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Abenteurer
Vor der Linse
Eine kleine Kurzgeschichte, die bei mir On-The-Fly in einem anderen Forum verfasst wurde.
Allerdings ist dort die Kritik nicht sonderlich konstruktiv, was hier - soweit ich gelesen habe - doch recht ehrlicher kommt.
Nun denn, ohne große Umschweife:
Vor der Linse
Ein leises Surren kündete von dem Zoom, mit dem die Kamera das junge Mädchen fokussierte. Sie trug ein bezauberndes Lächeln in ihrem ebenso bezaubernden Antlitz, um ihren graziösen Körper schwang sich ein rotes, samtenes Kleid. Ihre tief grünen Augen strahlten, als sie ein Gemälde in Augenschein nahm, dass an einer Wand zu ihrer Rechten hing.
Lange bewunderte sie den Vogel, der frei und bar jeder Fesseln frei durch die Lüfte schwebte. Getragen vom Wind und nur seiner Freiheit überlassen. Ihr Blick schweifte weiter umher. Die Galerie war voll von Kunst: Gemälde, Fotos, Statuetten und Statuen. Wunderbare Werke - wenn gleich es ihr schwer fiel, zu glauben, dass einige der recht simpel konstruierten Objekte tatsächlich ihr Geld wert sein sollten.
Sie kehrte zurück zu ihrem Lieblingswerk. Sie hatte es heute morgen entdeckt: Eine gläserne Statue, die den Durchschnittsmenschen, wie man ihn an jeder Straßenecke antraf, auf außergewöhnlichste Weise porträtierte.
Teils warfen die geschliffenen Flächen das Licht zurück und teils verschlang die angerauhte Fläche des Glases das Licht und brach es in tausende Fassetten innerhalb der Statue. Je nach Blickwinkel konnte man das fröhliche Farbenspiel erkennen, dass die Prismen der Oberfläche warfen.
Sie betrachtete ihr verzerrtes Spiegelbild, bewunderte ihre verzrrten Augen und ihre gestauchte Figur - und die Kameras taten es ihr gleich. Sekunde für Sekunde schossen sie ein Bild nach dem anderen und folgten ihr auf Schritt und tritt.
Sie hatte sich schon lange abgewöhnt auf das Gefühl des Beobachtet-Seins zu achten, wie es für sie Gang und Gebe geworden war. Teils genoss sie es sogar, immer jemanden dabei zu haben. Die falsche Scham, die sie empfunden hatte, wie sie beim Schwimmen beobachtet worden war, oder beim Küssen des neuen Freundes, kam ihr immer öfter befremdlich vor.
Wieder betrachtete sie die Statue des gläsernen Menschen und schüttelte den Kopf. Sie vermochte den Sinn der Statue nicht zu entziffern. Auch die Beschreibung des Schöpfers, den man nie hatte finden können - was den Wert der Statue aufs unermessliche hatte steigern können - vermochte ihr nicht zu helfen.
Ins Auge gefasst.
Ins Auge gefasst? Ein lautes Glucksen brachte ihr viele schräge Blicke ein. Ein Glucksen hatte auf einer ernsten Kunstmesse nun wirklich nichts zu suchen!
Ihre Wangen erröteten leicht. Sofort zoomte die Kamera weiter hinein um die Rötungne ihre Wangen aufzunehmen. Augenbliklich übertrug die Kamera Bild fü Bild.
Sie schlenderte ein paar Schritte die Straße hinab, die zu ihrem Haus führte. Lächelnd blieb sie stehen und wandte sich um, als eine Autotür zuschlug. Sie fasste den jungen Mann ins Auge, der aus dem Auto gestiegen war und zwinkerte ihm anzüglich zu. Er lächelte zurück. Mit einem leichten Kopfnicken bedeutete sie ihm zu folgen.
Hand in Hand eilten sie die Treppe zu ihrer Haustür auf. Noch während sie den Schlüssel aus der Tasche zog, begann der Mann ihr die Jacke zu entwenden und küsste ihren Hals.
Das leichte Zittern, dass über ihre Körper lief, wurde von der Kamera erfasst. In rasender Geschwindigkeit wurden die Bilder übermittelt und gespeichert. Lange Zeit würden sie auf einer Festplatte gespeichert bleiben. Solange, bis sie nicht mehr interessant waren.
Die Tür fiel ins Schloss. Die Kameras waren ausgeschlossen. Frei.
Die junge Frau zog den jungen Mann mit sich hinauf in ihr Schlafzimmer, alle Vorhänge waren bereits geschlossen. Ihre zitternden Finger fuhren unter sein Shirt und schoben es mit sanfter Bestimmtheit immer weiter hinauf.
Wenig später ließen sie ihre Hüllen fallen und versanken in den unverkennbaren Rythmus, den jeder Mensch instinktiv als Sex erkannte.
Die Kameras nahmen jede Bewegung auf, sammelten Biometrische Daten, speicherten alle Informationen auf riesigen Festplatten von riesigen Rechnern. Ihre Wärmebildkameras waren heute erst installiert worden, kaum jemand wusste um sie. Das Mädchen fühlte sich noch immer frei, unbeobachtet für den Moment und ließ ihrem Wolhwollen mit einem entzückten Aufschrei seinen gebührenden Platz in der Welt einnehmen, während die Kameras durch dicke Betonwände aufnahmen, wie sich die Frau in ihren Intimsten Moment verhielt.
Natürlich nur, um den Terror zu bekämpfen, es könnte schließlich eines Tages wichtig sein.
Ich wäre sehr an Kritik - aber natürlich auch an Lob falls es denn gefällt - interessiert.
Ich danke im Voraus und verabschiede mich mit freundlichen Grüßen.
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