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Thema: Geschichten aus Tamriel (Fan-Fiction-Area)

Hybrid-Darstellung

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  1. #1

    Vvardenfell-Distrikt, Aschland, Maar Gan

    Was in der Zwischenzeit geschieht... VII
    (als Ergänzung zu Tarrior im RPG)
    hier: Behram Meradanz

    Nach einer Kaskade aus verschwimmenen Lichtern fanden sie sich inmitten von Maar Gan wieder. Behram Meradanz klopfte sich imaginären Staub von der Robe und unterzog seine Umgebung einer eingehenden Musterung. „Die Bastion scheint noch ganz gut zu halten. Die Liga scheint gute Arbeit zu leisten“: meinte er beiläufig. „Ja durchaus Meister. Aber sicherlich tut dieser Stein im Tempel sein Übriges, um die Daedra daran zu hindern, diese Stadt einfach zu überrennen und niederzubrennen“: gab Aytor zu Bedenken. Behram setzte ein nachdenkliches Gesicht auf. „Welch Macht die Götter und selbst das Tribunal besitzen, dass irgend so eine religiöse Reliquie Kräfte entwickelt das Böse fernzuhalten. Es ist schon interessant, wie dies ohne Magie bewältigt wird. Allerdings ist so etwas eben nicht immer zuverlässig und wenn die Reliquie oder der heilige Boden verschwinden, dann war es das mit dem Schutz“: sagte Behram und musste darüber lachen. „Aytor spute dich und bring in Erfahrung, wie weit unser kleiner Dagoth bereits gekommen ist“: wies Behram seinen Schüler an und wandte sich dann ab. Es eilten bereits die Honoratioren herbei, um ihn zu begrüßen. Die vier Wächter und fünf Zenturio-Sphären, die er zu seiner Begleitung mitgebracht hatte, erweckten zunächst einmal genug Ehrfurcht beim einfachen Volk, das den Neuankömmling interessiert umringte. Behram prüfte noch einmal seine braun-gelben Prunkgewänder, strich den Stoff glatt und stellte sich dann dem Begrüßungskomitee. „Seid gegrüßt werter Herr… an eurer Kleidung erkenne ich, dass ihr Mitglied im Rat der Telvanni sein müsst“: begrüßte ihn der kleinere der beiden Dunmer, die ihn empfangen wollten. Er war in eine rote Robe mit goldenen Stickereien gehüllt. Der breitschultrige Kerl neben ihm steckte in einer pompösen Knochenrüstung, die von redoranischen Symbolen geziert wurde. „Ich bin Alkama Deryth örtlicher Hohepriester des Tribunals und dies ist Brasarin Morvayn , ein Cousin von Brara Morvayn der zuständigen Ratsherrin für Maar Gan, Kommandant der Stadt und der redoranischen Truppen, solange die Krise andauert“: stellte sich der Mann in der Robe vor und der Redoraner knurrte nur vernehmlich. „Er mag anscheinend keine Telvanni“: vermutete Behram. „Ich bin Behram Meradanz, Magierfürst von Tel Uvirith und Mitglied im Rat der Telvanni, wie ihr bereits richtig erkanntet“: stellte er sich seinerseits vor. „Es ist schön zu sehen, dass die anderen Häuser sich für die Lage vor Ort interessieren, aber wir waren über eure Ankunft nicht informiert. Von der Liga war nur die Lieferung angekündigt, die wir von wenigen Stunden erhielten“: wunderte sich der Priester. „Das liegt daran, dass ich nicht durch das Wirken der Liga hierhergekommen bin“: dachte Behram, aber antwortete stattdessen: „Ich habe die Liga um diesen Gefallen gebeten, denn ich wollte unbedingt persönlich die Situation vor Ort begutachten, um meinem Rat entsprechende Hilfsmaßnahmen empfehlen zu können. Schließlich müssen die Häuser in dieser Krise zusammenhalten.“

    Der Stadtkommandant spuckte aus, schob sich vor ihn und schaute ihm herausfordernd ins Gesicht. „Pah. Zusammenhalt! Ihr Magier habt doch nicht einen einzigen Finger krumm gemacht, um uns zu helfen, seit die Daedra mordend durch unser Land ziehen“: warf er ihm vor. „Und genau deshalb habe ich fünf meiner wertvollen Animunculi, die ich in mühevoller Arbeit wieder instandgesetzt habe, mitgebracht, um sie euch für die Verteidigung der Siedlung zu überlassen. Drei von ihnen, Herr Kommandant, könnt ihr sofort mit euch nehmen, um sie an Positionen eurer Wahl aufzustellen. Die anderen Beiden würde ich gerne für den Schutz des Tempels abstellen wollen, denn ich finde gerade der Tempel und seine Priester und Pilger, die für das Volk getan haben und tun, müssen besonders geschützt werden“: ging Behram sofort darauf ein und die Zenturio-Sphären rollten auf einen Fingerzeig heran. „Wir brauchen keine Hilfe von verdammten Totenbeschwörern!“: rief Brasarin aus. „Umso mehr sind wir euch dankbar dafür, dass ihr uns eure starken mechanischen Diener zukommen lassen wollt, anstelle von beschworenen Kreaturen. Ich denke, dass dürfte ein Anfang für bessere Beziehungen zwischen dem Haus Redoran und dem Haus Telvanni sein“: mischte sich Alkama umgehend ein. „So sah ich das auch“: stimmte Behram zu. Der Kommandant wollte offenbar widersprechen, doch Alkama strafte ihn mit einem Blick, der zu sagen schien, dass sie jede Hilfe annehmen sollten, die sie bekommen konnten. Es war allerdings offensichtlich, dass die Maschinen auch dem Priester nicht wirklich schmeckten. Der Kommandant entfernte sich zähneknirschend und nahm drei der fünf Zenturio-Sphären mit sich. „Es wäre schön, wenn ihr mich etwas herumführen könntet, damit ich mir einen eingehenden Eindruck von der Situation hier verschaffen kann“: bat Behram. „Ich muss mich leider entschuldigen. Ich würde dies morgen gerne tun, aber ich habe heute noch eine Menge Sachen zu erledigen. Ein neuer Pilger ist vorhin im Tempel angekommen, ein Hlaalu-Händler auf Pilgerreise, der vielleicht meiner Führung bedarf und ich muss den Schrein säubern. Es tut mir wirklich leid“: musste sich der Priester entschuldigen. Bei der Erwähnung des Hlaalu-Händlers zog Behram interessiert die Augenbrauen hoch. „Dies ist gar kein Problem. Ich wollte mir die beiden Animunculi für den Tempel sowieso noch einmal ansehen und die Mechanik überprüfen, damit sie auch tadellos funktionieren. Wie wäre es, wenn wir die Führung morgen früh nach Verrichtung eurer Morgenaufgaben beginnen?“: gab sich der Telvanni einsichtig und tatsächlich stimmte der Priester zu, der sich dann auch schnell verabschiedete. In diesem Moment kam Aytor zurück.

    „Es wird schwierig werden eine Unterkunft zu finden, Meister Meradanz“: berichtete er frei heraus. „Die wird wahrscheinlich auch nicht nötig werden. Was hast du über unseren Dagoth in Erfahrung gebracht?“: wollte der Telvanni stattdessen wissen. „Sie sind vor wenigen Stunden hier eingetroffen. Der Transportzauber ging schief, sodass sie vor der Mauer landeten. Ein Teil der Karawane wurde erwischt, aber Gildres hat es wohl in die Stadt geschafft. Ich konnte allerdings nicht herausfinden, wo er vorerst untergekommen ist“: fuhr der junge Bretone mit seinem Bericht fort. „Durch Zufall habe ich erfahren, dass er im örtlichen Tempel logiert. Vermutlich wird er keine Zeit verlieren und morgen sofort aufbrechen, um den Nord zu finden. Ich weiß nicht, wie er den Aufenthaltsort von diesem Magier herausbekommen hat, wo wir daran gescheitert sind, aber er wird uns dann direkt zu ihm führen. Ich möchte, dass du mit unseren Wächtern vor dem Tempel versteckt ausharrst, die ganze Nacht wenn es sein muss. Wenn er die Stadt verlässt folge ihm. Der Rest dürfte dir ausreichend bekannt sein, wir haben es in Tel Uvirith hinlänglich besprochen“: trug Behram seinem Schüler auf. „Jawohl, Meister Meradanz“: bestätigte Aytor. „Ich habe veranlasst, dass an der Küste des nördlichen Aschlandes das Luftschiff auf euch wartet. Und Aytor - enttäusch mich nicht“: schärfte er ihm noch ein. Der Bretone nickte zackig und instruierte die Wachen, die sie mitgenommen hatten. Behram nahm sich den Sack mit seinem Gepäck von den Packguars, die sie mitgenommen hatten und holte drei Schriftrollen heraus. Er warf sie zu seinem Schüler hinüber. „Ich glaube nicht, dass die nötig werden“: kommentierte Aytor dies. „Er ist ein Dagoth. Du solltest ihn nicht unterschätzen. Nimm sie mit dir“: ließ Behram keine Widerrede zu. Der Bretone fügte sich und steckte sie an seinen Gürtel. Zufrieden wandte sich der Telvanni ab und ging mit geschultertem Gepäck auf das Handelshaus zu. Er brauchte keinen Schlaf, er brauchte nur etwas Zeit, um den morgigen Tag gebührend vorzubereiten.

    Es war bereits spät in der Nacht oder sehr früh am Morgen, als sich jemand an Behrams Tisch in einer der hinteren Ecken des Handelshauses setzte. Die beiden Animunculi, die zunächst die Blicke der Leute auf sich gezogen hatten, wirkten inzwischen abschreckend auf die Leute, was ihm auch lieber war. Der Hexer schaute kurz auf und sah sich einem Kaiserlichen mit runzeligem Gesicht gegenüber. Dann widmete er sich weiter seiner Arbeit. Er mischte gerade ein paar instabile, alchemistische Substanzen zusammen. „Es ist wirklich mutig, dass ihr eure Verbrechen direkt unter der Nase der Menschen hier vorbereitet“: meinte der Kaiserliche. „Die Leute sind so sehr mit ihren eigenen Problemen beschäftigt, dass sie nicht merken, was um sie herum geschieht. Sie sind paranoid und dennoch blind für die Gefahr. Überall mischen hier in Maar Gan Leute Tränke und dergleichen zusammen, um den Widerstand zu unterstützen. Ich falle im hiesigen Alltag nicht auf. Doch unter den Augen der Öffentlichkeit zu operieren, müsstet ihr doch auch eine Menge Erfahrung haben. Ein Anhänger der Mythischen Morgenröte ist da sicher auch ein gebranntes Kind“: reagierte Behram lustlos auf diese Unterhaltung. „So seid doch still, was wenn euch jemand hört“: zischte er. Behram lächelte. „Niemand interessiert sich hier für uns. Also was habt ihr mir zu sagen?“: fragte der Telvanni. „Eure Ankunft hier war kaum zu übersehen und wir fragten uns, was ihr hier wollt“: gab der Kaiserliche eine Antwort. „Geschäfte. Aber ihr werdet davon profitieren. Ich habe mich nämlich dazu entschlossen, euch diese lästige Garnison vom Hals zu schaffen, wie es vereinbart war. Geht hinaus zu euren Kriegern und sagt ihnen, dass sie auf das Zeichen hin angreifen sollen. Die Stadt wird euch dann ausgeliefert sein“: erklärte Behram seine Anwesenheit. „Was für ein Zeichen?“: wollte er wissen. „Ihr werdet es erkennen und nun solltet ihr euch auf den Weg machen. Es dürfte bald hell werden und dann könnte es schwierig sein, unbemerkt aus der Stadt zu kommen“: gab Behram ihm nur zu verstehen und der Kaiserliche wollte sich entfernen, hielt aber kurz inne. „Euch wird damit ein Platz in der Geschichte des neuen Tamriel sicher sein“: fabulierte der Kultist. Behram fuhr auf und packte den Kaiserlichen am Kragen und zog ihn zu sich heran. „Mich interessiert weder euer Meister Dagon noch eure kleine Sekte. Erinnert euren Meister an die Vereinbarung“: gab er ihm eindringlich mit und ließ ihn dann los. Der alte Mann entfernte sich und Behram beendete seine Arbeit. „So alles dürfte vorbereitet sein“: murmelte er und lehnte sich einen Moment zurück.

    Später am Tag ging Behram noch einmal alles durch. Die Vorbereitungen waren abgeschlossen. Aytor hatte bereits die Stadt verlassen, als er sich mit dem Priester traf und in Maar Gan war alles voll mit Flüchtlingen, die es nicht mehr rechtzeitig aus dem Aschland geschafft hatten und natürlich war die blutgierige daedrische Horde vor der Siedlung bereit zuzuschlagen. Er kehrte gerade mit Alkama von seinem Rundgang zurück und sie betraten den Tempel. Die beiden Zenturio-Sphären verrichteten wie gewünscht bereits ihren Dienst neben den Ordinatoren. Er hatte sie vorhin abgegeben, als er den Priester für den Rundgang abholte und betrat nun zum ersten Mal die Niederlassung des Tempels in dieser Stadt und natürlich auch den Aufbewahrungsort des Turm-Schreins. Umgehend meldeten sich die Ordinatoren und baten ihn, eine seltsame Halskette anzulegen. Er war vorgewarnt worden. Er hatte mit den Daedra nicht solch einen Kontakt gehabt wie die Mythische Morgenröte, aber er war sich nicht sicher, ob das Amulett etwas anzeigen würde, doch tatsächlich nahm ihm der Hohepriester diese Schwierigkeit ab. „Dies wird nicht nötig sein. Wir wollen einen so wichtigen Gast nicht mit so etwas belästigen“: pfiff Alkama die Ordinatoren zurück und führte Behram in seine privaten Kammern. „Es ist gut, wenn sich die Häuser endlich zusammenraufen könnten, um diesem Feind gemeinsam zu begegnen, daher ist euer Besuch besonders wichtig“: setzte der Priester die zuvor unterbrochene Konversation wieder fort. „Die Stimmung im Rat ist schlecht und jahrhundertealte Konkurrenz und Rivalität zwischen den Häusern kann man wohl auch niemandem verübeln“: spielte der Telvanni mit, obwohl ihn diese Unterhaltung alles andere als interessierte. Er überspielte es gekonnt. „Es ist ein Jammer das der Tempel seit dieser Sache mit dem Nerevarine seine Macht eingebüßt hat. Welchen Grund Almalexia und Sotha Sil gehabt haben mögen, sich dauerhaft aus der Öffentlichkeit zurückzuziehen, hoffe ich bloß, dass sie demnächst zusammen mit Vivec wieder zu alter Stärke finden, um Morrowind und die Dunmer unter ihrer egalitären Herrschaft gegen die Invasion ins Feld zu führen“: lamentierte der Priester. Behram verdrehte unmerklich die Augen. „Deine Götter sind vermutlich seit Jahren tot! Warum sehen diese Tempelspinner das nicht langsam ein?!“: schrie er in Gedanken. „Viele Leute haben den Glauben daran verloren, dass sie sich wieder zeigen werden, man hält sie sogar frevelhafter Weise für tot und Vivec, der bis zuletzt noch öffentlich auftrat, soll angeblich von den Daedra entführt worden sein. Ketzerei. Leider schreitet die Zersetzung immer weiter voran, kein Wunder wenn man bedenkt, wie stiefmütterlich gerade mein Haus den Tempel behandelt hat, anstatt ihn stärker zu fördern“: zeigte er nach außen hin seine Katzenmaske. „Es ist erfrischend einem Telvanni-Zauberer mit solch religiösem Gemüt zu begegnen. Das ist wirklich ungewöhnlich“: dachte Alkama laut und Behram setzte ein sanftes Lächeln auf. „Man ist damit allerdings im Rat auch ziemlich allein. Deswegen war es mir auch ein besonderes Vergnügen hierher nach Maar Gan zu kommen, denn ich hoffte vor dem Turm-Schrein beten zu können“: lenkte Behram das Thema auf das eigentliche Objekt seines Begehrens. „Natürlich wie unhöflich von mir. Ihr seid schon seit gestern hier und hattet noch keine Gelegenheit für innere Einkehr. Ich habe die Gebetskammer frisch hergerichtet. Wir können umgehend dort hingehen“: schlug der Priester vor. „Das wäre wirklich grandios“: stimmte der Telvanni mit ein und gemeinsam verließen sie die Kammer, um in den Raum zu gehen, in dem der heilige Stein, der Kern des Turm-Schreines, aufbewahrt wurde.

    Behram sah ihn nun vor sich liegen. Es war ein unscheinbarer Fels in einem Aschebecken. Eigentlich kaum der Rede wert. Neben dem Felsen hielt ein Dremora Wache. Er wusste, dass dieser Daedra ein essentieller Teil der Pilgerprüfung war, die an diesem Ort stattfand. Er schenkte dem Dämon einen Blick, den dieser auffing. Das kurze, unmerkliche Nicken spiegelte Erkennen wieder. Schnell jedoch versuchte der Hexer wieder dem Gespräch zu folgen, dass er ausgeblendet hatte, weil es sich nur um religiöse Belanglosigkeiten drehte: „Dies ist der ganze Stolz der Stadt und im Moment auch sein Schild. Dieser Stein schützt uns vor den Daedra, wie uns einst Fürst Vivec vor der Wut Mehrunes Dagons geschützt hatte. Wie wäre es, wenn wir zusammen beten würden?“ Behram schüttelte nach einer kurzen Bedenkzeit den Kopf. Ich möchte lieber alleine sein, denn ich muss über einige Dinge nachdenken. Alkama nickte. „Ich respektiere euren Wunsch. Ich werde euch allein lassen“: sagte er und wandte sich zum Gehen. „Es ist interessant, aber ihr erinnert mich irgendwie sehr an den Hlaalu-Händler von gestern“: meinte der Priester noch, bevor er den Raum verließ und die Tür schloss.

    Der Telvanni wartete noch einen Moment und dann zog er sein zusammengeknülltes Gepäck unter der weiten Robe hervor. Er hatte das Material genau abgemessen, sodass er die leeren Fläschchen und Säckchen in der Taverne lassen konnte. Nun befanden sich in dem Sack die sauber verschnürten Päckchen mit ihren Lunten, die er herausholte und vor dem Stein ausbreitete. „Seid ihr der Zerstörer?“: fragte der Daedroth, der noch immer neben dem Fels stand. „Der Kult eures Meisters hat mich gesandt, wenn du das wissen möchtest“: gab er dem Dremora knapp zu verstehen. Die Kreatur entblößte mit einem diabolischen Lächeln scharfe Zahnreihen. Behram warf ihn einen Ring zu. „Streif ihn über“: wies er ihn an. Der Dämon beäugte misstrauisch das Schmuckstück, steckte es dann aber auf den Finger. Es gab nur ein kurzes, intensives Leuchten. „Was war das?“: fragte der Diener Mehrunes Dagons verwirrt. „Eine Vorsichtsmaßnahme. Du wirst es verstehen, sobald es soweit ist“: erklärte der Magier und war bereits damit beschäftigt, die Päckchen rings um den Stein herum anzubringen und sie alle mit einer langen Lunte zu verbinden. „Die Dwemer waren diesen sogenannten zivilisierten Völkern um Jahrhunderte voraus. Die Wirkung ihrer Sprengladungen übertrifft sogar die meiste Zerstörungsmagie. Wie lange es gedauert hat die Mischung der richtigen Ingredienzien nachzuahmen, aber es wird sich lohnen, sobald dies hier vorbei ist“: überlegte er, während er gerade die letzte Sprengladung anbrachte. In diesem Augenblick kam der Priester herein: „Ich habe mir gedacht, dass ihr vielleicht eine Kerze anzünden wollt.“ Er blieb wie angewurzelt im Türrahmen stehen, als er Behram entdeckte. „Was macht ihr da?! Wachen!“: schrie er. Behram herrschte den Dremora an: „Pack ihn!“ Und tatsächlich war der Daedroth nun frei von seinen magischen Fesseln, ergriff den Priester und warf ihn mit voller Wucht vor dem Stein auf den Boden. „Wachen! Zu Hilfe“: schrie der Mann, doch es kam niemand. Nur Kampflärm ertönte aus dem Vorraum und der Telvanni verschwendete auch keine Zeit daran, sonder präparierte die Zündschnur, während der Dremora mit seinen Klauen Alkama auszuweiden begann. Behram zog die Lunte bis in den Vorraum hinaus. Inzwischen hatten seine Animunculi die Ordinatoren getötet. „Ein Angriff mit dem die Tempelwächter wohl nicht gerechnet haben“: dachte der Telvanni erfreut und rief den Dremora zu sich. „Ich werde dir die Möglichkeit geben ins Reich des Vergessens zurückzukehren. Ich möchte, dass du deinen Prinzen an den Namen Behram Meradanz erinnerst, wenn du ihn von der Zerstörung dieser Siedlung und des von ihm gehassten Schreins berichtest“: sagte Behram herrisch. Der Dremora nickte. „Geh in den Schrein zurück und deine Seele wird befreit“: wies er ihn an und der Daedroth tat wie geheißen. Behram ließ mit einem Schnippen eine Flamme zwischen seinen Fingern entstehen und steckte die Lunte an. Zischend und brennend arbeitete sie sich langsam durch den Vorraum zum Schrein-Raum hinüber. Derweil verließ Behram mit seinen Zenturio-Sphären den Tempel.

    Er schickte sie zu den Mauern. Die Anweisungen waren klar. Mochten die Animunculi die Daedra bei ihrem Zerstörungswerk unterstützen. Er selbst schlenderte gemütlich zum Platz, an dem er am gestrigen Tage angekommen war, hinüber. Als er dort ankam, erschall ein ohrenbetäubender Knall, in diesem Moment, so wusste Behram, waren die Sprengladungen explodiert und hatten den Schrein, samt Fels in tausende Stücke gesprengt. Ein lautes Brüllen von jenseits der Mauer hob an und er hörte das Donnern, dass von hunderten Füßen stammte, die sich gegen die Stadt in Bewegung setzten. Alarmrufe erklangen, doch wurden sie von Seufzern und Ausrufen des Entsetzens ersetzt, als die daedrische Horde, den Punkt passierten, an dem sie normalerweise vor der unsichtbaren Barriere halten mussten. Behram lächelte. Alles lief nach Plan. Seine Maschinen würde er zu gegebener Zeit abholen, bis dahin konnten sie den Verteidigern unverhofft in den Rücken fallen. Seine Arbeit hier war getan. „Das ist das Ende von Maar Gan“: dachte er, als er sich in der magischen Kaskade eines Rückkehrzaubers auflöste.
    Geändert von KingPaddy (13.10.2012 um 02:48 Uhr)

  2. #2

    Molag Amur, Mora Uvirith, Landebuchten

    Was in der Zwischenzeit geschieht… VIII
    (als Ergänzung zu Tarrior im RPG)
    hier: Aytor von Brasselin

    Der junge Bretone schnaubte verächtlich, wenn er an den im Kerker sitzenden Dagoth dachte. "Wieso muss er nur so stur sein?": fragte er sich und schnaubte dann erneut. Aufwendig hatte er den Dunmer gefangen genommen und nun das. Ein anderer Grund wütend zu werden, kam ihm bei diesen Gedanken ebenfalls wieder in den Sinn. Er hatte ihn unterschätzt. Nicht nur, dass es die Wächter erwischt hatte, sondern es war notwendig gewesen die Zenturionen zu beschwören. Meister Meradanz hatte dann in nachsichtigem Tonfall gesagt, dass ja alles noch einmal gut gegangen sei. Aytor hatte verstanden. "Du warst unvorsichtig und überheblich und nur Dank meiner Maschinen hast du es geschafft": war das, was der Meister ihm gegenüber damit eigentlich ausgedrückt hatte. Und es ärgerte ihn. Es ärgerte ihn, dass dieser Hausknecht ihm hatte gefährlich werden können. In den Augen seines Meisters musste es ihn herabgesetzt haben. Und er erkannte auch den Respekt in Meradanz' Augen. Er betrachtete Gildres tatsächlich als jemanden, den man ernst nehmen musste. Vermutlich saß der Dagoth nur im Kerker, damit ihm keine falschen Illusionen über seine Lage oder seine Optionen befielen, dass er seinen Platz kannte. Doch all dies und nicht einmal die Aussicht auf die Folter hatten ihn gefügig gemacht. Noch immer verweigerte er dem Meister die Mitarbeit. Ein absolut unmögliches Gebaren, dass er, so Aytors Überzeugung, nur solange Aufrechterhalten würde, bis die Folterknechte zu arbeiten begannen.

    Wenn er ehrlich zu sich selbst war, war er froh, dass Gildres dem Meister verweigert hatte. Wenn er sich dem Willen Meister Meradanz' gebeugt oder vielleicht freiwillig am Plan mitgearbeitet hätte, wäre ihm womöglich die Rolle zugefallen, die eigentlich ihm - Aytor von Brasselin - zustand. Der Dagoth war mächtig und gewitzt, dass hatte Aytor erkennen müssen und Meradanz wäre dumm gewesen, wenn er ihn nicht in seine Dienste genommen hätte. Und wieder ärgerte er sich. Der Stolz des Anderen hatte Schlimmeres verhindert. Doch es sollte bald eine Gelegenheit geben, um seinen Wert zu beweisen.

    Der junge Bretone erklomm gerade eine Treppe nah an der Turmspitze und schwebte dann zu einer großen Rundtür hinauf. Ein Wink und ein Pulk von Wurzeln, der den Durchgang verschlossen gehalten hatte, wand sich zur Seite. Seine Hand schwebte über der Klinke. Zögernd betrachtete der Magier den Messingknauf. Die Vorbereitungen für den nächsten Schritt des Plans waren fast abgeschlossen. Die letzten Waren würden heute eintreffen und würden dann verladen werden. Meister Meradanz hatte die letzten Wochen intensiv damit zugebracht die Funktionen des neuen Prototypen noch drei weitere Male zu überprüfen. Sämtliche alten Baupläne und die jüngeren Berechnungen hatte er in den vergangenen Nächten immer und immer wieder gewälzt. Dies würde nicht nur die große Jungfernfahrt sondern es würde ein Belastungstest in Form eines quasi unsichtbaren Angriffs werden. Und er durfte nicht versagen. Das stand nicht zur Debatte. Schon gar nicht durfte der Prototyp verloren gehen. Einige der Teile konnten nicht ersetzt werden und mussten damals auch erst aus dem ersten funktionsfähigen Prototypen ausgeschlachtet werden, nachdem Aurek es wider Erwarten geschafft hatte, diesen doch nach dem Absturz wieder flott zu machen. Der Bretone runzelte die Stirn. "Der arme Aurek. Jetzt wird er für die Operationen nicht mehr gebraucht": dachte Aytor vergnügt und fragte sich wie lange es der Nord-Magier wohl auf seinem neuen Posten aushalten würde. "Meister Meradanz hätte ihn damals entlassen sollen": fand der Bretone. Tatsächlich war die besondere Fähigkeit des Magiers gefährlich. Wer wusste schon, was er vielleicht im Turm aufschnappte. Nach einigem kurzen hin und her zuckte Aytor jedoch mit den Schultern. "Seine größte Stärke ist seine Arglosigkeit. Solange er bezahlt wird und wir ihm nichts geben, dass ihn zwangsläufig ins Grübeln bringt, wird er sich nicht weiter in unsere Geschäfte einmischen": meinte der Bretone dann und drückte die Klinke und drückte die Tür auf.

    Kühle, trockene Luft wurde geradezu in den Turm gesaugt, so als würde der ganze Organismus, der der Turm tatsächlich war, tief Luft holen. Schnell trat der Bretone ins Freie und schoss den Durchgang hinter sich wieder. Er befand sich auf der große Terrasse im oberen Teil. Vom Rand aus hatte man einen sehr schönen Ausblick auf die gesamte Stadt oder wie der Meister sonst meinte: "Von hier aus, habe ich alles unter Kontrolle." In der Ferne verlor sich der Blick irgendwann auf dem Meer. Davor lagen die Scherbeninseln der Zafirbel Bucht. Und dort befand sich auch das Ziel und da kehrten die Gedanken zurück. Meister Meradanz überließ ihm nicht nur den wertvollen Prototypen sondern auch einen wichtigen Schritt seines Plans zur Wiederauferstehung der Dwemer. Es ging um einen integralen Bestandteil und er sollte sich darum kümmern. In Anbetracht des Gegners, um den er sich kümmern sollte, befiel ihn ein leichtes Grausen und die Hände begannen zu schwitzen. Es ging hier schließlich nicht nur um einen kleinen Dagoth. Diesen Gegner musste man ernst nehmen.

    "Ah Aytor": erklang die vertraute Stimme von Meister Meradanz. Leicht erschrocken stellte Aytor fest, dass er gedankenverloren auf den Horizont gestarrt und den Magierfürsten gar nicht bemerkt hatte. Behram hatte ihm den Kopf leicht zugewandt, während er sich leicht mit den Händen am Geländer der Turmterrasse abstützte. "Herr": begrüßte er den älteren Magier mit einem Nicken und trat näher. Meradanz hielt nicht viel von sinnlosen Förmlichkeiten. Manchmal konnte sich Aytor seinen Meister gut als Abkömmling der Dwemer vorstellen. Er wirkte so manches Mal so rastlos wie die ewig tuckernden Maschinen, die seine angeblichen Vorfahren gebaut hatten. Er glaubte zwar nicht daran, dass Meradanz wirklich Dwemer-Blut in seinen Adern hatte, aber es kannte sich so gut wie kein anderer mit den alten Tiefelfen und vor allem ihren maschinellen Geheimnissen aus, wie er das tat. Ob er da dieser Wahnidee, selbst ein Dwemer zu sein, verfallen war oder nicht, spielte für Aytor keine Rolle. Unter den hiesigen Telvanni-Magierfürsten war er, was Wahnsinn anging, ohnehin keine Ausnahme, obwohl er sich sonst von seinen Kollegen im Telvanni-Rat doch sehr unterschied. Was auch der Grund war, warum er überhaupt die Stellung seines Sprechers bekleiden durfte.

    Der Bretone war inzwischen neben ihn getreten und folgte dem Blick des Meisters über Mora Uvirith hinweg. Kopf und Blick wanderten schließlich in Richtung Landebuchten und verharrten dort. "Hast du die Vorbereitungen abgeschlossen?": fragte Meradanz dann. "Die Wachen sind instruiert und regeln den Einlass. Die Besatzung ist soweit bereit und wartet nur darauf an Bord zu gehen. Ich werde die Diener nachher gleich persönlich beaufsichtigen, während sie die letzten Vorräte an Bord nehmen. Wenn die Waffen des Schiffes erst einmal bestückt sind, werden wir damit den ersten Widerstand brechen. Und für den Rest haben wir schließlich unsere ausgebildeten Söldner": erstattete der Bretone Bericht. Der Meister lächelte.
    Das gleiche Lächeln hatte er an dem Tag, an dem er Aytor als seinen Schüler aufnahm und auch an dem Tag, an dem er ihn zum Sprecher kürte, was der Tag war, an dem er selbst zum Magierfürsten bestimmt wurde. Es war sehr von Vorteil gewesen, dass der Meister selbst auch nicht von Vvardenfell stammte und kein hiesiger Zögling des Hauses war. Aytor wusste eigentlich nicht, ob Meradanz eventuell von den Inseln stammte und zu den Hausbrüdern hier auf Vvardenfell gezogen war. Es war dem Bretonen auch egal. Kennengelernt hatten sie sich seinerzeit in einer kleinen Stadt in Süd-Morrowind. Vergebens hatte er versucht in verschiedenen Filialen der Magiergilde aufgenommen zu werden. Sohn eines kleinen Adligen aus Hochfels mit bescheidenem Talent zu sein, war selbst in einer fernen, unzivilisierten Provinz wie Morrowind mit chronischem Mitgliedermangel kaiserlicher Institutionen schwierig. Der Meister hatte ihn war damals dabei gewesen, als er geprüft wurde. Eine Person unter den vielen magisch begabten Schweinehirten, die sich nicht einmal einen gesonderten Prüfungsraum in ihrem kleinen Verschlag, den sie als Gildenhalle bezeichneten, leisten konnten. "Er war damals nur dort um eine nahegelegene Ruine studieren und nahm mich schließlich mit sich": erinnerte sich Aytor: "Er meinte, dass ihm mein Ehrgeiz gefallen habe… mein Potenzial."

    Aytor war fasziniert von Meradanz gewesen, der ihm einen Weg zur Macht zeigte und selbst so unaufhaltsam in der Haus Hierarchie nach vorne drängte, nicht etwa aus reinem Machtwillen sondern aus dem Kalkül heraus die Position für seine Ziele zu nutzen. Das Wissen um die Dwemer und die Nutzbarmachung dieses Wissens hatten dem jungen Bretonen seinerzeit sehr imponiert. Aytor konnte sich noch gut an den Tag erinnern, an dem er in der Ratshalle von Sadrith Mora seinen Dienst antrat und die Sprecher doch mit einigem Missfallen registrierten, dass der Fremdländer, den sie auf Mora Uvirith, einen unbedeutenden und wirtschaftlich abgehängten Außenposten abgeschoben hatten, die Stadt nicht nur umgekrempelt sondern auch aufgerüstet hatte und durchaus Einfluss in vielen Bereichen geltend machen konnte und im Konflikt der Häuser stets oben schwamm, da er offenkundig über fundierte Kontakte in alle Lager verfügte. Mit einiger Genugtuung registrierte er ihre Herablassung ihm, dem Menschen, gegenüber der nun die wertvolle Stelle eines Sprechers bekleiden sollte. Und er hatte das Vertrauen seines Meisters nicht enttäuscht und er hatte es auch jetzt nicht vor.

    "Sei dir nicht zu sicher, schließlich wissen wir nicht genau, was uns erwarten wird": warnte der Hexenmeister. Aytor widersprach: "Ich habe die Gefangene noch einmal ausgeforscht. Sie verschweigt uns nichts. Das, was sie schon auf der Folter offenbart hat, war die Wahrheit. Und sie muss es schließlich am besten wissen. Die Festung ist nur mäßig gesichert. Kaum Wachen, denn der Hausherr schätzt seine Abgeschiedenheit und…" Behram mischte sich ein: "Und er selbst ist nur ein alter Mann? Er bekleidet diese hohe Position nicht ohne Grund. Und auch wenn er allein ist, so solltest du dich nicht darüber hinwegtäuschen, dass er mehr von der Beschwörung versteht, als wir beide zusammen. Von den Kräften, für die er in seiner Jugend wohl einmal berüchtigt gewesen war, ganz zu schweigen." Aytor schaute trotzig in die Ferne. "Und dennoch wird er vor der schieren Wucht des Angriffs kapitulieren müssen": wandte der Schüler ein. Behram drehte sich um und schaute ihm tief in die Augen. "Vergiss nicht, dass wir ihn lebend brauchen. Ich kann mich nicht auf die womöglich nur fragmentarischen Notizen eines alten Mannes verlassen. Wir müssen den genauen Produktionsprozess kennen. Außerdem wäre es hilfreich, ihn in Gewahrsam zu haben, um die Formel zu extrapolieren. Vier sind schön und gut aber für meine Pläne brauchen wir ein Verfahren, mit dem wir deutlich mehr in der gleichen Zeit erzeugen können. Damit steht und fällt alles": schärfte Meradanz seinem Schüler noch einmal deutlich ein. "Aber die Animunculi…": wollte Aytor wiederum einwenden. "Die Dwemer besaßen im Großen Krieg eine Vielzahl von ihnen und haben dennoch verloren. Sie sind weniger empfindlich gegen Magie das ist richtig, aber auch sie sind nicht unbesiegbar, zumindest noch nicht…": machte Behram klar, schwieg kurz als wäre er ganz woanders, um kurz darauf Luft zu holen und fortzufahren: "Sie können dich nicht jedes Mal retten, Aytor. Sorge dafür, dass du gar nicht erst auf sie angewiesen bist, dann ist ihr Einsatz am effektivsten": riet Meradanz.

    Aytor ballte die Fäuste. Seine Stirn kräuselte sich. "Tarrior": zischte es durch seine Gedanken. "Ich werde euch nicht enttäuschen": sagte der junge Mann sehr ernst, trat zackig mit dem Hacken auf und wandte sich um zum gehen. "Ich werde meinen Wert beweisen!": entschied er für sich selbst und verließ die Terrasse. Er hatte eine gut ausgebildete Truppe von Söldnern, dazu seine Magier und die Animunculi und eine Waffenplattform, wie man sie seit Jahrhunderten auf Tamriel nicht mehr gesehen hat. Er konnte nicht verlieren. Der Meister würde seinen Wert wieder anerkennen und er selbst würde sich all dies Wissen eines Tages zu Nutze machen, um auch der Herr eines Turmes zu werden. Womöglich würde er, wenn die Pläne sich so verwirklichten, wie der Meister und er es in die Wege geleitet hatten, selbst in Tel Naga herrschen. Doch nun hieß es erst einmal diese Etappe des Plans abzuschließen. Dazu eilte er nach unten, selbst das Schweben glich mehr einem abgebremsten Fallen und kaum war er unten, war er auch schon auf den Weg in die Tunnel. Einen Teil davon hatte der ehemalige Turmherr bereits anlegen lassen. Meister Meradanz hatte sie noch sehr viel mehr ausgebaut, um die wichtigen Anlagen der Umgebung direkt an den Turm anschließen zu können und zu einer solchen war der junge Bretone nun unterwegs. Aytor ging alles noch einmal in seinem Kopf durch. Alles war bis auf das kleinste Detail geplant. Nichts konnte schiefgehen, wenn er sich genau an den Ablauf hielt. Das Einholen von Informationen und Gerüchten und deren glaubhafte Bestätigung, die Entführung der Frau und ihre Befragung, das Auf- und Ausrüsten des Schiffs, der Angriffsplan und schließlich würden sie es wie einen Angriff der Daedra aussehen lassen, da sich in der Bucht ohnehin in letzter Zeit viele Tore öffneten. Um den alten Mann würde ohnehin keiner der Ratsherren mehr als eine Krokodilsträne vergießen. Und danach waren sie im Besitz fast aller wichtigen Komponenten für den großen Plan. Nur noch der Dagoth musste seine Geheimnisse offenbaren. "Es wird mir ein besonderes Vergnügen sein, sie ihm zu entlocken, wenn ich zurückkehre": rieb sich Aytor schon die Hände.

    Schließlich hatte er die Tunnel erreicht und war bereits ein Stück hineingegangen. Er entflammte sein magisches Licht. Eine Sphäre umkreiste nun zurückhaltend seinen Kopf und erleuchtete den dunklen Gang, der von einem feinen Konstrukt aus Wurzeln gestützt wurde, die dem ganzen den Eindruck verliehen, als würde man sich durch ein röhrenförmiges Gerippe bewegen. Vor ihm drang Licht von der Seite her. Er beschleunigte seine Schritte und hatte den Abzweig erreicht, wo eine größere Höhle mit einer nicht allzu tiefen Lavagrube in der Mitte an den Tunnel heranzweigte. Man konnte geschäftiges Murmeln und aufgeregtes Flüstern vernehmen. Aytor ließ seinen Blick über die im roten Lavaschein dahin kriechenden Gestalten in ihren dunklen Kutten schweifen und schnaubte verächtlich. "Was für jämmerliche Kreaturen": dachte er und betrachtete sie, wie sie auf dünnen Ledermatten halb im Dreck schliefen oder sich manchmal auch vor Krämpfen geschüttelt schwerfällig an Felsen abstützten. Dem Geruch nach z urteilen, wurde an den Kesseln im hinteren Teil der Höhle gekocht. Meister Meradanz ließ den Wesen immerhin frische Vorräte zukommen. Das war mehr als diese Kreaturen überhaupt zu erwarten hatten. "Sie können überhaupt froh sein, dass Meister Meradanz sie damals im Aschland aufgesammelt und am Leben gehalten hat": dachte der Bretone und verschaffte sich mit einem energischen "Hört her" Aufmerksamkeit. Sofort verstummte das geistlose Geflüster. "Das Schiff muss heute bestückt werden. Die Vorräte treffen gleich ein. Ihr werdet sie abholen und aufladen und das schnell. Sehr schnell. Wir gedenken in wenigen Stunden abzulegen. Also kommt": befahl Meradanz' Sprecher und die Wesen setzten sich geradezu mechanisch in Bewegung und sammelten sich um den Bretonen. Mit seiner Meute eifriger Sklaven im Schlepptau verließ der die Höhle wieder und setzte den Weg durch die Tunnel fort.

    Aytor lächelte. Ein Schicksal wie das dieser Kreaturen wäre genau das Richtige für den Dagoth. Wenn sie mit Tarrior fertig waren, könnte er ihn vielleicht in die Dienerschar einreihen. Einen Moment schwankte der Bretone darin, ob der Tod oder die Sklaverei des verhassten Dunmers ihm mehr Befriedigung verschaffen würde, aber ließ diese Frage schließlich unbeantwortet, als er und seine Gefolgschaft Stufen erreichten. Am oberen Ende lagen die Landebuchten. Es wurde nun Zeit die letzten Vorbereitungen zu treffen. Er verbannte Tarrior aus seinen Gedanken und wandte sich dem Aufgang und seinen eigentlichen Pflichten zu. Schnell folgten ihm die Kuttenträger ebenfalls noch oben. Da die Dunkelheit hier noch immer nicht von ihnen wich, war es für Aytor nicht schwer festzustellen, dass das Dach noch immer geschlossen war. Nach der Mission bei Mar Gaan sollte nichts, auch kein Aschesturm, die letzten Umbauten stören. Das Licht würde also auf ein völlig überarbeitetes und funktionsfähiges Schiff fallen, das seinem Vorbild so nah kam, wie kein anderes Schiff seit Jahrtausenden und das alles dank des enormen Wissens des Meisters und der Entschlüsselung alter Baupläne. Die Sphäre enthüllte die Arkaden und die Bögen. Aytor hielt direkt darauf zu. Schließlich fühlte er die festgestampfte Erde und trat energisch in die von der Wurzelkuppel überspannte Halle hinaus. Es wurde Zeit dafür, dass Meister Meradanz Meisterwerk das Licht der Welt erblickte.

    Der Bretone stellte sich auf und verstärkte das Licht der Sphäre noch einmal. Die Kuttenträger wuselten um ihn herum und sammelten sich schließlich. "Die Vorräte und Ausrüstung, die noch an Bord gebracht werden müssen, sind in der Halle nebenan. Bringt sie hierher und verladet sie umgehend. Und beeilt euch": wies Aytor sie an und die Menge gehorchte und wuselte los. Er wandte seinen Kopf zur Decke, legte ihn in den Nacken und zog aus der Robe ein bronzenes Instrument. Ein kleiner Kristall darin begann zu leuchten und plötzlich ging ein starkes Vibrieren, wie ein leichtes Beben, durch das Gebäude. Lose Asche rieselte von oben herunter. "Von den Stürmen der letzten Zeit muss wohl einiges oben auf den Wurzeln liegen geblieben sein": vermutete Meradanz' Schüler. Doch das Rieseln nahm ab umso heller es schließlich wurde. Aus einem schmalen Spalt, wurde bald ein Riss, bald ein großer Riss. Die Wurzeln öffneten sich und schoben sich zur Seite. Das gesamte Dach faltete sich regelrecht auf und Licht flutete schließlich die sonst arenaförmige Landebucht. Es fiel herab und ließ schließlich die golden-bronzene Haut der gewaltigen "Dwemeran I" erstrahlen. Die polierten Platten, die den Körper des Luftschiffes bedeckten und schützten glänzten im Licht der Sonne wie Gold, ebenso wie der gewaltige Ballon, der das Konstrukt zum Himmel heben würde. Auch in diesem Moment würde es dank der leichten Gase im Inneren bereits schweben, würde nicht gewaltige Felsanker es am Boden halten. Noch überwältigender jedoch war der martialische Eindruck der beiden großen Ballisten, mit denen die Bordwände der Gondel, wie Meister Meradanz, das prismatische Konstrukt unterhalb des Ballons nannte, in dem Mannschaft und Ausrüstung Platz fanden, ausgestattet waren.

    Aytors Augen gingen über. Das Schiff in seiner ganzen Pracht und nicht nur im Schein von Fackeln und Laternen zu sehen, war eine völlig neue Erfahrung. Dieser Anblick ließ einen Teil des Glanzes erahnen, den der Meister wiederherstellen wollte. Er würde ihn nicht enttäuschen, nicht noch einmal. Sobald er damit zu seiner Mission aufbrach, würde er es am Turm vorbeisteuern, damit auch der Meister seine Schöpfung in Aktion erleben konnte. Aytor würde sich beweisen.

  3. #3

    Irgendwo in Tamriel

    Der Pfeil löste sich auf und der alte Gelehrte rutschte mit dem Rücken langsam die Wand hinab.
    „Guter Schuss, Calirim.“
    „Danke, Herr.“
    Valiel betrat nun mit festen Schritten vollständig das Zimmer, die Hände immer noch hinter dem stolz gestreckten Rücken gekreuzt. Hinter im entließ Calirim seinen beschworenen Bogen wieder. Die Waffe löste sich, wie der von ihr verschossene Pfeil auch, in bloße Luft auf. Ein Paar Härchen auf der rechten Seite von Valiels Kopf glimmten noch leicht, aber das beunruhigte ihn nicht. Ohne Magie, die sie nährte, würden auch diese kleinen Flämmchen ausgehen.
    Ja, er hätte dem Feuerball des alten Dunmers ausweichen können, statt aufrecht in der Tür herumzustehen und dann seine Schutzzauber die Arbeit machen zu lassen, aber dem ganzen hätte der Stil gefehlt.
    Er liebte es zu sehen, wie seine Gegner ihn wie dumme Kühe mit offenem Mund anstarrten, nachdem der Feuerball oder der Kugelblitz, in den sie so viel Magica geladen hatten, nutzlos an seinem höflich lächelnden Gesicht zerschellte.
    Auch auf seine Untergebenen machte es einen wunderbaren Eindruck. Diese verbreiteten sich jetzt in der armseligen Bibliothek, die der Gelehrte sich zusammengekratzt hatte. Allesamt trugen sie die dunkelvioletten Roben der Thalmor, und es erfüllte ihn mit Zufriedenheit zu sehen, wie sie ohne Worte zu benötigen genau das taten, was er von ihnen wollte. Unheimlich fortschrittlich. Die Bücher wurden, ohne dass es seinen Befehl brauchte, aus den Regalen gerissen, kurz durchgeblättert und dann achtlos in die Mitte des Raumes geworfen, wo sich langsam ein unordentlicher Stapel bildete.
    Valiel selbst bewegte sich, dicht gefolgt von Calirim, mit langen und festen Schritten auf den Schreibtisch zu, neben dem die Leiche des Hausbesitzers an der Wand lehnte. Der Hochelf blickte auf den toten Dunmer hinab. Glasige rote Augen starr geradeaus, das Gesicht eine Maske des Schreckens, ein definitiv ungesund aussehendes Loch in der Mitte der Stirn. Es war wirklich ein guter Schuss gewesen.
    Aber was für eine Verschwendung. Zwar kein Altmer, aber immer noch Mer. Warum verstanden es manche einfach nicht? Alles, was der Gelehrte hatte tun müssen, war es, den Brief, der durch Zufall an ihn geraten war, an die Thalmor-Botschaft zu überbringen, statt ihn zu öffnen und zu lesen. Das hatte man nun davon, wenn man wichtige Aufgaben einem Bosmer überließ. Die Waldelfen waren trotz ihres elfischen Ursprungs im Grunde ihres Wesens zu primitiv, um gebildete Entscheidungen zu treffen.
    Valiel ließ seinen Blick nun über den Schreibtisch wandern. Das standardmäßige Tintenfässchen war in ein kleines Loch in der Oberfläche eingelassen und nicht umgekippt, als der dahingeschiedene Dunkelelf gegen die Wand gekracht war. Klever. Äußerst modern.
    „Calirim. Erinner mich bitte später, mir für meinen Schreibtisch auch so etwas anzuschaffen.“
    „Ja, Herr.“
    Calirim fragte nicht, was er mit „so etwas“ meinte. Sie würden es ohnehin beide vergessen, unwichtige Details entschwanden schnell Valiel's Erinnerung.
    Was aber wichtiger war, als die Sonderausstattung des Schreibtisches, waren die fünf auf ihm ausgebreiteten Blätter.
    Jedes von ihnen war an der linken Seite zerrissen, also offensichtlich aus einem Buch gerissen worden, und mit eiliger Hand beschrieben. Auf jedem stand das gleiche.
    Valiel nahm sich einen der Zettel zur Hand und begann zu lesen, begleitet von dem Rascheln und Rumpeln der aus den Regalen geworfenen Bücher. Sein Adjutant wartete geduldig hinter ihm.

    Geistesabwesend entließ Valiel Calirim mit einem Winken, und dieser schritt davon, um sich ebenfalls ans Werk zu machen.
    „Mein Name ist Neldan Moloth,“ las Valiel, „und dies Papier hier ist mein Testament. Ich besizte besitze nichts, und ich habe auch niemanden, dem ich etwas vermachen könnte. Stattdessen habe ich eine letzte Bitte an jenen, in dessen Hände dieses kleine Zettelchen seinen Weg gefunden hat.“
    Der Altmer schnaufte belustigt und las dann weiter, überflog unwichtige Zeilen.
    „Meine Verfolger sind ohne Zweifel die Thalmor vom Dominion,“ ließ Valiel sogar laut auflachen, doch keiner der anderen Altmer im Raum schenkte dem viel Aufmerksamkeit.
    Der Dunmer schrieb ausschweifend von den Türmen, die Nirn zusammenhielten, ganz klar darauf erpicht, selbst dem ungebildetsten - wahrscheinlich Menschlichem - Leser sein Wissen zu vermitteln. Ein Charakterzug, ein Zwang sogar, der manchen Gelehrten innewohnte.
    Anschließend schrieb er über etwas, von dem eigentlich nur die oberen Ränge des Dominons wussten: Die Beseitigung des Talos-Kultes, dieser widerwärtigen Anbetung eines Sterblichen, ja, sogar eines sterblichen Menschen, würde einen der Türme – vermutlich sogar den letzten – zu Fall bringen, und Nirn damit auflösen.
    Der alte hatte also definitiv den Brief gelesen. Und er verstand nicht, dass dies der sicherste Weg war, die widerspenstige Plage namens Menschheit völlig auszulöschen und die Mer wieder an die Seite der Götter zu bringen, dem wunderbaren Ort, dem sie entsprungen waren. Das verdammte Rotauge maßte sich sogar an zu behaupten, dass diese Methode nicht funktionierte, sondern zum Ende der Existenz führte.
    Aber was wusste er schon? Seine Leiche lag neben ihm, Valiel, und war noch nicht einmal ganz kalt. Behauptete er mehr zu wissen, als Valiels Vorgesetzten in Summerset?
    Es entsprach wohl kaum der Richtigkeit. Die Thalmor-Elite würde nicht die Gesamtheit der göttlichen Schöpfung riskieren, wenn sie sich nicht absolut sicher wäre. Das zu hinterfragen stand Valiel in seiner Position nicht zu. Überhaupt war er der einzige im Raum, der über diese Information verfügte, und seine Einheit wusste es besser, als nach Geheiminformation zu schnüffeln. Jedenfalls nicht nach Geheiminformation, die ihnen selbst gehörte. Seine Untergebenen waren sehr geübt darin, nicht zu lesen, was sie nicht lesen sollten. Es zu verbrennen, hingegen, darin waren sie zu Valiels Stolz wahre Meister.
    Mit einem Seufzer zerknüllte der Thalmor-Offizier vier der Blätter und warf sie, ohne hinzusehen, auf den Haufen hinter sich. Den letzten steckte er ein, dann drehte er sich zur mittlerweile entleerten – oder zumindest drastisch umdekorierten - Bibliothek um. Es waren nur einige wenige Bücher in den Regalen übrig, und ihre Arbeit war fast getan.

    Valiel streckte die Hand aus, und Calirim, der unvermittelt neben ihm auftauchte, reichte ihm zwei Bücher.
    „Zwei diesmal?“
    „Ja, Herr. Das eine für Eure Sammlung, dem anderen unbeschriebenen fehlen neun Seiten.“
    Valiel sah sich die beiden Schriftstücke an und schob dann das beschriebene von beiden diskret durch den geöffneten Kragen seiner Robe in eine Tasche auf der Innenseite. Eine seltene ketzerische Schrift, von einem längst verstorbenen ketzerischen Autor, die absurderweise das Existieren von Talos als Gott beweisen wollte. Valiel sammelte solche Werke, weil ein Altmeri-Philosoph, dessen Name ihm gerade entfallen war, behauptet hatte, dass das Ausüben von Hobbys die geistige Stärkte förderte.
    In der politischen Welt der Thalmor war es ein sehr gefährliches Hobby, aber sein hochrangiger Vetter hatte bisher immer dafür gesorgt, dass Valiel aus der Schusslinie gieriger Untergebener oder paranoider Vorgesetzter blieb. Natürlich würde er seine Sammlung am ende verbrennen, wie jede andere ketzerische Schrift, aber bis dahin war es ein aufregender Zeitvertreib, den er mit seiner Arbeit verbinden konnte. Valiel fühlte sich dadurch sehr fortschrittlich und modern.
    Nun durchblätterte der Altmer das andere Büchlein. In der tat war jede Seite unbeschriebenen. Auch waren die gezackten Überbleibsel der Seiten zu sehen, die der Gelehrte herausgerissen hatte. Ein typisches Tagebuch, wie es bei Abenteurern und experimentierfreudigen Magiern sehr beliebt war. Er schlug es lautstark zu.
    „Nun denn. Gute Arbeit, Calirim. Vier Seiten hat er wohl schon in der Stadt verteilt.“
    Sie aufzuspüren würde ein leichtes sein. Ihr einziger Gegner dabei war das kaiserliche Penitus Oculatus, doch diese fantasielosen Stümper würden kein Problem darstellen. Sie konnten sich also Zeit lassen.
    Ihr letztes großes Hindernis waren die Klingen gewesen, und seit ihrer Beseitigung verursachten ihre eigenen Leute mehr Probleme, als die Kaiserlichen. Valiel musste schmunzeln, als er an den Vorfall dachte, bei dem eine Gruppe der Thalmor sich als Ketzer-Kult ausgegeben hatte, um Ketzer anzulocken, und dann von einer anderen Gruppe verhaftet wurde, die vorgegeben hatte, Ketzer zu sein, um einen Ketzer-Kult zu unterwandern. Beide wurden dann auch noch von einer dritten Gruppe für Ketzerei verhaftet, die beide Gruppen seit kurz nach Beginn ihrer Operationen beobachtet hatte und gedacht hatte, einen großen Fang zu landen. Am Ende war kein einziger echter Ketzer anwesend gewesen, und die Gruppen gingen nach einer Flut aus Papierarbeit, Flüchen und deutlich gesenkten Schultern und Köpfen wieder auseinander.
    Das letzte Buch landete mittlerweile in der Mitte des Raumes und rutschte etwas den kleinen Haufen aus verschiedensten Werken herunter, wie ein Bergsteiger, der den Halt verloren hatte und verzweifelt versuchte, sich noch irgendwo festzukrallen, bevor der Abgrund ihn verschlucken konnte. Valiel nickte seiner nun aufmerksam bereitstehenden Truppe ermunternd und voller Elan zu. „Estyon, du darfst heute das reinigende Feuer entfachen.“
    „Danke, Herr.“
    „Arkvuar, du warst am schnellsten mit deinem Regal durch. Du hast heute das Privileg, beim heutigen Abendessen zu meiner linken zu sitzen.“
    „Vielen dank, Herr.“
    Wie es seiner rechten Hand zustand, würde Calirim zu seiner rechten sitzen, aber das stand außer Frage.
    „Nun denn, meine Herren. Unsere Arbeit hier ist erledigt. Zurück zum Hauptquartier. Hop, hop!“

  4. #4

    Mora Uvirith, Landebuchten, Luftschiff

    Was in der Zwischenzeit geschieht… IX
    (als Ergänzung zu Tarrior im RPG)
    hier: Aytor von Brasselin

    Zufrieden nahm Aytor den Vorratsraum in Augenschein. Verbandsmaterial, Vorräte und Munition waren an Bord. Ebenso Material für Reparaturen. Die Notwendigkeit dafür hatte sich auf der Expedition des kleinen Dagoth gezeigt, der jetzt tief unter ihm im Kerker befand. Sollte das Schiff wider Erwarten beschädigt werden, dann hatten sie genug Ersatzteile, um es wieder flugtauglich zu bekommen, ohne das Hüllenintegrität massiv nachgab. Es sei denn sie wurden allzu schlimm erwischt, aber diese Gefahr bestand hoffentlich nicht. Nur Magie wäre in der Lage entsprechende Wunden in den Metallleib des Gefährts zu reißen, doch das Material des Metallleibs bot Widerstand gegen Magie. Die Gefahr einer nachhaltigen Schädigung war also entsprechend gering. Der Adjutant lächelte, ließ den Vorratsraum hinter sich. Seine Schritte, in den eisenbeschlagenen Schuhen halten auf dem Metallboden wieder, als er durch die sich anschließende Rüstkammer schritt. Fein säuberlich aufgereiht war die Ausrüstung der Kampfbesatzung.

    Links hingen die Knochenrüstungen des Angriffstrupps und deren Ausrüstung an Schwertern, Speeren und Schilden für den Nahkampf. Rechts die leichteren Lederklüfte und die wertvollen Armbrüste im Stil der Dwemer. Es waren keine Originale sondern Nachbildungen aus Stahl. Nach wie vor knauserte Meister Meradanz mit Dwemer-Metall. Die Konstruktion jedoch war fast gleichwertig, allerdings ließ die schwere Stahllegierung sich deutlich schwerer stemmen und die Sehnen aus Feineiesen hatten nicht die gleiche Elastizität, wie die ihrer Vorbilder. Es war ein Kompromiss aus überlegener Konstruktion und sparsamer Fertigung. Und wie alle Kompromisse an irgendeinem Punkt ungenügend. Doch die Kampftruppe war im Umgang mit den Waffen und insbesondere ihrem Gewicht geschult und würde schon damit umgehen können. Die Durchschlagskraft als solche jedoch wog all dies auf und war bestens geeignet, um gepanzerte Wachen auszuschalten.

    Aytor war auch damit zufrieden. Sein Meister hatte die Planungen entsprechend durchgeführt und das Ergebnis würde den Erfolg seiner Mission sicherstellen. Es gab zwar noch einige Unwägbarkeiten, aber die ließen sich nicht vermeiden. Zur Not konnte er wieder auf die Animunculi zurückgreifen. Die hatten schon Tarrior den gar ausgemacht und ein abgehalfterter, alter Hexenmeister konnte wohl kaum noch mehr Widerstand leisten.

    Soweit zu kommen und die Verteidigung zu durchbrechen, das war das eigentliche Problem am Plan bisher gewesen. Der Zugang aus der Luft mochte einige Probleme umgehen, aber nicht alle. Ein Turm würde nur ungern seinen Herren preisgeben, drum war es notwendig die Substanz selbst anzugreifen. Er erinnerte sich noch sehr gut daran, dass Meister Meradanz dieses Problem noch sehr lange umgewälzt hatte. „Nächtelang hat er über den Folterberichten, den Beschreibungen gebrütet, nach Mitteln und Wegen gesucht, auch nach weniger auffälligen, bis wir doch zu einem direkten Angriffsplan zurückkehrten“: erinnerte sich Aytor, während er von den hinteren Lagerräumen endlich in den Bug des Schiffes zurückgekehrt war und sich nun in der großen Ladebucht befand. Zu seiner linken lag das große Ladeschott an dem die Planke anlag, über die das Schiff betreten werden konnte. Rechts von ihm übte das Kampfpersonal noch einmal das Öffnen der Schießluken ein. An jeder Luke konnten simultan zwei Männer verteilt über die ganze Länge des zentralen Laderaums mit Armbrüsten auf Gegner herab feuern. Für Magie oder Bögen waren die Luken aber eher ungeeignet, aber dafür gab es das obere Deck, das während des Fluges selbst relativ gefährlich war, aber in Kampfstellung eine ausgezeichnete Schützenposition abgab. Man konnte mit einer Flaschenzugskonstruktion eine Plattform von hier aus nach oben fahren. Entweder beladen mit Männern oder …. anderen Dingen.

    „Im Anschluss hat er nächtelang über alten Bauplänen gebrütet, was für eine Verschwendung von Nerven, wenn man die deutliche Frustration bedenkt, in der sich der Meister dabei erging“: erinnerte sich Aytor weiter: „Der Gebieter ist Perfektionist und natürlich geht es um die Technologie, die er durchschauen und verstehen will und die es ihm nicht so recht glückte.“ Aytor musste bei dem Gedanken schmunzeln. Er bewunderte den Telvanni dafür, allerdings wenn Perfektionismus dem Plan im Weg stand, war er der Ansicht, dass er über Bord geworfen werden musste. Etwas das Meradanz schließlich auch tat. Aytor trat aus dem dunklen, kühlen Inneren des Metallungeheuers hinaus auf die Landebrücke.

    Die Möglichkeiten einer Rekonstruktion waren fehgeschlagen, weil es kein entsprechendes funktionsfähiges Exemplar irgendwo gab, anders als bei den kleineren Animunculi in den Dwemer-Ruinen. Ein Rollen aus der Ferne war zu hören. In den engen Wurzelgängen zwischen den drei großen Landebuchten wurde der Schall weit getragen. Derzeit war nur eine der Landebuchten, diese hier, mit einem Schiff besetzt. In der zweiten Bucht wurde aus den Überresten von Aureks Schiff gerade eine weitere Himmelsbarke gefertigt. In der dritten Bucht jedoch hatte sich Meister Meradanz eine eigene Werkstatt für die größeren Projekte eingerichtet, obwohl er auch Werkräume in den Verliesen besaß und ein geheimes Labor etwas außerhalb der Stadtgrenze. Von dort kam nun die Lösung für das Problem mit dem Turm. Aus dem Schatten der Tunnel schoben unter Keuchen und Ächzen und dem Knarzen der großen Rollen, die Bemantelten eine riesige Balliste in die Landebucht hinein. Sowohl die Landebrücke als auch das Schott waren breit genug, um sie aufzunehmen. Die Schiffe waren ursprünglich dazu konstruiert, ein bis zwei von diesen Geräten beherbergen zu können.

    Aytor verließ die Landebrücke und trat zur Seite, damit die Schieber Platz hatten, um jetzt mit einer noch größeren Kraftanstrengung die Waffe die leichte Steigung hinauf zu schieben. Ein Unterfangen das immer wieder scheiterte und den Bretonen, der langsam genervt mit dem Fuß wippte dazu veranlasste die Kämpfer zur Hilfe zu beordern, um weitere Kraft hinter die Armbrust zu bringen und tatsächlich schob sie sich jetzt Stück für Stück auf die Öffnung im Bauch des Schiffes zu.

    „Der Meister hatte mit seinem Perfektionismus vielleicht doch Recht“: überlegte Aytor und verzog das Gesicht. Die Rollen waren zum Bewältigen von Steigungen nicht gut geeignet und für einen Kampeinsatz auf unwegsamen Gelände noch viel weniger. Außerdem musste die Armbrust künstlich gestützt werden, damit sie nicht zu nah am Boden auflag und ließ sich deshalb schlechter justieren. Ein weiterer unschöner Kompromiss, den sie eingehen mussten, um überhaupt Zugriff auf die Waffe zu haben. Die Dwemer, die Aytor dank der Vermittlung durch den Telvanni-Hexer inzwischen fast genauso hoch schätzte, wie er selbst, hatten natürlich eine viel bessere technische Lösung. Ballisten waren an sich nichts Ungewöhnliches. Sowohl die Altmer als auch später das Kaiserreich benutzen diese Gerätschaften ähnlich wie Katapulte schon lange. Doch die stabile Metallkonstruktion sorgte einerseits für eine hohe Standfestigkeit, andererseits für eine deutlich verbesserte Zugkraft und damit dafür, dass ähnlich massive Geschosse abgeschossen werden konnten. Zumindest hatte der Telvanni-Hexenmeister es so erklärt und auch das die Tiefelfen das Problem mit dem Gewicht und der mangelnden Beweglichkeit auf die Art und Weise löste, mit der sie sich am besten auskennten: über Animunculi.

    Man montierte die Balliste ähnlich wie bei einer Zenturio-Sphäre auf ein Laufgestell mit Beinen, das besser geeignet war unwegsames Gelände zu passieren. Die Balliste konnte also selbst laufen und selbst an Bord eines Luftschiffes gehen. All die Probleme also, die die Männer jetzt damit hatten die Balliste an Bord zu bringen, hätten sich so gar nicht ergeben. „Da wir die Funktionsweise der des Animunculi jedoch nicht rekonstruieren konnten, blieb uns nichts anderes übrig als die Balliste von den Beinen zu trennen und auf ein Stützgestell zu setzen“: dachte Aytor an die Entscheidung zurück, die Meradanz notgedrungen treffen musste. Doch Meister Meradanz plante bereits größer, für die Zukunft. Jede Expedition, die der Meister finanzierte, jedes Buch, jedes Stück Technik, das er in die Hand bekam, verwandelte sich in rückgewonnenes Wissen. Aytor glaubte zwar nicht daran, dass der Telvanni wirklich von den Dwemern abstammte, wie er behauptete, da war er so verrückt oder exzentrisch wie alle Magierfürsten und leistete sich diese fixe Idee, aber das war auch egal. Er hatte eine ganz eigene Begabung für die Technik der alten Tiefelfen, die es völlig belanglos machte, ob er nun wirklich von ihnen abstammte oder sich das nur einbildete.

    Der Bretone hatte lange geglaubt, dass Magie der einzige Weg wäre Macht zu erlangen, um seine Ambitionen zu verfolgen und war deshalb dem Haus beigetreten, weil sie anders als die Magiergilde sowohl seine Ambitionen anerkannten und sie nicht mit lächerlichen Restriktionen zu hemmen versuchten. Etwas das er an Behram bewunderte, dass der sich nämlich auch nicht um Konventionen und schon gar nicht das Haus scherte, um seine Pläne voranzutreiben und der nach Begriffen eines Magiers vermutlich ein schlechter Magierfürst gewesen wäre, da er sich eben viel mehr mit Technik als mit Magie abgab, auch wenn seine Fähigkeiten an sich nicht zu unterschätzen waren, ganz anders als Meister Aryon für den die Beschäftigung mit den Dwemern nur ein dekadentes Vergnügen, kein wirkliches Studium war. Dieser Wahn das Haus Dwemer wieder auferstehen zu lassen, war Aytor zwar in gewisser Weise fremd, doch er hatte es auch zu seinem Ziel gemacht, für Meradanz und den Zugriff auf das alte Wissen, das diese Auferstehung versprach.

    Und nun würde er sich endgültig beweisen. Bisher war die Arbeit von Auswertigen erledigt worden, von Söldnern oder anderen Gestalten. Aytor spürte, dass der Meister ihn zwar weiterhin als nützlichen Diener betrachtete, aber ihn zunehmend nur noch nach seinem Gebrauchswert einschätzte. Diese Mission war die Gelegenheit sich zu beweisen. Der junge Mann war sich sicher, dass es eine Prüfung war, um seine Fähigkeiten zu testen. Außerdem konnte der Meister niemand anderen beauftragen, da er sonst niemanden vertrauen konnte, was das eigentliche Ziel hinter ihrer Aktion anbetraf. Und Aytor wollte ihn gewiss nicht enttäuschen.
    Und vielleicht würde er dann auch in die anderen Einzelheiten des Plans eingeweiht werden. Das Bündnis mit den Daedra, ihm waren nur wenige Details bekannt. Der Meister verschwand zudem regelmäßig, führte geheime Unterredungen und Verhandlungen und erklärte weiter nichts. „Es muss so sein, wie ich denke. Er vertraut mir nicht mehr ganz“: dachte Aytor über diesen unschönen Zustand nach, den er unbedingt ändern wollte.

    Das Schiff war soweit vorbereitet. Die Kuttenträger verließen das Schiff und die Kampftrupps bezogen zusammen mit der ausgewählten Mannschaft Stellung. Es waren nicht alles Dunmer. Eigentlich bestand die Mannschaft nur zur Hälfte daraus. Der Rest waren altgediente Söldner aus dem Rest von Tamriel. Gut bezahlt, fähig und vor allem verschwiegen. Diejenigen, die eben noch die Balliste an Bord gerollt hatten, konnten sich noch auf dem kurzen Flug ausruhen. Soweit war alles für den Abflug bereit. Neben Aurek und Meister Meradanz war er der Einzige, der so ein Schiff steuern konnte. Er hatte sich extra darauf vorbereitet.

    In diesem Moment trat der Meister selbst noch einmal aus den Schatten der Tunnel. Er nahm die Versammlung noch einmal selbst in Augenschein. Eine Rede hielt er nicht. Das hier war alles andere als ein offizieller Auftrag und sollte möglichst klandestin abgewickelt werden. Keine Überlebenden, keine Zeugen und die Schuld konnte man an die Daedra weiterreichen. Sie musste sich nur rechtzeitig wieder zurückziehen.
    „Ein Aschesturm zieht auf“: trat der Meister unumwunden an ihn heran. Aytor nickte. Ein Aschesturm würde ihr Ablegen verschleiern. „Die Straßen leeren sich also schon?“: fragte er zurück. „Ja ich habe der Stadtwache entsprechende Anweisungen erteilt. In der Entfernung ist der Sturm bereits zu erkennen, er zieht in Richtung Küste und wird vermutlich auch eine Weile über der Scherbenbucht hängen. Ich rechne aber nicht damit, dass er allzu lang anhält. Rechne also nicht damit“: erklärte der Hexenmeister. Aytor hörte aufmerksam zu. Dann fuhr er fort: „Es muss glatt ablaufen. Wir wären zwar in der Lage uns gegen einen Angriff zu wehren und uns einzuigeln aber all das beschränkt unsere Möglichkeiten und solange die Daedra nicht erfolgreicher sind oder die Mythische Morgenröte die Verteidigung weiterer Städte umgeht, will ich vermeiden, dass wir in so eine Situation kommen. Unterschätz dein Ziel also nicht. Er mag zwar nur wie ein alter Mann wirken, aber er hat dafür die Gerissenheit von fünf Dunmer-Leben, die er gegen dich ausspielen kann.“

    Wieder glaubte Aytor einen versteckten Verweis auf seine Mission gegen Tarrior herauszuhören, fühlte sich an seiner Ehre gepackt. Seine Fingernägel gruben sich in seine Handflächen, doch er blieb ruhig. „Habt keine Sorge. Das Weib hat mir alles verraten, was ich wissen und beachten muss. Ich werde nicht versagen“: stellte der junge Bretone klar. Meradanz‘ Gesicht blieb starr. „Dieser Teil ist für meinen Plan essentiell. Ich brauche die Forschungsergebnisse und Ihn am besten lebendig, damit er uns aushelfen kann, sollten seine Schriften zu schwer verständlich sein“: schärfte der Hexer seinem Adjutanten noch einmal ein. Innerlich spürte Aytor einen Peitschenhieb. Äußerlich blieb er selbstbewusst. „Nur keine Blöße geben“: dachte er. Ohne eine weitere Antwort wandte er sich um und dem Schiff zu. Es gab nichts mehr zu besprechen. Alles war gesagt. Nun kam es zum Schwur und er war fest entschlossen seinen Beitrag zu leisten.

    Der junge Magier erklomm den Landgang, zwei Wächter klappten ihn ein und zwei weitere Wächter schlossen unter allgemeinen Lärm das Schott, in dem sie es auf einer Schiene seitwärts gelagert vor dem Öffnung schoben und dort einhakten, sodass es fest und sicher saß und den Rumpf so glättete, dass die Luft schön an ihm vorbei fließen konnte. Aytor nahm seinen Weg zum Kapitänsstand. Er war im Inneren mit Holz verkleidet. Dieses Luftschiff hier war zwar noch eine Versuchsstudie aber etwas Luxus, wie auch ein Teppich, mussten trotzdem drin sein. Das zweite Luftschiff entstand schon unter dem Eindruck deutlich repräsentativer angelegt zu sein.
    Die Kanzel war noch vorne mit Glas versehen, das den Blick deutlich verzerrte als würde man durch Wasser gucken. Die Qualität war auch hier noch nicht sonderlich gut. Für feines Steuern nicht unbedingt geeignet. Aber diesen dicken Metallkoloss durch den Himmel zu steuern, erforderte keine größere Präzision und die Landebuchten waren extra breiter angelegt.
    Dazu konnte man im inneren eine dicke Metallblende vor der Kanzel herunterfahren für den Fall, dass die Kanzel selbst unter Beschuss geriet. Dann wäre es nur noch möglich durch schmale Sichtschlitze zu steuern.

    Aytor trat an das hölzerne, mit metallenen Beschlägen befestige und verzierte Steuerrad heran. Das Steuerpersonal war auf ihren Posten, wie ein Blick um ihn herum verriet. Die Leute hatten ihre Position an den Hebeln und Schaltern eingenommen, die dazu dienten, verschiedene Teile des Schiffes, wie die Dampfzufuhr, das Höhenruder und die Schotten zu steuern.
    „Sprachrohre testen“: befahl Aytor. Ein Dunmer rief verschiedene Aufforderungen in mehrere bronzene Trichter an der Wand. Sie staken auf Rohren, die durch das ganze Schiff führten und in den verschiedenen Bereichen in ebensolche Trichter mündeten. Wie in einem langen Bogengang, übertrug sich irgendwie die Stimme der Leute dadurch über eine gewisse Entfernung. Die Stimmen waren blechern, weshalb laut und deutlich gesprochen werden musste, aber man konnte sie von der Kanzel aus Befehle in die anderen Teile des Schiffes übermitteln und Rückmeldungen, zum Beispiel zu Beschädigungen erhalten.
    „Alle Bereiche erreichbar“: vermeldete der Kommunikationsoffizier. Aytor nicke. „Gebt Befehl die Maschinen zu starten. Auftriebsgas erwärmen und Dampf auf die Kolben leiten. Geschäftigkeit brach aus. Es dauerte einige Minuten, in denen ein Brummen und pulsieren durch den ganzen Schiffsleib ging, als hätte sich ein Herz zum Schlagen in Bewegung versetzt und pumpte nun mit voller Kraft Dampf und Gase durch den Metallleib des Flugschiffes, trieb andere Maschinen, Kolben und Gewinde an, versetzte Achsen in eine Drehbewegung und ließ die Propeller schließlich die Luft verwirbeln, bis schließlich ein gewaltiger Ruck durch das ganze Schiff fuhr. Der Dwemer-Koloss hatte abgehoben. Zunächst noch unmerklich, stieg die Barke jetzt immer schneller. Die Wand der Landebucht vor der Kanzel flog vorbei. Bis schließlich staubgeschwängerte Luft sichtbar wurde. Der Aschesturm war inzwischen über Mora Uvirith hereingebrochen. Ganz dicht am Glas hörte man das Pochen kleiner und größerer Sandkörner und Ascheklümpchen gegen die Außenwand. Die meisten Geräusche jedoch verschwanden unter dem dumpfen Brummen, das das Luftschiff erfüllte.

    Aytor trat nun wieder ans Steuerrad heran, schlug es nach Backbord ein, das Luftschiff wandte sich nun der Zafirbel-Bucht und damit dem Meer zu. Der Steigflug war beendet, auf Anweisung des jungen Bretonen, wurde die Energie nun auf den Vortrieb gerichtet. Die Rotoren am Heck setzen sich mit einem ebenso spürbaren Rucken in Bewegung und trieben nun die Himmelsbarke nach vorne. Ihrem nicht allzu weit entferntem Ziel zu.

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