besah sich den Him­mel es däm­mer­te und es hing noch ein leich­ter Nebel über dem Erz­ma­gier­turm aber es sah jetzt schon nach einem son­ni­gem Tag aus.​Jetzt ging er zügig in Rich­tung der Trep­pen und stand auch schon bald im Turm.​Hier traf er in der Ein­gangs­hal­le auf die Ge­lehr­te Tar-Mee­na eine Ar­go­nie­rin und auch wie­der auf sei­nen Leh­rer Ra­mi­nus. Der Ma­gi­er war mehr oder we­ni­ger sein Lehr­meis­ter und Men­tor.​Er hatte ihm viel in Sa­chen Zer­stö­rung und Wie­der­her­stel­lung ge­lehrt sogar einen Le­bens­ent­de­ckungs­zau­ber und einen Nacht­sichts­zau­ber hatte er Arc­turus bei­ge­bracht und das Ob­wohl der ei­gent­lich in diese Rich­tung nicht so be­wan­dert war. Mo­men­tan ar­bei­te­ten sie daran den Zau­ber zur Be­schwö­rung des Ah­nen­geis­tes zu ver­stär­ken aber das woll­te noch nicht so wirk­lich klap­pen. Aber Arc­turus hatte ge­lernt sich in Ge­duld zu Üben und er war sich si­cher das er mit der Hilfe von Ra­mi­nus auch die­sen Zau­ber ir­gend­wann be­wäl­ti­gen konn­te. Er grü­ß­te die bei­den Freund­lich und gin an den bei­den vor­bei durch das Por­ta­lund Stand nicht lange da­nach in den Pri­va­ten Ge­mä­chern des Erz­ma­gi­ers Han­ni­bal Tra­ven.

    Er war bis jetzt nur ein­mal hier ge­we­sen und konn­te sich nicht mehr er­in­nern wann und in wel­chem bezug das Ge­sche­hen war. Als Haupt­mann der Kampf­ma­gi­er hatte man viele Pri­vi­le­gi­en nicht nur in­ner­halb der Le­gi­on wegen sei­nem Sta­tus als Haupt­mann auch da­durch das er duch sei­nen Satus als Kampf­ma­gi­er in­di­rekt ein Mit­glied der Ma­gier­gil­de war. Dies war in der Regel der ein­zi­ge Raum der Ma­gier­gil­de un der Kai­ser­li­chen Ein­rich­tun­gen den er nor­ma­ler­wei­se nicht be­tre­ten durf­te es sei den es war durch eine Ge­fah­ren­si­tua­ti­on not­wen­dig oder er wurde so wie jetzt her­be­or­dert.​Es dau­er­te auch nur ein paar Se­kun­den bis er den Erz­ma­gi­er er­blick­te der leicht schräg hin­ter ihm an einem Bü­che­re­gal stand.​Arc­turus woll­te sich ge­ra­de räus­pern als der Erz­ma­gi­er zu spre­chen be­gann.

    "Nun habt ihr also euren weg doch noch ge­fun­den? Ich dach­te schon ich müsse Ra­mi­nus ein zwei­tes mal ent­sen­den.​Ihr seid 10 Mi­nu­ten über­fäl­lig" Mit die­sen Wor­ten dreh­te er sich um und Arc­turus sah seit lan­ger Zeit mal wie­der das Ge­sicht von Tra­ven vom nahen es wirk­te alt und zer­brech­lich wenn gleich der Kai­ser­li­che doch spü­ren konn­te wel­che Ma­gi­sche Macht hin­ter dem doch ei­gent­lich harm­lo­sen Aus­se­hen des Ma­gi­ers steck­te."Wir haben ein recht gro­ßes Pro­blem...." be­gann Tra­ven von neuem doch er stock­te und dreh­te sich noch­ein­mal um zog eine klei­ne Schrift­rol­le aus dem Regal und reich­te sie Arc­turus."Auf die­ser Karte ist ein Ort Mar­kiert der süd­öst­lich der Kai­ser­stadt liegt.​Es ist eine Sied­lung na­mens Crops­ford.​Sagt euch der Name was?"

    Arc­turus öff­ne­te die Karte und ant­wor­te­te dann: "Ja ich habe von ihr ge­hört,man er­zählt sich das die Sied­lung als sie noch im Bau war von Gob­lins an­ge­grif­fen wurde und das oft und lang.​Aber ir­gend­wann soll dann ein Aben­teu­rer die Gob­lins ver­trie­ben haben.​Mehr weiß ich lei­der nicht.".
    Der Blick von Tra­ven war un­er­gründ­lich als er fort fuhr."Nun an­schei­nend sind die Neun noch immer nicht zu einem Schluss über das Schick­sal die­ser Sied­lung ge­kom­men und nun ist ein wei­te­res Un­glück über das Junge Dörf­chen her­ein­ge­bro­chen wie es scheint.​Vor drei Tagen ritt ein Le­gio­när durch Crops­ford und fand kei­nen der Be­woh­ner mehr dort vor nur eine Lei­che fand er. Und sie trug die Robe eines To­ten­be­schwö­rers...."

    Arc­turus Blick ver­fins­ter­te sich sicht­lich bei dem Letz­ten Wort des Erz­ma­gi­ers und im wurde schon wie­der schlecht als wie­der Bil­der aus sei­ner Er­in­ne­rung an die Ober­flä­che drän­gen woll­ten aber er be­herrsch­te sich noch­mal und frag­te."Nun gut was soll ich also tun?" Eine Re­gung zeig­te sich im Ge­sicht von Tra­ven und er über­leg­te kurz."Nun....​der Le­gio­när ver­folg­te Kampf­spu­en bis zu einer nahe ge­le­ge­nen Höhle die auch als Holz­nar­ben­sen­ke be­kannt sein soll­te.​Ihr wer­det mit "zwei" Mit­glie­dern der Kai­ser­li­chen Le­gi­on dort hin­ge­hen und euch um­schau­en seht zu das ihr die Be­woh­ner wie­der fin­det und wenn ihr To­ten­be­schwö­rer fin­den könnt dann scheut euch nicht so viele von ihnen zu ve­nich­ten wie ihr könnt.
    Die zwei Le­gio­nä­re könnt ihr frei wäh­len sie wer­den für die Dauer des Auf­trags von jeg­li­chen Pflich­ten ent­bun­den und müs­sen sich nach dem Auf­trag wie­der hier mel­den.​Und so wie ich euch kenne weiß ich schon wer der erste ist den ihr wählt..." bei den letz­ten Wor­ten grins­te der Ma­gi­er Arc­turus kurz an und nahm ein Per­ga­ment auf das er etwas schrieb.​Arc­turus war bei der neu­er­li­chen Er­wäh­nung des wor­tes wie­der schlecht ge­wor­den als die Er­in­ne­run­gen nun doch kurz in sei­nen Kopf rausch­ten.​Er fing sich je­doch er­staun­lich schnell wie­der und woll­te zu reden be­gin­nen als der Ma­gi­er sie zu ihm um­wand­te und ihm die Liste vor das Per­ga­ment vor die Nase hob.​Er nahm es und fing an zu lesen.

    Der Haupt­mann der Kampf­ma­gi­er Arc­turus Erune ist hier­mit be­rech­tigt eine klei­ne Trup­pe Be­ste­hend aus ihm selbst sei­nem Bru­der Oc­ta­vus Erune, sei­nes Zei­chens Kai­ser­li­cher Le­gio­när, und den Kai­ser­li­chen Scout De­ci­us Tal­wa­ti­us zu­sam­men­zu­stel­len.​Die ge­nann­ten Sol­da­ten sind wäh­rend der Dauer des Auf­trags von ihren sämt­li­chen Pflich­ten in der Kai­ser­stadt ent­bun­den und kön­nen nach ei­ge­nem Er­mes­sen han­deln um ihren Auf­trag zu er­fül­len

    Ver­blüfft blick­te Arc­turus den Erz­ma­gi­er an und frag­te:"Mein Bru­der gut war lo­gisch aber wie kamt ihr auf mei­nen Freund De­ci­us?" Der Erz­ma­gi­er lä­chel­te Ge­heim­nis­voll und ent­lies ihn mit den Wor­ten "Viel Glück"

    Wie­der in der Ka­ser­ne sah er auch schon Oc­ta­vus mit De­ci­us in einem Freund­li­chen Streit­ge­spräch dis­ku­tie­ren.​Er un­ter­brach die bei­den und er­zähl­te ihnen nun von ihrem Auf­trag.​De­ci­us gab sich über­rascht aber zu­frie­den mal etwas an­de­res tun zu dür­fen und Oc­ta­vus freu­te sich un­wahr­schein­lich auf eine Zu­sam­men­ar­beit mit sei­nem Bru­der und sei­nem Bes­ten Freund.​Die drei rüs­te­ten sich aus nah­men Pro­vi­ant mit und ver­lies­sen die Kai­ser­stadt Rich­tung Gelbe Stra­ße und Crops­ford.
    Geändert von TiberSeptim (22.03.2011 um 04:14 Uhr)

  11. #271

    Cheydinhal

    Anschluss an die Handlung von "Krisensitzung".



    Dreveni war mit Erynn die Treppe nach unten gerannt, als sie die Geräusche hörte. Draußen stand Arranges einem Dieb gegenüber, der gerade von innen heraus verbrannte. Mit regungsloser Mine beobachtete Dreveni das, genauso wie sich Arranges gleich darauf um sein Pferd sorgte. Das wird doch nicht eine deiner Schwachstellen sein? Der Dieb beunruhigte sie auch etwas, das war noch nie vorgekommen hier. Vielleicht sollten sie sich doch Wachhunde zulegen. Sie legten sich nicht noch einmal hin, stattdessen brachen Arranges und Erynn direkt auf.
    „Ihr solltet auf jeden Fall noch einen Magier aufsuchen, sonst beschert Euch die Verletzung eine Zwangspause von mindestens sieben Wochen. Gebt auf Euch acht, Dreveni“, hörte sie Erynn sagen. Sie nickte nur nur nahm die Hand der Dunmer, Arranges würdigte sie nur eines kurzen Blickes. Sie würde auf sich aufpassen, da musste sich Erynn keine Sorgen machen. Viel mehr sollte sie selbst diesen Ratschlag beherzigen und Arranges so bald wie möglich loswerden. Sie kannte den Magier noch nicht sonderlich gut, aber das was sie bis jetzt von ihm gesehen hatte, ließ ihn schon etwas psychopathisch wirken. Vielleicht war er aber auch einfach nur verzogen. Aus Erynn könnte viel werden, wenn sie sich erst überwinden konnte, jemanden außerhalb der reinen Selbstverteidigung zu töten, sie konnte sich leise Bewegen und war gut mit dem Bogen, dachte Dreveni bei sich mit einem leichten Grinsen im Gesicht. Mordan und Dreveni würden ihr den Rest schon beibringen. Dann würde es ihr auch erspart bleiben, mit irgendwelchen Magiern durchs Land zu ziehen, und sie könnte sich anständige Ausrüstung leisten. Nach einem letzten Blick auf den verkohlten Haufen, der einmal der Dieb gewesen war, ging sie wieder ins Haus. Sie hätte ihn vermutlich laufen gelassen, nachdem sie ihm ein paar Finger oder die Hand abgeschnitten hätte, dass hätte den Rest dieses Abschaums gleich gewarnt, sich von diesem Haus fernzuhalten.

    Nachdem die Schmerzen in ihrem Arm deutlich besser geworden waren, seit Erynn ihn gerichtet hatte, schlief sie noch ein paar Stunden, nachdem sie die Tür wieder verschlossen hatte. Gegen Abend stand sie auf und beseitigte die Spuren von gestern Nacht. Viel war es nicht, die blutigen Tücher verbrannte sie im Kamin. Danach wollte sie eigentlich den Zuber füllen, aber nachdem sie den dritten Eimer aus dem Brunnen mit einer Hand geholt und ins Haus geschleppt hatte, gab sie es wieder auf. Den Abend verbrachte sie so damit, in Mordans Bücher über die Daedra zu lesen. vorher hatte es sie nie besonders interessiert, nicht darüber hinaus, was sie aus seinen Geschichten kannte.

    Am nächsten Tag brach sie gegen Mittag nach Cheydinhal auf. Ihr Pferd führte sie an den Zügeln, und nach etwa zwei Stunden erreichte sie ohne Zwischenfälle das Westtor. Die Wache dort schien sich an sie zu erinnern, und nach einem genaueren Blick sah Dreveni, dass es die gleiche war, welche sie vorletzte Nacht aus der Stadt gelassen hatte. "Ah, jetzt wollt ihr also wieder hinein?", fragte er sie mit einem fiesen Grinsen, wobei er seinen Blick über ihren geschienten Arm schweifen lies.
    "Ja, die Belagerung wurde vermutlich inzwischen aufgehoben, das Tor scheint weg zu sein.", antwortete Dreveni so ruhig wie möglich, wobei sie einen Blick in den Himmel warf, welcher jetzt wieder blau und nicht mehr blutrot war.
    "Ja, das Tor.. Das ist einfach verschwunden.", antwortete der Kaiserliche der das Stadttor kontrollierte. "Wisst ihr vielleicht etwas darüber?" Dabei sah er sie lauernd an. "Wo habt ihr euch überhaupt herumgetrieben?"
    Langsam reichte es Dreveni. Vor allem da sie wusste, dass sie gerade nichts anderes tun konnte, als seine Fragen zu beantworten, auch wenn er streng genommen gar nicht das Recht dazu hatte, das war schließlich keine Befragung. Andererseits war er die Stadtwache. Verflucht. "Ich war hier in der Gegend, ich habe jemanden gesucht. Ich wurde von einer Horde Daedra überrascht, und fast hätten sie mich gehabt, wenn...", dabei biss sie sich auf die Zunge, und sah sich erschrocken um, als hätte sie fast zu viel verraten.
    "Bis was?", fragte die Wache jetzt ebenfalls etwas leiser, und rückte näher an Dreveni.
    Nach einem verschwörerischem Blick in die Umgebung beugte sie sich zur Wache: "Ich war nicht weit weg vom Tor, da zersplitterte es plötzlich in unzählige Teile und auf einmal war es weg. Da, wo eben noch das Tor war, stand ein großer Mann in einer strahlenden Ebenerzrüstung. Er hat die restlichen Daedra einfach erschlagen, dann... verschwand er einfach."
    Die Wache hatte sie nur erstaunt angestarrt, und jetzt kam leise über seine Lippen: "Was für ein Held..."
    "Ja, nicht?", fragte Dreveni mit einem bewunderndem lächeln.
    "Ihr dürft passieren."
    Mit einem direkt vergnügtem Gesicht betrat Dreveni Cheydinhal. Gerüchte zu streuen war doch immer wieder schön. Die Stadt wirkte schon wieder direkt aufgeräumt, nur ein paar Fässer und Bretter erinnerten noch an den Belagerungszustand. Außerdem wirkten die Bewohner immer noch aufgebracht, was aber auch nicht verwunderlich war. Sie wandte sich direkt zur Magiergilde, die sich nicht weit vom Tor entfernt befand. Sie hoffte inständig, dass der Knochen nicht noch einmal gerichtet werden musste, allerdings konnte sie selbst nicht so wirklich beurteilen, ob beide Enden wirklich gerade aufeinander saßen. Dieses mal würde sie sich jedenfalls vorher so betrinken, dass sie nichts mehr mitbekommen würde.
    In der Gilde wurde sie von einer Argonierin empfangen und in die Räume im Keller geführt. Dort hielt sich der Heiler auf, ein großer, hagerer Altmer. Dieser schien Dreveni nur insofern wahrzunehmen, als dass er ihren Arm gleich zwei Schülern vorführte, die dort mit ihm standen. Indirekt lobte er Erynns Arbeit, wenn auch mit der Einschränkung, dass es auf dem Feld wohl einfach nicht besser gegangen wäre. Er entfernte die Schienen, und Dreveni hielt schon die Luft an, als er anfing, ihren Arm abzutasten. Leicht enttäuscht, wie ihr schien, meinte er aber nur, da bräuchte er ja gar nichts mehr machen, sprach einen Heilzauber, sagte sie solle den Arm noch etwa eine Woche schonen und fuhr fort, seinen Schülern etwas zu erklären. Nachdem sie von den Magiern nicht weiter beachtet wurde, stahl sie sich wieder aus der Gilde. Umso besser wenn er dafür nicht einmal einen Lohn haben wollte.

    Draußen stand sie erst eine Weile unschlüssig auf dem Platz vor den Gilden. Eigentlich war sie ja überhaupt erst wegen Feryn nach Cheydinhal gekommen, und inzwischen war es mehr als zweifelhaft, dass er sich überhaupt noch hier aufhielt. Sie beschloss, es wie in Chorrol zu machen, und spazierte langsam durch die Stadt, konnte allerdings kein bekanntes Gesicht erkennen, dass ihr weiterhelfen konnte. Danach wollte sie ein paar Vorräte kaufen, bevor sie zurück zum Haus reiten würde, hatte damit aber auch nicht viel mehr Glück. Mehr als etwas Brot und Käse konnte sie nicht auftreiben, es würde noch ein paar Tage dauern bis in Cheydinhal wieder alles seinen gewohnten Gang lief. Am späten Nachmittag ritt sie schließlich wieder zurück zum Haus.
    Geändert von KingPaddy (06.07.2011 um 01:36 Uhr)

  12. #272

    Nibenay Senke, Gelbe Straße kurz vor Cropsford

    Arcturus ritt voraus während Decius und Octavus im folgten. Es war bisher kein schwieriger Weg gewesen und sie kamen auch schnell voran. Es dauerte auch nicht lange bis sich Decius von hinten meldete: "Dort vorne links kommt gleich die Geborstenes Holz-Höhle,ein ehemaliger Goblinunterschlupf, wir müssen vorher rechts abbiegen. Dann sollte es nicht lange dauern bis wir in Cropsford ankommen und vor dort aus ist es auch nicht mehr weit bis zur Holznarben-Senke."
    "Danke Decius" sagte Arcturus und sie ritten weiter bis sie schließlich in Cropsford ankamen.

    Sie stiegen von ihren Pferden ab und erkundeten mit gezogenen Waffen die Umgebung. Decius, der einen Pfeil aufgelegt hatte ging gerade um eine Häuserecke als er den anderen beiden zurief:"Ich habe den Totenbeschwörer gefunden." Die Brüder gingen zu ihm und Octavus der vor Arcturus um die Ecke ging gab ein leises "Iärks" von sich. Als Arcturus um die Ecke kam sah er warum. Die Tierwelt hatte zwar noch einiges von dem Kerl übrig gelassen aber was noch übrig war, war nicht mehr wirklich hübsch anzusehen. Man konnte gerade noch erkennen das es sich einmal um einen Altmer gehandelt haben musste.

    Octavus stupste die Leiche mit seinem Schwert an und meinte zu Decius:"Du weisst wo es langgeht also bring uns schnell zu der Höhle. Wenn ich den hier sehe bekomme ich schon wieder meine Wut." Decius sah ihn verwirrt an und sah etwas verwundert aus als er den blanken Hass in Octavus augen sah. Als er zudem noch zu Arcturus hinüberschaute sah er Haargenau den selben Gesichtsausdruck bei ihm und fragte nur: " Jungs ist mit euch alles in Ordnung? Jedes mal wenn das Wort Totenbeschwörer fällt oder wir einen sehen dreht ihr beiden total ab, was ist den los?"
    Die Brüder wechselten einen Blich und Arcturus wandte sich mit den Worten:"Sag du´s ihm!"
    von den beiden ab und ging ein paar Schritte auf die Häuser zu.

    Octavus ging zu Decius und fing an ihm zu erklären:" Wir haben vor einigen Wochen Nachricht von unserer Mutter bekommen. Unser Vater wurde von Totenbeschwörern entführt und getötet. Wir beide wurden damals ausgesandt um uns um einen Totenbeschwörerhaufen zu kümmern der ,in einer Kapelle nicht weit von hier, seinen Stützpunkt aufgezogen hatte. Als wir dort ankamen wurden wir von einigen Zombies begrüsst unter denen auch unser Vater war......Arcturus hat ihn getötet und wir sind wieder gegangen." Er blickte kurz zu seinem Bruder und sprach dabei aber weiter:" Er kommt darüber nicht hinweg und ich ehrlich gesagt auch nicht aber wir werden es diesem Dreckspack schon zeigen. Wer sich mit den Gebrüder Erune anlegt ist so gut wie tot." Decius sah ihn an und war sprachlos. Octavus sagte nur:"Sag einfach nichts und lass uns weitergehen.Je eher wir die Scheisse hinter uns haben desto besser."

    Die Drei gingen weiter und kamen nicht lange danach bei der Holznarben-Senke an. Sie betraten die Höhle ,und mussten alle drei erst gegen einen unfassbar starken Brechreiz ankämpfen, als sie zum ersten mal den Geruch der Höhle in der Nase hatten. Decius schaffte es nicht es zu unterdrücken und übergab sich, während Arcturus, mit der Hand vorm Mund und tränenden Augen, zu Octavus sagte:"Verdammt ich kann fast nicht atmen, hier unten stinkts ja schlimmer als in den Abwasserkanälen der Kaiserstadt." Octavus erwiderte:"Ich will gar nicht wissen wie viele Leichen hier unten liegen.Dem Verwesungsgestank zu urteilen müssen es hunderte sein.Lasst uns weitergehen."

    Die drei banden sich Tücher vor die Münder und gingen tiefer in die Höhle hinab. Sie schlichen leise durch das Halbdunkel, und hin und wieder war das Tropfen von Wasser auf Stein zu hören, ansonsten war es totenstill. Ein leises Knirschen zerschnitt die Stille und alle drei blieben wie angewurzelt stehen. Arcturus horchte ins dunkel als er etwas pfeifen hörte und Octavus urplötzlich sein Schild hochriss und vor seinen Bruder hielt.Eine hundertstel Sekunde später zitterte ein Pfeil im Schild und ein hässliches Kreischen war aus dem Dunkel zu vernehmen. "LICHT" brüllte Octavus und schon kamen zwei Skelette aus dem dunkel gerannt, der eine mit einem Zweihänder, das andere mit einem Schild und einem Streitkolben. Decius entzündete eine Fackel, und erblickte ein drittes Skelett im Hintergrund, das wohl für den Pfeil verantwortlich war, den es trug einen Bogen den es gerade neu spannte. Decius liess die Fackel fallen, zog seinen eigenen Bogen und schrie:"ACHTUNG".

    Octavus hatte das Skelett mit dem Streitkolben erwischt und hämmerte mit dem Schwert auf dessen Schild ein, konnte aber keine Deckungslücken treffen, und so wogte der Kampf zwischen den beiden hin und her ohne das sich einer sonderlich hervortun konnte. Arcturus hatte im moment ganz andere Probleme. Eigentlich wollte er das Skelett mit dem Zweihänder mit einem Feuerball begrüßen aber das Bogenschützen-Skelett lies ihm keine Zeit dazu. Gerade als er die Hand vom Griff seiner Axt nahm um dem Skelett seinen Zauber entgegenzuschleudern wurde sie ihm nach hinten weggerissen und er musste sich unter einem Schlag des anderen Gerippes hinwegducken. Dabei erblickte er seine linke Hand und sah entgeistert das ihm der kleine Finger Fehlte. Der Pfeil hatte ihm den Finger abgerissen aus dessen Stumpf jetzt munter das Blut herausschoss. Er realisierte die Schmerzen nicht und kam wieder auf die Beine. Mit einem Schrei hob er die Axt weit über seinen Kopf und liess sie auf den Schädel des Skeletts krachen, der mit einem lauten Knall in tausend teile zerbarst, woraufhin das Gerippe einfach umkippte und das Skelett mit dem Streitkolben sich einfach in Luft auflöste.

    Octavus der jetzt freie Bahn hatte stürmte zu dem letzten Skelett und hieb mit einem gezielten Schlag die Wirbelsäule des Untoten entzwei, woraufhin auch dieses zusammenbrach. Der Kampf war Schneller vorbei als sie dachten und jetzt erst fuhren die Schmerzen mit voller Kraft in Arcturus Hand und er liess einen Schrei fahren so das die anderen beiden zusammenzuckten. "Was ist?" rief sein Bruder und rannte zu ihm während sein Bruder in die Knie ging und sich die Hand hielt. "Das Gottverdammte Mistvieh hat mir den Finger weggerissen!" sagte Arcturus der vor Schmerzen ächzte.
    Decius und Octavus schauten sich eine weile um konnten den Finger aber nicht finden und so ballte Arcturus seine Hand zur Faust und sie glühte weiß auf. Innerhalb von Sekunden war der Stumpf mit Haut zugewachsen und sah so aus als wäre es eine alte Kriegswunde. Es dauerte nicht lange und die drei konnten weitergehen.

    Es gab nicht mehr wirklich viele Probleme in den Gängen, aber als sie endlich in die große Haupthöhle kamen stockte ihnen der Atem. In dem Großen Raum waren ungefähr ein Dutzend Käfige aufgehängt in denen überall Zombies jaulten und stöhnten. Am Boden gingen einige Totenbeschwörer ihrer Arbeit nach und weiter hinten an einem Altar stand ein hochgewachsener Mann der im Gegensatz zu allen anderen Menschen im Raum keine Kappe trug und barhäuptig wie er war gerade ein par Formeln vor sich hinmurmelte. Plötzlich jedoch drehte er sich herum und schaute genau in ihre Richtung. Ein paar Kehlige Laute brachen aus seiner Kehle hervor und alle Totenbeschwörer starrten wie gebannt in die Richtung der drei Legionäre. Auf einmal kam Bewegung in die Bude und die ganze Necromanten-Schar rannte in eine Ecke des raumes in der ein Loch in der Wand war. Der Hochgewachsene zog zwei Hebel und lief mit einem hässlichem Grinsen ebenfalls durch das Loch, das sich kaum das er es durchschritten hatte hinter ihm schloss.

    Durch den zweiten Hebelzug hatten sich die Käfige mit den Zombies geöffnet und alle kamen jetzt heraus und wankten den Kaiserlichen entgegen. Die zogen ihre Waffen und gingen in Verteidigungstellung. Sie waren fünf zu eins unterlegen und hatten eigentlich keine Chance.
    Aber trotz allem griffen sie an und es wurde ein heilloses Gemetzel. Decius erkannte nach einer weile wenn sie da eigentlich abschlachteten, es waren die Bewohner von Cropsford die er früher kannte und jetzt nur noch als Untote ihr dasein fristeten. Er entdeckte zu spät das Schwert das auf ihn zugeflogen kam und die Sicht auf seinem rechtem Auge trübte sich auf einmal.während er zu Boden stürzte. Octavus sah das Decius fiel und rannte zu ihm. Er hatte einen langen hässlichen Schnitt der sich von über dem rechten Auge bis runter auf die Backe zog. Das rechte Auge war weg und Octavus starrte in ein blutiges Loch. Er schrie nach seinem Bruder Arcturus der sich umdrehte und zu ihnen herüberschaute. Als er jedoch seinen Bruder Octavus erblickte vergass er die Zombies und das Kämpfen völlig.

    Wie in Zeitlupe näherte sich ein Schwert dem Hals seinen Bruders und er schrie:" OCTAVUUUUUUUS".......doch es war zu spät. Sein Bruder drehte sich um und sah seinen Bezwinger, es war der Hüne von vorhin der mit einem Schwert auf ihn einschlug. Octavus Kopf trennte sich von seinen Schultern und landete genau vor Arcturus Füssen. Der Gesichtsausdruck von Octavus enthielt keinerlei Schmerz sondern nur Überraschung und Verblüfftheit. Arcturus wurde es rot vor Augen und er spürte nicht mehr was er tat und realisierte es auch nicht mehr er kämpfte sich zu Decius und tötete alles was ihm vor seine Axt kam. Als er ihn erreichte riss er den Bewusstlosen auf die Füße und hob ihn auf seine Schulter, er rannte was er konnte, und er rannte immer weiter, aus der Höhle heraus, durch Cropsford hindurch, bis auf die Gelbe Straße bis er schließlich vor Erschöpfung einfach umkippte, und mitten auf der Straße liegen blieb.

    Es dämmerte schon und es wurde langsam kühl als Arcturus wieder zu sich kam. Decius lag noch genau so neben ihm wie zuvor und stöhnte gerade leise als er versuchte sich aufzurichten es aber nicht schaffte und wieder zu Boden fiel. "Bleib liegen" Flüsterte Arcturus ihm zu "Was ist passiert" fragte Decius mit schwacher Stimme. Arcturus lag einfach nur da..."Octavus" flüsterte er. "Was ist mit ihm ?" erwiederte der Scout zitternd da es langsam wirklich kalt wurde."Er...er..ist .....tot"gab Arcturus zurück und in diesem Moment fing er an zu weinen und dir Tränen liefen im durch das Gesicht in seine schwarzen Haare. Er schluchzte und hörte lange Zeit nicht auf zu weinen bis Decius zu ihm rüberkroch und ihm die Hand auf den Arm legte. Im Dämmerlicht konnte Arcturus sehen das auch ihm Tränen auf den Wangen glänzten. "Wir müssen hier weg, wir dürfen nicht hier bleiben, wir müssen dem Erzmagier bescheid geben." "SCHEISS AUF DEN VERDAMMTEN ERZMAGIER DECIUS MEIN BRUDER IST TOT" Arcturus sprang auf und stiess Decius von sich weg. "Denkst du vielleicht das es mich jetzt noch interessiert was mit der Erzmagier ist?Oder der Gottverdammten Magiergilde?Geh doch zu deiner Legion ich werde desertieren. Die Legion hat mir meinen Vater genommen und jetzt auch noch meinen Bruder.Geh Decius werde glücklich aber ich mache das ich von hier wegkomme." Arcturus rannte nach Cropsford und zog im Laufen seine Handschuhe und seine Kappe aus die er achtlos ins Grass warf. Als er bei den Pferden angekommen war schwang er sich auf sein eigenes und preschte davon.

    Decius sah seinem Freund hinterher. Langsam stand er auf und ging nach Cropsford unterwegs nahm er die Handschuhe und die Kappe von seinem ehemaligem Freund mit und sammelte auch Octavus Pferd ein das er an der Seite mitführte während er mit seinem eigenen in Richtung der Kaiserstadt ritt.
    Geändert von KingPaddy (31.07.2012 um 19:10 Uhr)

  13. #273

    Umland von Cheydinhal

    Sie verbrachte die nächsten Tage in Mordans Haus, wobei sie gelegentlich Ausflüge nach Cheydinhal unternahm. Das Leben dort normalisierte sich zusehends, und langsam kamen auch wieder die ersten Händler mit frischen Wahren in die Stadt. Die organisierte Kriminalität kam ebenfalls wieder aus ihren Löchern gekrochen, allerdings konnte sie über ihre Kontakte dort nicht herausfinden, ob Feryn hier gewesen war. Dafür bekam sie mit, dass ihr Gerücht gefruchtet hatte, jeder erzählte jetzt von dem strahlendem Held, der das Tor geschlossen hatte. Die Geschichte hatte noch die eine oder andere Ausschmückung erhalten, aber im wesentlichen entsprach es noch der Version, die sie der Wache erzählt hatte.

    Dreveni hasste es zu warten, aber sie war praktisch zur Untätigkeit verdammt, da ihr Arm noch ein paar Tage brauchen würde, um richtig zu Heilen. Sie hatte versuchsweise ein paar Mal mit ihrem Bogen geschossen, und es ging sogar, aber eben nur ein paar Mal, dann waren die Schmerzen in dem Arm wieder zu stark. Frustriert ging sie mit dem Bogen wieder nach drinnen und ließ ihn achtlos im Eingangsbereich fallen. Mit einem genervtem Seufzen ließ sie sich auf einen Sessel im Wohnzimmer fallen und starrte durch das Fenster nach draußen. Sie hatte gerade auch absolut nichts zu tun, nichts dass sie endlich wieder von Feryn ablenken würde. Sie konnte nicht verhindern, dass ihre Gedanken immer wieder zu ihm abschweiften, und das frustrierte sie noch viel mehr, als ihr gebrochener Arm. Sie konnte guten Gewissens von sich behaupten, die letzten drei, oder waren es schon fünf?, Jahre nicht mehr an ihn gedacht zu haben, jedenfalls nicht ohne dass sie es wollte, was vielleicht auch etwas damit zu tun hatte, dass sie meistens beschäftigt gewesen war, und bei ihrem Beruf konnte man es sich nicht leisten, abgelenkt zu sein.
    Natürlich war sie in den letzten Tagen an dem Ort gewesen, den er in seiner Nachricht beschrieben hatte, aber sie hatte nichts gefunden. Er konnte nie hier angekommen sein, er konnte hier gewesen sein und die Nachricht war verschwunden, sie wusste es nicht. Ungewissheit konnte sie auch nur schwer ertragen. Sie war auch weiter um Cheydinhal unterwegs gewesen, auch wenn das wirklich wie die Suche nach einer Nadel im Heuhaufen war, und weit entfernt von planvoll.

    Plötzlich hörte sie, wie ein Schlüssel in der Haustür gedreht wurde. Mit einem Satz war sie auf den Beinen, im Vorraum und hob den Bogen auf, um ihn auf die Kommode zu legen. Da hatte er zwar auch nichts verloren, aber das war immerhin noch besser als auf dem Boden. Mordan war da etwas eigen, und außer ihm hatte niemand einen Schlüssel zum Haus. Im stillen war sie dankbar für ihre guten Reflexe, aber sie wohnte ja auch schon lange genug mit Mordan unter einem Dach. Der Rest des Hauses war aufgeräumt, sie hatte ja sonst nichts zu tun gehabt. Als sie den Bogen gerade auf die Kommode gelegt hatte, hatte Mordan die Tür vollständig geöffnet, sein Gepäck abgelegt und sie umarmten sich kurz und herzlich.
    "Ich hatte nicht erwartet, dich hier zu sehen.", sagte er zu Dreveni. "Wohin ist das Tor verschwunden?"
    "Das ist eine lange Geschichte...", sagte Dreveni nur fürs erste, sie musste erst einmal überlegen, ob und wie sie von Arranges erzählte, und welche Teile sie besser auslassen würde.
    Sie setzten sich an den Esstisch, nachdem sie etwas zu Essen und eine Flasche Wein aus der Küche geholt hatten, und Dreveni erzählte, was sich in den letzten Tagen hier ereignet hatte. Sie entschied sich dazu, nichts auszulassen, wie sie Arranges und Erynn vor dem Tor getroffen hatten, wie sie schließlich zusammen die Ebenen Oblivions betreten hatten, wie Arranges den Pfeil des Dremora "gefangen" hatte, wie sie selbst von dem Xivilai fast erschlagen worden wäre und das Tor schließlich geschlossen worden war. Sie verschwieg auch nicht, dass Arranges und Erynn hier im Haus gewesen waren, sie hatten immerhin Dreveni das Leben gerettet. "Auch wenn ich nach wie vor nicht weiß, warum, und es reichlich dämlich von ihnen fand, aus ihrer Perspektive gesehen, aber ich konnte sie danach nicht mehr umbringen. Davon abgesehen wäre ich dazu eh nicht mehr in der Lage gewesen.", endete sie schließlich. Bei ihren letzten Sätzen hatte Mordan sie leicht amüsiert angesehen, auch wenn ihn der Rest sichtlich erschreckt hatte. "Ach ja, du solltest über einen Wachhund nachdenken, hier waren Diebe. Arranges hat ihn leider verkohlt, sonst hätte ich ihn zurückgeschickt." Mordan wusste schon genau, wie sie das meinte, hatte er ihr doch diese ganzen Methoden beigebracht.
    "Das hätte ich nicht unbedingt von dir erwartet.", sagte er schließlich, in einem Tonfall, der nur schwer zu deuten war.
    "Ich hätte ihn ja auch wirklich gern getötet, aber er hat mich gerettet, und wie gesagt, es ging leider nicht, mit einem gebrochenem Arm gegen zwei..."
    "Das meinte ich nicht, das war schon in Ordnung. Ich meinte, dass du einfach in das Obliviontor gegangen bist."
    "Wir wohnen hier? Hätte das Tor hier bleiben sollen?"
    "Wir hätten umziehen können. Und ich dachte immer, es gäbe nichts, dass dir wichtig wäre.", sagte er lächelnd und dabei leicht provozierend.
    Normalerweise unterhielt sich Dreveni gern mit Mordan, aber das Gespräch ging langsam in eine Richtung, die ihr überhaupt nicht zusagte. Mordan wusste immer noch nicht, von wem der Brief war, oder warum sie überhaupt nach Cheydinhal gekommen war. Wenn er erfahren würde, dass sie versuchte, Feryn einzuholen, würde er sich denken können, dass damals nicht alles ganz so gelaufen war, wie sie ihm erzählt hatte. Außer er würde ihr abnehmen, dass sie ihn jetzt töten wollte, vollenden, was sie damals nicht geschafft hatte, aber sie wusste, sie würde Mordan nicht erfolgreich anlügen können bei dieser Sache.
    "Du bist mir wichtig. Und ja, vielleicht auch Cheydinhal. Rein geschäftlich gesehen.", antwortete sie halbherzig. Danach sah sie Mordan in die Augen und überlegte kurz, ihm doch alles zu erzählen. Sie hatte nie Geheimnisse vor ihm gehabt, jedenfalls nicht bei wichtigen Dingen. Und das war, zumindest damals, ziemlich wichtig gewesen. Sie atmete tief durch, und fragte: "Und wo warst du die letzten Tage?" Etwas besseres war ihr nicht eingefallen, und sie brachte es einfach nicht übers Herz. Mordan wäre entweder ziemlich wütend oder maßlos enttäuscht, wahrscheinlich beides. Nein, wäre er vermutlich gar nicht. In Wahrheit schämte sie sich für ihr Verhalten damals ziemlich. Mordan hatte die Tage in der Kaiserstadt verbracht, bis die Nachricht vom Verschwinden des Tores den Weg dorthin gefunden hatte. Arbeit gab es dort ebenfalls genug, und in etwa einer Woche sollte Drevenis Arm komplett geheilt sein.

    Am späten Nachmittag hielt es Dreveni schließlich nicht mehr im Haus aus, und ging eine Runde spazieren. Sie nahm nur den Dolch mit, gegen wilde Tiere konnte sie sich im Moment eh besser mit Magie wehren. Sie ging eine Weile ziellos durch die Gegend, und als es anfing zu dämmern hatten sie ihre Schritte wieder zu dem Ort gelenkt, den Feryn ihr beschrieben hatte. Es war eine Stelle am Ufer des Reed, südlich von Harlunswacht, und eigentlich nicht besonders auffällig. Hier hatten sie damals für ein paar Tage ihr Lager aufgeschlagen. Nachdem sie nicht mit einem Hinterhalt oder sonstigem rechnete, bewegte sie sich nicht absichtlich leise, auch wenn sie keinen Lärm machte, ihr Gang war auch sonst eher leicht und geschmeidig. Sie hörte natürlich auf ihre Umgebung, konnte aber außer dem Rauschen der Blätter nichts hören.
    Umso überraschter war sie deshalb, als plötzlich jemand von hinten seinen Arm um ihren Hals legte und ihr mit der anderen Hand den Mund zuhielt. Sie hielt in solchen Situationen ohnehin nicht viel davon, zu schreien, und wollte dem Angreifer gerade in die Hand beißen und mit ihren Händen nach dem Dolch greifen, als sie eine Stimme an ihrem Ohr hörte: "Ich wusste dass du kommst." Bei deren Klang erstarrte Dreveni. Sie kannte sie nur zu gut. Inzwischen hatte er die Hand vor ihrem Mund weggenommen, so dass sie ansetzen konnte, zu antworten: "Dein Glück dass dein Plan..." weiter kam sie nicht, Feryn hatte sie zu sich herumgedreht, sie an den Schultern genommen und ehe sie noch wusste, wie ihr geschah, küsste er sie. Zuerst war zu perplex, um sich zu wehren, dann merkte sie, wie sie ihn eigentlich vermisst hatte. Seine Nähe, seinen Geruch, diese Vertrautheit.. Ja, vertrauen, da schaltete sich endlich ihre Vernunft wieder ein, und sie stieß ihn kräftig von sich, zog den Dolch und hielt ihn Feryn unter die Nase: "Du hättest mich elendig verrecken lassen.", schrie sie ihm wütend entgegen.
    Feryns Blick ging zu dem Dolch, der leicht aber unübersehbar in ihrer Hand zitterte, und zurück zu ihren Augen: "Und ich dachte du hättest es verstanden, ich brauchte den Vorsprung und du kanntest meine Prioritäten." Seine Stimme war dabei leise geblieben, und er hatte wieder dieses Lächeln um den Mund.
    Dreveni schüttelte nur stumm und fassungslos den Kopf. Wie konnte er jetzt so selbstgerecht hier stehen, und verlangen, dass sie dafür Verständnis haben sollte?
    "Wenn es nach dir gegangen wäre, wäre ich bei lebendigem Leibe in diesem Haus verbrannt, nur um eine Horde Bauern und ein paar Legionäre glauben zu lassen, sie hätten dich erwischt?"
    "Es ging nie darum, meine Haut zu retten. "
    "Aber darum geht es dir jetzt, oder?" Dreveni war in diesem Moment nicht halb so selbstsicher, wie sie es gern gewesen wäre, sie spürte ihr Herz rasen und steckte den Dolch weg, um statt dessen die Arme zu verschränken, um das Zittern ihrer Hände zu verbergen.
    Er kommentierte das ganze mit: "Du hast dich überhaupt nicht verändert. Hast du dir jemals überlegt, wie viel einfacher alles für dich gekommen wäre, hättest du mich einfach getötet?"
    Da reichte es Dreveni, sie holte mit der rechten Hand aus, ehe sie noch wirklich merkte, was sie tat, und schlug Feryn mit der Flachen Hand ins Gesicht. "Oh doch, ich habe mich verändert. Aber anstatt dich jetzt einfach zu töten, lasse ich dich lieber von den Morag Tong erwischen. Oder alternativ von der Bruderschaft, ich nehme an du weißt, was es mit dem verlassenem Haus in Cheydinhal auf sich hat? Denen ist es egal, ob du unehrenhaft aus der Gilde entlassen wurdest und von ihnen gesucht wirst, einmal Morag Tong, immer Morag Tong. Was hast du eigentlich getan?" Während sie geredet hatte, hatte sie ihn gemustert. Er sah auch fast noch genauso aus wie vor zehn Jahren, was für einen Mer auch keine Zeit ist. Ihr kam die Zeit nur so lange vor, da sie in Cyrodiil im Rhythmus der kurzlebigen Menschen lebten, die regelrecht durchs Leben hetzen mussten. Feryn verzog keine Miene, obwohl sie ihn ziemlich fest geschlagen hatte.
    "Ich brauche deine Hilfe.", sagte er nur, wobei er ihr direkt in die Augen sah. Noch war es hell genug, dass sie seine Gesichtszüge erkennen konnte. Scheiße. Dreveni wusste im Moment wirklich nicht, was sie tun sollte. Aus ihrer Sicht hatte es Feryn mehr als verdient, zu sterben, und es ärgerte sie, dass sie es wieder nicht über sich brachte, davon abgesehen dass nicht sicher war, wer gewinnen würde, würde sie sich offen mit ihm anlegen. Sie bemühte sich, Feryn nicht in die Augen zu sehen, da sie fürchtete, sich anders zu entscheiden und antwortete nur: "Vergiss es." Sie wunderte sich selbst, wie abweisend und kalt ihre Stimme klang, obwohl sie sich gar nicht so fühlte. Konnten sie nicht einfach alles vergessen, was damals gewesen war, und von vorn beginnen?
    Feryn ignorierte ihre Antwort, und sprach weiter: "Ich kann hier nicht länger bleiben, aber ich werde dir eine Nachricht zukommen lassen in den nächsten Tagen, jetzt weiß ich ja wie ich dich finden kann. Mehr kann ich dir jetzt nicht sagen, auch nicht was ich getan habe." Danach lächelte er Dreveni noch einmal an, drehte sich um und ging. Er musste sich unsichtbar gemacht haben, denn sobald er den schlammigen Boden am Ufer verlassen hatte, konnte sie ihn nicht mehr sehen. "Für wen bei allen Daedra hältst du dich eigentlich?" war alles was sie ihm noch wütend nachrief, bevor sie sich erschöpft auf einen großen Stein fallen ließ.

  14. #274

    Vvardenfell-Distrikt, Westspalte, Heerlager am Aschlandpass

    Tarrior war beinahe fünf bis sechs Stunden unterwegs, als er sich endlich dem Pass zum Aschland näherte. Inzwischen war es später Nachmittag und die Sonne war weit über den Horizont gezogen. Das Land stieg vor ihm an. Nur eine hohe Hügelkette trennte die Westspalte vom Aschland und somit vom Tod durch die daedrischen Horden. Glücklicherweise stiegen die Klippen nach oben hin steil genug an und waren mit schartigen Felsen übersät. So musste eine Armee in jedem Fall den Pass benutzen. Sollte Mar Gaan fallen, würde man die Dämonen am schmalen Durchgang vor ihm hoffentlich aufhalten können. Als er nun den ansteigenden Weg zum Pass erreicht hatte und die Umgebung zusehends öd und trostlos wirkte, sah er links der Straße ein riesiges Feldlager. Die gesamte Fläche neben der Straße war mit Zelten bedeckt. Es wirkte, als hätte man einen riesigen Baldachin über die Wiesen gespannt. Umgehend kamen einige gerüstete Männer auf ihn zu. Die Machart ihrer Knochenrüstungen wiesen sie als Soldaten des Hauses Redoran aus. „Was wollt ihr hier?“: fragte einer der Männer barsch. Da sie alle einen Vollhelm trugen, konnte er nicht verorten, von wem die Stimme kam. „Was ist dies hier?“: stellte Tarrior eine andere Frage statt zu antworten. „Dies hier ist unser Lager. Wir bewachen den Pass zum Aschland. Wenn ihr hier seid, um euch uns anzuschließen dann meldet euch bei Artem Wengert. Er ist für die Freiwilligen zuständig. Ihr findet ihn im Rüstungszelt im Zentrum des Lagers. Ansonsten verschwindet. Wir brauchen hier keine Leute, die uns die Zeit stehlen“: erklärte einer der Soldaten unfreundlich, bevor sie sich abwandten und zum Pass hinüber gingen. „Verdammtes redoranisches Pack“: zischte der Dunmer in Gedanken und ging ins Lager. Er wollte lieber nicht gleich herum erzählen, dass er nach Mar Gaan wolle, wer wusste schon, wie die Soldaten reagieren würden. War der Pass für Reisende gesperrt, und das war er mit Sicherheit, machte er sie mit so einer Bemerkung nur aufmerksam. Man würde ihn unter Beobachtung halten und ein heimliches Überwinden wäre schon schwieriger. Womöglich war es wirklich besser, wenn er sich zunächst im Lager umhörte.

    Als er sich vom Felsengrat in die klaustrophobische Enge des gewaltig ausgedehnten Heerlagers hinab begab, strömten ihm umgehend alle möglichen Leute und Rassen, angefangen bei Dunmern bis hin zu Bretonen, entgegen. Als wären Zelte und Personen nicht genug, zeigte auch der unverwechselbare Geruch nach Kot, Schweiß und Urin, dass hier viele Menschen und Mer auf engstem Raum beieinander lebten. Der Duft verstärkte die Gefühle starker Beklemmung nochmals, die Tarrior sowieso schon längst empfand. Er brauchte unbedingt etwas Orientierung und da kam ihm ein großes offenes Zelt, unter dessen Vordach eine ganze Meute auf hölzernen Banken an einfachen Tischen saß, gerade Recht. Es musste eine Art Verpflegungszelt sein, denn viele Gerüstete aßen dort zu Mittag. In dem ganzen Gedränge aus Rüstungen und einfachen oder schäbigen Kleidern stach ein Dunkelelf in scharlachroter, samtener Kleidung deutlich heraus, der scheinbar mit Adleraugen über die Essensausgabe wachte und sich immer wieder Notizen auf einem Pergament auf seinem Schoß machte. Wie Tarrior beim Näherkommen erkennen konnte, hatte er sich die feine Kleidung bereits mit mehreren größeren und kleineren Tintentropfen besprenkelt. Der Mann schien offenkundig in einer herausgehobenen Position zu sein. Wenn jemand einen Plan von diesem Chaos besaß, dann war es wohl dieser.

    Er kämpfte sich daher durch die Massen der Tischgänger, die hungrig an der Ausgabe standen und auf ihr Essen warteten oder sich bereits gesättigt nach draußen drängen wollten. Nach einigen Rempeleien, bei denen Tarrior darauf achtete, niemandem das Essen aus der Hand zu schlagen, denn dies hätte gewiss einen gewaltigen Streit bedeutet, schlüpfte er zwischen zwei letzten Dunmern hindurch und stand dem Dunkelelfen im roten Hemd nun gegenüber. Dieser war von seiner Arbeit derart gefangen, dass er den Neuankömmling gar nicht bemerkte. Erst als Tarrior noch einen Schritt vortrat und ihm somit im Licht stand, schaute der Mann auf. „Was wollt ihr? Ich habe zu tun. Geht mir bitte aus dem Licht“: fragte er leicht genervt, aber nicht unfreundlich. Er tat einen Schritt zur Seite, was der Mann als Anlass nahm, um weitere Notizen zu machen. „Ich hatte gehofft sie könnten mir weiterhelfen“: offenbarte der Krieger sein Anliegen. Zunächst schrieb sein Gegenüber für einige Augenblicke ungerührt weiter und besah noch einmal das frisch Geschriebene. Als er zufrieden schien, seufzte er und steckte die Feder zurück in ein Tintenfass, das ziemlich am Rand der Essensausgabe stand.

    „Wie kann ich ihnen dienen?“: wollte er nun wissen und sah ihn mit einem geschäftig-gehetzten Blick an. „Ich bin gerade angekommen und hoffte, dass ihr mir etwas über dieses Lager erzählen könntet“: bat der Dunmer. Der Mann legte den Kopf schief und schüttelte den Kopf. „Ich habe leider keine Zeit euch ausführliche Auskunft über diesen organisatorischen Schweinestall zu erteilen. Redet mit Autem Wengert dem Proviantmeister. Er hat bestimmt Zeit für euch. Bei dieser Gelegenheit könnt ihr das gleich für ihn mitnehmen“: lehnte er die Bitte ab und verwies an jemand anderen. Beim letzten Satz hielt er ihm das, gerade beschriebene, Pergament hin. Tarrior verdrehte die Augen. „Warum kann es nicht einmal einfach sein?“: fragte er sich in Gedanken, fragte aber laut: „Meint ihr nicht Artem Wengert?“ Der Mann musterte ihn einen kurzen Moment. „Nein das ist sein Bruder, dieser nichtsnutzige Ausrüstungswart. Gebt diese Notiz nur Autem, denn auf seinen Bruder ist kein Verlass. Es ist mein Bericht über den derzeitigen Vorratsstand hier an der Essensausgabe Eins. Er ist sehr wichtig für die Planung. Ich achte zwar wie ein Adler darauf, dass niemand mehr als zwei Kellen Salzreis und eine Kelle Fleischtunke auf den Teller bekommt, aber manchmal schafft es dann doch einer noch ein bisschen mehr zu erbetteln. Ohne Ordnung, Verwaltung und Rationierung geht hier alles vor die Hunde. Stellt euch vor, die Leute bekommen irgendwann nichts mehr zu essen. Und wenn dieser Bericht verloren geht, stehen wir hier kurz vor dem Chaos! Diesem Artem ist nicht zu trauen. Wenn ich die Essensausgabe durchführen würde, wie er seine Waffen und Rüstungen verteilt, würde jeder Soldat soviel kriegen, wie er will und morgen sind die Vorräte schon aufgebraucht. Also gebt die Liste nur an Autem, nur an Autem weiter!“: hämmerte ihm der Mann mit dem roten Hemd als Antwort ein.

    Tarrior konnte sich die Probleme bei der Organisation und Versorgung dieser, scheinbar bunt zusammen gewürfelten, Armee gut vorstellen, doch fand er es übertrieben, bei ein bisschen mehr Fleisch auf dem Teller gleich von Ansätzen von Chaos zu sprechen. Vermutlich war die Gemütslage im Lager wegen der latenten Bedrohung angespannt und gereizt und vermutlich konnte dieser Mann den Rüstungswart nicht leiden. Er zuckte innerlich mit den Schultern und nahm die Papiere entgegen. „Ich bringe es hin“: versicherte Tarrior und wollte sich zum Gehen wenden. „Nur an Autem. Vergesst das nicht! Nur an Autem!“: rief der Beamte ihm hinterher. Der Dunmer hob nur lustlos die Hand zum Abschied, ohne sich noch einmal umzudrehen und ging einfach weg. Er ließ das Verpflegungszelt hinter sich und tauchte aus der Beengtheit der Essensausgabe wieder in das Gewusel des Lagers ein und musste schnell zur Seite springen. Eine voll gerüstete Gruppe von Legionären marschierte gerade in einer Kolonne zwischen den Zelten hindurch und beanspruchte sämtlichen Platz für sich. Er sah den Männern einen Moment nach. In der Truppe dominierten neben Kaiserlichen vor allem Dunmer und versuchten sich mit ihren Turmschilden nicht in die Quere zu kommen. Tarrior schüttelte den Kopf. Wenn erst einmal die Xivilai aus den Daedra-Horden hervorbrächen, dann würde jede Formation von ihnen gesprengt. Er wusste noch von seinem damaligen Auftrag in den Ebenen von Oblivion um die gewaltige Kraft dieser Kreaturen. Sie konnten einen schweren Kriegshammer oder eine Kriegsaxt und wahrscheinlich auch einen Zweihänder ganz bequem mit einer Hand halten und schwingen. Träfe ein solcher Schlag einen Schildwall würden die Legionäre gewiss von den Füßen gefegt. Tarrior schätzte die fortschrittliche kaiserliche Disziplin, Formation und Taktik, doch in diesem Fall halfen sie wenig, denn die meisten Daedra kämpften wie Bestien und nicht wie Menschen und dies mit weit übermenschlichen Kräften.

    Er versuchte sich vorzustellen, wie sich einer dieser Legionäre gegen einen Daedroth schlagen würde. Das krokodilähnliche Monstrum würde mit seinen scharfen Klauen diese Schilde im Handumdrehen zerreißen und dann damit beginnen das empfindliche Fleisch der Soldaten aus den Rüstungen zu schälen oder ihnen mit den messerscharfen Zähnen den Kopf abzubeißen. Er schüttelte den Kopf. Solange sie kämpften, würden die Daedra weder Balmora oder Caldera noch seine Plantage angreifen können, daher war er dankbar für ihr Opfer. Inzwischen bogen die Soldaten um ein Zelt herum und verschwanden aus seinem Sichtfeld. Er bewegte sich nun wieder freier durch das Lager. Die Gerüsteten hatte eine Gasse in der sonst durchwuselten Menge freigelegt, die er jetzt benutzte, bevor sie sich erneut mit Leuten füllte.

    Das scharlachrote Rüstungszelt erkannte er schon auf Entfernung an seiner Höhe und der weiten Ausdehnung. Im Näherkommen sah er, dass man es zusätzlich noch mit einem einfachen Zaun umgeben hatte. Wachen des Hauses Redoran sowie des Hauses Hlaalu und Legionäre patrouillierten abwechselnd um das Zelt herum und stellten fast schon symbolisch die hier handelnde Verteidigungskoalition dar. Er trat an den Zaun heran und wurde von einem Kaiserlichen in Legionsrüstung aufgehalten. „Wo möchtet ihr hin?“: fragte er kurz. „Zu Autem Wengert dem Proviantmeister und danach zu seinem Bruder Artem dem Rüstwart“: gab er an. Der Mann nickte. „Geht ins Zelt hinein. Im linken Flügel findet ihr den Proviantmeister. Seinen Bruder findet ihr im rechten Flügel. Der Zutritt zum inneren Zelt ist untersagt“: ließ er ihn passieren. Die Sicherheitsvorkehrungen waren verständlich, denn schließlich sollte sich nicht jeder an den Waffen und Vorräten frei bedienen. Außerdem liefen sie in diesem Lager Gefahr Opfer von feindlichen Sabotageakten zu werden. Noch immer konnte die Mythische Morgenröte mit ihren Agenten überall lauern. Tarrior schob sich an dem Wächter vorbei, passierte den kleinen Grünstreifen um das Zelt herum und trat dann ein. Der erste Innenraum des Zeltes war mehr eine Art Gang von dem, durch Planen abgetrennt, drei Durchgänge abgingen. Je einer auf beiden Seiten und dann noch einer direkt gerade aus. Zunächst wählte er den linken Durchgang, denn hier sollte er ja den Bericht abgeben.

    Nach dem eher schmalen Gang bot das Proviantlager einen ziemlich imposanten Anblick und verdeutlichte noch einmal die enorme Größe des Zeltes. Allein der linke Flügel dehnte sich über etliche Meter aus und bot dank hoher Holzmasten auch eine Menge Raum nach oben. Die Sonne schien nur in winzigen Pünktchen durch das karmesinrote Gewebe, dass durch das Licht im Innern einen deutlich helleren Farbton hatte. Da es jedoch recht dunkel war, erhellten einige Öllampen das Lager. Über und Über stapelten sich neben Körben, Transporturnen und Kisten mit Lebensmitteln auch ganz praktische Dinge wie Werkzeug, Zeltplanen, Alchemistische Gerätschaften und Medikamente. In der Luft lag ein starker Geruch nach Salz, der von einigen offenen Fässern herrührte, in denen vermutlich Fisch und Fleisch zum pökeln eingelegt war. In dem ganzen Durcheinander, das, sofern es überhaupt einer Ordnung folgte, nach einem System angeordnet war, das Tarrior nicht durchschaute, bemerkte er den kleinen rundlichen Mann gar nicht, der zwischen Kisten an einem Tisch über einem Wust von Papieren brütete. Dieser bemerkte den Eindringling in seinem Reich der Vorräte hingegen sofort. „Was wünscht ihr?“: schallte es mit einer kräftigen Stimme, die nur von einem Nord stammen konnte, durch das Zelt. Jetzt bemerkte auch Tarrior den vermeintlichen Proviantmeister.

    „Ich bin Tarrior Gildres. Ich wurde in einem der Speisezelte von einem Verwalter gebeten einen Bericht zu euch zu bringen“: erklärte der Dunmer sein Begehr. Der Vorratshüter erhob sich und kam mit langsamen Schritten auf ihn zu. Eine dicke Holzkeule mit einem martialischen Dorn an der Spitze baumelte an dessen Gürtel. „Dann übergebt ihn mir“: forderte ihn der Mann auf, als er direkt vor ihm stand. Tarrior konnte ihm auf den Kopf spucken, wenn er gewollt hätte. Für einen Nord war er ziemlich klein gewachsen. Er übergab die Papiere. Der Proviantmeister faltete sie auf und überflog sie rasch. „Die Rationen müssen deutlich verkleinert werden. Die Leute essen noch zu viel und das obwohl wir hier nur sitzen und ausharren. Das Versorgungsvolumen ist zu hoch“: sprach er mit sich selbst und nahm Tarrior Anwesenheit erst wieder zur Erkenntnis, als er sich endlich vom Bericht löste. „Ist noch etwas?“: fragte er und zerstörte damit die Erwartung des Dunmers auf eine etwaige Entschädigung oder zumindest ein Dankeschön. Nicht das er letzteres unbedingt nötig hatte, aber schließlich wäre eine kleine Anerkenntnis dieses zusätzlichen Aufwandes in seinen Augen nicht verkehrt gewesen. Er schüttelte als Antwort auf die Frage nur den Kopf und wandte sich dann um. Er verließ gerade den linken Flügel, da saß der Nord schon wieder über seinen Unterlagen. Er wandte sich dann als nächstes zum rechten Flügel hin. die beste Chance irgendwie in das Sperrgebiet zu gelangen, sah er mittlerweile darin, sich unter die Freiwilligen zu mischen. Sicherlich gab es irgendwelche Transporte zum belagerten Mar Gaan. Irgendwer würde sie übernehmen müssen. Wenn er es schaffte an einer der Versorgungslieferungen teilzunehmen, dann hatte er den schwierigsten Teil der Reise hinter sich.

  15. #275

    Cheydinhal -> Bravil -> Cheydinhal

    Nach etwa einer halben Stunde ging sie langsam und wie in Trance zurück zum Haus. Erst als sie im Badezimmer vor dem großen Spiegel stand und ihren verbitterten Gesichtsausdruck betrachtete, fiel ihr auf, was sie für ein Glück gehabt hatte, nicht überfallen worden zu sein. Dieses mal hätte sie es erst gemerkt, wenn es zu spät gewesen wäre. Und jetzt konnte sie wieder weiter nichts tun, als zu warten. "Du musst wirklich unglaublich dumm sein.", sagte sie leise zu ihrem Spiegelbild. Sie wusste, dass sie die Sache am besten beenden sollte, wenn sie jemals frei von ihm sein wollte. Sie hatte sich das ganze ohnehin selbst zuzuschreiben, wäre sie damals nicht so weich gewesen wäre Feryn schon längst Geschichte.
    Sie überlegte kurz, ob sie vielleicht doch mit Mordan reden sollte, entschied sich dann aber dagegen. Auch wenn sie ihm vertraute, diskutierte sie ungern solche Probleme mit anderen sondern machte es lieber mit sich allein aus. Außerdem hätte er ihr ohne zweifel angeboten, sich um Feryn zu kümmern, und das wollte sie nicht. Wenn dann muss ich es selbst tun. Es war nicht so dass sie es wollte, aber sie wusste welchen gefährlichen Einfluss er auf sie haben konnte. Jeden anderen ihrer "Freunde" hätte sie ebenfalls ohne mit der Wimper zu zucken umgebracht nach einem derartigem Verrat, ob das jetzt der Kaiserliche aus Skingrad oder S'Dar war. Und bei Feryn sollte es einfach werden, er schien ihr immer noch zu vertrauen, oder eher noch zu denken sie wäre ihm noch genauso hörig wie vor zehn Jahren. Womit er nicht unrecht hat, oder Dreveni?

    Den Rest des Abends verbrachte sie auf ihrem Zimmer, ohne Mordan über den Weg zu laufen. Leider musste sie in der Nähe des Hauses oder zumindest Cheydinhals sein, wenn sie Feryns Spur nicht verlieren wollte. Er würde ihr zweifellos hier irgendwo eine Nachricht hinterlassen.
    Sie musste nicht lange warten, am Abend des übernächsten Tages stand der Argonier wieder vor ihrer Tür. Nachdem sie dem Argonier ein paar Münzen in die Hand gedrückt hatte und ihm mit einem Giftigem Blick bedacht hatte, nahm sie den Brief ohne ein Wort von ihm und ging nach draußen. Ihr war egal ob der Argonier etwas für ihre schlechte Laune konnte, immerhin überbrachte er nur die Nachricht, aber nachdem der wahre Grund gerade nicht greifbar war, mussten es eben andere ausbaden. Es war noch hell genug, um den Brief zu lesen. Feryn war auf dem Weg nach Bravil, und er wollte sie kurz außerhalb der Stadt treffen. Wunderbar, Bravil...

    Als sie wieder ins Haus ging, erntete sie von Mordan nur einen erstaunten Blick. Sie wunderte sich nicht weiter, sie gab sich immerhin keine Mühe, ihre Laune vor irgendjemandem zu verbergen. Er tat ihr fast etwas leid, aber sie würde Mordan alles erklären, wenn sie die Sache ein für alle mal geklärt hatte. Sie hoffte nur ernsthaft, dass sie noch so entschlossen sein würde, wenn sie Feryn wieder gegenüberstand. In ihrem Zimmer zog sie sich um, hier im Haus hatte sie ein Kleid getragen, das war zu unpraktisch für den langen Ritt nach Bravil. Sie kleidete sich in den Overall, zog noch eine Tunika darüber da es nachts relativ kühl wurde, und hängte ihren Mantel über. In einen großen Beutel packte sie ein paar Sachen die ihr nützlich sein konnten, dazu ein paar kleine Glasfläschchen mit Gift sowie ein paar Septime. Als sie die Treppe runterging, lief sie direkt Mordan in die Arme, der sie in ihrem Zimmer anscheinend räumen gehört hatte.
    "Ich muss etwas erledigen.", antwortete sie nur fahrig auf die unausgesprochene Frage in seinem Gesicht.

    Im Stall sattelte sie ihr Pferd, befestigte Bogen und Langschwert am Sattel und machte sich auf nach Bravil. Inzwischen war es fast dunkel geworden, aber das war ihr egal. Sie ritt bis zum nächsten Morgen, als sie von Banditen überfallen wurde. Sie hatte die Brücke südlich der Kaiserstadt noch nicht ganz erreicht, als sie zufällig aus dem Augenwinkel den Bogenschützen im Gebüsch sitzen sah. Das reflektieren seiner leichten Kettenrüstung hatte ihn Verraten.
    Nach einem gut gezieltem Feuerball noch vom Pferd aus rührte er sich nicht mehr. Vielleicht war es ein Nord gewesen, dann konnte er tatsächlich schon tot sein. Der zweite stand inzwischen herausfordernd mit einem Langschwert aus Feinstahl auf der Straße. Dreveni stieg vom Pferd und zog dabei ebenfalls ihr Langschwert aus der Befestigung am Sattel. Vermutlich hatte der Bandit es bis jetzt nicht gesehen, denn auf einmal machte sich ein erstaunter Ausdruck auf seinem Gesicht breit. Nichts desto trotz hob er entschlossen das Schwert und stürmte auf Dreveni zu. Die Dunmer sprach schnell einen Schildzauber, hob ebenfalls ihr Schwert, da hatte der Bandit - vermutlich ein Bretone - sie schon erreicht. Krachend schlug seine Klinge auf die ihre, als sie seinen Schlag blockte. Der gebrochene Arm war anscheinend schon wieder verheilt, jedenfalls registrierte sie nur kurz, dass sie keinen Schmerz in ihrem Arm spürte. Ihr Gegner war gut, aber Dreveni wurde außerdem noch von der Wut auf Feryn und auf die gesamte Situation angetrieben. Nach einem kurzen Schlagabtausch hatte sie ihm das Schwert aus der Hand geschlagen, und bevor der Bretone noch richtig wusste, wie ihm geschah, hatte sie ihm das Schwert durch die Brust gestoßen. Die alte Lederrüstung hatte ihr nicht viel widerstand geboten, und er sah ihr noch einen Moment erschrocken in die Augen, bis er sie nach oben verdrehte und röchelnd zu Boden sank, als Dreveni ihr Schwert zurückzog.
    Eigentlich war das ja nicht unbedingt ihr Stil, überlegte sie sich, als sie ihr Schwert am Umhang des toten Banditen säuberte. Es reichte ihr normalerweise, wenn sie solches Gesindel in die Flucht schlagen konnte, aber die beiden waren ihre jetzt gerade Recht gekommen. "Verflucht." Es wurde wirklich zeit etwas zu unternehmen, bevor sie den letzten Rest ihrer Beherrschung verlor. Sie durchsuchte kurz die beiden Leichen, konnte aber nichts wirklich nützliches finden, außer ein paar Septimen. Pferde konnte sie in der Nähe auch keine sehen. Sie ritt noch weiter über die Brücke und rastete gegen Nachmittag ein paar Stunden.

    Lange nach Mitternacht erreichte sie schließlich Bravil. Im Silberheim am Wasser nahm sie sich ein Zimmer und versuchte etwas Schlaf nachzuholen, Müdigkeit schadete nur ihrer Konzentration, und um die stand es zur Zeit eh nicht zum besten. Als sie nach ein paar Stunden immer noch müde erwachte, war es gerade Nachmittag. Sie wollte noch warten bis es dunkel wurde, bevor sie die Stadt verlassen würde. Sorgfältig präparierte sie den Dolch und ihr Stilett mit Gift, danach versuchte sie sich auf ein Buch zu konzentrieren, dass sie mitgenommen hatte. Es handelte von der Geschichte Morrowinds, aber sie nahm die Sätze kaum auf, die sie las. Dass Dreveni öfter ein Buch dabei hatte, war von einigen ihrer Kollegen schon belächelt worden, aber es ließ sich nicht immer vermeiden, auch mal ein paar Tage warten zu müssen. Und immerhin konnte sie sehr gut lesen, Mordan hatte neben dem Training mit Waffen auch auf Bildung bestanden. Damals hatte sie das gelangweilt, inzwischen war sie ihm dankbar dafür.

    Als es dämmerte verließ sie die Herberge, nur mit dem Dolch am Gürtel und das Stilett unter dem Ärmel ihrer Tunika verborgen. Sie hängte sich den Umhang um, zog die Kapuze tief in die Stirn und wich kurz nach der Brücke zum Stadttor vom Weg ab und ging in den Wald. Kurz hinter der Ayleidenruine Anutwyll wollte sich Feryn mit ihr treffen. Dieses mal war sie vorsichtiger unterwegs, allerdings konnte sie sich nicht unbemerkt anschleichen, wollte sie ihn nicht misstrauisch machen. Mit ihrer Entschlossenheit war es inzwischen auch nicht mehr weit her, als sie hinter sich ein leises knacken hörte. Hätte sie nicht damit gerechnet, wäre es ihr nicht weiter aufgefallen. Schwungvoll drehte sie sich um, und Feryn stand hinter ihr. Noch bevor er ein Wort sagen konnte, war sie es, die ihm dieses Mal um den Hals fiel. "Du hast mir gefehlt", hauchte sie ihm ins Ohr, bevor sie ihn wieder losließ und einen Schritt zurück ging. Der kurze Ausdruck von Erstaunen in seinem Gesicht wandelte sich wieder in seine übliche selbstsichere Überheblichkeit.
    "Es freut mich dass du dich anscheinend auch wieder an die guten Dinge erinnert hast damals, wenn du jetzt gekommen bist.", sagte er leise mit einem lächeln. "Ich dachte schon du hattest vergessen, wie ähnlich wir uns sind.", fuhr er fort, während er er jetzt einen Schritt auf sie zutat und seine Hände auf ihre Schultern legte. In diesem Moment sah Dreveni die ganze Sache so klar wie niemals zuvor. Er hatte sie nicht angelogen, er hatte sie geliebt und tat es vermutlich immer noch, auf seine eigene kranke Weise, genauso wie sie ihn. Und er hatte Recht damit, wie ähnlich sie sich waren. Sie hatte nie einen Mer wie ihn getroffen. Mordan stand sie natürlich auch Nahe, aber er war ganz anderes als Dreveni selbst. Es war faszinierend gewesen, in Feryn jemanden zu treffen, den sie nur anzusehen musste, um zu wissen, was er dachte, und genauso selbst ohne Worte verstanden zu werden. Er hatte sie damals nicht reingelegt - sie hatte sich nur geweigert, es zu sehen. Und genau dass ist der Grund, warum das hier nicht gut enden kann, dachte sie sich bitter.
    "Ja, da hast du recht.", sagte sie schließlich, und legte ihre Arme wieder um seinen Hals. Ein Teil von ihr schien die ganze Szene von außen zu beobachten, und konnte kaum glauben, dass sie Feryn so leicht hereinlegen konnte, als sie sich küssten und Dreveni vorsichtig das Stilett unter ihrem Ärmel hervorzog. Aber genau das war der Punkt. Vertraue keinem Feryn, warum musst du meinen Fehler von früher jetzt wiederholen? Sie umfasste den Griff der Waffe mit der rechten Hand, zögerte einen Sekundenbruchteil, bevor sie ihm in den Rücken stach, dort wo in etwa sein Herz war. Er sah sie nur absolut überrascht an, bevor er zu Boden sank. Nachdem er ein ganzes Stück größer war als Dreveni, konnte sie ihn nicht wirklich halten. Sie sah ihm noch einen Moment in die Augen, und er versuchte, etwas zu sagen, brachte aber keinen Ton heraus. Dann wurden seine Augen starr und sein Kopf sank nach hinten. Mit verschlossenem Gesicht sah sie ihn an, das Blut lief an seinem Rücken über ihre Hand die immer noch das Stilett hielt. Im Grunde war Feryn in dem ganzen Drama genauso gefangen gewesen wie sie, und vermutlich wäre sie selbst an der Reihe gewesen früher oder später. Trotzdem konnte sie keine Erleichterung empfinden, als sie die Waffe aus Feryns Rücken zog und ihn vorsichtig auf den Waldboden legte. Irgendwie fühlte sie gar nichts, außer einem leisen Schmerz irgendwo ganz tief in ihrem Herzen.

    Sie hoffte ernsthaft, dass er dort blieb, und nicht größer wurde, als sie leise zurück ging und ein gutes Stück vor den Stadttoren zum Ufer des Niben hinabstieg um das Blut von ihren Händen zu waschen. Danach setzte sie sich auf einen größeren Stein und sah zu den zwei Monden. Inzwischen fühlte sie sich ausgesprochen schlecht, auf eine Weise, die sie kaum richtig einordnen konnte. Sie hatte nie jemanden verloren, der ihr nahe gestanden hatte, denn so etwas gab es einfach nicht. Außer Mordan fiel ihr niemand ein, das brachte ihre Art zu leben einfach mit sich. Natürlich gab es alte Freunde von Mordan, die sie auch lange kannte, aber das war eine komplett andere Ebene. Wer wert auf zwischenmenschliche Beziehungen legte, war als Assassine definitiv falsch dran. Seufzend erhob sie sich und ging zurück zum Tor. Es war noch vor Mitternacht, also nicht besonders auffällig, wenn sie jetzt zurückkam. Die Leiche würde auch keinen großen Verdacht erwecken, wenn man sie überhaupt fand. Erstens kannte Feryn hier keiner, zweitens würde man denken, es war irgendetwas aus der Ayleidenruine gewesen. Dreveni wusste zwar nicht, was in dieser lebte, aber irgendwas lebte immer in diesen Dingern. Deswegen konnte Dreveni sie auch nicht ausstehen. Anstandslos wurde sie durch die kleine Tür neben dem Stadttor gelassen, und in der Herberge angekommen ließ sie sich kraftlos auf das Bett fallen. Sie hatte sie noch nie so alt, leer und einfach nur müde gefühlt. Sie konnte tatsächlich etwas schlafen, und am nächsten Vormittag brach sie nach einem kurzen Frühstück auf und ritt wieder Richtung Cheydinhal, auch wenn sie dort schon genug Zeit verbracht hatte die letzten Wochen. Sie wusste nicht, wohin sonst.


    Die Geschichte wird im Gruppenthread "Schildstadt" fortgesetzt.
    Geändert von KingPaddy (06.07.2011 um 01:43 Uhr)

  16. #276

    Westspalte, Heerlager am Aschlandpass, Rüstungszelt

    Da der Bericht abgegeben war, wandte sich Tarrior nun der rechten Seite des großen Zeltes zu. Die Freiwilligen sollten sich bei dem anderen Bruder melden. Der Dunmer hoffte, dass dieser zugänglicher als der Proviantmeister war. Er schlug die Durchgangsplane zur Seite und trat dann in ein großes Waffenlager ein. Jeder Meter war zugestellt mit Waffenregalen, Schilden oder aufgeschichteten Haufen mit Pfeilen. Scheinbar waren keine Kosten und Mühen gescheut worden, um die zusammengewürfelte Armee dort draußen mit Waffen zu versorgen. Es schien wirklich, als rüsteten sie für eine Belagerung durch die Daedra. Die Frage war bloß, ob die Waffen überhaupt zum Einsatz kämen, bevor die Dämonen die Verteidigung des Passes überwanden. Sowie er in Ebenherz gehört hatte, war Ald’rhun recht schnell gefallen. Dort kamen die Feinde aus dem Innern der Stadt. Das Lager war sogar noch anfälliger. Würde sich innerhalb der Zeltstadt ein Oblivon-Tor öffnen, dann stünde gleich alles in Flammen und die Gegner hätten es einfach den Verteidigern in den Rücken zu fallen. Gar nicht zu reden von den Opfern, die sich gleich bei ihrer Ankunft fordern würden. Verwundete und Zivilisten, wie zum Beispiel den Proviantmeister. Aber an sich war die Ausrüstung von relativ guter Qualität. Die meisten Waffen bestanden aus Stahl. Nur Bögen und Pfeile waren aus einfacheren Materialien wie Eisen oder dem traditionellen Chitin. Nur Armbrüste suchte er in den Regalen vergeblich. Scheinbar kam diese Waffe aus der Mode. Er zuckte mit den Schultern. Er mochte sie noch nie. Sie war zwar durchschlagskräftig brauchte aber lange zum Nachladen und Nachspannen. In der nötigen Zeit konnte ein Daedroth heran kommen und den Schützen in Stücke reißen, noch bevor der überhaupt einen neuen Bolzen eingelegt hatte. Tarrior schritt durch die Regalreihen. Wie auch seinen Bruder musste Tarrior Artem zwischen dem ganzen Material erst einmal finden und traf den Nord schließlich über ein Waffenregal gebeugt an. Er war das komplette Gegenteil seines Bruders – schlank, muskulös und hochgewachsen. Ein Prachtexemplar seiner Rasse. Mit seinen kräftigen, prankengleichen Händen langte er nach einer stählernen Kriegsaxt und zog sie zu sich hoch. Mit prüfendem Blick schaute er sich die Schneide an und zog den Daumen über die Klinge. Er hinterließ einen leichten Blutfilm, den Artem mit einem Tuch aus seiner Hosentasche abwischte. Dann stellte er die Axt mit einem zufriedenen Lächeln zurück. „Typisch Nord. Sie sind total vernarrt in ihre Waffen“: befand Tarrior und ging zum Waffenmeister hinüber. Vielleicht geriet er endlich an jemanden, der nicht zu beschäftigt war, mit ihm zu sprechen.

    „Wer seid ihr?“: fragte der Nord, als sich der Dunmer näherte. „Mein Name ist Tarrior Gildres. Man sagte mir, ihr wäret für die Freiwilligen zuständig“: stellte er sich vor. Artem deutete mit einem Seitenzeig auf ein paar Stühle, die zwischen dem ganzen Arsenal regelrecht verloren wirkten. Zusammen gingen sie hinüber und setzten sich hin. „Ihr interessiert euch also für einen Beitritt in unsere Wacharmee?“: fragte der Waffenmeister. „Ich wollte erst einmal ganz generell Informationen einholen. Die Leute hier sind so beschäftigt. Man hat mich da an euch verwiesen“: stellte Tarrior klar. Der Nord seufzte und lehnte sich auf dem Stuhl zurück. „Scheinbar hält man mich für einen Auskunftsbeamten. Verflucht noch eins. Ich bin hier der Waffenmeister und nicht irgendeiner dieser Paragraphenreiter, die hier die Vorräte überwachen. Ich bin für die Aufnahme der Freiwilligen zuständig, weil ich ihnen ihre Erstausstattung an Waffen und einfacher Rüstung gebe. Das heißt noch lange nicht, dass ich hier auch für jeden eine Einführung geben muss“: beschwerte er sich. „Aber…“: wollte der Dunmer daraufhin entgegnen, doch der Nord unterbrach ihn. „Lasst gut sein. Ich werde euch etwas über das Lager hier erzählen. Wir sind das Bollwerk der Westspalte. Derzeit belagern die Daedra noch immer die Stadt Mar Gaan. Wenn ihre Truppen dort durchbrechen, werden sie West-Vvardenfell als neues Ziel anvisieren. Während sich die Redoraner mit ihrer Exil-Regierung und einem Großteil ihrer Truppen im Norden verschanzt haben und sich auf die mögliche Invasion durch die Nord von Solstheim vorbereiten, sollen wir hier den Sturm abfangen, den diesen Dämonen über uns hereinbrechen lassen wollen. Zu diesem Zweck versammeln wir hier Legionäre, Kampftruppen von Haus Hlaalu und Haus Redoran, der Kriegergilde, der Magiergilde, Ritterschaften, anderer Organisationen und natürlich ein Heer von Freiwilligen. Ein reines Chaos. Jede der beteiligten Organisationen hat natürlich eine eigene Führung, eine eigene Organisation und eigene Offiziere und nicht selten auch andere Prioritäten. Die Einen wollen einen Erstschlag gegen die Daedra führen, während die Anderen lieber ausharren wollen, um den Angriff abzuwarten, diesen abzuschlagen und dann die feindlichen Verbände aufzurollen. Wiederum Andere wollen einfach nur ausharren und den Status Quo erhalten, bis irgendwer, irgendwo eine Lösung für die Krise findet. Stellt euch das Durcheinander vor, als hier Massen von Freiwilligen aufliefen. Es gab keine Führung, keine Organisation und ständigen Streit. Das war noch vor nicht allzu langer Zeit so. Der Herzog gab dann die Order aus den ganzen Freiwilligen eine Armee zu formen. Den Oberbefehl über die Freiwilligen und die anderen hier stationierten Akteure wurde einem Generalsrat der Häuser Hlaalu und Redoran übertragen. Er sitzt in der Festung Andasreth ein Stück weiter westlich in dem aschegefüllten Talbecken, genauso wie das redoranische Oberkommando. Gnisis hat ihnen scheinbar als Sitz nicht zugesagt. Wie dem auch sei. Seit dem Aufbaubefehl hat sich die Lage hier im Lager deutlich normalisiert. Die Häuser und das Kaiserreich haben sich mit großen Materialspenden eingesetzt. All diese Waffen sollen alsbald gegen die Daedra eingesetzt werden. Woran es aber mangelt sind Nahrungsmittel. Natürlich ist die Versorgung ausreichend, aber nicht gerade üppig. Im Moment werden wir hier ausharren und den Pass halten“: klärte der Waffenmeister ihn auf.

    „Was wird die Vorgehensweise für die Zukunft sein?“: fragte Tarrior. Möglicherweise wurde bereits an einem Angriffsplan gearbeitet. Ein Vorstoß nach Mar Gaan käme ihm nämlich sehr gelegen. „Wie gesagt, wir harren aus. Wenn ich mehr wüsste, wäre ich nicht hier. Taktische Entscheidungen treffen die Generäle und ich habe ja bereits erwähnt, dass in diesem Mischmasch an Organisationen hier vor Ort keine einheitliche Meinung über das Vorgehen herrscht. Haus Hlaalu will vor allem auf Sicherheit setzen und das Risiko eines eigenen Vorstoßes vermeiden. Die eigenen Gebiete sollen nicht in Gefahr geraten. Das Haus Redoran hat unter der daedrischen Invasion besonders gelitten und will natürlich nicht nur Ald’rhun zurückgewinnen, sondern die Invasoren auch schnell aus ihrem Land jagen. Da die Redoraner die Hauptlast dieses Krieges tragen, sie sind mit den meisten eigenen Verbänden beteiligt und stellen den Großteil der Kriegswappenträger, wiegen ihre Stimmen bei den Entscheidungen natürlich schwerer. Die Möglichkeiten eines Angriffs werden, soweit ich bei Gesprächen der Offiziere vor Ort gehört habe, noch sorgfältig abgewogen. Schließlich will auch die redoranische Führung keine Katastrophe und Eskalation riskieren. Das Meiste ist aber Hörensagen. Ich glaube wir werden hier noch eine ganze Weile aushalten“: berichtete Artem Wengert.

    „Was wäre denn die befürchtete Katastrophe?“: fragte Tarrior. „Nunja wenn sich die Führung für einen direkten Angriff auf die feindlichen Linien entscheiden würde, um den Belagerungsring um Mar Gaan aufzubrechen, könnte es passieren, dass die Daedra mittels ihrer Tore schnelle Verstärkung heranziehen und den Truppen in den Rücken fallen. Gleiches könnte auch bei einem Befreiungsversuch für Ald’rhun geschehen. Wenn man die Besatzer nicht schnell genug hinaustreiben kann, könnte es passieren, dass das Heer eingekesselt wird. Der schlimmste Fall wäre die weitläufige Vernichtung der Verteidigungskräfte und die Daedra hätten ungehinderten Zugang zur Westspalte. Ich war mal in der Legion und kann das Verteidigungspotenzial der Region hier einschätzen. Caldera würde einem konzentrierten Angriff keinen Tag standhalten. Die Angreifer könnten erst vor Balmora und Gnisis aufgehalten werden. Ich sage ihnen was: Ich bin zwar auch eher zupackender Natur und würde normalerweise auch lieber früh als zu spät selbst angreifen, doch es steht hier viel auf dem Spiel. Ich würde hier auch eher die Stellung halten wollen“: erläuterte der Nord die Unwägbarkeiten eines Angriffs auf den Feind. „Wollt ihr euch nun den Freiwilligen anschließen?“: wollte der Waffenmeister wissen und schob ihm ein Pergament mit einer Liste hinüber, auf der er sich nur noch eintragen brauchte. „Bevor ich mich einschreibe, habe ich noch eine Frage“: hielt der Dunmer ihn noch hin. Der Mann seufzte wieder und zeigte ihm mit einem Handzeichen, das er sie stellen solle.

    „Wie wird eigentlich das belagerte Mar Gaan versorgt? Der Pass ist ja gesperrt und durch den Belagerungsring dürfte man ja wohl auch nur schlecht hindurch kommen“: stellte Tarrior die wichtigste Frage des Gespräches, denn davon hing der weitere Weg ab. Artem zog die Augenbrauen hoch und fragte sich scheinbar, warum sein Gegenüber das wissen wollte und seufzte nochmals. „Natürlich kann zu Land keine Versorgung der Stadt stattfinden. Diese Dämonen würden uns ja sofort in Stücke reißen. Die Priester des Tribunals und Gildenmagier aus Vivec haben eine magische Teleportverbindung nach Mar Gaan eingerichtet, über die die Stadt versorgt werden kann. Wegen den vielen Oblivion-Toren ist die Stabilität dieser Verbindung nur sehr schlecht, deshalb beschränkt man sich auf eine große Lieferung pro Woche, manchmal funktioniert der Übergang auch nur alle zwei oder drei Wochen. Da wurde die Versorgungslage in der belagerten Stadt schon einmal knapp“: beantwortete er die Frage. „Dann sorgt also die Magiergilde für die Versorgung?“: wollte Tarrior es noch etwas genauer wissen. „Das ist aber mehr als nur noch eine Frage“: wies Artem ihn auf diese Tatsache hin, doch Tarrior antwortete nicht, sondern harrte selbst einer Auskunft. Ein weiterer langgezogener und diesmal genervter Seufzer entrang sich dem Nord, bevor er auch diese Frage beantwortete: „Nicht direkt. Wie gesagt, die Verbindung ist nicht sonderlich stabil. Es kam schon vor, dass der Konvoi außerhalb der Stadt landete und sich den Rest des Weges freikämpfen musste. Aus diesem Grund wurde einer Gruppe von Fanatikern die Verantwortung für die Versorgung übertragen. Diese Typen wollen sowieso lieber heute als morgen den Daedra mit ihrer Magie einheizen. Da hat man sich entschieden, auch um Konflikten vorzubeugen, diese Leute einzusetzen. Ihr Verlust erscheint aufgrund ihres Fanatismus akzeptabel zu sein. Da es sich dabei um Mitglieder der Magiergilde handelt, habt ihr nicht ganz unrecht.“ Tarrior kam bei diesen Worten ein schrecklicher Verdacht.

    „Es werden doch wohl nicht etwa diese Typen sein“: fürchtete er in Gedanken. „Nennen sich diese Fanatiker Liga der magischen Gewalt?“: fragte der Dunmer um sich Gewissheit zu verschaffen. Als würde es ein Gott mal wieder schlecht mit ihm meinen, bestätigte Artem diese Frage mit einem knappen: „Ja das sind sie.“ Diesmal musste Tarrior seufzen und stützte sich mit dem Ellbogen auf dem Tisch ab, der neben den Stühlen stand. „Ich nehme an diese Magier schicken nur ihre eigenen Leute mit den Konvois mit“: vermutete er laut. „Ja sie wittern das Wirken der Mythischen Morgenröte überall im Lager und vertrauen sich nur gegenseitig. Das ist Schwachsinn, wenn ihr mich fragt. Sie denken wegen der langen Zugehörigkeit zur Gilde wären ihre Mitglieder über jeden Zweifel erhaben, aber die könnten genauso gut schon lange oder erst seit kurzem mit den Zielen dieses Kultes sympathisieren. Einen Außenstehenden würden die nie mitkommen lassen. Außerdem, wenn man kein Magier ist, hat man sowieso keine Chance“: bestätigte sein Gegenüber auch diese Befürchtung. „Habt dank für eure Geduld“: bedankte sich Tarrior und machte Anstalten aufzustehen. „Ich dachte ihr wolltet euch freiwillig für das Heer melden?“: war der Waffenmeister fassungslos. Tarrior lächelte kühl und sagte: „Ich sagte ich würde mich einschreiben. Das bedeutet natürlich nicht, dass ich das bei euch tue. Es scheint als wäre mir eine andere Organisation bei meinen Zielen dienlicher.“ Artem Wengert stand sprachlos inmitten seiner vielen Waffen und schaute erstaunt dem Dunmer nach, der nun das Zelt verließ. „Was für eine Unverschämtheit“: dachte er sich noch, doch das bekam Tarrior nicht mit.

  17. #277

    Westspalte, Heerlager am Aschlandpass, Rüstungszelt

    Erst nachdem Tarrior wieder in dem Durchgang stand, wurde ihm bewusst, dass er noch eine ganz entscheidende Frage vergessen hatte. Er fasste sich an die Stirn. „Natürlich müsste ich auch noch wissen, wo diese Fanatiker ihr Quartier haben“: schüttelte er über sich selbst den Kopf. Vermutlich hatte ihn die Tatsache, überhaupt mit diesen Leuten zusammenzuarbeiten, so geschockt, dass er diese wichtige Richtungsfrage einfach verdrängt hatte. Die Sache war auch alles andere als angenehm. Um sein Ziel zu erreichen, musste er nun mit diesen Leuten zusammenarbeiten, die er in Caldera noch belächelt und dessen Banner er abgebrannt hatte. Für ihn war es unverständlich, dass man so jemanden überhaupt die wichtige Aufgabe übertrug, die Versorgung einer belagerten Stadt sicherzustellen. Womöglich waren es die einzigen, die über eine fundierte magische Ausbildung verfügten und sich sogar bereitwillig in den Kampf gegen die Daedra werfen wollten. Den Magier wiederrum wurde es mit dieser Übereinkunft ermöglicht ihren von Fanatismus getriebenen Kampfrausch und Hass gegen die daedrischen Invasoren zu befriedigen. Trotz des augenscheinlichen Vorteils erkannte Tarrior natürlich die eventuell leidtragenden des Ganzen, nämlich die Belagerten in Mar Gaan. Er seufzte. Es half nicht, darüber noch länger nachzugrübeln. Die Liga der magischen Gewalt war für ihn die einzige Möglichkeit ins umkämpfte Aschland zu kommen und mithilfe des Teleports sogar so gut wie unbeschadet und schnell. Der restliche Weg in die nördlichen Schluchten wäre gewiss nicht das Problem.

    Tarrior wollte gerade das Zelt verlassen, da trat eine Frau aus dem Durchgang der direkt gegenüber dem Zelteingang in der Mitte lag und so direkt rechts von ihm stand. Wegen ihrer energischen Schritte hätte es beinahe einen Zusammenstoß gegeben, doch noch rechtzeitig bremste sie mit einem gehörigen Schrecken ab und zuckte einige Schritte zurück. „Was steht ihr hier rum!“: keifte sie ihn an. „Ich …“: wollte sich Tarrior rechtfertigen, doch da fuhr die Frau, offenbar eine Bretonin, fort: „Ich blockiere den Weg. Das weis ich schon. Würden sie die Güte besitzen und zur Seite treten. Schnell!“ Er war noch etwas baff und drückte sich hastig gegen die Wandplane des Waffenflügels. Sie musterte ihn kurz, lächelte und verschwand dann genauso eilenden Schrittes nach draußen. Doch auch jetzt bot sich für ihn keine Gelegenheit sich aus seiner unbequemen, strammen Haltung am Rand des Durchgangs zu lösen. Nur wenige Sekunden später stürzte eine weitere Person aus dem Zentrum des Zeltes. Der Mensch, der hinauskam, war knallrot im Gesicht und sah sich hektisch um, bevor er Tarrior entdeckte. „Wo ist sie hin?!“: wollte er eiligst wissen. Ohne ein Wort zu sagen, deutete der Dunmer auf den Ausgang. Der Mann, Tarrior konnte nicht entscheidenden ob es ein Nord oder ein Kaiserlicher war, nickte dankbar und rannte, wie die Frau zuvor, aus dem Zelt. Nach Augenblicken weiteren Wartens wagte der Dunmer sich von der Wand zu lösen, nur um dann nochmals zusammen zu zucken, als ein Schrei aus dem Innern des Zeltes drang.

    Mit einer schnellen Bewegung zog Tarrior sein Schwert, riss die Durchgangsplane hinunter und drang mit einem bereitgelegten Feuerzauber in das Innere ein. Kaum stand er im Innenraum, wurde er auch schon von den dort Anwesenden seltsam angeguckt, sodass sich seine aschfarbene Haut deutlich verdunkelte, als das Blut hinein schoss. Keine Bedrohung und keine Gefahr weit und breit zu sehen. „Ich dachte, ich hätte…“: wollte er sich rechtfertigen, doch da unterbrach ihn ein weißhaariger, hochgewachsener Mann, womöglich ein Nord: „Vielen Dank für ihren Einsatz, doch hier ist kein Gegner. Ich schrie nur vor Verzweiflung.“ Tarrior schob das Schwert zurück in die Scheide und entließ die gesammelte Magie. „Wer seid ihr?“: fragte der Nord nun. „Ich bin Hlaalu Tarrior Gildres, Ratsherr“: stellte er sich vor. Die Männer hier schienen aufgrund ihrer feinen Kleidung und durchaus üppigen Ausstattung des Zeltes ziemlich wichtig. Feingearbeitete Holzmöbel und gepolsterte Sitzangelegenheiten standen in dem Raum und der Boden bestand nicht nur aus festgestampfter Erde, sondern war mit Teppichen ausgelegt. Alchemistische Gerätschaften, Bücher, Papiere auf einem und erlesene Getränke und Speisen auf einem anderen Tisch verliehen dem Raum deutliche Klasse. „Ah der Abgesandte von Haus Hlaalu. Endlich seid ihr da. Wir waren schon in eurer Erwartung, als euer Vorgänger vor zwei Tagen abreiste. Wir hatten nur nicht damit gerechnet, dass es so schnell gehen würde. Man sagte uns, dass ihr aus Vivec geschickt würdet“: wurde er empfangen und, bevor etwas sagen konnte, an den großen Konferenztisch geführt. „Da liegt wohl ein Missverständnis vor. Ich bin von niemandem entsandt worden“: stellte er schnellstmöglich klar. Dabei ließ er einen Blick über die Papiere auf dem Tisch schweifen. Neben Namenslisten und Aufstellungsplänen für Soldatenbataillone befand sich in der Mitte auch eine riesige Karte, die nur einen Ausschnitt Vvardenfells, nämlich das Aschland von der Westspalte bis zum Roten Berg, zeigte. Auf dem Dokument waren verschiedenfarbige Steine platziert, die wohl Einheitenverbände symbolisieren sollten oder andere Dinge. Steine mit dem eingekratzten daedrischen Buchstaben „Oht“ identifizierte er als Sinnbilder für Oblivion-Tore.

    „Ihr seid es nicht? Was macht ihr dann hier?“: wollte der Weißhaarige nun schleunigst wissen. „Ich bin im Lager um mich den kämpfenden Truppen anzuschließen“: log er, obwohl es ja nur eine halbe Lüge war. Der Nord lachte. „Die kämpfenden Truppen. Die KÄMPFENDEN Truppen“: äffte er nach und sank dann auf einen Stuhl zurück und sein Lachen ging in ein gespieltes Schluchzen über. „Hier kämpft überhaupt nichts. Hier bewegt sich überhaupt nichts. Ihr schließt euch höchstens den stehenden Truppen an“: erläuterte er seinen Unmut. „Es gibt leider keinen akzeptablen Angriffsplan und wir scheitern hier gerade an der Ausarbeitung“: sagte jemand hinter ihm. „Ich dachte den Oberbefehl und die Planung hat der Generalsrat in der Festung Andasreth inne“: wandte Tarrior ein. „Und eigentlich stehen wir alle unter dem Oberbefehl des Ältestenrates und trotzdem würde keiner auf die Idee kommen hier die Verteidigung aufzugeben und das Lager in Cyrodiil neu aufzupflanzen“: kommentierte der Nord den Einwand ironisch. „Ihr Herr Gildres befindet euch – es scheint euch nicht bewusst zu sein – im Lagezentrum der Führer dieser Armee hier. Ihr seht hier die Leiter oder Abgesandten aller relevanten Gruppen, die hier in der Westspalte an der Abwehr der daedrischen Gefahr beteiligt sind. Natürlich hat dieser Generalsrat, der nur aus Hlaalu- und Redoran-Offizieren besteht, die Befehlsgewalt inne, doch sind sie nur die Vorgesetzten ihrer eigenen Streitkräfte. Wir sind auch hieran beteiligt. Zwar haben wir uns auf ihre Entscheidung verpflichtet, doch das heißt nicht, dass wir uns nicht an der Entscheidungsfindung beteiligen können. Die derzeitige Direktive besteht darin Mar Gaan und diesen Pass zu halten und die Daedra auszusitzen. Als wäre das eine Lösung! Wir haben Informationen, dass sich Verbände des Feindes auch schon im Süden, Südosten und im Osten formieren um, von dort aus, aus dem Innern der Insel auszubrechen. Wir können sie nicht ewig aufhalten. Wenn sie irgendwo durchbrechen, dann könnten sie ungehindert die Küsten über- und uns in den Rücken fallen. Wir müssen handeln. Das immer noch nichts passiert ist, liegt an dem Sicherheitsbedürfnis mancher Entscheidungsträger. Wir versuchen einen Angriffsplan zu entwickeln, der die Gefahr eines daedrischen Gegenschlags möglichst minimieren soll, um dem Rechnung zu tragen, aber leider sind wir hier im Rat auch gespalten. Manche brauchen noch etwas mehr Vorsicht und dann gibt es Leute, denen ist der Angriff nicht radikal genug, als das er etwas ausrichten würde. Und deshalb bin ich schon am Rande der Verzweiflung. Zumal uns ja der Vertreter Haus Hlaalus fehlt, um das auch mit ihm abzustimmen. Ich bin …“: berichtete der Nord nun von dem Vorhaben die Daedra anzugreifen, als die Bretonin von vorhin wieder ins Zelt kam und ihm ins Wort fiel:

    „… ein Feigling? Dieser Plan ist vollkommener Unsinn. Wenn wir nur so zaghaft vorgehen, würden sich die Daedra neu formieren, bevor wie Ald’rhun überhaupt erreichen und auch noch Verstärkung vom Roten Berg heranziehen. Dann wäre der Kampf aussichtslos! Ich sagte doch ...“ Diesmal wurde sie unterbrochen: „Ja sie sagten und stießen hier selbst bei den meisten Angriffsbefürwortern auf Ablehnung und sind dann wie ein kleines Mädchen weggelaufen. Sämtliche gefestigten Institutionen wie die Legion, die Magiergilde, die Häuser oder die Kriegergilde, die ich vertrete, sehen diesen Angriff als zu riskant an und ihr wollt dennoch an dem Plan festhalten?“ Die Frau schaute trotzig und ihr Blick verfinsterte sich zusehends. Sie musste mit Mühe von dem Mann, der ihr vorhin schon nachgelaufen war, zurückgehalten werden, sonst wäre sie, da war sich Tarrior ziemlich sicher, dem Nord an die Kehle gegangen. Sie beruhigte sich scheinbar und der Mann ließ seine Arme und Hände sinken. Sie strich sich eine Strähne ihres schulterlangen welligen braunen Haares aus der Stirn und sammelte sich. Tarrior durchzuckte ein Erinnerungsfetzen und fühlte sich auf einmal an Naasira, die bretonische Heilerin aus Chorrol erinnert. Unbewusst sah er deshalb schon kommen, was gleich passieren würde. Nachdem sich die Bretonin nämlich gesammelt hatte, trat sie vom Zelteingang langsam nach vorne auf den Tisch zu. Ihr Blick war starr auf den Nord gerichtet. Schlussendlich blieb sie neben ihm stehen. Tarrior, der noch immer etwas verloren in dieser Versammlung saß, schaute zur ihr hinauf. Sie ballte die Faust und mit einem lauten Krachen schmetterte sie sie auf den Tisch. Ihr Blick war zunächst nach unten auf die Karte gerichtet, dann sah sie auf. Der Nord schluckte, als er in ihre Augen blickte. „Glaubt ihr etwa Krieg könne ohne jedwedes Risiko geführt werden? Natürlich sollte man sich nicht auf irgendwelche Himmelfahrtskommandos einlassen, aber absolut ohne Risiko ist ein Krieg nicht zu gewinnen. Was haben sie sich denn für Vorstellungen gemacht, als sie diese Sitzungen hier einberufen haben? Das wir den Königsweg finden und die Daedra mit einem genialen Plan ohne große eigene Verluste überwinden? Meine Einschätzung steht! Der Feind kann durch jedes verfluchte Tor seine Verstärkung beziehen. Aus diesem Grund müssen wir unseren einzigen Vorteil, nämlich die Geschwindigkeit gnadenlos ausspielen. Ein Zweifrontenangriff ist unablässig um zu verhindern, dass der Feind uns einschließt und ist die einzige Möglichkeit den Feind weit genug zurückzudrängen, bevor er sich erneut sammeln kann. Alles andere kostet zu viel Zeit!“: stellte sie in lautem und energischen Ton klar.

    „Durch den Zweifrontenangriff wäre die Kraft der Armee jeweils um die Hälfte geschwächt. Wenn der Feind durchbräche, wäre die jeweils andere Gruppe erledigt und der Pass so gut wie schutzlos“: widersprach dem der Nord, der sich nun erhoben hatte und dessen rotangelaufenes Gesicht einen scharfen Kontrast zu den weißen Haaren gab. Seine Stimme verriet, dass er ein, aus seiner Sicht, dummes, kleines Mädchen belehrte. „Das Risiko ist nun einmal notwendig. Und ich habe euch vorhin schon erläutert, dass die Kräfte in Ald’rhun nicht so stark sein können, wie vor Mar Gaan und das wir den Belagerungsstreitkräften dank der Mittel meiner Liga in den Rücken fallen könnten“: schmetterte sie den Einwand ab. Inzwischen hatte sich die Diskussion im Zelt auf die Bretonin und den Nord verengt. Tarrior und die anderen waren mittlerweile nur noch Statisten, obwohl der Dunmer aus den Gesichtern der Anwesenden deutlich herauslesen konnte, wer für und wer gegen den Plan der jungen Frau war. Ihre Anhängerschaft war tatsächlich recht überschaubar. „Eure Mittel“: stieß der Weißhaarige hervor und brach in ein kehliges Galgenlachen aus. „Eure sogenannten Mittel würden uns noch ins Grab bringen. Selbst die Vertreter der Magiergilde haben diese Idee als verrückt bezeichnet. Ihr würdet riskieren ein Vierteil der Streitkräfte den Feinden direkt auszuliefern, wenn auch nur etwas schiefgeht! Dieser Plan ist intolerierbar!“: kanzelte er ihren Vorschlag einfach ab. „Aber …“: wollte sie einwenden, doch nun schlug der Nord seinerseits auf den Tisch. „NEIN! Genug davon! Die heutige Sitzung zu diesem Thema ist beendet. Die Gemüter haben sich erhitzt. Es bringt nichts mehr jetzt noch weiter diskutieren zu wollen. Euer Plan ist durch die Mehrheit abgelehnt. Ich würde es begrüßen, wenn ihr ihn nicht noch einmal einbringen würdet“: erklärte der Nord die Sitzung obrigkeitlich für geschlossen. „Das kann nicht euer Ernst sein“: ereiferte sich die Bretonin trotzallem weiter. „Die Sitzung ist beendet. Eure Worte werden von mir gar nicht gehört“: sagte der Mann ruhig und benahm sich nun selbst wie ein Kind, das einfach nicht hinhörte, anstatt sich weiter argumentativ damit zu befassen. Tarrior war dennoch auf dessen Seite. Nicht unbedingt was den Plan anging, sondern er sah auch keinen Sinn in weiterer Diskussion. Die Fronten standen fest, da nützten auch die besten Argumente nichts. Doch die Frau weckte sein Interesse.

  18. #278

    Cyrodiil, Wildnis, südlich von Skingrad --> Skingrad

    Das ist also Cyrodiil, war Rylts erster Gedanke, als er aus dem Wald heraustrat. Es war ein weiter Weg gewesen und seit er in Arenthia Halt gemacht hatte, hatte er nicht mehr geschlafen. Ich sollte hier ein Lager aufschlagen, dachte er. Die Sonne ging gerade unter, es machte also keinen Sinn mehr noch weiter zu gehen. Er schlug also sein Lager in der Nähe eines Wasserlaufes auf und entzündete ein Feuer. Während er in das Feuer starrte, dachte er nach. Jetzt bin ich also endlich bald da. Ich hoffe, es war eine gute Entscheidung hierher zu kommen. Bei dem Gedanken an seinen Stamm lachte er verbittert auf. Ich hätte wohl kaum dort bleiben können. Natürlich war es nicht die Schuld des Stammes, alles deutete auf mich hin. Dort gibt es kein Gericht das den "Fall" hätte prüfen können. Valenwald ist in politischer Hinsicht ein Wrack, auch wenn es in den letzten zehn Jahren durchaus Zeichen für eine Neuordnung gab. Leider kommt diese Neuordnung zu spät für mich. Er verbannte seine Heimat aus seinen Gedanken und legte sich schlafen, um sich am nächsten Tag in dieser neuen Welt zurechtzufinden.

    Rylt wachte früh auf und begann sofort mit den Vorbereitungen für seine Reise. Er wollte zuerst in Skingrad Halt machen, um dann in die Kaiserstadt weiterzureisen. Zum Glück hatte er in Arenthia eine Karte von Cyrodiil "erstanden". Er konnte sich zwar in Valenwald ohne Karte zurechtfinden, aber hier in Cyrodiil nicht. Ein kurzer Blick auf die Karte genügte und er wusste wo er hin musste. Also wandte er sich gen Norden und ging los.

    Er kam am frühen Mittag in Skingrad an. Das erste, was ihm auffiel, waren die großen Weinfelder. Er wusste, dass Skingrad die Stadt des Weines war, aber so große Anlagen von Weinreben hatte er nicht erwartet. Als er zum Tor gelangte begrüßten ihn die Stadtwachen gelangweilt als weiteren Reisenden und ließen ihn ein. Als erstes ging er in die Herberge "Zur Westebene" , um sich zu stärken. In der Taverne war heute viel los und alle Rassen von Kaiserlichen über Bretonen bis hin zu Argoniern waren hier vertreten. Manche von ihnen hatte Rylt noch nie gesehen und betrachtete sie neugierig. "Was darf´s sein?" fragte die Wirtin ihn. "Meint ihr mich?", antwortete Rylt dummerweise. Die Wirtin grinste und erwiderte:
    "Natürlich mein ich dich, Waldgesicht!" Rylt schnaubte. Waldgesicht! Die hat vielleicht Nerven. "Etwas Brot und ein Stück Käse, bitte", sagte Rylt leicht verärgert. Die Wirtin brachte ihm sein Essen und Rylt bezahlte es. Nachdem er sich gestärkt hatte, ging er erstmal auf die Straße, um sich ein wenig umzuschauen. Es überraschte ihn völlig, als plötzlich ein Wolf um die Strassenecke bog. Anscheinend war er irgendwie in die Stadt gelangt und die Stadtwache verfolgte ihn. Rylt reagierte schnell und zog seinen Bogen. Er legte den Bogen auf den Wolf an und...ein platzierter Schuss in den Kopf setzte dem Treiben des Wolfes ein Ende. Die Stadtwache, die angerannt kam, glotzte ungläubig auf den Wolf. "Habt ihr das getan?" fragte ihn einer. Als Rylt bejahte, lächelte die Stadtwache und sagte: "Solche Leute, wie dich sieht man selten. Guter Schuss!" Lächelnd ging er weiter. Ich glaube hier wird es mir gefallen, dachte Rylt. Zufrieden ging er zurück in die Taverne und bezahlte für eine Nacht. In Gedanken an den vergangenen Tag ging er auf sein Zimmer und schlief schnell ein.

  19. #279

    Skingrad, Zur Westebene --> Kaiserstadt

    Rylt wachte am frühen Morgen auf und berührte, wie fast jeden Morgen, die Narbe an seinem Hals. Das war eine Art Ritual von ihm, es sollte ihm Glück bringen. Er
    mochte seine Narbe, sie unterschied ihn schon lange von anderen Waldelfen. Nachdem er sie also berührt hatte, stand er auf und schaute in seinen Geldbeutel. Das
    reicht gerade noch für den Proviant, den ich brauche, um nicht auf dem Weg zur Kaiserstadt zu verhungern. Danach muss ich irgendwie an neues Geld kommen. Wie,
    das soll mich jetzt noch nicht beschäftigen.
    Der Bosmer packte also seine restlichen Sachen ein und ging hinunter in die Taverne. Die Wirtin war schon wach und
    spülte den letzten Rest Geschirr, der am vergangenen Tag angefallen war. Als sie ihn kommen sah, sah die Wirtin auf und begrüßte ihn mit den Worten: "Gut
    geschlafen, Spitzohr?" Das "Spitzohr" ignorierte das und fragte: "Wie lange ist es von Skingrad zu Fuß zur Kaiserstadt?" "Ich schätze mal mindestens drei Tage. Mit
    einem Pferd wärst du natürlich schneller da." Mit einem Pferd! Als ob ich mir das leisten könnte! "Nun gut, dann gebt mir bitte genug Proviant für diese drei Tage.
    Hier ist euer Geld." Nachdem er aus der Taverne ausgetreten war, stieß er mit einem hoch gewachsenen Altmer zusammen. Mann, ist der groß! Der Riese schaute
    hochnäsig auf Rylt herab und sagte: "Nun, du schaust mir nicht sehr kompetent aus, aber vielleicht irre ich mich ja." Er lachte auf. "Ich suche nach potenziellen
    Anwärtern für die Magiergilde. Glaubst du, du bist gut genug dafür?" Ein Magier! Das hätte ich mir doch denken können. Welcher Hochelf ist denn bitteschön kein
    Magier?
    "Ich glaube nicht, dass ich in der Magiergilde viel taugen würde. Nein, im Moment habe ich kein Interesse beizutreten." Der Riese schaute ihn verächtlich
    an. "Hab mir doch gleich gedacht, dass du dazu nicht geeignet bist." Mit diesen Worten ging der Magier davon. Rylt schaute ihm böse hinterher. Ich komm auch ganz
    gut ohne Magie klar.
    Außerdem hasste er Feuerzauber. Rylt gab sich einen Ruck und brach auf.

    Die Reise dauerte nun schon zwei Tage an, aber Rylt sah schon die Kaiserstadt in einiger Entfernung. Auf einmal entdeckte der aufmerksame Waldelf hinter ein paar
    Felsen ein Lager. Dort saßen ein Nord und eine Rothwardonin um ein Feuer. An ihrem Aussehen erkannte Rylt sofort, dass es Banditen waren. Sie hatten ihn nicht
    bemerkt. Er zog seinen Bogen und zielte auf die Rothwardonin, die einen Bogen bei sich trug. Er ließ die Sehne los und der Pfeil rauschte durch die Luft. Er traf sie
    zwischen den Schulterblättern und sie kippte um. Der Nord zog überrascht seinen Hammer, aber bevor er den Schützen auch nur gesichtet hatte, streckte ihn ein zweiter
    Pfeil nieder. Das wäre Rylt nicht gelungen, wenn er bemerkt worden wäre. Er näherte sich den Leichen, um zu sehen, ob sie etwas Wertvolles dabei hatten. Und
    tatsächlich, sie hatten insgesamt 320 Septime und eine Goldhalskette bei sich. Die Waffen waren zu schwer, um sie mitzunehmen, also ließ er sie im Gras liegen.
    Da er nun wieder etwas Geld besaß, ging es ihm gleich besser und er machte sich auf, endlich in die Kaiserstadt zu kommen.

    Die Stadt ist ja riesengroß! Rylt hatte nicht erwartet, dass die Kaiserstadt so groß ist. Er hatte so eine große Stadt noch nie gesehen, schließlich war das sein erstes
    Mal in Cyrodiil. Die Wachen ließen ihn ein und er befand sich nun im sogenannten Talos-Platz-Bezirk, wie ihm ein Schild verriet. Bevor er sich einen Schlafplatz
    suchte, wollte er erstmal die Kaiserstadt erkunden und nach einer Beschäftigung suchen. Er würde also jeden einzelnen Bezirk abklappern und sich umhören, ob es
    irgendetwas lohnendes für ihn hier gebe. Nach zwei Stunden befand er sich dann im Hafenviertel. Man sagte ihm, es sei der ärmste Bezirk in der Kaiserstadt und hier
    würden sich viele Diebe herumtreiben. Diebe! Anscheinend bin ich nicht der einzige, der sich ab und zu so Geld verdient. Er überlegte eine Weile.Vielleicht
    könnte ich mir ein bisschen was dazu verdienen. Ich muss nur aufpassen.
    Er schaute sich also um, um nach einem geeigneten Opfer zu suchen. Sofort fand er es:
    ein großer, reich gekleideter Kaiserliche stach ihm ins Auge. Der Dieb ging also in Position, wartete bis das Ziel nicht aufpasste und griff ihm schnell in die Tasche.
    Puh, er hat nichts bemerkt. Ich verschwinde dann mal besser. Nachdem er um die Straßenecke gebogen war und einige Meter zurückgelegt hatte, betrachtete er
    sein Diebesgut. Es bestand aus 70 Septimen , einer Perle und einem Ring. Hm, seltsam. Der Ring leuchtet so komisch. Und wirklich, er leuchtete hellila.
    Der neugierige Rylt zog den Ring auf und spürte sofort eine Veränderung: Der Ring musste verzaubert sein! Aber auf welche Weise ist er verzaubert? Er bemerkte
    es sofort: im Umkreis von ca. 5 Metern leuchtete jedes Lebewesen in einem hellen Lila. Sehr praktisch. So kann ich nicht mehr von irgendeinem Angreifer überrascht
    werden, wenn er zu nahe kommt.
    Zufrieden ging er weiter, als er plötzlich etwas bemerkte. In seiner Tasche steckte ein Brief! Auf dem Umschlag stand:
    "Vom Graufuchs".
    Was sollte das nun wieder heißen?

  20. #280

    Westspalte, Heerlager am Aschlandpass, Rüstungszelt

    Nach dem Schlussspruch des alten Nords löste sich die Versammlung schnell auf und es begannen sich kleine Diskussionsrunden zu sammeln. Da er sich als Abgesandter der Kriegergilde zu erkennen gegeben hatte, waren die umstehenden Männer vermutlich von anderen Söldnergruppen. Um die Frau herum versammelten sich wesentlich weniger Leute. Neben dem Mann, der ihr vorhin aus dem Zelt schon nachgerannt war, gab es noch zwei Altmer unter ihren Anhängern, eine rothaarige Dunmerin und eine alte, runzelige Kaiserliche. Tarrior konnte ihre Worte nicht verstehen, da sie zu leise sprach, doch war ihrem Gesicht die Wut deutlich abzulesen. Er ging zu ihr hinüber. Sie entließ gerade ihre Getreuen, als er sich zu ihr gesellte. „Wenn ich mich vorstellen darf? Ich bin Hlaalu Tarrior Gildres, Ratsherr in Balmora. Wie ich den Herrschaften hier schon erläutert habe, bin ich nicht der Abgesandte des Hauses“: stellte er sich vor. „Und was wünscht ihr dann von mir?“: fragte sie abweisend. „Ich fand eure Planungen für einen Angriff auf die Daedra interessant. Würdet ihr sie mir noch einmal ausführlich erläutern?“: bat er. Sie sah ihn für einen Moment misstrauisch und abschätzend an, dann nickte sie und führte ihn zurück zum Kartentisch. Inzwischen verließ auch der Nord mit seinen Leuten das Zelt. Zurückblieben noch einige wenige Personen, die sich während der Diskussion eher neutral verhielten. „Vielleicht habt ihr im Gegensatz zu diesem Feigling die Chance in meinen Planungen erkannt“: sagte sie und gemeinsam beugten sie sich darüber. Sie begann mit dem Finger die Einheitenbewegungen zu zeigen.

    „Ich würde wie gesagt einen Zweifrontenangriff durchführen. Wir teilen die Armee dazu zunächst zur Hälfte auf. Die eine Hälfte wird ohne größeren Zwischenwiderstand schnell nach Ald’rhun vorstoßen, oder was davon übrig ist, und einen Angriff auf die dortigen Feinde starten und versuchen sie zur Geisterpforte zurückzuwerfen. Die andere Hälfte soll den Belagerungsring um Mar Gaan knacken und die Dämonen dort vernichten. Das Ganze würde verhindern, dass uns der Feind in den Rücken fällt, während wir unsere Aufmerksamkeit auf die Befreiung der Stadt richten. So wären sie an beiden Positionen in der Defensive und könnten sich nicht helfen“: erklärte sie das Vorgehen. „Aber was ist mit dem Einwand, dass die Truppen durch die Aufteilung zu sehr geschwächt würden?“: fragte Tarrior interessiert. „Das ist Unsinn. Die daedrischen Truppen, die sich in den Ruinen von Ald’rhun festgesetzt haben, sind gewiss nicht so zahlreich wie die Hauptstreitkraft. Die Hälfte aller Leute die wir hier im Lager haben, sollte ausreichend sein, um sie zu vernichten. Ich sehe da gute Chancen“: antwortete die Bretonin. „Und Mar Gaan? Ihr sprecht ja selbst von der Hauptstreitkraft. Wäre da auf freiem Feld nur die Hälfte der Soldaten ausreichend?“: wies er sie auf eine Lücke in den Ausführungen hin. „Ich sagte ja, dass man ein Risiko eingehen müsse und dies wäre so eines. Gewiss ist der Gegner zahlreich, aber zusammen mit einigen Kriegern sind wir auf eine List gekommen. Diese würde unsere Unterzahl kompensieren und die Chance auf einen Sieg erhöhen. Der Kampf wird Verluste fordern, aber sie würden noch verkraftbar sein und die Belagerung beenden“: gab sie sich noch immer nicht eindeutig. „Und was soll dies für eine List sein?“: kam Tarrior zum Kern der Sache, die ihn eigentlich interessierte.

    „Wenn ihr die Sache für verrückt haltet, sagt es gleich. Ich will dann nicht weiter meine Zeit mit euch verschwenden“: schwor sie ihn darauf ein, bevor sie fortfuhr: „Wir planen dem Feind doppelt in den Rücken zu fallen. Wir könnten so von beiden Seiten des Belagerungsringes eine Schneise in ihre Armee treiben und ihre Formationen auseinandersprengen. Die disziplinierten Dremoren müssten dann so planlos kämpfen, wie geistlose Clanbanne oder Daedroths. Ihr müsst wissen, dass meine Liga das belagerte Mar Gaan mittels magischen Transportes mit Gütern versorgt. Wir würden die Hälfte der Streitkräfte die in Mar Gaan angreift nochmals in zwei Gruppen aufteilen. Eine Gruppe wird die Daedra wie geplant auf dem Landweg vom Pass her angreifen. So fallen wir ihnen zuerst in den Rücken, da sie mit einem Gegenangriff gar nicht rechnen. In der Zwischenzeit bringen wir die andere Gruppe mittels Magie nach Mar Gaan und stürmen, während der Angriff der ersten Gruppe bereits läuft und der Feind sich zur anderen Richtung orientiert, dann aus der Stadt. So können wir ihnen ein zweites Mal in den ungeschützten Rücken fallen. Zwischen beiden Fronten würden wir dann die Daedra zerreiben und die Tore schließen. Den Abschluss bildet ein Gewaltmarsch zur Streitmacht, die Ald’rhun säubern soll. Sobald das Heer wiedervereint ist, drängen wir diese Dämonenbrut zur Geisterpforte zurück. Natürlich ist was Koordination und Detailarbeit angeht, noch einiges zu erledigen. Es wäre zum Beispiel nämlich schön, wenn wir koordiniert zusammen mit den kaiserlichen und häuslichen Truppen aus Süden, Westen und Südwesten vorrücken könnten. Aber leider wird dieser Plan hier, ihr habt es ja gehört, schon von dieser erlauchten Gruppe abgelehnt. Wenn nicht einmal die ganzen Organisationen des Lagers dahinterstehen, wie sollen wir uns dann beim Generalsrat und dieser sich beim Herzog und den Häusern durchsetzen?“

    „Ihr versorgt Mar Gaan? Dann gehört ihr der Liga der Magischen Gewalt an?“: fragte Tarrior sehr erfreut über diese glückliche Tatsache. „Das ist richtig“: bejahte die Bretonin. „Euer Plan scheint gut zu sein. Doch sind da immer noch gewisse Unwägbarkeiten. Wenn ihr diese Truppen mittels Magie in die Stadt bringen wollt, könnte es doch passieren, das sie wegen der, von den Oblivion-Toren ausgehenden, Störungen vorher aus dem Zauber herausfallen und dann umzingelt inmitten des Feindes stehen“: griff Tarrior diese Bedenken noch einmal auf. „Das ist das größte Problem am Plan. Mit der Möglichkeit einer Niederlage muss man immer rechnen, da kann man auch nichts weiter tun, außer sich zu entscheiden nicht zu kämpfen und das ist gewiss keine Option. Trotzallem denke ich, sollten wir dieses Risiko eingehen. Wenn wir noch viel länger warten, könnte es zu spät sein und dann werden es alle bereuen diese Gelegenheit nicht wahrgenommen zu haben“: räumte sie ein. Tarrior lehnte sich mit dem Rücken an den Tisch an und schloss die Augen.

    „Die ganze Sache birgt Risiken und im Fall einer Niederlage wäre der Pass wirklich so gut wie schutzlos. Andererseits haben die anderen Herrschaften keinen besseren Plan präsentieren können und ohne Risiko und Opfer werden die Daedra auch nicht zu bezwingen sein. Der Sieg wird nicht einfach von Akatosh persönlich auf einem silbernen Tablett herbeigebracht, sondern muss mit Blut erkauft werden. Ihr hättet meine Unterstützung zu dem Plan, aber ich glaube mein Wort zählt hier nicht besonders viel. Ich bin schließlich nur ein kleiner Ratsherr und einfacher Magierkrieger“: sagte Tarrior ihr die Unterstützung des Planes zu.

    „Euer Haus bräuchte ein paar mehr Leute, die so mutig denken. Den meisten geht es um ihren Profit. Aber in der Magiergilde ist es nicht besser. Jeder schiebt die Verantwortung an die Kampfmagier der Kaiserlichen Legion ab, die für die magische Kriegsführung zuständig wären. Oder wer auch gerne den Dunmern den Schwarzen Peter zuspielen möchte sagt, dass das Haus Telvanni gefälligst eingreifen solle. Die Legion verfügt nicht, vor allem nicht hier auf Vvardenfell, das ausreichende magische Potential um diese Aufgabe zu übernehmen und die Telvanni betrachten diesen Krieg in weltfremder Art nicht als ihre Angelegenheit. Ihre Festlandsverwandten kämpfen, aber die erlauchten Magierfürsten hier legen die Hände in den Schoß. Wer wenn nicht die Magiergilde sollte eingreifen? Doch was tut die Gildenführung Vvardenfells, der im übrigen mit dieser Ranis Athrys aus Balmora gerade mal die stellvertretende Erzmagierin und dazu noch eine Frau aus der sicherheitsbedürftigen Hlaalu-Ratsstadt vorsitzt, gegen diesen Mangel an magischer Kampfkraft? Sie schicken Magier nur auf freiwilliger Basis und dann auch nur als Heiler, humanitäre Helfer oder Ausbilder für die eigentlichen kämpfenden Truppen in die Lager. Ich sage euch: Unter Erzmagier Malukhat hätte es so etwas nicht gegeben. Er erschien mir immer eher eine kämpferische Natur zu sein. Er hätte nicht einfach zugelassen, dass die Magiergilde die Arme verschränkt, während die Daedra Vvardenfell in Brand setzen! Aus diesem Grund habe ich mich auch der Liga der Magischen Gewalt angeschlossen“: hielt sie eine Brandrede auf die zögerlichen Verhältnisse in den Gremien der Gilde.

    „Das ist Politik“: widersprach Tarrior ihr nur gedanklich. Er konnte die Entscheider der Gilde verstehen, aber sein Herz gab ihr Recht. Die Daedra entstellten hier und heute seine Heimat und bedrohten seinen Besitz. Um das Kaiserreich oder um die Leben der Menschen und Mer, die sie in ihrer Zerstörungswut auf ganz Tamriel fordern würden, war es ihm ziemlich egal. Doch Morrowind und Vvardenfell, seine Heimat, waren für ihn vor der drohenden Vernichtung unbedingt zu bewahren.

    „Ihr sagtet ihr wäret Magierkrieger?“: fragte die Bretonin und riss ihn so aus seinen kämpferischen Gedanken. „Das ist richtig. Ich verstehe mich auf die Zerstörungsmagie und ein wenig auf die anderen Schulen. Ansonsten bevorzuge ich das Schwert um meine Gegner meinen Zorn spüren zu lassen“: bejahte er die Frage. „Habt ihr schon über die Mitgliedschaft in der Magiergilde nachgedacht?“: fragte sie nun mit einem seltsamen Ton in der Stimme. Tarrior lachte innerlich auf. Er verstand, worauf das Gespräch hinaus laufen würde. „Ich bin schon seit vielen Jahren Mitglied. In der gleichen Gildenhalle aus der auch diese Ranis Athrys stammt. Aber ich beteiligte mich bisher nicht sonderlich aktiv am Gildengeschehen“: antwortete er. In die Augen der Frau trat plötzlich ein hocherfreuter und zugleich hochinteressierter Blick. Ein gefährliches Funkeln schimmerte auf den Pupillen. „Das ist ja hervorragend. Wisst ihr, dies wäre doch eine perfekte Gelegenheit euch aktiv an den Gildengeschäften zu beteiligen – an vernünftigen Gildengeschäften. Unsere Liga rekrutiert kampfwillige Gildenmagier, die im Gegensatz zur Feigheit der Gildenleitung die tapferen Soldaten hier im Kampf unterstützen und die Daedra mit Zerstörungszaubern überziehen wollen. Ihr wäret doch perfekt“: bot sie ihm eine Mitgliedschaft in der Liga an. Das war seine Chance. Als Mitglied dieser Fanatiker wäre bei genau jener Gruppierung, die die Versorgung Mar Gaans sicherstellt und hätte guten Aussichten auf einen Platz bei den Begleitern der nächsten Lieferung. Mit der Fürsprache der Bretonin, die immerhin Abgesandte der Liga in diesen Rat hier war, wäre es gewiss leichter.

    „Ihr seid zwar nur ein kleiner Ratsherr, aber eure Fürsprache beim Abgesandten eures Hauses oder im Generalsrat könnte unserer Sache sicherlich dienlich sein. Die Daedra müssen bekämpft werden und wenn ihr euren Hausgenossen überzeugen könnt, würden die Anderen ihre Meinung gewiss überdenken und ich … ähm ich meine wir könnten diesem aufgeblasenen alten Narr von der Kriegergilde zeigen, dass selbst die papyruskritzelnden Zauberwerfer von der Magiergilde und die ängstlichen egoistischen Händler Hlaalus mutiger sind als die großen, tapferen und starken Krieger seiner Gilde“: warb sie bei ihm weiter für ihre Sache. „Also doch nicht ganz uneigennützig“: dachte er schmunzelt, doch er hatte sich sowieso bereits entschieden, wegen der besseren Zugangsmöglichkeit ins belagerte Mar Gaan. Die Aussicht diesen Nord von einem „kleinen Mädchen“ besiegt oder zumindest düpiert zu sehen, wäre ein Bonus. „Also wie ist eure Entscheidung?“: drängte sie ihn zur Antwort. „Ich werde eurer Liga beitreten. Sobald der Abgesandte meines Hauses eintrifft, werde ich mich bei ihm für euren Plan einsetzen. Ich kann natürlich nichts versprechen“: sagte er zu. „Wunderbar, wunderbar. Mehr verlange ich auch gar nicht. Kommt mit zu unserem Zelt. Dann kann ich euch in die Mitgliederliste aufnehmen. Wenn wir erst einmal siegreich hervorgegangen sind, werden die ganzen Toten gerächt und die Opfer der armen Familien Tamriels gesühnt sein“: sprach sie und wandte sich schnell zum Gehen. Scheinbar wollte sie ihm die Unterschrift so schnell wie möglich abnötigen, bevor er sich umentscheiden konnte. Tarrior allerdings hielt sie zurück. „Ich knüpfe allerdings meine Mitgliedschaft und meine Fürsprache an eine Bedingung“: eröffnete er ihr. Nun schaute sie ihn misstrauisch an. „Was für eine Bedingung?“: wollte sie wissen. „Es ist nichts Großes. Ihr erhaltet meine Fürsprache und dafür möchte ich eure Fürsprache. Ich möchte als einer der Wächter die nächste Versorgungslieferung nach Mar Gaan begleiten“: forderte er. „Ich soll dafür sorgen? Warum wollt ihr unbedingt nach Mar Gaan?“: fragte sie und überlegte scheinbar, ob sie vielleicht einen Agenten der Mythischen Morgenröte vor sich hatte.

    „Ich habe Bekannte in der Stadt und möchte mich persönlich ihres Wohlbefindens versichern. Außerdem gibt es in der Stadt einen heiligen Schrein des Tribunalstempels. Seinen Segen würde ich in diesen schweren Zeiten als große Hilfe empfinden“: log er und eine unmerkliche Gänsehaut überkam ihn, als er an den Tempel und das Tribunal dachte. „Ich hätte euch nicht für einen Religiösen gehalten. Ihr macht eher einen kühlen, sachlichen Eindruck, aber ich kann euch verstehen. Ich bin eine Gläubige des Kaiserlichen Kultes und bete täglich zu den Neun. Der Tribunals-Tempel erscheint mir zwar eine Sekte von Götzenanbetern zu sein, doch sofern es euch im Kampf hilft… Nun gut. Ich werde mich dafür einsetzen, dass ihr die nächste Lieferung begleiten dürft. Man wird euch dann über die möglichen Gefahren aufklären. Vielleicht überlegt ihr es euch dann noch einmal anders. Ansonsten würdet ihr uns also beitreten?“: stimmte sie seiner Forderung zu. „Ja das werde ich. Auch um die Daedra aus diesem Land zu jagen“: sagte er und die Beiden wandten sich zum Gehen. „Ich heiße übrigens Alina“: sagte die junge Bretonin noch, bevor sie das Zelt verließen.

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