Festung der Heiler; Torhaus
Juan presste sich an die Wand der Mauer und war völlig starr, denn er hatte jedes Wort von Tantchens Ausführungen vernommen. zunächst erschien es ihm klug, zu warten, bis beide den Innenhof betraten, aber dann beschlichen ihn Zweifel. War es nicht so, dass man, sobald man in Sicherheit war, anhielt und verschnaufte? Somit war er schnell quer über den Innenhof gehuscht, bevor Arranges und Tantchen ankamen, hatte eine Tür neben dem Haupttor geöffnet, war hineingeschlüpft und hatte die Tür angelehnt. Hier wollte er warten und der Verzweiflung der Beiden lauschen. Aber was bekam er jetzt zu hören? Die komplette Lebensgeschichte der Frau, die er beschatten sollte. Mehr gab es nicht über sie zu erfahren, zumindest nichts mehr Relevantes. Und nun? Was soll ich eigentlich tun? Sie im Auge behalten. Sie davon abhalten, den Heilern etwas anzutun. Ja, ich soll die Heiler beschützen. Vor der Frau. Aber es gibt keine Heiler. Und auch keine Frau. Die Heiler sind Nekromanten, die Frau ein halbes Monster. Juan, langsam gerät das alles aus dem Ruder.
Der als Mönch verkleidete Agent presste sich noch fester an die Wand und spitze die Ohren. Auf die Reaktion des Beschwörers war er gespannt.
Festung der Heiler; Torhaus
'Ihr wisst also nicht,w as es mit diesem Angriff auf sich hat'. Der Agent dachte bei diesen Worten von Arranges an die Situation auf dem Eckturm zurück. Vor seinem geistigen Auge hatte er plötzlich wieder den Festungskommandanten, der mit seinen Nekromantiekünsten die beiden zurück in die Festung trieb. Wie eingebrannt hatte sich der irre Gesichtsausdruck des Mannes. Die pulsierenden Adern an dessen Hals. Die wild fuchtelnden Hände. Die Luft, die vor Magie knisterte. Das verrückte psychopatische Schreien, als wolle er etwas beweisen. Und dann das höhnische Lachen als er verdeutlichte, dass Juan nichts anderes übrig blieb als zu schweigen, wenn er am Leben bleiben wollte. Selbst wenn er es aus dem Kloster schaffen würde und dann draußen erzählen würde, was hier vorging, er hatte keine Zweifel daran, dass er dann nicht mehr lange zu leben hatte, der Hohepriester würde schon dafür sorgen.
Juan faltete die Hände, rang mit ihnen, legte sie sich auf das Gesicht und konzentrierte sich. Also heißt es weiter, zu schweigen. Die Frau beobachten und sie von irgendwelchen Dummheiten abhalten. Diese Vereinigung kann sie nicht aufhalten. Ich würde nur zu gerne jetzt nach draußen treten und ihr mitteilen, was ich weiß. Aber ich kann es nicht. Ich stehe mit Sicherheit auch unter Beobachtung. Ich muss irgendwie anders mit den beiden da draußen in Kontakt treten. Ich werde am Besten herausfinden, wo die Frau nächtigt und sie dann kontaktieren.
Er wartete weiterhin ab, ob das Gespräch ihm noch weitere Informationen liefern würde.
Hochland ws. v. Chorrol; Festung d. Heiler; Tantchens Kammer -> Arranges Studierz.
Die Gedanken in Arranges Kopf überschlugen sich. Schon allein, um seine Wut zu bändigen, die ihm wegen der augenscheinlichen Niederlage dort unten wiederfahren war, malte er sich im Gedächtnis die Szene so aus wie seine beschworenen Kreaturen ihre Feinde in Stücke rissen... Ich war zu nachlässig und habe meine Gegner auch noch unterschätzt... das kann ich auch nicht dadurch entschuldigen, dass sie mit dem Überraschungseffeckt auf ihrer Seite angriffen. Dremora und andere Daedra aus Oblivion gut und recht, meine Untoten sind aber zu schwach... ich muss entweder auf Masse setzen, so wie es offensichtlich der gegnerische Beschwörer tat... 3 Ahnengeister erscheinen nicht einfach so, aber wo hat er sich nur auf der kargen Ebene dort unten vor der Schlucht versteckt? Unsichtbarkeit, Kamälionzauber? Gut möglich, aber dann muss es ein verdammt mächtiger Magier gewesen sein... Ich kann mir das nicht verzeihen... Ich muss den Beschwörungszauber für einen Lich erlernen und zwar sofort. Aber dazu brauche ich meinen Lehrer. Er hat zwar an sich nichts mit Nekromantie am Hut, aber sein Konzentrationstraining half mir schon viele Jahre zuvor auch... Aber nun muss es auch einmal so gehen!
Ich werde mit ihr mitgehen, aber nur, weil ich befürchte in meiner eigenen Kammer nicht ungestört zaubern zu können... 'Ich werde mit euch kommen.' Und damit folgte er ihr.
Arranges schon sich hinter der Bretonin in den kleinen Raum. Wo sind wir hier? Wohl in einer Abstellkammer... Dachte sich der Kaiserliche, als auch er plötzlich ein Gereusch wie ein Wimmern wahrnahm. Und gleich darauf die Frage von Tantchen an sein Ohr drang. Ich würde mal sagen, dass hier Dinge vor sich gehen, die nicht ganz in die öffentliche Gesellschaft passen wollen... 'Keine Ahnung,' beantwortete der Nekromant ihre Frage und fügte hinzu, 'Aber wir sollten heute Nacht besser vorsichtig sein, ich sah dieses Kloster immer als eine Art zu Hause an, doch nun ist mir das Gemäuer und einige seiner Bewohner mehr als unsympatisch...'
Doch überlegte es sich der Kaiserliche nach einem Moment anders. Er drehte sich zu Tantche und sagte: 'Ich werde mich in mein Zimmer zurückziehen. Ich muss etwas für mich allein sein, aber habt keine Angst, euch kann nichts passieren. Wenn es tatsächlich jemand auf dich, mich oder uns beide abgesehen hat und dich jemand behelligt, sih zu, dass du unauffällig zu mir kommen kannst. Ich für meinen Teil muss über den Angriff von heute nachdenken, denn erstens glaube ich nicht, dass diese Untoten natürlicher Magie waren und zweitens waren es auch recht viele Beschwörungen auf einmal... Das ist nicht gerade normal wisst ihr.' Und mit diesen Worten drehte sich der Kaiserliche auf dem Absatz um und ging in sein Zimmer.
Als er die Tür hinter sich schloss, war er in heller Aufregung, von einer wahnsinns Euphorie gepackt, legte er hektisch die Schriftrolle aus Chorrol auf den Tisch und begann damit, auf eine sehr ungewöhnliche Weise, also ohne irgendeine materielle Basis, die sterblichen Überreste irgendwelcher Wesen, sich den Zauber zur Beschwörung eines Lichs beizubringen...
Festung der Heiler; im Inneren
Juan hatte dem Gespräch weiterhin gelauscht, bis sich die beiden entfernten. Sie ist also auf Bannzauber, welche für Untote geschaffen sind, allergisch. Vielleicht ist mir das noch einmal zu irgendwas nütze, aber nun heißt es erst einmal, herauszufinden, wo genau ich sie einzuordnen habe.
Kaum waren Tantchen und Arranges vom Innenhof verschwunden, schob der Agent die Tür auf und folgte den beiden. Er schlich ihnen hinterher durch die Gänge und die schmale Treppe hinauf, bis er vor der geschlossenen Tür von Tantchens Kammer stand. Wie nebenbei ging er daran vorbei und um die nächste Ecke. Hier wartete er im Halbdunkeln ab.
Nach kurzer Zeit schwang die Tür auf, der Beschwörer trat heraus und entfernte sich schnellen Schrittes. Juan blickte gespannt den Gang entlang, aber es tat sich nicht.
Nun, jetzt muss ich mir überlegen, wie ich Kontakt zu ihr aufnehme. Am besten nächste Nacht, also..., und er huschte auf direktem Weg in die Bibliothek. Letzte Nacht hatte er auf seinen Streifzug festgestellt, dass sie Nachts verschlossen war und niemand Zutritt genoss. Das Schloss allerdings war für ihn kein Problem. So nahm er sich jetzt hier in der Bücherhalle einen Federkiel und ein Platt Pergament und schrieb in schön verschnörkelter Schrift, welche nicht seine Handschrift war: "[FONT="Comic Sans MS"]Treffe euch um Mitternacht in der Bibliothek der Festung. Kommt allein![/FONT]". Juan stutzte, unterschrieb dann jedoch mit "[FONT="Comic Sans MS"]Ein Freund[/FONT]". Er legte alles weg, faltete das Blatt und ließ es in einer Robentasche verschwinden. Dann verließ er die Bibliothek und begab sich wieder zu Tantchens Zimmer. Er lief in langsamen Gang wie nebenbei vorbei, mit gesenktem Kopf, und als er auf der Höhe der Tür war, griff er blitzschnell in seine Tasche. Er kniete sich im Laufen hin, schob das Blatt unter der Tür durch und huschte schnell hinter die nächste Ecke. Dann ging er im normalen Tempo durch die Gänge, bis er zu der Treppe kam, wo die beiden Wächter standen und an deren Ende sich sein Zimmer befand. Langsam stieg er in die Finsternis hinab.
Festung der Heiler; Bibliothek
Unten in seinem Raum angekommen, verschloss Juan zuerst die Tür hinter sich und verharrte. Durch die dicken Steinwände drangen allerhand Geräusche, hauptsächlich die, die er das letzte Mal auch gehört hatte. "Machen die denn nie Pause mit ihren perversen Machenschaften...", murmelte er monoton vor sich hin und ließ sich dann auf dem Bett nieder. Er legte die Kapuze und die Robe ab und holte sein Buch unter seinem bett hervor. Er begann wieder ein wenig zu lesen, ließ dies aber sehr schnell wieder sein. Das Buch tat er zurück und beschloss, ein wenig zu schlafen. Schnell war er weggenickt, trotz der unheimlichen Umgebungsgeräusche.
Mitten in der Nacht wachte der Agent auf, seine innere Uhr wusste, wann sie den Rothwardon wecken musste, damit er seine Aufträge erfüllen konnte. Schnell erhob er sich, legte hastig seine Robe und die Kapuze an, zog letztere Über und verließ schnell seinen Raum.
Die Treppe war er schnell nach oben gegangen, und kurze Zeit später, eine halbe Stunde vor Mitternacht, erreichte er die Bibliothek. Ein kurzes Nesteln unter der Robe, ein leises Knacken, und die Tür war offen. Leise huschte der Agent hinein und schloss die Tür hinter sich, aber ohne sie zu verriegeln, Tantchen sollte schließlich eine Möglichkeit haben, zu dem Treffen zu erscheinen.
Drinnen blickte sich Juan um. Viele Bücherregale, vollkommene Dunkelheit. Langsam ging er zu einem der Lesetische. Hier zündete er eine Kerze an und stellte einen Stuhl davor, sodass es aussah wie die Aufforderung "Setz dich". Auf den Platz neben der Kerze schrieb er wieder ein Pergament: [FONT="Comic Sans MS"]"Augen geradeaus."[/FONT]. Dieses legte er verdeckt auf den Platz.
Nachdem er alles präpariert hatte, wich er zurück und versteckte sich zwischen zwei Bücherregalen, welche vollkommen im Schatten und im Rücken des Stuhles lagen. So wartete er lautlos auf Tantchens Erscheinen.
Festung der Heiler; Bibliothek
Juan spähte hinter dem Regal hervor, als Tantchen hereintrat. Seine Augen, die sich an die Dunkelheit gewöhnt hatten, erkannten jedes Detail im Raum. Kaum stand Tantchen in Position, wartete der Agent und betrachtete ihren Rücken. Sie leistete dem Zettel wahrlich Folge. Der Rothwardon trat hinter dem Regal hervor, sodass er bequemer stehen konnte, Tantchens Bewegungen ideal sehen konnte und dazu selbst noch im Dunkel stand. Nun sprach er sie mit leiser und gedämpfter Stimme von hinten an.
"Wenn ihr euch herumdreht, ist unser Gespräch beendet. Also setzt euch ruhig, somit kommt ihr nicht in die Versuchung, dies aus Versehen zu tun.". Durch die vielen Bücher und den übermäßigen Gebrauch von Teppichen klang die Stimme Juans wie die eines Unbekannten, was ihm sehr entgegen kam und weshalb er auch diesen Ort ausgewählt hatte nebst der Ungestörtheit.
Er lehnte sich mit dem Rücken an das Regal und wartete ab, ob Tantchen das Wort ergreifen würde, schließlich kam sie ihm als eine sehr neugierige Person herüber. Vor allem aber achtete er darauf, dass sie keine unerlaubten Anstalten machte, sich herumzudrehen.
Festung der Heiler; Bibliothek
"Nun...", setzte Juan mit leiser Stimme an, "...ihr seid jetzt einige Tage im Orden, und euer Erscheinen ist, ich sage jetzt mal, nicht unbeobachtet geblieben von der breiten Masse des Klosters.".
Juan machte eine bedeutungsvolle Pause.
Jetzt schock ich sie. Sie kann mir nichts vormachen, selbst wenn sie ruhig reagiert, innerlich wird sie aufgewühlt sein wie die See.
"Desweiteren sind sich einige Leute über eure Ziele, den Orden zu vernichten im Klaren. Nur das wie wäre interessant, da ihr ja als....", Juan lächelte im Schatten, "...untotes Wesen nicht gerade das seid, was man unanfällig auf Nekromantie bezeichnen würde. Ein einfacher Bannzauber bringt euch in Rage und außer Kontrolle."
Das was ich weiß, wird sie aus der Fassung bringen. Juan verstummte und ließ seinen Blick auf dem Rücken von Tantchen liegen.
Festung der Heiler; Bibliothek
Juan stieß sich von dem Regal ab und kam etwas näher.
"Ihr wisst nicht, was ihr soeben spracht. Gerade ihr müsst wissen, wie schwer es ist, einen einzigen Untoten aufrecht zu erhalten. Habt ihr euer Erlebnis vergangenen Nachmittag etwa schon verdrängt? Glaubt ihr wirklich, dass all diese Wesen natürlicher Natur waren? Ich sage euch etwas: Ihr wisst nicht, mit wem ihr euch einlasst. All diese Kreaturen beschwor ein einziger Mann. Und ich hatte das Gefühl, damit war er noch lange nicht ausgelastet. Schlagt euch euren Plan aus dem Kopf, das wäre mein Hinweis an euch.".
Juan zog sich wieder an das Regal zurück.
Festung der Heiler; Zimmer in den Katakomben
Juan war ein wenig erstaunt. War die Frau nicht interessiert, den Orden auszulöschen? Warum dann reagierte sie auf die unerwartete Hilfe von außerhalb so seltsam-aggressiv? Der Agent bereute in diesem Moment seinen Schritt, mit dieser Frau ein Treffen arrangiert zu haben, denn nun wusste sie, dass sie beobachtet wurde von jemanden, dessen Rolle nicht einzuordnen war in diesem untoten Spiel: durch ihn.
Der Rothwardon entschloss sich, das Gespräch zu beenden, denn er sah hier keinen Sinn mehr, es fortzuführen. Es würde sich nur hochschaukeln, und am Ende würde vielleicht noch seine Tarnung aufgehoben. "Dann geht euren Weg...", meinte der Agent nur kurz angebunden und in leisem Tonfall. Dann zog er sich in die Dunkelheit zurück und ehe Tantchen überhaupt aufstehen konnte, war Juan schon an der Tür und huschte hinaus. Lautlos schloss er sie und schlich schnellen Schrittes durch die Gänge, als er dann außer Reich- und Sichtweite war, schlug er einen normalen Gang mit gesenktem Kopf an, halt wie ein Mönch, der nachts durch die Gänge wandelt.
Kurze Zeit später war Juan die dunkle Treppe hinuntergestiegen und saß in seinem Zimmer auf dem Bett. Die Tür war abgeschlossen. Was habe ich mir eigentlich dabei gedacht? Juan, deine Aufgabe ist es, diese Frau zu observieren. Nichts weiter. Dich haben diese Vorgänge in der Festung absolut nicht zu interessieren. Warum mischt du dich ein? Warum willst du dieser untoten Kreatur helfen? Kreatur? Mensch? Ach, was weiß ich..., und er rieb sich die schweißnasse Stirn mit dem Robenärmel. Dann entledigte er sich seiner Robe und der Kapuze und legte sich wieder auf das Bett. Das Buch war rasch hervorgeholt, aber er schlug es nicht auf, sondern betrachtete nur das verwitterte Pentagramm auf dem Einband.
Festung der Heiler; Tiefer in den Katakomben
Juan bekam von den Geschehnissen draußen zunächst nichts mit, da er sich allmählich an die Umgebungsgeräusche gewöhnt hatte, die hier vorherrschten. Dazu zählten weit entfernt klingendes Schreien, Stöhnen, Krachen, Knallen und Rumoren. Stattdessen fand der Agent endlich mal wieder Zeit, in dem Buch zu blättern, um vielleicht etwas genaueres Über die Nekromantie zu erfahren. Dieses Kapitel behandelte sein Werk schließlich ausgiebig, und er wurde auch fündig. Beim Lesen der verschiedenen Abschnitte verschlug es ihm ab und an die Sprache, vor allem die Tatsache, dass professionelle Nekromanten am liebsten frische 'Körper' verwendeten, ließ ihn das Lesen unterbrechen und den perversen Geräuschen lauschen. Nachdem er sich ein wenig über die Praktiken informiert hatte, klappte Juan das Buch zu und versteckte es wieder unter dem Bett. Nun saß er einfach nur da, und ihm kam ein skurriler Gedanke. Bücher über Nekromantie müssen doch hier auch existieren. Wo sind diese?
Nach kurzer Überlegung rappelte er sich auf, warf sich seine Verkleidung über und verließ den Raum. Diesmal wand er sich jedoch nicht Richtung Treppe, sondern begab sich tiefer in die Katakomben. Er wollte nur die ersten Türen, die sich ihm zeigte, inspizieren, allzu tief in die verschlungenen Gänge wollte er nicht vordringen.
Er kam nach kurzer Zeit zu dem ersten Durchgang und warf hier einen Blick hinein. Der Raum war groß und komplett leer. "Platz haben sie ja...", murmelte der Agent leise und schritt weiter voran. Am nächsten Türbogen fand er ebenfalls ein verlassenes Zimmer vor, jedoch war dies schaurig ausgestattet. Ein Opferaltar befand sich in der Mitte des Raumes, darum war ein rotes Pentagramm auf dem Boden gemalt, überall standen erloschene Kerzen und auf einem leicht erhabenen Podest befand sich ein leerer Bücherständer. Im Halbdunkeln glaubte Juan, getrocknetes Blut zu erkennen, aber schnell schritt er weiter. Schließlich fragte er sich schon wieder, warum er so herumschnüffelte. mit diesem Verhalten würde er seine Neutralität gegenüber seines Auftrages nicht gerecht.
Diese Gedanken rückten schnell in den Hintergrund, denn der dritte Raum ließ Juan fündig werden. Hier waren im fahlen Fackellicht Bücherregale zu sehen, welche bis unter die nicht gerade niedrige Decke reichten. Unzählige Korridore , durch die Regale gebildet, eröffneten sich dem Blick des Agenten, als er seine Augen schweifen ließ. Seine Augen tasteten die Umgebung ab, niemand war zu sehen. Schnell huschte er in einen der Gänge und ließ seinen Blick über die ordentlich eingeräumten Buchrücken gleiten.
Langsam lief er das Regal ab. Hier gab es wirklich alle möglichen verbotenen Werke des Reiches, Juan kam dabei der Gedanke, dass man ihm allein dadurch, dass er diesen Vorrat nicht meldete, den Prozess machen konnte, aber das verdrängte er geschwind.
Seine Augen blieben nach einiger Zeit plötzlich an einem Einband hängen, welches ihm nur zu bekannt vorkam. Langsam griff er es und zog es heraus, und tatsächlich: Das war sein Buch, dass er unter dem Bett verklemmt hatte. Lächelnd wollte er es zurückstecken, aber dann erstarre er. Neben der Stelle, von der er das Werk in seiner Hand hatte, erblickte er einen identischen Buchrücken. Eine Abschrift dieses Werkes? Schnell wechselten beide Bücher die Position, und mit glänzenden Augen hielt Juan das Buch in der Hand. Dies war nicht dasselbe, vielmehr war es ein zweiter Band. Ohne groß zu überlegen stopfte es der Agent unter seine Robe und ging Richtung Ausgang. Das war im Grunde nicht seine Art, aber das Verlangen, dieses Buch zu besitzen war stärker.
Nach kurzer Zeit und ohne Zwischenfällen schloss der Rothwardon die Tür seines Zimmers hinter sich ab, streifte Robe und Kapuze ab und warf beides achtlos in die Ecke. Dann setzte er sich und holte sein bestehendes Buch unter dem bett hervor, woraufhin er beide verglich. Auf seinem 'neuen' Buch waren drei Pentagramme statt einem zu sehen. "Also der dritte Band...", murmelte er leise und mit ein wenig aufgeregter Stimme. Flink verklemmte er sein altes Buch unter dem Bett und las in dem neuen bis zum Sonnenaufgang. Dieser dritte Band, so stellte Juan in dieser Zeit fest, legte den Schwerpunkt auf die Leichenpräparation, dieses Thema war in Teil Eins nur kurz erwähnt worden. Interessiert, da es sich sehr auf alchemistische Abläufe konzentrierte, saugte Juan jede noch so kleine Information mit den Augen auf...
Hochland westlich von Chorrol; Festung der Heiler; Arranges Studierzimmer
Die ersten paar Versuche des Nekromanten waren immer mit dem selben Ergebnis beendet: Einige seltsam erscheinende weiße Objekte auf dem boden, die entfernt an zersplitterte Knochen erinnerten und sich kurz nach dem missglückten Beschwörungsversuch auflösten. Nach gefühlten hundert gescheiterten Versuchen, die alle ein mehr oder weniger grotestkes Endergebnis hervorriefen, schaute Arranges aus dem Fenster und stelle etwas erschrocken fest, dass er die ganze Nacht geübt hatte und nichts brauchbares hinbekam.
Er setzte zu einem letzten Versuch an. Arranges nahm alle seine Resourcen zusammen und konzentrierte sich noch ein letztes Mal bevor er zu erschöpft sein würde. Er ballte beide Hände zu Fäusten, dass die Knochen unter der Haut weiß hervortraten. Er nuschelte die Formel von der Schriftrolle vor sich hin und rief sich das Bild eines Lichs ins Gedächtnis. Die Dielen zu seinen Füßen glühten in einem kalten Blau auf und die Raumtemperatur schien um mehrere Grade zu fallen. So war es bei den vorangegangenen Versuchen auch, aber dieses Mal war es anders, eine fremde Energie lag in der Luft und jagte Arranges einen Schauer über den Rücken und plötzlich sah er Schemen vor sich in dem Glühen auf dem Boden. Es war, als würde etwas von weit unten aus einem See auftauchen. Dann ging alles ganz schnell. Ein Skelett, eingehüllt in einen braunen zerfetzten Mantel mit einer Art Krone auf dem Kopf, wuchs aus dem Boden empor. In einer Hand einen Stab, dessen oberes Ende weiß leuchtete. Das letzte Indiez, dass es ein Lich war, verrit die Kreatur dadurch, dass sie nicht wie andere Skelette auf beiden Beinen stand, sondern schwebte. Arranges blieb wie gebannt stehen. Von dem Lich ging eine derartig energische Präsenz aus, dass die Luft zugleich brannte und gefror. Schweißbanen bildeten sich auf dem Gesicht des Nekromanten, als er um die Herrschaft über den Untoten rang, aber nach wenigen Sekunden schwierigster Gedankenarbeit gewann der Kaiserliche die Kontrolle über das imaginäre Band. Doch es war zu viel der Anstrengungen und der Nekromant löste die Beschwörung auf. Von einer Sekunde auf die andere war der ganze Spuk vorüber. Das Zimmer wurde nicht länger von dem Glühen auf dem Holzboden erleuchtet, sondern erneut von den einezlnen Sonnenstrahlen durch das Fenster erhellt. Der Beschwörer stürze beinahe vornüber, während der wenigen Augenblicke, in denen die Beschwörung gewirkt hatte, schien sich die Luft in eine zähe Masse verwandelt zu haben. Nun aber mussten wieder die eigenen Muskeln den Körper des Kaiserlichen tragen.
Ich würde sagen, dass ich das als sehr großen Erfolg ansehen darf... Keuchend taumelte Arranges auf sein Bett zu und ließ sich so wie er war auf die Matratze fallen und schlief auch sofort ein.