Alte Geschichten
17. Sonnenuntergang, 3. Ära 416:

So sehr er es auch versuchte, Xerxes konnte in dem sogenannten Bett, das ihm der Wirt für sein Geld angeboten hatte, nach 8 Stunden eines unruhigen Schlafes nicht zur Ruhe kommen. Oder lag es daran, dass er kein Geld mehr hatte? Einen Dolch konnte er sich kaufen, um sein Geld durch einfache Überfälle verdienen zu können. Doch er hatte genug davon, sich durch diese niedere Arbeit noch gerade so über Wasser halten zu können.
Heute wollte er zu einem Mann namens Harald gehen, der angeblich Söldner einstellte. "Ob das klappt? Mit so einem Kopf und diesem einfachen Dolch?", Xerxes drehte sich oft in seinem Bett, bis er sich schließlich entschied aufzustehen. Mit einem sich langsam auflösenden verschwommenen Blick zog er sich an und verließ den Keller der Taverne. Das einzige woran er sich erinnern konnte war, am letzten Abend ein Frühstück bestellt zu haben und orderte es deshalb beim Wirt. Es war nicht mehr als ein wenig Brot und ein Stück Fleisch, aber bei dem wenigen Geld, das Xerxes anbieten konnte war das auch nicht verwunderlich. Er schlang es schnell herunter und suchte das Haus auf, das gestern ein Bürger als das Haus von Harald bezeichnet hatte. Das wollte er so schnell wie möglich hinter sich haben.

Xerxes fiel die Kinnlade herunter, als er das Haus von Harald sah. Man konnte es zwar noch Haus nennen, doch es war sowohl riesig, als auch reichlich verziert. Er würde es als edle Villa bezeichnen, auch wenn ein solches Haus für die wohlhabenderen Einwohner Winterholds keineswegs unüblich war. Es kam ihm vor, als könnte er in den Gesichtern der Anwesenden große Verwunderung sehen, denn der Anblick des ärmlich gekleideten Riesen in einem prachtvollen Haus war nichts alltägliches. Xerxes war sichtlich nervös, er zitterte sehr stark. Zumindest schien es ihm so. Doch er musste sich zusammenreißen: "Ich habe gehört ihr sucht nach Söldnern?"
Ein in edler blau-weißer Kleidung gekleideter Mann trat zwischen den Menschen hervor: "Darf ich euch nach eurem Namen fragen, junger Mann? Nein, lasst mich raten: Ihr heißt Xerxes, nicht wahr?"
"Woher wisst ihr das?", fragte Xerxes mit einem Ausdruck des Erstaunens in seinem Gesicht.
"Nun, ihr habt mich einmal überfallen", antwortete der Mann gelassen, "erinnert ihr euch noch daran? Als auf einmal dieser Schrank in Stahl auf euch zukam und ihr wie das Reh vor dem Jäger geflohen seid? Danach habe ich natürlich nach euch gesucht". Er legte eine kleine Pause ein:
"Erlaubt mir mich vorzustellen, mein Name ist Harald. Und ja, ich suche nach fähigen Männern. Ich mag es nicht lange um den heißen Brei herum zu reden, also...", Harald drehte sich um, "Einar!"
"Ist mir ein Vergnügen", ein ebenso großer Mann wie Xerxes trat hervor.
"Dieser Mann soll sich seine Ausrüstung aussuchen, dann wollen wir sehen, ob er fähig ist"

Einar führte Xerxes in einen von Rüstungen und Waffen fast platzenden Raum. Dort ließ er Xerxes seine Ausrüstung zusammenstellen. Viel Ahnung hatte Xerxes zwar nicht von Rüstungen, doch er entschied sich ebenso wie Einar eine Stahlrüstung zu tragen, seine Waffe sollte ein ebenso stählernes Langschwert sein.
Er hatte noch nie eine Rüstung getragen und diese Rüstung aus Stahl fand er nicht angenehm. Sie verhakte sich oft, sodass er kurz stoppen musste. Anscheinend fand Einar diese unbeholfenen Bewegungen komisch, so jedenfalls interpretierte Xerxes das Grinsen in seinem Gesicht. Er versuchte die Bewegungen Einars nachzuahmen und als er erneut vor Harald stand erkannte er, dass er sich nicht schnell bewegen darf, damit die Rüstung ihn nicht behindert. Eine sehr ungewohnte Veränderung.
Xerxes war so sehr in seine Gedanken vertieft, dass er fast nicht bemerkte wie das Schwert von Einar auf ihn zu raste. Noch schnell genug zog er seinen Schild hoch, um den Schlag abzublocken. Der Schlag war heftig genug, um ihn einige Schritte nach hinten taumeln zu lassen. Zeit sich auszuruhen hatte er nicht, kaum stand er wieder fest auf dem Boden, schlug Einar mit kurzen Angriffen auf seinen Schild zu.
Er musste sich jetzt etwas einfallen lassen, doch die andauernden Schläge auf seinen Schild, hinderten ihn daran seine Gedanken zu sammeln. Seine einzige Idee war es, seinen Schild zum Angriff zu nutzen.
Als Einar wieder zum Angriff ausholte, schlug Xerxes mit seinem Schild auf ihn zu. Es funktionierte. Einar konnte seinen Angriff nicht mehr schnell genug abbrechen, verlor das Gleichgewicht und nur einen Augenblick später lag er auf dem Boden, mit dem Schwert von Xerxes an seiner Kehle. "Ich schätze mal, du hast verloren", grinste er ihn an.
"Anfängerglück. Ich habe einfach nicht damit gerechnet, dass du noch einen Angriff startest", behauptete Einar sofort.
"Und dennoch", warf Harald ein, "hat er es geschafft dich zu schlagen. Täuschung ist auch eine wesentliche Kunst des Kampfes". Er drehte sich zu Xerxes um und schüttelte ihm die Hand: "Herzlichen Glückwunsch, bisher ist es noch keinem gelungen Einar zu besiegen. Ihr könnt auch gleich eure Fähigkeit in einer Gruppe zu arbeiten beweisen, ich hätte da nämlich schon eine Aufgabe für euch"...