Ein "Zweck" setzt immer voraus, dass jemand (eine höhere Instanz) den Zweck vorher festlegt. Der Zweck eines Schraubendrehers ist es z.B. der Schrauben zu drehen. Nur warum? Ganz einfach, weil der Erfinder des Schraubendrehers ihn dazu erschaffen hat. Und was noch wichtiger ist, weil so gut wie jeder Schraubendreher einsetzt um eben diese Schrauben zu drehen. Der Besitzer und Benutzer (also der Mensch, der in diesem Fall die besagte höhere Instanz ist) legt also hier jedesmal den Zweck fest. Der Zweck kann sich natürlich auch schnell ändern. Wenn der Besitzer des Schraubendrehers meint ihn als kleinen Eispickel gebrauchen zu müssen, dann hat der Schraubendreher in dem Fall halt einen anderen Zweck. Liegt ein Schraubendreher hingegen nur da, und es gäbe keine Menschen mehr, oder zumindest niemand der ihn jemals einsetzen will, dann wäre der Schraubendreher zwecklos. Und genau da liegt das Problem. Es gibt keine sinnlich begreifbare Instanz, die dem Menschen einen Zweck gibt, folglich ist er und sein Leben in dem Zusammenhang erstmal vollkommen zwecklos. Diesem Umstand kann man auf verschiedene Weise begegnen. Entweder man kann auf der Schiene fahren "Hurra, ich kann meinen Zweck selbst bestimmen" oder man kann sich auf eine nicht-sinnliche, höhere Instanz berufen (im klassischen Fall eben Gott), der dem Menschen dann eben doch einen Zweck zuordnet. Man kann bedingt sogar beides mischen. Übrigens, wo wir bei dem Thema sind: Ich finde es immer wieder lustig, wenn Naturfilme sich über die Maßen auf irgendwelche Zwecke in der Natur, insbesondere im Bezug auf die Evolution berufen, als ob Mutter Natur eine Person wäre, die z.B. der Frau sagt: "Ihr werdet älter als Männer, um das und das zu tun. Also haltet euch auch danach." Natürlich wird ein Naturwissenschaftler jetzt sagen, dass das in diesem Fall anders gemeint ist (Zweck als Begriff für alles, was in der Natur einen Überlebensvorteil schafft bzw. für's Überleben wichtig ist), aber einige Sendungen erwecken oft den Eindruck, dass damit halt doch ein Zweck im Sinne von "bezwecken" gemeint ist (Stichwort: Finalismus-Falle).