Rabes Tanz mit den fliegenden Steinen
„Das war aber ein schöner Traum... Hey höre ich da nicht Möwen?“ Rabe macht die Augen auf, aber er sieht in eine schwarze Röhre hinein.
„Wahhh!“ Schnell dreht er den Kopf weg und das war nicht zu früh, denn auf einmal ging es „Pfiut!“ und ein Schlag schlug in den Sand ein genau dort wo vorhin eben noch sein Kopf war.
Er rollt sich weiter und da sieht er es! Es war ein Monster auf vier stumeligen Beinen, die gespreizt waren, und es hatte keinen Körper sondern nur eine Art Kugelförmigen Kopf mit einem großen Trichter oder Rüssel vorne. Es war weiteres gelb und machte die ganze Zeit „Chrrr...“ wie eine Art atmen.
„Scheiße was ist das?“ Das war ihm aber jetzt egal und drehte sich um und wollte weglaufen.
Aber da war noch sein Katana bei der Kreatur! Es war ein erbe seines Vaters. Er konnte es nicht einfach im Stich lassen. Er drehte sich also wieder um und schon wieder flog ein handgroßer Stein in seine Richtung. Er konnte wieder in letzter Millisekunde den Kopf wenden.
Es waren ungefähr 75 Meter bis zu der Kreatur und zu seiner Waffe.
„Mhmm... ich hohle sowieso mein Katana und das Tier sucht offenbar Ärger. Was habe ich den noch zu verlieren?“
Und er rannte und wich so gut er konnte den Steinen aus. „Pfiut, Pfiut, Pfiut!“.
Und Zack! Ein faustgroßer Stein trifft ihn an der Schulter. Blut rinnt hinab..., aber er lief weiter.
Noch 10 Meter...
Jetzt kann er das Katana sehen! Misst es liegt hinter dem Tier! Es ist zu spät zu bremsen und deshalb springt Rabe... „Pfiut!“ Der Stein verfehlte nur knap sein linkes Ohr... Er kommt kurz mit dem Fuß auf dem Monster auf und weiter!
Ein Hechtsprung und er streckt seinen rechten Arm aus und hat den Griff seines Katanas in der Hand. Er rollt sich ab, aber rutscht noch einige Meter weiter. Das Tier dreht sich um und schießt weiter. Die Steine schlagen neben ihm nur so ein.
Rabe richtet sich auf, aber da fliegt schon wieder ein Stein in Richtung seines Gesichtes. Und dann die zündende Idee!
„Protecto!“ ruft Rabe und schon umgibt ihn ein bläuliches Schild. Der Stein berührt das Schild aber wird dennoch nicht abgeblockt! Er verlangsamt sich aber und trifft ihn...
Das Schild verschwindet und seine Nase ist blutig.
„Die Nase ist zwar nicht gebrochen, aber ich muss wirklich mal meine Zauber gut üben! Mit der ist jetzt Schluss du Untier! Inferno!!!!!“
Es hallt in der Stille des Strandes und sein Katana umgibt Flammen. Er hält es vor sich und will das
Monster aufspießen und läuft darauf zu! Ein riesiger stein kommt ihm entgegen so groß wie das Monster selbst! Das Katana zerstört ihn aber. Viele scharfe Splitter fliegen ihm jetzt um die Ohren.
Die Flammen des verzauberten Katanas umgeben ihm auch rundherum. weil die der Luftstoß des Steines beeinflusst. Er sieht nichts mehr! Alles Flammen vor seinem Auge...
Und dann: „Squatsch!“ Er hat es tatsächlich erwischt. Er konnte es fasst selbst nicht glauben.
Die Flammen umgeben das Monster. Er zieht seine Waffe raus und die Leiche verkokkelt langsam...
Rabe nimmt eine Siegespose ein. Er hält das brennende Katana in den Himmel. Er sieht auf der Klinge die Spiegelung der Sonne. Er senkt seinen Kopf und sieht wie ihm sein Blut an der verwundeten Schulter und seiner Nase heruntertropft. Es war ihm aber egal, denn er achte nurmehr gerade: „Das war eben mein erster würdiger Sieg über einen Feind...“
Ein leises aber immer lauter werdendes „Chrrr...“ kommt von den Felsen. Rabe sieht hin und sieht 5 der gleichen Monster in der Ferne, die sich auf ihn zubewegen.
„Das darf doch nicht wahr sein! Habe ich nicht in der Schule gelernt, dass immer weniger wird wenn man etwas wegnimmt? Das wird nicht leicht... Aber ich will jetzt nicht feig fortlaufen! Ich muss mich stellen! Ich sage schon immer voraus Au...
Gerudofestung, Feier für das neue Stammesmitglied Ravana
Ravana genoss das Fest. Nachdem der Kampf beendet war und alle Gerudos sie als Schwester willkommen geheißen hatten, war auch ihre vor dem Kampf aufgekommene Müdigkeit verflogen und sie dachte nicht mehr daran, ins Bett zu gehen, obwohl ihre Muskeln vom vielen Trainieren schmerzten.
Das Fest hatte seinen streng traditionellen Charakter inzwischen verloren, da die eigentlichen Rituale beendet waren, und die Frauen wurden ein wenig ausgelassener. Ravana nahm an, dass das vom Palmschnaps kam, von dem die Gerudo jetz nach dem offiziellen Ritual recht viel tranken.
Auch sie hatte einen weiteren Becher dieses Feuerwassers getrunken und fühlte sich recht schummrig. Nie zuvor im Leben hatte sie bewusst Alkohol getrunken, und sie merkte, dass das auch gut gewesen war.
Die Frauen lachten und tanzten zu der Musik der Flötenspielerin, die inzwischen wieder ihre pfeifenden Töne verbreitete, einzig Bumara saß auf ihrem Holzthron und starrte düster in die Flamme einer Fackel neben ihr.
Ravana ging zu ihr und setzte sich auf ihren kleinen Stuhl neben dem Thron. Bumara sah auf und sagte düster:
„Dieser Mann dort drüben wird noch Unheil über uns bringen. Ich habe ihm gesagt, dass er uns nicht zu nahe kommen soll, und jetzt läuft er herum und spricht mit meinen Leuten. Mir ist schon klar, warum wir Gerudo uns vor Jahrhunderten von allen Männern lossagten. Sie säen Zwietracht und Neid. Sieh nur, wie Ninimar mit ihm redet! Sie verschlingt ihn ja geradezu...“
Verbittert schlug sie mit der Faust auf die Lehne und trank einen Schluck aus ihrem Becher.
Ravana vermutete, dass auch Bumara ein wenig zuviel von dem Schnaps getrunken hatte, denn sonst hatte sie nie ein böses Wort über eine der Frauen gesagt.
Sie selbst hatte sich am Abend ein paar mal nach dem fremden Mann umgesehen. Während ihres Lebens in der Wüste hatte sie so gut wie nie einen Mann außer ihrem Ziehvater Kamir gesehen, und nach mehreren Tagen Zusammenleben mit den Gerudo stellte ein fremder junger Mann, der noch dazu recht gut aussah – obwohl sie natürlich wenig Vergleichsmöglichkeiten hatte – eine willkommene Abwechslung dar.
Darum konnte sie die anderen Gerudo, die sich unkompliziert mit dem Mann unterhielten und sogar manchmal lachten, eigentlich verstehen.
Aber sie selbst wollte eigentlich nicht mit ihm reden. Sie wusste nicht, was sie hätte sagen sollen und befürchtete, sich schrecklich zu blamieren. Darum war sie ihm auch immer aus dem Weg gegangen, wenn er zufällig in der Nähe war.
Ravana sagte zu Bumara: „Lass ihn doch, Tante. Es ist doch besser, wenn er mit uns redet und uns zum Lachen bringt, als wenn er an der Mauer sitzt und einen Plan ersinnt, wie er uns töten kann, oder?“
Bumara nickte schweigend mit dem Kopf und trank einen weiteren Schluck Palmschnaps.
„Du hast recht, Nichte“ sagte sie schließlich. „Und doch – es ist mir äußerst unangenehm, diesen Mann hier zu haben und ihn beherbergen zu müssen. Wer weiß, was er mit seiner bloßen Anwesenheit anrichtet!“
Irgendwie konnte Ravana sie verstehen. Bumara war die Anführerin der Gerudo und hatte natürlich Angst, die Kontrolle über ihr Volk zu verlieren.
Die Gerudos lebten seit vielen Jahrhunderten als ein Kriegervolk ohne Männer auf diese Weise zusammen. Wenn eine Gerudo von sich aus mit einem Mann sprach und ihm nicht mit einem verachtenden Blick sofort die Kehle durchtrennte, war das ein Zeichen dafür, dass diese Lebensweise veraltet war und nicht ewig halten würde.
Um Bumara von ihren düsteren Gedanken abzulenken, sagte sie:
„Sie sehen alle sehr glücklich und sorglos aus.. Ich danke dir für das Fest, Tante, und ich glaube, die anderen würden das auch tun, wenn sie nicht so sehr damit beschäftigt wären, es zu genießen!“
„Du brauchst mir nicht dafür danken, Nichte. Die Tradition verlangt, dass ein Fest zu Ehren eines neuen Stammesmitgliedes gegeben wird, und wir alle freuen uns über einen Grund zu feiern und ausgelassen sein zu können. Wir haben gewöhnlich nur zwei Feste im Jahr – eins zur Sommersonnenwende und eins am Tag der Göttinnen, die beide zwar jeweils drei Tage andauern, aber trotzdem ist uns ein weiterer Grund zu feiern immer willkommen. Und du solltest das erste Fest in deinem Leben nicht damit verbringen, deiner verbitterten Tante Gesellschaft zu leisten,“ sagte sie schmunzelnd. „Geh nur, hol dir einen weiteren Becher Schnaps – Alkohol gibt es nur zu den festgeschriebenen Feierlichkeiten – und amüsiere dich!“
Ravana nickte ihr dankend zu und ging auf eine Gruppe lachender Verlieswächterinnen zu, doch auf halbem Wege sah sie, dass dieser Fremde bei ihnen stand und angeregt etwas erzählte, über das die Verlieswächterinnen sich wohl amüsierten. Schnell änderte Ravana den Kurs und ging stattdessen zu einem der mit Essen und Trinken beladenen Tische.
Verwunderlich, dachte sie. Erst kommt dieser Typ hierher, versteckt sich drei Tage, um sich der Gastfreundschaft der Gerudos zu versichern, und dann redet er ungehemmt mit unseren Leuten, anstatt einfach zu sagen, warum er da ist...
Ravana merkte, dass doch die Müdigkeit wiederkam und sie hatte das Gefühl, dass sich ihre Umgebung leicht um sie herum drehte - und so beschloss sie, nichts mehr zu essen und sich stattdessen in ihr Gemach zurückzuziehen. Sie goss sich aus einem Tonkrug klares Wasser in ihren Becher, um den Alkoholgeschmack herunter zu spülen, stellte den leeren Becher auf den Tisch und drehte sich um, um zur Festung zu gehen – und lief plötzlich fast in den fremden Mann hinein, der sich wohl noch etwas zu trinken holen wollte und jetzt ebenso überrumpelt aussah wie sie sich fühlte.
Oh nein, dachte sie. Ich habe es den ganzen Abend geschafft, ihm aus dem Weg zu gehen, und jetzt ist es doch passiert. Was soll ich nur sagen?
Doch noch bevor sie etwas sagen konnte, fing der Mann schon an zu sprechen. Er sagte:
„Hey du, war ein grossartiger Kampf von dir vorhin. Du siehst nicht aus wie ein Gerudo, wie kommts?"
Nicht... wie eine Gerudo?
„Nein?“ platzte es aus ihr hervor. „Man sagte mir, dass ich aussehe wie meine Mutter, und sie war eine Gerudo!“
Der Mann schaute ein wenig verdattert.
Jetzt habe ich was Falsches gesagt, dachte Ravana besorgt. Was sollte sie nur mit einem Mann reden? Ihn einfach stehen lassen wollte sie auch nicht, dafür war sie zu neugierig darauf, einen Mann aus der Nähe zu sehen und ihn sprechen zu hören – jetzt, da er sie sowieso schon angesprochen hatte.
„Ähm, aber mein Vater war Hylianer. Vielleicht hast du ihn in mir gesehen. Es stimmt wohl, meine Haare sind nicht ganz so rot wie die der Gerudos. Ich heiße übrigens Ravana, Bumara ist meine Tante.“ plapperte sie und wünschte sich dann, im Boden zu versinken. Sie sah ihm über die Schulter und hoffte, dass zufällig in diesem Moment eine der anderen Gerudos zum Tisch kommen würde, so dass sie den Mann stehen lassen konnte, aber natürlich kam gerade jetzt niemand.
„Du bist Bumaras Nichte? Ich habe dich die letzten Tage immer mit ihr kämpfen sehen, du scheinst ja ganz versessen aufs Kämpfen zu sein. Mein Name ist Rikoon,“ sagte er und streckte ihr seine Hand entgegen.
Was soll ich mit seiner Hand? Sie anfassen? Bei den Gerudos war es Sitte, sich zu umarmen, wenn man sich länger nicht gesehen hatte. Aber Rikoon war ein Mann, es wäre doch sicherlich unsittlich, ihn anzufassen? Ravana war sich sicher, dass Bumara sie in diesem Moment beobachte und sie fühlte sich schuldig. Dann wurde ihr bewusst, was Rikoon gesagt hatte. Hatte er sie etwa beobachtet? Sie überwand sich und erfasste seine Hand, die er ihr immer noch entgegenstreckte. Rikoon drückte zu und schüttelte sie, dann ließ er ihre Hand wieder los. Offensichtlich hatte sie richtig reagiert. Etwas mutiger sagte sie:
„Wolltest du nicht mit Bumara sprechen? Und von wo kommst du überhaupt? Bist du Hylianer?“
Rikoon runzelte die Stirn und zögerte kurz. Dann antwortete er:
„Ja, ich komme aus Hyrule. Deine Tante sieht im Moment aber nicht sehr zugänglich aus, ich denke, ich verschiebe das Gespräch auf morgen.“
Er drehte sich zum Tisch, nahm sich eine getrocknete Dattel und steckte sie in den Mund. Kauend sagte er:
„Ein tolles Fest habt ihr hier. Viel zu Essen, viel zu Trinken und eine ausgelassene Stimmung. Bumara sagte am Anfang, dass du der Grund für das Fest bist und du in den Stamm aufgenommen wurdest. Warst du denn nicht immer bei den Gerudos?“
Ravanas Kopf brummte, sie konnte sich durch die Müdigkeit, den schmerzenden Muskeln und die Wirkung des Alkohols kaum noch auf den Beinen halten, und zudem wollte sie nicht anfangen, noch mehr Schwachsinn zu reden, und so sagte sie:
„Nein, ich kam erst vor wenigen Tagen hierher. Das ist eine etwas längere Geschichte. Kann ich sie dir ein anderes mal erzählen? Ich bin schrecklich müde...“
Rikoon trat einen Schritt beiseite, nickte und sagte: „Aber natürlich, ich wollte dich nicht aufhalten. Du siehst wirklich ziemlich kaputt aus. Ich nehme an, dein Tag war etwas anstrengender als meiner.“
Er lächelte, schob sich eine weitere Dattel in den Mund und nickte ihr zum Abschied zu.
Ravana nickte zurück, ging über den Vorplatz und betrat die Festung. An jeder Ecke brannte eine Kerze in einem Wandhalter, so dass sie sich den Weg zu ihrem Gemach nicht ertasten musste, und auf dem Weg dachte sie über den Mann – Rikoon – nach. Sie kannte ihn nicht und auch sonst keine Männer, wusste nicht, von wo er kam, seine Antwort auf die Frage war sehr – dehnbar gewesen, und sie fühlte sich schüchtern in seiner Gegenwart, doch sie genoss es, eine andere Art von Gesicht und Körperbau zu sehen als die schlanken Gestalten der Gerudos mit ihrem immer sehr ähnlichen Aussehen.
Sie fand ihre Kammer, zog den Vorhang an der Tür hinter sich zu, legte sich auf das Bett und schlief sofort ein.