Ohne großes Drumherum, hier die nächste Geschichte :D
Schreiben werden Andromeda mit Dreveni Neladren, Glannaragh mit Erynn Releth und meine Wenigkeit mit Arranges Moryn.
Viel Spaß :D
Anschluss an die Handlung von "Krisensitzung".
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Ohne großes Drumherum, hier die nächste Geschichte :D
Schreiben werden Andromeda mit Dreveni Neladren, Glannaragh mit Erynn Releth und meine Wenigkeit mit Arranges Moryn.
Viel Spaß :D
Anschluss an die Handlung von "Krisensitzung".
Sie waren fast genau einen Tag unterwegs. Unerbittlich hatten sie die Tiere vorangetrieben, als es das Gelände zuließ.
Etwas misstrauisch beäugte Arranges das Haus der Dunmer, welches etwas abseits von Cheydinhal stand. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass es doch besser wäre, die Sache selbst in die Hand zu nehmen... Dann aber saß der Kaiserliche ab und trat vor die Tür. Er wartete noch einen Moment, bis Erynn zu ihm trat und klopfte dann zweimal gräftig gegen das Holz. Ich bin mal gespannt, wie viel teurer ihr Können als das der dunklen Bruderschaft ist... Sie mussten nicht lange warten, da hörten sie Geräusche von drinnen. Einen Augenblick später wurde die Tür auch schon geöffnet...
Anschluss an diesen Post im Rollenspielthread.
Auf dem Weg nach Cheydinhal fühlte sie sich immer noch irgendwie betäubt. Auf einer Rast schreckte sie plötzlich aus dem Schlaf hoch mit nur einem Gedanken: Ich hab Feryn getötet, als ob sie es jetzt erst wirklich realisieren würde. Als sie sich mit einer fahrigen Geste über das Gesicht wischte, merkte sie dass sie geweint hatte. Nachdem sie ohnehin keinen Schlaf mehr finden würde, setzte sie ihren Weg fort. Unangefochten erreichte sie zwei Tage später schließlich Mordans Haus. Mordan war nicht da, also räumte sie als erstes ihre Sachen wieder in ihr Zimmer und ging ins Bad. Beim Blick in den Spiegel erschrak sie richtig, der verbitterte Zug um ihren Mund war eher stärker geworden als das er verschwunden war, und ihre Augen sahen ihr kalt und abweisend aus dem Spiegel entgegen. Außerdem konnte man den wenigen Schlaf der letzten Tage sehen.
Am Abend kam Mordan wieder, und sie hatte sich durchgerungen, ihm alles von Anfang an zu erzählen. Als sie fertig war, sah er sie nur leicht lächelnd an. "Es freut mich dass du dich doch entschlossen hast, es mir zu erzählen, auch wenn vermutlich nur, weil Feryn wieder aufgetaucht ist."
"Du wusstest alles?"
"Nicht alles, nicht dass er sich wieder in Cyrodiil aufgehalten hat, aber von damals, ja. Ich habe dich beobachtet." Nachdem er sie eine paar Sekunden schweigend gemustert hatte, sprach er weiter: "Und nach allem was ich über Feryn weiß, hast du das richtige getan. Manchmal passieren Dinge, die keiner so jemals geplant hatte, aber du hast es ja selbst noch gesehen, wie gefährlich dieser Mann werden kann."
Dreveni nickte ihm nur schweigend zu. Natürlich hatte er recht, sie wusste das auch, und trotzdem war irgendwie etwas so ganz und gar nicht in Ordnung. Sie saßen noch eine Weile zusammen, bis Dreveni sich auf ihr Zimmer zurück zog.
Die nächsten zwei Monate reiste sie quer durch Cyrodiil, einmal hätte sie ihr Weg sogar fast nach Hammerfell geführt, hätte sie ihr Ziel nicht noch in Anvil eingeholt. Äußerlich sah es so aus, als hätte sie sich wieder gefangen, allerdings ließen sie die Ereignisse um Feryn immer noch nicht los. An ihrer Arbeit hinderte sie das dieses mal nicht, eher im Gegenteil. War sie früher schon ziemlich abgebrüht gewesen, lies sie sich jetzt von gar nichts mehr beeindrucken.
Der Zufall wollte es, dass sie nach diesen zwei Monaten gerade wieder in Mordans Haus war, als es an der Tür klopfte. Nachdem sie gerade die Treppe herunter kam, öffnete sie auch gleich die Tür. Es hätte sie wohl nur noch mehr überrascht, wenn dort Feryns Geist gestanden wäre, denn ihr Blick fiel auf niemanden anderen als Arranges und Erynn. Sie musterte vor allem Arranges kurz von Kopf bis Fuß, bevor sie wortlos die Türe wieder zuschmiss, mit DEM wollte sie jetzt gerade wirklich nichts zu tun haben. Sie wollte gerade zurück auf ihr Zimmer gehen, da bemerkte sie, das Mordan hinter sie getreten war, sie mit einem mehr als tadelndem Blick bedachte und danach auf die Tür deutete. Mit einem genervtem Seufzer öffnete Dreveni die Tür wieder und sah Arranges fragend an. Die beiden sahen wirklich schlimm aus, stellte sie dabei fest, sie hatten Narben im Gesicht die bei ihrer letzten Begegnung noch nicht da gewesen waren, und ihre Gesichter wirkten eingefallen. Sie machte auch noch keine Anstalten, die beiden herein zu bitten, sondern stand mitten in der Tür. Mordan stand hinter ihr, vermutlich hatte er Arranges erkannt, er vergaß nie ein Gesicht, auch wenn er es nur von einem Steckbrief kannte.
Arranges war nicht wirklich überrascht von Drevenis erster Reaktion. Mehr überraschte ihn, dass er nicht noch einmal klopfen musste. Er musterte kurz das Gesicht der Dunmer. Täusche ich mich oder sind die Mundwinkel noch ein bisschen weiter nach unten gesunken und der Ausdurck in ihren Augen eine Spur kälter geworden...? 'Seid mir gegrüßt Dreveni... hm... war ich wirklich so grob zu euch, dass ihr mir jetzt nichteinmal mehr sagen wollt, wenn ich unerwünscht bin?' Er blickte kurz auf ihren Arm. 'Seltsam... dafür ist der Bruch aber wieder gut verheilt...' Sagte er. Sein Blick fiel auf Mordan. Ein Dunmer, der ein gutes erstes Drittel seiner Lebenserwartung hinter sich hatte. 'Und das ist... euer Lehrer?' Arranges deutete eine Verbeugung an, ehe er wieder der Dunkelelfe in die Augen schaute. 'Bevor ihr wieder die Tür schließt... hätte ich einen Auftrag für euch...'
Von Drevenis Temperament ein wenig unvorbereitet erwischt, schwieg Erynn zunächst, während Arranges scheinbar nicht anders konnte als der Dunmer blöde Sprüche an den Kopf zu werfen nachdem diese sich entschieden hatte, sie doch noch zumindest anzuhören. Kurz schloß sie die Lider, damit die Andere nicht sah wie sie die Augen verdrehte, behielt aber alles in allem einen ruhigen Gesichtsausdrück bei. Wenn du dir Hilfe von ihr erhoffst, solltest du ihr vielleicht einen Grund dafür geben, Beschwörer... "Dürften wir vielleicht hereinkommen, Dreveni?" fragte sie leise und darum bemüht, die Situation ein wenig zu entschärfen.
Dreveni sah Arranges nur abschätzend von oben herab an. Erynn ignorierte sie, auch wenn ihr Erynns Versuch nicht entging, die Situation etwas zu entschärfen.
"Wieviel?" fragte sie Arranges nur, verschränkte die Arme vor der Brust und lehnte sich an den Türrahmen. Auf einmal erklang Mordans Stimme hinter ihr: "Eure reizende Gefährtin hat Recht. So etwas sollte man nicht zwischen Tür und Angel besprechen." Dreveni seufzte noch einmal, als sie merkte, wie Mordan sich umwandte. Ihr blieb heute aber auch nichts erspart. Nachdem sie Arranges noch einen herablassenden Blick zugeworfen hatte, deutete sie mit der Hand den beiden, ins Haus zu gehen. Sie schloss die Tür hinter ihnen und setzte sich zu Mordan und den beiden Gästen ins Wohnzimmer.
Innerlich schlug sich Arranges an die Stirn. Ich hätte das doch selbst machen sollen... Allein die Tatsache, dass sie ihm schon an Körpergröße überlegen war, ärgerte ihn in diesem Augenblick bereits wieder... Als sie alle an dem kleinen Tisch saßen, wartete Arranges noch einen Augenblick, ehe er das Wort ergriff: 'Weshalb ich hier bin, dürfte nicht zu schwer zu erraten gewesen sein... ihr sollt jemanden für mich töten... ich weiss nicht, was ihr normalerweise für diesen Spaß verlangt, aber ich denke, dass es nicht verkehrt ist, bei einem derartigen Auftrag im dreistelligen Berich einzusteigen... möglicherweise wird daraus zum Schluss noch eine vierstellige Summe... wenn ihr interessiert seid, werde ich euch mehr erzählen...'
Erynn kam sich etwas verloren vor, während sie in Drevenis Stube hockte und ihre Blicke zwischen dem Kaiserlichen und der Dunmer hin und her wanderten. Was soll das jetzt wieder heißen, Arranges? Sie soll den Kerl nur finden. Töten werde ich ihn, nachdem mir diese Möglichkeit bei Geshrak und Remogius nicht mehr blieb. Innerlich seufzend entschied sie, Dreveni in einem ruhigen Moment noch einmal ihre Version des Vorhabens zu schildern - vorausgesetzt, die Assassine würde ihnen überhaupt helfen wollen sobald sie erfuhr, daß der Auftrag beinhaltete, daß sie den Beschwörer und sie selbst an der Hacke haben würde. Zunächst jedoch ließ sie Arranges reden und beobachtete nur Drevenis Gesicht aufmerksam. Dazwischenquatschen konnte sie immer noch, wenn der Kaiserliche Gefahr lief, den Bogen zu überspannen.
Sie hatte Arranges mit ausdrucksloser Miene zugehört. Wenigstens lagen seine Preisvorstellungen nicht komplett daneben. "Wo ist der Haken, dass ihr das nicht selbst erledigen könnt? Doch nicht so hart, wie ihr vorgebt zu sein, Beschwörer? Die Summe hängt übrigens vom Aufwand ab, ihr liegt aber nicht ganz daneben. Natürlich auch davon, wo sich das Ziel aufhält." Natürlich wunderte sich Dreveni, warum ausgerechnet Arranges vor ihrer Tür stand und ihre Hilfe - natürlich gegen Bezahlung - wollte. Andererseits schien er wirklich mit Assassinen nie viel zu tun gehabt zu haben, und kannte vielleicht sonst niemanden. Anmerken ließ sie sich das jedoch nicht, und Mordan hielt sich dezent im Hintergrund.
Die Augen des Nekromanten blitzten auf, als Dreveni nicht sofort ablehnte. 'Die Tatsache, dass ich auch noch anderes zu tun habe, als irgendjemandem mit einem Stilett mitten in der Nacht nach dem Leben zu trachten, die Nacht aber dann blöderweise plötzlich an einen Ba...' Er verstummte. 'Verzeiht... was ich eigentlich sagen wollte war, dass ich den Auftrag zuvor etwas unglücklich formuliert hatte. Es geht eigentlich vielmehr darum, jemanden aufzuspüren und lebend, wenn möglich auch unverletzt... festzuhalten. Das ist nicht, was ihr sonst tut um eure Aufträge zu erfüllen, ich weiss, aber die Zielperson soll nicht eines sauberen Todes sterben, wenn ihr versteht...? Warum ich das nicht selbst mache ist einfach erklärt. Ich habe absolut keine Ahnung, wo sich besagte Zielperson in diesem Moment aufhält... das heißt, dass es zunächst ebenfalls an euch ist, ihren Aufentahltsort irgendwie herauszufinden. Aber das dürfte kein größeres Problem für euch darstellen, Dreveni... jedenfalls hoffe ich das... bei der Zielperson handelt es sich um einen Kundschafter. Ein Argonier mit hervorragenden geographischen Kenntnissen von ganz Tamriel. Er heißt Gumora.'
Arranges... Erynn hätte am liebsten laut geschrien. Vermutlich kannte er das Wort 'Diplomatie' nicht einmal, so wie er alles tat, um die andere Dunkelelfin zur Weißglut zu treiben. Dann jedoch begann ihr Begleiter, endlich Klartext zu sprechen und die Kriegerin beobachtete dabei jede Reaktion der Auftragsmörderin sehr genau. Tu uns den Gefallen, Dreveni. Ich will nicht, daß dieser Molch irgendwann satt und zufrieden an Altersschwäche stirbt, bevor ich ihn gefunden habe...
Für einen kurzen Moment blitzte der blanke Hass in Drevenis Augen auf, als Arranges die Sache mit dem Baum erwähnte. Mach nur weiter so, mit jedem dummen Spruch wirds teurer.
"Ich soll für euch also nur Detektiv spielen? Ganz nebenbei kann ich auch jemanden unsauber ums Eck bringen, wenn der Kunde das so will." Sie sah kurz zu Erynn, wobei ihr Blick auf Erynns linke Hand fiel. Fehlte dort wirklich der kleine Finger? Die Überraschung darüber zeigte sich kurz in ihrem Gesicht, bis sie wieder zu Arranges sah.
"Tamriel ist groß, selbst für jemanden mit entsprechenden Kontakten.", lies sich Mordan vernehmen. "Ich hoffe ihr habt etwas mehr als nur den Namen Gumora. Mein Name ist übrigens Mordan, meine Tochter hat uns leider noch nicht einander vorgestellt. Ich nehme an, ihr seid Arranges und Erynn? Dreveni hat mir von euch erzählt.", wobei er vor allem Erynn ansah. Dreveni mußte dabei grinsen, hatte sie ihm doch tatsächlich kurz erzählt, dass Erynn durchaus Potential zur Assassinin hätte. Sie entschied sich vorerst zu schweigen und auf eine Antwort von Arranges zu warten, und ob er Mordan mit ähnlich blöden Sprüchen antworten würde. Große Lust hatte sie auf die ganze Sache nicht, aber wenn sie gutes Geld dafür bekam, sollte ihr egal sein, von wem es kam.
Ja, ich hab ihr den kleinen Finger abgesäbelt, du hast schon richtig gesehen, Dreveni... ... 'Nun, er ist freier Kundschafter, dient... oder diente öfter der kaiserlichen Krone... mittlerweile weiss ich auch, dass er bestechlich ist. Offiziell ist Gumora nur Kundschafter. Ich weiss allerdings, dass er auch öfter mal nicht ganz gesetzeskonforme Dinge getan hat... darüber hinaus hat er mir gegenüber auch mal erwähnt, dass es in Morrowind wohl eine Art Antisklavenbewegung gibt und er dort ebenfalls irgendwie die Finger drin hat... Genaueres weiss ich allerdings nicht...'
Die Kriegerin fühlte sich zunehmend unbehaglich dabei, den Verhandlungen der beiden zuzuhören. Sie hatte keine Ahnung, ob das Hin und Her irgendein System hatte der ob die beiden einfach nur die Gelegenheit wahrnahmen zu versuchen, sich gegenseitig mit Blicken zu töten. Und dieser Mordan... eigentlich wirkte er wie ein ganz normaler Dunmer, aber da war etwas in seinen Augen, das sie nervös machte. Andererseits: Wenn dieser Kerl Drevenis Vater und Lehrer war, täte sie wohl auch sehr gut daran, ein wenig nervös zu sein. All das trug dazu bei, daß ihr der Geduldsfaden schließlich riß. Wenn Dreveni hier nur mit ihnen spielte, war es wohl besser das Ganze jetzt auf den Punkt zu bringen und keine weitere Zeit zu verschwenden. "Dreveni... Dieser Gumora hat uns beiden übel mitgespielt. Ich will von ihm wissen, warum er das getan hat. Und ich will daß er weiß, wer ihn tötet."
Blablabla, dachte sich Dreveni nur, als sie Arranges zuhörte. Konnte dieser Mensch auch mal auf den Punkt kommen? Erynn schien es ebenfalls zu reichen, als sie endlich zur Sprache brachte, worum Arranges nur herumredete. Daher weht der Wind also. Sie sah Erynn in die ebenfalls roten Augen. Eigentlich wäre die andere ganz ansehnlich, wenn man von den Narben und ihrer nicht vorhandenen Figur absah. Ihr fehlte tatsächlich der kleine Finger an der linken Hand. Was zum Henker war ihr in den letzten Wochen passiert? Das würde sie schon noch aus Arranges herausbringen. "In Ordnung.", sagte sie schließlich nach ein paar Sekunden des schweigens. "Ihr wollt ihn also selbst töten, aber könnt ihn nicht finden. Wieso nicht, ich werde euch helfen. Aber nur unter der Bedingung, dass dieser Gumora Erynn gehört, wenn ich ihn finde. Sollte er tatsächlich nach Morrowind geflohen sein, könnte es aber teuer werden, vor allem wenn ich ihn wieder hierher bringen muss." Sie lehnte sich zurück und wartete auf eine Antwort, wobei sie vor allem Erynn ansah.
Im weiteren Verlauf kam der Kaiserliche einfach nicht daran vorbei, erst den Kopf leicht zu schütteln, als Erynn zu sprechen begann und ihn anschließend in die aufgestützte Rechte zu legen. Nachdem Dreveni geendet hatte hob er den Kopf wieder. 'Ich werde dieses widerliche Ekel sicherlich nicht anfassen, noch umbringen... ich will lediglich die Genugtuung spüren, wenn Erynn ihn ausnimmt... Was die Kosten angeht, so erspare ich mir und euch den Rückweg, denn wir und das ist vermutlich ein Teil des Auftrags, der euch herzlich wenig zusagen dürfte, werden euch begleiten... Ich bin gerne bereit, dafür einen Preisaufschlag hinzunehmen... um ehrlich zu sein, Dreveni, traue ich euch in dieser Hinsicht nicht weiter über den Weg, als meine Nasenspitze reicht...' Er blickte ihr einmal kurz forschend in die Augen, ehe er die Frage beantwortete, die jetzt unausgesprochen im Raum schwebte: 'Warum ich trotzdem zu euch komme, ist einfach. Ich habe gesehen, wozu ihr fähig seit und wenn ich dabei knappe drei Wochen zurückdenke, ist das so gesehen sehr viel mehr, als Assassinen der dunklen Bruderschaft ihr Können nennen...' Vier Meuchler... mit dem absoluten Überraschungsmoment auf ihrer Seite und trotzdem schaffen sie es nicht, zwei bereits verwundete Personen zu töten... erbärmlich... 'Wie viel wollt ihr als Anzahlung, Dreveni?'
Nach ihrem kurzen Einwurf zog Erynn sich wieder in ihr Schweigen zurück. Sollte Dreveni ihre Zustimmung geben nachdem sie nun alle Bedingungen kannte, worauf die Kriegerin inständig hoffte, dürfte diese Situation nur die erste von unzähligen gewesen sein, in denen sie in ein 'Gespräch' zwischen den beiden eingreifen dürfte, bevor sie sich gegenseitig die Augen auskratzten. Noch einmal wanderte ihr Blick verstohlen zu Drevenis Vater. Beobachtete der Kerl sie?
Sie schüttelte sich kurz, um den Eindruck loszuwerden, und konzentrierte sich dann wieder auf die Assassinin.
Dreveni sah Arranges einen Moment stumm an, bevor sie sich an Erynn wandte: "Mit dem Trampel kann ich nicht arbeiten."
Sobald wir mit Gumoras Schuppen die Ringstraße neu gepflastert haben, werd ich ihr den Kopf abreissen, irgendwo in Bruder Marbells Haus aufhängen und immer wenn ich schlechte Laune habe, in die leeren Augen blicken und mit Freude daran denken, welche Wohltat ich der Welt mit ihrem Tode doch erbracht habe... 'Das finde ich äußerst praktisch, dass ihr mit mir einer Meinung seid... Aber das ist auch nicht weiter schlimm, denn ihr dürft allein arbeiten. Nur weil wir euch begleiten, heißt das noch lange nicht, dass ich euch auf Schritt und Tritt folge. Ich will euch lediglich in auffindbarer Nähe wissen, das ist alles...'
Es geht schon los... Sie widerstand der Versuchung, Nekromant und Auftragsmörderin mit den Köpfen zusammenzuschlagen und holte einmal tief Luft, bevor sie antwortete: "Wir brauchen Eure Hilfe, Dreveni. Ihr seid darin geübt, Leute aufzuspüren, die nicht gefunden werden wollen. Ich verspreche, wir werden Euch nicht im Wege stehen, wenn es sich vermeiden läßt. Aber diese Bedingung ist nicht verhandelbar. Wir beide kommen mit, oder wir vergessen die ganze Sache." ...und warum zum Donner hängt es jetzt plötzlich an mir, hier die Konditionen auszuhandeln?
"In Ordnung. Aber er hält sich wirklich besser im Hintergrund.", sagte Dreveni gefährlich leise. "Für 100 Septime finde ich heraus, ob es hier in Cheydinhal eine Spur von ihm gibt, und vielleicht an seinem letzten Aufenthaltsort, wenn ihr ihn kennt und er nicht zu weit weg ist. Alles weitere hängt davon ab, wohin er sich gewandt hat, und ob ihr dann immer noch seinen Kopf wollt. Nachdem ihr sowieso mitkommt, können wir das auch etwas flexibler handhaben." Sie hatte immer noch nur Erynn angesehen, und wartete jetzt auf eine Antwort, als sich Mordan wieder zu Wort meldete: "Ich glaube unser argonischer Freund hat ebenfalls Verbindungen zur Antisklaverei-Bewegung." Das mochte sein, Dreveni kannte ihn nicht so genau, aber Arranges und Erynn wußten auch auf keinen Fall, wen Mordan gemeint hatte. Warum sie trotz Arranges zugesagt hatte wußte sie nicht so genau, vielleicht lag es an Erynn, oder an ihrer allgemeinen Stimmung in den letzten Wochen. Vielleicht ergab sich ja sogar die Gelegenheit zu sehen, wie Arranges doch noch einem Gegner voll ins Schwert laufen würde.
Im Geiste lehnte sich Arranges zufrieden zurück und verschränkte die Arme im Nacken. Sollten sich doch die beiden Dunmer miteinander beschäftigen, solange Dreveni ihren Auftrag erledigte, wie er es haben wollte und nicht zu viel verlangte - mal abgesehen davon, dass er gar nicht vorhatte, den kompletten Preis zu zahlen - sollte es ihm recht sein. Die komplette Anzahlung sollte genug sein um sie zu locken... die Rückreise nach Cyrodiil wird sie sowieso nicht mehr erleben... Hatte er anfangs ehrlich gehofft, dass Dreveni einfach allem nickend zustimmen und das Geld nehmen würde, so war er jetzt schon verärgert... Er blickte zu Mordan, als dieser zu sprechen begann. Oh... eine erste Informationsquelle? 'Nun... ich will nicht wissen, wer dieser andere Argonier ist... aber könnte man ihm möglicherweise Informationen über Gumora abringen? Es würde naheliegen, dass er etwas weiss... und außerdem wäre es sehr viel einfacher, als sich wild durch die Bevölkerung zu fragen.' Er ließ Dreveni jetzt ebenfalls links liegen und blickte weiterhin zu ihrem Vater. Erst nach einem kurzen Moment schaute er auch Dreveni wieder in die Augen. Vielleicht drei Herzschläge später landete ein kleiner Lederbeutel auf der Tischplatte, dessen Inhalt vielversprechend klimperte. 'Wenn ihr also fertig sied, mich zu ignorieren, dürft ihr euch so bald wie möglich an die Arbeit machen...' Sagte er mit neutraler Stimme.
Nun, was mich betrifft, so bin ich jedenfalls noch nicht fertig damit, Arranges. Was ist bloß wieder los mit dir? Krieg dich endlich wieder ein, oder halt wenigstens die Klappe... "Gut", gab auch sie dann ihre Zustimmung mit einem leichten Nicken. "Fragt Euren Freund. Ansonsten weiß ich nur, daß sich Gumora mitunter im Hafenviertel der Kaiserstadt aufhielt. Es ist nicht viel, ich weiß. Aber wie dem auch sei, auch ich wäre Euch dankbar, wenn wir bald anfangen könnten - bevor der Molch sich so tief eingegraben hat, daß er nicht mehr aufzufinden ist."
"Diese Antisklaven-Bewegung ist vermutlich das beste was wir haben.", stimmte auch Dreveni zu. "Wir müssen nach Cheydinhal." Damit erhob sie sich, holte ihren Bogen und den Dolch aus ihrem Zimmer und ging mit Arranges und Erynn nach draußen. Sie ritten das kurze Stück nach Cheydinhal unbehelligt, ließen ihre Pferde vor dem Tor in den Stallungen und betraten die Stadt. Den Weg legten sie schweigend zurück, was nicht verwunderlich war. In der Stadt brauchte Dreveni nicht lange nach dem Argonier suchen, sie fand ihn am Ufer des kleinen Flusses.
"Ich bräuchte einen Gefallen von dir.", sagte Dreveni, nachdem sie sich begrüßt hatten und keine Wachen in der Nähe waren. "Keine Angst, die beiden zahlen.", dabei deutete sie auf Arranges und Erynn. "Du hast doch Kontakte zur Antisklaverei-Bewegung in Morrowind?"
"Nein... Aber ich kenne vielleicht jemanden."
Dreveni seufzte, langte in ihren Beutel und drückte dem Argonier ein paar Münzen in die Hand. "Weiß-Viel, aber das hast du nicht von mir."
Da schau an, wo hat der seine Finger nicht drinnen.... Dämliche Echse.
Dreveni kannte den Argonier Weiß-Viel, er war vor etwa vier Jahren nach Cheydinhal gekommen und hatte sich seit dem einen Namen damit gemacht, alle möglichen Informationen zu verkaufen. Sie mochte die Echse nicht, und hoffte, dass er nur eine vorübergehende Erscheinung in der Stadt war. Allerdings standen ihre Chancen gut, etwas von ihm zu erfahren.
Mit Arranges und Erynn im Schlepptau ging sie zu der kleinen Hütte, die der Argonier bewohnte, die sich nicht weit vom verlassenem Haus befand. Sie Klopfte, und nachdem die Echse durch eine kleine Klappe in der Tür gesehen hatte, öffnete er. "Dreveni, sehr erfreut dich zu sehen, mit was kann ich dir dienlich sein?"
Lügner., dachte sie sich nur, lächelte und antwortete: "Ich suche jemanden, aber warum lässt du uns nicht herein?" Der Argonier musterte ihre Begleiter kurz, dann ging er voran in das kleine Zimmer. Sitzplätze gab es nicht genug, also blieben sie stehen.
"Ich habe gehört, du hast Kontakte zur Antisklaven-Bewegung in Morrowind.", kam sie gleich auf den Punkt, wobei sie den Argonier genau musterte. Dreveni fand es immer noch schwer in den Gesichtern der Echsen zu lesen, aber seine nächste Frage sagte ihr dafür umso mehr.
"Wieso?", dabei klang er sehr vorsichtig.
"Ist hier zufällig jemand durchgekommen kürzlich? Auf dem Weg nach Morrowind? Ein Gumora vielleicht?"
Weiß-Viel zögerte mit einer Antwort und kniff leicht die Augen zusammen. Dreveni konnte nicht genau sagen, was sie zu der Überzeugung kommen ließ, aber sie wusste auf einmal, dass Weiß-Viel Gumora sehr wohl kannte. Und ihn wohl kaum ans Messer liefern oder irgendwie verraten würde.
"Nein, nie gehört den Namen."
Er hatte kaum fertig gesprochen, da hatte Dreveni ihren Dolch gezogen, die Echse an die Wand gedrückt und ihr die Klinge an die Kehle gesetzt. "Jetzt hör mir mal gut zu du schmierige Echse.", zischte sie. "Du sagst mir jetzt besser, was du weißt, oder ein paar Leute werden erfahren, dass sie keinesfalls Exklusivrechte auf deine Informationen haben. Dann ist dein Leben hier keinen Septim mehr wert. Und glaube nur nicht, weil du dich schon vier Jahre hier hältst, würde in ein paar Wochen auch nur ein Hahn nach dir krähen."
Sie wagte gerade viel, das war ihr bewusst, als sie dem Argonier in die Augen starrte, das Messer an seinem Hals. Er sah sie abschätzend an, ob sie es wirklich ernst meinte, kam dann allerdings wohl zu genau dieser Überzeugung. "Ebenherz. Er kam hier vorbei, vor einem guten Monat", keuchte er.
Geht doch. "Danke. Und jetzt mach bloß keine Dummheiten, ich kenne diese Stadt hier länger als du existierst, überschätze dich nicht." Sie ließ den Argonier los, der zu Boden sackte wie ein nasser Sack. Er war kein großer Kämpfer, er verstand es nur geschickt andere gegeneinander auszuspielen. Früher oder später würde ihn sowieso jemand abstechen. Sie winkte Erynn und Arranges, und wandte sich zur Tür. Sie ging mit beiden bis vor die Tore, wo sie sie fragend ansah.
Wenn mir noch einmal jemand vorwirft, sprunghaft oder besonders temperamentvoll zu sein, werde ich Dreveni namentlich als Beispiel für sehr viel schlimmere Personen erwähnen und im Notfall sogar persönlich vorstellen... Dachte sich der Kaiserliche während er schweigend beobachtete, wie die Mörderin den Argonier zum Sprechen bringt. Arranges konnte sich ein leichtes Zucken der Mundwinkel nicht verkneifen, als er zufrieden hinter Erynn und Dreveni die Hütte verließ. Ihre Methoden sind zwar etwas seltsam, aber sie funktionieren... Vor dem Stadttor wieder angekommen, blickte Dreveni die beiden fragend an. Bevor Erynn irgendetwas Unbrauchbares von sich geben konnte, ergriff der Nekromant das Wort: 'Eure Überredungskünste sind bemerkenswert, Dreveni... ihr hättet das Zeug zum Diplomaten des Kaiserreichs...' Die Worte troffen geradezu vor Sarkasmus. Er grinste, wurde aber direkt wieder ernst, als er weitersprach. 'Ich denke, dass es reicht, wenn wir am Morgen des nächsten Tages aufbrechen. Ich kenne einen Weg nach Morrowind hinein... schwieriger wird sein, nach Vvardenfell zu gelangen. Ich bin mir nicht sicher, aber das Letzte, was ich von dort hörte, war irgendein Gerücht, dass nach dem Verschwinden der Peststürme auf der Insel, ebenfalls Daedra im Norden eingefallen seien, die Lage allerdings sehr viel schlimmer wäre, als in Cyrodiil derzeit... Wir werden nicht ohne weiteres mit einem Schiff einfach übersetzen können... es ist einiges an Vorbereitung nötig. Vor allem Karten für den Vvardenfelldistrikt...' Dreveni und Erynn stimmten ihm ohne viel Gerede zu, dann liefen sie außeinander. Dreveni zu ihrem Haus außerhalb der Stadt, während Arranges mit Erynn wieder durch das Stadttor ging. Sie kamen an den Fluss, der vielleicht 100 Schritte nach dem Tor parallel zur Mauer von Süd nach Nord mitten durch die Stadt verlief.
Arranges bedeutete Erynn schweigend stehen zu bleiben. Von ihrem Punkt aus konnte man über den Kronen einiger Bäume und dem ein oder anderen Dach auf der anderen Seite des Gewässers, die kaiserliche Kapelle von Arkay sehen. 'Erynn... bevor ich mir ein Zimmer miete und noch einige Dinge erledige, wollte ich... nochmals...' wortlos deutete er lediglich hinüber zu dem Gotteshaus, 'dort vorbei... ich wollte dich fragen, ob du mich für ein paar Minuten wohl begleiten würdest?'
Die Dunkelelfin sah nicht wirklich überrascht aus angesichts dieser Bitte. "Natürlich begleite ich dich, Arranges", antwortete sie ruhig.
Der Magier nickte lediglich dankbar. Nur wenig später standen sie auf dem Friedhof vor der Grabstätte. Mit völlig versteinerter Miene blickte Arranges auf die Inschriften. Er senkte den Blick, als er bemerkte, dass eine einzelne, winzige Träne ihm über die Wange lief... Ich sollte das eigentlich nicht tun, mir ihre Gräber ansehen... Aber entgegen seiner Gedanken konnte er sich einfach nicht davon losreissen... Zumindest nicht jetzt, in diesem Moment... Nur noch einen kruzen Augenblick...
Erynn hielt sich im Hintergrund. Da sie im Rücken des Kaiserlichen stand konnte sie sein Gesicht nicht sehen, aber sie ahnte zumindest, was in ihm vorging. Er würde von ihr so viel Zeit bekommen, wie er brauchte - und wenn es bedeutete, daß sie den Rest der Nacht auf diesem Friedhof stünde...
Arranges wandte sich ab, als es bereits zu dunkeln begann. 'Danke, Erynn!' Er lächelte. 'Ich werde mich dann für heute verabschieden... ich brauche ein neues Schwert und der Schmied wird nicht so lange warten, bis mir überlegt habe, ob ich jetzt oder erst morgen eine neue Klinge kaufen werde...' Sie verließen gemeinsam den Friedhof. Auf der Straße angekommen, liefen sie ohne große Worte außeinander. Hm... mal sehen, ich habe Heil- und Arkantränke... mehr brauche ich eigentlich nicht... Lediglich eine neue Klinge wäre tatsächlich von Nöten... Er machte sich auf den Weg zum Schmied Cheydinhals. Der Kaiserliche erwischte ihn gerade noch vor Ladenschluss und besorgte sich ein neues Silberkurzschwert. Eine recht handliche Klinge, wie er erstaunt feststellte. Nicht so massiv geschmiedet wie die der Nord in Skingrad. Ich bin ja gespannt, wie lange diese Waffe hält... Er mietete sich in einer der Tavernen ein und das Erste was er tat, war ein Bad zu nehmen. Normalerweise störte Arranges es nicht weiter, wenn er ein wenig roch oder abgerissen aussah, aber so, wie er seit einigen Tagen herumlief, mochte er sich schon selbst nicht mehr. Die Rüstung und grober Schmutz auf der Kleidung wurden ebenfalls in dem Seifenwasser bearbeitet. Danach gönnte er sich ein üppiges Mal und legte sich recht zeitnah ins Bett.
Er hatte eine vergleichsweise erholsame Nacht hinter sich, als er aufstand. zwei Karten und Vorräte besorgend war er schon recht früh am Morgen in der Stadt unterwegs, bis er sich schließlich wieder mit den zwei Dunmer am Tor traf.
'Ich hoffe ihr seid ausgeruht, Dreveni. Ich nehme nicht an, dass ihr einen schnellen Weg nach Morrowind hinein kennt... daher werde das wohl ich in die Hand nehmen...' Dann machten sie sich auf den Weg nach Osten...
Sie trennten sich vor der Friedhofsmauer. Erynn ging das relativ kurze Stück bis zum Osttor, in dessen Nähe sich das Haus ihrer Eltern befand. Ihr Besuch war natürlich nicht geplant, aber die beiden würden sich trotzdem freuen, sie wiederzusehen. Ein Lächeln umspielte ihre Lippen, als sie die Hand hob und an die Tür des relativ kleinen, aber gepflegten Hauses klopfte. Jemand hatte das Gefache neu getüncht, fiel ihr auf.
Taros und Ernse begrüßten sie freudig überrascht, wenngleich ein bißchen erschrocken über ihr abgerissenes Erscheinungsbild. Umfangreiche Beteuerungen, daß sie sich gerade auf einer langwierigen Mission befand und deshalb momentan nur selten in den Luxus kam, ihren Kram und sich selbst anständig in Schuß halten zu können, beruhigten die beiden schließlich leidlich, auch wenn die Sache mit dem Oger, der für das Aussehen ihrer linken Hand verantwortlich war -zumindest weitgehend- ihre Eltern recht deutlich schockierte.
Erynn stieß einen schicksalsergebenen Seufzer aus und fügte sich in die Betüddelung, die ihre Mutter ihr angedeihen ließ. Selbst wenn sie eines Tages einen Drachen erschlagen würde, für Ernse würde sie immer irgendwo das Kind bleiben, um welches sich zu kümmern die einfache Fischerin so glücklich machte. Eigentlich, so dachte die Kriegerin bei sich, während sie den Dreck der vergangenen Wochen im dampfenden Wasser des Zubers im Keller einweichen ließ, war das eine sehr tröstliche Vorstellung. Sie schloß die Augen und genoß es, sich gerade einmal um gar nichts kümmern zu müssen, sowie das Wissen darum, daß ihre Familie sich einfach freute, daß sie da war. Es war fast, als kehre ein bißchen der lange verloren geglaubten Normalität zurück.
Später am Abend, als sie gegessen hatten und noch diesen selten gewordenen Moment genossen, in dem sie alle zusammen sitzen konnten, fragte Erynn: „Warum haben wir eigentlich kein Dunmeri mehr gesprochen, seit wir hier leben? Mein Weg führt mich jetzt nach Morrowind, und ich kann kaum ein Wort meiner eigenen Sprache...“ Kurzes Schweigen. Es war Taros, der schließlich redete, und die junge Dunkelelfin hörte ein paar Dinge, von denen sie zwar so ungefähr gewußt hatte, aber eigentlich niemals darüber nachgedacht hatte, was es für ihre Eltern bedeutet hatte, nach Cyrodiil zu gehen. Der ältere Dunmer erzählte von den Seuchen, die Vvardenfall immer stärker heimgesucht hatten, davon, wie der Tribunalstempel die Zügel anzog und das Volk auf Linie brachten, ohne etwas gegen die sich rasch ausbreitenden Krankheiten tun zu können oder dagegen, daß es vielen Dunkelelfen schlicht nicht gut erging – was wiederum dazu führte, daß Gaunereien und Schmuggel blühten, auch und gerade in so kleinen, abgelegenen Dörfern wie Ald Velothi.
„Viele machen das Kaiserreich dafür verantwortlich“, fuhr ihr Vater fort, „allen voran die Camonna Tong. Aber das ist nur Gerede. Morrowind liegt am Boden, weil Fürstenhäuser und Tempel viel zu sehr in ihre eigenen Querelen und Intrigen verstrickt sind, als daß sie die Bedürfnisse derer überhaupt noch wahrnehmen würden, die sie eigentlich beschützen sollten. Ohne die kaiserliche Administration, das Militär und den Handel aber stünde es noch sehr viel schlimmer um das Land, glaub mir das...“
Er machte eine kurze Pause und schaute ins Leere, als habe er sich in Erinnerungen verloren. Dann schüttelte er leicht den Kopf, lächelte seine Tochter an und fuhr fort: „Trotzdem haben deine Mutter und ich lange gezögert, bis wir von dort weggegangen sind. Wir wußten nicht viel von der Welt außerhalb der Westspalte, sprachen nur bruchstückhaft Cyrodiilisch. Außerdem hatten wir kaum genug Draken, um auch nur bis nach Seyda Neen zu kommen... Es gelang uns schließlich doch... vielleicht erinnerst du dich, daß wir lange zu Fuß unterwegs gewesen sind...“ Erynn nickte. Dunkel und verschwommen kamen ihr einige Bilder in den Sinn, aber sie hätte nicht mehr sagen können, was davon reale Erinnerung war und was ihrer Phantasie entsprang. „Außerdem“, sagte Taros, „hatten wir einfach Angst. Was wäre, wenn wir unter den Menschen nicht willkommen wären? Wenn man mit uns genauso umspringen würde wie mit den Fremdländern in der Alten Heimat? Was wäre, wenn wir keinen Weg finden würden, unseren Lebensunterhalt zu verdienen? All diese Befürchtungen sind nicht wahr geworden, aber vielleicht nur, weil wir von Anfang an hart daran gearbeitet haben. Ernse und ich haben gemeinsam entschieden, vor dir und vor den Leuten in Cheydinhal kein Dunmeri mehr zu sprechen, weil wir nicht wollten, daß vielleicht jemand Anstoß daran nimmt – und du solltest dir sicher sein können, wohin du gehörst und nicht ewig zwischen zwei Welten leben müssen, so wir wir das jetzt seit fast fünfzig Jahren tun...“ Er lächelte noch einmal, strich sich das schulterlange Haar aus den Augen, das ebenso schlohweiß war wie das seiner Tochter. „...aber es ist in Ordnung. Es ist gut, hier zu sein und ich habe es niemals bereut. Wenn du jetzt nach Morrowind gehst, und sei es nur für eine kurze Weile, wirst du dir ein eigenes Bild machen können, aber ich fürchte du wirst bestätigt finden, was ich dir vorhin sagte. Und noch eines: Glaube nicht, daß man dich dort freundlich aufnehmen wird, nur weil deine Haut dunkel und deine Augen rot sind. Für die Einheimischen gehörst du nicht mehr zu ihnen. Es wäre auch nicht anders, wenn du die Landessprache fließend sprechen könntest.“
Erynn erfuhr noch einiges über Morrowind im Allgemeinen und Vvardenfell im Besonderen an diesem Abend, und es wurde recht spät, bis die Kriegerin sich schließlich schlafen legte. Dennoch erwachte sie am nächsten Morgen herrlich ausgeruht und ließ sich etwas Zeit, bis sie sich schließlich, beladen mit guter Wegzehrung, ein paar Heiltränken und drei Sätzen von Taros’ selbstgebauten Pfeilen auf den Weg zum Haupttor machte, wo sie Arranges und Dreveni treffen wollte.
Sie trennten sich vor dem Stadttor und Dreveni wandte sich wieder in Richtung Mordans Haus. Dort berichtete sie ihm, was sie von Weiß-Viel erfahren hatte, auch das wie, Mordan mochte die Echse ebenfalls nicht sonderlich.
Mordan war auch vor langer Zeit in Morrowind gewesen, er lebte nicht immer hier in Cyrodiil. Von ihm bekam sie Karten und ein paar Kontaktadressen, mit denen Mordan auch gelegentlich noch Briefe tauschte. Eine davon befand sich bei Ebenherz. Dreveni selbst war nie dort gewesen, kannte weder Land noch Leute, nur das was sie von Mordan - und früher von Feryn - gehört hatte. Den Rest des Tages verbrachte sie damit, ihre Waffen zu kontrollieren, die sich aber wie immer in tadellosem Zustand befanden, und damit, ihr restliches Gepäck zusammen zu suchen. Ein paar Wolldecken, etwas Proviant, Gifte und Heiltränke und was sonst noch so nützlich sein konnte. Am Schluss sortierte sie einen Teil wieder aus, da es einfach zu viel für ihr Pferd geworden wäre, aber das handhabte sie immer so.
Sie ging zeitig ins Bett und nach einem ausgiebigem Frühstück machte sie sich am Morgen wieder auf den Weg nach Cheydinhal, nachdem sie alle Taschen, Decken und Waffen irgendwie an dem Sattel ihres Pferdes befestigt hatte. Als sie das Tor erreichte, sah sie dort schon Erynn stehen. Sie grüßte die andere kurz angebunden und mit soviel Freundlichkeit, wie sie gerade aufbringen konnte, da trat auch schon Arranges zu ihnen, und nach seinen üblichen Ausführungen und nachdem er ihr eine Anzahlung von 250 Septimen gegeben hatte, machten sie sich dann auch gleich auf den Weg. Immerhin schien er zu wissen, in welche Richtung sie sich halten mussten.
Sie reizten das komplette Tageslicht aus und waren bis in die Nacht hinein unterwegs. Die erste Rast legten sie noch am Fuße der Valusberge ein. Der Weg, den sie genommen hatten, führte hinauf auf den ersten, den niedrigeren der beiden Pässe. Das dürfte kein Problem sein... ich hoffe nur, dass es nicht wieder so wird, wie das letzte Mal, als wir den hohen Pass über die Südausläufer der Velothiberge genommen haben... alles, nur kein Schneegestöber... wegen mir auch gerne Wegelagerer... Der Magier richtete sich so ein, dass er Dreveni im Blick behalten konnte. Ein großes Lagerfeuer hielt Tiere und Kälte fern. Der Kaiserliche döste mehr, als dass er tatsächlich schlief. Er mochte Dreveni zwar bezahlen und allein deswegen hatte sie keinen Grund, ihn anzugreifen oder zu töten, aber sein Vertrauen in sie war nicht mehr, als das absolute Minimum...
Der Nächste Tag brachte einen Bewölkten Himmel und recht zugigen Wind mit sich, allerdings regnete es nicht - noch nicht. Sie überquerten den ersten der beiden Pässe. Der Weg war nicht sonderlich steil und außerdem relativ gut befestigt. Anders sieht es beim nächsten Pass aus... Es war bereits Nachmittag, als sie aus dem schmalen Tal heraus in die Wand einstiegen. In engen Serpentienen führte der nicht wirklich breite Weg hinauf.
Es war wie beim letzten Mal, wie Arranges ärgerlich feststellte. Je höher sie kamen, desto dichter wurden die Wolken. Schwere, eisige Nässe hing in der Luft um sie herum. Lediglich am weniger werdenden Licht bemerkten sie die Dämmerng und bis sie den Sattel oben schließlich erreicht hatten, war es beinahe ganz dunkel. Und noch etwas war da. Der Nebel hatte einen gefrorenen Niederschlag auf den Felsen gebildet. Ganz toll... normalerweise ist der Abstieg auch bei Dunkelheit möglich, aber so garantiert nicht... Auf dem Joch oben hielt Arranges und hob die Hand zum Zeichen, dass Erynn und Dreveni ebenfalls halten sollten. 'Wir können nicht weiter, bei dieser Witterung ist der Abstieg zu gefährlich, selbst wenn wir die Pferde führen würden... Wir lagern hier...'
Erynn hatte schlechte Laune, schon seit sie am zweiten Tag ihrer Reise die Valusberge in Angriff nahmen. Das letzte Mal was schon eine komplette Katastrophe gewesen und je weiter sie kamen, umso mehr zeichnete sich ab, daß es das Wetter auch diesesmal nicht gut mit ihnen meinte und sie schließlich gezwungen waren an eben jener Stelle haltzumachen wie schon beim letzten Mal, wo sie in der Kälte um ein Haar umgekommen wäre. Die Elfin fror schon jetzt so sehr, daß sie sich kaum noch auf ihre schwache Bindung zur Magie konzentrieren konnte, so daß der Feuerzauber, mit dem sie versuchte sich zumindest ein wenig zu wärmen, ihr immer wieder entglitt. Wofür ist der Mist eigentlich gut, wenn er doch nicht funktioniert, wenn man ihn wirklich braucht? dachte sie grummelig. Vielleicht hätte es sie mittlerweile nicht mehr wirklich aus der Bahn geworfen, würde Arranges sie noch einmal auf die Weise wärmen, wie er es schon zuvor hier auf der Sattelhöhe getan hatte, aber auf keinen Fall, wenn Dreveni in der Nähe war! Sie warf der Assassinin einen kurzen verstohlenen Blick zu. Sie wirkte so entschlossen und selbstsicher, daß Erynn sie dafür ehrlich bewunderte – und auch ein bißchen beneidete. Sie konnte niemals sagen, was diese Frau eigentlich dachte, aber alles an ihr strahlte Überlegenheit aus. Wahrscheinlich, weil sie um ihre Fähigkeiten so genau wußte.
Während des Weges hatten sie sich alle zu sehr konzentrieren müssen, um viele Worte miteinander zu wechseln, aber jetzt, nachdem sie hier oben angekommen waren und sich mit Decken und Planen versuchten, so gut wie möglich einzurichten, sah die junge Dunmer es nicht ein, weshalb sie es ertragen sollte, daß sich alle gereizt anschwiegen. „Dreveni“, versuchte sie deshalb ein Gespräch in Gang zu bringen, „wie wollt Ihr weiter vorgehen, wenn wir erstmal in Ebenherz sind? Ihr sagtet, Ihr kennt dort jemanden?“
Sie war schweigend hinter Arranges hergeritten, als es schließlich zu glatt wurde um weiterzukommen. Sie war ohnehin so in Gedanken versunken gewesen, dass ihr das Schweigen nicht weiter aufgefallen war, mit halber Aufmerksamkeit hatte sie noch den Weg nebenher beobachtet. Es hatte sie schon immer gereizt, Morrowind zu sehen, gerade nachdem, was ihr Feryn davon erzählt hatte. Bei dem Gedanken an ihn verfinsterte sich ihre Miene noch mehr, als sie schließlich begann, ihrem Pferd das Gepäck abzunehmen und sich selbst in die Decken zu wickeln.
Halbwegs überrascht sah sie auf, als sie von Erynn angesprochen wurde, sie wollte sich gerade etwas abseits auf den Boden setzen. "Ganz ehrlich? Ich weiß es nicht. Er hat gute vier Wochen Vorsprung, ihr solltet euch nicht zuviel Hoffnung machen." Schließlich entschied sie sich doch, sich etwas näher bei den beiden nieder zu lassen. "Ich weiß wo ein Bekannter vorn Mordan wohnt, der uns vielleicht weiter helfen kann."
Die Kriegerin nickte, während sie sich bemühte, ein Zittern zu unterdrücken. "Ich hoffe sehr, daß er das kann", sagte sie grimmig. "Ich muß diesen Kerl finden, wenn ich jemals wieder Frieden haben will..." Dann schüttelte sie leicht den Kopf und machte eine wegwerfende Handbewegung. "Aber das interessiert Euch wahrscheinlich gar nicht", sprach sie mit einem fast scheuen Lächeln weiter. "Wie dem auch sei, wenn es etwas gibt, womit ich mich nützlich machen kann, so laßt es mich wissen." Das Zittern ließ sich nicht weiter unterdrücken und es schüttelte sie einmal heftig, worauf sie sich tiefer in ihren zwei Decken vergrub. Wahrscheinlich sah sie jetzt schon wieder aus wie ein Häuflein Elend. Wenigstens stürmte und schneite es diesesmal nicht. Noch nicht...
Der Kaiserliche zeigte sich sichtlich unbeeindruckt von der Kälte. Es war nichteinmal so kalt, dass er großen Gebrauch von seiner Feuermagie machen musste. Das könnte sich allerdings noch ändern... Er hatte sich in eine seiner drei Wolldecken gewickelt, die Zeltplane nur vorsichtshalber vom Sattel geschnallt, aber nur zusammengerollt neben sich liegen. 'Gumora hat sich vermutlich irgendwo eingegraben und hofft darauf, dass wir ihn nicht finden oder von den Daedra zuvor zerfetzt werden... er weiss, dass ich ihn zumindest verfolgen lasse, es wird ihm kaum entgangen sein, dass ich seine... List überlebt habe...' Mischte sich Arranges ein, dann wandte er sich direkt an Erynn: 'Brauchst du noch eine Decke?'
"Nein, vermutlich interessiert es mich wirklich nicht, aber ich kann nachvollziehen, was ihr meint.", antwortete sie Erynn nur, und bereute es im selbem Moment fast schon, so schroff zu Erynn zu sein. Dabei beeindruckte sie weniger, dass die andere wie ein Hund fror, sondern dass sie doch noch irgendwie Sympathien für Erynn zu hegen schien.
"Wenn er nur denkt, dass ihr hinter ihm her seid, dann wird er vielleicht doch leichter zu finden sein.", wandte sie sich an Arranges. Sie selbst spürte die Kälte auch schon unangenehm, aber noch hielten sie die Decken warm genug. In dem Moment bot Arranges Erynn eine Decke an, was sie dann doch überraschte. Was bei Oblivion läuft zwischen den beiden eigentlich?
"Mhm..." ein dankbares Lächeln teilte ihre blaugefrorenen Lippen und sie wurschtelte einen Arm frei, um das Wolltuch entgegenzunehmen, als Arranges es ihr reichte. Dann konzentrierte sie sich wieder auf die andere Dunkelelfe und nickte nur um ihr zu verstehen zu geben, daß diese sich keine Sorgen darum zu machen brauchte, daß Erynn versuchen könnte, ihr ihre Lebensgeschichte aufzuzwingen. Aber Dreveni hatte scheinbar ohnehin bereits wieder das Interesse an ihr verloren und vertrieb sich lieber die Zeit damit, den Beschwörer zu reizen. Sie schloß die Augen und hoffte, daß Arranges den Seitenhieb einfach würde ins Leere laufen lassen. Das Gegifte zwischen den beiden war fast noch schlimmer als peinliches Schweigen...
An dieser Stelle reichte es dem Kaiserlichen. Er ließ sich vieles gefallen, aber das musste nicht sein. Er legte es für gewöhnlich nicht darauf an, dass andere direkt Angst vor ihm hatten, ein wenig gesunder Respekt reichte ihm völlig... Aber das, was Dreveni da unterschwellig behauptete, spielte jede seiner Fähigkeiten insgesamt herunter. 'Wollt ihr herausfinden, warum eure Worte so rein gar nichts mit Tatsachen zu tun haben, Dreveni?' Er funkelte sie drohend an.
Dreveni musste sich ernsthaft zusammenreißen um sich das Lachen zu verkneifen, dass ihr auf den Lippen lag. Es wäre ohnehin ziemlich freudlos geworden. Glaubte dieser komische jähzornige Beschwörer wirklich, sie hätte Angst vor ihm? Sie wußte, dass man bei Magiern vorsichtig sein musste, aber sie hatte auch noch lebhaft das Bild vor Augen, als Erynn ihm den Pfeil aus dem Arm gezogen hatte. Sie verkniff sich das Lachen erfolgreich, verzog aber den Mund zu einem leicht zynischem Grinsen. Vermutlich war es eh zu dunkel, dass es Arranges erkennen konnte. Sie konzentrierte sich schon auf die Formel eines Stillezaubers. Würde Arranges auch nur einen Finger krümmen, wäre sie schneller, hoffentlich. Vielleicht sollte sie aber auch gar nicht darauf warten, wobei der unsichere Faktor wieder Erynn war. Dabei hatte sie gar nicht vor, Arranges ernsthaft etwas zu tun. Sie hatte unauffällig das Stilett unter den Decken gezogen, während sie sich scheinbar dichter eingewickelt hatte, und antwortete Arranges: "Ich habe gesehen wie subtil ihr vorgeht. Als Zielscheibe für die Dremora zum Beispiel.", wobei der Spott in ihrer Stimme unüberhörbar war.
Erynn seufzte abgrundtief, wärend sie sich bemühte, Dunkelelfin und Kaiserlichen gleichzeitig im Blick zu behalten. "In Neungötternamen, kriegt euch wieder ein, ihr Beiden! Was wollt ihr eigentlich beweisen, wenn ihr euch gegenseitig an die Kehle geht? Ich jedenfalls bin nicht beeindruckt von diesem kindischen Unsinn!" Vielleicht war die Idee, Dreveni mitzunehmen, doch nicht so glorios. Andererseits... der Vorschlag kam von Arranges. Also muß er damit jetzt auch irgendwie klarkommen. Vorzugsweise, ohne daß Dreveni von einer seiner Dienerkreaturen zerfetzt wird...
Wie bin ich nur auf die Idee gekommen, sie zu fragen... jeder andere Meuchler aus der dunklen Bruderschaft hätte das mindestens so gut hinbekommen... 'Ihr habt gesehen, wie ich gegen Kreaturen gekämpft habe, deren Angriffsweise ich nicht routiniert zu kontern wusste...' Im Hinterkopf legte sich Arranges bereits einige brauchbare Zauber bereit, wobei er seine komplette Feuermagie wohlwissend der Resistenz dieser verfluchten Blutaugen außen vor ließ. 'Für jemanden wie euch müsste ich nichteinmal lange überlegen, ich hätte euch schneller an die Felswand in eurem Rücken geheftet, als ihr euer Stilett ziehen könnt.' Sagte er und es klang sowohl herablassend, als auch überzeugt. Erynn ignorierte er schlichtweg...
"Wieso sollte ich ihm an die Kehle gehen? Ich brauche doch nur zu warten, bis er dem nächsten ins Schwert läuft.", wandte sie sich an Erynn. Den Beschwörer lies sie dabei jedoch nicht aus den Augen, sie war sich bewußt dass es ihm vermutlich bald reichte. Sie hätte sowieso nicht gedacht, dass es mit seiner Gedult überhaupt so weit her war. "Ohne seine Magie ist er doch ohnehin verloren." Nein, sie konnte es gerade ebenfalls einfach nicht lassen. Das hinderte sie aber nicht daran, klar zu denken. Beim geringstem Zucken von Arranges würde sie ebenfalls auf den Beinen sein.
Die Bogenschützin hob nur abwehrend die Hände, was unter dem Stoff der Decken allerdings weitgehend unsichtbar blieb. Dann stand sie wortlos auf und verzog sich ein Stück weit fort von den beiden Streithähnen. Sie hielt es nach wie vor für blöde, wie sie sich aufführten, aber sie würde sich auch nicht zum Blitzableiter machen, den sie stattdessen angiften oder mit Verachtung strafen konnten. Wachsam hockte sie sich sechs Schritt weiter weg auf die Fersen und tastete nach dem Dolch in ihrem Stiefel. Sollten sich die zwei tatsächlich nicht wieder einkriegen und alles außer Kontrolle geraten, wollte sie wenigstens eingreifen können - auch wenn sie sich keineswegs sicher war, ob sie schnell genug sein würde, um die Meuchlerin überwältigen zu können.
Für einen kurzen Moment huschte Verblüffen über das Gesicht des Magiers, ehe es rot vor Zorn wurde. Wir werden hier alle schön nach meinen Spieleregeln spielen... und selbige besagen, dass du, Dreveni, nichts zu melden hast... ab jetzt... Damit sprang er mit hasserfüllter Miene auf, mit der Rechten das Schwert ziehend, während eine matt schimmernde Kugel die Fingerspitzen seiner Linken in Richtung Dreveni verließ...
Dreveni bekam noch mit, wie sich Erynn ein paar Schritte entfernte, als es Arranges entgültig zu reichen schien. Kaum machte er anstalten, aufzuspringen, war Dreveni ebenfalls auf den Beinen und warf sich zur Seite. Keine Sekunde zu spät, sonst hätte sie der Zauber von Arranges voll erwischt. Ausserdem bemerkte sie, dass es inzwischen glatt geworden war, was den Beschwörer aber ebenso behindern sollte. Sie sprach den Stillezauber und traf den Beschwörer voll. Das machte ihn zwar nicht Kampfunfähig, und ewig wirkte er auch nicht, aber es sollte ihn zumindest verwirren. Ihr Schwert lag nicht weit von ihr bei ihrem Gepäck, mit einem Satz war sie dort und hatte es ebenfalls gezogen. Nur mit dem Stilett gegen ein Schwert vorzugehen, war Wahnsinn, ohne Rüstung sowieso. Sie hoffte nur, dass Erynn sich nicht einmischen würde, als sie Arranges mit dem Schwert entgegentrat. Sie mußte ihn bald zu Boden bringen, bevor der Zauber nachlassen würde.
Das darf doch alles nicht wahr sein! Ein götterverfluchter Albtraum, die Zwei! Dann sah sie, wie Dreveni mit beeindruckender Geschwindigkeit ihr Schwert erreichte. Diese Verrückten bringen sich tatsächlich gegenseitig um... Erynn sprang ebenfalls auf, warf die Decken ab und tauchte nach ihrem Bogen, der nebst Köcher bei ihrem Gepäck lag. Als sie sich wieder aufrichtete, zeigte ihr Pfeil auf ihre beiden Begleiter. Erynn merkte, wie sie selbst die Geduld verlor angesichts dieses bekloppten Schauspiels. "Habt ihr alle nen Nagel im Kopf?! Ihr führt euch schlimmer auf als tollwütige Goblins! Schluß jetzt mit diesem kindischen Unfug, oder ich schwöre, ich jage euch beiden einen Pfeil durchs Bein!"
Als Arranges sich gerade neu orientierte, hörte sie Erynns Worte. Dass diese zielen und treffen konnte, wußte sie, und sie war nicht gerade scharf auf einen Pfeil im Bein. Allerdings schien sich Arranges davon nicht aufhalten zu lassen, also beschloss sie, sich aufs ausweichen zu beschränken. Sollte Arranges doch wie ein Wahnsinniger an ihr vorbeistürmen. Sie senkte das Schwert so weit, dass sie seine Schläge noch blocken konnte, und trat schnell zur Seite, als er sie fast erreicht hatte. "Meinetwegen können wir jederzeit aufhören, ich brauche niemandem etwas zu beweisen.", rief sie ihm nur zu.
Aufhören?! Nach dem Stillezauber?! Wohl kaum... Arranges tat einen brutalen Hieb, der von Dreveni jedoch geblockt wurde. Dem zweiten Streich, den Arranges jetzt mit beiden Händen führte, wich sie mit einem Satz nach hinten aus. Arranges tastete wütend nach seiner Magie, während er noch einen weit ausholenden Hieb in Drevenis Richtung tat. Und da war sie wieder, die Verbindung, derer ihn die Dunmer einfach beraubt hatte. Eine schnelle Beschwörung gab dem Kaiserlichen ein gewaltiges Cleymore in die Hände, während er sein Silberschwert fallen ließ. Im nächsten Moment tauchte hinter der Dunkelelfe ein Skelett auf und schon flogen ihr zwei Waffen, einmal ein Streitkolben und einmal das Cleymore, entgegen...
Wäre ja auch zu schön gewesen... du wirst diese Frau nicht in Stücke hacken, Arranges! Erynn korrigierte rasch die Haltung ihres Bogens und feuerte über die Schulter der Assassinin. Der Pfeil schlug in die linke Augenhöhle des Skeletts ein und riß den Totenschädel glatt von der Wirbelsäule herunter. Das kopflose Gerippe schwankte, hielt sich aber erstaunlicherweise noch auf den Füßen, doch die Elfin hatte längst das Interesse an der Beschwörung verloren. Sie sließ den Bogen fallen, sprintete los und sprang dem Magier in den Rücken, krallte sich an seinen Schultern fest und biß ihm fest ins rechte Ohr. Das, so hoffte sie, sollte seine Raserei so weit brechen, daß er wieder klar denken konnte, ohne ihn dabei ernsthaft zu verletzen.
Dreveni lenkte das Cleymore mit einem wuchtigen Schlag zur Seite. Der Streitkolben des Skeletts hätte sie eigentlich töten sollen, aber der Untote machte plötzlich gar keine Anstalten mehr anzugreifen... der Kopf fehlte. Komplett irritiert, wollte der Nekromant der Kreatur befehlen, anzugreifen, als er, noch ehe er das Gewicht Erynns im Kreuz richtig bemerkte, heißen Schmerz durch seinen Kopf zucken spürte. Das Skelett, wie auch der Zweihänder zerfielen augenblicklich, während Arranges aufjaulte und sich heftig schüttelte, bis Erynn losließ. Fast noch mehr in Raserei versetzt als noch vor einigen Augenblicken, glühten seine Hände grellgrün auf, als er sich Erynn zuwandte. 'WAS FÄLLT DIR EIN?!' Brüllte er... doch plötzlich erlosch das Glühen eines Lastzaubers, als er der Dunmer direkt in die Augen sah. Das kranke Funkeln in seinen Augen ließ nach und langsam senkte er die Arme. Wortlos, sich nach seinem Schwert bückend, ging er wieder zu dem Lagerplatz hinüber, setzte sich und legte sich wieder die Decke um die Schultern. Er bemerkte zwar, dass sein Ohr zu bluten begann, aber anstatt etwas dagegen zu tun, starrte er lediglich, die beiden Dunkelelefen ignorierend, vor sich auf den Boden.
Nachdem sie ein paarmal tief durchgeatmet hatte, stemmte sich die Dunkelelfin langsam wieder auf die Füße. Wie es den Anschein hatte, war der unmittelbare Konflikt fürs erste entschärft, aber diese ganze Aktion dürfte wohl kaum dazu beigetragen haben, daß der Fortgang ihrer Reise in Zukunft entspannter würde. Ein Nekromant und eine Mörderin... und ich mittendrin als scheinbar die Einzige, die ein bißchen gesunden Merverstand besitzt. Wenn man so darüber nachdachte, war die ganze Situation auf eine sehr schwarzhumorige Weise beinahe komisch. Beinahe, denn als reiche es nicht, daß sie dank der Ereignisse während der vergangenen Monde so tief gesunken war, daß sie allen Ernstes Jagd auf einen Tiermenschen machte, so stand sie auf dieser Reise augenscheinlich auch noch zwischen diesen beiden brandgefährlichen Gestalten, beide Meister ihres Fachs. Hatte sie die eine Katastrophe gerade überlebt, so rannte sie sehenden Auges geradewegs in die Nächste. Ich hätte darauf bestehen müssen, daß wir beide allein nach Gumora suchen. Es hätte vielleicht länger gedauert, aber daß Arranges und Dreveni sich gegenseitig die Augen auskratzen würden, hätte ich mir auch leicht an meinen neun Fingern abzählen können...
Sie hob den Bogen auf und legte ihn wieder zu ihrem Gepäck. Dann ging sie zu der Assassinin herüber. „Seid Ihr unverletzt, Dreveni?“ fragte sie mit leichter Sorgen in der Stimme. Tatsächlich jedoch machte die Andere nicht den Eindruck, als hätte sie wirklich etwas abbekommen. Erynn sprach weiter, so leise diesesmal, daß der Beschwörer ihre Worte von seiner Position ein Stück abseits nicht verstehen konnte: „Hört mir zu: Arranges ist gefährlicher als er aussieht, und weit gefährlicher als Ihr ahnt. Wäre ich nicht hier gewesen, wärt Ihr jetzt tot. Also bitte, haltet Euch zurück und reizt ihn nicht... in unser aller Interesse.“
Mit diesen Worten wandte sie sich ab, wickelte sich wieder in ihre Decken und ließ sich schließlich neben Arranges nieder, wobei sie ihre Schulter an seine lehnte. Einige Herzschläge lang schwieg sie bevor sie zu ihm sagte, ebenso leise wie zu der Dunmer zuvor, aber mit einem schärferen Unterton: „Wunderst du dich wirklich darüber, was soeben geschehen ist? Seit wir an Drevenis Tür geklopft haben, tust du nichts anderes als sie hochzubocken. Was hast du denn erwartet? Daß sie weiterhin alles schluckt? Sie ist nicht wie ich, auch wenn unsere Haut die gleiche Farbe hat, das ist dir hoffentlich klar geworden.“ Dann wurde ihre Stimme weicher, blieb aber ebenso leise wie zuvor. „Laß es bleiben, Arranges. Wir brauchen sie, und abgesehen davon hat sie uns bereits Gastfreundschaft gewährt, wenngleich nur widerwillig. Aber keinem von uns ist geholfen, wenn wir uns hier gegenseitig zerfleischen anstelle dieses Argoniers... Wenn du willst, schlaf ein bißchen“, wechselte Erynn unvermittelt das Thema. „ich weiß, daß du in der letzten Nacht schon kaum ein Auge zugetan hast. Ich passe auf, daß die Assassinin auf Abstand bleibt, versprochen.“
Es war im Prinzip ganz einfach. Er hätte sie erschlagen sollen. Einfach töten und in den nächsten Abgrund schleudern, dann wäre die ganze Sache erledigt gewesen. Gumora hätten sie auch sehr wohl allein gefunden... Aus dem Augenwinkel sah er, dass Erynn Dreveni wohl etwas sagte... oder auch umgekehrt, hören konnte er jedoch nichts. Sollen sie doch... wenn Erynn meint, ihr auch noch Zuspruch gewähren zu müssen oder sonst etwas in dieser Richtung, dann ist das eben so... Unter der versteinerten Fassade des Kaiserlichen rumorte und brodelte es, aber er zeigte nichts davon. Einem Feind ins Schwert laufen... und selbst wenn, dich werde ich irgendwie mit ins Reich des Vergessens zerren, das schöre ich, Dreveni! Er ahnte mehr, dass Erynn zu ihm herüberkam und sich direkt neben ihm auf den Boden sinken ließ. Sie lehnte sich leicht an seine Seite, was, obwohl er sich dagegen wehrte, ein wenig wie Kühlung für seinen vor Zorn glühenden Verstand wirkte. Ihre ersten Worte jedoch schlugen Flammen aus seinen Gedanken. Er hörte weiter zu, ohne eine Regung. Als Erynn geendet hatte, schwieg er zunächst einen Moment, bevor er aufsah und ihr den Kopf zuwandte. 'Sorg einfach dafür, dass sie vor allem die Finger von meinem Pferd lässt... sonst wird es ihr auch nichts helfen, wenn du mir beide Ohren abreisst...' Knurrte er. Dann erhob er sich, richtete sich an einem kleineren Findling ein und war auch nur wenig später eingeschlafen, wenngleich sein Schlaf nur sehr flach war...
Als auf einmal die beschworene Kreatur hinter ihr auftauchte, wurde es eng für Dreveni. Sie schaffte es gerade so, den hieben der Kreatur und von Arranges auszuweichen, als er plötzlich von Erynn angesprungen wurde. Dass sie ihm ins Ohr biss, konnte Dreveni nicht sehen, sie hörten nur seinen Aufschrei, und als Erynn ihn wieder losließ, setzte er sich wortlos an seinen Platz. Dreveni legte ihr Schwert ebenfalls wieder zu ihrem Gepäck, setzte sich wieder hin und wickelte sich in die Decken. Sie sah immer noch wachsam zu Arranges, da sie dem Magier kein Stück über den Weg traute. Immerhin wusste sie jetzt, wie schnell er tatsächlich zur Weißglut zu bringen war. Mit einem Auge sah sie auch nach Erynn. Das ausgerechnet sie auf den Beschwörer losgehen würde, hätte sie nicht erwartet. Diese kam dann auch sofort zu ihr und flüsterte ihr etwas zu von wegen Arranges wäre gefährlicher als er aussehen würde. Nicht das Dreveni einen verrückten Magier unterschätzen würde, sie hatte nur nicht vor gehabt, Arranges zu töten.
Schließlich schien Erynn ihn überredet zu haben, etwas zu schlafen, jedenfalls lehnte er sich an einen Felsen und war still. Als von Arranges eine Weile nichts mehr zu hören war, setzte sich Dreveni neben Erynn und und begann leise ein Gespräch: "Wäret ihr nicht gewesen, wäre es vermutlich für Arranges nicht ganz so glimpflich ausgegangen. Normal hätte ich erst das Stilett in seine Richtung geworfen und wäre dann zum Schwert. Nur kann ich bei der Dunkelheit beim besten Willen nicht garantieren, dass es nicht ins Auge gegangen wäre, nur das ich überhaupt treffe. Ich unterschätze diese Irren jedenfalls keine Sekunde lang. Mir liegt jedenfalls nichts daran, ihn zu töten, solange ihr dabei seid, aber jetzt weiß ich wenigstens, woran ich bei ihm bin." Während sie gesprochen hatte, hatte sie die andere gemustert, so gut es ging in der Dunkelheit. "Was ist mit eurem Finger passiert?"
"Ihr könntet Euch irren, Dreveni. Aber ich habe nicht vor still mitanzusehen, wie Ihr und der Beschwörer das herauszufinden versucht. Es geht um Gumora, und nicht um irgendwelche kleinlichen Streitereien", sagte sie schärfer, als es ihr als Unerfahrenste in diesem Trio vielleicht anstand. "Arranges ist nicht geduldig. Kein bisschen, aber wirklich ausgerastet ist er vorhin noch nicht..." Erynn winkte ab. "Was mit meiner Hand passiert ist: Ich habe einen Fehler gemacht. War einen Moment lang unaufmerksam im Kampf gegen einen Oger, und das Biest hat mich an Hand und Arm erwischt..." sie schüttelte sich, als sie an die unerträglichen Schmerzen zurückdachte. "Arranges hat dann die Teile weggeschnitten, die nicht mehr zu retten waren - was vermutlich der Grund ist, weshalb ich den Rest der Hand behalten konnte. Nun, seitdem sieht es eben... so aus."
"Wie gesagt, wäre es ernst gewesen, und ihr nicht in der Nähe, wäre es anders gelaufen." Dreveni starrte einen Moment schweigend ins Leere. Eigentlich lag ihr nicht viel an näheren Kontakten zu anderen, aber es wäre nicht verkehrt, wenn sie sich zumindest mit Erynn etwas besser stellte. "Seid ihr diesem Kaiserlichen immer noch verpflichtet?" sie erinnerte sich noch ziemlich genau an das kurze Gespräch vor etwa zwei Monaten. "Seine Gesellschaft scheint euch nicht so gut zu bekommen, mal von eurem Finger abgesehen." Eigentlich überschritt sie mit diesem Satz schon eine Grenze, schließlich ging es sie nichts an. Aber irgendetwas schien ihr an der jungen Dunmer doch zu liegen. "Ihr könntet ohne ihn viel mehr erreichen."
Arranges lässt sich nicht so einfach töten. Das solltest selbst du mittlerweile begriffen haben... "Verpflichtet? Nein, nicht mehr. Verbunden aber sehr wohl, was, wenn Ihr so wollt, noch sehr viel schwerer wirkt. Nur für den Fall daß Ihr Euch fragt, auf wessen Seite ich mich im Zweifelsfall stellen würde." Sie ließ die Worte in der Luft hängen und fuhr stattdessen fort: "Was sollte ich Eurer Meinung nach denn erreichen?" Erynn stellte fest, daß die Einschätzung der anderen Dunmer sie wirklich interessierte. "Wenn das hier vorbei ist, werde ich zur Kriegergilde zurückkehren und sehen, wo ich mich nützlich machen kann. Viel mehr plane ich eigentlich nicht." Abgesehen davon, ein paar eigene Studien über die Daedra anzustellen, aber das brauchst du nun wirklich nicht zu wissen...
"Ich rechne nicht damit, dass ihr oder irgendjemand sonst euch auf meine Seite stellt. Im entscheidenden Moment wird man ohnehin meist im Stich gelassen.", antwortete Dreveni auf Erynns Andeutung.
"Arranges mag ein guter Magier sein, und auch nicht schlecht mit dem Schwert, aber er ist und bleibt ein jähzorniges Trampel. Ich freue mich jetzt schon wieder darauf, wenn wir auf unauffälliges Vorgehen angewiesen sind. Was euch betrifft, ich halte euch durchaus für talentiert mit dem Bogen, und euch habe ich auch damals nicht gehört, vor dem Tor bei Cheydinhal. Die Kriegergilde mag zwar Edel sein, aber der Verdienst ist doch eher mäßig, oder? Und ist es denn nicht egal, ob ich Vampire oder Banditen für die Gilde töte, oder einzelne Ziele für jemanden anderen?" Nach den letzten Worten beobachtete sie Erynn genau. So direkt wollte sie nicht gleich werden, aber für sie hatte das Gespräch gerade eh einen eher hypothetischen Charakter.
Erynn zuckte leicht zusammen, als sie eine ungefähre Ahnung davon bekam, worauf die andere abzielte, wenn gleich sie es nicht direkt aussprach. "Nein...", antwortete sie schließlich langsam, "ich denke, das ist nicht egal. Es sei denn, mir wäre gleichgültig, warum und wofür jemand stirbt, aber das ist es nicht. Vergeltung mag ein Grund sein. Deshalb bin ich selber hier und suche nach Gumora. Aber... was weiß ich... irgendjemanden zu töten, nur weil jemand anderem dessen Nase nicht paßt... Ihr mögt für Euch entschieden haben, daß Euch nicht interessiert, warum und von wem Ihr ein Leben nehmt. Ich hingegen brauche einen sehr guten Grund dafür. Darüber hinaus habe ich noch nie im Auftrag der Gilde irgend etwas töten müssen, das intelligenter als ein Goblin gewesen wäre. Zu Banditenjagden oder ähnlichem zwingt uns niemand dort... es bleibt eine freie Entscheidung, ob man sich daran beteiligt. Ich habe es bisher gelassen."
Erynn hatte nicht unrecht mit dem was sie sagte, so realistisch sah Dreveni ihre Tätigkeit selbst. "Ich bin mir sicher, jeder meiner Auftraggeber hat für sich mindestens einen so guten Grund wie eure Genugtuung, wenn ihr Gumora erwischt. So gesehen gibt es keine guten oder schlechten Gründe, um jemandes Leben zu nehmen.", erwiderte sie ihr dennoch. "Aber die Entscheidung liegt natürlich bei euch, ob ihr weiter bei der Kriegergilde bleibt." Vielleicht sah Erynn das auch anders, wenn sie erst einmal Gumoras Leben ein Ende bereitet hatte, wenn sie ihn überhaupt jemals fanden. Sie hütete sich jedoch, das jetzt auszusprechen.
Es gefiel ihr immer weniger, wohin dieses Gespräch führte, vor allem, da die andere Dunmer und alles, was sie ausstrahlte, Erynn doch in irgendeinem Winkel ihres Bewußtseins faszinierte. ...ob Ihr weiter bei der Kriegergilde bleibt... Ja, diese Frage hatte sie sich auch schon gestellt. Konnte sie das überhaupt? Nach allem, was geschehen war, zurück in ihr kleines, beschauliches Leben, in dem alles geregelt und geordnet war und wo es für alles Vorschriften und Verträge gab, als wären das die Dinge, mit der man die Unwägbarkeiten des Lebens kontrollieren konnte? Sie war sich nicht sicher. Aber deshalb gleich zur Mörderin zu werden... Sie schauderte kurz als ein flüchtiger Eindruck durch ihren Geist spülte. Wie mächtig muß man sich wohl fühlen, wenn man auf ein unwissendes Opfer anlegt... einfach, weil man es kann...
"Ja, in dem Punkt habt Ihr Recht, Dreveni. Es ist meine Entscheidung." Sie lächelte leicht, um ihren Worten ein wenig die Schärfe zu nehmen. "Versucht, ein wenig Schlaf zu finden, wenn Euch das in dieser Kälte gelingt. Ich werde Nachtwache halten."
Dreveni nahm das Angebot der anderen Dunmer soweit an, dass sie sich in die Decken wickelte und etwas im Halbschlaf vor sich hin döste. Wirklich schlafen würde sie wohl erst wieder wenn sie eine Ortschaft mit Herberge erreichten, wo sie ihr eigenes Zimmer mit Schloss an der Tür hatte. Das Erynn ihren Andeutungen nicht gänzlich ablehnend gegenüber gestanden hatte, sah sie als gutes Zeichen.
Arranges erwachte irgendwann am frühen Morgen. Erynn hatte tatsächlich Wort gehalten und aufgepasst. Dreveni, zu der sein Blick als erstes wanderte, lag in ihre Decken gehüllt einige Meter weiter. Allerdings hätte Arranges nicht sagen können, ob sie die Augen geschlossen oder leicht geöffnet hatte und ihn unter den Lidern hervor beobachtete. Es war ihm gleich, nachdem, was am vergangenen Abend passiert war, hatte er sich vorgenommen, mit Dreveni gerade das Nötigste zu sprechen, mehr aber auch nicht.
Sie machten sich bald darauf an den Abstieg. Trotz Sonne und beinahe wolkenfreiem Himmel, war es noch immer eisig kalt. Es dauerte gut bis zum Mittag, als sie endlich unten angekommen waren. Der Kaiserliche hatte mit Erynn nur wenige Worte gewechselt. Dreveni war ihm bis sie unten in der Ebene angekommen waren, gerade mal zwei kurze Blicke wert. Die hatten die Pferde geführt, saßen aber jetzt nach einer kurzen Verschnaufpause wieder auf und ritten in normalem Tempo nach Osten. Arranges beabsichtigte von Balfall aus nach Ebenherz überzusetzen. Schwarzlicht wäre ebenfalls eine Möglichkeit gewesen, aber der Umweg wäre sehr viel länger... Auch Göttergriff wäre eine Anlaufstelle gewesen, aber Arranges wusste, dass sie dort nur unschöne Fragen beantworten hätten müssen... Nein, Balfall war schon die beste Option, außerdem stand der Preis meist in Relation zur Strecke... Verdammt, dabei fällt mir ein, dass wir hier Draken haben... wie wurde das nochmal umgerechnet? Der Kaiserliche überlegte, Meister Jurano hatte ihm das mal während der Lehrzeit in Morrowind erklärt, aber Arranges bekam es nicht mehr zusammen. Er wusste nur, dass aufgrund der wirtschaftlichen Lage des Landes, der Septim mehr wert war, als der Draken. Naja, das kann uns nur zum Vorteil gereichen... außerdem... vielleicht lässt sich Dreveni mit dem scheinbaren Mehrwert der Septime hier bei der Bezahlung... benachteiligen...
Es war später Nachmittag. Die Landschaft hatte sich relativ schnell von steppenartig zum Buschland hin verwandelt, sodass jetzt neben mannshohen und dichten Büschen, auch die ein oder andere Baumgruppe aus dem kniehohen, goldgelben Gras auftauchte... Die Kälte war einer angenehmen Wärme gewichen. Arranges ritt an der Spitze der kleinen Gruppe, Dreveni und Erynn direkt hinter ihm. Der Magier war hauptsächlich damit beschäftigt, die Landschaft und die grob sichtbare Flora zu studieren, als links von ihm im Gebüsch plötzlich ein schriller Ton zu hören war. Arranges blickte blitzschnell in die Richtung und hatte seine Hand bereits am Schwert, als er aus Reflex den Kopf runternahm. Etwas funkelndes segelte über ihn hinweg und verfehlte ihn nur knapp. Muss das jetzt sein? Im nächsten Moment traten sechs Dunmer aus dem Gebüsch. Drei mit groben Armbrüsten, die anderen mit Kurzschwert und Dolch bewaffnet, alle trugen sie eine... etwas seltsam anmutende Rüstung, die größtenteils an die normalen Lederrüstungen aus Cyrodiil erinnerten. Allerdings taten sie nicht mehr, als die Waffen auf die Reisenden zu richten und schienen zu warten... 'Absteigen... bitte.' Sagte einer der Dunkelelfen, der wohl so etwas wie ihr Anführer sein sollte. Arranges schwieg. 'Ah... nicht sehr beredet? Seltsam, das kennt man vom Kaiservolk so gar nicht...'
'Ich steige nicht auf Befehl eines Stück Drecks hin, vom Pferd...' Gab Arranges drohend zurück.
'Oh... ich bedauere den Angriff zutiefst, aber wer hätte auch damit gerechnet, dass jemand vom Kaiservolk derartige Reflexe besitzt...'
'Ich freue mich immer wieder, wenn ich Untertanen des Kaiserreichs belehren kann... jetzt seid so freundlich und macht den Weg frei, Blutauge!'
'Wir sind nicht Untertanen des Kaiserreichs, auch wenn ihr und euresgleichen das gerne behauptet, Resdayn ist und bleibt ein freies Land... und wir versperren jedem N'wah den Weg... so auch euch... Kaiserlicher...' Das war genug, Arranges hatte nur sehr wenig Lust, wegen diesen paar Witzfiguren groß aufgehalten zu werden. Ohne den Dunmer aus den Augen zu lassen, stieg er langsam von seinem Rotfuchs. 'Ihr scheint ja doch etwas mehr als nur Skribmus in eurem Schädel zu haben...' An dieser Stelle reichte es wirklich. Arranges hatte vor, den Elfen einfach mit Nachdruck zu zwingen, aber jetzt würde er eben sterben... Es dauerte zwei Herzschläge, da trat ein geradezu monströses Daedroth aus einer roten Kaskade vor dem Dunmer, während Arranges das Schwert zog. Angriff! War alles, was er seiner Beschwörung übermittelte...
Dreveni war vor Arranges aus ihrem leichten Schlaf erwacht und kurz nach ihm erhob sie sich ebenfalls. Wortlos räumten sie ihre Sachen zusammen und brachen auf. Ziel erreicht, endlich Ruhe., dachte sich Dreveni nur, nachdem Arranges sie offensichtlich ignorierte. Was in Erynn vorging, konnte sie nicht erahnen, die Dunmer wirkte nur irgendwie müde.
Sie waren fast den ganzen Tag ohne Zwischenfall unterwegs, als sie Nachmittags von Banditen aufgehalten wurden. Dreveni wäre für ein etwas diplomatischeres Vorgehen gewesen als Arranges es dann an den Tag legte, da sie so vielleicht nicht allen Sechsen kampfbereit gegenüber gestanden wären. So nahm sie sich nur vor, keine Rücksicht darauf zu nehmen, ob Arranges ihr Zufällig vor den Bogen oder das Schwert lief und stellte sich auf einen harten Kampf ein. Die sechs Dunmer wirkten entschlossen, aber sie hatte die Hoffnung dass Arranges Beschwörungen sie unterstützen würden. Dreveni hatte leise einen Schildzauber gesprochen, als Arranges die Banditen offensichtlich genug provoziert hatte.
Als er langsam vom Pferd stieg, langte sie nach ihrem Schwert dass am Sattel hing, und rief sich die Formel für einen Schockzauber ins Gedächtnis. Sie mussten unbedingt auf die Schützen achtgeben. Als sie ebenfalls vom Pferd stieg, beschwor Arranges einen Daedroth und Dreveni zögerte nicht lange und warf einen Schockzauber auf einen der Schützen. Dieser wälzte sich schreiend am Boden, doch der Zauber war nicht stark genug ihn zu töten, und auch nicht um ihn ewig außer Gefecht zu setzen.
Sie hatte jedoch keine Zeit mehr, lange zu überlegen, da stürzte sich einer mit einem Kurzschwert auf sie. Den ersten Schlag parierte sie, dabei erstaunte sie die Heftigkeit, mit der der andere zuschlug. sie holte ebenfalls zum Schlag aus, worauf sich der andere einfach duckte. Scheiße. Nebenher versuchte sie zu sehen, was die anderen beiden Schützen taten, um vielleicht ihren Gegner dazwischen zu lenken, konnte sie aber nicht sehen, ohne den Banditen aus den Augen zu lassen. Und das wäre bei seinen Schwertkampfkünsten ganz schlecht.
Erynn döste die meiste Zeit im Sattel, während sie durch die Tiefebene immer weiter Richtung Osten ritten. Es war kalt gewesen in der Nacht, zudem hatte sie nicht riskieren wollen, ihre Begleiter auch nur einen Moment aus den Augen zu lassen. Entsprechend müde war sie jetzt, auch wenn sie an kurze Nächte und strapaziöse Tagesritte längst gewöhnt war.
Von einem Moment auf den anderen jedoch war sie hellwach, als Arranges sich plötzlich im Sattel duckte. Die Hand wanderte zu ihrem Bogen, noch bevor die sechs Wegelagerer aus den Büschen getreten waren. Daß es blutig werden würde, war ihr schon klar, bevor der Wortwechsel zwischen Kaiserlichem und Banditenanführer begonnen hatte. Wie schnell es dazu kommen würde, wußte sie spätestens, nachdem der Magier zum ersten mal gesprochen hatte. Sie ließ die Füße aus den Steigbügeln gleiten und rutschte von Falchions Rücken, sobald sie das erste Flimmern in der Luft wahrnahm, das eine daedrische Beschwörung ankündigte. Ein Zauber blitzte auf, von irgendwo in ihrem Augenwinkel geworfen. Dreveni. Der Blitz fand sein Ziel, dann hatte Erynn einen Pfeil auf der Sehne und richtete ihren Bogen auf einen der Armbrustschützen. Sie war zu langsam diesesmal. Ihr Gegner löste vor ihr, sein Bolzen zerfetzte die Außenseite ihres linken Stiefelschaftes und hinterließ eine tiefe, blutige Spur auf ihrer Wade. Die Elfin fuhr zusammen und strauchelte, fing sich wieder und legte erneut an, diesesmal war sie es, die traf, wenngleich nicht tödlich. Aber ihr Gegner war zunächst außer Gefecht, während er mit dem Schock kämpfte, den ihr Schultertreffer verursachte. Sie verschaffte sich einen kurzen Überblick. Was Arranges tat konnte sie auf die Schnelle nicht ausmachen, aber Dreveni befand sich in heftigem Nahkampf mit einem der Wegelagerer. Erynn sah, wie sich ein weiterer Angreifer schnell auf die Assassinin zubewegte. Sie ließ den Bogen fallen und zog ihren Dolch aus dem rechten Stiefel. Dann rannte sie los und sprang dem Nahkämpfer mit der linken Schulter voran in den Lauf, ließ den Dolch vorschnellen und stellte zufrieden fest, daß die Klinge irgendwo einschlug. Dann ging sie mit dem Banditen zusammen zu Boden.
Mit einem Mal war alles erfüllt von Kampfeslärm. Arranges wollte zunächst einen Lastzauber auf den Anführer werfen, aber das Dadedroth würde ihn wohl auch so bezwingen können. Ein Zauber blitzte irgendwo hinter ihm auf. Der Magier wollte sich bereits nach dem Zaubernden umsehen, als seine Aufmerksamkeit an einem der drei Armbrustschützen hängen blieb. Es war ein junger Dunmer, aber aus seinen Augen, die ihn über den aufgelegten Bolzen hinweg ansahen, sprach pure Entschlossenheit. Arranges realisierte erst in dem Moment, dass der Elf auf ihn angelegt hatte, als es bereits klickte. Der Bolzen kam heran und... verschwand praktisch komplett seitlich auf halber Höhe im Oberschenkel des Kaiserlichen. Für einen kurzen Augenblick sah Arranges nur eine recht bunte Farbkulisse, ehe sich sein Blick wieder klärte und er sah, wie der Schütze bereits den nächsten Bolzen auflegte. Bevor der dieser jedoch noch richtig zielen konnte, klappte der junge Dunmer bereits zusammen, nicht mehr fähig, sein eigenes Gewicht zu tragen, von dem der Armbrust ganz zu schweigen. Mit zwei großen Sätzen war Arranges bei dem am Boden liegenden Dunkelelfen angekommen. Ein sauberer Streich sollte ihm eigentlich die Kehle zerfetzen, aber womit Arranges nicht gerechnet hätte, war die Tatsache, dass sich der Dunmer gegen den Zauber stemmte und es tatsächlich fertigbrachte, mit einem kurzen Dolch das heranfliegende Schwert des Nekromanten abzulenken. Eine schnelle Wende der Schlagrichtung von Arranges bewirkte, dass die Hand des Dunmers mit samt Dolch einen Herzschlag später durch die Luft segelte... Mit der puren Zornesröte im Gesicht stemmte sich Arranges auf sein Schwert, währen er es knackend durch den Torso des Dunmers trieb. Als er sich umdrehte, sah er gerade noch, wie die Waffe des Anführers der Banditen von einem wuchtigen Hieb des Daedroths zur Seite geschlagen wurde und das Monster mit der anderen Klaue zupackte. Ein nasses Knirschen bestätigte, was man von außen nur erahnen konnte. Mit zerquetschtem Brustkorb landete auch dieser Dunkelelf tot auf dem Boden, die Augen noch aufgerissen und den Mund zu einem stummen Schrei geöffnet. Schnell wandte sich der Kaiserliche zum restlichen Kampfgetümmel um und versuchte einen Überblick zu bekommen... erst jetzt bemerkte er, wie das Fleisch auf der Außenseite seines rechten Oberschenkels pochte vor Schmerz. Der Bolzen musste irgendwo zwischen unterer Hautschicht und Muskel komplett eingedrungen sein...
Dreveni bekam nicht mit, dass Erynn sich auf den Banditen warf, sie war vollauf mit ihrem Gegner beschäftigt. Er schaffte es tatsächlich sie so am Oberarm zu treffen dass trotz Schildzauber ein unschöner Schnitt blieb. Sie traf ihn auch ein paar Mal, aber es waren keine ernsthaften Verletzungen. Dann zerquetschte der Daedroth einen der Dunmer, was ihren Gegner kurz abzulenken schien, lange genug dass Dreveni mit dem Schwert ausholen und einen Treffer am Hals landen konnte. Es reichte nicht um ihm den Kopf abzuschlagen, aber er war dennoch sofort tot. Die Aktion war trotzdem gewagt, da er schnell mit seinem Schwert war, aber es wäre sonst ewig so weitergegangen, und die Schützen mussten immer noch irgendwo sein.
Erynn rang auf dem Boden mit einem der Wegelagerer, und Arranges wirkte irgendwie seltsam, auch wenn sie auf den ersten Blick keine große Verletzung sehen konnte. Sie versuchte den Schmerz an ihrem Arm zu ignorieren, genauso wie das Blut, dass inzwischen aus der Wunde lief. Wirklich schlimm hatte er sie nicht erwischt. Der Schütze, den sie mit dem Schockzauber getroffen hatte, rappelte sich gerade wieder auf und langte nach einem Bolzen. Als Dreveni auf ihn zulief, ließ er die Armbrust jedoch fallen und zog einen Dolch aus seinem Gürtel, jedoch etwas zu spät. Sie erreichte ihn, riss ihn zu Boden nachdem sie das Schwert fallen gelassen hatte, schlug seinen Arm mit dem Dolch kräftig auf den Boden und hielt um kurz darauf seine eigene Waffe an die Kehle. Dabei kam ihr wohl auch zu gute, dass der Dunmer nicht gerade der Größte seiner war. "Es reicht, ihr habt euch die falschen ausgesucht.", zischte sie ihm zu, holte kurz mit dem Dolch aus und stieß ihm die Waffe schräg durch den Hals. Er sah sie kurz aus schreckgeweiteten Augen an, bevor er sie nach oben verdrehte, röchelte und dann reglos liegen blieb. Dann erst fand sie Zeit, sich wieder nach den anderen Banditen und ihren Begleitern umzusehen.
Ihre Flinkheit kam Erynn zugute. Sie löste sich von ihrem Gegner, rollte sich über die Schulter ab und war die Erste, die wieder auf die Füße kam. Wieder führte sie einen schnellen Stich mit dem Dolch aus, mehr, um nicht doch noch ins Nach zu geraten als weil sie bereits einen genauen Plan gehabt hätte, wohin sie hätte zielen müssen. Tatsächlich kratzte ihre Klinge lediglich über die fremdartige, elegante Lederrüstung, die der andere trug. So ein Ding hatte sie noch nie gesehen, aber es schien von guter Qualität zu sein. Sie würde nicht viele Möglichkeiten haben, einen effektiven Stich oder Schnitt anzusetzen.
Lauernd umkreisten sie sich. Der andere führte eine schmale, leicht gebogene Klinge mit nur einer geschliffenen Schneide, nicht viel länger als ihr Stahldolch, aber insgesamt wirkte ihre Waffe gegen dieses fremdartige Messer geradezu krude.
Erynn spürte, daß sie langsam aber sicher nervös wurde. Eigentlich hatte sie das ganze recht schnell beenden wollen, aber dieser Plan war ja mal sowas von nicht aufgegangen. Sie haßte es, wenn das Getümmel zu dicht wurde, um den Bogen verwenden zu können. Noch schlimmer war es, wenn das Gewühl sogar zu dicht war, um ihr Langes Schwert sinnvoll einsetzen zu können, so wie jetzt. Am allermeisten jedoch haßte sie es, sich auf eine Messerstecherei einlassen zu müssen. Schon in den Übungskämpfen in der Gilde hatte sie mit dem Dolch nie wirklich glänzen können, und jetzt, im Ernstfall, verflüchtigte sich der Vorteil, den sie vorhin herausgearbeitet hatte, erschreckend schnell. Sie duckte sich unter einem Stich hinweg der auf ihren Kopf zielte, ließ den Dolch im Gegenzug in Richtung des Knies ihres Feindes vorzucken, erwischte ihn jedoch nur leicht. Wieder sprangen sie beide zurück, belauerten sich, bis Erynn endgültig die Geduld verlor. Sie beschloß, sich auf die Stärke ihrer Rüstung zu verlassen, öffnete ihre Deckung und nahm einen Treffer an der Hüfte hin, während sie den Arm hochriß, den letzten Abstand zu ihrem Gegner schloß und den Knauf ihres Dolches mit einem ungesund hohlen Geräusch auf die Stirn des Wegelagerers krachen ließ. Er starrte für einen Moment vor sich hin wie ein Ochse, dann kippte er um wie ein gefällter Baum. Die Elfin sah sich wild nach Freund und Feind um. Sie hatte sich schon wieder viel länger an einem einzelnen Gegner aufgehalten, als ihr lieb war.
Arranges sah nur noch einen von den ehemals sechs Dunkelelfen stehen. Dieser jedoch schien sich nicht mehr so sicher, ob er sie angreifen wollte oder nicht. Der Räuber schien zu versuchen ihn und das Daedroth gleichermaßen im Blick zu behalten. Der Kaiserliche wartete allerdings nicht lange, bis seine Beschwörung oder irgendjemand seiner Begleiterinnen den Gegner erreichen konnte. Strategisch instinktiv griff er nach seiner Frostmagie. Normalerweise reichten seine Kenntnisse über dieses Element nicht sehr weit, wenngleich er es zu tödlicher Magie zu formen wusste, allerdings war es auch nur dazu gedacht eine Alternative zu seiner Spezialisiereung, der Feuermagie, zu haben. In diesem Falle jedoch sollte es reichen... dabei machte es auch keinen Unterschied, ob er seine Energie nun sauber zu weben vermochte, was er schlicht nicht beherrschte bei Frostzaubern. Die Eiskugel sollte den Gegner lediglich töten... Mit einem fast hörbaren Klirren der Kälte, welche von dem Zauber ausging, als er seine vorgestreckten Arme verließ, raste eine gewaltige blaue Sphäre auf den Dunmer zu, der sich just in dem Augenblick, in dem Arranges seinen Zauber gesprochen hatte, umdrehte und zu fliehen versuchte. Das Geschoss erreichte den Elf trotzdem, kaum, dass er fünf Schritte getan hatte. Ein blecherner Aufschrei, gefolgt von einem irrsinnigen Scheppern verkündete das Ableben des Dunmers. Der von dem plötzlichen Eis schockgefrorene Körper, zerplatzte in unzählige, vereiste Splitter, als der Dunmer mitten im nächsten Schritt erstarrte und auf dem Boden aufschlug.
Die nur zur Hälfte richtig kontrollierte Magie hatte ein deutliches Leck gerissen, das der Magier jetzt doch spürte. Verdammte Feuerresistenz... Schimpfte Arranges innerlich. Und sogleich viel ihm auch wieder ein, warum er im Unterbewusstsein entschieden hatte, dem Angreifer nur einen Zauber nachzujagen und ihm nicht selbst hinterher zu hetzen. Als er sich nach Erynn umsehen wollte - Dreveni war ihm herzlich egal - versagte ihm das getroffene Bein den Dienst. Es war nicht wirklich taub, aber der Bolzen steckte so ungünstig, dass er auf den Muskel drückte und damit jede Bewegung behinderte. Der sichere Stand, den Arranges gerade noch hatte, war dabei eher Zufall. Zähnefletschend schob er sein Schwert ein und machte sich daran, die Beinschiene abzuschnallen. 'Dem nächsten Dunmer werde ich die hässlichen spitzen Ohren abreissen und ihn damit füttern...' Grollte Arranges, während er die Beinschiene vom Oberschenkel riss, nach seinem Gebrauchsmesser langte und sich zunächst für einen Moment die ganze Sache besah: Das Geschoss hatte kein größeres Blutgefäß getroffen, es lag lediglich wie eine Art rituelles Implantat unter der Haut. Ein dünnes, rotes Rinnsal lief ihm das Bein hinunter, von dort, wo der Bolzen eingeschlagen war. Arranges fackelte nicht lange. Er presste die Kiefer aufeinander und nach einem relativ gerade gesetzten Schnitt, hebelte und zerrte er den mittlerweile tiefroten Bolzen aus seinem Bein...
[Andromeda]
Dreveni hatte den letzten der Banditen ebenfalls gesehen, aber als sie ihr Schwert aufhob, erledigte ihn Arranges auch schon mit einem Eiszauber, er zersprang in zahllose Scherben als er auf dem Boden aufschlug. Danach begutachtete er einen Stelle auf seinem Oberschenkel, Dreveni konnte nicht sehen, was genau passiert war, da schnitt er sich auch schon mit dem Messer in die eigene Haut. "Wenn ihr lebensmüde seid, wird das so aber nichts.", rief sie ihm nach einem skeptischen Blick zu. Danach sah sie sich nach Erynn um, die unweit von ihr mit ihrem Dolch in der Hand stand. Diese fand es mit Sicherheit nicht besonders toll, wenn sich Arranges selbst massakrierte. Da bemerkte sie, dass Erynn Blut am Bein entlang lief. Dreveni fasste sich selbst unbewußt an den Schnitt, der andere hatte sie sauber getroffen. Im Moment interessierte sie aber Arranges wesentlich mehr. Inzwischen konnte sie auch sehen, dass er nach einem Armbrustbolzen geschnitten hatte.
[Glannaragh]
Erynn verzog das Gesicht als sie sah, wie der letzte der Angreifer starb. Es war abartig und vollkommen unnötig, aber wenigstens ging es schnell. Gewöhnen würde sie sich jedoch niemals an Arranges' fragwürdige künstlerische Ausdrucksform, was das Töten von Gegnern betraf. Zumindest nahm sie es sich fest vor. Die Kriegerin entlastete unbewußt das verletzte Bein und beobachtete aus dem Augenwinkel, daß Arranges sich daran machte, den Bolzen zu entfernen, den er sich eingefangen hatte. Erynn ließ ihn machen. Vielleicht bekam er es ja richtig hin und sie ersparte ihnen beiden eine größere Szene vor Dreveni. Ein wenig verstohlen sah sie sich am Schauplatz des Kampfes um. Vielleicht, so überlegte sie, trugen diese Banditen ja irgendwas bei sich, für das ihre kleine Gruppe noch Verwendung hätte.
[weuze]
Arranges sah im Augenwinkel, wie sich Erynn auf die Beine wuchtete und ein doch recht deutliches Loch in ihrem linken Stiefel klaffte. Aber ob er wollte oder nicht, zuerst musste er sich um sein eigenes Bein kümmern. Mit einem letzten Ruck riss er den Bolzen heraus. Den Kommentar, den er sich von Dreveni einfing, ignorierte er dabei. Die entstandene Wunde sah wesentlich hässlicher aus, als sie vermutlich war. Eine längliche, ausgefranste Mulde. Hasserfüllt blickte er auf den triefenden Bolzen, den er in der Faust hielt, dann schleuderte er ihn zur Seite und machte sich daran, eine Bandage aus einer seiner Taschen zu kramen. Ein Heiltrank war nicht unbedingt nötig. das Gewebe um die Verletzung herum war völlig taub, wodurch er keinen Schmerz spürte, der Rest würde sich bis in ein paar Tagen auch gegeben haben. relativ fest legte er den Verband an, was nur ein paar Augenblicke in Anspruch nahm. Dann richtete er sich auf, wobei er Dreveni keines Blickes würdigte. 'Brauchst du einen Heiltrank, Erynn?' Rief er der Dunmer zu und machte sich dann daran, leicht hinkend, zu ihr hinüber zu gehen...
[Andromeda]
Arranges schaffte es tatsächlich, sich einmal wie ein normaler Mensch zu benehmen und nicht wie ein Irrer, als er die Wunde einfach verband. Dreveni begann nach einem letzten Blick auf Erynn die Leichen zu durchsuchen. Nebenbei wischte sie noch ihr Schwert am Umhang des Anführers ab, und besah sich dann einen von den Dolchen genauer, den die Angreifer bei sich getragen hatten.
[Glannaragh]
"Ja, den brauche ich wohl", antwortete sie und besah sich mißmutig den aufgeschlitzten Stiefel. Nach einigem unterdrückten Gefluche hatte sie das widerspenstige Ding schließlich von ihrem Bein gezerrt und ließ sich von dem Beschwörer Trank und Bandagen reichen. Es sah... nicht schön aus. Erynn gab sich keine Mühe, den gequälten Ausdruck auf ihrem Gesicht zu verbergen, als sie vorsichtig um die Wunde herumtupfte, bevor sie den Trank hineinrinnen ließ und die Wunde möglichst flach verband. Zurück in die Stiefel zu kommen stellte eine weitere Herausforderung dar, oder eigentlich war es eher ein Ärgernis. Sie wollte sich jetzt nicht mit solchem Mist aufhalten müssen, sondern so schnell wie möglich Gumora finden! Nachdem sie es endlich geschafft hatte, stand Erynn mühsam auf und sah sich nach dem seltsamen Messer um, das ihr Gegner bei sich getragen hatte. Sie war doch neugierig auf das Ding und wollte es sich gern einmal genauer ansehen.
[weuze]
Sie durchsuchten die Leichen noch, aber von 50 Draken und dem Tanto, das Erynn behalten wollte, fanden sie nichts wirklich Brauchbares, die Armbrüste, genau wie die Schwerter, waren von minderer Qualität. Die Rüstung schienen zwar auf ihre Weise massiver zu sein als normales Leder, aber damit hatten sie auch eine Schwäche, die einzelnen Rüstungssegmente konnten sich recht schnell ineinander verkanten, war man es nicht gewohnt diese Rüstungen zu tragen. Die Draken nahm Arranges direkt an sich. Nachdem sie die Pferde wieder eingesammelt hatten, machten sie sich wieder auf den Weg. Arranges studierte die Karte, während sie in weiterhin gemächlichem Tempo in die Richtung ritten, in der Balfall liegen musste. Schleichend verschwand die Taubheit aus seinem Bein wieder, während gleichzeitig der Schmerz kam. Irgendwann konnte er das Pochen einfach nicht mehr ignorieren, ohne dabei bequem im Sattel zu sitzen. Während er innerlich über Schützen jeglicher Art wetterte, faltete er die Karte von Vvardenfell zusammen und verstaute sie in einer Satteltasche. Mit versteinerter Miene saß er für den Rest des Tages verkrampft im Sattel. Die Vegetation nahm deutlich zu, je weiter sie nach Osten kamen. Bis sie am Abend rasteten, befanden sie sich nicht mehr nur im einfachen Buschland. Um sie herum erhoben sich recht stattliche Bäume, nicht sonderbar, aber doch irgendwie einzigartig, als wären sie eine Art natürliches Aushängeschild dafür, dass man spätestens hier wirklich in Morrowind angekommen war. Arranges schätzte ihren restlichen Weg nach Balfell auf noch knapp einen Tagesmarsch. Sie hätten im Grunde auch die Hauptstraße von Cheydinhal über Kragenmoor nehmen können, aber die Grenzsstadt war zu groß, zu viele Leute, zu viele Möglichkeiten, unerwünscht aufzufallen - wem auch immer. So würden sie jetzt nur noch einen Fluss westlich des Hafens Balfalls überqueren müssen ünd würden dann auf die Straße kommen, welche von Schwarzlicht im hohen Norden aus, herabkam. Der Fluss dürfte auch kein größeres Hindernis darstellen, war er doch um einiges schmaler als der Corbolo oder der Panther in Cyrodiil... zumindest wenn man der Karte Glauben schenken durfte. Für die Nacht richteten sie sich zwischen drei der großen Bäume ein. Sie hatten kaum das Lagerfeuer entfacht, als die Temperatur schlagartig abnahm. Es erinnerte fast ein bisschen an den Moment, wenn sich ein Gewitter in Cyrodiil ankündigte, nur schien es hier in Morrowind um einiges extremer zu sein. Es dauerte auch keine zehn Minuten, Arranges hatte in weiser Voraussicht ein Seil zwischen zwei der Bäume gespannt und die Zeltplane darüber geworfen, als sich ein heftiger Platschregen auf das Land ergoß. Das Feuer, obwohl hoch geschichtet, hielt dem nicht lange stand und nur wenig später saßen sie im Dunkeln...
Dreveni hatte ebenfalls einen der seltsamen Dolche der Banditen an sich genommen, auf den Schnitt an ihrem Arm ein bisschen Heiltrank geträufelt und folgte wieder Erynn und Arranges. Wieder schwiegen sie, was Dreveni nicht weiter störte. Ihretwegen konnte es für den Rest der Reise so weitergehen. Sie beobachtete geistesabwesend die Landschaft, während sie daran dachte, was ihr Feryn alles über Morrowind erzählt hatte. Das war also das Land ihrer Vorfahren. Sie wusste nicht einmal, ob sie in Morrowind geboren war, was durchaus sein konnte, wenn sie in Cheydinhal ausgesetzt worden war. Mordan wusste es entweder nicht oder hatte gute Gründe, ihr das zu verschweigen. Wenn sie genauer überlegte, wusste sie nicht einmal, ob Mordan hier geboren worden war. Er war früher öfter in Morrowind gewesen, mehr hatte er ihr nicht erzählt, es war ihr auch nie wichtig gewesen, sie sah auch keinen Sinn darin, ihrer Herkunft nachzuforschen.
Auch wenn sie gerade lieber darüber nachgedacht hätte, statt dessen schweiften ihre Gedanken immer noch zu Feryn, gerade in Momenten wie diesen, wo sie nicht wirklich viel zu tun hatte, dass sie abgelenkt hätte.
Normalerweise dachte sie nicht über vergangenes nach, da es sowieso nicht mehr zu ändern war. Auf die Zukunft hatte sie Einfluss, deshalb schien jeder Gedanke an vergangene Fehler und Entscheidungen nur Zeitverschwendung. Natürlich sollte man aus seinen Fehlern lernen, aber für Grübeleien oder gar Reue war kein Platz in ihrem Kopf gewesen. Bisher. Inzwischen war es dunkel geworden und ihre Begleiter zogen es vor, für die Nacht zu rasten. Dreveni stieg ebenfalls vom Pferd, nahm ihm den Sattel und das Gepäck ab, setzte sich mit etwas Abstand zu Arranges und Erynn ans Feuer und starrte gedankenverloren ins Leere. Als es schließlich auch noch begann zu regnet, fluchte sie nur leise und setzte sich zu den beiden unter die Plane, wirklich Abstand zu ihnen konnte sie leider nicht mehr halten.
[Arranges]
Hoffentlich erfriert diese.... absolut unausstehliche Frau irgendwann mal... Dachte sich Arranges, als Dreveni sich auch noch unter die Zelplane zu ihnen setzte. Der Kaiserliche wärmte sich selbst im Unterbewusstsein, wie er es praktisch schon automatisch tat. 'Das nächste Mal werde ich eine zweite Zeltplane mitnehmen...' Grollte er. 'Wenn ihr euch noch ein bisschen breiter macht, sofern das möglich ist, Dreveni, sitzt ihr bald nur mehr allein unter dieser Plane...'
[Dreveni]
Es dauerte nicht lange, da nörgelte Arranges schon wieder herum. Dreveni konnte nicht viel sehen in der Dunkelheit, aber sie merkte dass sie von Arranges noch gut Abstand hatte, soweit das unter der Plane ging. Erynn saß näher bei ihr, aber auch sie berührte sie nicht. "Arranges, ich glaube das ist nur euer überdimensionales Ego, was sich hier so breit macht.", sagte sie schließlich nur müde in seine Richtung. "Was mir daran nur zu denken gibt ist, dass ihr seine Gegenwart anscheinend selbst nicht zu ertragen scheint, wenn ihr euch beschwert. Mir ist das auch ehrlich gesagt egal, also verschont mich bitte damit." Auf Arranges Pöbeleien hatte sie jetzt gerade wirklich keine Lust.
[Erynn]
Die Kriegerin unterdrückte einen Seufzer, stützte das Kinn auf die Knie und ließ die rotglühenden Augen vom einen ihrer Begleiter zum anderen wandern."Ihr habt beide 'nen Knall", sagte sie unvermittelt und ziemlich lakonisch.
[Arranges]
Sie hatte ihm einfach den Wind aus den Segeln genommen... und zwar komplett. Innerlich murrend hockte Arranges zwischen dem Baumstamm zu seiner Rechten und Erynn zu seiner Linken. Es dauerte nur nochmal knapp eine Stunde, bis der Regen nachließ und in einbeständiges Nießeln überging. Die Temperaturen blieben jedoch so niedrig wie zuvor. Arranges bemerkte, dass Erynn leicht zitterte. Er zögerte, ehe er ein klein wenig näher an sie heranrückte und sie schließlich so gut das eben möglich war, mitwärmte. Der Magier dachte nichteinmal daran zu schlafen . Die Dunmer döste währenddessen ein. Auch Dreveni schien mit einem offenen Auge zu schlafen...
Der nächste Morgen zog blass und kalt herauf. Dichter Nebel hing über dem Land und erfüllte die Luft mit klammer Nässe.
[Dreveni]
Arranges erwiederte nichts mehr, und Erynns Kommentar überging Dreveni einfach. Später hörte der Regen auf, doch Dreveni fand keinen Schlaf. Statt dessen bemerkte sie, wie Arranges näher zu Erynn rutschte und sie zu wärmen schien. "Wie niedlich.", flüsterte Dreveni leise und mit vor sarkasmus triefender Stimme vor sich hin. Ob die beiden sie hören konnten war ihr egal. Ausserdem konnte sie so erfolgreich den Stich überspielen, den ihr das doch versetzt hatte. Nicht dass sie das jemals überhaupt vor sich selbst zugegeben hätte. Am Morgen kroch sie unter der Plane hervor und versuchte die kälte aus ihren Gliedern zu vertreiben, in dem sie ein paar Schritte über ihren Rastplatz ging.
[Erynn]
Das Zittern ließ deutlich nach, als die Wärme Erynns Körper erreichte. Es ärgerte sie ein bißchen, daß sie sich nach wie vor nicht lange genug auf diesen einfachen Zauber konzentrieren konnte, als daß sie ihn wirklich hätte konstant halten können. Irgendwann mußte sie Arranges nochmal danach fragen, wie er das anstellte. Irgendwann bald, am besten, wenn die Nächte hier immer so kalt waren. Irgendwann döste sie ein, den Kopf wieder auf die Knie gelegt, die eine Schulter ein wenig der Wärme entgegengestreckt. Die seltsame Haltung bedingte einen wenig beweglichen Rücken am nächsten Morgen, oder vielleicht war es auch die kalte Nässe. Erynn öffnete widerwillig ein Auge, akzeptierte dann aber schließlich daß sie weder gegen Kälte noch Müdigkeit irgendetwas unternehmen konnte, wenn sie nicht langsam in Bewegung kam. Ich hasse es, aufstehen zu müssen...
Ihr Blick fiel auf Arranges, der neben ihr hockte und bleich und übernächtigt aussah. Sie hätte einen Jahressold darauf gewettet, daß er nicht geschlafen hatte in dieser Nacht. Als genüge es nicht, daß deine Tage ohnehin gezählt sind, Beschwörer. Warum willst du nur mit aller Gewalt noch schneller zuschanden werden? Die Augen der Dunmer blieben an der Naht am Schädel des Kaiserlichen hängen. In den letzten Tagen hatte sie das Thema vermieden, aber so langsam wurde es wirklich höchste Zeit, daß sie den Zwirn da wieder rausholte. Gerade erst halb wach murmelte sie: "Laß mich die Fäden ziehen, bevor wir aufbrechen, Arranges. Die Wunden sind mittlerweile so weit heil."
[Arranges]
Als letzter kam der Kaiserliche unter der Zeltplane hervor und richtete sich mit knackenden Wirbeln neben Erynn auf. Sein Blick wanderte zu Dreveni. 'Habt ihr die Zärtlichkeiten des Baumes neben euch genossen, Dreveni? Ihr...' In diesem Moment erreichten ihn Erynns Worte und er zuckte zusammen. Er drehte sich zu ihr herum und fuhr sich dabei unwillkürlich über die Naht am Kopf. 'Äh... nein?' War er gerade noch einfach nur schlecht gelaunt, so behielt er seine abweisende Miene jetzt nur noch mit Mühe bei. 'Ich glaube nicht, dass du die Fäden rausmachen willst...' Sagte er mit versucht ruhiger Stimme.
[Dreveni]
Arranges konnte es natürlich wieder nicht lassen. "Eifersüchtig auf den Baum?", fragte sie nur leise, als Erynn ihm auch schon eröffnete, dass sie ihm die Fäden ziehen wollte. Dreveni seufzte und setzte sich wieder an den Baumstamm gelehnt hin. Irgendwie hatte sie das Gefühl, dass das länger dauern würde.
[Erynn]
Erynn unterdrückte ein Seufzen und zwang sich zu einem Lächeln von dem sie hoffte, daß es zumindest ansatzweise milde aussah. "Ich glaube eher", sagte sie dann leise, "daß du das nicht willst. Wie lange gedenkst du noch damit herumzulaufen, hm? Setz dich, es dauert nur einen Moment." ...und mach bitte einfach kein Theater vor Dreveni, ja? Außerdem siehst du bescheuert aus mit diesem Stickmuster am Kopf!
[Arranges]
Meinetwegen für immer, von mir aus kann das Zwirn da ruhig drinbleiben, bis ich ins Grab gehe... Arranges schaute Erynn mittlerweile an, als hätte sie ihn gefragt, ob er sie heiraten wollte... 'Das vermutlich auch... ich glaube kaum, dass die Wunde schon so weite verheilt ist, die Fäden sollten nur zur Vorsicht noch ein wenig drin bleiben...' Jetzt halt bloß die Klappe, ein einfaches Nicken reicht! Er wartete noch einen Augenblick, dann drehte er sich wieder um und machte Anstalten, das Lager abzubrechen.
[Dreveni]
Dreveni hatte die ganze Szene schweigend beobachtet. Wie konnte Erynn sich nur so um dieses undankbare Trampel kümmern? Wenn er unbedingt wollte, sollten die Fäden doch komplett einwachsen, ihretwegen bis in sein Hirn, vielleicht starb er ja drann. Hast du angst, dass dir die Luft aus deinem Kopf entweicht wenn sie jetzt die Fäden zieht? Dreveni konnte sich gerade noch zusammenreißen, das nicht auszusprechen, auf Ärger am frühen Morgen hatte sie gerade gar keine Lust. Bei dem Bild wie sich Arranges Kopf wie eine leere Hülle zusammenfalltete, musste Dreveni trotzdem leicht boshaft grinsen.
[Erynn]
"Arranges..." Erynn sprach noch leiser, wenngleich ein wenig schärfer als zuvor. "Ich denke, ich kann das einigermaßen beurteilen, zumal ich im Gegensatz zu dir sehen kann, wie weit die Wunde verheilt ist. Wir haben das Ganze doch schonmal durch, also was soll das jetzt wieder?" Irgendwann muß dieses Reflexbeißen doch mal aufhören, Trauma hin oder her... ich bin doch keine verfluchte Marapriesterin, daß ich unendliche Geduld für diesen Scheiß hätte! Sie holte einmal tief Luft. "Schluß jetzt. Ich bin schneller damit fertig, als du dein Pferd gesattelt hättest, verdammt noch mal!"
[Arranges]
Wieder fuhr sich der Kaiserliche mit einer Hand über die Naht. Du hast ja keine Ahnung... 'Zum Glück weisst du nicht, wie schnell ich damit bin, mein Pferd zu satteln...' Knurrte der Nekromant. 'Lass einfach die Finger da weg, pack dein Zeug zusammen und halt den Mund...' Meinte Arranges nur tonlos. Dann griff er nach der Zeltplane und rollte sie zusammen, ohne weiterhin auf die Dunmer zu achten. Er sah nicht ein, sich wieder tracktieren zu lassen. Die folgenden Wunden und sind sie noch so tödlich, werde ich wieder selbst versorgen... und wenn ich dabei draufgehe...
[Dreveni]
Arranges fuhr Erynn schon wieder so über den Mund, wie damals beim Tor bei Cheydinhal schon. Dort hatte sie Erynn schon gefragt, ob sie eigentlich gar kein bisschen Stolz mehr hatte, und jetzt blieb sie ja anscheinend freiwillig bei diesem manierlosem Kaiserlichen. "Lasst ihn.", sagte sie zu Erynn. "Wenn er will, dass die Fäden noch weiter einwachsen, ist das sein Problem, ich denke er ist alt genug. Manche lernen anscheinend nur durch Schmerz. Wenn überhaupt." Damit erhob sie sich und wollte anfangen, ihr Pferd zu satteln.
[Erynn]
Die Kriegerin seufzte, dann nickte sie. Plötzlich war sie sehr froh darüber, die lebenserfahrene und abgeklärte Dunmerin an ihrer Seite zu haben. Eine zweite Meinung klärte doch manchmal die Gedanken, überlegte sie. Sollte Arranges sich doch lächerlich machen, sie selbst mußte das nicht unbedingt ebenfalls tun, indem sie sich wie eine Glucke verhielt. "Ihr habt ja Recht, Dreveni", sagte sie und winkte ab. Wieder an Arranges gewandt und, vermutlich durch Drevenis Einfluß, gerade etwas rebellisch gestimmt, fuhr sie fort: "Deine Entscheidung. Du sahst ohnehin noch nie gut aus, da spielt das da jetzt auch keine Rolle mehr. Außerdem rede ich, wann es mir paßt, merk dir das." Mit diesen Worten, die ein seltsam befreiendes Gefühl hinterließen, packte Erynn das Lederzeug zusammen und ging zu ihrem Pferd hinüber, um es zu satteln.
[Arranges]
Ich hätte nicht gedacht, dass ich es mal begrüßen würde, wenn Dreveni den Mund aufmacht... aber ja, in diesem Moment bin ich ihr doch fast ein kleinwenig zu Dank verpflichtet... Arranges erwiderte nichts mehr, mit versteinerter Miene befestigte er die Zeltplane am Sattel seines Fuchses. Er gab nichts darauf, was Erynn gerade sagte. Schließlich lag ihm nicht zwangsläufig etwas daran ihr irgendwie zu gefallen. Auch nicht, wenn es ums rein Äußerliche ging. Die Fäden würden entweder von selbst rauswachsen oder er würde sie aus der Haut brennen, sollten sie Probleme bereiten... Ohne weitere Worte saß er auf und wenig später befanden sie sich wieder auf dem Weg nach Osten.
Sie überquerten den Fluss, der ihren Weg vor Balfall kreutzte bei einer Brücke, die wohl zu einer Nebenstraße der Hauptstraße gehörte, welche von Norden, von Schwarzlicht aus, nach Süden führte und dabei durch den Hafen verlief, den sie jetzt anstrebten. Die Sonne stand bereits tief im Westen und war jetzt, da sie unter die dichten Wolkendecke tauchte, erstmals an diesem Tag zu sehen. Jedoch nur für ein paar Augenblicke, bis sie hinter den Bergen des Velothimassivs verschwand. Balfall war eine eher kleine Stadt. gute zwei Duzend große Häuser zählte Arranges. Der Einfluss des Kaiserreichs war deutlich zu sehen. Die Gebäude waren groß und breit, mit Satteldach, gemauert aus massiven, dunkelgrauen Steinblöcken. Die Befestigungsanlagen waren grob und wirkten etwas abweisend. Das Tor jedoch stand offen, wie sie feststellten, als sie heranritten. Ein Wächter in einer absolut fremdartigen Rüstung lehnte neben dem flachen, aber breiten Torbogen. Die Rüstung, die der Mann trug, erinnerte ein wenig an Ton. Aber aus Ton kann man doch keine Rüstungen schmieden... Arranges musste kurz überlegen, bis ihm wieder einfiel, was ihm Meister Jurano einmal über die gängigen Rüstungen in Morrowind erzählt hatte. Der Nekromant kam zu dem Entschluss, dass es sich wohl um eine Knochenrüstung handeln musste. Die einzelnen Rüstungssegmente waren aus Schalentieren, wie etwa Muscheln oder den Panzern schon Schlammkrabben gefertigt und bildeten der Beschreibung nach einen unglaublich effektifen Schutz gegen jegliche Arten von Hieb- und Stichwaffen. Der Helm des Soldaten war geschlossen, lediglich ein schmaler Sehschlitz war zu erkennen, unter welchem ein aufwendiges und verschlungenes Muster aus Tusche gezeichnet war. Vor dem Tor angekommen, zügelte Arranges seinen Fuchs. Er konnte keine Stallungen sehen... Bevor er jedoch absteigen konnte, stieß sich die Wache von der Wand ab, an der sie lehnte und hob den Kopf ein wenig. Eine rauhe Stimme erklang unter dem Helm hervor: 'Geht weiter! Die Ställe befinden sich unten am Hafen...' Für einen kurzen Moment erstaunt, nickte der Kaiserliche dann jedoch und sie durchquerten das Tor. Es dauerte nicht sehr lange, bis sie den Hafen gefunden hatten. Die ganze Stadt erinnerte ein wenig an Bravil, nur bei weitem aufgeräumter und sauberer, wenngleich überall der Fischgestank in der Luft hing. Die Häuser drängten sich nahe ans Wasser. Die Hafenanlage war im Grunde nicht mehr, als eine kleine Bastion, bestehend aus drei wuchtigen Türmen und einem Wohngebäude in der Mitte. Die kleine Burg stand zur Hälfte im Wasser, ein schmahler Steg führte zu einer breiten Tür. Der Rest der Anlegestellen war ein Konstrukt aus Stein und Holz. Vier Schiffe zählte Arranges. Eines davon wurde gerade in diesem Augenblick beladen. Einige Legionäre standen dabei und schienen in dem Kisten und Fässer tragenden Haufen aus breiten Hühnen ein wenig für Ordnung zu sorgen...
Arranges ließ den Blick einmal herumwandern. Sie hatten die Stallungen schnell ausgemacht und obwohl der Bursche, der ihnen die Pferde abnahm, eher ungeduldig wirkte, sahen sie ihre Reittiere nur wenig später gut versorgt unter einem Dach auf einer kleinen Grünfläche stehen, die mitten in der Stadt, trotz des recht offenen Hafens, doch irgendwie unpassend wirkte.
'Ich werde uns dann mal ein Schiff besorgen...' Meinte Arranges nur kühl, wandte sich um und ging direkt auf jenes Schiff zu, das gerade beladen wurde...
Erynn blickte Dreveni an und zuckte mit den Achseln. Es machte sie traurig, daß Arranges sich wieder einmal so in seine Biestigkeit zurückzog, aber wenn er sich in dieser Stimmung befand, konnte sie ohnehin nichts dagegen tun außer zu warten, bis es vorbeiging.
Die beiden Frauen sahen sich um und entdeckten eine Art Gasthaus in der Nähe der Stallungen. Es sah nicht gerade aus wie das Septimhotel, war aber auch nicht allzu heruntergekommen. Sie traten ein und nahmen sich als Erstes jede ein Zimmer, wobei sie natürlich direkt auffielen – zwei Dunmerfrauen in Morrowind, die cyrodiilisch sprachen. Erynn vermutete, daß der doch recht hohe Preis, den sie für die Quartiere entrichten mußten, nicht für Einheimische galt, nahm diese Schikane aber wortlos hin. Es war gut möglich, daß diese Taverne die einzige am Ort war, und sie wollte die Nacht nicht wirklich dringend in der Gosse verbringen.
Nachdem sie die Zimmerschlüssel erhalten hatten und in den Gästetrakt hinaufgegangen waren, fragte die jüngere Dunkelelfin leise: „Wollt Ihr Euch nachher noch in der Stadt umhören, oder haltet Ihr es für klüger, wenn wir einfach im Gasthaus bleiben? Ich meine, wir fallen hier schon ziemlich auf...“
Als sie Balfall erreichten, entfernte sich Arranges um nach einem Schiff zu sehen. Dreveni sollte es recht sein, sie war um jede Sekunge froh, in der sie den Kaiserlichen nicht ertragen musste. Zusammen mit Erynn ging sie in die vermutlich einzige Taverne und nahm sich dort ein Zimmer. Sie warf dem Wirt einen bösen Blick zu, als er den Preis für die Zimmer nannte, aber hier kannte sie niemanden und hatte keinerlei Möglichkeiten, den Wirt davon zu überzeugen, ihnen einen besseren Preis zu machen. Immerhin gab er ihr noch Auskunft darüber, dass sich im Keller wohl ein Waschraum mit Zuber befand. Zuerst gingen sie aber nach oben zu den Zimmern, wo Erynn sie fragte, was sie weiter zu tun gedachte. "In der Stadt umhören wird nicht viel bringen, glaube ich. Das sieht mir doch eher nur nach einem Durchgang nach Vvardenfell aus, ich glaube nicht dass sich hier jemand an eine Echse erinnert, die vor fünf Wochen hier durchgekommen ist. Ich werde jetzt erst einmal Baden und dann sehen, wie es in der Gaststube ist.", sagte sie zu Erynn. "Wenn ihr wollt, können wir uns unten treffen." Erynn war damit einverstanden, und sie einigten sich, dass Erynn zu erst in den Zuber wollte und danach bei Dreveni bescheid sagen sollte. Schließlich saßen sie unten in der Schankstube, Dreveni trug ein leichtes dunkelrotes Kleid, das nur von der Reise etwas zerknittert war und hatte die langen Haare offen gelassen. Ihr war bewusst, dass sie auffielen, nicht nur deshalb weil sie offensichtlich kein Dunmeri sprachen.
Ein wenig unbehaglich sah Erynn sich in der Taverne um. Ihre einfache Kleidung, Leinenhose und Wollhemd, war zwar eigentlich unauffällig, aber garantiert nicht im landestypischen Stil, wodurch sie letztendlich doch wie ein Fremdkörper wirkte. Man ließ sie bisher jedoch in Ruhe. Balfall war zwar klein, aber dennoch eine Durchreisestation. Wirklich ungewöhnlich an den beiden Frauen war wahrscheinlich nur, daß sie ihre eigene Sprache nicht sprechen konnten.
Die Kriegerin nippte vorsichtig an einem Zeug, daß sich Matze nannte und stellte fest, daß sie es gern mochte. Es half ihr ein wenig, sich zu entspannen. Aus dem Augenwinkel schielte sie nach Dreveni. Die Assassinin wirkte völlig ruhig, kühl und überlegen, so als könne sie nichts überraschen und nichts wirklich berühren. Erynn kam wiedereinmal nicht umhin, ihre Selbstsicherheit zu bewundern. Vielleicht, so überlegte sie, könnte sie noch ein bißchen von Dreveni lernen. Der Anderen war immerhin aufgefallen, daß sie gewisse Talente besaß und schien auch nicht ganz abgeneigt, sich der jungen Gildenkriegerin ein wenig anzunehmen. Jedenfalls schloß Erynn das aus dem seltsamen Gespräch, daß sie auf der Sattelhöhe geführt hatten. Mit etwas Glück war ihre Artgenossin da zugänglicher als Arranges es war. "Dreveni", traute sie sich schließlich zu fragen, "sagt, bei diesem Kampf mit den Wegelagerern... Ihr habt da einen Schockzauber gesprochen, nicht wahr? Ich habe es nur aus dem Augenwinkel gesehen. Wo habt Ihr das gelernt? Und... könntet Ihr es mir beibringen? Arranges hat mir zwar versprochen, mich etwas über die Magie zu lehren, aber... nun, ich muß ihn wirklich jedesmal drängen, bis er sich dazu herabläßt, und er ist nicht sonderlich... begeistert darüber, sich mit meiner Ahnungslosigkeit rumschlagen zu müssen. " Sie seufzte. "Ich habe langsam nicht mehr den Eindruck, daß daraus noch etwas wird..." Sie schaute Dreveni in die Augen und wußte genau, daß sie gerade wie ein kleines Mädchen wirkte. Es ärgerte sie. Maßlos.
Dreveni hatte einen Krug mit dem gleichen Zeug das Erynn trank vor sich stehen und sah sich in der Taverne um. Die Anwesenden wirkten auf sie eher mäßig, niemand der sie näher interessiert hätte, vorzugsweise von den männlichen Dunmern. Als Erynn sie ansprach, drehte sie den Kopf wieder zu ihr. "Mordan hat es mir beigebracht. Ich weiß nicht ob ich euch damit helfen kann, aber ich kann es ja versuchen. Für mich ist Magie eher Mittel zum Zweck, ich kenne mich mit der Theorie kaum aus." Irgendwie sah es Arranges ähnlich, dass er sich nicht dazu herablies, Erynn etwas zu zeigen, was Drevenis Meinung über ihn nur noch bestätigte.
"Was für eine Verbindung besteht zwischen euch und Arranges eigentlich?" Es ging ihr immer noch nicht in den Kopf, wie man sich das alles gefallen lassen konnte, was Arranges von sich gab. Dabei hatte sie vermutlich bis jetzt nur die eher harmlosen Sachen erlebt, wußte aber wie schnell er zu reizen war.
"Das ist... schwer zu erklären und ziemlich kompliziert", begann Erynn zögerlich. "Über die Zeit, die wir jetzt gemeinsam unterwegs sind, haben wir uns wohl aneinander gewöhnt. Arranges und ich... wir haben uns zudem schon zu oft gegenseitig aus der Klemme geholfen, als daß es uns nicht irgendwie zusammenschweißen würde. Ich kann seine Macken ertragen und auch seine schroffe Art. Wenn es darauf ankommt, kann ich mich auf ihn verlassen."
Sie zuckte die Achseln und nahm einen großen Schluck von dem Matze. "Ich würde mich freuen, wenn Ihr zumindest versuchen würdet, mir den ein- oder anderen Zauber beizubringen", sagte sie dann mit einem kleinen Lächeln. "Es kann nicht schaden, noch eine weitere Waffe in der Hinterhand zu haben, schon gar nicht hier, in diesem wilden Land."
Ah ja, aneinander gewöhnt... Sie musste wieder kurz an Feryn denken. Sie hatten sich auch nur ein paar Wochen gekannt, aber sie hatte ihn schon damals in jeder Sekunde vermisst, in der er nicht da war. Wobei das bei Erynn schon eher nach einer Zweckgemeinschaft klang. Oder doch nicht? Aber mal ganz von Arranges Art abgesehen, so unter Wert brauchte sich Erynn doch nicht verkaufen, auch mit nur einem kleinen Finger nicht. "Liebt ihr ihn?", fragte Dreveni schließlich, nachdem sie Erynn ein paar Sekunden schweigend angesehen hatte.
Auf die direkte Frage hin zuckte Erynn kurz zusammen. Sie starrte auf ein Astloch in der Tischplatte und überlegte sehr genau, bevor sie antwortete. Eigentlich geht dich das gar nichts an... und genau genommen weiß ich selber nicht so genau, wie ich das bezeichnen soll, was mich mit dem Beschwörer verbindet. Ich weiß nur, daß es seltsam schmerzhaft ist... Die Elfin gab sich einen Ruck. Warum sollte ich es ihr eigentlich nicht erzählen? Nach einem weiteren, bedächtigen Zug von dem Reisbier sagte sie leise: "Das ist eine gute Frage, Dreveni... ich schätze, ich könnte es." Bilder gingen ihr durch den Kopf. Arranges, nachdem er sie aus Torrahs Versteck herausgeschafft hatte. Wie sie auf seine grausamen Worte hin weinend zusammenbrach. Das Gefühl, wie der Kaiserliche ihr das schweißnasse Haar aus der Stirn strich, als er ihr die Reste ihres Fingers entfernt hatte und wie sie im Keller von Parlovars Anwesen voller Verzweiflung seine eiskalte Hand hielt. Die Erinnerung daran, Arranges im Arm gehalten zu haben nachdem er ihr die Wahrheit über seine Vergangenheit erzählt hatte und viele, viele Eindrücke mehr.
"Nein, das stimmt nicht. Ich bin mir sicher, ich könnte es, wenn ich es denn zuließe. Aber... Arranges' Tage sind gezählt." Noch immer blickte sie die Andere nicht an. "Ihr wißt selbst wie es ist mit den Menschen. Sie vergehen so schnell... Der Tag an dem ich erfahre, daß er nicht mehr ist, wird auch so schlimm genug für mich sein. Wenn ich mir noch andere Gefühle erlaubte als Freundschaft... dann könnte ich das nicht ertragen. Gewiß nicht." Sie schüttelte den Kopf und schaute schließlich zu der anderen Dunmer auf. "Verratet kein Wort davon, ich bitte Euch. Er darf von diesem Gespräch niemals erfahren."
Mit einer derart ausführlichen Antwort hatte Dreveni nicht gerechnet, eigentlich mit überhaupt keiner Antwort. Wußte Erynn, wie Recht sie mit ihren Worten tatsächlich hatte? Damit hatte sie genau Drevenis wunden Punkt getroffen. Auch wenn bei ihr die Dinge etwas anders lagen, von der Idee der Liebe hatte sie sich spätestens mit Feryns Tod verabschiedet. "Auch mit einem Mer gibt es keine Garantie, dass man zusammen alt wird.", sagte sie leise. Vor allem nicht, wenn man ihm selbst ein Messer in den Rücken sticht. Jetzt sah Dreveni kurz auf die Tischplatte, sie konnte nicht komplett verhindern, dass sich ihre düsteren Gedanken in ihrem Gesicht abzeichneten. "Keine Angst, ich werde Arranges nichts erzählen."
Erynn nickte dankbar und trank den Rest von dem Matze. "Ich werde jetzt schlafen gehen", beendete sie das Gespräch endgültig, "es war ein langer Tag und wer weiß, was uns morgen erwartet. Sie wandte sich ab und ging ohne sich noch einmal umzudrehen auf ihr Zimmer. Dort ließ sie die Tür hinter sich ins Schloß fallen. Warum stellst du mir eine solche Frage, Dreveni? Das macht nur Dinge kompliziert, die nicht kompliziert sein müßten... und es auch nicht sein werden, verdammt noch mal!
Arranges ging auf den Haufen Orks, breiter Nords und einigen Kaiserlichen zu. Das Schiff musste wohl irgendeiner Handelslinie folgen, so viel, wie hier verladen wurde. Es war auch relativ groß. Ein massiger, breiter Rumpf, Segel, mit denen man ein großes Haus hätte abdecken können. Die zwei Masten waren so hoch wie Wehrtürme und die Kajüte bot bequem Platz für zehn Männer. Arranges war vielleicht auf zwanzig Schritte herangekommen, als sich eine der Laternen, die die Legionäre mit der aufkommenden Dunkelheit entzündet hatten, zu ihm schwenkte. Der Soldat schaute nur in seine Richtung, tat aber ansonsten nichts. Erst als er wohl bemerkte, dass Arranges wirklich genau in ihre Richtung kam, drehte er sich ganz zu dem Magier herum und ging ihm die paar wenigen Schritte entgegen. 'Halt! Ihr habt hier nichts zu suchen... Bürger sollten sich nicht aufhhalten auf diesem Teil der Docks...'
'Ich denke schon, dass ich hier etwas zu suchen habe...' Erwiderte Arranges gekonnt höflich und fragend. Der Legionär zog eine Augenbraue hoch.
'Ich suche ein Schiff, das mich und zwei weitere Personen nach Ebenherz, drüben auf Vvardenfell, übersetzen kann...'
'So?'
'Ja... und da hier noch Betrieb herrscht, dachte ich mir, wäre es vielleicht besser, nicht gerade einen der anderen Kapitäne aus seiner Koje zu holen...'
'Nun... ich muss ehrlich sagen, dass ich den Kurs dieses Linienschiffs nicht kenne, ich weiss lediglich, dass es Balfall praktisch alle zwei Monate anläuft und hier sehr viel aus- und einlädt... Zudem ist das auch das einzige Schiff, welches keinen dunkelelfischen Kapitän hat. Alle anderen hier werden von den Blutaugen gesegelt....'
'Wäre es denn möglich, dass ich den Kapitän einmal wegen dieser Sache sprechen könnte?' Der Soldat verzog nach dieser Frage kurz das Gesicht, als würde er sich ekeln. 'Naja... sicher wäre das möglich...' Damit drehte sich der Soldat herum und brüllte nach dem nächstbesten Matrosen. Ein Hüne drehte sich zu ihm herum. 'Dieser Herr hier,' der Legionär deutete auf Arranges, 'will zum Kapitän gebracht werden.' Der Matrose drehte sich mit einem Knurren herum und bedeutete Arranges ihm zu folgen.
Einige Augenblicke später stand er neben dem großen Nord in einem Raum der Kajüte. Er hatte sich nicht getäuscht, was die Größe anging. Die Kajüte bestand aus zwei Stöcken. Der untere musste wohl Kartenraum und Kammer für den Navigator und andere wichtige Leute an Bord sein. Der Raum darüber, in welchem sie jetzt standen, war wohl Schlafraum des Kapitäns. Recht groß, mit einem niedrigen, aber breiten Fenster auf der Rückseite. An einer Wand war eine große Koje angebracht, der Rest des Raumes wurde größtenteils von allerlei Dingen ausgefüllt, die Arranges nur aus Erklärungen der Schiffahrt flüchtig zuordnen konnte. In der Mitte des Raums stand ein großer Schreibtisch, an welchem eine Person vornübergebeugt über einem Stapel Pergamente saß. 'Käptn... dieser Mann will euch sprechen...' Die Person an dem Tisch blickte auf und unter der zuvor das Gesicht verbergenden, schwarzen Haarmähne kam ein... weibliches Gesicht... das Gesicht einer Rothwardonin, zum Vorschein. Die Züge der Frau waren irgendwie weich und zierlich, auf der anderen Seite jedoch strahlten sie auch eine gewisse Macht und Selbstsicherheit aus. Das nächste Mal... schwimmen wir... Dachte sich Arranges, der sich bereits ein anstrengendes Gespräch ausmalte und vermutlich noch einen hohen Preis dazu. Tja Dreveni... sieht so aus, als würde deine Entlohnung immer mehr zusammenschrumpfen... wie bedauerlich... Eine herrische Geste ihrerseits bewirkte, dass sich der Matrose entfernte und als die Tür ins Schloss fiel, machte sich ein leichtes Grinsen auf dem Gesicht der Rothwardonin breit. Arranges musste wohl leicht zusammengezuckt sein angesichts dieser Reaktion, da das Grinsen noch einen Ticken breiter wurde. 'Soo... ihr wolltet mich sprechen... Kaiserlicher?' Ihre Stimme hatte einen seltsam durchgängigen Klang, so, als würde sie normalerweise eine andere, sehr viel flüssigere Sprache sprechen. Die Betonung der gesprochenen Worte war zum Teil auch recht fremd und schlicht ungewohnt, als würde sie sie ein wenig mehr in die Länge ziehen... 'Ja. Ich wollte den Kapitän sprechen... ihr... seid wohl der Kapitän...' Sprach Arranges mit fester Stimme.
'Ohh... ein... männlicher Mann zur Abwechslung...' Arranges blickte sich nur fragend an. 'Nun denn, wie... kann ich euch behilflich sein... äh...'
'Arranges...' Viel er ihr ins Wort. Sie wiederholte den Namen und auf eine mehr als absurde Weise klang er fast ein wenig anstößig, als sie ihn aussprach. 'Also gut... Arranges, wie kann ich euch behilflich sein?'
'Ich brauche ein Schiff, das mich und zwei Begleiter in Ebenherz absetzen kann...'
'Ahh... nun... euch ist hoffentlich bewusst, dass das nicht umsonst wäre...?'
'So lange der Preis nicht zu hoch ist, bin ich gerne bereit zu zahlen... äh...'
'Talivha...'
'Talivha.'
'Nun... das kommt darauf an, was ihr unter zu hoch versteht... Arranges...' Hör auf, meinen Namen so... widerwertig auszusprechen, ich bin Nekromant, keine ••••!
'Ich habe nur eine begrenzte Anzahl an Septimen dabei... Draken besitze ich leider nicht...'
'Oh... nein, nein, nein... ihr habt mich wohl falsch verstanden... ich bevorzuge nicht das Geld, das ihr bei euch tragt...' Innerlich schlug sich Arranges mit der flachen Hand an die Stirn. Verdammt... nein, ich brauche jetzt wirklich kein Abbild von Falanu hier... oder noch schlimmer, eines von Torrah...! 'Ich glaube nicht, dass ich bereit bin einen... derartigen Preis zu zahlen...' Arranges wollte sich bereits zum Gehen wenden, als sie ihn nochmals ansprach: 'Das ist aber schade... allerdings werdet ihr auf anderem Wege nicht nach Ebneherz kommen...' Fragend blickte Arranges sie an. 'Die anderen Schiffe dort im Hafen gehören zu einer Korsarenflotte der Telvanni und laufen in zwei Tagen aus, mit Kurs auf die Telavanniinseln... die werden euch sicher nicht in Ebenherz oder irgendwo anders, als in Port Telvanni absetzen...' Das ist ein Witz oder!? 'Das könnt ihr so einfach wissen?'
'Ja durchaus... allein deswegen, weil sie das gesamte Kaiserreich und sein Volk hassen...'
'Also gut, was verlangt ihr dafür, dass ihr uns in Ebenherz absetzt?'
'Wisst ihr... die Näche auf See sind oft lange und einsam...'
'Nein, auf keinen Fall!' Arranges gab viel wenn es die Situation erforderte, er hätte auch allein um Erynn Gumora näher zu bringen, alles an Geld gegeben, das er jetzt bei sich gehabt hätte, aber das... nein, das waren Preise, die er zu zahlen einfach nicht bereit war...
'Tja, dann könnte es auf dem Weg nach Ebenherz wohl etwas nass werden, wenn ihr die Innere See durchquert... habt ihr denn kein Herz für eine einsame Frau?' Es klang mehr wie selbstloses Gestöhne, als irgendwie mitleidserregend. 'Ihr habt doch unzählige Matrosen an Bord... habt mit denen euren Spaß...'
'Oh glaubt mir Arranges, mit denen habe ich immer wieder sehr viel Spaß... aber... keiner von ihnen versteht es... tatsächlich zärtlich zu sein...' Sie setzte eine überzogen schüchterne Miene auf. 'Nein Talivha! Vergesst es, eher schwimme ich nach Ebenherz...'
'Bedauerlich... bedauerlich um euch... ihr habt wohl noch nie etwas von den Dreughs gehört?' Dreughs. Unheimliche Biester, aber Arranges kannte nur die Dreughs aus Cyrodiil... was hatten diese Kreaturen mit dem Wasser zu schaffen? Talivha konnte wohl an seinem leicht verwirrten Gesicht ablesen, dass er im Moment nicht genau wusste, von was sie redete. 'Dreughs. Grausame und mächtige Kreaturen, die dort im Wasser leben... ihr würdet euch keine fünf Züge vom Ufer entfernen können, ohne direkt von einer dieser Bestien in die Tiefe gezogen zu werden...' SCHEISSDRECK! Und wieder schien sein Gesicht für sie wie ein offenes Buch: 'Ahh... nun... wie viel ist euch euer Leben und das eurer Begleiter also wert?' Arranges dachte nur an Erynn. Das würde ich nie vor mir verantworten können... 'Also gut, was wollt ihr genau?'
'Mmmhh... ich wusste doch, dass ihr ein vernünftiger Mann seid, Arranges... ich verlange nur eure Gesellschaft bei Nacht... aber nicht, was ihr denkt... es reicht völlig, wenn ihr nur neben mir liegt und mich mit ein paar wenigen Zärtlichkeiten ins Land der Träume bringt... und das in jeder Nacht... bis ihr den Fuß auf die Docks in Ebenherz stezt...'
'Wie lange wird das dauern?' Knurrte Arranges resignierend. 'Nun... wir werden noch diese und nächste Nacht hier ankern, die Überfahrt nach Ebenherz wird auch zwei Tage, also eine Nacht, andauern...'
Am nächsten Morgen ließ sich der Kaiserliche auf einen der vielen Stützpfeiler auf den Docks sinken, als er das Schiff verlassen hatte. Sein Haar war deutlich sichtbar heftig zerstrubbelt, sein Gesicht zeigte einen genervten, aber auch recht erschöpften Ausdruck. Von wegen nur ein paar Zärtlichkeiten... Bei diesem Gedanken fuhr er sich über einen frischen Kratzer am Hals, der wohl von einem Fingernagel stammen musste...
[Erynn]
Die Dunkelelfin erwachte einigermaßen ausgeruht, aber mit der üblichen Morgenmuffeligkeit und zudem voller Ungeduld. Balfall hatte nichts zu bieten außer vielleicht gutem Bier. Nichts an diesem Kaff strahlte Ruhe aus – es war immer laut, immer hektisch und im allgemeinen ungemütlich. Sie wollte hier weg. Wollte Gumora finden. Mit finsterem Gesicht brütete Erynn vor sich hin, während sie auf der Bettkante hockte und sich in ihre Stiefel zwängte. Weißt du eigentlich, wem du mich ausgeliefert hast, du verfluchter Molch? Keine Sorge, du wirst es schon erfahren. Und du wirst mir das alles büßen – die Furcht, die Erniedrigung und jeden einzelnen Schlag...
Sie verließ die spartanisch eingerichtete Kammer und sah sich auf dem Flur nach Dreveni um, dann ging sie hinunter in den Schankraum und hockte sich an einen der Tische, verschränkte die Arme auf der Tischplatte und stützte die Stirn darauf. Arranges wollte sie heute Morgen vor der Taverne treffen. Wieso eigentlich davor? fragte sie sich mißmutig und entschied dann, wenigstens noch so lange hier sitzen zu bleiben, bis Dreveni sich zu ihr gesellte...
[Dreveni]
Dreveni wartete noch bis Erynn gegangen war, dann ging sie ebenfalls auf ihr Zimmer. Sie erwachte, sobald der Lärm von draussen zu laut geworden war, kleidete sich an und ging nach unten. Dort fand sie bereits Erynn vor, der sie wortlos zunickte. Wo sollten sie Arranges noch einmal treffen? Erynn schien besser zugehört zu haben, sie ging vor Dreveni zur Tür heraus. Draussen blinzelte Dreveni kurz als ihr das helle Licht entgegenschlug, sie hatte zwar besser geschlafen als die letzten beiden Nächte, war aber immer noch müde. Nicht weit von der Taverne konnte sie Arranges auf einem Pfeiler bei den Docks sitzen sehen. Langsam ging sie auf ihn zu. Hoffentlich hat er ein Schiff gefunden. Wo sich der Beschwörer sonst die ganze Nacht herumgetrieben hatte, war ihr herzlich egal.
[Arranges]
Er saß eine ganze Weile nur da und starrte auf den Boden. Im Gegensatz zu Talivha hatte er praktisch kein Auge zugetan. Sie war während der frühen Morgenstunden eingeschlafen, aber er hatte nur noch wach danebengesessen. An Schlaf war nicht zu denken... Ein Grund dafür war zumindest die Angst, dass ihr noch irgendetwas einfiele und sie ihn im Schlaf mit irgendeiner perversen Überlegung überraschte... der andere Grund war jener, dass ihm alles irgendwie weh tat... Erst, als sich langsam eine gewisse Betriebsamkeit auf den Docks regte, sah er auf und wünschte sich im selben Moment, es nicht getan zu haben. Dreveni und Erynn hatten die Taverne gerade verlassen und kamen auf ihn zu. Großartig... Arranges wischte sich noch einem über den noch immer leicht blutenden Kratzer am Hals und zog dann den Kragen des Umhangs zusammen, in der Hoffnung, man würde nichts sehen. 'Guten Moren...' Meinte er nur erschöpft, als er sie erreicht hatte. 'Ich habe gute Neuigkeiten... wir haben ein Schiff...'
[Erynn]
Arranges wartete am Kai bereits auf sie. Er sah ungefähr so angefressen aus, wie Erynn sich fühlte. Außerdem reichlich zerzaust. Die Kriegerin mußte unwillkürlich an einen streunenden Hafenkater denken und unterdrückte mit einiger Mühe ein Grinsen. "Das ist gut", meinte sie auf seine Begrüßung hin. "wann können wir hier weg?" Sie legte den Kopf ein wenig schief und musterte den Kaiserlichen genauer. "Hast du dich geschlagen, Arranges?"
[Arranges]
Geschlagen... ja, einer Prügelei kommt das ziemlich nahe... nein, eigentlich wäre eine richtige Prügelei vermutlich sogar weniger schlimm... Arranges straffte sich ein wenig um nicht zu zerschlagen zu wirken. 'Das Schiff,' er deutete mit dem Daumen über die Schulter auf das riesige Linienschiff, 'legt morgen Vormittag ab... die Überfahrt wird wohl knappe zwei tage andauern. Unbewusst strich er sich wieder über den Kratzer am Hals, als er kurz darüber nachdachte, was er ihnen sagen konnte, um dieser Frage irgendwie geschickt zu entgehen... 'Ich habe... uns ein Schiff besorgt, aber prügeln musste ich mich dafür nicht...' Er rang sich ein müdes Lächeln ab.
[Erynn]
Die junge Dunkelelfin zog die Augenbrauen zusammen. "Du siehst aber so aus. Hast du in der Gosse geschlafen? Oder mal wieder gar nicht?" sie winkte entnervt ab. Vernunftgesteuertes Verhalten war einfach nicht seine Stärke. "Das heißt also, wir hängen noch einen ganzen Tag hier herum..." Verdammt! Erynn langweilte sich jetzt schon in diesem Kaff. Trotz der Hektik um sich herum fühlte sie sich eingesperrt und an die Kette gelegt. "Und was machen wir jetzt so lange?" maulte sie.
[Dreveni]
Drevenis Laune war nicht wirklich besser als Erynns, nachdem Arranges gesagt hatte, dass das Schiff erst morgen ablegen würde. Ob er sich jetzt geschlägert, in der Gosse oder gar nicht geschlafen hatte, war ihr auch egal. Hauptsache sie kamen überhaupt in absehbarer Zeit weiter, auch wenn sie nicht wußte, was sie mit dem Rest des Tages anfangen sollte. "Wir könnten Schockzauber üben.", sagte Dreveni schließlich an Erynn gewandt.
[Erynn]
Erynns Miene hellte sich sofort auf. Dreveni hatte gestern Abend zwar eingewilligt, ihr ein paar Kniffe beizubringen, aber daß sie das Gespräch von selbst darauf bringen würde, hätte die Bogenschützin dann doch nicht erwartet - was nicht bedeutete, daß sie sich nicht über das Angebot freuen würde. "Ja, gerne", antwortete sie und sah sich im Hafen um, blickte dann wieder zurück zu der Assassinin. "Äh. Vielleicht besser... außerhalb... der Stadt?"
[Arranges]
Nein... ich habe streng genommen nicht einmal meine Augen geschlossen diese Nacht... gut, sie waren zweimal verbunden... Er hörte weiter dem Gespräch der beiden Dunmer zu, wobei ihm schon nach wenigen Worten das Blut zu stocken schien. WAS?! Wieso Schockzauber üben?! Und warum mit Dreveni? ... Soso... diese Meuchlern, dieses unfähige Stück Mist, soll dir... Magieee?! ... Bei-bringen?! Die Gedanken des Kaiserlichen setzten komplett aus. Er hätte das vermutlich selbst nie für möglich gehalten, aber ein Stich, einer heißen, langen Nadel gleich, fuhr ihm ins Herz. Nach außen hin jedoch bewahrte er einen eher desinteressierten Ausdruck, was ihm angesichts seiner Erschöpfung nicht sonderlich schwer fiel... lediglich Erynn, die mittlerweile recht genau wusste, wie es aussah, wenn in ihm langsam Wut aufstieg, wäre in der Lage gewesen, die jetzt bereits leicht geröteten Wangen wahrzunehmen. 'Wenn ihr nichts dagegen habt... würde ich mitkommen... ich muss für ein paar Stunden raus aus diesem Loch...' Sagte er nur müde, wobei das nichteinmal wirklich gelogen war. Er hatte die Schnauze gestrichen voll, er war total erschöpft und eigentlich wäre es ihm gerade egal gewesen, wo er schlafen konnte... hauptsache es war nicht irgendwo, von wo aus er das Schiff sehen konnte. Davon mal abgesehen musste er einfach irgendwie dabei sein, wenn Dreveni versagte... nicht zuletzt trieb ihn eine plötzlich aufgekommene Eifersucht dazu, einfach mitzugehen, wenngleich er genau wusste, dass es ihn schmerzen würde, wenn die Mörderin Erynn das Sprechen von Schockformeln zu lehren versuchte, noch dazu, weil Schockmagie nun wirklich überhaupt nicht zu seinem Wissen gehörte... es reichte vielleicht für ein statisches Knistern, das war aber auch schon alles...
[Dreveni]
Dreveni maß Arranges mit einem abschätzendem Blick. "Vielleicht solltet ihr lieber eine Runde schlafen..." Sie hatte wirklich keine Lust, den Beschwörer an der Backe kleben zu haben, da er ihr vermutlich in dem Bereich doch überlegen war. Sie war zwar nicht schlecht mit Zerstörungszaubern, aber eben nicht so gut wie mit dem Dolch oder dem Schwert. Sein Gemotze und seine dummen Kommentare konnte sie beim besten Willen nicht gebrauchen.
[Erynn]
Die Elfin sah keinen Grund, noch weitere Zeit zu verlieren. Ein bißchen nervös war sie schon, vor allem, wenn Arranges dabei sein wollte. Mit etwas Glück wollte er aber tatsächlich nur von der Docks fort, um etwas Ruhe zum Schlafen zu finden. Er sah jedenfalls nicht wirklich streitlustig aus, sondern eher hundemüde. "Laßt uns einfach erstmal von hier verschwinden", warf sie ein, um jegliche Diskussion zwischen ihren Begleitern gleich im Keim zu unterbinden. "Hier versteht man ja kaum sein eigenes Wort bei dem ganzen Radau." Damit wandte sie sich um und ging fort vom Hafen auf die Stadtgrenze zu.
[Arranges]
Der Magier wandte sich Dreveni zu. 'Ihr könnt das jetzt ohne oder mit Streit haben, ich rate euch von zweiterer Option dringlichst ab, ich bin im Moment wirklich nicht in der Stimmung für den Austausch verbaler Zärtlichkeiten...' Knurrte er, dann folgte er Erynn ohne auf eine Antwort von Dreveni zu warten. Vielleicht wäre ein wenig Schlaf außerhalb dieses Dreckslochs nicht verkehrt...
Sie verließen die Stadt. Der Wächter würdigte sie keines Blickes, er hielt es nichteinmal für nötig, überhaupt wach zu sein. Sie gingen vielleicht eine halbe Meile von der Stadt weg und schlugen sich dann in die lichten Wälder abseits der Straße. Als sie einen freien Platz gefunden hatten, der jedoch zur Straße hin von Buschwerk geschirmt wurde, setzte sich Arranges an einen dicken Baumstamm und beobachtete die beiden Dunmer unter den halb geschlossenen Augen hervor.
[Erynn]
Erynn war es nur recht, daß der Ort, den sie gefunden hatten, relativ gut abgeschirmt von fremden Blicken war. Sie rief sich kurz ins Gedächtnis, was sie überaupt über Magie wußte. Sie konnte auf die arkanen Kräfte zugreifen und sie zu Feuer formen, aber das war es dann schon. Wie sie den Zauber dann wirklich sicher unter Kontrolle halten konnte, blieb ihr bisher verborgen – aber vielleicht konnte Dreveni ihr etwas dazu sagen. Erwartungsvoll schaute sie zu der Assassinin auf während sie versuchte, Arranges in ihrem Rücken so gut wie möglich zu ignorieren.
[Dreveni]
"Es gibt genau einen Kaiserlichen, mit dem ich überhaupt irgendwelche Zärtlichkeiten austausche, und das seid bestimmt nicht ihr.", antwortete sie Arranges nur mit Spott in der Stimme und folgte den beiden. Vielleicht wurde er ja im Schlaf von irgendwelchen Tieren überrascht und sie wäre dann leider nicht mehr schnell genug, um ihn zu helfen. Als sie einen Stelle erreicht hatten, die von der Straße aus nicht einsehbar war, sah Erynn sie nur erwartungsvoll an. Na wunderbar... Sie hatte noch nie versucht, jemandem etwas beizubringen, sie glaubte nicht einmal, dass sie besonders geduldig sein würde. Vor allem nicht mit Arranges in der Nähe, Dreveni sah schon vor sich wie das alles hier in Mord und Todschlag ausarten würde. "Was könnt ihr denn überhaupt schon alles?", fragte sie Erynn und versuchte, nicht zu genervt zu klingen. Vielleicht sollte sie ihr einfach vorschlagen, etwas über den Kampf mit Dolchen zu lernen, das war weit weniger abstrakt als Magie.
[Erynn]
"Nur... einen Feuerzauber. Aber nicht sehr gut." Vielleicht war das doch keine so großartige Idee. Aber... Verdammt noch mal! Sie riß sich zusammen und sah Dreveni fest an. "Allerdings hatte ich auch noch nicht viel Gelegenheit zum Üben. Es wird schon irgendwie gehen. Was ich gerne von Euch wüßte ist, was ich tun muß um die Magie zum Blitz zu formen und wie ich die Kraft lenken und kontrollieren kann. So daß der Zauber das Ziel findet, das ich treffen will und mit genau der Stärke, wie ich es will."
[Arranges]
Eigentlich würde ich hier einfach am liebsten nur schlafen, aber dieses Schauspiel kann ich mir einfach nicht entgehen lassen fürchte ich... Der Kaiserliche überlegte nocheinmal kurz, ob es vielleicht nicht sinnvoll wäre, doch einfach nur zu dösen, entschied sich aber dann doch dagegen. Ich schlage zwei Fliegen mit einer Klappe, vielleicht bin ich bis heute Nacht so erschöpft, dass ich nichts mehr mitbekomme... darüber hinaus werde ich Zeuge, wie Dreveni einen kläglichen Versuch startet, Erynn etwas beizubringen... Arranges nahm das Vorhanben der zwei Elfen als Gelegenheit wahr, selbst ein wenig seine Kenntnisse im Geiste über Schockmagie zu festigen... Verdammt ist das lange her... Dachte er sich, als er Magie und die Urgewalt des Blitzes zunächst theoretisch im Kopf zusammenführte. Nebenbei behielt er Erynn und Dreveni im Blick...
[Dreveni]
Sie hatte Erynn zugehört und versuchte dabei immer noch, Arranges irgendwie zu ignorieren. Was Erynn erzählte, klang nicht allzu hoffnungsvoll, sie selbst hatte Anfangs auch nicht unbedingt kontrollieren können, wie stark der Zauber wurde, und mitunter kam es dabei zu etwas seltsamen Effekten. Vielleicht sollte Erynn doch am besten noch weiter mit dem Feuerzauber üben, da war es immerhin nicht ganz so schlimm, wenn sie selbst etwas abbekam.
"Wenn ihr noch den Hang habt, euch selbst mit dem Zauber zu treffen, solltet ihr vielleicht doch noch mit dem Feuerzauber üben.", teilte sie Erynn auch gleich ihre Überlegungen mit. Wie zum Henker hatte Dreveni selbst das gelernt? Es war nun doch schon ein paar Jahre her. "Also, erstens findet nicht der Zauber sein Ziel, ihr müsst bestimmen wo er hingehen soll." Nur wie? "Ihr müsst euch das richtig vorstellen, und vor allem euch merken, dass ihr die Magie beherrscht, nicht umgekehrt. Zweitens wird euch nur Übung dabei helfen, abzuschätzen wie stark ein Zauber bei welcher Anstrengung wird." Sie sah Erynn zweifelnd an, dabei zweifelte sie weniger an ihrer Schülerin als an ihren Qualitäten als Magie-Lehrerin. "Ihr dürft nur nicht erschrecken, wenn euch etwas aus dem Ruder läuft, dann geht es meistens erst richtig schief und trifft euch am Schluß selbst."
[Erynn]
Also schön, dann zunächst nochmal mit Feuer... Sie konzentrierte sich auf einen Felsen, der sich vielleicht in dreißig Schritt Entfernung befand und fragte sich, mit wie viel Nachdruck sie die Magie wohl auf die Reise schicken sollte. Und vor allem: Wäre es schlimmer wenn ich diesen Stein aus Versehen pulverisiere oder wenn mir der Zauber auf halber Strecke verreckt? Verdammt, kann sich Arranges nicht irgendwo anders hinhauen zu pennen? Natürlich wäre da noch die Möglichkeit, das richtige Maß zu treffen. Im Kampf mit der gedungenen Mörderin vor einigen Tagen war ihr das doch auch gelungen. Da hatte sie praktisch nicht darüber nachgedacht, aber sobald sie das tat, lief es nicht so wie Erynn es gerne gehabt hätte. Sie überwand sich schließlich und sammelte die Energien zusammen, wie sie es gelernt hatte, riß dann die Hände nach vorne und ließ den Feuerball fliegen. Er verfehlte den Felsen um eine Handbreit und verging irgendwann, nachdem seine Kraft sich verbraucht hatte. Die Elfin fluchte innerlich. Ein Zauber war kein Pfeil, sondern flog in gerader Linie...
Nach einem ärgerlichen Schnauben konzentrierte sie sich wieder und versuchte es erneut. Dieses mal traf sie, wenngleich um einiges heftiger, als sie beabsichtigt hatte. Kleine Splitter platzten von dem Stein ab und fielen in einem Umkreis von vielleicht drei Schritten zu Boden. Sie drehte sich wieder zu Dreveni herum: "Seht Ihr?" erklärte sie, "Das meine ich. Es funktioniert immer irgendwie so halb, aber es gelingt mir niemals, wirklich alles Aspekte des Zaubers zu kontrollieren."
[Arranges]
Du bist nicht fähig, ihr etwas von dir beizubringen? ... Nun so ganz ernsthaft habe ich das auch nicht erwartet... Er beobachtete die Bemühungen von Erynn und nickte innerlich anerkennend. Das Prinzip scheint sie wohl doch irgendwann nochmal verstanden zu haben... jetzt fehlt nur noch ein bisschen mehr Fingerspitzengefühl... Unwillkürlich hob Arranges unbewusst eine Hand und ließ einen glühenden kleinen Funken um seine gespreitzten Finger fliegen, wie Sekunda und Masser um Nirn kreisten. Gedankenverloren betrachtete er das Schauspiel, während er mit einem Ohr weiter den beiden Dunmer zuhörte...
[Dreveni]
Sie hatte Erynn aufmerksam beobachtet, und musste bei ihren Ausführungen leicht grinsen. "Immerhin wisst ihr jetzt, dass das gerade zu heftig war. Das nächste Mal müsst ihr einfach versuchen, die Magie etwas weniger zu konzentrieren. viel mehr Geheimniss ist da eigentlich nicht dahinter, nur üben, beobachten, und wieder üben. Genauso wie ihr vermutlich das Schießen mit dem Bogen gelernt habt." Dreveni ging einfach davon aus, dass Erynn noch nicht wirklich viel Übung besaß, falls das doch der Fall sein sollte, wäre es wirklich hoffnungslos, ihr etwas beibringen zu wollen. "Wenn ihr das bei dem Feuerzauber erst einmal könnt, werden die anderen auch einfacher."
[Erynn]
Erynn nickte. Es war nicht schwer zu erkennen, daß Dreveni nicht viel oder vielleicht auch überhaupt keine Übung darin hatte, Leuten irgendwas beizubringen. Aber sie gab sich Mühe, und die Kriegerin wußte das zu schätzen. Im Prinzip lernten die beiden Frauen gerade voneinander und es lief zwar zäh, aber sie machten Fortschritte. Erynn nutzte die Zeit, ihr Gefühl für den Zauber zu verfeinern. Die Gelegenheit war günstig, im Zweifelsfall wäre jemand in der Nähe, wenn etwas schiefging, und außerdem hatten sie gerade ohnehin nichts anderes zu tun, bis sie Balfalls morgen endlich würden verlassen können. Nach und nach gelang es ihr immer besser, die Intensität der Magie so zu variieren, wie sie es haben wollte, die Ausreißer wurden weniger. Der Beschwörer schwieg praktisch die ganze Zeit. Die Dunkelelfin hatte sich bisher nicht zu ihm umgedreht da sie befürchtete, daß sie sich sonst von irgendeiner Geste würde verunsichern lassen, aber im Grunde vermutete sie, daß er eigentlich ganz froh darüber war, daß Dreveni sich jetzt darum kümmerte, ihr ein paar magische Grundlagen beizubiegen...
[Arranges]
Während der paar Stunden, die vergingen, verstand es Erynn immer besser, die Feuermagie zu kontrollieren. Arranges bekam das nur noch am Rande mit, er war sich nicht ganz sicher, ob er sich ärgern oder zufrieden sein sollte, dass Dreveni ihm dieses mehr als lästige Versprechen abnahm. Andererseits jedoch... ER sollte Erynn doch etwas beibringen... nicht diese... Meuchlerin, die gerade einmal zweitklassige Zerstörungszauber konnte. Schockmagie... mit sowas kann man doch nicht ernsthaft töten... lächerlich und nutzlos zugleich... Natürlich wusste Arranges, dass man mit Schockmagie töten kann. Richtig angewandt war sie mindestens so tödlich wie seine Feuermagie, welche er zu seiner Meisterschaft gemacht hatte.... aber das blendete sein doch etwas eifersüchtiger Verstand im Moment aus. Nach einiger Zeit, die er Erynn weiterhin nur beobachtet hatte, kam er aus einer Eingebung heraus zu dem Entschluss, sein Wissen über Schockmagie aus seinen Anfängen als Magier, direkt nochmal auszugraben und in der Praxis zu versuchen. Möglich müsste es ja sein, auch wenns nichts besonderes werden würde... Er hob beide Hände so vor sich, als würde er einen größeren Kürbis halten. Nach einigen Augenblicken begann die Luft dazwischen statisch zu knacken, bis sich Funken bildeten und schließlich mit einem Geräusch, das die Luft und die Trommelfelle des Kaiserlichen zu zerreissen drohte, ein mächtiger Blitz von einer Hand zur anderen sprang und sich schließlich um die Hände des Magiers wand wie ein lebendiger Wurm aus purem Licht. Oh verflucht, das ist zu viel... Scheisse! Scheisse! Scheisse... Dass seine Hände unter dem gewaltigen Potential, welches er unterschätzenderweise freigesetzt hatte, leicht zitterten, drüfte wegen dem blendenen Lichtbogen kaum aufgefallen sein... Sofort nahm Arranges die Magie raus. Wäre er jetzt der unerfahrene Magier von damals gewesen, wäre er in zwei Tagen in irgendeinem Krankenzimmer wieder aufgewacht vermutlich... Aber so verblasste der Blitz einfach nur mit einem scheppernden Zischen. Einen kurzen Moment blickte Arranges verwirrt und ein kleines bisschen überrascht auf seine Handflächen. Keine Brandwunden... Bei dem Gedanken daran, dass Erynn die hätte garantiert verarzten wollen, seufzte er unwillkürlich...
[Dreveni]
Dreveni beobachtete Erynn, die ziemlich schnell Fortschritte machte, so dass sie von dem Knall völlig überrascht wurde. Sie war zu Tode erschrocken, hielt auf einmal ihren Dolch in der Hand und sah sich hektisch um, als ihr Blick auf Arranges fiel. Seine Haltung und das letzte blaue Flimmern des Schokzaubers sagten mehr als deutlich, dass er dafür verantwortlich gewesen war. Ich bring ihn um. Sie war wirklich erschrocken, und allein deshalb war sie gerade stinksauer auf Arranges. Und sie bedauerte es ernsthaft, dass er sich gerade nicht selber gegrillt hatte. "Seht ihr, Erynn? Deshalb meinte ich, keine Schockzauber vorerst." Sie hielt den Dolch immer noch in der Hand und konnte sich gerade nur mit Mühe beherrschen, sich nicht doch auf Arranges zu stürzen.
[Erynn]
Die Bogenschützin wurde dermaßen überrumpelt von dem Donnerschlag, daß sie sich instinktiv abduckte. Die Kraft entglitt ihr und es gab einen komplizierten Moment, in dem Erynn den gerade gewobenen Zauber hektisch von sich fortstieß. Nachdem sie damit fertig war, kleinere Flämmchen auf ihrer Lederrüstung auszuschlagen, sah sie Dreveni auf ihren halb lakonischen, halb mühsam beherrschten Kommentar hin ein wenig schief an. "Äh... verstanden", war alles, was sie zunächst herausbrachte. "Also keine Schockzauber."
[Arranges]
Arranges sah auf, als Dreveni zu sprechen begann. Also... jetzt reichts... Mit einer Gelassenheit, die von Spott nur so troff, stemmte sich der Nekromant auf die Beine und zog nur eine Augenbraue hoch, während sein Gesicht maßlose Überheblichkeit ausstrahlte, dies aber mit einer Selbstsicherheit, die keinen Zweifel zuließ. 'Wisst ihr Dreveni,' begann er herablassend, 'ich weiss wie man Zerstörungsmagie zu kontrollieren hat... bei jemandem wie euch, wäre so ein Experiment sicherlich schief gegangen...' Er verschränkte die Arme vor der Brust. 'Und jetzt... steckt den Dolch wieder weg, ihr könntet euch sonst noch schneiden...' Aber vermutlich seid ihr sogar zu blöd um euch selbst zu verletzen... In diesem Moment provozierte Arranges sehr bewusst und legte sich bereits einige Zauber zurecht, die die Dunmer ganz schnell auf die Bretter schicken würden...
[Dreveni]
Irgendwann Arranges... Dreveni steckte langsam den Dolch weg, die Provokation des Beschwörers überging sie einfach, das war er wirklich nicht wert. Seine Meinung über ihre Fähigkeiten interessierte sie so überhaupt nicht. "Mir reichts. Ich werde zurück in die Taverne gehen. Haltet euch einfach von mir fern, bis morgen das Schiff ablegt, Arranges. Und glaubt mir, es ist besser wenn wir uns heute nicht mehr unter die Augen treten." Den letzten Satz hatte sie gefährlich leise gesprochen, dann wandte sie sich wieder zurück nach Balfall. Ob Erynn mitkam oder nicht, war ihr gleich, solange nur Arranges von ihr fern blieb. Betont langsam ging sie mit genügend Abstand an dem Beschwörer vorbei, richtung Straße.
[Erynn]
Erynn schloß kurz die Augen und wünschte sich, daß nur einmal irgendwas einfach sein könnte. Sie sagte nichts, als Dreveni verschwand, konnte es ihr aber auch beim besten Willen nocht verdenken. Nachdem die andere Dunkelelfin verschwunden war, ging die Kriegerin langsam zu Arranges hinüber. Ihre Augen blitzten zornig. "Verrate mir, was das sollte, Beschwörer! Was immer du getan hast, ich wette, es diente nur dazu, Dreveni zu reizen. Schönen Dank auch - gerade, als es einigermaßen lief." Sie wandte sich ab und tigerte ein paar Schritte hinund her, nur um unvermittelt wieder herumzufahren. "Was ist eigentlich dein götterverdammtes Problem? Sei doch froh, daß Dreveni sich darum kümmert, mein Können zu verfeinern. Du hast daran ja bisher kein großes Interesse gezeigt - obwohl es Teil eines Handels war, wie ich dich vielleicht erinnern darf..."
[Arranges]
Erst freute sich Arranges fast, als sich Dreveni davonschlich. Als ob ich mich freiwillig in deiner Nähe aufhalten würde, Blutauge... Dann aber zuckte er zusammen, als Erynn ihn ansprach. Und das nicht gerade freundlich. 'Wieso bin ich dir jetzt Rechenschaft schuldig!' Knurrte er. 'Es war überhaupt nicht meine Absicht, sie zu reizen, aber schön, dass es mir dennoch gelungen ist... ich kann diese Frau nicht ausstehen... Und nein, ich bin nicht froh, dass sie dir etwas beibringen will!' Erst jetzt, da er es selbst aussprach, wurde ihm tatsächlich klar, wie heftig ihn das eigentlich getroffen hatte, dass Erynn einfach Dreveni, diese absolut widerwertige Dunmerin, nichteinmal einen Namen hatte dieses Scheußal in seinen Augen verdient, fragte, ob sie ihr etwas über Magie beibringen konnte. Ebenso arg traf es ihn, dass er völlig unbewusst sein ursprüngliches Vorhaben, ihr zwar wohl zu versprechen, Erynn etwas zu lehren, dies aber eigentlich nicht einzuhalten, durchgezogen hatte. In seinem Kopf herrschte mit einem Mal völliges Chaos. Seine anfangs zornige Miene wandelte sich langsam in ehrliche Reue. 'Ich wollte die Abmachung anfangs nicht einhalten... und mit der Zeit kamen zu viele Ereignisse dazu, während wir unterwegs waren, die Siegelsteine zu holen, dass ich es auch praktisch vergessen habe...' Sagte er schließlich kleinlaut und senkte den Blick.
[Erynn]
Langsam verblaßte das wütende Funkeln in ihren Augen. Eigentlich sollte sie ihn nicht so einfach vom Haken lassen, aber sie hatte auch nicht damit gerechnet, diesen Kerl mit ein paar zornigen Worten einfach so von den Beinen zu fegen. Vielleicht lag es auch daran, daß er anscheinend schrecklich müde war. "...und jetzt paßt es dir nicht, daß ich stattdessen Dreveni gefragt habe", nahm sie den Faden auf. "Warum? Erwartest du ernsthaft, daß ich hinter dir herlaufe und dich um dein Wissen anbettele?" in ihrer Stimme lag kein Zorn, aber eine gewisse Bestimmtheit. Sie war nicht mehr abhängig von Arranges, und es wäre gesünder für sie beide, wenn er das möglichst schnell begriff. "Hör zu", fuhr sie fort, bevor der Beschwörer sich wieder sammeln konnte: "Ich weiß, daß du Dreveni nicht ausstehen kannst. Aber wie ich dir schonmal sagte, wir brauchen sie. Also bitte, versuch irgendwie mit ihr auszukommen. Du mußt sie ja nicht mögen..." ...und eigentlich sollte ich dir für diesen Mist mit Anlauf in den Arsch treten, du Bockskopf! Damit du endlich lernst, daß die Welt sich nicht so zurechtbiegen läßt, wie du sie gern hättest...
Erynn hatte das Gefühl, daß sie das Gespräch langsam besser in ruhigere Gewässer lenken sollte, zu irgendwas, das nichts mit der Assassinin zu tun hatte - und wenn sie den Kaiserlichen so ansah, mußte sie nicht lange über eine Ablenkung nachdenken. "Du bist doch eigentlich mitgekommen, weil du dich irgendwo ausruhen wolltest. Vielleicht solltest du das endlich tun... was hast du überhaupt die ganze Nacht am Hafen getrieben?"
[Arranges]
Anfangs hatte ich tatsächlich gehofft, du würdest es ebenfalls einfach vergessen... aber mittlerweile... würde ich dir fast gerne versuchen etwas beizubringen... Dachte sich Arranges, während er der Dunmer zuhörte. Er würde auf jeden Fall verhindern, dass Dreveni Erynn irgendwie auf ihre Seite zog... und sei es nur durch so einen Gefallen... an einer Stelle, an welcher er durch seine unendliche Arroganz und Verschrobenheit versagt hatte... Als Erynn danach fragte, was er am Hafen getan hatte, zuckte er zusammen. 'Ich ähm...' Nein, das kann ich dir nicht sagen... Es war ihm selbst zu peinlich und jetzt, wo er genauer darüber nachdachte, stellte er erschrocken fest, was für einen unmöglichen Handel er da überhaupt eingegangen war... Aber zurück konnte er nicht mehr. Ich halte Talivha nicht für wirklich gefährlich, aber nachdem, was sie... letzte Nacht alles... mit mir... angestellt hat... nein... 'Ich habe uns... über Umwege ein Schiff organisiert... und die... äh... Gespräche dazu haben die ganze Nacht in Anspruch genommen... dafür allerdings bezahlen wir auch keine einzige Münze dafür...' Er versuchte zu lächeln.
[Erynn]
"Ich will deine Bemühungen sicher nicht schmälern", antwortete Erynn mit leichtem Erstaunen in der Stimme, "aber... wenn wir nicht dafür bezahlen müssen, was für ein Schiff ist das dann? Sollen wir uns dort nützlich machen während der Reise? Ich meine, das können wir natürlich tun, aber ich verstehe überhaupt nichts von Schiffen und ich gehe jede Wette ein, daß Dreveni auch keine Ahnung davon hat." ...und zum Kisten schleppen hab ich nicht wirklich Lust, wenn ich ganz ehrlich bin. "Also: Sag mir einfach, wo der Haken an der ganzen Sache ist."
[Arranges]
Verfluchte Scheiße... Arranges, halt das nächste Mal doch einfach die Klappe! 'Weder das Eine... noch das Andere...' Antwortete er müde. 'Es ist natürlich ein Linienschiff. Ich weiss nicht, zu welcher Handelsmarine es gehört... Aber ich kann dir versichern, dass weder du, noch Dreveni etwas dafür tun müsst, um übergesetzt zu werden. Es ist also kein Haken dabei... Es könnte nur sein, dass ihr... und das wird Dreveni sicherlich freuen, des öfteren auf meine Gesellschaft verzichten müsst an Bord...' Im gleichen Augenblick, wie er die letzten Worte sprach, rügte er sich in Gedanken für sie...
[Erynn]
Erynn grinste leicht. "Du spielst den schiffseigenen Kampfmagier für die Überfahrt? Das hättest du auch gleich sagen können." Sie zuckte ein wenig hilflos die Achseln. "Ruh dich aus. Ich sehe mal nach Dreveni..." Mit dieser Worten ließ sie den Beschwörer allein und machte sich ein wenig zerstreut auf den Rückweg zur Hafenstadt. Die beiden sind wirklich anstrengender als ein Stall voll Kinder. Ich hoffe nur, die Assassinin beruhigt sich bald wieder, sonst gibt es doch noch Mord und Totschlag auf dieser Reise... und zwar früher als beabsichtigt.
[Dreveni]
Halb rechnete Dreveni damit, dass sich Arranges noch auf sie stürzen würde, aber er ließ sie anstandslos passieren, und sie ging ohne aufgehalten zu werden wieder nach Balfall. Bis Morgen würden sie noch mindestens hier in diesem Loch festsitzen. Dass Balfall so übel nun auch wieder nicht war, interessierte Dreveni in diesem Moment überhaupt nicht. In der Taverne angekommen bestellte sie sich etwas zu Trinken, das Sujamma hieß und nicht einmal schlecht schmeckte. Zum betrunken werden würde es auf jeden Fall auch reichen. Eigentlich könnte sie auch nüchtern bleiben und einfach abhauen. Sollten die beiden doch sehen, wo sie blieben, dem großen Arranges würde bestimmt etwas einfallen. Und im Gegensatz zu Erynn hatte sie es nicht nötig, sich die Launen des Kaiserlichen gefallen zu lassen. Sie saß an einem kleinen Tisch in einem Eck und beobachtete die wenigen Gäste, während sie überlegte. Normal neigte sie dazu, über solchen Dingen zu stehen, nur mit ihrer Laune stand es selbst nicht gerade zum besten in letzter Zeit. Dumpf brütend starrte sie vor sich auf die Tischplatte.
[Erynn]
Erynn folgte Dreveni schnellen Schrittes zurück in die Stadt. Irgendwie hatte sie das Gefühl, daß es ihre Schuld sei, daß die ganze Situation eskaliert war. Sie hätte die andere Dunkelelfin einfach nicht fragen sollen... wenn Arranges schon die Krise kriegte, weil sie sich für irgendwelche schwer greifbaren Dremora interessierte, so sollte es sie wohl kaum wundern, wie er auf die sehr diesseitige Assassinin ansprang. Andererseits... was ging es ihn eigentlich an? Mit welchem Recht glaubte er, sich in ihre Belange einmischen zu dürfen? Weil er aus irgendeinem hirnverbrannten Grund glaubt, auf mich aufpassen und mich beschützen zu müssen. Als wäre ich ein kleines Kind... und der einzige Weg, wie er glaubt das bewerkstelligen zu können, ist Kontrolle... Es war zum Schreien. Sie mußte ihm diesen Unfug irgendwie austreiben.
Sie fand Dreveni im Schankraum der Taverne, in einer dunklen Ecke und mit einer Steingutflasche von einem undefinierbaren, höchstwahrscheinlich alkoholischen Getränk vor sich. Na großartig... Was hab ich bloß verbrochen, um das verdient zu haben? Irgendwie empfand die Elfin die ganze Situation plötzlich als ziemlich ungerecht. Die beiden behandelten sie wie ein Nesthäkchen, verhielten sich aber selber kaum vernünftiger als zwei störrische Trotzköpfe... allein, daß diese zwei sich auf andere Weise Luft verschafften, als wütend mit den Fäusten auf den Boden zu trommeln.
Mit einem schicksalsergebenen Seufzer ging sie zu der Assassinin herüber und setzte sich ungefragt neben sie. "Dreveni", begann sie und hoffte, daß die Andere noch nüchtern genug war, daß man einigermaßen mit ihr reden konnte, "es tut mir leid. Ich... hätte es wohl besser wissen müssen und Euch einfach nicht fragen sollen. Dennoch, ich danke Euch, daß Ihr Euch die Zeit für mich genommen habt." Kurz schlug Erynn die Augen nieder und blickte auf die Tischplatte, bevor sie den Kopf wieder hob. "Ich habe dem Beschwörer übrigens die Meinung gesagt, falls Euch das interessiert. Ich weiß nicht, wie viel davon angekommen und vor allem, wie viel davon wiederum geblieben ist, aber er hat mir zugehört. Bitte, versucht irgendwie mit ihm auszukommen. Ich weiß, das ist nicht immer einfach..."
[Dreveni]
Dreveni war noch nicht einmal im Ansatz betrunken, als sich Erynn einfach neben sie setzte. Auch wenn sie sonst etwas für Erynn übrig hatte, jetzt brauchte sie gerade keinen von beiden. Auf ihre Worte konnte sie sich auch keinen wirklichen Reim machen. Entschuldigte sie sich tatsächlich gerade für Arranges Verhalten und nahm das ganze auf ihre Kappe? "Es ist also eure Schuld, wenn Arranges seine Launen nicht für sich behalten kann?" fragte Dreveni die andere Dunmer schließlich. "Ihr könnt doch wohl tun und lassen, was ihr für richtig haltet, alt genug seid ihr doch.", dabei sah sie Erynn abschätzend an. Sie wußte immer noch nicht so ganz, was Erynns oder vielmehr, Arranges Problem eigentlich gerade war. "Das nächste Mal kommt er eben nicht mit, wenn es das überhaupt gibt. Ich werde mir das jedenfalls nicht mehr lange gefallen lassen, er kann sich echt einen anderen Dummen für seine Ausfälle suchen. Wobei er den ja schon gefunden zu haben scheint." Inzwischen war Drevenis Laune auf dem absolutem Nullpunkt angekommen. "Ich glaube ihr braucht euch überhaupt keine Sorgen machen, ob ihr euch vielleicht verliebt. Das habt ihr doch längst, wer sollte den sonst freiwillig ertragen? Er benimmt sich ja nicht einmal in eurer Anwesenheit." Ob er gegen Erynn auch tätlich geworden war wie gegen sie, wußte sie nicht, es würde sie aber nicht mehr groß wundern. Sie hatte genug von Arranges Schlag gesehen in ihrem Leben.
Während sie gesprochen hatte, hatte sie die andere Dunmer wütend angefunkelt. Ihr Zorn richtete sich nicht einmal direkt gegen Erynn, eher gegen Balfall allgemein, Feryns Tod, der Abhängigkeit der sie dadurch entkommen war, und die sie jetzt auf irgendeine seltsame Art und Weise wieder von Arranges und Erynn vorgeführt bekam, sowie Erynns verzweifeltes Bemühen, diplomatisch und vernünftig zu bleiben, und das von Arranges nur mit Füßen getreten wurde.
[Erynn]
Die Worte der älteren Dunmer trafen wie gut gezielte Pfeile und Erynn senkte den Kopf rasch wieder, damit die Andere nicht sah, wie ihr das Blut ins Gesicht schoß. Ja, so muß es wohl aussehen für jeden, der von außen darauf schaut... und vielleicht hat sie auch gar nicht so unrecht. Warum tu ich mir das eigentlich alles an? Weil sie so verdammt viel miteinander erlebt und durchgestanden hatten und sie das zusammengeschweißt hatte.So einfach war die Antwort. Dreveni paßte es nicht, wie sie sich verhielt? Schön, der Assassinin paßte so einiges nicht. Damit war sie gewiß nicht allein. Erynn zum Beispiel paßte es nicht, daß scheinbar jeder, der ihr über den Weg lief, glaubte ihr sagen zu können, wie sie sich zu verhalten hatte. "Ihr habt in einer Sache Recht, Dreveni", antwortete sie schließlich. Es sollte selbstsicher klingen und wirklich, ihre Stimme zitterte nur ganz wenig, "ich kann tun und lassen, was ich für richtig halte. Genau das mache ich auch. Ihr mögt das verstehen oder nicht, aber es gibt Dinge, die einen weiteren Blick wert sind, bevor man über sie urteilt. Wenn man die Lösung eines Problems allerdings nur in kaltem Stahl sucht, so wie Ihr das scheinbar vorzieht, dann lohnt sich in der Tat kein zweites Ansehen, denn dann sind sie zerstört... aber vermutlich haben solche Überlegungen ohnehin keinen Platz in Euren Gedanken. So, wie Ihr Euren Lebensunterhalt verdient, würden sie nur stören, nicht wahr?"
[Dreveni]
Dreveni sah Erynn kurz entgeistert an, dann fing sie sich wieder. Sie wußte gerade nicht, was sie mehr überraschte, dass von Erynn überhaupt solche Töne kamen oder dass sie unbewußt voll ins Schwarze getroffen hatte. "Was wisst ihr denn schon darüber.", fuhr sie Erynn an. Das war nicht wirklich ein Argument, das war ihr selbst klar. Allerdings wollte sie auch nicht ihr ganzes Leben vor Erynn ausbreiten. "Manche Dinge sind es bestimmt Wert, einen zweiten Blick auf sie zu werfen. Meinetwegen auch manche Menschen.", fuhr sie leise fort. "Aber irgendwann sollte man sich fragen, ob es wirklich immer noch der zweite Blick ist, oder schon längst Abhängigkeit oder Angst davor, einen Schlußstrich zu ziehen." Musste Erynn jetzt wirklich damit anfangen? Sie wusste selbst, dass manche Sachen entgültig waren, noch viel schlimmer war es, wenn es ihre eigene Entscheidung gewesen war, mit der sie jetzt Leben musste, so oder so. Auch wenn sie immer noch überzeugt war, das einzig richtige getan zu haben. Natürlich war es ein feiner Weg von Erynn, sich immer Optionen - oder zumindest scheinbare Optionen - offen zu halten. "Ihr solltet es euch ausserdem nicht so leicht vorstellen, sich auf solche Art und Weise mit Stahl festzulegen, wie ihr es so schön durch die Blume formuliert. Nichts tun und abwarten ist mit Sicherheit bequemer." Inzwischen war die Wut in Drevenis Stimme purem Zynismus gewichen.
[Erynn]
Der Tonfall der Anderen erschreckte Erynn zutiefst. Für einen Moment wollte sie sich nur noch umdrehen und auf ihre Stube verschwinden, um... ja was denn eigentlich zu tun? Sie atmete tief durch, bevor sie mühsam beherrscht wieder sprach. "Ich bin dabei, einen Schlußstrich zu ziehen, Dreveni. Deshalb befinde ich mich auf dieser Reise. Was Arranges betrifft: Ihr seid doch nicht anders! Ihr glaubt genauso zu wissen, was richtig und was falsch für mich ist, wohin ich gehen soll und wohin nicht, und wißt ganz genau, was gut für mich ist und was zum Schaden. Woher nehmt ihr beide nur diese Weisheit, Dreveni?" Sie machte eine kurze Pause, bevor sie fortfuhr: "Warum ich abwarte und beobachte, das habe ich Euch schon gesagt. Was einmal zerschlagen ist, kann nicht wieder heil gemacht werden und was einmal tot ist, wird nicht wieder lebendig. Ihr mögt das Bequemlichkeit nennen... aber ich denke, Ihr seid eher diejenige, die es sich verdammt leicht macht. Oder habt Ihr wirklich jemals darüber nachgedacht, welche Konsequenzen Euer Handeln hat?"
[Dreveni]
Bei Erynns letzten Sätzen war sie zusammengezuckt. Weniger wegen der Worte an sich, ihr war es normalerweise egal, was ihr jemand an den Kopf schmiss, sondern mehr wegen ihren eigenen wiedersprüchlichen Gefühlen, und dass es jemand einmal wirklich ausgesprochen hatte, was sie umtrieb seit dem Abend vor gut zwei Monaten. Sie wusste für einen kurzen Moment nicht einmal, was sie Erynn antworten sollte, dann fing sie sich aber wieder. "Woher dieser zweitklassige Beschwörer seine Weisheit nimmt, weiß ich nicht. Ich sehe jedoch von aussen, was dieser Kerl für ein Mensch ist. Meinetwegen tut was ihr wollt, aber vergleicht mich nie wieder mit ihm.", erwiederte sie scharf. "Und ja, es ist verflucht einfach. Einfach und angenehm, das wollt ihr doch hören, oder? Kein zweites Mal nachdenken, alles ist geklärt, einer weniger der einem in den Rücken fallen kann."
[Erynn]
"Dann schlage ich vor, Ihr benehmt Euch nicht wie er", gab Erynn kalt zurück. Sie hatte sich nicht streiten wollen, aber Dreveni tat tatsächlich genau das, was sie ihr vorwarf sich von Arranges gefallen zu lassen. In einem Winkel ihres Bewußtseins fragte die Kriegerin sich, wie weit sie gehen konnte, bevor die Assassinin ihr das Stilett durch eines ihrer Augen in den Kopf trieb. "Und ich will gar nichts von Euch hören. Behaltet Eure Meinung, wenn Ihr damit glücklich seid, aber versucht nicht, mir zu sagen was ich fühlen und wie ich mich verhalten soll, Dreveni. Ich will nicht kalt sein. Arranges ist es nicht gelungen, mir ein solches Denken einzupflanzen, und Ihr werdet das auch nicht schaffen."
[Dreveni]
"Ihr glaubt wohl auch noch an das Gute in jedem? Keine Angst, ich werde euch nichts einreden, hoffentlich werdet ihr nicht doch noch irgendwann von der Realität eingeholt." Dreveni stand auf, nahm den noch halbvollen Krug vom Tisch und wandte sich dann noch einmal an Erynn: "Und ja, ich bin mir der Konsequenzen verdammt genau bewusst. Und bei allem scheinheiligem Gerede von zweitem Blick und Zerstören von euch: Warum seid ihr denn überhaupt hier?" Damit drehte sie sich um und ging nach oben zu ihrem Zimmer.
Erynn schaute der anderen Frau stumm hinterher, als diese verschwand, dann ließ sie sich auf die hölzerne Bank an der Wand des Gastraums sinken. Die letzten Worte der älteren Dunmer waren verdammt gut gezielt gewesen. Schlechter hätte es wohl nicht laufen können. Ich wußte ja, daß Dreveni Temperament hat, aber...
Sie schüttelte den Kopf und winkte der Schankmaid. „Matze... bitte“, brachte sie abgehackt heraus. Nicht zu fassen, dachte sie einigermaßen entsetzt über sich selber, ich kenne noch nicht einmal das Dunmeriwort für ‚bitte’, während mir das für den hiesigen Alkohol schon leicht über die Lippen geht. Wenn das hier alles vorbei ist, muß ich mich wirklich erst wieder an zivilisierte Umgangsformen zu gewöhnen, fürchte ich... Frustriert und grüblerisch von dem Ausgang ihres Gesprächs mit der Assassinin starrte sie mit hohlen Augen ins Leere. Hatte Dreveni am Ende gar Recht? Verhielt sie sich wirklich so bigott, wie die Andere sagte? Erynn dachte ernsthaft darüber nach. Sie wußte, daß sie gerade drauf und dran war, ihre Ideale zu verkaufen – ein hoher Preis, aber wohl nicht zu hoch, wenn es darum ging, ihre Selbstachtung zu retten. Arranges hatte das ein- oder andere mal von Verrat gesprochen, davon wie es sich anfühlte, hintergangen zu werden und plötzlich irgendwelchen Leuten oder Umständen ausgeliefert zu sein. Sie hatte es nicht nachvollziehen können zu der Zeit, hatte geglaubt, der Beschwörer übertreibe, um seinen zweifelhaften Lebenswandel vor sich selbst und vielleicht auch vor ihr zu rechtfertigen. Und hier saß sie nun, in irgendeiner Taverne in Morrowind, und spürte den Stachel des Verrats und der Machtlosigkeit mit quälender Deutlichkeit in ihrem eigenen Fleisch. Die Elfin hatte das Gefühl, daß ihr überhaupt keine Wahl blieb. Sie mußte Gumora jagen, ihn stellen und Rache nehmen, oder sie würde immer mit der nagenden Furcht leben müssen, daß es Leute gab, die sie zu ihrem Spielball machen konnten. Ungestraft. Seit jenem düsteren Tag bei Fanacasecul drückte dieses Wissen auf ihre Gedanken, ließ sie unsicher und verängstigt sein. Sie mußte das ändern. Sie würde es ändern, indem sie sich des Mannes entledigte, welcher der Auslöser für diese ganze Misere war.
...und in diesem Punkt unterscheiden wir uns sehr wohl, Dreveni. Ich habe keine Wahl. Du schon. Stimmte das? Hatte sie wirklich keine? Erynn bemerkte, wie ihre Gedanken sich im Kreis zu drehen begannen. Für eine ganze Weile noch saß sie an dem Tisch in der Ecke, trank zu schnell und zu viel, bis ihre Überlegungen ihr schließlich entglitten, ohne daß es ihr gelungen wäre, zu einem Ergebnis zu kommen. Nur eine Sache war klar und drang selbst durch den betrunkenen Nebel ihres Geistes: Sie konnte sich nicht vollends von den Worten freisprechen, welche Dreveni ihr entgegengeschleudert hatte, bevor sie ging.
Ja... der schiffseigene Kampfmagier... In der Tat hätte Arranges diesen Preis sehr viel angenehmer gefunden, als das, was er wirklich für die kurze Überfahrt bezahlte... oder vielmehr leistete. Er dachte einen Moment nüchtern darüber nach, was er sich damit überhaupt angetan hatte, Talivha seine... Schlafbegleitung... zu bieten. Und das nur wegen des Hassgedankens im Hinterkopf, Gumora in die Finger zu bekommen... Tatsächlich würde er auch jetzt nicht vor ähnlich fragwürdigen Aktionen zurückschrecken, wäre der Lohn dafür, diesem Lurch auch nur einen kleinen Schritt näher zu kommen. Und gnaden dir die Götter, solltest du versuchen uns nochmal an der Nase herumzuführen oder gar fliehen...
Mit diesem letzten Gedanken, der schon seit einer ganzen Weile nun in ihm brodelte und vermutlich auch teilweise dafür verantwortlich war, dass er Dreveni immer wieder provozierte, ohne genauer darüber nachzudenken, setzte er sich wieder an den Baum und döste ein.
Es dämmerte bereits, als er die Augen wieder öffnete. Verflucht, jetzt erwache ich auch noch rechtzeitig... Er wünschte sich fast, dass ihm in diesem Moment irgendein Wegelagerer einen Knüppel über den Kopf zog und ihn dann verschleppte... Alles wäre besser, als zurück in diese Schiffskajüte gehen zu müssen... Aber es half nichts. Er musste zu der Rothwardonin, wenn sie am nächsten Morgen trockenen Fußes nach Ebenherz kommen wollten. Er machte sich also wieder auf den kurzen Rückweg nach Balfall.
Seine verhaltene Idee darüber, dass das, was er hier tat, nur dazu diente, dem Molch den garaus zu machen und daher nicht ganz schlecht sein konnte, hielt exakt bis zu dem Moment, in dem er die Tür der Kajüte hinter sich zuschob und sich zu Talivha umdrehte, die jetzt von ihrem Tisch aufstand. 'Ich dachte schon, ihr habt euch doch dafür entschieden, mit den telvannischen Korsaren zu sprechen...'
'Nicht wirklich...' Antwortete Arranges ein wenig grimmig auf ihre Worte. 'Schön... ich wusste, ihr würdet euch nicht versuchen zu drücken... ich hoffe doch, die Kratzer haben euch heute über den Tag hinweg nicht zu sehr behindert, was auch immer ihr getan habt...' Der Kaiserliche schüttelte nur den Kopf. 'Gut... ich hoffe, ihr habt euch wenigstens ein bisschen ausgeruht...' Mit diesen Worten schlug sie den Umhang zurück, der bis gerade eben noch ihren Körper verborgen hatte. Bei dem Anblick, der sich Arranges nun bot, wollte er schon kapitulierend seufzen, verkniff es sich aber noch. Mit versteinertem Blick, schaute er auf das, was Talivha... am Körper trug... oder wohl eher nicht trug. Ich hätte jetzt ganz gerne das schwache Kerzenlicht von gestern zurück... Die Kapitänin hatte etwas aus Leder, das rein von der Form her an eine über dem Bauchnabel abgeschnittene Tunika erinnerte, um den Brustkorb gewickelt... oder hängen, so genau wollte Arranges das gar nicht wissen - er würde es in wenigen Augenblick wohl sowieso recht genau und aus nächster Nähe sehen... müssen. Die Lenden wurden mittig von einer Stoffbahn verdeckt, die wohl an einem schmahlen Lederriemen um die Hüften befestigt war. Der Lendenschurz reichte bis knapp zu den Knien und war gerade so breit, dass er das Nötigste verdeckte, aber die Schenkel links und rechts nur noch streifte.
Eine herrische Geste zwang den Blick des Kaiserlichen wieder um einiges nach oben, bis er Talivha wieder in die Augen blickte. 'Bitte...' War das Einzige, das sie in ihrem geradezu wiederlichen Akzent hervorbrachte und deutete mit einer schwingenden Handbewegung auf das, was Arranges anhatte. Hoffentlich läufst du mit deinem Kahn nochmal irgendwo auf und ersäufst jämmerlich... Dann begann sich Arranges bis auf die Unterkleider auszuziehen...
Der Vormittag war bereits fortgeschritten, als Arranges etwas an der Schulter spürte und durch die Berührung hochschreckte. 'Für einen Kaiserlichen nicht schlecht...' Murmelte Talivha und trat einen Schritt zurück. Arranges wollte sich aufsetzen und musste direkt stöhnen. Reflexartig langte er sich an den Kopf, dort, wo die Naht war. Achja richtig... das nächste Mal lass ich die Fäden von Erynn gleich ziehen... Stellenweise spürte er ein wenig verkrustetes Blut auf den Fäden. Die Kapitänin hatte es etwas zu sehr aus dem Ruder laufen lassen und in ihrem sehr grotesken Verlangen unsanft in sein Haar gegriffen und dabei auch zwei der Fäden erwischt. 'Wir legen in der Stunde nach Mittag ab, seid pünktlich oder ihr müsst eventuell doch noch mit den Korsaren verhandeln...' Meinte die Rothwardonin nur noch.
Vielleicht fünf Minuten später schlurfte Arranges wieder über die Docks auf die Taverne zu. Bevor er noch groß darüber nachdachte, stand er nochmal einige Minuten später vor der Zimmertür Erynns. Er atmete einmal tief durch, ordnete seine Montur und straffte seine Haltung. Dann hob er die Hand und klopfte an die breite Tür...
Erynn war schon seit dem frühen Morgen wach - und schlecht gelaunt. Der Disput vom vergangenen Abend hing ihr noch deutlich nach. Irgendwann überwand sie sich und legte Kleidung und Rüstung an, nur um sich danach wieder aufs Bett fallen zu lassen und dort zu bleiben. Die Arme hinter dem Kopf verschränkt, die Beine übereinandergeschlagen und auf dem Bettpfosten gelegt starrte sie an die Decke und zählte zum wiederholten Male die erschlagenen Mücken, die dort klebten. Sie zuckte unwillkürlich zusammen, als es an der Tür klopfte, schwang sich dann aber in eriner fließenden Bewegung auf die Füße und öffnete die Tür. Als ihr Blick auf Arranges fiel, holte die Elfin einmal erschrocken Luft. Der Beschwörer hatte eine blutige Schramme an der Schläfe und sah aus, als könnte er jeden Moment vor Erschöpfung zusammenbechen. "Was ist passiert?" fragte sie ohne irgendwelche Umschweife, scheuchte ihn mit einer Handbewegung in die Kammer und bedeutete ihm, er möge sich irgendwo hinsetzen.
Arranges sagte ersteinmal gar nichts. Er schleppte sich lediglich ins Zimmer und ließ sich dann auf einen der zwei Schemel fallen. Sich abermals das kleine, rote Rinnsal aus dem Auge wischend, blickte er auf. Er schüttelte zunächst nur den Kopf, bevor er einen Herzschlag später antwortete: 'Ein... Straßenköter hat mich aus dem Schatten einer Gasse am Hafen angefallen...' Wir beweisen heute wieder maximale Übezeugung und Kreativität Arranges, wie? Irgendwie unauffällig mit den Schultern zuckend, damit der Kragen des Umhangs über den Kratzer am Hals rutschte, fügte er hinzu: 'Das sieht schlimmer aus, als es tatsächlich ist, mach dir keine Sorgen...'
Die Kriegerin blickte ihr Gegenüber zweifelnd an, nachdem sie sich an den wackligen Tisch gelehnt hatte, an dem der Schemel stand auf dem der Kaiserliche zusammengesackt war. "Und der darauffolgende Kampf mit dem räudigen Flohteppich war so anstrengend, daß du jetzt kaum noch die Augen offenhalten kannst?" bemerkte Erynn ironisch, machte dann aber eine wegwerfende Handbewegung. Was konnte Arranges schon für ihre schlechte Laune? Dann fragte sie: "Weißt du mittlerweile, wann genau das Schiff ablegt?" während sie das blutige Rinnsal an seiner Schläfe kritisch musterte.
In der Tat, das war der... Kampf... ich hoffe wirklich inständig, dass Talivha irgendwann absäuft wie eine Kanalratte... 'Ja, das Schiff legt in der Stunde zum Mittag ab... wir sollten besser zusehen, dass wir pünktlich dort sind habe ich mir sagen lassen...' Er schaute Erynn in die Augen und bemerkte, wohin ihr Blick ging. Achja richtig, da war ja was... 'Aber der eigentliche Grund, warum ich dich überhaupt so früh aufsuche ist der, dass ich dich fragen wollte ob du mir... die Fäden... ziehen könntest...' Bei den Worten zeigte sein Gesicht trotz Müdigkeit sehr deutlich, wie begeistert er von seiner eigenen Bitte war. Aber es blieb ihm nichts anderes übrig. In der nächsten Nacht langt die Rothwardonin vielleicht nochmal richtig zu, dann kann ich meinen Skalp als Talisman an dem Zwirn um den Hals tragen...
Man sah Erynn die Überraschung recht deutlich an, aber sie fing sich schnell wieder. Eigentlich sollte ihr ja längst klar sein, daß jemand oder etwas erst recht kräftig an den Fäden hätte reißen müssen bis der Beschwörer von selbst auf die Idee kam, daß es das kleinere Übel sein könnte die Dinger kontrolliert zu entfernen. Sie verbiß sich jedoch jeglichen gesprochenen Kommentar dazu, wenngleich ihr Blick Bände sprach, als sie sich die Stelle genauer besah. "Es ist nicht allzu viel eingerissen", informierte sie Arranges. "Nur zwei kleine Kratzer. Fühlt sich wahrscheinlich häßlicher an, als es ist. Die Elfin zog Waschschüssel und ein Leinentuch heran, bevor der Magier es sich noch einmal anders überlegte, und wusch die Blutstropfen fort. "Halt still", murmelte sie daraufhin leise, zog ihr Gebrauchsmesser vom Gürtel und ließ die leicht gekrümmte Klinge unter die Naht an Arranges' Schädel gleiten.
Als Arranges den kalten Stahl des Messers auf seiner Kopfhaut spürte, wollte er erst instinktiv den Kopf wegziehen, aber er war schlicht zu erschöpft um seinen Gedanken in Bewegung umzuformen. Es dauerte vermutlich nicht länger als 2 Minuten, bis Erynn den letzten Faden vorsichzig aus der Haut zupfte. Alles was blieb war eine doppelte Reihe roter Punkte, welche die Dunmer anschließend vorsichtig abtupfte. Erleichteret ließ Arranges die Luft aus seinen Lungen entweichen, welche er völlig unbewusst angehalten hatte. Er hielt den Blick gesenkt, spürte aber, dass Erynn in fragend ansah. Sein Gespür wurde bestätigt, als er schließlich aufsah. Es wiederstrebte ihm noch immer, die Fäden ziehen zu lassen, aber auf der anderen Seite stand die Müdigkeit, die mindestens so schwer wog wie seine Abneigung gegen derlei Wundversorgung. Nach einem Weiteren Moment jedoch setzte sich das Bedürfnis nach Ruhe durch, bis sie in einigen Stunden ablegen würden und er wieder dieses grässliche Schiff betreten musste. 'Könntest du die Fäden im Oberschenkel ebenfalls ziehen?'
Es gelang der Elfin nicht ganz, einen erleichterten Seufzer zu unterdrücken - kein erneutes Theater wegen des zweiten Schnittes, wenngleich sie hätte sowohl blind als auch dämlich sein müssen um zu übersehen, wie groß die Abneigung des Kaiserlichen gegen diese ganze Prozedur war. Vielleicht... wenn du selbst die Kontrolle darüber hast... Flink drehte sie das Messer zwischen ihren Fingern und hielt es dem Magier hin, Griff voran. "Wie wärs, wenn du es selber mal versuchst? So kompliziert ist das nicht, und du mußt in Zukunft niemanden mehr deswegen fragen."
Bei ihrer Frage musste er einen Moment stutzen. Es war eine Sache, sich Armbrustbolzen und im groben Notfall auch Pfeile zu ziehen, aber das hier... nein, das konnte er nicht. Allein die Vorstellung, dass er dort eine Naht trug und vor allem, wie sie dort hingekommen war, war nicht ganz das Wahre, wenn er sich jetzt auch noch die Fäden selbst aufschneiden und ziehen musste, wäre das in etwa gleich schlimm für ihn, als würde ihn jemand mit Heilzaubern bombardieren. 'Bist du verrückt?' Er schüttelte trotz Erschöpfung entschieden den Kopf. 'Nein, das kann ich nicht...'
Erynn ließ die Hand mit dem Messer sinken. "Warum nicht? Du weißt doch selbst, daß es eigentlich keine dramatische Sache ist." Dann nickte sie. "Gut, wie du willst. Dann entferne ich die Fäden eben." Sie trat einen Schritt zurück und sah Arranges abwartend an.
Warum nicht... jedes mal wenn ich denke, dass du keine blöderen Fragen stellen kannst... Nach einem Moment erhob sich Arranges dann doch und entledigte sich Stiefel, Beinschienen und Hose. So, dass die Naht und der Rest des Beines bis hoch zu Hüfte gut einsehbar war, setzte er sich schließlich wider. Erst als er bereits saß und die Naht selbst einen Moment betrachtete, stach ihm der Abruck eines menschlichen Gebisses ins Auge. Oh verfluchter Dreck... Arranges hatte noch im Kopf, dass Talivha es hier etwas übertrieben hatte. Aber So schlimm sah das Ganze heute morgen noch nicht aus...
Nein, du mußt mir nicht antworten... was zum Donner ist das denn?! Erynn kniete sich neben den Schemel und legte eine Hand neben die Naht an der Hüfte. Tatsache, die Form des rotblauen Blutergusses ungefähr auf Höhe des Gelenks war unverkennbar. Entgeistert hob sie den Kopf und starrte Arranges an. "Wie kommt dieser Abdruck da hin?" fragte sie reichlich baff, wenngleich ihr selbst klar war, daß es dafür wohl nicht allzu viele Möglichkeiten gab, weshalb sie hinzufügte: "Wer hat dich gebissen, Beschwörer?"
Arranges zuckte zusammen, als Erynn ihre Hand neben den Biss legte. Dass die leichte Berührung bereits unangenehm war, war ihm zuvor bei dem Gewicht der Beinschienen nicht wirklich aufgefallen. 'Das wird wohl eine sehr... aggressive Person gewesen sein würde ich jetzt mal behaupten, wüsste ich es nicht besser... aber das interessiert dich ja eigentlich nicht, mir reicht es voll und ganz, wenn du mich von den Fäden befreist und mir dann ein paar Stunden Ruhe gönnen würdest, bevor wir zum Schiff gehen...' Arranges konnte ihr einfach nicht sagen, woher der Biss kam. Schon allein wegen der Tatsache nicht, dass es ihm im Nachhinein immer mehr missfiel, dass er sich verkauft hatte, sttatt Talivha einfach zu erpressen oder ihr zu drohen. Rache ist ein recht heftig verblendendes Gefühl...
"Äh... ja." Etwas zerstreut durchtrennte sie die Fäden an Arranges' Seite, reichlich weniger umsichtig als zuvor die am Kopf. Mit Nachdruck legte sie das Messer auf den Tisch, nachdem sie fertig war. "Wenn du es nicht besser wüßtest, ja? Aber austicken, wenn Dreveni mir ein bißchen was über Magie beibringt..." nahm sie den Faden wieder auf und fragte sich im nächsten Moment, mit welchem Recht sie eigentlich so giftig reagierte. Wenn Arranges meinte, sich ein bißchen austoben zu müssen, konnte sie ihm deswegen wohl schlecht die Leviten lesen. "Mach doch, was du willst", knurrte sie und wandte sich ab. Der Tag hatte beschissen angefangen und wie es aussah, würde er nicht besser werden...
'Das ist etwas völlig anderes!' Sagte Arranges plötzlich etwas heftiger, als er eigentlich wollte. Er gab hier seit zwei Nächten seinen Stolz ab, damit sie alle möglichst unkompliziert nach Ebneherz kamen und Erynn unterstellte ihm hier Unfairness. 'Ich sehe nicht ein, dass Dreveni sich da irgendwie einmischt oder sich da reindrängt, wo ich eigentlich stehe... sie ist hier nur wegen des Geldes dabei und sonst wegen gar nichts...'
Erynn blieb stocksteif stehen. Dem Beschwörer hatte sie den Rücken zugewandt, während sie sich krampfhaft auf einen Riß im Putz an der Wand konzentrierte. "Wo du eigentlich stehst?" fragte sie gefährlich leise. "Nun, Gelegenheit mir etwas beizubringen hättest du hier dazu genug gehabt, aber du ziehst es scheinbar eher vor, dich von irgendwelchen Weibern anknabbern zu lassen... oder sinds Kerle?" fügte sie mit vor schierer Bösartigkeit triefender Stimme hinzu, von der sie gar nicht sagen konnte, woher diese so plötzlich kam. Direkt darauf tat es ihr schon wieder leid, aber sie schwieg, wartete einfach ab und hoffte, daß der unvermeidliche Ausbruch nicht allzu heftig ausfallen mochte... oder, viel schlimmer, daß Arranges einfach wortlos verschwinden würde.
Jetzt reichte es! Mit einem Ruck zog er die Hose hoch und stand wütend auf, sichtlich um seine Beherrschung bemüht. 'Wenn du es genau wissen willst, ja, der Biss stammt von einer Frau... einer Frau, die auch so aussieht wie eine... mit Brüsten und Hüfte!' Ob er sie damit möglicherweise verletzte oder nicht, war ihm jetzt im Gegensatz zu vorhin, reichlich egal, er ließ sich nicht irgendwelche skurrilen Dinge unterstellen und schon gar nicht, dass er komplett absichtlich Erynn die Lehren der Magie verweigert hätte...
"Spar es dir!" Erynn fuhr herum. "Deine Meinung dazu kenne ich längst, du brauchst sie nicht zu wiederholen." Kochend vor Wut begann sie, in dem Raum auf und ab zu tigern. Sie hatte längst den Faden verloren bei der Frage, worüber sie sich eigentlich genau ärgerte. Darüber, daß Arranges sich rumtrieb, daß er sie gängelte, was ihren Umgang mit Dreveni betraf oder darüber, daß er jetzt wieder auf eine ihrer empfindlichsten Stellen zielte... wahrscheinlich eine Mischung aus allem, und wenn sie auch nur einen Funken Verstand besitzen würde, so dachte sie, wären ihr alle drei Dinge herzlich egal. Sie setzte schließlich an dem einzigen davon an, das sie nicht direkt in allzu tückisches Fahrwasser bringen würde: "...und glaub nicht, daß du mir sagen kannst, mit wem ich reden und von wem ich lernen darf, oder von wem nicht. Du bist nicht mein Vater, verdammt noch mal!"
'Ohh... werden wir jetzt etwa zickig? Gut, dann lass dich doch von Dreveni lehren, lass dich umkrämpeln von ihr. Vielleicht ist das, was sie weiss ja doch sehr viel nützlicher, als jene Dinge, die ich dir von modernden Leichen erzählen kann, obwohl die Spanne zwischen ihrem und meinem nicht so weit auseinanderliegt... aber ein Vorteil muss der Umgang mit ihr ja haben, wenn du ihn als so wertvoll erachtest...' Arranges war zornig und seine Stimme troff nur so vor Hohn.
Arranges Worte erwischten sie kalt. Er hatte ziemlich genau getroffen mit seiner Einschätzung. Die Assassinin versuchte tatsächlich, irgendeinen Einfluß auf sie zu nehmen, auch wenn Erynn sich noch nicht sicher war, in welchem Ausmaß oder zu welchem Ziel. Daß der Kaiserliche sie jetzt so wegstieß, hatte sie auch nicht gewollt, sondern nur... "Alles, was ich will, ist ein bißchen mehr Freiheit", sagte sie mit hängendem Kopf, plötzlich zu eingeschüchtert, um Arranges in die unheimlichen Augen sehen zu können. "Ich will nicht, daß du und Dreveni mich in verschiedene Richtungen zerren, als könnte ich nicht selbst entscheiden, was ich tue und lasse... seit wir zu dritt unterwegs sind, zerreiße ich mich um euch allen gerecht zu werden und ihr... ihr tut doch sowieso nur, was euch gerade in den Schädel kommt!" Vorsichtig hob sie den Kopf ein Stück. Sie wußte, sie hätte jetzt aufhören sollen, aber die Worte waren heraus, bevor sie sie zurückhalten konnte: "Was würdest du eigentlich sagen, wenn ich mich des nachts in Balfalls herumtriebe?" fragte sie bockig.
'Was?! ... Du willst mehr Freiheit?! ... Wann habe ich dich in irgendeiner Form gezwungen, anzunehmen, was ich dir sagte?!' Er zitterte am ganzen Körper unter der grenzenlosen Wut, die seinen Verstand gerade flutete. 'Du ringst mir das Versprechen ab, dir etwas über Magie zu lehren, vergisst es dann selbst, frägst hier eine praktisch Fremde, ob sie dir etwas beibringt, wirfst mir dann vor, es nicht schon längst gemäß unserer Abmachung versucht zu haben und besitzt jetzt die Dreistigkeit, dich hier vor mich hinzustellen und zu sagen, dass ich dich irgendwann mal in eine Richtung gezwungen hätte... ich habe dich nie mit irgendeinem Gerede über Nekromantie behelligt, noch dir mehr über die Gathering verraten, als du unbedingt wissen wolltest und solltest... mach mich nicht allein dafür verantwortlich, dass du mittlerweile weisst, was Magie ist, aber zu blöd bist, um sie ordentlich zu nutzen! ... Weiter habe ich nie versucht, dich von irgendetwas anderem zu überzeugen, das ich so oder anders mache als du... ich habe auch nicht versucht, deine Überzeugungen irgendwie zu ändern, noch deine Prinzipien zu brechen... Und was deine Bewegungsfreiheit angeht und -ging,' er kam drohend einen Schritt auf sie zu, 'ich habe dir oft freigestellt zu gehen, sogar versucht, dich irgendwie zu zwingen, mich zu verlassen, damit du deinen eigenen Gedanken weiter nachgehen kannst, ich habe dich exakt einmal gezwungen mir zu folgen und das war eine völlig andere Situation...!' Es fehlte nicht mehr viel dazu, dass er brüllte, seine Stimme glich mittlerweile schon dem nahenden Grollen eines Donners. Erst jetzt, da er einen kurzen Moment inne hielt und Erynns letzte Worte den Verstand des Magiers erreichten, setzte seine Vernunft vollends aus. Mit einem Ruck hatte er sein Schwert gezogen. 'Sei versichert, dass ich dich filetieren würde, sollte ich erfahren, dass du dich hier irgendeinem Mann, und wäre er noch so vornehm, an den Hals wirfst!' Brüllte Arranges. Mit einem Ruck, der die ganzen Dinge, die an seinem Gürtel hingen, zum Klimpern und Baumeln brachte, schob er das Schwert zurück in die Lederscheide...
Erynn hatte den Kopf längst wieder gesenkt und erwiderte nichts mehr, sondern hoffte nur noch, daß das Donnerwetter möglichst schnell vorbeiginge. Sie hatte es wieder einmal geschafft, den Bogen zu überspannen, und diesesmal gründlich. Wenn man es von der Warte aus betrachtete, wie Arranges es offenbar tat, so hatten seine Worte eine gewisse Berechtigung - wenngleich sie ihren Handel nicht vergessen hatte. Es war nur... stets die falsche Zeit gewesen darauf zurückzukommen. Gerade als sie glaubte, es überstanden zu haben, legte der Kaiserliche nochmal um einiges an Lautstärke zu, und auch sonst... die letzten Worte hätte ich mir wohl wirklich besser verkniffen... du meine Güte! Tief erschrocken und wie gebannt starrte sie auf den Ort des Silberschwertes. Das würdest du nicht wirklich...
Die Elfin machte, daß sie sich an die Wand nahe der Tür verzog, nachdem sie sich traute, sich wieder zu bewegen. Mit verschränkten Armen und hängendem Kopf lehnte sie dort und brauchte einige Momente, um sich wieder zu sammeln. "Es... tut mir leid", brachte sie schließlich heraus. "Wird nicht wieder vorkommen..."
Zum Schlafen war er spätestens nach diesem Ausbruch viel zu aufgewühlt, das Einzige was ihm blieb, war raus! Er musste vor die Tür. Wortlos trat er aus dem Zimmer und zog die Tür hinter sich ins Schloss... Vor der Taverne angekommen, sog er die kühle Morgenluft ein und versuchte sich irgendwie zu beruhigen. Es war nicht ganz fair gewesen Erynn mit diesem Halbwissen zurück zu lassen, aber ihre Worte hatten im Nachhinein doch gut getroffen und er brauchte in diesem Moment einfach ein wenig Abstand, vielleicht würde sich später einen Augenblick Zeit finden, um das irgendwie aufzuklären... ohne das Beisen von Dreveni bestenfalls...
Das hast du ganz großartig hinbekommen, Erynn Releth, dachte sich die Elfin mit einer gehörigen Portion Selbsthaß. Mit noch etwas unsicheren Schritten ging sie wieder zu ihrem Bett herüber, ließ sich darauf fallen und wartete auf den Moment, in dem sie Balfalls endlich verlassen konnten. Diese Hafenstadt brachte nur Unglück, so viel war sicher.
Auf ihrem Zimmer angekommen stellte Dreveni den Krug ab und ließ sich aufs Bett fallen. Warum musste Erynn eigentlich ständig den Leuten nachrennen und versuchen, irgendwie zu vermitteln? Außerdem kam sie ihr gerade unheimlich Naiv vor. Es war schon viel wahres in ihren Worten gewesen, aber unter realen Bedingungen kam man mit dieser Einstellung einfach nicht weit. War sie selbst auch irgendwann so naiv und fast idealistisch gewesen? Dreveni konnte in Arranges nichts weiter als Verbohrtheit und Jähzorn sehen, selbst wenn er doch manchmal lichte Momente zu haben schien, in denen er sich nicht wie ein totales Ekel verhielt.
Dass es ihr vielleicht auch etwas gegen den Strich ging, dass Erynn mit ihren Worten doch so getroffen hatte, verdrängte sie.
Grübelnd lag sie auf dem Bett und schielte zu dem Krug hinüber. Sie hätte sich gerne noch etwas unten im Schankraum geholt, aber eigentlich trank sie während eines Auftrages nicht viel, und außerdem sowieso nicht in der Gegenwart von diesem verrückten Beschwörer.
Sie verfluchte noch eine Weile Arranges, Balfall und ihr gesamtes Leben im Moment, bis sie schließlich doch eingeschlafen war.
Am nächsten Morgen war ihre Laune nicht wesentlich besser, als sie ihre Sachen zusammen räumte, das Zimmer beim Wirt zahlte und vor die Taverne trat. Sie verdrehte die Augen, als sie dort nur Arranges stehen sah.
Ja... bitte tu mir den Gefallen und lass einen Kommentar fallen... irgendetwas... Dachte sich Arranges, als er im Augenwinkel sah, dass Dreveni aus der Schenke trat. Er hätte sie in dem Moment einfach ausradiert, in dem sie den Mund geöffnet hätte. Leider tat sie ihm den Gefallen nicht. Das Einzige, was er sah, als er den Kopf in ihre Richtung drehte, war ein leicht müdes Gesicht, in dem ein Hauch von Entnervung mehr zu erahnen, als zu sehen war. Naja, wer will es ihr verübeln... Zumindest hier schien er den selben Gedanken zu hegen wie die Dunmer. Wird wirklich Zeit, dass wir aus diesem Dreckloch rauskommen... Er nickte ihr nur leicht mit ausdruckslosem Gesicht zu und wandte sich dann den Docks zu. Ohne auf Dreveni zu warten, ging er auf das Schiff zu, wobei ihm missfiel, dass er Schritte hinter sich bemerkte, die nur von dieser widerlichen Frau sein konnten. Vielleicht kann ich sie ja unauffällig von den Anlegestellen stoßen und es als Unfall auslegen... Die Meuchlerin lief hinter ihm, weshalb sich Arranges ein gehässiges Grinsen erlaubte, bei dem Gedanken daran, wie die Dunkelelfe strampelnd im Brackwasser wie eine fette Ratte absaufen würde. Sie hatten das Schiff erreicht und einer der Matrosen, obwohl die meisten Arranges mittlerweile zumindest vom Aussehen her kannten, stellte sich ihnen in den Weg und deutete nur stumm auf Dreveni. 'Sie ist eine meiner Begleitungen...' Knurrte Arranges nur, woraufhin der Matrose der Dunmer bedeutete ihm zu folgen, während er Arranges stumm auf die Kajüte im Heck des Schiffs verwies. 'Käptn Talivha sagte, dass man euch zu ihr schicken soll, sobald ihr hier auftauchen würdet.' Sagte der baumhohe und bärenstarke Nord mit einer Stimme, die mehr an leises Gröhlen erinnerte, als an eine normale Männerstimme. Arranges ließ die beiden einfach stehen und ging zur Kajüte...
'Ahh... da ist mein... ganz besonderer Passagier ja wieder... hattet ihr solche Sehnsucht, dass ihr bereits zur Hälfte des Vormittages wieder hier aufkreuzt?'
'Nicht unbedingt... ich komme wegen etwas anderem so früh schon wieder... Es geht dabei um... Verladungen...'
'Wie? Ich dachte ihr seid nur drei Personen, die ich übersetzen soll?' Talivha klang plötzlich etwas ernster, als Arranges es bis jetzt gewohnt war von ihr. 'Nun, wir sind nicht zu Fuß von Cheydinhal bis hier her gekommen... drei Pferde sollten nach Möglichkeit noch Platz finden auf dem Schiff...'
'Ausgeschlossen! Nichteinmal schleimige Argoniere oder dieses ekelhafte Katzenvolk aus Elsweyr dürfen ihre Pfoten auf die Planken meines Schiffes setzen... kein Viechzeug auf meinem Schiff!' Etwas überrascht schaute Arranges die Rothwardonin an. 'Wieso nicht?' Fragte er etwas gereizt. 'Weil ich es sage!'
'Verdammt nochmal Talivha, es sind nur Pferde... für zwei Tage...'
'Nein! Das ist mein letztes Wort...!'
'Das könnt ihr nicht machen!'
'Ich bin hier Kapitän... schon vergessen?'
'Bitte zwingt mich nicht, euch zu drohen, Talivha, das wäre nicht gut, glaubt mir...'
'Ach... tatsächlich?'
'Es reicht!' Hinter der Rohtwardonin trat plötzlich ein Skelettscherge aus eine dunkelblauen Kaskade. 'Wollt ihr das wirklich, Arranges? Meine Männer auf dem Schiff spüren, wenn mir etwas zustößt, ich bezweifle, dass ihr gegen 34 Hünen, in deren Hosen ihr dreimal hineinpasst, etwas ausrichten könntet...' Verdammte Hexe! Arranges spürte, wie sein Zorn plötzlich erlosch, ohne, dass er etwas dagegen tun konnte. Illsuionisten... das Widerwärtigste, was die Magie bis heute auf das Antlitz Nirns erbrochen hat... Aber der Kaiserliche war wie Wachs in den Fängen des Zaubers, den die andere so einfach, so hauchzart innerhalb von wenigen Sekunden über ihn geworfen hatte, während er hinter dem roten Vorhang der Wut gar nichts davon mitbekommen hatte...
Er hatte sich nur knapp eine halbe Stunde später eine mehr als schlechte Ausrede dafür einfallen lassen, warum sie wohl ihre reittiere in Balfall zurücklassen mussten. Erynn hatte sich hinter einer Barrikade aus Bockigkeit zurückgezogen, während Dreveni auch nicht viel besser gelaunt war. Nur wenig später, um die Mittagszeit herum legten sie beinahe zeitgleich mit den Korsarenschiffen ab. Das riesige Linienschiff brauchte eine geraume Zeit, um aus dem eher engen Hafen zu kommen, während die deutlich kleineren, aber dafür sehr viel wendigeren Korsaren darauf achten mussten, dass sie dem Linienschiff nicht in die Quere kamen. Arranges erhaschte einen flüchtigen Blick auf eines der Ketsch und sah dabei zum ersten Mal, was er sonst nur von Zeichnungen und groben Erklärungen Meister Juranos kannte. Die für ganz Vvardenfell typischen Knochenrüstungen, aber nicht so ein plumpes Ding, wie sie der Wächter am Tor Balfalls getragen hatte. Diese hier waren sehr viel aufwändiger und hatten deutlich bessere Qualität...
Es wurde Abend, sie hatten gerade die halbe Strecke hinter sich und liefen von dem sehr breiten Fluss Thir, auf die offenen Wasserflächen der inneren See hinaus. Die Korsaren hatten sich schon lange von ihnen abgewandt und segelten Richtung nordosten. Allerdings... Tatsächlich... da fehlt ein Schiff... bis vor einer knappen Stunde waren das noch drei... Blinzelnd blickte Arranges zu den Schiffen mit den schmuzig roten Segeln hinüber. Es waren nur zwei Schiffe. Aber das dritte konnte doch nicht einfach verschwunden sein?! Der gut und gerne eine Meile breite Thir fiel größtenteils steil ab an den Ufern, dort hätten sie nirgendwo anlegen können... Angestrengt schaute Arranges weiterhin zu den zwei Schiffen. Vielleicht wurde das dritte nur ungünstig von den beiden anderen verdeckt. Allerdings war es auch bereits schon etwas dämmrig. Was war das? Verdammt, ich hätte mich doch ein paar Stunden hinlegen sollen... Fahrig rieb sich Arranges über die Augen und erschrack, als er wieder in die Richtung blickte, wo die beiden Korsarenschiffe segelten. Das Bild verschwamm plötzlich... mehr und mehr... seltsames Gelächter drang ihm aus nächster Nähe, aber von der See her, entgegen. 'Was zum Teufel?' 'Käptn...' 'Was ist das?!' Diese und andere Wortfetzen wurden hinter ihm laut, als wohl auch einige der an Deck tätigen Matrosen das seltsame Phänomen sahen und wohl auch das seltsame Lachen aus garantiert mehr als 5 Kehlen hörten. Und da war es plötzlich. Aus einem wahrhaft gigantischen Chamälionzauber tauchte das dritte Schiff direkt neben dem Linienschiff auf. Auf den Masten und an Deck sah man... ja was eigentlich? Seltsame Kreaturen. Körper, die an Menschen erinnerten und in den fremdartigen Knochenrüstungen steckten, aber auf den Schultern saßen abgrundtief hässliche Fratzen, die nur aus der Hölle direkt stammen konnten. Köpfe, welche an seltsame Insekten erinnerten oder entfernt an die Schädel von Wildschweinen... mit grotesken Hauern oder tentakelartigen Fortsätzen an den Kiefern. Geifer oder was man dafür halten mochte, troff einigen aus den Mäulern oder mit überdimensionierten Fängen besetzten Kiefern. Verdammt, was ist das? Aber wirklich viel Zeit um darüber nachzudenken hatte Arranges nicht, denn schon schwangen sich einige dieser seltsamen Kreaturen an Enterseilen auf das Deck des Linienschiffs. Wenigstens schienen die Waffen mehr oder weniger normal zu sein... Arranges gelang es noch, sein Schwert zu ziehen und den Hieb eines Streitkolbens zu blocken, der ihm entgegenflog, geschwungen von einer dieser Bestien. Der Kopf war schlicht und einfach abartig. Das gesamte Ding... besaß ein ungesund wirkendes Lila als Farbe und hatte eine lang ausgezogene, nach vorn gekippte Stirnplatte. Der Mund... oder das, was zweien Kiefern, die gegeneinander arbeiteten, am nächsten kam, hing demzufolge eher auf Höhe der Schlüsselbeine... Einen zweiten Streich lenkte Arranges zur Seite, was ihm aber nicht viel brachte. Ein Frostzauber flog ihm entgegen und zerfraß regelrecht das Gefühl in der Schulter seines Schwertarms.
Du willst spielen? Na gut... Ein Tritt in die offene Deckung und damit in die Magengegend des seltsamen Gegners verschaffte Arranges ein wenig Platz... Um ihn herum klirrten mittlerweile ebenfalls allerlei Waffen und Kampfrufe der Matrosen wurden laut. Eine Geste vollziehend, als wolle er etwas aus den Planken des Decks zerren, öffnete zunächst ein Loch vor dem Beschwörer, aus dem eisblauer Nebel sprudelte und einen Augenblick später ein Lich auftauchte. Immer mehr der unbekannten Angreifer kamen auf das Deck des Handelschiffs und bald war alles nur noch ein großes Knäuel, in dem so einige Zauber flogen und sonst eigentlich nicht sehr viel mehr, als Waffenlärm zu hören war...
Erynn war mehr als erleichtert, als das große Schiff endlich träge aus dem Hafen glitt, aber sie zeigte es nicht. Mit versteinertem Gesicht stand sie an der Reling und beobachtete, wie die steilen Felsen vorbeizogen, welche die Ufer der Thir säumten. Momentan verspürte sie nicht die geringste Lust, auch nur mit einem ihrer Begleiter zu sprechen – es führte ja doch zu nichts, außer, daß sie am Ende schuld wäre, an was auch immer. Dermaßen angefressen und nicht zuletzt in einem recht ausgedehnten Sumpf aus Selbstmitleid versunken, nahm die Elfin die Vorgänge um sich herum nicht wirklich wahr. Es interessierte sie auch nicht sonderlich.
Es war wohl ihr Glück, daß sich die Korsaren durch ihr wenig professionelle Gelächter und Gejohle selbst verrieten, bevor die Falle gänzlich zuschnappen konnte. Ansonsten wäre die Elfin von dem Hinterhalt komplett überrascht worden. Sie verlor weitere wertvolle Sekunden, in denen sie so wütend auf sich selbst und ihre Unaufmerksamkeit war, so daß sie erst reagierte, als die ersten Angreifer schon das Deck des Schiffes erreicht hatten. Die Rüstungen, die sie trugen, waren... fremdartig. Erynn hatte zwar schon Knochenrüstungen gesehen, doch die Helme, welche die Piraten trugen, waren anders als alles, was sie kannte. Die einschüchternden Fratzen wirkten gleichzeitig archaisch und so elegant, so daß sie sich in der Rüstung, welche sie selber trug, daneben regelrecht primitiv vorkam. Endlich aus ihrer Starre erwacht, feuerte sie zwei Pfeile in die grobe Richtung der Piraten, als sie auch schon das Aufblitzen von Kampfmagie wahrnahm. Das Schiff unter ihr schüttelte sich unter dem Einschlag eines mächtigen Feuerzaubers. Erynn duckte sich und machte, daß sie von dem Getümmel aus kämpfenden Matrosen und Korsaren fortkam, das unaufhaltsam auf ihre Position zuwogte. Hinter einem Masten fand die Schützin schließlich ein wenig Deckung und hatte kurz Gelegenheit, sich ein wenig Überblick zu verschaffen. Die Besatzung hielt die Angreifer bisher weitestgehend in Schach, aber es drängten bereist weitere Männer von dem gegnerischen Schiff nach, die den Platz der Gefallenen einnahmen. Erynn konzentrierte sich auf den kleineren Segler, suchte nach den Kampfmagiern. Sie mußte sie ausschalten, bevor es ihnen gelang, ihnen allen das Linienschiff unter dem Hintern manövrierunfähig zu schießen....
Dreveni hatte schon ein schlechtes Gefühl gehabt, als sie das Schiff betreten hatten. Weniger der Mannschaft gegenüber, als der ganzen Reise an sich. Dass sie ihre Pferde zurücklassen mussten, nervte sie unabhängig davon auch noch. Sie sollten zusehen, dass sie in Morrowind wenigstens einen Esel oder irgendeinen Gaul für das Gepäck bekamen, sonst würden sie überhaupt nicht vorwärts kommen.
Sie suchte sich einen halbwegs ruhigen Platz an Deck, setzte sich auf ihr Gepäck und verbrachte die Zeit damit, ihre Waffen zu kontrollieren, allerdings zeigten sie keine wirklichen Abnutzungserscheinungen. Sie musste kurz grinsen als sie an das Silberschwert von Arranges denken musste, und wie es jetzt aussehen würde wenn er wirklich damit auf ihre Klinge eingeschlagen hätte.
Ab und an beobachtete sie die anderen Schiffe, die mit ihnen aus Balfall aufgebrochen waren, aber den Großteil der Zeit versuchte sie in sich hineinzuhören, ob ihr seltsames Gefühl vielleicht doch eine reale Grundlage hatte.
Als sie auf einmal das Gelächter der angreifenden Korsaren hörte, sah sie sich gehetzt um und griff nach ihren Waffen. Kurz darauf wurde das andere Schiff sichtbar und schon ging dessen Mannschaft zum Angriff über. Wunderbar. Dreveni konnte sich ausrechnen, wie eng es bald auf dem Schiff werden würde, und so dachte sie im Moment nicht einmal daran, ihr Schwert zu ziehen. Stattdessen verzog sie sich zu Erynn, die gerade hinter einem Masten verschwand. Für die seltsamen Rüstungen und Helme der Gegner hatte sie keinen Blick, ihr war es prinzipiell erst einmal egal, wer sie angriff - war er tot, war immer noch genug Zeit das heraus zu finden. Als sie den Masten erreicht hatte, hatte sie ebenfalls die Magier gesehen. Allerdings konnte sie sie von ihrer Position aus unmöglich treffen. Dreveni murmelte kurz eine Formel, hob den Arm und war nach einem kurzen grünen Leuchten verschwunden. Vorsichtig schlängelte sie sich durch die Kämpfenden um eine bessere Schussbahn auf die Magier zu bekommen.
Als sie schließlich freie Bahn hatte und auch in ihrer unmittelbaren Umgebung alle abgelenkt waren, legte sie den Pfeil an wobei sie sichtbar wurde und traf einen der Magier voll. Ob er tot war oder nicht konnte sie nicht sehen, aber er kippte reglos nach hinten, und das reichte ihr fürs Erste, der Pfeil steckte in seinem Oberkörper. Danach erlaubte sie sich einen kurzen Blick über das Deck. Sie bezweifelte, dass es das Schiff noch lange machen würde, auch wirklich gezielte Schüsse wurden langsam schwer, so sehr schaukelte das Schiff. Immerhin lichtete sich die Reihe der kämpfenden auf dem Deck langsam, wenn sie auch viele der eigenen Besatzung auf den Planken liegen sehen konnte.
Arranges formte einen Feuerzauber mit der jetzt wieder freien Hand, während sich der Lich nach kurzer Orientierung direkt ins Gefecht stürzte. Es dauerte nicht lange, da hatte der König der Untoten auch seinerseits eine Dienerkreatur, einen Skelettmeister, beschworen. Die Angreifer zeigten sich insgesamt aber recht unbeeindruckt von den Untoten und kämpften weiter, während nochmal eine Welle Freibeuter an Deck des Linienschiffes drängte...
Arranges richtete den Blick wieder auf jenen seltsamen Gegner, der ihn attackiert hatte. Dieser hatte sich nach vielleicht 10 Herzschlägen wieder von dem Tritt erholt und zückte jetzt zusätzlich zu seinem Streitkolben einen Dolch. Kampf mit zwei Waffen? Sowas sieht man auch nicht zu oft... Der Kaiserliche riss das Schwert hoch, als die Keulenwaffe erneut heranflog. War aber mit der anderen Hand nicht schnell genug und so glitt der seltsame Dolch kreischend über die Mithrilkette. Jedoch hatte auch sein Gegner wohl nicht damit gerechnet, dass seine Waffe das Kettenhemd nicht einfach durchdrang... Für den kurzen Moment eines Lidschlags starrten ihn dunkle Augen an... aber etwas schimmerte im Innern des Helms. Die roten Augen eines Dunmers blinkten kurz auf, als Arranges mit seiner Linken, welche noch immer in den Feuerzauber gehüllt war, den Arm wegschlug, welcher den Dolch führte. Durch eine sehr geschickte Drehung entwand sich der Angreifer dem Griff des Kaiserlichen, nahm den Schwung mit und wieder raste die scharfkantige Keule auf ihn zu. Dises Mal jedoch gelang es Arranges nicht ganz, den Angriff irgendwie geschickt abzuwehren und so wurde das Schwert samt Arm zurückgerissen und die Spitze des Kolbens rutschte Funken schlagend über die kleine Brustplatte des Mithrilpanzers.
Sein Schwertarm schmerzte heftig und zur Abwehr des bereits wieder herannahenden Dolches blieb nur noch der linke Arm. Arranges hob blitzschnell den ledergepanzerten Unterarm vor sein Gesicht. Heißer Schmerz raubte ihm für eine Sekunde das Gefühl im Arm, als der Dolch fast mühelos durch die Armschiene drang und mindestens zwei Fingerbreit eindrang. Dunmer also... verflucht schnelle Dunmer... Der Magier nutzte den Umstand, dass der Dolch in seinem Arm steckte und hebelte die Waffe mit einer ruckartigen Bewegung aus der Hand des Gegners. Kurz irritiert führte der andere einen halbherzigen Streich mit dem Kolben, welcher aber ins Leere ging. Arranges trat einen Schritt nach und jagte seine Silberklinge durch die Helmmaske. Ein dumpfes Stöhnen erklang fast zeitgleich mit dem Splittern der doch recht nachgiebigen Maske... Die wissen, was sie tun... wenn ich für jeden dieser Piraten so lange brauche, dann stehe ich morgen noch hier und prügle mich durch die Massen... Er riss sein Schwert zurück, woraufhin der Tote mit rissiger Helmmaske zusammensackte und reglos liegen blieb.
Ein kurzer Rundumblick bestätigte Arranges, dass er so zu viel Aufmerksamkeit dem Einzelnen widmen musste und sie so den Angriff unmöglich überleben konnten. Schon jetzt lag fast ein Drittel der Matrosen tot auf dem Deck. Die Angreifer waren zwar auch deutlich weniger geworden, aber jetzt doch zahlenmäßig überlegen... Ein lautes Gröhlen direkt neben ihm riss den Beschwörer aus seinem kurzen Gedanken. Arranges fuhr herum und hätte den Angriff mit der Vulkanglasklinge seines gegenübers geblockt, hätte nicht in diesem Moment ein gewaltiger Feuerball das Heck des Schiffs getroffen. Das gesamte Schiff erzitterte unter der Explosion, welche die aufgesetzten Kajüten unter dem Poopdeck im Heck einfach pulverisierte. Arranges hatte sich gerade noch gefangen und war glücklicherweise nicht gefallen. Der Korsar, welcher ihn gerade noch zweiteilen wollte, war allerdings gestürzt, hatte sich aber fast wieder aufgerichtet... 'Arranges!' Eine bekannte Stimme drang von hinten an seine Ohren. Er wandte sich mehr aus Reflex um und sah Talivha von den zerstörten Kajüten auf sich zustolpern. Ach... sie an... wie praktisch... Die Kapitänin hatte ein einfaches Entermesser in der Hand, machte aber nicht wirklich den Eindruck, als könnte sie tatsächlich damit umgehen...
Ein Grunzen ließ ihn wieder herumfahren, aber seine Schwerthand wurde zurückgezogen, als er sie gerade hochreissen wollte um den Angriff seines Gegners zu blocken. Die Routine und der Reflex zwangen ihn, seinen anderen Arm hochzunehmen, welcher dem Gegner sowieso zugewand war. Der Unterarm knackte mehr als deutlich, als das Glasschwert auf die Armschiene schlug. Durchdringen konnte das Schwert das Material glücklicherweise nicht dank den feinen Längsstreben aus Metall, die in das Leder eingearbeitet waren. Und trotzdem stöhnte Arranges auf, griff nun ebenfalls nach der Hand Talivhas, die sich wie ein kleines Kind an seinen Schwertarm geklammert hatte. Ohne weiter darüber nachzudenken, riss er sie herum und stieß sie auf den Dunmer, der sein Schwert gerade zum nächsten Schlag erhoben hatte. Die Rothwardonin konnte nicht viel mehr machen, als den Mund zu einem stummen Schrei zu öffnen, während die Augen nach einem kurzen Moment glasig wurden, während sie in die harten Augen des Kaiserlichen blickte... dort, wo die beiden Hauer des Helms wieder aus ihrem Brustkorb austraten, sickerten jetzt dünne Streifen Blut. Der Dunmer war nun Gefangener seines eigenen Helms, er konnte mit dem plötzlichen Gewicht kaum umgehen und ruderte wild mit den Arme... die Explosion eines zweiten, sehr großen Feuerballs ließ ihn entgültig stürzen. Arranges schenkte ihm keine weitere Aufmerksamkeit mehr.
Wo zum Teufel sind diese Magier, die hier Löcher in meine Garantie, trockenen Fußes nach Ebenherz zu kommen, schießen?! Ein weiterer Rundumblick zeigte Arranges, dass sowohl von den Korsaren, als auch von den Matrosen nur noch wenige standen. Irgendwo im Hintergrund dachte er sogar, Erynn kurz zu sehen... Lediglich direkt an der Reling, welche dem Ketsch der Freibeuter zugewandt war, ging es noch relativ heiß her. Arranges hüllte sich in einen daedrischen Panzer, wobei sein linker Arm nur noch hing. Er ignorierte den pochenden Schmerz, so gut das möglich war, dafür hätte er auch nach dem Kampf noch Zeit... Der kurze Kontakt zu dem noch immer wild wütenden Lich zeigte ihm auch indirekt, wo die Magier sein mussten. Noch drei Schritte, dann stand er an der Reling und versenkte direkt seine Klinge im Körper eines Piraten, der sich gerade an Bord des Linienschiffs schwingen wollte. Auf dem Deck des Ketschs standen 3 Magier, welche jeweils gebündelt Feuerbälle auf das Linienschiff warfen... und just in diesem Moment eilte wieder eines der Brandgeschosse heran. Die Explosion war wieder größer, als die vorangegangene und nachdem das kurze, aber gewaltige Zittern des Rumpfes vorrüber war, stellte Arranges etwas erschrocken fest, dass das gesamte Schiff jetzt eine deutliche Schlagseite nach Steuerbord hatte.
Es brauchte nur einen kurzen Gedakenaustausch mit dem Lich... der Untote erneuerte seine eigene Dienerkreatur, welche sich sogleich schützend zu Arranges und seinem Beherrscher stellte. Der Nekromant und der Lich machten sich nun ihrerseits daran, das Ketsch zu durchsieben, aber schon nach wenigen Feuerzaubern, welche hauptsächlich auf die Masten abzielten, wurden sie von den feindlichen Magiern ins Visier genommen. Für einige Augenblicke rauschten Zerstörungszauber der unterschiedlichsten Sorten hin und her. Arranges, obwohl er den Lich als Deckung nutzte, bekam frontal einen Schockzauber zu spüren, der ihn für einen Moment außer Gefecht setzte. Nur eine Sekunde später, landete der Lich einen Volltreffer und zwei der Magier wurden direkt ins Jenseits befördert, während der dritte mit arg zerfranstem Torso weggeschleudert wurde. Und jetzt das Schiff... Arranges formte einen mächtigen Zauber. Ein kurzlebiger, aber greller, beinahe weißer Feuerstrahl, jagte auf das Korsarenschiff zu, durchschlug von schräg oben das Oberdeck und die zwei darunterliegenden Etagen und trat irgendwo auf der anderen Seite am Rumpf unter dem Wasserspiegel wieder aus, was ein fast schmerzhaft lautes Zischen und eine ordentlich dicke Dampfwoge nach sich zog...
[Erynn]
Dreveni hatte die feindlichen Kampfmagier schneller entdeckt als Erynn. Sie sah einen der vier zauberer stürzen, vom Pfeil der Assassinin getroffen, und verlor die übrigen drei dann wieder aus den Augen, als sie rasch in Deckung gingen. Die Kriegerin konzentrierte sich stattdessen darauf, auf die vom Ketsch nachfolgenden Korsaren zu halten, wobei es nicht mehr viele waren. Für einen Moment blieb sie unschlüssig. Mitten in das Getümmel aus fechtenden Seeleuten an der Reling schießen konnte sie schlecht, aber sie hatte auch keine große Lust, sich mit dem Schwert in das wilde Gehacke zu stürzen. Freund war von Feind kaum zu unterscheiden, wenngleich sie glaubte, mindestens eine Beschwörung in dem Knäuel aus Leibern ausmachen zu können. Im Stillen hoffte sie, daß sich Arranges, der vermutlich für das Gerippe verantwortlich war, sich wenigstens ein wenig zurückhielt und es seiner Kreatur überließ, die Säbelhiebe auf sich zu ziehen.
Die Entscheidung, ob sie sich in den Nahkampf stürzen sollte oder nicht wurde der Elfin schließlich abgenommen, als das Schiff unter einem besonders heftigen Einschlag regelrecht bockte und sie das Gleichgewicht verlor und der Länge nach auf das Deck schlug. Geistesgegenwärtig hielt sie ihre Finger um den Griff des Bogens geschlossen, während sie entsetzt das Knarren und Quietschen von zu stark beanspruchem Holz wahrnahm, als sich das große Schiff langsam, aber unaufhaltsam ein gutes Stück zur Seite neigte. Es roch nach Feuer.
Die Dunmer wuchtete sich auf die Knie hoch und blickte wild um sich. Die Masse der Kämpfenden war zu einem guten Dutzend zusammengeschrumpft, wobei sie nicht ausmachen konnte, wer davon zu den eigenen Leuten gehörte und wer zu den Gegnern. Kampfzauber zerrissen jetzt unablässig die Luft, bis ein letzter, hellgleißender Feuersturm das Korsarenschiff mit brutaler Wucht durchschlug. Es bäumte sich auf wie ein waidwundes, sterbendes Tier. Erynn schlug unwillkürlich die Hände über die Ohren, als der Lärm, den seine berstenden Planken verursachten, unerträglich wurde...
[Dreveni]
Sie wollte gerade auf die anderen Magier anlegen, da begann das Chaos so richtig, als ihr Schiff von einem riesigen Feuerball getroffen wurde. Dreveni ging es nicht viel anders als Erynn, auch sie stürzte zu Boden, konnte in dem Durcheinander aber noch ausmachen, wie Arranges die letzten Magier ausschaltete, und - sie traute ihren Augen kaum - das bis jetzt noch unbeschädigte Schiff der Korsaren versenkte. Noch schwamm es zwar, aber Dreveni konnte eindeutig sehen wo der Strahl einschlug und von wem er ausgegangen war. Nach einem kurzen Rundblick stellte sie fest, dass sowohl von der Besatzung des Linienschiffes keiner mehr am Leben war, jedenfalls nicht mehr lange, als auch von ihren Gegnern.
Das Linienschiff hatte inzwischen ziemliche Schlagseite, und es war absehbar, dass es bald versunken sein würde.
Ich bring ihn um... Mit diesem Gedanken zog sie ihren Dolch und stürzte sich auf Arranges, was ihr trotz der Schlagseite des Schiffes noch relativ zielsicher gelang. Bevor der Beschwörer überhaupt noch wußte wie ihm geschah, drückte in Dreveni auf die Planken und hielt ihm den Dolch an den Hals. Dass Arranges bei dem Gefecht verletzt worden war, merkte sie zwar, interessierte sie aber nicht einmal am Rande.
"Ich hoffe ihr habt eine verdammt gute Erklärung dafür, warum ihr das andere Schiff versenkt habt.", zischte sie ihm zu, wobei blanker Hass in ihren Augen stand. Dreveni verlor nicht oft dermaßen die Beherrschung. Auch wenn es auf Aussenstehende manchmal so wirken konnte, hatte sie sich doch meistens noch im Griff. Dieses Mal reichte es ihr allerdings. Würde der Beschwörer nur eine falsche Bewegung machen, würde sie ihm die Kehle durchschneiden. Eigentlich hatte sie gut Lust, ihm die Kehle so oder so durchzuschneiden, und wenn es das letzte war, was sie in diesem Leben tun würde. Wie konnte es dieser kleine Choleriker nur wagen, einfach das Schiff zu zerstören, auf dem sich aller Wahrscheinlichkeit nach keine Bewaffneten mehr aufhielten? Dachte dieser nichtsnutzige Mensch wenigstens einmal in seinem armseligen kurzem Leben nach, bevor er etwas tat?
[Arranges]
Was zum Teufel? Arranges wollte das Schiff zwar versenken, aber so viel grobe Magie hatte er nicht in den Zauber gelegt. Etwas verwirrd schaute er auf seine Hände, als stünde dort die Antwort darauf, woher das plötzliche aber kurze Gefühl kam, dass die Feuermagie seine Arme zu zerreissen schien, als das Feuer seine Hände verlassen hatte... Und plötzlich fand sich der Kaiserliche auf den Planken wieder, mit einer Klinge an der Kehle und Dreveni über sich. Die Dunmer hatte zielsicher die Schwachstelle zwischen Helm und Krause der beschworenen Rüstung gefunden. Für einen Moment völlig sprachlos blickte er nur in ihr Gesicht, bevor er sich kurz darauf wieder gefangen hatte. Die Position des Lichs auslotend, hatte er bereits auch einen Zauberspruch auf den Lippen. 'Dreveni!' knurrte er, 'Wenn ihr nicht sofort von mir runtergeht, werdet ihr dem Schiff in den nächsten Sekunden auf dem gleichen Weg ins Jenseits folgen!'
[Erynn]
Erynn machte sich nicht einmal mehr die Mühe, entnervt die Augen zu verdrehen. Sich aufführen wie zwei Bettler, die sich um eine Pulle Schwarzgebrannten schlugen, aber ihr sagen wollen, was sie zu tun hatte...
Sie trat mit schnellen Schritten von hinten an Dreveni heran, packte in deren lange, dunkle Haare und riß sie grob von dem Kaiserlichen herunter. "Hat dir im Kampf irgendwer vor den Kopf geschlagen, du blöde Kuh?" fauchte sie ungehalten, als die Assassinin etwas verdutzt zu ihr aufsah. Sie hörte, wie Arranges sich hinter ihr regte, behielt die Andere jedoch fest im Blick. "Über die Vorgehensweise können wir später noch diskutieren, jetzt haben erstmal andere Dinge Vorrang. Man sollte meinen, so abgebrüht wie ihr beide zu sein glaubt, wäre euch das schon selbst aufgefallen." Erynns Kopf ruckte zu dem Beschwörer herum. "Halt die Klappe", spie sie, bevor er eine Gelegenheit zur Erwiederung bekam, dann trat sie einen Schritt zurück und wandte sich an beide Kindsköpfe. "Ist euch hier irgendwo ein Landungsboot oder etwas ähnliches aufgefallen, mit dem wir von hier verschwinden können?"
[Dreveni]
Arranges hatte immer noch nichts besseres zu tun, als leere Drohungen auszusprechen. Wenn er ihr nicht glaubte, dann würde er eben seinen Tod nicht kommen sehen, das machte ohnehin mehr Spaß. Dreveni jedenfalls, ihren Opfern vermutlich weniger. Und die zwei Sekunden um ihm die Kehle durchzuschneiden, hatte sie auf jeden Fall noch. Gerade als sie ansetzte, dem Leben des Beschwörers ein Ende zu bereiten, wurde sie grob von hinten an den Haaren gezogen und hörte Erynn etwas sagen. Dreveni hatte schon die Hand erhoben um der anderen ins Gesicht zu schlagen, da sie nur etwas von blöder Kuh verstanden hatte, besann sich aber gerade noch, auch wenn ihr das sichtlich schwer fiel. "Hätte dieser Volltrottel nicht das andere Schiff zerstört, hätten wir jetzt keine Probleme.", fauchte sie Erynn an. Langsam fing sie sich wieder, auch wenn sie immer noch bedauerte, dass Erynn so schnell dazwischen gegangen war.
Sie sah sich nach Rettungsbooten um, allerdings hatte das Schiff schon ziemlich Schlagseite, und es war ungewiss, ob man Rettungsboote überhaupt noch heil ins Wasser bringen konnte. Da entdeckte sie an der Seite die näher am Wasser war ein kleines Ruderboot, auf das sie wortlos deutete. Den Dolch hielt sie immer noch in der Hand, wenn auch gesenkt. Eine falsche Bewegung von Arranges, und er hätte heute doch noch seinen letzten Tag erlebt.
[Arranges]
Arranges bemerkte mehr, als er sah, wie Dreveni plötzlich von ihm heruntergezerrt wurde. Erynns Stimme erklang, aber wirklich viel konnte er nicht verstehen. Er hielt den Lich noch immer zurück. Die Kreatur musste irgendwo hinter ihm stehen und nur darauf warten, jene vernichten zu dürfen, die ihren Meister angegriffen hatten... 'Verdammte Scheisse!' Fluchte der Magier, während er sich mühsam mit einem Arm hochstemmte. Dreveni und Erynn standen bereits wieder. Als der Blick des Beschwörers auf die Meuchlerin traf, sah er die ganze Gestalt plötzlich für einen Moment nur noch durch einen roten Vorhang. Ich muss sie umbringen... töten... zerfleischen... Ein mit sehr viel mehr als gutem Willen und gezwungener Beherrschung, geführter Wink über die Schulter, ohne, dass er sich umsah, entließ den Lich. Dann leuchtete sein gesunder Arm grün auf. Aber er warf den Zauber nicht, hielt ihn nur im Anschlag. 'Wie wärs, wenn ich ersteinmal meinen Arm schiene... am besten mit den Rippen aus dem Brustkorb dieser vielleicht fünftklassigen Assassinin.' Er sah Erynn kurz in die Augen und sein Blick gab ihr unmissverständlich zu verstehen, dass sie ebenfalls ein hässliches Schicksal zu erleiden hatte, wenn sie jetzt auch nur zu sehr in seine Richtung starrte, dann sah er hasserfüllt zu Dreveni...
[Erynn]
"Du beeilst dich besser damit", gab Erynn kalt zurück. Sie war wirklich mit ihren Ideen am Ende, wie sie ihre kleine Gruppe irgendwie zusammenhalten sollte. Das was die beiden hier aufführten, war ihr so völlig fremd in hatte keinen Platz in ihrer Auffassung davon, wie man eine Mission anging. Wenn die beiden sich nicht mochten, warum konzentrierten sie sich nicht einfach auf die gemeinsamkeit, sprich das Ziel? So, wie es jetzt lief, mußten sie fast zwangsläufig daran scheitern, den Argonier zu finden. "Dieser Kahn bewegt sich keine paar Schritte mehr, außer vielleicht abwärts. Bevor es so weit ist, sollten wir dringend ein ganzes Stück weit weg sein." Sie ließ den Blick über das Deck schweifen, auf der Suche nach Überlebenden oder zumindest etwas Bauchbarem. Im ersten Moment fiel ihr nichts auf, und die Elfin wandte sich wieder zu ihren Begleitern um. "Wenn ihr dann also damit fertig seid, euch gegenseitig die Köpfe einzuschlagen, könnten wir jetzt vielleicht anfangen etwas Zielführendes zu tun?" fragte sie süffisant.
[Dreveni]
Dreveni entschloss sich, Arranges vorerst wieder zu ignorieren und wandte sich ebenso süffisant an Erynn: "Und wenn ihr endlich damit fertig seid, mich zu ignorieren, wäre euch vielleicht auch das Beiboot aufgefallen, auf dass ich gerade gedeutet habe." Danach sah sie sich um. Das Schiff lag deutlich schief, aber sie würden noch etwas Zeit haben, bis das Deck mit einer Seite ins Wasser tauchte, wenn das Schiff mit der gleichen Geschwindigkeit voll lief, wie bisher. Allerdings war Dreveni noch nie mit einem Schiff gesunken, also waren das alles nur Vermutungen.
[Arranges]
Ich werde den... Vertrag mit Dreveni ändern müssen... die Belohnung setzt sich nicht mehr länger aus Septimen zusammen... ich werd sie einfach zusammen mit dem ekelhaften Molch töten... Arranges löste den Zauber wieder auf, ebenso die Rüstung. Erst, als die stützende Wirkung der gerufenen Armschiene aus massiver Platte veschwunden war, spürte er wieder einen leichten Druck auf dem Arm, der jetzt nur noch von der Armschiene aus Leder gehalten wurde. Ungeschient konnte der Arm nicht bleiben, aber mit einer provisorischen Schiene und ein wenig von einem Heiltrank sollte die ganze Sache recht schnell wieder heil sein. Arranges überelgte einen Moment. Der Bruch war weder verschoben, noch gesplittert. Letzteres hätte sich durch grobe Schmerzen bemerkbar gemacht... Die Lederarmschiene saß locker genug... Arranges blickte auf den Boden vor sich und suchte nach einem geeigneten Holzssplitter, den er zwischen Arm und Leder schieben konnte. Nach einigen Augenblicken wurde er fündig. Es dauerte auch nur wenige Herzschläge, bis er den recht flachen Holzkeil so eingeführt hatte, dass das Leder genug Spannung aufbrachte um den Arm so zu schienen, dass die Knochen wieder schlüssig aufeinander saßen und nicht mehr verrutschen konnten. Anschließend zog er einen der Heiltränke aus dem Gürtel, entkorkte das Fläschchen mit den Zähnen und ließ gut die Hälfte des Inhalts an dem Holzkeil entlang unter das Leder rinnen, ehe er die Flasche wieder etwas umständlich verschloss und wieder in die kleine Halterung am Gürtel steckte. Erynn und die andere Gestalt hatten bereits ein Beiboot ausfindig gemacht, das wie es schien noch nicht angekratzt war... Wenigstens etwas...
[Erynn]
Sie hatte Drevenis Geste vorhin tatsächlich nicht wirklich wahrgenommen oder als Antwort auf ihre Frage erkannt. Jetzt nickte sie nur knapp, um diesen Lapsus zu überspielen. Arranges schien konzentriert dabei, eine Verletzung an seinem Unterarm zu versorgen, zumindest befand er es nicht mehr für nötig, einen weiteren Kommentar abzugeben. "Sehen wir uns das mal an", sagte Erynn an Dreveni gewandt und ging auf das kleine Ruderboot zu, das an zwei Seilen dicht an der Außenwand hing. Das Ding ins Wasser zu bekommen, sollte nicht allzu schwer sein, überlegte die Kriegerin. Eine Winde sollten sie grade noch bedienen können. "Gut." Wieder nickte sie der anderen Dunmer zu. "Sehen wir zu, daß wir unseren Kram zusammensuchen und hier so schnell wie möglich verschwinden..." Damit ging sie und holte ihre Satteltaschen, die sie sich über die Schulter legte. Ich hätte nicht gedacht, daß ich noch einmal dafür dankbar sein würde, daß wir die Pferde zurücklassen mußten. Aber es scheint, als hätte die Schicksalsweberin es doch nicht so übel mit uns gemeint. Noch einmal sah sie sich flüchtig auf dem Deck um. Hat es sich noch weiter geneigt? Jedenfalls scheinen wir tatsächlich die einzigen zu sein, die hier noch am Leben sind...
[Dreveni]
Von Arranges war weiter nichts zu hören, also wandte sie sich zusammen mit Erynn dem Rettungsboot zu. Wenigstens sollten sie damit keine größeren Probleme haben, aber ob es auch dicht war, würde sich erst im Wasser zeigen. Auf Erynns Hektik reagierte sie kaum, ihrer Meinung nach hatten sie noch etwas Zeit. Andererseits sollte man sein Glück auch nicht herausfordern, und so suchte sie ebenfalls ihre Sachen zusammen. Sie überlegte kurz, ob sie noch einmal unter Deck sehen sollte, es gab bestimmt etwas wie eine Kasse an Bord, in der das Geld aufbewahrt wurde, aber dafür hätten die anderen beiden wohl wenig Verständniss. Ausserdem war es vermutlich schon alles vollgelaufen. Zusammen mit Erynn wollte sie das Boot zu Wasser lassen, in letzter Minute fiel ihr allerdings noch ein, dass das jetzt so wohl keine allzu gute Idee war. "Halt, wir sollten warten bis wir im Boot sitzen, dann müssen wir nicht in das wacklige Ding springen.". sagte sie deshalb nur kurz angebunden zu Erynn, und warf ihre Sachen in das Boot.
[Arranges]
Klasse... rudern... na das wird ein Spaß... Arranges wusste gerade nicht, worüber er sich genau mehr ärgerte. Darüber, dass er nicht rudern konnte, wegen seines Arms oder darüber, dass er jetzt einige Stunden auf engstem Raum mit dieser... Kreatur, die sich Dreveni schimpfte, verbringen musste und sich dabei nicht durch rudern ablenken konnte... Arranges konnte lediglich zuschauen, wie sich die beiden Dunmer mit den Winden abmühten, nachdem sie alle in das Boot gestiegen waren und es langsam zu Wasser ließen. Das Schiff neigte sich knarrend in ihre Richtung, als das kleine Beiboot auf der Wasseroberfläche aufsetzte. Erst, als sie die Taue kappten, spickte das gesamte Schiff wieder ruckartig auf die andere Seite. Es war mittlerweile auch dunkel geworden. Lediglich den bleichen Schein von Sekunda konnte man als Kontrast durch den von grauschwarzen Wolkenbändern durchzogenen Nachthimmel erkennen. Norden war daher nicht allzu schwer auszumachen...
[Erynn]
Erynn war gut erleichtert, als das kleine Boot endlich auf der Wasseroberfläche aufsetzte und sie die Taue gelöst hatten. Das gequälte Knarren des Linienschiffs ging ihr an die Nerven. Es klang, als könnte es jeden Augenblick einfach auseinanderbrechen. Sie wollte jetzt keine weitere Zeit auf Diskussionen verschwenden. "Geh da weg", sagte sie also nur lakonisch und versetzte dem Beschwörer einen Knuff, der andeuten sollte, daß er sich besser an den Bug verzog, ließ die Ruder ins Wasser und legte sich in die Riemen, wobei sie stumm hoffte, daß die beiden Nervensägen einfach die Klappe halten würden...
[Dreveni]
Dreveni schwieg, als Erynn den Magier verscheuchte und selbst die Ruder in die Hand nahm. Sie schwieg auch noch, als sie sich ein Stück von dem sinkenden Schiff entfernt hatten, und dieses nach einem letzten häßlichem Knarren und Ächzen endgültig auseinanderbrach und gurgelnd im Wasser verschwand. Dreveni stand die Überraschung für ein paar Sekunden ins Gesicht geschrieben, bis sie sich wieder im Griff hatte. Immerhin hatte sie gedacht, dass noch mehr Zeit wäre.
"Seht genau hin, mein lieber Arranges, ein Glück dass wir noch ein heiles Boot gefunden haben, nachdem ihr das andere Schiff ja unbedingt versenken musstet, nachdem ein Großteil oder sogar die komplette Manschafft schon so gut wie tot waren.", wandte sie sich mit vor Sarkasmus triefender Stimme an den Beschwörer. Diese blinde, gedankenlose Zerstörungswut regte sie gerade noch viel mehr auf, als der Angriff der Korsaren.
[Arranges]
Warum... kann sie ihr hässliches Mundwerk nicht einfach halten... Arranges hatte im Moment einfach keinen Nerv für ihr dämliches Geplapper. 'Das könnt ihr natürlich wissen, dass vermutlich der Großteil der Mannschaft tot auf den Planken des Linienschiffs lag... und selbst wenn wir das Korsarenschiff hätten übernehmen können... bei eurer Unfähigkeit, die ihr dort auf dem Deck vor wenigen Minuten noch bewiesen habt, wärd ihr vermutlich mit dem Gesichtsausdruck eines minderbemittelten Barabaren sabbernd vor der Takelage gestanden und hättet überlegt, wie genau das Schiff funktioniert... wenn ihr überhaupt in die Nähe eines solchen Gedankenansatzes gekommen wäret...'
[Erynn]
Ihre ohnehin recht verzweifelte Hoffnung verschwand zusammen mit dem bedauernswerten Schiff. War ja vorauszusehen, daß ihr mir den Gefallen nicht tun würdet. Statt euch einfach zu freuen, daß wir noch am Leben und weitgehend unversehrt sind... Mit versteinerter Miene zog sie die Ruder energisch durch das Wasser und tat, als höre sie das Gegifte nicht, mit dem sich Dreveni und Arranges über ihren Kopf hinweg bespuckten. Bitte, seid einfach still! Ich kann es nicht mehr ertragen...
[Dreveni]
"War ja klar dass ihr euch inzwischen genug Ausreden für eure Impulsivität zurecht gelegt habt.", fuhr sie Arranges an. "Und ihr begreift es anscheinend immer noch nicht. Wäre dieses Boot beschädigt worden, dann wäre das andere Schiff unsere letzte Chance gewesen, egal ob noch ein bisschen Besatzung gelebt hätte oder nicht. Damit wären wir auch noch fertig geworden." Immerhin waren Erynn und sie nicht verletzt worden. "Wenn ihr euch umbringen wollt, tut das doch bitte allein. Das hättet ihr nebenbei bemerkt auch noch fast geschafft. Hätte Erynn nicht aus mir absolut unverständlichen Gründen einen Narren an euch gefressen, wärt ihr jetzt Geschichte, Beschwörer!" Hätte Erynn sie nicht an den Haaren zurückgezogen, hätte sie ihn in diesem Moment wirklich getötet.
[Arranges]
Eigentlich hatte Arranges gehofft, dass sie vielleicht Ruhe geben würde... aber sie wollte es ja unbedingt ganz genau wissen. Er hatte nicht nochmal Lust, sich irgendeine Beleidigung zu überlegen, Dreveni würde ohnehin nicht darauf eingehen, also nahm er nur lustlos das her, was die Dunkelelfe sowieso schon agekratzt hatte mit ihren Worten. 'Seid ihr etwa neidisch, keine Freunde, niemanden, der euch nahesteht, dem ihr vertrauen könnt, zu haben?'
[Erynn]
Was hat das jetzt plötzlich wieder mit mir zu tun? fragte sich die Elfin genervt. Wir sind doch nicht hier, um uns gegenseitig umzubringen, verflucht noch mal... moment mal, was!? Solche Worte von dir, Arranges? Wer hätte das je gedacht...? Sie warf Dreveni einen vorsichtigen, lauernden Blick zu. Arranges war schon wieder auf dem besten Wege, die Assassinin zur Weißglut zu treiben, und Erynn wollte nicht unvorbereitet sein, falls ihre Artgenossin alle Vernunft fahren ließ und versuchen sollte, sich auf den Magier zu stürzen. "In Neungötternamen, habt ihr eigentlich Würmer im Gehirn? Habt ihr vergessen, weshalb wir eigentlich hier sind? Seht euch doch an!" mit einem Ruck zog sie die Ruder ein. "Dafür, daß ihr beide so stolz auf eurer Können seid, verhaltet ihr euch reichlich unprofessionell, fällt euch das eigentlich noch auf in eurer ganzen Verbohrtheit?"
[Dreveni]
"Vertrauen? Das ich solche Worte noch einmal aus eurem Mund hören darf. Bei euch reicht Vertrauen doch auch nur bis zum nächsten Wutanfall. Ich wüsste nicht auf was man da neidisch sein sollte, und wer braucht schon Freunde. Etwa um ihnen seinen Weltschmerz vorzuheulen? Zum kuscheln wenn es kalt ist?" In ihrer Stimme lag der gleiche zynische Ton, den sie auch schon Erynn gegenüber in der Taverne angeschlagen hatte. "Vertrauen ist doch nur ein anderes Wort für Schwäche, wenn man es alleine nicht schafft." Nebenbei bezweifelte sie ernsthaft, ob Arranges überhaupt eine Ahnung davon hatte, von was er sprach. Mit seinen sozialen Kompetenzen schien es auch nicht gerade weit her zu sein. Tatsächlich vertraute sie zumindest Mordan, und auch Ferynn hatte sie dummerweise vertraut, was aber ihr letzter Fehler in dieser Richtung gewesen sein sollte, das hatte sie sich jedenfalls vorgenommen. Erynns Ansprache überging sie dabei völlig.
[Arranges]
'Halt den Mund, Erynn!' War das Einzige, was er an Worten für sie übrig hatte, ehe er wieder zu Dreveni blickte. 'So sehr mich das ärgert, aber ich muss euch da Recht geben Dreveni. Allerdings ist es dann doch etwas seltsam, dass ihr gegen diese... Schwäche, wie ihr Vertrauen definiert, so erbärmlich versagt habt, obwohl ihr bei eurem Talent vielleicht die Zeitspanne eines Lidschlags benötigt hättet, um mir euren Dolch in die Kehle zu rammen...'
[Erynn]
Das darf doch nicht wahr sein. Hast du Todessehnsucht, Arranges? Erynn sagte nichts mehr. Arranges mochte mitunter auf sie hören, allerdings nicht, wenn Dreveni in der Nähe war - und sie wollte ihn vor ihr nicht bloßstellen, so wütend sie gerade auch sein mochte. Mit einem resignierenden Seufzer stützte die Elfin das Kinn in beide Hände und nahm sich vor, einfach still darauf zu warten, bis sich ihre beiden Begleiter wieder eingekriegt hatten...
[Dreveni]
"Danke für diese Demonstration von Vertrauen und Freundschaft.", kommentierte sie nur wie Arranges Erynn angefahren hatte. "Ich wollte euch töten, nur ist mir leider Erynn dazwischen gekommen. Darüber hinaus arbeite ich für euch, ausserdem muss ich leider damit rechnen, dass ich von Erynn angegriffen werde, sollte ich euch töten. Ich kann nämlich im Gegensatz zu euch nachdenken bevor ich handle. Darüber hinaus traue ich euch höchstens soweit, wie ich mein Pferd werfen könnte."
[Arranges]
'Wie praktisch... ich traue euch meinerseits auch nicht weiter, als bis zu meiner Nasenspitze... Und mal ganz davon abgesehen, dass ich bezweifle, dass ihr mich so einfach töten könntet, hat es wohl doch einen Vorteil, dass ich Erynn zumindest darin vertraue, dass sie versuchen würde, euch daran zu hindern, sollte sich euer gedankliches Dauerleg mal wieder ausweiten und ihr mich nochmal anfallen... Und... wer noch groß denken muss, bevor er handelt, hat schon etwas Bemitleidenswertes... Aber gut, ich sehe euch nach, dass es bei Assassinen wohl etwas länger dauert, wenn man ständig eine sich drehende und klimpernde Münze im Hinterkopf hat, kann das schonmal ablenkend wirken... wo war eigentlich euer Einsatz vorhin bei dem Angriff? Wart ihr auch so feige und habt euch versteckt wie die Kapitänin?'
[Erynn]
"Hey!" Erynns Vorhaben, dieses Schauspiel einfach zu ertragen, verpuffte in einer kleinen Wolke aus Empörung. "Redet gefälligst nicht über mich, als sei ich gar nicht da! Am besten wäre es, ihr würdet überhaupt nicht mehr reden, denn der Blödsinn, den ihr beide hier von euch gebt, ist einfach nur zum Weglaufen!" Sie stieß die Paddel zurück ins Wasser und ruderte weiter. Je eher sie das Südufer von Vvardenfell erreichten und Arranges und Dreveni nicht mehr auf engstem Raum zusammen eingepfercht wären, desto besser...
[Dreveni]
"Arranges, nur weil ihr irgendwelche haltlosen Behauptungen aus der Luft greift, werden eure Pöbeleien auch nicht besser.", antwortete Dreveni ihm genervt. "Offensichtlich keine Ahnung haben, nichts mitbekommen haben, aber Hauptsache den Mund offen haben." Sie wusste selbst nicht, warum sie sich doch verkniff, was ihr als nächstes auf der Zunge lag, nämlich dass ihm Erynn vermutlich weniger vertraute als vielmehr einfach wie eine Klette an ihm klebte, aus Gründen die er vermutlich nie verstehen würde. Noch wollte sie es sich mit Erynn nicht verscherzen. "Im übrigen seid ihr beide doch keinen Deut besser als ich. Ihr wollt aus Rache jemanden unter der Erde sehen", dabei deutete sie auf Erynn, "und ihr habt bedenkenlos die Kapitänin geopfert.", wandte sie sich wieder an Arranges. "Davon abgesehen dass ihr vermutlich ein widerlicher kleiner Nekromant seid. Ich erledige nur die Drecksarbeit für Leute wie euch, die sich für etwas besseres halten. Das ist wie als wenn ich die Verantwortung für die Morde auf meinen Dolch schieben und mich davon freisprechen würde." Ihr reichte es jetzt langsam wirklich. Sobald sie an Land waren würde sie sich nach einer Gelegenheit umsehen, zurück nach Cyrodiil zu kommen.
[Arranges]
'Zunächst... habt ja wohl ihr damit begonnen, zu pöbeln... Dann wüsste ich gern, von was ich keine Ahnung habe und wovon ich nichts mitbekomme...' Er schweig einen kurzen Augenblick, konnte es sich aber dann doch nicht nehmen lassen, auch auf den Rest ihrer Worte eine Erwiderung hinzu zu fügen: 'Ja... und? Ich habe glaub ich nie behauptet, dass ich etwas Besseres bin als ihr, ich bin nur in diesem Fall dummerweise auf solche niederen Geschöpfe wie euch angewiesen, weil ich keine Zeit habe, monatelang einer zu groß geratenen Kaulquappe nachzujagen...'
[Erynn]
Vielleicht sollte ich euch einfach mit den Köpfen aneinanderschlagen, damit ihr wieder zur Vernunft kommt... Sie hätte heulen können vor Wut, vor allem auf sich selber. Zum einen, weil es ihr nicht gelang in diesem albernen Streit zu den Beiden durchzudringen, zum anderen, weil Dreveni wieder einmal verdammt genau gezielt und auch getroffen hatte. "Ist ja gut", sagte sie müde zu der Assassinin, "Ihr habt ja Recht, was das mit der Rache betrifft. Also hört endlich auf, Euch künstlich aufzuregen. Wir haben doch offensichtlich ein funktionstüchtiges Boot gefunden und sind bis jetzt auch noch nicht ertrunken. Man sollte doch denken, daß jemand mit Eurer Berufung stärkere Nerven hätte..."
[Dreveni]
"Mit Leuten die sich noch im gleichen Satz selbst wiedersprechen, rede ich sowieso nicht mehr.", meinte sie nur noch zu Arranges. Dieses pseudointellektuelle geschwafel dieses drittklassigen Magiers ertrug sie wirklich keine Sekunde länger. Immerhin hatte er sich über Umwege selbst als niederes Geschöpf, oder zumindest als nichts besseres als das bezeichnet. Man musste diesen Menschen gar nicht beleidigen, das tat er schon selbst.
"Hätte ich nicht so gute Nerven, wäre ich überhaupt nicht mit gekommen.", sagte sie zu Erynn.
"Und auch schon längst nicht mehr hier. ICH kann nämlich jederzeit gehen." Nach diesen Worten starrte sie stumm auf das Wasser uns kümmerte sich nicht weiter um die beiden. Sie ließ sich nur noch zu einem: "Wenn ihr nicht mehr könnt, sagt es." an Erynn gewandt herab. Sie hatte selbst keine Lust ewig hier herumzuschippern.
[Arranges]
Du hältst endlich den Mund... wie schön! Allerdings konnte Arranges sich einen letzten Kommentar nicht mehr verkneifen: 'Ich glaube nicht, dass ihr so einfach jederzeit gehen könnte... zumindest nicht eher, als ich euch mein Geld wieder abgenommen habe...' Dann starrte auch Arranges nur noch vor sich hin. Probehalber ballte er seine Linke ein paarmal zur Faust. Der Heiltrank wirkt langsam aber sicher... sehr schön...
Wenigstens sind sie jetzt ruhig, dachte sich Erynn resigniert, während sie überlegte, ob ihr das beleidigte Schweigen nun unangenehm sein oder ob sie diesen seltenen Moment widerwilligen Waffenstillstandes einfach genießen sollte. Sie entschied sich schließlich für letzteres und konzentrierte sich ganz auf das kleine Boot, um nicht über die vertrackte Situation mit den Beiden nachdenken zu müssen. Das Wasser des Inneren Meeres war ruhig, und so hatte sie keine Probleme, es zügig auf die Südküste von Vvardenfell zuzusteuern, wo die Stadt Ebenherz lag. Tatsächlich war es nicht mehr besonders weit, ein paar Stunden vielleicht. Je dunkler es wurde, desto klarer konnten sie die Lichter der kaiserlichen Siedlung über das Wasser zu ihnen herüberschimmern sehen.
Irgendwann spürte die Elfin die Anstrengung kaum noch, auch wenn sie wußte, daß sie diese am nächsten Tag wohl kaum würde auf Schulterhöhe heben können. Die immer gleichen Bewegungen ließen sie in eine Art Trance fallen, so daß sie die Zeit und die immer tiefer werdende Dunkelheit um sich für den Moment nicht mehr wahrnahm.
Erst als sich Dreveni plötzlich regte, schüttelte Erynn den friedlichen Zustand von sich ab. Sie drehte sich um und folgte dem Blick der Assassinin. Ich hätte gar nicht gedacht, daß die Stadt so groß ist, überlegte sie, und noch dazu so völlig... chaotisch. Verwirrt runzelte sie die Stirn. Was sie in Balfalls über Ebenherz erfahren hatte, hatte sich ganz anders angehört.
Je näher sie kamen, umso deutlicher breitete sich die Szenerie vor ihren Augen aus. Es waren keine Häuser, die dort in ungeordnetem Gewirr außerhalb der Stadtmauern aufragten. Es waren noch nicht einmal Hütten. Nein es waren Zelte – Zelte und Planen, unzähliche davon. Dazwischen Lager- und Kochfeuer und die Schattenrisse irgendwelcher Gestalten, die sich vor den Lichtquellen herbewegten. „Da stimmt doch was nicht“, murmelte die Kriegerin. Fragend sah sie zunächst Arranges, dann Dreveni an. „Hat einer von euch in Balfalls etwas darüber gehört, daß Ebenherz belagert wird?“ Sie dachte über die völlige Abwesenheit einer erkennbaren Ordnung in der Zeltansammlung nach. Unwillkürlich kam ihr Cheydinhal wieder in den Sinn, wie es dort zugegangen war, als sich das Obliviontor in der Nähe der Stadt aufgetan hatte. „...oder vielleicht, daß es dort Flüchtlinge geben soll?“ Als nicht sofort eine Antwort folgte, fuhr sie fort: „Wie dem auch sei, ich würde vorschlagen, wir suchen uns eine Stelle etwas abseits der Stadt, an der wir an Land gehen, und finden erstmal heraus, was hier eigentlich los ist. Ich will ungern direkt mitten in den nächsten Ärger hineinrennen..."
Den Rest der Fahrt döste Dreveni mit offenen Augen vor sich hin. Arranges hielt glücklicherweise einfach nur seinen Mund, sonst hätte sie ihn doch noch ersäufen müssen.
Als sie schließlich die Küste erreicht hatten. drang Erynns Stimme in ihren Verstand.
Abseits an Land? Mit Arranges fallen wir doch eh sofort auf, also könnten wir auch direkt vor Ebenherz an Land gehen...., dachte sich Dreveni, sprach es aber nicht aus. Ob sie den Kontaktmann hier noch antreffen würden, war ebenfalls ungewiss. Es war ein älterer Bretone, der irgendwo am Hafen von Ebenherz leben sollte. "Ich denke das wäre das Beste.", sagte sie schließlich zu Erynns Vorschlag, sich etwas umzusehen. Die andere Dunmer lenkte das Boot inzwischen an den Strand, ein Stück von Ebenherz entfernt.
"Sollen wir nachsehen, solange es noch dunkel ist, oder erst in der Früh?" Inzwischen konnte sie im fahlen Licht der Monde Schemen der Umgebung erkennen. Wuchsen hier wirklich riesige Pilze? War ihr das Festland schon leicht fremdartig vorgekommen, hatte sie jetzt wirklich das Gefühl, Cyrodiil verlassen zu haben. Da fiel ihr auch wieder ein, das Feryn ihr von den Pilzen erzählt hatte. Ein Ruck lief durch das kleine Boot, als es knirschend auf den Sand auflief. Sie versuchte die Erinnerungen an Feryn zu verdrängen und warf ihre Sachen an den Strand, bevor sie selbst das Boot verließ.
Arranges erster Gedanke war eher der an ein Flüchtlingslager. Und tatsächlich meinte er sich erinnern zu können, dass er nicht erst in Balfall das erste Mal gehört hat, dass die Krise auf Vvardenfell noch sehr viel übler wütete, als in Cyrodiil derzeit... Allerdings schien das Milität auf dieser Insel etwas seltsam organisiert zu sein, wenn Flüchtlinge großteils außerhalb der Festungsmauern lagern mussten... naja, ihm konnte das im Grunde egal sein. Sie waren hier lediglich auf der Durchreise. Was die weitere Flora anging, welche sich aus der hereinbrechenden Nacht schälte, war Arranges nicht zu sehr überrascht, wenngleich die Pilze in Lebensgröße doch sehr beeindruckend waren. Meister Jurano hatte ihm recht viel von Vvardenfell erzählt, es allerdings doch irgendwie verpasst, ihm etwas mehr über die Geographie zu erzählen. Arranges kannte lediglich ein wenig die Geschichte des Landes und ein paar Dinge zu Sitten - wobei er davon wieder die Hälfte bereits vergessen hatte...
Ich sollte mich möglichst vorsichtig in der Gegenwart von Dunkelelfen bewegen... Nekromantie wird zumindest in ihrer klassischen Form verachtet, wenn auch vom Kaiserreich gedultet, vom Tribunal aber verboten... nunja... dafür bewege ich mit Daedra hier in sicheren Kreisen, wenn ich das noch alles richtig im Kopf habe...
'Nun, ich meine gehört zu haben, dass die einfallenden Daedra im Norden vor allem, heftig wüten... Näheres weiss ich allerdings auch nicht...'
[Erynn]
Ihre beiden Begleiter schienen ebenfalls ein wenig ratlos zu sein, was das beste Vorgehen in diesem Moment betraf, daher beschloß Erynn, einfach die Initiative zu ergreifen, bevor Nekromant und Mörderin den Leerlauf dazu nutzten, einen weiteren Streit vom Zaun zu brechen. „Ich werde mir jetzt, im Schutz der Dunkelheit, einen Ort suchen, von dem aus ich dieses Lager etwas genauer beobachten kann“, antwortete sie auf Drevenis Frage. „Ich vermute zwar, daß es sich einfach nur um Flüchtlinge handelt, aber es wäre mir wohler, ein paar mehr Informationen sammeln, bevor ich da mitten reinmaschiere...“ Mit diesen Worten rückte die Dunmer ihre Waffen zurecht und ging in die Richtung davon, in der das Lager sich befand. Von dem schmalen Streifen Sandstrand gelangte sie auf eine grasbewachsene, von sanften Hügeln begrenzte Ebene. Neben den fremdartigen Riesenpilzen wuchsen hier Blumen mit geradezu verschwenderisch prachtvollen Blütenkelchen. Erynn fragte sich, wie diese erst bei Tag wirken mußten, wenn sie sich geöffnet hatten. Schon auf dem Festland war die Vegetation zunehmend fremdartiger geworden, aber hier, an Vvardenfells Südküste, war nicht mehr zu übersehen, daß sie sich in einem völlig fremden Land befand. Am liebsten wäre sie einfach stehengeblieben und hätte die unbekannten Düfte und Geräusche in sich aufgenommen. Dann aber riß sie sich von dem exotischen Anblick los, kontrollierte ihre Schritte, so daß sie beim Gehen kein überflüssiges Geräusch verursachte, und bewegte sich auf eine kleine Gruppe von Felsen zu, von denen sie hoffte, einen guten Ausblick auf den Ring aus Zelten und Planen zu haben, der um das festungsartige Ebenherz lag.
[Dreveni]
Dreveni antwortete nichts auf Erynns Vorschlag, sondern folgte ihr nur leise. Die Decken und einen Teil des Gepäcks ließ sie erst einmal am Strand zurück, und nahm nur ihre Waffen mit. Sie hoffte dass sich niemand an diese Stelle verirren würde. Sie folgte Erynn zu einer Gruppe kleinerer Felsen, und kletterte vorsichtig darauf. Als sie das Lager genauer sehen konnte, wußte sie auch, woher der Gestank kam, der mit dem Wind zwar schwach aber deutlich wahrnehmbar zu ihnen geweht kam. Dreveni war vorher auch nicht bewußt gewesen, dass es sich bei Ebenherz eher um eine Festung handelte, noch dass dieses Chaos aus Zelten aussenrum herrschte. Wurde Ebenherz belagert? Aber danach sah das Lager irgendwie auch nicht aus. Die Zelte standen völlig ohne System, dazwischen war noch mehr Unordnung. Es wirkte alles irgendwie provisorisch und zusammengewürfelt. "Was soll das?", fragte sie Erynn nur leise, auch wenn sie wusste, dass die andere vermutlich genauso ahnungslos war, wie sie selbst. Sonderlich leise mussten sie jetzt auch nicht mehr sein, aus dem Lager waren deutlich Stimmen zu hören.
[Arranges]
Arranges blieb noch einen Moment stehen. Der Sinn, sich das Lager jetzt noch irgendwie im Geheimen anschauen zu wollen, erschloss sich ihm nicht wirklich. Nach kurzem Zögern jedoch legte er seine Satteltasche ins Boot zurück und folgte den beiden, so leise, wie er es vermochte. Die Tatsache, dass er normalerweise nicht auf besonders leises Vorgehen, egal in welcher Situation, angewiesen war und der Fakt, dass er bei Dunkelheit einfach nicht besonders gut sah, ließen seine Schritte im Vergleich zu denen der beiden Dunmer fast wie das Trampeln eines Ogers wirken. Aber als sie näher an das Lager herankamen und er zu den beiden Dunkelelfen aufgeschlossen hatte, erübrigte sich die Frage danach, ob ihn jemand gehört haben könnte. Auch wenn die Stimmen, welche vom Lager zu ihnen drangen, doch eher etwas gedrungen wirkten, war die Geräuschkulisse dort in der Stadt aus Zelten doch recht dicht. Ein Belagerungsring konnte das hier keinesfalls darstellen, für so unkoordiniert hielt Arranges nichtmal irgendwelche Barbaren aus Himmelsrand. Es war doch ganz offensichtlich ein Flüchtlingslager. Der Kaiserliche sagte aber ersteinmal nichts dazu. Er konzentrierte sich stattdessen auf einen Zauber. Überraschungen, kaum, dass sie einige wenige Schritte auf Vvardenfell gegangen waren, wollte er auch nicht riskieren. Als der magische Impuls sich von ihm ausbreitete, zuckte er doch leicht zusammen. Keine 30 Schritte von ihnen entfernt, lehnte eine Wache oder ein Kundschafter an einem Baum und döste. Der Kaiserliche stieß Erynn leicht an mit dem Ellenbogen und flüsterte, als sie den Kopf zu ihm drehte: 'Wir sollten vielleicht besser wieder zum Boot zurückkehren... Es scheinen einige Wachen etwas außerhalb der Zeltreihen aufgestellt worden zu sein...' Er deutete in die Richtung, in welcher er die Wache gespürt hatte. Für ihn war der Schatten unter dem Baum absolut uneinsichtig, aber er war sich sicher, dass Erynn zumindest leichte Konturen erkennen würde können...
[Erynn]
Die Kriegerin folgte Arranges Blick und tatsächlich - in den tieferen Schatten unter dem Baum lehnte eine Gestalt. Erynn ihrerseits stupste Dreveni an und bedeutete ihr mit einer Geste, sich zurückzuziehen. Ebenso leise wie zuvor -oder eben so leise wie möglich, im Falle des Kaiserlichen- verließen sie ihren Aussichtspunkt auf der Felsengruppe wieder und machten sich auf den Rückweg zum Ruderboot. Ich hoffe nur, daß wir Drevenis Kontaktmann schnell finden. Ich will mich nicht länger in diesem stinkenden Lager aufhalten müssen, als unbedingt nötig...
[Dreveni]
Sie folgte Erynn, als diese ihr einen leichten Stoß verpasste. Inzwischen hatte auch Dreveni gemerkt, dass hier durchaus Wachen standen, und so verhielt sie sich leise, bis sie wieder das Boot erreichten. "Wir müssen zum Hafen, nicht direkt nach Ebenherz. Wenn wir dahin kommen, ohne die Festung zu betreten, soll es mir nur recht sein.", wandte sie sich an ihre beiden Begleiter. "Auf jeden Fall sollten wir warten, bis es hell ist, bevor wir uns Ebenherz offiziell nähern. Dann sollten wir zuerst jemand suchen der uns sagen kann, was hier eigentlich los ist." Es machte bestimmt nicht den besten Eindruck, wenn sie sich im Dunkeln in das Lager schlichen.
[Arranges]
'Vielleicht sollten wir uns morgen aufteilen... Normalerweise sollte neben der kaiserlichen Verwaltung in Ebenherz auch die repräsentative Regierung zu finden sein... Herzog Vedam Dren, wenn ich mich nicht irre. In den Verwaltung dort sollten sicher einige nützliche Informationen zu bekommen sein... Sicher, wir könnten auch Wachen oder Ansässige am Hafen fragen, aber da würden wir wohl mehr Gerüchte als Wahres erfahren...' Arranges musste nicht dabei sein, wenn Dreveni mit ihrem Kontaktmann sprach. Er machte sich eher Gedanken darüber, wie sie ihr ganzes Gepäck demnächst transportieren sollten. Auf Vvardenfell gibt es keine Pferde... hallten ihm die Worte von Jurano von vor sehr vielen Jahren im Gedächtnis nach...
[Erynn]
"Ja, morgen... heute ist mir ehrlich gesagt alles egal", antwortete Erynn daraufhin nur und warf einen vielsagenden Blick auf das Ruderboot, ließ sich ohne weitere Umschweife in den warmen Sand fallen und war bald darauf auch schon in einen tiefen, bleischweren Schlaf gefallen. Wer die Nachtwache halten würde, war ihr hier, jetzt und für diesen Moment völlig gleichgültig. Sollten sich Arranges und Dreveni doch darüber einig werden, Hauptsache, sie taten es leise, war Erynns letzter Gedanke, bevor sie sich völlig erschöpft aus der Realität verabschiedete.
[Dreveni]
Dreveni war nicht wirklich müde, da sie die letzten zwei Nächte genug geschlafen, und gerade auf dem Boot auch noch etwas gedöst hatte. Sie setzte sich auf den warmen Sand, lehnte sich an das Boot und überlegte, ob sie Arranges sagen sollte, dass sie Wache hielt. Allerdings hatte sie gerade nicht die geringste Lust auch nur ein Wort an den Beschwörer zu verschwenden und so schwieg sie. Morgen würde sie als erstes versuchen herauszufinden, was hier los war, und ob es nur Ebenherz betraf oder ganz Morrowind. Davon hing ab, ob es überhaupt noch sinnvoll war, weiter nach der Echse zu suchen. Sie kannte auch die politische Situation hier überhaupt nicht, vielleicht hatte es weiter im Landesinneren einen Aufstand gegeben.
[Arranges]
Ja, schlafen... schlicht und einfach nur schlafen... Der Kaiserliche stemmte sich zwar noch irgendwo in einem Winkel seines Kopfes gegen die Müdigkeit, aber die letzten zwei Nächte waren einfach nur vernichtend... oder aber er spürte langsam doch, was er für seine Macht zu bezahlen hatte... Achwas... ich bin wenn dann derjenige, der diesen Fesseln als erster entrinnt... Beinahe etwas erstaunt über diesen Gedanken, wusste er doch, dass es unmöglich war, dem zerfressenden Wissen der Gathering zu entkommen, außer man konnte ihr im Falle der Meister trotzen oder entzog sich ihr, wie die Großmeister, durch Rituale. 'Dreveni? Würdet ihr wohl die Wache übernehmen?' Fragte er resignierend und seine Muskeln, wie seine Gedanken selbst, spannten sich, da er eigentlich damit rechnete, gleich irgendwie ausfallen werden zu müssen, sollte sie irgendeine unpassende Bemerkung fallen lassen...
[Dreveni]
Dreveni nickte dem Kaiserlichen nur zu, es sollte hell genug sein durch die beiden Monde, dass er das sehen konnte. An das Boot gelehnt sah sie in die Nacht. Es würde ohnehin nicht mehr lange dauern bis zur Dämmerung, und sollte sich nicht gerade eine Wache für einen Standspaziergang entscheiden, sollte es ruhig bleiben.
Erynn erwachte am folgenden Morgen in ungefähr derselben Position, in der sie auch eingeschlafen war. Für einen Augenblick wußte sie nicht, wo sie sich befand oder was sie geweckt hatte. Erst nach einigen Herzschlägen identifizierte sie das Geräusch, das schließlich durch ihren Schlaf gedrungen war: Arranges räumte in dem Ruderboot herum und war, ebenso wie Dreveni, offenbar schon dabei, sich abreisebereit zu machen. Leise stöhnend rollte Erynn sich auf den Rücken und blinzelte in das frühe Sonnenlicht. Wie ich es hasse, aufstehen zu müssen...
Sie raffte sich auf. Es half ja doch nichts. Mit noch etwas langsamen, aber geübten Bewegungen machte sie sich daran, ihr eigenes Gepäck an ihrem Gürtel zu befestigen, so daß es sie möglichst wenig behinderte. In der letzten Zeit hatte sie einige Routine darin entwickeln können, deshalb ging es schnell, trotz Halbschlaf. Arme und Oberkörper taten ihr weh von der verdammten Ruderei in der letzten Nacht, wie sie befürchtet hatte, aber das würde vergehen, sobald sie ein wenig in Bewegung gekommen war – so war es immer. Arranges war ihren knurrigen Gemütszustand am frühen Morgen längst gewöhnt und nahm ihn kommentarlos hin, auch wenn es an diesem Tag besonders schlimm war. Dreveni hingegen, jedenfalls kam es der Kriegerin so vor, belegte sie dafür noch immer mit seltsamen Blicken. Sie schoß einen kurzen, giftigen Blick auf die andere Dunkelelfe ab und ignorierte diese dann, bis sie fertig mit aufrödeln war.
Kurz darauf brachen die drei auf. Sie würden sich Ebenherz und der Zeltstadt davor völlig offen nähern, nachdem sie in der vergangenen Nacht herausgefunden hatten, daß davon wohl keine Gefahr ausging. Vermutlich würde ihr kleines, etwas abgerissenes Häuflein nicht einmal Aufmerksamkeit erregen.
Sie hörten die Geräusche des Flüchtlingslagers, ehe sie es sahen – und sie rochen es. Völlig still war es selbst mitten in der Nacht nicht gewesen, aber jetzt, im Licht des Morgens, war der Lärm überwältigend. Schreiende Kinder, streitende Männer, Geräusche von Leuten, die ihrem Tagwerk nachgingen und versuchten, in dem Chaos so etwas wie den Anschein von geregeltem Alltag und somit Sicherheit herzustellen. Über allem lag der faulige Pesthauch von zu vielen auf engem Raum zusammengepferchten Mer – er kündigte sich schon recht früh an, aber als sie den äußeren Rand des Lagers erreichten, traf sie der Gestank wie eine stählerne Faust. Erynn würgte unterdrückt, und auch auf Drevenis Gesicht zeichnete sich eindeutiger Ekel ab.
Es ist noch weit schlimmer als vor ein paar Wochen in Cheydinhal... damals dachte ich, ich hätte echtes Leid gesehen. Aber das hier... Sie ließ ihren Blick über die wirre, verwinkelte Ansammlung aus Planen schweifen. Die Leute wirkten ausgezehrt, ihre Augen hohl, jede Bewegung schien zu viel Kraft zu kosten. Und überall Dreck – diese unglaubliche, unbewältigbare Masse an widerlichem Dreck, dessen Herr zu werden die Bewohner dieses götterverlassenen Ortes entweder längst aufgegeben oder es niemals versucht hatten. Wie lange diese armen Gestalten hier wohl schon hier sind? Es müssen Wochen sein...
Vielleicht nahm man die Miasmen irgendwann nicht mehr wahr, aber für die Elfin wurde es schon nach wenigen Augenblicken unerträglich. Sie zerrte an ihrer Kapuze und drückte sich deren Stoff fest auf Mund und Nase, dann sah sie unsicher zu ihren Begleitern auf. Wo sich in Drevenis Miene Ekel und vielleicht auch so etwas wie Verachtung spiegelte, war das Gesicht des Beschwörers wie aus Stein gemeißelt. Erynn kannte diesen Ausdruck. Arranges würde nichts von dem, was er hier sah, an sich heranlassen. Sie begriff zwar nicht, wie er dazu in der Lage war, aber für den Moment war es ihr nur Recht. Sie ließ dem Magier den Vortritt und folgte ihm gemeinsam mit der Assassinin durch das Chaos, wobei sie ihre Umgebung aufmerksam im Auge behielt. Machmal wünschte sie sich, sie hätte es nicht getan und stattdessen nur stur auf ihre Füße geschaut, doch wer konnte sagen, ob nicht Hunger und Verzweiflung den ein- oder anderen Flüchtling dazu treiben mochten, die drei Fremdländer anzugreifen. Es wäre närrisch, in dieser Umgebung nicht wachsam zu bleiben. Doch sie blieben fürs erste unbehelligt, auch wenn alle aus der Gruppe die scheuen bis abschätzenden Blicke auf sich spürten, wärend sie sich ihren Weg bahnten. Das entschlossene Auftreten und die gut gepflegten Waffen von Beschwörer, Assassinin und Bogenschützin ließen sie aber wohl zunächst als zu riskantes Ziel erscheinen.
Nach einigen Minuten, die wohl länger erschienen als sie wirklich waren, erreichten sie eine eine massive, steinerne Bücke, welche zum Tor der eigentlichen Stadt Ebenherz führte. Durch dieses Tor mußten sie, wenn sie die Kais erreichen wollten – Erynn überlegte kurz, ob es vielleicht klüger wäre, zum Boot zurückzukehren und damit direkt den Hafen anzusteuern, aber angesichts der Tatsache, daß eine große Menge Flüchtlinge vor der Stadt lagerte und sich scheinbar niemand der Offiziellen in der Pflicht sah, die haltlosen Zustände den Mer dort zumindest zu erleichtern, verwarf sie den Gedanken beinahe sofort wieder. Vermutlich könnten sie froh sein, wenn man sie bei dem Versuch nicht direkt und ohne Fragen zu stellen unter Feuer nahm.
Sie betraten die vielleicht zwanzig Schritt lange Brücke. Noch nicht ganz auf der Mitte angekommen sahen sie, wie ihnen am fernen Ende zwei Soldaten der kaiserlichen Armee den Weg vertraten. Ihre Gesichter und Hellebarden sprachen Bände; vermutlich machten sie das mehrere dutzend Mal am Tag. Ohne triftigen Grund würde man ihnen hier wohl kaum Einlaß gewähren. Na, das kann ja heiter werden, dachte die Kriegerin bei sich, während sie langsam, die Hände offen und harmlos neben ihrem Körper hängen lassend, auf die Legionäre zutrat. Ich bin ja mal gespannt, wie viel ein Gildenausweis aus Cyrodiil in diesem Land wert ist...
Arranges zeigte sich nicht sonderlich beeindruck von dem Flüchtlingslager. Der Gestank war zwar alles andere als erträglich, aber Arranges hatte ganz andere Sorgen, die sich spätestens zu dem Zeitpunkt bestätigten, als er mit den beiden Dunmern eine der Brücken betraten, die zur Festung führten. Zwei Wachen, welche in Rüstungen steckten, die typisch waren für die Legionäre, welche auf Vvardenfell stationiert waren. Sie unterschieden sich nicht wirklich arg von denen der Soldaten in Cyrodiil. Jedoch waren die Helme mit ihrem auffälligen Nackenschutz und der stilisierte Lorbeerkranz auf den Schilden dieser Leginäre bezeichnend.
'Flüchtlinge haben in der Feste normalerweise nichts verloren... was also wollt ihr hier?' Die Wache klang nicht gerade so, als hätte sie besondere Motivation, sich irgendwelche Erklärungen anzuhören. Vermutlich versuchten oft genug am Tag irgendwelche Flüchtlingen mit hanebüchenen Ausreden irgendwie in die Festung zu kommen, in der Hoffnung, dort eine besser Unterkunft vorzufinden. Der Nekromant musste einen kurzen Moment überlegen. Sicher, er hatte den Vorteil, dass er selbst schlicht ein Kaiserlicher war und die Wachen vermutlich nur deshalb davon absahen, sie einfach zurück ins Lager zu jagen, wie ein paar reudige Köter. 'Zur Berichterstattung wurden wir zum Herzog gerufen...' Sagte Arranges mit fester und sicherer Stimme. Der Wachmann zog fragend eine Augenbraue hoch. 'So? Seit wann wird das gemeine Volk zur Berichterstattung zum Herzog gerufen?'
'Wollt ihr ernsthaft drei Klingen von ihrem Auftrag abhalten, Legionär?' Antwortete Arranges dezent gereizt. Unmerklich zuckte der Soldat zusammen, zeigte sich aber dennoch eher unbeeindruckt. 'Ich kann mich nicht erinnern, dass Klingen ausgeschickt wurden... wegen was auch immer...'
'Natürlich... ihr glaubt wohl auch noch an den heiligen Sankt Jiub? Warum sollte man euch, einem einfachen kleinen Wachmann sagen, dass Klingen ausgeschickt wurden?' Arranges strahlte mit seinen sicheren Worten wohl so eine Mentalität aus, dass die Wache doch nachgab. Denn Jetzt war eine Veränderung in dem Gesicht der Wache zu erkennen. Der Ausdruck darin wandelte sich zunächst von deutlicher Selbssicherheit, die er wenige Augenblicke zuvor noch in seiner Position hatte, zu etwas, das Unterwürfigkeit recht nahegekommen sein dürfte. 'Nun,' stotterte die Wache leicht, 'verzeiht, aber es ist unsere Auftrag hier an dieser Brücke dafür zu sorgen, dass der Pöbel nicht die Festung flutet... wir konnten ja nicht ahnen...'
'Schon in Ordnung.' Unterbrach Arranges den Soldaten und winkte ab. 'Jetzt gebt den Weg frei!' Sagte er in leicht befehlendem Tonfall. Die beiden Wachen zögerten noch einen winzigen Augenblick, ehe sie sich dann doch beeilten, den dreien aus dem Weg zu gehen. Ich war ja immer der festen Überzeugung, dämlicher als Erynn wäre nicht möglich...
Mit großen Schritten, gingen sie weiter und standen nur einige Augenblicke später auf dem Hafenplatz, der den beiden Festungsanlagen vorgelagert war. Sofort fiel die imposante Drachenstatue auf, die auf dem Platz aufgestellt war. Ein Stempel der Septims, der sich zur Abwechslung auch mal sehen lassen kann... Dachte Arranges doch deutlich beeindurckt. Er warf einen flüchtigen Blick über die Schulter zurück zur Brücke. Die beiden Wachen hatten sich wieder in die Barracke zurückgezogen.
[Dreveni]
Dreveni versuchte den Dreck und Gestank um sie herum so gut es ging zu ignorieren, genauso wie die fertigen Gestalten, nur leider gelang ihr das kaum, so zeigte sich der Ekel sichtbar auf ihrem Gesicht. Bald kam eine Brücke in Sicht, an deren Ende zwei kaiserliche Soldaten standen. Wunderbar. Allerdings brachten sie wenigstens etwas Licht ins dunkel, das Lager bestand tatsächlich aus Flüchtlingen. Der Gedanke an Flucht kam Dreveni dann auf einmal selbst, als Arranges einfach anfing, mit den Soldaten zu verhandeln, und ihnen auch noch etwas von Klingen erzählte. Das kann nur schief gehen... Sie sahen nun wirklich nicht wie Klingen, die Elite Cyrodiils, aus. Allerdings schien in den Köpfen der Kaiserlichen der gleiche Hohlraum zu herrschen, wie bei Arranges, denn sie kauften ihm das tatsächlich ab. Anstandslos gaben sie den Weg frei, und Dreveni fand sich auf einem Platz wieder auf dem eine große Drachenstatue stand.
Sie stand kurz da und versuchte sich zu orientieren. Was hatte Mordan ihr genau gesagt? Der hatte gar kein Haus. Er bewohnte nur ein Zimmer in der Händlergilde, diese sollte sich gleich links befinden, wenn man über die Brücke zum Hafen ging. Und wie hieß er noch einmal? Markus... Matthias.. Nein, Marcel. Dreveni setzte sich wieder in Richtung der Händlergilde in bewegung, jedenfalls nahm sie an, dass es das große Gebäude zu ihrer linken war. Dass ihr Arranges und Erynn folgten, war ihr nicht so ganz Recht, aber vermutlich nach Arranges Geschichte über Klingen gerade sowieso nicht zu ändern. Hoffentlich würde das keinen Ärger geben.
[Erynn]
In der Stadt waren sie also. Das Gebäude, in dem Drevenis Informant wohnen sollte, war ebenfalls schnell gefunden. Der Mann hatte offenbar ein Quartier im Haus der Ostkaiserlichen Händlergilde, ein abweisender, gemauerter Klotz aus grauem Stein - so wie der Rest von Ebenherz. Der Name paßt... ein Bollwerk, ao kalt und ungastlich, als hätte es wirklich ein Herz aus Metall. Und ich dachte, die Kaiserstadt sei deprimierend.
Sie traten in einen vollgestopften Empfangsraum. Dicke Teppiche schluckten sofort das Geräusch ihrer Schritte. Erynn sah sich zunächst etwas eingeschüchtert, dann zusehends angewidert um. Der Raum repräsentierte alles, was sie sich unter der Ostkaiserlichen Händlergilde vorstellte: Geschmacklos und vulgär zur Schau gestellter Prunk ohne jedes Gespür für Maß und Eleganz. Sie hätten genauso gut in die Räuberhöhle einer Horde Barbaren gestolpert sein können, in der sich die Beute der letzten Raubzüge türmte. Die Elfin verkniff sich jeglichen Kommentar. Arranges' dreiste Lügengeschichte am Stadttor hatte ihr ohnehin die Sprache verschlagen. Es muß was dran sein, daß frech weiter kommt. Eigentlich müßten wir alle drei längst von der höchsten Zinne der Festung baumeln...
Ein glatzköpfiger Kaiserlicher in edler Kleidung, der an einem Tisch gegenüber der Eingangstür saß, bequemte sich schließlich den Kopf zu heben und die drei Reisenden anzusehen. "Ihr wünscht?", fragte er mit höflicher Distanz, wirkte aber weder überrascht noch pikiert über ihr leicht mitgenommenes Erscheinungsbild. Die Gilde würde vermutlich, vor allem da die Situation auf Vvardenfell sehr angespannt schien, häufig die Dienste von Kundschaftern und einzelnen, flinken Kurieren in Anspruch nehmen. ...und genau so sehen wir aus, wenn man ehrlich ist. Nun, mit etwas Glück und Fingerspitzengefühl könnte uns das zum Vorteil gereichen. Unauffällig versetzte sie Arranges einen federleichten Tritt gegen den Knöchel. Halt jetzt bloß deine Klappe, Beschwörer, und laß Dreveni reden!
[Arranges]
Arranges wollte gerade etwas sagen, nachdem Dreveni nicht gleich reagierte. Aber eine leichte und trotzdem deutliche Berührung am Fuß hielt ihn noch davon ab. Er warf einen Seitenblick auf Erynn, da er sich ziemlich genau denken konnte, dass sie das war. Was...? Der Nekromant bremste sich aber nochmal. Es wäre schlicht dumm, hier ein größeres Theater zu veranstalten... zumindest nicht ehe sie mit dem Informanten gesprochen hätten. Er schaute also wieder zu dem Glatzenmann und brauchte auch nur noch einen Herzschlag länger warten, bis Dreveni schließlich den Gedanken fasste, ihn anzusprechen...
[Dreveni]
Dreveni hatte keinen Blick für den ganzen Prunk in der Gildenhalle. Auch nicht dafür, dass er übertrieben war, erst vor kurzem hatte sie für bretonische Adlige gearbeitet, sie kannte die verschiedensten Hallen und Häuser. Sie hielt auf den glatzköpfigen Kaiserlichen zu, der gegenüber der Eingangstür an einem Tisch saß. Da kommt man extra nach Morrowind, und was sieht man? Einen Kaiserlichen nach dem anderen...Von Erynns tritt bekam sie nichts mit, sie musterte den Kaiserlichen nur kurz und sprach ihn an: "Seid gegrüßt, wir haben eine Nachricht für Marcel." Sie hoffte inständig dass er hier noch wohnte, ihr Vater und er hielten zwar regelmäßigen Kontakt, allerdings waren die Nachrichten auch manchmal etwas länger unterwegs. "Von einem gewissen Mordan. Dieser meinte, Marcel wüsste schon, um wen es geht."
Der Kaiserliche machte keine Anstalten aufzustehen und antwortete: "Ihr könnt sie mir geben, ich werde dafür sorgen dass sie Marcel erreicht."
Dreveni begann in ihrer Tasche zu wühlen, stockte aber und sagte: "Halt, wir sollten sie ihm doch persönlich übergeben. Wenn er nicht da ist, sollen wir warten, dafür wurden wir schließlich bezahlt." Bei ihren letzten Worten lächelte sie den glatzköpfigen freundlich an. "Es tut mir leid für die Umstände."
Der Kaiserliche erhob sich nach einem kurzen Zögern und sagte etwas murrend: "Folgt mir."
[Erynn]
Sie folgten dem Mann durch das große Gebäude, bis sie einen langen Gang erreichten, von dem mehrere Türen abgingen. Offenbar Quartiere für Angestellte oder Mitglieder der Gilde. Der unbekannte Kaiserliche bat sie, einen Augenblck zu warten, ging dann auf eine der Türen zu und klopfte. Es folgte ein kurzer Wortwechsel, dem Erynn nicht wirklich folgen konnte. sie hörte die Worte 'Botschaft' und 'ein gewisser Mordan' heraus, aber mehr verstand sie nicht. Kurz darauf winkte ihnen der Mann, der sie hierher geführt hatte, und die drei traten daraufhin in ein sehr sauberes, penibel aufgeräumtes Quartier. Ein Bretone mit straff zurückgekämmten, dunkelbraunem Haar erhob sich von seinem Schreibtisch und begrüßte sie mit einem wie einstudiert wirkenden Lächeln und einer leichten Verbeugung. Er war klein - ungefähr so groß wie Erynn, aber feingliedriger. Alles an ihm wirkte irgendwie... weich. Und schwach. Erynn verspürte vom ersten Augenblick an eine fast instinktive Abneigung. Dieser Kerl verkörperte alles, was in der Kriegergilde nur als Auftraggeber erwünscht war. Und oft genug noch nicht einmal dort, denn auch wenn Typen wie dieser Wicht vor ihr nach Septimen förmlich stanken, so ersonnen sie doch alle möglichen Winkelzüge, sich nicht davon trennen zu müssen. Sie entschied sich, zunächst weiterhin zu schweigen und zu beobachten, wohin dieses Gespräch führte.
[Arranges]
Was für eine erbärmliche Kreatur... Waren Arranges Gedanken, als er den Bretonen erblickte. Arranges hoffte, dass dieser Typ, Marcel, brauchbare Informationen hatte... aber selbst wenn nicht, würde er selbst wenigstens einen Grund haben Drevenis Bezahlung zu kürzen und überhaupt... 'Mordan schickt also neuerdings ganz besondere Kuriere nach Vvardenfell...' Sagte der Bretone und ein kaum wahrnehmbares, aber sicheres Grinsen huschte über sein Gesicht. 'Was kann ich für die Ziehtochter des großen Mordan tun?'
[Dreveni]
Dreveni folgte dem Kaiserlichen, der sie zu Marcels Zimmer führte. Nachdem sie kurz gewartet hatten, wurden sie von dem Bretonen herein gewunken. Sie kannte ihn aus Mordans Beschreibung, und diese war wie gewohnt sehr genau gewesen. Von Marcels Äusserem ließ sie sich nicht täuschen, allein dass er es schaffte so offen hier in der Gilde zu leben und nebenbei seine Finger noch in ganz anderen Geschäften hatte, zeugte von seinen Fähigkeiten. "Es freut mich, euch endlich einmal persönlich kennen zu lernen.", antwortete Dreveni ebenfalls mit einem leichten Grinsen.
"Bitte, nicht so förmlich. Ich kenne deinen Vater schon fast, seit er dich in Bruma fand."
"Bei Cheydinhal." Irgendwann mussten sie sich etwas anderes überlegen.
"Sicher. Setzt euch doch.", sagte der Bretone lächelnd, und deutete auf freie Stühle. Nachdem sie sich gesetzt hatte, sagte Dreveni: "Meine beiden Begleiter suchen nach einem Argonier, Gumora. In Cheydinhal hieß es, er wäre vor inzwischen fast fünf Wochen nach Ebenherz aufgebrochen. Ich denke die Information war soweit korrekt." Dabei bezog sie sich auf die Art, wie sie mit Weiß-Viel gesprochen hatte. "Ist er hier durchgekommen?"
Der Bretone sah sie einen Moment schweigend an, bevor er antwortete: "Du hast gesehen, was hier los ist. Ich weiß nichts von einem Gumora, aber ich kann ihn gut übersehen haben, er wäre nicht aufgefallen." Er sah noch einen Moment schweigend in die Luft. "Vor gut drei Wochen war eine Gruppe Argonier hier. Sie hatten etwas mit der Antisklaverei-Bewegung zu tun und haben einen von meinen Leuten nach Hilfe gefragt. Und nach einem Weg sicher nach Molag Mar zu kommen. Ich weiß nicht ob eure Echse dabei war."
[Erynn]
Die Bogenschützin hörte dem Bretonen schweigend zu. Mordan war also gar nicht ihr leiblicher Vater. Nicht, daß das Erynn sonderlich seltsam vorgekommen wäre - Dreveni hatte schließlich keinen Grund gehabt, ihr ihre Familiensituation darzulegen. Ich frage mich jedoch, warum dieser Kerl das so genau betont. Was will er denn damit erreichen? Oder hat das gar nichts zu sagen? Sie forschte in Drevenis Gesicht, aber an ihrem Profil ließ sich nicht ablesen, was die Assassinin gerade denken mochte.
Von der Antisklavereibewegung wußte sie auch nicht viel, außer daß diese bis vor kurzem definitiv illegal gewesen war und daß der rechtliche Status ihrer Anhänger bis heute nicht geklärt war. Seltsam, daß Marcel so offenherzig ausplauderte, daß er mit einigen ihrer Mitglieder in Verbindung gebracht werden konnte, und sei es nur am Rande. Wer ist dieser Mordan? Hat sein Name wirklich ein solches Gewicht, daß er uns hier, am Ende der Welt, so schnell Türen öffnen kann? Sie überlegte, ob sie Dreveni nach dem älteren Dunmer fragen sollte. Neugierig war sie schon, und nach ihren Erlebnissen mit der Gathering auch wagemutiger als zuvor. Andererseits... vermutlich war es besser, wenn sie so wenig wie möglich über den Kerl wußte. So schwieg sie weiterhin. Sie kannte sich hier nicht aus, sprach die Landessprache nicht, wußte nicht einmal, wo dieses Molag Mar überhaupt lag und wollte vor diesem Bretonen wirklich nicht offenbaren, wie verloren sie auf Vvardenfell in Wahrheit war.
[Arranges]
Interessant... aber nicht besonders überraschend... Obwohl Arranges mit völlig ausdrucksloser Miene dem ganzen Gespräch folgte, arbeitete es hinter seiner Stirn gewaltig. Der Kaiserliche wusste etwas von einer Antisklavenbewegung auf Vvardenfell, aber eben nur, dass etwas in dieser Richtung existierte, mehr aber auch nicht. Dafür war er jetzt dankbar für die paar wenigen Stunden, die er auf der Reise bis hier her damit vebracht hatte, die Vvardenfellkarte zu studieren. Molag Mar war eine Festung am Rande des Feuerlandes. Oder wie es in der Sprache der Dunmer eben hieß, Molag Amur. Ein paar Brocken Dunmeri konnte Arranges. Meister Jurano hatte ihn vor mittlerweile zu vielen Jahren die Sprache ein wenig beigebracht, aber der Nekromant hatte das Meiste schlicht wieder vergessen. Lediglich ein paar der Namen, die er auf der Karte gelesen hatte, konnte er sich grob übersetzen...
Aber was sucht eine Gruppe Argonier in einem Land, in welchem die Sklaverei weder verboten, noch erlaubt ist? Die Tatsache, dass das Kaiserreich selbst die Sklaverei in allen Ländern Tamriels grundsätzlich abschaffen wollte, ließ diese Information doch eher seltsam wirken... Ein bisschen Geschichte war Arranges noch geläufig über Vvardenfell, aber das würde ihm in diesem Fall nicht weiterhelfen. 'Nun, ich weiss, wo Molag Mar in etwa liegt, aber da ich nicht von hier komme... Wie gestaltet sich der Weg dort hin?' Der Bretone blickte Arranges zunächst einen Moment forschend in die Augen, es schien fast so, als würden die beiden Männer ein kurzes, nur wenige Herzschläge andauerndes Duell austragen: Der Bretone wollte wissen, warum Arranges danach fragte, während Arranges alles daran setzte, seine Absichten mit keiner Regung zu verraten. 'Nun,' begann der Bretone, 'Ihr seid zunächst auf dem Gebiet der Ascadiainseln unterwegs. Dort solltet ihr, sofern ihr nicht zu reich ausseht, keine Probleme haben, trotz des dort wütenden Aufstandes. Die Aufständischen werden euch nicht behelligen. Danach kommt ihr bei Suran in die Gegend der Molag Amur. Eine grauenvolle und absolut lebensfeindliche Aschewüste und im Gegensatz zu den Aschlanden im Norden auch kalt und abweisend. Lediglich im Norden, am Roten Berg gibt es einige Lavaströme, die direkt aus der Erde treten.'
'Gibt es eine Möglichkeit irgendwie anders nach Molag Mar zu kommen? Also... sicherer?'
'Nein. Der Schlickschreiterfährdienst wurde in Ascadia gesperrt, wegen den Aufständischen. Und seit Korsaren die Innere See unsicher machen, legt im Süden auch kein Passagierschiff mehr ab.' Oh ja... Korsaren... Was Schlickschreiter wiederum waren, meinte Arranges sich an Käfer von der Größe eines Hauses erinnern zu können, die ihm ebenfalls Jurano einmal beschrieben hatte. Es zahlt sich jetzt also doch aus, dass ich mich durch diese teils doch sehr zähen Erzählung von ihm über Vvardenfell gequält habe... 'Allerdings gibt es eine andere Möglichkeit, wie ihr eure Reise deutlich beschleunigen könntet...' Fügte der Bretone plötzlich hinzu.
'Die da wäre?'
'Vielleicht wisst ihr, dass es auf Vvardenfell keine Pferde gibt, das traditionelle Reittier der Dunmer ist der Guar.'
'Guar?'
'Nun, ja... in etwa so groß wie Pferde, allerdings auf zwei Beinen gehend und statt Fell, besitzen diese Geschöpfe Schuppen. Der Reitkomfort ist allerdings ungemein höher.' Arranges fragte sich spätestens jetzt, warum dieser Bretone plötzlich so offen redete und so freizügig Informationen an offenbar Fremde herausrückte, als Marcel ihn plötzlich grinsend ansah und weitersprach: 'Ich hätte da möglicherweise auch zwei Exemplare. Natürlich zu einem Spezialpreis.' War ja klar...
[Dreveni]
Was sie von Marcel erfuhren, gab nicht wirklich anlass zur Hoffnung. Eigentlich konnte man sagen, dass sie die Spur von Gumora verloren hatten, was hieß es schon dass eine Gruppe Argonier hier gewesen war. Vermutlich gab es immer noch viele Argonier hier, und gerade durch eine Festung mit Hafen kamen bestimmt öfter Angehörige aller möglichen Völker.
Als Arranges das Wort ergriff, senkte Dreveni den Blick schon betreten zu Boden, das konnte eigentlich nur peinlich werden. Allerdings schien Arranges einen seiner seltenen lichten Momente zu haben, und so erfuhren sie auch noch, wie sie nach Molag Mar kommen konnten, und er stellte ihnen noch Reittiere in Aussicht. Dreveni konnte sich dunkel an Bilder von Guars erinnern, hatte aber noch nie einen in echt gesehen.
"Spezialpreis?", fragte Dreveni. Sie konnte sich in etwa vorstellen, was der Bretone unter Spezialpreisen verstand.
"In Anbetracht der aktuelle Situation Dreveni, das mußt du verstehen, kann ich sie euch nicht für unter 400 Septime pro Tier geben. Ich nehme nicht an, dass ihr den Wert in Draken habt, oder?"
Dreveni schüttelte nur den Kopf und antwortete: "Das sind 800 Septime für beide, wo sollen wir die hernehmen?" Ihr war klar, dass sie vermutlich froh sein konnten, überhaupt an Guars zu kommen, aber den Preis wollte sie dann doch nicht ohne weiteres Zahlen. "Es gibt hier nicht zufällig jemanden, den du los werden willst?"
Marcel lächelte kurz, bevor er sagte: "Nein, gerade nicht. Immerhin verlange ich für die - zugegeben leider nicht sehr genaue - Information nichts, da ich Mordan schon so lange kenne. Aber bei den Guars kann ich nichts machen. Wenn ihr sie gut behandelt werde ich sie dir aber für einen anständigen Preis wieder abnehmen, wenn ihr Vvardenfell verlasst." Dreveni sah zu ihren beiden Begleitern. Sie würde die Guars bestimmt nicht alleine bezahlen, also mussten die beiden auch zustimmen.
[Erynn]
Achthundert Septime für zwei Tiere? Erynn wußte nicht genau, wie Guars aussahen, sie kannte die Tiere nur aus Beschreibungen. Es waren große, pflanzenfressende Echsen, die zumeinst recht gutmütig und ausdauernd sein sollten. Darüber hinaus waren sie anpassungsfähig genug, um in der extremen Landschaft von Vvardenfell zu überleben. Kurz überschlug die Dunmer den genannten Preis im Kopf. Für ein brauchbares Pferd kann man unten weg gut und gern tausend Münzen hinlegen, oder mehr. Ein wenig überrascht war sie doch. der Preis schien gerecht zu sein - was nicht bedeutete, daß Erynn ihn hätte zahlen können. Was solls. Zumindest einen Teil könnte ich dazugeben. Dafür reicht die Beute aus Beldaburo noch. Danach würde sie abgebrannt sein, aber das war ja in der Tat kein Zusatand, der ihr unvertraut gewesen wäre. Erynn bemerkte, daß Dreveni sie anblickte und gab mit einem Achselzucken ihre Zustimmung. Wenn sie ganz ehrlich war, war sie durchaus auch neugierig auf die Reitechsen.
[Arranges]
Eine Menge Geld für zwei Reittiere... Arranges gab stumm Nickend seine Zustimmung. Marcel erklärte ihnen, dass er außerhalb von Ebenherz ein kleines Gehöft, recht unauffällig von zwei guten Bekannten betreiben ließ und sie dort die Guare abholen könnten.
Arranges hoffte, dass sie nicht weiter auffallen würden. Sie verließen den Hafen nach Norden, über die Zweite Brücke, die dort in eine Straße Mündete, die allerdings mehr an eine schlammige Schotterpiste erinnerte. Marcel meinte, dass sie garantiert nicht weiter als 50 Schritte gehen müssten und dann die Hütte von der Straße aus schon sehen können sollten. Und tatsächlich: Etwas abseits - auf dieser Seite des Hafens waren noch immer einige Zelte, aber deutlich weniger, als auf der Südseite - konnten sie eine kleine Hütte, mit einem losen Weidezaun erkennen. Innerhalb des Zaunes standen zwei große Geschöpfe - hatten sie den Kopf erhoben, waren sie gut und gerne zwei Köpfe größer, als Arranges. Sie erinnerten Arranges mehr oder weniger direkt an Clannbanns, allerdings waren die Guare deutlich größer und sehr viel muskulöser, als die Daedra. Sie gingen tatsächlich aufrecht, auf zwei Beinen, deren Füße drei Glieder aufwiesen. ein langer, sehr kräftiger Schwanz war zu erkennen, an dessen Spitze eine Art Doppelreihe von flachen Knochenplatten ansetzte, die sich über den Rücken bis hin zum Kopf zog. Der massive Schädel war rundlich, wirkte aber nicht aggressiv. Eher erweckten die abgeflachten Zähne, die in dem großen Kiefer zu erkennen waren und die blaugrauen Augen, welche seitlich am Schädel saßen, einen vertrauenswürdigen und gutmütigen Eindruck. Auf Höhe der Brust saßen zwei kurze Ärmchen, die wie die Füße auch, drei Glieder aufwiesen. Der ganze Körper war bedeckt von Schuppen, die teils grünlich verfärbt, aber sonst großflächig Hautfarben waren.
Die Bezahlung funktionierte reibungslos, nachdem Dreveni den beiden Nords, die hier wie Marcel bereits sagte, auf die kleine Zucht aufpassten, erklärte, von wem sie kamen. Im Grunde bezahlten Dreveni und Arranges den größten Teil, während Erynn die beiden mit einer kleineren Summe ein wenig entlastete. Nur wenig später standen sie dann wieder allein, die Guare gesattelt und mit den wichtigsten Informationen, die Reittiere betreffend, versorgt, vor der Hütte. Verdammt... da hätte man auch mal früher drüber nachdenken können... Erst jetzt wurde Arranges, da er die Zügel eines der beiden Tiere in der Hand hielt, schlagartig klar, dass sie ja zu dritt waren. Er seufzte resigniert. 'Nun gut, dann würde ich sagen, verschwenden wir keine weitere Zeit. Wir befolgen wohl am besten den Rat der Nords.' Im Gespräch mit den beiden Hünen hatte es sich ergeben, dass sie von ganz allein noch zwei Informationen bezüglich des Weges preisgaben. Die drei sollten sich auf dem Weg nach Molag Mar von den Ländereien vor Vivec und den großen Plantagen im Zentrum Ascadias besser fernhalten.
[Dreveni]
Dreveni ging mit ihren beiden Begleitern zu der Hütte, die ihnen der Bretone genannt hatte. Als sie vor den Guars stand, mußte sie unwillkürlich lachen. Die Tiere wirkten zwar muskulös und waren recht groß, sahen aber gutmütig bis ausgesprochen dumm aus und wirkten eher schwerfällig. Sie gingen auf zwei Beinen und hatten nur noch verkümmerte kleine Ärmchen unter dem riesigen Schädel. Wenigstens würden auch zwei auf einem Reiten können, und sie mussten nicht alles zu Fuß schleppen. Sie erledigten das Geschäftliche, wobei sie noch ein paar Details zu ihrem Weg erfuhren. Dreveni tätschelte gerade einem Guar die Schnauze, wobei dieser ein tiefes Brummeln von sich gab, und antwortete Arranges: "Nachdem wir zwar Karten haben, uns aber sonst so gar nicht auskennen, bleibt uns kaum etwas anderes übrig." Ihrer Meinung nach war das ganze Vorhaben sowieso schon aussichtslos, aber das würden die beiden ja doch nicht einsehen. Deshalb konnte sie nicht ganz verhindern, dass ihr Tonfall leicht genervt klang.
[Erynn]
Die Bogenschützin kramte die Karte der Insel hervor, entrollte das Pergament und legte es auf einen Heuballen neben dem Guarverschlag, so daß Dreveni und Arranges ebenfalls einen guten Blick darauf hatten. Schweigend betrachtete sie die detaillierten Zeichnungen darauf für einige Momente, während derer sie sich orientierte. "Wenn wir also die Städte Vivec und Suran umgehen sollten..." Nachdenklich zog Erynn einen Handschuh aus und fuhr mit dem Finger eine mögliche Route entlang. "Wir könnten uns am Südufer des Hairansees Richtung Osten entlangbewegen. Damit würden wir Vivec nördlich umgehen und wie es hier aussieht, scheint es auch sowas wie Brücken zu geben - oder zumindest bis vor kurzem gegeben zu haben. Allerdings müßten wir hier..." sie tippte auf den Fluß, der den Masobisee mit dem Inneren Meer verband, "...ganz sicher das Wasser durchqueren, wenn wir auch Suran umgehen wollen. wir würden dann südlich der Stadt herauskommen. Können Guars schwimmen?" fragte sie noch und warf den friedlich grasenden Lasttieren einen zweifelnden Blick zu.
[Arranges]
'Vermutlich können sie das... aber ich würde das Risiko nicht eingehen, zu glauben, dass sie auch mit dem ganzen Gepäck und einer von ihnen mit zwei Reitern ebenfalls noch sicher schwimmen können.' Arranges besah sich die Karte einen Moment lang genau. Er war nicht ganz einverstanden mit der Route, die Erynn vorgeschlagen hatte. Aber wenigstens weiss ich jetzt, wo meine Karte hinverschwunden war... 'Was ist das?' Arranges deutete auf eine Stelle ein Stück nördlich von Suran. 'Er beugte sich etwas vor um genauer sehen zu könnten, dann folgte er mit den Augen weiter einer Linie, die von dort aus nach Westen führte. 'Diese Straße hier,' er deutet den Weg entlang nach Norden, ' führt wohl hier an Pelagiad vorbei nach Norden und dann am nördlichen Ufer des Amayasees entlang nach Osten zu diesem Ort hier.' Arranges schaute nochmal etwas genauer hin. 'Bal Ur.' Las er. 'Die Einzeichnung direkt daneben müsste für einen Pass stehen. Wir würden auf dieser Strecke sowohl die angesprochenen Plantagen, als auch Vivec und Suran umgehen und müssten nicht das Risiko eingehen, auf zerstörte Brücken zu stoßen.' Fragend blickte Arranges seine Begleiter an. Sicher, dieser Weg würde mindestens doppelt so viel Zeit in Anspruch nehmen, allerdings war er, zumindest ihren Kenntnissen nach zu urteilen, deutlich sicherer.
[Dreveni]
Nachdem Dreveni ebenfalls die Karte studiert hatte, musste sie Arranges wohl oder übel recht geben. einen anderen Weg gab es nicht, wenn man nicht wußte ob es noch Brücken gab. "Der Umweg ist zu groß, wenn die Guars doch nicht schwimmen können, da können wir auch gleich im Norden am Nabia-Fluß vorbei.", sagte sie deshalb an die beiden gewandt. In Molag Mar kannte sie ausserdem niemanden, aber sie hoffte dass sie halbwegs mit ihren Methoden aus Cyrodiil weiterkommen würde. Eine gute Geschichte und genügend Unverfrohrenheit halfen schon ungemein. Diese ganze Sklavengeschichte sollte ausserdem schon genug Ansatzpunkte bieten.
[Erynn]
Erynn blickte ungläubig zwischen Arranges und Dreveni hin und her. "Das kann nicht euer Ernst sein. Mit dem Umweg verlieren wir... drei, vielleicht vier Tage!" Sie schüttelte den Kopf und deutete mit vager Geste auf die beiden Guars. "Die Biester stammen von dieser Insel, die werden wohl daran angepaßt sein. Außerdem sehen die auch so aus, als ob sie schwimmen könnten, mit diesen komischen Füßen... Verdammt, Arranges, der Molch hat ohnehin schon viel zu viel Vorsprung! Und du machst dir Sorgen um ein paar vielleicht zerstörte Brücken!"
Noch einmal schüttelte sie den Kopf und verschränkte ärgerlich die Arme. Was zum Donner ging jetzt schon wieder in dem wirren Magierkopf vor, daß er sie lieber quer über diese vermaledeite Insel scheuchen wollte, anstatt in gerader Linie der ohnehin schon recht kalten Fährte zu folgen?
[Arranges]
Arranges sah Erynn in die Augen und sein Blick sprach Bände. 'Klar... Mit handlangen Klauen ohne Schwimmhäute dazwischen, werden diese Guare sich ganz sicher als ausgezeichnete Schwimmer erweisen. Das weisst du natürlich noch sicher aus der Zeit vor über 50 Jahren, bevor du nach Cyrodiil gekommen bist.' Er schüttelte unmerklich den Kopf. 'Bevor ich riskiere, von Aufständischen niedergeschlachtet zu werden oder in irgendeinem Gewässer dieser Insel zu ersaufen, nehme ich lieber einen Umweg in Kauf und kann so eher garantieren, dass Gumora stirbt, ehe ich das tue!' Er war sich der stummen Zustimmung Drevenis sicher und auch wenn er diese Meuchlerin kaum bis gar nicht ausstehen konnte, so nahm er ihren Rückhalt in diesem Moment mehr als gerne an. Und genauso klangen auch seine Worte: Wenn es sein musste, würden er und die Dunmer diese Querstellerei Erynns mit Knebel und Strick auf dem Rücken eines der Tiere beenden - notfalls würde er das aber auch allein machen.
[Dreveni]
Dreveni hasste es wirklich, aber sie musste dem Beschwörer voll zustimmen. "Arranges hat Recht, so sehr ich hasse es zuzugeben.", sagte sie deshalb ruhig zu Erynn. "Wenn die Tiere schwimmen können gewinnen wir vielleicht Zeit, aber dieser Weg ist auch gefährlicher. Sollten die Tiere nicht schwimmen können, wonach es mir aussieht, dann verlieren wir noch mehr zeit, weil wir umdrehen müssen. Die paar Tage für den längeren Weg können wir uns bei dem Vorsprung, den die Echse sowieso schon hat, gerade noch leisten, aber sollten wir umkehren müssen, wird es langsam kritisch." Sie hoffte dass die andere einsichtig sein würde. Natürlich konnten sie Glück haben und tatsächlich schneller sein, aber darauf verließ sich Dreveni nur sehr ungern.
[Erynn]
Die Söldnerin stieß genervt die Luft aus und verzog das Gesicht. "Seit wann schreckst du vor einem Kampf zurück, Arranges?" konnte sie sich eine Spitze nicht verkneifen. "Ist doch sonst nicht deine Art." Dann aber zuckte sie mit den Achseln. Ihr war anzusehen, daß sie alles andere als überzeugt war, aber wie es schien, hatte die Mehrheit der Gruppe entschieden. Unfug, dachte sie noch bei sich, sprach es aber nicht aus. Als ob wir verloren wären, wenn wir die Tiere zurücklassen müssen...
[Arranges]
Innerlich grinste Arranges bei dem Gedanken daran, dass Dreveni ihm nicht nur zustimmte, sondern seinen Plan auch noch voll unterstützen musste. 'Wir hatten das schonmal, Erynn. Ich verbiete dir nicht, den kürzeren Weg zu nehmen. Wenn du unbedingt willst, darfst du gern duch die Gebiete der rebellierenden Bauern vor Vivec reisen.' Er durchbohrte die Krigerin regelrecht mit seinem Blick. 'Ich schrecke nicht vor einem Kampf zurück, ich habe nur nicht das Bedürfnis, hier gleich als marodierender Kaiserlicher aufzufallen, weil ich mich einiger Bauern entledige, die mir einen zu teuren Reitspaß unterm Arsch wegschießen...'
[Dreveni]
"Bockig zu werden hilft jetzt auch nicht weiter.", konnte sich Dreveni an Erynn gerichtet nicht verkneifen. Der längere Weg war die einzig vernünftige Option, und wenn sich Erynn noch so sehr quer stellen würde. Die paar Tage Ersparniss wogen das Risiko nicht auf, die Guare zu verlieren oder einen Umweg machen zu müssen. "Hals über Kopf hinter der Echse herrennen hättet ihr auch ohne mich können." Sie selbst hielt sich nicht mehr lange auf und begann, ihr Gepäck auf einen der Guars zu laden.
[Erynn]
"Na schön. Wenn ihr es wirklich für besser haltet einen Weg zu wählen, der zwar viel länger, aber dafür ebensowenig einzuschätzen ist wie der kürzere..." Sie hob resignierend die Hände und verstummte. Wenn ihre beiden Begleiter sich plötzlich -wenngleich nicht sehr professionell- in vernunftgesteuertem Verhalten versuchten und in dieser Sache einer Meinung waren, konnte sie sich schlecht dagegen stellen, Ungeduld und Jagdfieber hin oder her. Was nicht bedeutet, daß ich es nicht kommentieren werde, sollten wir auf diesem ach so sicheren Weg entgegen jeder Wahrscheinlichkeit doch auf Mistforkenschwingende Aufrührer oder zerstörte Straßen treffen, dachte sie in stummem Groll. Wortlos machte Erynn sich abmarschbereit. Sie hatte keine Lust, weiter über das Thema zu diskutieren, ebensowenig wie sie Lust hatte, ihre eigene Meinung betreffs der Strecke zu überdenken. Sie wußte nicht einmal genau, was ihr gerade so auf die Nerven ging. Los, packt endlich euren Kram zusammen, damit wir hier wegkommen. Ich will Ebenherz und alles, was daranhängt, nicht mehr sehen.
[Arranges]
Na also, geht doch. Dachte Arranges, als Erynn schließlich nachgab. Er packte ebenfalls seine Sachen, befestigte das grobe Gepäck an dem recht breiten und mehr oder weniger bequem wirkenden Sattel des Guars, dessen Zügel man ihm zuvor einfach in die Hand gedrückt hatte und nahm sich so viel Kleinzeug vom Gürtel, dass er gut sitzen konnte, ohne behindert zu werden. Nach einem letzten skeptischen Blick auf das große Tier, schwang sich der Kaiserliche dann auf dessen Rücken. Der Guar stieß ein tiefes, aber nicht drohendes Brummeln aus und tänzelte einen Schritt zur Seite. Es war so komplett anders, als ein Pferd, aber nicht im negativen Sinne. Der Körperbau des Guars bewirkte, dass man sehr viel breitbeiniger saß, als auf einem Pferd. Dazu kam ein Gefühl, von ungetrübter Sicherheit. Arranges hatte eher befürchtet, dass das Tier wackeln und schaukeln würde, wie ein kleines Boot auf hoher See, aber dem war nicht so. Der Nekromant spürte einige der dicken Muskelstränge unter dem Sattel, die dafür sorgten, dass der Oberkörper des Tieres keinen Fingerbreit zu viel wankte. Daran könnte ich mich gewöhnen... Wartend blickte der Magier zu Erynn und Dreveni. Für sich wäre er nicht beleidigt gewesen, würde Erynn einfach bei Dreveni aufsitzen.
[Dreveni]
Dreveni tat es Arranges gleich und kletterte auf den anderen Guar. Wo Erynn sich dazu setzte, war ihr ehrlich egal, solange sie selbst nicht auf einem Guar mit Arranges reiten musste. Etwas skeptisch saß sie schließlich auf dem Tier und sah fragend zu Erynn. Mir fehlt mein Pferd jetzt schon... Sie glaubte immer noch nicht, dass die Guars sonderlich schnell sein würden.
[Erynn]
Endlich! Das wurde auch Zeit. Erynn trabte für einige Minuten neben den gemütlich dahinzockelnden Reitechsen her, bis sie weit genug von den Stallungen fort und in scheinbar unbesiedeltem Gebiet waren. Sie brauchte die Bewegung einfach, um sich abzureagieren. Die ständigen Hahnenkämpfe ihrer Begleiter, der Untergang des Schiffes, die ganze Situation vor Ebenherz... das ging ihr an die Nieren. Neben Arranges' verfluchtem Leichtsinn natürlich. Mit einigen Schritten war sie neben dem Guar des Beschwörers packte nach dem Hinterzwiesel des Sattels und einem Riemen, der quer über die abfallende Kruppe des Tieres verlief, und zog sich daran hoch. Seit dem bluff des Beschwörers, der sie in die Hafenstadt gebracht hatte, war ihr irgendwie schlecht. "Was hast du dir eigentlich dabei gedacht", begann die Elfin ansatzlos, nachdem sie sich einigermaßen erträglich auf dem Packgestell hinter dem Sattel eingerichtet hatte, "uns als Klingen auszugeben? Ist dir eigentlich nicht klar, daß du uns damit in Dagons Esse hättest bringen können? Amtsanmaßung, wenn wir Glück hätten. Vielleicht auch Hochverrat, wenn der Gouverneur einen schlechten Tag hat. Bleibt nur zu hoffen, daß sich niemand die Mühe macht, bei diesem Vorfall nachzuforschen. Ich hab uns schon von der höchsten Zinne der Festung baumeln sehen! Verdammt, Arranges, war das wirklich nötig!?"
[Arranges]
Der Kaiserliche verkniff sich einen Kommentar dazu, dass Erynn sich hinter ihm auf den Guar schwang. Das Tier selbst schien das zusätzliche Gewicht gar nicht zu stören - nicht, dass Erynn spürbar viel gewogen hätte. Als sie aber begann ihn wegen dieser einfachen Lüge, die sie alle drei ohne weiteres nach Ebenherz hineingebracht hatte, zu belagern, konnte er sich ein genervtes Seufzen nicht mehr verkneifen. 'Einmal mehr zeigt sich, dass du schlicht keine Ahnung hast.' Er verlagerte sein Gewicht ein wenig um bequemer zu sitzen. 'Ich weiss nicht zu viel über die Traditionen und Geographie von Vvardenfell, aber eines ist sogar weit über die Grenzen der Insel hinaus bekannt: Das Kaiservolk gilt hier als absolute Besatzungsmacht. Korruption, Misstrauen und Intrigen herrschen hier zwischen Dunmer und Kaiserlichen im einfachen Volk vor. Die Lüge, dass wir Klingen sind, erklärte uns alle drei zu Verbündeten des Kaisers. Die Tatsache, dass ich es war, der das den Wachen sagte, verlieh den Worten auch noch eine vertrauenswürdige Grundlage. Es wird an der Stelle auch keiner nachforschen, da keiner, außer dem Kaiser und den Klingen selbst, die genauen Pläne oder Befehle der Klingen an sich kennt.'
[Erynn]
"Arranges... halt einfach die Schnauze", zischte die Bogenschützin. "Wenn durch einen dummen Zufall auch nur ein Gerücht durchdringt, daß ich damit irgendwas zu tun haben könnte, fliege ich achtkantig aus der Gilde!" sie warf einen raschen Seitenblick auf Dreveni und sprach noch leiser. "Ich hab leider niemanden hinter mir stehen, der mich aus solchen Situationen wieder rauspaukt... kannst du nicht einmal etwas mit Maß tun?"
[Arranges]
Der Kaiserliche hob nur die Schultern. 'Ja? Und? Wenn du nicht mehr in der Kriegergilde bist, kannst du wenigstens keinen Blödsinn mehr veranstalten und ich hätte eine Sorge weniger.' Er sagte das völlig monoton, aber irgendwo im Hintergrund schwang ganz leise ein undeutbarer Unterton mit, der allerdings mit ein wenig Phantasie an ehrliche Sorge erinnern wollte.
[Erynn]
Das wird ja immer besser! Erynn spürte, wie die Wut durch ihren Körper schwappte wie dünnflüssige Lava. "Ach? Dafür hätte ich jedoch eine Menge Sorgen mehr, aber das hat dich ja noch nie besonders gekümmert", blaffte sie und versetzte dem Beschwörer einen Faustschlag gegen die Schulter. Die Platte seines Mithrilpanzers ließ den impulsiven Ausbruch wenig wirkungsvoll bleiben und bescherte ihr zusätzlich zu ihrer schlechten Laune auch noch schmerzende Fingerknöchel. "Warum glaubst du eigentlich, dir Gedanken darüber machen zu müssen was ich mit meinem Leben anfange? Willst du mir vielleicht 'ne Liste schreiben, was ich deiner Meinung nach tun darf und was nicht? Was kommt als nächstes? Führst du schon Verhandlungen mit irgendwem, um einen Gefährten für mich auszuwählen? Zuzutrauen wär es dir!"
[Arranges]
'Ich glaube nicht, das zu müssen, ich tue es einfach!' Gab der Kaiserliche deutlich gereizt zurück. Ihre Worte taten doch mehr weh, als Arranges im ersten Moment gedacht hatte. Er machte sich schlicht Sorgen um Erynn und sie warf ihm eine seltsame Art von Herrschsucht vor. 'Aber schön, dass dein Vertrauen zu mir noch immer Kellerniveau besitzt... das nächste Mal kannst ja du vor der Wache einer Stadt, die eigentlich Sperrzone für jeden normalen Bürger darstellt, vorsprechen. Wenn wir Glück haben, ist sie wie Gumora und glotzt bei allem, was auch nur entfernt weiblich aussieht und vergisst darüber ihre eigentlichen Pflichten.'
[Erynn]
Soso, du tust das also einfach... Innerlich kochte Erynn vor Wut, aber sie schwieg. Das hier würde zu nichts führen außer zu weiteren Gemeinheiten, und sie hatte nicht den geringsten Nerv dafür. Wie kann einer alleine so bockstur sein? fragte sie sich zum gefühlt tausendsten Mal. Außerdem lag er falsch. Es war nicht so, daß sie ihm nicht vertraute, sondern vielmehr ärgerte sie, daß er ihr nicht zutraute, sich zu behaupten wenn es nötig war... naja, und natürlich war und blieb es eine dumme Idee, sich als Klinge auszugeben...
[Dreveni]
Dreveni bekam von dem Gespräch zwischen Erynn und Arranges nichts mit, wollte sie auch gar nicht. Sie saß schweigend auf ihrem Guar und hing ihren Gedanken nach, wobei sie immer ein waches Auge auf den Weg hatte. Auch hier wuchsen die riesigen Pilze, sowie normale Bäume und Pflanzen die nicht ganz so fremdartig aussahen. Allerdings war Alchemie auch nicht ihr Fachgebiet, sie hätte nicht sagen können welche davon vielleicht auch in Cyrodiil wuchsen. Sie wurden weder von Banditen noch von Tieren angegriffen und als es dunkel wurde suchten sie eine Stelle, an der sie rasten konnten.
Dreveni nahm ihr Gepäck von dem Guar, der friedlich anfing zu grasen. Sie sammelten Holz für ein kleines Feuer, um das sie schließlich saßen. Dreveni schwieg immer noch, sie hätte ohnehin nicht gewußt über was sie mit den beiden reden sollte, selbst wenn sie das Bedürfnis gehabt hätte.
[Erynn]
Erynn hakte das Thema schließlich innerlich ab - hauptsächlich deshalb, weil sie nach einigem Nachdenken tatsächlich das Gefühl hatte, völlig überreagiert und den Magier zu Unrecht angegiftet zu haben. Wie machst du das nur, Arranges? fragte sie sich, während sie nachdenklich seinen Nacken betrachtete. Dann winkte sie ab. Der nekromant kam aus einer komplett anderen Welt als sie, legte andere Maßstäbe bezüglich seiner Vorgehensweise an. Vermutlich verstand er wirklich nicht, warum sie sich so aufführte.
Die Bogenschützin entspannte sich ein wenig und betrachtete stattdessen die fremdartige aber bezaubernd schöne Umgebung, spürte die Bewegungen des Guars, der sich so ganz anders bewegte als ein Pferd. Trotz seines seltsam unproportionalen, fast komischen Aussehens bewegte sich das Tier trittsicher und fließend, so daß kaum eine Erschütterung zu fühlen war.
Zum Abend rasteten sie an einer von einer felsengruppe geschützten Stelle abseits des Weges. Erynn, der die Wegrationen schon längst wieder zum hals raushingen, fragte sich unwillkürlich, welche von den Wildtieren Vvardenfells wohl eßbar waren. Abgesehen von Ratten vielleicht. Nach einer Weile ging sie zu Dreveni hinüber. Die Assassinin saß etwas abseits an einen großen Stein gelehnt und hatte, seit sie mit den Guars aufgebrochen waren, praktisch nur noch geschwiegen. Sie fühlte sich nicht wohl in ihrer beider Gesellschaft, das war ihr deutlich anzumerken. Die Söldnerin hoffte inständig, daß sich das mit der Zeit noch ändern mochte, und sei es nur, weil eine uneinige Gruppe weniger effizient zusammen kämpfte.
Ein wenig unsicher war sie sich schon, wußte nicht genau, was sie der anderen Dunmer überhaupt sagen sollte, ohne aufdringlich zu wirken. Sie entschied sich schließlich über eine Frage zu sprechen, die sie der Assassinin ohnehin noch stellen wollte. "Dreveni?" fragte sie ohne große Einleitung und hockte sich neben sie. "Dieser Bretone... was hattet Ihr für einen Eindruck von dem Kerl? Ich meine, er wirkte auf mich eigentlich nicht wie jemand, der normalerweise so bereitwillig mit Informationen rausrückt, wie er es getan hat. Ich frage nur, denn es erschien mir irgendwie seltsam..."
[Dreveni]
Dreveni wusste nicht, was sie davon halten sollte, als sich Erynn plötzlich neben sie setzte. Ihr machte es nichts aus, auch einmal tagelang zu schweigen, auch wenn das meistens nur vorkam, wenn sie allein unterwegs war. Mit ihrer Frage konnte Dreveni auch nicht viel anfangen, sie zeigte ihr nur dass Erynn anscheinend tatsächlich keine Ahnung hatte, was hintenrum noch so ablief in der Welt. "Welche Informationen hat er denn preisgegeben? Eigentlich haben wir nur erfahren dass eine Gruppe Argonier unterwegs ist. Ausserdem kennt er Mordan schon relativ lange, für einen Bretonen. Er ist älter als er aussieht, er hatte nie ein körperlich anstrengendes Leben. Das war nur ein kleiner Gefallen unter Freunden." Bei dem letzten Satz hatte sie mit den Schultern gezuckt und sah Erynn jetzt schweigend an. Nichts an ihrem Gesichtsausdruck ließ darauf schließen, an was sie dachte.
[Erynn]
"Mag sein", antwortete Erynn nachdenklich. "Andererseits hat er mehr preisgegeben, als nötig gewesen wäre, oder nicht? Ihr hattet nie erwähnt, daß Mordan nicht euer leiblicher Vater ist - nicht, daß mich das etwas anginge, aber der gelackte Bretone hat diesen Umstand sehr genau betont - so deutlich, daß es auch Arranges und mir nicht entgehen konnte. Als wollte er... ich weiß nicht. Ein Revier abstecken oder so." Sie legte den Kopf schräg und sah der Assassinin gerade in die Augen. "Ich weiß nicht, ob dieser Marcel glaubte Euch gegenüber damit einen Trumpf ausspielen zu können oder was weiß ich. Ich wollte nur, daß Ihr wißt... ich halte nicht sehr viel von verweichlichten, verschlagenen Winkeladvokaten wie diesem da. Und ich mag den Gedanken nicht, daß er versucht haben mag, mit euch vor meinen Augen ein seltsames Machtspielchen zu spielen."
[Dreveni]
Dreveni sah Erynn einen Moment dann doch überrascht an. Die andere schien die ganze Situation gründlich missverstanden zu haben. "Ihr interpretiert da etwas viel hienein", antwortete sie Erynn lächelnd. "Es war nie ein Geheimnis zwischen den beiden, dass Mordan mein Ziehvater ist. Und das mit Bruma oder Cheydinhal war nur ein Test, ob ich wirklich Dreveni bin. Auch wenn wir uns da bald etwas anderes überlegen müssen, bevor es zu viele wissen. Und als verweichlicht würde ich ihn auch nicht bezeichnen. Er mag im offenen Kampf keine Chance haben, aber es ist bestimmt nicht leicht, dieses Doppelleben zu führen, wie er es tut, vor allem nicht so lange. Für die Drecksarbeit kennt er genügend Leute, ich möchte ihn jedenfalls nicht gegen mich haben." Sie überlegte einen Moment, bevor sie weitersprach: "Dass Mordan nicht mein leiblicher Vater ist habe ich nie erwähnt, weil es unwichtig ist. Ich bin bei ihm aufgewachsen, ob wir verwand sind oder nicht ist egal. Ich habe es nicht mit Absicht verschwiegen, ich halte nur nichts davon, ungefragt meine Lebensgeschichte auszubreiten."
[Erynn]
"Ich... oh." Erynn schüttelte den Kopf und lächelte ein wenig hilflos. "Nein, das war mir wirklich nicht bewußt und ich wäre nicht darauf gekommen - und nein, es ist nicht wichtig, welche Verbindung Ihr zu Mordan habt." Sie zuckte die Achseln. "Die Regeln und Gesetzmäßigkeiten, nach denen Ihr lebt, sind mir fast ebenso fremd wie..." Wie jene, denen Arranges sich bei seinem Nekromantenverein verschrieben hat. "...unwichtig. Vergeßt es." Sie schwieg kurz, fragte sich, ob es wohl indiskret wäre, wenn sie jetzt weiterfragte. Andererseits war sie neugierig. "Wie ist es, als Assassine aufzuwachsen? Habt Ihr das von Anfang an gelernt, oder habt Ihr Euch irgendwann selbst dafür entschieden?"
[Dreveni]
Dreveni hätte schon interessiert, was Erynn ebenso fremd war, doch die andere sprach nicht weiter. Die nächste Frage überraschte Dreveni, aber nachdem sie die Hoffnung noch nicht ganz aufgegeben hatte, was Erynn und ihren weiteren Lebensweg anging, antwortete sie: "Mordan hat nie von mir verheimlicht, was er tut. Also bin ich gewissermaßen damit aufgewachsen, und er hat mir auch früh auf meinen Wunsch hin dem Umgang mit Waffen beigebracht. Der Rest hat sich dann ergeben. Sicher hätte ich auch einen anderen Weg gehen können." Was vermutlich geheissen hätte, dass sie irgendwann vielleicht keine Möglichkeit mehr gehabt hätte, mit Mordan in Kontakt zu bleiben. "Aber was wäre das für ein Leben. Als Hausfrau mit Kindern? In einer Gilde? Zimmermädchen, oder Köchin? Sicher nicht. Leider ist in Cyrodiil unser Stand nicht sonderlich angesehen, hier in Morrowind soll es ja ganz anders sein."
[Erynn]
"Die Gilde ist gar nicht so übel", meinte Erynn eher aus Reflex. "Ich sollte Jägerin werden. Ich wollte aber nicht." Sie zögerte kurz, fragte dann ein wenig stockend: "Wie war es für Euch, zum ersten Mal... zu töten? Habt Ihr irgendwas gefühlt? Bedauern? Reue? Oder... Ekel? Wolltet Ihr das, diesen Schritt wirklich gehen? Oder seid Ihr dazu gedrängt worden?"
[Dreveni]
Jägerin kam Dreveni jetzt zwar besser vor als eine Gilde, wo einem jemand mehr oder weniger Befehle erteilen konnte, sie sagte aber nichts. Mit dem, was sie Erynn danach fragte, hätte sie trotz des bissherigen Gesprächs nicht gerechnet. Sie sah Erynn kurz abschätzend an, rang sich aber dann doch zu einer Antwort durch. Sie überlegte nur, wie sie das am besten in Worte fassen konnte. Ihr erstes Opfer war eher ein leichtes Ziel gewesen, ausserdem hatte sie ihn aus der Entfernung getötet, mit Pfeil und Bogen.
"Ich wurde nicht dazu gedrängt.", sagte sie schließlich. Inwieweit das stimmte, war das andere. Tatsächlich war sie nie aufgefordert worden, aber sie kannte auch kaum etwas anderes. Jedenfalls hatte es sie nie groß gestört, und zu Mordan hatte sie eh immer aufgesehen.
"Hätte ich Reue oder Bedauern gefühlt, hätte ich es vermutlich nicht mehr getan. Ich war einfach nur nervös, bei meinem ersten Auftrag. Ich habe ihn erschossen. Das ist auch etwas anderes, als jemanden von Angesicht zu Angesicht zu töten." So wie sie es auch mit Feryn getan hatte. Sie verdrängte den Gedanken an ihn schnell wieder. "Ich glaube nicht, dass man beschreiben kann wie es ist, jemanden mit Absicht zu ermorden. Jemanden der einen nicht angegriffen hat und oft wehrlos ist." Sie warf Erynn einen durchdringenden Blick zu, bevor sie weitersprach: "Was denkt ihr wie es sein wird, wenn wir Gumora tatsächlich finden?"
[Erynn]
Dreveni erwischte sie völlig unvorbereitet mit dieser Frage. Die Kriegerin lehnte sich mit dem Rücken an den Felsen, legte den Kopf in den Nacken und starrte zu den Sternen hinauf. "Keine Ahnung. Ihr werdet es ohnehin bemerken, falls Ihr das nicht schon habt, aber ich fürchte mich davor. Gumora hat durch Verrat dafür gesorgt, daß ich in die Fänge von entsetzlichen Leuten geraten bin. An denen jedoch kann ich keine Rache mehr nehmen... Arranges hat sie getötet. Vielmehr hingerichtet. Ich bin ihm dankbar dafür, aber es läßt mich irgendwie... hilflos zurück, denn ich kann jetzt keine Vergeltung mehr an ihnen üben und so alles wieder geraderücken. Bleibt nur der Argonier, auch wenn er nicht direkt beteiligt war. Ich... weiß nicht, ob ich ihm wirklich in die Augen sehen will, ob ich wirklich seine Furcht sehen will, wenn es uns gelingen sollte ihn in die Enge zu treiben. Aber ich will ihn auch nicht aus dem Hinterhalt abschießen. Er soll wissen, warum ich ihn töte... soll begreifen, was er mir angetan hat." Sie zuckte die Achseln. "Ich weiß nicht, wie ich ihn töten werde. ich weiß noch nicht einmal, ob ich die Nerven dazu habe... aber sterben wird er. Wenn nicht durch meine Hand, dann durch die von Arranges."
[Dreveni]
Dreveni bemühte sich wirklich nachzuvollziehen, was Erynn ihr erzählte. Solche Bedenken kannte sie nicht. Sie war bei ihrem ersten Mord tatsächlich nur aufgeregt gewesen. Als sie den Pfeil dann wirklich abgeschossen hatte, hatte sie sich auf eine eigenartige Weise mächtig gefühlt. Und frei. Frei zu entscheiden, ob der Mann auf den sie zielte leben oder sterben sollte. Davon abgesehen war sie es nicht gewohnt, dass jemand sein Seelenleben so vor ihr ausbreitete. Ausser es handelte sich um Opfer, deren Vertrauen sie gewinnen musste, aber dann legte sie es darauf an. "Hilflos werdet ihr euch mit Sicherheit nicht fühlen, solltet ihr ihn selbst umbringen.", antwortete sie. "Es hat viel mit Macht zu tun...", sprach sie vorsichtig weiter. "Und vielleicht auch mit dem Reiz der Gefahr, manchmal wehren sie sich doch, trotz aller Vorsicht.", wobei sie schief grinste.
[Erynn]
Erynn zucke unwillkürlich zusammen. Manchmal wehren sie sich doch... als spräche sie von einem verwundeten Keiler, der zum Angriff übergeht. Woher nimmt sie diese Kälte? "Ja, Macht", murmelte sie und schauderte. "Darum geht es letztendlich. Macht zu demonstrieren, und sei es nur um mir selbst zu beweisen, daß niemand das Recht hat mich zu Dingen zu zwingen, die ich nicht will..." Wieder schaute sie zu Dreveni auf. "Ich muß die Dinge geraderücken", wiederholte sie.
[Dreveni]
Dreveni war nicht entgangen, wie Erynn zusammengezuckt war. "Dann solltet ihr es selbst tun, und Gumora, so wir ihn denn finden, nicht Arranges überlassen.", sagte sie leise zu der Dunmer. Sie musterte Erynn stumm, während sie sich fragte, wie sie eigentlich in die ganzen Sachen hinein geraten war. Hatte sich das alles abgespielt nachdem sie auf Arranges getroffen war? Und warum schloss sie sich überhaupt einem Nekromanten an, wenn sie mit Mord schon solche Probleme hatte? Nekromanten waren eigentlich überall verhasst, Assassinen nicht unbedingt. Man konnte fast etwas Mitleid mit Erynn bekommen, Dreveni glaubte nicht, dass sich Erynn das alles angetan hätte, hätte sie geahnt dass sie einmal auf den Fersen einer Echse sein würde, um diese zu ermorden.
[Erynn]
"Ja, das muß ich wohl", antwortete die junge Elfin zerstreut. "Ich habe es jedenfalls vor. Arranges gefällt das nicht, er würde mich lieber da raushalten. Aber Arranges wird nicht immer da sein, um mich zu schützen, ob es ihm nun paßt oder nicht. Er weiß, daß ich Gumora ohnehin gesucht hätte, darum hat er mir angeboten, ihn zu begleiten... Ich bin auch froh, daß Ihr dabei seid, Dreveni. Ich bin mir sicher, daß Ihr den Molch finden könnt, immerhin ist es Euch auch gelungen, uns mitten im Nirgendwo aufzuspüren." Erynn erhob sich steifbeinig. "Danke fürs zuhören", sagte sie lächelnd und machte sich zurück auf den Weg zum Feuer. Sie wollte nachdenken. Und schlafen.
[Dreveni]
Glücklicherweise stand Erynn auf und ging zurück zum Feuer, so sah sie nicht Drevenis überfahrenen Gesichtsausdruck. Erynns Vertrauen in sie war ihrer Meinung nach etwas voreilig, damals hatte sie ungefähr gewusst, in welchem Teil Cyrodiils sich Arranges und Erynn aufhielten. Dreveni hatte allerdings auch durchaus Interesse daran, dass sie Gumora lebend fanden, allein schon um zu sehen was Erynn schließlich tun würde.
Arranges begrüßte die Stille, nachdem Erynn nicht weiter nachhakte, wenngleich ihm seine eigenen Worte nur einige Herzschläge später beinahe Leid taten. Er verzog allerdings keine Miene und achtete stattdessen weiter auf den Weg. Die Guare hatten einen absolut unfehlbaren Tritt wie Arranges immer wieder feststellte. Nicht, dass die Straße, auf der sie jetzt nach Norden unterwegs waren, sonderlich schlecht befestigt gewesen wäre, aber Arranges hatte beim ersten Anblick der Tiere doch eher damit gerechnet, dass sie doch deutlich schwanken würden, bei der Fortbewegung. Was dem Kaiserlichen allerdings immer wieder in die Augen stach, waren die großen Pilze, sie erinnerten ihn auf eine seltsame Weise schmerzhaft an die Zitternden Inseln, an das Reich Sheogoraths. Bei ihrer Ankunft, war ihm dieser Vergleich gar nicht gekommen, aber jetzt, da er Zeit hatte, wurde ihm diese Ähnlichkeit mehr und mehr bewusst.
Es wurde Abend und sie rasteten. Arranges setzte sich schweigend ans Feuer. Es dauerte allerdings nicht lange, da stand Erynn neben ihm plötzlich auf und gesellte sich zu Dreveni. Der Magier war sich im ersten Moment nicht sicher, was er davon halten sollte, aber schließlich wunderte er sich nicht wirklich darüber. Es war ihm zwar in gewisser Weise nicht unbedingt recht, dass die Kriegerin zu viele Worte mit diesem Eisblock dort wechselte, aber zumindest hier drängten ihn Erynns Worte vom Mittag doch irgendwie dazu, dass er sich keine weiteren Gedanken darüber machte. Schließlich war Dreveni umständlich formuliert, ihre Verbündete und so war es dann doch eher normal, ja sogar vielleicht notwendig, dass Erynn mit ihr redete...
Der Kaiserliche verfing sich schon bald wieder in seinen eigenen Gedanken und ertappte sich nur wenig später dabei, wie er einen der riesengroßen Pilze anstarrte, welcher recht nahe an ihrem Lager stand. Je mehr er darüber nachdachte, desto klarer wurde ihm, dass die Zeit auf den Inseln, so verwirrend sie insgesamt auch war, schlicht schön war. Das lag natürlich nicht zuletzt auch daran, dass er in Begleitung Meryanns dort gewesen war. Aber selbst wenn er allein dort gewesen wäre, wären die Inseln einfach nur schön, gewesen.
Als Erynn sich wieder neben ihn setzte, riss er den Blick von dem großen Gewächs los. Es hat ja doch keinen Wert, dieser Welt nachzutrauern, ich kann nie wieder dort hin... Er drehte den Kopf und schaute Erynn in die Augen. 'Und? Hast du dein unterschwelliges Bündnis mit der Meuchlerin nun endgültig gefestigt?' Fragte er tonlos.
[Erynn]
Erynn wickelte sich gerade in ihre Decke und wollte eigentlich nur noch schlafen, als Arranges sie ansprach. Er klang seltsam, irgendwie verletzt. Seine leise Stimme war kaum zu verstehen. "Unterschwelliges Bündnis? Was meinst du damit? Wir sind momentan Verbündete, oder nicht?" Sie unterdrückte ein Gähnen. "Hör zu, wir müssen irgendwie miteinander auskommen. Es ist nicht gut, wenn wir auch noch untereinander dauernd kämpfen. Wer weiß, was uns auf dieser Insel noch erwartet."
[Arranges]
'Tatsächlich sind wir verbündet, auch wenn es bei ihr in erster Linie des Geldes wegen ist.' Er blickte ihr einen Moment nur wortlos in die Augen, bevor er weitersprach. 'Ich will,' er stockte und überlegte, 'ich möchte nur nicht, dass du dich von Dreveni zu sehr beeinflussen lässt... Schlimm genug, dass du durch mich so viel Verwirrung in den letzten Monaten erfahren musstest.'
[Erynn]
Für einen Moment saß sie nur da und erwiderte den Blick des Beschwörers. Sie wußte nicht gleich, was sie darauf sagen sollte. Ja, in der Tat. Verwirrend war die Zeit tatsächlich. Aber ich hätte nicht gedacht, daß du dir wirklich so viele Gedanken darum machst. Die Elfin versuchte sich an einem beruhigenden Lächeln, wenngleich sie Arranges eigentlich recht geben mußte. Er hatte ihr Leben ins Chaos gestürzt, und jetzt stand sie da und wußte nicht mehr, wer sie war oder was sie mit sich anfangen sollte. "Ich... weiß nicht, Arranges", gab sie leise zur Antwort. "Sie ist so stark, so anders. Aber ob sie mich wirklich beeinflußt? Ich möchte nicht sein wie sie, aber das ist kein Grund, sie wie Luft zu behandeln, findest du nicht?" Das stimmte nicht ganz, auch wenn es ebenfalls nicht ganz gelogen war. Drevenis kühle Effizienz faszinierte die junge Dunkelelfin. Manchmal wirkte es, als könnte sie nichts wirklich anrühren. Selbst wenn sie wütend war blieb sie wachsam, und als Erynn nach der Sache mit dem Obliviontor ihren Arm gerichtet hatte, war sie dennoch beherrscht und ihre Gedanken auf die Notwendigkeiten der Situation ausgerichtet gewesen, wenngleich die Schmerzen entsetzlich gewesen sein mußten.
"Mach dir keine Sorgen um mich", setzte sie deshalb hinzu, halb um den Magier zu beruhigen, halb, um vor sich selbst zu bekräftigen, daß sie tatsächlich nicht werden wollte wie die Assassinin. "Ich will Gumora tot sehen, ja, aber ich habe gute Gründe dafür."
[Arranges]
'Nein, natürlich ist das kein Grund. Ich kann sie ja auch schlecht behandeln wie Luft.' Bestätigte der Nekromant ihre Worte. 'Aber...' Er brach ab und wandte den Blick ab und sah in die Flammen. 'Sind dir die Pilze aufgefallen, die hier überall stehen?' Er hob den Kopf und seine Augen wanderten an dem Stamm des Riesenpilzes entlang, den er auch zuvor schon angestarrt hatte. 'Genau solche Pilze stehen auch im Reich Sheogoraths... nur noch viel herrlicher und irgendwie... lebensfreudiger...' Es schien, als würde er sich wieder in seinen Gedanken verlieren und redete einfach nicht weiter.
[Erynn]
Was für ein seltsamer Themenwechsel... du bist heute wirklich etwas zerstreut, Magier. Die Kriegerin richtetet sich vollends wieder auf, als Arranges Sheogorath erwähnte. Sie folgte seinem Blick und musterte ihrerseits den baumgroßen Pilz. "Ich finde die Dinger auch so schon recht beeindruckend", bemühte sie sich die entstandene Stille zu überbrücken. Ihr Freund schien mit seinen Gedanken sehr weit weg zu sein. So wie in diesem Moment hatte sie ihn nur selten gesehen. "Erzählst du mir davon? Wie sind die... Zitternden Inseln, das war ihr Name, richtig?"
[Arranges]
Ihre Frage traf Arranges völlig unvorbereitet, hatte er gerade noch den schlicht unbeschreiblichen Nachthimmel über Dementia vor Augen, fragte die Dunmer jetzt plötzlich, ob er ihr von den Inseln erzählen könnte. Einen Herzschlag lang schaute er ihr nur in die Augen. 'Nun ja, so heißt das Reich des Wahngotts. Aber, was würdest du denn hören wollen?' Er fühlte sich irgendwie seltsam bei dem Gedanken laut von den Inseln zu erzählen. Schon allein deshalb, weil man sie eigentlich selbst gesehen haben müsste, um zu verstehen, was er versucht gehabt hätte, in Worte zu fassen.
[Erynn]
Erynn überlegte kurz. Ja, was wollte sie eigentlich hören? Ihr gingen so viele Fragen durch den Kopf. Arranges hatte erwähnt, wie gefährlich es dort war, sie kannte die Narbe, die der Skalon ihm zugefügt hatte Was zum Henker ist überhaupt ein Skalon? Leben dort Menschen und Mer? Zeigt sich Sheogorath persönlich in seinem Reich, so wie es die Tribunalsgötter manchmal tun, oder ist er eher so wie die Neun Göttlichen, die nicht sichtbar auf Nirn wandeln? Wie ist das Leben an einem Ort, wo der Herr des Wahnsinns gebietet? "Wie sieht es dort aus?" fragte sie schließlich, aus dem Versuch heraus, irgendwie einen sinnvollen Anfang zu finden, "Ist es da so ähnlich wie in den Totenlanden?"
[Arranges]
'Hm...' Arranges überlegte einen Moment. 'Die Zitternden Inseln sind wie die Totenlande auch, eine Oblivionebene. Aber und das habe ich dir im Zusammenhang mit Boethias Schrein damals, glaube ich schonmal knapp erklärt, hat jeder Daedraprinz seine eigene Ebene... Und jeder Daedraprinz gestaltet seine Ebene so, wie es ihm beliebt. Mehrunes Dagon zum Beispiel lässt die Totenlande seinem Sinnbild gleich, wüst und grob erscheinen, wenngleich sie insgesamt auch ein Kunstwerk in sich bedeuten mögen. Die Zitternden Inseln sind da allerdings eher das genaue Gegenteil. Die Verliebtheit, die Sheogorath selbst in sein Reich steckt, ist geradezu rührend. Auch wenn es auf den ersten Blick irgendwie platt und überladen wirkt, so wird man sich der Schönheit erst wirklich gewahr, wenn man sich mitten drin befindet. Alles ist so andersartig bunt und alles lebt einfach.' Bei seinen eigenen Worten wurde der Magier sich tatsächlich darüber bewusst, dass er die Natur Cyrodiils, die er vor den Inseln immer als schön empfunden hatte, doch eher nur als öden, braunen Erdklumpen im Vergleich zu den Inseln beschreiben hätte können. 'Die Inseln sind nicht vergleichbar mit irgendeinem Flecken von Mundus. Man ist sich zwar ständig der Tatsache bewusst, dass alles, was man dort sieht, das die Sinne so derartig berauscht, nichts weiter ist, als ein großes Trugbild, eben wie jede andere Oblivionebene. Allerdings macht es die Gabe Sheogoraths selbst, die Gabe des Wahnsinns, zu einem überaus realen Empfinden, das ich damals nur zu gerne bereit war zu genießen, statt es azustreiten.' Er seufzte leise. 'Das Reich selbst ist in zwei Herzogtümer aufgeteilt. das Herzogtum Dementia, in dem ich die meiste Zeit verbrachte. Dementia, das Reich des geistigen Zerfalls, der grausamen Schönheit. An jeder Ecke lauert in gewisser Weise der Tod, allerdings ein Tod mit unbeschreiblicher Faszination, sodass man sich nur schwerlich, der eigentlichen Gefahr bewusst wird und sich entsprechend ersteinmal wieder daran erinnern muss, sich zu wehren. Alles in Dementia wirkt auf den ersten Blick grau und dunkel, aber in Wahrheit ist es eine Welt, wie sie schöner kaum sein kann. Riesige, majestätische Wurzeln ranken in sich verdrehten Schlingen durch das Land, so endlos wie der Nachthimmel, welcher sich in tausend Sprenkeln, von Blau und Grün, wie du noch keine andere Farbe klarer gesehen hast, in der Aufgehenden Sonne, auflöst, welche dir die Augen zu verbrennen doht, du den Blick aber nicht schirmen kannst, da ihr Anblick gleich dem nur im Ansatz erahnbaren und vermutlich auch genauso vernichtenden Kuss einer Mazke gleicht.
Dem gegenüber steht Mania. Ein Land, in dem sich Raserei und Genie die Hand geben. Eine einzige kleine Blüte aus diesem Land hält an Faszination inne, was ganz Tamriel zu bieten hat. Leider weiss ich über Mania nicht zu viel zu erzählen, da ich dort damals nur vergleichsweise kurz war...' Bei seinen letzten Worten wurde ihm selbst das Herz ein wenig schwer. Er kam nicht weiter um diesen Gedanken herum: Er hatte Sehnsucht nach Sheogoraths Reich, ausgelöst durch das blasse, aber dennoch so süße Abbild der Riesenpilze hier auf Vvardenfell.
[Erynn]
Gebannt hörte Erynn zu. Zwar blieb noch vieles verschwommen und ein richtiges Bild konnte sie sich noch lange nicht machen, aber ihr entging der Unterton nicht, der in Arranges' Stimme mitschwang. Die Ebene des Daedrafürsten hatte irgendetwas in seiner zwar schwer ramponierten, aber immer noch vorhandenen Seele berührt, das ihn sich dort vielleicht mehr zuhause fühlen ließ als an irgendeinem Ort auf Nirn. Sie verstand es vollkommen, auch ohne ein genaues Bild von den Zitternden Inseln zu haben. "Gibt es dort..." das Gähnen ließ sich nicht länger unterdrücken. "Gibt es dort auch Menschen und Mer und Tiere, so wie hier, oder sind dort nur Daedra, so wie in Mehrunes Dagons Reich?"
[Arranges]
'Ja, sowohl Mensch, als auch Mer leben dort. Auch Khajiit und Argonier sind dort vereinzelt zu finden. Die Fauna ist nur schwer umfassend zu beschreiben, ich habe damals vermutlich auch nur einen Bruchteil der Tierwelt gesehen. Allerdings sind auch nur die aller wenigsten Kreaturen auf den Inseln daedrischen Ursprungs. Lediglich einige wenige Kreaturen, wie der Fleischatronach oder die Hunger sind echte Daedra. Auch gibt es keine Dremoras auf den Inseln. Die Krieger Sheogoraths sind in Mania die Aureale und in Dementia die Mazken oder wie sie das gemeine, dumme Volk nennt: Goldene Heilige und Dunkle Verführer. Der größte Teil der Bevölkerung lebt in Neu Sheoth, der Hauptstadt der Inseln. Dort steht auch der Palast des Wahngottes selbst, in dem er residiert und über sein Reich wacht...' Arranges hielt einen Moment inne, als er bemerkte, dass Erynn wohl doch deutlich müde war. 'Du bist müde. Ich denke, wir sollten das auf ein andermal verschieben.' Er lächelte. 'Schau lieber zu, dass du ein wenig Schlaf findest...'
[Erynn]
Erynn hätte gern noch mehr gehört, aber ihr fielen tatsächlich die Augen zu, das ließ sich kaum leugnen. Kurz huschte ein Anflug von Enttäuschung über ihr Gesicht, aber dann rollte sie sich doch nahe am Feuer zusammen. Die Flammen wärmten ihren Rücken, und mit geschlossenen Augen lauschte sie wieder einmal auf die fremden Geräusche, die sich zu Vvardenfells ganz eigenem Lied verwoben. Es dauerte nicht lange, bis sie davon einschlief.
Dreveni musste noch eine Weile an das Gespräch mit Erynn denken, als sie mit geschlossenen Augen an den Stein gelehnt da saß. Sie wurde aus der anderen einfach nicht schlau. Einerseits befand sie sich in der Gesellschaft eines Nekromanten und wollte jemanden ermorden den sie jetzt jagte, auf der anderen Seite bedankte sie sich bei ihr, Dreveni, einer Mörderin, fürs zuhören. Als ob ihr nicht bewusst wäre, dass sie prinzipiell alles was ihr Erynn erzählte, doch gegen sie verwenden würde, würde ihr die andere nur einen Grund dazu geben.
Sie verständigte sich mit einem Nicken mit Arranges, dass dieser die erste Wache halten würde. Dreveni döste etwas, doch als sie das rascheln im Unterholz mehr unbewusst wahrnahm als hörte, war sie auf einmal wieder hellwach. Keine Sekunde zu spät, denn schon brach ein Rudel Tiere aus dem nahen Gebüsch und hinter Hügeln hervor. Sie waren etwa so groß wie Wölfe, das war auch schon die einzige Ähnlichkeit, die sie mit den Tieren aus Cyrodiil hatten. Allerdings konnte Dreveni in der Dunkelheit auch nicht wirklich viel erkennen, außerdem war sie vollauf damit beschäftigt, sich zu verteidigen, da schon die ersten spitzen Zähne nach ihr schnappten.
Geistesgegenwärtig bohrte sie dem Tier ihren Dolch ins Maul, wobei sie das Gehirn getroffen zu haben schien, das Vieh klappte über ihr zusammen. Dabei sah sie, dass es gar keine Reißzähne hatte, sondern eine Art Schere unter dem Kopf, außerdem ein spitzes, schnabelförmiges Maul. Mit einer fließenden Bewegung zog sie den Dolch aus dem Monstrum, stieß es von sich und war auf den Beinen. Sie wurden von einem ganzen Rudel angegriffen. Sie gab dem nächsten Tier, das nach ihr schnappen wollte, einen Tritt, schaffte es endlich ihr Schwert zu ziehen, das neben ihr gelegen hatte, und stach ihm die Klinge durch den Hals. Dann hatte sie etwas Luft, sich einen kurzen Überblick zu verschaffen....
Arranges blieb neben Erynn sitzen und übernahm dann die erste Wache. Es blieb im Grunde alles ruhig ein klarer Sternenhimmel war über ihnen zu sehen und es war weder übermäßig warm, noch wirklich kalt.
Der Nekromant überlegte noch, ob es nicht doch sinnvoll wäre, angesichts der völlig fremden Umgebung vielleicht zum besseren Überblick ein paar Zauber zu wirken, entschied sich dann allerdings dagegen. Sie waren schließlich mitten im Nirgendwo. Schlimmer als Wegelagerer oder wilde Tiere konnte es kaum werden und mit solchen Störenfrieden war er noch immer fertig geworden.
Plötzlich jedoch, es war noch keine Stunde vergangen, hörte der Magier etwas ganz in der Nähe rascheln. Kaum, dass er das Geräusch realisiert hatte, brachen auch schon mindestens 6 Umrisse aus den nahen Sträuchern hevor. Große dunkle Schatten, die von ihrer Statur her entfern an Wölfe erinnerten, jedoch sehr viel größer waren, wenngleich er auch einige kleinere Schatten erkennen konnte... Was zum Teufel ist das?!
Arranges war mit einem Mal auf den Beinen. Es musste wohl ein ganzes Rudel sein, denn die Gruppe, die eben aus dem Gebüsch stürmte, waren nicht die einzigen, hinter sich hörte Arranges nun ebenfalls Zweige knacken. Im Reflex fuhr er herum. Eine Schnelle Bewegung rechts von sich erfassend, rief er sich einen Schild an den entsprechenden Arm. Die Bestie, die sich gerade auf Erynn stürzen wollte, prallte mit großer Wucht dagegen. Arranges taumelte, hielt sich aber noch auf den Beinen. Eine zweite Kreatur, welche wohl ebenfalls leichte Beute in Erynn gesehen hatte, visierte nun den Nekromanten an und stürzte sich auf ihn. Blitzschnell hechtete Arranges zur Seite. Feuermagie blitzte grell auf, aber er war nicht schnell genug ein mächtiger Prankenhieb erwischte ihn noch an der linken Schulter, ehe das Biest mit zerfetzten und verkohltem Torso zur Seite geschleudert wurde. Die Schulterplatte hatte das Schlimmste verhindert, trotzdem schmerzte sein Arm, als er sich wieder aufrichtete.
Jene Kreatur, welche er zuvor mit dem Schild abgewehrt hatte, wollte sich bereits wieder auf Erynn stürzen, die sich jetzt gehetzt aufrappelte. Aber noch im Angriff wurde die Bestie plötzlich von einem kurzen, aber durchgehenden Feuerstrahl sprichwörtlich pulverisiert. Im Augenwinkel sah Arranges, dass Dreveni bereits auf den Beinen war und mit ihrem Schwert nach allem hackte, was nicht Mensch oder Mer war.
Arranges zog sein Schwert und stellte sich schützend neben die Dunmer, im gleichen Moment rief er einen Skelettmeister, welcher sich ebenfalls mit erhobenem Zwergenclaymore neben Erynn stellte. 'Los, auf die Beine!' Knurrte Arranges, das war aber auch schon alles, was er sagen konnten, denn schon stürzte der Rest des Rudels in den Lichtkreis des Feuers...
Erynns Reflexe waren schneller als ihr Verstand. Sie schüttelte die Decke ab, griff nach ihrem Schwert und war auf den Füßen, bevor sie wußte was überhaupt los war. Feuerzauber blendeten sie kurz, und als die flackernden Punkte vor ihren Augen nachließen, erkannte sie, daß sie eingekreist waren von einem Rudel... Höllenhunde, schoß es ihr durch den Kopf. Das müssen Höllenhunde sein. Sie kannte die Biester nur aus Erzählungen. Ich hätte nicht gedacht, daß die Viecher so häßlich sind, dachte sie, während sie sich einer Kreatur zuwandte, deren Angriff auf ihre Flanke gezielt hatte. Die Elfin hackte nach seiner heransausenden Pranke und traf auf Widerstand. Es knirschte häßlich, der Hund stieß ein schmerzerfülltes Jaulen aus und zog sich mit einem holprigen Sprung ein Stück zurück, nur um gleich darauf wie rasend wieder anzugreifen. Die rechte Vorderpfote baumelte nutzlos in der Luft, was das Tier jedoch nicht davon abhielt sich mit den kräftigen Hinterläufen abzudrücken und sie anzuspringen.
Hastig wich Erynn ein Stück zurück, packte ihr Schwert mit beiden Händen und stieß es gerade nach vorne. Die Mandibeln an der Schnauze des Höllenhundes schlugen klackend knapp vor ihrem Gesicht zusammen, als er sich an ihrer Klinge selbst aufspießte. Das Vieh stürzte wie ein nasser Sack zu Boden und die Arme der Kriegerin wurden mit einem Ruck nach unten gerissen. Sie fackelte nicht lange, stellte einen Fuß auf seinen Unterkiefer und hebelte das Langschwert aus seiner Gurgel. Mit einem Mal hatte sie etwas Luft. Durch ihre Drehung stand sie jetzt Rücken an Rücken mit dem Beschwörer, ihre vom Feuer abgewandte Seite wurde von einem Gerippe geschützt, das sie bisher noch gar nicht wahrgenommen hatte. Erynn verschwendete keinen weiteren Gedanken an den Untoten, sondern akzeptierte seine Existenz, ohne, daß es sie noch erschreckt oder zum Schaudern gebracht hatte. Dreveni konnte sie nicht sehen, doch aus der Richtung, wo die Assassinin früher am Abend gesessen hatte, waren ebenfalls Kampfgeräusche auszumachen. Scheinbar waren sie alle noch in der Lage, sich gegen das Rudel zu verteidigen.
Die Hunde waren jetzt vorsichtiger, blieben weitgehend außerhalb des Lichtradius, was ihr kehliges Knurren noch unheimlicher erscheinen ließ. Die Elfin wußte nicht einmal, wie viele es noch sein mochten. Konzentriert starrte sie in die Dunkelheit und hob abwartend ihr Schwert, sowohl darauf gefaßt, es blitzschnell vorzucken zu lassen als auch darauf, einen weiteren Klauenhieb damit abzublocken.
Inzwischen waren auch Arranges und Erynn auf den Beinen, außerdem konnte Dreveni ein Skelett erkennen, dass der Magier gerade beschworen hatte. Der Tod ihrer Artgenossen schien die restlichen Tiere nicht sonderlich zu beeindrucken, sie griffen unvermindert an. Es kam Dreveni nicht einmal so vor, als würden es weniger werden, auch konnte sie nicht sagen, wie viele sich noch in der Dunkelheit verbargen.
Dreveni versuchte zu Erynn und Arranges zu kommen, wenn sie Rücken an Rücken standen, hatten sie weit bessere Chancen. Allerdings kam ihr da einer dieser Monster in die Quere und ehe sie noch recht wusste wie ihr geschah hatte ihr dieser von hinten seine Pranke über den Arm gekratzt. Sie spürte ein scharfes Brennen, ließ sich davon aber vorerst nicht beirren, drehte sich um und schlug mit dem Schwert zu. Obwohl das ganze absolut ungezielt war, traf sie das Tier zumindest so, dass es nicht mehr angreifen konnte und jaulend am Boden lag. Als sie die beiden schließlich erreichte, kam es ihr doch endlich so vor, als würde die Zahl der Tiere langsam abnehmen...
Nur wenige Augenblicke später schienen sich die Biester ein wenig zurück zu ziehen und sich einen Moment zu sammeln, ehe sie wieder mit voller Wucht angriffen. Arranges sah im Augenwinkel, dass Dreveni sich zu ihnen gestellt hatte. Gut... der Rücken ist also soweit gedeckt, dann mal los...
Mit einem grimmigen Ausdruck im Gesicht, hob Arranges seine freie Linke, welche nur einen Lidschlag später von einer grellen, gleißenden Sphäre eingehüllt wurde. Eines der Monster wurde von einem neuerlichen Feuerzauber zerfetzt, während Arranges zeitgleich zur Seite hieb, von wo ebenfalls eine der massigen Klauen auf ihn zuflog. Das Skelett hielt sich auf Anweisung seines Meisters nicht länger in dem Schützenden Kreis der Gruppe auf, sondern trat ausfallen, mit mächtigen Angriffen seines Zweihänders, auf die Kreaturen zu. Arranges hingegen beschäftigte sich derweil mit dem Monstrum, nach dem er eben schon geschlagen hatte. Sich unter einem weiteren Hieb wegduckend, schnellte das Kurzschwert nach vorn und drang knackend durch den Schädel der Bestie. Jaulend hauchte das Monster sein Leben aus und sank zu Boden. das Schwert jedoch hatte sich ungünstig verkantet. Arranges bekam es nicht wieder frei. Und nur im letzten Moment tauchte er unter einem Angriff einer weiteren Pranke hinweg. Doch die Schlagfolge war zu rasch. Für den direkten zweiten Angriff riss er nur seinen Arm hoch und spürte fast im selben Moment einen scharfen Ruck in der rechten Schulter, der ihn beinahe von den Beinen holte. Der daedrische Dolch, den sich Arranges rief und damit blitzschnell in die Richtung stieß, aus welcher die Angriffe gekommen waren, fand jedoch sein Ziel und eine weitere der Kreaturen sank brüllend zu Boden. Sein Skelett war mittlerweile allerdings aufgrund seiner befohlenen Raserei übel angeschlagen, wenngleich es seinerseits ebenfalls grob gewütet hatte.
Nur einen Atemzug lang hatte Arranges Zeit. Mit einem zornigen Ruck befreite er sein Schwert wieder - keine Sekunde zu spät. Er folgte aus der Bewegung heraus einem vorbeihuschenden Schatten neben sich und ließ das Schwert auf die Kreatur, die sich auf ihn stürzte, niedersausen. Doch jäh wurde sein Angriff gestoppt. Der Nekromant schaute nicht schlecht, als er sein Schwert plötzlich zwischen den mächtigen Kieferzangen und dem schnabelartigen Maul der abgrundhässlichen Bestie, verkantet wiederfand. Das Ungetüm hatte seinen Angriff direkt verhindert. Was zur Hölle?! Die Kreatur wehrte sich knurrend gegen den Druck, den Arranges mit der Klinge aufbaute, um den wohl doch sehr verletzlichen Teil zwischen den Scheren und dem Schnabel zu erreichen. Mit einem ebenso irren Grollen, streckte Arranges seine zaubernde Hand vor. Kopf und vorderer Brustkorb wurden augenblicklich vereist. Arranges hebelde mit der Klinge wütend gegen die jetzt starren Kiefer des Angreifers. Mit einem klirrend brechenden Geräusch zerbarst der Kopf des Geschöpfs, der Rest des Körpers sackte anschließend in sich zusammen...
Mit Dreveni als zusätzlicher Flankendeckung und dem Skelett, das die Formierung des Rudels immer wieder durch brutale Vorstöße störte, bekamen sie langsam aber sicher die Oberhand in diesem ungleichen Kampf. Ein weiterer Hund schlug nach Erynn, doch er wirkte schon sehr viel vorsichtiger als die Tiere, die ihre kleine Gruppe wohl zunächst als leichte Beute angesehen hatten. Mehrmals wich er flink nach hinten aus, wenn die Dunkelelfin ihr Schwert in seine Richtung stieß. Sie tat es dem Tier gleich, nachdem es sich dadurch mehrmals außer Reichweite ihrer Streiche gebracht hatte, machte zwei schnelle Schritte auf das Tier zu und zog sich nach ihrem Angriff blitzschnell in die sichere Formation zurück. Sie hatte auf die Augen der Kreatur gezielt und tatsächlich eines davon erwischt. Der Höllenhund stolperte ein paar Schritte rückwärts und schüttelte sich, als wolle er etwas Lästiges lowerden. Kurz standen sich Mer und Tier lauernd gegenüber, dann spannte das häßliche Vieh die Muskeln und machte einen Satz auf die Elfin zu. Erynn tänzelte mit einem raschen Seitwärtsschritt aus seiner direkten Flugbahn und brachte ihre Waffe zwischen sich und den Angreifer. Seine vorzuckende Pranke traf auf den Stahl, glitt aber harmlos davon ab. Dann war der Hund an ihr vorbei. Die Kriegerin brachte ihr Schwert in engem Bogen herum und ließ die Klinge in einem gerade abwärts geführten Hieb in den Nacken des Tieres einschlagen. Als hätte man die Fäden einer Marionette durchtrennt, sank es ohne einen Laut zu Boden und lag still.
Rasch richtete sie sich wieder auf, darauf gefaßt, jeden Augenblick von einer weiteren Kreatur angesprungen zu werden, doch der Lichtkreis des Lagerfeuers war, abgesehen von ihnen dreien, leer. Kurz hörte sie noch das leise Geräusch von Pfoten auf dem grasbewachsenen Boden und sah undeutlich einige große Schatten durch die Dunkelheit huschen, dann war alles still. Die unheimlichen Wesen, von der Wehrhaftigkeit ihrer Beute in die Flucht geschlagen, verschwanden ebenso schnell und leise, wie sie gekommen waren. Der Moment schien sich in die Ewigkeit zu dehnen, während Mer und Kaiserlicher schwer atmend verharrten und in die Finsternis lauschten, versuchten ein Anzeichen dafür zu finden, daß die Höllenhunde zurückkämen. Erst nach einer ganzen Weile einspannten sie sich ein wenig und senkten langsam die Waffen. Erynn sah sich nach ihren Begleitern um. „Seid ihr unverletzt?“ fragte sie in die Runde.
[Dreveni]
Endlich hatten sie alle von diesen Biestern erledigt, der Rest hatte wohl doch langsam die Flucht dem Tod vorgezogen. Auf Erynns Frage sah sie an ihrem linken Arm entlang, der inzwischen doch ordentlich schmerzte. Die Krallen des Tieres hatten drei tiefe Kratzer hinterlassen, wobei der Mittlere am schlimmsten aussah. Das Blut lief ihr nur so den Arm hinunter, vermutlich sah es aber schlimmer aus als es war, sie stand noch relativ sicher auf den Beinen. "Nicht so wild.", antwortete sie deshalb nur und ging dann zu ihrem Gepäck um nach Heiltränken zu suchen. Hatte sie überhaupt an Verbände gedacht?
[Arranges]
Arranges war nicht groß verletzt worden. Zwar würde er ein paar Blutergüsse davontragen und den ein oder anderen schmerzenden blauen Fleck, aber offene Wunden waren ihm erspart geblieben. Hm, zahlreich, aber schwach, die Kreaturen Morrowinds... 'Ich muss dich leider entteuschen, mir fehlt nichts.'
[Erynn]
Erynn steckte bedächtig ihr Schwert weg, bevor sie Arranges einen schrägen Blick zuwarf. "Wie schön, daß es dir zumindest einmal gelungen ist, einen Kampf ohne Blessuren zu Ende zu bringen", bemerkte sie spitz. Was soll dieser Spruch schon wieder? Ich bin todmüde und kann mir sicherlich schöneres vorstellen, als wieder einmal die Wunden meiner Kameraden zu versorgen...
Dreveni hatte es recht offensichtlich schwerer erwischt, aber die Assassinin schien trotzdem keine Hilfe zu benötigen. Also wandte die Söldnerin sich einem der seltsamen hundeähnlichen Wesen zu und ging neben dessen Kopf in die Hocke. In schwachen Licht des Feuers versuchte sie, einen genaueren Eindruck von dem Tier zu bekommen.
[Dreveni]
Dreveni kramte mit einer Hand in ihrem Gepäck, wobei sie sich alle Mühe gab, nicht alles voll zu tropfen. Schließlich hatte sie Verbände und einen Heiltrank gefunden. Als sie gerade den Korken mit dem Mund aus dem Fläschchen ziehen wollte, merkte sie, dass sie mit einer Hand ohnehin nicht weit kommen würde. Seufzend verdrehte sie die Augen, bevor sie sagte: "Erynn, könntet ihr mir bitte helfen?" Das mit dem Heiltrank mochte ja gerade noch gehen, aber sich selbst den Arm verbinden war doch etwas schwer. Auch wenn sie es wirklich hasste, andere um Hilfe zu bitten.
[Erynn]
Beißwerkzeuge wie diese habe ich bei Tieren dieser Größe wirklich noch nie gesehen... ob diese Viecher wohl Säugetiere sind? Ihre Mäuler sehen eher aus wie die von Insekten. Sie wurde von Dreveni aus ihrer Betrachtung gerissen und sah auf. Die Assassinin hatte Heiltrank und Verbände zusammengesucht, wirkte jetzt aber ein wenig ratlos, wie sie die Verletzung an ihrem Arm versorgen sollte. Erynn stand auf und ging zu ihr herüber, besah sich die drei klaffenden Schnitte. So sehr, wie diese bluteten, dürften sie einigermaßen sauber sein, überlegte die Kriegerin. "Es wäre besser, den Trank auf dem Verband zu verteilen, damit er nicht gleich wieder aus der Wunde herausgespült wird", schlug sie der anderen Dunkelelfin vor und machte Anstalten, ihr den Heiltrank abzunehmen.
[Arranges]
Der Kaiserliche überging die Bemerkung der Dunkelelfe einfach. Er hatte nicht den Nerv dafür, jetzt mit ihr zu diskutieren. Mit einem lustlosen Wink entließ er nun auch das Skelett, nachdem er es noch so lange am Leben gehalten hatte, bis sicher war, dass die Kreaturen nicht doch nochmal überraschend angreifen würden. Die Mörderin hatte damit begonnen, sich zu verarzten rief aber nach einem unbeholfenen Blick auf ihren Arm Erynn zu Hilfe. Der Nekromant jedoch besah sich die Kreaturen im Schein des Feuers etwas genauer. Sie hatten keine Ähnlichkeite mit irgendeiner Kreatur, die er jemals gesehen hatte. Lediglich ihr Verhalten ähnelte tatsächlich dem der Wölfe in Cyrodiil. Arranges würde in der nächsten Ortschaft ein paar Informationen über die Fauna und Flora der Insel einholen. Laut seiner Karte müsste das Pelagiad, eine Festung der Legion, sein, welche sie morgen auf der rechten Seite der Straße nach Norden, sehen müssten. Nach einem weiteren Augenblick begann er damit, das Feuer nochmal etwas höher zu schichten, während die anderen Beiden beschäftigt waren.
[Dreveni]
Hoffentlich gibt das keine großen Narben..., dachte sich Dreveni nur. Ausserdem wurde es ihr langsam doch etwas schwummrig, aber noch war sie weit entfernt davon, sich setzen zu müssen. Sie merkte mehr, dass die andere nach dem Heiltrank griff, als dass sie ihre Worte hörte, da sie immer noch in den Anblick der Wunden vertieft war. Sie reichte ihr wortlos den Trank und sah dann doch auf die Überreste des Kampfes. Hoffentlich konnte man diese Viecher wenigstens essen. Danach richtete sie ihren Blick auf die andere Dunmer. Obwohl ihr klar war, dass Erynn durchaus wusste, was sie tat, mochte sie es einfach nicht, wenn andere an ihren Verletzungen herumfingerten.
[Erynn]
Erynn entkorkte die Phiole und griff nach dem einen Ende des Verbandes, das andere Ende ließ sie Dreveni halten. Fast wunderte sie, wie schnell und reibungslos alles klappte, wenn ihr Gegenüber sich nur ein klein wenig kooperativ zeigte. Diesen Luxus war sie von Arranges schier nicht gewöhnt. Es dauerte auch nicht lange, bis sie die Binde fest um den Arm der Assassinin gelegt hatte, allerdings sparte sie sich den Hinweis an Dreveni, daß diese den Arm schonen möge -sie war mit Sicherheit schon von selbst darauf gekommen- und beschränkte sich auf ein zufriedenes Lächeln. "Die Wunde sieht nicht aus, als würde sie lange brauchen um zu verheilen, schon gar nicht mit dem heiltrank. Vielleicht ist bis zum Morgendgrauen schon nichts mehr davon übrig." Damit wandte sie sich von ihrer Begleiterin ab, die bis hierhin still geschwiegen hatte. Gesprächig bist du wirklich nicht gerade, Dreveni. Aber wenigstens muß ich die Behandlung von irgendwelchen Schrammen nicht stundenlang mit dir ausdiskutieren. Im Vorbeigehen war sie Arranges einen 'nimm-dir-daran-ruhig-ein-Beispiel' - Blick zu, konnte aber nicht sagen, ob es dem Nekromanten überhaupt aufgefallen war. Dann kniete sie sich wieder neben den Hund, den sie als erstes getötet hatte.
Abgesehen von dem klaffenden Loch in der Gurgel war das Biest noch relativ intakt. Erynn wußte aus Erzählungen, daß das Fleisch dieser Tiere eßbar war und überlegte, daß diese Gelegenheit so gut war wie jede andere, um neben der verhaßten Wegzehrung ein wenig Abwechslung auf die Speisekarte zu bringen. Zwar sah sie in der Nähe nichts, woran sie den Kadaver hätte aufhängen können, aber es würde auch so gehen, dachte sie und begann mit bedächtigen Bewegungen, die ledrige Haut des Tieres mit langen, präzisen Schnitten zu öffnen.
[Dreveni]
"Danke", murmelte Dreveni leise, als Erynn sich entfernte. Sie sah sich um und überlegte, ob es so klug war, hier zu bleiben, da in ihrem Lager die Leichen von gut zehn dieser Tiere lagen. Eine davon fing Erynn gerade an, zu zerlegen. Dreveni hätte ihr gern geholfen, aber sie hatte keine Ahnung von dem Ganzen - sie wußte nur, wie sie Menschen, Mer, Argonier und Katzenwesen schnellstmöglich von den Lebenden zu den Toten befördern konnte. Sie ging neben Erynn in die Hocke und sagte: "Wir sollten das Fleisch vielleicht mitnehmen und uns hier nicht so lange aufhalten. Wer weiß was die Kadaver hier noch anlocken."
[Erynn]
Sie mußte der Assassinin recht geben. Wer konnte sagen, was sich auf dieser fremdartigen Insel noch in der Nacht verbarg. "Ja", antwortete sie also, "das wird das Beste sein. Vielleicht könntet Ihr und Arranges in der Zwischenzeit die Guars aufzäumen" Eigentlich hatte Erynn vorgehabt, das Fleisch zunächst noch wenigstens anzubraten, um es haltbar zu machen, andererseits würden sie wohl ohnehin höchstens für ein paar Stunden unterwegs sein, bevor sie endgültig etwas schlafen müßten. So lange würde es schon gehen. Sie beeilte sich also mit ihrer Arbeit, nahm aber genug, um einen Vorrat für ein paar Tage zu haben. "Fertig", verkündete sie schließlich, schlug das letzte Stück Hundefleisch in einen Fetzen abgezogene Haut ein und ließ es in den Packtaschen von dem Guar verschwinden, auf dem Dreveni am Nachmittag geritten war. "Meinetwegen können wir los."
[Arranges]
Der Kaiserliche nahm die Anweisung der Dunmer auch nur ohne Kommentar auf, weil er selbst relativ müde war und zudem schlicht etwas knurrig wegen des aus seiner Sicht nur nervigen Angriffs dieser Kreaturen. Nur wenig später saßen sie wieder auf ihren Reittieren und olgten der Straße nach Norden.
Es dauerte tatsächlich nur noch wenige Stunden, bis im Osten schließlich der Morgen graute. Vor dem gähnend langsam heller werdenden Himmel schälte sich zunehmend die Silhouette eines schier überdimensionalen Gebildes. Das muss wohl Vivec sein. Dachte sich Aranges und erinnerete sich dunkel an eine Erzählung von Meister Jurano. Vivec war eine absolut riesige Metropole der Dunkelelfen und von ihrer Architektur so komplett anders, als alles, was es auf Tamriel sonst gab...
Sie folgten der Straße noch ein Stück weiter, bis das Licht so hell war, dass sie auf jeden Fall keine Überraschungen zu befürchten hatten. Arranges lenkte seinen Guar von der Straße und hielt bei einem mit saftigem Grün bewachsenen Flecken zwischen zwei groben Findlingen.
Froh darüber, daß Arranges wohl endlich beschlossen hatte Halt zu machen, ließ sich Erynn von ihrem Platz auf dem Gepäck gleiten. Es war nicht wirklich unbequem dort, auch wenn die Kruppe des Guars recht steil abfiel, aber schlafen konnte man dort ebensowenig wie auf einem Pferd. Ein provisorisches Lager aufzuschlagen und ein kleines Feuer zu entzünden ging längst schnell und ohne große Worte. Sie alle hatten Routine darin und hatten sich aufeinander eingespielt, daran änderte auch die Tatsache nichts, daß sich ihre kleine Gruppe untereinander häufig nicht ganz grün war.
Die Söldnerin war geistig bestenfalls nur noch halb anwesend, als sie das Hundefleisch in Streifen schnitt und auf einem heißen Stein briet. Danach teile sie es unter Dreveni, Arranges und sich selbst auf. Sie überließ es den beiden, ob sie eine Wache bestimmen wollten oder nicht. Sie selbst, so beschloß sie, würde dafür nicht zur Verfügung stehen. Träge betrachtete sie noch für einige Augenblicke die Stadt Vivec in einiger Entfernung, die sich aus dem Wasser der Norvaynbucht erhob wie ein kleinerer Berg. Mit fortschreitender Morgendämmerung konnte man zunehmend nicht nur Lichter, sondern auch Konturen ausmachen. Das Ding war ein riesiger, bedrückend symmetrischer Klotz, jedenfalls kam es ihr aus der Ferne so vor. Sie war kein bißchen böse, daß sie an Vvardenfells Hauptstadt einfach vorbei nach Norden reiten würden. Der Beschwörer hatte irgendwas von Sumpfland gesagt, das sie durchqueren würden. Später... nicht jetzt. Jetzt werd ich einfach nur noch schlafen. Mit diesem Gedanken ließ sie sich ohne weitere Umschweife nach hinten kippen und dämmerte recht schnell in den Schlaf hinüber.
Dreveni hatte zwar nicht gemeint, sich gleich so weit von ihrem alten Lager zu entfernen, nicht einmal eine Stunde Weg, nur so weit dass sie nicht mehr als Konkurrenz um das Fressen gesehen wurden, aber sie folgte auf ihrem Guar Arranges dann doch widerspruchslos. Langsam reifte in ihr eine neue Taktik im Umgang mit Arranges - sollte er die Gruppe doch in die Scheiße reiten, Dreveni würde ihn einfach machen lassen. Sie würde sich höchstens noch früh genug absetzen.
Nachdem sie das Lager aufgeschlagen hatten - inzwischen wurde es wieder Hell - aßen sie. Danach gab Arranges zu verstehen, dass er die erste Wache übernehmen würde, worauf Dreveni sich wie Erynn ins Gras legte. Sie sah noch kurz in den Himmel, bevor ihr die Augen zufielen. Eigentlich wollte sie gar nicht richtig schlafen, aber durch den Gesang der Vögel und der zunehmenden Geräusche des erwachenden Tages eingelullt fiel sie in einen seltsamen, traumreichen Halbschlaf.
In diese Geräuschkulisse meinte sie plötzlich, eine Stimme zu hören, die ihr nur zu bekannt vorkam. Sie konnte nicht verstehen was sie sagte, noch dazu wusste sie nicht, woher sie kommen sollte, Feryn war tot und sie selbst schlief ja nicht. Sie dachte den Gedanken kaum zu ende, da fand sie sich auf einer Lichtung in Cyrodiil. Sie wunderte sich nicht weiter darüber, sondern folgte Feryns Stimme. Sie konnte ihn immer noch nicht verstehen, hatte aber das ekelhafte Gefühl, sich beeilen zu müssen, sonst würde etwas furchtbares geschehen. Als sie sich suchend umsah, merkte sie, wie die Umgebung sich verändert hatte. Alles war jetzt düster, auch das Geräusch der Vögel, durch dass sie eingeschlafen war und sie bis in ihre Träume gehört hatte, war jetzt verstummt. Außerdem merkte sie, dass sie immer noch - oder schon wieder? - auf dieser Lichtung stand, obwohl sie das Gefühl hatte, schon ewig durch diesen Wald zu irren, doch sie kam irgendwie nicht vom Fleck, wie sie jetzt merkte. Auf einmal kam eine Gestalt in ihr Blickfeld, die mit dem Rücken zu ihr zu stehen schien. Sie sah genauer hin, da merkte sie, dass dem Mann der Griff eines Dolches aus dem Rücken ragte. Nein, das war kein Dolch... In dem Moment drehte die Gestalt sich um, und jetzt gab es keinen Zweifel mehr, wer da vor ihr stand. Namenloses Grauen ergriff von ihr Besitz, als sich Feryn ihr näherte. Aus seinem Mund lief eine dünne Blutspur, und als er vor sie getreten war, sagte er: "Sie dir nur an, was du getan hast." Dreveni wollte weglaufen, war aber wie gelähmt und konnte ihm auch nichts erwidern. Auf einmal hielt er das Stilett in der Hand und stach unvermittelt nach Dreveni. Sie spürte wie das kalte Metall in ihre Schulter stach, und sie zuckte heftig zusammen - und schlug die Augen auf.
Sie brauchte einige Sekunden, um sich zurecht zu finden, und sie spürte immer noch den Schmerz, wo Feryn sie gerade getroffen hatte. Das war nur ein Traum..., versuchte sie sich zu beruhigen. Verstohlen sah sie sich nach Arranges und Erynn um, ob diese etwas gemerkt hatten. Ihr erschien das unwahrscheinlich, sie war immerhin nicht schreiend aufgesprungen, sondern lag nach wie vor auf dem Rücken im Gras.
Verflucht, warum kannst du mich nicht einfach in Ruhe lassen. Was soll ich denn noch tun?, dachte sie sich mit einem kurzen Anflug von Verzweiflung. Sie fröstelte kurz, als sie an den Traum dachte, der so erschreckend real war, dass ihr die warmen Strahlen der aufgehenden Sonne auf ihrer Haut fast unwirklich vorkamen. Seufzend stand sie auf und ging zu Arranges: "Ich werde weiter Wache halten, wenn ihr Schlafen wollt."
Der Kaiserliche nickte nur stumm, legte sich dann neben den Felsen, an welchem er gelehnt hatte und fiel recht schnell in einen flachen Schlaf. Allerdings war auch sein Ausflug ins Land der Träume nur recht kurz. Sie machten sich nur etwa zwei Stunden später wieder auf den Weg. Kaum war der Mittag vorrüber - Vivec war längst außer Sicht - als sie an eine Kreuzung kamen. Der Weg gabelte sich, wobei einer der beiden Straßen nach Osten führte. Der Wegweiser zeigte Pelagiad in dieser Richtung an. Und tatsächlich: Als sie in die Richtung gegen die Sonne blinzelten, konnten sie auf einer Anhöhe eine gewaltige Festung der kaiserlichen Truppen erkennen. Kantig und alles andere als irgendwie passend und trotzdem sehr wehrhaft, krönte das Ungetüm aus Stahl und Stein die Kuppe der Anhöhe. Rechts und links der gepflasterten Straße konnte man noch einige Häuser erkennen.
Die drei Reisenden beschlossen nach einer kurzen Absprache, dass es unntöig wäre und sie nur Zeit kosten würde, würden sie hier halt machen. Zudem hatten sie noch genügend Vorräte. Sie setzten ihren Weg also fort. Es war Abend, als sich der Weg bereits wieder teilte. Eine Richtung führte dem Wegweiser nach wohl zu einer Stadt namens Balmora. Der Andere nach Suran. Balmora... Steinwald... Unwillkürlich holte der Kaiserliche an angestaubtem Sprachwissen herauf, was ihm Meister Jurano vor so vielen Jahren einmal beigebracht hatte. Nach einem kurzen Augenblick Pause folgte Arranges dann dem Weg nach Suran.
Sie waren mindestens nochmal zwei Tage unterwegs. Das Land jedoch zog sich noch an diesem Tag sehr zurück und eröffnete ihnen nach Osten den Blick auf eine gewaltige Wasserfläche. Der Amayasee begleitete sie von nun an immer auf der rechten Seite der Straße, welche sich alsbald bereits am Lauf der Berge im Westen und Norden orientierte und nach Osten abbog. Die Landschaft veränderte sich hier nur in sofern, als dass die Ufer des Amayasees ungewöhnlich blumenreich waren. Arranges konnte nur eine davon mit Sicherheit zuordnen. Die Steinblume mit ihren hängenden, sattblauen Blütenkelchen. Die Zeit verging absolut ereignislos. Weder griffen sie wilde Tiere an, noch wurden sie von irgendwelchen Aufständischen behelligt. Der Nekromant erfreute sich innerlich größter Zufriedenheit darüber. Da hätten wir auf Erynns Route vermutlich doppelt so viel Zeit verloren. Die Guare taten ihr Übriges zum schnellen Vorankommen der Gruppe.
Ein klarer Morgen ging über Ascadia auf und bevor sie aufbrachen, hatte Arranges ihnen noch mitgeteilt, dass sie laut der Karte bald an eine Brücke kommen müssten und nach dieser Bal Ur, was immer das auch sein mochte, erreichen würden und es von dort, so die Karte denn stimmen würde, nur noch knappe eineinhalb Tage nach Molag Mar wären.
Es war, wie Arranges sagte. Allerdings nicht so, wie alle dachten. Schon auf dem Weg zum Ufer des Nabiaflusses, sahen sie in der Landschaft viele abgebrannte Hütten und einige Herrenhäuser, die nur noch zu Hälfte standen. Übergroße Felder und Plantagen waren schlicht verwüstet worden unter den Schritten sehr vieler gepanzerter Füße. Der Kaiserliche verkniff sich einen Kommentar darüber, wie umständlich, gefährlich und wahrscheinlich sehr viel zeitraubender der Weg von Erynn gewesen wäre. Nur eine halbe Stunde später jedoch musste er hoffen, sich seinerseits nichts von Erynn anhören zu müssen, denn die Brücke, welche sie zum anderen Ufer hätte führen sollen, war zerstört. Lediglich die massiven, hölzernen Brückenköpfe waren noch übrig. So... wir werden also doch noch herausfinden, ob die Guare schwimmen können. Dachte sich Arranges zähneknirschend.
Als sie näherkamen, erkannten sie auch, was wohl die Bezeichnung Bal Ur trug: Auf der anderen Seite des Flusses ragten mächtige, aber auch undenkbar verwinkelte Türme und Säulen in die Höhe. Man konnte nicht sehr viel erkennen, aber Arranges fühlte sich durch die zackige und klauenartige Struktur unangenehm an das Reich Dagons erinnert. Eine seltsame Form eines Daedraschreins?
Erynn mußte Arranges und Dreveni zähneknirschend doch Recht geben. Ihr Weg am Nordufer des Amayasees entlang war frei von marodierenden Rebellen und sonstigem Ärger, und allzuviel Zeit verloren sie dadurch auch nicht. Die Spuren des Aufstandes waren jedoch überall zu sehen, und die Kriegerin schauderte bei dem Gedanken, was hier geschehen sein mußte. Sie hatte sich Morrowind immer irgendwie zeitlos vorgestellt, ein Ort, an dem sich nicht alles so rasend schnell veränderte wie im von Menschen dominierten Cyrodiil. Aber was sie hier sah, erweckte einen ganz anderen Anschein. Alles schien im Umbruch, die festgefügte Ordnung in Auflösung begriffen. Sie dachte darüber nach, während sie sich immer weiter ihrem Etappenziel näherten.
Wäre ja auch zu schön gewesen, wenn alles reibungslos klappen würde, dachte Erynn säuerlich und krabbelte von dem Packgestell herunter. Die anderen beiden stiegen ebenfalls ab und schauten ein wenig ratlos auf den breiten Fluß, der sie von der anderen Seite trennte. Ach was. Die Biester sehen sehr wohl so aus als ob sie schwimmen könnten. Nützt ja nichts, wir müssen es so oder so versuchen. Kurzerhand packte sie die Zügel des einen Guar und führte ihn bis an das Ufer heran. Das Tier senkte den Kopf und schnaubte in das Wasser. Es klang definitiv nicht begeistert. „Na komm schon. Stell dich nicht dümmer an, als du aussiehst!“ Sie verstärkte den Zug an den Zügeln und schleifte den Guar ein paar Schritte in den Fluß hinein. Das Ufer fiel steil ab und schon bald stand sie bis zur Hüfte im Wasser, ihr Reittier im Schlepptau, das nervös herumzappelte und mit den Augen rollte. Erynn stieß einen entnervten Seufzer aus. Nichtmal Falchion hatte so ein Theater veranstaltet, als sie ihn ans Wasser gewöhnt hatte. „Könnte einer von euch dem Biest bitte einen Tritt verpassen?“ rief sie ihren Begleitern zu, die das Schauspiel vom Trockenen aus skeptisch beobachteten.
Dreveni hatte die meiste Zeit wieder geschwiegen und nur die nötigsten Worte mit ihren Begleitern gewechselt, zu sehr musste sie immer noch an den kurzen Traum von Feryn denken. Es war nicht so, dass sie sonst nie seltsame Dinge träumte, und manchmal waren die Träume auch brutal oder sonst wie makaber, aber noch nie war sie emotional so betroffen gewesen. Ganz davon abgesehen, dass sie den Stich in ihre Schulter fast real gespürt hatte. Sie hoffte ernsthaft, dass es sich nicht wiederholen würde, oder es vielleicht auch nur daran lag, dass sie sich in Morrowind aufhielten, dem Land von dem er ihr soviel erzählt hatte. Nein, das war nicht ganz richtig. Von Morrowind wusste sie leider ziemlich weniger, viel mehr hatten sie Pläne für eine gemeinsame Zeit hier geschmiedet. Von irgendwelchen politischen Dingen hatten sie überhaupt nicht gesprochen.
"Verfluchter Mist.", war alles, was ihr zu der zerstörten Brücke einfiel. Die Ruinen auf der anderen Seite wirkten auch nicht gerade vertrauenerweckend, aber immerhin war ihr Weg bisher auch fast zu glatt verlaufen. Sie wusste nicht einmal, was das für eine Ruine war, auch wenn sie sich leicht an die Bauten in den Ebenen Oblivions erinnert fühlte. Sie kletterte ebenfalls von dem Guar und sah zu, wie Erynn versuchte, das Tier zum schwimmen zu überreden. Auf Erynns leicht frustriert klingende Worte trat sie an den Guar und überlegte, wie sie das Tier am besten anschieben sollte.
Sie hatte wenig Lust festzustellen, ob das Vieh treten oder beißen würde, sie wusste nicht einmal, was die Tiere am liebsten fraßen, damit sie vielleicht so über den Fluss gelockt werden konnten. Dreveni sah noch kurz abschätzend auf den Guar und hoffte, dass sie es früh genug merken würde, sollte er treten - an der Seite des Maules stand immerhin jemand anderes, auch wenn es leider nicht Arranges war - und begann das Tier von hinten zu schieben. Der Guar stemmte sich allerdings mit beiden Füßen in den steinigen Untergrund, so dass Drevenis Aktion nicht wirklich von Erfolg gekrönt war. Vielleicht konnte man die Viecher irgendwie erschrecken, aber dann würden sie sie auf der anderen Seite gar nicht mehr in den Griff bekommen. Kurz überlegte sie, dem Guar wirklich einfach einen Tritt zu versetzen, aber das hatte er irgendwie nicht verdient, und wer wusste wie nachtragend er war. Stattdessen versuchte sie ihn mit etwas Anlauf an zuschieben, wodurch das Tier einen überraschten Satz nach vorn machte und schließlich im tiefer werdenden Wasser schwamm.
Durch ihren Schwung getragen platschte Dreveni allerdings direkt hinter dem Guar flach ins Wasser. "Verdammtes dummes Mistvieh, ersaufen sollst du.", schimpfte sie, als sie wieder auftauchte und sich das Wasser aus dem Gesicht wischte. Ihr war klar, dass sie schwimmen mussten, aber ganz untertauchen wollte sie dann doch nicht. Erynn sollte mit dem Guar jetzt allein fertig werden, dann blieb noch einer übrig, der bei Arranges noch am Ufer stand.
Erynn bekam einen Stoß gegen die Schulter, als Drevenis Guar einen reichlich uneleganten Satz nach vorne machte, aber es gelang ihr, die Zügel in der Hand zu behalten. Das Tier schnaubte weiterhin, aber es trat immerhin Wasser und sah nicht so aus, als würde es kurz vorm Untergehen stehen. Sie griff mit einer Hand unter den Backenriemen des Zaumzeugs und begann langsam vorwärts zu schwimmen. Der Guar, jetzt scheinbar einigermaßen davon überzeugt, daß ihm ohnehin nichts anderes übrigbleiben würde als zu folgen, fügte sich in sein Schicksal und schlängelte sich langsam, aber erstaunlich elegant durch das Wasser, wobei er seinen kräftigen Schwanz zum Vorwärtskommen benutzte. Der Kopf ragte bis knapp über die Nüstern aus dem Wasser, aber Sattel und Gepäck wurden hoffnungslos durchgeweicht. Na großartig…
Weiter dürften sie heute wohl nicht mehr kommen. Am anderen Ufer würden sie für den Rest des Tages damit beschäftigt sein ihre Ausrüstung zu trocknen und auszusortieren, was nicht mehr zu retten war. Nachdem das Vieh nun erstens schwamm und sich dabei zweitens sogar in die richtige Richtung bewegte, hatte Erynn einen Moment, sich zu ihren Begleitern umzusehen. Dreveni rappelte sich gerade wieder auf und fluchte wie ein Kesselflicker. Die Kriegerin wandte sich schnell wieder dem Guar zu, damit die Assassinin ihr Grinsen nicht sah, auch wenn ihr dadurch ein Blick auf Arranges’ Gesichtsausdruck verwehrt blieb. Dabei, so mußte sie zugeben, hätte sie den nur zu gerne gesehen.
Der Guar wuchtete sich hektisch aus dem Fluß heraus, sobald er wieder Grund unter den Füßen hatte, während Erynn weiterhin an seinem Zaum hing wie der buchstäbliche nasse Sack. Es gelang ihr gerade noch, ihre Hand unter dem Backenriemen hervorzuziehen, bevor der Guar sich ausgiebig schüttelte wie ein Straßenköter. Mit großen Augen blickte er sie vorwurfsvoll an, während die Kriegerin mindestens genauso vorwurfsvoll zurückschaute, nachdem sie sich die Wassertropfen aus den Augen geblinzelt hatte. Das stumme Zwiegespräch ergab keinen brauchbaren Kompromiß, und so wandte sich die Dunmer wieder dem anderen Ufer zu, wo Arranges, die ebenso wie sie pitschnasse Dreveni und der zweite, wenig begeisterte Guar standen. Sie würde sich einfach anschauen, wie die beiden anderen mit dem Biest klarkamen, beschloß sie...
Arranges beäugte das Bemühen der beiden Dunkelelfen mit einem leicht spöttischen Grinsen auf dem Gesicht. Schwer zu sagen, wer nun dämlicher von denen ist, der Guar, der sich von zwei so unfähigen Weibern herumschubsen lässt oder die beiden Dunmer... Der Nekromant musste sich arg zusammenreissen, als der Guar dann doch einen plötzlichen Satz nach vorn ins Wasser tat und Dreveni daraufhin einen recht uneleganten Bauchplatscher präsentierte. Und sowas schimpft sich Assassinin... sogar ein dressierter Skamp hätte sich hier weniger dämlich angestellt. Erynn hatte es derweil geschafft, den Guar auf die andere Seite des Flusses zu befördern und schaute jetzt zu ihnen herüber.
Gut, dann werd ich mal vormachen, wie es einfacher gegangen wäre... Arranges drehte sich zu seinem Guar herum und blickte ihn einen Momant nachdenklich an, dann schwang er sich in den Sattel und nahm fest die Zügel in die Hände. Der Guar wusste nicht recht, was er davon halten sollte, lediglich die Tatsache, dass sein Reiter ihn wohl nicht mit vorsärtzlicher Gewalt dort ins Wasser buxieren wollte, rechnet er dem Kaiserlichen im Moment hoch an. Arranges packte währenddessen die Zügel nochmal fester und richtete den Blick konzentriert nach vorn. Ein Feueratronach trat plötzlich aus einer gleißend roten Kaskade hinter dem Reittier. Gerade so weit weg, dass er den Guar nicht verbrannte, aber noch so nahe, dass das Tier die plötzliche Hitze deutlich am Schwanz spüren konnte. Das Tier drehte erschrocken den Kopf nach hinten. Ein kehliges, aber deutlich ängstliches Knurren war zu hören und im nächsten Moment wurde Arranges auch schon arg durchgeschüttelt, als der Guar mit einigen gewaltigen Sätzen die Flucht nach vorn antrat, ohne jegliche Rücksicht an Dreveni vorbeipreschte und mit dem Magier im Sattel regelrecht durch den Fluss raste.
Das ganze Schauspiel dauerte nur wenige Augenblicke und Arranges musste grob an den Zügeln ziehen, um den Guar wieder unter seine Kontrolle zu bringen, als dieser auf der anderen Seite das doch recht steile Ufer hinaufhetzte. Nocht deutlich panisch schaute sich der Guar zum anderen Ufer um. Arranges hatte den Atronach längst wieder entlassen. Die Kreatur scharrte noch einige Male nervös mit ihren kräftigen Beinen in dem sandigen, grauen Grund, schien sich aber so weit wieder von dem Schrecken erholt zu haben.
Mit einem triumphierenden Grinsen stieg Arranges aus dem Sattel und gesellte sich zu Erynn um auf Dreveni zu warten.
'Naja, wenigstens kann man sich mit dir jetzt wieder halbwegs sehen lassen...' Nuschelte Arranges nach einem vielsagenden Blick auf Erynn und sein Grinsen wurde für einen Moment noch breiter.
Dreveni schüttelte nur stumm den Kopf, als Arranges den Atronach beschwor. Der Gedanke das Tier zu erschrecken, war ihr auch gekommen, allerdings war ihr dass dann doch zu riskant erschienen. Es machte auch den Eindruck, als hätte Arranges mehr Glück als Verstand gehabt, als er mitsamt dem Guar heil am anderen Ufer ankam. Dafür würde ihn das Tier jetzt vermutlich bis an sein Lebensende hassen.
Mürrisch sah Dreveni auf den Fluss, sie hatte jetzt nicht die geringste Lust zu schwimmen, obwohl sie sowieso schon komplett nass war. Irgendwann hatte sie sogar einmal einen Zauber gelernt, um über Wasser gehen zu können, und in der Schule der Veränderung war sie auch nicht schlecht, allein schon für Schlösser an Türen war das nützlich. Jetzt musste ihr das Ganze nur noch wieder einfallen. Sie ging kurz nachdenklich ein paar Schritte auf und ab, dann war sie sich sicher, dass ihr die Formel wieder eingefallen war. Würde das jetzt nicht funktionieren, wäre es absolut peinlich, dessen war sie sich bewusst. Sie hob die rechte Hand, murmelte ein paar Worte und wurde kurz in ein helles Leuchten gehüllt. Danach ging sie auf den Fluss zu und setzte prüfend einen Fuß ins Wasser. Sie sank nicht ein, stattdessen fühlte sich die Wasseroberfläche an wie fester nasser Sand am Ufer. Mit einem leicht triumphierenden Grinsen ging sie daraufhin ohne große Eile einfach über den Fluss.
Auf der anderen Seite löste sie den Zauber, und sie begannen, Holz für ein Feuer zu sammeln. Als es schließlich brannte, begann Dreveni, ihr Gepäck auszuräumen. Die Karte konnte man so ziemlich vergessen, die Tinte war verlaufen. Ihre Kleidung und die restlichen Sachen breitet sie auf den warmen Steinen zum trocknen aus, dann begann sie sich die Reste des Flusses aus den Haaren zu kämmen, das ein oder andere Blatt fand sie dabei doch.
Nachdem Mensch, Mer und Tiere unbeschadet über den Fluß gekommen waren und sie ein Feuer entzündet hatten, schälte sich Erynn aus ihrer patschnassen Rüstung und betrachtete mißmutig das Leder. Am Feuer trocknen konnte sie die Teile nicht, ohne daß sie sich verziehen und brüchig werden würden. Einen Regenguß mochte das Material ohne weiteres wegstecken, aber für ein Vollbad war es schlicht und ergreifend nicht konzipiert.
Tatsächlich dauerte es recht lange, bis sie ihren Kram um das Feuer ausgebreitet und, soweit es möglich war, notdürftig trockengewischt hatten. Erynn sprach nicht viel dabei, wenngleich ihr der Verlust ihrer Karte nicht entgangen war. Großartig... Irgendwo im fremden Land, mit dürftiger Orientierung und du mittendrin, Erynn. Die Menge dessen, was sie abschreiben konnten, hielt sich jedoch in Grenzen. Hauptsächlich alles, was aus Papier war. Nach einiger Zeit schließlich gab es nichts mehr zu tun außer zu warten. Die Elfin legte sich auf den Rücken und genoß die Wärme, die von dem teils felsigen, teils aschestaubigen Boden ausging. Die Lava dicht unter der Oberfläche heizte den Grund auf und trieb ihr die klamme Nässe aus Kleidung und Knochen. Zwar würde sie später aussehen wie ein wandelnder Teil der Landschaft, aber sie wäre zumindest trocken und zudem gut getarnt, überlegte sie mit einem halben, selbstironischen Grinsen.
Die meiste Zeit über, während sie so dalag, starrte die Kriegerin gedankenversunken zu den Zinnen der merkwürdigen Ruine hinauf, dortin, wohin ihr Blick seit einiger Zeit immer wieder wanderte. Bal Ur... Was das wohl bedeuten mag? Es erinnert mich ein wenig an die Gebäude aus den Totenlanden, aber irgendwie... anders. Fest stand, daß die Architektur auf den ersten Blick nicht wirklich Sinn ergab. Die Teile der Anlage, die sie sehen konnte, schraubten sich wie verkrümmte Klauenfinger in den nachmittäglichen Himmel, schienen aber keinem anderen Zweck zu dienen als dem, einen befremdlichen Anschein zu erwecken. Erynn war bewußt, daß diese Steine schon seit Generationen aufeinanderstehen mußten, aber das Ganze wirkte, als würde es jeden Moment in sich zusammenstürzen oder hätte es, legte man die Regeln der Vernunft an, schon längst tun sollen.
Zwischenzeitlich schloß sie die Augen und lauschte auf die Geräusche um sich herum. Das Feuer aus den seltsam dürren, dornigen Ranken, die sie an einem der Hänge geschlagen hatten, knackte leise vor sich hin und verströmte einen würzigen, intensiven Geruch, der ein wenig beflügelnd wirkte. Die Guars hatten sich schnell wieder beruhigt, tappten mal hierhin, mal dorthin und kauten geräuschvoll an dürrem Gras oder ein paar Ästen, die sie im Bereich des Flußufers fanden. Alles in allem wirkte die ganze Szene sehr friedlich, aber Erynn fand keine Ruhe. Hier lag sie, am Fuße einer höchstwahrscheinlich daedrischen Ruine... so nah dran. Allein eine langgezogene Anhöhe trennte sie von der Anlage, die erschreckende, aber auch merkwürdig angenehme Erinnerungen an die Stunden weckte, die sie Mehrunes Dagons Reich verbracht hatte. Als sich die Sonne dem westlichen Horizont bereits weit genähert hatte, hielt sie es nicht mehr aus. Geschmeidig stand sie auf und begann, ihre Begleiter dabei ignorierend, die steile Anhöhe hinaufzuklettern, hinter der das Gemäuer lag. Wenigstens einen kurzen Blick wollte sie darauf werfen, und der Kamm oben dürfte sich als Beobachtungspunkt hervorragend eignen...
Oha... sie kann zaubern? Und das sogar brauchbar... Für einen kurzen Moment empfand Arranges einen seltsamen Anflug von ehrlicher Sympathie für Dreveni. Allerdings war der nur sehr kurz andauernde Abgleich, den er im Geiste zu dem Bild tat, sehr viel unheimlicher. Die Dunmer schritt mit einer Eleganz und absoluter Unantastbarkeit übers Wasser, dass sich Arranges für den Bruchteil einer Sekunde an Torrah erinnert fühlte. Er schüttelte den Gedanken ab und sogleich folgte wieder Neid und Abneigung ihr gegenüber.
Er musste sich nicht groß aus- oder umziehen, bei dem Kaiserlichen waren lediglich die Beinkleider nass geworden und so setzte er sich einfach nur ans Feuer und hing seinen eigenen Hedanken nach. Plötzlich bemerkte er, wie Erynn aufstand. Er sah ihr mit recht skeptischem Blick hinterher. Was zum Teufel hat sie jetzt schon wieder vor? Der Nekromant konnte sich keinen wirklichen Reim darauf bilden, was die Dunmer da auf dem niedrigen Kamm jetzt wollte, auf den sie zuging.
Etwas schwerfällig erhob sich der Magier ebenfalls und wollte ihr hinterher. Er hatte gerade einen Schritt getan, als er sich etwas stutzig umblickte. Wo waren die Guare? Bis vor einigen Augenblicken standen die Tiere noch beieinander, nicht weit vom Feuer und scharrten friedlich im sandigen Grund. Es dauerte einen Moment, bis der Kaiserliche die beiden Geschöpfe etwas abseits, gedrängt nebeneinander stehen erspähte. Eigentlich war nichts besonderes dabei, würden die Augen der Kreaturen nicht Bände sprechen. Völlige Verängstigung sprach aus den hellblauen Augen der beiden. Arranges zuckte leicht erschrocken zusammen und blickte sich alarmiert um. Er wollte schon der Schützin nach und sie darauf hinweisen, dass irgendwas nicht ganz stimmte, aber weiter als bis zu diesem Gedanken kam er gar nicht.
Plötzlich hallten einige grobe Worte, gesprochen von zwei, mehr als rauhen Stimmen, aus der Ruine herüber. 'Verdammt!' Knurrte Arranges, aber ehe er die Hand auch nur auf den Schwertknauf legen konnte, wuchsen links und rechts von ihm zwei... Dinge aus dem Boden. Buchstäblich. Blut, Innereien, Knochen und Metallsplitter drangen aus dem von Asche bedeckten Erdreich und türmten sich von ganz allein zu zwei humanuiden Gestalten auf. Das Ergebnis waren zwei massige Kreaturen, welche die pure Pestilenz verströmten.Untote. Sie erinnerten mit etwas Phantasie an Zombies, waren allerdings kein Stück vermodert oder verwest, im Gegenteil, es hatte eher den Anschein, als wären es frische Leichen, denen man die Haut abgezogen hätte. Die reine Aggression sprang ihn aus ihren dunklen Augen an und die Haltung der Monster allein war Aussage genug darüber, dass schlicht und einfach das Böse die Gedanken, welche diese Geschöpfe lenkten, entstehen ließ.
Dann ging alles so schnell, dass der Nekromant unmöglich folgen konnte, so sehr war er von dieser absolut fremden Erscheinung eingenommen. Arranges war sich sicher, dass er Untote gegen sich hatte und wollte eigentlich tun, was er in solchen Fällen immer zu tun pflegte: Sie einfach zu vertreiben. Subtil, einfach, schnell. Aber ehe er die Hand zum Zauber heben konnte, begannen seine Ohren plötzlich zu dröhnen und es war ihm vom einen auf den anderen Moment einfach unmöglich, Magie zu fokusieren. Den Zauber, der in getroffen hatte, hatte er gar nicht kommen sehen und im nächsten Augenblick spürte er, wie seine Muskeln am ganzen Körper begannen zu schmerzen und zu brennen. Er versuchte noch dagegenzuhalten, aber nach einem weiteren Augenblick musste er dem plötzlich viel zu schweren Gewicht seiner Montur und Waffen nachgeben. Wie eine leblose, leere Hülle, sackte Arranges zusammen. Das... wars? Aber die beiden Kreaturen taten nichts weiter, als auf ihn herabzustarren.
Er hörte, wie sich Schritte näherten, er wollte schreihen, aber sogar um seine Zunge zu heben, fehlte ihm im Moment der Wille, auch wenn er es noch so sehr versuchte.
'Eh! Ihr da!' Eine weibliche Stimme, streng, aber nicht wirklich aggressiv, eher leicht wütend, erscholl. 'Ja genau, ihr!' Arranges hatte keine Ahnung, wer oder was, da mit wem auch immer, reden mochte. Seine Sinne schwanden ihm für einen kurzen Augenblick, als er die Lider wieder hob, stellte er fest, dass die beiden Untoten verschwunden waren,stattdessen stand nun eine Frau neben ihm - zumindest ging er davon aus, bei dem, was er erkennen konnte. Eine Dunmerin in einer Glasrüstung, im klassischen Stil Vvardenfells, so eine, wie sie auch Jurano besaß. Die Person deutete auf ihn und sprach in die Richtung, in die Erynn zuvor verschwunden war: 'Was fällt euch eigentlich ein, einen Gefangenen in voller Rüstung und mit Waffen hier herumspazieren zu lassen?' Gefangener?! 'Nichtmal gefesselt... Ich sollte euch, statt diesem hier, Molag Bal opfern... steht nicht so dummdämlich herum, bewegt euch her und seht zu, dass der N'wah den Weg nach unten zum Schrein findet!' Ihre Stimme ließ keinen Zweifel daran, dass sie absolut meinte, was sie sagte. Opfern?! Völlige Verwirrung machte sich in dem Verstand des Kaiserlichen breit, aber dann schwanden ihm bereits wieder die Sinne...
[Dreveni]
Dreveni wunderte sich nur kurz, was Erynn vorhatte, sie selbst interessierte die Ruine auch, außerdem war das eine willkommene Gelegenheit, sich von Feryn und dem Traum abzulenken. Sie war etwas schneller als der Nekromant und folgte Erynn ebenso lautlos. Sie hatte den Kamm noch nicht ganz erreicht, da hörte sie ebenfalls die Stimmen. Aus Reflex griff sie zu ihrem Gürtel, aber ihre Waffen lagen alle ein paar Meter weiter unten am Feuer. Sie verfluchte sich selbst, sie stand wirklich noch neben sich, und versuchte herauszufinden, woher die Stimmen gekommen waren. Da wuchsen neben Arranges schon zwei Monster aus dem Boden. Eine bessere Bezeichnung fiel Dreveni dafür beim besten Willen nicht ein, die Kreaturen hatten etwas von Zombies, wirkten aber irgendwie frischer. Hektisch sah sie sich um, ob neben ihr und Erynn ebenfalls solche Kreaturen erscheinen würden, aber es blieb alles ruhig. Selbst Arranges sackte nur zusammen. Dreveni hatte damit gerechnet, dass sich die Monster sofort auf ihn stürzen würden, aber nichts weiter geschah, außer dass eine Dunmer zu dem Beschwörer trat. Als sie die nächsten Worte der Frau hörte, dämmerte Dreveni langsam, was in etwa hier los war.
Opfern? Arranges? Wunderbar. Was sollte sie jetzt tun? Ihr erster Impuls war zu tun, was die Dunmer von ihnen verlangte, allerdings durften sie nicht wirklich mit ihr reden, sonst würde sie schnell merken, dass Dreveni und Erynn nicht die waren, für die die Frau sie hielt. Außerdem wäre Erynn vermutlich nicht damit einverstanden, Arranges einfach zu opfern. Allerdings war das doch schon fast ein Wink des Schicksals... Fragend sah sie kurz zu Erynn während sie sich schon einmal langsam in Bewegung setzte. Sie wollte die andere nicht misstrauisch machen, und hoffte dass sich Erynn bald entscheiden würde, ob sie angreifen sollten oder nicht. Inzwischen näherte sie sich auch ihrem Bogen und dem Schwert, die nahe am Feuer lagen.
[Erynn]
Sie hielt inne, als sie eine ihr unbekannte Stimme hörte. Die dazugehörige Dunmerin sprach cyrodiilisch, und offenbar verwechselte sie die kleine Gruppe mit jemand anderem - was Glück im Unglück sein mochte, bedachte man die exotische und offensichtlich ausgezeichnete Glasrüstung, welche die Fremde trug, und ihre beiden widerwärtige Kreaturen, die Arranges zumindest vorübergehend gefechtsunfähig gemacht hatten. Die Biester waren wieder verschwunden, aber die Neun allein wußten, was diese Hexe noch aus dem Ärmel schütteln würde, sobald sie ihren Irrtum erkannte. Verflucht! Die Kriegerin schaute Dreveni an, die sich dem Augenschein nach nicht bemüßigt fühlte, das weitere Vorgehen zu entscheiden. Denk schnell, Erynn, denk schnell...
"Wir..." Erynn richtete sich auf und kam den Hang wieder herunter, trat zu dem Haufen, den ihre Waffen und Rüstung bildeten. "Es gab... eine Komplikation. Das vorbestimmte Opfer ist... nun, dieser Kaiserliche hier war jedenfalls nicht für rituelle Zwecke bestimmt. Das Opfer entschied, sich zur Wehr zu setzen und wurde im folgenden Gerangel getötet. Verzeiht uns, Sera..."
[Kultistin]
Der Mund der Dunmer verzog sich und nahm einen beinahe grausamen Zug an, wie das Gesicht im Gesamten wirken mochte, konnte man aufgrund des starren Halbvisiers nur erahnen. 'Was zum...? Was redet ihr da, Novize?!' Sie schaute wieder abfällig auf Arranges, der noch immer völlig unfähig sich zu bewegen, mehr oder weniger auf der Erde klebte und verpasste ihm einen Tritt in die Seite. Der Kaiserliche verzog nur leicht das Gesicht, während die Luft pfeifend aus seinen Lunge gepresst wurde. Zu sehr viel mehr war er schlicht nicht fähig. 'Das hier IST das vorbestimmte Opfer.' Die Dunmerin klang deutlich gereizt. 'Und jetzt nehmt ihm die Waffen ab, sammelt eure Ausrüstung ein und seht zu, dass er nach unten geschafft wird!' Abwartend blickte sie die beiden anderen Dunkelelfen durch das grüne Brillenvisier des Helms an.
[Dreveni]
Als Erynn sich endlich zum Handeln entschlossen hatte, tat sie in Drevenis Augen genau das Falsche. Sie sprach die andere nicht nur an, sondern erzählte ihr auch noch seltsame Geschichten, warum man Arranges nicht opfern sollte. Drevenis befürchtung, dass ihr egal war, welchen Kaiserlichen sie opferten, bestätigte sich dann auch gleich.
Dreveni wollte eigentlich nicht unbedingt nach unten in die Ruinen, wer wußte schon wieviele sich dort noch aufhielten. Erynn würde bestimmt einen Versuch starten Arranges zu retten, und Dreveni konnte sich da schlecht raushalten; und selbst wenn, würde sie vermutlich trotzdem ebenfalls Ziel der Angriffe werden.
Sie würde mit Erynn bald ein ernstes Wort über das Verhalten in solchen Situationen reden müssen, fast wäre ihr sogar Arranges lieber gewesen, der vermutlich ohne zu Zögern das Weib in Asche verwandelt hätte. Wenigstens ließ man ihnen ihre Waffen, und so begann Dreveni ihre Sachen zusammen zu packen.
[Erynn]
Erynn antwortete mit einem scheinbar unterwürfigen Nicken und griff nach ihren Waffen. Innerlich kochte sie, als sie sah, wie das verdammte Weib Arranges einen Tritt versetzte, aber es gelang ihr, einen unbeteiligten Gesichtsausdruck beizubehalten. Die Rüstung wieder anzulegen und so auf Zeit zu spielen, wagte sie nicht. Dann mußte sie eben aufpassen, daß sie selbst nicht getroffen wurde. Sie tauschte einen unmerklichen Blick mit Dreveni, war sich sicher, daß die Assassinin verstehen würde. Sie müßten schnell sein, bevor die Daedrapriesterin die Möglichkeit hatte, ein weiteres Mal diese scheußlichen Monster zu rufen.
Nur Augenblicke später jedoch sank ihr der Mut. Vier weitere Kultisten erschienen auf der Bildfläche, alle in langen, verzierten Roben und mit einer gewissen Ungeduld auf dem Gesicht. Scheinbar fragten sie sich, was die Frau in der Glasrüstung so lange aufhielt. Ein weiterer Blickwechsel mit Dreveni, und sie beide packten den Beschwörer bei den Armen und wuchteten ihn hoch. Zunächst blieb ihnen nichts anderes übrig als das Spiel mitzuspielen, bis sich eine Gelegenheit zu Kampf oder Flucht ergab.
[Kultistin]
'Na also, geht doch...' Sagte die Dunmer in der Vulkanglasrüstung und setzte sich dann in Bewegung, die beiden Dunmer folgten ihr mit Arranges. Ihr Weg führte sie direkt in die verwinkelten Mauern, mehr und mehr erinnerte der gesamte Eindruck an Mehrunes Dagons Reich und die Totenlande, nur, dass der Himmel nach wie vor seine normale Farbe behielt und es nicht wirklich heiß war oder wurde. Vor einer schief, ovalen und nichteinmal im Ansatz symmetrischen Tür, blieben sie stehen, die anderen Kultisten in den Roben schickten sich an, den Eingang, der sich selbst so dick wie eine Festungsmauer präsentierte, zu öffnen. In dem Gang dahinter war eine deutlich daedrische Architektur zu erkennen. Eine Treppe schraubte sich nach unten, schier endlos, bis sie schließlich in eine große Halle traten, die wohl so etwas wie ein Quartier für die Kultisten darstellte. Sie durchschritten den Raum und kamen dann über einige hundert Schritte durch einen naturbelassenen Gang. Plötzlich jedoch schlug ihnen eine gewaltige Hitze entgegen. Blutroter Feuerschein ließ erahnen, was sie sogleich erblicken würden. Nur einen Augenblick später bestätigte sich, was alle wohl gedacht haben mochten. Sie traten in eine gewaltige Höhle, deren Grund mit Magma gefüllt war. Ein schmaler Steg aus Felsen schraubte sich nach oben zu einer gemauerten Plattform, auf welcher die Statue von Molag Bal in typisch aggressiver Haltung zu sehen war.
'Da hoch, los, bewegt euch!' Erst hier wurde ersichtlich, dass die Dunmer in der schillernd grünen Rüstung wohl eher etwas wie eine Schreinwache war, denn nachdem sie diese Worte gesprochen hatte, postierte sie sich mit dem Blick in Richtung des Ganges und verharrte dort ohne eine weitere Regung. Die anderen Kultisten gingen ohne auf Erynn und Dreveni zu achten, nach oben zu der Statue des Daedras. Unter der Statue war teilweise ein großer Steinaltar zu erkennen, an welchem eine Vulkanglashellebarde lehnte, daneben stand eine Dunmer, in eine Robe gekleidet, die wohl deutlich für etwas, das man eine Hohepriesterin nennen konnte, stand.
[Erynn]
Erynns Verstand arbeitete fieberhaft, während sie zusammen mit Dreveni den schlaffen Körper des Beschwörers auf die Ruine zu schleifte. Er war aufgrund des Panzerhemdes und all des Gelörres, das er am Gürtel trug recht schwer, aber zu zweit hatten sie trotzdem keine ernsthaften Probleme deshalb. Ihr fiel auf, daß sich zwei der berobten Gestalten links und Rechts des Eingangsportals zum Schrein positionierten. Vielleicht handelt es sich bei denen um Anwärter des Covens, die dem eigentlichen Ritual noch nicht beiwohnen dürfen. Seltsam nur, daß wir eingelassen werden, obwohl uns scheinbar niemand hier kennt... sinnierte sie. Möglicherweise sind die beiden auch einfach nur zufällig an der Reihe damit, Wache zu halten. Letztendlich war es auch völlig egal. Zwei Leute am Eingang bedeuteten zwei Leute weniger, die sie jetzt begleiteten. Nachdem sie eine gefühlte Ewigkeit Treppen heruntergestiegen waren, erreichten sie eine Halle, die anscheinend Wohn- und Schlafsaal für die Kultisten darstellte. Dort blieben die anderen beiden Robenträger zurück, aber die Schreinwächterin in der Vulkanglasrüstung hielt sich weiterhin dicht hinter ihnen, so daß weder Erynn noch Dreveni die Möglichkeit hatten zu sehen, ob es in der Rüstung irgendeine Schwachstelle gab, in der man in einem unbeobachteten Moment einen Dolch hätte versenken können.
Es wurde wärmer, je weiter sie gingen. Viel wärmer. Die Kriegerin fühlte sich wieder einmal an die Totenlande erinnert, umso mehr, als sie den inneren Schrein schließlich erreichten. Aus einem Lavasee erhob sich ein mächtiger, bearbeiteter Felsen, gekrönt von einer überlebensgroßen Statue des Daedrafürsten Molag Bal, dessen steinerner Blick den gesamten Raum beherrschte. Für einige Herzschläge lang stand Erynn wie erstarrt vor Faszination, dann jedoch schlug die Nervosität zu. Um den Altar vor der Statue herum hatten sich mehrere Kultisten gruppiert, fünf an der Zahl, davon eine in einer leuchtenden, offensichtlich unverschämt teuren Seidenrobe. Sie schien die Hohepriesterin zu sein, denn alle anderen hielten gebührenden Abstand von ihr, während sie irgendwelche Vorbereitungen trafen, Kerzen entzündeten, irgendwelche Kräuter verbrannten und dabei unverständliche Worte murmelten. Erynn hörte nicht, was sie sagten, aber sie sah, wie sich die Lippen der Männer und Frauen bewegten. Sie alle waren Elfen. Altmer und Dunmer. Der Widerschein des Feuersees auf ihren Gesichtern gab ihnen etwas archaisches, erinnerte an längst vergangene und halb vergessene Zeiten, in denen es die Mer waren, die Nirn mit eiserner Hand beherrschten.
„Da hoch, los, bewegt euch!“ Die Bogenschützin wurde aus ihren Gedanken gerissen. Verdammt, verdammt, verdammt! Was jetzt? Das sind zu viele, um sie bekämpfen zu können... aber ich werde sicherlich nicht daneben stehen und zusehen, wie diese Irren Arranges aufschlitzen. Lieber reiße ich so viele von denen mit in den Abgrund, wie ich nur kann! Sie spannte sich und schritt langsam auf den schmalen Steg zu, der den Absatz, auf dem sie jetzt standen, mit dem Allerheiligsten verband.
„Nicht dorthin, ihr hirnlosen Schläger“, blaffte die Vulkanglasfrau, mittlerweile offensichtlich genervt. „Da hinauf!“
Erynn wandte den Blick etwas unsicher nach rechts. Sie bemerkte einen kleinen Durchgang, hinter dem ein natürlich entstandener, unbearbeitete Gang lag, der leicht nach oben anstieg. „Wer hat euch beide eigentlich losgeschickt, das Opfer auszuwählen?“ Die Wächterin kam näher, ihr drohender Blick wechselte von Erynn zu Dreveni und zurück. „Ich solltet besser anfangen, dieses Ritual ernstzunehmen. Der Herr Molag Bal ist niemand, der Dummheit verzeiht. Eben sowenig wie ich. Und jetzt geht und entledigt diesen da endlich seiner Rüstung! Ich will, daß er zum Höhepunkt der Anrufung gewaschen und gesalbt zum Altar geführt wird... Keine weiteren Fehler!“ zischte sie und wandte sich ab, scheinbar um ihren Platz für den Ritus einzunehmen, irgendwo unterhalb der Statue.
[Dreveni]
Sie schleiften Arranges zwischen sich in die Ruine, während Dreveni krampfhaft überlegte, wie sie da wieder heraus kommen sollten. Erynn würde mit Sicherheit versuchen, den Magier zu befreien, vielleicht sogar wenn es absolut aussichtslos war. Dreveni selbst hatte kein größeres Problem, Arranges zu opfern, auch wenn er dieses mal komplett unschuldig an der Situation war. Dreveni hatte die Dunmer auch nicht bemerkt. Aber es ergab für sie trotzdem keinen Sinn, wenn sich bei einem Befreiungsversuch sie beide auch noch opferten, und im Moment waren die anderen einfach in der Überzahl. Im Inneren der Ruine wurde es immer wärmer, je tiefer sie kamen. Schließlich kamen sie zur Quelle der Wärme, und anscheinend auch dem Schrein dieser Kultisten. Drevenis Gesichtszüge entgleisten für ein paar Sekunden, als sie sah, dass sich hier noch mehr Kultisten aufhielten, und ihre Chancen, das alles noch zu einem halbwegs gutem Ende zu bringen, gegen Null sanken. Als sie schließlich von der Dunmer in der Glasrüstung angeschnauzt wurden, sah Dreveni nur betreten zu Boden. Sie hatte längst fest gestellt, dass es keinen Schwachpunkt in der Rüstung gab, und so beschloss sie mitzuspielen so gut es ging. Auch wenn sie sich bei den letzten Worten ernsthaft ein Grinsen verkneifen musste. Arranges zu waschen, zu salben und dann zu opfern wäre wirklich ein schöner Gedanke.
Als sich die Dunmer abwandte, hielt sie mit Arranges im Schlepptau auf den Durchgang zu, worauf Erynn ihr folgte, ihr blieb auch kaum etwas übrig, wollte sie den Magier nicht fallen lassen. Dieser wirkte noch immer komplett weg getreten und nicht handlungsfähig. Nachdem der Gang eine scharfe Rechtskurve gemacht hatte, endete er in einem kleinen Raum. Dort stand eine Liege, sowie Krüge und Schalen mit Wasser, auf einem Stapel lagen weiße Leinentücher. Auf einem kleinen Tisch sah Dreveni noch Schüsseln die Cremes und Kräuter enthielten. Außerdem hing eine weite, weiße Robe an der Wand, diese sollte wohl dem Opfer als letztes Hemd dienen. Das ganze wurde etwas spärlich von Kerzen erhellt. Einen zweiten Ausgang gab es leider nicht. Sie legten Arranges vorsichtig auf den Boden, dann trat Dreveni dicht an Erynn und sagte leise zu ihr: "Und jetzt? Da draußen sind definitiv zu viele für einen offenen Kampf. Das wäre Selbstmord, und Arranges müsste am Schluss doch drann glauben. Ich wüsste auch nicht, wie man sie ablenken könnte, um an ihnen vorbei zu kommen." Abwartend sah sie Erynn an, obwohl ihr bewusst war, dass die andere Arranges vermutlich nicht im Stich lassen würde. Verflucht.
[Erynn]
Erynn warf Dreveni einen schiefen Blick zu, schaute dann auf Arranges herab, der zwar unfähig war sich großartig zu bewegen, ansonsten aber bei vollem Bewußtsein zu sein schien. Dann wandte sie sich ab und schlich den kurzen Gang zur Haupthalle wieder herunter, spähte vorsichtig um die Ecke. Die Kultisten hatten sich in einem Halbkreis um die Statue herum versammelt, die Gesichter dem steinernen Abbild zugewandt. Die hochelfische Hohepriesterin stand aufrecht, eine tönerne Schale in den hochgereckten Händen, während die übrigen Teilnehmer des Rituals knieend zu beiden Seiten des Altars verharrten. Die Hochelfin stimmte einen langsamen Singsang in einer Eynn unbekannten Sprache an, der auffallend dissonant klang. Die Worte kamen abgehackt, halb gesungen, halb geschrien und mit fanatischer Inbrunst ausgestoßen. Die Bogenschützin zog sich wieder zurück.
"Wie wir hier rauskommen?" reagierte sie stark verspätet auf Drevenis Frage, als sie die Kammer wieder erreicht hatte. "Genau so, wie wir hier reingekommen sind. Die Kultisten befinden sich alle auf dieser kleinen Insel in dem Lavasee, dort wo die Statue steht. Wenn wir uns im Schatten direkt an der Wand halten, können wir es aus dem inneren Schrein heraus schaffen. In der Halle davor sind zwei von diesen Kuttenträgern zurückgeblieben, am Ausgang der Anlage noch einmal zwei. Wir beide können die Gestalten still erledigen, bevor sie überhaupt merken, was los ist." Sie warf der Assassinin einen fast flehenden Blick zu. "Bitte, Dreveni. Wer sagt denn, daß wir zwei lebend hier rauskommen, selbst wenn wir... selbst wenn das Ritual wie geplant über die Bühne geht? Wir wissen gar nicht, was wir tun müssen. Diese Wächterin ist ohnehin schon mißtrauisch. Was glaubt Ihr, wird die mit uns machen wenn sie herausfindet, daß wir eigentlich gar keine Ahnung von all dem hier haben?"
[Dreveni]
Sie hörte Erynn zu, und musste ihr soweit zustimmen. Allerdings standen ihre Chancen ohne Arranges deutlich besser. "Je eher wir hier raus sind, desto besser, da muss ich euch Recht geben. Allerdings muss ich auch ganz offen sagen, dass unsere Chancen ohne ihn größer sind." Dabei deutete sie auf Arranges. Sie sah allerdings auch ein, dass das kein Punkt war, über den sie mit Erynn jetzt diskutieren konnte, wer wusste wie viel Zeit ihnen blieb. Sie kniete sich vor Arranges, nahm seinen Kopf ihn ihre Hände und drehte ihn so, dass sie ihm in die Augen sehen konnte. Obwohl sie nicht wusste, in wie weit er sie verstehen würde, sagte sie leise und eindringlich: "Arranges, wenn ihr hier lebend raus wollt, seid einfach einmal in eurem Leben still bis wir hier draußen sind und zickt nicht rum." Dazu sollte er zwar kaum in der Lage sein, aber sie wusste auch nicht, wie lang dieser Zauber wirken würde. Dann nahm sie ihn mit Erynn zusammen wieder in ihre Mitte und bewegten sich auf die Höhle zu. Die Kultisten befanden sich immer noch im Gebet um die Statue, so dass sie es tatsächlich schaffen konnte. Den Gesang so weit wie möglich ignorierend ging Dreveni leise an der Wand entlang. Inzwischen hatten sie Arranges an Armen und Beinen zwischen sich genommen, aus Angst die Kultisten könnten die Schleifgeräusche hören. Diese Befürchtungen waren allerdings unbegründet, als sie den Gang erreichten, der zu den Schlafgemächern führte, waren die Anhänger Molag Bals immer noch in ihr Gebet versunken und knieten vor der Statue.
In einer Kurve des Ganges legten sie Arranges ab, da sich vor ihnen zwei Dunmer befinden mussten. "Wir müssen beide gleichzeitig erwischen", sagte sie flüsternd zu Erynn, "Ich hoffe wir erwischen sie noch aus dem Gang heraus mit dem Bogen." Dreveni hatte natürlich nicht ihre komplette Ausrüstung mitgenommen, ein Teil lag noch bei den Guars, aber wenigstens ihre Waffen.
[Arranges]
Der Kaiserliche bekam nur die Hälfte mit. Er hatte zwar wohl die Augen geöffnet, hörte und sah recht deutlich, aber nur die Hälfte dieser Informationen drangen bis in sein Bewusstsein vor. Er stemmte sich vielmehr noch gegen die Magie, die ihn so sehr einschränkte und an ihm hing, wie Scheisse an der Stiefelsohle. Sie fesselte ihn regelrecht und Arranges wusste nur zu gut um ihre Wirkung bescheid, schließlich wandte er selbst diesen Zauber nur zu oft an. Allerdings hielt die Wirkung, selbst nach dem Ableben der beiden Kreaturen. Und das konnte nur eins bedeuten. Der Kaiserliche schüttelte sich innerlich, als ihm klar wurde, dass hier kein einfacher Zauber auf ihn einwirkte, sondern ein brachialer Fluch, der sich so lange halten würde, bis er einen Geistlichen oder Schrein aufsuchen würde, der den Bann brechen können würde. Er selbst hatte von Flüchen nur grundlegende Ahnung, war es doch nie sein tatsächliches Fachgebiet gewesen.
Dreveni riss ihn plötzlich aus seinen Gedanken. Ihre Worte drangen nur langsam zu ihm durch. Blödes Weib... was soll ich denn bitteschön machen können?! Er hätte diese Worte am liebsten herausgebrüllt, aber sogar um seine Zunge zu heben war er zumindest in diesem Moment zu schwach, es reichte lediglich für einen zähen Lidschlag und ein trockenes Glucksen. Dann spürte er, wie ihn die beiden Elfen hoch hoben und wegschleiften. Für einen kurzen Moment schwanden ihm die Sinne, als er wieder sehen und hören konnte, waren sie bereits heraus aus der inneren Schreinkammer...
[Erynn]
Erynn atmete ein wenig auf, als sie das Allerheiligste hinter sich ließen und sich in den gewundenen Gang stahlen, der dieses mit der Wohnhalle verband. Die erste Etappe war geschafft. Arranges reagierte nicht, als sie ihn im Schatten dicht an der Wand zu Boden gleiten ließen, und das machte Erynn Sorgen. Was für ein Zauber hatte den Beschwörer da bloß erwischt?
Drevenis Worte lenkten ihre Aufmerksamkeit wieder auf das vordringliche Problem, und sie griff leise nach ihrem Bogen und legte einen Pfeil auf die Sehne. Hatten die beiden Dunmerinnen schon mit Arranges im Schlepp nicht allzu viel Lärm gemacht, so hörte man jetzt keinen Laut, als sie sich langsam und umsichtig vorwärts schoben, bis sie in den großen Saal spähen konnten. Sie entdeckten die beiden Gestalten recht schnell. Sie nahmen ihre Aufgabe offenbar ernst und standen wachsam, allerdings war diese Wachsamkeit ausschließlich in genau die andere Richtung gerichtet als jene, aus der Erynn und Dreveni jetzt kamen. Die Bogenschützin gab ein Handzeichen: Ich die Linke, du den Rechten. Dreveni nickte zur Bestätigung und beide Frauen hoben ihre Bögen und legten an. Eine kurze Distanz, vielleicht zehn Schritte. Unmöglich zu verfehlen. Neben Erynn nickte die Assassinin unmerklich, woraufhin Erynn die Sehne fahren ließ. Beide Pfeile fanden nahezu zeitgleich ihr Ziel, Erynns durchschlug den Hals ihres Opfers, Dreveni hatte auf das Herz gezielt und getroffen. Die zwei Dunmer vor ihnen gaben kaum einen Laut von sich als sie, tödlich verwundet, zu Boden sanken. Erynn spürte Widerwillen in sich aufwallen, es gefiel ihr noch immer ganz und gar nicht, irgendwelche Leute abschießen zu müssen. Dann schob sie das Gefühl beiseite. Welche Wahl hatten sie schon?
"Weiter", flüsterte sie der Assassinin zu und schlich zurück in den gewundenen Gang, um Arranges einzusammeln.
[Dreveni]
Als sie die ersten zwei Wachen erledigten, lief alles glatt. Die beiden waren tot, bevor sie überhaupt merkten, was passierte, mit einem Angriff aus dem Schrein schienen sie nicht gerechnet zu haben. Sie holten Arranges, trugen ihn aber nicht sondern schleiften ihn wieder in ihrer Mitte über den Boden. Ganz so leise mussten sie jetzt auch nicht mehr sein, die anderen beiden Wächter sollten draussen stehen. Das war auch gut, denn es war ausgesprochen mühsam, den Magier die Stufen hinauf zu ziehen, da er zwischen ihnen wie ein nasser Sack hing. Ausserdem saß ihnen immer der Gedanke im Nacken, dass die Kultisten früher oder später merken würden, dass ihr Opfer verschwunden waren, und so beeilten sie sich. Kurz vor der Tür nach draussen in die Freiheit hielten sie kurz an, legten Arranges ab und warteten ein paar Sekunden, um wieder zu Atem zu kommen. Dreveni legte den Bogen ab, nahm den Dolch in die Hand, ihr Schwert hing inzwischen wieder an ihrem Gürtel und sah kurz zu Erynn. Mit dem Bogen brauchten sie nicht anfangen, so blieb ihnen eigentlich nur eine Möglichkeit: Die beiden Flügel der Tür aufzuziehen und zu hoffen, dass die Wachen dicht davor und mit dem Rücken zu ihnen standen. Erynn schien das ähnlich zu sehen, sie nickte ihr nur in stummen Einverständnis zu.
Sie gingen beide die letzten Meter auf die Tür zu, zogen die Türflügel auf und hatten tatsächlich Glück. Dreveni hatte schon halb befürchtet, sie würden an der Tür lehnen und ihnen entgegenfallen, aber sie standen nur einen knappen Meter vor ihnen. Blitzschnell umfasste Dreveni eine der Wachen von hinten und stieß ihr den Dolch in den ungeschützten Hals, seitlich behinderte sie der Kragen seiner Rüstung. Er gab noch ein paar gurgelnde Laute von sich, Blut quoll aus seinem Mund und lief über ihre Hand, dann sackte er zusammen. Sie fing ihn auf, so gut es ging und ließ ihn langsam zu Boden. Dann fand sie Zeit, zu Erynn zu sehen, allerdings nahm sie an dass alles glatt gelaufen war, da sie von dem anderen Wachmann nichts gehört hatte.
[Erynn]
Bevor sich Erynn zu Dreveni an das Portal gesellte, zog sie ihren Dolch aus dem Stiefel und nahm ihn fest in die rechte Hand. Es würde häßlich werden, das wußte sie jetzt schon. Mit einem Ruck zogen sie die Torflügel auf, und sie stürzte neben Dreveni aus dem Eingang, hob ihren Dolch über Schulterhöhe und hackte nach dem Wachposten, der ihr am Nächsten stand. Der Kerl mußte sie gehört haben, denn er drehte sich im selben Augenblick zu ihr herum. Die kurze Klinge, welche die Halsschlagader hatte treffen sollen, glitt am Kieferknochen des Wächters ab und führ mit einem dumpfen Geräusch in die Halskrause seiner Netchlederrüstung, die er unter der Robe trug. Er schien jedoch viel zu überrascht über den plötzlichen Angriff aus unerwarteter Richtung, als daß er großartig hätte reagieren können. Erynn riß den Dolch zurück, stach ein weiteres Mal zu. Diesesmal traf sie. Ein Schwall hellrotes Blut spritzte ihr ins Gesicht, bevor sie den Dunkelelfen von sich stoßen konnte. Angewidert wischte sie sich über die Augen, rannte gemeinsam mit Dreveni zurück in die Ruine und wuchtete sich den Beschwörer ein letztes Mal auf den Rücken.
Jetzt gaben sie sich keinerlei Mühe mehr leise zu sein, rannten so schnell sie es mit ihrer Last vermochten durch den Irrgarten aus Mauern, Säulen und herabgestürzten Steinblöcken, welche den Schrein säumten, den ganzen Weg zurück zum Flußufer, wo ihre Guars treu auf sie warteten. Die beiden Frauen hielten sich nicht mehr lange auf, zerrten den Magier auf das Packgestell des einen Guars und verschnürten ihn dort, damit er nicht herunterfallen konnte. In Windeseile folgte die Ausrüstung, welche sie früher am Tag zum Trocknen ausgelegt hatten. Wohin? Nach Suran konnten sie nicht; die Guars wieder über das Wasser bringen zu wollen, würde zu viel Zeit kosten. "Weiter nach Osten, in die Aschewüste hinein", rief sie Dreveni zu und gab sich damit gleichzeitig die Antwort auf ihre eigene Frage. Wohin sie dieser Pfad letztendlich genau führen wurde, wußte sie ebensowenig wie die Assassinin, zumal ihre einzige Karte die Flußdurchquerung nicht überlebt hatte. Aber das war erstmal zweitrangig. Sie alle waren lebendig und hatten es bis zu ihren Reittieren geschafft. Nur weg von hier, lautete jetzt die Devise. Erynn trieb den Guar an und versetzte ihm mit der flachen Hand einen Schlag auf die Flanke, gab ihm die Zügel und ließ ihn laufen, hinein in die vom Licht der Monde beschienene graue Einöde.
Arranges sah im Augenwinkel noch die Tür, welche aus dem Schrein herausführte, als er abgelegt wurde. Er spürte den kalten Stein und noch bevor die beiden Dunmer wieder zurückkamen, wurde er abermals von ausnahmsloser Schwärze umfangen...
Grobes Holpern und unangenehm harte Stöße im Nacken rissen Arranges viel zu plötzlich aus seiner Ohnmacht. Zu seiner Überraschung war er jedoch nach zweimaligem Blinzeln im Gegensatz zu davor, bei vollem Bewusstsein und nahm alles wieder ganz normal wahr. Der von dem Fluch ausgelöste, üble Muskelschwund war jedoch nach wie vor da. Verdammt! Insgeheim hatte sich Arranges noch gewünscht, dass er sich vielleicht getäuscht hatte und das doch nur ein normaler Zerstörungszauber gewesen war. Er hatte keine Ahnung, wie lange sie unterwegs gewesen sein mochten, aber als er unter größter Anstrengung den Kopf drehte, konnte er erkennen, dass nach der Laufrichtung der Tiere, rechts von ihnen der Morgen zaghaft heraufdämmerte. Moment! Rechts? Verdammt nochmal, wir... sind in die komplett falsche Richtung unterwegs... Arranges hatte die Karte nicht genau im Kopf, aber die grobe Route, mit den markanteren Landmarken wusste er noch und demnach lag Molag Mar in ziemlich genau südöstlicher Richtung, nach Telasero, einer alten dunmerischen Festung, wie er sich ziemlich sicher zu erinnern glaubte.
Zunächst brachte er kaum mehr als ein Krächzen zu stande, aber nach einigen Augenblicken, äußerte sich sein Missmut in einem wütenden, wenn auch heiseren, aber trotzdem sehr durchdringenden: 'STOOOP!'
Viel mehr als das blieb ihm kaum, der Fluch sorgte dafür, dass Arranges von seinem eigenen Kettenpanzer buchstäblich an den Guar geheftet wurde, ohne, dass er auch nur den Hauch einer Chace hatte, sich irgendwie hoch zustemme...
[Erynn]
Sie wußte weder, wie lange sie genau unterwegs waren oder ob sie sich überhaupt noch in die richtige Richtung bewegten, aber es war ihr gerade auch egal. Erynn wollte nur so viel Abstand zwischen sich und Bal Ur bringen wie irgend möglich. Dennoch hatte der Schrein sie irgendwie berührt. Aber wie dem auch sei: Mit einem Gott, der Menschenopfer forderte, wollte sie nichts zu tun haben. Also strich sie Molag Bal von der Liste der Daedrafürsten, über die sie gerne mehr erfahren wollte – zumindest fürs Erste.
In der Molag Amur sah alles irgendwie gleich aus. Eine Aschedüne reihte sich an die nächste, dazwischen krüppeliges Dornengestrüpp und Büsche mit grobfaserigen Blättern. Vereinzelt wuchsen Farne aus dem kargen Boden, deren blutrote Blüten viel zu zart für diese lebensfeindliche Umgebung wirkten. Dreveni und sie trieben die Guars über halbverwehte Trampelpfade, die alle natürlichen Ursprungs zu sein schienen, hofften dabei im Stillen, daß es ihnen zumindest halbwegs gelang, die Richtung nach Osten beizubehalten, je länger sie unterwegs waren.
Fast unbemerkt von Erynn ging die finsterste Stunde der Nacht vorüber. Das war der Moment, in dem Arranges seinen gekrächzten Befehl ausstieß. Mehr aus Überraschung über die unerwartete Wortmeldung zerrte die Elfin an den Zügeln und brachte ihr Reittier schlitternd zum Stehen. Dann drehte sie sich im Sattel um und musterte den Beschwörer mit einer Mischung aus Sorge, Erleichterung, Belustigung und Ärger darüber, daß das erste Wort, welches er seit langer Zeit von sich gab, bereits wieder im Befehlston über seine Lippen kam. „Was ist?“
[Arranges]
Was ist? Was ist? Was ist? ... Wie kann man nur so saudämlich sein?! Ein tiefes, kehliges und deutlich wütendes Knurren war im ersten Moment alles, was der Beschwörer von sich gab. 'Stell dich nicht dümmer als du bist, auch wenn das kaum möglich sein dürfte... Falls es dir nicht aufgefallen ist, wir sind in die wirklich komplett falsche Richtung unterwegs!' Wütend begann er ohne auf eine Antwort zu warten, unter sichtlich größter Anstrengung unter der Mithrilkette zu zappeln, bis er einerseits zornig feststellte, dass er verschnürt war und andererseits, sich kaum bis gar nicht gegen seine eigene Ausrüstung, welche er am Leib trug, stemmen konnte. 'Verfluchtes Blutauge, schau nicht so, mach mich endlich los!' Kleffte er, noch bevor Erynn tatsächlich überhaupt etwas sagen konnte.
[Dreveni]
Dreveni glaubte langsam wirklich, dass sie diesen Kultisten entkommen waren, als Erynn ihren Guar plötzlich anhielt. Das Arranges etwas gesagt hatte, war ihr entgangen, und so bekam sie nur den zweiten Teil seiner Rede mit, als sie sich zu Erynn gesellte. "Euch losmachen? Sicher nicht.", sagte Dreveni hörbar genervt zu Arranges. Sie hatten ihn durch diesen verfluchten Schrein geschleift, und jetzt kam nicht mal ein Wort des Dankes. "Die eurer Meinung nach richtige Richtung könnt ihr uns auch so zeigen."
[Erynn]
Für einige Augenblicke war Erynn so perplex, daß sie den Beschwörer nur wortlos anstarren konnte. Das darf doch nicht wahr sein! Von allen undankbaren, grantigen Holzköpfen bist du wohl der Schlimmste! Man faßt es nicht... Zum Glück füllte Dreveni die durch ihre Sprachlosigkeit entstandene Lücke, und just in diesem Moment war sie sehr froh, die Assassinin bei sich zu haben, oder sie hätte Arranges wahrscheinlich schlicht und ergreifend die Zähne eingeschlagen. "Ich werd dich höchstens noch knebeln, damit ich mir dein Gekeife nicht anhören muß", gab sie heftig zurück. "Sei lieber froh, daß du überhaupt noch lebst!" Erynn atmete einmal tief durch, aber diesesmal half es ihr nicht dabei, sich abzuregen. "Ihr mögt mir vergeben, großer Meister, aber wir waren zu beschäftigt damit, Euch aus den Händen der Daedraanbeter zu erretten, daß uns der rechte Weg wohl entfallen ist", fuhr sie mit vor Spott triefender Stimme fort. Jetzt, wo sie sich sicher war, daß es dem Kaiserlichen gut ging, war es um ihre Nachsicht geschehen. "Also, wenn du weißt wo es lang geht, dann rück endlich heraus damit!"
[Arranges]
Die Art und Weise der beiden Dunmer ließ die Flammen seines Zorns nur noch einmal höher lodern. 'Ja, denken und handeln überstieg deine Fähigkeiten schon immer, wobei ersteres allein schon ausreicht, um dich wochenlang zu beschäftigen um dann festzustellen, dass es doch zu nichts führt.' Dass man nicht sah, wie Arranges sich zitternd unter Kontrolle hielt, lag zum einen an dem spärlichen Licht und zum anderen daran, dass er nichteinmal zum Zittern richtig in der Lage war. 'Hättet ihr nicht den Guar auf umständlichste, aber recht erfolgreiche Art und Weise auf biegen und brechen ins Wasser getrieben und dabei unsere einzigen beiden Karten zerstört, hättet ihr schlicht nur ablesen müssen... Zeigen, kann ich den Weg auch nur in Folge einer Bewegung. Ihr wärt ohnehin sogar zusammen mit den Guaren zu dämlich, anhand meiner Worte den richtigen Weg einzuschlagen.' Auch wenn man es sonst nur am unterschwelligen Knurren seiner Stimme bemerken konnte, dass der Kaiserliche sichtlich wütend war, so konnten jene, die ihn gut genug kannten, auch jetzt im wenigen Licht der Dämmerung sehen, wo Adern an Hals und Schläfe ziemlich schnell ziemlich dick wurden.
[Dreveni]
Dreveni reichte es bei Arranges Worten. Sie hatte es wirklich nicht nötig, sich von diesem dahergelaufenem Beschwörer so beschimpfen zu lassen, nachdem sie ihn unter Einsatz ihres eigenen Lebens gerettet hatte. Sie baute sich vor dem Guar mit Arranges auf dem Sattel auf, holte aus und schlug ihn mit der flachen Hand erst einmal ins Gesicht. Dann beugte sie sich zu ihm hin, so weit seitlich dass er sie nur schwerlich anspucken konnte, und sagte drohend: "Ihr werdet euer dummes und unverschämtes Maul höchstens noch dazu aufreissen um uns zu sagen, welcher Weg der richtige ist. Ansonsten will ich nichts mehr von euch hören, sonst schlage ich fester zu und schmeiße euch danach gefesselt wie ihr seid an den Straßenrand. Früher oder später werden euch Banditen oder wilde Tiere finden, wenn das Schicksal euch gnädig ist vielleicht sogar bevor ihr wieder zu Bewußtsein kommt. Verstanden?" Dabei sah sie Arranges in die Augen und wartete auf eine Antwort.
[Erynn]
Die Kriegerin sagte nichts mehr, sondern blickte Arranges nur mit harten Augen an. Dreveni hatte alles gesagt, was es zu seinen Worten zu sagen gab. Der Beschwörer stand kurz vor der Explosion, so viel ließ sich unzweifelhaft erkennen, aber das interessierte die Elfin gerade nicht im geringsten. Warum auch immer du so ein undankbares Stück sein mußt. Man fragt sich wirklich, wer hier eigentlich blöd ist wie ein Haufen Pferdemist. Wenn wir Zeit gehabt hätten auf den Weg zu achten, dann hätten wir das schon getan. Arroganter Scheißkerl! Vielleicht, so zuckte es ihr kurz durch den Kopf, hätte sie doch auf Dreveni hören und Arranges in Bal Ur zurücklassen sollen. Warum zum Henker tu ich mir das immer wieder aufs Neue an...?
[Arranges]
Der Magier brauchte einen Augenblick. 'Ihr... droht mir? Wirklich?!' Der Ausdruck in den Augen des Beschwörers wurde plötzlich so kalt wie Eis und so schwarz wie die Nacht. 'Euer Schicksal wäre garantiert nicht besser als das Meine, wenn ihr verfahrt, wie ihr eben meintet, bevor ich euch sage, welche Richtung die richtige wäre. Über unzählige Meilen hinweg erstreckt sich das Land des Feuers, ihr würdet verdursten oder in einen der Lavaseen stürzen, die es weiter oben im Norden gibt, ehe ihr auf etwas stoßtet, das auch nur im Ansatz an Zivilisation erinnert.' Mehr sagte er nicht und es war klar, dass er auch weiter nichts sagen würde fürs Erste.
[Dreveni]
Dreveni hatte für Arranges nicht mehr als ein mitleidiges Lächeln übrig. "Ja, ich drohe euch. Ich bin gerade in der wunderbaren Position, genau das zu tun. Ich für meinen Teil kenne auch den Weg zurück, und werde mit Sicherheit auch vorwärts irgendwann irgendwo heil ankommen." Sie sah zu Erynn, und sprach weiter: "Langsam glaube ich wirklich, wir wären schneller, wenn wir uns von diesem Kerl befreien würden. Vielleicht kommt ja auch jemand vorbei, der dumm genug ist, ihm zu helfen. Ich für meinen Teil bin mit diesem arroganten Sack fertig." Danach schickte sie sich an, die Stricke zu lösen, die Arranges auf dem Guar hielten. Den Rest der Seile ließ sie in Ruhe. Sie würde ihn gerade ohne mit der Wimper zu zucken tatsächlich zurück lassen, aber es würde ihr auch vollkommen reichen, Arranges einen gehörigen Schreck zu versetzen und ihn in ein paar Stunden wieder einzusammeln. Hier gab es genug Dünen hinter denen sie ungesehen rasten konnnten.
[Erynn]
Warum eigentlich nicht? Zumindest für eine Weile... ich habe genau diese Situation oft genug durch, um mir das nicht länger bieten lassen zu müssen. Sie schaute Dreveni an, die einen Schritt von Arranges zurückgetreten war. Erynn konnte neben der verständlichen Wut auch den Schalk in ihren Augen blitzen sehen - ein kurzes, an die Assassinin gerichtetes Nicken, und die beiden Frauen wuchteten den Beschwörer ohne ein weiteres Wort zu verlieren von dem Packgestell herunter, lehnten ihn an einen Felsen und schwangen sich wieder auf ihre Reittiere. Als Erynn ihren Guar wendete sah sie aus dem Augenwinkel, wie Dreveni dem Beschwörer einen Wasserschlauch zuwarf: Scheinbar eine letzte spöttische Anspielung auf das schreckliche Schicksal, das die zwei Elfinnen seiner Prophezeiung nach in der Molag Amur erleiden würden. Dann trieben sie ihre Tiere zu einem gemächlichen Trab und folgten weiter dem Pfad, der sich zwischen den Aschedünen hindurchwand...
Der Kaiserliche hatte alles ohne weiteren Kommentar hingenommen, er war komplett mit seiner Wut beschäftigt. Auch der kleine, schwach glimmende Funke tief in seinem Innern, der aufschrie, als Erynn sich tatsächlich von ihm losmachte, verstummte unter dem Inferno, das in seinem Kopf wütete. Dann verreckt eben elendig! Mehr habt ihr auch nicht verdient! Hätte Arranges die Möglichkeit gehabt, hätte er wohl aufs Übelste randaliert, aber die Tatsache, dass er zusätzlich zu dem Fluch noch immer an Händen und Füßen gefesselt war... Moment! Gefesselt... Wie... dämlich bin ich eigentlich selbst?! Erst jetzt registrierte Arranges, dass er an Händen und Füßen nur mit einfachen Stricken gefesselt war. Absolut sinnloser Zorn entfachte gleißende Sphären an Fuß- und Handgelenken und pulverisierte die Fesseln regelrecht. Jedoch noch immer machtlos gegen den Fluch der Untoten, sackten die Arme des Kaiserlichen neben seinem Schoß auf den staubigen Grund. Mit den beiden Dunmer hatte er bereits abgeschlossen, zumindest für diesen Moment. Jetzt zählte nur das reine Überleben und egal wie desolat er aus so einem nüchternen Kampf praktisch immer hervorging, kam er auch genauso jedes Mal auch immer an einem Stück heraus, egal ob mit oder ohne Erynn. Jetzt kannst du doch nochmal gebrauchen, was die Grausamkeiten der Bruderschaft dir nützlichliches... angetan haben! Meldete sich eine finstere Stimme im Hinterkopf. Und der Nekromant ging voll und ganz auf sie ein. Ohne das sonstige Feingefühl, die generelle Rücksicht auf das Reich des Vergessens, die Auswahl derer, die für seine Zwecke geeignet waren, griff er einfach nach einer Seele im Totenreich und zerrte sie brutal durch die Barriere, die Mundus von dem zwielichtigen Zwischenreich trennte und presste sie mit Gewalt in die Hülle eines Skelettschergen. Das Band, welches zwischen ihm und der Kreatur bestand wurde davon beherrscht, dass Arranges anders als sonst, den Untoten regelrecht belagerte, die Seele, welche nicht wirklich wusste, wie ihr geschah, in einem stummen Kampf zerfetzte, so lange, bis nur noch Splitter übrig waren, die sich ihm wiederstandslos beugten. 'NA LOS!' Brüllte der Kaiserliche. 'STEH DA NICHT RUM, HILF MIR AUF!' Das war allerdings etwas, das Arranges in dieser Art noch nicht von seinen Beschwörungen verlangt hatte und plötzlich weigerte das Skelett sich doch wieder, seinen Befehl auszuführen. Du musst es dazu zwingen! Tu es...! Mit gewaltigem Nachdruck rang Arranges den Untoten im Geiste nieder, folgte der Stimme im Hinterkopf. Das Skelett wusste selbst nicht recht, was genau sein Meister von ihm nun ganz genau wollte, es würde, könnte aber nicht. Nur einen Augenblick später zerriss es das Gerippe in einer Wolke aus tausenden von unwirklichen Knochensplittern. Versager... dann zerstör eben dein Kettenhemd! 'NEIN!' Kleffte Arranges, erschrocken vor sich selbst auf. Der Panzer war der seines Vaters und...
Und plötzlich war das Dröhnen der Stimme weg, die heiße Wut verflogen und Arranges saß nur noch leicht verwirrt mit leerem Blick dort und schaute in die Richtung, in die die beiden Dunmer verschwunden waren, während er mit dem üblichen Groll grübelte, wie er wohl wieder von hier wegkommen würde. Sollen sie doch selber sehen, wie sie den Weg finden...
[Dreveni]
Sie lenkten ihre Guars noch ein Stück weiter den Weg entlang, solange bis sie ausser Sichtweite des Beschwörers waren. Wenn sie nicht gerade herumschriehen, dann sollte er sie auch nicht mehr hören. Dort nahmen sie das Gepäck von den Tieren und ließen sie nach Futter suchen, immer darauf bedacht, dass sie von der Straße weg blieben. Feuer entzündeten sie keines, solange wollten sie hier ohnehin nicht bleiben. Nur endlich ihre Sachen sortieren, die sie bei der kopflosen Flucht einfach wild durcheinander auf die Guars geworfen hatten. Schließlich saßen sie inmitten ihrer Sachen mit etwas gedörrtem Fleisch aus ihrem Proviant auf dem Boden. "Merkt Arranges auch mal, wenn er nicht mehr in der Position ist, sich so aufzuführen?", fragte sie Erynn, nachdem sie eine Weile geschwiegen hatten. Dreveni würde ihn am liebsten wirklich zurücklassen, und sie merkte gerade, dass sie sich später arg überwinden würde müssen, um ihn wieder einzusammeln. Von den Fesseln befreien würde sie ihn jedenfalls so schnell nicht.
[Erynn]
Erynn war hauptsächlich erstmal froh daß sie Zeit hatten, ihren Kram in Ordnung zu bringen. Sie haßte es, wenn ihre Ausrüstung durcheinander war und man nichts fand - unter Umständen konnte so etwas sogar lebensgefährlich sein. Als sie schließlich ihre Rüstung wieder angelegt hatte und gedankenverloren auf einem Streifen Trockenfleisch herumkaute, sprach Dreveni sie an. "Nein", antwortete sie und zog die Brauen in einer halb resignierenden, halb entschuldigenden Geste hoch. "Das heißt, er merkt es schon, und das macht ihn erst recht fuchsig. Mittlerweile lasse ich ihn meistens einfach zetern, aber das gerade war einfach zu viel. Vielleicht kommt er endlich mal ans Nachdenken, wenn wir ihn eine Weile dort sitzen lassen." Erynn deutete mit dem Daumen über die Schulter in die ungefähre Richtung, in der sich der Kaiserliche befinden mußte. "Er wird sich irgendwann schon wieder beruhigen, auch wenn das nach dieser Aktion hier etwas länger dauern dürfte als sonst..."
[Dreveni]
Dreveni sah eine Weile ins leere, bevor sie antwortete. "Er sollte sich besser beruhigt haben, bis wir ihn holen, sonst bleibt er dort liegen." Inzwischen hatte sie ihren Kamm gefunden, und setzte fort, was sie vorhin begonnen hatte, immerhin waren ihre Haare inzwischen getrocknet, auch wenn sie immer noch ein paar Blätter fand, die im Fluß getrieben waren. "Ich habe jedenfalls keine Lust mehr, die Launen von dem zu ertragen, nur weil der sich nicht im Griff hat. Wir finden diese Echse bestimmt viel besser ohne ihn." Ihr war klar, dass Erynn den Magier nie zurücklassen würde, aber noch wollte sie nicht aufgeben. "Und ihr unterstützt ihn auch noch, weil er sich euch gegenüber anscheinend benehmen kann, wie es ihm beliebt. Diese Aktion wird sowieso nicht als wirklicher Dämpfer reichen, ich fürchte bei dem ist wirklich alles zu spät." fügte sie noch leise grummelnd hinzu während sie ihre Haare wieder zu einem Zopf flocht.
[Erynn]
"Ich finde Mittel und Wege, Dreveni, keine Sorge." Sie grinste schief. "Dauerhaft ändern läßt der sich eh nicht mehr, der lernt nichtmal durch Schmerzen. Glaubt mir." Erynn holte einmal tief Luft und kratzte sich am Kopf. Ein kleines Aschewölkchen löste sich aus ihrem Haar und trieb träge davon. Sie schaute ihm versonnen nach, dann platzte sie heraus: "Er ist arrogant, lernresistent, launisch, verzogen und manchmal einfach nur kindisch! Außerdem hab ich keine Ahnung, wie er bei seiner Art zu kämpfen bis heute überlebt hat. Bringt sich dauernd in die unmöglichsten Situationen und ich hab hinterher den Ärger, wenn ich ihn wieder zusammenflicken darf! Jedesmal! Aber nein, der Herr weiß es natürlich besser... keine Wildsau wäre so stur und würde so oft mit dem Schädel gegen die gleiche Wand rennen wie der da... und trotzdem glaubt er mir sagen zu können wohin ich gehen und mit wem ich mich nicht rumtreiben darf! Manchmal... ach, keine Ahnung", knurrte sie.
[Dreveni]
Als Dreveni sah, wie sich Erynn am Kopf kratzte und eine Aschewolke davon flog, die sie zwar beobachtete, aber sonst nichts tat, verzog sie leicht den Mund. Wie kann einem sein Aussehen nur so egal sein? Der Schimpftirade auf Arranges hörte sie nur noch mit unbewegtem Gesicht zu. Erynn musste wirklich etwas an dem Tyrannen finden, sonst hätte sie ihn schon längst in die Wüste gejagt, etwas was Dreveni beim besten Willen nicht nachvollziehen konnte. Und doch gab es ihr wieder diesen Stich, dass sogar ein Ekel wie Arranges jemanden zu haben schien, der sich um ihn sorgte. Sie wusste dass sie auch allein zurecht kam, aber trotzdem.... Halb unbewußt setzte sie sich währendessen näher zu Erynn und begann, ihr den Staub aus den Haaren zu kämmen. "Manchmal was?" fragte sie leise an Erynns Ohr. Natürlich wusste sie nicht, ob Erynn das überhaupt recht war, aber sie konnte es gerade wirklich nicht mehr sehen, und Erynn selbst machte auch keine Anstalten, sich wieder in Ordnung zu bringen, nachdem sie ihre Rüstung angelegt hatte.
[Erynn]
Die Elfin wunderte sich zwar, als sich Dreveni begann sich an ihrem Haar zu schaffen zu machen, ließ sie aber gewähren. So wie es ziepte, als die Assassinin ihr den Kamm durch die Mähne zu ziehen, mußte sie tatsächlich recht wild aussehen. "Manchmal... hab ich wirklich keine Ahnung mehr, wie ich damit umgehen soll. Arranges kann sehr besorgt um mich sein, dann wieder ist er ein absolutes Ekel, an einem Tag besitzergreifend und am nächsten würde er mich am Liebsten zum Sharmat jagen... warum muß dieser Kerl bloß alles so kompliziert machen?" Sie schüttelte den Kopf, aber nur ganz leicht, um Dreveni nicht den Kamm aus der Hand zu schlagen. "... und vor allem frage ich mich: Warum laß ich mich jedesmal davon überrumpeln?" Dann seufzte sie leise, lehnte sich ein wenig zurück und begann, Drevenis Bemühungen einfach nur zu genießen. Die letzte Person, die ihr die Haare gekämmt hatte, war eine völlig verstörte Gatheringnovizin gewesen, die Erynn nach ihrer schrecklichen Entstellung kein Wort mehr sprechen gehört hatte. Im Gegensatz dazu war die jetzige Situation kein bißchen skurril. "Egal. Ich will das gar nicht zu Eurem Problem machen, die Lösung muß ich schon selber finden, wenn es denn eine gibt... seh ich wirklich so zerzaust aus, wie es sich gerade anfühlt?"
[Dreveni]
Dreveni musste auf Erynns Frage hin leicht grinsen. "Ja, wenn ihr euer Haar noch öfter so zerzauseln lasst, hilft nur noch abschneiden.", antwortete sie. Gleichzeitig musste sie daran denken, welche Geduld Mordan eigentlich aufgebracht hatte, als er ihr die Haare entwirrt hatte, als sie noch klein gewesen war. Sie wusste nur noch, dass er sie meistens erst einmal einfangen musste, für Geziepe hatte sie auch nicht viel übrig gehabt, wobei sich Mordan wirklich geschickt angestellt hatte. "Wieso meint ihr, mit Arranges umgehen zu müssen? Quält ihr euch gerne selbst?" Dreveni hoffte dass das nicht allzu schnippisch klang, denn so war es nicht gemeint. Ausserdem interessierte es Dreveni wirklich. Wieso gab man sich lieber mit so jemandem ab und ließ sich wie Dreck behandeln statt allein zu bleiben? Inzwischen hatte sie alle Knoten aus Erynns Haar gekämmt und begann es mit ein paar Haarnadeln zu einem Knoten im Nacken festzustecken, wobei sie seitlich ein paar kürzere Strähnen raushängen lies. So würde es nicht gleich wieder total zerzaust sein.
[Erynn]
"Gute Frage." Sie tastete vorsichtig nach dem kunstvollen Gebilde an ihrem Hinterkopf. "Ich muß es eigentlich gar nicht, außerdem bin ich nicht allein. Aber... Ich habe ihn irgendwann schätzen gelernt in der recht langen Zeit, die wir jetzt schon zusammen unterwegs sind, so seltsam das vielleicht klingt. Das war sicherlich nicht immer so, besonders zu Anfang nicht - irgendwann haben wir uns dann zusammengerauft und uns, wie ich Euch schonmal sagte, immer wieder gegenseitig aus der Klemme geholfen. Das verbindet schon irgendwie... Ach, verdammt! Ich mag den alten Bockskopf einfach!" Erynn verzog das Gesicht ein wenig, so als wüßte sie nicht genau, ob sie sich deswegen über sich selbst ärgern sollte oder nicht. "Zudem", fuhr sie fort, "weiß ich gerade gar nicht, was ich sonst mit mir anfangen sollte, wenn ich nicht mit Arranges auf diese Jagd ginge. Es ist zu viel passiert, als daß ich dem Beschwörer jetzt einfach sang- und klanglos den Rücken kehren und zurück zu meinem Gildenhaus reiten zu können."
[Dreveni]
Dreveni wusste zuerst nicht, was sie darauf erwiedern sollte. Wenn die andere darauf stand, sich von Arranges so behandeln zu lassen, dann war das wirklich nicht ihr Problem. Sie sah eine Weile gedankenverloren ins Nichts, während sie wieder an Feryn denken musste. Er hatte sich nie benommen wie Arranges, ausser natürlich da, wo er sie eiskalt verraten und dem sicheren Tod überlassen hatte. Aber selbst das war irgendwie etwas anderes gewesen. Vermutlich war Arranges zu soviel kalkulierter Hinterhältigkeit gar nicht in der Lage, Dreveni sah in ihm nur einen Choleriker, sonst nichts. Sie zweifelte aber auch nicht daran, dass es bei seinen Wutanfällen durchaus irgendwann einmal Tote geben würde. "Ihr solltet dennoch aufpassen. Ich halte Arranges für unberechenbar, wenn er seine Aussetzer hat, und er wäre nicht der erste, der jemanden im Affekt erschlägt oder verstümmelt.", sagte sie leise zu Erynn, wobei sie auf den Boden vor sich sah.
[Erynn]
"Das könnte mein Pferd auch, wenn es austickt", antwortete Erynn weit selbstsicherer als sie sich fühlte. Sie wußte nur zu gut was geschehen konnte, wenn die Vernunft sich bei dem Beschwörer vorübergehend abmeldete. Aber genau genommen wollte sie das mit Dreveni nicht diskutieren. Am Liebsten wollte sie diese Szenen auch vor sich selbst ausblenden, so unvernünftig das auch sein mochte. Die Elfin beschloß, den Spieß umzudrehen. Langsam aber sicher hatte sie genug von sich preisgegeben. Jetzt war die Assassinin an der Reihe: "Warum sorgt Ihr Euch so deswegen? Es klingt fast, als hättet Ihr dazu ein bestimmtes Ereignis im Kopf... außerdem habt Ihr vor nicht allzu langer Zeit selbst noch versucht, Arranges und mich zu töten, wenngleich das mit Affekt wohl nicht viel zu tun gehabt haben dürfte. Woher also dieser Sinneswandel?"
Erynn wollte es wirklich gern wissen. Dreveni verhielt sich doch sonst nicht so widersprüchlich...
[Dreveni]
"Ganz einfach, es zahlt mich keiner dafür, euch jetzt umzubringen. Ich hätte euch nicht getötet, weil ich wütend war oder einen Hass auf euch hätte. Es ist nichts persönliches wenn mir jemand einen Auftrag gibt." Erynn schien wirklich wenig bis gar keine Ahnung von diesen Geschäften zu haben. Der anderen Frage wich sie zuerst aus, das mit Feryn war tatsächlich etwas anderes gewesen. Oder doch nicht? "Und... Und wegen der anderen Sache..." Was sollte sie sagen? Sie konnte selbst tatsächlich die meiste Zeit noch kaum fassen was sie getan hatte. Auch dass sie schon vorher völlig die Kontrolle über sich verloren hatte, als sie Feryn nicht gleich getötet hatte, wie es ihr Auftrag war. "Nun ja, manchmal ist man anderen Menschen oder Mer gegenüber einfach blind." Während sie gesprochen hatte, hatte sie vor sich mit den Fingern in einem Häufchen Asche gestochert. "Gerade wenn man denkt man würde ihnen nahe stehen." Mehr wollte sie Erynn gegenüber auch nicht zugeben, für ihren Geschmack war das schon mehr als genug.
[Erynn]
„Und wenn das noch einmal jemand täte? Euch bezahlen, meine ich? Würdet Ihr mir dann eiskalt einen Dolch in den Rücken treiben, wenn ich mich umdrehe? Wärt Ihr dazu fähig? Arranges mag sich mitunter benehmen wie die Axt im Walde, aber ihm kann ich trauen.“ Erynn sah der anderen ernst in die Augen. „Ihr fragt mich, ob ich es wirklich nötig habe, mit ihm herumzuziehen. Ich weiß auch wie es wirkt, wenn ich seine Beleidigungen wortlos hinnehme... Laßt mich Euch eine Gegenfrage stellen: Habe ich es denn nötig mich von jemandem belehren zu lassen, der bereits versucht hat mich zu töten? Von jemandem, bei dem ich mir nie sicher sein kann ob er es nicht noch einmal versuchen würde, mit dem Hinweis, es sei nichts Persönliches?“ Sie atmete hörbar aus. „Vielleicht bin ich blind Arranges gegenüber. Vielleicht paßt meine Art mit ihm umzugehen aber auch nur nicht in Euer Konzept, wie Ihr glaubt, daß die Dinge laufen sollten.“ Erynn beobachtete, wie Drevenis Finger fast unsicher durch die feine Asche auf dem Boden fuhren, als wollte sie mit dieser Handlung irgend etwas überspielen und ihre Stimme wurde etwas weicher, als sie fortfuhr: „Aber an Eurem Gesicht sehe ich, daß Ihr tatsächlich an eine bestimmte Situation denkt, die Euch widerfahren ist...“
[Dreveni]
Eigentlich hatte sie nicht vorgehabt, Erynn zu belehren, sie wollte sie eher warnen. "Vertrauen ist ein interessantes Konzept...", setzte sie an. Tatsächlich tat Dreveni genau das, was Erynn sie gerade fragte. Sie rechnete immer damit, dass ihr jederzeit jeder in den Rücken fallen konnte. "Ich hätte jedenfalls keine größeren Gewissensbisse, wenn ich euch oder Arranges doch noch umbringen sollte. Allerdings arbeite ich gerade für euch, und damit habt ihr - zumindest im Moment - eine gewisse Sonderstellung." Sie überlegte, ob sie auf Erynns letzten Satz eingehen sollte, und betrachtete derweil ihr Gesicht. Trotz der Narben hatte es immer noch etwas unschuldiges, wenn sie Dreveni mit ihren großen Augen ansah. Ausserdem war die andere wirklich hübsch, wenn sie nicht immer so zerrupft rumlaufen würde. "Es gab schon viele Situationen, in denen ich besser daran tat, dem anderen nicht zu vertrauen.", antwortete sie schließlich ausweichend. Sie konnte allerdings nicht verhindern, dass sich wieder dieser verbitterte Zug um ihren Mund legte, der ihr selbst schon aufgefallen war, nachdem sie nach dem Mord an Feryn wieder zuhause bei Cheydinhal in den Spiegel geblickt hatte.
[Erynn]
"Nun, dann weiß ich wenigstens, woran ich bin", antwortete die Kriegerin, doch in ihrer Stimme lag keine Schärfe. "Es wird Euch vielleicht überraschen, aber ich habe genau diese Diskussion schon mit Arranges geführt, vor einer ganzen Weile. Es ging ebenfalls um Vertrauen, und warum es so unklug ist - oder auch nicht. Vielleicht könnt Ihr Euch das in Eurem Beruf tatsächlich nicht leisten, aber... es gibt Situationen, in denen man allein hilflos ist. Eine solche ist auch der Grund, weshalb ich hier bin, aber das nur am Rande. Vor allem muß es furchtbar einsam sein. Laßt mich Euch eine weitere Frage stellen: Wofür lebt Ihr? Woran freut Ihr Euch, und mit wem teilt Ihr diese Freude? Oder Euren Kummer? Macht Ihr all das mit Euch alleine ab, weil Ihr niemandem so weit trauen könnt, etwas von Euch preiszugeben? Werden Euch nicht irgendwann auch die schönen Dinge zur Last, wenn ihr sie niemandem zeigen könnt? Mir jedenfalls würde das Herz davon wohl irgendwann so schwer, daß es einfach aufhören würde zu schlagen..."
[Dreveni]
Dreveni hätte es tatsächlich interessiert, was für Ansichten Arranges zu dem Thema hatte - allerdings nur in der Hoffnung, seine schwachen Punkt zu finden. Erynns Ansichten jedenfalls fand sie schon fast rührend, und ziemlich naiv. "Ich glaube nicht, dass mir auch nur einer meiner Auftragsgeber vertraut hat, weil er allein nicht mehr weiterkam. Ich hoffe doch wirklich nicht, dass ihr diese Art von Zweckgemeinschaft als Vertrauen bezeichnet. Vertraut ihr mir vielleicht?" Sie sah Erynn für ein paar Sekunden prüfend in die Augen. "Was das andere angeht: Ja, ich mache alles mit mir selbst aus. Zur Not könnte ich mit Mordan sprechen, wenn ich das Bedürfnis hätte." Dass sie es nicht fertig gebracht hatte, mit ihm über Feryn zu sprechen, bevor sie ihm das Stilett in den Rücken stach, kam kurz an den Rand ihres Bewußtseins, sie verdrängte es aber gleich wieder. "Davon abgesehen bringt es meiner Meinung nach überhaupt nichts, seinen Kummer anderen Leuten um die Ohren zu schlagen. Dadurch ändert sich überhaupt nichts, was geschehen ist, es macht auch.... ach, egal." Der letzte Satz hatte schärfer und bestimmter geklungen als beabsichtigt. "Und ganz so freudlos ist mein Leben auch nicht. Auch wenn es vermutlich schwer zu verstehen ist, ich mag meine Arbeit. Ausserdem muß man nicht sein Seelenleben vor anderen ausbreiten, um ihnen für eine gewisse Zeit nahe zu sein." Sie hoffte dass Erynn verstand, was sie ihr mit diesem Satz sagen wollte, aber sie war sich bei der jüngeren Dunmer gar nicht so sicher.
[Erynn]
Erynn warf Dreveni einen prüfenden Blick zu, forschte in ihrem Gesicht nach weiteren Reaktionen. Sie hatte irgendetwas angekratzt, so jedenfalls schloß sie aus dem heftigen Tonfall, der in gewissem Gegensatz zu den Worten der Assassinin stand. "Ihr habt mir eben selbst gesagt, daß ich Euch nicht trauen kann. Schade eigentlich, aber ich bin auch nicht darauf angewiesen, nur, falls ich diesen Eindruck bei Euch gerade erweckt haben sollte. Ich bin auch nicht hier um Eure Seele zu retten, sondern nur meine eigene."
Sie ließ das Thema fallen und richtete sich an einer Düne, die sich in ihrem Rücken auftürmte, häuslich ein. "Wie dem auch sei, ich bin dafür, daß wir uns zumindest für ein paar Stunden ein wenig hier ausruhen. Der Beschwörer ist in Hörweite, und ein Pfeil überbrückt die Entfernung schnell genug, falls irgendwas sein sollte." Bald begann sie, mit halbgeschlossenen Lidern zu dösen. Wirklich schlafen wollte sie nicht, schon gar nicht nach diesem Gespräch gerade eben. Wenngleich... Doch, Dreveni, ich vertraue dir. Jedenfalls für diesen Moment und so lange ich es muß. Bis wir den Verräter gefunden haben...
Ein Plan reifte langsam in ihr, was sie mit Gumora anstellen würde, wenn sie ihn gestellt hatten. Ein finsterer Plan, der wohl auch Arranges und Dreveni überrascht hätte, hätten die beiden jetzt in ihren Kopf schauen können. Sie wußte genau, wie die beiden über ihre Ansichten dachten, aber weder Nekromant noch Assassinin schienen zu begreifen, daß sie längst nicht mehr so weich und manipulierbar war, wie sie glaubten. Sie würden sich schon noch wundern. Allen voran aber würde sich Gumora wundern... wenn er noch die Zeit dazu fand.
Der Kaiserliche döste für einige Augenblicke ein, nachdem ihn plötzliche Müdigkeit befallen hatte, nur, um kurz darauf wieder hochzuschrecken, ohne, dass er gewusst hätte, warum. Mühsam drehte er den Kopf zur Seite und sah... nichts. Nicht wie sonst lag Erynn mehr oder weniger friedlich schlafend neben ihm, das Feuer fehlte und die Guare auch. Guare? Für einen kurzen Augenblick zweifelte Arranges doch ernsthaft an seinem Verstand, als ihm wieder kam, warum er hier war und warum Erynn vor allem nicht hier war. Die Assassinin vermisste er kaum, lediglich die Septime, die er ihr in den Rachen geworfen hatte, ohne, dass sie bis jetzt großartig etwas dafür getan hatte, im Gegenteil irgendwo war sie dafür verantwortlich, dass er jetzt hier in dieser Wüste aus Staub und Asche saß, mit einem Wasserschlauch, gerade eine Armlänge entfernt, der ihn spöttisch anzugrinsen schien, Erynn ließ diese seltsame Hilflosigkeit mit ihrer Abwesenheit nur noch erschlagender wirken.
So sehr es dem Nekromanten insgesamt wiederstrebte, aber fast automatisch geriet er an den Gedanken, dass Erynn doch sehr viel wertvoller - fernab jeglichen Sachpreises, wie zu Beginn - für ihn geworden war, als er es sich überhaupt eingestehen wollte. Und jetzt, da ihm tatsächlich bewusst wurde, dass sie sich wirklich in der Lage befand, sich einfach aus seiner Gesellschaft zu lösen, wann es ihr beliebte und er es nicht verhindern können würde, versetzte ihm das einen doch sehr schmerzhaften Stich, der nahe dem oder sogar gleichberechtigt mit der empfundenen Eifersucht auf Dremoras damals, war. Andererseits jedoch würde... so etwas schlicht und ergreifend Schwäche bedeuten. Im Endeffekt würde ich mich in einer ähnlich prikären Lage befinden, wie nach der Reise in Sheogoraths Reich mit Meryann... oder, was noch viel schlimmer war, die Sache vor... 8 Jahren? Unwillkürlich wanderte sein Blick in den Himmel, wo sich am östlichen Horizont nun sehr deutlich über die Hügel der Molag Amur hinweg, das Morgenrot ankündigte, einem unterbewussten Gedanken folgend, glitten seine Augen über das Firmament, bis sie schließlich gefunden, wonach der Kaiserliche gesucht hatte. Azuras Stern. Wie praktisch alle Himmelskörper war auch sein Stand am Himmel Aussage über die Jahreszeit und das Fortschreiten der Tage. Arranges zog kurz die Augenbrauen zusammen, während er zurückrechnete.
Vor etwa 18 Tagen hat mein 33. Lebensjahr begonnen. Noch zwei Jahre und ich habe den Durchschnitt geschlagen... Dachte der Magier bei sich, als er plötzlich eine Bewegung im Augenwinkel neben sich wahrnahm. Ganz schlechter Zeitpunkt... Schoss es Arranges durch den Kopf, als er sich praktisch im gleichen Moment darüber gewahr wurde, dass er sich nicht bewegen konnte. Langsam drehte er den Kopf zur Seite. Eine kleine Kreatur, von Form und Farbe her erinnerte sie direkt an eine Made oder einen Holzwurm, war neben ihm aus dem Erdreich gekrochen und beäugte nun misstrauisch den Arm des Kaiserlichen, der ganz leicht zuckte. Ein Kwama? Arranges kannte praktisch kaum ein Tier von Vvardenfell beim Namen, aber diese Geschöpfe kannte er sehr gut, wenngleich er jetzt zum ersten Mal eines in echt und in Farbe sah, aber Kwamaeier waren so ziemlich das einzige Exportlebensmittel aus Vvardenfell, zudem hatte Meister Jurano einige Zeit lang Studien zu diesen Geschöpfen betrieben, von denen Arranges unweigerlich einiges mitbekommen hatte. Das kleine Geschöpf war fast so lang wie sein Unterarm und hatte etwa den Durchmesser seines Oberschenkels. Während das Ende der weich gepanzerten Kreatur relativ spitz zulief, bestand der Kopf im Wesentlichen aus einem runden Schlund, dessen Rand von kleinen, angelhakenartigen Zähnchen gesäumt war. Darüber waren drei senkrecht zum Mund stehende dunkle Schlitzaugen zu sehen. Hässliches kleines Biest. Als hätte der Kwama gehört, was Arranges dachte, hob er plötzlich den Kopf und schaute Arranges direkt in die Augen. Ein würgender Laut drang aus dem sich jetzt öffnenden Schlund hervor. Der Magier drehte blitzschnell gerade noch rechtzeitig den Kopf auf die andere Seite und spürte im selben Moment noch, wie eine zähe, dunkelgrüne Flüssigkeit seine zuvor dem Kwama zugewandte, linke Wange streifte und sofort anfing zu brennen wie Feuer. 'Ekelhafte kleine Kreatur!' Fluchte Arranges, hüllte sich in eine beschworene Rüstung und rief zugleich ein Skelett. Ein seltsam elastisches Knarzen war zu hören, als der Untote seine rostige Axt durch den Chitinpanzer des Kwamas trieb und ihn somit zweiteilte...
Auf Erynns letzten Satz reagierte Dreveni nur indem sie sie mit hochgezogenen Augenbrauen ansah. Ziege. Der schnippische Ton war ihr nicht entgangen. Dreveni für ihren Teil brauchte sowieso niemanden, der sie rettete. Vor was auch. Das mit Feryn würde sich auch noch geben, vielleicht war es auch einfach doch keine gute Idee gewesen, jetzt nach Morrowind zu gehen. So lange war die ganze Sache ja auch noch nicht her. Erynn schien zu schlafen, bemerkte sie, als sie sie unter halb geschlossenen Liedern beobachtete. Dreveni selbst ruhte sich nur etwas aus, es war ohnehin zu gefährlich, wenn sie beide schlafen würden. Außerdem sollten sie auch nicht zu lange rasten, sonst würden sie Gumora niemals einholen.
Sie betrachtete die graue Landschaft, über die der Wind immer wieder kleine Fahnen aus Asche trug, und dachte an die Morag Tong. So sonderlich viel wusste sie nicht über diese Gilde, nur dass sie die Erzfeinde der dunklen Bruderschaft war, und nach einer ganz anderen Moral und anderen Grundsätzen handelte. Vermutlich waren sie der Einstellung, die Dreveni von Mordan gelernt hatte, sogar näher als die Bruderschaft. So oder so, ihre Welt wäre das nicht. Sie brauchte die Freiheit, jederzeit entscheiden zu können, welchen Auftrag sie annahm, und prinzipiell auch jederzeit gehen zu können, ohne dass sie eine ganze Gilde am Hals hatte, weil sie deren Ehre beschmutzt hatte oder ähnliches. So wie Feryn. Was hatte er eigentlich so schlimmes getan? Sie bedauerte es fast etwas, dass sie keine Kontakte in die Gilde hatte, und über Mordan brauchte sie es gar nicht versuchen. Er würde ihr nur sagen, dass sie das ganze ruhen lassen sollte, womit er sicher auch recht hatte. Aber trotzdem, sollte sich die Gelegenheit ergeben... Sie verdrängte den Gedanken schnell wieder, das konnte sie richtig in Bedrängnis bringen, sich in die internen Belange der Morag Tong einzumischen. Seufzend sah sie zu Erynn, ging zu ihr und legte der anderen leicht die Hand auf die Schulter. "Wir sollten unseren Meister-Magier langsam wieder einsammeln..."
[Erynn]
Erynn hob langsam den Kopf und sah Dreveni an. Sie wäre tatsächlich fast eingeschlafen, hatte träge vor sich hingedöst und die Gedanken treiben lassen. Jetzt nickte sie. „Ja, Ihr habt Recht. Ich hoffe nur, daß er sich beruhigt hat...“ Damit wuchtete sie sich etwas mühsam auf die Füße und ging zu ihrem Guar herüber, zog den Gurt seines Sattels ein wenig fester an und schwang sich auf dessen Rücken. Dreveni tat es ihr gleich, und gemeinsam machten sie sich in gemächlichem Tempo auf den Weg zurück zu Arranges. Erynn wurde es doch etwas mulmig zumute, als sie sich dem Beschwörer näherten. Sie wußte nicht, was sie ihm nach dieser Aktion sagen sollte, fühlte sich aber auf eine trotzige Art und Weise im Recht. Am Besten wird es sein, wenn ich erstmal gar nichts sage. Dann werden wir ja sehen, ob das ganze Theater irgendwas gebracht hat.
[Arranges]
Der Kaiserliche wartete noch einen Moment, ehe er den Kopf wieder zur Seite drehte und noch einen, ehe er das Skelett und die Rüstung wieder auflöste. Das war wohl nur einer. Das Gift, was abbekommen hatte brannte zwar wie die Hölle Oblivion selbst, schien aber nicht ätzend zu wirken, so viel konnte Arranges gerade noch feststellen. Knurrend versuchte er die zähe Flüssigkeit irgendwie an der linken Schulter abzuwischen. Besonders gut funktionierte das jedoch nicht und nur einige Augenblicke später bemerkte er, wie sein Gesicht leicht anschwoll. Verfluchtes, kleines... In diesem Moment bemrkte er, wie sich in einigen hundert Metern Entfernung zwei große Umrisse hinter einer Biegung hervorschoben. Die beiden Dunmer?! Arranges war so überrascht und insgeheim erleichtert, dass er für den Moment vergaß, weswegen er sich noch aufgeregt hatte. Selbst die Tatsache, dass Dreveni ebenfalls dabei war, minderte den kurzten Moment der Freude darüber nicht, dass Erynn ihn wohl doch nicht einfach sitzen gelassen hatte. Aber je näher sie kamen, desto schneller sank auch die Laune des Nekromanten wieder. Erst davonlaufen und jetzt wieder ankriechen. Als sie vor ihm standen, schaute er nur mit völlig ausdrucksloser Miene zu ihnen auf und schwieg sie demonstrativ an.
[Dreveni]
Arranges lag noch immer an Ort und Stelle, natürlich, dachte sich Dreveni und verbiss sich ein Grinsen. Sie sah, dass er sich zwar die Fesseln an den Armen und Beinen entfernt hatte, sich aber wohl immer noch nicht bewegen konnte. Das konnte doch kein normaler Zauber mehr sein... Ausserdem war sein Gesicht an einer Stelle angeschwollen, Sheogorath mochte wissen, wovon. Immerhin zog er es vor zu schweigen, auch Erynn machte keine Anstalten, etwas zu sagen. "Nachdem ihr euch anscheinend immer noch nicht bewegen könnt, werden wir euch wohl am besten wieder auf den Guar binden, sonst fallt ihr runter.", brach Dreveni schließlich mit ausdrucksloser Stimme das Schweigen. Würde der Beschwörer wissen, wie man ihm anderweitig helfen konnte, sollte er es gefälligst sagen. Sie würde ihn bestimmt nicht lange danach fragen. Je eher sie weiterkamen, desto besser.
[Arranges]
Arranges zog eine Augenbraue hoch. 'Ich verspüre aber nur wenig Lust, wie ein Sack Reis auf dem Gepäck des Guars den Rest des Weges bis nach Molag Mar reisen zu müssen, bis ich endlich an einen Schrein komme.' Gab Arranges nichteinmal schnippisch und überhaupt erstaunlich ruhig zur Antwort.
[Erynn]
Die Dunkelelfin sah zweifelnd auf Arranges herab. "Schrein?" fragte sie schließlich ziemlich verwirrt. "Und vor allem: Wie willst du dich in deinem Zustand auf dem Guar halten können? Weißt du zufällig ungefähr, was mit dir geschehen ist?" Ihr war klar, daß ihre Fragen ziemlich zusammenhanglos erschienen, aber sie hatte gerade auch keine Ahnung, wo sie anfangen und was sie zuerst wissen wollte - wissen mußte, um sich darüber klarzuwerden, wie sie jetzt am besten weiter vorgingen.
[Arranges]
Ein leicht genervtes Seufzen konnte Arranges nicht unterdrücken. In einer wütenden Geste, die sich allerdings offensichtlich nicht gegen die beiden Dunmer richtete, zog er für einen Moment die Augenbrauen zusammen, ehe er antwortete. 'Das war kein einfacher Zerstörungszauber, der meine körperliche Stärke kurzfristig demontiert, sondern ein Fluch. Ein Zauber, der auch nach dem Ableben des Zaubernden, noch weiter wirkt. Es gibt einige Möglichkeiten, wie man sowas wieder loswird, allerdings sind alle bis auf eine davon eher nutzlos. Ein Schrein kann den Fluch brechen und das unter Garantie.' Er sah einige Male von der einen, zur anderen Dunkelelfe, bevor er etwas leiser fortfuhr. 'Um mich bis dahin überhaupt bewegen zu können, muss ich so viel Gewicht ablegen, wie der Fluch mir gerade erlaubt zu tragen...'
[Dreveni]
Soso, der Nekromant ist doch tatsächlich verflucht worden, dachte sich Dreveni, innerlich von einem Ohr zum anderen grinsend. Äusserlich sah man ihr ausser einem leichten Funkeln in den Augen nichts an. Als Arranges dann auch noch meinte, sie sollten ihn ausziehen, drehte sie sich um, da sie sich nicht länger beherrschen konnte. Mit breitem Grinsen sagte sie zu Erynn: "Bitte, macht ihr das ruhig, ihr kennt ihn schon länger."
[Erynn]
Innerlich stöhnte Erynn auf. Na, schönen Dank, Dreveni. Dann wandte sie sich wieder an Arranges. "Äh... von wie viel Gewicht sprichst du denn ungefähr?" fragte sie vorsichtig. Er gab ihr seine Einschätzung der Lage. "Na schön, das sollte ja zu machen sein... reiten wirst du trotzdem nicht selber, und wenn du von dem Biest da..." sie deutete mit dem Daumen über die Schulter auf den Guar "...herunterfällst, binde ich dich trotzdem wieder fest. Verlaß dich drauf." Dann kniete sie sich hin, löste etwas umständlich den Lastgurt um Arranges' Hüften und schnallte ihn sich selbst um. Genauer gesagt, sie versuchte es. Das Ding war viel zu weit - und außerdem ungefähr so schwer wie ein Amboß. "Was schleppst du eigentlich alles für Scheiß mit dir rum?" murrte sie leise, während sie die Taschen und Beutel an dem Gurt zurechtrückte, um das Teil enger schnallen zu können. Eine Antwort darauf erwartete sie nicht wirklich, schon gar keine gescheite. Außerdem wollte sie auch gar nicht genau wissen, was für Nekromantenzeugs ihr jetzt gerade auf die Beckenknochen drückte.
Nachdem das geschafft war, zog sie Arranges an den Schultern ein Stück nach vorn, packte beherzt in das Rückenteil der Mithrilkette und wuchtete sie dem Beschwörer über den Kopf, wobei sie Drevenis dummes Grinsen sehr bewußt im Nacken spürte. Sie war sicher, daß sich die Assassinin gerade königlich amüsierte. "Also", fragte sie, als sie das Kettenhemd im Gepäck ihres Guars verstaut hatte und zu Arranges zurückgekehrt war, "wie wärs, wenn du dich so langsam mal erheben würdest?" Dabei hielt sie ihm ihre Hände entgegen, um den Kaiserlichen zur Not hochziehen zu können.
[Arranges]
Der Kaiserliche wusste selber nicht, wie er damit umgehen sollte, dass er sich nicht unbewusst dagegen sträubte lag wohl in der Hauptsache daran, dass sein Drang nach Bewegung größer war und dass Erynn ihn zur Wundversorgung auch schon fast komplett entkleidet hatte. Das blöde Grinsen werd ich Dreveni allerdings irgendwann noch aus der Visage prügeln... Er erahnte es mehr, aber dass sie sich abruppt umgedreht hatte sprach Bände. Als Erynn endlich fertig war und ihm die Hand reichte, langte er noch immer etwas mühsam danach, aber es war ihm wenigstens wieder möglich, sich zu erheben. 'Wir müssen in diese Richtung.' Knurrte er und deutet relativ genau nach Südosten über eine der Aschedünen hinweg. Er wischte sich ruppig über die linke Gesichtshälfte: 'Blödes Geziefer!' Grollte er leise. Er ging zwei unsichere Schritte auf den Guar zu, den er noch bis Bal Ur geritten hatte, ehe er sich zu den beiden für einige Momente ausgeblendeten Dunmer umdrehte. 'Hilf mir... bitte... auf den Guar, Erynn.' Seine Stimme war eine Mischung aus Zorn, Groll und Bockigkeit.
[Erynn]
So freundlich auf einmal? Muß wohl doch etwas gebracht haben, dich ein paar Stunden abkühlen zu lassen... Sie sagte aber nichts weiter, die mühsam unterdrückte Wut über die ganze Situation bei Arranges war nicht zu übersehen und Erynn war hauptsächlich froh, daß er jetzt friedlich war. Sie ging ein weiteres Mal in die Hocke, packte das rechte Bein ihres Begleiters um Fußgelenk und Schienbein und hob ihn mit einem Ruck hoch, bis er das linke über den Rücken des Guars schwingen konnte. Wobei das eine recht freundliche Umschreibung für das Gekraxel war, das Arranges veranstaltete, bis er dem Guar schließlich unsanft in den Rücken plumpste. Sie selbst sprang gleich darauf ebenfalls in den Sattel. Je eher sie weiterkamen, desto besser. "Südosten also", murmelte sie halblaut. So falsch waren wir also gar nicht...
Sie setzten ihren Weg fort in Richtung Südosten. Das Land des Feuers erwieß sich jedoch als sehr lebensfeindlich, je weiter sie nach Süden kamen. zudem wurde der Grund deutlich rauher und das Gelände stieg insgesamt an. Weniger wurden sie alsbald von lockeren Aschedünen links und rechts begleitet, als mehr von Fels und reihenweise verkohlter und abgestorbener, hohler Bäume. Gelegentlich hörten sie das weit entfernte Grollen irgendwelcher fremder Kreaturen, aber die einzige Lebensform, die sie tatsächlich zu Gesicht bekamen, waren die dunklen Farne, die an einigen geschützten Stellen wuchsen. Sie sprachen allgemein nicht viel, was auch ohnehin nicht sehr viel Sinn gehabt hätte, da sie nun in den höheren Lagen mehr und mehr von Aschestürmen begleitet wurden, deren Brüllen teilweise so sehr anschwoll, dass man nichteinmal mehr das eigene Wort verstand. Jedoch stellten diese Stürme anders als die sengenden Winde in Elsweyr keine wirkliche Gefahr dar, welche Sand mit sich führte, der einem das Fleisch von den Knochen schmirgelte. Sie waren nur zweimal gezwungen deswegen kurz zu rasten und das auch nur wegen der unzureichenden Sicht.
Arranges hatte kaum eine andere Möglichkeit, als auf dem Gepäck hinter Erynn zu sitzen und zu schweigen, jede noch so kleine Bewegung strengte ihn bereits an. Glücklicherweise musste er nicht zu viel Konzentration darauf verschwenden, sich auf dem Guar zu halten, denn trotz des absolut unebenen Geländes, gingen die Tiere sicherer, als jedes Pferd und schwankten kaum. Der Nekromant hing indes seinen eigenen Gedanken nach. Wobei Gedanken wohl eher etwas übertrieben war. Er weigerte sich innerlich, darüber nachzudenken, dass sich Erynn tatsächlich von ihm lösen konnte, wenn sie denn wollte. Stattdessen hielt er sich lieber damit auf, seinem Unmut über seine missliche Lage durch gelegentlich unterdrücktes Grollen Luft zu machen.
Und was zum Henker waren das überhaupt für Kreaturen? Arranges rief sich nochmals die Situation in Bal Ur ins Gedächtnis, er hatte nicht sehr viel gesehen von diesen seltsamen Monstern, er wusste nur, dass sie untot waren. Aber etwas Vergleichbares ist ihm bis dahin noch nicht untergekommen. Es gibt noch immer Beschwörungen, die ich nicht beherrsche... oder die mir vielmehr komplett unbekannt sind. Kurz ärgerte er sich darüber, warum Meister Jurano ihm nie etwas von der Vielfalt der Beschwörungen in Morrowind erzählt hatte. Jedoch nur so lange, bis der Ergeiz sich in ihm meldete. Er musste wenigstens versuchen, diese Beschwörungen zu erlernen und bei Gelegenheit versuchen einige Informationen zu bekommen, was es wohl noch für Diener gab, die man rufen konnte. Die Dunkelelfen schienen den lächerlichen Kampfmagiern und Hexern in Cyrodiil hier um einiges voraus zu sein. Arranges überlegte einen Augenblick angestrengt. Jurano hatte ihm damals so viel von Morrowind erzählt - wovon leider nicht mehr zu viel vorhanden war in seinem Gedächtnis. Unter anderem auch davon, dass es einige große Fürstenhäuser auf der Insel selbst gab. Eines davon bestand im Prinzip aus Magiern und war, wie er sich dunkel erinnerte, so ähnlich aufgebaut wie die Gathering, nur, dass es eben in der Öffentlichkeit stand, offiziell im positiven Sinne handelte und eben ein gewisses politisches Interesse an Vvardenfell oder eben Morrowind hatte. Wenn ich mich noch recht erinnere, kommen wir sogar recht nahe an den Einflussbereich dieses Hauses heran, ich meine, das waren die größten Teile im Osten der Insel, möglicherweise erfahre ich in Molag Mar etwas darüber...
Sie waren mindestens zwei Tage beinahe durchgehend unterwegs, als das Gelände plötzlich rasch nach Süden hin zur Küste abfiel. Die Landschaft wechselte entsprechend nochmals ihr Gewand. Die monotonen Grautöne der versteinerten Asche um sie herum wurden an einigen Stellen von stechendem Schwefelgelb durchbrochen. Ebenso veränderte sich die Luft. Durchzogen von einem unterschwelligen Geruch, der sich wie einen leicht prickelnden, zähen Belag in Mund und Nase niederzuschlagen schien, fiel das Atmen entsprechend in der Nähe dieser Schwefelfelder recht schwer. In der Ferne konnten sie das Innere Meer erblicken, während etwas links von ihnen mehr und mehr ein gewaltiges Bauwerk zwischen den Hügeln auftauchte. Es erinnerte vom Umriss her stark an die Wohninseln Vivecs, die sie von Ebenherz aus gesehen hatten, diese hier jedoch stand allein. Das musste Molag Mar sein.
Wie die letzte Bastion der Zivilisation an sich, ragte das Ungetüm im Schein des durch Rauch- und Ascheschwaden am Himmel, gedämpften Sonnenlichts des Nachmittages aus dem Wasser an der Küste auf.
Als sie näher kamen, konnten sie eine gewaltige Kreatur an einem Hügel, auf welchem eine Art Baldachin stand, erkennen. Das müssen die Schickschreiter sein, jene Rieseninsekten aus deren Panzern die ungewöhnlichen Chitinrüstungen gefertigt sind, wie sie auch Yuphaistos trägt. Dachte Arranges, während er staunend zu dem gut und gerne 10 Meter hohen Ungetüm aufschaute, welches friedlich dort stand und auf den insgesamt 6 stelzenartigen Füßen ganz leicht in der Brise vom Meer schwankte.
Sie ließen die Guars in einem Verschlag in der Nähe des riesigen Schlickschreiters zurück. Auf Vvardenfell war es offenbar ebensowenig wie in Cyrodiil üblich, das Nutzvieh innerhalb der Stadtmauern zu halten, und so gingen sie das letzte Stück nach Molag Mar zu Fuß. Dreveni und Erynn teilten das Gepäck unter sich auf, Arranges hatte momentan an seinem eigenen Körpergewicht genug zu tragen.
Der ganze, kompakte Komplex wirkte verwirrend auf die Kriegerin. Von außen betrachtet, wirkte Molag Mar schlicht und ergreifend abweisend, ein regelrechtes Bollwerk. Ein Torwächter in fremdartiger Rüstung, dessen Stimme durch seinen Vollhelm einen etwas unheimlichen Klang hatte, erklärte ihnen in gebrochenem cyrodiilisch den Weg zum hiesigen Tempel, nachdem sie ihm hatten begreiflich machen können, was mit dem Beschwörer nicht stimmte. Die kleine Gruppe schien jedenfalls nicht dadurch Mißtrauen erregt haben, daß sie einen Verfluchten bei sich hatten. Erynn konnte sich ohne weiteres vorstellen, daß man in diesem Außenposten, fernab jeglicher Zivilisation, noch ganz andere Dinge gewohnt war.
Es dauerte eine ganze Weile, bis sie den zentralen Platz von Molag Mar erreichten, ganz oben auf der festungsartigen Stadt und von hohen Mauern eingefaßt, die vermutlich hauptsächlich dazu dienten, während eines Aschesturms ein wenig Abschirmung zu gewährleisten. Der Dunmertempel mit seiner Kuppel was das bei weitem auffälligste Gebäude auf dem Platz, wenngleich auch dieser wirkte, als ducke er sich schutzsuchend hinter die Mauern. „Da wären wir“, war das erste, was die Bogenschützin sagte, seit sie den Stadtwächter nach dem Weg gefragt hatte. „Wollen wir hoffen, daß man uns hier wirklich helfen kann...“