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Ich selbst konnte es irgendwie nicht fassen. Ich gehöre zu der "alten" Generation, die ein kleines Kind war, als damals die Mauer gebaut wurde. Während ich selbst gebürtige Bochumerin bin, stammen meine Eltern beide aus dem Osten, mein Vater aus Görlitz, meine Mutter aus Sachsen-Anhalt. Wir fuhren immer mit dem Zug nach Sachsen-Anhalt zu meinen Großeltern und ich erinnere mich an eine Rückfahrt, auf der meine Mutter zu meinem Entsetzen plötzlich furchtbar zu weinen anfing. Damals hatte ich nur Angst und verstand es nicht. Später erfuhr ich, dass zu dieser Zeit die Mauer im Bau war und meine Mutter nicht wusste, ob sie ihre Eltern jemals wiedersehen würde. Es kam zwar anders und wir fuhren lange Zeit jeden Sommer dahin bis meine Großeltern selbst Rentner waren und hierher übersiedeln durften, aber die Mauer und die Teilung bestand halt zum größten und längsten Teil meines bisherigen Lebens. Und als diese plötzlich fiel, man hin und herfahren durfte, da konnte ich es lange Zeit kaum fassen. Keine Zugfahrten mehr, wo man schon vorher vor der Grenze Angst hatte, keine Teilung mehr, plötzlich konnten alle Deutschen überall hin.
Und hier kann ich meinen Vorpostern nur zustimmen: wenn jetzt noch die Mauern in den Köpfen von vielen endlich fallen würden, wäre das echt ein Fortschritt.
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