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Thema: Bollfrat #4: Wash me white like one of your French girls

Hybrid-Darstellung

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  1. #1
    Puh, also der Film war wie inzwischen irgendwie erwartet nicht gut. Okay-ish ...i guess? Gab ein paar Dinge, die mir gefallen haben, aber jede Menge, die mir nicht gefallen haben. Zu ersteren zählen die grundsätzlichen Ideen zu dem Universum, das sie sich ausgedacht haben: Diese ganze Angle mit Genetik-Industrie und Zeit kaufen. Fand ich schon ziemlich originell, weil hatten wir in der Form noch nicht. Darüber hinaus natürlich viele Kleinigkeiten wie extravagante Designs, abgefahrene Outfits und, ähm, genetische "Kombinationen". Hat stellenweise schon Lust gemacht, mehr drüber zu erfahren. Auch hat mich Channing Tatum gar nicht so genervt wie sonst schonmal.
    Aber ich schließe mich total dem Tenor an, der sich aus den vielen Kritiken herauslesen lässt: Die durchaus brauchbaren Puzzlestücke wurden nicht zu einer vernünftigen Erzählung zusammengefügt. Der Anfang auf der Erde war noch ganz angenehm, aber wenn hinterher so schnell die Standorte zwischen Planeten und Raumschiffen gewechselt werden, verliert man leicht den Überblick, und das bisschen eingestreute Backstory reicht dann auch nicht aus und wirkt irgendwie unbeholfen. Manches von den Designfaktoren, die ich gerade lobte, war irgendwie auch schon wieder zu dick aufgetragen. Es muss ja nicht gleich minimalistisch sein, aber wenn da so viel durch die Gegend schwirrt, dass man dem Geschehen kaum mehr folgen kann, ist es einfach zu viel.
    Mein größter Kritikpunkt geht aber an die Hauptfigur. Ich bin sonst wirklich kein Freund von allzu feministischen Herangehensweisen an Erzählungen und Filme, wie sie in letzter Zeit bei einigen professionellen KritikerInnen zu beobachten sind - wo gute Werke schon durchfallen, bloß weil es hauptsächlich um Kerle (oder Dinge, die Kerle mögen) geht, oder von anderen zu recht verrissene Filme gelobt werden, bloß weil eine weibliche Hauptfigur thematisiert wird. Aber im Falle von Jupiter Ascending muss ich diesen alten Argumentationen, gerade auch in Bezug auf "Damsel in Distress", völlig zustimmen! Jupiter bleibt die ganze Zeit nur ein Spielball der entweder zu retten oder zu beschützen ist oder der für irgendwelche Intrigen benutzt werden soll. Aber sie bleibt, eventuell bis auf ganz zum Schluss, viel zu passiv und lenkt zu keiner Zeit das Geschehen. Okay, das "Ich will nach Hause" ist ja noch nachvollziehbar, gerade am Anfang. Ich hätte mit diesem Punkt nur kein solch großes Problem, wenn die Figur nicht völlig anders charakterisiert worden wäre. Sie wirkt durchaus so, als könnte sie einige Ärsche versohlen, und akzeptiert die "extremen Veränderungen" in ihrem Leben erstaunlich (und für den Zuschauer angenehm) schnell. Und trotzdem ist sie für den Handlungsverlauf, von ihrer bloßen Existenz mal abgesehen, praktisch bedeutungslos Auch schade, weil ich sie ansonsten eigentlich recht sympathisch fand.
    Zu lang war die Geschichte gemessen am Inhalt außerdem. Gerade die Kämpfe und das Geballer hätte man locker etwas stutzen können, aber das kennen wir ja schon aus der Matrix-Trilogie. Musikalisch war es jetzt ebenfalls nicht der Hit, aber das hat mich bei Michael Giacchino nicht überrascht. Insgesamt konnte man sich den Film durchaus mal geben, wenn man denn wirklich auf sowas steht; also irgendwie unterhalten wurde ich trotz (oder gerade wegen?) einiger alberner Einfälle schon. Aber hätte man mal wieder mehr draus machen können, ich würd Jupiter Ascending niemandem empfehlen, erst recht nicht wenn man nichts für glossy Sci-Fi-Spektakel übrig hat, und in meinem Regal landen wird er auch nicht.
    Zitat Zitat von Cutter Slade Beitrag anzeigen
    Ich spoiler mal zu Jupiter Ascending: Sean Beans Charakter stirbt! :hehe
    Ahahahaha... ha
    Zitat Zitat von Schattenläufer Beitrag anzeigen
    Du veränderst damit die Grundlage der Unterhaltung. Du gehst von einer allgemeinen Aussage der Wachowskis über Filme zu einer persönlichen Aussage von dir über Space Operas ohne Vorlagen. Kurz gesagt: darüber haben wir gerade eigentlich nicht geredet. "Wenigstens versucht sich mal wieder jemand an einer Space Opera ohne Vorlage, sowas mag ich nämlich" ist ein ganz anderes Argument als "in der Branche mangelt es an Originalität".
    Ähm, ich sehe da aber schon überaus deutliche Zusammenhänge. Nicht meine Schuld, wenn du dem Gedankengang nicht folgen willst
    Zitat Zitat
    Was ich sagen will ist eigentlich nur: Wer Blockbuster nicht mag, muss ja keine Blockbuster machen/ansehen. Wer aber doch irgendwo einen machen will, obwohl er gegen massentaugliche Blockbuster keift, der muss mir dementsprechend auch ein bisschen mehr liefern als eine Handlung nach Schema F. (Und hier wäre Christopher Nolan schon irgendwo hervorzuheben. Meiner Meinung nach macht der genau das, was sie da von sich behaupten, nur halt, dass ziemlich gute Filme dabei rauskommen.)
    Stimme ich prinzipiell zu, aber darauf hast du doch die Unterhaltung gelenkt, als dir dieser eine Vergleich in den geposteten Wachowski-Zitaten sauer aufgestoßen ist. Was völlig in Ordnung ist, nur wollte ich darauf nicht hinaus. Vielleicht lässt das die Geschwister in keinem so angenehmen Licht stehen, weil sie sich derartige Aussagen gemessen an den eigenen Werken eigentlich nicht leisten können, aber das ändert imho nichts an der grundsätzlichen Richtigkeit ihrer Einstellung diesbezüglich.
    Zitat Zitat
    Aber auch hier würde ich eher sagen: Dass die beiden es versuchen ist löblich, aber wenn sie scheitern, ist für mich damit nichts erreicht. Für mich zählt ein qualitativ hochwertiger Film.
    Ich würde das nicht nur auf einer Basis von Film zu Film betrachten. Das wäre dann tatsächlich einschränkend oder, um es mit deinen Worten zu sagen, "engstirnig". Klar will ich auch qualitativ hochwertige Filme, aber das ist längst nicht alles, was zählt. Ich denke man sollte es manchmal auch wertschätzen können, wenn etwas Sinnvolles versucht wird, selbst wenn es letztenendes nicht funktionieren sollte (besonders, wenn eine Minderheit dennoch Gefallen daran findet - gibt genug kritische und wirtschaftliche Misserfolge, die Jahre später zu Kultklassikern aufgestiegen sind). Manche Menschen, egal ob in der Kunst oder im Weltgeschehen, sind geradezu genial gescheitert ^^ Vielleicht weil sie zu spät kamen oder ihrer Zeit voraus waren? Was die Wachowskis abliefern steckt voller Fehler und teils großer Schwächen, aber eine Vision für ihr jeweiliges Werk haben sie bestimmt, und das lässt sich nicht über jeden Regisseur sagen. Selbst wenn sich das bei den Geschwistern manchmal nur auf "Style over Substance" bezieht. Immerhin: Was das angeht, waren sie ziemlich einflussreich, wenn man sich mal anschaut, was The Matrix stilistisch für Wellen geschlagen hat.
    Jedenfalls, langfristig gesehen ist damit meiner Ansicht nach durchaus etwas erreicht. Vielleicht nicht mit einem Film wie Jupiter Ascending an sich, aber zumindest mit der Herangehensweise der Verantwortlichen, was auch Warner Bros. als Riesenstudio mit einschließt, die offen dafür waren. Und sei es nur, um diese Originalität auf hohem Preisniveau unterbindende Atmosphäre in Hollywood zu brechen bzw. zu verringern. Du erwähnst Nolan. Nicht umsonst haben sich damals alle gewundert, dass Inception (der ziemlich originell war) das grüne Licht bekommen hat und dann auch noch erfolgreich wurde. Ohne den vorangegangenen Erfolg von The Dark Knight & Co wäre das niemals drin gewesen, und genau das prangere ich an. Wenn auf lange Sicht die Filmschaffenden und Geldgeber es oft genug versuchen, dann wird man im Kino auch leichter wieder überrascht werden können und vielleicht erreicht das dann irgendwann auch so ausgefallene Themenbereiche wie die Space Opera (das ist vielleicht wirklich der falsche Begriff, ich meinte damit vor allem den Eskapismus, also Sci-Fi mit Abenteuer-Motiven und weniger was in Richtung Thriller oder so). Natürlich vorausgesetzt, die landen damit nicht einen kolossalen Flop nach dem anderen, aber danach sieht ja nichtmal Jupiter Ascending aus. Zumindest die investierte Kohle bekommen selbst die durchschnittlichen Genrefilme meist wieder rein, und verdienen tun die Studios dann wirtschaftlich später immer noch was dran durch Home Video Verkäufe usw.
    Zitat Zitat
    Aber bevor das alles zu hart klingt: ich warte erst einmal ab, bis ich ihn gesehen habe. Vielleicht kann er mich ja doch überraschen.
    Uuuh, davon würde ich echt nicht mehr ausgehen. Sei gewarnt - ich schätze, du wirst ihn hassen.

    Geändert von Enkidu (06.02.2015 um 21:07 Uhr)

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