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[Werwölfe IV] Tag 3
Die Sonne erhob sich über Düsterwald. Anders als an den anderen Tagen zuvor schien sie heute allerdings nicht in einer Art feuerrot, sondern vielmehr sah sie für den Laien völlig normal aus. Je heller es wurde, desto offensichtlicher war es, dass das Dorf in einer trügerischen Stille lag. Zwar ließen sich keine Spuren eines möglichen Werwolfangriffs finden, aber war die Gefahr wirklich gebannt?
Aber auch ohne die Werwölfe schienen komische Dinge vor sich zu gehen. Bereits seit zwei Tagen waren Lukas Schmied, Callan Fidian, Abelhard Heine und Thoman Linswege nicht mehr gesehen worden. Hatten auch hier höhere Mächte ihre Finger im Spiel oder waren sie einfach geflohen?
Der Tag endet Mittwochabend.
Hinweis: Kael und Liferipper sind zzt. abwesend. Sie können daher nicht hingerichtet werden!
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Schon in den frühen Morgenstunden stand Lester vor der Ruine welche von Dirans Villa übriggeblieben war. Er wusste nicht wirklich, ob er über den Tod des Alchemisten traurig sein sollte oder nicht. Ganz gleich ob er nun ein Werwolf war oder nicht, aber wer lieber sein Haus in die Luft jagt als am Galgen zu baumeln kann nicht ganz richtig im Kopf gewesen sein. Wer weiß, was er in Zukunft noch angestellt hätte.
Während er wieder Richtung Dorfplatz marschierte nagte aber noch etwas an ihm. Irgendwas stimmte nicht, nur was?
...
Genau, es schien ein ganz normaler Tag zu sein. Jedenfalls gab es bisher keinerlei Anzeichen eines weiteren Angriffs. Aber selbst wenn Diran ein Werwolf gewesen wäre kann die Gefahr noch nicht gebannt sein, dafür hatten sie zu viele Spuren in den Wäldern entdeckt.
War das die Ruhe vor dem Sturm oder hatte irgendeine höhere Macht ihre Finger im Spiel?
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Wie immer stand Ewald recht früh auf. Während er sich anzog, machte er sich wie gestern Gedanken über ihre gestrige Entscheidung. Es war wohl wahrscheinlich, dass der Alchimist einer der Werwölfe war oder zumindest als böse Hexer mit ihnen im Bunde gewesen sein musste, das seine ganze Hütte in die Luft flog war ein ganz eindeutiger Beweiß.
"Zumindest diesesmal haben wir uns richtig entschieden, das mit diesem Söldner wird wohl hoffentlich ein trauriger Einzelfall bleiben", dachte sich Ewald aufmunternd.
Als aus seiner Haustüre trat, fiel ihm auf, dass im Dorf alles ruhig zu sein schien, keine Menschenmenge vor irgendeinem vermeintlichen Tatort.
Waren die Werwölfe etwas besiegt? War etwa wirklich Diran alleine hinter allem gewesen? Zumindest für Ewald war dies die offensichtliche Erkenntis.
Er lief zum Dorfplatz, um sich wirklich zu erkundigen, dass nichts vorgefallen war. Dort angekommen traf er auf Lester, den Hauptmann.
"Hauptmann! Gut, dass ich euch treffe. Ist heute wirklich nichts vorgefallen? War dieser verfluchte Alchimist wirklich der Einzige hinter diesen Morden? Ich hatte schon geahnt, dass mit dem Spinner irgendwas nicht stimmen kann.", sagte Ewald zum Hauptmann.
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"Bisher hat jedenfalls niemand eine Leiche entdeckt, aber ich werde euch leider trotzdem enttäuschen müssen. Wenn Diran der einzige Werwolf gewesen wäre hätten wir nicht die Spuren mehrer Wölfe entdecken müssen als ich diese mit den Hexenjägern verfolgte.
Wieso dann heute niemand gestorben ist kann ich euch aber nicht erklären. Doch wenn es stimmt, dass hier noch andere Mächte am Werk sind, dann haben sie uns in dieser Nacht vielleicht beschützt. Jetzt untätig zu bleiben und zu hoffen, dass niemand mehr sterben wird, könnte jedenfalls eine fatale Entscheidung sein."
Natürlich wünsche sich Lester, dass sie die Krise bereits hinter sich hätten und niemand mehr sterben muss, aber leider war dem nicht so.
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Wieder war die unheilvolle Nacht über sie hereingebrochen, und einmal mehr war Lilith unbeschädigt aus einem unruhigen Schlaf erwacht. Mühsam quälte sie sich aus dem Bett, und während sie sich anzog, fragte sie sich, wofür sie eigentlich noch aufstand. Seit Tagen hatte sie kein Geschäft mehr gemacht, was früher ihren gesamten Lebenssinn ausgemacht hatte. Das Dorf, in dem sie nach dem Tod ihres Großvaters freiwillig geblieben war, ging langsam zu Grunde... sie wollte gar nicht wissen, was diese Nacht möglicherweise wieder geschehen war.
Antriebslos ging Lilith in die Backstube, aber sie schenkte der Arbeitsplatte und dem großen Mehlbehälter nur einen verachtenden Blick. Mit einer forschen Handbewegung öffnete sie einen der kleinen Schränke und wischte ein staubiges Spinnennetz zur Seite. Schon lange hatte sie das kleine, hölzerne Kästchen, das dort drinnen war, nicht mehr herausgeholt und geöffnet. Nicht, weil es sie nicht interessierte, sie war einfach immer beschäftigt gewesen und hatte sich auf andere Dinge konzentriert... auf Dinge, die nun keine Bedeutung mehr zu haben schienen.
Vorsichtig strich Lilith über die kleine Truhe, während sie sich an eine Melodie aus Kindheitstagen erinnerte, die sie nun leise summte. Sie öffnete das Kästchen und holte eine kleine Blockflöte heraus. An den Grifflöchern war das dunkle Holz abgegriffen, und die Bäckerin legte ihre Finger darauf. Sie hatte wenig Ahnung, wie man richtig spielte, und sie würde es jetzt auch nicht versuchen. Ihr Großvater hatte es ihr immer beibringen wollen, aber sie hatte sofort aufgegeben, nachdem beim ersten Versuch nur laute, schräge Töne herausgekommen waren. Aber sie hatte ihm gerne zugehört, vor allem als sie gerade erst zu ihm gekommen war, wenn er Abends, nachdem er sie ins Bett gebracht hatte, noch eine kleine Schlafmelodie für sie gespielt hatte.
An dieses Lied würde sie sich immer erinnern, und auch an den Text, den sie selbst dazu gedichtet hatte.
Der Mond geht auf, der Abendwind weht.
Weiß man woher er kommt, wohin er geht?
Dunkel verborgen mein Weg vor mir liegt,
Niemand ist da, der die Ängste besiegt.
Blinde so geh ich und gehe allein.
Keiner kann mir ein Gefährte hier sein.
Als sie den Text einmal unbewusst vor sich hin gesungen hatte, hatte Liliths Großvater aufgehört zu spielen, und sie lange und mit traurigen Augen angesehen. “Ich weiß, dass es nicht einfach für dich ist. Aber wenn du ein bisschen Zeit verstreichen lässt, wirst du dich bei mir wohl fühlen. Denn ich bin dein Großvater und habe nichts als Liebe für dich übrig.” Dann hatte er sich über sie gebeugt, ihr einen Kuss auf die Stirn gedrückt und beim Hinausgehen einen Spruch aufgesagt, den Lilith ebenfalls bis heute nicht vergessen hatte. Liebe wacht, hält dich bis zum Morgen, trägt dich durch die Nacht.
Die Bäckerin legte die Flöte behutsam in das Kästchen zurück, stellte dieses jedoch nicht mehr in das Schränkchen zurück. “Viel zu lange war ich nicht an seinem Grabe...” ,flüsterte sie leise. “Vielleicht sollte ich doch noch einmal versuchen, die Flöte zu spielen... es wäre nicht wichtig, wie es klingt, so lange ich es nur versuche. Das würde ihn freuen.”
Und somit hatte sie einen Grund gefunden, wieso sie an diesem Tag aufgestanden war.
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Auch heute wurde Roland bereits früh geweckt. Nicht, weil im Dorf mal wieder ein riesen Tumult war, leider, oder zum Glück, das konnte man im Moment noch nicht sagen, sondern, weil er früh aufwachte und dann nicht wieder einschlafen konnte. So kam es also, dass Roland sich bereits früh aufmachte, in der Hoffnung, etwas neues heraus zu bekommen. Nach seinem täglichen Ritual verlies er sein Haus und kam auf seinem Weg unweigerlich am Haus, oder was davon übrig war, des Alchimisten vorbei. "Nur noch ein Haufen Trümmern. Leider haben wir nie wirklich Gewissheit bekommen, ob er nun ein Werwolf war, oder nicht..." er ließ seinen Blick schweifen und entdeckte dabei Lester, den Hauptmann, und Ewald, den Holzfäller. "Schon so früh auf? Bisher scheint es ja kein neues Opfe gegeben zu haben. Ob das jetzt gut, oder schlecht ist... Gab es denn schon Fortschritte in den Ermittlungen, oder neue Spuren? Wär vielleicht ganz günstig, sich mal in den Überresten der Villa von Diran umzusehen." fragte er den Hauptmann.
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"Was erhofft ihr euch in der Ruine zu finden? Ich war vorhin bereits dort und es ist nichts als ein Haufen Trümmer und Asche übrig. Dort finden wir keine verwertbaren Spuren mehr. Wir werden also nie erfahren ob er ein Werwolf war oder nicht."
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"Noch weitere Wölfe? Verdammt..", gab Ewald als Antwort von sich.
"Schade, nur, dass die anderen Dorfbewohner sich so normal verhalten, Diran hat es uns ja leicht gemacht."
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"Zumindest erscheint es äußerst eigenartig, wenn jemand sein Haus in die Luft jagt, weil er hingerichtet werden soll. Als wolle er irgendwelche Beweise vernichten. Mal davon abgesehen: so wie das Gebäude mit Fallen ausgestattet war, lässt sich leicht vermuten, dass dort irgendetwas, vielleicht sogar ein ganzer Raum, unbeschadet geblieben ist. Zumindest sollte man wenigstens die Trümmer wegräumen, da sie nichts desto trotz eine Gefahr darstellen, wobei, wenn wir Glück haben, verfängt sich dort ein Werwolf.", man sah Roland kaum an, dass er nur einen Witz gemacht hatte. "Wie soll das denn jetzt überhaupt weitergehen? Den Hinweisen, denen ich in den letzten Tagen nachgegangen bin, ist es sehr wahrscheinlich, dass kein Auswertiger ein Werwolf ist. Vielleicht kann man da ja anfangen."
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"Seht halt nach wenn ihr meint in den Trümmern noch irgendwas finden zu können. Ich bin zwar Hauptmann, aber ihr könnt doch auch handeln ohne das ich euch Aufgaben erteile.
Und wie es weitergeht...nun, falls ihr mich nicht überstimmt werden wir weitermachen wie zuvor. Ich will jedenfalls nicht Schuld daran sein wenn wir heute untätig sind und morgen wieder jemand stirbt. Am besten hefte ich eine entsprechende Nachricht ans schwarze Brett. Wenn ihr mich also entschuldigen würdet."
Damit entfernte er sich von den beiden, besorgte sich einen Zettel aus der Schänke und nachdem er seine Nachricht verfasst hatte hängte er ihn ans schwarze Brett.
Werte Dorfbewohner, heute Nacht mag niemand gestorben sein, aber es ist noch nicht vorbei! Aufgrund der Spuren die ich mit den Hexenjägern gefunden habe können wir davon ausgehen, dass die Werwölfe immer noch unter uns sind. Wir müssen also weiterhin so verfahren wie die letzten Tage. Ihr dürft jedoch gerne gegen diese Entscheidung stimmen, aber wenn morgen wieder jemand stirbt seid ihr schuld!
Mehr konnte er momentan nicht tun und begab sich somit wieder in die Schänke und bereitete Frühstück vor.
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Von einer kühlen Brise geweckt, wachte Nadja schon etwas früher als ihre Schwester auf. Hatten sie gestern vergessen die Fenster zu schließen?
Sie zuckte mit den Schultern und schaute auf Nadeschka, die ebenfalls aufgewacht war und sie verschlafen ansah. Es war ungewöhnlich still draußen, anscheinend hatte der kräftige Knall gestern abend erstmal für Ruhe gesorgt. Ein Blick aus dem Fenster bestätigte: Es hatte sich noch kein neuer Lynchmob gebildet - aber der Tag hatte ja auch gerade erst begonnen.
"Ah, Nadeschka? Wir sollten uns aufmachen und die Anderen suchen. Mir ist unwohl dabei, hier alleine zu sein. Das ist irgendwie so, als säßen wir auf dem Präsentierteller"
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Gähnend streckte sich Nascha. Sie hatte beunruhigend gut geschlafen. Schon seltsam, wo sich doch am vorherigen Tag dieser Kerl mit samt seiner Hütte in die Luft gejagt hat, als man ihn der Werwolferei beschuldigte. Man konnte leider unter den Fetzen nicht feststellen, ob er nun wirklich einer war oder nicht. Es würde sich vermutlich heute zeigen. Ob wieder jemand gestorben war?
Vom Schlaf lahm zogen sich die Schwester an und bewegten sich nach unten in die Wirtsstube, wo Lester bereits Frühstück machte. Und wie lecker das aussah. Nadeschka hatte großen Hunger und sah, dass es ihrer Schweste ebenso erging.
"Hallo Wirt! Ist da auch etwas für uns?"
Dann fiel ihr ein, dass sie ihn ja nach den aktuellen Ereignissen fragen könnte. Er schien ja schon etwas länger wieder auf zu sein.
"Ist irgendwas passiert? Ist wieder jemand zum Opfer geworden?"
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Nachdem ihr Gespräch mit Godfrey jäh durch eine Explosion aus der Richtung des Dorfs unterbrochen worden war, waren die beiden auf schnellstem Wege dorthin geeilt um die Bürger zu schützen, und falls etwas geschehen war zu helfen.
Allerdings stellte sie bald fest das es "nur", so hieß es aus dem Munde der meisten Bürger, der verrückte Alchimist gewesen sei, der sich in die Luft gejagt hatte.
,Die arme, verzweifelte Seele', dachte Isabella. Sie nahm sich vor am nächsten Tag nach dem Selbstmörder zu suchen - und vor allem nach Hinweisen darauf, was ihn zu dieser schrecklichen Tat getrieben hatte.
Am nächsten Morgen stand sie schon vor Sonnenaufgang auf und streifte durchs Dorf. In den Trümmern des Hauses von Diran verborgen suchte sie - solange bis sie unter einem Dachbalken auf den Alchimisten stieß, neben ihm lag eine Eule deren Federn bis auf die Kiele abgebrannt waren. Unbehagen durchzog ihren Körper, aber so friedlich und lächelnd wie er dalag sah er ganz und gar nicht nach einem Verfluchten aus. Aber er blieb ein gezeichneter Selbstmörder. Deswegen spuckte sie sicherheitshalber dreimal vor ihre Füße und drehte sich einmal um die eigene Achse.
"Sicher ist sicher. Nun, da unser Leben ganz und gar in Gottes Hand liegt und es einem Menschen nicht gestattet ist zu töten - ob sich oder andere ist gleich - und damit die Güte Gottes anzuzweifeln, der die Unschuldigen vor dem ungerechten Tode schützt, können wir den Alchimisten nicht in der geweihten Erde begraben, so wie unseren Kameraden. Was machen wir jetzt am besten mit dir?"
Nachdem sie ihn nachdenklich betrachtet hatte wandte sie sich um und suchte neben dem Kamin den Boden ab. Dort lagen Bücher in rauhen Mengen, die vielleicht Aufschluss darüber gaben was er hier im Verborgenen getrieben hatte. Sie steckte drei kleine Bücher ein, die am wenigsten verkohlt waren, um sie später Niccolo und Godfrey zu zeigen.
Auf ihnen stand in handgeschriebenen Lettern "Hegesias - Vom Elend der menschlichen Existenz", "Nero Claudius Caesar - Wie ich selbst Hand an mich legte und versagte" und "Hernando - Warum auf der Suche nach Gold zu sterben auch unterhaltsam sein kann".
Während sie vorsichtig über die Dachbalken aus dem Gemäuer herausbalancierte überlegte sie mit wem sie das Begräbnis des Toten am besten besprechen konnte. Sie würde wohl den Priester aufsuchen, wenn die anderen noch schliefen und sich dann noch ein wenig umhören.
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Während Lester noch das Essen zubereitete kamen plötzlich die beiden Händlerinnen runter und verpassten ihm fast einen Herzinfarkt. Er rechnete jederzeit damit, dass doch noch etwas schlimmes passierte, dabei war diese Furcht doch unbegründet. Am Tage konnten ihnen die Werwölfe nichts anhaben. Er atmete also ein paar Mal tief durch bevor er antworte.
"Natürlich, bedient euch nur. Und nein, heute hat sich überraschenderweise nichts zugetragen, aber ich traue diesem Frieden nicht. Selbst wenn Diran ein Werwolf war müssen noch mehr unter uns sein."
Damit setzte er sich und begann zu essen. Dabei stiegen aus den Tiefen seines Gedächtnisses Erinnerungen an ein Festmahl hoch, welches ausschließlich aus Wildschweinspeisen zu bestehen schien.
Verwirrt schüttelte er den Kopf und versuche sich nur auf sein Frühstück zu konzentrieren.
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Viele Dorfbewohner schienen noch nicht auf den Beinen zu sein, als Lilith sich, mit dem Kästchen in den Händen, auf den Weg zum Grab ihres Großvaters machte. Kurz spürte sie, wie erneut die Angst in ihr hochstieg, dass das halbe Dorf über Nacht ausgelöscht worden war, oder die Hexenjäger mit ein paar anderen geflohen waren. Doch für einen von Sorgen beherrschten Tag hatte sie sich nicht aus dem Bett gequält. "Heute soll kein Tag der Furcht sein, heute möchte ich die Vergangenheit ehren und an bessere Zeiten, und besondere Menschen denken." ,redete die Bäckerin sich ein, und die dunklen, giftigen Gedanken blieben vorerst tief in ihrem Inneren verschlossen. Wenn das Dorf verdammt, und sie alle vielleicht zum Sterben verurteilt waren, wollte sie ihre letzten Tage nicht mit Angst und Schrecken verbringen.
Als Lilith einem kleinen Weg folgte, der an dem Haus des Alchemisten vorbei führte, hielt sie kurz inne. Natürlich hatte sie die Explosion bemerkt, aber für sie gab es nur eine Erklärung für Dirans Verhalten. Auch sie selbst hatte schon mit dem Gedanken gespielt, dem Ganzen selbst ein Ende zu setzen... einfach fliehen, nicht nur aus dem Dorf, sondern aus dem Leben selbst. Doch damit war niemandem geholfen, und so lange sie das Kreuz um ihren Hals trug, leuchtete der kleine Funken der Hoffnung in ihr, wie eine kleine, unendlich strahlende Sonne.
Die Bäckerin blinzelte überrascht, als sie irgendwo zwischen den Trümmern des Hauses eine Person mit Hut erblickte. Augenblicklich breitete sich ein Gefühl der Erleichterung in ihr aus. Die Hexenjäger waren immer noch da, und scheinbar weiterhin motiviert und gewillt, das Dorf aus seiner Misere zu befreien.
Etwas leichteren Schrittes ging Lilith nun weiter, und kam recht bald am Grab ihres Großvaters an. Es sah ein wenig verwarlost aus, und die Bäckerin begann in einem Anflug schlechten Gewissens, etwas Unkraut zu rupfen. "Es tut mir leid." ,sagte sie laut und zuckte gleichzeitig zusammen, als sie in eine hoch gewachsene Brennessel griff. Seufzend kniete sie sich an das Grab und besah sich ihre Hand, die nun leicht gerötet war. "Das geschieht mir ganz recht." ,dachte Lilith und holte nun die Flöte hervor. Worte der Reue konnten einem leicht über die Lippen kommen, sie bedeuteten oft nichts, entsprachen nicht der Wahrheit. "Aber wenn ich versuche, für dich zu spielen... dann verzeihst du mir, nicht wahr?" ,flüsterte die Bäckerin leise und setzte die Flöte an ihre Lippen.
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Argwöhnisch beobachtete Roland den Wirt, bis er wieder in seiner Taverne war. Es machte schon die ganze Zeit den Anschein, dass dieser nicht wirklich daran interessiert sei, nach Hinweisen zu suchen und die Werwölfe aufzuspüren, im Gegenteil: es schien fast so, als ob Lester keinerlei Interesse hegte, diese zu finden.
Wie dem auch sei, es war noch früh und sicherlich hatte der Hauptmann schon längst eigene Vermutungen. Also fiel Rolands Blick erneut auf die Überreste und plötzlich machte er eine Bewegung aus. Das erste, was er sah, war ein merkwürdiger Hut und kurz darauf erkannte er die Hexenjägerin, welche scheinbar in der Ruine nach den Überresten des Alchimisten gesucht hatte.
"Guten Morgen. Wie ich sehe, sind sie schon seit einiger Zeit wach, um nach dem Alchimisten zu sehen. Haben sie zufällig noch etwas gefunden, was für das Auffinden der Werwölfe von Interesse sein könnte?"
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Nach dem explosiven Finale des letzten Abends sollte Laurenz' nunmehr sechster Tag im Düsterwald einen ruhigen Anfang nehmen. Die Villa des Alchemisten wurde weitgehend zerstört, doch der einsetzende Regen konnte ein Ausbreiten des Feuers auf andere Gebäude weitgehend verhindern. Das Haus dieses Barden, Arithon, von dem einige der Dorfbewohner erzählten, wurde leicht beschädigt, die Scheiben waren von den umherfliegenden Trümmern eingeschlagen worden. Doch Arithon selbst wurde seit Tagen nicht mehr gesehen. Vielleicht war ihm die Flucht aus diesem verdammten Wald gelungen? Nein, ganz alleine und ohne Pferd hätte er mehrere Tage brauchen müssen. Wahrscheinlich wurde Arithon noch auf dem Weg Opfer dieser Mörderbande. Aber Laurenz hatte noch Schwarzdorn… sollte er aus dem Dorf fliehen? Oder lasse sich aus der ganzen Situation noch ein Vorteil ziehen?
Laurenz beschloss kurz vor dem Morgengrauen, sich die Trümmer der Alchemisten-Villa genauer anzuschauen. Ein paar der Fallen waren offenbar noch intakt. Er kannte ein paar der typischen Mechanismen: Bodenplatten, Stolperdrähte, versenkbare Bolzen… er selbst hatte schon eine Reihe davon bei seinen Klienten installieren dürfen. Damals… er hatte nur noch wenige angenehme Erinnerungen an diese Zeit. Der Keller schien nicht von dem Einsturz betroffen zu sein, doch der Zugang war zu stark verschüttet, als dass Laurenz den Weg hätte freilegen können.
Doch halt, da war noch jemand. Einer der Hexenjäger, wie es schien… Ja, diese Frau… Isabella hieß sie, eine Spanierin. Laurenz war sich nicht sicher, ob es ihm gefallen sollte, dass hier noch mehr Leute herumschnüffelten. Er beobachtete die Hexenjägerin, während er sich hinter selbst einem Haufen von Trümmern verschanzt hatte. Nach einiger Zeit verschwand sie wieder, jedoch nicht, ohne etwas mitgehen zu lassen. Isabella war an der Stelle, an der sich auch die entstellte Leiche des Alchemisten befand! Wollte sie Beweise verschwinden lassen, oder selbst Indizien anbringen. all dies erschien Laurenz sehr verdächtig. Um den toten Körper herum befanden sich nur noch abgefackelte Bücher. Aber eines davon sah sehr verdächtig aus. Tatsächlich, eine Metallkassette, die mit einem falschen Bucheinband getarnt war. Ein sehr primitives Schloss. Im inneren befand sich eine Flasche mit einer nach Alkohol aussehenden Flüssigkeit – wobei man sich da bei einem Alchemisten nie sicher sein konnte – ein Bernstein und ein kleiner Schlüssel. (Hehe, die wird wohl niemand vermissen.) Die Flasche ließ er in der Kassette zurück. Er wusste nicht, ob Diran nicht genau diese Flüssigkeit zum Entfachen des Feuers verwendet hatte.
Deie Sonne war schon fast aufgegangen. Laurenz begab sich zurück zu seinem diesmaligen Nachtlager.
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Nachdem Ewald doch akkzeptierte, das die Werwolfplage wohl aller Wahrscheinlichkeit nach doch nicht vorbei war, entschloss er sich wieder seine Hütte aufzusuchen.
Er hatte bereit etwas gegessen und machte sich nun wieder bereit in den Wald aufzubrechen.
Als er so in seiner Hütte hockte und sich bereit machte aufzubrechen, fragte er sich kurz welchen Sinn es hätte, Holz zu hacken wenn jederzeit die Gefahr bestand am nächsten Tag von einer haarigen Bestie am lebendigen Leibe aufgefressen zu werden. Wie ein Damokles Schwert hing diese Gefahr über jedem Dorfbewohner, auch über ihm.
Ewald versuchte nicht weiter darüber nachzudenken, als er sich fertig anzog, die Axt über seine Schulter legte und mit festem Schritt in den Wald ging.
"Wolf hin oder her, wenn ich diesen Albtraum überlebe möchte ich nicht hungern müssen weil ich nicht genügend Holz verkaufen kann.",begründete Ewald gedanklich seinen Entschluss trotz der Gefahren der letzten Tage seiner Arbeit nachzugehen.
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Raphael wachte schweißgebadet aus einem heftigen Alptraum auf. Er spürte furchtbare Schmerzen am ganzen Körper, besonders in der Magengegend. Hatte er sich etwa eine Grippe geholt? Er konnte viele blaue Flecken und scheinbar gereizte Einstiche erkennen. Vielleicht wurde er von einem Schwarm Mücken angegriffen. Raphael hatte nun keine Lust aufzustehen, darum griff er nach einem stinkenden Streichholz und zündete eine fast geschmolzene Kerze auf seinem Nachttisch an. Danach nahm er seine Bibel und las einige Psalme, um sich einzustimmen, in der Hoffnung, dass heute nicht nochjemand getötet wurde. Inzwischen ist eine ganze Stunde vergangen, und er sah, wie sein Tisch mit dem Qualmen anfing. Schmerzerfüllt aus dem Bett, warf ein feuchtes Tuch auf die Kerze und kratzte Wachs und Brandspuren weg. Er lehnte sich an ein fenster und sprach das Glaubensbekenntnis und erinnerte sich an die damaligen Zeiten, an die Seuche, welche genau den selben Anfang nahm. Er lauschte Düsterwald, hörte jedoch nur den Wind, roch den Qualm seines Tisches und sah alten Laub an den Ästen flattern. Es war ein milder Tag. Als plötzlich jemand Raphaels Zimmertür aufschlug, bewaffnete er sich mit seinem verstärkten Stab, welcher in Richtung Tür zeigt. Es war nur der andere Priester, welcher seine gestrige Abwesenheit begründete. "Eine Versammlung? Warum wurde ich nicht eingeladen? Warum hast du mich nicht informiert?" fragte Raphael. "Nunja, du hast deine Tür verriegelt und ich habe so laut wie eine Schmiedezunft an der Tür gehämmert, doch du warst nicht wachzukriegen. Darum bin ich alleine losgegangen", sagte der Pfarrer. "Ach, würdest mur mir wenigstens sagen, was auf der Versammlung besprochen wurde?" "Es war hauptsächlich eine Trauerfeier für den verstorbenen Bischof, er ist an einem Herzschlag gestorben." "Das war alles?" "Noch nicht ganz. Es wurden auch die Steuern besprochen, es wurde gefragt, wer als neuer Bischof am geeignetsen wäre. Achja, es ist eine Krankheit im Umlauf, angeblich sollte diese von Waschbären übertragen werden. Der Krankenanteil sollte im Schwarzwald am höchsten sein. Das war nun alles, ich wünsche dir noch einen schönen Tag." Der Pfarrer verschwand. Raphael nahm blickte noch einmal aus dem Fenster und ging seinem Kollegen gleich hinterher.
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Isabella und Godfrey waren den Abend zuvor noch lange am Grab von Konrad gesessen und hatten sich unterhalten, fast schien es, als wollten sie ihren gefallenen Kameraden in die Konversation mit einbeizehen, als sie nachdenklich und ernst über den Tod von Ralf sprachen, den Godfrey zwar für unschuldig, nicht aber schuldlos hielt und zum ersten Mal seit Anbeginn ihrer Reise begannen sie vorsichtig, aus ihren Leben zu erzählen, wobei Godfrey sich respektvoll zurückhielt und mehr die schöne Spanieren reden ließ.
Als der Abend sich senkte und die ersten Sterne am nächtlichen Firnament sich zeigten, waren sie zusammengerutscht, wobei sie zueinander respektvoll und keuschen Abstand hielten, obschon das Schicksal selbst sich einen Schalk erlaubte, als beide sich abstützten und ihre Hände sich berührten, beide jedoch vorgaben, es nicht zu bemerken, wie die Haut einander wärmte, wie eine schwielige, narbenübersäte Pranke sachte auf der feingliedrigen Frauenhand lag, beide vermeinten ein Streicheln zu spüren, schoben es aber auf den Wind.
Als es gerade an Godfrey war, dem Drängen Isabellas nachzugeben, mehr aus seinem Leben zu erzählen, durschnitt ein lautes Fauchen die silberne Mondstille, heller Feuerschein war zu sehen, eine Stichflamme jagte in den Himmel und beide rannten mit der Routine des stets bereiten Kriegers los, um zu retten, was zu retten war.
Doch Diran hatte sein Haus in Brand gesteckt wie es schien...
Und obschon der Hexenjäger den Brand für eine gute Möglichkeit hielt, die Wölfe mit ihrem animalischen Instinkt fernzuhalten, waren es doch zuviel Trubel und zuviele durcheinanderschreiende Menschen, um wirklich festzumachen, wer das Feuer mied und wer in vorderster Reihe stand.
Schließlich brannte das Anwesen traurig herunter und es war an Godfrey, seine Patrouille zu laufen, was ihn des Morgens sterbensmüde auf sein Lager fallen ließ, versunken in einem tiefen - gottlob traumlosen - Schlaf, aus dem er erst erwachte, als die Sonne hoch am Himmel stand.
So war er einer der Letzten, der diesmal bei Licht auf Dirans Anwesen eintraf.
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Nachdem sie ohne viel miteinander zu reden Frühstück gegessen hatte erhob Lester sich wieder. Wenn die Werwölfe heute Nacht wirklich versucht hatten jemanden zu ermorden, dann müsste es doch wenigstens neue Spuren geben.
"Entschuldigt mich, Mädchen, aber ich werde mal schauen ob ich zumindest neue Spuren der Werwölfe finden kann."
Damit begab er sich nach draußen und nachdem er den Waldrand erreicht hatte begann er das gesamte Dorf zu umrunden. Es dauerte einige Zeit, aber schlussendlich konnte er tatsächlich Klauenabdrücke entdecken die ins Dorf und auch wieder hinaus führten. Die Werwölfe waren also putzmunter wie eh und je. Bloß warum war dann niemand gestorben?
Nachdenklich setzte er sich auf einen Stein und starrte in die Wälder. Plötzlich verformten sich die Bäume zu Teufelsfratzen und Äste schossen wie Tentakel auf ihn zu um ihn in die Finsternis zu zerren. Er sprang auf und versuchte zu fliehen, doch ein Ring aus Feuer erwachte um ihn herum zum Leben und breitete sich in alle Richtungen aus. Panisch schaute er sich um und erblickte menschliche Schemen innerhalb des Feuers, welche Todesqualen ausstießen. Lester versuchte sich die Ohren zuzuhalten um ihre Schreie nicht hören zu müssen, aber es brachte nicht das geringste.
"VERSCHWINDET! LASST MICH IN RUHE!!!"
Und wie auf Kommando löste sich die Vision in Luft auf. Schwer atmend stürzte er zu Boden und übergab sich.
Was war das nur für eine Vision? Etwa auch eine Erinnerung an seine Vergangenheit? Wenn ja, dann musste er die Hölle auf Erden erlebt haben.
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Tief im Düsterwald war Ewald Braungard schon seit einigen Stunden bei der Arbeit, als er sich dazu entschloss eine kurze Pause einzulegen.
Er legte die Axt neben sich und hockte sich auf einen der gefällten Baumstämme. Wie er da so hockte machte er sich Gedanken über die ihm wieder einmal bevorstehende Entscheidung. Die letzten zwei Tage hatte immer irgendjemand sie ihm abgenommen, nicht wörtlich aber er musste nicht lange abwägen wer verdächtiger war.
Beim Söldner war es offensichtlich gewesen, es war zwar eine falsche Entscheidung gewesen, aber mit seinem Verhalten hatte er seine eigene Chancen verspielt, auch wenn er Ewald doch ein wenig Leid tat, er war noch wirklich jung und vielleicht war es einfach der Gedanke zu Sterben, der ihn in den Wahnsinn trieb.
Dafür hatten die Dorfbewohner immerhin beim Alchimisten wieder Glück gehabt und dabei war es doch so leicht gewesen ihn zu entarnen. Vielleicht hat die Mitarbeit mit den Wölfen ihn noch wahnsinniger gemacht als er sonst war.
Doch unabhängig der gestrigen Entscheidung, wenn man dem Hauptmann Glauben schenken konnte, war heute wieder eine gefragt und diesesmal war sie schwerer als je zuvor. Es war praktisch unmöglich mit absoluter Sicherheit zu sagen, welcher von den noch lebenden ein Lykantroph war.
Selbst die Hexenjäger die mit dämonischen Bestien vertraut waren wussten nicht wie sie vorgehen sollte, wie sollte Ewald, als einfacher Holzfäller, da mit Sicherheit entscheiden können wer gehängt werden sollte?
Ewald kam zu dem Entschluss bis zur Versammlung am Abend zu warten, ihm selbst fielen keine guten Argumente ein mit welchen man abwägen könnte wer eher ein Werwolf sein mag, aber vielleicht hatte ein anderer ja eine gute Idee.
Nach dieser Entscheidung stand Ewald auf, nahm die Axt in die Hand und machte sich wieder an die Arbeit. Kurz bevor er dem Baum den letzen Schlag gab rief er noch aus: [FONT=Book Antiqua]"Baum fällt!"[/FONT]
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An diesem Tag kam Winfried überhaupt nicht aus den Federn. Das hatte gleich mehrere Gründe: Nach seinen fehlgeschlagenen Anschuldigungen gegenüber Lester wollte er den Bogen nicht weiter unnötig überspannen, und entschied sich trotz allem, sich zunächst zurückzuhalten und Winfried verspürte derzeit nicht die Lust, sich weiter die missbilligenden Blicke der anderen Dorfbewohner einzufangen.
Zudem schien es heute ein eher ruhiger Tag zu werden, der überhaupt nicht seine Aufmerksamkeit benötigte, zumal sich eh wieder einmal düstere Wolken über Düsterwald zusammenzogen. Nach all der Hektik der vergangenen Tage also nahm sich Winfried seinen wohlverdienten Schlaf. Zwar wohnte er nur zur Untermiete in einem kleinen Fachwerkhaus, doch zu allem Überfluss hatte er seltsamerweise noch keine Geräusche von seinem Gastwirt vernommen, die ihn sonst nur allzu früh aus dem Bett trieben...
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Eine unruhige Nacht voller Angst, ein Tag voller Furcht sein Gesicht zu zeigen, er, Mitverantwortlicher für den Tod eines Menschen...
Aber er konnte sich nicht ewig verstecken, es war die Weisheit seiner verstorbenen Mutter die ihm für nur eine Sekunde durch den Verstand schoss und ihn aus der Apathie riss, "Wer versuchet, der kann verlieren. Wer es erst garnicht versucht, der hat bereits verloren"
Callan verließ sein Haus, ohne dem Nebengebäude in dem sein Arbeitsraum war auch nur eines Blickes zu würdigen, was sonst zu seinem täglichen Morgenritual gehört.
Er schlenderte nachdenklich durch das Dorf, begab sich ohne Umwege direkt auf Lesters Taverne zu, er musste wissen was passiert ist, während er ohne sich zu regen in seiner Hütte lag, nichts, rein garnichts drang in diesen Stunden in seinen vor Verzweiflung erfüllten Kopf.
Als er die Taverne betrat, setzte er sich an den erstbesten Tisch und wartete, wartete darauf, dass ihn irgendjemand anspricht, er selbst wusste nicht was er je hätte sagen sollen, wie er hätte erklären sollen, dass er nicht anwesend war.
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Es war einige Zeit vergangen, seit Lilith sich an dem Grab niedergelassen hatte, und eher schlecht als recht versuchte, irgendeine Melodie zusammen zu bringen. Nach einer Weile legte sie die Flöte zurück in das Kästchen und stellte jenes auf das Grabmal. "In nächster Zeit werde ich wohl nicht mehr zum Üben kommen." ,sagte die Bäckerin leise. "Aber falls ich das hier überlebe, werde ich zurück kommen und erneut auf dieser Flöte spielen." Sie wandte sich nun ab und trat den Rückweg an. Stehlen würde das Instrument bestimmt niemand, so selten wie sich jemand hier her verirrte.
Etwas melancholisch kam Lilith wieder zu dem Weg, der an dem Trümmerhaufen, der Dirans Haus gewesen war, vorbei führte. Inzwischen hatten sich dort schon ein paar Leute eingefunden, es hatte allerdings den Anschein, als wäre keiner der ansässigen Dorfbewohner hier. Es interessierte wohl niemanden besonders, was mit dem Alchemisten geschehen war, und auch sie selbst musste sich eingestehen, dass sie Konrads und Ralfs Tod um einiges mehr getroffen hatte... obwohl sie keinen von beiden wirklich gekannt hatte.
Würde es ihr ähnlich ergehen? Wen hatte sie im Dorf, der wirklich um sie trauern würde? Lilith warf einen zaghaften Blick zurück, wo die Gräber zahlreicher Verstorbener still nebeneinander lagen. Wenn der Tag gekommen war, wer würde sie an ihrem eigenen Grab besuchen?
Kurzzeitig umspielte ein Lächeln die Lippen der Bäckerin, da ihr beigebracht worden war, auf jede erdenkliche Situation stets mit einem Lächeln zu reagieren, und ihre wahren Gefühle verschlossen zu halten. "Selbst Schuld. Hättest du dich doch einmal um etwas anderes, als das Backen gekümmert." ,sagte sie zu sich selbst und setzte ihren Weg fort.
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Godfrey stocherte missmutig mit seinen schweren Stiefeln in den Überresten des zerstörten Hauses. Er wusste nicht, wonach die anderen Ausschau gehalten hatten, aber er würde nach versengten Haarbüscheln Ausschau halten und vergrabenen Knochen oder Dinge, die auf eine veränderte Lebensweise hingedeutet hätten - doch er wurde enttäuscht und verärgert kratzte er sich am Hinterkopf, nahm dann seinen Hut ab, als er schließlich die Leiche Dirans fand, die durch die enorme Hitze fast auf Kindergröße zusammengeschrumpft war und auch nur undeutlich zu erkennen, eine fast klumpige Masse.
Aber Godfrey hatte Erfahrung mit verbrannten Leibern, wie er sich grimmig lächelnd eingestehen musste und so packte er die Überreste in einen groben Sack, den er sich vorher beim Wirt noch ausgeliehen hatte.
Als er schließlich fertig war, sah er aus wie ein Mohr und er fühlte sich schmutziger als er tatsächlich war, kostete es ihn doch deutliche Überwindung, die sterblichen Überreste eines Ketzers und dazu noch Selbstmörders aus dem Dreck zu kratzen.
Das der leichte Nieselregen die fettige Asche und den tiefschwarzen Ruß auf seinem Gesicht und von seiner Kleidung nicht waschen konnte, verdross ihn noch mehr und wie ein einsamer Lumpensammler schlurfte die massige Gestalt - in nasser Rüstung, bewerht mit einem Hut von dessen Krempe der eiskalte Regen in seinen Nacken tropfte und dem Sack über die Schulter geworfen in Richtung des Friedhofs. Dort angekommen, bekreuzigte er sich in Richtung des Grabes von Konrad, ließ den Sack fallen und genehmigte sich einen tiefen Schluck aus seinem Flachmann, die Wärme, die der scharfe schottische Schnaps dort hinterließ, zufrieden grummelnd zur Kenntnis nehmend.
Schließlich schlurfte er weiter durch das sattgrüne Gras, von dem die Tropfen perlten und in respektvollem Bogen ging er um die geweihte Erde herum, da ihm seine unheilige Fracht augenscheinlich nicht geheuer war. Schließlich fand er eine Lichtung, nicht weit vom Dorf und - noch viel wichtiger - auch in Ruf- und Blickreichweite desselbigen - wo die Bäume ein fast perfektes Rund bildeten und wo er einige giftige Pilze ausmachen konnte, die - so lächelte er grimmig - dem seltsamen Alchemisten wohl gefallen hätten, in seinem unheiligen Tun.
Der leichte Regen wurde aufdringlicher, so schien es ihm und der Wind vielleicht ein bisschen klammer, als er sich daran machte, ein kleines Loch zu graben...
Als Dirans sterbliche Überreste schließlich darin verschwanden, bekreuzigte er sich.
"Erzengel Michael, Herr der himmlischen Scharen. Bete den heiligen Gregorius auf dieses Grab, auf dass er Wache halte, heute und immerdar und den Leib zerschunden und die Seele im Fegefeuer halte, so dieser tote Heide und Ketzer niemals mehr auferstehen soll aus den Qualen der Hölle und dort bleibe - bis in alle Ewigkeit."
Damit machte er sich auf den Weg zurück in das Dorf.
Davor jedoch passierte er den Friedhof , den er nun zu durchqueren wagte, da er sich von seiner schändlichen Fracht befreit hatte. Zuvor allerdings strich er sich den ärgsten Matsch von der Rüstung, gefolgt von respektvollen Innehalten und dem langsamen Vorbeischreiten an den Gräbern. Als er jedoch die Bäckerin ausmachen konnte, die dort am Rand des Friedhofs war, neigte er den Kopf zum Gruße, tippte sich an den Hut und es schien, als würde er das erste Mal an diesem Tag wieder lächeln... wobei er jedoch dank seines schwarzen und dreckigen Gesichtes mehr wie ein Spuk wirkte, denn wie ein Galan.
Zumindest hatte er das Dorf vor einem Wiedergänger beschützt, gestand er sich zufrieden ein, die Schaufel schulternd und nun zufrieden den restlichen Weg in das Dorf zurücklegend, wo er dann schließlich klatschnass und vollkommen dreck- und rußverschmiert auch ankam.
Er nahm sich vor, Nicolo auf die Überreste des Hauses anzusetzen und zu hoffen, der gelehrte Mann würde vielleicht einige Werke retten können oder zumindest einen Hinweis auf verdächtiges Verhalten geben können, verärgert war er nur, dass er seltsamerweise keine intakten Bücher hatte finden können, als hätte sie eine andere Macht ihm vor der Nase weggeschnappt.
Endlich kam er an die Taverne, wo er seinen Mantel ablegte, ebenso wie seine Rüstung und seinen Hut und nur das grobe, verschwitzte und tausendfach geflickte Leinenhemd anbehielt und sich dann zu waschen begann - ein Berg aus Muskeln und Narben, der an der einfachen Aufgabe fast verzweifelte, den Ruß von seiner Haut zu waschen...
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Benommen kehrte Lester in die Schänke zurück und ließ sich auf einen Stuhl fallen ohne die anderen Anwesenden wirklich wahrzunehmen. Er atmete tief durch und schloss die Augen...jedoch riss er sie sofort wieder auf um das flammende Inferno vor seinem inneren Auge zu verdrängen. Schwankend erhob er sich, wankte zur Bar und goss sich etwas hochprozentiges ein.
Das Getränk brannte höllisch in seinem Hals, aber dafür schwand die Feuersbrunst in seinem Geiste und er konnte wieder klar sehen. Sich umsehend entdeckte er Godfrey und grüßte ihn. Dann fiel sein Blick auf Callan. Er stieß sich vom Thresen ab und begab sich zu ihm.
"Euch sieht man in letzter Zeit fast gar nicht. Habt ihr euch wegen der Werwölfe etwa in eurem Haus verschanzt?"
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Callan, der sein Gesicht in den Händen vergraben hatte, schreckte hoch als man ihn ansprach.
Er schaute kurz verwirrt zu Lester hoch, er blinzelte, versuchte die nahende Umnebelung, die seinen Geist wieder zu erfüllen drohte, zu verdrängen.
"Ich...äh, ja, die Wölfe..." Er legte seine Stirn kurz in Denkfalten, "Lester...was ist passiert als ich...unabkömmlich war? Ich muss alles wissen, ich will und kann mich einfach nicht mehr verstecken." Sein Gesicht, was eigentlich versuchte ernst dreinzublicken, zerfloss in eine Mienedie mehr von Angst und Verzweiflung zeugte.
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Godfrey blickte hoch, als er den Gruß Lesters vernahm und als er zackig salutierte, konnte Lester unmöglich den aufglimmenden Keim tiefen und kriegerischen Respekts übersehen haben, mit dem der Schotte den Hauptmann anstierte, als dieser den Weg in seine Taverne zurücklegte.
"Er wird, er wird...", dachte sich der alte Hexenjäger und musste prustete mit grimmiger Wut in das Wasser in seiner Handfläche, die seine Haut mittlerweile prickeln ließ, innerlich jedoch fletschte seine Seele grinsend die Zähne, als er sich an den gestrigen Tag zurückerinnerte, an dem der Hauptmann gespürt hatte, was es bedeutete, zu führen.
" 'Er schmiedet sich langsam selber, er bleibt das Eisen, sein Staat und die seinen sind abwechseln Hammer, abwechselnd Amboss. Kriege machen ihn glühend, Konflikte tauchen ihn ins kalte Wasser, Zuspruch und Kritik sind sein Ölbad. Hervor geht eine ausgezeichnete Waffe, ein Schwert, geeignet zum Kampf wie zur Diplomatie.' , Le roi, von Nicolo de Beauvais, zeitgenössisch.
Gott und Michael gebt, dass er uns noch lange erhalten bleibt, nun, da er an Kraft gewinnt."
Damit nahm Godfrey wieder den Kampf gegen den Schmutz auf...
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"Nichts gutes ist passiert, leider. Wir haben versucht die Werwölfe ausfindig zu machen und zu hängen, aber der Söldner Ralf war scheinbar keiner und als wir den Alchemisten Diran hängen wollten hat dieser sich einfach in die Luft gejagt, so das wir nichtmal mit Sicherheit sagen können ob er zu diesen Bestien gehört hat oder nicht.
Dafür haben die Werwölfe aber den Hexenjäger Konrad getötet. Es mag seltsam klingen, aber ich habe ein an den alten Hauptmann adressiertes Buch gefunden in dem unsere Situation geschildert und Konrad als Seher bezeichnet wird. Laut diesem sind auch noch andere Mächte hier am Werk, was erklären könnte warum heute niemand gestorben ist obwohl ich vorhin neue Spuren der Werwölfe entdeckt habe."
Aus den Augenwinkeln nahm er derweil wahr wie Godfrey mit dem Dreck kämpfte.
"Habt ihr etwa in den Ruinen von Dirans Villa rumgewühlt oder warum seid ihr so schmutzig? Ich dachte nicht, dass es in diesen Trümmern noch irgendwas zu finden gäbe."
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Ewald entschied sich heute seine Arbeit etwas früher zu beenden als sonst, da er vorhatte das Holz das er die letzten Tage verarbeitet hatte zu seiner Hütte im Dorf zu bringen. Er hatte dafür einen Wagen hier, auf den er alles Holz stappelte. Besonders schnell kam er zwar nicht voran, aber schließlich erreichte er das Dorf. Er brachte den Wagen zu seiner Hütte und lud das Holz dort ab.
Nach getaner Arbeit entschied sich Ewald etwas in die Taverne zu gehen.
"Ein kühles Blondes könnte ich sicher gut vertragen", dachte sich Ewald.
In der Taverne angekommen hockte er sich an den Tresen.
[FONT=Book Antiqua]"Hauptmann Lester! Ein kühles Bier bitte."[/FONT], sagte Ewald zum Wirt.[FONT=Book Antiqua]"Und wisst ihr vielleicht ob irgendwas neues bezüglich den Wölfen herausgefunden wurde? Sonst wird das heute eine sehr schwere Entscheidung..."[/FONT]
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"Bedient euch ruhig. In den Keller runter und rechts rein, dann seht ihr es schon. Legt mir einfach das Geld auf den Thresen.
Über die Werwölfe ist mir aber noch nichts weiter zu Ohren gekommen. Ich habe allerdings frische Spuren am Waldrand entdeckt, also waren sie heute Nacht auf jeden Fall aktiv. Wieso niemand gestorben ist weiß ich aber immer noch nicht...und vermutlich werden wir das auch nie herausfinden..."
Damit wandte er sich wieder an Godfrey und warte auf eine Antwort.
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Normalerweise hätte Nicolo die Überreste von Dirans Villa untersucht doch er war sich sicher, dass Diran kein Werwolf war. Außerdem wollte er gar nicht wirklich wissen was der Alchimist für unheilige Dinge in seiner Villa gemacht hatte.
Stattdessen saß Nicolo an Konrads Grab und überlegte wie er am geschicktesten gegen die Wölfe vorgehen sollte, doch er kam zu keinem Ergebnis. Deshalb beschloss er in Lesters Schänke zu gehen. Vielleicht hatte der Hauptmann ja etwas herausgefunden.
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Schlussends konnte auch Winfried nicht den ganzen Tag liegen bleiben. Die Sonne trieb ihn immer wieder dazu, sich hin- und her zu wälzen, bis er irgendwann zu wach war, um noch weiterschlafen zu können.
Direkt nach dem er sich frisch und fertig gemacht hatte, glitt er die schmale Treppe runter ins Erdgeschoss, um nachzusehen, wo denn sein Gastwirt abgelieben war. Dieser war schließlich Schuster und so wäre es für Winfried eigentlich das normalste von der Welt gewesen, ihn in seiner kleinen Werkstatt anzutreffen. Umso verwunderter war Winfried, als er ihn vergeblich suchte. Er musste gar feststellen, dass der sonst so fleißige Meister an diesem Tage wohl bisher kein einziges Mal sein Werkzeug in der Hand gehabt hatte. In Haus und Werkstatt herrschte eine geradezu gespenstische Ruhe. Als der junge Schreiberling zaghaft an der Tür zum Schlafgemach klopfte und vorsichtig eintrat, musste er feststellen, dass der Gesuchte letzte Nacht anscheinend nichtmal in seinem Bett gelegen hat. Was war bloß mit ihm geschehen? Noch während sich Winfried darüber den Kopf zerbrach, verließ er das Gebäude und schlenderte durch die Dorfstraßen, in der Hoffnung, einen Hinweis über das mysteriöse Verschwinden finden zu können.
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"So ist es, mein Hauptmann.", grollte Godfrey, während er sich seine langen Haare auswrang und dann schnell zu einem Zopf flocht, den er sich - kurz erschaudernd - klatschnass und kalt wie er war, einfach in den Nacken legte und unter seine Tunika schob.
Dann kam er an die Taverne heran, wobei er mürrisch seine rechte Schulter massierte, die wohl im kalten Regen steif geworden war und ehe er über die Schwelle zum warmen Haus des schäumenden Gerstensaftes trat, rümpfte er noch einmal die Nase gen Himmel, um Petrus sein Missfallen zum Ausdruck zu bringen, dann stellte er seine Lederrüstung auf einen Stuhl, seinen Mantel legte er über die Lehne und er nahm am Tisch des Hauptmanns Platz.
"Ich habe außerdem dafür gesorgt, mein Herr, dass dieser Ketzer kein Wiedergänger wird um als Ghul über uns herzufallen, wie ich es damals einmal im sogenannten "dritten Rom" erlebt habe."
"Godfrey meint damit die Stadt Moskau", zwinkerte Nicolo den anderen beiden am Tisch zu und Godfrey nickte brummend.
"Es war das einzig Richtige und dieser Diran scheint sonst keine Freunde gehabt zu haben, im Dorf. Ansonsten habe ich nicht das Geringste gefunden, so gern ich mehr zu berichten hätte, aber die Wölfe sind uns eine Schnauzenlänge voraus und geben sich nicht die geringste Blöße."
Er hustete einmal keuchend und schneuzte sich lautstark die Nase, dann meinte er leise.
"Und mit der Moral der euren scheint es auch nicht zum Besten zu stehen, mein Herr. Lasst mich uns Vieren einen Schnaps ausgeben, einen scharfen, wohlgemerkt."
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Lester bezweifelte zwar, dass Schnaps die Moral sonderlich heben würde, aber natürlich lehtne er nicht ab. Doch während sie tranken erinnerte er sich wieder an den Zettel, der ihm gestern zugesteckt wurde. Irgendwo müsste er doch noch...ah, genau.
"Der Hüter hocher und goldener Herzen kann auch scharf nach Schafen greifen. Wo auch immer du ihn findest, WENN du ihn überhaupt findest, wirke verzaubert und von seinen Worten interessiert, dass er dich als Dukatenesel sieht. Seine gierigen Worte sind der Schlüssel zum verschollenen Geheimnis unseres willigen Dichthelmträgers. Seine Interessen sollen auch deine sein, und die Türe wird sich dem grünen Himmel öffnen, welcher alles verändern wird. Denke an meine vorigen Worte, denke an tausend Sinne und fünfhundert Gedanken und lasse dich nach Eden führen. Wenn du meine Botschaft richtig deutest, wirst du dich durch dein erlangtes Wissen einen wollreichen Hirten nennen können. Doch merke auch Folgendes: Reden ist Silber, schweigen Gold. Jeder Henkersname kann dich von deinem reichen Ziel entfernen. Doch mehrdeutige Worte sagen sowohl viel Unschuld als auch Schuld aus. Zu diesen solltest du greifen. אלוהים יהיה עמך."
Hm...worauf sollte das hinweisen. Es klang ganz schön hochtrabend...und wirke verzaubert...von seinen Worten interessiert...Dichthelmträger...
sollte das auf Andreas hinweisen?
"Godfrey, Raphael hat mir gestern diesen Zettel zugesteckt. Was meint ihr, soll er ausdrücken, dass Raphael Andreas für einen Werwolf hält? Hat jemand den Dichter heute überhaupt schon gesehen?"
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Ewald wollte zwar ein Bier holen aber der Schnapps den der Hexenjäger ihm anbot lehnte er natürlich nicht ab.
Während er trank horchte er den Worten der Anwesenden.
"[FONT=Book Antiqua]Ihr beschuldigt diesen Tunichtgut? Der wäre doch gar nicht in der Lage seinen Arsch hochzubekommen um irgendwas praktisches zu tun, was für ein Werwolf wär das denn?[/FONT]", gab Ewald lachend von sich.
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Godfrey lehnte sich nach vorne und massierte abermals seine Schulter, während er sein verbliebenes Auge zusammenkniff und den Hauptmann aus seinem letzten Auge musterte.
Er ließ sich Zeit mit der Antwort und schien genau nachzudenken, immer wieder wanderte sein Blick zu dem Zettel über den er mit schwieligen Fingerspitzen immer wieder darüberstrich, als würde es sich um das feine seidige Haar einer Prinzessin handeln, dann - als er den letzten Satz sah - ruckte sein Kopf nach vorne und er schnalzte geringschätzig mit der Zunge.
"Arabische Worte?", murrte er und blickte sich nach Nicolo um, in der Hoffnung, der Gelehrte würde ihm mehr dazu sagen können.
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Mit den Händen in den Taschen ging Raphael an der Taverne vorbei. Durch ein Fenster erblickte er Lester und Godfrey, sie scheinen über den seltsamen Zettel zu sprechen. Raphael öffnet die Tür, geht in die Taverne und setzt sich unauffällg an den hintersten Tisch in der Ecke und beobachtet die beiden.
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Manchen Leuten fehlt scheinbar das nötige Gespür, ein Gefühl für soetwas, vielleicht auch nur das Glück. Roland hatte die Szenerie, die sich am ehemaligen Anwesen abspielte und dem immer mehr Personen zuteil wurden, einige Zeit lang beobachtet. Er sah, wie der Hexenjäger die Leiche das Alchimisten fand und dann mit dieser von dannen zog. Er sah, wie diverse Personen kamen, einen kurzen Blick über alles warfen und dann in der Taverne verschwanden. Fast schien es, als würden sie nach einer Antwort suchen, von der sie wussten, dass sie ohnehin nicht dort zu finden war.
So füllte sich zunehmend die Taverne und das Interesse, welches eben noch vollends der Ruine zu gelten schien, wanderte nun in Richtung Alkohol. Alles in allem beruhigte sich alles ein wenig und wenn auch immernoch einige Leute kamen, um ihr Glück in den Trümmern zu suchen, so war es alles in allem bereits wieder vorbei, bevor es überhaupt angefangen hatte. Roland griff unwillkührlich in seine Hosentasche, welche schon seit längerer Zeit wieder repariert werden musste, aber immernoch ihren Zweck erfüllte, nämlich Dinge aufzubewahren und bemerkte dabei, dass seine Karte immernoch dort drinsteckte. Dabei erinnerte er sich, dass die Hexenjäger noch gestern vor hatten, diesen Berg aufzusuchen. In letzter Zeit hatte Roland diese Karte oft benutzt und sie noch öfter angesehen, in der Hoffnung, irgendwo doch ein Indiz zu finden, das ihm dabei helfen könnte, die Werwölfe zu enttarnen und so war es auch dieses mal. Er sah sich seine Markierungen an und durchdachte erneut, dass jemand mal am Berg nachsehen sollte. Er zählte mehrmals die Kreuze, um daduch schließen zu können, wie viele es waren. "Das ist wohl die wichtigste Frage: wie viele Angreifer sind es? Sind es überhaupt Angreifer, oder was ist ihre Absicht?" alle diese Gedanken schoßen Roland unwillkührlich in den Kopf, doch er wusste, dass es nicht so einfach sein würde, darauf eine Antwort zu finden. "Es muss noch etwas anderes geben, irgendetwas, das ich übersehen habe..." wieder und wieder überblickte er Karte und Szenerie im Wechsel, doch es wollte sich ihm nicht offenbaren.
Ein jäher Schmerz riss Roland aus seinen Gedanken und alsbald erblickte er ein Brett, welches sich vor seinen Kopf gelegt hatte, bzw. er stellte fest, dass er sich mitten in der Ruine befand. Scheinbar hatte sich Rolands Gedanken wieder einmal verselbstständigt, bzw. er war während seiner Überlegungen mal wieder losgelaufen. "Ist es denn so schwer, eine Lösung zu finden...?" So blickte Roland auf den Platz der Karte, an dem Dirans Anwesen sein musste und da fiel ihm auf, was an allem gefehlt hatte: so viele Spuren es auch gab, dort waren nahezu keine zu finden, im Gegenteil: es war, als wollten die Werwölfe diesen Platz meiden! Unweigerlich begann Roland auf der Stelle an zu graben. Selbst wenn so vieles bei der Explosion und dem Brand zerstört wurde, eine Schaufel, oder was es auch immer war, konnte er relativ schnell auftreiben. Roland war so in Eifer versunken, zu graben, dass alle anderen Dorfbewohner in der Nähe, aufgescheucht duch den Lärm, den er produzierte, zu ihm blickten, wenn auch aus weiterer Distanz. Roland grub immer weiter und immer tiefer, bis er irgendwann auf Holz stieß, zumindest hörte es sich so an. Er räumte den Schutt beiseite und fand eine hölzerne Falltür vor sich. Mit ein wenig Druck und mit der Hilfe der Physik gelang es ihm endlich, diese Tür aufzusperren. Bis auf eine alles umfassende Dunkelheit, konnte Roland nichts ausmachen. Nichtsdestotrotz sprang er ins ungewisse, wobei er sich fast einen Knöchel verstaucht hatte.
Dort drinnen roch es nach Schwefel und Ammoniak. Das wenige Licht, das durch die Luke eindrang, konnte den Raum, was es augenscheinlichst war, genügend beleuchten, um ein modernes Labor zum Vorschein zu bringen. Es war praktisch unberührt von der Explosion, lediglich die Erschütterung schien einige Substanzen freigelassen zu haben. Roland musste sich erst noch an die Dunkelheit gewöhnen und nach einiger Zeit offenbarten sich ihm weitere Details. So sah er mehrere Bücherregale, in denen merkwürdige Schriften zu stecken seinen. Wahllos blätterte Roland in diesen herum, bevor er sie wieder zurück steckte. Dann sah er einige Blätter auf einem Tisch stehen und was er sah, war äußerst erschreckend: es waren Schriften über Werwölfe! Bei näherem Hinsehen, erkannte Roland, was es mit den Schriften so auf sich hatte, sie waren dazu gedacht, diese unheiligen Kreaturen zu vernichten. Scheinbar hatte Diran mit einer Tinktur experimentiert, welche Werwölfe vergiften sollte, aber alle anderen Lebewesen unberührt ließ. "Wie lange wusste er davon? Das würde erklären, warum sie ihn niemals angegriffen haben. Zu blöd...jetzt haben wir ihnen ein Problem abgenommen... VERDAMMT" Roland war so laut, dass es selbst draußen zu hören war. "Was jetzt? Das ist etwas, was der Hauptmann schnellstens erfahren sollte!!!" mit diesen Worte musste Roland allerdings feststellen, dass er nicht so leicht wieder aus dem Raum rauskommen würde, da es scheinbar keine Treppe gab. "Ich wette, der hat irgendwo einen Geheimgang, der muss hier irgendwo in der Nähe sein..."
Roland suchte also einige Zeit nach einem Hinweis auf solch einen Gang und wie der Zufall es so will, hatte er diesen nach guten 1,5 Stunden gefunden. Erschreckender war allerdings, wo er wieder heraus kam: Roland war im Kellergewölbe der Taverne! So eilte er hinauf, wo er auch gleich Lester fand, welcher sich gerade unterhielt. "Ich habe da etwas Interessantes entdeckt, was äußerst wichtig für die Zukunft sein könnte!" sprach Roland zum Hauptmann.
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In der Schänke angekommen fand Nicolo unter anderem Godfrey und Lester vor. Die beiden sahen sich einen Zettel an, den Lester wohl mitgebracht hatte.
Auch Nicolo sah sich die Worte auf dem Zettel genauer an. Der Schluss war auf hebräisch geschrieben doch dies war eine der vielen Sprachen, die Nicolo im Kloster gelernt hatte, sodass es für ihn kein Problem war dies zu lesen.
"Hm… ein Dichthelmträger. Ich habe keine Ahnung wer damit gemeint sein könnte. Von wem habt ihr diesen Zettel überhaupt?"
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Ganz in Gedanken erreichte Winfried auf seinem Weg zunächst die Taverne. Als er eintrat, sah er Lester und Godfrex, wie sie über die Bedeutung eines Fetzen Papiers lamentierten. Ungeniert zwängte Winfried sich zwischen die Beiden und betrachtete selbst den geheimnisvollen Text. Als er am Ende angelangt war, verfiel Winfried lauthals in ein Gelächter, wofür er sich nur fragende Blicke auf sich zog.
"Bwhahahahaha! Na, hier haben wir ja einen schönen Hauptmann und einen intelligenten Hexenjäger. Für mich liegt der Fall offen vor Augen. Diese arabischen Worte am Schluss sollen gewiss auf eine Person arabischer Abstammung hindeuten. Und wer müsste nicht besser als unser Hauptmann und Wirt erkennen können, dass damit wohl Laurenz Eibisch gemeint sein wird, dem man seine orientalische Herkunft schon im Gesicht ansieht? Zweifellos, selbst die Passage mit diesem Dichthelm passt doch perfekt zu unserem starken Händler, der, so möcht ich anmerken, sich schon seit einiger Zeit nicht mehr hat blicken lassen."
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Raphael amüsierte sich über die drei Schlautaler, als er plötzlich Roland aus dem Keller laufen sah. Raphael stand langsam auf und ging selber in den Keller, um nachzusehen, welche fernbringenden/teleportierenden Hexer dort ihre Späße trieben. Unglücklicherweise rutschte er unten auf einer Sauerkrautpfütze aus und donnerte gegen die Wand, woraufhin sich der Geheimgang schloss. Benommen stand er wieder auf und untersuchte die spitzen Steinfragmente, welche ihm eine Wunde zugefügt haben. Diese Steinspitzen waren beweglich, doch so ließ sich der Gang nicht öffnen, sodass Raphael genervt die Treppe hinaufging und sich an einen anderen unbeopbachteten Tisch setzte. Auf diesem Tisch steht ein Weinglas, welches scheinbar seit Stunden nicht mehr angerührt wurde. Raphael trinkt nun daraus.
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Lilith hatte Godfrey freundlich zugelächelt und ihm nachgeblickt, wie er, schmutzig und schwarz an Händen und im Gesicht, Richtung Dorfmitte schritt. Er hatte offenbar erneut keine Zeit verschwendet, etwas gegen das Unheil zu unternehmen, auch wenn sie sich nicht genau vorstellen konnte, was genau er angestellt haben könnte, um so dreckig zu werden.
Es war nicht ganz einfach für sie, dem Drang zu widerstehen, dem Hexenjäger hinterher zu laufen, vielleicht um ihm ihre Sorgen mitzuteilen, oder einfach nur zu fragen, ob es Neuigkeiten gab... um einfach irgend etwas zu sagen.
Sie zwang sich jedoch, ihre Schritte in eine andere Richtung zu lenken, auch wenn sie keine Ahnung hatte, wo sie hin sollte.
So war sie nach einer Weile bei der Schmiede angekommen, wo Lukas fleißig bei der Arbeit hätte sein sollen. Es war jedoch kein Geräusch auszumachen, kein Hammerschlag auf einer Klinge oder einem Amboss, und auch sonst schien alle ruhig und... verlassen.
Lilith dachte an den Abend, bevor der Schrecken angefangen hatte. Lukas war damals genauso fassungslos gewesen wie sie selbst... aber seitdem hatte sie ihn nicht mehr wirklich gesehen. Ob er geflohen war, oder ihm etwas zugestoßen, ohne dass es jemand bemerkt hatte?
Nun hatte die Bäckerin doch das starke Bedürfnis, zur Taverne zu gehen. Sie war der einzige Ort, an den ein Düsterwälder ging, wenn er nicht zu Hause oder am Arbeiten war. Inzwischen würde ohnehin niemand mehr denken, sie wäre irgend jemandem gefolgt...
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"Raphel hat mir diesen Zettel gegeben ohne mir zu sagen was es damit auf sich hat", antworte er auf Nicolos Frage und ignorierte Winfrieds Einwurf, da dieser selber nicht zu wissen schien, dass das Ende hebräisch und nicht arabisch ist.
Als Roland plötzlich aus dem Keller stürmte kippte Lester erschrocken vom Stuhl.
"Was zum?! Wo kommt ihr denn her? Ich habe euch gar nicht nach unten gesehen sehen. Und was habt ihr bitte entdeckt?"
Roland erzählte ihm also von seiner Entdeckung.
"An sich eine ganz interessante Entdeckung, nur würde ich keinem Trank über den Weg trauen den dieser Alchemist zusammengebraut hat. Zumal wir von den Werwölfen noch gar nicht lange wissen, also kann er überhaupt nicht genug Zeit gehabt haben um etwas wirkungsvolles zusammenzubrauen, zumal er wohl kaum einen Werwolf als Versuchsobjekt hatte.
Und selbst wenn: Denkt ihr wir werden jetzt alle sein Gebräu trinken in der Hoffnung die Werwölfe zu enttarnen? Im schlimmsten Fall gehen wir alle drauf weil der Kerl Mist gebaut hat. Wenn wir einen Werwolf enttarnen könnten um ihm diesen Trank zu verabreichen wäre das eine andere Sache, aber bisher hatten wir ja leider kein Glück damit."
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Vor lauter Freude, des Rätsels Lösung gefunden zu haben, vergaß Winfried für einen Moment, weshalb er eigentlich in die Taverne gekommen war. Aber nur für einen Moment, auch wenn er anscheinend nicht so ganz richtig gelegen hatte mit seiner Vermutung. Aber vielleicht wollte Lester es ihm auch schlichtweg nicht gönnen, dass er vor ihm dieses Geschreibsel entwirrt hatte.
"Nun, nachdem wir das nun vorerst gelärt hätten und im Prinzip ohnehin schon bei der Sache sind, so beunruhigt mich derzeit ein ganz anderes Prolem. Mein Hauswirt und unser aller Schuster scheint spurlos verschwunden zu sein. Er hat heute noch nicht seine Werkstatt betreten, was ihm gar nicht ähnlich sieht, nein, er hat sogar nicht einmal letzte Nacht in seinem Bett geschlafen. Wäre er fortgereist, hätte er mir gewiss vorher Bescheid gegeben, damit ich in seiner Abwesenheit das Haus hüte. Nun, es weiß nicht zufällig jemand von euch, was aus ihm geworden ist?"
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"Sicherheitshalber habe ich noch ein paar Notizen mitgenommen. Jeder, der des Lesens mächtig ist und sich die Zeichnungen ansieht, wird merken, dass es sehr wohl Forschungen in die Richtung sind, ich habe nie behauptet, dass er es auch wirklich geschafft hat. Zumindest hat es die Werwölfe davon abgehalten, ihn zu fressen, schließlich war er auch fast die ganze Zeit in seiner Villa. Davon abgesehen, hab ich auch keinen Trank, oder der gleichen gesehen, sondern nur jede Menge Notizen zu seinen Experimenten. Außerdem ist es doch recht seltsam, dass er sein Haus in die Luft gejagt hat, obwohl er wusste, dass dieser Raum von der Explosion unbehelligt bleiben würde. Fast so, als wollte er, dass seine Forschungen irgendwann helfen könnten." mit diesen Worten übergab Roland alle Aufzeichnungen Dirans, welche mit den Werwölfen zu tun hatten. "Zumindest dürfte nun klar sein, dass er kein Werwolf war..."
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Ewald hatte Roland zugehört und etwas störte ihn an seiner Erklärung
"[FONT=Book Antiqua]Hmm. Es ist dennoch seltsam. Wenn er denn wirklich einer der unseren war und sogar wusste das uns Werwölfe angreifen werden und auch noch wirklich ein Mittel gegen die Biester hatte, warum hat er sich nichts gesagt? Wenn du dich nicht irrst und dieses Gebräu das ist was du sagst, warum hat er sich so verhalten?[/FONT]"
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"Ihr solltet wirklich nicht zuviel in das Verhalten dieses irren Alchemisten reininterpretieren. Wenn er uns wirklich hätte helfen wollen, warum sollte er sich dann überhaupt in die Luft sprengen? Hätte er uns seine Forschungen gezeigt wäre er vielleicht dem Tode entronnen und ich bezweifle, dass irgendjemand im Dorf in der Lage ist viel mit seinen Forschungen anzufangen. Ist doch sicher ne Menge Kauderwelsch mit dem normale Leute nichts anfangen können.
Ich werd jetzt aber mal nach diesem Geheimgang in meinem Keller sehen. Keine Ahnung wie er den eingebaut hat ohne das ich was von mitbekomme."
Lester begab sich also nach unten, aber dank Raphaels Missgeschick konnte er nichts entdecken.
"Seltsam, ich kann da unten keinen Geheimgang finden. Habt ihr den wieder verschlossen oder was?"
Aber bevor Roland antworten konnte hörte er Winfried über das Verschwinden seines Hauswirts reden.
"Habt ihr denn nachgesehen ob in seinem Haus irgendwas fehlt? Vielleicht hat er sein Heil in der Flucht gesucht und niemanden darüber informiert, schließlich hätte jeder dem er davon erzählt ein Werwolf sein können."
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Ewalds Frage zu beantworten, sprach Roland: "Das sollte eigendlich jeder wissen: er war einfach nur ein unberechenbarer Typ, dessen Gedankengänge niemand ergründen könnte. Wenn er denn erschienen ist, so hatte er ja bekanntermaßen eine recht eigene Art, sich zu äußern und zumindest würde es erklären, was er vor ein paar Tagen hier in der Taverne überprüfen wollte, denn er sprach etwas von einem Experiment, welches scheinbar nicht funktioniert hatte. Und wie gesagt: er scheint es nicht geschafft zu haben, diesen Trank auch fertig zu stellen, selbst, als die Werwölfe sich dann gezeigt hatten."
Allerdings konnte er dies erst sagen, nachdem ihm Lester jäh unterdrückt hatte, zu antworten, was Roland wieder sehr verdächtig fand.
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"Als ich vorhin das Haus durchsucht habe, konnte ich keinen Hinweis auf seinen Verbleib finden. Wie es scheint, hat er auch nichts Wertvolles oder überhaupt etwas mitgenommen. Nichts deutet darauf hin, dass er einfach aus dem Dorfe geflohen zu sein scheint, denn er würde so gar nicht weit kommen. Davon abgesehen habe ich ihn gestern abend noch in seiner Werkstatt gesehen und er würde wohl kaum freiwillig des nachts das Dorf verlassen, wo es um diese Uhrzeit doch so gefährlich geworden ist die letzten Tage. Ebenso fehlt doch auch von unserem Schmied jede Spur, vielleicht hängt ihr Verschwinden ja irgendwie miteinander zusammen?"
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Godfrey hatte dem Geplänkel der Männer mit hochgezogener Augenbraue zugehört und nachdenklich mal hie, mal da genickt, sich letzten Endes aber entschlossen, dass es sich um dorfinterne Quereleien handelte, für die er weder Interesse noch Qualifikation hatte, also legte er dem Hauptmann das Kupfer für den Schnaps auf den Tisch, er deutete eine Verneigung in Richtung des Wirtes an und trat dann wieder nach draußen auf die Strasse, wo ihn der leise Nieselregeln abermals ein Seufzen, gepaart mit einem lauten Schneutzen und einem unzufriedenen Fluch abrang.
Die drei Männer blickten ihm fragend hinterher und Godfrey antwortete auf die nicht ausgesprochene, jedoch sichtlich im Raum stehende Frage.
"Ich werde nun das tun, meine Herren, was wir schon vor zwei Tagen hätten tun sollen. Ich rufe diejenigen zu den Waffen, die willens sind, sich zu verteidigen und ihre Haut so teuer wie möglich zu verkaufen.", schnarrte er und spuckte in den Sand vor der Taverne, ehe er die Lederrüstung wieder eng um seinen Leib schnallte und den unverwechselbaren Hexenjägerhut auf den gedrungenen Schädel setzte.
Laut genug, damit ihn jeder hören konnte, rief er.
"Euer Hauptmann liebt euch, der Mundschenk hat sich euch allen verpflichtet und er bettet euer Geschenk des Vertrauens in die Waagschale, die er am besten beherrscht - der hehren Kunst des Denkens. Gott zum Lobe hat der Hauptmann Männer und Frauen an seiner Seite, die ihn wahrlich aufs Trefflichste ergänzen, indem sie ihrerseits zu den Waffen greifen."
Er presste die Lippen aufeinander und grinste dann unheilverkündend.
"Für uns alle kommt irgendwann die Zeit zu sterben, dies ist so sicher wie das Amen in der Kirche. Der Feind kann und wird zu jeder Zeit zuschlagen und niemand ist sicher, egal wie stark er zu Lebzeiten war - die Gräber von Konrad und Ralf bezeugen dies.
Ich weiß nicht...und es kümmert mich auch einen verdammten Dreck, ob ich überleben werde. Ich weiß nur Eines: Ob Menschen oder Wölfe den Sieg davontragen werden, beide sollen mit Respekt oder Furcht davon sprechen, wie die Bewohner von Düsterwald sich zu verteidigen wussten."
Er knurrte leise und blickte die Dorfbewohner an, die er für tapfere Soldaten hielt - tapfer im Herzen, nicht notwendigerweise kräftig an Gestalt.
"Je teurer wir unsere Haut verkaufen, je mehr wir uns wehren, je schlimmer wir sind als Feind des Wolfes, umso mehr ist der Wolf gezwungen, seine Verteidigung zu verlassen, umso mehr Kräfte wird er mobilisieren müssen, um uns zu bezwingen.
Bisher war das Unbekannte der Freund des Feindes, wir zwingen ihn, die Maske abzulegen."
Er nickte noch einmal in die Runde.
"Isabella und ich werden Übungen an den Waffen anbieten, Bruder Nicolo wird euch von den Schwächen des Feindes berichten. Uns allen läuft die Zeit davon, aber dies kann uns nicht erschrecken.
Wer willens ist, dem Wolf zumindest als zahnbewehrtes Schaf entgegenzutreten, soll uns am Lager der Hexenjäger treffen."
Und dann zog der kauzige alte Hexenjäger durch den Regen von dannen, grimmig lächelnd, den Fackelschein von Kampfeswillen im Auge, dort, beim Schimmer des gottgerechten Kämpfers.
-
"Hm...entweder die Vermissten haben sich irgendwo verschanzt oder die Wölfe haben sie tatsächlich ohne Spuren zu hinterlassen erledigen können, wobei ich letzteres doch stark anzweifle. Hoffen wir einfach das beste. Wenn sie noch hier im Dorf sind, dann werden sie schon irgendwann wieder auftauchen. Wenn nicht...nun, dann können wir ohne Anhaltspunkte auf ihren Verbleib kaum etwas für sie tun. "
Daraufhin verließ Godfrey die Schänke und hielt seine kleine Rede. Sollte Lester ihm folgen? Als Hauptmann wäre das sicherlich eine gute Motivation für die restlichen Einwohner, aber er wusste nicht ob er im Kampf überhaupt was ausrichten könnte. Mit einer Schusswaffe vielleicht, aber im Nahkampf wäre er aufgrund seiner Statur wohl zu nichts zu gebrauchen.
"Ihr habt es gehört. Wenn wir schon keine Hinweise darauf haben wer ein Werwolf sein könnte oder nicht dürften diese Lektionen eine gute Ablenkung sein, die uns eventuell sogar das Leben retten kann. Mal sehen ob ich mich auch irgendwie nützlich machen kann."
Somit ging Lester nach oben und zog sich um. Während er jedoch sein Oberteil wechselte starrte er in den Spiegel und blickte verwundert seine Narbe an. Sie wirkte wesentlich frischer als sonst, so als wäre die Wunde erst kürzlich verheilt. Aber vielleicht bildete er sich das auch nur ein.
Ehe er wieder ging zog er ein kleines Kästchen unter seinem Bett hervor und nahm eine Pistole hervor. Sie war eines der wenigen Objekte die er bei seiner Ankunft in Düsterwald bei sich trug, allerdings hatte er in all den Jahren nie auch nur eine Spur davon in den Fetzen seiner Erinnerung erblickt...
Jedenfalls steckte er sie ein, ging nach unten und marschierte zum Lager der Hexenjäger voran.
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Isabella war kurzerhand mit den Büchern des Alchimisten zum Priester gegangen und hatte sich von ihm Rat geholt auch was ihre Alpträume in letzter Zeit anging. Ihre Schuldgefühle wegen der Ermordung von Ralf waren auch Teil ihrer Beichte, da sie ja die erste gwesen war die ihre Stimme erhoben hatte.
Zu den Büchern konnte der Mann ihr nicht viel sagen, er hatte seinen Lesestein verlegt, mit dem man Lettern größer machen konnte. Aber Niccolo würde sie später fragen, das nahm sie sich vor. Ein so sonderbarer Mann war ihr bisher noch nicht untergekommen, sie wollte mehr über den Alchimisten in Erfahrung bringen auch um ihr Wissen zu erweitern.
Nachdem sie sich noch über die übrigen Personen im Dorf erkundigt hatte stellte sie fest das sie einige davon gar nicht zu Gesicht bekommen hatte. Was war nur mit den Menschen hier los? Saßen wie Kaninchen in ihrem Bau und zitterten. Aber immerhin feuerte die Wut ihre Kampfeslust an und so verließ sie den Pater um an Konrads Grab zu beten.
Da es allerdings in Strömen goss blieb sie für eine Weile im Erker der Kirchentüren stehen und beobachtete das Dörfchen unter sich. Direkt an der Stein-Mauer, die die Kirche umgab wuchsen allerlei Blumen und Heilkräuter. Teils wild teils angepflanzt von Heilkundigen. Viele davon kannte sie nicht – Kamille, Holunderbaum und Ringelblumen kannte sie. Aber was sie wirklich faszinierte waren die zarten weißrosa Blüten die direkt an der Mauer in einer Hecke wuchsen – von ihnen ging ein betörender Duft aus.
Der Regen war stärker geworden und schwächte den Duft ab. Ohne nachzudenken lief Isabella auf die Hecke zu und begutachtete die Blüten. Sie dufteten wie Rosen, sahen aber aus wie zu groß geratene Apfelblüten. Und dazu hatten sie kleine, fiese Dornen. Aber dieser Duft! Sie nahm ihr Messer, das sie an ihren Unterarm geschnallt hatte und schnitt vorsichtig lange Ranken heraus. Mit ihren Lederhandschuhen war es kein Problem einen kleinen Kranz zu pflechten und diesen legte sie dann im vorbeigehen auf Konrads Grab und eine Ranke mit vielen kleinen Blüten flocht sie sich ins feuchte Haar um den Duft noch eine Weile bei sich zu behalten.
Von dort aus hörte sie eine leise Flöte spielen. Doch in dem starken Regen konnte sie nichts ausmachen und so beschloss sie Nicolo und Godfrey zu suchen um den Tag nicht zu vergeuden. Auf ihrem Weg zum Marktplatz aber kam sie erneut an dem Haus des Alchimisten vorbei und sah gerade Roland in den Ruinen verschwinden. Er ging anscheinend gerade in die Hocke. „Nun dann wollen wir doch mal schaun was er da zu suchen hat...“, murmelte Isabella glücklich wie nur ein Jäger ist, der eine Fährte hat.
Vorsichtig schlug sie einen Bogen hinters Haus und lugte hinter einer zerstörten Mauer hervor um Roland bei seinem Treiben zu beobachten. Aber der war plötzlich vom Erdboden verschluckt! Genauso wie die Leiche des Alchimisten, wie sie zähneknirschend feststellen musste. „Den hab ich ja ganz vergessen.“ Sollten hier doch noch funktionierende Fallen installiert sein?
Wenn dem so war brauchte der Mann jetzt ihre Hilfe. Sie sprang also aus ihrer Deckung heraus auf einen Balken und suchte den Boden um den Kamin erneut ab und sah etwas das aussah wie die berühmte Falltür für ungebetene Gäste. „Na hoffentlich hat der Witzbold da keine Giftstacheln am Boden installiert. Oder Kampfmöpse abgerichtet die Roland jetzt zerfleischen.“ Sie kniete sich über die Luke und sah hinab. Leise verklangen Schritte dort unten im Dunkel.
Sie versuchte Roland zügig zu folgen, stieg in das Loch hinab und wurde erstmal von den Unmengen an Büchern irritiert die sie sah. „Noch mehr zum Werfen.“, dachte sie sich beim Anblick der dicken Schwarten. Sie kniff wieder die Augen zusammen und fand ein Buch auf dem sie etwas entziffern konnte, nämlich ihren eigenen Namen: „Incisa Bella Horrida oder auch warum das schmerzvolle Sterben nur der Anfang von etwas wunderbarem ist“. Das nahm sie auch noch mit.
So beladen machte sie sich auf den Weg, Roland hinterher nur kam sie nicht wirklich weit sondern hörte ein Rumpeln vor sich und lautes Gerede über sich. Sie konnte Godfreys stimmte hören und als sie „Waffenübungen!“ hörte lächelte sie breit. Jaaa die Waffen einer Frau. Nun sollte sie aber zusehen wie Roland hier herausgekommen war... sie legte die Bücher zur Seite und suchte die Wand ab.
Es dauerte lange bis sie den Mechanismus fand... sehr lange... und deswegen musste Godfrey die Waffenübungen auch ohne sie beginnen lassen. Und letztendlich war der Mechanismus eine Schaufel, die sie in dem Drink-Mix-Stübchen des Alchimisten gefunden hatte. Mit der hatte er anscheinend seine Cocktails umgerührt. Und da anscheinend noch ätzendes Zeug an der Spitze war konnte sie sich ganz gut durch die Erdschichten graben und kam dann im Keller des Wirtes an – neben der Geheimtür. Und von oben bis unten mit Ruß, Dreck und den zerfledderten Wildrosen bedeckt.
Was hatte sie da nur geritten? Langeweile oooh diese schreckliche ... halt nein ich spiel halt nur meinen Charakter gerne aus. :D
Jetzt brauchte sie erstmal Orientierung, Wasser, Schnaps und jemanden dem sie diese Wälzer andrehen konnte. Am besten zuerst den Schnaps. Und da stand ja auch schon ein Fläschchen. Glücklich machte sie sich auf den Weg in die Richtung aus der Wärme und Stimmengewirr drang.
In der Taverne legte sie die Bücher neben Nicolo ("Hegesias - Vom Elend der menschlichen Existenz", "Nero Claudius Caesar - Wie ich selbst Hand an mich legte und versagte" und "Hernando - Warum auf der Suche nach Gold zu sterben auch unterhaltsam sein kann". Dazu kam noch der dicke Wälzer „Incisa Bella Horrida oder auch warum das Sterben nur der Anfang von etwas wunderbarem ist“ in dem wunderbar zu lesen war warum Selbstmord total in war bei den frühen römischen Kaisern obwohl es die Kirche böse fand) und nahm sich dann die Flasche Schnaps ohne ein Glas zu benutzen zu Herzen und zog den Fetzen heran den Nicolo grade intensiv betrachtete.
"Kann mir das jemand der den Buchstaben mächtig ist, vielleicht vorlesen? Oh und Nicolo sei so lieb und wirf einen Blick auf diese Bücher des Alchimisten. Vielleicht vermag uns das zu erhellen wieso er sich das Leben genommen hat obwohl er doch Christ gewesen ist. Er hat noch dutzende davon in seinem Geheimkeller, da wo es so nach krachenden Fürzen gestunken hat."
Ihre Augen lagen nun neugierig auf dem Mann, den sie bisher nur aus den Erzählungen des Priesters kannte und neugierig war sie auch darauf was er wohl zu ihrer schönen Gestalt zu sagen vermochte. Den Dreck der an ihr haftete hatte sie wegen der angenehmen Wärme beinahe vergessen. Und auch das der Pfarrer sie davor gewarnt hatte sich dem Bader ungewaschen zu nähern...
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Ewald hatte dem Hexenjäger zugehört und vielleicht war es der Schnapps der ihn lockerer machte, aber in dem Moment hörte sich sein Vorschlag wirklich gut an. Er wusste Tag ein, Tag aus sowieso nichts vernünftiges zu machen, warum nicht lernen wie er eine Waffe ordentlich benutzen kann.
Er verließ die Taverne und rannte schnell zu seiner Hütte, versucht möglichst wenig nass zu werden. Dort zog er seine Jacke und die dicken Stiefel an die ihm zumindest ein wenig vor dem Regen schützen konnten.
Danach machte er sich direkt zum Lager der Hexenjäger auf. Er brauchte länger als sonst, bei Regen kam man auf dem lockeren Boden des Dorfes nie gut voran.
Bald konnte er jedoch die Gestalt des Hexenjägers erkennen.
[FONT=Book Antiqua]"Hier bin ich, Hexenjäger. Ich habe zwar keine Erfahrung mit Waffen, außer meiner eigenen Axt, aber ich bin bereit zu lernen und wenn es nur darum geht diesen Biestern das Leben ein wenig schwerer zu machen."[/FONT]
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Godfrey nickte Ewald, Lester und einigen anderen Dorfbewohnern grimmig zu, er neigte gar sein Haupt für einen Augenblick, was den angesammelten Regen in seiner Hutkrempe dazu brachte, sich eines kleinen Sturzbaches gleich vor ihn zu ergießen.
Immer wieder blickte er sich nach seinen Gefährten um, aber es schien, als würden ihre Recherchen sie noch davon abhalten, hier zu erscheinen.
"Männer!", donnerte er gegen das Plätschern des Regens und die geflüsterten Gespräche an. "Im Herzen kann jeder von euch ein Krieger sein, dafür bedarf es keiner geschmiedeten Waffe. Ich habe Schlachten erlebt, bei denen Tapferkeit mit bloßen Händen schwergerüstete Ritter in die Flucht geschlagen hat und auch hier sehen wir uns mit ähnlichen Problemen konfrontiert. Waffen würden bis Einbruch der Nacht nicht fertig werden, aber wie ich sehe, haben wir einen Holzfäller hier, der uns zupaß kommt."
Er tippte in Richtung Ewald an seinen Hut.
"Vielleicht nicht der Stolz, aber wohl das Rückgrat jeder Armee ist seine Infanterie, meine Herren Dorfbewohner. Eine Masse an mutigen Männern mit schlechter Ausrüstung, welche zwar die Bühne für den Adel bereitet, jedoch auch für den Sieg im Gemetzel unerlässlich ist.
Der Ritter führt die Königin der Waffen ins Feld - das Schwert.
Wir aber wollen keine verzärtelte blasse Prinzessin in unserer Hand wissen!"
Er kniff sein Auge zusammen und lächelte ob des verhaltenen Hüstelns und leisen Gelächters.
"Was wir brauchen und wollen ist die dicke fette Schwester der Königin - die Waffe für den Infanteristen, ich spreche von der Lanze. Ein 2 Schritt langes Instrument zum stoßen und abwehren und das Wichtigste: Schnell und einfach herzustellen, wenn auch nur aus Holz. Aber getrieben in den haarigen Leib dieser Bestien..." Er kniff sein Auge zusammen und knurrte vor Vergnügen "...ist sie so tödlich wie einfach einzusetzen.
Und hier kommt unser axtbewehrter Holzfäller ins Spiel, denn so wusste schon Henry de Riddefort zu sagen: 'Und holet mir aus den Wäldern die Tiere mit den Äxten und von den Feldern die mit den Nacken voll Schweiß, mit Zähnen aus Dreschflegeln und Pranken auf Forken' Schlachtreden für das Volk, 1181 Anno Domini."
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Die Taverne war nicht so voll, wie die Bäckerin erwartet hatte, vor allem die üblichen Trunkenbolde, die Stunde um Stunde in der Schänke verbrachten, hingen nicht an ihren üblichen Plätzen am Tresen.
Dafür saß dieser Raphael in einer Ecke und schien an den Tisch zu starren, an dem am meisten los war. Dort saß die hübsche Isabella, die auch recht schmutzig aussah, ähnlich wie Godfrey vorhin. Der dritte Hexenjäger schien allerdings sauber, und eine tief verborgene Stimme in Liliths Innerem fragte schnippisch, was die anderen beiden wohl getrieben hatten, dass sie beide so dreckig geworden waren.
Diesen Gedanken vergaß sie jedoch gleich wieder, als sie den Bader neben der Schönheit entdeckte. Er war bleich und schien von Sorgen geplagt. Sogleich spürte die Bäckerin eine Welle aus Schuldgefühlen in sich hochschwappen, da sie sein Erscheinungsbild nur allzu gut nachvollziehen konnte. Wäre sie selbst nicht zu stetem Frohsinn erzogen worden, würde sie wahrscheinlich ebenso auf diesem Stuhl dort sitzen.
Natürlich hätte man auch denken können, Callans Zustand wäre auf etwas anderes zurückzuführen... Angst, entlarft zu werden vielleicht. Aber Lilith wurde nur selten von Misstrauen geplagt, und auch in diesem Fall zerfiel ihr Verdacht gegen den Bader augenblicklich. Etwas schüchtern, obwohl er ja gar nicht wissen konnte, was sie über ihn gedacht hatte, nickte sie ihm zum Gruße zu und setzte sich an einen der Tische.
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Ewald verstand worauf Godfrey hinaus wollte.
[FONT=Book Antiqua]"Ein geschickter Handwerker bin zwar nicht, aber eine einfache Lanze kann ich schon herstellen, genug Holz dürfte ich bei meiner Hütte auch haben. Kann hier sonst jemand mit Holzwerkzeug umgehen? Je mehr mir helfen desto schneller kann ich auch entsprechend viele herstellen."[/FONT]
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"Ausgezeichnet, helft dem Mann, wo ihr nur könnt.", grollte Godfrey und klopfte einigen der Dorfbewohner auf die Schultern, die er entweder als kräftige Zubringer oder geschickte Handwerker einschätzte.
"Was wir brauchen, Herr Ewald, sind Spieße von der Fichte oder Kiefer, mach sie ruhig ein bisschen über 2 Schritte lang, verschwendet eure Zeit nicht mit dem Abschaben, benutzt lieber Lederreste, die ihr euch als Grifffläche zum stoßen um den Schaft wickelt.
Einer von euch muss ein Feuer entfachen, wir brauchen Glut, um die Spitze zu härten, damit sie leichter durch das Fell fahren und in das verfemte Fleisch eindringen kann."
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Der Hauptmann schien sich immer wieder innerhalb seiner Widersprüche zu widersprechen. Also ob er irgendetwas zu verbergen hätte. Roland stand noch eine Weile in der Taverne, auch, nachdem Godfrey seine Absicht kundgetan hatte, die Dorfbewohner an der Waffe ausbilden zu wollen. "Eine richtige Ausbildunbg dürfte das eh nicht werden." mit diesen Worten ging er wieder in den Keller, um erneut über den Geheimgang in das Zimmer zu betreten, doch statt des Geheimganges war dort plötzlich ein großes Loch. "Ich hatte schon so ein Gefühl und scheinbar hatte ich recht damit, dass noch jemand dort unten war." Tatsächlich wusste er auch bereits, wer das war, hatte er doch gesehen, dass Isabella kurz nach ihm aus dem Kellergewölbe erschien. "Oder besser doch nicht...", denn kurz bevor Roland sich auf den Weg machen konnte, stürzte dieser Gang bereits ein und er wusste, dass auch das geheime Zimmer davon betroffen war.
So war es denn auch, Roland sah, dass sich ein großes Loch in der Ruine gebildet hatte: der ganze Schutt war nach unten gefallen und hatte dabei alles begraben, was vorher durch die Wand gehalten wurde, durch die Isabella das Loch gegraben hatte. "Professionelle Hexenjäger sind scheinbar keine professionellen Färtensucher..." Es gab nun nicht mehr viel, zumindest hatte Roland noch ein paar Schriften und Objekte retten können, da traf es sich gut, dass sich die Bevölkerung zu bewaffnen schien. "Wird Zeit, dass ich meinen alten Degen wieder kampfbereit mache, meine Kampfkunst muss ich auch wieder mal üben, ist schließlich schon über 10 Jahre her, dass ich sie das letzte mal gebraucht hatte..." mit diesen Worten eilte Roland nach Hause.
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Gemeinsam mit allen die mithelfen wollten machte sich Ewald auf in sein Holzfäller Lager. Praktischerweise waren die Holzstämme die er Heute morgen heim gebracht hatte Fichte, zusätzlich mit den Resten die er schon länger lagern hatte dürfte das schon ausreichen.
[FONT=Book Antiqua]"Nagut, wer von euch schonmal mit Holz gearbeitet hat dürfte mit der bevorstehenden Arbeit kein Problem habe, wer das noch nicht stellt sich so gut an wie er kann und wendet sich am Besten an jemanden der Erfahrung hat.
Ich habe einige dutzend Baumstämme hier, die meisten davon haben bereit die passende Länge, allerdings sind sie zu breit. Mit einer Axt oder einer Säge sollte es kein Problem sein daraus vier gleichstarke Speere zu machen. Dann noch mit einigen gekonnten Axtschlägen eine Spitze gemacht und wir können sie sofort zum Hexenlager bringen! Also an die Arbeit.."[/FONT]
Die Stämme waren bereits in kleinere Teile mit ungefähr 2 oder 3 Schritt Länge gebracht worden, nun musste man sie nur noch gekonnt der Länge nach Teilen, so dass sie auch die richtige Breite hatten.
Ewald zeigte, denen die mitgekommen waren vor, wie sich anstellen mussten und bot hin und wieder auch seine Hilfe an. Es wurde richtig laut im Holzfäller Lager, Ewald hatte noch eine zweite Axt aus seinem Keller geholt und einige der Dorfbewohner hatten auch eigenes Werkzeug aufgetrieben.
Nachdem die Stämme die passende Breite hatten, begann gleich die Arbeit alle mit einer passenden Spitze zu versehen. Zwei, Drei Schläge an einem Speer und fertig war er. Da auch diese Arbeit erledigt war, begann man die zwar groben aber dennoch benutzbaren Speere zurück zum Lager der Hexenjäger zu bringen.
Der Regen hatte während der Arbeit am Holzfällerlager etwas nachgelassen, sodass auch jemand ein größeres Lagerfeuer herstellen konnte.
Ewald, den Schweiß noch im Gesicht, wand sich an den Hexenjäger.
[FONT=Book Antiqua]"Es ist zwar nicht das Ergebnis feinster Handwerkskunst, aber die Speere sollten allemal ausreichen einen ausgewachsenen Bären zu phälen, was sie gegen die Werwolfsbrut nutzen werden wird sich wohl zeigen."[/FONT]
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Nachdenklich verließ Raphael die Schenke. "Ich habe schon gedacht, dass ich meine Waffen irgendwann nicht nur gegen Gottesfeinde einsetzen muss." Er lief in sein Zimmer im oberen Stockwerk des Pfarrhauses, schob das Bett ein Stückchen zur Seite und entfernte lose Steine im Mauerwerk. Er legte eine solide Holzkiste frei und öffnete sie mit einigen geschickten Handbewegungen am Schloss. Daraus zog er einen leichten und zugleich gefährlichen Speer und ein rostiges Bronzeschwert heraus. Dann ging er tief in den Wald an eine dunklere Lichtung.
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"Seltsames Völkchen", knurrte Isabella nachdem sie die Schnapsflasche halb geleert hatte. Der Bader saß nur in sich versunken da, auch als sie mit der Hand vor seinem Gesicht herumwedelte kam keine Reaktion von ihm. Das war sie nicht gewohnt - einfach ignoriert zu werden, also nahm sie noch einen tiefen Schluck aus der Flasche und wünschte dem Bader einen gottgefälligen Tag.
Nicolo drückte sie kurz die Schulter als sie an ihm vorbeikam und bat ihn "ihr mitzuteilen falls er etwas wegen dem Alchimisten findet. Aber verschwendet nicht allzuviel Zeit mit diesen Büchern, ich habe Godfrey etwas von Waffentraining sagen hören - da braucht er jeden Mann bei diesem Völkchen hier." Einen erdigen Abdruck auf seiner Schulter hinterlassend ging sie noch einmal kurz in den Keller um ihren Wasserschlauch aufzufüllen, da hörte sie aus der Richtung ihres wunderbaren Notausgang-Erdlochs eine Stimme murmeln "Professionelle Hexenjäger sind scheinbar keine professionellen Färtensucher...“
"Da dürft ihr euch bei den Werwölfchen bedanken!", rief sie munter in seine Richtung, sie vermutete das es Roland war der da gesprochen hatte. "Am Ende machen wir alle die Drecksarbeit, weil keiner mehr übrig ist dem man eine Aufgabe anvertrauen kann und jeder macht sie eben so gut er kann."
Dann verließ sie die Taverne und lief zu Godfrey. Da sie dem Schnaps schon ein wenig zu gut zugesprochen hatte verlor sie ein wenig von ihrer Grazie. Was von dem Schlamm der von ihren nun matschnassen Haaren heruntertroff noch betont wurde. "Na Godfrey, was habt ihr so getrieben in den letzten Stunden? Bringt mich aufs laufende, wenn ihr ein wenig Zeit habt. Nicolo sitzt grade noch in der Taverne und liest in den Büchern des Alchimisten die ich aus den Trümmern gerettet habe." Breit lächelnd wandte sie sich nun den Bürgern Düsterwalds zu und stand mit verschränkten Armen neben Godfrey.
"Meint ihr eine Masse von verängstigten Männern mit schlechter Ausrüstung wird uns gegen die Wölfe helfen? Ich vertraue euch und eurer Lebenserfahrung. Aber mir gefällt es nicht wie unter den Dorfbewohnern plötzlich kleine Brände aufschwelen und die Verlogenheit und die Angst die man allerorts riecht stinkt mir. Anders als auf dem geheiligten Boden. Seht hier, dieses Pflänzchen habe ich dort gefunden. Ihr Duft ist betörend, nicht war? Vielleicht kann ich eines Tages zurück nach Südfrankreich wo ich einige Zeit lebte, dorthin wo man Blüten ihren Duft zu stehlen vermag. Und dann duftet die ganze Welt nach diesen kleinen Blüten." Mit diesen Worten legte sie Godfrey eine der Wildrosen in die große Pranke und schloss ihre Hand darum.
Und dann half sie denen die schon eine Lanze hatten dabei nicht hintenüber zu fallen oder die Spitze in den Boden zu rammen mit viel Körperkontakt und Worten wie "sie ist ein Teil von dir, dein verlängerter Arm. Stoß zu! Jaaah genau so! Aus der Hüfte! Der ganze Körper muss bei einem Stoß mit von der Partie sein, damit es ein tödlicher Hieb wird." Und es sah manchmal so aus, vor allem bei den jüngeren Bewohnern das sie die roten Gesichter nicht nur von der körperlichen Betätigung bekamen.
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"Ausgezeichnet!", frohlockte Godfrey, der gerade einen schmächtigen Bauernburschen am Hals packend hin- und herschüttelte und dabei knurrte: "Zuerst das Pulver in den Lauf, dann die Kugel, du Hundsfott.", wobei dieser mit der Pistole des Hexenjägers ungelenke Bewegungen vollführte, dann losgelassen wurde und die Anweisung des Schotten diesmal in der richtigen Reihenfolge durchzuführen.
Dann nahm er einen der Speere in die kräftigen Hände, seine rechte Hand schloss sich um das Ende des Speers, die linke um den Schaft und mit zusammengebissenen Zähnen stieß er ein paar Mal in die Luft, wobei er dann zufrieden schnaufte.
"Soweit gute Arbeit, Herr Ewald, wir sind jedoch noch nicht am Ende. Die Säfte des Holzes sind in diesem Speer noch zu finden, er macht ihn biegsam und seine Spitze furchtsam vor Knochen. Wir müssen sie über der Glut härten..."
Er verschränkte die Arme, dass seine Rüstung nur so knarzte und er blickte auf die vielleicht 15 Mann, die hier emsig und fleißg arbeiteten und er sah Zuversicht in seiner Seele, ein Funken Hoffnung, den er sich behalten und ihn genährt hatte, seit sie hier angekommen waren.
Dann sah er Isabella auf sie zuschreiten, obschon es wirkte, als würde sie leicht schwanken.
Godfrey schürzte geringschätzig die Lippen, als er den Schwung ihrer Hüften sah, doch als sie vor ihm schließlich stand, der Atem nach Schnaps riechend, die Haare zerzaust und voller Erde im Gesicht, brach ein Lächeln aus ihm heraus und mit einem gewissen Stolz zeigte er auf das, was sie bisher vorbereitet hatten, auch wenn sie ihre Skepsis sofort zum Ausdruck brachte.
Er kniff sein Auge zusammen und musterte sie lange, unterschiedliche Gedanken schienen durch seinen Kopf zu jagen.
Dann sprach er leise: "Jede Waffe ist eine Waffe und sei sie noch so klein."
Er legte ihr eine seiner großen Pranken auf die Schultern. "Und ich kann und werde nicht zulassen, dass Jemand wie du, der zarte Pflänzchen so sehr liebt, auf jungen und zarten Sprößlingen tanzt und sie zertrampelt."
Sie spürte die raue Oberfläche seiner getragenen Handschuhe auf ihren Wangen, als er fast zärtlich über diese strich, dann die Bewegung schnell und plötzlich hüstelnd in ein burschikoses Schulterklopfen übergehen ließ.
"Du willst nach Südfrankreich. Du willst leben und die Bestien zur Strecke bringen? Dann sind diese braven Menschen die einzige und beste Hoffnung, die wir haben."
Er blinzelte einen einzelnen Regentropfen weg und legte den Kopf schief, dann sprach er leise weiter.
"Es ist besser, 10 Mann mit sich auf dem Schlachtfeld zu haben, als mit Hunderte Tagesreisen entfernt zu wissen, Isabella. Was ich tue, was wir tun ist wichtig. Eine einzelne Frühlingsblume reicht aus, ein Lächeln in das Gesicht von Kindern und Jungfrauen zu zaubern, jeder Funken Hoffnung, egal wie groß, den wir säen, wird die Bürger die Contenance wahren lassen, sie schirmen und schilden gegen die dunkle und einsame Nacht, die dem Feind gehört.
Und ich weiß auch, dass genug Hunde jeden Bären zu Fall bringen.
Ich weiß nicht, ob wir siegen werden, ich weiß nicht, ob ich überleben werde. Aber ich werde einst vor meinen Gott treten, niederknien und wissen, dass ich alles in meiner Macht stehende getan habe, für den sieg zu kämpfen. Und Gott sieht dies und es mag ihn gnädig stimmen, uns den Sieg zu schenken.
Darum bitte ich dich... hilf mir, Isabella."
Er blickte ihr ernst in die Augen und ihr zustimmendes Nicken ließ den Funken Hoffnung plötzlich für den Bruchteil eines Wimpernschlags gleißend hell leuchten - auch wenn er sich 15 Minuten später ebenfalls abwenden musste, seinen Flachmann aus dem Mantel holte und mit einem knurrenden "Weiber..." einen tiefen Schluck nahm, während Isabella die Waffenübungen am Mann übernahm.
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Seit über 10 Jahren war die Waffe nicht mehr in Benutzung und das hatte so einige Spuren hinterlassen. Die Klinge war von Rost überzogen und würde wahrscheinlich bei Berührung zu Staub zerfallen, zumindest, wenn man sie nicht entsprechend reinigt. Natürlich hatte Roland damals gelernt, wie er seinen Degen wieder funktionstüchtig machen konnte und zur Not hatte er auch immer die entsprechenden Mittel im Haus.
So brachte er also innerhalb einiger Stunden den alten Glanz der Waffe zum Vorschein, allerdings war es damit noch nicht getan. Roland nahm seine halbfertige Waffe und wollte den Schmied aufsuchen, allerdings konnte er diesen nicht ausmachen, weshalb er sich gezwungen sah, die Schmiede selbst in Gang zu bringen. Er war nicht sonderlich stark, hatte keine Erfahrung und selbst das Wissen, das er besaß, war schon veraltet, aber immerhin schaffte Roland es, die Klinge wieder zu stabilisieren. Dennoch würde er noch einige Zeit warten müssen, bevor er damit wieder kämpfen konnte.
Bis daher musste es ein handelsübliger Stock tun. Ohnehin war er ja schon lange aus seinen Training raus und so konnte er die Klinge wenigstens nicht gleich wieder beschädigen. Während seiner Übungen, welche er noch aus seinen Kindheitstagen im Kopf hatte, beobachtete er, wie die Hexenjäger ihrerseits die Dorfbewohner im Kampf schulten. "Wenn das hier vorbei ist, haben sie es wahrscheinlich geschafft, das Dorf Düsterwald in eine uneinnehmbare Festung zu verwandeln" sprach Roland mit einem Lächeln vor sich hin.
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Lester tat sein bestes um sie bei der Herstellung der Speere zu unterstützen, auch wenn er nicht wirklich handwerklich begabt war. Aber da die Waffen eh nur funktional und nicht hübsch sein sollten reichte sein Können einigermaßen. Im Kampf mit diesen stellte er sich jedoch sehr behäbig an. Er war eben nicht mehr so agil wie noch vor vielen Jahren.
"Verdammte Wampe!"
Schließlich bat er Godfrey ihm dem richtigen Umgang mit seiner Pistole zu lehren und nach ein paar Versuchen war fast jeder Schuss ein Treffer. Wenigstens etwas das er gut konnte.
Nachdem sie einige Zeit im Regen trainiert hatten verzogen sich die Wolken endlich und wäre das Problem mit den Werwölfen nicht gewesen hätte es von da an ein herrlicher Tag sein können. Perfekt geeignet um sich irgendwo ins Gras zu legen und sich die Sonne auf den Körper scheinen zu lassen. Doch sie trainierten unablässig weiter.
Um wenigstens etwas für seinen Körper zu tun versuchte Lester sich schließlich auch noch an Liegestützen und Sit-Ups, bis er schlussendlich total verschwitzt und schwer atmend auf dem Boden lag. Er könnte jetzt wirklich eine Stärkung vertragen.
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Als Godfrey sah, wie der Hauptmann sich trotz seiner sichtlichen Wampe abmühte, wurde ihm klar, warum die Bürger ihn gewählt hatten - er versah seine Aufgaben mit Inbrunst und Leidenschaft und er war einer der wenigen Führer, die nicht Wasser predigten, jedoch Wein tranken - im übertragenen Sinne.
Und Godfreys gerne verdunkeltes und mürrisches Gemüt erhellte sich ein wenig, auch weil ihn das Training stark beanspruchte, er die richtige Handhabung des Spießes immer wieder zeigen musste.
Schließlich brach die Wolkendecke auf und die Sonne lugte schüchtern hinter den Wolken hervor und die versammelten Männer, sowie Isabella blickten einander nassgeschwitzt und vollkommen vom Regen durchdrungen an, Schlamm und Grasreste klebten in ihren Gesichtern, hochrote Köpfe gesellten sich zu schmerzenden Gliedern und allen erschöpften ... Godfrey vergab das Wort nicht leichtfertig, jedoch mit Stolz... Milizionären war der Wunsch nach einem kalten Getränk anzusehen.
Gerade als die Sonne in der hohen Luftfeuchtigkeit fast unerträglich wurde, schnaubte Godfrey: "Wir werden dies in den kühleren Nachmittagsstunden später fortsetzen. Geht nun nach Hause, ruht euch aus und trinkt reichlich in Gottes Namen."
Er nickte dem Hauptmann zu, der ihm nach seinem letzten fast perfekten Schuss die ungeladene Pistole zum Nachladen reichte und der Funke der Hoffnung liebkoste sanft seine Eingeweide, als er sah, dass fast keiner der Milizionäre seinen Spieß aus der Hand legte, während sie schwatzend in Richtung Dorfmitte zogen.
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Nachdenklich hockte er auf dem Stuhl, die Außenwelt von sich selbst abgeschottet erwachte er nach längerer Zeit wie aus einer Trance, ihm klingelten nurnoch die Worte Waffe und Training in den Ohren.
Es war eine...seltsame Idee, doch er hoffte, dass sie vielleicht gefallen und nutzen finden würde.
Er sprang geradezu vom seinem Stuhl auf, mit erbitterter Miene rauschte er durch das Dorf, auf direktem Wege zu seiner Hütte.
In seinem Arbeitsraum angelangt suchte und fand er das, worauf er mehr als Stolz war, ein kleines Kästchen welches fünf, bis zum äußersten geschärfte Rasierklingen beinhaltete.
"Vielleicht nicht viel aber...richtig eingesetzt tödlich..."
Er schloss die Kiste und verstaute sie unter seinem Arm, ebenso schnell wie er die Türe aufwarf und in den Raum stürzte verschwand er, die Türe hinter sich zuschlagend.
Das Training der Männer, die lauten Anweisungen, sie waren wohl nur schwerlich zu überhören und so fand Callan sie schnell, der durch das Dorf eilte.
Es war Godfrey der ihm zuerst auffiel, das Kästchen vor sich ausgestreckt ging er zu ihm, sein Blick schweifte dabei und fand kurz die mit Dreck besudelte Isabella.
Kurz lebte innerlich sein Beruf auf, Gedanken strömten durch seinen Kopf, er schüttelte sie ab, schaute wieder zu Godfrey.
"Ihr ähm...Godfrey wars, richtig? Ich konnte noch die hier aus meinem Lage holen, vielleicht finden sie irgendeine Verwendung"
Er griff unter den Kasten, öffnete den Deckel und präsentierte erwartungsvoll den Inhalt.
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Godfrey nickte Callan zu, als dieser sein Kästchen öffnete, begann er leise zu lachen.
"Nun ist es doch wahrhaftig, ein jeder versucht zu helfen, wo er kann.", grinste er, und als er den Kopf schief legte, gluckste er: " 'Und sie werden kommen, Jungfrauen mit den Waffen ihrer Gatten, die Alten mit ihrer Weisheit, die Blagen werden Pfeile zu den Zinnen tragen und die Siechen und Kranken die schimmernde Wehr reparieren. Nun, da Genua belagert wurde, kamen sie alle zusammen. Die Juden wie die Christen, der Bettler neben dem Edelmann, der Abt wie die Tagelöhner.' Die Belagerung Genuas, Antolio Ascotta, 1099. "
Er nahm das Kästchen entgegen und nahm ein paar der Klingen heraus, die in der Sonne nun funkelten und schimmerten und dessen gefährliche Schneide leuchtende Muster auf die Lederrüstung des Hexenjägers zeichneten.
"Ob wir Verwendung dafür haben? Ja, du hast uns einen Schatz anvertraut, Bader.", schnarrte er lächelnd, als er den nächsten Holzschaft nahm und den Griff der Klinge in den Schaft einzufassen begann.
"Wir wollen einige davon für die Spieße benutzen und sie als Auszeichnung den besten und gefährlichsten Streitern geben. Die letzten beiden Klingen aber werden den zweiten Teil meines Plans zum Gelingen bringen, Freund Callan. Du scheinst kein Mann des Kampfes zu sein und ich will dich nicht zwingen, aber du hast dein Herz auf dem rechten Fleck und es wird Niemanden geben, der geschickter mit diesen Klingen umzugehen weiß als du. Ich beauftrage dich hiermit damit, tapferes Weibsvolk um dich zu scharen, die den Anblick von Blut zu ertragen wissen."
Er nickte ihm ernst zu und tippte an seinen Hut.
"Du wirst unser Feldscher werden. Des Feindes Pranken reißen grausame Wunden, schneiden tief durchs Fleisch. Dir obliegt es, die Wundränder zu beschneiden, damit den Weibern das Nähen der Wunden leichter fällt. Kannst du dies für dein Dorf tun."
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Es war absurd, doch er lächelte, lächelte trotz dieser unangenehmen Aufgabe. Das Gefühl, etwas erreicht zu haben, etwas getan zu haben was in diesen schweren Stunden hilfreich ist erfüllte ihn mit Glück.
"Natürlich, Wundränder begradigen, ausbrennen, amputieren...auch wenn wir letzteres vermeiden sollten"
Nachdenklich schaute er zur Seite und murrte leicht.
"Mhh...was das zusammentrommeln der Frauen betrifft...ich werde mein möglichstes tun, im Notfall werde ich das nähen selbst übernehmen müssen."
Er nahm zwei weitere Klingen aus dem Kästchen und drückte sie Godfrey in die Hand, klappte den Kasten zu und wollte sich bereits zum gehen wenden als ihm noch etwas einffiel.
"Übrigens...ihr beiden solltet mich in meiner Badestube besuchen, Unterkühlung und Dreck macht krank" er schüttelte sich kurz bei dem Gedanken "und es wäre nicht von Vorteil euch beide an eine Krankheit zu verlieren die euch aufs Kreuz legt und dazu zwingt euer Lager nicht zu verlassen."
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Lester begab sich in seine Schänke und wusch sich erstmal den Schweiß und Dreck vom Körper. Er hatte seit Jahren nicht mehr so hart geschuftet. Das kommt halt davon, wenn man ein bequemes Leben als Schankwirt führt und nur ab und zu jemanden rausschmeißen muss.
"Jetzt brauche ich erstmal ein kühles Bier."
Er begab sich also in den Keller, aber irgendwas stimmte nicht...wieso war da ein verschüttetes Loch in der Wand? Verwirrt ging er mit dem Bier nach oben und rief zu den noch anwesenden:
"Hey, welcher Idiot hat da ein Loch in meinem Keller gebuddelt? Irgendwann stürzt noch die gesamte Schänke wegen so einem Mist ein!"
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Raphael blickt von der Klipe im Wald auf den Dorfplatz herab. "In was für einem Dorf lebe ich eigentlich? Ihr Verhalten entspricht einer englischen Burg vor einem Wikingereinmarsch!" Danach dachte er über die drei vergangenen Stunden nach. "Dieser seltsame Trunk, über den sich Lester und Roland unterhalten haben, er müsste noch irgendwo im Labor herumstehen. Doch die Villa ist ja eingestürzt. Wo ist überhaupt Lukas? Vermutlich schnüffelte er im 'Steinwald' hinter der Kirche nach Erzen und steckt in der Höhle fest?" Raphael begab sich zur Erzhöhle im südlichen Teil des Waldes und suchte nach dort Lukas.
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"Badestube?", grollte Godfrey leise und es war ihm anzusehen, dass er tatsächlich nachdenken musste, was es damit auf sich haben könnte.
Dann nahm er den Hut ab, kratzte durch sein klatschnasses Haar hindurch am Hinterkopf und er murrte in Richtung Isabella: "Das Weib zuerst, wenn ich bis dahin noch nicht trocken sein sollte, dann komme ich nach."
Dann machte er sich daran, die Schnallen an seiner Rüstung zu lösen und zu öffnen, das Gesicht in Richtung Sonne erhoben und ein wenig zufrieden vor sich hin lächelnd.
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Das Durchwühlen der Ruine von Dirans Haus hatte sich als eine schmutzigere Arbeit herausgestellt, als Laurenz es sich von der Leichenfledderei vorgestellt hatte. Es dauerte eine knappe Stunde, bis er den Dreck am nahe des Dorfes verlaufenden Bach von seinem Körper und aus seinen Kleidern gespült hatte.
Frisch eingekleidet machte er sich auf den Weg zur Schenke, wo sich weder der Wirt, noch eine große Zahl an Gäste antreffen ließ. Er solle sich selbst im Keller bedienen, rief ihm einer zu, als Laurenz nach der Bedienung fragte. Scheinbar seien die meisten zu einer Wehrübung aufgebrochen.
Im Keller fand Laurenz sogleich dem Weingeist, der er sich vom Wirt hatte bringen lassen wollen. Aber da war noch etwas… In einer Kellerecke lagen Trümmer, es sah so aus, als sei eine Wand eingestürzt. (Es scheint nicht allzu lange her, dass hier jemand hier gegraben hatte) Aus dem Loch kamen außerdem befremdliche Gerüche. Laurenz erinnerte sich… in dieser Richtung lag Dirans Villa. (Gab es hier etwa einen Geheimgang?)
Laurenz tastete die Wand ab. An einer Stelle schien das Geräusch etwas weniger dumpf. Wahrscheinlich war das der Geheimgang. "Manche Leute sollten wohl wirklich lernen, die Vordertür zu benutzen", lachte er zu sich. Einen Mechanismus zum Öffnen der Tür konnte er jedoch nicht finden. Auch dürfte sie einiger Gewalt standhalten. Hat jemand deshalb einen Weg zur Villa graben wollen? Oder kam jemand von dort heraus?
Als Laurenz gerade wieder nach oben gehen wollte, kam ihm der Wirt Lester entgegen. Laurenz erklärte dem Wirt, dass er neben den Trümmern eine hohle Stelle in der Wand entdeckt hatte. Gemeinsam nahmen sie die Treppe zurück in die Wirtsstube.
Lester rief zu den Gästen: "Hey, welcher Idiot hat da ein Loch in meinem Keller gebuddelt? Irgendwann stürzt noch die gesamte Schänke wegen so einem Mist ein!"
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Währenddessen, gar nicht weit von der Schenke auf dem Übungsplatz...
"Es wäre schlimmer euch an eine Krankheit zu verlieren Godfrey. Ausserdem seid ihr wahrlich über und über mit Dreck und Gras bedeckt, ihr seht beinahe aus wie einer der Wilden. Ich meinerseits ...", sie blickte an sich hinab und plötzlich schien sich ein Bild von der Lochbuddelei in ihrem Kopf zu manifestieren, "...werde wohl auch in den Zuber steigen. Sobald wie möglich. Also wenn Callan das einrichten kann vielleicht schon jetzt?"
Sie sah sich verlegen nach den Seiten um und zupfte an den verschmutzten Rüschen ihrer Bluse. "Aber nur ein kurzes Bad! Keine Zeit für Rasuren oder Massagen, Godfrey. Wir müssen noch mit Nicolo reden. Und wo ist dieser Hauptmann eigentlich wieder hin, wenn man ihn braucht? Wir sollten vielleicht morgen doch noch einmal zum Felsen der Hexe gehen, falls Dirans Haus uns keine Hinweise gegeben hat."
Und mit diesen Worten lief sie eilig hinter dem Bader her, gab ihm Bescheid, und holte im Lager noch Kleidung zum Wechseln, und verstaute einige kleine Habseligkeiten, wie die Statuette der Liebenden von Konrad, unter ihrer Schlafrolle.
Dann gab sie sich dem Luxus eines schönen warmen Bades hin und vergass für einige Augenblicke in welcher Lage sie sich befanden sondern träumte in den warmen Dampfschwaden von einem Duft der die Welt bezauberte.
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"Jaja...", schnarrte der Hexenjäger und hielt sein Gesicht weiter in die Sonne, während der Schweiß durch die Luftfeuchtigkeit und der Nässe seiner Haare von seinem Kinn tropfte.
"...ich komme ja sofort nach. Und was zur Hölle sollen Massagen sein, gelehrt wie ich bin, kenne ich nur Massaker. Aber das Wort klingt französisch."
Und damit, unendlich langsam, bewegte er sich in Richung des Badehauses, langsam schlurfend genug, um Isabella hoffentlich nicht beim Bade zu überraschen.
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Während Godfrey und Isabella den Dorfbewohner das Kämpfen lehrten - so gut es in der kurzen Zeit ging - blätterte Nicolo in den Büchern herum, die Isabella in den Ruinen gefunden hatte. Wirklich viel Lust dazu hatte er nicht. Was interessierten in die ketzerischen Bücher eines Alchimisten? Immerhin war er sich nun noch sicherer, dass er Recht hatte: Diran war kein Werwolf gewesen. Ihn für seine ketzerischen Taten zu bestrafen wäre allerdings richtig, doch im Moment hatten sie größere Probleme. Aber sich darüber noch Gedanken zu machen war nach seinem Tode sowieso überflüssig.
Nicolo legte die dreckigen Bücher zur Seite und holte ein kleines Notizbuch hervor. Bevor er den Freiwilligen alles über Werwölfe erklärte wollte er noch ein paar Notizen zu dem heutigen Tag machen. Wenn dies alles vorbei sein würde, könnte er daraus ein weiteres Buch machen um anderen die Jagd nach Werwölfen zu erleichtern.
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Es musste wohl einige Zeit vergangen sein, denn die Hexenjäger hatten aufgehört, die Bewohner auszubilden. Roland sah, wie sie sich entfernten, anscheinend, weil sie ein Bad, oder was auch immer, nehmen wollten. Er selbst war scheinbar fitter, als zunächst angenommen, was wohl an seinen Wochenjobs lag, welche ja doch manchmal ziemlich anstrengend waren. "So hab ich dann wohl doch nicht so viel von meiner alten Form verloren, naja, besser ists, da hab ich wenigstens eine Chance, sollte mir eines dieser Biester auflauern."
Auch Roland beendete nun sein Training und begab sich nach Hause, um sich nach der Anstrengung, welche ja doch vorhanden war, wieder zu erholen, außerdem wollte er nach dem Zustand seines Degens sehen, den er unter Umständen auch nochmal nachbearbeiten musste. "Der Hauptmann besteht ja auch heute darauf, dass jemand getötet werden soll. Hoffen wir, dass dieses Massaker irgendwann ein friedliches Ende findet, ansonsten gibt es am Ende keine Dorfbewohner mehr, weil sie sich allesamt umgebracht haben..."
Zu Hause angekommen, führte Roland nun seine am Training anschließende Nachbereinigung und stellte natürlich auch fest, dass seine Waffe nocheinmal nachbearbetet werden musste. Also ging er nach einer kurzen Pause erneut zum Schmied, welcher sich aber wieder nicht blicken ließ, weshalb Roland wiederrum selbst Hand anlegt, wobei das Ergebnis allerdings gar nicht mal übel für einen Unerfahrenen war. "Scheint, als würde ich auch die Nacht heute hier verbringen müssen, zumindest, wenn der Schmied sich nicht wieder blicken lässt..." Es war ja mittlerweile später Nachmittag.
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Callan saß, mit dem Rücken zu Isabella gerichtet, Diskretion war, selbst wenn er sie etwas lockerer als wohl üblich auffasste, eine Tugend der er nachkam, auf einem Hocker im selben Raum, machte sich daran, ihre Kleidung von dem groben und auch feinen Schmutz zu befreien, immer wieder wechselte er das Wasser, immer wieder tauchte er die Kleidung ein.
"Und ihr habt wirklich keine Zeit für etwas mehr Entspannung?"
Er knackte mit seinen Fingern und schüttelte sie.
"Oder einem Haarschnitt? Modern, praktisch und trotzdem hübsch anzuschauen?"
Sein Tun schien auch sein inneres Feuer wieder zu entfachen.
"Es wäre mir eine Ehre etwas mehr für euch zu tun...also...äh...euch Hexenjäger"
Er räusperte sich, wahrlich, Dinge unabsichtlich doppeldeutig zu äußern kommt immer dann vor, wenn man es am wenigsten braucht.
"Immerhin tut ihr soviel für uns, da würde ich mich gerne entsprechend bedanken, mit dem, was ich am besten kann"
Er schaute kurz in den Raum vor sich ehe er sich daran machte Isabellas Kleidung weiter von Schmutz zu befreien.
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"Okay, antwortet mir halt nicht wer für das Loch verantwortlich ist!"
Genervt bereitete Lester sich eine kleine Mahlzeit zu. Während er diese aß erzählte ihm jemand, dass die Hexenjäger sich scheinbar nochmal bei Hexenfelsen umsehen wollten. Er wusste zwar nicht was sie sich zu finden erhofften, aber nun gut. Nachdem er sich erkundigt hatte wo sie zu finden seien begab er sich ins Badehaus und als er eintrat erblickte er Isabella beinahe gänzlich unverhüllt. Geschockt von all der nackten Haut dachte er nichtmal daran schnell die Tür wieder zu schließen und starrte sie mit offen stehendem Mund an.