Endlich wieder eine neue Episode, diesmal eine lange und gelungene Folge von Daen. Viel Spass

Gruss
Daen
Repko
DJ N
Savage the Dragon
Schattenläufer
Desmond
und Göfla


Daen:
Daens anfänglicher Enthusiasmus starb einen qualvollen Tod, als sich die Minuten schier endlos dahinzogen, und noch immer kein Anruf des Wirtes vom Flughangar erfolgt war.
Von einer seltsam düsteren Melancholie ergriffen, erschienen immer wieder Bilder aus glücklicheren Tagen vor seinen Augen, als wären diese als stets ablaufender Film hinter seinen Augenlidern von einem bösen Teufel eingebrannt, um ihn zu quälen.

Ete sah seinem Freund beunruhigt zu, während Steal Gray seit ca. 4 Stunden stirnrunzelnd und Verwünschungen ausstossend, hinter einem Berg Blaupausen verschwunden war und diese zusammen mit einigen tatkischen Analytikern durchsah und verwertete.
Die Blaupausen waren heute mit der Eilpost aus dem Büro Kelvens gekommen und zeigten detailliert die Baupläne des Gefängnisses und die topographischen Bedingungen der einsamen und kargen Gefängnisinsel.
Daen konnte nur an Shinshrii denken, aber Ete und Steal hatten das grosse Ziel der Mafia nicht aus den Augen verloren – den grossen Paten Göfla zu befreien! Die Inkarnation des organisierten Verbrechens!

Nach einer weiteren langen Stunde kam Steal schliesslich mit verquollenen Augen hinter seinem Stapel Papier hervorgekrochen und meinte schliesslich: „Männer – diese Insel ist nach eingehender taktischer Untersuchungen und strategischer Analysen schlichtweg uneinnehmbar!! Es mag den Mafiosi gelingen, zusammen mit den beiden Hackerbrüdern in den Zentralrechner des Komplexes zu kommen, doch unter keinen vorstellbaren Gesichtspunkten kann ein nicht befugter Mensch diese Insel betreten!“, schloss Steal seinen Bericht und nahm alleine schon aus Gewohnheit seine militärische Hab-Acht-Stellung ein.
Müde rieb Ete sich die Augen und ging im Geiste die Gesichter der Mafiosi durch...
„El Desmundo ist ein Verrückter...doch sicherlich kein Narr!! Er leitet die Geschicke der Mafia als Stellvertreter Göflas nun schon seit fast einem Jahr – wie einer Klapperschlange ist es ihm stets gelungen, unter unseren zugreifenden Händen der Gerechtigkeit wegzutauchen – und damit nicht genug...er versteht es auch meisterlich, seine Jungs unter Kontrolle zu halten und aus dem Gröbsten rauszuhalten!“, meinte Ete müde und sein Blick wanderte lustlos über die Blaupausen.
Daen war bei der Erwähnung von Desmundos Namen kurz und schmerzhaft zusammengezuckt – zu stark war noch die Erinnerung an den Mann der seine Liebste auf dem Video gequält hatte und dabei noch sadistische Freude empfunden haben mochte. Wütend ballte Daen die Fäuste und knirschte mit den Zähnen – Wutgefühle wie er sie kaum kannte und die wie ein brennender Magmaball sein Herz entzündete und sich langsam in Richtung seines Gehirnes frass.
„Daen...?“
„Daen....!“
„DAEN!!!“
Ete musste seinen Kollegen dreimal ansprechen, bis dieser überhaupt reagierte und sich verwirrt im Raum umsah – zu schnell hatte man ihn aus seinen Racheträumen gerissen.
„Daen – was wird Desmundo unternehmen? Was würdest du aufgrund seines Profiles sagen?“
Daen atmete einmal tief durch, versuchte seine Gedanken zu ordnen und sich in die Gefühlswelt eines Mannes hineinzuversetzen den er über alles hasste...
„Nun....El Desmundo ist ein fähiger Mann, doch sein ganzes Leben lang spielte er stets nur die zweite Geige...er liebt es im Mittelpunkt zu stehen und er liebt es seine Gegner zu zermalmen – aus diesem Grunde wird seine Befreiung spektakulär sein und wahrscheinlich alles sprengen, was wir uns jemals hätten vorstellen können. Allerdings ist er auch wie eine Schlange – lauernd und vorsichtig, deswegen wird er wohl dort zuschlagen, wo wir es nicht vermuten und wo der Erfolg trotzdem garantiert ist!“
„Nun, die Festung scheint uneinnehmbar, Daen“, konterte Steal und lies sein Kampfmesser ein wenig spielerisch kreisen.
Daen legte den Kopf schief und massierte sich sein Kinn. „Nun, angenommen du wärst gezwungen, die Festung zu unterminieren – womit würdest du anfangen, Gray?“, fragte Daen, doch kam Ete ihm zuvor: „Ganz klar – Absicherung und Sondierung!! Deswegen Shinshrii um Kelven zu bekommen und deswegen die beiden Hackerbrüder um computer-seitig alle Zügel in der Hand zu haben...!“
Doch Daen gab noch immer keine Ruhe: „Nun gut, aber angenommen du müsstest als Mensch auf die Insel und bist kein Gefangener – WO ist die Sicherheit am Geringsten?“
Steal Gray schluckte ein paarmal und seine Augen wurden zu kleinen Schlitzen, als er im Geiste nocheinmal alle taktischen Begebenheiten durchging. „Unter Wasser!! Zwar ist alles vermint, doch stammen die Minen noch aus dem Krieg und sind grösstenteils so verrostet, das es sich zur Hälfte um Blindgänger handelt, die andere Hälfte wahrscheinlich schon an der Wasseroberfläche dümpelt...trotzdem sind sicherlich noch einige Exemplare scharf!“
„Unterwasser...?“, hinterfragte Ete. „Ja, Sir! Kampftaucher oder ein kleines U-Boot könnten es bis zur Insel schaffen. Getarnt in einem Fischschwarm um das Radar zu hintergehen, keine grossen Oberflächen um das Sonar zu täuschen...das ist von allen Unmöglichkeiten die Möglichste!“, meinte Steal Gray und gab seiner Stimme einen ironischen Unterton.
„Ich halte das für Wahnsinn...! El Desmundo hat niemand in seiner Truppe dem er genug vertrauen würde um ihn mitzunehmen und von denjenigen die dabei sein werden, kann niemand ein U-Boot lenken...geschweige denn schwimmen!“, meinte Daen kopfschüttelnd, stützte sich auf der Fensterbank auf und sah schweigend nach draussen, während die Sonne untergang....einen glühenden Ball, den Shinshrii wahrscheinlich gerade nicht sehen durfte...eine leise Träne zog seine feuchte Bahn über Daen’s Wangen und fast hätte ihn die kalte Melancholie wieder übermannt, als Etes Stimme mit zufriedenem Unterton erklang:
„Nun, Steal, Daen – gemäss eurer Aussagen kann El Desmundo seinen Plan ohne einen fähigen weiteren Mann nicht durchführen, oder?“ Ete schmatze ein paar Mal genüsslich, während er sich an der offenkundigen Verwirrtheit seiner Kollegen weidete. Steal meinte nach einer längeren Pause des Schweigens nur „Sir?“
Feixend warf Ete noch ein, zwei Pistazien ein und drückte dann einen Knopf an seiner Sprechfunkanlage: „Miss Celen?“ Würden Sie bitte den Herrn van der Zee hereinbitten?“
Anschliessend lehnte er sich zufrieden zurück und wartete zusammen mit seinen beiden Kollegen auf die Neuerscheinung.
Nur kurze Zeit später klopfte es an der Tür und ein unscheinbarer Mann, unbestimmbaren Alters, kurzen schwarzen Haaren und einfachen dunklen Klamotten in das Zimmer, verneigte sich kurz und meinte „Konichi Wa.“
„Oh, ein Asiate?“, entfuhr es Steal Gray, was den seltsamen Neuankömmling aufschauen liess. Innerhalb weniger Sekunden fiel das demütige Asiatische von ihm ab, seine Stimme klang gänzlich anders, als er mit affektiertem hochenglischem Akzent pikiert fragte: „Beg me Pardon?“
Verblüfft sahen sich Daen und Steal an, während sich Ete vor Lachen ausschüttete und sein Rettungsring um die Hüften gemütlich wabberte. Schliesslich stand er auf, ging lachend auf den Fremden zu und meinte voll Freude: „Schattenläufer – wie schön das du gekommen bist!“, und schloss ihn noch immer lachend in die Arme, während Schattenläufer ein wenig verlegen grinste. „Ja, Ete, es ist schön, dich nach all den Jahren wieder einmal zu sehen...!“
Ete grinste wie ein Honigkuchenpferd, als er seinen beiden Freunden Schattenläufer noch einmal vorstellte: „Das hier ist Schattenläufer, seinen echten Namen benutzen wir nie!! Er ist ein wahres Talent im Imitieren und war über Jahrzehnte hinweg für diverse Geheimdienste tätig! Seine Ausbildung ist die Härteste der Welt!!“
„Navy – Seals?“, brachte Steal mit offenem Mund hervor.
„Nein, Schauspielschule Broadway-Theater, Manhattan, Sir.“, sagte Schattenläufer und verbeugte sich wieder angedeutet, während Ete noch immer lachte und Daen langsam gegen seinen Willen ebenfalls zu grinsen begann.
„Ich beginne langsam zu verstehen...Schattenläufer soll also undercover bei den Mafiosi ermitteln...?“ Ete grinste nur breit und Schattenläufer setzte einen verschlagenen Gesichtausdruck auf, seine Augen blitzen kalt und mit perfektem italienischem Akzent flüsterte in den Raum: „Ische werdä seine Leber, mit eine Chianti geniessen, Bella, während er mir noch die Schuhe putzt!“
Ete lachte wieder und die beiden anderen nickten begeistert!
„Gut,“ meinte Gray, „wir haben also ein Undercover-Genie – aber wie sollen wir Desmundo jemals dazu bekommen ihm zu vertrauen?“
Etes Lachen gefror ein wenig und er meinte kleinlaut: „Nun ja...wir könnten...vielleicht seine Akte ein wenig fälschen...?“
Nun war es an Daen ein wenig zu grinsen: „Viel einfacher Ete... erstens: Desmundo braucht noch einen erfahrenen Kampftaucher oder U-Bootkapitän!
zweitens: Desmundo traut nur Leuten die er in der Hand hat!“
drittens: Desmundo shanghait sich alle Leute, von denen er glaubt, das sie für seinen Plan nützlich sein kann, zum Beispiel die Hackerbrüder!“
„Ja...“, stimmte Ete zu und Steal nickte langsam.
Daen grinste nun triumphierend: „Nun, dann müssen wir Desmundo also dazu bringen, das er Schattenläufer unbedingt benötigt!! Und ich habe auch schon einen Plan, wie ich das bewerkstelligen will!“

Einige Stunden später:
Lachend umarmte Daen eine hübsche schwarzhaarige Frau, die Ete und Steal eine ungesunde Blässe in das Gesicht zauberte Kati Lavienne – die gefürchtetste Klatschreporterin des Landes mit einer Nase für peinliche Details uns mitleidlose Berichtserstattung.
„Ich weiss nicht, ob das ein guter Plan war!“, flüsterte Steal der sich peinlich genau versuchte. aus den herumschwenkenden Kameras herauszuhalten die Katis Team bereits aufbaute.
Daen und Kati sprachen schon eine ganze Weile miteinander und liessen wohl alte Zeiten wieder aufleben die keiner der Drei so genau wissen wollte.
Anschliessend kam Daen grinsend zu den Drei anderen. „Also gut – Kati wird uns helfen! Sie moderiert jeden dritten Samstag im Spätabendprogramm eine Talk-Show die Extremsportler zeigt...und damit meine ich Extremsportler! Wir wollen Schattenläufer nun so verkaufen, das Desmundo alles versuchen wird, um diese Koryphäe auf dem Gebiet der Unterwassermobilität zu bekommen! Und ist Schattenläufer ersteinmal in der Höhle des Bösen – dann haben wir endlich die Trümpfe wieder auf unserer Seite!“, schloss Daen und dirigierte den skeptisch dreinschauenden Schattenläufer in Richtung eines braunen Ledersofas das Katis Team gerade mit allerlei Plastikschlingpflanzen und tropischen Topfblumen drapierte, während dahinter ein Terrarium mit grossen Spinnen aufgestellt wurde.
Kaum hatte Schattenläufer langsam das Sofa erreicht, als sich auch schon ein Trupp Männer und Frauen auf ihn stürzte wie eine Horde ausgehungerter Aasgeier. Schnell rissen sie ihm einige Klamotten vom Leibe, man zerstrubbelte ihm die Haare und präparierte sie mit viel Gel zu einer ausgefallenen Stachelfrisur, eine Frau malte ihm sorgfältig eine Narbe über das Gesicht, ein anderer Mann fertigte eine Vielzahl wilder Tattoos an, die man an seinen Oberarmen anbrachte. Nur wenige Minuten später war aus dem unscheinbaren Undercoveragenten ein wild dreinblickender, Abenteuerer geworden -mit dem Blick und der Männlichkeit von Indiana Jones und der kriminellen Energie und Kaltblütigkeit eines Hannibal Lectors. Kati schlug sich vor Bewunderung die Hände vor den Mund.
Schliesslich wurde ihm noch eine Machete in die Hand gedrückt, eine Plastikvogelspinne auf die Schulter gesetzt und nun blitzten auch schon die Scheinwerfer des Kamerateams auf.
Daen ging nachdenklich zurück zu den beiden anderen und wartete gespannt auf Kati’s und Schattenläufers Werk. Von innerer Unruhe erfüllt folgte er dem nervenzermürbendem Metal-Intro, welches die Talk-Show „Dead or Hero?“ stets einleitete und nickte Kati noch einmal aufmunternd zu. Diese sah einfach hinreissend aus, die dunklen Haare wallend offen, gekleidet in eine eng geschnittene Safaritouristenkleidung und ihrer tiefen überakzentuierten Sprache.
Diese begrüsste die Zuschauer vor der Kamera und begann dann übergangslos ihren heutigen Gast vorzustellen: „Das hier, liebe Freunde des Abenteurertums und Bewunderinnen der Männlichkeit, ist Jack ‚Dark-Shark’ o’Hara“ , der Superheld dieses Monats. Jack, würdest du uns erzählen, was dich so besonders macht?“
Schattenläufer spielte seine Rolle wieder einmal perfekt: Er kaute auf einem imaginären Kaugummi herum, spuckte einmal theatralisch auf den Boden, schlug mit der Faust in die geöffnete Handfläche und begann: „’N gut, Schnitte!! S’ war also an diesem verfluchten Strand Nähe Vietnam! Die Schlitzaugen und Russen hatten damals alles vermint, damals, als der Krieg noch war!! Doch ich war dort immer gerne zu Besuch – da gab’s so ein kleines Fischfresserdorf namens Hoi-Ko-Dong – da konnte man geil angeln und scheisse einen auf Proll machen! Na, jedenfalls tauchte da eines Tages so eine miese Drecksratte auf – N’ arabischer Terrorist der ein U-Boot dabeihatte und die Insel für sich selber haben wollte!! Der konnte aber mit seinem Gurkenboot nicht durch den Minengürtel durch, deswegen bin ich unterwasser zu ihm geschwommen um ihm mal auf meine Art die Meinung zu sagen, ne?
Na, jedenfalls schwimme ich da durch den Minengürtel, war kein Problem für mich – ich bin schneller als ein Hai und habe einen Längeren als ein Schwertfisch, Mann!! Also, ich schwimme da so auf das Boot zu, und der Yalla-Yalla hatte seine Luke offen – n’ Fehler, wie sich für ihn bald schon rausstellen würde. Ich also auf das Boot geentert, habe dem Dreckskerl und seinen vier schwerbewaffneten Freunden erstmal die Kehle rausgerissen. Dabei habe ich dann entdeckt, das die vier Kerle Polizisten waren – irgendsolche Kerle einer Spezial-Einheit!! Na, ich habe die Bullenkadaver dann über Bord geworfen und habe das U-Boot übernommen...bin dann ganz einfach durch das Minenfeld durchgefahren – ich habe da Erfahrung mit sowas, müsst ihr wissen...!!!“, lässig winkte Schattenläufer alias „Dark-Shark“ ab und rotzte wieder auf den Boden.

Steal Gray grinste breit: „Na wunderbar, also wenn sich Desmundo diesen Kerl nicht schnappt, dann weiss ich auch nicht weiter – genau seine Kragenweite!!! Wie bringen wir den Kerl aber in Genuss dieser Sendung?“
Daen grinste: „Mach dir mal keine Sorgen Gray, ich weiss das Repko die Sendung seit Jahren verfolgt! Vor vielleicht 8 Jahren kam er selber mal drin vor. Damals hatte die Mafia Streit mit der Asuka-Chan-Bande und einer ihrer Killer – „Manga-Protector“ – warf ihn von einer Brüstung in ein Becken voller Krokodile....nun ja, Repko sah damals noch ein wenig anders aus und er hat einen Grossteil der Krokodile erwürgt, bevor ihm seine Kameraden raushelfen konnten. Kati hat das damals gefilmt und gesendet – leider erschien Repko nicht mal zu seinem eigenen Sendetermin – ich bin sicher: Er wird diese Sendung ansehen!!“
Daen grinste wieder breit und sah gerade noch die Verabscheidung „Dark-Sharks“ durch Kati.
So fiel ihm auch nicht das totenbleiche Gesicht Etes auf der in seinen Bart murmelte: „Schattenläufer....kann noch nicht einmal schwimmen....!!!“