Zitat Zitat von Stan Beitrag anzeigen
Was soll mir diese Aufzählung nun nützen? Geh doch genauer auf deine Beispiele ein oder soll ich mir nun in einer 40 Bändigen Goethe-Ausgabe die Textstellen raussuchen, die du meinen könntest?
Mir ist bewusst, dass wohl viele literaturwissenschaftliche Erkenntnisse auf Aussagen der Autoren zurückkehren, aber ändert das was an meiner These?
Nunja, meinem Empfinden nach ändert das insofern etwas daran, dass man Literatur nicht danach beurteilen kann, inwieweit sie aus sich heraus schlüssig ist.

Ein Beispiel, hierbei Goethe:

Meiner Meinung nach lässt sich hier wenig hineindeuten, wenn man nicht das entscheidende Wissen hat, inwieweit Goethe in die Freimaurer integriert war. Im Grunde ist es bei diesem Gedicht auch besonders wichtig, die Hintergründe der Klassik zu kennen (Idealbild 'Genie', Humanität, Vernunft, etc.). Ohne dieses Wissen entdeckt man den Maurer als einen unpassenden Protagonisten und man wird vielleicht sogar darauf schließen, dass das Gedicht von Mut handelte.
Auch Goethes Zeit als Stürmer und Dränger lässt sich hier denke ich heranziehen, bezieht sich doch "Willkommen und Abschied" auf Goethes Lieschaft mit ... Friederike Brion(? - es ist nicht gut, verschiedene Deutschhefter zu einem zusammenzubasteln =/ ).

Sophokles' Antigone ist ja praktisch ohne wenigstens einen Anklang von griechisch-mythologischem Wissen (mehr hab ich auch nich) mehr als unverständlich und das Wissen um das griechische Theater ist eindeutig von enormem Vorteil.

Zu Richard Kellys Donnie Darko ist meines Wissens nach eine ganze Reihe Nebenliteratur entstanden, die Elemente des Films nochmal im einzelnen spezifiziert.

Brechts "Maßnahmen gegen die Gewalt" ist mit geschichtlichem Hintergrundwissen sehr hilfreich zu deuten (aber wie gesagt, Brecht ist auch sehr gut aus sich selbst zu nehmen).

Die barocke Emblematik ist dann letztenendes das Stück Kunst, dass genau diesen Schlüssel benötigt, um überhaupt verstanden zu werden.

Im Endeffekt hast du schon irgendwo recht, es ist gerde in der modernen Literatur sehr wichtig und zweckdienlich, dass die Texte frei aus sich heraus leben können, aber historisch betrachtet haben solche Schlüssel durchaus ihre Notwendigkeit =).

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Da ich Cipo kenne und er weiß, wie ich das meine, ist es wohl okay.
Allerdings könnte man - hier ist's rein theoretisch - den Literaturgeschmack einer Person, die sich vor jedweder Literatur verschließt, welche die Kernprobleme der Menschheit zum Thema hat, schon als traurig bezeichnen. Nicht in moralischer Hinsicht mit der Intention "Sieh, wie schlecht du bist und wie gut ich bin!", sondern rein menschlich gesehen, weil es traurig ist, wenn ein Mensch so viele Gedanken zur Menschheit einfach wegwirft.
Wenn das so ist, wollte ich mich nicht ins Gespräch geworfen haben *shy* und beginne jetzt ersteinmal zu verstehen, was du meinstest =). Praktisch gesehen muss ich dir da recht geben, obwohl ich zu bezweifeln wage, dass Cipo Kafka als wegwerfenswert empfindet ;P.

Edit: Oh, übrigens ist Dumbledores Sexualität hier immernoch Thema, nicht, dass man sich von belanglosen Literaturgesprächen ablenken lässt (hm...irgendwie steckt da mehr Zynismus drin, als gewollt =/ )