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Mythos
Vvardenfell-Distrikt, Sadrith Mora, Ratshalle
Was in der Zwischenzeit geschieht... IV
(als Ergänzung zu Tarrior im RPG)
hier: Aytor von Brasselin
Aytor ging ruhelos vor dem Eingang der großen Ratskammer auf und ab. Ab und an blieb er stehen, stemmte die Hände in Hüfte, schaute an die Decke und ließ Luft laut zischend aus seinen Lungen entweichen. „Er verspätet sich. Die Ratssitzung wird gleich beginnen. Die Leute sind bereits zusammen gekommen und füllen die Zuschauerränge. Wenn er nicht kommt, wird das Volk enttäuscht sein“: dachte der junge Bretone. Er hatte gemäß seines Auftrages Informationen über Inhalt und Ziel der Versammlung an den örtlichen Pöbel durchgesteckt, um ein anständiges Publikum für den heutigen Tag zu versammeln und nun schien es, als würde die Versammlung ohne ihn stattfinden. Er kaute bereits an den Nägeln, als die beiden Türwächter kamen, um die hölzerne Rundtür zur Ratskammer zu schließen. „Sprecher, die Versammlung beginnt pünktlich. Wir werden euch aussperren, wenn ihr nicht sofort eintretet“: wies ihn einer der beiden Wachen in Knochenpanzer mit dem üblichen Kopffüßerhelm auf das Protokoll hin. Laut seufzend trat er ein in die Ratskammer ein, während die Männer die Tür hinter ihm schlossen. Seine Instruktionen waren klar. Notfalls konnte er diese Versammlung auch allein bewältigen. Er blickte zur Decke, wo sich der große magische Kristall abzeichnete, der ein diffuses, blaues, magisches Licht in den Raum warf und mitsamt dem komplexen Wurzelmuster ebenso eine Zier der Kammer darstellte. Bis auf sein eigenes waren die Podeste der Sprecher bereits belegt. Sein Blick fuhr jedoch zunächst noch einmal nach oben, wo sich die Bürger Sadrith Moras bereits auf der kleinen Galerie oberhalb drängten, bevor er die Anwesenden Sprecher einer kurzen Musterung unterzog. Die Gesichter waren gewohnt ausdruckslos und desinteressiert. Nur das Gesicht von Galos Mathendis, zeigte, wie allerdings zu erwarten war, Abneigung und Abscheu. Dieser Dunmer repräsentierte Meister Aryon im Rat und war Aytor ein Dorn im Auge. Nicht grundlos sagte man dem Mann nach, dass er ein geschickter Diplomat sei. Er verstand es schon in der Vergangenheit die eher konservativen Ratsmitglieder von einigen Maßnahmen seines eher modernen Meisters zu überzeugen und die offensichtliche Distanz zwischen den einzelnen Ratsherren zu schließen. In letzter Zeit bildete er so etwas wie seinen Gegenpol im Rat. Galos machte ihm das Leben nur allzu schwer. Er hatte sich bereits darauf gefreut, wie der Sprecher in der heutigen Ratssitzung von einem leibhaftigen Ratsherrn verbal zerpflückt werden würde, aber offenbar hatte man ihn versetzt und nun blieb es wieder an ihm hängen. Die Instruktion war klar und er wusste was zu tun war. Er würde seinen Auftrag ausführen. Er holte noch einmal tief Luft und stieg gemessenen Schrittes auf sein Podest hinauf.
Arara Uvulas, die Sprecherin Meister Neloths, eröffnete die Sitzung: „Werte Sprecher des Rates. Da wir nun vollzählig sind, lasst uns mit der Versammlung beginnen. Als erster Punkt steht die Aufnahme von Flüchtlingen aus angegriffenen Gebieten im Westen und Zentrum Vvardenfells auf der Tagesordnung. Wir wurden abermals von Haus Redoran und auch Haus Hlaalu inständig darum gebeten, uns der brisanten Lage bewusst zu werden, mit ihnen zusammen zu stehen und Flüchtlinge aus den versehrten Gebieten des Hauses Redoran aufzunehmen, um deren Städte und Versorgungssituation zu entlasten. Sollte der Rat diese dringende Bitte positiv bescheiden, so ist diese Entscheidung für alle Ratsmitglieder gleichermaßen bindend. Wie stehen die Sprecher zu dieser Angelegenheit?“ Seine Anweisungen waren eindeutig, also meldete er sich, doch Galos kam ihm zuvor, in dem er das Wort zuerst ergriff: „Meister Aryon unterstützt diesen Vorschlag. Trotz der schwierigen Situation in der er sich gegenwärtig auf dem Festland befindet, hilft er schon jetzt Inlandsflüchtlingen sicher nach Sheogorad zu fliehen und versorgt sie, soweit es uns möglich ist, mit dem Notwendigsten. Wenn wir den anderen Häusern helfen, können wir auch auf ihre Hilfe zählen. Das Kaiserreich hat seinen guten Willen bereits unter Beweis gestellt, in dem es meinen Meister im Kampf gegen die Daedra auf dem Festland mit Truppen unterstützt. Der Antrag soll angenommen werden.“ „Pah. Das Kaiserreich will nichts Gutes für das Haus. Die Hilfe, die es euch in Aussicht stellt, ist der erste Schritt zur Besetzung auch dieses Teils der Insel. Ihre Präsenz hier ist nicht groß genug, um diesem hohen Haus ihren Willen aufzuzwingen, doch wenn die Bedrohung durch Oblivion erst einmal abgewehrt ist, werden sie hier mit tausenden Soldaten direkt in unserem Land stehen und dann aus Gründen der Sicherheit nicht mehr weichen. Und die Bitte ist in jedem Fall auszuschlagen. Wenn ein Ratsherr sich bemüht sieht den Flüchtlingen zu helfen, wie Meister Aryon dies tut, dann ist das sehr nobel, aber auch seine eigene Entscheidung. Wir anderen sollten nicht über Gebühr dazu verpflichtet werden und uns eventuell Spione der Mythischen Morgenröte oder Bettler, Diebe und anderes Pack in unsere Städte holen, die hier die Moral und die Ordnung untergraben. Und ihr werter Galos, spracht von etwaiger Hilfe, die uns zu Teil werden würde. Das ist lächerlich. Hlaalu und Redoran können kaum die Daedra von der Westspalte fernhalten und brauchen dort all ihre Kräfte. Niemand von denen wird uns helfen, selbst wenn wir noch so viele hungrige Mäuler aufnehmen. Ich bitte daher auch alle anderen Sprecher eindringlich die Bitte abzulehnen“: legte Aytor dar. Damit waren die beiden widerstreitenden Positionen abgesteckt. Häufiger waren er und Galos die Wortführer der beiden Fraktionen in der Kammer bei solchen Abstimmungen. In der Regel verlegten sich die anderen Sprecher darauf sich einer der beiden Meinungen anzuschließen. Wie das Volk dazu stand, Flüchtlinge aufnehmen zu müssen, war laut und deutlich von oben zu hören. Das Auspfeifen seines Gegners und der Jubel bei seiner eigenen Positionierung ließen den Bretonen regelrecht wachsen und tatsächlich traf der Rat eine vernünftige, weil für ihn vorteilhafte, Entscheidung. Die Vertreter von Neloth, Dratha und Gothren stimmten mit ihm gegen die Aufnahme der Flüchtlinge. Nur Felisa Ulessen, die Sprecherin Meisterin Theranas, stimmte mit Galos überein. Damit war die Bitte abgewiesen. Außerdem gelangen ihm zwei weitere Siege, in dem er eine Lockerung der Freizügigkeitseinschränkungen für Fremdländer in Sadrith Mora in gleicher Weise verhinderte und sogar Mallam Ryon darin unterstützte eine Rüge Aryons durch den Rat vorzunehmen, die sein tolerantes Verhalten gegenüber entlaufenen Sklaven kritisierte. Doch waren das nur Vorgeplänkel für die zwei wichtigsten Punkte der Besprechung.
Wieder kündigte Uvulas an: „Der vierte Tagesordnungspunkt sind die zwei Anträge Meister Aryons auf Verstärkung durch Truppen des Fürstenhauses, also der Streitkräfte des Rates sowohl jeden einzelnen Ratsmitgliedes. Die Anträge befassen sich zunächst, als dringlicher Eilantrag deklariert, mit der Verteidigung von Meister Aryons Position in Tel Vos und Vos und der flächendeckenden Verteidigung des telvannischen Festlandgebietes in den Weidenländern. Der zweite Antrag umfasst das Schicken von Truppen in die gefährdeten und umkämpften Gebiete im Westen Vvardenfells, um den anderen Häusern beizustehen. Als Vertreter des Antrags möchte Galos Mathendis als Sprecher Meister Aryons nun zum Rat sprechen.“ Gerade als der Dunmer zu sprechen ansetzen wollte, fühlte Aytor eine seltsame Schwingung im Raum. Er konnte sie nicht genau einordnen oder lokalisieren, also konzentrierte er sich wieder auf seinen Konkurrenten im Rat. „Wie ihr alle wisst, befindet sich mein Meister Aryon in einer schwierigen Lage. Die Daedra belagern den Sitz meines Meisters in Tel Vos und bedrängen unsere Stellungen trotz erfolgreichen Ausfallversuchen der Legion, die uns in unserem Kampf bereits unterstützt, von Tag zu Tag immer mehr. Unsere Verbände sind geschwächt und wir brauchen Verstärkung. Nicht nur, dass wir einen wichtigen und großen Teil des Festlandbesitzes unseres Fürstenhauses damit verteidigen, sondern wir fangen auch die Daedra ab, bevor sie überhaupt in die Nähe kommen, um die Residenzstädte eurer Meister oder gar dieses hohe Haus hier anzugreifen. Wir kämpfen nicht nur um unser Überleben, sondern auch für das Haus Telvanni und auch die anderen Mitglieder des Rates. Daher bitte ich im Namen meines Meisters um Verstärkung, um die Daedra abzuwehren, sie zurückzuschlagen und die Tore zu schließen. Nur mit der vereinten Kraft des Fürstenhauses können wir sie besiegen, bevor sie uns überwältigen. Und auch aus diesem Grund müssen wir die anderen Häuser bei ihrem Kampf unterstützen. Nur wenn wir ganz Vvardenfell von Daedra und vor allem den Toren als Nachschubportalen säubern, wird wieder Ruhe und Sicherheit einkehren. Ich bitte daher den Rat inständig den Anträgen zuzustimmen. Im Namen von Meister Aryon tue ich dies.“: brachte er seine Argumente vor. Die Ratsmitglieder schienen nachdenklich. Aytor knirschte mit den Zähnen. Ständig aufs Neue ließ Aryon diesen Antrag einbringen und seit Monaten blockierten er und sein Meister durch geschickte Diplomatie im Hintergrund die Entscheidungen dafür, doch inzwischen schien sich Aryon immer mehr durchzusetzen. Ein gehässiger Blick strahlte von Galos zu ihm herüber. Der Bretone wusste, dass er als Nicht-Dunmer im Rat der Telvanni insgeheim sowieso Objekt der Verachtung der anderen Sprecher war, aber er wusste auch, dass sie sich darüber im Klaren waren, dass er als Schüler und Sprecher seines Meisters wesentlich mächtiger war, als die meisten von ihnen, die in der Regel nicht viel mehr taten als die Anweisungen ihrer Meister auszuführen und im Ratssaal zu verschimmeln. Er würde Galos entgegentreten und ein gemeinsames Handeln der Telvanni wie zuvor verhindern. Doch bevor er das Wort ergreifen konnte, tauchte plötzlich aus einer violetten Wolke jemand inmitten der Ratshalle auf. In Aytors Gesicht bildete sich umgehend ein breites Grinsen. „Er ist spät, aber er kommt rechtzeitig“: dachte der Bretone und schaute zu, wie sich Behram Meradanz im Saal manifestierte.
„Verehrter Rat. Ich möchte zu diesen beiden Anträgen gerne Stellung beziehen“: tat Meister Meradanz den Grund seiner Anwesenheit kund und fing sich dadurch Galos‘ heftigen Widerspruch ein: „Meister Meradanz. Die Ratsversammlung hat lange begonnen und ihr habt euer Erscheinen nicht angekündigt, überhaupt ist es unüblich, dass…“ Weiter kam der Dunmer nicht, sondern wurde bestimmt, aber nicht unfreundlich durch den Ratsherr in die Schranken gewiesen: „Verzeiht, Sprecher, inwiefern ist es unüblich, wenn ein Ratsherr (er betonte das Rat besonders) des Hauses Telvanni nicht im Rat der Telvanni sprechen möchte. Zudem war mein Sprecher, also mein Repräsentant pünktlich zugegen. Nun spreche ich für mich selbst, anstatt an meiner statt sprechen zu lassen. Ihr werdet mir wohl kaum dieses mir gebührende Recht verweigern wollen.“ Aytors Lächeln nahm nur eiskalte und boshafte Züge an, als er die Szene beobachte und er ließ seinen Konkurrenten die Zufriedenheit auch sehen. Derweil ergriff sein Meister nun das Wort an den Rat: „Immer häufiger schreit Aryon nach diesem oder jenem und beschwört den Zusammenhalt des Hauses. Innerhalb der letzten Monate verging kaum eine Sitzung in der er nicht Verstärkung gegen die Daedra forderte, ohne die er und wir bald Gefahr liefen, vernichtet zu werden. Doch sehe ich die viel größere Gefahr darin, diesem Gebaren nachzugeben. Stets lag es im Interesse der Meister des Hauses Telvanni, dass sich das Haus und die anderen Ratsherren aus ihren Angelegenheiten heraushielten. Und wir alle, auch Aryon, haben davon profitiert. Niemand sagte etwas, als er Herr der riesigen und fruchtbaren Weidenländer wurde und diese entsprechend bewirtschaften konnte, während die anderen hier anwesenden Sprecher für Meister sprechen, denen nicht viel mehr als eine Insel und die ein oder andere Eiermine gegeben sind. Ich für meinen Teil besitze zwar Land, aber ihr wisst selbst um die Beschaffenheit der Molag Amur. Niemand hat je von Aryon verlangt einen Teil seiner Einnahmen an die anderen Städte abzuführen oder gar das Fürstenhaus als solches zu alimentieren. Wir haben ihn auch nie mit Hilfegesuchen belästigt. Er hat also gute Jahre lang von der liberalen Haltung unseres Hauses profitiert. Und was ist nun? Jetzt verlangt er nicht nur von mir, sondern von uns allen Hilfe in nicht bezifferbarem Ausmaß. Er verlangt Truppen, die wir womöglich, ich erinnere an das Tor, dass sich vor einiger Zeit hier vor Sadrith Mora öffnete, selbst in naher Zukunft benötigen. Es widerspricht der Liberalität des Hauses Telvanni wenn die Gemeinschaft für einen Einzelnen einstehen muss. Wer seine Freiheit bekommt, der muss schließlich auch alleine zurechtkommen können. Es ist Aryons eigenes Verschulden, wenn er mit den Daedra nun nicht fertig wird. Wir sollten uns nun nicht dazu verpflichten lassen, für seine Fehler einzustehen und uns damit selbst zu gefährden.“
Galos fuhr wütend nach oben, aber fing sich noch im letzten Moment. Aytor lächelte. Der Dunmer wusste zu gut, dass er gegenüber einem Meister im Gegensatz zu einem anderen Sprecher nicht so reden konnte. Es war ein geradezu genialer Schachzug von Meister Meradanz gewesen, persönlich vor den Rat zu treten. Und im Moment waren die Leute auf den Rängen auch auf seiner Seite. Kurzzeitig schien Galos seine Worte zu sortieren und sich zu beruhigen, bevor er zu sprechen begann: „Meister Meradanz, gewiss ist es richtig was ihr sagt, aber es ist doch eindeutig nicht von der Hand zu weisen, dass uns die Invasion der Daedra alle betrifft. Wir führen den Kampf doch auch für euch. Stünde mein Meister nicht für das Fürstenhaus in der Bresche kämen die Invasoren bis an die Zafirbel-Bucht heran und würden auch Tel Mora, Tel Aruhn und womöglich sogar Sadrith Mora bedrohen. Mein Meister kämpft für euch. Wir verlangen die Hilfe nicht für uns allein, sondern für uns alle und appellieren an die Solidarität des Hauses. Wir sind ein Fürstenhaus und müssen auch so handeln.“
Meister Meradanz lachte. Aytor war sich sicher, dass sein Meister die Argumente seines Gegners bereits vorhergesehen hatte. Der Bretone lehnte sich entspannt gegen die Wand, zwar war das Flüstern der oberen Ränge nachdenklicher Mienen gewichen, aber sein Meister würde schon wissen, wie ihr das aufbrechen musste. Noch immer lachte er, doch hörte er von einem Moment auf den anderen damit auf und fixierte dann Galos, wie eine Schlange wohl ihre Beute fixieren würde. „Der Rat möge mir diesen kleinen Anflug von Belustigung verzeihen, aber diese Worte entbehrten nicht einer gewissen Komik. Ihr sagt also, dass ihr uns alle verteidigen wollt? Wir wären alle in Gefahr, wenn die Daedra durchbrechen würden? Ihr spracht von Tel Mora, Tel Aruhn und gar von Sadrith Mora. Doch was ist eigentlich mit Mora Uvirith und Tel Uvirith, meiner Stadt und meiner Festung in der Molag Amur? Ich stehe wie ihr an der vordersten Front der gegen die daedrischen Invasoren im Inland und ich belästige dieses hohe Haus nicht seit Monaten mit der flehenden Bitte nach neuen Truppen. Stand mein Sprecher hier jemals seit Ausbruch der Krise als Bittsteller vor euch und forderte von euch Truppen oder sonstige Unterstützung, weil ich nicht mehr in der Lage war, mein mir anvertrautes Gebiet zu sichern und zu halten? Nein, im Gegensatz zu Aryon, der offenbar nicht fähig ist seinem Amt gerecht zu werden, sah ich mich nie bemüßigt diesen Rat anzugehen und für Soldaten auszunutzen. Also sprecht ihr nicht davon, dass ihr UNS beschützen würdet, viel eher würdet ihr die Verteidigungskraft jedes einzelnen Ratsmitgliedes schwächen!“: warf Meister Meradanz Galos vor, der nun wirklich vor Wut kochte. Aytor erkannte, dass sein Gebieter den verdammten Sprecher Aryons in die Falle getrieben hatte. Würde er diesen Anschuldigen nicht konsequent widersprechen wäre es genauso schlimm für sein Ansehen als Sprecher, wenn er Meister Meradanz anfahren würde.
„Ausnutzen? Ihr verkehrt den Begriff der Solidarität, die doch wohl einem Fürstenhaus wie dem unseren angemessen ist, zu einer Perversion! Außerdem ist es leicht sich so egoistisch zu gebärden, wenn man von den Daedra nicht angegriffen wird!“: warf der Sprecher dem Meister vor. Die anderen Sprecher runzelten die Stirn. „Galos, scheinbar habt ihr vergessen mit wem ihr hier redet. Ihr solltet euch die Frage stellen, ob euer Meister nicht vielleicht etwas falsch macht, wenn die Daedra bereits soweit in seinem Land stehen, während mein Volk von Angriffen unbehelligt bleibt. Wenn ihr eure Grenzen allein nicht sauber halten könnt, so sollte der Rat vielleicht vielmehr darüber nachdenken die Verantwortung für die Weidenländer jemand anderem zu übertragen. Und die Pervertierung der Solidarität, die ihr mir vorwerft, ist Makulatur. Als Mitglied des Rates der Telvanni fühle ich mich dazu verpflichtet die Statuten dieses Hauses zu wahren, wie sie im Braunen Buch niedergelegt sind. Es ist unser urgemäßes und unveräußerliches Recht, dass uns als Mitgliedern des Hauses die größtmögliche Unabhängigkeit und Entscheidungsfreiheit eingeräumt ist. Diese Statuten bilden das Haus Telvanni! Jede Forderung, nach sonst wie begründeter Solidarität, schränkt die Freiheit des Rates und seiner Mitglieder und damit des Hauses ein. Aryon hat ebenso davon profitiert, das wir uns in seine ••••reien mit dem Kaiserreich über Jahre nicht eingemischt haben, sodass er nun auch nicht sagen kann, die Verantwortung, die er als unabhängiger Magierfürst des Hauses für seine ihm anvertrauten Ländereien allein übernehmen muss, müsse der Rat gemeinsam tragen. Wer Liberalität will, muss auch die Konsequenzen dafür tragen. Nicht nur das Gebot der Vernunft unsere eigenen Streitkräfte für den Ernstfall zu schonen, sondern auch das unveräußerliche Gesetz der berühmten telvannischen Unabhängigkeit seiner Mitglieder muss als zwingend angesehen werden, den Antrag Aryons auf Unterstützung zurückzuweisen. Oder wollt ihr etwa den Statuten des Hauses Telvanni widersprechen, Galos? Wollt ihr diesem Rat empfehlen entgegen der alten Gesetze zu handeln?“: fertigte Behram Meradanz seinen Debattengegner vor aller Augen ab.
„Das war es!“: stellte Aytor fest. Galos senkte den Kopf während sein Kiefer mahlend arbeitete. Der Rat war eher konservativ besetzt und der Ausbruch Galos sowie der Verweis auf die alten Gesetze würden Wirkung zeigen. Meister Meradanz hatte einen weiteren Sieg über Aryon errungen, doch noch schwebte der Antrag zur Unterstützung der anderen Fürstenhäuser im Raum, dem sich der Magierfürst sogleich auch noch annahm: „Wenn ich recht informiert bin, so steht auch noch die Frage unserer Unterstützung der anderen Häuser im Raum. Wie dargelegt, werden die uns gar nicht helfen können, wenn wir ihnen unsere Hilfe entsenden. Wir haben keine Gegenleistung zu erwarten und schwächen dadurch unsere eigene Position und das Kaiserreich… reden wir nicht davon. Zur Güte ein Vorschlag. Wer willens ist seine Truppen, die eigentlich dem Schutz unserer Heimat dienen, für die Sicherung der Gebiete anderer Häuser abzustellen, die uns in der Vergangenheit mit Neid, Missgunst und Gewalt begegnet sind, der möge dies gerne tun, sofern er dies wünscht, aber ein Zwang für den gesamten Rat lehne ich aus den schon zuvor genannten Gründen unserer jeweiligen Eigenständigkeit ab. Denn ich will meinem Volk nicht erklären wollen, warum ich sie den Daedra preisgeben soll, um Leute zu schützen, die ihnen im letzten Bürgerkrieg noch den Schädel einschlagen wollten.“ Aytor konnte gar nicht mehr aufhören zu lächeln. Sein Meister bespielte das Tapet gekonnt. Außer einem gemurmelten Einwand von Solidarität und Notwendigkeit war von Galos auch nicht mehr viel zu vernehmen. Und das Volk auf der Galerie wusste, wo es die Soldaten haben wollte. Uvulas rief einmal mehr zur Abstimmung auf und der Ratsbeschluss konnte eindeutiger kaum sein. Für den Antrag war nur Aryons Sprecher allein. Dann wandte sich der Sprecher Meister Neloths wieder an Meister Meradanz: „Da der nächste Antrag der eure ist, wollt ihr euch wieder selbst vertreten oder überlasst ihr dies eurem Sprecher?“ Der Magierfürst beanspruchte dies für sich selbst, denn so war es auch geplant. Aytor konnte sich nun zurücklehnen. „Der letzte Punkt der Tagesordnung befasst sich mit dem Antrag Meister Meradanz‘ die Vertreter der Kaiserreichs und vor allem der Magiergilde, die sich in der Wolfenhalle niedergelassen haben, aus Sadrith Mora auszuweisen. Er wird nun zu dieser Sache sprechen“: verkündete Uvulas. Ein Raunen ging durch die Menge auf der Galerie und auch der Rat schien sich nicht sonderlich wohl zu fühlen. Bis auf Aryon war der Rat grundsätzlich gegen das Kaiserreich im Allgemeinen und die Magiergilde im Speziellen, was aber nicht bedeutete, dass sie einen offenen Eklat und Bruch mit dem Reich gewagt hätten, wie ihn Meister Meradanz derzeit anstrebte, um seine Pläne voranzutreiben.
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