Die Bildqualität ist meiner Meinung nach das wichtigste an einem Camcorder. Dazu gehören nicht nur Auflösung, sondern auch Lichtstärke des Objektivs, wenig Bildrauschen und natürlich die Möglichkeit auf DV-Band aufzeichnen zu können.

Du hast recht, wenn Du auf das (mini-)DV-Band setzt, denn so ein Band schluckt mit 12 GB eine beträchtliche Menge Daten. So ist ein HDV (So heißt das HDTV-Format, welches auf standardmäßiges DV-Band aufzeichnet) - Stream wesentlich unkomprimierter als ein AVCHD-Stream. Denn das mit der Komprimierung verhält sich so. Es wird nicht mehr jedes Bild gespeichert, sondern nur noch z.B. alle 20 Bilder ein komplettes Bild. Die dazwischen werden dann nur noch als sich verändernde Muster festgehalten. Das spart natürlich ungeheures an Platz. Doch je mehr Bilder dazwischen nicht komplett gespeichert werden, desto mehr Rechenleistung benötigt das abspielende Gerät, bzw. der Computer beim Schneiden.

Und mit AVCHD werden etwa alle 90 Bilder ein komplettes Bild gespeichert. Dadurch erreicht man es, dass man summa summarum 50 Minuten HDTV-Material auf eine 4 GB-SD-Karte quetschen kann. HDV hingegen speichert in etwa jedes 20te Bild komplett.
Daraus folgt: Einen im HDV vorliegenden Film kann man mit jedem gängigen Schnittprogramm bearbeiten. Jeder relativ moderne PC ab 1,5 GhZ und 1 GB RAM kann mit HDV - Material hervorragend umgehen und das Schneiden geht recht locker. Mittlerweile wird HDV auch wegen der etwas höheren Qualität in professionellen Bereichen eingesetzt, wie im Fernsehen.
AVCHD hingegen ist für den Consumer-Bereich entwickelt worden. Kein professioneller Filmer wird auf dieses Format zurückgreifen, denn die Komprimierung ist so kompliziert, dass man selbst mit modernsten PCs keinen flüssigen Schnitt hinbekommt. Zudem erhält man durchs Schneiden einen Qualitätsverlust - auch daran ist wieder die Komprimierung schuld.
Vorteile von AVCHD sind allerdings, dass man kein Band überspielen muss, wie bei HDV (gerade wenn Du 10 Stunden Material digitalisieren willst, musst Du wirklich 10 Stunden Bänder auf den Rechner überspielen). Man kann die Datei gleich rüberziehen auf den PC und muss nicht erst tagelang HDV-Bänder überspielen, die erst danach zu verwendbaren Dateien werden. Zudem hört man, wenn man das eingebaute Mikrofon verwendet, kein Surren vom Laufwerk bei Geräten mit Festplatte und SD-Karte. Bei Kassetten-Geräten lässt es sich nicht vermeiden. Und man muss nicht hin- und herspielen bei AVCHD- Geräten, sondern kann eine Szene direkt als Datei anwählen. Beim DV-Camcorder muss man geduldig hin- und herspulen.

Wenn Du auf Benutzerfreundlichkeit verzichten kannst und es auch etwas umständlicher aushälst - dann nimm auf jeden Fall HDV.

Ich empfehle Dir hierbei gleich eine äußerst günstige Kamera - für das Bild, dass sie macht: Die Canon HV 20. (ca. 900 Euro)
Auf den ersten Blick ein unscheinbarer, hässlicher Reisefön mit einem Kassettenteil, das optisch nicht besonders passend ist - so liegen ihre wahren Qualitäten im Inneren. Zwar besitzt sie keinen 3 CCD-Sensor, aber einen lichtempfindlichen CMOS, der wunderbare Farbtiefe erzeugen kann, von der andere HD-Camcorder nur träumen können. Die Farben kommen äußerst knallig rüber - und es gibt fast kein Bildrauschen. Ganz genial auch, da diese Kamera den Signalprozessor der großen semiprofessionellen Camcorder besitzt, genannt DIGIC DV2. Dadurch ist die Schärfe extrem - wenn Du Standbilder machst, wirst Du sie kaum von guten Digitalfotos unterscheiden können - das ist kein Witz! Außerdem kannst Du eine Reihe von Cinegamma-Funktionen nutzen, wie Deinen Film mit 24Bildern pro Sekunde drehen. Auch von den Farben her wirkt das ganze dann, wie auf Zelluloid gebannt.
Zum Komfort gehört es, dass sie mit einem optischen Bildstabilisator ausgerüstet ist (kein elektronischer Scheiß), eine Tiefenunschärfe fast wie im Kino kriegst Du durch den manuellen, bzw. den Autofokus auch recht gut hin. Alles in allem ein wahnsinnig guter Camcorder, was die Qualität der Aufnahmen betrifft.
Leider ist die Kamera etwas schepps verarbeitet. Du musst schon ziemlich viele Einstellungen durchtesten, bis Du etwas so hast, wie Du es willst. Dabei musst Du mit einem ziemlich unhandlichen Joystick durch das Menü steuern, der offensichtlich für japanische Hände ausgelegt ist und aussieht, als würde er jeden Moment abbrechen. Auch der Ton ist nicht das Wahre. Ich nehme ein externes Aufnahmegerät her. Von der eingebauten Videoleuchte ist abzuraten und auch der Autofokus ist wenig langsam. Du musst also jedes Bild separat einstellen.
Mit all diesen Makos kann ich allerdings leben, da ich eine Bildqualität geboten bekomme, die man nur von semiprofessionellen Modellen kennt (die übrigens auch auf HDV setzen). Ein Manko tut allerdings wirklich weh. Zwar ist die Optik und das Objektiv (von Canon selbst) wirklich hervorragend, allerdings handelt es sich dabei um ein reinrassiges Teleobjektiv. Weitwinkel? Fehlanzeige. Und genau das ist der Haken. Ein Weitwinkelkonverter bringt zwar ein besseres Ergebnis, muss aber sehr vorsichtig eingesetzt werden. Sonst hat man hässliche schwarze Ecken im Bild. Oder man muss die Kamera etwa dreimal so weit von einem Objekt weg platzieren, als einem lieb ist. Und gegen streulichtverseuchte Aufnahmen helfen die unbeholfenen Sonnenblenden kaum. Also muss man auch hier aufpassen. Das Objektiv hätte wirklich ein wenig mehr Weitwinkel haben können. Keine Ahnung wieso es schon ohne Zoom so wenig draufbringt. Wahrscheinlich ist der CMOS einfach zu nah am Objektiv, aufgrund der kompakten Bauform, da es sich ja auch bei dieser Kamera um ein Consumermodell handelt.
Dennoch bin ich höchstzufrieden. Und würde diese Kamera aufgrund ihrer Qualität sehr empfehlen. Es lohnt sich. Sonys Konkurrenzmodell, die HC-7 ist durch einen Touchscreen zwar noch eleganter zu steuern, die Bildqualität erreicht jedoch nicht ganz die von Canon, da sie Farbauflösung schwächer ausfällt. Außerdem soll sie laut Testergebnissen etwas mehr rauschen. Daraufhin habe ich zur Canon gegriffen. Allem Ärger zum Trotz, aber der Preis ist für das Bild, welches man geboten bekommt, einfach unschlagbar.

Greetz, Cuzco

p.s.: Dies soll keine Werbung für die HV20 sein, sondern nur eine auf persönlichen Erfahrungen beruhende Empfehlung