Velothigebirge; Südwestmorrowind
Arranges war nicht ganz wohl bei dem Gedanken, hier oben warten zu müssen, bis das Schneetreiben endlich nachlassen würde, aber sie hatten keine Wahl. Wäre er allein und ohne Pferd unterwegs gewesen, hätte er den Abstieg wahrscheinlich gewagt, aber mit Pferd und Erynn, die sich schon bei ein bisschen kälterem Wetter und Regen schwer tat, war das absolut unmöglich.
Er lehnte mit dem Rücken an der Felswand, mit einer Hand stützte er die Plane ein wenig hoch, die andere Hand hatte er zur Faust geballt aus der eine kleine Kerzenflamme flackerte. Sein Atem bildete blasse Wölkchen vor dem Gesicht des Nekromanten. Er spürte die Kälte deutlich, aber er zitterte noch nicht, dafür hatte er Gänsehaut an den weniger geschützten Armen und im Nacken. Da können wir nur hoffen, dass dieses Wetter nicht zu lange anhält... Erynn begann plötzlich etwas vor sich hin zunuscheln. Die Augen waren halb geschlossen und die Lider flatterten leicht, als ob sie eigentlich schlafen wollte, sich ihr Körper aber noch dagegen wehrte. Verfluchter Scheissdreck... sie wird mir doch wohl nicht erfrieren?! Arranges ließ das Flämmchen verpuffen und griff Erynn instinktiv an den Hals um nach dem Puls zu tasten. Erschrocken zuckte er zusammen, ihre Haut war eiskalt und der Puls nur sehr langsam. Oh nein... so haben wir nicht gewettet! Er musste jetzt schnell handeln, wollte er sie am Leben halten. Mehr als einmal hatte er erlebt, wie schnell jemand erfrieren konnte. Wärme! Und zwar so schnell und so viel wie möglich konnten allein gegen den Kältetod helfen. Arranges Bewegungen waren trotz dessen, dass er versuchte ruhig zu handeln, von einer gewissen Hektik.
Er zog die Dunkelelfe zu sich heran. Auf seine Berührungen reagierte sie schon nicht mehr richtig. 'Hee! Erynn! Verdammt nochmal, ihr müsst wachbleiben!' Ein leises Stöhnen war zu vernehmen, mehr aber auch nicht. Arranges, der die Beine zuvor leicht angezogen hatte, streckte sie jetzt aus und spreizte sie. Er wuchtete Erynn vor sich und lehnte sie behutsam mit dem Rücken an seine Brust. Sie fühlte sich schon mehr wie ein Eisklotz als ein Lebewesen an. Dreck! Ich bin nicht schnell genug... Arranges ließ verzweifelt seine Feuermagie wirken, aber die Lederrüstung der Elfe war wie eine unerwünschte Isolierschicht. Stumm fluchte Arranges vor sich hin, während er nach den Schnallen suchte, die die Rüstung am Körper der Dunmer hielten. Nach einer gefühlten Ewigkeit, in der Arranges ehrlich am Verzweifeln war, da Erynn immer noch kälter wurde, hatte er endlich die Verschlüsse gefunden. Nach einiger Flucherei, hatte er die Schnallen endlich offen... Doch er zögerte einen Moment... Na los du Trottel, mach schon! Mit seinen gut warmen Händen tastete er sich unter das Hemd der Elfe und schlang einen Arm um den Bauch, den anderen oberhalb der Brust um ihren eiskalten Körper. Er drückte sie an sich. Langsam erhöte er den Feuerzauber, bis sein ganzer Körper nicht heiß, aber doch sehr warm war. Er hatte auch die Beine der Elfe angewinkelt aufgestellt und seine eigenen wie im Schneidersitz darum gelegt. Sie war so stark ausgekühlt, dass es recht lange dauerte, bis er die Elfe wieder auf einer dem Tode fernen Temperatur hatte. Schließlich konnte er den Feuerzauber nicht ausschöpfen, sonst wäre sie trotz ihrer natürlichen Feuerresistenz schlicht an dem Temperaturschock gestorben. Während dieser Zeitspanne betete Arranges, dass es nicht zu spät war, da ihre Körpertemperatur nur unmerklich langsam anstieg. Er versuchte einige Male sie durch Worte wach zu bekommen, aber sie war mental der Kälte unterlegen und mehr oder weniger bewusstlos.
Erst, als der Sturm merklich nachließ, machte sich in Arranges Erleichterung breit, musste er jetzt nicht mehr gegen eine Naturgewalt ankämpfen. Die Kälte jedoch blieb.
Arranges war leicht eingenickt und wachte erst auf, als ihn eine leichte Berührung im Gesicht kitzelte. Er öffnete die Augen und sah sogleich, dass es einerseits hell war und die Sonne durch die Zeltplane drang und sich anderseits die weißen Haare Erynns leicht bewegten. Ein leises Seufzen ging von der Dunmer aus und sofort war Arranges hellwach. Erschrocken und etwas peinlich berührt, zog er hastig seine Arme zurück...
Velothigebirge; Südwestmorrowind
Als Erynn den Kopf zu ihm drehte und ihn fragte, was los war, dankte Arranges stumm den Göttern. Er sah ihr für einige Sekunden nur stumm in die Augen, seine Arme, die ihr das Leben gerettet hatten, einfach hängen lassend. Der Feuerzauber wirkte noch immer und angenehme Wärme ging vom Körper und den Armen des Kaiserlichen aus. 'Ich sollte bald doch nochmal eine Pilgerreise zu den Schreinen der Vier machen und ihnen für ihre Gnade danken...' Murmelte er unbewusst vor sich hin. 'Ich habe euch gewärmt... ihr ward eiskalt und hattet schon das Bewusstsein verloren.' Er errötete leicht. 'Verzeiht, wenn ich euch unangenehm berührt haben sollte... aber anders hätte ich keine Chance gehabt, euch warm zu halten...' Er überlegte, ob er nicht wenigstens ihr Hemd, welches sich nach oben geschoben hatte, wieder herunterziehen sollte und ihr die Rüstung wieder zurechtrücken sollte, verwarf den Gedanken daran aber direkt wieder.
Morrowind; Stützpunkt der Gathering
Bei Arranges Kommentar zuckte die Elfin heftig zusammen. Er hatte ihr den Rücken zugewandt, und sie huschte lautlos zu ihm herüber. „Ich weiß nicht“, sagte sie gefährlich sanft dicht an seinem Nacken „Vielleicht liege ich mir die Haut wund auf einem harten Feldbett, bei meinen spitzen Knochen...“ Der Kaiserliche fuhr herum. Erynn nutzte die Gelegenheit, um ihm eine zu scheuern.
Mit bösartigem Zischen fuhr sie fort: „Es tut mir leid, wenn ich Euren... Ansprüchen... nicht genüge. Mir war nicht klar, daß Ihr das von einer Schülerin verlangt.“ Geschmeidig wie ein Berglöwe begann sie, den Beschwörer zu umkreisen. „Ich bin Euch hierher gefolgt, nur, um Euch einen Gefallen zu tun. Ich begebe mich für Euch in Lebensgefahr – schon wieder. Und Ihr habt nichts Besseres zu tun, als mich zu beleidigen? Vielleicht“, fuhr sie mit blitzenden Augen fort, „hättet Ihr Torrah doch nicht einfach erschlagen sollen. Sie faszinierte Euch, nicht wahr? Aber Ihr tötet, was Ihr liebt. Hinter Eurer rauhen, kalten Fassade seid Ihr nichts anderes als ein verängstigtes kleines Kind. Was Ihr nicht versteht, erniedrigt Ihr, tretet Ihr in den Dreck, nur um Euch Eure Unzulänglichkeiten nicht eingestehen zu müssen.“
Erynn hielt in ihrer Wanderung inne und fixierte Arranges. Trotz all seiner Macht fürchtete sie ihn jetzt nicht mehr. Sie war sich sicher, den Hebel gefunden zu haben, mit dem sie seine Welt aus den Angeln heben konnte. „Warum habt Ihr mich auf der Sattelhöhe nicht sterben lassen? Ihr hättet der Gathering einfach sagen können, Eure Schülerin sei unterwegs verreckt. Warum habt Ihr das nicht getan? Arranges... Ihr seid nicht so hart, wie Ihr selber glauben wollt.“
Sie atmete tief durch. „Ich bin nicht Euer Feind – im Gegenteil. Ich bin der vielleicht der einzige Freund, den Ihr habt. Ihr habt meine Loyalität und meine Anteilnahme. Eure Arroganz beeindruckt mich nicht. Bei der Schicksalsweberin, begreift das doch endlich!“
Morrowind -> Nordostgrenze Cyrodiil
Arranges hatte das dringende Bedürfnis, die Wand einzuschlagen, das Einzige, was ihn davon abhielt, war die Tatsache, dass ihm sein Verstand eindringlich sagte, dass es nur ungesund sein würde, auf massiven Fels einzuprügeln. Plötzlich sprang der Kaiserliche auf. Er tat ein paar hektische Schritte auf und ab, schnaufte dabei wie ein Ork kurz vor der Raserei und knurrte immer wieder unzusammenhängende Wortfetzen vor sich hin: 'Absolut indiskutabel... Ihr werdet das machen... Ihr seid nur Mentor Arranges... ABER DIE GROßMEISTER BEKOMMEN NICHT AUF DIE REIHE, WAS SIE UNS IMMER WIEDER ALS DIE STÄRKE DER GATHERING VERKAUFEN!?'
Das Bersten von Holz erfüllte plötzlich den Raum. Arranges hatte eine der beiden Türen des Kleiderschranks eingetreten. Wütend zoge er den Fuß zurück und starrte hasserfüll auf das Loch. Ruckartig drehte er sich um und stand jetzt vor dem Schreibtisch. Mit einem Wutlaut räumte er die Tischfläche ab, dass Pergament, Tintenfässchen und Federkiel quer durch den Raum segelten. Er packte den Stuhl an der Lehne und eine Sekunde später explodierten die Stuhlbeine in unzählige Holzsplitter. Die Sitzfläche fiel dem gleichen Schicksal zum Opfer, die Lehne zerfetzte den Bruchteil eines Augenaufschlags später, eine der Stellwände und landete einige Meter neben Erynn. Ein hektisches Klopfen war an der Tür zu hören. 'Einen Moment bitte...' Rief Arranges, sichtlich um seine Fassung bemüht. Er war mit ein paar großen Schritten bei der Tür, als diese schon aufgeschoben wurde. Vaiolenna stand vor ihm. 'Was ist passiert? Ich war gerade auf dem Weg hierher, als ich plötzlich lauten Krach hörte...' Während sie sprach, stellte sie sich auf die Zehenspitzen um über Arranges Schulter blicken zu können. 'Ich habe ein wenig umdekoriert...' sagte Arranges monoton ernst, aber nicht wütend. 'Was gibts?' Hängt er an. 'Ich habe hier noch einige Dinge, Informationen der Großmeister an euch.' Sie reichte ihm einen Briefumschlag. Der Kaiserliche riss ihr das Schreiben aus der Hand und ehe sie noch etwas sagen konnte, fand sie sich vor der geschlossenen Tür wieder. Arranges warf den Umfschlag achtlos aufs Bett, als er sich wieder herumdrehte. Er lehnte sich um die Stellwände herum und sah zu Erynn. 'Packt eure Sachen, wir brechen auf!' Sagte er tonlos, aber bestimmt. Er selbst hatte seine Ausrüstung recht schnell angelegt. Er musste nicht auf Erynn warten, sie war mindestens so schnell. In dem gesamten Komplex herrscht ein reges Treiben. Viele waren ebenfalls dabei, aufzubrechen. Aber jeder ging Arranges aus dem Weg. Ob es nun daran lag, dass er eine bösartigere Miene als Mehrunes Dagon aufgesetzt hatte, oder dass die Gathering ihm die wichtige Aufgabe der Siegelsteinbeschaffung zugedacht hatte.
Bald schon waren sie wieder durch die Steppen Westmorrowinds unterwegs. Der Kaiserliche wechselte kaum Worte mit Erynn. Versuchte aber bei den wenigen Gesprächen ihr gegenüber nicht ausfallend zu werden oder sie irgendwie anderweitig seinen Missmut spüren zu lassen. Nach knapp vier Tagen kamen sie von dem niedrigeren Pass zwischen den Valusbergen und dem Jerallmassiv langsam aber sicher wieder in die Niederungen des Herzlandes. Das Wetter machte ihnen dieses Mal nicht so sehr zu schaffen wie bei ihrer Anreise. Am Abend des vierten Tages schlugen sie am Fuße der Valusberge ihr Nachtlager auf, sie waren etwa einen Tagesritt östlich von Cheydinhal.
Arranges saß am Feuer und las jetzt zum ersten Mal, seit sie von der Ratshalle aufgebrochen waren, den Brief der Gathering. Er enthielt Informationen über die Siegelsteine und über die Ebenen Oblivions. Diese Informationen stammten von einigen Telvanniangehörigen. Die Telvanni hatten es als die Ersten seit dem Beginn der Krise geschafft, einige der Tore selbst zu schließen und wussten daher recht genau über die Welt dahinter und die Siegelsteine bescheid... Arranges musste jetzt also nur noch drei dieser Tore finden... er würde wohl am besten in der Kaiserstadt nachfragen, die Legionskundschafter sollten diesbezüglich eigentlich über recht gute Informationen verfügen dachte sich Arranges.
Obliviontor bei Cheydinhal
Reiss dich zusammen... Äffte Arranges die Kriegerin in Gedanken nach. Haha, sehr witzig... das nächste Mal, wenn wir irgendwo in einen Schneesturm kommen, lass ich dich erfrieren, das ist sicher! Arranges wischte sich einmal über die klatschnasse Stirn und blinzelte die Schleier aus den Augen. Er konnte sich nicht wirklich für das Reich des Daedraprinzen faszinieren, für ihn war es eine durchweg brennende Wüste. Die Inseln waren vermutlich genauso feindselig, aber da war es wenigstens nicht so gnadenlos heiß... Verdammter Mist, warum beherrsche ich die Eismagie nicht so perfekt wie Feuer... das bringt mir hier gar nichts... 'Ja, wir haben ja kaum eine andere Möglichkeit...' Ächzte der Nekromant als Antwort auf Drevenis Frage. Der Magier war nicht wirklich guten Schrittes, aber er bemühte sich, nicht zu sehr zu stolpern. Die Brücke führte in einem leichten Bogen um das Gebiet zwischen den Türmen und dem Tor herum, bis sie immer flacher wurde und schließlich auf der Lava aufsetzte. Das, was vorher eine Brücke war, schien jetzt ein auf der Lava schwimmender Weg zu sein. Folgten sie jetzt mit den Augen dem Weg, führte er hinauf zu einer breiten, teils arg zerklüfteten Erhebung, auf der auch die Türme standen.
Die Nähe der kochenden Lava machte dem Kaiserlichen noch mehr zu schaffen. Sein Gesicht war ein Wasserfall, die Haut war überall leicht gerötet, aber er stapfte stur weiter. Er konnte sich vor Dreveni keine Blöße geben und vor Erynn schon gar nicht. Die Brücke oder vielmehr der schwimmende Weg traf nur wenig später wieder auf Land. Er führte zunächst leicht ansteigend ein wenig abseits des eigentlichen Hügels hinaus in die schartigen Hänge auf der Rückseite. Nicht nur die Landschaft war alles andere als lebensfreundlich, sogar die Pflanzen sahen so aus, als würden sie die Gruppe jeden Moment anspringen. Ein Gewächs war dabei besonders auffällig. Diese aus dem Boden oder Felswänden wuchernde Wurzel war besonders detailreich in dem Buch beschrieben. Die Harradawurzel war nicht nur auffällig blutrot, sondern auch unvergleichsmäßig lang und knotig. Außerdem und das war wahrscheinlich das Einprägsamste an ihr, hat man ihr Dornen aus Eisen angelegt, wie bei einem scharfen Wachhund ein Nietenhalsband. Alle drei waren sie sich wohl unabgesprochen darüber einig, diesem seltsamen Gewächs besser nicht zu nahe zu kommen.
Sie hatten den Hügel fast zur Hälfte dem Weg folgend erklommen, als sie um die nächste Biegung kamen und auf eine breitere Fläche traten, die an einigen Stellen mit grosflächigen Steinen gepflastert war. Sie befanden sich nun direkt zwischen den zwei Türmen, zu ihrer Linken ragte der kleinere Turm direkt aus dem Hang am Rande des Platzes auf, er hatte keinen ersichtlichen Eingang. Zu ihrer Rechten, oben auf der Spitze des Hügels thronte der zweite, sehr viel mächtigere Turm.
Sie hatten gerade ein paar Schritte auf den Platz getan, als sie hoch über sich plötzlich ein lautes Fauchen hörten. Arranges erkannte es sofort und sah erschrocken nach oben. Die Krone eines schweren Daedrahelms konnte er gerade noch erkennen, als selbige über dem Rand einer sehr dünnen Brücke verschwand, die sich zwischen den beiden Türmen spannte. Kurz darauf krachte eine schwere Tür ins Schloss. Verdammt, sie haben uns entdeckt... Na das wird ein Spaß... Zuerst diese Hitze und jetzt waren sie auch noch entdeckt worden... Arrange sehnte sich auf die Inseln oder noch besser nach Cyrodiil zurück. Er blickte sich nach seinen Begleiterinnen um. Sie hatten es ebenfalls bemerkt... 'Versucht einfach nicht zu sterben...' Arranges straffte sich und rief sich ins Gedächtnis, was er über die Daedra wusste. Eigentlich sind es keine wirklich starken Gegner... Aber verdammt nochmal, sie sind Untoten überlegen und dazu beinahe feuerimmun... Arranges zog resignierend das Schwert. Die Klinge lag schwammig vom Schweiß in seiner Hand. Das wird immer besser! Er war doch verärgert.
Ein langgezogenes Quieken war von dort zu hören, wo der Weg um die nächste Kurve weiter zum Turm hinaufführte. Auch das wusste der Beschwörer einzuordnen. Na wenn es nur die sind, haben wir wenigstens vorerst kein Problem... Der Kaiserliche sollte mit seiner Einschätzung richtig liegen. Drei Clannbanns kamen um die Ecke mit halsbrecherischem Tempo über den Platz auf sie zugerast. Für jeden von ihnen einer. Das ist schwach... Mehrunes Dagons Schergen haben wohl nicht mehr zu bieten? Das Clannbann, das auf Arranges zukam, beschleunigte auf den letzten Metern nochmals, Es würde kurz vor ihm zum Sprung ansetzen und ihn umreissen. In deinen nichtvorhandenen Träumen vielleicht... Der Kaiserliche hob nur unmerklich die Hand und nuschelte etwas vor sich hin. Der Daedra wollte gerade springen, als vor ihm ein Skelettwächter mit Streitkolben und breitem Stahlschild aus einer blauen Kaskade trat. Das Clannbann befand sich schon im Flug und verbiss sich nun zwangsläufig in das Gerippe, riss es um und fiel mit dem Untoten zu Boden. Die Klauen und der Schnabel hatten sich in den Rippen verkantet und das Monster konnte sich nicht wirklich befreien. So und jetzt verreck! Der Kaiserliche machte zwei Schritte vorwärts, stand jetzt leicht seitlich der Kreatur, welche zappeln in dem Skelett hing, welches sich ebenfalls nicht wirklich wehren konnte. Arranges versenkte sein Silberschwert im ungeschützten Körper hinter dem Nackenschild der Kreatur. Er entließ das Skelett, zog sein Schwert zurück und stand nun vor dem Kadaver des Daedras. Ein wenig gehetzt sah er in die Richtung, aus der die drei Kreaturen gekommen waren. Er dachte noch etwas gehört zu haben. Und sogleich wurde sein Verdacht bestätigt. Ein Markynaz stürmte das Cleymore mit beiden Händen haltend auf sie zu. Ja... genau das brauchen wir jetzt...
Obliviontor -> Cheydinhal
Arranges wartete nicht weiter auf Dreveni und Erynn, er stolperte die Treppen hinauf. Der Beschreibung des Briefes nach zu urteilen, musste der Siegelstein hier oben in der Spitze des Turms irgendwo sein. Außerdem wurden sie alle nach Nirn zurückbefördert, sobald er ihn entfernte und das Tor in sich zusammenfiel. Oben waren riesige Rampen zu einem kleinen Balkon zu sehen. Die Rampen waren allerdings mehr wie aufgespannte Planen, ebenfalls aus dem seltsam fleischigen Gewebe. Arranges setzte vorsichtig einen Fuß darauf. Es fühlte sich tatsächlich an, als würde er auf irgendeine halbverweste Leiche treten. Das nenne ich mal eine ordentliche Verschwendung... ich will gar nicht wissen, von was für einer Kreatur diese... Haut stammt... Arranges schenkte der komischen Struktur keine weitere Aufmerksamkeit mehr, stattdessen hastete er hinauf zu dem Balkon. Oben angekommen sah er endlich, was er hier in dieser verdammten Oblivionebene suchte. Oben auf der Feuersäule saß als krönende Spitze der Sigelstein. Eine von Flammen eingehüllte schwarze Kugel. Arranges war von der Selbstverständlichkeit dieses Siegelsteins, wie er dort leicht auf und ab schwebte und sich auch sonst in ständiger Drehung zu befinden schien, für einen Moment so fasziniert, dass er alles um sich herum vergas. Eine derartige Machtquelle ist mir noch nicht untergekommen... daneben würde sogar Sheogorath persönlich wie ein kleines Irrlicht wirken... Wie ferngesteuert trat der Nekromant die wenigen Schritte auf den Siegelstein zu und streckte die Hand danach aus. Es war nichteinmal heiß, die Flammen schienen nicht wie gewöhnliches Feuer. Mit beiden Händen griff er in die Sphäre und umfasste den faustgroßen Siegelstein. Gleich werden wir sehen, ob die Berichte der Telvanni der Wahrheit entsprachen... Mit einem Ruck riss er den Sigelstein an sich. Fast ein wenig enttäuscht blickte er auf die makellose Kugel in seinen Händen, als plötzlich ein starkes Beben durch den Turm ging und ihn beinahe von den Füßen riss. Die Flammensäule schlug wild peitschend um sich, alles begann in sich zusammen zu fallen. Verdammt, ich hoffe das gehört alles noch so zum regulären Ablauf... Und plötzlich war alles still. Ein ohrenbetäubendes Bersten raubte ihm für einen Moment die Sinne...
Was zur Hölle?! Der Kaiserliche schaute sich verdutzt um. Ein sternenklarer Himmel sah er über sich. Irgendwo im Gebüsch zwitscherten leise ein paar nachtaktive Vögel. Nur noch die Dornen waren stumme Zeugen des Tors, aber sonst war nichts mehr davon zu sehen. Das wars? ... Lächerlich...! Aber Arranges wusste selbst, dass er am Ende seiner Kräfte stand. Neben sich konnte er noch Erynn und Dreveni am Boden liegend erkennen. Sie waren bei Bewusstsein. Dank den Vieren! Dann sank Arranges kraftlos auf die Knie, den Siegelstein immernoch mit beiden Händen an seiner Brust umklammernd, kippte er zur Seite und blieb einfach liegen. Er war so dermaßen erschöpft, dass er sich kaum mehr rühren konnte. Die erwartete Ohnmacht blieb jedoch aus... Geradeausblickend sog er gierig die kühle Nachtluft ein, die sich wie Balsam in seinen Lungen anfühlte...
Zusammenfassung (Erynn & Dreveni)
Dreveni konnte es nicht haben, dass sie von der Dunmer schon wieder herumkommandiert wurde. Als sie dann allerdings noch um ein Messer gebeten wurde, und ihr Arranges Gehabe auch nicht verborgen blieb, brachte sie voll Schadenfreude das größte und am gemeinsten Aussehende, dass sie in der Küche finden konnte.
Außerdem holte sie noch eine Flasche hochprozentigen Alkohol sowie drei Gläser. Irgendwo fand sie auch noch einen Heiltrank, der zumindest die Schmerzen in ihrem Arm etwas linderte. Dagegen, dass der Oberarmknochen immer noch einen fiesen Knick hatte, konnte er allerdings nichts ausrichten.
Sie beobachtete die Szene und hätte fast lachen müssen, als sie sah wie sich Arranges aufführte. Sie hatte schon gelegentlich gesehen wenn jemandem ein Pfeil irgendwo raus gezogen wurde, und es gab sicherlich schöneres, aber von dem ach so hartem Magier war in diesem Moment nichts mehr übrig. Was sie fast noch mehr wunderte war die Besorgnis und Geduld von Erynn. Dreveni hatten die Szenen in und vor dem Tor gereicht, wo Arranges Erynn mehr als schwach angeredet hatte. Was trieb die Dunmer dazu, immer noch bei ihm zu bleiben und ihn auch noch so fürsorglich zu behandeln? Dreveni hätte da nicht so einen Aufriss veranstaltet. Hätte er nicht still gehalten, hätte sie ihn eben erst abgefüllt oder K.O. geschlagen. Bei Arranges vermutlich pauschal letzteres.
Als der Pfeil endlich aus Arranges Arm war, stellte Dreveni eine kleine Flasche mit einem Heiltrank auf den Tisch vor ihn, fasste Erynn mit dem gesunden Arm um die Schultern und dirigierte sie die Treppe nach oben ins Bad. Der Zuber war zwar leer, aber auf einem Waschtisch stand eine Schüssel mit Wasser, daneben lagen saubere Leinentücher. Außerdem hing ein großer Spiegel an einer Wand. Die Dunmer sah ebenfalls mitgenommen aus, außerdem hatte sie zu der gebrochenen Nase noch Kratzer von den Clannbanns, die dringend gesäubert werden sollten. Im Bad zündete sie die Kerzen an, setzte sie sich auf einen Hocker, sah die Dunmer an und fragte: "Warum tut ihr das? Habt ihr eigentlich gar keinen Stolz? Allein wie dieser Kaiserliche mit euch spricht..."
Normal ging sie das ja nichts an, aber nachdem sie alle zusammen durch die Ebenen von Oblivion gegangen waren, und diese beiden jetzt immerhin schon in ihrem Haus waren, konnte sie auch noch mehr von ihren Prinzipien über den Haufen werfen.
Erynn ließ sich von Dreveni widerstandslos in das Badezimmer führen. Bei einem Blick in den Spiegel erschrak sie vor sich selber. Als die andere sie ansprach, drehte sie sich herum. "Doch, ich habe so etwas wie Stolz. Deshalb wende ich mich nicht einfach ab, wenn jemand meine Hilfe braucht", antwortete sie. "Und Arranges spricht mit jedem so. Scheint eine Art Macke zu sein."
Sie begann, vorsichtig den Schorf aus ihrem Gesicht zu waschen und zuckte jedesmal zusammen, wenn sie dabei ihre Nase berührte. "Verfluchtes Flammenbiest!" Die Kratzer hatten sich bereits entzündet und begannen gleich wieder zu brennen, als sie mit den Fingern darüberfuhr. Für einen Moment überlegte die Söldnerin, ob sie es wohl über sich brächte das Nasenbein selbst zu richten, verwarf den Gedanken aber gleich wieder. So hart war sie nicht.
Schließlich wandte sie sich wieder zu Dreveni um. "Danke."
Bei Erynns Antwort konnte sie nur den Kopf schütteln. "Jemandem zu helfen ist ja das eine. Aber jemanden regelrecht zu umsorgen, dem es scheinbar Spaß macht, euch zu demütigen, etwas ganz anderes. Das scheint mir auch etwas mehr als nur eine Macke zu sein. Vorher in den Ebenen Oblivions meinte er, ihr wäret nicht Ansatzweise in der Position, ihm Befehle zu geben. Seid ihr etwa seine Gefangene?" Die letzte Frage hatte Dreveni nicht wirklich ernst gemeint, aber es wunderte sie noch immer, in welchem Verhältnis die beiden zueinander standen. Als sich Erynn das Blut aus dem Gesicht gewaschen hatte, sah Dreveni auch ihre schiefe Nase. Es wäre vermutlich nicht schwer zu richten, aber Dreveni war sich nicht sicher, ob es nachher nicht schlimmer aussehen würde, da sie auch nur eine Hand benutzen konnte. Für ihren Arm wäre es wohl auch das beste, wenn man ihn zumindest provisorisch richten und schienen würde, aber das wollte sie Erynn jetzt nicht auch noch fragen.
Sie dachte über die Frage nach. Wie erklärte man diese seltsame Verbindung, die zwischen ihr und dem Kaiserlichen bestand? Arranges selbst schien nur zu gern davon auszugehen, daß sie in seiner Gewalt war - sein krankhafter Kontrollfanatismus. Wenn sie allerdings ehrlich zu sich selbst war, begann sie selbst langsam ebenfalls daran zu glauben. Manchmal. Dann wieder auch nicht. Es war verwirrend.
"Ich bin keine Gefangene. Aber ich bin ihm verpflichtet, auf... eine gewisse Weise." Sie durfte auf keinen Fall die Gathering erwähnen, schärfte sie sich selbst ein. Niemals. Erynn wechselte das Thema. "Ihr solltet schnellstmöglich einen Heiler aufsuchen. Vielleicht jetzt gleich. Wir werden gehen, wenn Ihr es wünscht."
"Verpflichtet? Dann muss er ja wahrlich etwas großes für euch getan haben...", sagte sie nur, nachdem sie Erynn ein paar Sekunden stumm gemustert hatte. Sie konnte selbst gerade nicht begreifen, warum sie das Schicksal der anderen derartig interessierte. Dass sie sich in ihr vielleicht ein bisschen selbst sah vor etwa zehn Jahren, wurde ihr nicht bewusst. Um sich wirklich mit Erynn zu vergleichen, wusste sie ohnehin zu wenig von ihr und Arranges. Damals war sie auch blind jemandem gefolgt, was sie fast mit dem Leben bezahlt hätte. Auch wenn Feryn ganz anders war als Arranges... Sie riss sich mit einiger Mühe aus ihren Gedanken, und erinnerte sich, was Erynn zu Letzt gesagt hatte. "Ich fürchte dass in Cheydinhal gerade Chaos herrscht, ich werde morgen in die Stadt gehen. Ausserdem ist der Weg nachts zu gefährlich mit nur einem Arm. Ihr könnt über Nacht bleiben, wenn ihr wollt, hier oben ist ein Gästezimmer." Mordan würde nicht so bald zurückkommen, und selbst wenn. Sie wollte zwar vermeiden ihm erklären zu müssen, was ausgerechnet Arranges hier tat, er würde ihn vermutlich von dem Steckbrief erkennen, aber das erschien ihr nach den letzten Stunden auch nur noch halb so schlimm. Müde erhob sie sich von dem Hocker und ging zur Tür.