So, wenn ich das gerade richtig verfolgt habe, dann ist ja die Diskussion löblicherweise schon seit 3 Seiten von der Argumentation "Hip Hop und Metal sind ja so böse und hirnlos!" weggekommen und hat sich jetzt genüsslich zu den Szenen als solche gesellt. Vertreten sind nach meiner Zählung nach mindestens zwei Metalheads, zwei Verfechter des intellektuellen Raps, sowie immerhin mindestens ein militanter Individualist.

Um gleich irgendwelche Anschuldigungen und Diskussionen vorwegzunehmen: Ich bekenne mich hiermit offen zur Metalszene, seit heute auch mit Ledermantel und Springern (Die werden auch wieder Diskussionen vom Zaun brechen, da wett ich...). Also gerne auch nach außen, wobei ich sagen muss, dass ich unmöglich die ganze Woche über schwarz tragen könnte. Ich bin ein Mensch, der ab und an dann doch Farbe braucht, schließlich hängt einem irgendwann auch die Sahnetorte zum Hals heraus, wenn man sie jeden Tag essen müsste.

Das Problem bei der Diskussion um das Thema erscheint mir einfach, dass manche hier die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Szene zu eng sehen. Jeder Mensch gliedert sich irgendwo in irgendeine Gruppe ein, dass gehört zu seiner Art, sich selbst als Individuum zu verstehen und einzuordnen. Leute, die partout versuchen, so gut es nur geht gar keiner Szene anzugehören, bilden doch für sich betrachtet auch wieder irgendwo fast eine Gruppe. Eben die Gruppe der "Individuellen ohne jegliche Gruppenzugehörigkeit". Gerade dass einige hier das als Ideal verfechten zu scheinen, spricht doch gerade für jenes Elitedenken, das die meisten Gruppen und Szenen erst auszeichnet.

Übrigens liegt der nicht zu unterschätzende Vorteil, seine Gruppenzugehörigkeit oder seinen persönlichen Geschmack offen nach außen hin zu zeigen darin, dass man recht schnell Anschluss findet. Ob jetzt als unübersehbarer Metalhead, Hopper, Punk, Geek, Rollenspieler, Theologiestudent oder Emo, sobald man zufällig jemanden trifft, der nach außen hin die gleichen Interessen zeigt, ist man im Gespräch. Auch ohne erkennbare Gruppenzugehörigkeiten kann man durch seine Kleidung immer wieder Nuancen setzen, für die man angesprochen wird ('Hey, der Text auf deinem Hemd hat mich irgendwie irritiert...'). Es fällt einem so oftmals viel leichter, sich in ein ungewohntes soziales Umfeld zu integrieren. Umgekehrt kann man natürlich genau so schnell Ärger auf sich ziehen... aber das liegt im Ermessen des Einzelnen.

Meine Erfahrung was irgendwelche Szenen generell angeht, ist einfach die: Deppen gibt es überall. Das jemand einer bestimmten Szene angehört oder nicht, ist zunächst mal völlig unaussagekräftig (Ausgenommen Szenen, die von bestimmten politischen Zielen geprägt sind). Gerade bei breit gefächerten Szenen ist eine genaue Zuordnung doch kaum möglich. Und selbst dann, wenn ich alles tun würde, was in den Texten vorkommt, die ich höre, dann wäre ich längst hinter Gittern und sämtliche Schullektüren, die je in meine Hände fielen, wären auf dem Index.
Aber wisst ihr was? Die Nazis kannten noch gar keinen Hip-Hop, genausowenig die Inquisition, die Hunnen, Kaiser Nero, etc. Wer wirklich Unheil anrichten will, der braucht dazu keine Musik.

Und weiß Gott, so sehr ich auch Metal (nahezu) aller Stilrichtungen und die Leute, die ich über diese Szene kennenlernen durfte, schätze: Ich werde mir niemals das Recht nehmen lassen, die Musik zu hören, die ich will, egal aus welcher Szene sie stammt.
Zitat Zitat von The Majora Beitrag anzeigen
PS: Ich höre VG music und trage KEINE BRILLE :P
Ich höre Metal und trage mittlerweile Springer, Ledermantel und Pentakel um den Hals, ich höre 80er-Jahre Pop und liebe knallbunte Hawaiihemden noch immer über alles, ich höre Folk und habe mittelalterlich anmutende Gewandungen und eine Kronkorkenrüstung. Ich höre Pop und trage völlig normale 08/15-Klamotten. Aber ich trage keine weißen Tennissocken!