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[Werwölfe IV] Tag 4
Langsam erhob sich die Sonne blutrot über dem kleinen Dörfchen Düsterwald im Hunsrück. Noch immer plagten sich die Dorfbewohner mit der Schuld am Lynchen eines jungen Mädchens herum, das noch seine ganze Zukunft vor sich hatte. So gut die Intention hinter dem Lynchen auch sein mochte, bisher zeigte es keine Wirkung, sondern verschlechterte die Lage und die Moral der Dorfbewohner eher noch mehr.
Dazu kam auch noch die anhaltende Bedrohung durch die Werwölfe, die auch in dieser Nacht wieder auf die Jagd gegangen waren. Wiederum hatten sie sich für ein junges Mädchen entschieden. Nadja Torgowez sollte das Tageslicht nie mehr zu Gesicht bekommen und das Dorf noch einen Tag voll Trauer ertragen müssen.
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Nadja wachte mit trockener Kehle auf. Der Mond tauchte das Zimmer in ein gespenstig silbriges Licht. Sie schlich, vorsichtig, um ihre Schwester nicht aus dem Schlaf zu reißen, aus dem Zimmer um einen Schluck Wasser zu trinken. Mit einem leisen Knarzen schloss sie die Tür.
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Im Gegensatz zu den vorherigen Nächten, war diese unruhig. Das Bett erschien härter, die Luft kühler als üblich. Das Einschlafen glich einem Kampf und Nadeschka wälzte sich gequält in den Schlaf. Die Vorzeichen sollten aber nicht ohne Ergebnis bleiben. In der Nacht hörte sie ein Knarzen und die leise tippelten Schritt ihrer Schwester. Im Halbschlaf wollte sie nach ihr rufen um sie zu begleiten, doch die Müdigkeit versiegelte ihren Mund und lähmte ihre Glieder. Der schläfrige Schleier der Nacht senkte sich wieder über ihren Geist, als auf einmal ein scharfer Schmerz durch ihren Körper zuckte. Mit einem Schlag saß sie schweißgebadet aufrecht in ihrem Bett. Ihr Blick war starr auf das geschlossene Fenster vor ihr gerichtet. Sie sah sich um. Nadja lag nicht in ihrem Bett. Wie lange war sie weg genickt? Ein paar Minuten oder nur einen Moment? Wie auch immer, das beunruhigende Gefühl krallte sich um ihren Körper wie die knochigen Finger eines Skelettes. Zitternd warf Nascha ihre Decke auf den Boden, als sie abrupt aus dem Bett stürzte. Die Stille der Nacht war schlimmer als der Lärm eines Raubüberfalls. Den Dolch des Hexenjägers fest umklammert tapste sie auf nackten Füßen die kalten Holzbretter entlang. Mit pochenden Herzen lief sie dann weiter die Treppe zur Gaststube herunter, in der Hoffnung ihre Schwester lebendig auf der Toilette oder bei einem harmlosen Spaziergang vor dem Wirtshaus zu finden. Doch noch bevor sie sah, was sie sah, roch sie ihn, den Tod. Auf ihren Reisen war sie dem Duft der Fäule, des Blutes. Kurz, ganz kurz blieb sie stehen. Vielleicht war das alles nicht wahr, wenn sie wieder ins Bett gehen würde. Vielleicht war das alles ein Traum. Ihre Schwester lag bestimmt im Bett und schlief seelenruhig neben ihr. Es war alles gut. Doch ihr rasendes Herz und die Kälte die ihren Körper hinauf kroch straften ihre Gedanken lügen. Mit klappernden Zähnen schritt Nadeschka Schritt umd Schritt, Stufe um Stufe weiter hinab. Näher zu dem Geruch den sie nie wieder riechen wollte.
Der Gastraum war verwüstet. Der Boden war zerstört, die Tisch umgeworfen und zerbrochen. Und mitten drin, als wäre sie vom Himmel wie das Geschoss eines Katapultes in den Raum geschlagen, lag ein Leichnam, beleuchtet vom silbernen Mondlicht. Der Dolch fiel klappend zu Boden, als Nascha zu dem blutüberströmten Körper hin rannte. Es bedurfte keiner Näherer Untersuchung, um festzustellen, dass ihre Schwester nun in ihren Armen lag. Tot. Zerfetzt. Tränen ranen unkonntrolliert über ihr Gesicht. Sie hätte ihre Schwester davor bewahren können. Warum hat sie nichts getan, warum hat sie geruht, während ihre Schwester dem Tod entgegen trat. Wenn sie bloß nicht geschlafen hätte, wenn sie ihre Schwester mit dem Dolch -
Blut tropfte auf dem Boden. Diesmal war es Nadeschkas, die sich auf die Lippe biss. Sanft legte sie den leblosen Körper ihrer Schwester ab. Und hob torkelnd den Dolch auf. Als wäre es eine unbesiegbare Waffe aus den Legenden, hob sie ihn zum Himmel und schrie laut, dass es sogar die Menschen in den umliegenden Wohnstätten vernehmen konnte. Laute Schreie der Trauer, des Zorns, bis ihr schließlich die Stimme versagte.
Там будет кровь!
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Für Raphael wurde es eine erholsame Nacht. Er wachte auf, scheinbar hat dieses seltsame Wesen, welches er sich am Vortag durch den seltsamen Wein geholt hatte, seinen Körper verlassen. Mit einem längeren Gähnen verließ er sei Bett und versuchte sich ersteinmal in diesem fauligen spinnenverwobenen Keller zurechtzufinden. Irgendwann stolperte er über sein Schwein und knallte (wiedereinmal) gegen eine Wand. Unmittelbar daneben befanden sich eine Klappleiter und eine steile Treppe. Raphael öffnete bei der Leiter eine größere Holzluke und es kam Licht in den Keller. So nahm er sein schlafendes Schwein auf den Arm und sperrte den Glockenturm auf. Die Sonne befand sich knapp über dem Horizont, es war also Zeit, die Glocke zu leuten. Sein Ferkel setzte er auf den grassüberwucherten Boden und kletterte zum Turm hinauf. Raphael blickte vom hohen Punkt zum Dorf hinab und suchte nach weiteren Aufstehern. Es befanden sich schon welche auf dem Marktplatz. So zog er einmal am Seil, damit die Glocke mehrmals mittelstark schlägt und die halbwachen Schlafmützen an den Morgen erinnert.
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Am frühen Morgen knetete Lilith energisch an einem Teig, da sie keinen Tag, der ihr geschenkt wurde, mehr verschwenden wollte. Sie wollte nützlich sein, irgend etwas tun... Deshalb hatte sie früh zu backen angefangen, und wollte nicht aufhören, bis sie alle tapferen Bürger versorgen konnte. Sie versuchte außerdem, den letzten Abend bei der Arbeit zu verdrängen, doch es gelang ihr einfach nicht.
Für einen kurzen Augenblick hatte sich Lilith ihr eigenes Gesicht dort oben am Galgen vorgestellt. Noch vor kurzem war sie Serah ganz ähnlich gewesen... selbstständig, ruhig und zurückgezogen... “Das hätte auch ich sein können.” ,dachte die Bäckerin unaufhörlich, und irgendwann antwortete ihr eine verborgene, und sehr leise, aber hoffnungsvolle Stimme in ihrem Inneren: “Aber du warst es nicht. Du hast erkannt, dass kein Mensch alleine sein sollte.” Ein trauriges Lächeln huschte über Liliths Gesicht. Ja... plötzlich sehnte sie sich nach Gesellschaft und Nähe, aber kam diese Erkenntnis vielleicht zu spät?
Etwas später war die Backstube erfüllt von dem warmen Duft gebackenen Brotes und Lilith wollte sich auf den Weg ins Dorfzentrum machen, um jemanden zu bitten, ihr später beim Tragen der Bäckereien zu helfen. Alleine konnte sie diese Mengen unmöglich so weit schleppen.
Als sie gerade zur Tür schritt, und zufällig ihr Spiegelbild in einem Fenster sah, fiel ihr auf, dass ihr Haar vollkommen zerzaust war und ihr Kleid einige Mehlflecken aufwies. “So kann ich mich nicht zu den anderen wagen.” ,dachte sie und war selbst darüber überrascht, da sie sonst kaum Gedanken an so etwas verschwendete. Sie beschloss also, sich umzuziehen, und als sie schließlich nach ihrem Kamm griff, der die meiste Zeit unbeachtet in einem Schränkchen lag, fiel ihr Blick auf ein hellblaues Stoffband, das ursprünglich einmal zu einer Puppe gehört hatte. Sorgfältig flocht sie das Band nach dem Kämmen in eine Strähne ihres Haares ein, wofür sie einige Zeit brauchte, bis es halbwegs ordentlich auszusehen schien. Nach einem prüfenden Blick auf ihre Spiegelung im Fenster machte sie sich dann endlich auf den Weg ins Dorfzentrum, unwissend, was sie dort erwarten würde, und von wo schon leise Glockenschläge ertönten.
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Ewald wachte auch, er hatte nicht wirklich gut schlafen können. Die Tatsache, dass ein kleines Kind von den Dorfbewohnern getötet wurde machte ihm zu schaffen, auch wenn er sich nicht direkt schuldig fühlte, er hatte sich gegen die Wahl der Kleinen ausgesprochen, aber das hat das Dorf davon auf irgendwelche fremden Hexenjäger zu hören. Ob es dort wo er herkommt ist normal ist, kleine Mädchen zu hängen? Vielleicht machte das ja einen echten Hexenjäger aus.
Ewald zog sich also an und nachdem etwas zu sich genommen hatte machte er sich auf Richtung Dorfplatz. Als er auf dem Weg war hörte er gerade, dass der Pfarrer die Dorfkirche leutete.
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Godfrey hatte sich neben seiner ursprünglichen Patrouille auch noch einer zweiten angeschlossen, weil er wusste, dass sein Zelt gerade belegt war. Obschon seine müden Knochen ihn einen Narren schimpften, schmunzelte der unbequeme Hexenjäger in sich hinein, als er an den Schrecken des Abends dachte, den Leib Isabellas so daliegen zu sehen und wie sehr es ihn erschrocken hatte, als wären kleine glühende Würmer durch seine Adern gekrochen.
Nun wusste er sie aber in Sicherheit und schlafend, obwohl er die Begleiter seiner Nachtwache immer wieder mit Blicken in Richtung des Zeltlagers sehr amüsierte.
Gerade Heynrich, ein junger Bauer aus dem Dorf, konnte sich mit seinem Spott und anzüglichen Grinsen nicht zurückhalten, was Godfrey erst mit einer lakonisch hochgezogenen Augenbraue, dann mit einem kalten Blick beantwortete.
Das unangenehme Stieren aus einem wenig ansehnlichen Gesichtes, die breiten Schultern und die unheilverkündend dunkel und schwarz daliegende Augenhöhle des Einäugigen, ließ Heynrich dann schließlich verstummen und mit zweifacher Mühe und Rastlosigkeit seinen Dienst versehen.
Godfrey nickte zufrieden und sein Blick wanderte abermals in die Richtung, in der das Zeltlager der Hexenjäger lag und in dem Isabella und Nicolo gerade schliefen und es wurde ihm ein wenig warm ums Herz, nun, da er am Abend seines Lebens die Freuden angenehmer Gesellschaft erkannt hatte und für beide tiefe Gefühle entwickelt hatte - wenngleich auch nicht die gleichen für alle Beiden.
Sein Blick schweifte weiter, während sie am östlichen Ausgang des Dorfes die vereinbarte Rast einhielten, da Agatha - ein streitsüchtiges, zänkisches Weib - gerade mit Steinen und leisen Flüchen einen Fuchs vertreiben musste, der sich bedenklich nahe an einen Hühnerstall herangewagt hatte.
Er bedauerte es - als er nach Westen blickte- dass seine Route ihn nicht an der Taverne vorbeiführte, wo er gerne etwas gegen die Kälte der Nacht erstanden hätte, da sein Mantel nun den Leib Isabellas wärmte. Außerdem hätte er sich nach dem Befinden des Hauptmannes erkunden können, da sein Tod die äußerst fragile Moral der Dorfbewohner noch mehr zerstört hätte.
Doch sein Dienst war im Osten des Dorfes zu versehen und es versetzte ihn aus unbekannter Quelle einen kleinen Stich, dass er auch nicht am Haus der Bäckersfrau vorbeikommen würde, um ihre Sicherheit zu gewährleisten.
Wenn diese Deutsche doch nur ihr nicht so ähnlich sehen würde... damals, das Lächeln, der Fleiß, die Angst...
Er seufzte und wandte sich ab, als Agatha mit verkniffenem Mund wiederkam und den letzten Stein Heynrich an den Kopf warf, der mittlerweile eingeschlafen war.
"Es geht weiter.", knurrte Godfrey düster und sie beschützten den Osten des Dorfes bis der Morgen graute und Godfrey sich auf seinem Steckstuhl am Lagerfeuer vor Konrads Zeltplatz zusammenkauerte, wo er die sacht glühenden Reste des von Nicolo entfachten Feuers als willkommene Wärme begrüßte und vor sich hin döste...
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Rolands Patrouille war schon vor einer Weile vorbei und nun machte er sich bereit, den neuen Tag zu bestreiten. "Bisher ist alles ganz ruhig, ich hoffe mal, dass die Werwölfe den Ort schon gestern wieder verlassen hatten...". Kurz darauf fiel ihm wieder ein, dass die Dorfbewohner gestern ein kleines Kind gehängt hatten. "Dann werden vielleicht auch die anderen Bewohner wieder etwas ruhiger. Dieses ganze Bewohnerabschlachten führt irgendwann sonst noch zur Anarchie..." Mit diesen Worten packte Roland ein paar seiner Sachen, da er sich die Mine, von der gestern noch gesprochen wurde, einmal ansehen wollte. "Scheinbar waren die Patrouillen doch ganz gut...", währenddessen begannen draußen die Glocken zu läuten. "Trotzdem sollte ich zum Dorfplatz und mich dort noch mal umhören", sagte er, nahm seinen Degen und trat seinen Weg richtung Dorfplatz an.
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Es war erst wenige Minuten her seitdem sie Serah gehängt hatten...die arme, unschuldige Serah. Lester wischte sich Tränen aus den Augen, als er zusammen mit Godfrey ihr Grab zuschüttete. Zum Glück hatte der Hexenjäger vorrauschauend gehandelt, wodurch sich die Dorfbewohner den baumelnden Körper des Mädchens nur wenige Minuten ansehen mussten. Aber selbst die würden wohl reichen um ihnen eine unruhige Nacht zu bescheren.
"Godfrey, wieso lässt Gott nur so etwas zu? Ich kann ja verstehen, dass wir Menschen auf eigenen Beinen stehen und unsere Probleme selbst lösen sollen, aber kann er nicht wenigstens eingreifen um solch ein Unglück zu verhindern?"
Damit warf er die Schaufel von sich und fiel auf die Knie.
"Hätte ich doch bloß meine Stimme nicht geändert! Bei unserem Glück ist Laurenz tatsächlich ein Werwolf und ich habe Serah für nichts und wieder nichts zum Tode verurteilt!"
Natürlich bestand die Möglichkeit, dass auch der Händler unschuldig war, aber er hätte es lieber bei ihm statt Serah herausgefunden, denn dann hätte er einen guten Grund gehabt sich seine Pistole zu schnappen und den Priester höchstpersönlich hinzurichten. Nun hatte er nichts weiter als einen Verdacht ohne handfeste Beweise...dabei würde er so gern irgendjemandem den Hals umdrehen um all die angestaute Wut freizulassen! Hoffentlich konnten sie wenigsten am kommenden Tag einen Werwolf erwischen.
Viele Stunden später lief Lester unruhig im Dorf umher. Seine Patrouille war längst vorbei, aber er konnte einfach nicht einschlafen. Jedes Mal erblickte er die baumelnde Leiche von Serah, wie sie ihn anklagend anstarrte. Wer hatte überhaupt angefangen sie zu beschuldigen? Was für Gründe hatte er vorzuweisen? Godfrey war es zum Glück nicht, sonst hätte er sich noch eine Schlägerei mit ihm geliefert.
Plötzlich hörte er das Geräusch zerberstender Tische und den Schrei einer Frau aus Richtung seiner Schänke. Er nahm die Beine in die Hand und rannte so schnell er konnte, aber bevor er sie erreichte sah er mehrere Schatten davonstürmen. Bevor er auch nur seine Pistole auf sie richten konnte waren sie bereits in den Wäldern verschwunden.
Schlimmes ahnend rannte er weiter und betrat den Schankraum. Noch ehe er einen weiteren Schritt wagen konnte stürzte er bereits auf die Knie.
"Nein...das kann doch nicht wahr sein! BITTE NICHT!!!"
Er robbte auf die Leiche zu und schüttelte sie, so als hoffte er sie würde dadurch aufwachen.
"Bitte, du kannst doch nicht tot sein!"
Er versuchte sie wiederzubeleben, aber natürlich waren jegliche Maßnahmen vergebens und das erkannte er auch auf den ersten Blick, aber er wollte es sich einfach nicht eingestehen.
"KOMM SCHON! DU DARFST NICHT TOT SEIN! NA LOS!!!", aber Nadja würde sich nie wieder erheben. Ihre Seele war schon längst ins Jenseits übergegangen.
Schließlich gab Lester auf und mit leerem Blick sah er sich in der Schänke um. Wäre er doch nur hier gewesen anstatt planlos durch das Dorf zu irren. Vielleicht wäre dieses Unglück dann gar nicht erst passiert.
Schwankend stolperte er nach draußen und schrie sich den angestauten Stress der letzten Tage von der Seele.
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Als Ewald gerade beim Dorfplatz angekommen war hörte er einen Schrei, es war die Stimme Lesters wie er ausmachen konnte. Er stand entgeistert vor seiner Schänke, hatte den Kopf in den Nacken gelegt und schrie sich die Seele aus dem Leib.
"Was ist in den gefahren, es ist doch nicht etwa..?!", dachte sich Ewald und eilte zu Lester.
[FONT=Book Antiqua]"Hauptmann, was ist los?"[/FONT], fragte Ewald Lester der ihm in wenigen Worte sagte was er entdeckt hatte.
[FONT=Book Antiqua]"Verdammt, warum noch ein Mädchen? Diese verfluchten Biester, sie sind anscheinend ohne Probleme an den letzten 2 Patrouilen vorbei gekommen.", [/FONT]sagte Ewald mehr zu sich selbst als zu Lester.
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Raphael beobachtete das gesamte Geschehen von dem Glockenturm aus. Er sah, wie eine kleinere Person beerdigt wurde. Auch hat Lester und Nadja gehört. [FONT=Bookman Old Style]"Was ist nur in dieser blestematen Woche los?!"[/FONT] Sofort rannte Raphael den Turm hinab und folge einem kleineren Umweg zum Tatort. Er stand nun an einem bewachsenen Vorsprung, wo er knapp aber ausreichend das gesamte Drama erblickte. [FONT=Bookman Old Style]"Nadja?..."[/font]
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"Eigentlich sollte es uns nicht verwundern...Die Werwölfe sind schließlich unter uns, von daher kannten sie auch die Patrouillenpläne und konnten sich selbst einen Plan zusammenstellen um sie zu umgehen. Aber wäre ich doch wenigstens hier gewesen, dann hätten sie vielleicht mich anstatt Nadja erwischt..."
Plötzlich ertönten Schreie aus der Schänke und Lester rannte wieder hinein.
"Oh verdammt! Ich hätte die Leiche zudecken sollen."
Schnell schnappte er sich irgendein Tuch und warf es über Nadja. Dann kniete er sich vor Nadeschka hin.
"Es tut mir so leid...wäre ich doch nur nicht im Dorf umhergeirrt...vielleicht würde sie dann noch leben. Die Wölfe hätten lieber mich alten Mann töten sollen..."
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Avery kroch nach gut drei Tagen Abwesenheit wieder durch den Eingang des Dorfes. "Jetzt bin ich wieder hier. Nach drei langen Tagen......sieht nicht so aus, als ob sich besonders viel verändert hat. Da erblickte er einige Leute in der Ferne. Er rannte zu ihnen hin und sah erst den Hauptmann, dann ein etwas seltsam aussehendes Tuch, dann Ewald und anschließend Raphael. Er ging zum Hauptmann hin und fragte: "Werter Hauptmann, ich melde mich wieder zurück hier im Dorf. Das begräbnis war die Hölle selbst. Er hat geheult wie ein Wasserfall. Ich meine, ich kann ihn zwar verstehen, aber......ach, egal. Ist es zu viel verlangt zu fragen, ob eigentlich etwas in den letzten Tagen vorgefallen ist?
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Raphael platzt in die Taverne hinein. [FONT=Bookman Old Style]"Nein, Lester, diese Bastarde hätten sich lieber mit garkeinem angelegt!! Sie haben zwei junge Mädchen getötet und zwei Pferde gerissen, nun verstecken sich diese blestematen Höllenhunde in falschen Häuten! Ihr Mistviecher, wenn ihr schon jemanden tot sehen WOLLT, dann fresst doch mich, eure Köpfe würden gut in meine Sammlung passen! Wenn ihr mich sucht, ich wandere im Schutz meiner Waffen zum alten Stollen und besorge uns das Erz. Wenn einer von euch mitkommen will, dann geht, wenn einer von euch mich töten will, dann beim Herrn Christus, tötet mich, aber lasst mich ersteinmal im Namen unseres allen Gottes handeln! Lieber schmiede ich erst ein Haufen Schwerter, bevor ich an diesen sterbe!"[/FONT] Mit diesen wütenden Worten wanderte er zur Kirche hinauf, in Richtung Steinwald.
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Je näher Lilith der Dorfmitte kam, desto lauter wurden die Glockenschläge, und es schienen sich plötzlich auch noch andere Geräusche zu dem rhytmischen Klang zu mischen. Doch erst als die Taverne in Sichtweite der Bäckerin kam, erkannte sie, dass es Rufe der Verzweiflung waren.
Ein paar Bewohner tummelten sich um die weit offen stehende Tavernentüre, und der Wirt selbst war kreidebleich, hatte dicke schwarze Ringe unter den Augen und zerzaustes Haar, das ihm in allen Richtungen vom Kopf stand.
Es brauchte nicht unbedingt den Scharfsinn eines Gelehrten, um sich auszumalen, was passiert war. Vor allem in Verbindung mit den Klagelauten, die aus der Schänke selbst kamen.
Auch wenn es diesmal kein einsames und zurückgezogenes gewesen war, es hatte erneut ein junges Mädchen erwischt. Lilith trat etwas näher an die versammelten Dorfbewohner heran und blickte sich suchend um. Wahrlich, viele Frauen hatte dieses Dorf nicht, und nun schien es, als wären ausgerechnet diese bevorzugte Opfer geworden.
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Nadeschka schien außerstande auf Lester zu reagieren, so geschockt war sie. Jedoch tauchte plötzlich Avery wie aus dem Nichts auf und sprach Lester an.
"Avery, seid ihr von Sinnen? Wenn ihr es schon geschafft habt diesem verfluchten Dorf zu entfliehen, warum seid ihr dann zurückgekehrt?! Wollt ihr etwa wirklich sterben wie all die anderen in den letzten Tagen? Von den Werwölfen haben wir nämlich noch keinen einzigen erwischt, aber dafür haben wir schon einige Dorfbewohner verloren..."
Plötzlich kam auch Raphael herein und Lester verengte die Augen und starrte ihn zornig an.
"Und vor dem da nehmt ihr euch besser in Acht! Er hat gestern für Chaos gesorgt und damit Laurenz beinahe zum Tode verurteilt...wenngleich die arme Serah, die statt ihm sterben musste, ebenfalls unschuldig war...
Ich werde euch jedenfalls nicht aus den Augen lassen, Raphael! Ein falscher Zug und ich breche euch eigenhändig das Genick! Also wartet auf die Hexenjäger, dann brechen wir gemeinsam zur Mine auf. Aber jemand sollte sich auch um Nadja kümmern. Wir können sie doch nicht einfach hier liegen lassen..."
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Godfrey döste in unruhigem Schlaf vor sich hin, seine Lider flatterten und ab und an durchlief ein Schaudern und Zittern den massiven Leib, eingedenk des mittlerweile erkalteten Feuers, welches den Hexenjäger im nasskalten und feuchten Morgennebel zurücklief.
In seiner Seele jedoch brannte es lichterloh.
Gedankenfetzen liefen wie tanzende Geister vor seinem inneren Auge ab, er sah sich mit Lester an Serahs Grab stehen, dazwischen immer wieder der Duft von Salbei auf weiblicher Haut, grüne Moosreste in kupferrotem Haar, der Wind, wie er in den Locken einer toten Frau spielte...
Und dann war da Lester, auf den frischen Erdhügel hinabblickend, Tränen in den Augen und er sah sich selber mit steinernem Gesicht danebenstehen, es wirkte, als wäre er zu einer Salzsäule erstarrt, ehe er seine behandschuhte Pranke auf die Schulter des Hauptmanns legte, sich ankündigend mit knarzendem Leder und dem sachtem Rasseln der Kettenhemdringe.
"Gottes Auge ruht auf uns. Gott hat Abraham befohlen, seinen Sohn zu töten und Abraham hat diesem Wunsch entsprochen. Wer sind wir Menschen, dass wir die Befehle unseres HERRN in Frage stellen." Er atmete laut aus.
"Dieses Mädchen Serah wurde nicht von Gott und auch nicht von uns Menschen getötet, sondern alleine von Luzifers Bestien selbst, die uns zu solchen Dingen zwingen. Gott hat für jeden Menschen eine andere Prüfung bereit. Meine Mutter rief er auf dem Kindsbett zu sich, damit mein Vater mich in ein Kloster stecken konnte, wonach ich das Wort des HERRN lernen durfte.
Den Bettler gibt er die Prüfung zu überleben auf, dem Liebenden die Aufgabe, den Funken der Zuneigung zu nähren und dann gibt es Prüfungen für Soldaten und Krieger - Gottes Prüfungen, wenn es gegen Satan Luzifer geht.
Das Dorf ist als Schlachtfeld erkoren wurden, wir zu seinen Kriegern und auch der Satan hat seine Kämpfer mit Bedacht ausgesucht. Ich kann nicht sagen, ob wir gewinnen oder verlieren werden, aber wir werden kämpfen - und jeder Kampf auf dieser Welt fordert Blut und seine Opfer. Wir haben Serah verloren. Macht das aus uns Mörder?
Nein - denn wir stehen hier, wir beten für sie, wir weinen für sie und empfehlen sie in Gottes Hände."
Godfrey lächelte und mit behutsamer Kraft drückte er die Schulter des Wirtes.
"Sei ohne Sorge, der HERR wird niemals zulassen, das der Seele dieses Mädchens Unheil widerfährt. Sie war unschuldig und keine Selbstmörderin. Dort oben wird sie Liebe und Geborgenheit erfahren und ich bin mir sicher, mein Freund, sehr sicher..." Er blickte an Lester vorbei auf das Grab und tiefer Frieden und Seelenruhe schimmerte in seinen Augen.
"...Serah weint in diesem Moment ebenfalls Tränen der Rührung und des Glücks, dass sie hier auf dieser Scheibe von dir beweint wird.
'Das größte und schönste aber, was Menschen dir hinterlassen, wenn sie fort sind, sind Gedanken und Erlebnisse, die Himmel und Erde wiedervereint weinen lassen.' Bruder Bekker Jan-Kalde, Amsterdam, 1277 Anno Domini."
Und während er sich sah, wie er und Lester Serah die letzte Ehre erwiesen, jagte sein Geist schon wieder fort, seine Seele fiel in einen tiefen dunklen Brunnen, tiefer in seine Erinnerungen hinab und er sah sie wieder, die rote Mähne, hinter Bäumen verschwindend, sein Herz bis zum Hals klopfend, ihren Geruch noch in der Luft witternd...
Und dann wachte er auf, Rauschen in den Ohren, den Geruch von frischem Brot in der Nase, den wabernden Bodennebel des Morgens betrachtend, der sich langsam verflüchtigte...
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Nadeschka verengte die Augen zu zwei schmalen Schlitzen und richtete den Dolch auf den Wirt der auf einmal vor ihr stand. Die beiden Schwestern hatten ihm vertraut, Nadeschka hatte ihm vertraut, aber -
"Was machst du hier, Lester?" Ihre Stimme war fest und kühl. Die Zerrüttung des Todes war der Anspannung der Unsicherheit gewichen. Trauer allein konnte ihre Schwester nichts bringen. Trauern konnte sie später immer noch, später wenn die pelzigen Köpfe der Ungeheuer auf dem Boden lagen.
Das zarte Mädchen mit dem Messer schritt auf den Wirt zu. "Was machst du hier, zu so später Stund, Lester?", wiederholte sie sich.
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Als Lester sich wieder umdrehte zuckte er zusammen, denn die Spitze eines Dolches bohrte sich in seine Brust.
"Nadeschka, tu jetzt nichts unüberlegtes! Es mag sein, dass ich den Tod verdient habe weil ich deine Schwester nicht beschützen konnte, aber willst wirklich du diejenige sein die mich ermordet? Glaubst du, dass Nadja das gewollt hätte?
Leg bitte den Dolch beiseite. Wenn ich schon sterben muss, dann beim Kampf gegen die Werwölfe."
Hoffentlich hörte sie ihn überhaupt. Der Schock schien so tief zu sitzen, dass sie die aufgehende Sonne und die anderen Dorfbewohner überhaupt nicht bemerkte.
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"Bitte? Kein einziger Werwolf wurde erwischt? Das kann ja wohl nicht sein." Avery zog eine Augenbraue hoch. Das war wirklich mehr als bizarr. "Zu deiner Frage: Ich dachte ehrlich, die Pferde von Nadja und Nadeschka wären ein einzelfall gewesen. Zu dem Zeitpunkt hatte ich keine Ahnung, dass es sich offenbar um einen Serienmörder handelt. Mal davon abgesehen, befindet sich hier mein ganzes Hab und Gut. Aber ich geh auch gerne wieder. Sonderlich viel hält mich nicht hier."
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"Es geht nicht darum, ob du ihr geholfen hast oder nicht. Ich bin mir ziemlich sicher, dass du nichts hättest tun können. Aber es geht darum, dass du da bist. Und dann auch noch mit ihm." Sie nickte ihn Averys Richtung. Wo kam der Kerl her, nachdem er seit dem ersten Angriff der Werwölfe verschwunden ist? Es roch hier gefährlich nach einer Verschwörung. Bis jetzt hatten sie trotz der ganzen Hinrichtungen noch keinen einzigen Wolf erwischt. Die Chance war hoch genug, dass diese beiden hier Wölfe waren.
"Warum bist du hier. Warum hast du die Hexenjäger nicht gerufen? Warum hier? Antworte mir, Lester!"
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"Nun kleiner, eine dumme Idee wäre es wirklich nicht, aber ob du wieder so ein Glück hast in den Wäldern überleben zu können ist alles andere als sicher. Am Besten du bleibst hier, du siehst auch kräftig genug aus um eine Waffe führen zu können, du köntest bei unserer nächtlichen Patrouille mithelfen", wandte sich Ewald an den kleinen Neuankömmlig Avery und ignorierte die offensichtlich psychotische Nadeschka.
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Roland war gerade auf dem Dorfplatz angekommen, als er einen jähen Schrei hörte. Es handelte sich hierbei um den Hauptmann und als immer mehr Leute in die Taverne rannten, um zu sehen, was vorgefallen war, rannte auch er dort hin, nur um den Leichnam einer dieser Händlerinnen zu erblicken. "Was zum- ich hatte wirklich gehofft, dass diese Kreaturen das Dorf verlassen hatten, aber scheinbar... Nicht einmal die Patrouillen haben was genutzt... schrecklich..." genau genommen, fehlten Roland die Worte, um seine Wut und seinen Ekel zum Ausdruck zu bringen und er musste sich erstmal setzen. "Langsam habe ich das Gefühl, dass wir von den Werwölfen gelenkt werden... es ist fast so, als würden sie uns immerwieder in die Richtung lenken, dass sie immer einen Vorteil davontragen. Es wäre ganz gut, wenn wir die Hexenjäger wecken würden, vielleicht können sie jetzt noch die Spur der Werwölfe aufspüren..."
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"Ich bin hier weil ich Nadja habe schreien hören, aber ich konnte nur noch aus der Ferne mit ansehen wie die Werwölfe wieder im Wald verschwanden. Als ich endlich hier ankam war es für deine Schwester bereits zu spät...
Ihre Leiche zu sehen war einfach zu viel für mich, vor allem nachdem wir gestern Serah gehängt haben...hast du denn meinen Schrei nicht gehört? Deswegen sind die andern doch auch hier. Keine Ahnung ob die Hexenjäger schon etwas mitbekommen haben...und schlussendlich können sie auch nichts mehr tun. Wir können nur hoffen mit ihnen nachher etwas Silber in den Minen auftreiben zu können. Dementsprechend wäre es sicher keine schlechte Idee wenn jemand mal nachschaut ob sie schon wach sind. Ich kann hier jedenfalls nicht weg solange ich den Priester im Auge behalten muss!"
Und natürlich solange Nadeschka ihn bedrohte.
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Raphael stand nun dort, vor der Kirche. "Was mache ich nur in diesem Ort? Höllenhunde suchen und vernichten - und was machte ich an meinem damaligen Ort? Blutsauger suchen und vernichten. Was habe ich hier? Missvertrauen, ein Zimmer, alte Waffen, ein Schwein und Lebensnotwendiges. Und was hatte ich jenseits dieser Grenzen? Ruhm, Liebe, ein Anwesen aus bestem Stein und eine Goldmine. Im Abendland geht doch die Welt früher unter. Hier ein Hauptmann ohne Vergangenheit - dort ein König mit Weisheit. Noch nicht einmal einen Einzigen habe ich vollends auf meinem Gewissen, schon sterben Mädchen und der Führer will mich tot sehen. Noch nicht einmal einen Zettel kann er lesen!
"Gott ist Geist, und die ihn anbeten, müssen ihn im Geist und in der Wahrheit anbeten." Evangelium Johannes, Kapitel 4, Vers 14
Raphael dachte kurz nach und betrat die Kirche. Er ging zum Altar und schlug eine seltsame Botschaft in das heilige Kreuz. Danach verließ er die Kirche, ging hoch zum Glockenturm und wartete auf die Hexenjäger, damit er nicht noch verdächtiger wird.
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Langsam zog Nadeschka den Dolch von dem Leib des Wirtes weg. Dafür traf die begallte Faust ihrer freien Hand das Gesicht des Wirtes. Natürlich, war es eine Frauenhand, nicht zu vergleichen mit der Faust eines Arbeiters oder eines Soldaten. Aber als alleinreisende Händlerinnen, wussten die Mädchen sich effektiv zu wehren. Eine einzelne Träne bannte sich den Weg über ihr Gesicht. Sie wandte sich ab und lief in einer großen Runde um den Wirt und die anderen herum ohne jemanden ins Gesicht zu sehen. An der Tür nach draußen drehte sie sich nur kurz um und sah auf Lesters Füße.
"Begrab sie gut, Lester." Dann verschwand sie in der Düsternis des frühen Morgens. Der einzige Weg, den blutigen Pfad der Werwölfe zu stören, war einen eigenen blutigen Pfad zu eröffnen. Sie musste ihn finden, sie musste den Hexenjäger finden. Volksherrschaft hin oder her. Letztendlich profitierten davon nur die, die im Schatten agierten. Es war Zeit, eine wahre Hatzjagd zu eröffnen.
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Etwas wacklig auf den Beinen klaubte der Schotte seine Sachen zusammen, allerdings ging er mit einer für seine Größe ungewöhnlichen Behutsamkeit zu Werke, da er Isabella nicht wecken wollte.
Aus diesem Grunde ging er nur zu seinen Truhen, die außerhalb seines Zeltes standen und bediente sich auch an den Überresten von Konrads Habseligkeiten, da er es aus der Zeit als Soldat gewohnt war, die Besitztümer der gefallenen Kameraden noch einem nützlichen Zweck zuzuführen.
Abermals durchlief ihn ein letztes Frösteln, ehe er mit dicken Wollsocken bewehrt in seine schweren Kampfstiefel schlüpfte und diese mit einem festen Ruck seiner kräftigen Hände zusammenband, dass der trockene Dreck nur so staubte.
Dann zog und zurrte er seine Lederrüstung am Leibe fest, nachdem er sich vergewissert hatte, dass Hose und Tunika bequem saßen, was kein Kunststück war, denn für Godfrey fühlten sie sich mittlerweile wie eine zweite Haut an.
Zwei Wurfdolche und ein Pflock wanderten in seinen Gürtel, dann nestelte er mit Zähnen und der verbliebenen freien Hand an seinen ledernen Armschienen herum, die heute sowohl seine Ärmel zurückhalten, wie ihn auch schützen sollten, es folgten die schweren, aber durch Jahre des Benutzens auch weichen Handschuhe.
Schließlich war es sein gotisches Langschwert und seine Pistole, die ihn komplettierten und sein Herz bereits in aufgeregtes Fieber der Abenteuerlust versetzten.
Pünktlich in dem Moment, in dem er den unverkennbaren Hexenjägerhut aufsetzte, kam die Sonne hinter den morgendlichen Wolken hervor und streichelte ihn mit wärmenden Fingern.
"Es ist ein Tag wie geschaffen für ein Abenteuer.", brummte er zufrieden in sich hinein und schulterte den schweren Rucksack, in dem er Fackeln, Seil, ein paar Stahlstifte, einen Hammer und ein paar seiner Bücher verstaut hatte.
Die Mine konnte kommen und er positionierte sich am nördlichen Ausgang des Dorfes, um dort auf die anderen Teilnehmer der Expedition zu warten, als ihm ein stetes Magenknurren daran erinnerte, dass man von Glauben alleine nicht satt wurde.
Wenn es nur nicht so verführerisch nach Brot duften würde...
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Eine Patrouille? Na, wenn du meinst.....", meinte Avery zu Ewald. "Seit wann gibt es eigentlich überhaupt eine Patrouille, wenn ich mal fragen darf?? Als ich von hier wegging, gab es die jedenfalls noch nicht." Nadeschka, die Avery noch wegen seines anscheinend merkwürdigen Erscheinens angepflaumt hatte war weg, Richtung Hexenjäger gelaufen. doch Avery ließ erstmal Nadeschka Nadeschka sein und blieb bei dem Hauptmann und Ewald. Wenngleich ihm ersterer etwas spanisch vorkam. Seitdem sie ihn zum Hauptmann gewählt hatten, fanden diese Vorfälle statt. Wieso bloß?
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[FONT=Book Antiqua]"Ja, die Patrouille ist recht neu und sie bereits prompt versagt", sagte Ewald mit dem Blick auf die Leiche."Nun zumindest während meiner Schicht ist nichts passiert, aber die anderen hatten da wohl nicht so viel Glück."[/FONT]
Ewald schritt aus der Hütte um etwas frische Luft zu bekommen, der Gestank der Leiche und der Geruch von Blut gingen ihm auf den Geist. Draußen sah er sich um, viele waren noch nicht wach, aber unter denen die es waren hatte sich die Nachricht vom Tod des Mädchen wohl umgesprochen. Weiter draußen erblicke Ewald auch den Hexenjäger, er wartete wohl draußen auf sie. Da kam ihm die Expedition in den Sinn.
"Hmm, hier im Dorf hab ich sonst wohl nichts zu tun, warum nicht dem Expeditionsteam helfen?", dachte sich Ewald und eilte zu seiner Hütte, er rüstete sich mit etwas Proviant und seiner Axt aus und eilte zu Dorfausgang, dort traf er auf den Hexenjäger.
[FONT=Book Antiqua]
"Wartet ihr schon lange hier? Und ich nehme an ihr wisst was sich heute nacht zugetragen hat, mit dem Mädchen, einem der Zwillinge, traurige Sache das."[/FONT]
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Die Langhaarige unter den Zwillingen stürmte aus der Taverne, vorbei an allen Anwesenden, und verschwand in irgendeine Richtung. Also hatte es die Ruhigere von den beiden erwischt.
Lilith schwirrte der Kopf von all den Ereignissen, dem Gerede der anderen und dem Misstrauen, das so spürbar zwischen ihnen allen schwebte, dass man es beinahe mit den Händen greifen konnte.
Nicht einmal der beherzte Griff an das Kreuz, das ihr um den Hals hing, schien diesmal zu helfen, der drohenden Welle der Verzweiflung entgegen zu wirken.
Erst am Vortag hatte Lilith sich Gedanken gemacht, was mit den Frauen und Mädchen geschehen würde, während die Männer ihre Runden zogen... Und das hier war offenbar die Antwort.
Erstmals, seitdem die Bedrohung das Dorf heimgesucht hatte, spürte die Bäckerin bittere Gedanken gegen den Hauptmann, die langsam in ihr aufkeimten. Auch er war nur ein Mensch, und konnte offenbar nichts Wirksames gegen die Plage unternehmen.
Die Bäckerin umfasste das Amulett noch ein wenig fester und zwang sich zu anderen Gedanken. Sie vertraute dem Hauptmann, und er tat bestimmt sein Bestes. Wenn sie dieses Vertrauen verlieren würde, würde ihr Funken Hoffnung wohl vollkommen erlöschen... und dies durfte einfach nicht geschehen.
"Du hättest wahrlich nicht zurück kehren sollen." ,flüsterte sie Avery, der in ihrer Nähe stand, mit einem traurigen Lächeln zu.
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Roland sah der Händlerin nach. Im fiel dabei ein, dass er die Namen der meisten Leute, die erst seit kurzem hier waren, fast alle gar nicht kannte, trotzdem nahm ihn ihr Schicksam mit. Tja, die Welt war halt ein seltsamer Ort und wenn es hart auf hart kommt, dann ist wohl alles egal... Hier konnte Roland jetzt nichts mehr tun, das Begräbnis würde eh schnell erledigt sein, da immernoch alle , auch Roland, hofften, die Werwölfe so schnell wie möglich zu finden. Bis es aber soweit war, mussten sie ersteinmal nach weiteren Hinweisen suchen und die Silbermine, von der gestern die Rede war, würde die erste wichtige Anlaufstelle sein. "Es ist früh am Morgen und scheinbar müssen wir auch heute jemanden hängen... bis dahin, lasst uns so viel wie möglich in Erfahrung bringen, sonst hängt heute Abend wieder der Falsche..." sichtlich bedrückt, verließ Roland daraufhin die Taverne.
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Da nun die Zeit zum Aufbruch gekommen ist, läutete Raphael noch einmal die Glocke und rief alle Interessierten zur Kirche.
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Nadeschka musste nicht mal bis zum Lager laufen. Sie sah den Hexenjäger bereits von weiten am Nordausgang stehen. Sie beschleunigte ihre Schritte und rannte ihm entgegen. Sie warf sich vor seine Füße und kniete vor ihm nieder, die Nase in den kalten Staub getaucht.
"Herr Hexenjäger! Bitte helft mir. Wir müssen sie umbringen. Wir müssen sie enthaupten. Bevor es noch mehr Opfer gibt, bevor noch mehr Herzen zersplittern."
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Der alte Hexenjäger blickte mit zusammengekniffenem Auge dem Mädchen entgegen, dann versteifte er sich, als sie sich vor ihm in den Staub warf.
"Hoch mit dir!", brummte er unsaft, "Ich bin weder Fürst noch Edelmann, weder Bischof noch Gott, es gibt keinen Grund, vor mir zu knien.
Was bei allen Himmlischen ist denn mit dir los?"
Dann packte er sie wie ein junges Kätzchen am Kragen und zog sie hoch, bestimmt, aber sanft genug, um ihr nicht zu sehr weh zu tun.
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Lester rieb sich die schmerzende Nase als er Nadeschka von dannen ziehen sah. Erhoffte sie sich, dass sie die Werwölfe auf einmal stellen könnte, nur weil ihre Schwester ermordet wurde? Schön wenn es so leicht wäre, aber wenn selbst die verdächtigsten Personen unschuldig waren, wie sollten sie dann die Werwölfe enttarnen?
Er wandte sich an die anderen Dorfbewohner, aber mittlerweile schienen alle außer Lilith und Avery gegangen zu sein.
"Ich traue es mich kaum zu fragen, aber könnt ihr euch um die Beerdigung kümmern? Ich kann wegen der Reise zur Mine leider keine Zeit entbehren."
Daraufhin kramte er einen Rucksack hinter der Theke hervor, in welchem sich alles wichtige für den Marsch befand, legte Avery und Lilith aufmunternd je eine Hand auf die Schulter und begab sich daraufhin zum Treffpunkt.
Mittlerweile war auch Nadeschka dort eingetroffen, also musste er Godfrey wohl nicht mehr über die Situation in Kenntnis setzen.
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Durch einen feuchten Schleier blickte er in das narbige Gesicht des Jägers. "Sie ist tot. Sie haben sie umgebracht! Meine Schwester wurde diese Nacht von den Bestien zerfleischt." Nadeschka entwand sich vorsichtig dem Griff des starken Mannes. Und hob den Dolch, den er ihr vor ein paar Tagen anvertraut hat. "Auge um Auge, Zahn um Zahn. Ihr nahmt das Leben meiner Schwester, und ich nehme das eurige, ihr pelzigen Untiere der Hölle."
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Erneut überprüfte Roland, was er alles mitgenommen hatte: ein Messer, Garne, welche in den Untiefen der Mine lebensnotwendig sein könnten, etwas zu essen, Feuersteine, eine Plane, falls es regnet und er draußen übernachten müsste, ein paar Gefäße, die er für Proben nutzen wollte, die Pläne, welche er in Dirans Zimmer gefunden hatte und ein paar kleiner Sachen, wie Verbandszeug und der gleichen. Nachdem er fertig war, sah er, dass der Hexenjäger Godfrey und ein paar weiter Personen am Nordausgang standen und gesellte sich zu ihnen, da es scheinbar bald loszugehen schien. Er erblickte auch Nadeschka, welche scheinbar den Hexenjäger anflehte, die Werwölfe erbarmungslos zu jagen, finden und zu töten. So würde es mit Sicherheit auch bald kommen, das wusste Roland und umfasste unbewusst den Griff seines Degens, bereit, jederzeit eine von diesen Bestien zu erschlagen.
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Godfrey blickte ernst in das Gesicht des Mädchen, dann musterte er ihren Körper, fand sich aber immer wieder vom Blick ihrer hasszerfressenen Augen gefangen.
"Wärest du ein junger Mann, ich würde dich sofort an meine Seite nehmen und zum Jäger ausbilden.", brummte er dann und legte ihr eine Hand unters Kinn, damit er ihr Gesicht betrachten konnte.
"Weißt du, auch mir wurde damals alles genommen, was mir lieb und teuer war im Leben und ich dachte, ich ertrinke aus einem Ozean aus Tränen, ich spürte eine Leere in mir, eine Tonlosigkeit, eine plane Ebene, die dann umspült wurde von blankem Hass und Zorn."
Sein Blick war in die Ferne gerichtet.
"Als ich dann aber wieder klar denken konnte... lange danach... begann ich zu verstehen, dass Tränen und Trauer Vorrecht der Bürger und Zivilisten sind.
Alles was ein geliebter toter Mensch einem Krieger zurücklässt, ist gnadenloser Hass und wütende Vergeltung bis zur Selbstaufgabe. Genau wie dich hat auch mich der Krieg gegen Luzifer geschmiedet. Wenn du es zulässt, kleines Mädchen, dann bist du heute Nacht neben deiner Schwester gestorben und vier Augenpaare blicken tonlos in die Leere. Dann bist du an meiner Seite willkommen und ich forme dich zu Gottes Werkzeug in einer Art, das deine Schwester zusammen mit den Engeln stolz auf dich herabblickt.
Oder du entscheidest dich, heute Nacht überlebt zu haben und siehst das Geschenk und die Gnade Gottes als das an, was es ist. Dieser Krieg wird geschlagen und wir werden noch weitere geliebte Menschen verlieren. Sich nicht mit dem Gedanken abzufinden wäre töricht. Tief in mir spüre ich das lodernde Feuer von Konrads Wut, das mich anleitet, welches mich führt, welches mich in eine Welt aus Schmerz und Krieg und Kampf geleitet, mir aber mit der Stimme des Erzengels Michael sagt: 'Du, Krieger, bist genau an dem Fleck, an den du hingehörst. Also leide, blute und wasche mit deinem Schmerz die Bedrohung von den Unschuldigen.'"
Er trat von ihr weg und legte eine Hand auf sein Herz und eine Hand auf den Knauf seines Langschwerts.
"Wie ist es, Tochter der Rus. Bist du heute Nacht gestorben oder hast du überlebt?"
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Avery seufzte. "Auch das noch. Ist ja echt spitze. Noch eine Beerdigung. Und diesmal eine, die einen mehr betrifft als die vergangene. Und die war schon zuviel für mich. Aber der Hauptmann hat gesprochen. Was will ich also schon machen?" Averys Begeisterung über die Beerdingung hielt sich wahrlich in Grenzen. Alle bis auf Lilith waren gegangen. Und einer Dame konnte man das ja schließlich nicht zumuten. Also ging er zu Lesters Schänke, nahm sich eine Schaufel und hievte die tote Nadja auf das Tuch, mit dem Lester sie zugedeckt hatte. Anschließend deckte er sie wieder zu. Das Tuch dafür war offenbar groß genug. Dann wandte er sich an Lilith. "Heilige Banane. Ich glaube wirklich ich hätte besser von diesem dorf für immer fernbleiben sollen.", meinte er unglücklich. Besser anderswo eine neue Existenz als hier in einem anscheinend werwolfverseuchten Dorf das Leben - und kurz darauf der Tod." Er senkte den Kopf. "Wir werden wohl nun den Dorffriedhof aufsuchen müssen......"
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Nadeschka sank zu Boden. Die Rede des Jägers war wirklich herzerschütternd. Sie hielt sich die Hand vor den Mund während Tränen darüber perlten. I- ich weiß es nicht. Ich weiß es einfach nicht. Sie biss sich auf den Finger und kam zitternd auf die Beine. "Danke... für eure Worte. Ich... werde mich nun etwas zurück ziehen." Langsam wankte sie durch den Morgen aus dem Dorf, das Messer fest in der Hand.
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Godfrey blickte ihr nach und murrte leise: "Und denke daran. Wenn dich jemand töten will, stich zu. Wenn er fragt warum, gleich nochmal."
Dann blickte er zu den versammelten Männern und er nickte mit einem entschlossenen Grinsen.
"Mit Gottes Hilfe und den Erzengeln auf unseren Wegen werden wir also die Mine aufsuchen und so der HERR will, mit Erfolg und beladen mit Argentum zurückkehren. Davor will ich aber nochmal die Backstube aufsuchen, es ist fast als hätte ich seit Beginn der Kreuzzüge nichts mehr gegessen, außerdem will man uns vielleicht begleiten?"
Und damit marschierte er in Richtung Taverne und des Hauses der Bäckersfrau.
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Verblüfft über die Bitte des Hauptmanns konnte Lilith sich nicht widersetzen. Sie hatte keine Ahnung, wie sie es schaffen sollte, diese Aufgabe durchzuführen. “Ich weiß nicht-“ ,stammelte sie viel zu spät, als Lester schon weiter gezogen war. Sie wusste nicht, ob es in Ordnung war, alleine mit dem Jungen los zu ziehen. Bei dem Gedanken, keine Menge an tapferen Männern um sich zu haben, schnürte sich ihr die Kehle zu, doch der Hauptmann hatte gesprochen und hatte sich bestimmt nicht leichtfertig entschieden. Die Bäckerin schloss also kurz die Augen, holte tief Luft und ging dann mit Avery zu dem kleinen Körper, der immer noch zugedeckt auf dem Boden der Taverne lag. “Wenn dies das einzige ist, was wir für das Dorf tun können, müssen wir uns bemühen und es durchziehen.” ,sagte sie leise zu sich selbst, aber auch Avery hörte es und nickte bestimmt. Er hob das Mädchen samt der Decke auf, und gemeinsam schlugen sie den Weg zum Friedhof ein.
Avery hatte darauf bestanden, das Loch alleine auszuheben, und Lilith hatte eine Weile nur dagestanden und ihm dabei zugesehen. Schließlich konnte sie ihre Aufgabe jedoch nicht mehr länger ignorieren und deckte den Körper des jungen Mädchens ab. Blass und kalt war ihr Gesicht, und die Bäckerin begann, es von Blutspritzern und Schmutz, die sie sich bei ihrem Überlebenskampf zugezogen hatte, zu säubern, bis es beinahe aussah, als würde Nadja nur schlafen. Nachdenklich betrachtete Lilith das Kind, das voll von Unschuld vor ihr lag, und langsam bildeten sich Tränen in ihren traurigen, braunen Augen. Das Mädchen hatte nichts getan, war gerade erst ins Dorf gekommen... und nun lag es hier leblos, hinterließ eine Schwester, deren einziges Ziel im Leben von nun an die Rache sein würde.
Avery war inzwischen fertig und wartete geduldig, bis Lilith den kleinen, toten Körper wieder zugedeckt hatte.
Sie sprachen nichts, bis Nadja begraben war, und sie wussten beide keine würdigen Worte des Abschieds. Sie hatten dieses Mädchen nicht gekannt, und doch waren sie die einzigen, die ihm hier einen letzten Abschiedsgruß mit auf den Weg gaben. Im Inneren der Bäckerin tobte ein Sturm, doch der Himmel über dem Dörfchen wurde von keiner Wolke getrübt. Die Morgensonne schien auf das Grab herab, als wäre sie ein eigener, stiller Teilnehmer des Begräbnisses, der das kleine Mädchen strahlend ins Paradies geleitete.
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Der Vorschlag des Hexenjägers vor dem Aufbruch der dörflichen Bäckerei einen Besuch abzustatten fand bei Ewald Anklang. Er hatte heute morgen nicht wirklich viel gegessen und der Gedanke an Leichen und Tote machte ihn immer sehr hungrig und mit leerem Magen ließ es sich auch nicht wirklich gut marschieren vom Zerhacken von Dingen mal ganz zu schweigen.
[FONT=Book Antiqua]"Das klingte wie eine wahrlich gute Idee"[/FONT], sagt er laut zu sich selbst und folgte dem schottischen Mann in die Backstube.
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Traurig blickte Lester Nadeschka hinterher. Er hatte keine Ahnung wie es war jemanden zu verlieren der ihm etwas bedeutet. Selbst in den Fetzen seiner Erinnerungen schien es niemanden zu geben, der ihm nahe gestanden hätte.
Als Godfrey und Ewald gingen blickte er ihm nur wortlos hinterher. Nach dem Anblick in seiner Schänke hätte er nichts runterbekommen, aber irgendwann müsste er etwas essen. Es würde vermutlich einige Stunden dauern bis sie wieder zum Dorf zurückkehren konnten.
Plötzlich drehte sich alles um ihn und er musste sich setzen um nicht zu stürzen.
Ein Meer aus Flammen...ein einsamer Wanderer, gequält von Dämonen...eine endlose Reise, die selbst seinem Haar jegliche Farbe raubt...
"Du willst also eine 2.Chance?"
"Argh, was...?"
"Solltest du nochmal sterben, so wirst du bis in alle Ewigkeit hier unten verrotten!"
Lesters Kopf fühlte sich an als wolle er zerspringen als eine Flut von Erinnerungen durch ihn raste, nur um kurz darauf wieder in den Tiefen seines Gedächtnisses zu verschwinden.
Schwer atmend fiel er hinüber und blickte mit pochendem Schädel in den Himmel. Wieso war es nur solch ein schöner Tag? Ein Gewitter hätte viel besser gepasst...
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Roland hatte sich wieder in seine Gedankenwelt begeben. Er ordnete noch einmal alle seine Gedanken, während er auf die Rückkehr von Godfrey und Ewald wartete. Er bemerkte, dass Lester für einen kurzen Moment zuckte, was wohl seinen Kopf gerade vor sich ging? "Alles in Ordnung?", fragte er unwillkührlich, bevor er sich seinen Hut übers Gesicht zog und wieder in seine Gedanken flüchtete. Das zigste Mal ging Roland durch, was er mehrfach in den Aufzeichnungen Dirans gelesen hatte. Irgendwo musste es einen Sinn geben, allerdings wusste er auch, dass er es nur erfahren könnte, wenn er in den Minen das fände, von denen er ausging, dass es sich dort aufhielte. "Das Wetter scheint uns immernoch zu verspotten", sagte Roland unbewusst, während er sich an einen Pfosten des Ausgangstores lehnte.
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"Nun, Hauptmann, habt ihr eine Ahnung, wer die grundlegende Führung dieser Gruppe durch den Stollen übernehmen soll? Es sei denn, ihr wollt es übernehmen." Sagte Raphael zu Lester. "Hier sind Karten der ersten sieben Stockwerke, das fünfte beherbergt die angeblichen Silbervorkommen." Er reichte 8 beschriftete Pergamentstücke an Lester.
Auf dem ersten Blatt stehen mögliche Gefahren, wie Giftpilze, Wölfe, Bären und Räuber, und Arzeneihinweise, wie Heilkräuter und essbare Pflanzen, im Steinwald.
Auf dem anderen befinden sich Informationen über die verscheidenen Stufen.
Ebene 1: sie scheint nicht von Bedeutung zu sein.
Ebene 2: geringfügig einsturzgefärdet, leise sein.
Ebene 3: besonders viele Abbauspuren, hier wirkt das Gestein schon stabiler. Fledermäuse könnten nervig werden. Außerdem sind die Gänge kleiner, es könnte zu Kopfschmerzen führen.
Ebene 4: Grundwasserquelle und Fledermausdreck sind das Besondere. Hier wurde
leicht entzündbares Öl gefunden. Vorsicht mit Feuer gilt hier.
Ebene 5: Eine hoches stabiles Gewölbe. Hier wurde am meisten bestes Gestein abgebaut. Außerdem gibt es hier wahrscheinlich Silber.
Ebene 6: Es wird gefährlich. Viele künstlich tierisch angelegte Bauten existieren hier. Von hier kommt das seltsame Geknurre. Einsturzgefahr ist gegenüber der zweiten Ebene viel größer. Es sollten nicht zu viele Personen an einem Punkt stehen.
Ebene 7: Erdbeben sind wahrnehmbar. Manch in Bergarbeiter wurde hier schon zerquetscht. Deswegen führen viele Trümmer zur Ebene 6 zurück.
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Ewald und Godfrey schritten einander her und waren in eine Debatte darüber vertieft, wie man die Wirksamkeit der gestern angefertigten Lanzen noch erhöhen könnte, denn auch wenn sie keine dieser Bestien erwischt hatten, so hatte Godfrey doch während seiner Patrouille deutlich gespürt, wie die schweren Waffen die Herzen der Wachmannschaft ein bisschen leichter hatten werden lassen.
Endlich waren beide an der Backstube angekommen und fürwahr, es duftete nach frischem warmen Brot und Godfrey konnte schon fast die knusprige Kruste eines dunklen Brotes zwischen seinen Zähnen knistern hören, begleitet vom Geschmack leicht gesalzener Butter und Schnittlauch aus seiner Zunge und er hieb dem kräftigen Ewald auf die Schulter.
"Bei Tag ists der Wolf des Hungers und bei Nacht diese Ausgeburten der Hölle - und beide sind sie hinter meinen Eingeweiden her.", brummte er.
Dann sah er Lilith langsam und mit bedächtigen Schritten auf die Backstube zuschreiten und es schien, als würde die Kraft der Sonne nicht durch den Schleier aus Trauer hindurchscheinen können, welcher das Haupt der schönen Frau bekränzte.
Es war deutlich, dass die Frau geweint hatte und Godfrey konnte sich schnell einen Reim darauf machen, als er an die Verzweiflung der Russin zurückdachte, die ihn vorhin aufgesucht hatte.
"Sie wird im Himmel willkommen sein, wie alle Menschen, die unschuldig von uns gegangen waren." sagte er leise mit einer Bestimmtheit in der Stimme, die tief aus seiner Kehle kam und mit sanftem Blick suchte er ihre Augen, wo er den Schmerz darin lesen konnte, der noch im Herzen dieser Frau saß.
"Man erkennt einen wahrhaftigen Menschen auch daran, wieviel Kummer er sich um das Unglück anderer macht. Mitfühlend zu sein ist das Märtyrertum der Lebenden. Ohne eigenes Unglück weinen zu müssen, mag wie ein Fluch klingen. Aber die Liebe jener, die dieses Unglück widerfahren ist, ist ein Geschenk des Himmels."
Er sah ihr bei diesen Worten in die Augen, dann glitt sein Blick über ihr Gesicht und dann zum Kreuz, welches sie um den Hals trug, er schien zu verstummen und die Lippen zusammenzupressen, dann räusperte er sich, da seine Stimme schwer belegt schien.
"Ich kann dir diesen Schmerz nicht nehmen, ich kann dich nur bewundern für die Stärke, die du an den Tag legst."
Es war offensichtlich, dass er seit ihrem Eintreffen nur mit Mühe dem Impuls widerstehen konnte, sie einfach in den Arm zu nehmen, ihren Kopf an seine Schulter gebettet und stoisch mit der ihm zu eigenen steinern Miene abzuwarten, bis sich ihr Schluchzen beruhigt hätte, doch wagte er es nicht vor Ewalds Augen, eine unverheiratete Frau so unschicklich zu berühren.
Sein Hunger war auf einmal verflogen, Wut und Zorn auf diese Bestien und die Hilflosigkeit machte sich stattdessen breit und zerrte an ihm, er war im Begriff zu gehen, als er sich aus einem Gefühl heraus umdrehte und sie anblickte.
"Lilith.", sagte er sanft. "Komm mit uns zur Mine. Wir werden nicht nur Kraft, sondern auch Fleiß brauchen und in diesem Moment kenne ich niemanden, der fleißiger ist als du. Der Marsch wird dich ablenken, der Erfolg den Schmerz deiner Seele lindern und jeder Schritt, den du tust, jedes Quentchen Silber, welches du findest, wird zum Untergang der Bestien beitragen, deren Wirken du heute hast beweint."
Er streckte ihr die Hand hin, die wie immer in den schweren Handschuhen steckten und er lächelte sie vorsichtig an, aufmunternd, während niemand sagen konnte, ob nicht doch andere Gründe dahintersteckten, die Bäckerin ungewöhnlicherweise auf die Expedition mitzunehmen.
Nur Godfrey wusste in seinem Inneren, dass er Angst um ihre Sicherheit im Dorf hatte und... und dass er sie gerne um sich hatte? Konnte dies sein?
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Als Winfried das kleine Fachwerkhäuschen verließ, schien die Sonne so hell am Himmel, dass er es eigentlich für unmöglich gehalten hatte, dass ein neues Unglück geschehen sein konnte. Bereits auf dem Weg zur Taverne vernahm er den schockierenden Tod einer der Zwillingsmädchen, Nadja. Ein Schauer lief ihm über den Rücken, als er von dieser Neuigkeit erfuhr, denn es war doch gerademal wenige Stunden her, dass ein junges Mädchen gehängt wurde! Zu Unrecht, wie sich später herausstellen sollte, und Winfried war den restlichen Abend von tiefer Trauer ob dieser fatalen Fehlentscheidung erfüllt. Als er die Taverne erreicht hatte, überkam ihn eine seltsame Furcht vor diesem Gebäude, denn auf ihm schien ein Fluch zu lasten. Waren vor einigen Tagen nicht erst direkt neben der Taverne die Pferde den Bestien zum Opfer gefallen? Unwillkürlich bereitete Winfried das Wohlergehen der jungen Bäckerin große Sorgen, schließlich war sie eine der wenigen verbliebenen Frauen im Dorfe! So machte der junge Schreiberling sich schnurstracks auf den Weg zur Bäckerei, wo er aus der Entfernung auch schon Godfrey erkennen konnte.
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"Zumindest müssten wir uns keine Sorge um Proviant machen, wenn ihr mitkommen würdet, das wäre sicher.", sagte Ewald aufmunternd. Er hatte sich etwas zurückgehalten während Godfrey mit der Bäckerin gesprochen hatte, er war anscheind ziemlich gut darin mit Frauen zu sprechen. Vermutlich war es auch sein Plan gewesen sie dazu zu überreden bei der Expedition mitzukommen, hoffentlich würde sie die lange Wanderung aushalten.
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"Ja, es geht schon", sagte Lester an Roland gewandt.
"Und Raphael, wenn ihr ein reines Gewissen habt könntet ihr ja vorrausgehen, wobei es wegen der Gefahren sicherlich besser wäre Godfrey unsere Gruppe anführen zu lassen. Es reicht, dass wir uns mit den Werwölfen herumplagen müssen. Da können wir es uns nicht leisten jemanden in den Minen zu verlieren...außer natürlich es wäre ein Werwolf."
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"Gut, ich werde unter bestimmten Risiken oder Unständen die Führung übernehmen. Außerdem erkläre ich gleich der Menge, was sie tun darf und unterlassen sollte." Sobald die ganze Partie weider vereint ist, erklärt Raphael alles Wissenswerte und Gefährliche im Bergwerk und im Steinwald (da eben nicht jeder oft im Steinwald wandert oder gar kampiert)
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Avery kam sich nach der Beerdigung so fürchterlich überflüssig vor. Dieser Hexenjäger, Godfrey-oder-wie-auch-immer-er-hieß war offensichtlich bei Lilith nahe der Backstube. Das Begräbnis hatte sie offenbar ziemlich mitgenommen. Er schlug sich gegen den Kopf. Verdammt! Er hätte das Begräbnis besser alleine übernommen, um diese Dame nicht noch zusätzlicher Trauer auszusetzen. andererseits hätte es so vermutlich viel länger gedauert. "Nein.", dachte Avery sich. "Dieser Hexenjäger ist ja bei ihr. Er wird sie schon irgendwie aufmuntern.."
In Gedanken versunken sah er Lester und Roland, auf die er zugleich hinschritt. "Verzeihung, wenn ich störe, Hauptmann. Lilith und ich haben die Beerdigung erledigt. Gibt es jetzt sonst noch etwas, wo ich behilflich sein kann?
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Nicolo war schon etwas länger wach und stand nun auch bei den anderen, die zur Mine gehen wollen. Bisher hatte er geschwiegen, der Tod der zwei jungen Mädchen hatte seine Motivation deutlich gesenkt. Er war zwar immernoch nicht davon überzeugt, dass es ihnen viel weiterhelfen würde in die Silbermine zu gehen, doch solange die Mine den Leuten Hoffnung gab, würde er sie unterstützen.
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Nach der Beerdigung hatte sie sich bei Avery entschuldigt, und sich auf den Weg nach Hause gemacht. Sie hatte vor, die Backwaren, die sie am Morgen vorbereitet hatte, zu holen, doch hatte es auch einen anderen Grund, dass sie den Weg alleine auf sich nahm. "Begegne deinen Mitmenschen stets mit einem Lächeln, auch wenn dein Herz vor Trauer überquillt." ,hatte ihr irgend jemand einmal gesagt. Und auch wenn ihr davor graute, alleine zu sein, war es ihr doch unmöglich, neben Avery zu weinen.
Bis sie bei der Backstube ankam hatte sie sich wieder etwas beruhigt, wohl genau zur rechten Zeit, wie sie dachte, als sie Godfrey und Ewald erblickte. Doch sobald sie die warmen Worte des Hexenjägers vernommen hatte, vor dem sie offenbar nicht verbergen konnte, wie sie fühlte, merkte sie wie ihre Augen sich erneut mit Tränen füllten. Sie unterbrach ihn nicht, da es ihr unmöglich erschien, auch nur ein Krächzen hervor zu bringen, und selbst als er ihr die Hand entgegen streckte, schaffte sie nicht mehr als ein Nicken. Er ahnte nicht, wie viel es ihr bedeutete, dass sie mitkommen durfte, dass er sie nicht alleine zurück ließ.
Sie legte also ihre leicht zitternde Hand in seine und flüsterte "Danke.", und selbst dieses kleine Wort kam kaum hörbar über ihre Lippen. Dabei gab es so viel, das sie eigentlich sagen wollte, doch statt sich weiter abzumühen, ihre Stimme wieder zu finden, huschte sie noch schnell in ihr Haus, um Proviant einzupacken. Wenn der Weg durch die Mine anstrengend war, so wollte sie zumindest etwas mitführen, um den anderen, die sie stärkten und mit Hoffnung nährten, wenigstens etwas zurück zu geben.
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"Hoffentlich findet wenigstens das arme Mädchen Frieden im Jenseits."
Wenigstens? Das klang so als würde er es mit jemanden vergleichen, dem genau das im Tode nicht zuteil wurde, aber woher sollte er über so etwas schon Bescheid wissen?
Ein Meer aus Flammen...
Er schüttelte den Kopf und wandte sich dann erneut an Avery.
"Falls ihr uns helfen wollt, dann folgt uns in die Silbermine. Wenn das Vorkommen noch nicht erschöpft ist könnten wir damit endlich wirksame Waffen gegen die Werwölfe herstellen."
Während er das sagte erblickte er den Rest der Truppe. Scheinbar hatten sie alles erledigt, also dürfte es bald losgehen.
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"Danke.", meinte Avery zu Lester.
"Vielleicht findest du ja dort Verwendung für etwas Kleinwüchsiges wie mich." Dann sah er sich diejenigen an, die mit in die Mine wollten. Nicolo, ein weiterer Hexenjäger, Raphael, der auf Avery etwas voreilig wirkte, Ewald, Roland, Lester und Godfrey, der noch bei Lilith herumhing.
Weitere Personen fand er nicht. Ein reichlich seltsames Trüppchen war das schon. Aber der Hauptmann wusste schon, was er tat. Also wartete Avery auf weitere Anweisungen.
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Als Lilith in die Bäckerstube gehuscht war, blickte er ernst in Ewalds Richtung.
"Ich weiß und dein Blick scheint Bände zu sprechen", brummte er "Wir setzen sie damit einer Gefahr aus und bei Gott, du hast ja Recht. Trotzdem ist es die richtige Entscheidung, denn diese Frau nimmt zuviel Anteil am Leid anderer Leute. Ihre Seele und ihr Herz sind mittlerweile fragile Gebäude und jeder Balken dieser Stätte hier erinnert sie an den Tod. Du kannst in ihrem Blick sehen, wie sie kämpft und wie sie mit katzengleicher Anmut sich durch die Trauer laviert. Aber ihr nun das Gefühl zu geben, gebraucht zu werden, sie abzulenken und - vor allem - sie teilhaben zu lassen an einer wirklich greifbaren Möglichkeit, diesen Bestien zu schaden, wird wie Frühling im Garten ihrer Gefühle sein, wo du jetzt nur eine Leichendecke aus Eis vorfinden würdest."
Er hatte leise gesprochen und sich immer wieder nach der Bäckerin umgesehen, sie sollte nicht hören, was er nun zu sagen hatte.
"Ich bitte dich von Mann zu Mann: Lass uns gemeinsam auf sie aufpassen und ihr den Rücken stärken, als wäre sie unsere Schwester. Doch helfen werden wir ihr wenig, sie soll die Trauer ausschwitzen, den Seelenschmerz mit schmerzenden Knochen und Muskeln vertreiben, lass den Schmutz ehrlicher Arbeit die Zierde ihres Antlitzes sein, wo heute nur Tränenspuren sind."
Und dann holte er einen der selbstgebauten Speere, die er am Abend im Dorf verteilt hatte und deren schwindende Zahl im wenigstens Beweis war, das die Bewohner sich nun langsam mit dem Gedanken anfreundeten, sich zu bewaffnen.
Als Lilith schließlich aus dem Haus trat, lächelte Godfrey aufmunternd.
"Dir ist mit Sicherheit bewusst, das die Mine kein ungefährlicher Ort ist. Ich danke dir für deinen Mut, als Waffenschwester an meiner Seite zu stehen. Ich verlange von dir nicht weniger, als deine Pflicht zu tun, Lilith." Er sprach sanft bestimmend, jedoch feierlich.
"Dort draußen wird es nur uns geben, neben den Wölfen noch Räuber und Getier. Tu, was getan werden muss und sei ohne Furcht. Angst ist Luzifers Werk, die rechtschaffenen einzuschüchtern und zögern zu lassen. Ein Wimpernschlag von Mut kann ein Leben retten und ich bin bereit, mein Leben ohne zu zögern in deine Hände zu legen.
Geh mit Achtung und Respekt mit diesem Geschenk um, ich habe nur eines, genau wie wir alle."
Dann nickte er ihr zu und drückte ihr den Speer in die Hand, es war ein schwerer Holzstab, an die zwei Schritt lang, mit einer Spitze, in der mit gutem Seil eine der Klingen von Callan befestigt worden war, um damit hauen und auch stechen zu können.
Das Leder war hier besonders fest um den Stiel gebunden, der Schaft war grade und stabil.
Und Godfrey sah nicht das Kreuz mit dem Blutfleck, als er den Spieß in die Hände Lilith' gab.
Dann schritten die drei los, um zu Lester und den Wartenden aufzuschließen, Godfrey strahlte förmlich vor Unternehmensdrang, er bellte fast vor Freude.
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Ewald nickte Godfrey als antwort zustimmend zu, da Lilith anwesend war wollte er nicht riskieren irgendetwas zu sagen.
Es erstaunte Ewald, dass dieser Mann zu so viel Empathie fähig war, vom Aussehen her hätte er ihn für eine verrohte Kriegernatur gehalten, ab er scheint er konnte sich eine gute Portion Menschlichkeit bewahren, es erfüllte Ewald mit Stolz einen solchen Mann an seiner Seite zu wissen.
Gemeinsan mit den beiden ging Ewald zum Ausgang an der Nordseite des Dorfes, wo bereits einige andere gedulig warteten.
[FONT=Book Antiqua]"Wenn dann alle hier anwesend sind können wir ja bald aufbrechen, hat vielleicht irgendjemand eine Spitzhacke dabei?"[/FONT], frage Ewald in die Runde.
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"Irgendwo im Lager der Kirche liegt eine." Raphael verschwand hinter einer Kirchecke und tauchte nach wenigen Minuten mit drei Spitzhacken und einem Fässchen Schießpulver auf. "Greift alle zu. Fackeln, Schwefel und Streichhölzer habe ich genug dabei. Ein Teil des Lobes für die Ausrüstung gilt Diran und unserem Warenretter Nicolo. Und wenn es euch nichts ausmacht, ich gehe mal vor." Raphael ging zur Kreuzung zwischen Steinwald, Kirche und Friedhof.
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Gerührt hatte Isabella sich Godfreys Mantel um die Schultern gelegt und war aus dem kuscheligen Lager nur ungern aufgestanden. In viel zu großen Socken stand sie auf dem trockenen Vorplatz des Hexenlagers. Das Feuer war gelöscht, die Lagerstätten verlassen. Der Nebel löste sich gerade eben unter dem Drängen der Sonne auf.
Sie wusste das sie einen komischen Anblick abgab - das besserte sich auch nicht als sie ihre Stiefel und den Hut anzog und sich ihren Pistolengurt umhängte. Halbnackt würde niemand eine Frau fürchten - nicht in diesem Dorf zumindest. Ihre Kleidung wollte ihr der Bader heute noch vorbeibringen - nur heute war inzwischen schon fast mittag und sie wollte nicht noch länger in der bloßen Tunika herumlaufen, auch wenn das die Männer und vor allem den Wirt sicherlich gereizt hätte.
Und ein Gedanke kam ihr, als sie sich mit ihrem Hab und Gut, zu dem jetzt auch Konrads Schnitzerei gehörte, aufmachte um beim Bader die Kleidung zu holen - konnte sie wirklich etwas für die Menschen hier tun? Zumindest für Godfrey und Nicolo wollte sie etwas gutes tun wenn sie zurück ins Lager kamen. Vielleicht sollte sie ein ordentliches Abendessen vorbereiten wenn sie zurück ins Lager ging? "Blödsinn, ich kann doch gar nicht kochen...", murmelte sie dann und schnappte sich was für eine Wanderung zum Hexenfelsen sinnvoll war. 15 Schritt Seil, Sturmlampe, Zündsteine, Späne, eine Decke, Nagelschuhe um auch an schwierigeren Hängen klettern zu können und ihren Wasserschlauch.
Auf dem Weg zu Callan erblickte sie die Bäckerin und eine kleine Gestalt, die ihr fast wie ein Phantom aus alten Tagen vorkam. "Avery?" Konnte es wirklich der verschollene Junge sein? Sie schlug sich die Hand, die sorgfältig verbunden war, vor den Mund und sammelte sich. Das war die erste gute Neuigkeit seit Tagen! Tagen, die ihr wie Wochen vorkamen.
Und vor allem obsiegte ihre Neugier und ihr Jagdinstinkt als sie sah was die beiden dort trugen. Es war ein kleines, blutgetränktes Bündel. Und ein Grund mehr nicht mehr länger in Selbstmitleid zu versinken sondern etwas gegen die Bestien zu tun!
Sie schnaubte kurz auf, observierte das Dorf und ihr stach sofort die Ansammlung vor dem Haus der Bäckerin ins Auge, die sich langsam in Richtung Ortsausgang in Bewegung setzte. Dorthin führten sie ihre Schritte, und sie riss sich zusammen und lächelte und nickte, grüßte alle die sie mit Namen kannte, als sie mit schmunzelnden Blicken empfangen wurde.
War ja auch kein Wunder - die Wollsocken die aus ihren Stiefeln ragten gingen ihr über die Knie, ihre Tunika offenbarte mehr als sie verdeckte und sie hatte Mühe und Not Godfreys Mantel nicht mit einem Schlammrand zu schmücken weil sie selbst einfach ein gutes Stück kleiner war als er.
Bei den Dorfbewohnern angekommen ging sie zielstrebig zu Nicolo und bat ihn sie über die Vorkommnisse aufzuklären. Wer war gestern gehängt worden? Was oder wen hatten die Bäckerin und der kleine Junge da zum Friedhof getragen? Und wenn jemand gestorben war wo war es passiert? Hatten Dirans Aufzeichnungen Hinweise geben können? Hatte sich jemand verdächtig verhalten?
"Ah und Nicolo, wozu brauchen wir Spitzhacken, wenn wir nochmal zum Felsen der Hexe gehen?"
Während sie sich mit ihm unterhielt nahm sie den Mantel von den Schultern und rollte ihn zusammen um ihm Godfrey zurückzugeben - sobald der seine Augen von der Bäckerin nehmen konnte.
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Lilith hatte den Proviant in ein großes Stofftuch gewickelt und um ihre Hüften gebunden. Das kleine Päckchen war nicht schwer, aber schwer genug um ihr das Gefühl zu geben, mit beiden Beinen fest auf dem Boden bleiben zu können, und auch der lange Speer half ihr, sicheren Schrittes voran zu kommen. Sie hatte ihn ehrfürchtig angenommen, und da er in ihr, wie schon das Amulett zuvor, eine Flamme der Hoffnung hell erleuchten ließ, umfasste sie ihn mit starker Hand. Anfangs noch etwas unbeholfen, führte sie ihn mit sich wie einen Gehstock, nur dass er mehr als bloß eine Stütze für ihren Körper war.
Als Winfried schließlich zu ihnen stieß, wollte die Bäckerin sich unbewusst durchs Haar fahren und prüfen, ob ihre Schleife noch richtig saß, allerdings hatte sie keinerlei Koordinationsfähigkeit mit dem Speer in ihrer Rechten, weshalb sie beinahe mit der scharfen Klinge an dessen Ende Ewald streifte. "Oh, verzeihung." ,murmelte sie dem Holzfäller verlegen zu und hoffte insgeheim, es würde niemand protestieren, dass sie mitkommen durfte.
Schließlich waren sie zu den anderen gestoßen. Neben einigen anderen tapferen Bürgern würden auch noch Lester, Roland, Avery und dieser merkwürdige Raphael mit zu kommen. Ein kurzer Anflug von Freude zauberte ein Lächeln auf das Gesicht der Bäckerin. Selbst wenn sie sich in einen Kampf stürzen mussten und der Weg beschwerlich sein würde... mit dieser Gruppe fühlte sie sich sicherer als an jedem Ort im Dorfe.
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"Mit ein bisschen Holz, ein wenig Öl, Tuch und Feuer können wir auch noch weitere Fackeln herstellen. Für den Fall habe ich mir noch ein bisschen Öl in einer Flasche mitgenommen, der Rest dürfte sich dann sehr leicht dort besorgen lassen. Ich denke mal, dass wir, wenn die Mine bereits in Betrieb war, dort auch noch Arbeitsgeräte finden dürften.", Roland machte sich nun bereit, loszugehen.
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Nachdem sich alle versammelt hatten stieg Lester auf einen Vorsprung und hob die Hand bis Ruhe eingekehrt war.
"Nun denn, es ist soweit. Ich weiß nicht, ob wir in den Minen überhaupt Silber finden werden, aber wenn auch nur ein Funken Hoffnung existiert, dass wir welches finden und die Werwölfe damit vernichten können, so müssen wir es versuchen. Ich weiß, das Glück schien uns die letzten Tage nicht hold zu sein, aber schlussendlich sind wir alle unseres eigenen Glückes Schmied. Also lasst uns voranschreiten und alle Gefahren meistern die sich uns in den Weg stellen mögen! Dann werden wir auch irgendwann die Finsternis zerschlagen, die sich über unser Dorf gelegt hat."
Damit kletterte er wieder zu ihnen runter und bat Godfrey sie anzuführen, während Nicolo ihnen Rückendeckung gab. Unterdessen stieß jedoch auch Isabella zu ihnen, allerdings benötigte sie keinerlei Anweisungen und begab sich zu Godfrey um die Front zu stärken.
Voller Tatendrag schwang Ewald seine Axt umher und reihte sich daraufhin hinter den beiden ein, gefolgt von Raphael als dieser Lesters misstrauische Blicke erhaschte. Der Rest formierte sich wie von selbst, abgesehen von Lilith, die nicht wirklich etwas mit sich anzufangen wusste, woraufhin Lester sie in die Mitte der Gruppe führte und demonstrierte, wie er mit seiner Pistole alle Gefahren die auf sie zukommen mögen zerschießen würde. Dankbar lächelnd richtete sie ihren Blick nach vorne und die Gruppe setzte sich in Bewegung.
Die erste Stunde verging ohne besondere Zwischenfälle. Einzig ein Eichhörnchen musste das Leben lassen als Lester voreilig ins Gebüsch schoss als es anfing zu rascheln. Kurz darauf erreichten sie eine Felswand durch die eigentlich ein Pfad hindurchführte, allerdings war während der Unwetter der letzten Tage ein Blitz in einen Baum eingeschlagen, welcher genau vor dem Pfad zum liegen gekommen war.
Sollten sie versuchen rüberzuklettern oder nachsehen ob er sich irgendwo umgehen ließ?
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Raphael erkundigt sich nach einem anderen Weg, indem er die Felswand angestrengt hinauf kletterte und zu allererst einen Stein in die Ferne warf. Das brachte bislang immer Geistesblitze. Dann erblickte er eine kleine Spalte. Sie war zwar breit und tief, doch hinter ihr verläuft der Weg sehr gemütlich. Soll die Spalte übersprungen oder der Baum überklettert werden?
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Lilith war ohne aufzusehen mit den anderen gewandert, ihre Augen fixierten den Boden, der von Wurzeln durchzogen war. Einige Male hätte sie eine dieser Stolperfallen fast übersehen, aber ihre Begleiter achteten auf sie und warnten sie des öfteren vor den Unebenheiten. So ging sie eine Weile dicht hinter den Hexenjägern und vor Winfried, ein wenig Keuchend durch die ungewohnte Anstrengung, aber vollkommen abgelenkt von den Geschehnissen der letzten Tage.
Irgendwann verlangsamte sich das Tempo und die ganze Meute blieb stehen. Ein schwerer Baumstamm blockierte den Weg, und offenbar wurde beraten, ob man ihn umgehen sollte.
"Vielleicht kostet es uns zu viel Zeit, einen anderen Weg zu finden." ,warf einer der Männer ein, der dicht neben Lester stand. Raphael hatte zudem die Möglichkeit gefunden, über eine Felsspalte zu springen, statt über den Stamm zu klettern, doch auch dies hielt Lilith für keine gute Möglichkeit.
"Mit all dem Gepäck und den Waffen einen Sprung zu wagen, halte ich für unklug." ,murrte Godfrey und fixierte den Hauptmann mit seinem Auge, damit er die endgültige Entscheidung treffen konnte. Dieser nickte seufzend und somit war klar, dass sie über den Baum klettern würden.
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[FONT=Book Antiqua]"Hmm, ich könnte probieren den Baum mit meiner Axt entzwei zu schlagen, aber auch dann müsste man die Reste noch zur Seite schieben, alles in allem würde mich das zwei bis drei Stunden dauern, es sei denn jemand kann mir mit einer zweiten Axt helfen, auch dann dürften wir unter 2 Stunden nicht fertig werden"[/FONT], gab Ewald seine Meinung als Holzfäller kund.
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Avery war ungeduldig. Offenbar ging es nicht weiter. Er sah sich um. Auf der einen Seite war Lester, der wie angewurzelt vor dem Baumstamm stand. Dann war da noch Raphael, der eine Spalte entdeckt hatte, über die man drüberspringen konnte. Avery überlegte kurz. Die Spalte zu überqueren war gefährlich. Sie war Averys Meinung nach viel zu breit. Nicht jeder war so ein Weitspringer wie er selbst. Besonders um Lilith machte er sich Gedanken. Godfrey war außerdem dagegen. Er wandte sich an Lester. Lester, Raphaels Spalte, die er gefunden hat, scheint mir sowie Godfrey etwas ungenügend. wir werden wohl über den Baumstamm klettern müssen und den etwas schwächeren dabei helfen, wie es scheint."
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"Hmmm...Spitzhacken wären beim Durchhacken in der Tat effizient." Raphael bieten die Möglichkeit an, dass mehrere starke Schläger mit den Spitzhacken den Baumstamm durchtrennen. Er selbst probiert es gleich mal aus.
Naja, es ist zwar anstrengend, aber wesentlich effektiver, einen Klotz an einem Punkt stark zu schwächen und ihn schließlich zu zerspalten, statt stundenlang mit einer Axt irgendwie daran rumzuhauern.
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Um erstmal die Lage zu erkunden kletterte Lester vorran. Zum Glück waren die Äste kräftig genug und brachen nicht unter seinem Gewicht zusammen. Schließlich zog er sich nach oben und verlor den Halt, denn direkt vor ihm war ein Loch im Stamm.
Schreiend stürzte er hinein und schürfte sich die Arme auf, welche er schützend über seinem Kopf zusammengeschlagen hatte.
Kurz darauf ertönten die besorgten Rufe Godfreys, doch Lester war noch zu benommen um reagieren zu können. Außerdem schien zu wenig Licht ins Innere des Stammes, wodurch er kaum etwas erkennen konnte.
Blind tastete er umher und ertastete plötzlich etwas weiches. Nachdem eingehender Untersuchung stellte es sich als Puppe heraus. Was suchte die denn hier?
Verwirrt hievte er sich hoch, doch plötzlich brach sein Bein durch den Stamm und Sonnenlicht offenbarte ihm, dass er scheinbar in einer Art Baumhaus gelandet war, denn überall lagen Kinderspielzeuge herum und an einer Stelle war sogar ein Seil befestigt.
Just in diesem Moment landete Godfrey neben ihm, wobei dieser eine wesentlich elegantere Landung hingelegte.
"Godfrey, ich glaube wir haben gerade eine Abkürzung gefunden. Hier scheint der Stamm nicht sonderlich dick zu sein und durch dieses Loch kann ich den Pfad durch die Felswand erkennen."
Und damit trat er noch ein paar Mal gegen das Holz bis es endlich nachgab.
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Leider wurde der ursprüngliche Weg blockiert, weshalb sie einen enormen Umweg wählen mussten, der sich über exakt 1,5 Stunden ziehen würde und welcher praktisch um den Berg herum führte.
Nachdem sie also eine 1 Stunde unterwegs waren, war der Weg bereits zu 2/3 geschafft. Die Motivation war trotz der enormen Hitze, die auf Grund der Sonne und des Marsches, welcher nach der erfolgreichen Aufklärung folgte, die Leute plagte, sehr gut und sie kamen entsprechend schnell voran. Godfrey wie immer vornweg. Dieser schien auch guter Dinge zu sein, dass das Ziel binnen 30 Minuten erreichen würden, da das Gelände doch mit der Zeit immer begehbarer wurde. Allerdings sollte es ja bald bergaufwärts gehen. So entschlossen sie sich, noch eine letzte 15-minütige Pause einzulegen, auch um noch ein letztes mal das bereits verbrauchte Wasser wieder aufzufüllen, da sie sich im Moment glücklicherweise an einem Fluss befanden. Der Berg mit der Mine war auch schon in sicht und rückte mit jedem Schritt näher.
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Bevor sie ihre Reise fortsetzen konnte bemerkte Nicolo jedoch eine Bewegung am anderen Ufer und mit gezogener Waffe schlich er mit Isabella als Rückendeckung näher.
Sie entdeckten zwar kein Tier, dafür jedoch frische Pfotenabdrücke. Es könnten Füchse sein...oder aber auch Wölfe.
Wie auf Kommando ertönte plötzlich von allen Seiten Wolfsgeheul und hastig sammelte sich die Gruppe und bildete einen Kreis. Daraufhin stürmte ein ganzes Rudel Wölfe aus dem Unterholz. Bevor sie jedoch die Gruppe erreichten stürzten bereits 3 tot zu Boden, erschossen von den Hexenjägern. Ein weiterer fiel im Sprung, zerteilt von Ewalds Axt.
Auch der Rest schlug sich wacker, allerdings erkannten die Wölfe schnell, dass sie mit Lilith ein leichtes Spiel haben würden und sie versuchten den Kreis zu durchbrechen und zu ihr vorzudringen, da sie sich in dessen Mitte aufhielt.
Wolf um Wolf fiel, doch die Gruppe wurde immer weiter in Richtung eines Vorsprungs gedrängt und es kam wie es kommen musste und ein weiteres Dutzend Wölfe sprang von oben herab, mitten in den Kreis hinein. Dabei wurde auch Lilith zu Boden gerissen.
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Die meisten schienen bereits die Hoffnung aufgegeben zu haben, doch Godfrey begann selbstsicher, wie eh und je, immer mehr Befehle zu brüllen, die Formation zu wechseln. Welchen Sinn sollte das haben? Doch da er sehr viel Respekt innerhalb der Leute genoss und man sich auf ihn verlassen konnte, fanden sie schnell wieder den Mut. Zu alledem schienen die Wölfe auch so etwas wie Angst zu spüren. Tatsächlich schien die Selbstsicherheit Godfreys und auch der Gehorsam "seiner" Leute diese zu verschrecken. Als die Wölfe einen Schritt zurück wichen, war ihr Schicksal bereits besiegelt. Völlig verwirrt preschten sie erneut vor, doch bevor sie überhaupt etwas tun konnten, war die Hälfte von ihnen bereits tot. Doch dann passierte etwas, mit dem niemand gerechnet hätte:
ganz aus der Ferne war ein wirklich sehr lautet Heulen zu hören. Es hatte Ähnlichkeit mit dem eines Menschen, aber trotzdem klang es nach einem Wolf. Dazu kam noch, dass die Wölfe daraufhin entgültig ihren Mut verloren und winselnd flohen. Lilith konnte glücklicherweise gerettet werden, da diese Wölfe sie scheinbar ignoriert hatten, was wohl daran lag, dass Godfreys Gebrüll für sie zu plötzlich kam.
Somit war die Wolfsgefahr zwar gebannt, aber dieser Heuler aus der Ferne ließ die Dorfbewohner nicht unberührt, sondern verbreitete erneut Angst.
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Lilith versuchte, nachdem die Gefahr gebannt war, den Dreck von ihrem Kleid zu klopfen. Die Schleife in ihrem Haar hatte sich weitgehend gelöst und hing nur mehr lose an der Strähne, außerdem hatte sie einen Schnitt an der Wange, der immer noch ein wenig blutete. Trotzdem wischte sie energisch an ihrem Rock herum, nur um nicht aufsehen zu müssen. Sie war absolut nutzlos gewesen, eine Last für die anderen... sie wollte nicht in ihre Gesichter sehen, am allerwenigsten in Godfreys.
Die anderen murmelten indessen über das Geheule, das beim Wolfsangriff ertönt war, und berieten, wie es nun weiter gehen sollte.
Lilith sah erst auf, als Isabella auf sie zuschritt, mit dem Speer in der Hand, den sie bei ihrem Sturz fallen gelassen hatte. Ihr Blick war ernst, aber nicht kalt, und wortlos wischte sie der Bäckerin mit einem sauberen Tuch über die Wunde. Dann überreichte sie ihr den Speer und gesellte sich wieder zu den anderen.
Lilith krallte ihre Fingernägel in das stabile Holz. "Noch einmal lasse ich ihn nicht los." ,dachte sie entschlossen. "Noch einmal enttäusche ich euch nicht."
Bevor die Meute noch weiter zog, verteilte sie etwas von dem Proviant an alle, vorrangig als Entschuldigung für ihre Unfähigkeit, aber auch weil nach dem Kampf eine kleine Stärkung gut tat. Dann machten sie sich alle auf den Weg, der Hauptmann und die Hexenjäger in ein ernstes Gespräch vertieft, bis sie schließlich den Eingang zu Miene erreichten.
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Nachdem sich die Menge motiviert gesammelt hat, fragte Raphael Lester: "Sollten wir uns im Bergwerk aufteilen oder in einer Gruppe zusammenbleiben? Geteilt wären wir gegen "plötzliche" Werwölfe oder seltsames Gespinst angreifbarer, doch zusammen besteht ein erhöhtes Unfallrisiko. Und", fügte Raphael hinzu: "wir sollten jetzt einen Lagerplatz vorbereiten, falls dies ein längerer aufenthalt wird."
Gut, 16:47 Uhr, Sonne steht hoch am Himmel und erleuchtet den getarnten Bergwerkeingang.
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"Es wäre vielleicht gut, wenn wir drei Teams bilden würden: eines, welches das Lager errichtet, eines das die Silbervorkommen überprüft un ein drittes, welches sich überhaupt einmal in der Mine umsieht. Ich habe auch mehrere Garne mitgenommen, nur um sich dabei nicht zu verlaufen." sagte Roland, welcher sich die Mine gerade von außen ansah und feststellte, dass auf den ersten Blick gar keine Schienen aus ihr herausführten. "Loren scheint es hier leider nicht zu geben..."
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"Dann bin ich im Erkundungstrupp. Einige gute Kämpfer könnten wir ebenfalls gebrauchen, für den Fall eines Angriffs." Raphael berechnete gleich die bestmöglichste Einteilung.
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"Wir bleiben besser zusammen. Ich möchte unsere Kraft ungern aufteilen, was aber unausweigerlich wäre wenn wir Gruppen bilden, denn dann müsste jede von einem Hexenjäger geführt werden. Natürlich sollten wir aber einen gewissen Abstand bewahren. Nah genug um bei Problemen helfen zu können, aber nicht so nahe, dass bei einem eventuellen Unfall alle in Mitleidenschaft gezogen werden.
Aber ich hatte eigentlich nicht vor ein Lager aufzuschlagen. Laut den Plänen müssten wir es doch problemlos rein und wieder raus schaffen bevor sich auch nur der Abend nähert, selbst wenn wir auf Probleme stoßen.
Falls ihr natürlich meint ein Lager errichten zu müssen, dann nur zu. Ich werde jedenfalls in die Mine aufbrechen."
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"Sollte es tatsächlich in der Mine Silber geben, dann können wir es eh erst abbauen, wenn wir sicher sind, dass die Balken den Stollen dann immernoch halten können, nicht das alles einstürzt. Im Übrigen würde ich mir dann die Ebenen mit den Silbervorkommen ansehen, daher werde ich mit zum Abbau gehen." Roland kramte seine Sachen, die er mitgenommen hatte heraus, so dass sich jeder bedienen konnte, wer wollte. "Es wäre nur nicht gerade gut, wenn alle in die Mine gehen und plötzlich taucht, weil es Nacht geworden ist, ein Werwolf auf, dem wir nicht entfliehen können. In der Mine kann man nunmal nicht vernünftig die Zeit messen, während man entgegengesetzt davon immer jemanden in die Mine schicken kann, der die anderen dann zurück holt und dafür sollte man schon eine Art Schutz, oder ähnliches errichten."
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[FONT=Book Antiqua]"Wir sollten wirklich möglichst schnell das Silber abbauen, ein Lager wird uns nicht vor den Wölfen schützen und der Weg zurück hat nur 1000 Schritt, das dürften wir schnell genug schaffen, die Miene wird doch auch nicht alzu groß sein."[/FONT][FONT=Book Antiqua],[/FONT] gab Ewald zu Bedenken.
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Sofern eine Einteilung doch in den Sinn kommt, wäre dies die beste Möglichkeit.
Ewald Braungard: starker Handwerker, Silber- oder Lagertrupp - Abbau und Errichtung
Lester K.: besitzt Protokoll über die Mine, Silber- oder Lagertrupp - Verwaltung oder Leitung
Lilith Löwenstein: Meisterbäckerin, Lagertrupp - Nahrungsversorgung
Winfried Windfeder: schneller Schreiber, Protokollent und Notar, Lagertrupp - Festhaltung von Anordnungen und Berichten
Avery Dragonite: flink, Erkundungstrupp - 6.Sinn und Leichtgewicht
Raphael von Blaubergen: ordentlich kampfbegabt, Erkundungstrupp - Erkundung, Streitkraft und Information
Roland Frühwind: kampfbegabt, Erkundungstrupp - Erkundung und Streitkraft
Isabella Carnita Carmencita: exzellenter Kämpfer, Silber- oder Erkundungstrupp - Streitkraft
Godfrey McCorrought: exzellenter Kämpfer, Silber- oder Erkundungstrupp - Streitkraft
Nicolo de Beauvais: exzellenter Kämpfer, Silber- oder Erkundungstrupp - Streitkraft
Also, ich und Godfrey gehen vor, der Rest teilt sich wie vom Hauptmann befohlen ein. Den Weg kenne ich auswendig. Lester, da ihr hinten seid, sagt den Männern und Frauen immer Bescheid, wenn Probleme oder Notwendigkeiten auftreten. Rasten werden wir in einem Schutzkreis an einer Wegkreuzung. Hauptmann zur besseren Überwachung im Zentrum. Kämpfer außen."