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Thema: Vor der Linse

  1. #1

    Vor der Linse

    Eine kleine Kurzgeschichte, die bei mir On-The-Fly in einem anderen Forum verfasst wurde.
    Allerdings ist dort die Kritik nicht sonderlich konstruktiv, was hier - soweit ich gelesen habe - doch recht ehrlicher kommt.

    Nun denn, ohne große Umschweife:



    Vor der Linse

    Ein leises Surren kündete von dem Zoom, mit dem die Kamera das junge Mädchen fokussierte. Sie trug ein bezauberndes Lächeln in ihrem ebenso bezaubernden Antlitz, um ihren graziösen Körper schwang sich ein rotes, samtenes Kleid. Ihre tief grünen Augen strahlten, als sie ein Gemälde in Augenschein nahm, dass an einer Wand zu ihrer Rechten hing.
    Lange bewunderte sie den Vogel, der frei und bar jeder Fesseln frei durch die Lüfte schwebte. Getragen vom Wind und nur seiner Freiheit überlassen. Ihr Blick schweifte weiter umher. Die Galerie war voll von Kunst: Gemälde, Fotos, Statuetten und Statuen. Wunderbare Werke - wenn gleich es ihr schwer fiel, zu glauben, dass einige der recht simpel konstruierten Objekte tatsächlich ihr Geld wert sein sollten.
    Sie kehrte zurück zu ihrem Lieblingswerk. Sie hatte es heute morgen entdeckt: Eine gläserne Statue, die den Durchschnittsmenschen, wie man ihn an jeder Straßenecke antraf, auf außergewöhnlichste Weise porträtierte.
    Teils warfen die geschliffenen Flächen das Licht zurück und teils verschlang die angerauhte Fläche des Glases das Licht und brach es in tausende Fassetten innerhalb der Statue. Je nach Blickwinkel konnte man das fröhliche Farbenspiel erkennen, dass die Prismen der Oberfläche warfen.
    Sie betrachtete ihr verzerrtes Spiegelbild, bewunderte ihre verzrrten Augen und ihre gestauchte Figur - und die Kameras taten es ihr gleich. Sekunde für Sekunde schossen sie ein Bild nach dem anderen und folgten ihr auf Schritt und tritt.
    Sie hatte sich schon lange abgewöhnt auf das Gefühl des Beobachtet-Seins zu achten, wie es für sie Gang und Gebe geworden war. Teils genoss sie es sogar, immer jemanden dabei zu haben. Die falsche Scham, die sie empfunden hatte, wie sie beim Schwimmen beobachtet worden war, oder beim Küssen des neuen Freundes, kam ihr immer öfter befremdlich vor.

    Wieder betrachtete sie die Statue des gläsernen Menschen und schüttelte den Kopf. Sie vermochte den Sinn der Statue nicht zu entziffern. Auch die Beschreibung des Schöpfers, den man nie hatte finden können - was den Wert der Statue aufs unermessliche hatte steigern können - vermochte ihr nicht zu helfen.

    Ins Auge gefasst.

    Ins Auge gefasst? Ein lautes Glucksen brachte ihr viele schräge Blicke ein. Ein Glucksen hatte auf einer ernsten Kunstmesse nun wirklich nichts zu suchen!
    Ihre Wangen erröteten leicht. Sofort zoomte die Kamera weiter hinein um die Rötungne ihre Wangen aufzunehmen. Augenbliklich übertrug die Kamera Bild fü Bild.

    Sie schlenderte ein paar Schritte die Straße hinab, die zu ihrem Haus führte. Lächelnd blieb sie stehen und wandte sich um, als eine Autotür zuschlug. Sie fasste den jungen Mann ins Auge, der aus dem Auto gestiegen war und zwinkerte ihm anzüglich zu. Er lächelte zurück. Mit einem leichten Kopfnicken bedeutete sie ihm zu folgen.
    Hand in Hand eilten sie die Treppe zu ihrer Haustür auf. Noch während sie den Schlüssel aus der Tasche zog, begann der Mann ihr die Jacke zu entwenden und küsste ihren Hals.
    Das leichte Zittern, dass über ihre Körper lief, wurde von der Kamera erfasst. In rasender Geschwindigkeit wurden die Bilder übermittelt und gespeichert. Lange Zeit würden sie auf einer Festplatte gespeichert bleiben. Solange, bis sie nicht mehr interessant waren.
    Die Tür fiel ins Schloss. Die Kameras waren ausgeschlossen. Frei.

    Die junge Frau zog den jungen Mann mit sich hinauf in ihr Schlafzimmer, alle Vorhänge waren bereits geschlossen. Ihre zitternden Finger fuhren unter sein Shirt und schoben es mit sanfter Bestimmtheit immer weiter hinauf.
    Wenig später ließen sie ihre Hüllen fallen und versanken in den unverkennbaren Rythmus, den jeder Mensch instinktiv als Sex erkannte.
    Die Kameras nahmen jede Bewegung auf, sammelten Biometrische Daten, speicherten alle Informationen auf riesigen Festplatten von riesigen Rechnern. Ihre Wärmebildkameras waren heute erst installiert worden, kaum jemand wusste um sie. Das Mädchen fühlte sich noch immer frei, unbeobachtet für den Moment und ließ ihrem Wolhwollen mit einem entzückten Aufschrei seinen gebührenden Platz in der Welt einnehmen, während die Kameras durch dicke Betonwände aufnahmen, wie sich die Frau in ihren Intimsten Moment verhielt.

    Natürlich nur, um den Terror zu bekämpfen, es könnte schließlich eines Tages wichtig sein.




    Ich wäre sehr an Kritik - aber natürlich auch an Lob falls es denn gefällt - interessiert.
    Ich danke im Voraus und verabschiede mich mit freundlichen Grüßen.

  2. #2
    Huhu und willkommen im Forum =)). Also erstmal muss ich sagen, dass Leute, die unkonstruktive Kritik an einer solchen Kurzgeschichte fassen, echt einen an der Waffel haben müssen (überhaupt sind unkonstruktive Kritiker fernab vom Schuss, aber gut...).

    Mir persönlich hat das ganze sehr gut gefallen; dein unverkennbares Markenzeichen ist hier die scheinbare Belanglosigkeit, die sich auf deinen Schilderungen stützt und schließlich doch in etwas Sozialkritik abschweift - das ist eine sehr angenehme Mischung, weil deine Worte etwas sehr Greifbares schaffen und es doch irgendwie alles ein wenig fremdartig erscheinen lassen. Also wie gesagt, wirklich sehr toll =).

    Ausdrucksmäßig würde ich gern noch ein wenig dran rumnörgeln, wobei ich ganz ehrlich gestehen muss, dass es befreiend war, mal wieder sowas unbeschwert Geschriebenes zu lesen. Bis auf die paar kleinen Patzer ist dein Ausdruck echt klasse und bewundernswert figurativ.

    Zitat Zitat
    Ein leises Surren kündete von dem Zoom, mit dem die Kamera das junge Mädchen fokussierte. Sie trug ein bezauberndes Lächeln in ihrem ebenso bezaubernden Antlitz, um ihren graziösen Körper schwang sich ein rotes, samtenes Kleid.
    Brrr, hier weiß dein Leser schon, dass du total toll schreiben kannst, weil man sofort ein klares Bild im Kopf hat.

    Zitat Zitat
    Ihre tief grünen Augen strahlten, als sie ein Gemälde in Augenschein nahm, dass an einer Wand zu ihrer Rechten hing.
    Leider geht hier genau das los, was noch ein wenig schwächelt; du benutzt sehr sehr oft immer wieder die selben Worte. Spiel mit deinem Leser, er wird wissen, wie er es verstehen soll =).

    Zitat Zitat
    Lange bewunderte sie den Vogel, der frei und bar jeder Fesseln frei durch die Lüfte schwebte.
    Getragen vom Wind und nur seiner Freiheit überlassen.
    Hier das selbe, wobei die Stelle nun wiederum echt klasse ist, wenn man bedenkt, wie die Geschichte endet =).

    Zitat Zitat
    Sie kehrte zurück zu ihrem Lieblingswerk. Sie hatte es heute morgen entdeckt: Eine gläserne Statue, die den Durchschnittsmenschen, wie man ihn an jeder Straßenecke antraf, auf außergewöhnlichste Weise porträtierte.
    Teils warfen die geschliffenen Flächen das Licht zurück und teils verschlang die angerauhte Fläche des Glases das Licht und brach es in tausende Fassetten innerhalb der Statue. Je nach Blickwinkel konnte man das fröhliche Farbenspiel erkennen, dass die Prismen der Oberfläche warfen.
    Deine Beschreibungen gehen wirklich runter wie Öl, ganz ehrlich. Allerdings musst du wirklich darauf achten, solche Wiederholungen zu vermeiden, zumal du kurz vorher (den Abschnitt hab ich jetzt aber mal aus dem Zitat genommen) auch schon über Statuetten und Statuen geschrieben hast. Gerade in diesem Teil hier ließe sich sehr schön mit Metaphern oder Relativierungen arbeiten.

    Zitat Zitat
    Wieder betrachtete sie die Statue des gläsernen Menschen und schüttelte den Kopf. Sie vermochte den Sinn der Statue nicht zu entziffern. Auch die Beschreibung des Schöpfers, den man nie hatte finden können - was den Wert der Statue aufs unermessliche hatte steigern können - vermochte ihr nicht zu helfen.
    Warum verpasst du der Statue nicht einfach ein Personalpronomen?
    Bei den unterstrichenen Verbkonstruktionen musst du ein wenig aufpassen - aber das artet jetzt in Krümelkackerei aus, also nimm das nicht all zu ernst ;P. Durch die parallele Satzstruktur ordnest du die beiden Relativsätze auf eine Ebene ein (was übrigens durch die Gedankenstriche nochmal verstärkt wird^^), was inhaltlich etwas schräg wirkt, zumal das 'hatte können' eine recht unschöne Formulierung ist, die hier gleich zweimal aufeinander folgt.


    Weiter nach unten hört das dann auf, wobei ich nochmal drauf verweisen muss, dass dein Ausdruck ansonsten echt spitze ist und im Gegensatz zu den kleinen Fehlern bis nach unten gleiches Niveau beibehält =). Was sich allerdings über deinen ganzen Text zieht, sind so allgegenwärtige Begriffe wie "Kamera" oder Ausdrücke wie "Hand in Hand", "Bild für Bild", etc. Darauf vielleicht noch ein wenig achten.

    So, und bevor ich jetzt anfange, die Geschichte weiter zu loben, mach ich hier mal Schluss, jedoch nicht ohne dir zu diesem gelungenen Text zu gratulieren und unbedingt mehr zu fordern .

  3. #3
    Ich bedanke mich recht herzlich.
    Ja..die Wiederholungen sind mir leider auch aufgefallen, aber im Endeffekt muss man bedanken:
    Ich schrieb gerade in einem anderen Forum, als mich die Muse küsste. Ich habe die gesamte Geschichte frei Schnauze (um es mal grob auszudrücken) niedergeschrieben. Da denke ich... nunja. Korrkekturlesen sollte man trotzdem, Argument zurückgezogen.^^


    Ob ich mehr geschrieben bekomme hängt wohl vollkommen davon ab, ob ich wieder so schöne Sätze zugeflüstert bekomme. (Die Griechen nannten es Muse, ich nenne es Tagträume.)


    Grüße, makku

  4. #4
    Ich kann mich EP nur anschließen. Auf seine kleine Deutschlehrerkritik will ich gar nicht eingehen *grins* aber ich muss sagen das die Geschichte an sich eine "jedermann kann sie erzählen" Geschichte ist, was jedoch dein Vorteil ist dass wunderschön beschreiben kannst, man hat die Bilder direkt im Kopf. Schade find ich allerdingd dass du wie so viele diesen überaus epischen Geschichtenanfang zu verwenden. Bei einer Kurgeschichte meine ich interessieren Ort, Umgebung, welterscheinende Umstände unangebracht, ja sogar störend weil sowieso zu wenig auf sie eingenagen wird. Man kann auf einer Seite Text keine Welt erschaffen geschweige denn darstellen. Versuche vllt. in Zukunft das ganze noch unvermittelter und situationsbezogener zu umrahmen. Der Mittelteil und das Ende war schön

  5. #5
    Ich bednake mich recht herzlich. Auch deinen Rat werde ich mir zu Herzen nehmen und versuchen meine zukünftigen Geschichten entsprechend anzupassen.

    Was das mit der Epik angeht... Oha. Diese Literarische Form leigt mir wohl eher nicht, denke ich. Nicht dass ich es je verscuht hätte, aber... mhh... Reimen liegt mir denke ich nicht so. ^^

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