[Obl] Rollenspiel-Thread #2 (Signatur aus!)
Dieser Thread ist für unsere Geschichten gedacht. Beachtet dabei bitte folgende vier Regeln:
1. Signatur ausschalten
2. Ort in die Betreffzeile des Posts schreiben (wenn ich also in der Kaiserstadt bin, schreibe ich in den Betreff: "Cyrodiil, Kaiserstadt")
3. Geschrieben wird in der Vergangenheitsform
4. Kein Power-Gaming!
Hier findet Ihr den Rollenspielthread #1
Frohes Posten. :)
Cyrodiil, Wald nahe Kaiserstadt
So eine schwere Rüstung ist schon toll. Gut, man braucht ewig, um sie überzustreifen und die Gurte ordentlich festzuzurren, damit auch alles richtig sitzt, doch wenn Malukhat diese Aufgabe erfolgreich gemeistert hatte und das Ergebnis rüstungstechnischer Ausstaffierung im Spiegel betrachtete, war er mit sich und der Welt zufrieden. Ja, er war schon eine imposante Gestalt, die noch jeden Gegner in Angst und Schrecken versetzte. Ignorierte er zudem das Kneifen im Schritt und die Tatsache, dass selbst ein zweijähriges Kind mit Fußfesseln schneller laufen konnte als er, wusste er einfach, dass kein Krieger der Welt ihn jemals bezwingen konnte.
Das heißt, mit Ausnahme seiner eigenen Rüstung.
Diese tackerte ihn praktisch auf dem Fußboden fest, während er jede gute Stunde einen weiteren halbherzigen Aufstehversuch unternahm.
„Wär ich doch in der Krone geblieben“, seufzte er. „Ich war jung und unangreifbar. Jetzt bin ich altes Dosenfutter. Und wenn es so weiter geht, bin ich bald vergammeltes Dosenfutter.“ Und angeknabbertes oben drein. Er erkannte die Schwierigkeiten, die ein Wolf damit haben würde, ihn aus seiner Rüstung zu schälen. Tiere hatten einfach keine Geduld. Womit würde er wohl anfangen? Mit dem Kopf wahrscheinlich; eine glatte Kugel, die verheißungsvoll im Mondlicht schimmerte. Fantastisch.
Malukhat konnte sich schon sehr genau vorstellen, was Ranis dazu sagen würde: ’Also, ich hätte nicht mit dem Kopf angefangen; der Inhalt lohnt das Schädelknacken nicht.’
Und was war mit Draven, dem alten Blutsauger? Der lungerte irgendwo herum und machte sich einen Spaß mit den weiblichen Vertretern seiner untoten Rasse. Während der Erzmagier hier vor sich hin verreckte.
„Ach, Malukhat! Jetzt mach’ dir nicht in die Beinschienen“, schalt er sich. „Du hast schon Schlimmeres überlebt. Erst vor kurzem, weißt du noch? Da lagst du in einem Sarg am Ersticken. Ja, klar erinnere ich mich. Habe ich es etwa geschafft, mich selbst da rauszuholen? Nein, das waren Aurel und Kiara. Und glaub’ mal, dass ich da überhaupt nicht glücklich drüber bin. Und was, wenn Aurel und Kiara wieder des Weges kommen?“ Er verdrehte die Augen. „Wird nicht passieren. Die lachen sich jetzt ins Fäustchen.“
Aurel und Kiara. Bretone und Waldelf. Das Pärchen des Jahres. Was das wohl für Kinder ergeben würde? Bretelfen oder Waldonen? Auf jeden Fall eine lustige junge Brut, dessen war Malukhat sich sicher.
Ein Knacken in der Umgebung riss ihn aus seinen Gedanken und ließ ihn aufhorchen. Ah, Wölfe. Na endlich. Er hatte schon angenommen, er müsste ewig warten. Immerhin war es bereits Nacht geworden, ohne dass ein Rudel wilder brauner Teufel über ihn hergefallen war. Wahrscheinlich hatten sie das Fleisch in der daedrischen Rüstung gut gelagert gesehen und wollten es noch ein wenig kühlen lassen. So als Mitternachtssnack.
Der Erzmagier bereitete einen Feuerzauber vor. Sollten sie ruhig kommen, er würde ein paar von ihnen als Haustiere mit ins Jenseits nehmen. Gespannt wartete er auf ihr Näherkommen und stellte fest, dass es sich um ein einzelnes und sehr ungewöhnliches Exemplar handeln musste. Zum Einen hörten sich seine Bewegungen auf dem Waldboden nicht annähernd nach Wolf an – auch nicht nach Bär oder sonst etwas – und zum Anderen vernahm Malukhat Geräusche, die er – hätte er nicht gewusst, dass es sich bei seinem Besucher um ein Tier oder eine sonstige Kreaturen handeln musste – als unfeine Flüche bezeichnet hätte. Seine Fantasie spielte ihm einen Streich. Ja, so musste es sein.
War es aber nicht. Ein leichter Schmerz in der Seite, ein ebenso leichtes Scheppern, ein Geräusch, dass unter dumpfer Aufschlag zu verbuchen war und ein solches, das einem bereits beim bloßen Hören die Luft aus den Lungen presste.
„Uff?“, wiederholte Malukhat. Da war also doch glatt jemanden über ihn gestolpert. Mitten im Wald, mitten in der Nacht. „Tja, meine Anziehungskraft ist unbestritten. Und die Nirns scheinbar auch. Die Schwerkraft befördert uns alle immer wieder dorthin, wo wir hingehören, in Eurem Fall auf den Boden der Tatsachen – oder weshalb seid Ihr so dämlich und lauft mitten in der Nacht durch einen Wald? Langeweile, Todessehnsucht oder seid Ihr wirklich einfach nur, nun ja, dämlich?“
Lass' es eine Frau sein. Lass' es eine Frau sein. Lass' es eine Frau sein. Lass'...
Cyrodiil, im Forst nahe der Kaiserstadt
Oha. Die Leiche war gar keine Leiche. Oder konnten Untote neuerdings auch noch sprechen? Karrod hatte nicht sonderlich viel Erfahrung, was die verschiedenen Schulen der Magie betraf, speziell von der Beschwörung nicht (Akatosh bewahre, wie verzweifelt musste man eigentlich sein, um sich verfaulte Zombies als Freunde zu beschaffen?), aber dass die Viecher sich irgendwie verständigen konnten, das wäre ihm wahrlich neu gewesen. Nun gut, ein wenig Grunzen und vielleicht das eine oder andere Hngggnnh oder Grrrgll, aber doch keine nächtlichen Exkurse über die Schwerkraft und Nachtspaziergänge im Wald? Also bitte.
Davon ausgehend, dass nicht irgendwo wieder einmal ein Magier Amok gelaufen war und seinen untoten Freunden das Sprechen beigebracht hatte, entschied Karrod, sich den Knilch, dem es scheinbar Freude bereitete, unbescholtenen Bürgern wie ihm um diese Zeit im Wald aufzulauern, mal etwas genauer anzusehen. Auch wenn das weiche, warme, flauschige Bett, das ihn im Tiber Septim erwartete, eine wesentlich grössere Anziehung auf ihn auswirkte.
"Seit gegrüsst, mein Freund! Nein nein, versteht mich nicht falsch, um diese verfluchte Uhrzeit habe ich für gewöhnlich Gescheiteres zu tun, als über in der Pampa rumliegende Gesellen wie Euch zu stolpern, aber da ich gerade des Weges kam, dachte ich mir, ich könnte ja mal in die Büsche verschwinden und ein wenig in der Gegend rumstolpern. Speziell ohne Licht ein ganz besonderes Erlebnis, wisst Ihr. Doch was treibt Euch dazu, hier im Gras rumzuliegen?" Der Bretone überlegte einen Moment. Moment. Dämlich? Sagte der Kerl dämlich?
"Ihr elender Mistkerl?"
So. Ein bisschen beleidigen muss dann schon noch drin liegen. Es war schliesslich viel zu spät und er viel zu müde und schliesslich verdammt nochmalundüberhaupt! Wenn dir nicht gleich 'ne ganz tolle Erklärung einfällt und du nur ein unspektakulärer Bandit oder Wegelagerer bist, dann werde ich gleich ganz ruppig!, dachte sich Karrod. Eigentlich war's ja viel zu spät, um noch höflich und zurückhaltend zu sein, aber man will ja Haltung bewahren. Na ja, eigentlich nicht. Ach egal.
"Studiert Ihr vielleicht die Sterne? Ja, wo ist denn der grosse Wagen heute? Oder gedenkt Ihr, ein Buch über das Tierleben im Wald um Mitternacht zu veröffentlichen? Wie viele Seiten habt Ihr denn schon geschrieben? Oder liegt Ihr hier einfach so herum, mit dem Vorsatz, friedlichen Leuten wie mir (ihm, der doch nur noch schlafen wollte!), die leiiider keine Fackeln dabei haben, im Weg herum zu liegen? Falls ja, danke, ich habe meine Lektion gelernt!"
Nanu, so kannte er sich doch gar nicht? So da, mahnte er selbst, noch gibt's keinen Grund, ausfallend zu werden.
"Oder... seit Ihr verletzt? Vielleicht kann ich Euch ja helfen. Auch wenn Ihr Euch, eurem losen Maulwerk nach, durchaus guter Gesundheit zu erfreuen scheint."
Cyrodiil, im Forst nahe der Kaiserstadt
Lass’ es eine… Mann. Verdammt.
„Ach, Ihr haltet Euch also für einen Extrem-Sportler. Dann hätte es Euch nichts ausgemacht, hätte ich Euch mit einem Feuerzauber in eine Fackel verwandelt?“ Der Erzmagier grinste. Verdammt, das hätte er wirklich machen sollen. Was bildete der Knilch sich überhaupt ein? Seiner Sprache nach zu urteilen konnte man glatt auf den Gedanken kommen, ein intelligentes Wesen vor sich zu haben, aber selbst Tiere waren bis zu einem gewissen Grade intelligent und der Nachahmung fähig.
„Und das mit dem Licht ist schon so eine Sache, da habt Ihr recht“, gestand Malukhat ihm zu und warf einen Seitenblick auf den undeutlichen Schemen, der neben ihm auf dem Boden kniete. „Ihr scheint einer recht – und, oh bitte, fühlt Euch nicht beleidigt, mein Freund – zurückgebliebenen Kultur anzugehören, wenn nicht einmal ein einfacher Lichtzauber Euch über die Lippen kommt.“
Das war für die schnippische Antwort, die der Mann ihm gegeben hatte. Rede-Duelle, die Beleidigungen einschlossen, waren Malukhats Fachgebiet. Er hatte über achthundert Jahre Zeit gehabt, Beleidigungen zu einer regelrechten Kunst zu verfeiern. Und es gab genug Leute, an denen er sie immer wieder ausprobieren konnte. Jetzt musste ihm nur noch etwas für das Mistkerl einfallen, denn das freute ihn um diese Uhrzeit überhaupt nicht. Ein Wolf hätte seinen Körper angekaut, dabei aber nicht viel geredet; das war sein Instinkt, also zwar schmerzhaft, aber vollkommen in Ordnung. Was der Mensch hier aber tat, nahm er persönlich.
„Was das Mistkerl angeht, mein begriffsstutziger Stolperer, so reiche ich diese Bemerkung an Euch zurück. Natürlich möchte ich gerne annehmen, dass Ihr für Eure Missratenheit nichts könnt und das eindeutig ein schwerer Erziehungsfehler seitens Eurer Eltern ist, aber irgendwann kommt die Zeit, da muss man selbst Verantwortung für sein Handeln übernehmen. Die Konsequenzen, die es haben kann, einen übelgelaunten Erzmagier zu treten und ihn zu beleidigen, sollten Euch durchaus bekannt sein.“
Oh ja, das war gut. Das war sogar sehr gut. Doch plötzlich musste er an Joplaya denken und daran, wie sie ihn in diesem Moment wohl angesehen hätte. Ach was, angesehen! Sie hätte ihm die Hölle heiß gemacht, sich bei diesem stillosen Kerl entschuldigt und darauf bestanden, Wiedergutmachung zu leisten, für die der Erzmagier natürlich finanziell aufgekommen wäre.
Verdammt, was tue ich hier eigentlich, fragte er sich, ich liege hier auf dem Waldboden, warte darauf, dass Wölfe mich zerreißen und beiße in die Hand, die mir, wenn auch unhöflich, Hilfe anbietet. Aber er wollte sie nicht ergreifen. Wirklich nicht. Von diesem Mann brauchte er keine Hilfe. Eigentlich brauchte er überhaupt keine Hilfe, er ruhte sich schließlich nur solange aus, bis er aufstehen konnte, ohne sich dabei ein paar Knochen zu brechen.
Abermals erschien das Gesicht seiner Tochter vor seinem inneren Auge und strafte ihn mit Verachtung.
„Ich werde mich nicht entschuldigen!“, knurrte er mehr zu Joplaya als seinem Gegenüber. „Aber Ihr dürft mir gerne beim Aufstehen behilflich sein, denn in der Tat fühle… ich mich derzeit nicht besonders. Als Ausgleich helfe ich Euch dabei, lebend aus diesem Wald zu kommen.“ Er betrachtete das Gesicht des Mannes im Halbdunkel des Waldes. „Ihr könnt mir nämlich nicht erzählen, dass Ihr ein Krieger seid. Bei Eurem Anblick bekomme ja sogar ich einen Mutterkomplex.“
Oh man, Malukhat, du Idiot… du hast es schon wieder getan.
Cyrodiil, im Forst nahe der Kaiserstadt
Was zum Henker...
Karrod war sprachlos. Schlichtweg unfähig, in diesem Moment irgendetwas, sei es auch nur ein Wort, zu erwidern. So was gab es doch gar nicht! Oder doch? Nein!
So etwas ungvergleichlich Grobes war ihm schon lange nicht mehr unter die Augen getreten! Da marschiert man nichts Böses ahnend, mitten in der Nacht, durch den Wald, fällt über herumliegende Leute und wird dann auch noch mit einem derartigen Schwall an Beleidigungen überhäuft, wovon jede einzelne schon Grund genug war, dem, der sie ausgesprochen hatte, die Visage einzudellen? Wenn hier jemand Grund hatte, zu fluchen und auszuteilen, dann ja wohl er, verflucht! Wer lag denn hier wem im Weg herum? Da war das simple "Mistkerl" doch wohl mehr als legitim!
Nun, zumindest war der ungehobelte Kerl nicht nennenswert verletzt. Jedenfalls noch nicht - das hing jetzt ganz vom weiteren Verlauf der Unterhaltung ab.
"Du meine Güte, was seit Ihr denn für ein Kotzbr - Wüstling! Dass so was überhaupt frei herumlaufen darf! Seit dem Tod des Kaiser geht wirklich alles den Bach runter, zum heulen ist das..." Eigentlich müsste man solche Leute gleich zum Duell auffordern oder ihnen sonst wie Gewalt antun, man hatte doch irgendwo noch seine Ehre, aber seltsamerweise betrachtete Karrod die Situation mit einer erstaunlichen Gleichgültigkeit. Er schob es auf die, ähm, aussergewöhnliche Uhrzeit. Und schliesslich hatte er ihm ordentlich in die Rippen getreten, das reichte ja fürs Erste (!) mal aus. Man konnte ja weiterschauen, wenn es wieder hell war.
Karrod reichte dem Fremden die Hand. Etwas Gesellschaft (und, seinen überheblichen Phrasen nach zu urteilen, auch den einen oder anderen Lichtzauber) bis in die Kaiserstadt konnte er nur begrüssen. Wäre er noch ganz bei Sinnen, hätte er den Kerl wahrscheinlich einfach liegen gelassen und wäre weitermarschiert (beziehungsweise gestolpert), aber diese inkonsequente Entscheidung konnte man ja mit einer guten Tat rechtfertigen. Ein richtiger Paladin war rund um die Uhr ein Paladin! Auch wenn die Versuchung, zwischendurch mal den gleichgültigen Schläger raushängen zu lassen, stets nur allzu gross war. Auch Paladine waren nur Menschen.
"Und meint jetzt ja nicht, ich helfe Euch, weil ich in irgendeiner Weise auf Euch angewiesen wäre, Ihr unfreundlicher Lump. Ihr habt Eure Rettung lediglich meiner Aufrichtigkeit zu verdanken, die mich dazu verpflichtet, jedem Armen und Bedürftigen zu helfen, der meinen Weg kreuzt. Seit froh, war es nicht ein simpler Söldner, der zufällig des Weges kam, denn ein solcher hätte erst mal Euer Gesicht nach seinen Vorstellungen umgeformt und wäre dann wieder seines Weges gezogen! Überhaupt, was bei Akatosh pflegt Ihr um diese Uhrzeit hier im Wald zu tun? Hier gibt es Wölfe und vor allem Bären, die nur darauf warten, euer kleines Schädelchen aufzubrechen und den Inhalt auszuschlürfen! Selbst wenn dieser noch so dürftig wäre. Eure Nerven sind wahrlich bemerkenswert, wenn Ihr es ohne Weiteres fertigbringt, hier so seelenruhig herumzuliegen." Ja, das stimmte allerdings. Hm. Starke Nerven oder nicht viel eher Mondzucker?
"Was nun? Wer seit Ihr überhaupt? Macht mal Licht, Mann!"
Cyrodiil, im Forst nahe der Kaiserstadt
Malukhat gestatte dem Fremden, ihm aufzuhelfen, bevor er sich dessen Worte genau durch den Kopf gehen ließ. Der Schädel brummte, die Knochen schmerzten, aber er stand. Das war schon einiges wert.
„Arm? Bedürftig? Ich?“, fauchte er. Er stand kurz davor, dem Kerl etwas vollkommen anderes als einen Lichtzauber zu verpassen, als selbiger in seinem Kopf zu leuchten begann.
„Grundgütiger!“, rief er und griff sich an den Kopf. „Arm, ja? Hilfsbedürftig, richtig? Verpflichtende Aufrichtigkeit, stimmt’s? Habe ich das alles so weit verstanden?“
Der Erzmagier wusste, was dieses pathetische Gelabere zu bedeuten hatte: Paladin. Ein Paladin war des nachts über ihn gestolpert und er, Malukhat, hatte sich von so einem auch noch helfen lassen. Reichte es nicht, dass Aurel ihm das Leben gerettet hatte? Was, beim Oblivion, machte er nur falsch. In diesem Moment war er sich sicher, dass es an seiner Einstellung liegen musste. Paladine waren so übertrieben gut, dass er den genauen Gegensatz bildete. Für die war er wie das Licht für eine Motte, der Nord- für den Südpol. Wenn er also von denen in Ruhe gelassen werden wollte, musste er genauso sein wie sie. Was wiederum bedeutete, dass er rein gar nichts dagegen tun konnte.
Aber dieses Exemplar hier konnte sich wenigstens ordentlich artikulieren, wenn auch das Kotzbrocken ihm nicht ganz über die Lippen gekommen war. Der Kerl hatte ihm aufgeholfen, also schuldete Malukhat ihm seinen Lichtzauber.
In Gedanken ging er die Formel durch und beendete sie durch einen eleganten Schnörkel seiner rechten Hand. Das Licht, das von dem Dunmer ausging, vertiefte die Schatten jenseits des Wirkungskreises.
„Grundgütiger!“, wiederholte er schockiert, als er seinem Gegenüber ins Gesicht sah. „Ihr seid ein Bretone! Ein bretonischer Paladin! Womit habe ich das nur verdient?“ Dann, misstrauisch: „Habt Ihr zufällig einen Bruder? Denn, wie man ja weiß, ist Paladin eine Erbkrankheit.“ Sekunden später winkte er ab. „Vergesst es. Ich will die Antwort überhaupt nicht wissen.“
Ein Söldner wäre ihm lieber gewesen. Die konnte man einfrieren, abfackeln, zerstückeln. Das interessierte keinen. Und Malukhat wusste, dass sie es verdient hatten. Nicht, dass ihr paladinisches Gegenstück weniger Anlass zum Angriff gegeben hätte…
„Ich bin zu müde zum Streiten“, seufzte der Dunmer schließlich. „Ich bin Erzmagier Malukhat von Vvardenfell. Dieses Fleckchen Erde hier diente mir zum Ausruhen, bis Ihr in Eurer zweifelsohne eines Paladins würdigen Tollpatschigkeit über mich stolpertet. Was mich betrifft… ich will gar nicht wissen, wie Ihr heißt oder wer Ihr seid. Einigen wir uns darauf, eine Zweckgemeinschaft bis zur Kaiserstadt zu bilden, nicht miteinander zu reden und uns an unserem Ziel wortlos zu trennen, um uns nie wieder über den Weg zu laufen. Ich habe die Schnauze voll von bretonischen Paladinen. Ach was – ich habe die Schnauze voll von allen Paladinen dieser Welt.“
Der Dunmer nuschelte einen Fluch in seiner Heimatsprache in seinen Schnurrbart. Ja, tun wir einfach so, als würden wir uns überhaupt nicht kennen. Wir wissen gar nicht, wer wir gegenseitig sind und wo wir herkamen, geschweige denn wo wir uns getroffen haben. Eigentlich haben wir uns nie getroffen. Dass wir nebeneinander herlaufen ist reiner Zufall.
Ein Knacken im Geäst hinter ihm verschaffte seinen Reflexen die Möglichkeit, sich unter Beweis zu stellen. Und seinen Muskeln abermals furchtbar zu schmerzen. Seine rechte Hand schwebte über dem Griff seines Schwerts, während er angespannt die Gegend nach etwas absuchte, das er damit töten konnte. Was sich jedoch humpelnder Weise zwischen den Bäumen durch schob und sich, am äußeren Rand der Lichtkugel angelangt, gegen einen Stamm lehnte, war keine feindliche Kreatur. Es war eine Frau.
Hoffnungsvoll sah sie den beiden Männern entgegen, während sie mit der rechten Hand ihren Bauch hielt. Ihre Kleidung war zerrissen, an einigen Stellen mit Blut übersät, aber sie hatte etwas an sich, das dem Dunmer nicht gefiel.
„Helft mir“, flehte sie, „bitte.“
Abschätzend musterte er die Frau, dann ging er langsam auf sie zu und baute sich vor ihr auf. Auf seinen Lippen zeichnete sich ein belustigtes Grinsen ab.
„Nun habt Euch mal nicht so“, sagte er. „Oder glaubt Ihr wirklich, ich nehme es Euch ab, dass Ihr von einem Tier angefallen worden seid? Das ist es doch, was Ihr mir vorzugaukeln versucht? Seltsam. Ich bin schon seit einer Weile hier, aber kein Kampfeslärm war zu hören. Und erzählt mir nicht, dass Ihr Euch mit diesen Verletzungen noch meilenweit durch den Wald gekämpft habt, nur um zufällig hier bei mir zu landen?“
„Ihr seid ein überheblicher Mistkerl“, sagte sie und funkelte ihn böse an. „Ihr Männer seid doch alle gleich. Spielt Euch auf, aber wenn es einmal darauf ankommt, zieht ihr den Schwanz ein.“
„Oh, bitte, meine Liebe. Unter anderen Umständen hätte ich meinen Schwanz gewiss nicht eingezogen.“ Malukhats Grinsen wurde nur noch breiter. Hatte er doch gewusst, dass sie nicht das war, was sie zu sein schien. Und dass der Paladin nicht eingegriffen hatte, zeigte, dass es ihm wohl ähnlich ergangen war. Ansonsten hätte der Erzmagier jetzt ein Schwert im Rücken gehabt. Pardon, natürlich im Bauch. Der Bretone hätte ihn vorgewarnt und erst dann zugestochen.
„Aber, erzählt doch einmal, was macht ein zartes Geschöpft wie Ihr so allein im Wald? Hat es Euch in den Städten nicht gefallen oder versucht Ihr auf diese Weise, einen Mann abzubekommen?“
„Oh, sie hatte so recht mit Euch!“ Diese Worte spie sie ihm geradezu entgegen. Wie Malukhat jedoch verwundert feststellte, galten sie nicht ihm, sondern dem Paladin, der ein Stück abseits stand. „Ihr kriegt noch, was Ihr verdient. Ihr beide!“
Sie drehte sich um und rannte in den Wald.
Cyrodiil, Bravil, Kämpfergilde
Melian rannte. Eigentlich rannte sie nicht, sie raste. Ohne einen klaren Gedanken fassen zu können schoss sie den Weg entlang, den sie gerade noch für einen gemütlichen Spaziergang beschritten hatte. Es war ihr egal, dass sich irgendeine dämliche Ratte an ihre Fersen geheftet hatte. Lauf. Lauf so schnell du kannst. Weg hier, bloß weg hier. In ihrem Kopf erschienen die Augen des Banditen und spornten sie zu Hochleistungen an.
Bravil, prangerte es vertraut auf dem alten Holzschild. Fast hätte sie die Stadtwache zusammengerannt, aber das war ihr egal. Sie wollte in Sicherheit sein und war froh einen Ort zu haben, der ihr diese bot.
Sie hatte lange berichten müssen, was alles vorgefallen war. Die anderen Gildenmitglieder, die ihr bei einem Bier und etwas zu Essen mal aufgebracht, mal ganz still zuhörten wussten nicht, was sie nun tun sollten: Gehen und prüfen, ob es ein ganzes Lager von Banditen gewesen war, von denen noch ein paar übrig waren? Den seltsamen Dunmer und den noch seltsameren Argonier finden? Aber wozu hätte das gut sein sollen? Man beschloss ersteinmal eine Nacht über die Ereignisse zu schlafen. Vor allem Melian war müde geworden, es war doch alles etwas zu viel für sie. War die Welt da draußen so krank? Wäre sie besser zu Hause geblieben? Unglücklich, aber dafür wenigstens in Sicherheit?
"Ach ja: Natürlich bleibt der Auftrag mit der Familienfehde nicht unbelohnt! Das ist für dich. Gib es nicht nur zum Saufen aus!" sagte eines der Gildenmitglieder, klopfte ihr auf die Schulter und legte ein kleines Säckchen vor ihr auf den Tisch. Sie betrachtete es, als traue sie sich nicht es zu nehmen (Es könnte doch vorher einem wütenden Erzmagier gehört haben?), griff es dann aber doch und freute sich über ihr erstes selbst verdientes Gold.
In diesem Moment klopfte es langsam, aber bestimmt und fest an der Tür. Der Kämpfergilden-Porter, der sie schon bei ihrer Ankunft empfangen hatte, öffnete. Herein trat ein Bretone. Er sah etwas müde aus, hatte aber nichts von dem stolzen Schein in seinen Augen verloren. Seine schwere Stahrüstung unterstrich den imposanten Eindruck und sein edles Silberschwert tat das Übrige. Sie kannte ihn. Aber woher?
"Abend, ich bin Toke aus Bruma! Habe den weiten Weg hierher gemacht, soll morgen noch nach Leyawiin weiter. Wichtige Geschäfte. Bekomme ich eine Schlafgelegenheit, Kamerad?" Er machte deutlich, dass auch er ein Gildenmitglied war. Melian blieb das Herz stehen. Dummes Kind. Wieso hast du ihn nicht gleich erkannt? Toke war ein Stammgast in der Gaststätte in Bruma gewesen. Mit ihrem Bruder hatte er sich stets gut verstanden und als Melian noch ein kleines Kind war, hatte er oft mit ihr herumgealbert. Später war er seltener gekommen, vielleicht zu viele Aufträge seitens der Gilde. Ihr wurde schlecht. Wenn er dich nun erkennt. Währen Toke noch mit dem Gildenporter sprach, schlich Melian leise rückwärts zu ihrem Schlafplatz. Die Mithril-Rüstung packte sie in die Truhe vor dem Bett; nur ihren Ring behielt sie an und das Goldsäckchen kam unter ihr Kopfkissen. Traue nur dir selbst! Es dauerte nur wenige Minuten, bis sie tief schlummernd den Tag hinter sich lassen konnte.
Die Geschichte wird im Gruppenthread "Die Ungleichen Drei" fortgesetzt.
Cyrodiil, im Forst nahe der Kaiserstadt
War das zu glauben! Der Kerl besass tatsächlich die Dreistheit, noch weiter über ihn her zu ziehen! Nun ja, immerhin trieften seine Worte nicht mehr vor lauter unterschwelligen Beleidigungen, aber was zum Geier hatte der Kerl für ein Problem mit seinem tugendhaften Verhalten? Sich wie ein Paladin zu benehmen war doch äusserst löblich, nicht? Am Ende doch nur ein Bandit, dachte sich Karrod und eine leise Stimme, irgendwo in seinem Hinterkopf, flüsterte ihm ununterbrochen die Worte Schlag ihn, schlag ihn, schlaaag ihn! zu, doch irgendwie schien es Karrod noch zu früh zu sein, um ein endgültiges Urteil zu fällen. Und was hatte sein Bruder mit der ganzen Angelegenheit zu tun? Der war doch irgendwo in Hochfels, hinter einer Schmitte und prügelte irgendwelche heisse Eisen zurecht? Wäre der Bretone nicht bald umgekippt vor Erschöpfung, wäre er jetzt vielleicht verwirrt gewesen, aber für solche Dinge fühlte sich sein Kopf langsam aber sicher zu müde an. Die Energie brauchte er noch fürs gerade aus gehen.
Und schliesslich konnte er jetzt wieder etwas sehen! Der Fremde war tatsächlich in der Lage, Lichtzauber zu wirken. Gut! Ein Grund mehr, etwaige Duelle und Gewalttaten zu vermeiden.
Ausserdem konnte er jetzt seinen Gegenüber betrachten. Interessant. Ein Dunmer. Hmmm. Ob das was zu bedeuten hatte? Ach, Müll, Vorurteile hatte er nicht nötig. Auch wenn er bereits viel zu lange auf den Beinen war, um noch sonderlich rational denken zu können.
Der Jüngste war sein Gegenüber jedenfalls auch nicht mehr. Selbst nach elfischen Verhältnissen. Und seiner Ausstattung nach zu beurteilen, schien es auch nicht schlecht um seinen sozialen Status bestellt zu sein - daedrische Rüstungen, noch dazu komplette, bekam man nicht wirklich oft zu Gesicht. Entweder, der Herr war ebenfalls erst auf Besichtigungstour in Oblivion gewesen und hatte das Ding einem Dremora geklaut, als Souvenir sozusagen, oder aber er hatte ordentlich Geld. Ebenfalls interessant, den Banditen konnte man jetzt wenigstens ausschliessen, der hätte das Geld nämlich versoffen und wäre weiterhin in seiner primitiven Fellrüstung rumgelaufen.
Ob er ihm den Erzmagier abkaufen wollte, das entschied er dann, wenn er geschlafen hatte. Rüstung, Zauber, hohes Alter und dunkelelfische Herkunft würden das zwar bestätigen, aber hatte man als Erzmagier nicht gescheitere Dinge zu tun, als hier in der Wildnis herum zu faulen? Herrje, diese Gelehrten waren schon zu nichts zu gebrauchen.
"Nun, Ihr habt wohl recht, Malukhat - ah ja, ich bin übrigens Karrod, bretonischer Abenteurer mit paladin'schen Tendenzen, wie Ihr bereits richtig erkannt habt -, zum Streiten ist es viel zu spät", stimmte Karrod dem Dunmer zu. "Deshalb würde ich vorschlagen, dass wir uns schleunigst auf den Weg machen, bevor -"
Der Dunmer drehte abrupt den Kopf und Karrod war es, als ob er ein Geräusch gehört hätte. Und tatsächlich, Malukhats Lichtkreisdingsda offenbarte ihnen eine humpelnde Gestalt, in zerrissenen, mit Blut verschmierten Kleidern.
Helft mir...
Normalerweise wäre sein Beschützerinstinkt ja schon längst auf hundertsechzig gewesen (Hilfsbedürftige Frau, Blut, Hilferuf - er konnte die Paladin-Glocken vor seinem inneren Auge förmlich Alarm schlagen sehen), doch irgendwie wirkte die Szenerie falsch. War er bloss zu müde? Oder... äh?
Für den Dunmer schien die Situation wesentlich klarer zu sein - alles gestellt, falsch, Betrug und so weiter. Und dass er damit nicht so falsch lag, zeigte die Reaktion der vermeintlichen Hilfsbedürftigen: Sie nannte ihn Mistkerl (Er war wohl nicht der einzige, auf den der Dunmer so wirkte!) und türmte - und zwar ziemlich zügig, für jemanden, der gerade von einem wilden Tier oder Banditen angegriffen worden war. Etwas stutzen liess ihn jedoch der Satz Sie hatte so recht mit Euch.
Wie? Was? Wer hatte recht mit wem? Wer war das überhaupt? Was sollte das Theater? Argh. Es war doch zum kotzen. Alles.
Nachdem nun die Stimme in seinem Kopf langsam Bett! zu flüstern, nein, regelrecht zu schreien begann, wandte er sich wieder an Malukhat. "Eurer Paladin-Aversion nach zu urteilen scheint Euch wohl nicht allzu viel am Wohlergehen der Frau von eben zu liegen, nicht wahr? Ich sage: Kaiserstadt! Ich will raus aus dem Wald, weg von hier, in mein weiches, flauschiges Bett, schlafen !" Und damit wandte er sich von dem Dunmer ab und marschierte demonstrativ davon.
Cyrodiil, Kaiserstadt, Marktviertel
Dunkel und schwer hingen die Regenwolken über der Kaiserstadt. Der Wind und der nun einsetzende Sprühregen taten ein übriges, um die Szene noch ungemütlicher zu gestalten. Die Blätter der wenigen Bäume im Marktviertel rauschten leicht in der mitternächtlichen Briese.
Passanten befanden sich zu dieser Stunde schon lange nicht mehr auf der Straße, lediglich einige missmutig aussehende Wachen drehten ihre Runden, doch auch diese versuchten meist im Schutz der Gebäude ihre Rüstungen trocken zu halten. Niemand war dort, der bei diesem Wetter nach oben geblickt hätte.
Hätte es jemand getan, und hätte er dazu noch aufmerksam geschaut, er hätte auf den Dächern des Marktbezirkes einen Schatten vorbeihuschen sehen können. In geduckter Haltung bewegte die Gestalt sich über das Dach, bis sie ihr Ziel erreicht hatte. Vorsichtig kroch sie zum Rand des Daches und spähte herunter. Unter ihr glänzte das regennasse Pflaster der Straße. Eine Zweierpatrouille der Stadtwache machte sich durch ihre schweren Schritte bermerkbar, bevor sie auf der Straße zu sehen waren. Bewegungslos wartete sie ab, bis die Soldaten wieder verschwunden waren. Dann legte sie sich auf den Bauch und schwang die Beine über die Dachkante. Tagelang hatte sie die Hauswand studiert. Am Tage, am Abend und bei Nacht. Sie hatte sich jeden Riss und jeden Vorsprung genau eingeprägt.
Nun erfühlte sie diese blind mit ihren Füßen und Fingern. Der Regen wurde stärker, und Wasser lief ihr trotz der Kaputze die Stirn hinab und in die Augen. Dieses erschwerte ihr Unterfangen nur, machte die Wand glitschig und raubte ihr die Sicht. Sie hätte es jedoch sowieso nicht gewagt, in die Tiefe herunterzuschauen. So versuchte sie alle anderen Gedanken zu verbannen und sich nur auf den nächsten Schritt zu konzentrieren. Ihr rechter Fuß fand einen Ritz zwischen zwei schlecht zusammengefügten Steinblöcken. Sie suchte mit der linken Hand einen Halt und fand ihn in einer kleinen vorspringenden Ecke eines Steinblocks. Ihre Fingerkuppen schmerzten, als sie veruchte, ihr Gewicht in die neue Position zu verlagern. Zügig machte sie weiter, um erst den linken Fuss und dann die rechte Hand nachzuholen.
Ihre einfachen Kleidungsstücke, ein dunkelrotes Leinenhemd sowie eine dunkelgraue Hose aus grobem Stoff klebten ihr bereits regendurchnässt am Körper. Auf ihre liebsten Stiefel aus dem weichesten und geschmeidigsten Leder das sie sich vorstellen konnte, aber trotzdem mit einer festen Sohle die auf fast jedem Gebiet guten Halt bot, hatte sie diesmal bewusst verzichtet, um beim Klettern mehr Gefühl in den Füßen zu haben.
Diese Entscheidung begann sie nun bitter zu bereuen. Die kalte Nässe fing an in ihre Finger und Zehen zu beißen und drohte nun ihrerseits mehr ihres Finger- und Zehenspitzengefühls zu stehlen als ihre Stiefel es womöglich getan hätten. Der Abstieg erforderte ihre gesamte Konzentration. Sie konnte ihren Herzschlag im Hals fühlen, die Anspannung breitete sich in ihrem Körper aus. Dass in den Minuten, in denen sie an der Wand klebte, keine weitere Wache vorbeikam, war einfach nur Glück. Sie kannte zwar bis zu einem gewissen Grad die Wachrundgänge und es war unwahrscheinlich, dass auf eine Patrouille gleich eine zweite folgte, aber darauf konnte man sich nie gänzlich verlassen. Im Moment hatte sie auch keinen Gedanken dafür frei. Sie hätte sowieso wenig unternehmen können, wäre sie in dieser Position überrascht worden. Zu ihrer Erleichterung erreichten ihre Füße jedoch nach einigen gefühlten Stunden des Kletterns die Steine der Straße.
Hier gab es jedoch auch keine brauchbaren Verstecke, so nahm sie sich nur einen kurzen Moment Zeit um die Anspannung der hinter ihr liegenden Klettertur aus ihrem Körper entweichen zu lassen. Dann sammelte sie ihre Gedanken wieder und rief sich den nächsten Schritt ins Gedächtnis. Sie hatte die letzten Tage damit verbracht, alles in Gedanken wieder und wieder durchzuspielen. Sie musste noch bevor die nächste Wache vorbeikam im Haus sein, und dafür hieß es das Schloss zu knacken.
Während sie sich leise an der Hauswand entlangbewegte, glitt ihre rechte Hand in die kleine Tasche an ihrem Gürtel. Ihre Finger fanden zielsicher den Dietrich, den sie dort aufbewahrte. Als sie die Ladentür erreichte, ging sie geschmeidig in die Hocke, so dass sie das Schloss genau untesuchen konnte. Es war von guter Qualität und hatte einen einigermaßen komplexen Schließmechanismus. Doch nichts anderes hatte sie erwartet.
Vorsichtig steckte sie den Dietrich ins Schloss und stieß sofort auf den ersten Bolzen, der das Schloss verriegelte. Sie drehte den Dietrich ein wenig um so den Bolzen in seinen Schaft zurückdrücken zu können. Dann ließ sie ihn langsam wieder herausgleiten und versuchte die Mechanik des Schlosses zu erfühlen. Konzentriert versuchte sie dies ein paar mal, bis sie glaubte, den Rhythmus durchschaut zu haben. Energisch drückte sie den Bolzen nocheinmal zurück und diesmal ertönte das beruhigende "klick", das ihr anzeigte, dass der Bolzen wieder an seinem ihm vorbestimmten Platz ruhte. Sie entspannte sich kurz bevor sie die Herausforderung des nächsten Bolzens annahm.
Dieser Vorgang wiederholte sich insgesamt noch vier mal, bis sie das Schloss überwunden hatte. Vorsichtig schob sie die Tür auf, und dies auch keine Sekunde zu spät, denn zum zweiten mal in dieser Nacht hörte sie, wie sich die schweren Schritte der gepanzerten Wachen näherten. Rasch schlüpfte sie durch die Tür und zog diese leise hinter sich zu. Das Schloss fasste nun natürlich nicht mehr, doch der Schaden, den sie angerichtet hatte, war dem Schloss von außen nicht aunzusehen. Die Tür jedoch war nicht ganz so meisterhaft gefertigt wie der Dietrich den sie grade noch benutzt hatte. Sie saß zu ihrem Glück recht stramm in ihrem steinernen Rahmen, so das sie auch ohne Schloss nicht wieder von alleine aufschwingen würde. Als sie die Tür hinter sich schloss und damit das Dämmerlicht der Regennacht ausschloss, wurde es wieder dunkel im Juweliergeschäft "Roter Diamant".
Kaisersatdt/Strasse nach Westen
Er raste. Nur wer raste mehr? Puls oder Dunmer des dazugehörigem? Es war unmöglich zu sagen. Zwischenzeitlich dachte der Elf daran, sich zu stellen, doch diesen Gedanken verwarf er schnell. Entweder würde man ihn einsperren, erschlagen, oder das eine nach dem anderen machen. Da war eine chaotische Flucht durch das Zentrum der tamrielischen Welt doch die weitaus entspannendere Alternative.
Hinter sich konnte er schon die Schreie der Legionswachen hören, dass übliche Blabla und Geschwafel, dass nur so an ihm vorbeizog. Mittlerweile vernahmen auch schon die Bürger der Kaiserstadt, dass ein "dunmerischer Psychopath" oder "der Aschgraue Arenaabschaum" auf der Flucht durch die Kaisersatdt erneut Menschen umgebracht haben soll. Was für ein vorbeieilender Barde denkt sich nur so einen Schwachsinn aus? Sich durch die Massen der Kasiersatdt quetschen, schubsend, rangeln und drengelnd richtete sich Dareyns Blick nur auf die entfernt liegenden Tore der Stadt. Dort sollten irgendwo Ställe sein, er könnte ein Pferd stehlen und.....Verdammt! Er dachte schon wieder an etwas kriminelles! War es ihm so wenig Wert was er einmal war? Für die Bevölkerung seiner Heimat war er einmal ein Symbol der Rechtschaffenheit. Wobei...war das nicht auch das Tribunal? Gewissermaßen musste er doch über die sonderbaren Parallelen schmunzeln während er sich durch eine mittlerweile halbwegs Platz machende Menschenmasse arbeitete; es scheint Vorteile zu haben, als wahnsinniger Mörder verfolgt zu werden.
Seine Energien nun zu dem Sprint zu den immer näher kommenden Stadttoren bündelnd hechtete der Gesetzlose geradwegs darauf zu. Die Bürgermasse wurde davorn wieder so Eng, dass die Wachen die Tore unmöglich schliessen konnten. Einige empörte Bürgerschreie , zornige Todesdrohungen der Wachen und den Schreien und Tränen der Hinterbliebenen seines Opfers später fand er sich, von saftigem grün und verdunkeltem Himmel umgeben vor der Kaisersatdt. Das war schon ganz gut dachte er sich und bereitete sich darauf vor, einfach nur schnell dem Weg nach Westen zu folgen um irgenwo hinzugelangen, wo er sich vor der Justiz verstecken konnte...und zum Teil sich selbst...