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sorata08
Die entscheidene Frage hierbei ist, ob Ironie oder Witze darüber zu machen eben gleich deinen angegebenen Extremen entspricht. Klar, wenn es sich um richtig abwertende Aussagen und Sprüche handelt, die dich als Gläubigen als völligen Vollpfosten darstellen, ist die Reaktion selbstverständlich berechtigt.
Ich habe vor einer Weile für meine Begriffe harmlose Bemerkungen über eine Allgemeinheit von Denkweisen gemacht. Zumindest einen Diskussionsteilnehmer habe ich damit sehr gekränkt, ohne das beabsichtigt zu haben. Menschen reagieren nicht immer gleich und denken nicht immer gleich. Was für dich Ironie und Witze sind, stellt für andere Leute eine Kränkung dar.
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Aber warum darf ich als frei denkender Mensch nicht meine Meinung kund tun.
Grundgütiger, warum muss es immer auf dieses Freie-Meinung-Argument hinauslaufen? Deine Grundfreiheiten bestehen nur in dem Rahmen, wie sie die Rechte und Freiheiten anderer nicht einschränken. Kränkungen gehören dazu.
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Es gibt eben Leute, die können mit der Vorstellung eines Gottes nichts anfangen. Stellen ihre Aussagen denn dann den eigenen Glauben automatisch in Frage?
Nein. Hat niemand behauptet.
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Wenn jemand zu mir sagt "Gott ist doof und den gibt es gar nicht!", dann ändert das doch nicht meinen Glauben, nur weil das jemand so daher sagt. o_ô
Jau, und weil Islamkritiker im Allgemeinen nur dumme Daherschwätzer sind, die noch nie Glaubensinhalte direkt angegriffen hätten... naja, vielleicht verstehst du, worauf ich hinauswill.
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Trotzdem darf und muss es erlaubt sein, Religionen zu kritisieren.
Eine Frage dazu: Warum? Kritisiere ich deine Sexualität? Kritisiere ich dein Sprachverhalten? Kritisiere ich deinen Beziehungsumgang? Deine familiäre Bindung? Die Art und Weise, wie du denkst?
Religion ist ein Teil der privaten Sphäre. Man darf gern mit entsprechend Religiösen darüber reden, aber zu kritisieren ist sie erst, wenn sie aktiv in die öffentliche Sphäre rückt. Dieses aktive in die öffentliche Sphäre Rücken passiert allerdings recht selten, der bedarfte und unbedarfte Religionskritiker bekommt das nur so gut wie nie mit, weil für ihn automatisch alles zur Debatte steht. Ist ja irgendwie auch klar, wenn ich mich Religionskritiker nenne, muss ich auch über Religionen reden.
Kritik, wie sie dir vorschwebt, ist ein Gespräch über einen Glauben. Du darfst gerne Gespräche mit einem Gläubigen führen und seinen privaten Raum hinterfragen. Aber so großkotzig wie heute gegen den Islam oder irgendeine andere Religion argumentiert wird - tut mir leid, da würde ich auch ausfallend werden.
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Denn wie wir wissen, kann daraus schnell Extremismus erwachsen. Hat das Christentum ja recht gut bewiesen. o_ô
Es hätte die Hexenverfolgung voll verhindert, wenn man das Christentum mehr kritisiert hätte.
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Aber ich würde doch keinen wegen einen Witz über Gott gleich bezichtigen, er würde meinen Glauben in den Dreck ziehen. o_Ô
Dann tut es mir leid, dann hast du keinerlei Ahnung, was Glauben für Menschen bedeuten kann. Wie kannst du einen Witz über einen Gott machen? Wie kannst du einen Witz über einen Menschen machen, ohne ihn zu beleidigen? Genau, indem du mit diesem Menschen ein vertrautes Verhältnis pflegst. Da man aber im Allgemeinen Witze über den Gott völlig fremder Menschen macht, ist das nunmal zutiefst kränkend. Verstehst du nicht, dass die Bindung zu einem Gott vor allem von Ehrfurcht und Liebe geprägt ist? Wie soll man sich da nicht angegriffen fühlen, wenn einer den eigenen Gott ins Lächerliche zieht?
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Ich mein, nur weil du über etwas oder jemanden Witze machst, heißt das ja nicht du hasst den oder willst ihm etwas Böses...
Jau, es heißt nur, dass du denjenigen abwertest. Mit Hass und Bösem hat das freilich nichts zu tun, es entbehrt einfach jeglichen Respektes für die Werte anderer. Viel mehr noch, diese "Witze" die gemacht werden, schmücken sich häufig mit irgendwelchen herausgepickten Informationen, die die Emanenz hinter religiösen Vorstellungen automatisch belächeln.
Du musst vor allem eines verstehen: Für dich mögen Witze über deinen Gott - ich weiß nicht mal genau, ob du einen hast, glaube es aber aus deinen Aussagen herausgelesen zu haben - nichts Kränkendes sein. Für andere Kulturen, die in ihrer Beschaffenheit und Wertsetzung grundlegend verschieden sind, gilt dieses lasche Verständnis aber nicht.
Vergleich das mal mit einem gegenteiligen Fall, beispielsweise Nazideutschland. Ich persönlich fühle mich gekränkt, wenn man Hitler als einen großen Deutschen stilisiert oder unseren Staat auf eben jenen Zeitabschnitt beschränkt. Deutschsein ist eine Form unserer Identität und unser Erbe ist es ebenso - da lässt man sich nicht unbedingt so gern drin rumwühlen.
Und weiter: Vor historisch kurzer Zeit wurden Leute noch wegen Ketzerei hingerichtet, wenn sie "Witze" über den christlichen Gott gemacht haben, und sogar für Harmloseres. Nur weil wir eine gesellschaftliche Relevation erlebt haben und Stück für Stück diese oder jene Werte abgelegt haben und unser identitäres Dasein den Ansprüchen aus unserer Gesellschaft angepasst haben, heißt das noch lange nicht, dass die in deren Gesellschaft unseren Ansprüchen nachzukommen haben.
Viel mehr noch ist die Beziehung eines Moslems zu seinem Glauben eine vollkommen andere als die Beziehung eines Anders- oder Nichtgläubigen zur Vorstellung eines göttlichen Wesens - diese Beziehung von Muslimen unterscheidet sich übrigens auch grundlegend von beispielsweise der im Christentum vorhandenen oder der im Judentum ausgelebten. Hier jetzt Witze zu machen ist genauso unanständig, wie Homosexuelle zu tuckigen Love-Parade-Besuchern herabzuwürdigen.
Und selbst hier gibt es immer noch Muslime, die sich nicht aus der Ruhe bringen lassen, obwohl diese "Witze" immer und immer wieder auftauchen und einfach entwürdigend sind. Ja, es geht um Würde, um Respekt. Und wenn beides immer und immer wieder angegriffen wird - selbst mit der harmlosen Absicht, einfach mal witzig zu sein (ein Tipp: Selbstironie macht am meisten Spaß, man muss nicht immer andere soziale Gruppen verkalauern.) -, dann platzt einem irgendwann sehr verständlicherweise der Kragen. Ich gehe hier sogar so weit zu sagen, dass einige Moslems aufgrund der Umstände, in denen sie aufgewachsen sind oder immer noch leben, einiges mehr an Aggressionspotenzial haben. Aber ist das unverständlich?
Denn es ist genau so, wie Aldinsys sagt: Die Wut entsteht aufgrund von Ignoranz und bewusster Fehlinformation beziehungsweise bewusster Verdrehung von Glaubensinhalten. Dazu gehört auch die Darstellung eines Moslems als Mensch, der gleich wild um sich schlägt, sobald man sich mit seinem Glauben auseinandersetzt. Hättest du wirklich mal mit einem Moslem über seinen Glauben geredet, und nicht nur über ihn und sein Moslemsein, hättest du vielleicht mitbekommen, dass auch der sich gern zu seinem Glauben äußert, manche führen sogar sehr gern Diskussionen über Glaubensinhalte. Da aber so gut wie niemand zu akzeptieren scheint, dass der Islam ebenso ein ernstzunehmendes, in sich geschlossenes Gebilde ist, das mit exakt der selben Aufwendung von Respekt zu behandeln ist, wie jeder andere Lebensbereich jeder anderen Kultur jedes anderen Individuums, bleibt eben manchen nur die Resignation und extremeren Reaktionen. Wenn dir immer wieder jemand grundlos auf den Hinterkopf klatscht, wirst du auch irgendwann aggressiv.
Erm... um das noch nachzulegen: Du findest hier im Forum und speziell auch in diesem Thread genug Leute, die schon aufgrund der Tatsache, dass hier der Islam auf diese oder jene Weise thematisiert wird, aggressiv reagieren. Aber der Muselmann, na der kommt ja irgendwo aus Asien, also soll der mal schön die buddhistische Gelassenheit ausstrahlen. Machen die Inder ja auch.