Was in der Zwischenzeit geschieht... V
(als Ergänzung zu Tarrior im RPG)
hier: Tirian Morvayn

„Ich danke euch“: bedankte sich Tirian bei dem Ratsherrn, mit dem er sich unterhalten hatte und verabschiedete sich. Der Dunmer verzog sich wieder in die Ratshallen von Balmora, während er selbst den Weg auf den Platz hinaus einschlug. Es regnete und niemand war zu sehen. Er ging zu einem der großen Bäume hinüber und lehnte sich an den Stamm. Die Rinde drückte durch sein Hemd und er fühlte die Maserung, ebenso wie die Regentropfen, die durch das leichte Blattwerk hindurch drangen. Er atmete tief ein. Die Luft war feucht und roch gut, frisch und erfrischte ihn tief. Er nahm sich einen Moment Zeit um zu verarbeiten, was er in dem etwa zweistündigen Gespräch mit dem Ratsherrn erfahren hatte: „Tarrior ist also hier durchgekommen und hat sich um Probleme mit der Shulk-Eiermine gekümmert. Sogar die Familie Rethan, die ihm das Odai-Plateau abgenommen hat, konnte er vertreiben. Allerdings ist es seltsam, dass der Rethan entkommen konnte. So kenne ich Tarrior gar nicht. Bisher war er mit Gegnern nie zimperlich und ich glaube kaum, dass er ihm entkommen wäre. Sehr seltsam. Aber er ist jetzt nicht mehr hier. Wenn er nach Hause wollte, dann müsste er sich jetzt auf seiner Plantage bei Caldera aufhalten. Ich wollte die Jungen dort sowieso in Sicherheit bringen. Dann hat es wohl keinen Sinn hier länger zu verweilen. Ich muss Tarrior einholen, bevor er sich allein mit diesem Mann anlegt, der seine Tochter gefangen hält.“ Es erschien Tirian Wahnsinn zu sein. Nach den Ereignissen, die sie gemeinsam in Cyrodiil ausgestanden hatten und dem Wenigen, das Tarrior ihm erzählt hatte, war dieser Behram Meradanz ein gefährlicher und einflussreicher Mann, mit dem nicht zu spaßen war. Wenn sich sein Freund allein mit ihm anlegte, konnte es ihm das Genick brechen und genau das wollte Tirian unter keinen Umständen zulassen. So stieß sich der Junge Dunmer von dem Baum ab, an dem er gerade noch gelehnt hatte und ging in die tiefer liegenden Stadtteile hinunter, die direkt am Odai lagen. Ohne Balmora weiter eines Blickes zu würdigen, schritt er schnellen Schrittes über eine der Brücken und hielt auf die Südwall-Taverne zu. Zwar genoss diese einen schlechten Ruf und war als Nest der Diebesgilde verschrien, aber er nächtigte früher dort immer, wenn er in Balmora zu Gast war und besaß auch Kontakte zu einigen der Stammgäste dort und konnte sich auch auf seine Freunde verlassen. So war er nicht um die beiden halbwüchsigen Kaiserlichen besorgt, die er dort zurück gelassen hatte, auch wenn die Umgebung dort für den kleinen Justus nicht gerade geeignet war.

Der Wind frischte etwas auf und blies ihm jede Menge feinen Regens ins Gesicht. Die Kühle tat seinem Gesicht gut. Leider war die Luft hier nicht mehr so angenehm. Der rechts von ihm liegende Fluss stank leider erbärmlich. Balmora war zwar die Metropole der Westspalte, aber dennoch nicht auf eine derartige Masse an Personen ausgelegt, wie sich inzwischen inmitten der Mauern drängten, um Schutz vor den Daedra zu finden. Flüchtlinge aus den Gebieten Redorans, etliche Fremdländer, die sich nur noch bei den Hlaalu oder in den kaiserlichen Siedlungen sicher fühlten und vertriebene Grundbesitzer von den Ascadia-Inseln, die vor dem Aufstand der befreiten Sklaven und Bauern flohen. Der Flusslauf wurde der ganzen Abfälle und Fäkalien nicht mehr Herr. Auch Orvas Dren, der Bruder der Herzog, hatte sich inzwischen hierher zurückgezogen und seine Plantage in die Obhut seiner Wachen gegeben. Er und die Familie Arvel, deren Plantage dem Aufstand nun als Hauptquartier diente, logierten nun am großen Platz auf Einladung der Oberschicht Balmoras. Nach Vivec traute sich auch keiner mehr von ihnen, denn auch die Stimmung in der großen Stadt des lebenden Gottes war in gleichem Maße zu Ungunsten der Reichen und Mächtigen ausgeschlagen, wie sich die soziale Situation auf den Wohninseln weiter verschlechterte. Es wurden Schuldige gesucht und all diejenigen, die fürchteten ins Visier des Mobs zu geraten, flohen in sichere Bastionen wie Balmora, Ebenherz oder Gnisis, wo die Präsenz einer starken Wache und die Autorität der politischen Führung den Zusammenhalt und Frieden gewährleisten konnten. Tirian war inzwischen froh, dass er direkt nach Pelagiad weitergereist war und nicht länger in Vivec Halt gemacht hatte. Allein dass er sich mit Kaiserlichen, auch wenn sie noch so jung waren, abgab, konnte ihn schon ins Visier des Mobs rücken. Vermutlich wussten die Leute, dass das Kaiserreich für das Elend nicht verantwortlich war, aber vermutlich war hilfloser Zorn, der sich nirgendwohin richten konnte und zur Untätigkeit verdammte, für die Leute noch schlimmer. Tirian ließ seinen Blick über das fast schon trügerisch friedliche Panorama Balmoras im Regen schweifen und ihn schauderte der Gedanke, dass sich Balmora bei einem Nahrungsengpass oder einer Panik ebenso in ein instabiles Tollhaus verwandeln konnte wie Vivec.

Von diesen unruhigen Gedanken begleitet betrat er die Südwall-Taverne, wo ihn die rauchige und stickige Luft wieder ablenkte. Der Innenraum war dunkel, im besten Sinn vielleicht zwielichtig und wurde von Laternen und Kerzen mäßig erhellt. Viele Leute, vor allem arme Flüchtlinge, die sich die besseren Tavernen der Stadt nicht leisten konnten, fanden sich hier wegen des Regens und tranken, aßen oder spielten Würfelspiele an den Tischen und wurden dabei mitunter von den geschickten Mitgliedern der Diebesgilde um ihr letztes Hemd gebracht. Tirian schüttelte den Kopf. Er hieß das Verhalten der Diebe nicht gut, die beim Spiel geschickt betrogen, aber mit den Spielern hatte er auch wenig Mitleid, wenn sie all ihr Hab und Gut setzten und über den generellen Beruf seiner kriminellen Bekannten wollte er sich auch kein Urteil anmaßen, solange er selbst von ihren Kontakten profitierte. So bekam er ein Zimmer in der ansonsten beinahe ausgebuchten Taverne auch fast zum Nulltarif. Zu diesem Quartier, das mit nicht viel mehr eingerichtet war als mit Bett, Schränkchen und einem Schemel und zudem noch sehr klein war, lenkte er nun seine Schritte. Er hatte Jorus und Justus dort zurückgelassen. In der Nacht hatten er und der ältere der beiden Brüder abwechselnd im Bett geschlafen. Justus ließen sie einfach schlafen. Als er allerdings das Räumchen betrat, war von den beiden Nichts zu sehen, obwohl er ihnen eingeschärft hatte, dass Zimmer nicht zu verlassen. Nun etwas schnelleren Schrittes eilte Tirian die Treppen wieder nach unten und suchte nach den Beiden. Im Schankraum fand er Justus, der allein und ziemlich verloren dreinblickend an der Bar stand und von zwei Männern bedrängt wurde. Der Dunmer eilte umgehend dort hin. „Na Kleiner, möchtest du nicht mit uns kommen?“: sagte ein bärtiger Bretone, der ordentlich beleibt war und mehr als nur zwielichtig aussah. Ein etwas schmalerer Kerl stand neben ihm und schon wohl eine Art Leibwächter zu sein. Justus fühlte sich sichtlich unwohl. „Ich will nicht mit dir mitgehen“: sagte er und da packte ihn der schmierige Fettwanst am Arm. „Du kannst hier schließlich nicht alleine bleiben“: sagte der und wollte den Jungen mit sich mitnehmen. „Lass mich los!“: flehte der Kleine mit schmerzverzerrtem Gesicht, denn der Dicke packte sichtlich ordentlich fest zu, und begann zu weinen. Tirian stellte sich ihm und dem anderen Kerl in den Weg.

„Was willst du Blutauge? Geh mir aus dem Weg“: fuhr ihn der Dicke an. „Du hast den Jungen gehört. Er will nicht mit euch gehen. Lasst ihn los“: sagte Tirian ruhig aber bestimmt. „Pah. Der Junge ist bloß unartig, macht euch keine Gedanken. Ich wird ihm nachher schon beibringen zu gehorchen“: log der Bretone ihm ins Gesicht. Tirian zog die Augenbrauen zusammen. „Tirian, hilf mir bitte“: flehte Justus, als der Junge ihn aus tränennassen Augen erkannte. In diesem Moment begriff der Bretone, dass er wohl versucht hatte, den Falschen anzulügen. „Der Junge gehört zu mir, gebt ihn frei!“: wiederholte Tirian seine Aufforderung. Der Fettwanst schubste ihm Justus in die Arme und verzog sich eilends mit seinem Kumpan in die Menge und vermutlich aus der Taverne hinaus. Der Heiler machte keine Anstalten die Beiden zu verfolgen. Justus war bei ihm in Sicherheit und nur das zählte. Er ging mit dem Jungen auf Augenhöhe und sah ihm mit seinen eigenen Roten tief hinein. „Justus! Ich habe dir und deinem Bruder doch gesagt, dass ihr auf eurem Zimmer bleiben sollt. Ihr habt es mir versprochen. Hast du gesehen, wie gefährlich es hier werden kann? Warum seid ihr raus gegangen“: wurde er streng mit dem Kleinen. Justus wollte sein Gesicht abwenden, doch Tirian ergriff dessen Kinn und fixierte ihn weiter. „Jorus hatte keine Lust mehr auf dich zu warten. Ihm war langweilig. Da kam dann dein Freund ins Zimmer und fragte uns, ob wir nicht Lust hätten etwas Spaßiges zu machen. Jorus ging mit ihm mit, aber sagte mir, dass ich auf dem Zimmer bleiben muss. Allein kriegte ich da oben aber Angst und bin hier herunter gekommen, um ihn zu suchen, aber ich habe ihn nicht gefunden und dann waren da diese zwei Männer und…“: der Rest ging in Tränen unter. „Ist schon gut, Justus. Versprich mir aber, dass du nicht noch einmal einfach so ein Versprechen brichst und ohne deinen Bruder oder mich herumrennst. Versprichst du mir das?“: fragte Tirian. Der Junge rieb sich die Augen und nickte. Tirians Blick wurde weicher und ein Lächeln auf seinen Lippen entlockte auch Justus wieder ein zaghaftes Grinsen. Er strich ihm mit der Hand durch die Haare. „So jetzt lass uns deinen Bruder suchen“: sagte der Dunmer und nahm den Kaiserlichen bei der Hand.

Innerlich kochte Tirian und suchte nun den Schankraum nach dem markanten Irokesen seines Bekannten ab und fand ihn auch tatsächlich in einer der hinteren Ecken. Er bahnte sich zusammen mit dem Kind einen Weg durch die Menge und stand schließlich vor einem kleinen Holztisch, wo er Favelas Andus, den Dieb und seinen einen Kontakt in Balmora, Jorus, Tümpelschwimmer, seinen anderen Kontakt und noch einige zwielichtige Gestalten beim Kartenspiel fand. Jorus saß neben Favelas vor einem großen Bierkrug und bekam offenbar die Grundzüge des Spiels beigebracht. Der Dunmer-Dieb bemerkte die Ankunft des Heilers zuerst und sprang freudig auf, um ihn an den Tisch zu bitten: „Ah Tirian, du bist wieder da. Setz dich doch und spiel eine Runde mit uns. Du warst früher doch ziemlich gut darin.“ Der Heiler streifte die Hand des Mannes ab. „Jorus ich habe euch beiden gesagt, dass ihr auf dem Zimmer warten sollt!“: wandte er sich an den jugendlichen Kaiserlichen. „Aber du brauchtest solange und Favelas wollte mir etwas zeigen“: versuchte der Junge sich zu rechtfertigen, doch Tirian fiel ihm ins Wort. „Und deswegen lässt du deinen Bruder allein auf dem Zimmer zurück?!“: warf der Heiler ihm vor. Jorus richtete seinen Blick auf den Boden. „Ich hab ihm gesagt er soll da bleiben“: meinte er kleinlaut. „Und deswegen irrt er hier durch den Schankraum und wäre fast verschleppt worden“: wandte Tirian auch hier streng ein und Jorus riss die Augen auf. „Geht es ihm gut?“: wollte Jorus sofort wissen. Der Dunmer zog den Kleinen durch die Menge ins Gesichtsfeld seines Bruders. „Ich war rechtzeitig wieder hier“: grummelte der Heiler und strafte den Jungen weiter mit strengen Blicken. „He Tirian, jetzt sei doch nicht so streng zu dem Jungen. In dem Zimmer ist es nun einmal langweilig…“: versuchte Favelas einzugreifen, doch auch ihm fuhr er dazwischen: „Halt du dich daraus. Du hast den ganzen Schlamassel erst angerichtet. Komm Jorus. Wir gehen jetzt.“ Er packte auch Jorus an der Hand und zog ihn mit sich aus der Taverne hinaus. Das Getuschel der Leute um ihn herum war ihm egal. „Das hättest du nicht tun müssen“: meinte Jorus, als sie draußen war. Tirian packte in seitlich an den Armen und sah im fest ins Gesicht. „Ich habe eurem Bruder versprochen, dass ich auf euch aufpasse. Ich hätte mir nie verziehen, wenn Justus oder dir etwas geschehen wäre. Kannst du dir vorstellen, wie es mir ging, als ich euch im Zimmer nicht gesehen habe?!“: fuhr er den Jungen an. Jorus schluckte und schaute beschämt zu Boden. „Es tut mir leid“: sagte er dann und scharte mit den Schuhen über den Boden. Tirian tadelte ihn noch einen Moment dann lächelte er wieder und umarmte den Jungen. Justus stand noch ein Stück an der Seite. „Jetzt entschuldige dich auch noch bei deinem Bruder und dann brechen wir auf. Ich möchte noch vor dem Abend in Caldera sein“: wies ihn der Heiler an und holte selbst noch das Gepäck aus dem Südwall, bevor sie aufbrachen.

Es dämmerte bereits als sie am Horizont die Mauern von Caldera ausmachen konnten. Tirian hatte die meiste Zeit seine Umgebung im Auge behalten, denn die Straße lud geradezu zu Überfällen durch Banditen und ähnliches Pack ein und einen solchen Überfall wollte er tunlichst vermeiden, um die Kinder nicht in Gefahr zu bringen. Allerdings führte der Weg kurz vor der sicheren Ortschaft an einigen größeren Felsformationen vorbei. Seine Muskeln spannten sich und er war noch nervöser als sonst schon. Er rief Justus, der bereits ein Stück vorgelaufen war, zu sich zurück und bedeutete Jorus sich ebenfalls wachsam zu halten. Er hatte da einen guten Instinkt und diese Situation roch geradezu nach einer Falle. Langsam bewegten sie sich an der Formation und dann hörte sein überreizter Sinn schon ein Schleifen auf Stein, als würde jemand einen Schritt tun. Im nächsten Moment sprangen zwei Männer ihnen mit gezogenen Waffen in den Weg. Tirian erkannte sie sofort als die beiden Bretonen wieder, die er in Balmora noch in die Flucht geschlagen hatte. „So Blutauge jetzt sind wir hier unter uns. Deine Diebesfreunde können dir hier auch nicht helfen“: sagte der fette Bretone und lachte dreckig. Justus klammerte sich umgehend an sein Bein. Der Dicke schickte zunächst seinen schmaleren Begleiter vor, der mit einer großen, stachelbewehrten Keule auf ihn losging. Tirian wich einem schnellen Schlag aus und sammelte Energie in seinen Händen. Unter einem weiteren Schlag duckte er sich weg und drückte dem Mann seine rechte Hand etwa auf Höhe des Herzens auf die Brust. Er ließ den Schockzauber direkt in den Körper des Bretonen fahren. Spastisch zuckte der Körper unter seiner Hand. Aus dem Augenwinkel sah er wie sich der Arm zuckend verkrümmte und sich die Hand wohl schmerzhaft um die Keule krampfte. Schließlich ließ Tirian von seinem Opfer ab und tot viel der Gegner zu Boden. Ein furchterfüllter Laut war von den Kindern zu hören. Der andere Feind kommentierte das Ende seines Begleiters nur mit einem zornigen Knurren. „Verfluchtes Spitzohr! Dafür wirst du sterben!“: keifte er und griff mit seinen wurstigen Fingern nach einem Kurzschwert, das an seinem Gürtel hing. Im Gegensatz zu seinem Leibwächter umrundete der Dicke Tirian zunächst und schien auf eine günstige Gelegenheit zum Angriff zu warten. Er wusste nun um die magischen Fähigkeiten des Heilers und agierte entsprechend vorsichtig. Doch wenn er sich schon auf einen Kampf mit Waffen einlassen musste, so wollte er sich wenigstens einen Längenvorteil verschaffen und zog nun sein Schwert.

Er benutzte es nur, wenn es sich nicht vermeiden ließ, aber zum Schutz der Kinder war es nun mehr als notwendig diesen feisten Drecksack zu erledigen. Er schluckte, fasste Courage und ging als erster in die Offensive. Seine Klinge war länger und verlieh ihm einen Vorteil gegen das kleine eiserne Gladius seines Feindes. Die halbe Armlänge mehr, ließ ihn über die Abwehr hinweg stechen, doch ritzte er bloß die Kleidung des Bretonen auf, der sich nun selbst intensiv ins Gefecht warf, sodass sich die beiden Klingen verkeilten und die Kontrahenten sich nun direkt gegenüber standen und sich in die Augen schauten. Die braunen Augen des Bretonen bohrten sich in die roten Pupillen des Dunmers. Er konnte Mordlust darin lesen. Während der Dicke nur mit einer Hand den Gladius nach vorne drücken konnte, gelang es Tirian noch die zweite Hand zur Hilfe zu nehmen und drängte die beiden Klingen auf den Mann zu, dessen Gericht vor Anstrengung knallrot anlief. „Ich werde dich töten, Blutauge“: brüllte er und stieß plötzlich seinen ganzen Körper nach vorne. Die Massigkeit gereichte ihm gegenüber dem schmalen Heiler zum Vorteil, sodass er Tirian aus dem Gleichgewicht bringen und nach hinten stolpern lassen konnte. Der Gladius war nun frei. Dem Dunmer war keine Pause vergönnt, denn sofort schoss der Bretone nach vorne, um ihn mit der erhobenen Klinge zu erdolchen. Geistesgegenwärtige brachte er die Klinge schnell zwischen sich und den Gegner, schloss dabei die Augen und stach selbst zu. Ein Schrei kündete von dem Treffer. Kurz darauf hörte er ein Klirren, wie von Metall das auf den Boden fällt und traute sich wieder hinzusehen. Der Bretone war zurückgeprallt und hielt sich den blutenden Arm. Das Kurzschwert lag im Dreck. Umgehend hob Tirian es auf und präsentierte dem Gegner seine eigene Waffe. „Ihr seid besiegt. Geht mir aus den Augen“: sagte der Heiler, während er die Spitze der Klinge auf die Kehle des Mannes richtete. Jorus und Justus kamen wieder an seine Seite und gemeinsam umrundeten sie den Feind in einem Halbkreis, sodass der Weg nach Caldera nun wieder frei vor ihnen lag. „Geht jetzt und lasst mich in Frieden“: bat Tirian, der niemanden töten wollte, wenn es nicht sein musste. Mit knirschenden Zähnen ließ der Bretone sie ziehen und machte Anstalten zu gehen. In dem Moment, in dem sich der Heiler mit den beiden Kindern jedoch umwandte, hörte er einen Kampfschrei und drehte sich halb um. Der Bretone hatte einen Dolch gezogen und stürzte auf Justus zu. Geradezu reflexartig ergriff der Dunmer das Gladius, dass er sich hinter den Gürtel geschoben hatte und stach, sich umdrehend, zu. Der Bretone hielt mit sich weitenden Augen inne, der Dolch entglitt seinen krampfenden Händen. Ungläubig schaute er nach unten, wo seine eigene Waffe ihm die Brust auf Herzhöhe durchbohrt hatte. Blut lief dem Angreifer aus dem Mund und er brach zusammen. Tirian sah auf den Mann herab. Er rührte sich nicht mehr und war vermutlich tot. Justus der mit schreckensgeweitetem Blick neben ihm stand, zwang er von der Leiche wegzusehen und legte ihm die Hand auf die Schulter. Er schob ihn schnell vorwärts und von dem Toten weg. „Keine Angst. Ich habe eurem Bruder schließlich versprochen, dass ich auf euch aufpasse“: sagte er, um sie beruhigen. Womöglich wollte er sich auch selbst beruhigen. Seine Hände zitterten und ihm ging durch den Kopf, dass er gerade wieder zwei Leben genommen hatte. Er hoffte, dass es sobald nicht noch einmal nötig werden würde.