Vor wahren Schuldigen zu reden ist irgendwo verquer, da solche Maßnahmen Kopien nicht verhindern, sondern bestenfalls zeitweilig erschweren. Wenn ein Kopierschutz selbst nicht gebrochen wird, wird früher oder später der Schlüssel dazu geleakt oder extrahiert. Vielleicht verhindert man damit ein Zero-Day-Release im Usenet (was dann über die üblichen Kanäle in ed2k und BT gelangt), wenn vorher nicht schon was geleakt wurde. Wenn das gelingt, verhindert man vielleicht einen gewissen Gewinnausfall am Anfang, doch die meisten Leecher würden ohnehin nicht zum Launchpreis kaufen. Dagegen entgehen womöglich eine Reihe potentielle Kunden, die nicht jeden Scheiß über sich ergehen lassen wollen.
Was mich an vielen Kopierschutzmechanismen stört? Wer sagt mir, dass ich das Spiel noch in fünf Jahren installieren kann? In zehn? Oder gar noch später? Funktionieren die Softwarelücken, die manche Mechanismen ausnutzen, dann noch? Oder im Fall von ME: Wenn ich mein Board, Grafikkarte oder Prozessor auswechsle? Wenn EAs Validierungs-Server nicht richtig funktionieren (Bioshock, anyone?) oder abgestellt werden?
Und das, obwohl der hauptsächliche Gewinn in den Wochen nach dem Release anfällt? Bei Bioshock wurde angekündigt, dass das Backphoning und die eingeschränkte Anzahl an Installationen per Patch abgestellt werden würde, danach sieht es aber nicht wirklich aus. Naja, mal sehen, was die Zeit zeigt.
Und Kopien sind eine uralte Problematik für die Hersteller, die durch die Verfügbarkeit schneller Internetzugänge nur dezentraler und etwas beliebiger wurde. Vieles, was heute über Torrents gezogen wird, wäre vor zehn Jahren in CD-Form auf dem Schulhof verteilt worden. Oder davor als Disketten. Der Markt für Spiele ist gewachsen, aber es sind letztlich die gleichen Gruppen, die sich Kopien besorgen. Hauptsächlich solche, die sich einen Vollpreiskauf nicht leisten können oder wollen.
1. Mass Effect wurde releast, bevor EA direkt etwas bei Bioware zu Sagen hatte.
2. Auf Konsolen ist ein das System kompromittierender Kopierschutz nicht verbreitet. Ungeachtet dessen, was etwa bei GTA IV mit dem Leak passiert ist. Vielleicht ändert sich daran auch noch was, das mögliche Sperren des Live-Accounts auf der 360 ist aber auch schon schlimm genug.
3. Ja, letztlich werden es zu viele Spieler über sich ergehen lassen. Dennoch wäre es erfreulich, wenn einem Hersteller endlich ein Denkzettel gesetzt würde, den dieser auch versteht. Allerdings scheinen die Publisher ihren Verstand schon lange abgeschaltet zu haben.
Aber es ist fraglich, ob boykottieren nicht eher dem Studio schaden würde als EA. Die Leute haben ja einen Ruf darin, gute Entwickler abzuwürgen...
![]()