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Mythos
Vvardenfell-Distrikt, Ascadia-Inseln, Pelagiad
Was in der Zwischenzeit geschieht... II
(als Ergänzung zu Tarrior im RPG)
hier: Tirian Morvayn
Tirian schaute bedrückt in den Himmel, als er mit seinen zwei jungen Begleitern das wuchtige Stadttor von Pelagiad passierte. Sie hatten die ehemalige kleine Garnisonsstadt mit einem mächtigen Wall ausgestattet. Sie bildete jetzt neben Ebenherz das kaiserliche Zentrum auf den Ascadia-Inseln. Angreifer würden es schwer haben die Stadt anzugreifen. Er seufzte. Pelagiad war ein Fels in der Brandung, aber womöglich bald auch der einzige sichere Ort im Innern der Inseln. Der Dunmer hatte zusammen mit den Jungs ihre erste größere Rast hier eingelegt. Im Freien oder einer Höhle zu schlafen erschien ihm zu gefährlich in diesen Zeiten. Jetzt musste man sich nicht nur vor Räubern und Banditen in Acht nehmen, sondern auch vor Daedra, Kultisten und einem wütenden Mob aus Bauern und Sklaven. Letzteres hatte er in Pelagiad erlebt. In der Stadt war eine Weile Oblivion los. Der Gedanke daran machte ihn noch betrübter. Man gewann langsam den Eindruck, mit Vvardenfell sollte es zu Ende gehen. Die alten Strukturen brachen reihenweise weg. Erst verlor der Tempel seine Götter, zumindest wurden sie lange nicht gesehen und dann verlor er auch noch seine Autorität. Tatsächlich beherrschte der Tempel Vvardenfell als zusammenhaltendes Element. Jetzt agierten die Häuser jedes für sich. Eine Zentralgewalt durch den König wurde jahrelang durch Tempel und Fürstenhäuser blockiert und das rächte sich jetzt. Alles ging auseinander. Die Bauern, früher protestierten sie nie direkt, hatten sich gesammelt, die Arvel- Plantage und das Ules-Anwesen gestürmt, deren Sklaven befreit um ihren Mob noch zu verstärken und wollten nicht nur die Plantagenherren am liebsten aufknüpfen, sondern auch die mächtige Dren-Plantage brennen sehen. Dorthin hatten sich sämtliche reichen Großbauern und Plantagenbesitzer geflüchtet. Er bekam das am Rande mit, da die Legion darin eine ernste Gefahr für die Versorgungslage und den Bestand der wackligen Ordnung sah. Die Dren-Plantage und die Großgrundbesitzer konnten gerettet werden, der Mob wurde verjagt. Die aufständischen Bauern, verstärkt durch befreite Sklaven, zogen nicht nur marodierend durchs Land, sondern verweigerten den Städten auch die lebenswichtige Versorgung mit Nahrungsmitteln und anderen Waren. Ohne die Versorgung durch die Plantagen wären in den Städten, wo die Versorgungslage auch wegen der vielen Flüchtlinge angespannt war, sicherlich bereits Hungernöte ausgebrochen. All diese Tatsachen machten frei in der Taverne die Runde.
Da er auf Jahre schon nicht hier war, war die desolate Lage des Landes für ihn ein Schock. Sofort packte es ihn an seiner Heiler-Ehre, nach Vivec oder Ebenherz zu gehen und den Flüchtlingen zu helfen. Doch wog sein Versprechen, das er Grarius gab, schwerer. Erst auf Tarriors Plantage wären sie vorläufig sicher. „Jorus, Justus beeilt euch“: hielt er die Jungen zur Eile an, als sie noch Zeit damit vertrödelten einigen Guars beim Grasen zuzusehen. Er war aber gleichzeitig froh darüber, dass sie ihre Unbeschwertheit zurückerlangt hatten. Er konnte sich nur ansatzweise vorstellen, wie Grarius Tod sie getroffen haben musste. Jorus spurte sofort. Der kleine Justus brauchte noch einen Moment länger, bevor er angetrottet kam. „Wie weit ist es denn noch zu deinem Freund“: fragte er den Heiler. „Noch ein ganzes Stück. Mal sehen ob du auf dem Marsch dahin, länger durchhältst als ich. Nicht das wir wieder alle paar Meter eine Pause machen müssen“: neckte er den Jungen. Diese setzte ein Dir-zeig-ichs-Gesicht auf und lief schon einmal los. Lächelnd sah Tirian dem kleinen Wirbelwind nach und setzte sich mit Jorus ebenfalls in Bewegung. „Es ist noch weit nach Caldera, richtig?“: fragte nun auch er. „Ja mindestens noch etwas mehr als ein Tag, vielleicht auch zwei oder drei. Wenn wir die Ascadia-Inseln verlassen, dann pass gut auf Justus auf. Wir biegen dann nämlich in eine Foyada ein. Das sind große gangbare Spalten, die die Lava des Roten Berges dereinst ins Land gefressen hat. Sie eignen sich gut für Hinterhalte, Straßensperren und Überfälle. Auf dem Weg nach Balmora müssen wir dort durch. Achte also auf deinen Bruder“: verlangte Tirian und Jorus gab per Nicken seine Zustimmung. Während sie so entlang schlenderten und Justus voller Tatendrang immer einige Meter vor lief um dann stehen zu bleiben oder wieder zurück zu rennen unterhielt Tirian sie mit seinem, eigentlich eher begrenzten, Wissen über Vvardenfell. Doch oft musste er bei einer Nachfrage eines Jungen um eine Wiederholung der Frage bitten. Seine Aufmerksamkeit galt dem Wegrand und vor allem Höhlen und Büschen, die groß genug waren, um Banditen Sichtschutz zu bieten. So konnte er nicht immer den Gesprächen voll folgen.
Plötzlich hörte er Justus Stimme. „Da kommt jemand“: rief er aufgeregt. „Komm her!“: befahl Tirian schroff, als der Junge noch immer auf seiner vorgeschobenen Position verharrte, während die Unbekannten näher kamen. Schleunigst kam er zurückgerannt. Tirian kniff die Augen zusammen, um gegen die Sonne etwas sehen zu können. Er konnte zwar keine Einzelheiten erkennen, aber es waren wohl drei Personen und eindeutig allesamt Dunmer und sie kamen ihnen entgegen. Tirian schluckte. Seine Hand wanderte zu seiner Hüfte, wo sein Schwert hing und legte sich auf den Griff. „Bleibt dicht bei mir“: sagte er zu den beiden Brüdern und gemeinsam gingen sie weiter. Erst im Näherkommen und als er seine Augen mit der Hand beschattete, erwiesen sich seine Sorgen als unbegründet. Es handelte sich um einfache Passanten. Eine kleine Familie. Ein Mann, eine Frau und ein Mädchen, etwa in Jorus Alter. „Ihr wollt dich nicht etwa ins Landesinnere“: hielt ihn der Dunmer auf. „Doch, das haben wir vor“: antwortete der Heiler. Der Mann schüttelte den Kopf. „Da ihr Kinder dabei habt, seid ihr wohl kein Krieger. Jeden den ich kenne, möchte am liebsten so schnell es geht raus aus dem Zentrum und am Besten auch von dieser Insel hier herunter. Das Gleiche kann ich euch auch nur raten. Redoran ist tot. Ich und meine Familie sind vor ein paar Tagen aus einem Velothi-Turm im Aschland geflohen und davor aus Ald’rhun. Die Daedra haben den Turm geschleift und die redoranischen Wächter getötet. Wir haben es gerade so heraus geschafft. Wenn die es aus dem Zentrum heraus schaffen, wird Vvardenfell brennen“: redete der Dunmer eindringlich auf Tirian ein. Jorus beschäftigte sich derweil mit dem Dunmer-Mädchen. Zwischen ihren Finger tanzten kleine Funken und Flammen. Erstaunt und Neugierig ging der Kaiserjunge näher heran. Das Mädchen ließ die Flammen plötzlich etwas höher schlagen und erschrocken stolperte Jorus zurück und viel hin. Das Mädchen begann zu kichern und wurde daraufhin von ihrer Mutter gemaßregelt. Der Vater schüttelte kurz den Kopf und wandte sich wieder an den Heiler. „Ich empfehle euch kehrt um. Wenn ihr aber wirklich irgendwo hin wollt, dann geht lieber zu den Telvanni. Die Westspalte ist eine Todeszone“: beschwor der Mann ihn noch einmal. Tirian hatte nicht vor umzukehren. „Was meint ihr mit Todeszone?“: wollte er wissen.
„Die Nord benutzen Solstheim als vorgeschobene Basis. Die Eisfalter-Festung soll wohl bereits gefallen sein. Den Gerüchten zu Folge, die ich bei den Wächtern aufgeschnappt habe, planen sie wohl eine Invasion und werden in den Hafenstädten an der nördlichen Küste der Westspalte anlanden. Die Nords und die Daedra, Redoran ist tot. Dort oben findet ihr nur Gefahren. Kommt mit uns nach Gnaar Mok. Gemeinsam zu reisen ist sicherer. Ich habe Schmuggler bezahlt, damit sie uns hier wegbringen“: bot er ihm an. „Tut mir leid. Mein Ziel ist Caldera“: lehnte er ab. „Wie ihr meint. Möge Azura euch und eure Kinder beschützen“: verabschiedete sich der Dunkelelf und zog mit seiner Familie weiter. Die Tochter zwinkerte Jorus, der sich mittlerweile wieder aufgerappelt hatte, zu, als sie gingen. Der Junge wurde leicht rot. Doch Tirian ließ sie nicht mehr lange verweilen, sondern wollte schnell weiter und legte auch enormes Tempo in seine Schritte, sodass die Kinder kaum mithalten konnten. „Die Nord auch noch“: dachte er zweifelnd. Was sollte bloß aus Vvardenfell werden. Gleichwohl dachte er auch an das Festland von Morrowind. Dort war die Situation, was die Bürger anging, entspannter. Dafür hatten sie dort überall Daedra und Oblivion-Tore und die Fürstenhäuser, die hier auf Vvardenfell einen Burgfrieden hielten, stritten sich dort unterdessen weiter. Er dachte wehmütig an seine Mutter. Schuldbewusst stellte er fest, dass er seit seiner Ankunft auf der Insel nicht einmal an sie gedacht hatte. Tränenstadt war zwar eine große Metropole und entsprechend gesichert, aber dicke Mauern hatten auch Kvatch nicht beschützt. Er hoffte und betete zu Azura und dem Tribunal, wo auch immer es sich aufhielt, das sie wohl auf war.
Bald erreichten sie den Rand der Ascadia-Inseln. Im Norden lag von hier aus das wüste und verwüstete Aschland, in dem sich die Daedra austobten. Im Westen fanden sich der Fluss Odai und die Region der Westspalte. Wenn sie den Fluss erst einmal erreichten, wäre es nur ein Katzensprung nach Balmora. Der Tag war voran geschritten, doch würden sie die Stadt wahrscheinlich noch bei Sonnenuntergang erreichen. „Eine Nacht dort verbringen und dann weiter nach Caldera. Ich könnte mich auch in der Stadt umhören, ob Tarrior inzwischen bereits dort war und wie lange das her ist“: überlegte Tirian. Die Plantage lag zwar nahe, aber sein Freund konnte bereits wieder sonst wo unterwegs sein. Nach Caldera wäre es von Balmora aus nur ein Fußmarsch von wenigen Stunden und zur Plantage nur etwas weiter, aber er wollte den Kindern nicht noch mehr Strapazen für diesen Tag zumuten, außerdem war die Wahrscheinlichkeit, in der Nacht überfallen zu werden, deutlich größer. Wäre der Heiler allein unterwegs, wäre es ihm egal, doch so musste er auch an Jorus und Justus denken. Jorus war zwar kräftig, aber einem Banditen war er keinesfalls gewachsen und Justus wäre im Kampf hinderlich. Er konnte sich vielleicht selbst verteidigen, aber zeitgleich noch die Jungen zu beschützen, war für ihn ausgeschlossen. Bei diesen Gedanken an Balmora und die weitere Reise bogen sie nun in die Foyada Mamaea ein, die nahe an Balmora und dicht an der Legionsfestung der Mondfalter-Legion vorbei führte. Um Klippenläufer brauchte er sich glücklicherweise nicht mehr zu sorgen. Der Heilige Jiub, dem Tempel und dem Tribunal sei Dank, hatte diese hinterhältigen Kreaturen aus Morrowind vertrieben. Hier in der Foyada hätten sie ansonsten eine leichte Beute abgegeben. Zwar war an den Jungs nicht allzu viel dran, aber besser eine magere Beute, als gar keine. Trotz dieser relativen Sicherheit wollte er schleunigst aus der Schlucht heraus. Wer wusste schon, wer sich statt der Klippenläufer hier eingenistet hatte. Doch leider wurde ihm das Weiterkommen durch einen großen Holzverschlag verwehrt. Mitten in der Schlacht war eine große Holzbarrikade mit einem schmalen Durchgang errichtet worden. Man kam nicht daran vorbei. Über der ganzen Konstruktion wehte das Kaiserliche Drachenbanner.
Als sie sich näherten vertrat ihnen ein Kaiserlicher, in Rüstung der Legion, den Weg. „Ihr wollt uns doch hoffentlich nicht aufhalten. Ich möchte noch vor Sonnenuntergang die Stadt erreichen“: sagte Tirian. „Nicht so voreilig Dunmer. Ich will euch ja gar nicht aufhalten. Wer unbedingt ins Landesinnere will um sich abschlachten zu lassen, der solle das gerne tun. Mir ist es egal. Ich wurde leider für die Aufgabe eingeteilt, hier Wache zu stehen und allen Passanten mitzuteilen, das das Aschland für alle Zivilisten offiziell gesperrt ist und das sie sich von Daedra-Toren in der Westspalte fernhalten sollen“: erklärte er den Grund für die Barrikade. Die beiden Männer schauten sich eine Weile an. „Ist das etwa alles?“: fragte dann Tirian. „Ja sie dürfen jetzt passieren“: antwortete der Legionär und setze sich zurück auf einen Holzschemel. Kopfschüttelnd trat der Heiler durch den Durchgang und bedeutete den Jungs sich mit dem Nachkommen zu beeilen. „Als ob ich mich mit zwei Kindern im Schlepptau auch freiwillig in den Rachen der Daedra werfen würde“: dachte er immer noch kopfschüttelnd. Nach einer weiteren Weile passierten sie auch noch die Mondfalter-Festung. Justus, der mal wieder ein Stückchen vorgelaufen war, setzte sich plötzlich mitten auf die Straße. „Was ist denn?“: fragte Jorus seinen kleinen Bruder. „Ich will nicht mehr. Meine Füße tun weh“: beschwerte sich der Kleine. „Nach Balmora ist es nur noch ein kleines Stückchen“: versicherte Tirian, doch davon wollte der Junge nichts hören und stellte sich stur. Während Jorus noch versuchte seinen Bruder zum Weitergehen zu überreden, ging der Heiler einfach weiter. Jorus lief ihm dann schnell nach. Justus blieb erstaunt allein auf der Straße zurück und sah den Beiden mit großer Augen nach. Nach einigen Augenblicken registrierte Tirian zufrieden und mit einem Lächeln im Gesicht, wie der Junge ihnen hinterher gelaufen kam. „Und es ist wirklich nur noch ein kurzes Stückchen?“: erfragte Justus und Tirian nickte ihm aufmunternd zu.
Nach etwa einer knappen halben Stunde standen sie am Ufer des Odai, abseits der beiden Brücken nach Balmora. „Schaut. Das ist Balmora“: sagte er den beiden Jungen und legte Justus die Hand auf den Kopf. Gemeinsam betrachteten sie den prachtvollen Anblick der Stadt, wie sie im Licht der Abenddämmerung golden zu glänzen schien. Tirians Blick flog über die Stadtmauer und die neuen Wehranlagen. Die Hlaalu hatten sich vorbereitet um den Daedra entgegen zu treten. „Das ist ja schön“: verkündete Justus der außer dreckigen Häfen oder Hafenstädten wohl nicht sonderlich viel kannte. „Ja das ist es. Aber Gramfeste ist noch viel prächtiger. Vielleicht werde ich euch einmal dorthin mitnehmen“: stimmte der Heiler dem zu. Er genoss noch einen Augenblick lang den Ausblick auf die golden wirkende Stadt, bevor er sich davon abwandte. „Kommt. Wir können die Stadt auch aus der Nähe betrachten und dann suchen wir uns eine Unterkunft“: schlug er vor und ging in Richtung der Brücken. „Und etwas zu Essen!“: fügte Justus noch an, als wäre es das Wichtigste. „Natürlich“: sagte Tirian und lächelte milde. Gemeinsam gingen sie über die Brücken und betraten die Stadt.
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