Solstheim, Moesring Berge
Es kostete sie viel Zeit die Spuren zwischen den großen Steinen zu verfolgen. Manchmal fanden sie sie nur durch Zufall, wenn Schnee von den großen Brocken heruntergerutscht war, als ihr Gejagter mit ihrem Freund auf einem der Felsen gelandet war. Gegen Mittag am nächsten Tag erreichten sie schließlich den Fuß des zweiten, südlicher gelegenen Passes. Die Spuren waren hier einfacher zu verfolgen. Aus welchem Grund auch immer, die Abstände zwischen den Abdrücken waren kürzer geworden. Dazu kam noch die offenere Landschaft kurz bevor es in die Kerbe hinauf ging. Und zu ihrer großen Überraschung schienen ihnen die Götter ein wenig gewogen zu sein. Der Schnee in diesem Gebiet war weniger tief und ließ sie schneller vorankommen. Der Wind kam die letzten Tage meistens aus Süden und somit lagen diese Bereiche ihrer Route im Windschatten der Berge. Es schien als wolle Mutter Natur selbst helfen, ihren Freund zurückzubekommen. Oder sie hatten einfach nur großes Glück, ohne göttliche Einmischung. Aber Thorin glaubte mehr an ersteres oder besser gesagt er wollte an ersteres Glauben, um sich seine Hoffnung zu bewahren.
Der Pass zwischen den Berggipfeln hier, war um einiges schmaler, als der Große, Nördliche und auch um einiges höher. Das bremste ihr Vorankommen wieder ein wenig aus, aber sie hatten damit ohne hin gerechnet. Das einzige, was ihnen dabei immer wieder einen unangenehmen, kalten Schauer über den Rücken laufen ließ, war der starke, neu aufgekommene Wind, der vom Pass herab wehte und ihnen aufgewirbelte Schneeflocken entgegentrieb. Nicht, dass sie das von ihrem Weg abgebracht hätte. Auf ihrem Weg nach oben nahmen sie wieder ihre alte Reiseformation ein. Einer an der Spitze und alle anderen folgten in einer Linie, mit einem etwas weiter hinten. Als sie begannen sich ihren Weg nach oben zu suchten, befand sich Rulmgar an der Spitze ihres Zuges, gefolgt von Thorin und Hulfgar. Das Schlusslicht bildete Gondrim.
Wenigstens spielte ihnen der Rest des Wetters weiterhin in die Hände. Am stahlblauen Himmel befanden sich nur wenige Wolken und die Sonne schien kräftig auf sie herab. Fast hätte Thorin glauben können, dass es wirklich warm um sie herum war. Aber nur fast. Der Schweiß rann ihm über die Schläfen in den Bart und gefror an dessen Spitzen zu kleinen Eiszapfen, die ihm gegen die gepolsterte Brust schlugen. Er merkte es nicht, vielmehr hörte er das Klimpern über dem Knirschen des Schnees unter ihren schweren Füßen. Sein Atem ging schneller und angestrengter. Die Strapazen zeichneten sich ab. Sie hatten nicht einen Moment geschlafen innerhalb des kompletten letzten Tages und zwischendrin hatten sich die Jäger einstimmig gegen längere Rasten entschieden. Sie mussten das Wetter und den weniger tiefen Schnee ausnutzen, um Boden gut zu machen, bevor sie diese Vorteile verloren. Und vor allem mussten sie ausnutzen, dass ihr Gejagter tagsüber definitiv langsamer war, als sie – zumindest solange sich Thorins schlimmste Befürchtung nicht bewahrheiten würde.
Sie näherten sich dem höchsten Punkt des Passes am frühen Nachmittag. Der Pass war fast ausschließlich Eis. Der starke Wind hatte den leichten Pulverschnee davon geblasen. Das machte das Finden von Spuren umso schwerer, aber an sich gab es nur eine mögliche Richtung, in die ihr Wolf hatte gehen können. Und das war geradewegs auf der anderen Seite wieder herab.
„Machen wir eine kleine Pause zum Ausschütteln der müden Beine, oder folgen wir den Spuren direkt weiter?“, kam es von hinten. Genau genommen von Gondrim, der wieder zu ihnen aufgeschlossen hatte, als sie ein wenig unentschlossen anhielten.
„Wenn ihr mich fragt, sollten wir weiter machen. Selbst in seiner Wolfgestalt kann er es nicht viel weiter als hier geschafft haben bis zum Sonnenaufgang“, brummte Hulfgar, der gerade neben Thorin stehen blieb. „Und in seiner Menschengestalt ist er langsam – und das wisst ihr alle genauso gut, wie ich“, fügte er dann noch an.
„Er hat Recht. Wir sollten über unsere müden Füße hinwegsehen. Schlafen können wir genug, sobald wir hier fertig sind“, sagt Thorin dann mit einem bitteren Unterton. Rulmgar brummte nur zustimmend.
„Ich bin der letzte, der widerspricht“, kam es von Gondrim. Ohne ein weiteres Wort zu verlieren stapfte Thorin als Spitze voran, gefolgt von Hulfgar, dann Gondrim und nun als Letzter in der Reihe, Rulmgar. Schweigend machten sie sich an den Abstieg auf der anderen Seite. Es ging schneller voran, als beim Aufstieg. Trotz dessen, dass der Schnee hier wieder tiefer wurde. Dafür wurden die Spuren wieder einfacher zu finden und er lief praktisch in der bereits gezogenen Rinne. Wenn er gerade hinab schaute, konnte er den Meeresarm sehen. Funkelnd, wie ein Diamant im Licht, und doch dunkler, schnitt er durch das Land am Fuße der Moesringberge. Direkt dahinter lag der scheinbar endlose Wald der Isinfier Ebenen. Sie erstreckten sich bis zum Horizont – und noch ein wenig weiter. Sein Blick wanderte zum Himmel und in der Ferne konnte er bereits neue Wolkenformationen erkennen, dunkle Formationen. Es gab keinen Zweifel, dass sie sich nach Norden bewegten. Im Osten und im Westen war der Himmel ebenso klar, wie direkt über ihnen.
Der Pfad schlug eine kleine Kurve ein, als sie näher an den Meeresarm herankamen und verlief nun nach Osten, parallel an den Hängen der Berge entlang und weiter nach unten. Den Spuren folgend. Mehr aus Automatik, denn aus eigentlicher Kontrolle. Thorin konnte die Müdigkeit in seinen Gliedern förmlich greifen. Sein Blick wanderte über die weißen, glatten Abhänge, ohne sie wirklich wahr zu nehmen. Nicht nur wegen der Müdigkeit, sondern auch weil seine Gedanken in die Ferne schweiften. Als wenn er ihren verschleppten Gefährten finden könne, nur mit der Kraft seine Gedanken.
Sie näherten sich dem Ende des Meeresarms. Das Wasser wurde flacher, und der Arm schmaler. An seinem Ende befanden sich mehrere große Fels- und Eisbrocken. Ihr Weg würde sie genau zwischen sie führen und danach in die weiten Wälder Solsteheims. Und wenn sie keine Spuren fanden, würden sie ihn nie finden. Thorin schüttelte leicht den Kopf, als ob er seine negativen Gedanken so loswerden könne. Seine Gedanken kehrten zu Brândil zurück und wie es ihm im Moment wohl gehen mochte. Sie erreichten das kleine Gebiet der umherliegenden Eis- und Felsbrocken. Zunächst nahm er die dunklen Flecken im Schnee nicht wahr, aber als sie größer wurden, begann er erst richtig zu begreifen, was genau es mit ihnen auf sich haben musste. Mit einem Schlag war seine Müdigkeit wie weggeblasen. Seine Muskeln spannten sich und seine Sinne wurden scharf, wie eine Klinge. Sein Schritttempo wurde langsamer, bis es nur noch ein langsames Voranschleichen war. Er wusste seine Freunde mehr hinter sich, als dass er sie hörte oder sah.
Thorin drückte sich in den Schatten eines der großen Felsen und schlich langsam um ihn herum. Sein Puls beschleunigte sich unwillkürlich, als ob sein Herz etwas wusste, dass seine Sinne noch nicht erfasst hatten. Seine Zähne knirschten leise, als sie gegen einander gedrückt wurden. Und von einem Lidschlag auf den Anderen kamen plötzlich zwei Füße in seinen Sichtwinkel. Die Beine verschwanden hinter dem Felsen, um den er herum schlich. Sie waren in eine weiße Pelzrüstung gehüllt. Die Füße waren mit Blut besudelt und lagen in einer kleinen, dunklen Lache. Als Thorin weiter vorwärts schritt und mehr von den Beinen sichtbar wurde, konnte er tiefe Wunden auf den Oberschenkeln erkennen, aus denen noch immer frisches Blut rann. Zumindest ließ das feuchte Glitzern so schließen. Es konnte aber auch bedeuten, dass der Mann, der dort lag, erst seit kurzem tot war.
Der Torso kam in sein Sichtfeld. Die linke Schulter war zerfleischt. Knochensplitter, Fleisch, Blut und Fell der Rüstung bildeten eine einzige Masse. Blut war in alle Richtungen verteilt. Ein weiterer Schritt und die älteren, trotz der Wunden nur wenig schmerzverzerrten Züge von Brândil wurden sichtbar. Er hatte die Augen geschlossen und wirkte irgendwie friedlich. Seine Sicht verschwamm für einen kurzen Augenblick, dann spürte er etwas Kleines, Feuchtes seine Wange hinunterlaufen. Alles in ihm brannte danach, sich einfach neben seinen Freund zu knien und zu versuchen, ihm zu helfen. Aber Thorin wusste auch, dass er nicht konnte, ohne sicher zu sein, dass sie allein waren. „Was ist?“, hörte er die leise, angespannte Stimme von Hulfgar hinter sich hören. Er konnte nicht viel sehen.
„Ich habe Brândil gefunden“, erwiderte er gefühllos. Nicht, weil er nichts empfand, sondern viel mehr, weil er sich so unendlich leer fühle. Hulfgar schwieg. Thorin schaute sich noch ein letztes Mal um, um sich zu vergewissern, dass ihnen niemand auflauerte, dann machte er einen weiteren Schritt auf Brândils leblosen Körper zu, rammte seinen Speer in den Boden und kniete sich neben seinen Freund. Die Schritte der drei Anderen knirschten im Schnee neben ihm. Dann tauchte Hulfgars kräftiger Körper vor ihm auf und kniete sich ebenfalls neben ihren Freund. Gondrim und Rulmgar standen Wache.
„Brândil, kannst du mich hören?“, fragte Thorin mit leicht zitternder Stimme und legte dem alten Mann eine Hand vorsichtig auf die Brust. Er fühlte nichts. Nicht das geringste Heben und Senken des Brustkorbes. Thorin zog seine Hand zurück. Und legte sie schwermütig und mit sinkendem Herzen auf seines Freundes rechte Schulter. Mit einem Mal verzog sich die Mine auf Brândils Gesicht zu einer Fratze des Schmerzes. Thorin und Hulfgar wären wohl beide fast gleichzeitig aufgesprungen, wären sie nicht zu überrascht und schockiert zur gleichen Zeit. „Brândil!“, entfuhr es Thorin mit gemischter Freude.
„Ha-hallo Tho-rin“, kam es schwach von diesem. Blut rann aus seiner Nase und den Mundwinkeln.
„Wir bekommen dich schon wieder hin“, kam es von Hulfgar ermutigend.
„N-nein“, grinste ihr Freund gequält. „U-und das wis-sst ihr.“ Zu Thorins ernüchternder Erkenntnis, hatte er Recht. Sie konnten ihn noch vom Fluch des Werwolfs heilen, aber Brândil bräuchte dann schnelle, medizinische Hilfe. Hilfe, die sie unmöglich gewährleisten konnten. Und wenn sie ihn nicht heilen würden, würden sie ihn später jagen und dann töten. Thorins Sicht verschwamm erneut.
„Brândil, du … warst mir … wie ein Vater“, stammelte er.
„Und du mir“, Brândil hustete und ein Schwall Blut kam aus seinem Mund, … wie … ein Sohn.“
„Ruhe in Frieden.“ Thorin richtete sich auf und griff nach seinem Speer.
„Ei-eines noch … Der, den i-ihr sucht … er ist nach Süden … z-zu d-den Grä-bern.“
„Danke.“ Thorin zog den Speer aus dem Boden, während sich Hulfgar langsam aufrichtete. Er konnte ihn kaum erkennen. Seine Sicht war ein einziger Brei aus schwer deutbaren Farbflächen. Er glaubt zu erkennen, dass der stämmige Jäger grimmig nickte. Er hob seinen Speer. Einen letzten Lidschlag schaute er nach unten, auf seinen Freund. Nein, seinen Vater. Dann stieß er zu und rammte die Spitze seiner Waffe auf Höhe des Herzens durch die Eisbärenrüstung. Seine Beine versagten und er sackte zusammen …
Ebenherz, Schloss Ebenherz, Ratskammer
Die Redoraner schauten ihn misstrauisch und abschätzend an, als er zu ihnen herüber gegangen war. Die Gespräche waren im selben Moment verstummt. Es waren drei Männer. Da er sich mit der innenpolitischen Situation von Haus Redoran noch nie intensiv auseinandergesetzt hatte, hatte er auch keine Ahnung wen er hier vor sich hatte. Der Mann der ihm direkt gegenüber stand, trug einen prachtvollen Brustharnisch aus Ebener, ansonsten bestand seine Rüstung aus nicht minder gut verarbeiteten Arm- und Beinschienen sowie Stiefeln einer Knochenrüstung. Den Harnisch zierte das in Gold eingefasste Wappen des Fürstenhauses Redoran. „Wohl ein redoranischer General“: mutmaßte Tarrior. Die anderen schienen aber keine sehr viel geringere Stellung einzunehmen. Er vermutete, dass es sich bei ihnen wohl um Hauptmänner oder Kommandanten handeln musste. Sie trugen jedoch keine so wertvolle Rüstung wie ihr scheinbarer Anführer. Aber die Knochenrüstungen die ihre Körper schützten wirkten nicht minder beeindruckend. Mit einer Unzahl Runen und dem Redoraner-Wappen verziert machten sie fast den Eindruck einer Paraderüstung. Doch einige Dellen und Schrammen verrieten, dass ihre Träger sie auch im Kampf nicht schonten. Der Mann in dem Ebenerz-Harnisch baute sich drohend vor ihm auf. „Was willst du Hlaalu-Knecht?“: fragte er. Tarrior war über diese Bezeichnung empört. Er war gewiss kein Knecht, als Ratsmitglied eigentlich das genaue Gegenteil. Doch er blieb ruhig, das hier wäre keine gute Gelegenheit sich mit drei militärischen Kommandanten der Redoraner anzulegen. „Ich wollte mich erkundigen wie die Lage hier auf Vvardenfell ist. Ich hörte ihr könntet mir etwas über die militärische Lage im Landesinneren sagen“: antwortete er beherrscht höflich. „Was geht dich die Lage im Zentrum der Insel an? Das ist Redoran-Sache!“: sagte der Mann im Erbenerz-Panzer verächtlich. „Ich wollte schauen ob ich irgendwo helfen kann, angeblich soll ja Ald’ruhn in eurem Herrschaftsbereich, bereits an die Deadra gefallen sein. Deswegen frage ich auch nach dem Landesinneren, denn dort ist ja zurzeit das Hauptaufmarschgebiet der Invasoren“: gab er provokativ zurück. Einige gefährliche Augenblicke ruhten drei erboste glühend rote Augenpaare auf ihm. Doch er wich ihren Blicken nicht aus, im Gegenteil er erwiderte sie mit einem selbstsicheren und herausfordernden Blick. Einige Momente standen sich die vier nun gegenüber dann plötzlich wandte sich der Mann in der Prachtrüstung mit einem Schnauben ab. Und der eine andere Gerüstete folgte ihm, sie verließen die Halle. Der verbleibende Redoraner jedoch blieb zurück. „Mein Name ist Tador Geredun, ehemaliger Kommandant der Stadtwache von Ald’ruhn. Was wollt ihr wissen?“: brummte er. Tarrior war erstaunt den Kommandanten der Wache der gefallenen Stadt gerade hier anzutreffen. „Ich sehe hier etliche Flüchtlinge aus eurem Territorium. Wie schlimm steht es um Redoran“: fragt er. „Wohl eindeutig sehr schlimm. Wir haben sämtliche Außenposten und Minen räumen lassen und die Leute durch Molag Amur nach Süden geschickt, weg von den Deadra. Zum Begleitschutz hatte der Rat einige Legionäre und auch einige unserer Krieger mitgeschickt, deswegen war Ald’ruhn nicht in voller Garnisonsstärke. Wir waren blind gewesen. Die Deadra stehen jetzt tief in unserem Land, vom Roten Berg bis an die Westspalte heran gehört alles den Deadra und inzwischen beginnen sie sich über Molag Amur auch in andere Teile Vvardenfells auszubreiten. Die Redorangebiete im Aschland sind fast restlos evakuiert“: berichtete er. „Was meint ihr mit blind? Was ist denn passiert?“: fragte Tarrior nun neugierig geworden nach. „Ich spreche vom Fall unserer schönen Ratsstadt. Kein verdammter Feind hatte es geschafft diese Stadt zu nehmen, doch die Deadra sie hatten es geschafft. Der Rat hatte die Wachen in der Stadt, aufgrund der Evakuierungen, verringern müssen. Nicht das wir dadurch wehrlos waren, eher im Gegenteil. Im Gegensatz zu Hlaalu und Telvanni besteht unser Haus zu großen Teilen aus Kriegern. Wir hatten den Rest der Stadtwache, die Gildenmagier, einige Kriegswappenträger und natürlich die Legionäre aus der nahen Festung. Nur einige Tage zuvor, war unser Außenposten an der Geisterpforte den Deadra zum Opfer gefallen, daher war die Stadt auch auf einen Angriff eingestellt.
Wir hatten sie befestigt und Wachen abgestellt. Fast jeder verfügbare Wächter war dazu eingeteilt worden die Mauern und Tore gegen die deadrische Brut zu halten. Wir waren wirklich blind gewesen denn die wahre Gefahr kam nicht von außen, sondern von innen. Wir haben die Möglichkeit nicht in Betracht gezogen, jetzt wo uns neue Informationen aus Cyrodiil vorliegen ist es ganz klar, doch damals wer hätte damit rechnen können“: erzählte der Mann und der Ton in seiner Stimme schwankte von Wut, zu Trauer, zu Wut und dann zu tiefem Bedauern. „Was ist denn genau passiert? Erzählt bitte weiter“: bat Tarrior. Der Mann holte tief Luft und fuhr fort: „Die Späher kamen an frühen Morgen angehetzt um zu berichten, dass die Deadra ihr Lager an der Geisterpforte gegen Morgengrauen verlassen hatten und sich nun auf dem Weg zur Stadt befanden. Natürlich wurde alles für die Verteidigung der Mauern und Tore vorbereitet. Wir zogen fast alle Wächter aus der Innenstadt ab um die Wehranlagen großzügig zu bestücken. Wir waren uns sicher die Deadra mit unserem Aufgebot zurückschlagen zu können. Außerdem hatten wir auch die Möglichkeit noch Verstärkung aus der Falkenfalter-Festung anzufordern um den Deadra während der Belagerung in den Rücken fallen zu können. Wir waren wirklich siegessicher. Und gegen Abend kam dann auch die Horde. Ohne auch nur zu zögern schlossen sie einen Ring um die Stadt und begannen vorzustürmen. Skampe und Clannbanne in vorderster Reihe, stärkere Deadra und Dremoren dahinter. Die Bogenschützen auf den Wachtürmen und unsere Wächter, großteilig unsere elitären Kriegswappenträger, dezimierten sie an den Toren. Da wir die verfallenen Mauern rechtzeitig in Stand gesetzt hatten, war Ald’ruhn sehr sicher in diesem Moment. Vor der Stadt begannen sich dann Tore zu öffnen, die Ersatz für getötete Monster ausspuckten und somit einen Strom an Verstärkung lieferten, doch die Situation verschlechterte sich nicht im Geringsten. Wir töten, sie schickten neue, die wir auch wieder töteten. Ich war selbst an der Mauer und trug meinen Teil dazu bei. Ich teilte sogar noch die in der Zerstörung begabten Magier der Gilde und die Heilmagier auch noch ein. Die Deadra fielen wie Korn unter der Sense. Wir glaubten uns schon als Sieger. Wir wollten sie zurückdrängen und dann auf offenem Feld angreifen, während die Legion ihnen dann in den Rücken fallen würde. Doch dazu kamen wir nicht mehr, denn in diesem Moment kam die Wende.“ Tarrior hing jetzt regelrecht an seinen Lippen, doch Tador stoppte um nochmals Luft zu holen. Sein Blick wirkte bekümmert. „Was brachte die Wende“: fragte Tarrior, da sich sein Gesprächspartner nicht überwinden konnte weiter zu sprechen. „Ich hätte es kommen sehen sollen, denn die Deadra sind nun mal hinterhältig, es liegt in ihrer Natur. Wie wir jetzt aus Cyrodiil erfahren haben, werden die Horden Oblivions von einem Kult unterstützt, der sich Mythische Morgenröte nennt. Agenten dieses Kultes hatten sich auch in Ald’ruhn eingeschlichen, als Flüchtlinge getarnt und öffneten in genau diesem Augenblick Tore ins verfluchte Reich des Vergessens in der Stadt. Sie hatten darauf gewartet, dass ich den Großteil der Wachen an die Wehranlagen beordert hatte. Sie hatten gewartet bis der Weg für ihre Tore frei war. Nun strömten auch aus ihnen Deadra hervor. Sie hatten uns in die Zange genommen. Ich schickte Krieger zurück in die Stadt um die Bevölkerung zu schützen, dadurch erlitten wir Rückschläge an der Mauer. Ein Teufelskreislauf. Ich ließ eine Brieftaube senden um die Verstärkung aus der Legionsfestung anzufordern, doch es kam niemand. Wie wir jetzt wissen, hatte auch dort der Kult seine Finger im Spiel gehabt. Er hatte ein Obliviontor direkt vor dem Zugang zur Festung errichtet. Die Legionäre kamen nicht mehr heraus, aber die Deadra strömten auch dort in rauen Massen aus ihrem finsteren Reich. Wir waren in der Stadt gefangen und wurden langsam aber sicher überrannt. Ich wollte die Leute aus der Stadt teleportieren lassen, doch der Kult hatte die restlichen Gildenmagier bereits beseitigt. Wir saßen fest. Ich hatte in diesem Moment meinen Frieden mit Almsivi gemacht und wollte mit meinen Männern zusammen sterben und dabei so viele Deadra wie möglich mit mir nehmen. Wir wollten uns nämlich mit den Zivilisten aus der Stadt kämpfen um ihnen eine Chance zur Flucht zu geben.“: erzählte er weiter.
Bei den Ausführungen des ehemaligen Kommandanten kam Tarrior das Bild des zerstörten Kvatch wieder in den Sinn. Er konnte sich das gut vorstellen. Wo die Deadra hinkamen, gab es nur Zerstörung. „Aber wie kommt es das ihr jetzt hier vor mir steht?“: fragte er dann. „Ich kann vor euch stehen, weil ich an diesem Tag meine Ehre verloren habe. Anstatt mit meinen Männern den Weg des Kriegers zu gehen und im Kampf zu sterben, habe ich die Stadt verlassen. Es beschämt mich. Weil wir uns sicher glaubten den Kampf um die Stadt gewinnen zu können, haben wir sie vorher nicht evakuiert. Das heißt die Bevölkerung und der Rat waren noch da. Die Ratsherren waren die Garanten für das Fortbestehen des Hauses, also mussten sie in Sicherheit gebracht werden, doch auf eine Weise die ich bis heute abstoßend finde. Mir und meinen Kriegern wurde ein Ausfall um die Leute aus der Stadt zu bringen verboten. Wir sollten weiterkämpfen und die Deadra beschäftigen, damit sich die Ratsherren zusammen mit ihrer Leibwache heraus schleichen konnten. Wenn ich ihn auch nicht in Ordnung fand ich sorgte dafür das die Männer auf ihren Posten blieben und übereignete somit die Stadtbevölkerung dem Tod. Ich war bereit mit meinen Männern zu sterben, doch Ratsherr Venim verlangte, dass ich ihn begleiten solle. Er wollte mich dabei haben, weil er glaubte seine fünf Elite-Krieger würden ihn nicht schützen können. Ich weigerte mich, doch sie zwangen mich mitzukommen. Den einfachen Bürgern hatten sie es jedoch verboten sie zu begleiten. Wir verließen die Stadt, als sich die Deadra zu einem Frontalangriff auf das Haupttor sammelten und entkamen. Meine Männer wurden nieder gemetzelt, doch ich durfte weiterleben. Ich habe meine Ehre damit verwirkt“: sagte er bedrückt, sein Gesicht war von Wut und Qual entstellt. „Einige Leute hatten es ebenfalls geschafft, beim folgenden Großangriff aus der Stadt zu entkommen und die Legionäre hatten das Tor vor der Festung schließen können und sie danach geräumt. Wir sind nach Maar Gan und die anderen nach Balmora, Caldera oder sonst wo in die Westspalte. Von Maar Gan aus haben wir den Rat dann nach Gnisis in Sicherheit gebracht und ich wurde, als einer der Vertreter unseres Hauses, hierher nach Ebenherz geschickt“: erklärte er. „Das heißt die Deadra sind auf dem Vormarsch?“: fragte er. „Gewiss. In den Regionen südlich des Roten Berges wimmelt es jetzt nur vor Toren und Deadra und sie breiten sich immer weiter aus. Jedoch haben wir kaum noch verlässliche Informationen. Wir wissen nicht wie es jetzt in Ald’ruhn nach dem Angriff aussieht, ob überhaupt noch etwas steht. Kein Späher traut sich mehr ins Zentrum der Insel. Zumindest haben sie es bisher nicht gewagt in dichter besiedelte Gebiete vorzurücken. Sicherlich wird ihr nächstes Ziel die Westspalte sein um uns den Rest zu geben. Zurzeit belagern sie noch Maar Gan was wohl auch der einzige Grund ist, warum sie noch nicht in die Küstenregionen eingefallen sind. Haus Hlaalu kann uns also dankbar sein. Doch auch das wird sich wohl auch ändern, denn der Rat denkt darüber nach die Stadt aufzugeben und sich auf die Verteidigung unserer Küstenstädte zu konzentrieren. Unfassbarerweise haben die Nord nämlich beschlossen Solstheim anzugreifen. Das muss man sich mal vorstellen. Wir befinden uns mitten in der Krise und die greifen Solstheim an und womöglich alsbald auch Vvardenfell selbst. Es gibt Gerüchte das sie von der nördlichen Insel aus, ebenfalls eine Invasion vorbereiten um uns anzugreifen. Sollte das der Fall sein, könnte es hier bald zu großen Problemen kommen. In unseren Hafenstädten können wir die Bürger kaum noch unter Kontrolle halten. Der Unmut der Leute ist so groß, dass wir sie nur noch mit Androhung von Waffengewalt unter Kontrolle halten. In Gnisis hatte es vor kurzem auch einen Aufstand der Minenarbeiter gegeben, den man noch geradeso friedlich auflösen konnte. Die Krise macht die Leute nervös, als wäre die allgemeine Bürgerkriegsstimmung nicht schon schlimm genug gewesen. Erst gab es Aufstände in der Bevölkerung und dann dachten die Häuser ernsthaft darüber nach, gegeneinander zu kämpfen, jetzt wo der Nerevarine weg war. Und die Deadra nutzen den Moment voll aus und trafen uns in einem schwachen Moment. Jetzt haben wir die Krise. Reicht euch das an Informationen?“: schilderte Tador die jetzige Situation im redoranischen Gebiet.
„Es ist so als wäre ganz Morrowind verrückt geworden“: stieß Tarrior hervor. „Eine ganz einfache Sache. Es ist der mangelnde Glaube“: sagte der ehemalige Kommandant. Er selbst guckte ihn jetzt verwirrt an. „Wir Redoraner dienten immer treu dem Tribunal und auch ich glaube an Almsivi, doch der Großteil der anderen Häuser tat dies nur wenig. Und jetzt glauben alle, dass ihre Götter sie verlassen hätten. Es stimmt schon man hat schon lange nichts mehr von den Göttlichen gehört, doch man muss an den Segen der Göttlichen für ihr Volk glauben. Die meisten sind Zweifler und fallen wegen so einer kleinen Krise von ihrem Glauben ab. Und plötzlich glaubten viele nicht mehr an die Lehre des Tempels und wollten sich mit dem ausbrechenden Bürgerkrieg vom Tempel befreien, dabei hatte er Jahrhunderte über für Ordnung in Morrowind gesorgt. Und jetzt kann man ja sehen was es gebracht hat. Das Land ist ohne die starke und ordnende Hand des Tempels und der drei Götter im Chaos versunken“: äußerte er seine Meinung dazu. „Ihr hört euch nach einem Kleriker, als nach einem rein praktischen Kämpfer an“: stellte Tarrior fest. Der Dunmer lächelte das erste mal seit das Gespräch begonnen hatte. „Bevor ich Kommandant der Wache geworden bin, war ich Kriegswappenträger gewesen und habe im Namen Vivecs für den Tempel gekämpft“: sagte er. Er fühlte sich unwohl. Jetzt stand schon wieder einer dieser tempeltreuen Narren vor ihm. Hätte dieser um seine Vergangenheit gewusst, hätte er ihn wohl am liebsten jetzt an Ort und Stelle aufgeschlitzt. Aber Redoraner waren ja schon immer in ihrem beschränkten Dasein den Lehren des Tempels gefolgt, wie Hunde ihren Herren. Deshalb war auch ein Mitglied Haus Hlaalus geworden, da zahlte sich die Gefolgschaft wenigstens in barer Münze aus. „Habt Dank für die Informationen. Sollten die Häuser sich zu einem Angriff auf die Deadra entschließen, werde ich gewiss mitziehen“: log er, aber traf somit zumindest den Willen Redoraners. Sein bisheriger Gesprächspartner reichte ihm die Hand. „Wohlan denn. Ich gehe dann wieder zu meinen Kameraden. Möge Almsivi mit euch sein. Und wenn ihr sie seht, tötet einen dieser üblen Deadroths für mich“: verabschiedete sich Tador und verschwand ebenfalls wie seine beiden „Kameraden“ aus der Halle. Zumindest hatte er jetzt einen ausreichenden Überblick über die Lage hier auf Vvardenfell. Er musste feststellen, dass das Land, seit seiner Abreise, wirklich in eine tiefe Krise geschlittert war. Da die Westspalte bisher verschont geblieben war, konnte er was seine Plantage anging aufatmen. Doch sollten die Deadra in Maar Gan durchbrechen, könnte dennoch alles in Gefahr sein. Er würde für den Fall der Fälle, alles auf der Plantage für eine schnelle Abreise bereitmachen. Jedenfalls sobald er dort hingelangt war. Er würde wohl mindestens zwei Tage brauchen von Ebenherz bis nach Caldera, bedachte man, dass er kein Reittier hatte und Ebenherz nicht über einen Schlickschreiter verfügte. Letzteres hätte er wohl aber sowieso nicht Anspruch genommen. Es war schon schlimm genug, das er kurz vor seiner Abreise eines dieser unsäglichen Tiere hatte nutzen müssen. Doch da es diese Alternative zum Laufen nicht gab, hatte es sich sozusagen sowieso erledigt. Er wandte sich wieder um verließ die Halle. Im Vorbeigehen schnappte er sich noch einen Apfel vom Tisch von dem er ein großes Stück abbiss, als er draußen war. Er befand sich bereits wieder am Eingang der Burg, als er aus einem Nebengang eine Tür und dann seinen Namen hörte. Er ging nochmals zurück und schob seinen Kopf um die Ecke. „Ah ihr seid noch da“: sagte Dram Bero, dessen Treffen mit dem Herzog wohl zu Ende war. Tarrior nickte und wartete bis der Ratsherr zu ihm aufgeschlossen hatte. „Was hat das Treffen ergeben“: fragte er während sie nebeneinander hergingen. „Leider nichts. Ich habe versucht den Herzog davon zu überzeugen zumindest an den Flanken in die Offensive zu gehen. Die Deadra breiten sich ja in alle möglichen Richtungen aus. Ihre Hauptarmee ist zwar zu stark, aber die kleineren Gruppen die sich durch Molag Amur langsam Richtung Azura-Küste, Weidenländern oder Ascadia-Inseln ausbreiten sind schwächer. Wir können sie mit gezielten Angriffen sicherlich besiegen. Ich mag mir gar nicht vorstellen was passiert, wenn die Deadra in die dicht besiedelten Gebiete einfallen. Wir müssten dann an mehreren Fronten kämpfen. Unser vorrangigstes Ziel sollte sein die Deadra einzudämmen und so viele Tore wie möglich zu schließen. Mit der Meinung bin ich nicht allein. Die Redoraner die derzeit die Deadra in Schach halten stehen geschlossen hinter mir und der Großteil unserer Ratsherren und ein Teil der Ratsherren der Telvanni sind auch dafür. Aber Herzog Dren kann sich einfach nicht zu einer konsequenten Entscheidung in dieser Sache aufraffen“: berichtete er von seinem Anliegen beim Herzog.
„Aber wieso das denn nicht. Man sieht ja welche Probleme die anderen Provinzen haben, wenn man die Deadra einfach frei um sich greifen lässt. Wenn der Großteil der Ratsherren der Häuser dafür sind, sollten wir doch handeln“: tat er seine Meinung kund. Derweil hatten sie die Burg verlassen und schritten über die Brücke zurück in die Stadt. „Ja eigentlich schon, doch Herzog Dren möchte auf Nummer sicher gehen und abwarten. Er hat Verstärkung bei König Helseth angefordert und auch das Kaiserreich um zusätzliche Verstärkung für die Ostlegionen, also unsere, ersucht. Dabei habe ich zu erklären versucht, dass König Helseth auch andere Gebiete Morrowinds mit Verstärkung versorgen muss. Was bedeutet das Vvardenfell das eigentlich über viele Krieger verfügt, hinten anstehen muss, wenn es denn überhaupt etwas bekommt. Das gleiche dürfte auch auf die Kaiserliche Legion zu treffen, die ihre Leute wohl zur Sicherung von Cyrodiil und anderen Städten dringender brauchen werden. Dann hat er noch Kontakt mit unseren Nachbarn Himmelsrand und Schwarzmarsch aufgenommen und für Unterstützung hier auf Vvardenfell geworben. Die Argonier greifen bereits auf dem Festland in den Krieg ein und die Nord halten uns hin. Ich glaube nicht, dass sie uns helfen werden. Die allgemeinen Gerüchte besagen eh, dass sie Solstheim nur erobern wollen um Vvardenfell von dort aus zu überfallen“: erzählte Dram Bero weiter. „Herzog Dren muss das doch wahrnehmen. Er würde ja sonst die Augen vor den bestehenden Tatsachen verschließen“: sagte Tarrior dazu. „Nunja er will lieber auf der sicheren Seite sein, bevor er einen Angriff riskiert und dafür will er nun mal so viele Krieger und Verbündete haben wie möglich. Das ist an sich ja eigentlich vernünftig, doch in diesem Fall ein fataler Fehler. Die Deadra sind kein normaler Gegner. Sie profitieren von der derzeitigen Krise und werden stärker je länger wir sie gewähren lassen. Wir müssten in diesem Fall wirklich so schnell wie möglich reagieren um Schlimmeres zu verhindern“: erklärte er das Verhalten des Herzogs. Dann seufzte er. „Aber die derzeitige Lage ist nicht weniger katastrophal. Bevor die deadrische Invasion begann, standen die Häuser wieder einmal kurz vor einem Krieg. Jetzt ist sie in vollem Gange und Hlaalu und Redoran haben sich verbündet, doch die Kooperation und Koordination klappen einfach nicht. Und noch schlimmer sind die ewig gespaltenen Telvanni. Es gibt fast so viele Meinungen im Rat von Sadrith Mora wie es Ratsherren bzw. Sprecher gibt. Großteilig stehen sie der Sache gleichgültig gegenüber, als würde sie die Invasion nichts angehen, aber zumindest wären einige von ihnen bereit mit uns zu kämpfen. Aber ein gewichtiger Teil sträubt sich dagegen. Die wollen nicht einmal an eine Zusammenarbeit mit uns und den Redoranern denken. Ich frag mich wirklich was da im Rat vor sich geht. Zumal die Telvanni selbst jetzt noch in der Krise ihren Ablehnungskurs gegen die Magiergilde weiter betreiben. Ich habe von einem befreundeten Händler gehört, dass die Gildenmagier in der Wolfenhalle sich nicht mehr in die Stadt trauen, weil sie Angst haben gemeuchelt zu werden. Man könnte fast denken, dass die Hexer mitten im Krieg gegen die Deadra noch einen Krieg gegen die Magiergilde entfesseln wollen“: beschwerte sich der Hlaalu über die politischen Zustände hier in ihrer Heimat. „Das werden sie sicher nicht tun. Ich traue nicht einmal den Hexenmeistern diese Dummheit und Arroganz zu, jetzt in dieser Situation die Gilde anzugreifen. Die Zauberer der Gilde tragen schließlich auch im Kampf gegen die Deadra bei. Als Unterstützer, Heiler oder Kampfmagier stehen sie mit den Kriegern und Legionären an der Front. Die Telvanni würden uns im Kampf gegen den Feind einen wichtigen Verbündeten nehmen und sich selbst dabei auch noch schwächen. Ich glaube nicht, dass sie so verrückt sind und das durchziehen würden“: sagte er. Inzwischen hatten sie das „Sechs Fische“ erreicht und Tarrior hielt an. „Ich hoffe damit habt ihr Recht. Es war schön mit euch zu reden. Ich nehme mal an ihr wollt hier zu Abend essen. Dann wünsche ich euch noch einen schönen Abend, ich kehre dann nach Vivec zurück. Es gibt noch Dinge die besprochen werden müssen, zum Beispiel was wir ohne die Zustimmung von Herzog Dren unternehmen können“: verabschiedete sich Meister Dram Bero von ihm und er blickte in den Himmel. Er stellte fest, dass es tatsächlich bereits zu dämmern begann. Er hatte länger in der Burg gebraucht als er gedacht hatte. „Ja gehabt euch wohl Meister Bero. Ich hoffe wir sehen uns bald wieder. Ich werde wohl morgen schon nach Balmora abreisen“: verabschiedete sich auch Tarrior. „Oh dann könnte es vielleicht passieren, dass wir uns dort nochmals sehen. Vorausgesetzt ihr bleibt eine Weile dort. Demnächst dürften mich Ratsangelegenheiten dorthin führen, allein schon um die Bürger zu beruhigen“: sagte er dann noch, als er bereits einige Schritte gegangen war, dann winkte er noch und ging weiter. Dann betrat er die Herberge und wurde leckeren Düften empfangen die sanft in seiner Nase kitzelten. Er setzte sich an einen Tisch und freute sich schon auf ein leckeres Fischgericht zum Abendessen, während draußen langsam die Sonne am Horizont versank und es dunkel wurde in Ebenherz.
Ebenherz, Diplomaten-Viertel, Herberge „Sechs Fische“
„Der Feind vor den Toren, in den Städten brodelt es und die einfachen Bauern proben den Aufstand“: diese Informationen verdaute Tarrior mit dem Fisch vom Abendessen, der ihm plötzlich wie ein Stein im Magen zu liegen schien. Er hatte sich an ein Fenster in seinem Zimmer gesetzt und starrte nun in die Dunkelheit hinaus und zählte die Sterne am Nachthimmel. Eher unnötigerweise hatte Agning ihm ein eigenes Zimmer verschafft. Der muffige Keller war zwar nicht unbedingt ein guter Schlafplatz, doch für diese eine Nacht wäre es gewiss auch noch gegangen. Aber ein Gast war ausgezogen, irgendein Bosmer aus Seyda Neen, der seinen Ring bei der Händlergilde hatte verpfänden müssen um eine Überfahrt zum Festland zu bezahlen. Angeblich hatte ihm der Nerevarine persönlich den Ring zurückgebracht, als dieser gestohlen worden war. Zwar glaubte Tarrior nicht dran, aber scheinbar hatte es dem Bosmer geholfen den Preis dafür noch ein Stück in die Höhe zu treiben. Wer darauf reinfiel, sollte das von ihm aus ruhig tun. Er zählte gerade Stern Nummer 157 als seine Gedanken sich wieder um die derzeitige Krise zu drehen begannen. Eigentlich hatte er ja vorgehabt so schnell wie möglich zu seiner Plantage zurück zu kehren, doch als er es jetzt nochmals bedachte, schien es vielleicht besser doch in Balmora Hilfe zu leisten. Es war ihm auch nicht geholfen, wenn es tatsächlich zu Aufständen kommen sollten. Wohin sollte er dann fliehen, sollten die Deadra in Maar Gan durchbrechen und die Westspalte in Brand setzen. Zwar scheint es wahrscheinlich, dass sich die Invasoren zunächst um die Redoraner kümmern würden, um einen Feind ganz auszuschalten, aber es war auch nicht viel unwahrscheinlicher, dass sie das nah bei Ald’ruhn gelegene Caldera doch angreifen würden. Doch wenn er sich die ungeheure Zahl der finsteren Dämonenwesen vorstellte, die es geschafft hatten Kvatch und die mächtige Ratsstadt zu überrennen zog er es sogar in Betracht das sie aufgrund ihrer schieren Masse eigentlich beide Gebiete zugleich angreifen konnte. Zudem bewegten sich ja auch noch deadrische Truppen in Richtung Molag Mar und den Weidenländern, also Tel Vos, wie er von einigen Spähern im Schankraum erfahren hatte. Wenn er es richtig einschätzte sind der Kult der Mythischen Morgenröte und seine vergeistigten Anhänger die größte Gefahr. Soweit er das verstanden hatte, öffneten die Kultisten diese Höllentore, durch die nun die Deadra-Brut ungehindert nach Nirn strömen konnte. Doch vermutlich war es kaum möglich den Kult auszumerzen. Die Kultisten versteckten sich so gut in der Bevölkerung, wie damalig sein eigener Kult, wenn nicht sogar besser. Es war kaum möglich die Anhänger und Verräter zu enttarnen.
Und während er noch überlegte, wie man am besten gegen die Verräter in den eigenen Reihen vorgehen sollte, wuchsen langsam seine Kopfschmerzen wieder, da sich seine Gedanken wie üblich nur im Kreis drehten. Um das Ganze nicht unnötig zu verschlimmern, entschied er sich dafür früher zu Bett zu gehen. Am nächsten Morgen wollte ja auch schon früh los um möglichst gegen Abend in Balmora ankommen. Die zusätzliche Kraft würde er durchaus gebrauchen können. Daher schloss er seine Sternzählung bei der Nummer 468 ab und goss sich noch etwas Wasser aus dem bereitgestellten Krug ein. Er betrachtete den hölzernen Becher noch ein wenig, dann stürzte er das kühle und wohltuende Nass in einem Zug hinunter und legte sich, nachdem er die Kerzen gelöscht hatte, ins Bett. Zunächst hielten ihn seine um die Deadra kreisenden Gedanken noch etwas wach, doch schlussendlich behielt doch die Müdigkeit die Oberhand und entschlummerte sanft in das Reich der Träume. Doch er schien auf dem Weg dahin falsch abgebogen zu sein und fand sich bald in Namiras Reich und einem quälendem Alptraum wieder.
Angsterfülltes und von Qualen geschwängertes Schreien drang an sein Gehör. Es schien aus allen Richtungen und von hunderten von Quellen zu stammen. Instinktiv schloss er fest die Augen und presste sich, verzweifelt bemüht die furchtbaren Geräusche auszublenden, die Hände auf die Ohren. Doch das Gebrüll schien direkt in seinen Kopf einzudringen. Er hörte Kriegsschreie menschlicher, sowie nicht menschlicher Krieger, Todesschreie, das Schreien verängstigter Kinder und die Qualenschreie von Gefolterten. In diese Collage des Schreckens mischte sich beharrlich lauter werdend, das Geräusch eines schweren Sturmes, der die Schreie langsam zu verschlucken begann. Zusammen hatten alle Geräusche so etwas wie den Klang des Weltuntergangs, wenn es denn so etwas gab und es wurde immer lauter. Inständig flehte er zu Fürst Dagoth, dass es doch aufhören möge und fast so als wäre sein Gebet erhört worden, verstummten die Geräusche auf ihrem Höhepunkt plötzlich. Langsam nahm er die Hände von seinen Ohren und öffnete die Augen. Er fand sich in einer trostlosen verbrannten Landschaft, wieder die erst anhand der großen Berges im Hintergrund als Vvardenfell identifizieren konnte. Die Erde war nicht mehr als Staub und Asche. Sie war schwarz, trostlos und einfach tot. Zunächst wusste er nicht wo er war, doch bald hatte er seine Position anhand des Blickwinkels den er auf den Berg hatte identifiziert. Und als er sich weiter in der schwarzen Landschaft mit dem blutroten Himmel umsah, bestätigte sich sein Verdacht. Es waren die Ascadia-Inseln auf denen er sich befand. Die nahen Gewässer die er entdeckte sprachen dafür. Das Wasser war dunkel gefärbt, rot vom Blut vermutlicher Hunderter Toter. Ihre Leichen schwammen mit dem Gesicht nach unten im Wasser oder übersäten die Ufer. Es waren verschiedenste Kadaver von Dunkelelfen sowie von Menschen, aber auch von dahin geschlachteten Netchen oder Guars. Er musste würgen, als ihm direkt bei diesem Anblick der faulige pestilenzähnliche Odem des Todes ins Gesicht schlug. Er kniff seine Augen zusammen und wandte sich ab, nur um beim Öffnen einen nach schlimmeren Anblick ertragen zu müssen. Ein gewaltiges Oblivion-Tor, einem brennenden Auge gleich, ebenso einem dämonischen Schlund, tat sich vor ihm auf. Zu beiden Seiten des Tores bildeten zwei Reihen gewaltiger eiserner Kreuze eine Art grauenhafte Allee. Das Schrecklichste an ihnen und für ihn am verstörensten waren die armen Teufel, die man an den Kreuzen aufgehängt hatte. Er brach in die Knie, als er den grauenhaften Anblick an seinen Verstand ließ, denn es ging weit über das hinaus, was er zu verstehen in der Lage war.
Die Körper wiesen fürchterliche Wunden auf. Sie waren gefoltert und auch noch nach dem Tod weiter verstümmelt. Zum Sterben hatte man sie an die Kreuze gehängt. Ihre Köpfe hatte man ihnen abgeschlagenen und den Kadavern zu Füßen gelegt. Er war angewidert, doch irgendwie erhob er sich. Er hatte keine Kontrolle mehr über seine Beine, die ihn einfach immer weiter auf die Allee und das Tor zu trugen. Tarrior versuchte sich zu wehren, doch er schaffte es nicht seine Gliedmaßen wieder unter Kontrolle zu bringen. Sein Körper stoppte erst, als er sich kurz vor dem flammenden Spiegel des Tores stand. Wie hypnotisiert starrte er in die wirbelnden Flammen. Und dann plötzlich bildete sich, innerhalb dieses feurigen Strudels, der ihn in sich hinein zu ziehen versuchte, ein Gesicht. So verrückt es ihm selbst schien, schien es so, als wäre die Oberfläche des Tores tatsächlich ein Spiegel. Verwundert starrte er in sein eigenes Gesicht, das zwar von den wabernden Flammen leicht verzerrt dennoch als sein eigenes zu erkennen war. Er starrte sein feuriges Spiegelbild an und fuhr immer wieder mit seinen Blicken über das eigene Gesicht, das langsam zu zerfließen begann. Daraufhin verformte es sich zusehends und nahm eine andere Gestalt an. Es erschien ein Gesicht das er nur allzu gut kannte, auch wenn er es ewig nicht gesehen hatte. Hatte er gerade nicht in sein eigenes Antlitz geschaut hatte er nun das Behrams vor sich. Es schien sich aber noch zu verfestigen und an Tiefe zu gewinnen und ehe er sich versah schob sich Behram tatsächlich durch den flammenden Spalt und stand ihm nun gegenüber. Doch der Telvanni schien ihn nicht einmal wahrzunehmen. Er drehte sich wieder zum Tor um und eine weitere Gestalt trat daraus hervor, es war ein Dremora. Die beiden, der Dunmer in seiner Dwemer-Rüstung und der schwarzhäutige Dämon in seiner deadrischen Rüstung, begannen ein Gespräch und vor Tarriors Augen begannen schreckliche Bilder vorbeizuziehen. Es waren Bilder von Massakern, Schlachten und blinder Zerstörung, davon wie Morrowind und ganz Nirn von den Heeren Mehrunes Dagon in Brand gesetzt wurden.
Im nächsten Augenblick wurde es schwarz um ihn. Er war gefangen in der Leere und plötzliche dröhnte eine laute Stimme auf ihn ein. „Morrowind ist unsere Heimat, die Heimat unseres Hauses. Es steht nah am Abgrund, doch es sind nicht die Flammen Oblivions die es zerfressen, sondern der kranke Kern der unaufhaltsam wächst. Das gefallene Haus muss zurückkehren und sich gemeinsam mit den anderen Häusern gegen den Feind der Heimat und den Feind der Häuser stellen. DU musst dich deinem Erbe stellen“: hallte es in seinen Gedanken, dann wurde es hell um ihn ...
... als er mit weit aufgerissenen Augen in seinem Bett erwachte. Hitze- und Kälteschauer schüttelten ihn durch und Schweiß rann in Strömen über seine Haut. Seine Lunge überschlug sich fast beim atmen und sein Herz raste wie wild. Er öffnete den Mund, doch nur ein schwaches und quiekendes Keuchen entrang sich seiner Kehle. Schnell sog er mit einem tiefen Atemzug frische Luft ein und atmete mit weiteren tiefen Atemzügen langsam etwas ruhiger. Vorsichtig versuchte er aufzustehen, was ihm aber nicht recht gelang. Als er sich auf seine Beine stützen wollte, taumelte er und fiel zurück aufs Bett, welches den Versuch mit einem Knarren quittierte. Seine Beine fühlten sich an, als wären sie aus losem Sand und als er auf seine Hände schaute, erschrak er sogar einen Moment. Sie zitterten so unkontrolliert, wie bei einem alten Mann. Mit dem Vorsatz es nicht noch einmal zu übertreiben, startete er nach einer kurzen Weile vorsichtig einen weiteren Versuch auf die Beine zu kommen. Und Tarrior schaffte es sich auf seine Beine zu stellen, die ebenfalls wie seine Hände zitterten. Mit langsamem Schritten wankte hinüber zum Spiegel um sich anzusehen, nachdem er sich mühsam an der Wand hatte abstützen müssen um nicht umzufallen. Voller Entsetzen starrte auf das was einstmals sein Gesicht gewesen war. Er erkannte sich kaum wieder. Die vorher aschfarbene Haut war nun derart hellgrau, dass man es durchaus mit weiß verwechseln konnte. Die Augen strahlten zwar immer noch in glühendem kräftigen Rot, doch die dicken schwarzen Augenringe straften die Augen lügen. Er sah einfach furchtbar aus. „Was ist nur passiert?“: fragte er sich zweifelnd und dachte an die verstörenden Bilder des Traumes zurück, die aber langsam seinem Gedächtnis entglitten. Es wäre nicht das erste Mal, das einer seiner Träume viel mehr eine Vision war, als alles andere. Aber derart schrecklich waren sie nie gewesen. Vor allem hatte die Stimme und deren Worte gegen Ende des schrecklichen Erlebnisses irgendetwas in ihm berührt, doch er konnte nicht genau erfassen was es war. Er schüttelte den Kopf, in seinen Gedanken schien ein Sturm zu toben der jede Überlegung einfach hinfort riss oder durcheinander wirbelte. Er konnte sich nicht darauf konzentrieren, dabei war er sich sicher, dass die Antworten auf seine eigenen Fragen wichtig waren. Doch es herrschte eine vollkommene Blockade in seinem Kopf. Nochmals schüttelte er den Kopf, versuchte die finsteren Gedankenfetzen nun doch abzustreifen, und klatschte sich eine Hand voll kalten Wassers ins Gesicht. Langsam verschwand das Zittern aus seinen Gliedern und machte einer tiefen Unruhe in seinem Innern Platz, die ihn regelrecht dazu zu drängen schien, endlich Ebenherz zu verlassen.
Er konnte nicht sagen was, doch irgendetwas zog ihn wie magisch nach Norden ins Landesinnere von Vvardenfell. Erst jetzt erkannte er die Gefühle wieder, wie er sie seit seiner Rückkehr mit dem Luftschiff verspürte, doch bisher waren sie immer von etwas anderem überlagert gewesen. Es war fast so, als hätte der Traum alles Unnötige hinfort geblasen und dieses Gefühl wieder freigelegt, dieses unbändige Brennen in seinen Eingeweiden, das regelrecht nach dem Roten Berg schrie. Wenn er es recht bedachte, hing beides womöglich zusammen. Er verfolgte den Gedanken jedoch nicht weiter, sondern kleidete sich an, da die Kraft langsam wieder in seinen Körper zurückkehrte. Da er sich bereits entschieden hatte, Ebenherz zu verlassen und den Pfad nach Balmora einzuschlagen, wählte er seinen einfachen Reisemantel, den Ugnings Frau für ihn gewaschen hatte. Nachdem er sich ihn um die Schultern geschlungen hatte, packte er noch schnell seine Habe zusammen und verließ das Zimmer. Im Schankraum wurde Tarrior bereits von Ugning erwartet. „Guten Morgen Tarrior. Ich hab dir etwas vom Frühstück aufgehoben“: begrüßte ihn der Nord. Als er jedoch den Mantel und das Gepäck sah, entglitt ihm das Grinsen, das er aufgesetzt hatte. „Tut mir leid Ugning, aber ich muss weiter. Wenn die Lage nur annähernd so schlimm ist, wie ich gestern in der Burg erfahren habe, dann muss ich sofort nach Balmora“: erklärte er und tat so als wäre er über den plötzlichen Aufbruch zerknirscht. „Du wirst doch wenigstens noch die Zeit zum Essen haben“: blieb der Wirt hartnäckig. „Nein. Soweit ich an der Sonne erkennen kann, dann ist es wohl bald gegen Mittag und ich wollte bis heute Abend wenigstens bis nach Pelagiad gekommen sein. Also sollte ich jetzt aufbrechen. Zu essen werde ich sicher unterwegs etwas auftreiben können“: winkte er ab. Ehrlich gesagt hatte er nicht den Geringsten Hunger. Sein Magen fühlte sich zwar flau an, aber nach diesem furchtbaren Traum, war ihm jedes bisschen Hunger vergangen. „Hier das schulde ich dir noch“: sagte Tarrior und warf dem Nord einen ledernen Beutel mit Draken zu. Dieser fing ihn auf. „Dann sei vorsichtig, wenn du in die Nähe von Pelagiad kommst. Die Leute sind nicht mehr allzu gut auf Haus Hlaalu zu sprechen. Und wenn ich dir einen Tipp geben darf: Meide die Bauernhöfe. Eine gute Reise und mögen dir die Götter gewogen sein“: verabschiedete sich der Wirt und Tarrior verschwand aus der Herberge. Während er sich auf dem Weg zum Kontor der Ostkaiserlichen Handelsgilde befand, dachte er noch eine Weile über die Worte Ugnings nach. Er verstand nicht so ganz, warum er die Bauernhöfe meiden sollte, aber würde den Rat dennoch beherzigen.
Er trat gerade auf den großen Platz am Hafen mit der großen Drachenstatue, als er schnell zur Seite treten musste und beinahe ins Wasser gefallen wäre. Eine kleine Gruppe von Reitern bahnte sich schnell ihren Weg durch das Hafenviertel und über die Brücke und verschwand so dann im Diplomatenviertel. Er warf ihnen noch einen Fluch hinterher und stand dann vor der schweren Holztür des Kontorgebäudes. Den Mann mit Namen Gerus Atilia der für das Ausstellen der Passierscheine verantwortlich war, brauchte er nicht lange zu suchen. Ein großes Holzschild, das vor einem Tisch prangte wies daraufhin: „Passierscheine – 100 Draken.“ Ein Wucherpreis wie er fand, aber es sollte vermutlich nicht jeder in den Genuss des Schriebs gelangen. „Der Pöbel kann ja vor den Toren zu Grunde gehen“: dachte Tarrior da nur missmutig. Dennoch trat er vor, denn sollte er nochmals nach Ebenherz kommen, könnte er ihn sicher gut gebrauchen. Der Kaiserliche der auf einem niedrigen Stuhl vor ihm saß, hatte eine Narbe die ihm direkt über die Nase lief und den Eindruck erweckte, das jemand versucht hätte seinen Kopf mit einer Axt in der Waagerechten durchzuhacken. Sein Gesicht war grimmig und seine Augen verdrehten sich, als er den Dunmer bemerkte, der etwas von ihm wollte. „Ich nehme an ihr wollt einen Passierschein haben?“: vermutete er mit genervter Stimmlage. „Das ist richtig“: bejahte Tarrior. „Tja was für ein Pech das ich gerade Pause habe“: sagte er und strafte ihn mit einem Blick, der ihm gar nicht gefallen wollte. „Und wann ist eure Pause zu Ende“: fragte er ihn mühsam beherrscht. „Kommt immer ganz darauf an. Wie lange dauert es noch bis ihr verschwindet“: fragte er und setzte ein breites Grinsen auf. Genau in diesem Augenblick riss dem Dunmer der Geduldsfaden. Er packte den Mann am Kragen und zerrte ihn hoch und zu sich heran. Er war erstaunlich muskulös, doch das hielt Tarrior dennoch nicht davon ab, ihn richtig zu packen. „WAS FÄLLT EUCH EIN?“: schrie Gerus mit wutschäumender Stimme. „Ganz einfach. Seit ich wieder hier in Morrowind bin, werde ich von irgendwelchen Kaiserlichen angeblafft, doch ihr setzt dem Ganzen die Krone auf. Ihr werdet mir umgehend einen Passierschein aushändigen oder...“: faltete er den Kaiserlichen zusammen. Dieser entwand sich jedoch seinem Griff und taumelte einige Schritte rückwärts und stieß dabei seinen Tisch um. „Oder was?“: keifte er ihn an. Tarrior setzte ein absolut gefühlsloses Gesicht auf und in seine Augen trat eine unglaubliche Kälte. „... oder ich verteile eure Eingeweide als Dekoration an den Wänden“: sagte er mit schneidender Kälte in der Stimme. Der Kaiserliche wollte zuerst ein Lachen ausstoßen, doch dann blickte er ihm ins Gesicht und seine eigenen Züge entglitten ihm, als entdeckte das sein Gegenüber es durchaus ernst meinte. „Wie sie wünschen“: murmelte er nun unterwürfig. „Ich benötige jedoch noch euren Namen um ihn auf dem Schein einzutragen“: fügte er mit schwankender Stimme an. „Gut so“: dachte er und gab dem unverschämten Kaiserlichen die nötigen Informationen und hielt kurz darauf einen gesiegelten Passierschein in Händen. „Dieser Schein gilt für alle Kaiserlichen Sperrbezirke auf Vvardenfell“: rief er ihm noch nach, als Tarrior gerade das Kontor verließ. Er hatte sich einen weiteren Feind gemacht das wusste er, aber niemand sprach in seiner Heimat in diesem Ton mit ihm. Vor allem nicht in Ebenherz der Stadt des Hlaalu-Herzogs, wie manch einer Herzog Dren zu nennen pflegte. Mit schnellen Schritten, in denen die immer noch nicht ganz verrauchte Wut steckte marschierte er zum Stadttor. Ohne eine Wort zu sagen marschierte er an dem Wächter vorbei, der ihm bei seiner Ankunft den Zugang verweigert hatte. Als er an dem perplexen Mann vorbei trat, warf er ihm einen vernichtenden Blick zu und der Kaiserliche schluckte schwer. Ein Lächeln stahl sich auf Tarriors Lippen, als er Ebenherz über die große Brücke verließ.
Die Erkundung von Wenyandawik
Hellene wanderte gerade durch den Marktbezirk, bereits völlig in der Planung ihrer Heimreise nach Skyrim und Erklärungen, warum sie denn schon zurückkehrte, vertieft, als sie einen interessanten Gesprächsfetzen aufschnappte. "Wenyandawik, glaubt mir, dort liegen noch Dutzende magische Kristalle, für die die Magiergilde ein kleines Vermögen..." Die Stimme wurde immer leiser, und suchend drehte Hellene den Kopf in die Richtung, aus der sie kam. Der Kaiserliche, der gesprochen hatte, trug eine zerschlissene Lederrüstung und war offensichtlich bereits stark betrunken. Die Worte, an niemand bestimmtes in der Nähe gerichtet, mündeten immer mehr in unverständliches Gemurmel. Unauffällig trat sie etwas näher heran. Sie meinte noch, die Bruchstücke "Schenke zum schlechten Omen" und "südöstlich" zu hören, bevor eine der Wachen den Mann in Richtung Haupttor davonzog. Widerstandslos folgte dieser, sich seiner Umgebung mit Sicherheit nicht mehr bewusst.
Hmm. Das könnte etwas sein, dachte sie im Stillen. Sollte sie etwas riskieren und überprüfen, was der Betrunkene gesagt hatte? Einerseits konnte dieses Wenyandawik garnicht existieren, oder wenn doch bereits geplündert oder mit allen möglichen Kreaturen verseucht sein. Andererseits hatte sie nicht viel zu verlieren - sie hatte keine feste Anstellung, und sie konnte auch nicht ewig bei ihrem Bekannten wohnen. Was solls, dann werde ich auf meinem Weg eben mal dort vorbeischauen! Aber vorher muss ich mir den Weg zu dieser Schenke beschreiben lassen, meine Sachen zusammenpacken und noch etwas Proviant kaufen. Mein Langschwert könnte auch noch etwas geschärft werden...
Am nächsten Tag stand sie in ihrer Stahlrüstung und mit einem Rucksack voller lang haltbarer Nahrungsmittel vor den Toren der Kaiserstadt. Die Wegbeschreibung war nicht gerade einfach gewesen, aber alles war sorgfältig auf dem Zettel in ihrer Hand notiert. Die Wege waren, aus welchem Grund auch immer, alle paar Meter gegabelt. Sie wählte den Pfad, der sich am Ufer entlangwand, und von einer Ayleidenruine geschnitten wurde. So zog Hellene schweren Herzens von dannen, die Gedanken immer wieder um die Tatsache kreisend, dass sie mit einem Pferd möglicherweise innerhalb eines Tages ihr Ziel, die Schenke, hätte erreichen können. Ihre Laune besserte sich durch die Sonne, die immer wieder durch die Wolken hindurchblitzte und die warme Brise, die ihr entgegenwehte. Das Geräusch, das ihre Stahlrüstung beim Aufeinanderprallen verursachte, stimmte sie fröhlich.
Der Tag verlief recht ereignislos, wenn man von einigen Begenungen mit anderen Reisenden absah, die ihr meist zunickten, aber sie teilweise auch einfach ignorierten. Als die Zeit weiter voranschritt, ging ihr das ewige Pling, pling ihrer Kleidung doch ziemlich auf die Nerven, und die Sonne hatte sich seit einer Weile ebenfalls nicht mehr blicken lassen. Entnervt zog sie sich schließlich doch um. In ihrer einiges bequemeren, braunen Alltagskleidung, die Rüstung sorgfältig in ihrem Rucksack verstaut, setzte sie den Weg fort.
Am Abend kam sie an einer kleinen Ansammlung von Häusern namens Pells Tor, zu klein um es ein Dorf zu nennen, an, wo sie Unterkunft bei einer Dame fand, die sich als Candice Corgine vorstellte und ein Gästezimmer zu Vermieten hatte. Hellene bezahlte die zehn Goldstücke und schlief in einem erfreulich weichen Bett, aus dem sie früh am Morgen erholt wieder aufstand und sich auf den Weg machte, jedoch nicht, ohne noch etwas zu essen zu kaufen. Auch an diesem Tag verlief ihre Reise ohne Unterbrechungen, wenn man von Essenspausen absah. Just um Mitternacht erreichte sie die "Schenke zum schlechten Omen" und erkundigte sich dort noch einmal nach der alten Ruine. Der Wirt, ein recht freundlicher Mann, mit Namen Manheim Schmetterfaust, sagte ihr, dass es etwa eine Stunde Fußmarsch von hier entfernt, tatsächlich so etwas gab, aber mit 'Wenyandawik' konnte er nichts anfangen. Gähnend nahm sie sich das einzige freie Zimmer. Obwohl das Bett darin bereits sehr durchgelegen war, fiel sie beinahe sofort in einen tiefen Schlaf, der bis zum nächsten Mittag andauerte. Als sie sich angekleidet und bereit zum Aufbruch gemacht hatte, wurde sie an der Tür noch von Manheim aufgehalten, der ihr ein belegtes Brot in die Hand drückte und ihr viel Glück wünschte. Sollte ich tatsächlich diese Ruine finden und heil dort wieder herauskommen, muss ich mich bei ihm bedanken. Entgegen des Namens ist die Schenke ein angenehmer Ort. Hellene verabschiedete sich freundlich und versprach, auf dem Rückweg noch einmal bei ihm vorbeizuschauen. Falls es einen Rückweg geben sollte, fügte sie gedanklich noch hinzu.
Allerdings benötigte sie doch merklich länger als eine Stunde, um schlussendlich ihr Ziel zu erreichen, da sie sich durch unwegsames Gelände schlagen musste, und mehrmals von Wölfen aufgehalten wurde, die aber keine wirkliche Bedrohung darstellten. Ihr Langschwert machte kurzen Prozess mit ihnen, und nach einigen toten Artgenossen ließen sie sie in Ruhe. Nach, wie es ihr vorkam, einer kleinen Ewigkeit sah sie zwischen zwei Bäumen vor sich eine weiße, verfallene Mauer aufragen. Na endlich! Ich dachte schon, dieser Wald nimmt nie ein Ende. Wie gut, dass ich mich nicht verlaufen habe... Mal sehen, ob ich hier überhaupt richtig bin. Vielleicht bin ich schon an einer anderen Ruine angelangt, die von Banditen bewohnt wird? Ach, einfach nicht dran denken! Wird schon gut gehen. Den Schwertgriff fest in der Hand trat sie langsam näher. Wenn dort wirklich etwas wertvolles ist, ist es unter Garantie gut beschützt. Und wer weiß, mit oder von was!
Als sie ein paar Minuten weitergegangen war, sah sie etwas, das einem Brunnen sehr ähnelte, aber seltsamerweise noch nicht versiegt war. Direkt daneben ragte eine weiße Tür zwischen zwei blätterüberwachsenen Wänden auf, mitten im Nichts. Um die Tür herum gab es keinerlei Spuren, dass dort einmal ein Gebäude gestanden hatte. Rein garnichts. Keine Mauerreste, Steinplatten, verfallenes Holz oder sonst einen Hinweis darauf. Hellene wurde misstrauisch. Sollte dort nicht zumindest irgendetwas sein? Recht merkwürdig, ein Eingang mitten im Wald, als ob jemand angefangen hatte, eine Stadt zu bauen, aber einfach mitten in der Arbeit einfach aufgehört hatte.
Sie beschloss, erstmal eine Pause einzulegen, da die Wärme, die aus dem dichten Blätterbaldachin nicht entweichen konnte, sie ziemlich schläfrig machte. Vorsichtshalber kleidete sie sich wieder in ihre Rüstung, dann legte sie ihren Rucksack zu einem breit gewachsenen Baum, an dem sie sich danach zum Schlafen anlehnte.
Vvardenfell-Distrikt, Flüchtlingslager Ebenherz / Ascadia Inseln
Einmal mehr tauchte Tarrior in die schmutzige Welt des großen Flüchtlingslagers ein, das sich wie ein überdimensionaler Gürtel um Ebenherz zog. Dutzende Zelte und Kochstellen standen wild und ungeordnet in der Gegend herum. Dicht an dicht drängten sich die Vertriebenen hier auf engen Raum zusammen. Zwischen den provisorischen Unterkünften, die neben Zelten auch aus schnell zusammen gezimmerten Hütten bestanden, hatten sich fast so etwas wie Straßen und Gassen gebildet. Auf diesen patrouillierten Hlaalu- und Redoranwächter und ab und an auch ein paar Kaiserliche Wachen. An manchen Stellen boten fahrende Händler ihre Waren feil und an anderen Stelle wurde Suppe an die Bedürftigen, was wohl den Großteil der Flüchtlinge ausmachte, ausgegeben und an anderen Stellen gerieten auch schon einmal zwei von ihnen wegen einem Stück Brot aneinander. Auch immer wieder traf er auf Leute die für ihre Götter Predigten abhielten und das Volk dazu anhielten um Vergebung und Erlösung von der daedrischen Plage zu bitten. Die Wenigsten von ihnen waren Gesandte des Tempels. Er war entzückt das es tatsächlich stimmte, das der Tempel langsam zu Grunde ging, doch dafür waren jetzt die Schergen des Kaiserlichen Kultes und sogar einiger Deadra-Kulte auf großem Seelenfang. Doch neben den Gläubigen die Hoffnung und Erlösung versprachen, gab es auch die, die den Untergang schon nahen sahen und die große Masse in pure Panik versetzten. Tarrior ging gerade an einem Mann vorüber, der den Untergang Nirns gepredigt hatte und nun von einigen Wachen verprügelt und festgenommen wurde. „Verständlich“: fand er. Die Deadra hatten das Volk schon genug und Panik versetzt, da mussten nicht noch die verrückten Propheten ihre eigenen apokalyptischen Fantasien dazugeben. Er fand es sowieso abscheulich, zu was das einst prächtige Vvardenfell zusammengeschrumpft war. „Die Daedra konnten frei im Zentrum der Insel wüten, als würde sie ihnen gehören. Die Telvanni konnten derweil ihren eitlen Streitereien mit der Magiergilde weiter frönen und die Häuser unterminieren sich immer wieder gegenseitig, wie der Fall des sich langsam aufzulösenden Hauses Indoriil beweist. Und das Volk muss nun hier in solchen Lagern hausen, wie Ratten in ihren Häusern“: dachte er und schüttelte innerlich heftigst den Kopf. „Wie konnte es nur soweit kommen“: fragte er sich und langte derweil endlich an einem Ausgang aus dem Labyrinth der Zelte und Verschläge an. Der Ausgang lag direkt an der Straße, die das eher abgelegene Ebenherz mit den Ascadia-Inseln verband. Folgte er ihr würde er an die Seen gelangen und folgte er ihr weiter, würde sie ihn sicher nach Pelagiad und weiter in Richtung Balmora tragen. Er wollte das Lager gerade verlassen, als ihm ein Dunmer neben einem Guar von beeindruckender Größe auffiel. Er war von einer Vielzahl von Leuten umringt. Tarrior fragte sich was es dort so interessantes gab und ließ von seinem bisherigen Ziel noch einmal ab und ging hinüber. Er schnappte sich einen der umher stehenden Leute.
„Gibt es hier etwas umsonst“: fragte er. „Im Gegenteil. Der dort oben verkauft seinen Guar“: antwortete er ganz aufgeregt. „Und was soll an einem Guar so besonders sein?“ „Es ist ein prächtiger Reitguar. Habt ihr seine Statur gesehen? Groß und mit muskulösen Beinen. Ein wahrhaft perfektes Reittier“: schwärmte der Mann. Ohne auch nur auf die Lobreden zu reagieren trat er an ihm vorbei um sich den Guar aus der Nähe zu bestaunen. Zumindest hatte der Mann nicht gelogen. Das Tier war größer als jeder Guar den er bisher gesehen hatte und die Beine schienen wie Baumstämme. Die Augen des Tieres wirkten aber sanft. Sein Interesse war nun geweckt. Er trat zu dem anderen Dunmer. „Ihr hörte ihr wollt euren Guar verkaufen. Stimmt das?“: fragte er den Mann. „Da habt ihr richtig gehört. Er könnt gerne mit bieten. Der jenige welcher am meisten zu zahlen bereit ist, kriegt ihn. Derzeit sind wir bei 300 Draken, oh nein jetzt sind es 400“: erzählte der Dunkelelf ihm. „Wenn ich fragen darf, warum wollt ihr dieses schöne Tier verkaufen?“: fragte er. „Ganz einfach ich brauche Geld für eine Überfahrt zum Festland und für ein Zimmer in Gramfeste. Ich glaube nicht, dass Vvardenfell noch lange durchhält. Almalexia mit seinen mächtigen Mauern, wird gewiss standhalten“: erklärte er. „Wenn das so ist biete ich 700 Draken“: sagte er dann und die Menge sog scharf die Luft ein. Bei den ganzen Flüchtlingen hier, konnte wohl kaum jemand einen derart hohen Drakenwert überbieten. In diesem Moment war er heilfroh über die große Belohnung, die ihm Behram für seine Sklavendienste bezahlt hatte. Der Dunmer der seinen Guar verkaufte, ließ den Blick noch einmal durch die Menge schweifen und dann verkündete er, dass Tarrior nun der neue Besitzer seines Reittieres wäre. Er lächelte. Tarrior gab ihm das Geld und trat an das eindeutig gutmütige Tier heran. Es scheute nicht vor ihm zurück und er tätschelte ihm ein wenig über die ledrige Haut. Der Guar gab ein leises Brummen von sich und beugte sich ein Stück zu ihm herüber, ähnlich einer Katze die schmusen will. Tarrior streichelte ihm über die breite Schnauze und wieder ertönte ein zufriedenes Brummen. „Hat er auch einen Namen“: fragte Tarrior den ehemaligen Besitzer. „Ja er heißt Fryrr“: antwortete der Verkäufer. „Fryrr das ist aber ein eigenartiger Name für einen Guar“: bemerkte er. „Ja das kann sein. Ich war früher fahrender Händler. Ich habe Fryrr als kleinen Guar in Himmelsrand gefunden und ihm einen Namen der Nord gegeben. Er ist das einzige was mir noch geblieben ist, als die Deadra Ald’ruhn eroberten. Ich hab die Stadt vor dem Angriff mit Fryrr verlassen, nun ist er der einzige der mir noch geblieben ist“: erzählt er. „Und da wollt ihr ihn verkaufen? Ihr habt doch sicherlich viel gemeinsam durch gemacht“: staunte der Dunmer.
„Es ist mir auch nicht besonders leicht gefallen, aber ich glaube das Vvardenfell keine Zukunft mehr hat. Almalexia ist meiner Meinung nach die einzige Stadt, die den Deadra noch etwas entgegensetzen kann. Es ist schade drum, aber es muss so sein. Aber ihr könnt euch glücklich schätzen er ist ein treues und sehr intelligentes Tier“: sagte er mit ehrlichem Bedauern in der Stimme. „Wenn dem so ist, werde ich mich gut um ihn kümmern“: sagte er und tätschelte Fryrr noch einmal die Schnauze und erntete wieder das arttypische Brummen. Dann packte er dem Guar sein Gepäck auf den Rücken und der Verkäufer half ihm beim Aufsteigen. „Habt ihr schon einmal einen Guar geritten“: fragte er ihn. „Ja, aber es ist schon eine gewisse Weile her“: antwortete er. „Ich denke aber ich kriege es schon hin“: fügte er noch hinzu. „Kümmert euch bitte gut um Fryrr und eine gute Reise“: verabschiedete er Tarrior. Dieser drückte dem Guar die Stiefel und die Flanken und das Tier setzte sich ohne zu Murren in Bewegung. Die Guars waren eigentlich nicht als schnelle Reittiere, sondern eher als langsame Packtiere bekannt, doch Fryrr legte ein für einen Guar erstaunliches Tempo vor. Zwar kam das noch lange nicht an die Geschwindigkeit eines Pferdes heran, doch Tarrior kam mit ihm schneller und auch gemütlicher vorwärts, als zu Fuß. Im Osten sah er die nahen und hoch aufgetürmten Wohninseln der Götterstadt Vivec. Es war ein herrlicher Anblick die Inseln in der hoch erhobenen Sonne schimmern zu sehen. Auf den nah am Ufer liegenden Inseln sah er ein regelrechtes Großaufgebot von Ordinatoren. Die Stadtgarnison schien vollbesetzt zu sein. Vermutlich gab es nicht einen einzigen unbewachten Platz in der ganzen Stadt. Er konnte zwar den Mann verstehen, der ihm Fryrr verkauft hatte, aber daran zu glauben, dass die Deadra Vivec so einfach überrennen würden, war reine Hysterie. Dass die Stadt fallen würde, konnte er sich beim besten Willen nicht vorstellen. Selbst nach Vivecs verschwinden, war die Stadt immer noch randvoll mit Ordinatoren und Kriegswappenträgern. Die Deadra würden die Stadt unmöglich überrennen können. Doch noch bevor er weiter darüber nachdenken konnte, hatten er und Fryrr die Stadt des Manngottes hinter sich gelassen und bogen auf die große Straße ein, die von Vivec aus ins Zentrum der Ascadia-Inseln führte. Er ritt an der Brücke vorüber, die in die Bitterküsten Region führte. Einige Kaiserliche Soldaten hatten sie besetzt und regulierten den Flüchtlingsstrom. Soweit er erfahren hatte, befand sich ein weiteres Flüchtlingslager ja in Seyda Neen, dem anderen Hafen an Vvardenfells Südküste der Fahrten zum Festland anbot. Auch hier ritten sie vorüber. Langsam hatte er doch Hunger bekommen. In der Entfernung konnte er ein Bauernhaus ausmachen. Er wollte gerade darauf zu halten, als ihm einfiel was Ugning ihm gesagt hatte. Das er sich von den Höfen fernhalten solle, aus welchen Gründen auch immer. Er ritt an dem Hof vorbei und hielt auf das Ufer des Hairan Sees zu und stieg ab. Fryrr trottete auf das Ufer zu und steckte die Schnauze ins Wasser. Tarrior derweil sammelte ein paar Beeren von einem Busch und ließ den Guar etwas grasen. Er stopfte sie sich in den Mund. Es war zwar keine wirkliche Mahlzeit, aber für den kleinen Hunger sollte es doch durchaus ausreichen. Er verspeiste gerade die letzte Beere und nahm noch einen Schluck Wasser aus dem Fluss, das er mit seiner Hand schöpfte. Im Anschluss stieg er wieder auf Fryrr, strich im mit Hand über die Haut und presste die Stiefel wie in die Flanken des Guars, der sich wieder in Bewegung setzte und weiter nach Pelagiad trottete.
Unterwegs trafen sie ab und an auf weitere Flüchtlinge, Kundschafter oder Söldner. Desöfteren hielt er an um mit ihnen zu reden. Er erhoffte sich noch ein paar Informationen, doch er wurde enttäuscht. Die meisten berichteten ihm auch nur das was er bereits aus Ebenherz wusste. Vor Banditen hatte er nicht wirklich Angst. Da sich so viele Leute auf den Straßen befanden, glaubte er nicht, dass sie sich trauen würden direkt anzugreifen. Langsam dämmerte es schon am Horizont und die zunächst gelbe Sonne ging langsam in ein Orange über. Doch weit hatte er es nicht mehr, denn er stand kurz vor Pelagiad. Er hatte den Wegweiser erreicht. Einige Pfeile zeigten weiter nach Norden und kennzeichneten die Straße nach Balmora. Der eine andere Pfeil zeigte nach Osten und zeigte die Straße, die nach Pelagiad führte. Eigentlich war Pelagiad sogar ein kleiner Umweg und wenn die Garnison dort so freundlich geworden war, wie die in Ebenherz, dann würde er sich vermutlich durch etliche Kontrollen mühen müssen, bis sie sicher waren, das er kein Anhänger der Mythischen Morgenröte war. Er erinnerte sich, dass es in der Nähe eine Höhle gab, die man vor einiger Zeit von einer Banditenbande gesäubert hatte. In ihr konnte man sicher auch gut übernachten, wenn er den Stress bedachte den er in Pelagiad haben würde. Er stand noch unentschlossen vor dem Wegweiser und überlegte wo er nun übernachten sollte. „In der Höhle oder in Pelagiad?“: wälzt er seine Gedanken hin und her.
Cyrodiil, Grüne Straße; Wenyandawik
Anders nahm den Bogen von seinem Rücken und gab ihn Xerxes: "Hier, nimm mal!"
"Was zum Teufel soll das denn jetzt wieder bedeuten?", schrie Xerxes ihn an. Aber Anders sagte nichts.
Xerxes sah sich in der Gegend um. Hinter einem Baum am Wegesrand sah er, wie sich ein Mensch in einer Lederrüstung vor ihnen versteckte.
"Sag das doch gleich", murmelte er erleichtert. Er nahm einen Pfeil von Anders und spannte den Bogen. Langsam versuchte er zu zielen, denn seine Fertigkeiten mit dem Bogen hatte er lange nicht mehr trainiert. Er ließ die Sehne los und sah, wie die Person auf den Boden fiel.
"Dein Bogen hat aber einen ordentlichen Wumms", merkte Xerxes an, "ich seh' mal nach was der Bandit so bei sich hatte"
Er gab den Bogen wieder Anders und rannte so schnell er in seiner Stahlrüstung konnte zu dem toten Banditen.
"Vollidiot", flüsterte Anders. Xerxes beugte sich über den Banditen und durchsuchte seine Taschen. Bis auf ein paar Goldmünzen, eine Flasche billigen Bieres und dem abgeschossenen Pfeil fand er nichts wertvolles.
Als er wieder zurückgehen wollte, wurde er durch einen heftigen Schlag auf seinen Bauch auf den Boden geworfen.
"Das gibt einen blauen Fleck", sagte er mit schmerzverzerrtem Gesicht. Da er die Position des Angreifers nicht schnell genug ausmachen konnte und auch nicht genug Zeit hatte um aufzustehen, ging er ein Risiko ein. Er rollte sich so gut wie es ihm in seiner Rüstung möglich war nach links und rechts, weil er hoffte, dass der Angreifer nicht schnell genug attackieren konnte.
Der erste Schlag traf ihn knapp neben seinem Kopf, aber er war in einer zu ungünstigen Position um etwas unternehmen zu können.
Nach dem zweiten Schlag stand der Angreifer direkt vor Xerxes. Durch den schweren Hammer, den er führte hatte er diesem ausreichend Zeit gelassen um sein Schwert zu ziehen und ihn zu verletzen.
Der Angreifer taumelte auf Grund seiner Verletzung lange. Xerxes konnte nun gemütlich aufstehen und sah dem Angreifer in die Augen: "Du hättest dir eine schnellere Waffe zulegen sollen."
Mit einem weiteren Schlag tötete er den Banditen und nahm auch ihm einige Goldmünzen ab.
"Wie siehst du denn aus?", lachte Anders als er wieder zurückkam.
"Sag einfach nichts", versuchte Xerxes so ruhig wie er konnte zu sagen, "du hast nicht zufällig ein bisschen Zeug dabei mit dem ich meine Rüstung wieder einigermaßen in Ordnung bringen kann?"
"Hab' ich immer", behauptete Anders mit leicht angeberischem Unterton und begann eine Zange und einen Reperaturhammer aus seinem Gepäck hervorzukramen.
Xerxes legte seinen Brustharnisch ab, setzte sich auf die Straße und begann die vielen Beulen, die durch den Schlag des Hammers entstanden waren, wieder zu entfernen.
Schon nach kurzer Zeit hatte er die Rüstung so gut repariert wie er mit den ihm zur Verfügung stehenden Mitteln konnte. "Naja, wenigstens sieht's ein bisschen besser aus", tröstete er sich.
Er stand auf, legte den Brustharnisch wieder an, gab Anders sein Reperaturzubehör wieder, ging wieder weiter und fragte Anders: "Wie sieht's eigentlich momentan in Skyrim aus?"
"Nunja", Anders stoppte kurz während dem Satz, "im Vergleich zu den anderen Provinzen des Kaiserreichs, läuft es in Skyrim noch recht friedlich ab. Aber auch Skyrim ist nicht von den Daedra verschont worden. Du hast ja sicherlich schon davon gehört, dass wir Solstheim angegriffen haben. Warscheinlich werden wir auch bald nach Vvardenfell kommen. Da die dort momentan massive Probleme mit den Daedra haben, wird das hoffentlich recht einfach gehen, ich hab' nämlich vor dann auch da mitzumischen."
Xerxes lächelte Anders an: "Das hast du absichtlich gemacht, nicht wahr?"
Anders tat unschuldig: "Ich weiß gar nicht wovon du redest. Jedenfalls kann ich es kaum erwarten, dass wir endlich unser rechtmäßiges Land zurückbekommen, auch wenn ich dabei draufgehe."
Er drehte sich nun nach Rechts und ging vom Weg ab: "So, hier müssen wir jetzt lang. Und noch ein Ratschlag: Geh immer vorsichtig durch diese Ruine, Fallen lauern überall."
"Jaja", brummte Xerxes, "ich war in letzter Zeit häufiger in diesen Dingern unterwegs, ich kenn' mich schon aus."
"Halt!", Anders hob seine Hand, "Da vorne! Das ist meiner". Er atmete tief ein und aus und murmelte etwas unverständliches, dann holte er mit seinem Arm aus.
Er richtete ihn auf den Wolf, der einige Meter von ihnen entfernt stand und Xerxes konnte sehen, wie seine Fingerspitzen zuckten, kleine elektrische Entladungen zwischen ihnen auftraten und letztendlich einen Blitz auf den Wolf schossen.
"Darfst du den jetzt eigentlich essen?", fragte Xerxes mit einem Grinsen auf dem Gesicht.
Anders kratzte sich am Kopf: "Nun, in der Theorie spricht nichts dagegen. Die Praxis macht's mir da etwas schwieriger"
"Seit wann beherrschst du eigentlich die Zerstörung?", erweiterte er seine Frage.
"Ich habe kurz nachdem du weggegangen bist angefangen zu üben. Der Blitz war eigentlich recht schwach, ein normaler Wolf hätte den locker überlebt."
Nach einer kleinen Pause fügte er hinzu, "aber, dass ich überhaupt schon so einen Blitz kann zeigt, dass ich verdammt gut bin."
Xerxes lachte: "Na klar. Ist das da vorne die Ruine?"
"Ja, das ist sie. Ich geh' vor und seh' nach ob's auch sicher ist."
Nach einigen Minuten kam Anders zurück: "Banditen, 6, Minimum. Also eigentlich würde ich mich ja an sie ranschleichen und alle gemütlich nacheinander töten, aber du musst ja unbedingt immer diese lauten Rüstungen tragen."
"Du kommst nach", fügte Anders noch hinzu und rannte zur Ruine. "Na klar, du darfst wieder den ganzen Spaß haben", schrie ihm Xerxes nach und versuchte so schnell er konnte hinter ihm her zu kommen.
Anders nahm seinen Bogen in die linke Hand und stürmte durch das Gestrüpp, das auf dem Weg zur Ruine üppig wuchs, alle Kreaturen oder Schrammen, die ihm durch das Gebüsch zugefügt wurden, ignorierend.
Er ballte seine rechte Hand, hob sie in die Luft und öffnete sie wieder, worauf sein Körper von Kopf bis Fuß in ein weißes Licht gehüllt wurde.
An den Banditen vorbei, rannte er vor den Eingang der Ruine, hob seine Hände in die Luft und rief:
"He, ihr! Ich komme gleich zur Sache: Ich und mein Gefährte, der hier bald ankommen wird, wollen in die Ruine. Es wäre wirklich schade, wenn ihr uns daran hindern würdet, wir wollen nämlich nicht dazu gezwungen sein euch zu töten. Also würde ich euch vorschlagen..." Anders wurde vom Geräusch eines Pfeiles unterbrochen, der an seinem Ohr vorbei, gegen den Eingang prallte.
"Na dann eben nicht", seufzte er und spannte seinen Bogen, "du kannst rauskommen Xerxes, hier gibt's Arbeit für dich."