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Thema: Der CGF-Poetry-Slam - Runde 3

Hybrid-Darstellung

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  1. #1

    DieHeiligeSandale Gast
    Ich mach mal auch mit, das Thema gefällt mir irgendwie. Der Text ist allerdings grammatikalisch bestimmt fragwürdig, ist aber auch schwer, dieser verdammte Konjunktiv.
    Egal. Hier isser.

    Gegenteiltag
    Ich wache auf und wünschte, ich hätte das nicht getan. Von gestern bin ich noch reichlich restbetrunken, ich habe Schrammen und Beulen vom ständigen Hinfallen, meine Klamotten sind durch das Zimmer verteilt, bis auf meine Hose, die fehlt. Wo habe ich die denn schon wieder gelassen? Kurze Erinnerungsfetzen machen mir klar, dass ich mich nicht daran erinnern möchte, also denke ich lieber an etwas Anderes. Halb neben und halb unter meinem Kopf liegt eine Pizza. Ich habe sie mir gestern nach dem Nachhausekommen aus der Tiefkühltruhe genommen und leider vergessen sie aufzubacken. Als ich, ausgezogen und im Bett liegend, bemerkt habe, dass ich sie so nicht essen kann, bin ich frustriert eingeschlafen. Mittlerweile ist die Pizza aufgetaut und Teile des weichen, wabbeligen Teiges sind eine Symbiose mit meinem Kopfkissen und meinen Haaren eingegangen. Faszinierend.
    Nach kurzer Faszinationsstarre bin ich bereit für neue Entdeckungen und weiß auch, woher ich diese beziehen kann. Zum Glück liegt die Fernbedienung in Reichweite, denn wenn ich aufstehen und sie suchen müsste zöge das verschiedene Komplikationen nach sich. Sowohl die in meinen Haaren und am Kissen klebende Pizza als auch mein Kreislauf würden mir eine solche Aktion wahrscheinlich übel nehmen und zur Zeit reicht es mir, dass mein Magen signalisiert, dass er mir eigentlich meine komplette Existenz übel nimmt. Mehr Feinde als ihn brauche ich nicht.
    Im Fernsehen läuft nur Scheiß, außer auf Nick, da läuft Sponge Bob, das finde ich gut. Sponge Bob und Patrick spielen Gegenteiltag. Mann wär das toll, so ein Gegenteiltag.
    Am Gegenteiltag würde ich aufwachen und mir wünschen, das schon immer getan zu haben. Klingt paradox, aber am Gegenteiltag wäre eine solche Aussage vollkommen logisch. Am Gegenteiltag wäre ich grundnüchtern, hätte makellose Haut ohne jegliche Blessuren und meine Hose läge im Zimmer, ordentlich zusammen gefaltet. Meine restliche Kleidung wäre nicht da, und ich wüsste auch ganz genau warum und wäre sogar sehr froh, das zu wissen. Die Pizza gäbe es wahrscheinlich gar nicht mehr, ich würde sie gestern Abend zubereitet und gegessen haben und mein Magen würde mir mit liebevollem, zutraulichem Schnurren mitteilen, dass er mich genau dafür sehr, sehr lieb hat.
    Der Gegenteiltag wäre toll! Am Gegenteiltag würde nur gehobene, anspruchsvolle Kost im Fernsehen laufen, außer auf Arte, dort gäbe es den ganzen Tag nur dämliche Doku Soaps die keine Sau guckt. Es gäbe eine Fernsehshow, in der Mitglieder der Regierung mit Kameras ausspioniert würden, damit der Staat für die Bürger transparent und durchschaubar ist, und natürlich um voyeuristische Triebe zu befriedigen, die am Gegenteiltag genau diejenigen hätten, die in der echten Welt wirklich nicht Big Brother gucken und nicht nur immer behaupten sie täten es nicht. Das wäre immerhin eine große Mehrheit, Big Brother steckt nämlich in echt in einer ziemlichen Quotenkrise.
    Am Gegenteiltag würden mehrere Millionen Angestellte Opel feuern. Die Polizei würde die Nazis mit Wasserwerfern von der Straße treiben, damit die Antifa feiern kann. Die Reichen würden aus Hamburg und Berlin verschwinden, weil die Mietpreise rapide fallen würden und die Reichen fänden, dass solche Preise weit unter ihrem Niveau seien.
    Schwarzfahrer würden sich Namen, Adressen und Telefonnummern von Kontrolleuren der Bahn aufschreiben, und zwar weil die so attraktiv wären! Tausende Verkäufer würden plündernd und marodierend durch die Discounter des Landes ziehen und danach Witze über Stefan Raab machen.
    Ich hätte mit meiner Freundin Schluss gemacht. Das wäre ganz schön dumm gewesen. Afrika würde den Westen ausbeuten. Asylanten würden den deutschen Mob anzünden und islamistische Armeen würden westliche Demokratien besetzen um Zivilisation zu bringen. Das Klima würde von Tag zu Tag kälter werden, die Sahara würde einfrieren und Eisbären würden die ganze Welt überrennen.
    Irgendwie wird das alles immer düsterer. Die Welt ist so verkehrt, die wäre nicht mal in Ordnung, wenn sie ihr eigenes Gegenteil wäre. Sponge Bob hat mich deprimiert. Ich nehme ein Stück Schinken von der rohen Pizza und esse es. Schmeckt komisch. Mein Magen erklärt mir den Dschihad. Ich muss kotzen. Wenn heute Gegenteiltag wäre, dann würde ich jetzt literweise bröckelige Kotze trinken. Irgendwie bin ich froh, dass es so etwas wie den Gegenteiltag in echt nicht gibt.

    Geändert von DieHeiligeSandale (22.01.2010 um 17:38 Uhr)

  2. #2
    Um dabei zu bleiben, wieder eine neue lyrische Form auszuprobieren, folgt nach dem Haiku in der letzten Runde diesmal eine Ballade. Hat mich jetzt eine ganze Weile gekostet, das Ding zu schreiben …

    Wer übrigens das historische Vorbild erkennt, kriegt einen Keks.

    The World Amiss

    As thou hadst closed thy eyes at night
    On either side the dreamscape lied
    Endless nightmares, death, and fright,
    For no man ever hath proscribed
    The evils of the world amiss.
    And up and down the dreams shalt go,
    Profaning deep'st desired glow
    Ev'ry time thy thought let'th flow
    Throughout the evil world amiss.

    To fight the rotten dreams so dreary,
    To live the concupy of Mary,
    All thou hadst to spill is cherysh
    All it bringeth, all it carrieth,
    The long desired world amiss.
    Admission cost'th thy hopes and levy,
    On entering abandon ev'ry,
    Stridest nude and stridest heavy
    The gates to evil world amiss.

    Deep into that darkness staring,
    Thou hadst wait for gloaming, glaring
    Of those nightmares, creeping, raring
    And the nights those shalt bring bearing
    With no chance to ever shun.
    And down the dreamscape's dim expanse
    Like some old guardian in a trance,
    Waiting all to save the dance
    Siteth she, the putrid Nun.

    In the stormy nights of crying,
    The putrid Nun chant'th loud and fyring,
    Chas'th away all nightmares tryings
    With a hearty will but viling.
    And so it dieth, the world amiss.
    As thou again openest thy eyes
    The nightmares shalt no longer gyve
    And free thou art, forever 'live
    For it hath gone, the world amiss.

  3. #3
    Zitat Zitat von Ranmaru Beitrag anzeigen
    Um dabei zu bleiben, wieder eine neue lyrische Form auszuprobieren, folgt nach dem Haiku in der letzten Runde diesmal eine Ballade. Hat mich jetzt eine ganze Weile gekostet, das Ding zu schreiben …

    Wer übrigens das historische Vorbild erkennt, kriegt einen Keks.

    The World Amiss

    As thou hadst closed thy eyes at night
    On either side the dreamscape lied
    Endless nightmares, death, and fright,
    For no man ever hath proscribed
    The evils of the world amiss.
    And up and down the dreams shalt go,
    Profaning deep'st desired glow
    Ev'ry time thy thought let'th flow
    Throughout the evil world amiss.

    To fight the rotten dreams so dreary,
    To live the concupy of Mary,
    All thou hadst to spill is cherysh
    All it bringeth, all it carrieth,
    The long desired world amiss.
    Admission cost'th thy hopes and levy,
    On entering abandon ev'ry,
    Stridest nude and stridest heavy
    The gates to evil world amiss.

    Deep into that darkness staring,
    Thou hadst wait for gloaming, glaring
    Of those nightmares, creeping, raring
    And the nights those shalt bring bearing
    With no chance to ever shun.
    And down the dreamscape's dim expanse
    Like some old guardian in a trance,
    Waiting all to save the dance
    Siteth she, the putrid Nun.

    In the stormy nights of crying,
    The putrid Nun chant'th loud and fyring,
    Chas'th away all nightmares tryings
    With a hearty will but viling.
    And so it dieth, the world amiss.
    As thou again openest thy eyes
    The nightmares shalt no longer gyve
    And free thou art, forever 'live
    For it hath gone, the world amiss.
    Romeo and Juliet? :0

  4. #4
    Nein. xO

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