Arranges hatte alsbald ein wärmendes Feuer aufgeschichtet und entfacht. Ob es wohl Sinn macht, einen Heiltrank auf die Verspannung anzuwenden... Die Wolken hatten sich, seit sie rasteten nochmal deutlich verdichtet. Es musste früher Abend sein und die Dämmerung würde schon bald dafür sorgen, dass die Schatten außerhalb des Feuerscheins annähernd undurchdringlich werden würden. Murrend begann Arranges eine oberflächliche Bestandsaufnahme der Vorräte, die er bei sich trug. Es war nicht mehr sehr viel. Es würde vielleicht noch für 5 Tage reichen. Die zwei ledernen Beutel wieder fest verschnürend, gesellte er sich zu Erynn und wollte sich setzen... Allerdings hatte es mehr Ähnlichkeit mit einem großen Felsklumpen, der hart auf dem Boden aufschlug. Der Magier hatte weder Kraft, noch Gedult, sich weiter gegen die Verspannung zu stemmen, er hatte sich einfach auf den von teils braunem, aber dennoch dichtem Gras bewachsenen Grund fallen lassen. Au...! Er drehte den Kopf und rang sich ein Lächeln ab. 'Willst du etwas essen? ...'
Die Elfin beobachtete ihren Reisegefährten hinter halbgeschlossenen Lidern, während er seinen Arbeiten nachging. Sie wünschte, ihr fiele etwas ein, wie sie sich nützlich machen könnte. Arranges dabei zusehen zu müssen, wie er sich mit jeder Bewegung quälte, frustrierte sie nur nochmehr, als es ohnehin schon der Fall war. Stumm brütete sie vor sich hin, so daß es einen Moment dauerte, bis sie auf seine Frage reagierte. Essen? Jetzt? Igitt... Erynn war noch so verschreckt von dem vorangegangenen Panikanfall, daß ihr ohnehin latent übel war. Allein bei dem Gedanken daran, jetzt noch irgendwelche Nahrung herunterwürgen zu müssen, drehte sich ihr der Magen um. "Nein", sagte sie und bemühte sich, nicht allzu angeekelt zu klingen. "Ich hab wirklich keinen Hunger..."
'Hmm... gut, dann eben nicht...' Genau genommen hatte er selbst keinen Hunger, aber als er ihr kurz ins Gesicht sah, überlegte er doch ernshaft einen Momant lang, ob er sie nochmal fragen sollte. Das Bild, das er von ihr in Erinnerung hatte, als sie von Skingrad nach Norden ins Hochland aufgebrochen waren, sah irgendwie ganz anders aus. Jetzt wirkten ihre Wangen doch leicht eingefallen und auch sonst hatte er irgendwie das Gefühl, als wäre sie zerbrechlicher denn jeh. Unmerklich schüttelte er den Kopf und blickte wieder in die Flammen. Das bildest du dir ja doch nur ein... Nach einer Weile des Schweigens ergriff er wieder das Wort: 'Versuch ein wenig zu schlafen... ich werde die Wache übernehmen...' Leise knurrend fügte er mehr zu sich selbst hinzu: 'Hinlegen werde ich mich nicht, sonst laufe ich noch Gefahr, morgen gar nicht mehr aufstehen zu können...'
"Ich wußte doch, daß es schlimmer ist als du tust", bemerkte sie und musterte den Beschwörer wachsam. "Warum willst du dann unbedingt schon wieder wach bleiben? Lehn dich an einen Baum zum Schlafen, das tust du sonst doch auch..."
Der Kopf des Kaiserlichen fuhr herum. 'Du hast nicht die geringste Ahnung!' Blaffte er. 'Ich bin froh, wenn es außerhalb jeder Berührung oder Belastung nur ein bisschen weniger schmerzt... Außerdem... willst du etwa Wache halten? Nachts und praktisch bewegungsunfähig?! ... Leg dich einfach hin und mach die Augen zu...!'
Ich wußte, es ist eine dumme Idee, ihn darauf anzusprechen. Unverletzlich, nicht wahr, Beschwörer? Du hast wirklich nen üblen Hau, was das betrifft... Erynn hatte nicht das geringste Interesse daran, diese leidige Diskussion schon wieder auf die Spitze zu treiben. Sie ahnte zwar, daß ihre Sorge bei Arranges so ankommen mußte, als unterstelle sie ihm Schwäche -in der Hinsicht war er ihren Kriegerkollegen ähnlicher, als ihm vermutlich lieb gewesen wäre- andererseits machte sie sich in Momenten wie diesen wirklich Gedanken. Aber sie hob nur beschwichtigend die Hände, um den Magier nicht weiter in Rage zu bringen. "Ich meinte nur... nein. Du hast wahrscheinlich recht", sagte sie und tat wie geheißen, wenngleich sie nicht glaubte, so bald Schlaf finden zu können.
Arranges schrak hoch, als ihn ein eiskalter Luftzug im Gesicht streifte. 'Was zur Hölle...' Nuschelte er, als er sich verwirrt umblickte. Er lag neben einem Baum in einer eher unbequemen Position. Vor sich erkannte er den übriggebliebenen Kohlehaufen des Feuers, von dem eine dünne Rauchfahne aufstieg, außerdem lag... Schnee? ... ! Eine hauchzarte Decke aus reinem Weiß hatte sich während der Nacht über diesen entlegenen Teil Tamriels gelegt... und er... war eingeschlafen. Völlig ausgekühlt, spürte er jetzt, dass beißende Kälte wie tausend Nadeln in jeden Muskel seines Körpers stach, vor allem aber sein Rücken schmerzte noch mehr. Sein Blick wanderte zu Erynn, die nur leicht zitternd inmitten des Schnees lag. Den Umhang hatte er unnütz um die Schulter geschlungen, genau wie die Decke zusamengerollt an seinem Gürtel hing. Verdammt! Strauchelnd kam er auf die Beine und riss sich noch während er zu ihr hinüberging, den Umhang von den Schultern. Er verkniff sich die Frage, ob sie gut geschlafen hatte, dem war offensichtlich nicht so. Noch während er allerdings nach dem Umhang die Decke ebenfalls über sie breitete, zuckte er erschrocken zusammen. Ihr Gesicht sah... total eingefallen und so überhaupt nicht gesund aus. 'Erynn... was... geht es dir gut?' Fragte er ehrlich besorgt, als er sie unwillkürlich im Nacken hochstützte und sie ihn mit flatternden Lidern ansah...
Die Dunmer war gut damit beschäftigt, ihre Gedanken so weit zusammenzuzuhalten, daß sie den Feuerzauber aufrechterhalten konnte, mit dem sie sich zu wärmen versuchte. Aber sie war es einfach nicht gewohnt, sich so lange zu konzentrieren, und so entglitt die Magie ihr wieder und wieder, wenn sie in ihren Überlegungen abschweifte. Und dann mußte es natürlich auch noch anfangen zu schneien! Immer wieder dieser verdammte Schnee! Als Arranges sie völlig unerwartet ansprach, zerriß das feine arkane Gespinst völlig, das sie bis dahin mit so viel Mühe zusammengehalten hatte. Verwirrt schaute sie ihn an, als sie fühlte, wie er die Hände unter ihren Nacken schob und ihren Kopf vorsichtig anhob. Die Sorge in seiner Stimme war kaum zu überhören gewesen. "Hm? Ja... also, nein. Mir ist kalt und es gelingt mir nicht wirklich, die Feuermagie zusammenzuhalten... und der Schnee ist so verdammt hell...", antwortete sie zerstreut.
Gar nicht weiter darüber nachdenkend, griff Arranges einfach nach seiner Magie, während er Erynn aufsetzte und einen Arm um ihre Schultern legte. Erst einige Herzschläge später fiel ihm auf, dass sich auf Kosten seiner geistigen Anwesenheit wohl doch wieder relativ viel seiner arkanen Kräfte wieder regeneriert hatten. Auch wenn es noch lange nicht für solide Zauber reichen würde, aber die kleinen Annehmlichkeiten der Magie waren damit wiedergekehrt und im Moment brauchte er nicht mehr, als den simplen Wärmezauber um Erynn zu helfen. Ein weiterer Blick in ihr Gesicht bestätigte, dass sie tatsächlich einen beinahe alten Eindruck machte. Einer Eingebung folgend, warf er einen Blick auf den zauber an ihrem Bein. Der schwarzen Masse schien die Kälte nichts ausgemacht zu haben, aber irgendwie glaubte Arranges, dass sie ausgefransten Ränder des Geflechts ein wenig weiter um sich gegriffen hatten. Wieder schaute er in die Augen der Kriegerin. 'Erynn... sag mal... fühlst du dich irgendwie... geschwächt?'
"Ich... ja. Das hab ich schon versucht, dir zu sagen. Es ist dieses Ding an meinem Bein..." sie verstummte für eine Weile wieder und genoß einfach die Wärme, die der Kaiserliche in ihre kalten Glieder schickte, ein stetiger, kräftiger Strom im Gegensatz zu ihren erbärmlichen und flüchtigen Versuchen, irgendwie brauchbare Magie zu weben. "Warum fragst du? Ist dir irgendwas eingefallen?"
'Nun... ja... irgendwie siehst du abgemagert aus, als hättest du seit Wochen kaum etwas gegessen...' Arranges hatte die allgemeine Verwirrung noch nicht ganz überwunden. 'Nein... mir ist noch nichts eingefallen... aber jetzt, da ich dich so sehe, hat es fast den Anschein, als würde der Zauber irgendwie an deinen Kräften zehren...' Er war beinahe selbst erschrocken von seiner Überlegung, aber eben genau so sah es aus, zählte man in diesem Moment eins und eins zusammen...
"So fühlt es sich jedenfalls an", sagte sie, froh darüber daß Arranges scheinbar endlich begriffen hatte, was sie ihm schon seit einiger Zeit klarzumachen versuchte. Diese Ranke saugte sie irgendwie aus. Ganz langsam nur, aber stetig. Wieder wurde ihr ein wenig übel, als sie das Ding an ihrem Bein betrachtete. "Nein, ich habe genug gegessen, mach dir keine Gedanken. Bis ich mir dieses Zeug eingefangen hatte, war ich jedenfalls bei Kräften..."
'Vielleicht solltest du wenigstens versuchen etwas zu essen...' Murmelte er halblaut, aber noch immer besorgt, während er auf das schwarze Zeug schaute. Je genaue er es betrachtete, desto weniger Zweifel hatte er, es war wirklich gewachsen... Aber was soll damit bezweckt werden...? Ich kann noch immer keinen Sinn dahinter erkennen...
Erynn, die gerade wieder einmal die schleimige Masse genauer angeschaut hatte, als gut für ihre Nerven war, merkte, wie sie bleich wurde. Um mit diesem Eindruck im Kopf auch nur an etwas Eßbares zu denken, war sie definitiv noch lange nicht hungrig genug. Fang nicht schon wieder an... sieh lieber zu, daß du dieses Ding irgendwie zerstört kriegst. "Nein", sagte sie stattdessen "ich mag einfach nichts essen. Dieser Schleim hier..." sie verzog das Gesicht ein wenig "...das ist doch irgendwie ekelhaft."
Arranges seufzte. 'Gut... aber früher oder später musst du essen...' Er rückte von ihr ab und richtete sich mit unterdrückt schmerzverzerrtem Gesicht auf. 'Dann würde ich vorschlagen, dass du dir den Umhang und die Decke umhängst... dann setzen wir unseren Weg fort...'