Nunja, einerseits finde ich es grundsätzlich gut, dass sich viele verschiedene Kulturen miteinander verständigen können, nämlich durch eine Einheitssprache, wie es doch eigentlich Englisch schon ist. Bis ins Mittelalter hinein war diese Sprache das Lateinische und zu Zeiten der französischen Vorreiterschaft war es durchaus etwas natürliches, Französisch zu sprechen (ich rede hier jetzt von der gehobenen Gesellschaft, der damals Bildung und Kultur offen stand). Ein Austausch über Grenzen hinweg ist immer eine Bereicherung.
Allerdings ist meiner Meinung nach auch jede Kultur von Grund auf erhaltungswürdig und die Sprache ist nuneinmal die Grundlage jeder Kultur.
Ich hab vor einiger Zeit mal einen Bericht gesehen,da ging es um ich glaub die Inka oder Azteken und diese Knotenzeichen (eine Art Schrift also, die letztendlich ja nur durch die Sprache entschlüsselt werden kann). Es weiß heute keiner mehr, was die Knoten zu bedeuten haben und damit geht ein großer Teil von Kultur verloren.
Auch gibt es viele Sprachen, die eine vollkommene Unabhängigkeit zu den asiatischen und europäischen Sprachen haben, die ja alle irgendwo miteinander verflochten sind (also die europäischen mit den europäischen und die asiatischen mit den asiatischen). Beispielsweise kennt eine afrikanische, vom Aussterben bedrohte Sprache ein einziges Verb für "etwas auf zwei Stöcken zwischen einander hertragen". Oder es gibt diese Sprache, die nur auf Klicklauten basiert...
Es gibt immer einen Grund, die Sprache zu erhalten. Sei es, um Wissen zu erhalten, um eine gewisse Sprachästhetik zu erhalten, oder sei es einfach, um die Vielfalt von Kulturen zu wahren.
Im Übrigen wird das Deutsche von vielen Leuten auch als bedroht angesehen, sind wir doch von klein auf erst mit großem latinischen, dann mit französischen und schließlich mit einer Menge englischen Einfluss versehen.
Ich halte es zwar für lächerlich, jetzt Anglizismen durch deutsche Worte zu ersetzen, aber ebenso ist es lächerlich, deutsche Worte durch Anglizismen zu ersetzen.
Auch hat vorallem die deutsche Geschichte dafür gesorgt, dass das Deutsche einfach uninteressant geworden ist. Beispielsweise führt der in Frankreich teilweise noch immer vorhandene "Deutschhass" dazu, dass die Kinder die Sprache mancherorts nicht lernen und die Amerikaner mögen ja sowieso keine Fremdsprachen. Der Deutsche selbst besitzt ewnig Nationalgefühl - warum auch, erster ist man gleich ein Nazi, wenn man die Deutschlandfarben irgendwo sehen lässt und zweiter gibt es ja oberflächlich betrachtet auch wenig, auf das wir stolz sein können (ich erinnere mich an den Kommentar "Was sollte man denn an Dirndln, Nussknackern und Fischbrötchen erhalten wollen?")
Warum auch das wirklich problematische und sperrige Deutsch sprechen, wenn man doch in so manch anderer Sprache viel leichter zurecht kommt (man merke, sämtliche andere europäischen Sprachen kommen zu großen Teilen mit Partizipien und verkürzenden Ausdrücken aus und lassen sich um einiges flüssiger sprechen)?
Quantität hat bei einer Sprache dann in der kapitalistischen Welt immer den Vorrang, denn wer zieht schon einen lukrativen Nutzen aus irgendsonner afrikanischen Klicksprache, die sowieso keiner spricht außer ein paar hinterwäldlerischen Eingeborenen?!
Ich denke, es geht vielleicht kein großer Teil an weltlicher Kultur verloren. Aber jede Sprache, die ausstirbt, hat irgendwo auch ihren Reiz, etwas Schönes, etwas Nützliches. Jede Sprache drückt eine individuelle Mentalität aus (kein Deutscher würde so emotionslastig wie ein Englischsprachiger sprechen, kein Franzose würde seine Schilderung auf ein monotones dahergedudel eines deutschen Mineralienforschers beschränken, kein Japaner würde mit 3 Silben in der Sekunde auskommen, etc...).
Wenn das nicht erhaltenswert ist, dann braucht man sich auch keine Gedanken über die Pieta von Michelangelo zu machen, es braucht auch keine Luftdichten Schutzscheiben vor Neandertalerskeletten mehr und wir könnten auch diese berühmten Denglisch-Sätze nicht mehr verurteilen.
Oh, und klar gibt es bei soetwas immer Probleme, vorallem wird man sich in Afrika wohl mal gefälligst erst um den Hunger und die grassierenden Krankheiten kümmern. Aber es sollte uns zumindest nicht egal sein, wenn Kultur stirbt.