1. Jedem Menschen, dem seine Vernunftbegabung irgendwas bedeutet, sollte um etwas derart subjektives wie der Ehre willen weder sich noch sonst irgendwem Schaden zufügen. Dann würde er einem begangen Fehler noch einen zweiten zufügen. Und das ist schlicht lächerlich.

(Dazu gab' es einen netten Spruch: Niemand würde auf die Idee kommen, Tinte mit Tinte abzuwischen, aber Blut soll mit Blut bereinigt werden...)

2. Menschen sind... menschlich und offensichtlich ist den meisten nicht einmal im Ansatz klar, was das bedeutet und was dazu gehört. Zum Beispiel scheint die innere Haltung, dass man als Bewohner eines modernen, zivilisierten Landes über umfangreiche Selbstkontrollmechanismen und weitverzeigtes Wissen verfügen würde, welches einem ermöglichen sollte, sich so zu verhalten, wie man will und Fehlern grundsätzlich vorbeugen zu können. Woher auch immer dieser mechanische Perfektionsanspruch kommt... er widerspricht allem, was das Leben ausmacht.

3. Sofern man es schafft, mit seiner natürlichen Unzulänglichkeit Frieden zu schließen, wird man sehr schnell erkennen, dass Stolz aufgrund einer schön zusammengebastelten Persönlichkeit (=Maske, Erscheinung nach außen) irgendwie erbärmlich ist. Man sollte aus sich selbst schöpfen können und dazu gehört es, aus Fehlern lernen zu können und zu wollen, anstatt davor wegzurennen. Weder lebenslanges Vermeidungsverhalten noch schnellstmögliches Vergessen nach einem "Abschluss" sind in irgendeiner Weise "ehrenhaft".

4. Schuld und Buße widersprechen der freien Entfaltung, denn sie sind definierte Rituale einer Gemeinschaft und dienen hauptsächlich dazu, enstehende Aggressionen nach unerwarteten Situationen in "geregelte Bahnen" zu leiten. Wenn man wirklich Wert auf Selbstdisziplin legt, fallen einem sicher bessere Möglichkeiten zum angemessenen Reagieren und gegebenenfalls zur "Wiedergutmachung" (Man macht halt Fehler.) ein. Demütigung kann kaum der "richtige" Weg sein.

5. Wer Selbstmord für ehrenhaft hält, sollte die Welt tatsächlich vor sich selbst verschonen und sich mir wegen einfach ein Messer in den Bauch rammen. Aber bitte nicht herum rennen und anderen Leute die eigene Ohnmacht des degenerierten Selbstwertgefühles aufdrängen wollen. Wer es nötig hat, andere klein zu machen ("Ihr seid alle ehrlos, undiszipliniert und haltet euch für was Besseres!), dürfte die Worte "Ehre" oder "Stolz" nicht mal mit dem Hintern angucken.