Missmutig führte Thor seine Einheit am Ende der Kampfgruppe an. Ihr Weg führte die Männer über den Hügel hinter der Festung in den Sumpf hinein. Immer auf den seltsamen spiralförmigen Himmelskörper zu, welcher unentwegt weitere Wesen der Kerkerdimensionen ausspuckte. Thor leckte sich über seine speckigen Lippen und lächelte verhalten. Es war ihm gelungen mehr als die Hälfte der noch kampfbereiten Männer um sich zu scharen und zusammen mit den Ordenskriegern in den Kampf zu ziehen. Alles war besser als auch nur eine weitere Minute unter dem Kommando von Hauptmann Keith zu dienen. Wilhelm und Thor waren die rechte und die linke Hand am starken Arm des verstorbenen Festungskommandanten gewesen. Nach seinem Ableben jedoch, hatte Wilhelm sein Kommando an den jungen Keith abgetreten. Ganz zum Entsetzen Thors. Er hätte ohne weiteres die Festung besser verteidigen können als Keith es tat. Er hätte mehr Menschen gerettet und vor allem mehr Bestien zur Hölle geschickt. Nur mit seiner Hilfe war es Keith überhaupt möglich so lange in der Festung auszuhalten. Ja, Keith war ein kleiner Wicht der einfach nur mehr Glück als Verstand gehabt hatte. Überhaupt war ihm das Schicksal gegen Ende ja doch noch treu gewesen. Das Ableben des Festungskommandanten kam Thors Machtehrgreifungsplänen nur zu gute. Leider konnte Wilhelm dem kleinen Hinterhalt im Tumult der Kämpfe entgehen und so gelang es Thor nicht gänzlich das Kommando über die kleine Militäreinheit an sich zu reißen. Zu weich waren sie alle. Sie redeten viel und gerne, aber ein guter Kommandant musste auch wissen wann der Schwertarm mehr erreichen konnte als ein fahles Wort. Wann ein Angriff besser war als bloße Verteidigung. Männer wie Thor waren selten, dachte der stämmige Barbar bei sich, als er vor seinem Trupp voraus marschierte und auf die Rücken der Ordenskrieger vor sich starrte. Zwar war Thor auch diesmal nur ein einfacher Untergebener der dick gepanzerten Templer, aber er hatte mehr Macht als er es jemals in seinem Leben gehabt hatte. Endlich schien das Schicksal auf seiner Seite zu stehen und selbstsicher weitete sich das Grinsen in seiner Visage.
Bruder Theolus diente schon mehrere Jahre dem Orden. Um genau zu sein, hatte er sein ganzes Leben lang dem Orden gedient. Als Sohn zweier Menschen, die ebenfalls den Orden dienten wuchs er mit dem Bestreben auf seinem Gott zu dienen und das Böse in der Welt auszurotten. Als die Wesen der Kerkerdimension diesen Landstrich überfielen, war Theolus einer der ersten der sich freiwillig für einen Angriffsplan meldete. Mehrere hundert Meter vor dem eigentliche Angriffstreck hinter ihm, bildete er die Vorhut und diente als Kundschafter. In eine wesentlich leichtere und nicht so sperrige Rüstung gekleidet, diente er als Frühwarnsystem für die Gruppe hinter ihm. Theolus war jedoch kein Kommando und somit nicht für einen Kampf gegen mehrere Gegner ausgerüstet. Auch verriet eine Standarte, welche an seinem Rucksack befestigt war, stets seine Position. Es war eine gefährliche Aufgabe, Kundschafter des Ordens zu sein aber bisher hatte Theolus den Orden noch nie enttäuscht. Sein geschultes Auge erspähte Ketzer, Ungläubige, Dämonen, Untote und Abscheulichkeiten der Kerkerdimensionen lange bevor irgendjemand anderes in der Gruppe dies vollbringen konnte. Seit er sich dem „aktiven“ Teil (quasi dem Militär) des Ordens anschloss, war er für diese Aufgabe ausgebildet worden. Wurde exakt darauf trainiert, Dinge zu sehen die andere nicht sahen und Gefahren so früh zu erkennen sowie richtig einzuschätzen. Mit einer äußerst ausgeprägten Wahrnehmung ausgestattet, hatte er ihn natürlich schon lange gesehen. Als sie losmarschierten war es nur ein kleiner Fleck auf der Spitze des Hügels, der mit jedem Meter größer wurde und vor allem klarer. Bald schon konnte Theolus erkennen, dass es sich um eine Gestalt handelte, welche dort auf der Spitze des Hügels auf etwas zu warten schien. Sie rührte sich nicht und beobachtete die Gruppe nur, wie sie langsam den Hügel hinaufkroch. Irgendetwas hinderte Theolus daran Details bei dieser Figur dort oben, zu erkennen. Es war, als würde ein Schatten die Konturen der Gestalt verwischen und Details verbergen. Es schien ihm sogar für einen Moment lang so, als würden diese Schatten sich bewegen. Theolus hatte seinem Kommandanten nichts von dieser Figur berichtet, da seine Sinne bisher noch keinen Alarm geschlagen hatten. Theolus war schon gegen viele Dinge in die Schlacht gezogen und hatte bisher immer spüren können, wenn Gefahr drohte. Bei dieser Figur jedoch, vermochte er nichts zu spüren. Selbst als Theolus langsam näher kam, bewegte sich die Figur keinen Zentimeter. Nun konnte er jedoch deutlich erkennen, dass es sich wirklich um einen Mann handelte. Gekleidet in schwarze Kleidung und einen zerrissenen Mantel um sich geschlungen, stand er da. Sein Gesicht war blass und es war ihm deutlich anzusehen, dass dieser Mann müde oder erschöpft war. Der Ansatz eines leichten Lächelns zeigte sich, als Theolus die Hand zum Gruße hob. Seine Sinne hatten immer noch keinen Alarm geschlagen und so begegnete der erfahrene Templer dem Fremden freundlich und offen. ”Grüße, Bürger. Mein Name ist Bruder Theolus und ich muss Euch bitten Schutz zu suchen. Diese Gegend ist nicht sicher für einen normal Sterblichen, aber fürchtet nicht. Ein Trupp mutiger Männer erklimmt in diesem Moment den Hügel um den Bösen im Sumpf ein Ende zu bereiten.“ Der Ordensbruder konnte erkennen, wie sich ein breites Grinsen auf dem Gesicht des Mannes abzeichnete. “Keine Sorge, Bruder. Ich bin nicht der jenige, der sich fürchten sollte.“ Bruder Theolus starrte in die Augen des Fremden, hoffte auf ein Zeichen seiner erprobten Sinne und da sah er es. Es sah aus wie ein Schatten der über die trüben Augen seines Gegenübers huschte. Es konnte jedoch nicht sein. Theolus spürte keine Gefahr, keiner seiner Sinne schlug Alarm. Er musste sich geirrt haben, aber dennoch ließ er seine Hand langsam zum Griff seines Kurzschwertes gleiten. Plötzlich schoss einer der Arme des Fremden hervor. Theolus schaffte es noch gerade den Stoß des Fremden mit seinem Schwert zu parieren. Erschrocken taumelte Theolus zurück. Wie konnte das sein? Warum täuschten ihn seine Sinne auf einmal? Immer noch breit grinsend stieß der Fremde erneut zu. Diesmal schaffte es der verwirrte Ordensbruder nicht den Schlag richtig zu parieren und der Fremde bohrte seinen Dolch tief in die Brust von Theolus. Der Ordenskrieger stöhnte auf und fühlte wie warmer Lebenssaft aus der Wunde über seine Haut unter der Rüstung lief. Der Fremde trat Theolus herzhaft und ließ den Templer getroffen rückwärts taumeln. Hastig griff Theolus mit seiner freien Hand und schmerzverzerrten Gesicht, nach seiner Leuchtpistole. Im Falle eines Angriffes, konnte so ein Kundschafter des Ordens Alarm schlagen und seine Truppe warnen. Theolus entfernte zitternd die Sicherung, spannte die Pistole hastig und wollte sie Pistole gerade über seinem Kopf nach oben hin abfeuern, als der Fremde erneut angriff. Theolus sah wie der Fremde plötzlich verschwand und direkt neben ihm auftauchte. Mit einem schnellen Schlag trennte der Fremde die Hand von Theolus, welche die Leuchtpistole umklammerte, oberhalb des Handgelenkes ab. Der Templer schrie auf als der Verlust seiner Hand, Schmerzen durch seinen Körper jagte. Mit einer Drehung und einem weiteren Tritt, diesmal gegen den Kopf des Templers, brachte der Fremde seinen Gegner zu Fall. Theolus umklammerte den Stumpf an dem einst seine Hand gehangen hatte, als würde er versuchen sein Blut davon abzuhalten seinen Körper zu verlassen. Noch nie zuvor hatte der Templer solchen Schmerz erfahren, noch nie zuvor war er so blind in einen Kampf gegangen. Er hätte es spüren müssen, er hätte es wissen müssen. Die Schatten, er sah sie nun. Auch ohne, dass seine Sinne Alarm schlugen, konnte er mit bloßen Auge sehen wie die Schatten den Fremden umgaben. Schlimmer noch, sie schienen ein Teil von ihm zu sein. Für einen kurzen Augenblick, welcher für Theolus wie eine Ewigkeit erschien, konnte der Templer seine Wunden lecken. Mit einem Tritt gegen die Schulter des Templers, zertrümmerte der Fremde nicht nur selbige sondern drehte er auch den Verwundeten auf den Rücken. Theolus atmete schwer. Seine Schulter zertrümmert, seine Brust durchbohrt, um eine Hand erleichtert, so lag er da und starrte in die grinsende Fratze seines Gegners. Das Grinsen nahm fast dämonische Formen an, als dieser seine Hand hob und die Leuchtpistole auf das Gesicht von Theolus richtete. Plötzlich überkam es den Templer, wie ein gewaltiger Schock traf es ihn. Es ließ seinen Kopf nach hinten schnappen, als hätte er einen Schlag unter sein Kinn erhalten und Vorahnungen durchfluteten seinen Geist. Er sah Schatten, er sah das böse, er sah den Tod. Als er sich von dem kurzen Moment erholt hatte blickte er erneut nach vorn auf den Lauf der Leuchtpistole und in das grinsende Gesicht seines Gegners. Als die Sinne des Templers in tausend Stimmen Alarm schlugen, um ihn vor dem Bösen auf dem Hügel zu warnen, drückte der Fremde ab und verwandelte das stolze Antlitz des Templers in einen Haufen deformiertes brennendes Fleisch und brachte die Stimmen so für immer zum schweigen.
Nach einer Weile erreichte der restliche Trupp die Hügelspitze und kam dort zu einem abrupten Halt. Der Halt kam so unerwartet, dass Thor, immer noch mit seinen selbstverliebten Gedanken beschäftigt, gegen den Rücken seines Vordermannes stieß. "Was hat das zu bedeuten?!" grunzte der Barbar wütend und bahnte sich seinen Weg durch die Templer nach vorne. Eine groteske Szenerie bot sich ihm, als er durch die vorderen Reihen brach und sah was die Ordenskrieger zum halten bewogen hatte. Einige Meter vor ihnen lag der Körper eines Templers leblos am Boden. Der Gestank von verbrannten Fleisch erfüllte die Luft, Blut war über den Boden verteilt und das Gesicht des liegenden Templers war nicht mehr als solches zu erkennen. Aus der Brust, des auf dem Rücken liegenden Kundschafters, ragte eine Standarte hervor, welche anscheinend in dessen Brust gerammt worden war. Als Thor seinen Blick von der Leiche abwandte sah er einen Mann in zerflederter Kleidung und einem breiten Grinsen nicht unweit der Leiche gegen einen toten Baum gelehnt stehen. “Ich hab mich schon gefragt, wann der Rest von euch Zinnsoldaten auftaucht.“ spottete der Fremde. Ohne weiteren Wortwechsel gingen die restlichen Templer rund um ihren Anführer, mit dem goldenen Helm, in Kampfposition um ihren gefallenen Bruder zu rächen. Thor trat zurück durch die Reihen und befahl seinen Männern sich zurückzuhalten. Er würde erst abwarten wie sich das ganze entwickelt, bevor er blind in den erst besten Kampf stolpern würde. Männer wie Thor waren viel zu selten, als das man sie unnütz verheizen würde, also beobachtete er neugierig was als nächstes geschehen würde.
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@Dante
LOL .. die Idee mit dem Stein war TOLL. Wobei mein Charakter dann wohl ein wahres Problem hat, wenn er so leicht zu finden ist. >_>"