Zitat Zitat von Valada
Der zweite Post relativiert das leider auch nicht im geringsten, sondern verstärkt das Bild eines Menschen, der einem Grenzdebilen (Der Pöbler) lieber den Handschuh ins Gesicht knallen würde, anstatt eben einfach tatenlos diese Schmach über sich ergehen lassen zu müssen.
Oha... dann lass mich hiermit versichern, dass ich diesen Eindruck keineswegs vermitteln wollte, diese Denkweise auch nicht im entferntesten der meinen entspricht, und dieser nur aus meinem unzureichenden Ausdrucksvermögen resultierte.
Eigentlich wollte ich das Thema nur aus einem, wie ich finde, diskussionswürdem Blickwinkel betrachten. Allzu viel von meinem ganz persönlichen Standpunkt lasse ich hier sowieso nicht einfließen.

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ich gestehe, ich mag es, wenn meine Texte erstens gelesen werden und zweitens mehr als flüchtige Beachtung erzeugen. Meine Neigung ist dahingehend, dass ich zum Nachdenken anregen möchte.
Traurig...

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Im Gegenteil. Als kleinste gemeinsame Einheit der sozialen Zusammenwürfelung ist sie ein fantastisches Studienobjekt für praktisch unreflektiertes zwischenmenschliches Verhalten.
Kinder sind immer noch Kinder, meist nur mit einem groben Standartpaket aus elterlichen Werten ausgestattet, und mit eingeschränkten Fähigkeiten zum differenzierten Denken und Handeln...
Als der Anteil der Gesellschaft, der biologisch und eigentlich auch psychologisch am wenigsten entwickelt ist (Ausnahmen bestätigen die Regel), sind Kinder/Jugendliche für mich tatsächlich wenig repräsentativ. Natürlich lassen soziale Kompetenzen der Kinder Rückschlüsse auf das Elternhaus zu, allerdings sind diese auch mit Vorsicht zu genießen.

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Womit auch Ehre in erster Linie fragwürdig und sinnlos ist.
Das habe ich nicht abgestritten. Ich sagte lediglich, dass Ehre wie jede andere persönliche Maxime gleichsam zu respektieren und hinterfragen ist.

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Warum brauchst Du Zielsetzung? Warum brauchst Du Ehre? Nach den Kriterien, die Dich am Leben und glücklich erhalten, brauchst Du keine Arbeit, keinen Kegelverein und mit Sicherheit keine Reputation. Aber Du brauchst es trotzdem.
Warum?
Warum Zielsetzung?
Ein Mensch ohne selbst definiertes Ziel lebt tagein tagaus nur durch lebenserhaltene Reflexe. Ein denkender Mensch, der noch dazu minimal in ein soziales System eingegliedert ist, braucht aber weit mehr um diesen Überlebenstrieb aufrecht zu erhalten.

Warum persönliche Bedürfnisse?
Ich habe nichts mit Psychologie am Hut, und werde es aller Vorraussicht nach auch nie haben, aber ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass solche Bedürfnisse nicht überlebenswichtig wären. Dafür sind sie viel zu stark in unser Leben integriert.

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Es kommt häufiger dazu, dass man sich ein bestimmtes Element aus der Fehlersituation herauspickt, darauf schließt, dass jenes den Fehler verursachte, und im Anschluss dieses Element nicht mehr im eigenen Leben zulässt.
In anderen Worten: Ein einseitig betrachtetes Fehlverhalten macht lernunfähig?
Da könnte durchaus was dran sein. Aber ich verstehe gerade nicht, warum man grundsätzlich einseitig denken muss. Du schilderst es so, als würde kaum jemand in der Lage sein, sein Verhalten distanziert zu analysieren.

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Ich werfe an dieser Stelle nur ein, dass eine Ehre, die Beschuldigung und Revanche beinhaltet, für mich nichts mit dem Ehrgefühl zu tun hat, zu sich selbst zu stehen, sich selbst zu kennen, sich auf sich selbst verlassen zu können und etwas nach eigenen Wertmaßstäben erschaffen zu haben.
Ich bin wohl schwer von Begriff, aber ich erkenne da keinen Zusammenhang.
Jeder wächst mit seinen Erfahrungen. Ob man sich nun gewaltsam darauf trimmt, Perfektion zu erlangen, oder sich immer denkt "was solls, is nich so schlimm" ändert doch nichts daran.
Ich denke sogar viel eher, dass man, indem man strenger mit sich selbst umgeht, zu mehr Sicherheit und somit auch zu mehr Selbstvertrauen gelangen kann. Eine gewisse mentale Stabilität ist natürlich dafür notwendig, aber auch diese würde ich nicht nur aufgrund eines ausgeprägten Ehrgefühles ausschließen.

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Was sind für Dich Prinzipien? [...] So wie Du Prinzipien hier aufführst, klingen sie eher nach Selbstversklavung, nach vorgekauten Richtlinien, die einzuhalten man vorhat, weil man sich dann besser fühlt.
Mir scheint es eher, dass aufgeführte Interpretation auf dein Verständnis zutrifft, nachdem ich deine Einstellung zur persönlichen Ordnung und Selbstkontrolle ja schon kenne. ^^

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Aber würdest Du Dich denn besser fühlen, wenn Deine Form von Ehre überall ausgelebt würde? Es stinkt mir all zusehr danach, dass das Nachdenken darunter noch mehr leiden würde.
Man hat ja sein Geländer, an das man sich krallen kann. Wozu Anpassung an die Situation?
Äh... Zusammenhang?
Was bitte hat persönlich definierte, an persönlichen Prinzipien orientierte Ehre mit Anspassungsfähigkeit in beliebiger Situation zu tun?
Wenn ich dich richtig verstehe, dann sollen also sämtliche Werte und Normen im Denken einschränken, weil es nicht möglich wäre, diese aus Ehrgefühl zu hinterfragen.
Wenn ich das jetzt so richtig deute, dann ist jeder mit eigenen Wertvorstellungen grundsätzlich auf sich selbst fixiert, und legt sich selbst die Handschellen an, weil es ein Sakrileg wäre, diese zu hinterfragen?

Ich hoffe ich irre mich, denn einen etwas weiteren Horizont hatte ich dir eigentlich schon zugetraut. Oo

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Irgendwie verstehe ich das nicht wirklich... eigentlich sollte man seine Persönlichkeiten auflösen und ein homogenes Selbst entwickeln. Dazu MUSS man sich den Spiegel vorhalten.
Ich hatte die Spiegelfläche nach außen hin gewendet gemeint.
Anders ausgedrückt: Wer ohne Regeln lebt, der kann nicht eigenständig Denken und Handeln, und egal was man ihm sagt, er wird es als wahr und richtig verstehen.
In einem solchen Menschen kann man nichts fremdes erkennen, nur sich selbst.

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Ich finde, dass Ehre diesem Prozess durchaus entgegenwirkt, denn vermutlich wirst Du schon einige Fehltritte hinter Dir haben. Also bist Du bereits entehrt. Wie kannst Du das vereinbaren? Mit einem Messer?
Exakt diesen Irrglauben wollte ich ausräumen...
Ich wiederhole es nochmal:
Ehre ist NICHT in Stein gemeißelt. Ehre ist selbst definiert. Wer einen Fehler begeht, kann auf Stur schalten, sich gebrochen fühlen, und seinem Leben ein Ende bereiten, oder aber seine Fehler erkennen, daraus lernen, seinen Horizont erweitern, ein neues Verständnis von Selbstakzeptanz und Toleranz aufbauen, nach Weisheit streben, und somit, durch den Prozess der Selbsterkennung (als selbstauferlegte Ausgleichstat und Prüfung) seine Ehre wider erlangen, und sie bis zum nächsten Vergehen auf einer neuen Ebene zu definieren.

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Warum hast Du den Anspruch, die Kassiererin nicht beleidigen zu wollen?
Was ist Vollkommenheit? Warum willst Du sie erreichen?
Wieso sollte Ehre Dir dabei dienlich sein? Würde Vollkommenheit nicht auch bedeuten, den Teil in sich auszuleben, der die Kassierin beleidigen will? Müsste man nicht auch jenen ausleben, der sie vielleicht flachlegen oder in Stücke schneiden will?
Fragen über Fragen...
Gegenfrage: Bist du nicht in der Lage, dir die meisten deiner Fragen selbst zu beantworten?
Es wäre wahrlich bedauernswert, wenn dem so wäre. Abgesehen davon wirst du meine Antwort auf die meisten Fragen kennen, wenn du etwas genauer zwischen den Zeilen ließt.

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Ist es für Deinen hochzivilisierten Geist etwa zu langweilig, einfach nur zu poppen?
Ich bin mir sicher, das willst du nicht so genau wissen. ^^


Zitat Zitat von Ianus
Man kann reich sein (siehe: 95% aller Schauspieler), man kann weise sein (siehe: Diogones), man kann kann Dichter sein. Sofern der Stolz darauf aus einem selbst kommt, zu was braucht man die Ehre heutzutage.
Natürlich, wem Kompensation ausreicht...
Ich muss allerdings gestehen, für mich macht es noch einen Unterschied.
Aber wahrscheinlich auch nur, weil ich nachweislich weder vermögend, noch weise, noch intelligent bin...