Vivec - Fremden Viertel/Simine Fralinies Buchhandlung
Der Weg war kurz gewesen. Kurz durch das große Plaza Tor ins Freie, sich den Weg nach unten gebahnt, dann erneut in das Cantons Gebäude eingetreten, dort die Treppen hinunter in das unterste Stockwerk, direkt oberhalb der Kanäle. Dort fand sich ein Buchladen. Recht schlicht in der Ausstattung, mit der einen oder anderen guten Lektüre und auch sonst recht schäbig im Aufbau. Dennoch schien der Besitzer, der Buchhändler Simine Fralinie, recht stolz auf seinen Laden. Auch schien er einiges an Geld gemacht zu haben seit seinem letzten Besuch, was wohl mehr an der Unterbringung der etwas anderen Gesellschaft lag, als an einem übermäßigen Buchverkauf.
Er konnte sich noch genau zurück erinnern, wie schwer es war, den Mann zu überreden ihn die Tür zum Hinterzimmer zu öffnen. Es war ja schon schwer genug den Meisterdieb ausfindig zu machen, aber der sture Händler war ja noch ein Vielfaches schlimmer. Das ganze eskalierte dann nach einer hitzigen Diskussion, sodass Deregar die Tür einfach eintrat und sich mit Gewalt zutritt zu Gentelman Jim Stacey verschaffte. Das Verständnis seines Landmanns und einige Wiedergutmachungen in Form von Geldern verschafften ihn einen der wenigen Schlüssel zu dem Hinterzimmerchen der Bücherei. Dies sollte nicht nur das Vertrauen der beiden Gilden ineinander stärken, sondern ihm auch ein unkompliziertes Treffen mit dem Oberhaupt der Diebes Gilde ermöglichen. So wechselten der Bretone und der Redguard nur ein paar Begrüßungsworte, bevor Ragnar schon wieder mit einem leisen Türknall ins Diebeshauptquartier verschwand.
Dort fand der Söldner ein mehr oder weniger gewohntes Bild vor sich. Crazy-Legs Arantamo saß an einem mit Briefen und anderweitigen Papierkram bedeckten Schreibtisch und arbeitete diese reihenweise ab. Nur ein kurzer Blick gönnte er dem Besucher, ehe er sich wieder seiner Arbeit widmete. Gentleman Jim Stacey war derweilen ins Reich der Träume geflüchtet und überließ seinem Rechte Hand Mann die Schreibtischarbeit, worüber dieser nicht allzu glücklich schien.
Mit einem zurückhaltenden, aber beherzten Räuspern riss er den Redguard sanft aus dem Schlaf. Dieser ließ sich jedoch einiges an Zeit mit dem aufrichten, weswegen Deregar sich schon mal einen Stuhl schnappte, um sich eine Sitzgelegenheit zu verschaffen. Kurz blickte der Dieb dem Söldner noch verschlafen in die Augen, ehe ein leichtes Lächeln auf seinen Lippen zu erkennen war.
"Deregar...was führt dich zu mir?"
"Du, der Meisterdieb Gentleman Jim Stacey, müsstest das doch am besten wissen."
"Jim für dich, Mr. Bountyhunter!"
Kurzes Gelächter trat ein, ehe der Guildmaster der Kämpfer Gilde erneut zum Gespräch ansetzte.
"Nun, Jim, du willst mir doch nicht ernsthaft sagen, dass du noch nichts von der Sache mit Venym mitbekommen hast..."
"Hmm...hab wohl ziemlich lange geschlafen..."
Es war zwar lästig, stets nachbohren zu müssen, bis die Diebe der imperialen Gilde endlich etwas an Informationen rausrückten, doch schien es eines ihrer essentiellen Rituale zu sein, ohne denen sie nicht existieren würden. So half auch ein gezielt stechender Blick mehr als tausend Worte.
"Nun gut, nun gut...ich hab schon etwas davon gehört. Durch den ganzen Aufruhr wurde die Gilde in Ald'ruhn praktisch still gelegt...aber wir haben zurzeit eh andere Probleme..."
"Andere Probleme...?"
Ein leichtes Seufzen bahnte sich den Weg aus dem Mund des Meisterdiebes, als er die Frage seines Gegenübers vernahm.
"Ja...die Leute werden ärmer, wir werden weniger, die Commona Tong mehr. Das übliche halt..."
"Die Probleme habt ihr schon seit Anbeginn der Zeiten...jetzt rück schon raus."
Ein erneutes Seufzen kam von Deregars Gegenüber, ehe dieser eine kurze Pause einlegte und dann fortfuhr.
"Als wäre die Commona Tong als Konkurrenz nicht schon schlimm genug, da kommen uns diese Dark Brotherhood Bastarde auch noch in die Quere..."
"Seit wann hat die Diebes Gilde etwas mit der dunklen Bruderschafft am Hut?"
"Frag mich...doch handelt es sich hierbei scheinbar eher um eine Art Splittergruppe der dunklen Bruderschafft. Ich hab noch nicht allzu viel über sie in Erfahrung bringen können, nicht einmal warum sie uns überhaupt überfallen. Man hat mir zukommen lassen, dass sie unabhängig von der dunklen Mutter Vvardanfells handeln und noch aggressiver als ihre Vettern vorgehen. Es ist scheinbar nur eine kleinere Gruppe, weshalb sie sich bisher meinen Augen und Ohren entziehen konnten. Ihre Motive sind noch unklar, doch es gibt Vermutungen, dass sie Land für die dunkle Bruderschaft in Morrowind gut machen möchte..."
"Sie wollen was?"
"Tja...das dachte ich mir auch. Eine Gruppe Fanatiker eben, allerdings höchst effizient."
"Hmm...beunruhigend. Die Dunkle Bruderschaft war noch nie gute Gesellschaft, doch ich bin wegen etwas anderem gekommen, wie du bestimmt schon weißt..."
"Ja und Nein."
Nach einem kurzen fragenden Blick später, fuhr der Meisterdieb auch schon fort.
"Ich rätsele genau wie jeder andere in Morrowind über den Mörder Venyms. Doch bin ich über etwas interessanten gestoßen..."
Beide Augenbrauen Deregars schnellten in die Höhe.
"Diese Bande Assasinen Fanatiker begannen nur einige Tage vor dem Mord aktiv zu werden. Der erste Überfall auf die Gilde in Sadrith Mora fand nur wenige Tage vor dem Vorfall in Ald'ruhn statt. Es könnte zwar auch nur Zufall sein...doch falls du der Sache nachgehen willst, sprech mit dem Gildenstewart in Sadrith Mora. Big Helende müsste mehr als ich über unsere ungebetene Gäste wissen..."
Ein breites Grinsen macht sich im Gesicht des Söldners breit.
"Danke Jim!"
"Hey...die Diebes Gilde verabscheut Blutvergießen. Doch falls du ihnen mal einen Besuch abstattest, könntest du ja dem ein oder anderen einen schönen Gruß von den Dieben Vvardanfells ausrichten..."
"Du hast was gut bei mir, nein, bei der ganzen Krieger Gilde."
"I'll put it on your tab."
"Thanks."
Lächelnd verabschiedeten sich die beiden Landsmänner von einander, während Arantamo immer noch Kopfüber mit Papierkram bedeckt war. Doch beachtete er diesen nicht mehr großartig. Sein neues Ziel stand fest...er hatte eine Spur gefunden.
Ort: Ald'ruhn, Taverne Ald Skar
Bestätigte Gerüchte?
Revan liess eine Pause entstehen, bevor er weitersprach. Für gewöhnlich kaufte er keine Informationen, schliesslich waren seine Agenten ja in jeder grösseren Stadt vertreten. Wenn es sich um Gerüchte handelte, dann wurden diese bestimmt schon von seinen Kontakten aufgeschnappt.
Einem Assasinen, der nicht für die Morag Tong arbeitete, würde der Grossmeister jedenfalls nicht für Informationen bezahlen.
Die Pause war mittlerweile fast schon peinlich lange geworden, als der Indoril weitersprach.
Gerüchte kann ich mir selbst beschaffen. Ebenso kann ich sie mir bestätigen lassen. Gerüchte sind ausserdem einige im Umlauf. Sobald mehrere Personen sie gehört haben, und merken, dass sie mit der Meinung nicht alleine da stehen, betrachteten sie sie als die Wahrheit.
Vielleicht konnte Revan diesem Nym auf diese Weise die Infos entlocken. Aber selbst, wenn dies nicht der Fall war, so entging ihm vermutlich nicht sonderlich viel.
Ald-ruhn Manor District und Ald Skar
Das Gespräch mit Neminda brachte Ninièl kein Stück weiter. Die freundliche junge Redguard wusste auch nur zu erzählen, dass der alte Venim halt ermordet worden war. Die Hochelfin seufzte. Es war, als ob ein Schleier über all dem liege, der sich einfach nicht lüften lassen wollte. Sie verließ den Manor District wieder und ging zurück zur Taverne. Hoffentlich hatte Revan mittlerweile etwas erfahren.
Sie öffnete die Tür zu "Ald Skar" und erstarrte. Vor ihr befand sich auf dem Boden ein wildes Knäuel sich prügelnder Männer. Oder besser gesagt: sie alle prügelten auf einem herum, nämlich dem Barden. Und es war die verhasste Camonna Tong, die dies tat. Vor Ninièl Augen erschien ein roter Schleier. Ein unmenschliches Knurren entwich ihr, als sie blitzartig ihr Schwert zog und den ersten der Camonna Tong-Schläger einfach abstach, einen weiteren trat sie kurzentschlossen zur Seite, während sie dem dritten den Schwertknauf in den Nacken schlug, so dass dieser bewußtlos zusammensackte. All dies geschah blitzschnell und mit tödlciher Präzision. Die Augen der Hochelfin glänzten in düsterem, hasserfülltem Licht, ihre schwarzen Haare flogen im Takt ihres tödlichen Tanzes, während ihre Zähne in wilder Wut gefletscht waren und ein alles verschlingender Hass sie im Griff hielt. Sie wollte Blut, sie wollte Tote, sie wollte eine dunkle, halb vergessene Vergangenheit ebenso auslöschen wie den Schmerz, den diese immer aufs Neue auslöste. Es schien, dass nichts, aber auch gar nichts auf der Welt diese Wut und diesen Blutdurst jetzt stoppen könnte und noch während sie im Griff dieser verzehrenden Allmacht war, kamen längst vergessene Worte, nein Schreie, in ihr hoch, Schreie in der Sprache ihres Volkes, der Hochelfen, uralte Worte voller Zorn und Kraft: "Asantai, Asantai kantach!" Feinde, Tod den Feinden. Diese Worte, die sie jetzt schrie, wann hatte sie sie zum letzten Mal gehört? Von ihrem Vater? Als dieser um ihres, Ninièls Leben kämpfte und um das ihrer Mutter? Sie wußte es nicht mehr, automatisch waren diese Worte gekommen und - weckten sie auf aus dem Todestanz. Sie erstarrte bei ihren eigenen Schreien, sah das Blut, den Toten, die Bewußtlosen und die teils entsetzten, teils faszinierten Gesichter der anderen Tavernengäste. Sah den halb ohnmächtigen Barden zu ihren Füßen und langsam, ganz langsam steckte sie ihr Schwert in die Scheide zurück und strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht.
Ald ruhn, Highway to Heaven äääh Tempel
Das war eine verflixt verzwickte Situation, wie sollte sich Arvyn denn bei einer Person aufstützen die einen halben Meter höher ist als er selbst? So etwas gestaltet sich nicht so einfach wie man sich vielleicht als ein hier lesender denkt, soetwas ist ganz und gar kompliziert, wenigstens ist Arvyn kein Bosmer, DAS wäre kompliziert.
Ein wenig Planlos torkelte Arvyn unter der Führung der hübschen Hochelfendame in Richtung des Tempels, vorbei an einigen aufgebrachten Bürgern die sich über den Mord an Serjo Venim austauschten und Wilde Thesen aufstellten, doch als das ungleiche Paar die Strasse entlang ging verstummten die Diskussionen und erneute Diskussionen machten die runde, was denn eine Hochelfin mit einem so halb tot geprügelten Dunmer zu so später Stunde macht und was denn die Eltern des Jungen dazu sagen würden. Natürlich nichts, da sie keine Verkelmmten Rassisten sind.
Erstaunlichweise lies das Arvyn kalt und sein Gesicht nahm wieder einen Gesunden Blaugrauton an, dass peinliche Verhalten der Taverne trieb ihm eher die Schamesröte ins Gesicht als das Hinken und Humpeln zum Tempel.
"D-Dürfte ich den Namen meiner Retterin erfahren?"
Balmora in Richtung Mondfalterfestung
Nicht weit hinter dem Dunmer befand sich die Hauptstadt des Fürstenhauses Hlaalu, eine der größten Städte Vvardenfells, nämlich Balmora. Es war sehr kühl geworden, denn die Sonne war inzwischen hinter düsteren Wolken verborgen, die dunkle Wasser über die Welt unter sich hereinbrechen ließen. Trotz seines dicken dunkelgrünen Kapuzenumhanges fröstelte Echozar, während er sich über den Weg zwischen der Stadt und der Mondfalterfestung bewegte, der durch den Regen ziemlich aufgeweicht war. Die Festung selbst sah aus wie immer, ihre Steine so dunkelgrau wie der Himmel, und in der Ferne konnte man einige kaiserliche Bogenschützen und Legionäre zwischen den Zinnen der Burg patroullieren sehen. Wahrscheinlich eher unbeliebte Soldaten oder solche, die für kleinere Vergehen bestraft wurden, denn sonst würde man sie sicherlich nicht bei diesem Wetter über die hohen Mauern der Burg laufen lassen, wobei genau genommen diese ja jederzeit bereit und geschützt sein musste. Im Grunde war es dem Dunmer auch egal, während er immer weiterlief, denn einerseits interessierte es ihn nicht und andererseits erging es ihm selbst ja nicht besser, befand er sich doch selbst im Regen, nur durch seine Kapuze geschützt.
Ein paar Regentropfen, rannen sein Gesicht herunter, als er aufblickte und in der Ferne einen hellen Blitz wahrnahm. Nur ein paar Sekunden später ertönte ein lauter Donner, allzu weit konnte das Gewitter nicht mehr entfernt sein. Aber eine Rast innerhalb der Burg einzulegen, erschien Echozar nicht sehr weise, denn immer noch wusste er nicht, ob er für einen Mord gesucht wurde, den er nicht begangen hatte. Falls dieser aber schon so war, wäre es schlecht, den Soldaten nur wegen des üblen Wetters in die Arme zu laufen. Nun gut, in der Zelle wäre es trocken, aber was würde man danach mit ihm machen? Nein, er passierte die Mondfalterfestung und lief weiter in Richtung Pelagiad. Die eintönigen Geräusche seiner Stiefel, welche in den Matsch des Weges traten, ignorierend, ging er weiter seines Weges.